Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 10: Marsaxlokk ---------------------- Wir waren gemeinsam am Ufer des schwarzen Sees. Ich beobachtete ihn verträumt dabei, wie er Steine übers Wasser hüpfen ließ. Er konnte das gut. Ich dagegen hatte das noch nie hinbekommen. Schließlich wandte er den Blick zu mir und lächelte mich an. Ich mochte sein Lächeln. Seine Augen glänzten dabei. Nun kam er auf mich zu und nahm mich in den Arm. Ich kuschelte mich an ihn. Er gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich genoss es. Ich wollte, dass dieser Moment niemals endete. Ich wollte für immer hier sitzen und das alles hier genießen… … doch der Wecker klingelte. Ich fuhr aus dem Schlaf hoch und sah mich verwirrt im Zimmer um. Wieder nur ein Traum! Es war zum verrückt werden! Warum traten diese komischen Träume in letzter Zeit so gehäuft auf? Ich mochte James Potter nicht! Ich mochte ihn NICHT! Oder musste ich mir langsam doch eingestehen, dass ich mir das nur selber einredete? Wie konnte ich gestern auch noch das Gespräch mit ihm gemocht haben? Warum war ich auch noch traurig gewesen, als er schließlich aus dem Zimmer ging? Wie konnte das alles sein? Ich mochte ihn doch gar nicht! Oder doch? Ich war absolut verwirrt und ich wollte endlich eine Antwort auf meine Fragen haben. Ich warf einen Blick auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Ich wollte so zeitig wie möglich im Restaurant frühstücken. James hatte mir gar keine Zeit genannt, wann wir nach Marsaxlokk fahren wollten und ich wollte auf keinen Fall zu spät sein. Ich wusste nicht, warum ich so aufgeregt war. Gestern noch war ich genervt gewesen, dass ich überhaupt mit James etwas zusammen unternehmen musste und heute konnte ich es kaum abwarten! Das war doch absurd! Als ich das Restaurant betrat, war noch niemand da. Aus irgendeinem Grund war ich darüber enttäuscht. Ich hatte gehofft, er wäre auch schon wach. Das Frühstücksbuffet war noch nicht ganz fertig aufgebaut, doch ich nahm mir schon ein paar Cornflakes und suchte mir einen Tisch aus. Ich achtete nicht so wirklich auf das, was um mich herum passierte. So nach und nach betraten wohl weitere Gäste das Restaurant. Ich schreckte erst hoch, als sich jemand zu mir an den Tisch setzte. Es waren James und Jana. „Guten Morgen“, grüßte James mich fröhlich. „Hast du gut geschlafen?“ „Morgen“, erwiderte ich verlegen. „Ja, danke. Und selber?“ „Ja, hab ich“, antwortete James. Jana lächelte nur etwas schüchtern. Offensichtlich traute sie sich noch nicht so richtig, etwas zu sagen. „Wann wollen wir dann nachher eigentlich los?“, wollte ich wissen. „Keine Ahnung“, erwiderte James. „Tatze pennt immer lange. Wenn er dann wach ist, würde ich dich wieder abholen.“ „Er hatte doch gestern schon kein Frühstück!“, wies ich ihn darauf hin. „Doch, natürlich“, widersprach James. „Ich hab ihm was mit hoch genommen. Tatze würde NIE ohne Frühstück irgendwo hingehen. Und ich hab aber auch keinen Bock Ewigkeiten auf ihn zu warten, nur weil er morgens nicht aus den Federn kommt.“ Ich musste irgendwie darüber lachen. „Wie kommt er nur während des Schuljahres jeden Morgen aus dem Bett?“, fragte ich. James grinste hämisch. „Also wenn er niemanden hätte, der ihn jeden Morgen aus dem Bett schmeißt, dann würde er ständig zu spät kommen“, antwortete er. „Wurmschwanz ist übrigens auch nicht besser. Moony und ich wechseln uns aber jeden Morgen ab, mit dem Weckdienst.“ „Weckdienst!?“, wiederholte ich. „Wie sieht der aus?“ James‘ Grinsen wurde noch breiter. „Also wenn ich dran bin mit Weckdienst, dann kann es schon passieren, dass ‘ne Wasserkaraffe einfach mal so umkippt“, erzählte er mit einem verschwörerischen Grinsen, „… über Tatzes Kissen.“ Ich musste lachen. „Dafür muss er dich doch wirklich hassen!“, vermutete ich. „Also hassen nicht gleich“, entgegnete James, „aber sagen wir, er hat es lieber, wenn Moony mit dem Weckdienst dran ist. Der ist da zaghafter. Aber genau genommen: wenn Tatze mal verschlafen hat, war immer Moony mit dem Weckdienst dran gewesen.“ Ich stellte mir das bildlich vor und musste lachen. „Wie seid ihr eigentlich auf eure Spitznamen gekommen?“, wollte ich wissen. „Wir hatten ja letztes Jahr den Patronuszauber gelernt, aber ihr könnt ja unmöglich vorher gewusst haben, was eure Patroni für Formen annehmen. Und Peters und Remus‘ Patroni haben ja gar keine Gestalt.“ „Moonys Patronus hat ‘ne Gestalt“, widersprach James. „Aber er mag sie nicht und deswegen produziert er absichtlich einen gestaltlosen Patronus. Aber ich kann dir nicht verraten, wie wir wirklich auf unsere Spitznamen gekommen sind. Das ist ein Geheimnis zwischen Tatze, Moony, Wurmschwanz und mir. Nicht einmal Jana weiß es.“ Jana blickte tatsächlich etwas neugierig drein, aber sie fragte nicht nach. „Und die eigentliche Gestalt von Remus‘ Patronus?“, fragte ich neugierig. James schüttelte nur den Kopf. „Wenn er wöllte, dass die Form seines Patronus bekannt wäre, dann würde er ihn nicht absichtlich gestaltlos produzieren“, sagte er. Damit hatte er wohl Recht. Ich war trotzdem neugierig, aber ich widerstand dem Drang, weiter nachzufragen. Ich wandte mich daher wieder meinem Frühstück zu. Nach dem Frühstück erhob ich mich. „Na gut, ich geh mich oben fertig machen, für den Ausflug“, sagte ich. „Mach das“, erwiderte James. „Pack dir aber wieder Schwimmzeug ein. Wir gehen dort bestimmt auch baden.“ „OK“, antwortete ich. „Bis nachher.“ Oben in meinem Zimmer packte ich mir alles zusammen. Ich war nervös und ich wusste eindeutig nicht mehr, was ich von meinen Gefühlen halten sollte. War ich nun aufgeregt, dass es endlich los ging oder war ich nervös? Und vor allem: warum war ich überhaupt nervös? Ich hatte den Drang, Marlene um Rat zu fragen, aber ich wollte sie auch nicht nerven. Aber ich konnte auch nicht anders, also kramte ich im Schubfach nach dem Zwei-Wege-Spiegel. „Marlene?“ Ihr verpenntes Gesicht erschien im Spiegel. „Was ist passiert?“, wollte sie wissen. „Nichts“, erwiderte ich. „Ich bin nur nervös und aufgeregt.“ Sie blinzelte mich an. „Warum bist du nervös?“ „Das weiß ich ja eben nicht! Ich weiß nicht mehr, was ich überhaupt weiß.“ „Sehr gut! Das heißt, du bist auf dem besten Weg, dich so richtig zu verlieben.“ „Kannst du auch mal ernst bleiben?“ „Das war ernst gemeint. Ist doch klar, dass man nervös und aufgeregt ist, wenn man sich mit jemandem trifft, in den man sich verliebt hat.“ „Ich habe mich aber nicht in ihn verliebt!“ Das glaubte ich jedenfalls. „Du willst jetzt nicht wirklich wieder DIESE Diskussion anfangen!?“, erwiderte Marlene. „Es ist nur die Wahrheit!“, verteidigte ich mich. „Na dann sag mir doch mal ganz ehrlich wie oft du seit vorgestern wieder von ihm geträumt hast“, forderte Marlene. Das war eindeutig nicht fair! Marlene hatte immer schon irgendwie diese Gabe besessen, meine Gedankengänge zu erraten. Jetzt ahnte sie wohl auch noch, was ich träumte! „AHA!“, triumphierte sie, als ich nicht sofort antwortete. „Du hast wieder von ihm geträumt und du willst es nicht zugeben! Das alleine ist ja schon ein eindeutiges Zeichen.“ „Ja, aber er könnte mir auch unauffällig einen Liebestrank untergejubelt haben!“, mutmaßte ich. … OK, das war wohl nicht sehr wahrscheinlich. Marlene quittierte es mit einem Das-glaubst-du-doch-wohl-selbst-nicht!-Blick. „Liebestrank?!“, wiederholte sie sarkastisch. „Ja, ganz sicher!“ „Ja, ist ja gut!“, rief ich verzweifelt. „Dann kann es eben kein Liebestrank sein. Aber ich bin jedenfalls nicht in ihn verliebt!“ Sie schüttelte nur resigniert den Kopf. „Was muss eigentlich passieren, dass du dir selbst eingestehst, dass du dich nun mal in ihn verliebt hast?“, wollte sie wissen. „Ich muss ihn von selber küssen wollen“, antwortete ich. „Nicht nur im Traum!“ Meine Gedanken schweiften ab und zurück zu meinen Träumen. Ich stellte mir vor, wie es wohl war ihn wirklich zu küssen. In meiner Magengegend explodierte bei diesem Gedanken geradezu ein Feuerwerk. … Oh mein Gott! Wenn das so weiter ging, war Marlene wirklich drauf und dran, die Diskussion zu gewinnen. Aber das konnte ich ihr jetzt unmöglich sagen! „So knallrot, wie du gerade wirst“, erwiderte Marlene, „scheint dieser Gedanke dir ja selber gar nicht so abwegig zu sein!“ „DOCH!“, widersprach ich, aber meine Stimme klang auf einmal zu aufgeregt. Marlene lachte nur. Sie glaubte mir nicht. War ja klar! In diesem Moment klopfte es an der Tür. James! „Ich muss los“, sagte ich zu Marlene. „James holt mich gerade ab.“ „Na dann viel Spaß!“, antwortete sie. „Genieß deinen Kuss!“ „MARLENE!“ Sie lachte nur und war wieder aus dem Spiegel verschwunden. Es klopfte wieder. „Ja, ich komme!“, rief ich, packte meine Tasche und rannte zur Tür. James blickte etwas verdutzt drein, als ich die Tür öffnete. Ich fragte mich, ob er wohl ein paar Worte von meiner Unterhaltung mit Marlene aufgeschnappt haben könnte. Oh Gott! Das wäre eine Katastrophe! „Ist alles in Ordnung?“, wollte er wissen. „Du siehst so aus, als wärst du total durch den Wind!“ „Ich? Ich bin nicht durch den Wind!“, log ich. „Doch!“, mischte sich Sirius ein. Er lehnte wieder hinter James an der Wand und wartete mit seinem typischen breiten Grinsen im Gesicht. Er hatte mich erwischt. Aber ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. „Ist jedenfalls nicht so wichtig!“, stammelte ich schließlich. „Wollten wir jetzt eigentlich los?“ „Ja, wollen wir“, antwortete James und reichte mir wie selbstverständlich seinen Arm. Ich nahm ihn etwas zögerlich an und wir gingen zusammen runter zum Parkplatz. Ich konnte James nicht wirklich ansehen. Das Feuerwerk in meiner Magengegend kam gerade erst so richtig in Gang. Verdammt, wie hatte Marlene das gerade nur geschafft? Meine Gedanken hatten sich jetzt geradezu verselbstständigt und ich wollte gerade, dass meine Träume Wirklichkeit wären. Verdammt! Es ging nicht mehr! Sie hatte Recht, ich konnte es nicht mehr leugnen. Sie hatte, verdammt noch mal, Recht! Aber was sollte ich denn jetzt machen? Ich konnte ihn ja jetzt schlecht auf der Stelle küssen! Das war wirklich abwegig. „Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, fragte James irgendwann. Wir saßen bereits im Auto. Er saß neben mir auf dem Rücksitz und sah mich eindringlich an. Ich nickte nur. Ich war mir nicht sicher, ob ich meine Stimme gerade überhaupt unter Kontrolle hatte. Sirius lachte. Offensichtlich beobachtete er mich über den Rückspiegel. „Das ist nicht witzig, Tatze!“, rief James aufgebracht. „Krieg dich ein, Krone!“, erwiderte er. „Sie ist nur aufgeregt.“ Woher wusste er das? Man konnte es mir doch nicht auch noch ansehen, oder? Die restliche Fahrt verlief wieder schweigend. Meine Gedanken wirbelten nur so umher und ich hatte keine Ahnung, wie ich sie wieder bändigen sollte. Schließlich stellte Sirius das Auto relativ nah am Wasser ab. Das kleine Fischerdorf Marsaxlokk sah sehr pittoresk aus. Diese bunt bemalten kleinen Boote, die wir auch gestern schon gesehen hatten, schaukelten auf dem Wasser im Wind. James hielt mir wieder die Tür auf. „Du musst das wirklich nicht machen“, versicherte ich ihm etwas verlegen. „Doch“, beharrte James. „Wo bleibt denn sonst die Etikette?“ Das war ein Tot-Schlag-Argument. Ich konnte darauf nichts erwidern. Es machte mich immer noch verlegen, dass James mir wieder, wie selbstverständlich, seinen Arm reichte, aber für ihn schien das nur höflich zu sein. Wir spazierten zunächst ein wenig durch das Dorf. Es gab eine Kirche. „Our Lady of Pompei“ stand da am Eingang auf einem kleinen Schild. Diese Kirche prägte das Dorf. Ansonsten jedoch gab es kaum andere wirkliche Sehenswürdigkeiten hier. Dafür aber gab es entlang der Uferpromenade einen Markt, wo man alles Mögliche kaufen konnte: Souvenirs, Handtaschen, Bekleidung etc. Ich nutzte die Gelegenheit und sah mich nach ein paar Kleinigkeiten für Marlene um. Auch James, Sirius und Jana sahen sich an den Ständen um. Plötzlich spürte ich eine sanfte Hand, die mich leicht anstupste und ich sah mich um. Es war Jana. „Bist du nervös?“, wollte sie wissen. „Ja, bin ich wohl“, gab ich zu. „James ist auch immer nervös, wenn er sich darauf freut, dich zu sehen“, erwiderte sie. „Und er spricht fast ununterbrochen von dir.“ „Ich weiß gar nicht so richtig, was ich darauf sagen soll“, antwortete ich. „Findest du ihn eigentlich immer noch so nervig?“, fragte sie weiter. „Eigentlich nicht mehr“, erwiderte ich. „In Hogwarts war er immer ganz anders als hier.“ „Aber er war doch letztes Schuljahr auch in Hogwarts schon nicht mehr so angeberisch gewesen, oder?“ Ich musste zugeben, dass sie damit Recht hatte. Es war mir auch aufgefallen, aber ich hatte es gar nicht so richtig wahr haben wollen. „Er hat erzählt, wovor du Angst hattest“, fuhr sie fort. Ich wurde knallrot. „Ich hoffe, er ist mir nicht allzu böse, deswegen“, entgegnete ich. „Ich war voreingenomme.“ Jana schüttelte nur den Kopf. „Er ist dir nicht böse“, versicherte sie. „Ich wollte dir nur sagen, dass du für ihn wirklich nicht nur irgendeine von vielen bist. Du bist DIE eine von vielen.“ Ich wusste wieder nicht, was ich darauf antworten sollte. In meiner Magengegend entfachte wieder das Feuerwerk. Und es fühlte sich sogar noch intensiver an, als noch heute Morgen. In diesem Moment holten uns James und Sirius ein und ich hatte nicht mehr die Gelegenheit ihr zu antworten. Es war nun um die Mittagszeit und die beiden – vor allem aber Sirius – hatten Hunger. „Was haltet ihr davon, Essen zu gehen?“, schlug James vor. Ich konnte nur nicken und wir sahen uns nach einem Restaurant um. Davon gab es hier angrenzend an den Markt wirklich viele. Alle warben mit günstigen Tagesmenüs. Ich überließ die Auswahl des Lokals den Jungs. Schließlich hatten die beiden ein Restaurant gefunden, von dem aus man die Uferpromenade und die Bucht am besten überblicken konnte. Wie nicht anders zu erwarten fanden sich auf der Speisekarte nur Fischgerichte oder Gerichte mit Meeresfrüchten. Fisch war allgemein nicht gerade mein Lieblingsessen, aber ich fand ein vielversprechendes Menü: Lachsfilet auf grünen Tagliatelle in Dillsoße. Sirius dagegen hatte mehr zu tun, ein Gericht zu wählen. „Ich werd' Vegetarier!“, meinte er. James lachte spöttisch. „Du? Vegetarier?“, erwiderte er. „Das hältst du ja keine 24 Stunden aus! Aber guck mal! Sie haben auch Fischstäbchen.“ Sirius sah ihn vorwurfsvoll an. „Das ist ein Kindergericht!“, beschwerte er sich über diesen Vorschlag. James lachte nur. Er selber hatte weniger Probleme damit überhaupt ein Gericht zu finden, als damit, sich für eines davon zu entscheiden. Schließlich hatten aber auch die beiden sich entschieden. Der Service hier war sehr schnell. Nachdem die Bestellung aufgegeben war, brauchten wir kaum eine halbe Stunde auf unser Essen zu warten. Die Portionen waren gut und das Essen selbst ebenfalls sehr lecker. „Möchtest du noch ein Eis?“, bot James mir an. Ich warf einen Blick in die Speisekarte. Eigentlich hatte ich vorhin schon so viel auf dem Markt ausgegeben. Für noch ein Eis reichte mein Geld jetzt nicht mehr. „Nein, danke“, erwiderte ich daher. James schien allerdings meine Gedanken erraten zu haben. „Ich bezahle für dich“, sagte er. „Nein, ich kann für mich selber bezahlen“, widersprach ich. „Ich lade dich ein“, beharrte er. „Dann komm ich mir aber so unverschämt vor!“ „Und ich komm mir unverschämt vor, dich nicht einzuladen!“ „Aber ich will dir nichts schulden.“ „Du schuldest mir wirklich nichts.“ „Aber du hast mich doch gestern schon eingeladen.“ „Ja, na und?“ Sirius und Jana saßen unterdessen daneben und beobachteten interessiert die Diskussion. Sirius fand das sogar unglaublich witzig. „Ich raube dir ja nur ungern die Hoffnung, Lily“, mischte er sich schließlich ein. „Aber Krone zahlt sowieso!“ „Und ich zahl jeden einzelnen Knut zurück“, erwiderte ich. „Nein, vergiss es“, kam es von James und Sirius gleichzeitig. Ich musste mich wohl geschlagen geben. „Schön, aber ich möchte jedenfalls kein Eis mehr“, sagte ich schließlich. Es war ja immerhin schon schlimm genug, dass ich ihm auch noch auf der Tasche lag. Da wollte ich nicht noch ein Eis extra. James schien das zwar zu bedauern, diskutierte allerdings nicht weiter. Tatsächlich zahlte er schließlich die komplette Rechnung zusammen. Sirius schien damit offensichtlich kein Problem zu haben, aber wahrscheinlich hatte er schon häufiger Gelegenheiten gehabt sich zu revanchieren. Nach dem Mittag spazierten wir noch eine Weile am Hafen entlang. Die Fischerboote, fanden wir heraus, wurden Luzzu genannt. Das Auge, das vorne auf dem Bug aufgemalt war, sollte, dem alten Glauben nach, die Fischer vor bösen Geistern bewahren. In jedem Fall waren sie aber ein paar schöne Fotos Wert. Irgendwann, nach einem ausgedehnten Spaziergang, gelangten wir in die Badebucht Il Qala (gesprochen Il Kala). Hier blieben wir dann noch eine Weile bis wir irgendwann, als die Sonne schon ein ganzes Stück rumgekommen war, wieder zum Auto gingen und zurück ins Hotel fuhren. Meine Eltern hatten, wie ich feststellte, den ganzen Tag zusammen mit James‘ Eltern verbracht. Sie verstanden sich prächtig und ich hatte die ganze Zeit während des Abendessens das Gefühl als planten sie schon eifrig unsere Hochzeit. Das ging alles viel zu schnell! Als ich schließlich mein Geschirr weg brachte, folgte James mir. „Bleibt das eigentlich noch dabei, dass wir morgen zusammen ausgehen?“, wollte er etwas verlegen wissen. „Ja, hatte ich doch versprochen“, antwortete ich. James schien sich darüber zu freuen. „Ich hatte mir überlegt, morgen mit dir einen Ausflug nach Comino zu machen“, erzählte er. „Das ist die kleinste der drei maltesischen Inseln und dort soll es sehr schön sein. Und es soll eine blaue Lagune geben.“ „Klingt gut“, antwortete ich und lächelte etwas. Und wieder explodierte vor Aufregung ein Feuerwerk in mir. Das konnte doch echt nicht normal sein! James freute sich. „Wann soll’s morgen früh losgehen?“, wollte ich wissen. „Ich würde mich da ganz nach dir richten“, erwiderte James. „Naja Marlene besteht darauf, dass sie morgen früh noch fix zu mir apparieren will, um mir die Haare zu machen“, gestand ich etwas verlegen. „OK, dann bin ich mal gespannt“, sagte James grinsend. „Aber du siehst auch so wundervoll aus.“ „Schleimer!“ „Das war ehrlich gemeint. Aber sagen wir, ich hol dich dann so gegen zehn Uhr ab, wenn du magst.“ „OK, dann bis morgen.“ „Bis morgen, Lily. … Ach und pack dir dein Portemonnaie übrigens gar nicht erst ein!“ Ich verdrehte die Augen, antwortete aber nicht. Ich wollte die Diskussion nicht schon wieder starten und ich schien wohl doch keine Chance zu haben. Ich verabschiedete mich noch einmal endgültig für heute und ging hoch in mein Zimmer. Marlene schien schon nur so darauf gewartet zu haben, dass ich sie endlich über den Zwei-Wege-Spiegel anrief. „Wie war der Kuss?“, wollte sie sofort wissen. „Wir haben uns nicht geküsst“, antwortete ich. „Schade!“ Ich holte tief Luft. Ich brauchte ihren Rat. Das alles hier wuchs mir mittlerweile eindeutig über den Kopf. „Ich glaube aber, du hattest Recht“, gestand ich ihr schließlich. Ihr klappte die Kinnlade runter. „Halleluja, woher diese plötzliche Erkenntnis?“, fragte sie. „Ich bin echt stolz auf dich!“ „Ich weiß nicht so wirklich. Das alles verwirrt mich. Und ich hab überhaupt keine Ahnung, was ich jetzt machen soll.“ „Na als aller erstes sollst du mir von deinem heutigen Tag erzählen und zwar jede kleine Einzelheit!“ Ich seufzte etwas und begann zu erzählen. Die Unterhaltung diesen Abend zog sich dieses Mal wirklich in die Länge. Ich schlachtete mit Marlene den ganzen Tag aus und sie ging auf jedes noch so unbedeutende Detail ein. Irgendwann – es war schon fast Mitternacht – verabredete sie sich für morgen um neun, um mir die Haare zu machen. „Eine Stunde sollte mehr als genug Zeit sein, um dir die Haare zu machen“, meinte sie. „Das will ich hoffen“, erwiderte ich. Marlene grinste. „Jetzt geh du erstmal schlafen! Du musst morgen früh ausgeschlafen sein und ich will keine Augenringe kaschieren müssen!“ „Sofern ich denn Schlaf finde.“ „Den hast du gefälligst zu finden!“, scherzte Marlene. „Bis morgen früh!“ „OK, gute Nacht und bis morgen.“ Ihr Gesicht verschwand wieder aus dem Spiegel und ich ließ mich in mein Kopfkissen sinken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)