Sinneswandel von Friedi (LExJP) ================================================================================ Kapitel 8: Eine unerwartete Offenbarung --------------------------------------- Als ich wieder in mein Zimmer gelangte, stellte ich fest, dass Marlene mir bereits Iris geschickt hatte. Ich streichelte die Eule kurz und gab ihr zur Belohnung für den weiten Weg, den sie zurückgelegt hatte, ein paar Eulenkekse. Dann steckte ich die Karte von Mdina, die ich gestern schon vorbereitet hatte zusammen mit dem entsprechenden Souvenir in einen Umschlag und beeilte mich noch die Karte für den heutigen Tag fertig zu machen. Schließlich schickte ich Iris wieder los und suchte nach meinem Zwei-Wege-Spiegel, den ich im Nachttischschränkchen aufbewahrte. „Marlene“, rief ich sie und sie tauchte im Spiegel auf. „Hey, Lily“, rief sie fröhlich. „Wie war‘s?“ „Willst du die Langfassung oder soll ich gleich zur Katastrophe kommen?“ „So wie ich deine Übertreibungen von heute Morgen, gestern und vorgestern kenne, habe ich wohl bei der „Katastrophe“ so eine gewisse Ahnung, um was es geht. Ich bevorzuge die Langfassung.“ Marlene grinste mich breit an. „Es ist eine Katastrophe!“, beharrte ich. „Ja, ja“, erwiderte Marlene unbeeindruckt. „Aber jetzt erzähl schon. Ich bin neugierig!“ Ich fing also von vorne an zu erzählen und berichtete ihr jede Einzelheit. Schließlich gelangte ich zu dem Punkt, an dem James mich ins Wasser geschubst hatte und somit die letzte Aufgabe gelöst hatte. „Ich wusste, dass deine „Katastrophe“ eine Übertreibung ist!“, meinte Marlene und grinste nun noch breiter. „Ich nehme an, ein „Ich hab’s dir ja gesagt!“ willst du jetzt nicht hören, oder?“ „Nein!“ „Dann denk‘ es dir. Aber mal ehrlich: du solltest dich freuen! Weißt du, wie viele Mädchen in Hogwarts sich um ein Date mit James Potter reißen würden?“ „Das ist mir, ehrlich gesagt, total egal!“ „Na gut, du wirst schon noch feststellen, dass er liebenswert ist. Kann ich übermorgen früh eigentlich mal kurz zu dir apparieren? Als deine beste Freundin ist es schließlich meine Pflicht, dir vor einem Date mit James noch die Haare zu machen.“ „Du hast echt ‘nen Vogel!“ „Wenn du Iris meinst, dann ist das nicht zu leugnen. Aber unabhängig davon, seh‘ ich es trotzdem als meine Pflicht an, dir die Haare zu machen.“ „Tu, was du nicht lassen kannst!“ Ich konnte über Marlene nur noch den Kopf schütteln. Sie steigerte sich für meinen Geschmack viel zu sehr in das alles hier rein. Aber ich würde am Ende der Ferien schon noch Recht behalten und sie so überzeugen, dass sie sich zu viele Hoffnungen gemacht hatte. „Iris ist übrigens angekommen“, wechselte ich das Thema. „Sehr schön!“, freute sich Marlene. „Ich kann es kaum erwarten die Postkarten zu bekommen.“ „Hab sie ihr schon wieder mitgegeben“, versicherte ich ihr. Sie war zufrieden. Wir unterhielten uns noch ein bisschen über allgemeinere Dinge. Dann verabschiedete ich mich für heute. „Ich geh noch ein bisschen runter an den Strand“, sagte ich. „Mach das“, stimmte Marlene zu. „Wir hören uns dann morgen Abend wieder. Und ich wünsch dir jetzt schon mal viel Spaß in Marsaxlokk.“ „Danke“, erwiderte ich. „Bis morgen dann.“ Damit verschwand sie wieder aus dem Spiegel und ich machte mich fertig, um nach unten an den Strand zu gehen. Als ich unten ankam, suchte ich nach meinen Eltern. Sie hatten ja schließlich heute noch gar nichts von mir gehabt. Sie schienen allerdings eine Urlaubsbekanntschaft geschlossen zu haben, denn sie teilten sich den Sonnenschirm mit noch einem anderen Pärchen und unterhielten sich angeregt miteinander. Noch bevor ich sie erreicht hatte, erkannte ich einen zerzausten schwarzen Haarschopf. Bei dem Pärchen musste es sich um James‘ Eltern handeln. Das Schicksal hatte es in diesem Sommer eindeutig auf mich abgesehen! „Hallo“, grüßte ich etwas zurückhaltend, als ich zu ihnen gelangte. „Hallo, mein Schatz“, grüßte meine Mutter mich fröhlich. „Wie war dein Tag mit deinem Freund?“ „Wir sind nicht zusammen!“, stellte ich klar. „Aber abgesehen davon, war der Tag schön.“ Ich breitete meine Sachen neben ihnen aus. „James hat schon sehr viel von dir erzählt“, sprach mich seine Mutter an. „Es freut mich, dich endlich einmal kennen zu lernen. Ich bin übrigens Euphemia. Und das hier ist mein Mann, Fleamont.“ „Ich bin Lily, sehr erfreut.“ Ich schüttelte die Hand von James‘ Eltern. Es war mir ein wenig peinlich. Er hatte also von mir gesprochen. Es wurde ja immer besser! Seine Eltern allerdings waren wirklich nett. Sie unterhielten sich mit meinen Eltern über Hogwarts und allgemein über die magische Welt. Das war die letzten sechs Jahre lang ein beliebtes Thema meiner Eltern gewesen. Ich folgte der Unterhaltung ein wenig, bevor ich irgendwann ins Wasser ging. James war dort und spielte Wasserleiche. Ich drückte ihn kurz unter Wasser. Erschrocken fuhr er hoch. „Oh! Hi, Lily“, grüßte er fröhlich, als er mich erkannte. „Deine Eltern haben gesagt, du hättest von mir gesprochen“, stellte ich ihn zur Rede. „Naja…“, erwiderte er, „ja, hab ich wohl.“ „Was hast du ihnen über mich erzählt? Etwa dass ich die einzige bin, die du noch nicht im Bett hattest?“ Ich war aufgebracht und es war mir unglaublich peinlich. James blinzelte verdutzt. „Was? Nein! Wie kommst du darauf?“, wollte er wissen. „Gut!“, erwiderte ich ohne auf seine angeschlossene Frage zu achten. „Nur zu deiner Info; ich habe nicht vor, mich in deine Sammlung der One-Night-Stands einreihen zu lassen.“ „Ich weiß nicht, wovon du redest“, sagte James. „Von welchen One-Night-Stands sprichst du?“ „Jetzt tu nicht so!“ „Ich heiße nicht Sirius Black! Ich habe noch nie mit einer von denen geschlafen, mit denen ich mal ‘nen Tag in Hogsmeade verbracht habe.“ „Dafür hast du aber von einigen Mädchen die Gefühle mächtig aufgewühlt!“ „Das wäre dann nicht meine Schuld“, verteidigte sich James. „Sie wollten einen Tag mit mir in Hogsmeade verbringen und meistens hat Tatze für mich angenommen, bevor ich ablehnen konnte. Ich hab ihnen immer klipp und klar gesagt, dass nichts weiter laufen würde, außer dass ich diesen einen Tag mit ihnen im Dorf verbringen würde. Da ist nichts weiter passiert.“ Ich sah ihn ein wenig ungläubig an doch er sah mir dabei immer noch direkt in die Augen und er wirkte eher überrascht über den Vorwurf. Er sah so aus, als wüsste er nicht so richtig, ob er wütend sein oder es witzig finden sollte. „Du willst mir also sagen, dass du noch Jungfrau bist?“, fragte ich. „Wieso so überrascht?“, fragte James zurück. „Dir rennen so viele Mädchen hinterher. Du hättest so viele Möglichkeiten dazu!“ „Und dir rennen auch viele Jungs hinterher und du hast ja diese Möglichkeiten auch nicht ausgenutzt, oder?“ Das war wohl eindeutig ein Schach-Matt-Zug. „Nein, ich bin mit gewissen Werten erzogen worden“, antwortete ich. James musste lachen. „Hast du etwa geglaubt, dass ich jede Gelegenheit, mit einem Mädchen zu spielen, ausnutzen würde, sobald sie sich mir bietet?“, wollte er wissen. Ich wurde rot. Er hatte mich ertappt. Ich ließ mich sonst nie von Vorurteilen leiten – glaubte ich jedenfalls – aber diesmal schien es wohl tatsächlich nichts weiter als ein Vorurteil gewesen zu sein. James deutete mein Schweigen und fuhr fort. „Ich hab auch so etwas wie eine Erziehung genossen“, sagte er und er klang dabei ein wenig amüsiert. „Und falls du mich irgendwann im Bett haben willst, musst du mich schon heiraten.“ Er grinste verschmitzt und ich war mir sicher, mein Gesicht war jetzt feuerrot vor Scham. Das kam unerwartet. „Tut mir Leid, da hab ich mich wohl geirrt“, stammelte ich. „Schon gut, irgendwie sahst du ja süß aus, wie du dich gerade aufgeführt hast“, antwortete James. „Um übrigens zu deiner Frage von vorhin zurück zu kommen, was ich meinen Eltern erzählt habe: ich habe ihnen nur erzählt, dass du Jahrgangsbeste bist und dass du mich verzaubert hast.“ Er sah mir direkt in die Augen und ich konnte seinem Blick nicht richtig standhalten. Es war als würde in meinem Magen ein Feuerwerk starten und ich wusste nicht, was ich antworten sollte. Er musterte mich und wirkte dabei etwas besorgt. „Gehst du trotzdem übermorgen noch mit mir aus?“, wollte er wissen. „Ja“, antwortete ich. „Hab ich ja schließlich versprochen. Ich bin nur verwirrt.“ „Was verwirrt dich?“ „Naja du sahst immer zufrieden aus, wenn die ganzen Mädels um dich und Sirius rumgeschwirrt sind.“ „Ach ja? Naja ich hoffe jedenfalls, dass ich höflich war… und ansonsten hab ich mich wohl häufig über Tatze amüsiert. Aber was das betrifft, sind Tatze und ich nie einer Meinung, also haben wir die Diskussion darüber vor Jahren aufgegeben.“ Das Thema wurde mir mehr und mehr unangenehm. Ich hatte mich vollkommen getäuscht und wusste nicht, was ich noch antworten sollte. „Hast du heute Abend Lust, dich mit zu uns an den Tisch zu setzen?“, lud James mich ein. Ich zögerte etwas. Aber meine Eltern unterhielten sich immer noch so angeregt mit seinen, dass ich mir vorstellen konnte, dass wir heute Abend sowieso am selben Tisch essen würden. „Warum nicht“, antwortete ich schließlich und ein breites fröhliches Lächeln breitete sich wieder auf seinem Gesicht aus. „Super!“, rief er fröhlich. „Ich geh dann jetzt erstmal hoch in mein Zimmer, mir was Trockenes anziehen. Wir sehen uns dann nachher.“ Er drückte mir noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, bevor ich mich wehren konnte, und schwamm dann zurück an den Strand. Ich blieb wie angewurzelt stehen. In meiner Magengegend setzte sich das Feuerwerk fort und ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Zum ersten Mal machte ich mir Gedanken, ob Marlene tatsächlich Recht gehabt haben könnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)