Wodka Redbull von ScarsLikeVelvet ================================================================================ Kapitel 1: Die Lösung aller Probleme ------------------------------------ Gedanken rasten durch seinen Kopf. Keinen einzigen davon bekam er so richtig zu fassen, war einfach nicht in der Lage lang an ihnen festzuhalten. Er ließ seinen Kopf in den Nacken sinken und seufzte, exte dann an seinem Wodka Redbull. Im Augenblick war es egal, dass er nicht denken konnte. Denken würde bedeuten, dass er verstehen würde, was geschehen war und verstehen würde Schmerz bedeuten. Der Wodka rann schwer durch seine Adern, betäubte ihn und ein wenig wankend ging er zur Theke, um sich gleich zwei weitere große Gläser Wodka Redbull zu holen. Heute Abend war Bingedrinking angesagt, egal, was seine Bandkollegen davon hielten und wie sehr er selbst es am nächsten Tag bereuen würde.   Voller Sorge beobachtete Die, wie Kyo einen Wodka Redbull nach dem anderen trank und das, wo der Blonde normalerweise die Finger vom Alkohol ließ. Irgendetwas musste vorgefallen sein, dass er sich so sinnlos betrank, aber weder er selbst noch einer der anderen trauten sich zu fragen. Er selbst hatte nach anderthalb Bier aufgehört zu trinken, nachdem er merkte, dass Kyo sich die Kante geben wollte und auch Kaoru hielt sich an seiner ersten Flasche Bier fest.   Kyo wusste nicht, wie viel er schon getrunken hatte, aber es war noch lange nicht genug in seinen Augen, denn er fühlte immer noch und das wollte er nicht mehr. Irgendwann hatte er es dann doch geschafft. Zwar fühlte er noch immer, aber anscheinend hatte sein Körper beschlossen, dass er genug Alkohol intus hatte und beschloss in Streik zu treten. Ohne Vorwarnung wurde es schwarz um ihn und er sackte zusammen.   Daisuke hatte schon geahnt, dass genau das passieren würde, also hatte er sich näher neben Kyo gesetzt, fing diesen jetzt ab, bevor er Bekanntschaft mit Tischplatte und Boden machte. Fürsorglich fuhr seine Hand leicht an dessen Hals, tastete nach seinem Puls. Dieser ging rasch, war aber vorhanden. Er blickte zu Kaoru rüber und stumm verständigten sie sich darauf, den Sänger nach Hause zu bringen.   Schmerzen…dumpfe, hämmernde, sein Hirn zum Schmelzen bringende Kopfschmerzen waren das erste, was Kyo wahrnahm, als er langsam wieder zu sich kam. Er versuchte gar nicht erst seine Augen zu öffnen, denn dem Schmerz in seinem Schädel nach zu urteilen würde er wahnsinnig empfindlich auf Licht und Bewegung reagieren. Letzteres tat er Sekunden später, als sich das, worauf er lag, bewegte, weil sich jemand neben ihn setzte. Er gab ein ersticktes Geräusch von sich und wurde mit einem Ruck hochgezogen, bevor er sich herzhaft übergab. Seine Augen flatterten auf und er starrte in sein eigenes Erbrochenes, dass sich jetzt in einem Eimer befand. Er versuchte nicht einmal den Kopf zu drehen, um zu sehen, wer ihn da hielt, sondern ließ sich einfach nur erschöpft gegen die Person sinken und schloss seine Augen wieder. Er wollte einfach nur schlafen, aber das wurde ihm nicht gegönnt.   Als er merkte, dass Kyo langsam aufwachte, kam der Sadist in ihm zum Vorschein. Er wusste, dass Kyo jetzt wahnsinnige Kopfschmerzen haben würde und das jede Bewegung und sei sich auch noch so klein, ihn zum Kotzen bringen würde. Genau aus diesem Grund setzte er sich mit einem Eimer in der Hand neben ihm aufs Bett. Er grinste hämisch, als Kyo zu würgen begann und zog ihn hoch, hielt ihm den Eimer direkt unter die Nase. Ein wenig Mitleid bekam er schon, als Kyo sich so fertig gegen ihn lehnte, aber dennoch zeigte er es erst einmal nicht. "Na komm…leg dich hin…ich muss den Eimer leeren.", sagte er mit absichtlich lauter Stimme und grinste, als Kyo schmerzlich das Gesicht verzog, aber versuchte zu gehorchen.   //Muss der so schreien? Meine armen Ohren…mein Kopf…oh…besser nicht denken…//, ging es Kyo durch den Kopf und er verzog das Gesicht schmerzlich. Langsam ließ er sich zurück aufs Bett sinken, presste eine Hand vor seinen Mund und die andere auf seinen Bauch. Lange blieb er allerdings nicht liegen. Er öffnete seine Augen einen Spalt breit und suchte mit Blicken den Weg ins Bad. Als er Dai wiederkommen sah, stand er auf und taumelte in genau diese Richtung, ließ sich vor der Toilette auf die Knie fallen und übergab sich abermals. Die lauten Geräusche, die er selbst machte, verursachten ihm Schmerzen und noch mehr Übelkeit, so dass er gar nicht aufhören konnte, selbst als er nur noch Galle spuckte und schließlich trocken würgte. Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und er keuchte. Seine Hand suchte nach dem Taster zum Abspülen und gleich darauf ließ er seinen Kopf auf den kühlen Rand des Porzellanthrones sinken. Die Kühle fühlte sich lindernd an auf seiner erhitzten Haut, aber ihm war immer noch übel und gleichzeitig auch wahnsinnig heiß und kalt.   Überraschung malte sich auf Daisukes Gesicht ab, als Kyo an ihm vorbei ins Bad stürmte und verwandelte sich in Sorge, als Kyo gar nicht aufhören wollte, seinen Mageninhalt dem Porzellangott anzuvertrauen. Er stellte den Eimer neben das Bett und nahm eine dünne Fleecedecke aus dem Schrank, blieb unschlüssig in der Badezimmertür stehen. Als Kyo abspülte und sich erschöpft nach vorn sinken ließ, trat er zu ihm und legte ihm die Decke um die Schultern. Er spürte, wie der kleine Körper vor ihm zitterte vor Erschöpfung und half ihm auf die Beine. "Komm…spül deinen Mund aus und dann ab ins Bett.", sagte er bedeutend leiser als zuvor, hielt Kyo einen Zahnputzbecher mit Wasser an die Lippen und half ihm, sich den Mund aufzuspülen.   Kyo seufzte dankbar auf, als er Dai hinter sich spürte und ließ sich von ihm aufhelfen. Er lehnte sich wieder gegen ihn und folgte seinen Anweisungen, rührte sich aber nach dem Mundausspülen nicht. Der Sänger fühlte sich viel zu schwach, um sich zu bewegen.   Als Kyo sich so zitternd an ihn lehnte, empfand er ehrliches Mitleid und hob den jüngeren Mann vorsichtig hoch. "Kotz mich bloß nicht an.", murmelte er, als er seine Hände unter Kyos Po verschränkte und sich dann langsam mit ihm auf den Weg ins Schlafzimmer machte.   "Nix mehr drin…", murmelte Kyo und lehnte seinen Kopf gegen Daisukes Schulter, schlang aus Reflex seine Beine um die schlanke Hüfte des Gitarristen, um mehr Halt zu haben. Seine Arme lagen locker um seinen Nacken und seine Augen waren wieder geschlossen.   Dai lächelte, als Kyo sich so an ihm festhielt. Er trug ihn in sein Schlafzimmer und ließ den Blondschopf auf das Bett sinken. "Wie fühlst du dich?", fragte er ihn leise und streichelte ihm über die erhitzte Stirn.   "Wie ausgekotzt…", sagte Kyo und verzog die Lippen zu einem Lächeln, rollte sich dann langsam auf der Seite ein, um seinen Magen zu entlasten. Er tastete nach der Decke und zog sie über sich und zitterte noch immer.   Daisuke stand auf und verließ kurz das Zimmer, um in der Küche die Kanne Ingwertee und eine Tasse zu holen, die er vorbereitet hatte. Er füllte etwas Tee in die Tasse und ging zurück zu Kyo. Er hielt dem Sänger die Tasse hin. "Hier…vielleicht hilft dir das.", sagte er ruhig.   Vorsichtig legten sich Kyos zitternde Finger um die Tasse, nachdem er sich vorsichtig aufgesetzt hatte. Er nippte den Tee und verzog ob des leicht scharfen Geschmacks das Gesicht. Der Tee brannte in seiner wunden Kehle, aber gleichzeitig half die Wärme seinem Magen sich ein wenig zu beruhigen. Er blickte dankbar zu Daisuke und lächelte für einen Moment leicht, bevor seine Miene sich verdüsterte, da ihm langsam wieder bewusst wurde, weshalb er sich so sinnlos betrunken hatte. Er machte sich so klein wie möglich und senkte den Blick, während er die Tasse langsam leerte.   Der Gitarrist betrachtete besorgt, wie Kyo sich klein machte und still seinen Tee leerte. Irgendetwas war vorgefallen, sonst hätte Kyo sich weder so betrunken, noch würde er sich so verhalten, wie er es gerade tat. Er setzte sich auf die Bettkante und streichelte behutsam über Kyos Rücken, wollte ihm so zeigen, dass er nicht allein war. "Was ist los, Kyo? Warum so still?", fragte er leise und blickte ihn unverwandt an.   Kyo biss sich auf die Unterlippe und schüttelte leicht den Kopf, bereute es aber, da seine Kopfschmerzen sich wieder meldeten. Er ließ die Tasse zwischen seinen Oberschenkeln auf die Decke sinken und starrte auf seine zitternden Hände. So genau wusste er es selbst nicht. Normalerweise würde er sich seinen Frust entweder von der Seele schreiben, sich ins Studio zurückziehen und solange singen, bis seine Stimme aufgab oder seinen seelischen Schmerz durch körperlichen Ersetzen. Gut, in gewisser Weise hatte er letzteres ja getan, aber er wusste nicht einmal ansatzweise, wie er Daisuke erklären sollte, was in ihm vorging. Seine braunen Augen blickten unsicher zwischen seinen blonden Haaren durch zu Daisuke und er zuckte leicht mit den Achseln, als Zeichen, dass er es nicht wusste und erntete eine hochgezogene Augenbraue. "…ich weiß es nicht…Dai…ich wollte vergessen…für eine Weile…deswegen…" Er deutete auf sich und seinen körperlichen Zustand.   Ein klein wenig Verstehen zeigte sich in Daisukes Augen und er nahm die Tasse von der Decke, stellte sie auf den Nachttisch, bevor er Kyo in den Arm nahm. "Was wolltest du vergessen, Kyo? Du weißt doch, dass das nichts bringt…du verdrängst etwas und dann kommt es als geballte Ladung zurück und du endest im Krankenhaus…das will keiner von uns. Weder du, noch ich, noch die anderen.", sagte er leise und seine Hand legte sich an Kyos Stirn, zwang ihn seinen Kopf in den Nacken und gegen Dais Schulter zu legen. "…erzähl mir, was in dir vorgeht, Warumono…vielleicht kann ich dir helfen ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen."   Der blonde Sänger ließ Daisuke gewähren und seufzte leise. Eine Weile kaute er auf seiner Unterlippe herum und überlegte, ob es nicht einfacher wäre, die altbewährte Variante seiner Schmerzbewältigung zu wählen. Andererseits hatte er schon lange damit aufgehört sich privat selbst zu verletzen und selbst auf der Bühne hatte er seine Verletzungen deutlich dezimiert. Es wäre dumm dieser Sucht wieder nachzugeben, denn nichts anderes war es. Der Schmerz verursachte einen Rausch und er hatte es schon so lange geschafft zu widerstehen. Also entschied er nach einigen schweigsamen Minuten, die er verloren in Dais Blick verbracht hatte, dass es wohl an der Zeit war zu reden. Vielleicht hatte der Gitarrist ja recht und es half. "…du weißt ja…das ich jetzt länger in festen Händen war…", begann er, verzog bei diesen leisen Worten das Gesicht und schloss seine Augen. Er wollte nicht sehen, wie Daisuke reagierte, wenn er weitersprach.   "War? …heißt das, du hast dich getrennt?", fragte er leise und sowohl seine Stimme, wie auch sein Blick drückten Besorgnis aus. Kyo vertraute niemandem leichtfertig und wenn eine Beziehung in die Brüche ging, nahm der Sänger das immer besonders schwer und suchte den Fehler stets bei sich selbst.   "…nicht ich habe mich getrennt…ich wurde…verlassen…weil Shou der Meinung war, dass ich jemand anderen liebe…", wisperte Kyo und rollte sich in Daisukes Umarmung zusammen, suchte Schutz und Trost bei dem Älteren. Bei Daisuke hatte er sich schon immer fallen lassen können. Sie waren nun schon so lange miteinander befreundet und durch dick und dünn gegangen. Er vertraute dem Rotschopf mit allem, was er war und auf eine gewisse Art und Weise empfand er mehr für ihn, als er zugeben wollte, aber er war sich auch sicher, dass Daisuke niemals so für ihn empfinden würde. Daisuke hatte niemals Interesse an Männern gezeigt, also warum sollte er Interesse an ihm haben.   Daisuke schluckte. "Das du jemand anderen liebst? Aber…Kyo…du warst doch immer…treu, oder etwa nicht?", fragte er leise.   Kyo schnaubte belustigt. "Natürlich war ich das. Du kennst mich doch, Daisuke. So was würde ich nicht tun…bin ich nicht der Typ für, war ich auch nie." Er atmete einige Male tief durch und blinzelte Dai an. "…aber Shou war einfach so eifersüchtig in letzter Zeit, hat mir nachspioniert, mein Handy kontrolliert und selbst meinen Laptop gehackt…und er war der Meinung, dass ich was mit dir habe, weil wir so oft gemeinsam unterwegs sind…weil so viele Bilder von uns auf meinem Handy sind…so viele mehr, als von ihm und mir…", gestand er nach einigen Minuten leise und er merkte, wie Daisuke sich für einen Moment versteifte.   Als Kyo ihm gestand, weshalb er von seinem Freund verlassen worden war, zog sich etwas in ihm zusammen. "Wir beide?", fragte er leise. Er war sich sicher, dass er niemals nach außen hin gezeigt hatte, was er für seinen besten Freund empfand, aber vielleicht war er unvorsichtig gewesen. Nach außen hin zeigte er normalerweise nur das, was alle sehen wollten. Einen Weiberhelden. Selbst Kyo hielt ihn dafür und das, obwohl gerade er, als Daisukes bester Freund, es besser wissen müsste. Er schluckte und blickte Kyo in die Augen.   Kyo nickte leicht. "…ja…" Er führte es nicht weiter aus, aber in seinen Gedanken hätte er es nicht einmal geleugnet. Er wollte Daisuke und das schon seit Jahren. Irgendwann war einfach mehr aus seinen Gefühlen für seinen besten Freund geworden, aber er hatte niemals gehandelt. Er hatte sich verhalten, wie immer. Er hatte mit Dai gescherzt und gelacht, war mit seinen Sorgen ebenso zu ihm gegangen, wie mit seinem Glück und hatte nie etwas an seinem Gebaren dem älteren Gegenüber geändert, obwohl es manchmal wehtat. Und jetzt war er einfach nur wahnsinnig unsicher, was er tun sollte. Er war wieder frei zu tun und lassen, was er wollte und er befand sich an dem Ort an dem er sich am wohlsten fühlte, in den Armen seines besten Freundes.   Tröstend drückte der Gitarrist den kleineren Mann an sich und stellte dann die leise Frage, die ihm auf der Seele brannte. "Und? Ist es wahr? Liebst du mich?", wisperte er und seine dunklen braunen Augen bohrten sich fast in die warmen Augen seines Gegenübers.   Fast hätte Kyo bei der Intensität von Dais Blick seine Augen geschlossen, aber er versuchte ihm Stand zu halten. Er zögerte einen Moment, aber dann nickte er. Ihm war klar, dass er Daisuke durch dieses 'Geständnis' verlieren könnte, aber er wollte es riskieren. Weiter runter als jetzt kam er gefühlstechnisch ohnehin nicht.   Daisuke schluckte schwer und lächelte dann. Er zeigte keinerlei verbale Reaktion auf Kyos Nicken, aber sein Körper handelte. Seine Hand legte sich zärtlich an Kyos Kinn und zog ihn näher zu sich, während er seinen Kopf neigte und dann trafen seine weichen Lippen auf die leicht rauen Kyos. Seine Augen flatterten zu und er genoss diesen unschuldigen Kuss.   Kyo versteinerte für einen Moment, als Daisuke ihn küsste, aber dann erwiderte er den unschuldigen Kuss, schmolz fast in Daisukes Armen dahin, während seine Gefühle mal wieder Amok in ihm liefen. Diesmal allerdings vor Freude.   ~Owari~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)