Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 27: Sacrifice --------------------- Sacrifice Wut und Verzweiflung schienen einem Wesen unglaubliche Kräfte zu verleihen. Rein rational gesehen, hatte ich kaum eine Chance heil aus der Sache raus zukommen. Ich war völlig am Ende, kurzatmig und mit etwas Glück kurz vorm verbluten. Über mir war nur eine einzige Masse aus Armen und Händen, Mündern und Zähnen. Ich sah schon, wie sie mich halb tot an den Haaren zu ihrem Zeppelin schleiften, die metallener Fallreep hinauf, weiter den Gang entlang, in irgendein Labor. Dann würden sie mich an einen Tisch festschnallen und dieser Grand Professor würde sich über mich beugen. Mit einem zufriedenen Lächeln würde er einen Tisch mit diversen Instrumenten hervor ziehen, einige Operationen durchführen, mein Blut abzapfen und wenn er damit fertig war, die ganze Prozedur wieder von vorne beginnen. Mit einem gewaltigen Aufschrei stieß ich die Vampire, die mich gepackt hatten, mit Schwingen und Händen von mir. Ich packte mein Katana und stach den Soldaten ab, der Anstalten machte nach mir zu greifen. Ein lautes Heulen und ein bedrohliches Knurren lies die Vampire irritiert herum fahren. Vor ihnen stand ein gigantischer, geisterhafter Wolf und fletschte animalisch die Zähne. Während sie noch wunderten, stürzte sich Schiriki auf die ersten Soldaten und zerfetzte ihnen die ungeschützten Kehlen. Trotz zitternden Gliedern und Blutverlust kämpfte ich weiter. Mir war schwindelig und mein Blickfeld tanzte dunkel vor meinen Augen. Ausruhen kannst du dich, wenn du tot bist, sagte ich mir selbst, und das würde ich noch etwas herauszögern. Ich holte tief Luft und befahl meinem Körper weiter zu kämpfen. Schwer keuchend stand ich über dem Leichenberg. Jetzt endlich erlaubte ich mir, in die Knie zu sinken und zu Atem zu kommen. Hölle, dachte ich schwer keuchend, was für ein Kampf. Schriki trat zu mir und rieb sich gegen meinen Arm. Ich glaubte zu spüren, dass einige Kräfte in meinen Körper zurück kehrten. Entweder war das so ein Familiaren-Ding, oder einfach nur die mentale Unterstützung. Dann schenkte mir der Wolf so etwas wie ein aufmunterndes Nicken, ehe er sich in Luft auflöste. Ich grinste schwer atmend und stand auf. Ich warf einen Blick zurück. Ob es meinem Onkel gut ging? Ich machte mir Sorgen und alles in mir drängte danach, nach ihm zu suchen, doch Lady Integras Befehle waren eindeutig gewesen: Den Kampf beenden und umgehend zum Hauptquartier zurück kehren. Und das lebendig. So lebendig jedenfalls, wie es einer Untoten möglich war. Ich atmete tief durch und versuche mich mit dem Gedanken zu beruhigen, dass er sehr wohl auf sich aufpassen konnte. Hoffentlich war Integra bereits sicher im Hauptquartier der Hellsing Organisation angekommen. Aber das würde ich sehen, wenn ich dort ankam. Ich spreizte meine Flügel ohne sie zu schärfen und erhob mich in die Lüfte. Ich warf einen letzten Blick zurück, dann flog ich ohne Umschweife zum Hellsing Anwesen zurück. Herrje, hätten wir einen Gärtner, hätte dieser nun einiges zu tun, dachte ich trocken, als ich den abgestürzten Zeppelin auf dem Grundstück sah. Die gesamte Wiese sah eher aus wie ein ehemaliges Minenfeld. Vielleicht war es auch genau das gewesen und die Wild Geese hatten sich gezwungen gesehen, tief in ihre Trickkiste zu greifen. Hoffentlich hatten sie alle den Angriff gut überstanden, oder dauerte dieser noch an? Ich beschleunigte meinen Flügelschlag und krachte durch das Fenster in den Flur des obersten Stockwerkes. Junge, hier sah es ja überall aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Als ich mich umsah, entdeckte ich eine aus Holzmöbeln und Brettern errichtete Barrikade und hörte, wie dahinter Bernadotte wild Befehle brüllte. Erschöpft klopfte ich gegen eines der Bretter, um Einlass zu erhalten, während ich meine Schwingen wieder ein fuhr. Sofort wurde mindestens ein halbes dutzend Gewehrläufe, durch die Lücken in der Barrikade, auf mich gerichtet. „Ich bins.“, gab ich mich atemlos zu erkennen und ein Kopf schob sich über die Bretterwand. „Herrje, Mädchen!“, rief Bernadotte aus, entfernte sich aus meinem Blickfeld und befahl seinen Männern mich herein zu lassen. Es wurden die Möbel verrückt, sodass ich mich durch eine kleine Lücke hindurch zwängen konnte. Ich sah mich um. Lady Integra war nicht hier. Soviel war sicher. Stattdessen standen und saßen mir ein kläglicher Haufen der verbliebenen Söldner gegenüber. Einige, die gegen die Wand gelehnt saßen, rührten sich nicht mehr. Vermutlich waren sie schon tot. Auch auf dieser Seite hatte es wohl viele Verluste zu beklagen gegeben. „Du siehst ziemlich ramponiert aus.“, meinte Bernadotte, nachdem er mich kurz gemustert hatte. Ich schenkte ihm ein schiefes Grinsen. „Sie sehen auch super aus, Taichou.“ „Man tut was man kann.“, erwiderte er grinsend. Ich deutete mit dem Kinn auf die Verletzten. „Sieht übel aus.“ Er nickte und zog an seiner Zigarette. „Ziemlich heftiger Kampf. Diese verdammten Nazi Vampire. Und diese hässliche Vampir-Schlampe mit ihren Zaubertricks.“, stieß er knurrend hervor. Er sprach wohl von einer Vampirin Milleniums mit einem außergewöhnlichen Talent für Illusionen. „Das Mädel ist in die Offensive gegangen.“, erklärte Bernadotte dann. Ich hob meinen Blick von den verletzten und erschöpften Männern, um ihn anzusehen. Seras war kein Schwächling, dennoch konnte ich mir nicht verkneifen, mir Sorgen um sie zu machen. Das Ganze hier sah heftig aus und wer wusste schon, wie mächtig diese andere Vampirin war. Dennoch nickte ich nur. Gott, war ich müde. Zu gerne wäre ich an Seras Seite geeilt, doch in meinem aktuellen Zustand wäre ich ihr keine allzu große Hilfe gewesen. Ich stellte meine Schusswaffen in dem Raum ab und beugte mich zu den Verletzten. Vielleicht konnte ich hier behilflich sein. Mit eingeschränkten Mitteln und Möglichkeiten versorgte ich die Wunden der Verletzten und Bernadotte war mir dabei behilflich. Während dieser Zeit erzählte er mir, was ihm, Seras und seiner Truppe hier widerfahren war, seit Lady Integra, Walter und ich das Gebäude verlassen hatten. Von dem Zeppelin Angriff, wie Seras die Flugmaschine vom Himmel geholt hatte, von dem Minenfeld, von der gigantischen Illusion der Vampirin, den Verlusten und schließlich, wie sich die Söldner dazu gezwungen gesehen hatten, hinter einer Barrikade Schutz zu suchen, während Seras einen Gegenangriff startete. Außerdem kam er nicht umhin mir zu erzählen, wie es ihm beinahe gelungen war, dem blonden Mädchen einen Kuss zu rauben. Bei diesem Gedanken musste ich tatsächlich etwas schmunzeln. Ich hatte das Ganze bildhaft vor Augen. Doch ein eigentümliches Geräusch eine Art Fauchen, oder Pfeifen, fegte das Lächeln auf meinen Lippen fort. Mir gefror das Blut in den Adern. „Deckung!“, brüllte ich. Weiter kam ich nicht. Die Panzerfaust schlug mit voller Wucht in die Barrikade. Die Explosion riss mich von den Füßen und überall flogen Holzsplitter durch die Luft. Unsanft machte mein Schädel Bekanntschaft mit dem Boden, sodass ich für einen Augenblick das Bewusstsein verlor. Das Blut rauschte in meine Ohren und in meinem Schädel pochte es dumpf. Hustend kämpften sich die Söldner auf die Beine, als sich der Rauch, der von der Explosion herrührte, lichtete. „Scheiße!“, fluchte Bernadotte hustend. „Raketen! Mist! Was diese Kerle nicht alles haben!“ Er zuckte zusammen. Aus seinem Bauch ragte ein Splitterteil. Dann sah er sich um und kam zu mir. „Alles in Ordnung, Mädchen?“ Ich nickte. Der Söldner reichte mir eine Hand und half mir auf die Füße zu kommen. „Hey, ihr alle! Meldung!“, brüllte er, nachdem er sich aufgerichtet hatte. „Vize-Commander! Einen Schadensbericht! Vize-Commander!“ Seine Augen weiteten sich vor Schreck, als sein Blick auf den Mann fiel, der einige Meter weiter hinten im Raum lag. Es hatte ihm seinen gesamten Unterleib weg gesprengt, sodass die Gedärme des Mannes über den Boden verteilt lagen. „Vize!“, keuchte Bernadotte atemlos und er kroch zu seinem Kameraden hinüber. Der Vize versuchte irgendetwas zu sagen, doch das war nicht zu verstehen. „Vize-Commander! Hey, Vize-Commander!“ Der Blick des Vizes wanderte ziellos umher. „Ich bin müde. Darf ich mich vor Ihnen zurück ziehen?“, fragte er seinen Vorgesetzten. Bernadotte hielt sich seine schmerzende Wunde, ehe er ergeben sagte: „Ruhe in Frieden. Bis dann.“ Ich neigte kurz andächtig das Haupt, als der Vize ein letztes Mal ausatmete und seine Augen schließlich starr an die Decke blickten. Ein wohl seliges Lächeln lag auf seinem Gesicht. Bernadotte schloss die Augen, dann wandte er seinen Blick ab. Ich schickte mich an seine Wunde genauer unter Augenschein zu nehmen, doch da hörte ich von draußen jemanden fragen: „Sollen wir rein stürmen?“ „Nein, noch nicht.“, erwiderte die hämische Stimme einer Frau. „Schiess noch eine rein.“ Ich verkrampfte und mein Blick wanderte zu den Bruchstücken der Barrikade, die noch standen. Diesmal würde die Panzerfaust beinahe ungebremst in dem Raum rasen und verheerende Schäden anrichten. Kurz entschlossen erhob ich mich und sprang, Bernadotte Rufe ignorierend über die Barrikade. „Sieh mal einer an.“ Ich stand nun einer muskulösen Frau gegenüber, die mich hämisch angrinste. Sie hatte kurz geschnittenes, blondes Haar und eine Sense. Ihre rechte Gesichtshälfte und ihr rechter Arm waren mit Tattoos übersät. „Eine Ratte, die aus ihrem Loch gekrochen kommt.“ Ihr Blick wanderte zu meinem Gesicht. „Wenn das nicht das Fräulein Dolneaz ist.“ Langsam bekam ich das Gefühl, Millenium besaß ziemlich gute Dossiers über jeden von uns, oder ich war, ohne es zu wissen, eine ziemlich Berühmtheit in den feindlichen Reihen. Ich wünschte, ich könnte das Gegenteil behaupten, denn ich wusste nicht, wen ich vor mir hatte. Die Lippen der Frau verzerrten sich zu einem spöttischen Grinsen und sie schulterte ihre Sense. „Oberstleutnant Zooling Bliz, sollen wir...?“, begann einer der Soldaten, doch die große Frau schnitt ihm mit einer ungeduldigen Handbewegung das Wort ab. „Wartet!“, befahl sie scharf. „Der Major hat eindeutige Befehle erteilt. Um diese anderen Insekten kümmern wir uns schon früher als genug.“ Mit einer weiteren Geste ihrer ausgestreckten Hand bedeutete sie den Vampiren zurück zu treten. Sie fixierte mich spöttisch und musterte mich von unten nach oben. Vermutlich missfiel ihr mein abgerissenes Äußeres. Sie schien auf eine größere Herausforderung gehofft zu haben. Zugegeben, ich war nicht gerade im Vollbesitz meiner Kräfte, aber ich würde die Menschen hinter der Barrikade mit meinen letzten Reserven und bis zum letzten Blutstropfen verteidigen, auch wenn die Chancen schlecht standen. Zooling sah die Entschlossenheit in meinem Blick und amüsierte sich sichtlich darüber. Sie brachte die gigantische Sense vor ihren Körper. „Mit dir mache ich kurzen Prozess.“ Meine Finger schlossen sich um den Griff meines Katana und ich straffte mich, ohne meine Gegnerin aus den Augen zu lassen. Ohne Vorwarnung stürmte ich los und parierten den Sensenhieb mit meiner Klinge. Als ich versuchte mit meiner geschärften Schwinge, die ich nun ausfuhr, auszuholen, traf mich Zooling´s Stiefel im Magen. Ich wurde zurück geschleudert und rutschte einige Meter über den Boden. Als ich mich aufrichtete, kam die riesige Frau gelassenen Schrittes auf mich zu. Eilig hatte sie es jedenfalls nicht. Hastig rappelte ich mich auf und startete einen erneuten Angriff. Dieses mal täuschte ich einen frontalen Angriff vor, änderte im letzten Moment allerdings dessen Richtung und hieb seitlich auf die Gegnerin ein. Allerdings fing sie den Schlag locker mit dem Griff ihrer Sense ab und schlug mir zugleich im nächsten Augenblick das Griffstück unsanft gegen die Schläfe. Ehe ich zu Boden gehen konnte, packte mich Zooling am Kragen und hob mich hoch. Ich spürte, wie meine Füße den Kontakt zum Boden verloren, das Katana entglitt meinem Griff und ich versuchte blinzelnd wieder zu mir zu finden. Ich sah das breite Grinsen des Oberstleutnant vor mir, ehe sie mich achtlos zu Boden warf. Ich landete auf dem Bauch, doch ehe ich aufstehen konnte, trat Zooling mit voller Wucht auf den Rumpf und ich glaubte einige Rippen knacken zu hören. Sie beugte sich zu mir hinunter und flüsterte mir ins Ohr: „Das war schon alles? Erbärmlich.“ Plötzlich fühlte ich, wie sie meinen Kopf umfasste und diesen zu Boden drückte. Wa...? Plötzlich hüllte sich alles in ein unheimliches violettes Licht und ich glaubte etwas vor meinem geistigen Auge zu sehen. Ich keuchte auf. „Mehr. Tiefer hinein.“, konnte ich Zooling triumphierend sagen hören. Mit einem Aufschrei schlug ich blindlings mit meinen Flügeln zu. Ich besaß nicht mehr die nötige Konzentration, um die Schärfe der Federn aufrecht zu erhalten und dank meiner Position waren die Schwingen alles andere als uneingeschränkt in ihren Bewegungen, dennoch hieb ich mit immer schwächer werdenden Schlägen auf meine Gegnerin ein. Sie wollte mich in eine ihrer Illusionen ziehen. Nein. Nein! Ich musste sie abschütteln. Aus ihrem Griff entkommen. „Willkommen Zuhause, Alexandra.“ Meine Mutter hatte mir ihr freundlich lächelndes Gesicht zugewandt. Ich war gerade in die Küche getreten, wo sie den Tisch für das Abendessen deckte. Meine Schwester saß bereits ungeduldig mit den Füßen in der Luft wackelnd am Tisch. „Du bist spät dran.“ Mein Vater saß, die Tageszeitung lesend, im Wohnzimmer. Er sah von dem Artikel, den er gerade laß, auf und sah mich an. Ein sanftes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. „Schön, dass du wieder da bist.“ Spätestens, als er auf mich zu trat und mich umarmte, war es mir klar, dass dies alles nur ein Traum war. „Noch viel tiefer!“ Die Gartentür stand offen. Kein bellender Koji, der mich begrüßte. Nein. Nicht jener Abend! Kouji lag schwer atmend auf dem Rasen, von unzähligen Schüssen niedergestreckt und versuchte nach Luft zu schnappen. Von drinnen war das rhythmische Stampfen der Soldatenstiefel zu vernehmen. Im Wohnzimmer erschossen die Soldaten den Mann, der sich ihnen entgegenstellte. Der Frau raubten sie sämtliche Bewegungsfreiheit, ehe sie sich an ihr vergingen. Mit der Kleinen verfuhren sie ebenso. Und ich konnte nur da stehen und zusehen. Wieder wisperte eine verführerische Stimme in mein Ohr: „Na, Fräulein Dolneaz? Angenehme Träume gehabt?“ Schwer atmend lag ich auf dem Boden im obersten Stockwerk des Hellsing Anwesen. Ich fühlte mich wie gelähmt und geblendet. In meinem Kopf wirbelte alles durcheinander. „Was passiert wohl, wenn man einem Vögelchen die Flügel ausreißt?“, fragte Zooling säuselnd und packte grob meinen rechten Flügel und begann daran zu ziehen. Ihren Stiefel stemmte sie fester gegen meine Wirbelsäule. Auch wenn ich die Schwingen meinen Vertrauten verdankte, waren sie immer, wenn ich sie beschwor, Teil meines Körpers. Ein Aufschrei entkam meinen zusammengepressten Lippen. Ich hörte wie die feinen Knochen im Inneren des Flügels brachen und die Stelle, wo er aus meinem Rücken wuchs, brannte wie Feuer. Mit zwei großzügigen Schnitten trennte die Vampirin beide Flügel von meinem Körper, sodass nur noch zwei schwarze Stummel zurück blieben. Dann fuhr die Sense durch meinen Rumpf. Ich spürte, wie sich das Blut unter mir sammelte, eine Pfütze bildete und über den Boden floss. Mein Blick flitzte unfokussiert umher. Ich hatte nicht einmal die Kraft zu schreien. Grob packte der Oberstleutnant meine Haare und hob meinen Oberkörper hoch. „Ist das alles, was du zu bieten hast?“, fragte sie spöttisch und lachte hämisch. „Erbärmlich.“ Sie erhob sich, ohne von mir abzulassen und warf mich quer durch die Luft, sodass mein Körper vor den anderen Vampiren aufschlug. „Passt auf, dass sie nicht stiften geht. Der Doc hat Verwendung für sie.“ Ich fühlte mich von kräftigen Händen gepackt und zwei Vampire hoben mich auf die Füße. Mit leerem Blick und ohne jegliche Kraft hing ich in den Griffen der Millenium Vampire. Zooling wandte sich an einen der Vampire: „Jetzt schiess noch eine!“ „Wir haben nur noch eine einzige Panzerfaust. Die hab ich wie meinen Augapfel gehütet.“ „Macht nichts! Benutz sie! Blas sie weg! Zerleg sie in Einzelteile. Das armselige Pack.“ Hilflos musste ich dabei zusehen, wie der Soldat gehorsam die Panzerfaust auf die Barrikade richtete. „Mach sie alle!“ Ehe der Soldat den Befehl ausführen konnte, zerfetzte eine Kugel seinen Schädel. Einigen seiner Kameraden erging es ähnlich. Die Millenium Vampire fuhren herum. Am anderen Ende des Flures stand Seras. Erneut eröffnete sie das Feuer auf die Nazis. Die Griffe lockerten sich und entliesen mich, sodass ich zu Boden fiel. Ich kroch zur Mauer und lehnte mich dagegen. Für mehr reichte meine Kraft einfach nicht aus. Achtlos lies die blonde Draculina ihre Waffe, der gerade die Munition ausgegangen war, zu Boden fallen. „ Seras! Seras Victoria.“ Zooling fixierte ihre neue Gegnerin. „Du bist die Letzte, die von euch übrig geblieben ist!“ Überall schwebte Rauch in der Luft, welcher eine Einsicht erschwerte, doch allmählich lies sich das Ausmaß von Seras Angriff erahnen. Jedenfalls war Zooling tatsächlich die Letzte die stand. Diese schien dies jedoch recht wenig zu beeindrucken. „Was willst du damit sagen?“, fragte sie brüllend und lies ihre rechte Handfläche auf den Boden aufschlagen. Die Tattoovierungen auf ihrem Körper schienen über den Boden auf Seras zu zuwandern. Ich öffnete den Mund, um Seras zu warnen, doch meine Stimme versagte. Das blonde Mädchen kniff die Augen zusammen. „Eine Halluzination! Ein Trugbild! Das ist alles Lüge!“, murmelte es unaufhörlich. „Ein Trugbild! Ein Trugbild! Ein Trugbild! Ein Trugbild! Lass dich nicht verführen! Das sind Halluzinationen!“ Zooling grinste triumphierend. „Weiter tief hinein! Mehr! Weiter tief hinein.“ Sie drang tiefer in Seras´ Geist ein, durchwühlte deren Erinnerungen und zeigte ihr schreckliche, grauenhafte Bilder. Ihr Schrei drang zu mir durch und ich wünschte mir nichts mehr, als ihr zur Hilfe eilen zu könne. Ich startete einen erneuten Versuch aufzustehen, doch trotz meiner Hände, die sich am Fenster festkrallten, um mich auf die Beine zu ziehen, gelang es mir nicht. Die Tattovierungen zogen sich zurück. Seras stand zitternd und schwer atmend da. Schweiß und Tränen liefen über ihr bleiches Gesicht. „Good Morning, Miss Seras. Hattest du süße Träume?“, flüsterte Zooling in ihr Ohr. Geschmeidig ging sie um die Draculina herum, ehe sie die Klinge ihre Sense unter dem Arm der Polizistin an. Sie leckte sich freudig die Lippen, dann trennte sie mit einem sauberen Schnitt Seras linken Arm von ihrem Körper. Das blonde Mädchen schrie vor Schmerz auf. „Noch einmal!“, schrie Zooling lies ihre Sense durch die Luft saußen. „Noch einmal!“ Dieses mal fuhr die Klinge durch Seras Rumpf. Der Oberstleutnant lachte lauf auf. „Du bist ja sehr robust gebaut für eine Frau.“ Sie kniete sich zu ihrer Gegnerin und packte sie am Schopf. Mit dem nächsten Sensenschnitt blendete sie das blonde Mädchen, welche mit einem lauten Schrei zu Boden ging. Zooling schulterte ihre Sense. „Was bist du für eine? Du bist ja völlig anders, als die Seras, von der ich gehört habe.“ Ihr Stiefel drückte den Kopf der Polizistin zu Boden. „Bist du ein Tier? Ein Frosch vielleicht? Abschaum! Miese Schlampe. So! Auf diesen Moment habe ich lange gewartet. Es wird Zeit, dass ich dir dein süßes Köpfchen abreiße. Und nun wird es langsam Zeit, dass du stirbst.“ Die Vampirin holte weit mit ihrer Sense aus. Mein Herzschlag beschleunigte sich. Nein. Verdammt. Irgendwie... musste ich. Eine Bewegung, die ich aus den Augenwinkeln wahrnahm, lies mich inne halten. „Halts Maul, du hässliches Weib!“ „Wa...!“ Mit voller Wucht rammte Bernadotte den Griff seines Gewehrs Zooling gegen den Kopf. Mit einem erstaunten Aufschrei stürzte sie zu Boden. „Hier, dein Bonus!“, meinte Bernadotte, zückte seine Pistole und feuerte drei Schüsse auf die Vampirin ab. „Du nervst. Hässliche, alte Kuh!“ Mit diesen Worten ging er zu Seras hinüber. Zwei Rauchgranaten rollten aus der Barrikade über den Boden, explodierten und hüllten den Flur in einen dichten Nebel ein. „Schnell, Commander!“, rief einer der Söldner. „Hier!“, brüllte ein anderer. „Schnell, Commander.“ „Ich komme ja schon.“, erwiderte Bernadotte, welcher sich Seras über seine Schultern geworfen hatte. Einer der Söldner, die ich zuvor behandelt hatte, brachte es fertig mich, trotz geschienten und gebrochenen Arm, hinter die Barrikade zu zerren. „Danke...“, keuchte ich schwach und er nickte lediglich lächelnd. Bangend sahen wir dabei zu, wie sich der Captain Schritt für Schritt voran kämpfte. „Capt...Bern...“, begann die Blonde. „Still! Nicht reden!“, befahl der Söldner knapp. Er keuchte und aus sämtliche Wunden, die er von der Belagerung davon getragen hatte, strömte Blut. Ich biss mir auf die Unterlippe. Es war furchtbar, nur zum Zusehen verdammt zu sein. Ich nahm eine Bewegung hinter den Beiden wahr und öffnete den Mund zu einem warnenden Schrei. Ein überlebender Vampir hob den Kopf, packte seine Waffe und verschoss sein gesamtes Magazin auf Seras´ Retter. „Scheiße!“, fluchte dieser mit zusammen gebissenen Zähnen. „Herr Bernadotte! Fliehen Sie!“, bat Seras. „Ich bin nicht zu retten! Herr Bernadotte.“ „Maul halten habe ich gesagt!“, brüllte der Söldner. Seine Kameraden eröffneten das Feuer und erledigten den Vampir, der getroffen zurück zu Boden sank. Gerade, als Bernadotte die beiden anderen Wild Geese erreichte, zuckte er zusammen. Wir alle brauchten einen Augenblick, um zu begreifen, was geschehen war. In seinem Rumpf, nahe der Magengegend steckte die Klinge der Sense von Oberstleutnant Zooling. Der Mann fiel vorne über und er und Seras stürzten zu Boden. Am anderen Ende des Flures hatte sich Zooling erhoben, die Hand immer noch ausgestreckt. „Menschlicher Abschaum! Was bildet ihr euch ein?“ „Herr Bernadotte!“ Die blinde Seras sah ratlos umher. „Herr Bernadotte.“ Dieser grinste schmerzverzerrt und lehnte sich gegen die Wand. „Dumme Kuh! Eigentlich bist du gekommen, um mir zu helfen und jetzt ist es umgekehrt und ich helfe dir.“ Das blonde Mädchen tastete sich voran und folgte der Stimme des Söldners. Plötzlich schob dieser sein Gesicht vor ihres und küsste sie. Als er sich von ihr löste, begann er zu lachen. „Weil du voll in den Seilen hängst, hab ich dir endlich einen Kuss rauben können.“ Seras schluchzte auf. „Nicht weinen, Seras.“, sagte Bernadotte sanft. „Du bist zäh. Friss mich! Friss mich! Und dann machen wir sie zusammen fertig, Seras.“ Mit diesen letzten Worten stürzte er zu Boden. Verzweifelt versuchte Seras ihn mit ihrer verbliebenen Hand zu ertasten. Als sie ihn erreicht hatte, zog sie seinen Körper an sich. Sie begann ihre Trauer heraus zu schreien, als sie spürte, wie das Herz des Söldners allmählich aufhörte zu schlagen. Mir war es, als würde ich den Boden unter meinen Füßen zu verlieren und ich hatte einen Kloß im Hals. Mein Blick war ungläubig an dem leblosen Körper des Söldners festgefroren. Ich hatte diesen kauzigen Zeitgenossen wirklich gemocht. Eine völlig unversehrte Zooling näherte sich Seras und Bernadotte. „Das kommt alles nur, weil ihr über den Boden schlittert und einen Lärm macht wie dreckige Insekten.“ Hinter ihr tauchte eine Armada aus Millenium Soldaten auf. Verstärkung. „Ihr habt ja ganz schön gewütet.“ Der Oberleutnant streckte die Hand aus. „Wie wollt ihr das wieder gut machen? Lästiger Getier zerquetsche ich mit der blanken Hand.“ Ihr Blick wanderte kurz zu mir, ehe sie die anderen Söldner ansah. „Euer Leben geht hiermit zu ende, ihr Schmeißfliegen!“ Erneut schlug sie mit ihrer Handfläche auf den Boden, sodass sich ihre Tattoovierungen ausbreiteten. „Scheiße! Schon wieder!“, fluchten die Söldner. Seras hob unmerklich den Blick. „Du hast ihn Insekt genannt. Du hast ihn Abschaum genannt.“ Zooling hielt verwundert inne. „Das wirst du büßen! Das wirst du büßen! Das wirst du büßen!“, brüllte die Draculina, ehe sie ihre Zähne in den Hals des toten Söldners schlug. In einem einzigen Atemzug saugte sie sämtliches Blut aus dem Körper Bernadottes´. Auch das Blut auf dem Boden kam auf sie zu. Das Mädchen wurde von einer unheimlichen Aura umhüllt und ihre Uniform färbte sich durch das Blut rot. Sie erhob sich und mit purer Willenskraft zerstörte die Zoolings Illusionen. Der Blick der Draculina ruhte kurz auf dem leblosen Körper, ehe sie ihre Gegner fixierte. „Ich gehe jetzt, Captain Bernadotte! Ich gehe! Bestrafen wir sie!“ Die Millenium Vampire zuckten zusammen und blieben wie erstarrt stehen. „Wa... Was?“ „Wir gehen zusammen!“, knurrte Seras. „Zusammen machen wir sie fertig!“ Sie stürmte auf die Soldaten zu und wich dabei jedem einzelnen ihrer Kugeln, die sie auf sie abfeuerten, aus. Mit bloßer Hand zerfetzte Seras jeden Soldaten, der ihr in die Quere kam. Dank ihrer neuen Macht, sammelten sich Schatten um ihren linken Arm und mit diesem Schattengebilde waren ihr ebenfalls vernichtende Angriffe möglich. Als kein Soldat mehr stand, stürmte Seras auf Zooling zu und drückte deren Schädel zu Boden, ehe sie diesen brutal über den Boden schleifte. Der Oberstleutnant stoppte sie, indem sie mit ihrer geballten Faust einige Male in Seras Gesicht schlug, mit dem unschönen Ergebnis, dass diese ihr sämtliche Finger abbiss. „Von deinem Blut...“, knurrte Seras und spuckte die Finger angewidert aus. „Werde ich nicht mal einen Mikroliter trinken. Niemals! Nicht einen Nanoliter!“ Zooling gelang es Seras Gesicht mit ihrer tattoovierten Hand zu packen. Ich biss die Zähne zusammen. Nein. Nicht schon wieder. Die muskulöse Frau lachte triumphierend. „Tiefer hinein. Tiefer hinein. Weiter! Tiefer hinein!“ Plötzlich riss die beide Augen weit auf. „Wa... Was ist das? Wer ist das? Wieso? Nein!“, brüllte sie verwirrt. „Das ist nicht sie! Das ist die Erinnerung... da vermischen sich Erinnerungen... Hey! Wer ist das?! Wessen Erinnerungen sind das?“ Ich betrachtete erstaunt das Szenario. Was ging da vor sich? Da erinnerte ich mich an die Worte meines Masters: „Blut ist die Währung der Seele, das silberne Tablett des Willens. Wenn du jemanden vollständig seines Blutes beraubst, dann nimmst du zugleich sein Leben und seine Seele in dich auf.“ Das musste bei Seras geschehen sein. Sie hatte Bernadotte Taichou in sich aufgenommen. So durchbrach sie Zoolings Illusionen und drückte deren Kopf gegen die Wand. Sie quetschte den Schädel, während sie den Flut entlang rannte, gegen den Stein, sodass sich Hautfetzen und Blutspritzer über den Boden verteilten. „Verschwinde!“, knurrte Seras. „Aus meinen Augen! Aus meinen Sinn.“ Die verbliebenen Söldner keuchten atmen los auf. „Da... Das ist doch.. jenes Mädchen, oder?“ Schwer keuchend lies Seras den regungslosen Körper Zoolings zu Boden fallen, ehe dieser in Flammen aufging. Dann ging sie zu Bernadottes Leiche hinüber und senkte in stiller Trauer den Kopf. Dann wandte sie sich ab. „Ich gehe.“, verkündete sie. Ich richtete mich auf und der Söldner, der bei mir geblieben war, sah mich fragend an. „Was heißt „Ich gehe“? Wohin denn?“, fragte der Blonde neben Seras verwirrt. „Ich habe es dem Commander versprochen die Kerle fertig zu machen.“, erklärte Seras und lächelte den Mann an. „Also gehe ich und mach die Kerle fertig.“ Ich nickte Bernadottes Männern zu und lies intakte, schwarze Schwingen auf meinem Rücken erscheinen, während ich neben Seras trat. „Ah...“, machte der blonde Söldner und sah zu seinem gefallenen Commander. Er schien zu begreifen. „Moment!“ Seras hielt inne. Die verbliebenen Söldner stellten sich in Reih und Glied auf und salutierten. „Yes Sir! Sir!“ Ich tat es ihnen mit ausgestreckten Zeige- und Mittelfinger gleich. Das blonde Mädchen grinste und nickte. Sie warf mir einen Blick zu und es bedürfte keiner Worte. Sie sprang aus dem Fenster und aus ihrem Rücken wuchsen weitere Schattengebilde, welche sie als Schwingen nutzte. Ich folgte ihr und breitete meine Schwingen aus. Die Sonne ging am fernen Horizont auf und zeugte von einem anbrechenden, neuen Tag. Hosted by Animexx e.V. 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