Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 26: Hellfire -------------------- Hellfire Die ganze Stadt London bot einen entsetzlichen Anblick. Wir erblickten keine einzige lebende Seele. Überall lagen tote Körper, oder Bruchstücke davon. Kaum ein Gebäude stand noch komplett. Und die Gassen fühlten sich mit lebenden Toten. Rücksichtslos bahnte sich Walter mit dem Wagen einen Weg durch die gequälten Seelen und nicht selten kam es dabei vor, dass er einfach über einen Ghoul fuhr. Vielleicht erlöste das den Unglückssehligen wenigstens. Mein Blick hing an dem unglücksverheißendem Mond. Innerlich verfluchte ich unseren Feind. Verdammte Kerle. Sollten sie doch alle elendig verrecken. Sie hatten etwas Schlimmeres als den Tod verdient. „Walter!“ Integras Stimme lies mich aufhorchen. „Da lang!“, befahl sie und deutete auf eine Gase. Mein Onkel gehorchte augenblicklich. Die blonde Frau kurbelte das Fenster herab und erschoss den bewaffneten Vampir, der gerade mehrere Menschen getötet hatte, ehe sie auch diese von ihrem Leid erlöste. „Besten Dank. Ihr habt eure Pflicht erfüllt. Nun schlaft.“, sagte sie ernst. Dann trieb sie ihren Butler wieder zur Eile an: „Beeilung, Walter! Zahlen wirs ihnen heim!“ Walter blieb stumm und ich nickte grimmig. Plötzlich erklang ein Knacken aus dem Autoradio. „Lady Integra!“, machte mein Onkel seine Herrin darauf aufmerksam und versuchte konzentriert den richtigen Sender einzustellen. „... oder...dessen... vereinigte... England“, kam es rauschend aus dem Gerät. Ich blinzelte und weitete die Augen im plötzlichen Begreifen. Das war Sir Penwoods Stimme. Er hatte es geschafft eine Radionachricht zu senden. „Aufrechterhalten... Hauptquartier... Sergeant Penwood... Ich weiss nicht, ob meine Nachricht gehört wird, aber ich hoffe es zumindest. Hier ist bald alles verloren. Bald werden Monster vor der Tür stehen. Sie werden bald hier sein. Ich übermittle hiermit allen Menschen , die mich hören, meinen letzten Befehl.“ Mein Herz zog sich bei diesen Worten zusammen. Diese Endgültigkeit, mit dem Sir Penwood diese Worte aussprach, machten aus allen Vermutungen Gewissheit. „Tut eure Pflicht und leistet Widerstand!“ Im Hintergrund konnte man einen seiner Männer sagen hören: „Ein Befehl? So weit gehen Sie also? Aber ich kann darauf verzichten ein Zombie zu werden. Ich empfehle mich.“ Es folgten mehrere aufeinanderfolgende Pistolenschüsse und ich bleckte die Zähne. Es war mehr als klar, was dort vor sich ging. Die Männer erschossen sich, um nicht den grausamen Tod erleiden zu müssen, den die Vampire ihnen bringen würden. Außerdem verhinderten sie durch präzise Kopfschüsse, dass sie zu Ghouls wurden. Man hörte herannahende Schritte und die Tür zum Konferenzraum wurde aufgesprengt. „Was gibt’s zu lachen, du Mensch?“, fragte der Eindringling, ganz offensichtlich ein Vampir. „Nicht ich... bin ein Nichtsnutz...sondern ihr.“ Die Eindringlinge keuchten erschrocken auf. Was mochten sie erblickt haben? „Leben Sie wohl, Integra!“, sagte Sir Penwood klar vernehmlich. „Es war mir ein Vergnügen.“ „He! Lass das!“, brüllte der Vampir. „Nein!“, widersprach der Mann. „Diese Forderung werde ich nicht erfüllen!“ Eine Explosion und dann war das Radiosignal verschwunden. Ich biss mir auf die bebende Unterlippe und starrte nach vorne auf die Straße. Sir Penwood hatte seine letzte Pflicht erfüllt. Zudem hatte er wahren Mut bewiesen. Mut bedeutete nicht, sich dem brüllenden Löwen zu stellen, oder eine Mutprobe zu bestehen, wie sie unter Kindern üblich war. Wahrer Mut, das war, wenn man sich seiner Furcht im richtigen Moment stellte. Wenn man seine Ängste hinten anstellte, wenn es für das Wohlergehen von andere von nutzen war. Sir Shelby Penwood hatte es selten geschafft seinen alten Freunden Sir Arthur und Sir Irons die Stirn zu bieten und war ein ängstlicher Mann von sanfter Natur gewesen. Doch genau das hatte ihn zu einem guten Mann, einen guten Menschen, gemacht. Im Stillen bedauerte ich seinen Tod, während wir über die zerstörten Straßen Londons fuhren. „Walter.“, kam es leise von Integra, ehe sie die Stimme erhob: „Schnell!“ Er gehorchte und stieg aufs Gas. Gerade, als das Auto so richtig Fahrt aufgenommen hatte, machte mein Onkel eine Vollbremsung, sodass sich der Wagen und seine eigene Achse drehte und ich gezwungen war, an meinen Sitz Halt zu suchen. „Was ist da los, Walter?“, fragte Integra, welche vom Rücksitz aus, die brennende Straße nicht gut einsehen konnte. Eine Silhouette hob sich deutlich von den hellen Flammen ab und kam auf uns zu. Das musste einer von Millenium sein. Ich setzte mich auf, öffnete die Wagentür und schickte mich an auszusteigen. Ich musste diesen Kerl aufhalten und wenn nur für kurz, sodass mein Onkel und Lady Hellsing zurück zum Hauptquartier kamen. „Nein! Lass das!“, blaffte Walter, sodass ich zusammen zuckte. So unbeherrscht hatte ich ihn noch nie erlebt. Er wirbelte herum und war kurz davor grob meinen Arm zu packen und mich wieder auf den Sitz zu zwingen. „Ich erledige das!“, lies er mit lautstark wissen. Ich sah ihn an. An seinem Profil konnte ich sehen, wie ernst es ihm war. „Lady Integra.“, wandte er sich ruhig an seine Herrin. „Bitte setzen Sie sofort den Wagen zurück und suchen Sie einen anderen Fluchtweg.“ „Walter!“ „Drehen Sie sich auf keinen Fall um! Fahren Sie so schnell wie möglich!“ Er setzte sich auf, öffnete die Wagentür und stieg aus. „Hören Sie? Mit voller Geschwindigkeit? Unbedingt!“ Sie schickte sich an zu widersprechen: „Walter!“ Der Butler erhob die Stimme: „Schnell! Ich weiss nicht, wie viel Zeit ich in meinem jetzigen Zustand noch gewinnen kann, bevor dieser Typ...“ Integras Augen verengten sich und sie gehorchte. „Walter.“ „Ja?“ „Komm lebend zurück. Das ist ein Befehl!“ Er lächelte, ohne die Silhouette des Feindes aus den Augen zu lassen. „Jawohl. Ganz wie Sie wünschen.“ Ich war aufgesprungen und sah ihn an. „Du auch, Alexandra.“, sagte er, ohne sich umzudrehen. „Steig wieder ein und fahr mit Lady Hellsing zurück zum Hauptquartier.“ Mein Mund war trocken und mein Kopf völlig leer. Es gab doch irgendetwas, was ich tun, oder sagen konnte. „Mach schon!“, befahl er und ging in Angriffsstellung. „Alexandra!“ Ich riss mich kopfschüttelnd aus der Erstarrung und gehorchte. Integra brauste mit wahnwitziger Geschwindigkeit davon und riskierte tatsächlich keinen Blick zurück. Sie sah nur nach vorne. Ich wandte den Blick von ihr ab und tat es ihr gleich. Ja, nach vorne. Ich schloss die Augen und sah meinen Onkel mit meinen geistigen Auge vor mir. Komm lebend zurück, bat ich ihn im Stillen, ehe ich wieder die Straße vor mir fixierte. Aus den Augenwinkeln sah ich die Schatten, die über die Dächer der Stadt flitzten. Einige Panzerfaust Einschläge brachten das Auto zum schleudern und schließlich zum Stehen. Es war mehr als offensichtlich, dass es diese Millenium Vampire auf die Leiterin der Hellsing Organisation abgesehen hatten „Verdammt.“, fluchte Lady Hellsing und versuchte den Wagen neu zu starten. Sie drehte den Schlüssel einige Male vergebens im Schloss. „Schätze mal, jetzt bin ich dran.“ Die blonde Frau hob gehetzt den Kopf und sah mich verständnislos an. Ich löste den Anschnallgurt und öffnete die Wagentür. „Was hast du vor?“, brüllte Integra fragend. Endlich heulte der Motor auf. Ich grinste und lies die Tür zu fallen, während ich mir mein Gewehr locker über die Schulter hängte. „Jetzt ist es an mir den Müll zu beseitigen.“, sagte ich und meine Augen funkelten. „Alexandra! Komm zurück. Das ist ein Befehl!“ Sie hatte sich über die Lücke zwischen den Sitzen gelehnt und brüllte mich durch das herunter gekurbelte Fenster an. Mein Grinsen wurde breiter. „Ich glaube das ist der einzige Befehl, den ich nicht ausführen werde.“ Ich straffte meine schwarzen, fingerlosen Handschuhe. „Fahren Sie weiter, Lady Integra. Ich halte diese Kerle auf.“ „Kch...“ Die blonde Frau sah zur Seite und erblickte die Vampire, die immer näher kamen. Dann hob sie den Blick. „Komm lebend zurück. Diesen Befehl solltest du ausführen, Alexandra!“, befahl sie streng. „Hast du das verstanden? Kehre umgehend zum Hauptquartier zurück, wenn du hier fertig bist.“ Ich lächelte. „Natürlich.“ Ich nahm das Gewehr in die Hand, richtete den Lauf auf den herannahenden Feind und stellte in meinem Kopf Rechnungen an. Ich hatte dieses eine Magazin und dann noch meine Zwillingspistolen mit je 5 Schuss. Den Rest würde ich im Schwert- und Nahkampf erledigen müssen. „Nun fahren Sie, junges Fräulein.“ Ich grinste sie schelmisch an. Sie nickte ernst und legte den Rückwärtsgang ein. Dann schaute sie über den Sitz, machte eine nicht unbedingt fahrschulgetreue Kehrtwende, bei der sie einige Mülltonen mitnahm und dann fuhr sie davon. Als Lady Hellsing und das Auto außer Sichtweite waren, wurde ich wieder ernst und erledigte zunächst die Vampire, die sich anschickten, ihr über die Dächer zu folgen. Von sauberen Kopfschüssen getroffen, stürzten sie vom Dach auf den Boden, wo sich ihre Gehirne auf dem Pflaster verteilten. Als das Magazin verbraucht war, hängte ich mir umgehend das Gewehr auf den Rücken und zückte meine Zwillingspistolen, die ich mir mit Waffenhaltern um je einen Oberschenkel gehängt hatte. Mit irrwitziger Geschwindigkeit verschoss ich beide Magazine auf die anderen Vampire, die über meinem Kopf die Verfolgung aufnahmen. Ich fluchte leise, wenn die Kugeln ihr Ziel verfehlten und mit einem hellen Geräusch und Funken von den Dächern abstoben. Dennoch gelang es mir alle Vampire in Sichtweite zu erschießen, sodass ich hörbar Luft ausstieß und die Pistolen zurück in ihre Holster schob. Würde mich nicht wundern, wenn bald eine halbe Armee ankäme, welche durch die Schüsse angelockt worden war. Aber gut so. Sollten sie nur kommen. Jeder Vampir, jeder Ghoul, jeder untote Soldat Milleniums, der gegen mich in den Kampf zog, war nicht hinter Lady Integra her. Ich straffte meine Schultern und zückte mein Katana. Bedächtigen Schrittes setzte ich meinen Weg fort. Auf den Feind wartend, erledigte ich jede unglückselige Seele von ihrem Dasein als Ghoul, die mir in die Quere kam. So kam ich zu einer Gruppe Ghouls, welche knurrend ein Auto belagerten, aus dessen Seitenfenster Schüsse aus einer Pistole abgefeuert wurden. „Oi!“, machte ich die Untoten auf mich aufmerksam. Sie wandten sich mir zu und torkelten auf mich zu. Schnell hatte ich ihnen mit wenigen Schwerthieben die Köpfe von den Rümpfen getrennt und trat auf das ramponierte Auto zu. Es mussten sich doch noch Überlebende darin befinden. „Daujoubu desu ka ?“, fragte ich und blinzelte, als ich erkannte, wer da auf der Rückband des Wagens saß. „Sir Irons.“ Der Mann erwiderte meinen Blick ausdruckslos wie üblich. „Geht es Ihnen gut?“ Er lies sich zu einem Nicken hinreisen. „Ich bin in Ordnung.“, antwortete er. Ich studierte sein Gesicht. Physisch fehlte ihm nichts, doch ich war mir sicher, dass er vom Tod seines Freundes erfahren hatte. Aber der Gute war kein Mann, dem man herzliches Beileid wünschte. Also nickte ich ernst. „Bist du auf dem Weg zurück zur Hellsing Organisation?“, fragte Sir Irons unerwartet. „Ja.“ Er nickte. Ich wusste nicht recht warum er das tat. Entweder nahm er einfach diese Antwort zur Kenntnis, oder ihm sagte der Plan zu. „Und Integra?“ Schwang da eine leichte Kritik in seinen Worten mit? „Sie befindet sich ebenfalls auf den Weg ins Hauptquartier.“, antwortete ich schlicht. Das war die letzte Information, die ich besaß und ich hoffte sie würde dort wohlbehalten ankommen. Hoffentlich brachte es sie weiter, wenn ich ein paar Vampire einen Kopf kürzer machte. Wieder nickte der ältere Herr, ehe er sich vor lehnte um seinem Chauffeur zu befehlen: „Fahren Sie weiter.“ „Ja...Jawohl...“, druckste der Mann und drehte den Zündschlüssel um. Ein letztes Mal sah mir Sir Irons in die Augen. „Pass auf dich auf, Alexandra.“ „Sie auch, Sir Irons.“ Seine rechte Faust ballte sich. „Räche unsere Stadt.“ Ich nickte ernst. „Das werde ich.“ Dann fuhr er davon. Ich sah ihm eine Weile nach, ehe ich weiter rannte. Es dauerte nicht lange, da stieß ich auf die nächste Einheit von Vampiren. Für die Menschen, die sie angefallen hatten, kam allerdings jede Hilfe zu spät. Um sie würde ich mich anschließend kümmern müssen. Betont laut trat ich hinter die Meute. „Hey!“ Sie fuhren herum, dann verzog sich ihr Gesicht zu einem Grinsen, als ihre Blicke über meine Uniform wanderten. „Sieh mal einer an.“, säuselte einer. „Die Hellsing Organisation.“ Die anderen lachten hämisch. Die Millenium Soldaten richteten sich auf und wandten mir ihre Körper zu. „Wenn das nicht die Draculina ist, die der englischen Queen die Füße leckt.“ Wieder ertönte Gelächter. Wow, war das witzig. Ich erwiderte ihren Blick ausdruckslos, doch im Inneren begann ich zu kochen und zu brodeln. Nicht wegen den lächerlichen Bemerkungen. Nein. In mir staute sich gerade die gesamte gesammelte Wut, die ich gegen Millenium und diese perversen Vampire hatte, zusammen. Ich ballte die zitternden Fäuste. Der Mundwinkel des vordersten Vampir verzog sich spöttisch. „Was ist los, Kätzchen? Hast du deine Zunge verschluckt?“ Weiter kam er nicht, denn in diesem Augenblick fiel ihm der Kopf von den Schultern. Mit einem sauberen Hieb mit meinem Katana hatte ich dieses großkotzige, dämliche Großmaul enthauptet. Wie ein Sack Kartoffeln fiel mir sein toter Körper vor die Füße. „Urusai...“, knurrte ich leise, ehe ich den Blick hob und die anderen Vampire ansah. „Haltet die Klappe. Ihr alle!“ Ich packte meine Waffe wieder fester und stürmte auf die anderen zu. „Shine!“, brüllte ich meine gesamte Wut heraus und köpfte einen nach dem anderen. Meine Augen flammten rot auf. Sterbt. Fahrt zur Hölle! Verreckt doch alle! Immer mehr Vampire gesellten sich zu mir in die Gasse und jeder einzelne kam mir gerade recht. Je mehr ich von diesen Scheißkerlen erwischte, desto besser. Abschaum! Ohne sie war die Welt ein besserer Ort. Natürlich blieben meine Gegner auch nicht ganz tatenlos und richteten ihre Waffen auf mich. Doch ich spürte den Schmerz gar nicht, wenn mich die Kugeln trafen, oder die Schüsse streiften. Ich spürte die Schläge und die Bisse nicht, genauso wenig wie die Krallen und die Stichverletzungen. Ich wollte diese Bastarde nur töten. Allesamt auslöschen! So kämpfte ich wie eine Besessene. Das Feuer, das überall in der Stadt brannte, spiegelte sich in meinen Augen wieder. Diese Stadt war einst London gewesen. Nun war es nur noch ein brennendes Höllenloch. Mit einem erneuten Wutaufschrei fuhr ich meine schwarzen Schwingen aus und enthauptete gleich zwei Vampire. Meine Uniform hatte ohnehin einiges davon getragen, da war es auch egal, ob sie noch ein zusätzliches Loch bekam. Hauptsache ich konnte effektiv noch mehr dieser Monster umbringen. Ich hatte schnell aufgegeben die Anzahl meiner Feinde zählen zu wollen. Es waren dutzende, vielleicht sogar hunderte. Keine Ahnung. Ab und an gesellten sich auch noch Ghouls dazu. Diese waren zwar dumm wie sonst was, dafür aber schwerer zu töten. Eine lästige Angelegenheit. Doch auch das war egal. Alles was zählte war allen Scheißkerlen den verkackten Kopf vom Rumpf zu trennen und so lange mit der Klinge zu bearbeiten, bis sie nicht mehr aufstanden. Kurz wischte ich mir mit meinem Handrücken über das Gesicht um Schweiß und Blut von meinem Gesicht zu entfernen. Der Rauch der Feuer biss in meine Augen und brannte in meiner Lunge. Die Luft war dick, heiß und stickig. Irgendetwas erwischte mich hart am Kopf und ich spürte, wie Blut meine Schläfe hinab strömte. Ich ignorierte den einsetzenden Schwindel, wirbelte herum und erledigte den Vampir hinter mir. Mehrere Schüsse erwischten mich von hinten. Gerade, als ich herum fahren wollte, eröffneten Vampire, die hinzukamen, das Feuer auf mich. Obgleich die Schwingen Schlimmeres verhinderten, durchdrangen mehrere Kugeln meinen Rumpf. Mein Körper wurde einzige bebende Explosion von Blut und ich ging in die Knie. Ich hustete und noch mehr Blut klatschte auf den Boden. Mühsam hob ich den Blick und sah, dass sich der Kreis enger um mich zog. Ich hatte keine Angst vorm Sterben. Ich fürchtete den Tod nicht. Aber von den Händen dieser Typen wollte ich nicht sterben! Ich kämpfte mich zurück auf die Beine. Die Vampire lachten hämisch. „Gib auf, Mädchen!“, rief einer. „Zettai ni! Wasurete!“, brachte ich zwischen zusammen gebissenen Zähnen heraus. Doch im nächsten Augenblick begannen meine Knie zu zittern und meine Beine versagten mir den Dienst, sodass ich wieder zu Boden stürzte. Ich fluchte mehrsprachig und versuchte meinen Körper unter Kontrolle zu bringen. „Alle Achtung, junges Fräulein.“, erklang da eine wohlbekannte Stimme über Lautsprecher. Ich hob den Kopf und sah, wie über mir auf dem Dach Schrödinger mit tragbarem Monitor saß. Der Katzenjunge zwinkerte und winkte mir vergnügt zu. „Du bist wirklich eine wahre Kämpfernatur, Alexandra Dolneaz. Du gibst nie auf.“, meinte Major´s Stimme. Ich versuchte noch einige Male vergeblich zurück auf die Beine zu kommen. „Doch so verletzt, wie du jetzt bist, kannst du nicht weiter machen. Wenn du meinen Männern einen Kampf liefern willst, dann solltest du etwas Blut zu dir nehmen, junges Fräulein, sonst hast du nicht den Hauch einer Chance.“ Er deutete auf das Schlachtfeld vor sich. Der Mann wusste so gut wie ich, dass die einzigen Alternativen die Ghouls, die Vampire, oder die gefallenen Menschen waren. Und diese würde ich niemals anrühren. „Ver...gessen... Sie es...“, lies ich ihn keuchend wissen. Der Major lachte amüsiert. „Stolz hast du, das muss man dir lassen, junges Fräulein. Aber dennoch bleibst du ein Monster.“ Und was macht das aus Ihnen?, dachte ich mir grimmig und starrte das Abbild des stellvertretenden Führers an. Kraftlos versuchte ich meine Schwingen wieder zu schärfen, doch auch dieser Versuch misslang. Mein Katana lag vor meinen Knien im Dreck. „Unser Grand Professor wird sicher zufrieden mit dir sein. Du wirst seine Forschungen ein großes Stück voran bringen.“ Ich bleckte die Zähne. „Ein Angebot zur Güte. Als Lohn, sozusagen für deinen bisherigen, großartigen Kampf.“, begann der Major und die Vampire fixierten mich mit ihren rot leuchtenden Augen. „Du könntest dich uns anschließen. Unserem letzten Bataillon. Millenium. Du würdest nicht nur unsere Forschung unterstützen, sondern uns auch um einen wertvollen Kämpfer bereichern.“ Er machte eine bedeutende Pause und wartete auf meine Antwort. „Nein.“, antwortete ich ihm ohne Zögern in klar verständlichem deutsch. Er kicherte und verzog die Lippen zu einem amüsierten Lächeln. „Das hat „er“ auch damals erst gesagt.“ Ich verschwendete keine Energie, um mich danach zu erkundigen, wer „er“ war und richtete mich Zähne knirschend auf. „Also schön, junges Fräulein.“, meinte der Major und schüttelte bedauernd den Kopf, während er seine Brille zurecht rückte. „Da kann man wohl nichts machen. Ich wünschte, wir beide hätten die Angelegenheit friedlich lösen können. Nun lässt du mir keine andere Wahl.“ Sein Blick schloss nun seine Soldaten mit ein. „Nun denn, meine tapferen Krieger. Ihr wisst was ihr zu tun habt.“ Er schnippte mit den Fingern und im nächsten Augenblick stürzte sich die Meute auf mich. Mir gelang es gerade noch den Blick zu heben, um zu sehen, dass Schrödinger samt Monitor verschwunden war, ehe mich die Dunkelheit verschlang. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)