Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 18: Toward New Shores ----------------------------- Toward New Shores „Nicht schlecht, Mädchen.“, lobte Bernadotte anerkennend nickend. „Domo arigatou, Bernadotte-Taichou.“ Ich deutete ein Grinsen an, schulterte Quincey und beobachtete die anderen Söldner, welche auf dem vom Vollmond beschienenen Trainingsplatz gemeinsam mit Seras und mir trainierten. Die versammelte Mannschaft zielte auf die verschiedenen Pappkameraden, welche auf dem Gelände verteilt waren, welches über 500 Meter maß. Diese stellten Geiselnehmer und Geiseln dar. Ziel war es, verständlicherweise, die Geiselnehmer mit präzisen Schüssen auszuschalten. „Hey! Hey! Was machst du denn da?“, fragte Seras einen der Söldner. „Nein. Das ist ganz falsch. Ganz falsch! Ganz falsch!“ . Ich drehte mich zu ihr um, während sich Bernadotte vor sie stellte. „Wieso trefft ihr nicht aus 400, oder 500 Meter Entfernung?“ , fragte die Polizistin anklagend. „Idiotin! Das kann doch kein Mensch.“, knirschte der Anführer der Söldner. „W...wieso denn nicht?“, kam es irritiert von der Blonden. „Ihr seid doch die Dogs of War. Die Pineapple Army.“ Bernadotte schob sein Gesicht näher an ihres. „Nein!”, brüllte er, „Mit normalen Flinten trifft niemand auf 500 Meter. Wer auf die Distanz trifft, muss ein Monster sein.“ Seras schien der Geduldsfaden zu reißen. Ich grinste schief. „Go easy on them. Schließlich sind sie Menschen.“ Man konnte von gewöhnlichen Menschen keine Nachtsicht und die Treffsicherheit eines Vampires erwarten. Doch die Männer hörten nicht auf die junge Frau zu necken. „Das ist doch idiotisch.”, säuselte Bernadotte. Seras griff nach ihrer Waffe. „Aus dem Weg.“, befahl sie dem letzten Schützen knapp. „Ja.“, antwortete dieser sofort und machte Platz. Die Polizistin holte tief Luft und zielte. Die Männer richteten alle ihre Blicke auf das Mädchen und sahen andächtig schweigend zu. Es folgten einige schnell aufeinanderfolgende Schüsse. „Yes.“ Zufrieden grinsend setzte Seras ihre Waffe ab. „Wie war ich?“ Ich selbst begann ebenfalls zu grinsen und versuchte ein leises Kichern zu unterdrücken. Die Blonde schien irritiert, doch schnell erkannten auch die Söldner, was mich erheiterte. Die Kleine hatte sich alle Mühe gegeben, aber... „Schau mal genau hin, Idiotin.“, forderte Bernadotte sie auf. Seras kam dem nach und ihre selbstzufriedener Gesichtsausdruck entglitt ihr. „Du hast alle Geiseln umgebracht!“, lies der Mann mit den langen Zopf das Mädchen wissen und dieses lies einen lauten Schrei los. Ich klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, während die anderen Söldner begangen das Mädchen auszulachen. „Nimms nicht so schwer, Kleines.“, meinte einer schließlich und wischte sich eine Lachträne aus dem Gesicht. Unglücklich kaute die Blonde auf ihrer Unterlippe und starrte zu Boden. Zwei Männer legten ihr je einen Arm um die Schultern. „Na komm. Lächel!“ Unerwartet wurde die Truppe von einem Blitz geblendet. Ich blinzelte und sah, dass einer der Wild Geese einen kleinen Kameraapparat gezückt hatte. „Na kommt schon.“, forderte er mit seinem fröhlichen und breiten amerikanischen Akzent auf. „Gruppenfoto.“ Seras ziemte sich zunächst, wurde dann aber schnell in die Mitte der Gruppe geschoben. „Na komm schon, Mädchen.“, wandte sich Bernadotte an mich, als er bemerkte, dass ich mich unmerklich und diskret von der Gruppe entfernt hatte. „Ich bin nicht so der Foto-Typ.“, meinte ich. „Haben Vampire jetzt schon kein Spiegelbild mehr UND erscheinen auf keinem Foto?“ „Das weniger. Ich bin nur nicht sonderlich fotogen.“ Vorsichtig nahm ich dem Amerikaner die Kamera ab. „Aber dafür kann ich das Foto schießen. Dann seid ihr alle drauf.“ Ich grinste schief und fügte hinzu: „Wäre ja schade bei so einem Haufen hübscher Burschen.“ Das ging bei den Männern natürlich runter wie Öl und sie grinsten. „Also schön. Wie du willst.“ Vermutlich hatten sie bereits bemerkt, dass alle Diskussionen mit mir in dieser Richtung zu nichts führen würden. Also nahm ich etwas Abstand und wartete bis alle bereit waren, ehe ich den Auslöser betätigte. Nach einer Weile Training liesen sich die Söldner auf das Gras fallen. Wir begangen zu plaudern, Erlebnisse, Gedanken und andere Nettigkeiten auszutauschen, wobei Seras nicht von den Sticheleien der Gruppe verschont blieb. Trotz meiner Bemühungen ihren Kopf sprichwörtlich aus der Schlinge zu ziehen, liesen die Männer nicht von ihr ab. Plötzlich begannen die Männer auch noch zu singen. Zunächst einige Kampflieder und nach einigen Flaschen Bier, die sie sich besorgt hatten, wurden die Lieder immer obszöner. Sie legten die Arme umeinander, auch Seras und ich wurden mit eingeschlossen und begangen hin und her zu schaukeln. Die letzten Lieder waren überhaupt nicht nach meinem Geschmack, aber ich tat es als Albereien von Männern ab und versuchte im Takt der Bewegungen zu bleiben. Die Stimmung war ausgelassen und heiter. Doch nach einigen Liedern riss sich Seras los und rannte ins Hauptgebäude. Bernadotte, welcher seinen Arm um sie geschlungen hatte, folgte ihr. Ich tat es ihm gleich, ebenso wie einige der Männer. Die anderen Söldner blieben zurück und genossen den Umtrunk und die Nachtmusik. „Walter!“, rief Seras verzweifelt und stürmte einen Raum, in welchem wir meinen Onkel und Alucard antrafen. Scheinbar hatten sich die Beiden über die vergangenen Ereignisse unterhalten. „Ah... Ist das Manöver zu Ende?“, fragte Walter. „Das ist... Das ist... Das ist sexuelle Belästigung!“, platze es aus der Polizistin heraus und sie deutete anklagend auf Bernadotte. „Dieser komische Feldwebel hat ein total perverses, obszönes Lies gesungen!“ Der Söldner lies sich davon nicht beirren und begann zugleich wieder zu singen: „Der xxx eines Eskimos gefriert zu Eis. Gut für mich. Gut für dich. Gut für alle.“ „Idiot!“, herrschte Seras ihn aufgebracht an. Ich atmete nur unmerklich aus. Langsam wurde das Ganze beinahe etwas albern. Die beiden steigerten sich total rein. „Walter.“, meldete sich Master zu Wort und wandte sich an den Butler. „Es gibt eine althergebrachte, aber effektive Methode.“ Die anderen schwiegen irritiert. Ich blinzelte und sah wie Alucard und Walter die blonde Draculina musterten. Diese schrumpfte unter deren Blicken. „Wa...was ist?“, fragte sie kleinlaut. „Es geht um Ihre Reise nach Südamerika.“, erklärte Walter bereitwillig. „Es könnte zu einigen Komplikationen kommen, was ihre.... vampirische Natur angeht.“ „Eh?“ Seras sah zwischen den beiden Älteren und mir hin und her. Nun verstand ich worauf die Beiden hinaus wollten. Es ging um unsere Reise nach Rio, Südamerika. Dort vermuteten wir unseren Feind. Millenium. Soviel hatte uns Enrico Maxwell verraten, als er sich mit Sir Hellsing getroffen hatte. Also hatte Integra beschlossen, dass Alucard, Seras, Bernadotte und meine Wenigkeit am nächsten Tag nach Südamerika reisen würden. Doch allerdings gab es ein gewisses Problem. Das Meer. Wasser wirkte reinigend und somit schwächend auf Vampire. Für Master und mich stellte dies kaum ein Problem dar. Doch Seras, welche keinen Tropfen Blut zu sich genommen, geschweige denn ein Leben aufgenommen hatte, sah die Sache anders aus. Während ich wohl eher einen Kräfteverlust und leichtes Unwohlsein in Kauf nehmen würden musste, würde sie nicht einmal in der Lage dazu sein sich zu bewegen. Doch Alucard schien eine Lösung gefunden zu haben, um diesem vorzubeugen. Doch er lächelte nur wissend, warf Seras einen amüsierten Blick zu und löste sich auf. Walter seufzte auf. „Nun. Ich bin mir sicher, er wird uns wissen lassen, woran er gedacht hat, um das Problem zu lösen.“ „Ja...“, murmelte Seras, offensichtlich sich unwohl in ihrer Haut fühlend. Ich zuckte unmerklich mit den Schultern. Das würde schon werden. „Sie haben bereits alles geregelt?“, fragte Walter nun Bernadotte. Dieser nickte. „Das Schiff steht morgen bereit.“ „Sehr schön.“ Der Söldner hatte sich an einen alten Bekannten gewandt, welcher ihm schon öfters ausgeholfen hatte. Per Flugzeug hätten wir kaum reisen können. Schon allein, da wir kaum die Waffen transportieren können würden. Doch bei guter Bezahlung würde der Kapitän uns alle über den Ozean schippern, ohne Fragen zu stellen. Mir missfiel allerdings die Aussicht beinahe eine Woche auf einem Schiff zu verbringen, doch es musste sein. Es brachte also nichts, sich darüber aufzuregen. Am nächsten Tag waren alle Sachen gepackt. Integra betrat das Empfangszimmer, wo Seras Sarg gerade von einigen Söldnern geschlossen wurde. Alucard hatte auf der Totenkiste Platz genommen und ich hatte mich gegen die Wand gelehnt und betrachtete das Schauspiel. Während Alucard sein schwarzes Haar nach hinten gekämmt und einen Anzug trug, war ich in meine schwarze Uniform geschlüpft. Der Auftrag bestand nicht nur aus Töten, sondern galt auch der Informationsbeschaffung und dafür war es wichtig diskret und unauffällig zu sein. Es hatte etwas von den alten Spionagefilmen. Ich sah auf, als Sir Hellsing von meinem Onkel begleitet eintrat. „Wir haben beschlossen sie in einem Sarg zu transportieren.“, erklärte Walter gerade und ich grinste. Es war richtig gewesen Seras in diesen Plan nicht vorzeitig einzuweihen. Ihrem unaufhörlichen Geschreie nach zu urteilen, gefiel ihr das Ganze ganz und gar nicht. „Nein! Lasst mich raus!“, flehte sie lautstark und fordernd. „Den kriegt ihr doch niemals durch den Zoll.“, murmelte Integra auf ihrer Zigarre kauend. „Sind die noch bei Verstand?“ „Es gibt keinen Zoll.“, erklärte ihr Butler. „Wieso?“ „Weil ein Schmugglerschiff benutzt wird.“, war die pragmatische Antwort. Seras hörte immer noch nicht auf zu heulen. „Ich will nicht!“, jammerte sie. „Ob das gut geht?“ Integra hatte die Stirn in Falten gezogen und schien daran zu zweifeln. „Die Waffen müssen ja auch transportiert werden.“, schaltete sich Alucard ein und erhob sich bedächtig. „Und mein Sarg auch. Zwei Fliegen mit einer Klappe.“ „Wir benutzen dieses Schmugglerschiff regelmäßig.“, erklärte Bernadotte, „Wenn die Bezahlung stimmt, kann man sich auf die Leute verlassen.“ „Lasst mich raus!“, schrie Seras. „Ruhe!“, befahl Master und tatsächlich blieb die Polizistin still. Der Vampir verstand seine Autorität einzusetzen. Integra betrachtete Alucard. „Was ist das für ein Aufzug?“, fragte sie. „So kenne ich dich ja gar nicht. Ist direktes Sonnenlicht nicht der größte Feind eines Vampirs?“ Dass es wohl kaum tödlich sein dürfte, hatte sie ja bereits in der Vergangenheit gelernt. Erst recht nicht bei Master. „In meiner normalen Kleidung kann ich ja in kein Flugzeug steigen. In dieser Kluft kann ich draußen herumlaufen und Eindruck schinden. Außerdem ist das Sonnenlicht nicht mein Feind. Ich hasse es nur.“, erklärte er. Damit gab sich die Chefin zufrieden und sie nickte. Alle Blicke ruhten nun erwartungsvoll auf ihr. „Es gibt nur einen Befehl.“, lies sie uns wissen. „Search and Destroy. Over.“ Ich nickte und Master verbeugte sich untertänig. „Verstanden, meine Herrin.“, antwortete er zufrieden lächelnd. Bei Sonnenuntergang ging ich an Deck und sog die frische Meeresbrise ein. Es war bereits einige Stunden her, seit wir all unser Zeug auf das Schiff verladen hatten und losgefahren waren. Ich hoffte die frische Luft vermochte meinen Magen und meinen schwirrenden Kopf etwas zu beruhigen. Ich sah über die Reling auf das Wasser hinab. Das half aber nicht gerade. „Na? Alles klar, Mädchen?“ Bernadotte trat mit brennender Zigarette aus den Schatten und betrachtete mich. Ein amüsiertes Lächeln umspielte seine Lippen. „Geht schon.“, antwortete ich knapp. Gott, war mir schwindelig. „Ist das so ein Vampir Ding?“, fragte er mich. Ich schüttelte sachte den Kopf. Bloß keine hastigen Bewegungen. „Das hat damit nichts zu tun.“, lies ich ihn wissen. Wie gesagt konnte ich auf die meisten meiner Kräfte, dank des Wassers, wohl nicht zurück greifen. Sogar Regen krippelte unangenehm auf der Haut. Aber das war etwas anderes. „Schon als Mensch... habe ich Schiffsüberfahrten nicht vertragen.“ Weiter kam ich nicht, denn der Mann begann laut zu lachen. „Wer hätte das gedacht?“, sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. „Wird’s denn gehen?“, fragte er dann. „Un. Sure.“ Er nickte, hob die Hand an seinen Hut und ging wieder zurück in seine Kajüte. Ich blieb noch einige Minuten draußen. Ob nun unter Deck, oder darüber, schlecht wurde mir überall. Doch schließlich ging ich nach unten, um mich etwas in meinem Sarg auszuruhen. Im Schlaf, wenn ich diesen finden würde, war das Ganze sicher leichter zu ertragen. Seras, welche meine herannahenden Schritte und meine Stimme, als ich sie grüßte, erkannt hatte jammerte los: „Warum muss nur ich in dieser Kiste bleiben? Ich zuckte mit den Schultern. „Das wäre anders, wenn du Blut trinken würdest.“, erwiderte ich gelassen und hob meinen Sargdeckel an. „Das ist so unfair!“, rief die Polizistin aus. Ich lächelte schwach. Wenn sie weiterhin so laut schrie, würde ich wohl keine Mütze Schlaf bekommen. Aber einen Versuch war es wert. Also kuschelte ich mich in den roten Samt meines schwarzen Sarges und versuchte das Schaukeln des Kahns und Seras´ Gezeter zu ignorieren. Ich lenkte meinen Gedanken auf andere Dinge, sodass mein Bewusstsein ganz weit weg war. So weit weg wie möglich. Meine Gedanken schweiften umher. Von unseren Auftrag, zu einigen Fragen, die durch meinen Kopf schwirrten und alles mögliche. Irgendwann schlief ich schließlich über meine Grübeleien ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)