Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 10: Dead Mine --------------------- Dead Mine Es war kurz nach Sonnenuntergang, als ich meinen Sarg und mein Zimmer verlies, um den Trainingsplatz aufzusuchen. Doch auf dem Weg dorthin, wurde ich von Thomas abgefangen wurde. „Spar dir den Weg, Mädchen.“, sagte er und bedeutete mir ihm zu folgen. „Eine neue Mission?“, fragte ich ihn und er nickte. Ein zufriedenes Grinsen teilte meine Lippen. Es gab keine bessere Medizin gegen Langeweile, als eine Mission, die in einen Kampf und in kleine Metzeleien ausartete. Perfekt. Den Weg in mein Zimmer konnte ich mir sparen, denn mein Katana hatte ich bereits bei mir, sodass es sofort los gehen konnte. Vor dem Anwesen wartete der Mannschaftstransporter, in welchem bereits die anderen Männer saßen. Sie zeigten sich erfreut über mein Erscheinen und begrüßten mich. Ich erwiderte die Freundlichkeiten, ehe ich mich auf meinen Sitz fallen lies. Thomas setzte sich neben mich. Ich sah ihn erwartungsvoll an, ehe ich fragte: „Auf was darf ich mich heute einstellen?“ Der alte Mann grinste, ehe er den Blick von seiner Waffe hob. „Nur nicht so ungeduldig, Mädchen. Das kostet dich eines Tages noch den Kopf.“ „Heh.“ Ich lächelte milde. „Ich habe eine Engelsgeduld. Ich darf mich doch noch über die bevorstehende Mission informieren oder? Informationen sind schließlich ein kostbares Gut und entscheiden zwischen Erfolg und Misserfolg.“ „Da hast du Recht, Mädchen.“, meinte Thomas lachend, ehe er sich etwas vor lehnte. „Also gut...“, begann er, „Ein paar Vampire haben sich in einem verlassenem Bergwerk breitgemacht und bereits das naheliegende Dorf komplett ausgelöscht. Außerdem verschwinden in der näheren Umgebung immer wieder junge Mädchen und keine von ihnen wird je wieder gesehen.“ Ich nickte. „Okay. Also setzen wir ihrem Treiben ein Ende.“ „Jawohl.“, stimmten die anderen Männer motiviert zu und hielten ihre Waffen in die Höhe. In genau diesem Augenblick setzte sich der Wagen in Bewegung und natürlich kam niemand umhin nicht zumindest, Jim zu belächeln, welcher beinahe zu Boden gestürzt wäre, hätte ihn Samuel nicht aufgefangen. „Also gut Männer... und Mädchen.“, fügte Thomas nach einem raschen Seitenblick auf mich hinzu. Wir waren mittlerweile in der Nähe der stillgelegten Mine angekommen und aus dem Wagen gesprungen. „Uns ist nur wenig über das oder die Zielobjekte bekannt. Es konnte sich um einen einzelnen Täter handeln, oder um mehrere. Aber letzteres ist wahrscheinlicher. Zudem ist es nicht unwahrscheinlich, dass wir einigen Ghouls begegnen werden. Außerdem wird es nicht leicht den Feind aufzuspüren, da ihm, oder ihnen, nicht nur die umliegenden Wälder und Ländereien als Fluchtort dienen könnten, sondern auch das gesamte Bergwerk, welches sich einige Kilometer unter uns erstreckt.“ Sein ernster Blick ruhte auf jedem Einzelnen. Dann nickte er in die Richtung des alten Bergwerkes. „Ich muss euch wohl nicht sagen, dass da unten höchste Vorsicht geboten ist.“ Alle nickten und gaben zustimmendes Gemurmel von sich. „Gut.“ Thomas nickte zufrieden und überprüfte die Jagdlampe an seinem Gewehr. Die anderen Soldaten taten es ihm gleich. „Jim, Samuel und Simon, ihr bildet einen Trupp.“ Die Angesprochenen nickten. Dann sah er mich an. „Du, Mädchen gehst mit ihnen. Ich gehe mit Jack und Henry.“ Die beiden Männer traten an seine Seite. Gemeinsam betraten die Soldaten der Hellsing Organisation das Bergwerk und entzündeten gleichsam ihre Lampen. Mit Bedacht ging die gesamte Gruppe gemeinsam, bis sich der Stollen vor unseren Augen schließlich teilte. Damit hatten wir gerechnet. Wer wusste schon, wie oft sich die Wege erneut teilen würden? Thomas machte ein Fingerzeichen und bedeutete der Truppe um Samuel sie sollten die linke Abzweigung nehmen, ehe er sich selbst der mittleren zu wandte. Ich zögerte. Thomas bemerkte dies, drehte sich zu mir um und besah mich mit einem fragenden Blick. „Was ist, Mädchen?“ Ich deutete mit dem Kinn auf den rechten Weg. „Ich würde gerne den unter die Lupe nehmen.“ „Wenn dir das deine Vampirsinne sagen, dann gehen wir...“ Ich unterbrach ihn, indem ich den Kopf schüttelte. „Alleine.“ Der ältere Mann öffnete den Mund um zu widersprechen. „Das ist gefährlich, Mädchen, auch für dich. Du solltest nicht alleine gehen.“ Ich grinste schief. „Ich weiss. Aber so decken wir mehr Fläche ab und spüren die Übeltäter schneller auf und falls noch einige Menschen am Leben sein sollten, brauchen sie schnellst möglichst Hilfe. Außerdem...“ Ich berührte mit einer Hand den Griff meines Katanas, welcher noch in der Saya steckte. „Wäre ich euch damit nur im Wege.“ Lange sah mich Thomas an. Irgendwann nickte er. Vermutlich war er sich der Vorteile – und meines Dickkopfe´s – bewusst. „Also schön. Aber mir ist nicht wohl dabei.“, grummelte er schließlich. Die beiden Anderen schienen seine Ansicht zu teilen. „Pass auf dich auf, Mädchen, ja?“ Ich nickte. „Ihr auch.“ „Werden wir.“ Wir nickten uns noch einmal entschlossen zu, dann lief jeder im Schnellschritt los, hinein in die ungewisse Schwärze der Tunnel. Die Angelegenheit war was ganz anderes, als in einem dunklen Wald bei Mondschein zu jagen. Es gab hier keinerlei natürliches Licht, welches einem die Sicht erleichtert hätte. Nein. Alles war pechschwarz. Dank der vampirischen Nachtsicht war ich nicht gerade blind, aber silbernenes Mondlicht hätte einiges erleichtert. Ich wählte eine Geschwindigkeit, die mir ermöglichte mich möglichst schnell fortbewegen zu können, es mir aber gleichauf erlaubte langsam genug zu sein, um nichts zu übersehen, oder über einen der kleinen und größeren Gesteinsbrocken auf dem Boden zu fallen. Ich erwog kurz meine Schwingen auszufahren, um knapp über dem Boden schwebend die Suche fortzusetzen, allerdings verwarf ich den Gedanken recht schnell wieder. Aus vielerlei Gründen. Erstens hätte es meine Uniform in Mitleidenschaft gezogen. Das war unnötig. Schneller fortbewegen können, hätte ich mich auch kaum, ohne Gefahr zu laufen etwas zu übersehen. Das war es nicht wert, nur um nicht ständig über Steine zu stolpern. Außerdem war es so für mich leichter in Ernstfall mein Katana zu zücken. Der Gang hatte sich inzwischen einige Male vor mir geteilt und ich hatte, meiner Intuition folgend, jeweils eine andere Richtung angeschlagen. Kurz zweifelte ich daran, ob ich aus dem Bergwerk wieder herausfinden würde. Aber darum konnte ich mir später Gedanken machen. Als ich glaubte ein Geräusch wahr zu nehmen, hob ich den Blick. War das einer der Vampire? Oder vielleicht sogar ein Überlebender? Schiriki, mein wölfischer Hilfsgeist, welchen ich zur Rate hinzu gezogen hatte, hob ebenso wie ich die Nase in die Höhe und versuchte einen klaren Duft ausmachen zu können. Wart ihr schon einmal in einem Bergwerk? Nein? Abgesehen davon, dass alles dunkel und eng ist, ist es auch noch unglaublich stickig. Die Luft stand und roch auch dementsprechend, weshalb es nicht das aller Spaßigste war, eine Witterung aufzunehmen. Doch wir kamen überein, dass der Geräusch irgendwo rechts von uns seinen Ursprung gehabt haben musste, sodass ich Schiriki nickend entließ und los sprintete. Ich blieb neben einer alten Lore stehen und spähte den Gang entlang. Ich glaubte an diesem Ende ein Gewimmer hören zu können und kniff die Augen zusammen. War das eine Holztür, die da eingelassen war? Wenn ich mit meinen Vermutungen richtig lag, befand sich dahinter ein aus dem Fels geschlagener Raum, in welchem sich die Überlebenden befanden. Womöglich hatte der, oder die Vampire einige Mädchen dort eingesperrt, um seinen Durst von Zeit zu Zeit zu stillen. Als Konserve sozusagen, oder was er noch so gedachte mit ihnen zu tun. Ich verlangsamte meinen Schritt und meine Gedanken wanderten zu Thomas und den anderen. Ob sie bereits jemanden gestellt und eliminiert hatten? Schüsse hallten weit in diesen Tunneln, deshalb bezweifelte ich dies. Ich sah hinter mich, den Gang hinab, welchen ich zuvor entlang gerannt war. Es wäre schlau den anderen von meinem Fund zu berichten. Allerdings bemerkte ich schnell, dass die Funkverbindung der Funkgeräte in diesem Bergwerk abgebrochen war. Eigentlich nicht weiter erstaunlich. Mit einem Seufzer hängte ich das Gerät zurück an meinen Gürtel. Ehe ich einen weiteren Gedanken fassen konnte, hörte ich hinter mir Schritte knirschen. Ich fuhr herum, doch ehe ich etwas erkennen konnte, traf mich etwas Hartes brutal am Schädel. Ein stechender Schmerz breitete sich von der Stelle aus, wo mich der Gegenstand am Kopf erwischt hatte. Ich stürzte zu Boden. Schwindel erfasste mich und ich konnte erkennen, wie sich jemand über mich beugte. „Du kommst erst einmal mit uns, Süße.“, war das Letzte, was ich wahrnahm, ehe mich die dunkle Schwärze völlig gefangen nahm. Es dauerte ein Weile bis ich zu mir kam und noch länger, bis ich einen klaren Gedanken fassen konnte. Mein Schädel brummte und ich hatte mein Zeitgefühl komplett verloren. Wie lange war ich ohne Bewusstsein gewesen? Waren es wenige Minuten gewesen oder doch mehrere Stunden? Ich hob den schmerzenden Kopf und sah mich um. Ich musste mich in dem Raum befinden, welchen ich zuvor ausgemacht hatte. Scheinbar hatte mich der Kerl, der mich niedergeschlagen hatte, hierher geschleift. Jedenfalls liesen der Sand und der Schmutz in meinem Haar daraus schließen. Ich konnte fünf Mädchen entdecken. Alle verdreckt, verängstigt und ebenfalls mit Handschellen gefesselt. Dann wanderte mein Blick zu der Stelle, wo ich für gewöhnlich mein Katana trug. Es war verschwunden. Als sich die schwere Holztür öffnete, wichen die Mädchen wimmernd zurück und eine hoch gewachsene Gestalt trat ein. Das musste der Kerl sein, der sie alle hier eingesperrt hatte und an seiner Seite baumelte tatsächlich mein Katana. Ich fixierte den Kerl und musste überrascht blinzeln. Das war ein Mensch. Ein völlig gewöhnlicher Mensch stand vor mir. „Bitte schön, die Damen. Wir wollen ja nicht, dass ihr verhungert.“, sagte er mit einem schmierigen Lächeln und verteilte Schüsseln mit einer widerlich riechenden Brühe an die Mädchen, die begierig, trotz ihrer Furcht, begannen den Fraß in sich hinein zu stopfen. Zuletzt blieb er vor mir stehen, ging in die Hocke und beugte sich somit zu mir herab. „Hier.“ Er hielt mir ebenfalls eine Schüssel vor. Ich erwiderte seinen Blick trotzig. Der Mann zuckte mit den Schultern und erhob sich wieder, ehe er das Wort an alle Gefangenen richtete: „Heute werden uns die werten Herrschaften besuchen und mit etwas Glück wird eine von euch die Ehre haben, von ihnen ausgewählt zu werden. Also esst schön auf.“ Ich wurde hellhörig. Der Kerl mochte zwar ein Mensch sein, aber vielleicht waren die erwähnten „Herrschaften“ die Vampire, nach denen wir suchten. Mein Blick wanderte zu meinen Fesseln hinab und ich beschloss erst einmal die Füße still zu halten. Ich machte es mir so gut es möglich war, an der Felswand bequem und schloss die Augen, nachdem der Kerl den Raum verlassen hatte. Als sich die Holztür erneut knarzend öffnete, öffnete ich ein Auge, um die Neuankömmlinge näher in Augenschein zu nehmen. Dieses mal war der Kerl in Begleitung von drei anderen Männern. Und, Volltreffer, es waren tatsächlich Vampire. Nacheinander wurden die gefangenen Mädchen in Augenschein genommen. Einer der Vampir griff das Kinn eines Mädchens und bewegte den Kopf auf alle Seiten und sog geräuschvoll die Luft ein. „Nicht schlecht.“, meinte einer anerkennend zu dem Kerl. Dieser deutete eine Verbeugung an. „Besten Dank.“ So war das also. Er kooperierte tatsächlich mit den Blutsaugern. Er fing für sie frische Beute und sie.... Wer wusste schon, was er bekam. Geld? Versprechungen, dass sie ihn unsterblich machten? Ich konnte mich des Gedanken nicht verwehren, dass die Vampire ziemlich faul sein mussten, wenn sie sich nicht mal die Mühe machten zu jagen. Nein. Sie liesen sich die Beute auf dem Silbertablett präsentieren, wie es so schön hieß. Als das Quartett zu mir trat, befand ich, dass nun die Zeit gekommen war, um zu Handeln. Mit einem Ruck sprang ich auf und mit einer beiläufigen Bewegung zerriss ich die Handschellen. Die Kerle, insbesondere der Mensch, zuckten zurück. Doch weit lies ich sie nicht kommen. Ehe sie richtig reagieren konnte, jagte ich dem ersten Vampir meine Hand durchs Herz. Die anderen Zwei hatten dadurch etwas Zeit gewonnen, um ihre Gesichtszüge wieder in den Griff zu kriegen und sie gingen ebenfalls in Angriffsstellung. Ich duckte mich unter dem Schlag des einen weg und rammte ihm meinen Ellenbogen in den Rücken, sodass dieser keuchend zu Boden ging. Der Schlag des Dritten erstarb kraftlos in der Luft, als ich auch sein Herz durchstieß. Ich widmete mich schließlich dem Vampir, der immer noch versuchte, sich vom Boden zu erheben. Ein kräftiger Stiefeltritt brachte seinen Schädel zum zerbersten. Der Mensch hatte sich während des Kampfes ängstlich gegen die Wand gedrückt und sah mich voller Furcht an, als ich auf ihn zu kam. „Bitte. Tu mir nichts.“, bettelte er und ich konnte sehen, dass er am ganzen Körper zitterte. Er rutschte zu Boden und begann auf Knien um sein Leben zu winseln. Grob packte ich ihn an der Kehle und hob ihn in die Höhe, sodass er mit mir auf einer Augenhöhe war, als ich ihn an funkelte. Meine linke Faust ballte sich knirschend, doch ehe diese sein Gesicht erreichte hielt ich inne. Unsanft lies ich den Unglückseligen zu Boden fallen, nachdem ich ihm mein Katana abgenommen hatte. „Hau ab!“, fuhr ich ihn an und gab ein Knurren von mir. „Verpiss dich!“ Mit diesen Worten wandte ich mich von ihm ab und machte mich daran die Mädchen zu befreien. „Mädchen, ist alles in Ordnung?“ Thomas kam mir entgegen, als ich blinzelnd in die kalte Nachtluft hinaus trat. Endlich wieder frische Luft. Genüsslich sog ich die kühle, frische Luft in meine Lungen und atmete langsam wieder aus, ehe ich auf Thomas besorgte Frage hin nickte. Die anderen mussten ihre Suche unterbrochen oder abgeschlossen haben, dachte ich bei mir, sonst wären sie noch im Stollen. Ich deutete mit dem Kinn auf die fünf Mädchen vor mir. „Sie könnten Hilfe gebrauchen.“ Der ältere Mann nickte und auch er widmete sich einer der verängstigten jungen Frauen, um sie zu beruhigen, wie es seine Männer bereits taten. Ihnen wurden die wärmenden Jacken der Soldaten und eine Heimfahrt angeboten. Wir blieben zurück, als der Mannschaftswagen zunächst einmal die Mädchen in ein naheliegendes Krankenhaus brachte, damit man sich dort um sie kümmern konnte. Ich nutzte die Zeit, um den Anderen zu erzählen, was sich dort unten zugetragen hatte. Thomas nickte langsam, als ich meine Geschichte beendete. Ich war mir sicher in diesem Augenblick ging jedem der Soldaten etwas ähnliches durch den Kopf, wie mir: Nicht nur Monster waren zu grausamen Taten fähig. Auch, und manchmal besonders, Menschen konnten zu grausamen Monstern werden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)