Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 13: Sword Dancer ------------------------ Sword Dancer In der Nacht des fünfzehnten August fanden sich alle Vampire, die er Hellsing Organisation unterstellt waren, in Integras Büro ein. Wie üblich rauchte sie eine ihrer Zigarren, während sie uns den Grund dieser Versammlung mitteilte. In einem Außenbezirk von Beydlick trieben in einem verlassenen Krankenhaus ein Vampir und sein Gefolge bestehend aus Ghouls ihr Unwesen. Unsere Aufgabe war es die Zielobjekte zu eliminieren und so den Ort zu säubern. Das Übliche eben. Müllentsorgung von feinsten, wie ich es gerne nannte. Nachdem wir uns ausreichend bewaffnet hatten ging es auch schon los. Das besagte Krankenhaus hatte insgesamt drei Stockwerke und noch viel mehr Zimmer, also ausreichend Platz für unsere Gegner und viel Raum, den es zu durchsuchen galt. Also beschlossen wir, uns aufzuteilen. Alucard und Seras würden sich gemeinsam von unten nach oben vorarbeiten. Ich hingegen sollte oben anfangen und mich nach unten kämpfen. Schützend hielt ich beide Arme vor mein Gesicht, als ich durch das Fenster krachte, rollte mich auf dem Boden ab, ehe ich mich aufrichtete und kampfbereit nach meinem Katana griff. Wie ich erwartet hatte, war der Gang des dritten Stockwerkes komplett mit Ghouls gefüllt. Ich schloss die Augen, atmete tief durch, ehe ich sie wieder öffnete und meine Klinge aus der Saya zog. Das versprach spaßig zu werden. Wie der Pfeil, der von einem gespannten Bogen abgeschossen worden war, schoß ich durch die Meute und köpfte Ghoul, um Ghoul. Wie Marionetten, dessen Fäden man durchtrennt hatte, sackten die enthaupteten, leblosen Körper in sich zusammen und gesellten sich zu den Blutlachen auf dem Boden. Adrenalin strömte durch meine Adern und ich befeuchtete zufrieden meine Lippen. Das war ein Blutbad ganz nach meinem Geschmack. Grinsend stellte ich mich auch den letzten Untoten und schickte sie ins Jenseits. Der Spaß war für meinen Geschmack viel zu schnell vorbei gewesen, aber er hatte mich ausreichend unterhalten, Außerdem war es ja noch nicht vorbei. Es galt noch einen Vampir zu finden, der für das Chaos verantwortlich gewesen war. In just diesem Augenblick beschlich mich ein seltsames Gefühl und eine Art psychische Druckwelle durchflutete das Gebäude, sodass ich zu taumeln begann und in die Knie sank. Was zur Hölle? Ich schüttelte den Kopf und versuchte das Schwindelgefühl aus meinem Kopf zu vertreiben. Was war das? Das Pochen in meinem Schädel ebte nur langsam ab und ich kämpfte mich auf meine Beine. Was ging hier vor sich? Blitzschnell drehte ich mich Richtung Treppe. Master. Seras. Voller unguter Vorahnungen stürmte ich los. Alucard hatte sich der Gegner im Erdgeschoss angenommen. „Verdammte Ghouls.“, fluchte er, als er sich durch die lästige Meute kämpfte. Das Magazin seiner Pistole war verbraucht, sodass er es aus der Waffe nahm und zu Boden fallen lies. Die Polizistin saß vor dem Gebäude auf einer Kiste, dämmerte vor sich hin und schreckte auf als der Vampir sie telepathisch rief: „Polizistin.“ „Eh... Ah Hier!“, antwortete diese. „Träum nicht rum.“, rief sie ihr Meister zur Ordnung, „Hilf mir die Ghouls wegzuräumen!“ „Eh.. J..Ja.“, war die zunächst gestotterte Antwort des Mädchens. „Ich hab genug von dieser Dreckarbeit.“, meinte der Vampir, „Jetzt mach du mal weiter!“ „Ja.. Jawohl!“ Seras erhob sich und mit einem gekonnten Fußtritt trat sie die Tür aus ihren Angel und betrat das Gebäude. Augenblicklich wendeten sich die Ghouls ihr zu. Ehe sie nach ihrer Waffe griff murmelte Seras zu sich selbst: „Ich habe es hier mit Puppen zu tun, nicht mir Menschen. Ich stelle mir einfach vor ich schieße auf Kürbisse! Zielen, abdrücken und das war´s!“ Dann begann sie auf die Untoten zu schießen. „Gib dein Bestes.“, mit einem zufriedenem Seufzer lies sich Alucard auf der Treppe nieder und kramte aus seinem Mantelinneren eine Blutkonserve heraus, an welcher er zufrieden zu saugen begann. Er lauschte den regelmäßigen Schüssen, welche die Polizistin abgab und meinte: „Sie stellt sich geschickter an, als ich dachte. Es hat sich gelohnt sie zu einem von uns zu machen.“ Kaum hatte er den letzten Satz beendet, landete neben ihm ein Blut überströmter, halb zerrissener Ghoul, welcher dann mühsam den Kopf hob und den Vampir anknurrte. Kurzentschlossen gab Alucard ihm eine Kugel in den Kopf und schickte ihn endgültig schlafen. „Hey, Polizistin! Immer richtig auf Herz oder Kopf zielen! Hab Mitglied. Sie sind ja nicht aus eigenem Willen zu Ghouls geworden. Wer einmal so geworden ist, den kann man nicht mehr zurück holen. Ihnen zuliebe sollte man sie möglich schnell ins Jenseits befördern!“ Seras, die die Worte ihres Meisters vernommen hatte begann diabolisch zu Grinsen und entfernte das verbrauchte Magazin aus ihrer Waffe. „Yes Sir, my Master.“, antwortete sie. Die Aura der Polizistin hatte sich völlig verändert. Nichts erinnerte mehr an das kleine unschuldige Mädchen mit den Tötungshemmungen. Achtlos warf sie ihr Gewehr beiseite und attackierte den verbliebenen Ghoul mit ihren blossen Händen. Ein gezielter Faustschlag ins Gesicht, warf den Ghoul zu Boden und die Draculina sorgte mit ihrem Fuß, den sie auf sein Brust stellte, dass er auch dort blieb. Nur kurz hob sie ihren Stiefel an, um ihn dann mit voller Wucht auf den Kopf des Ghouls zu platzieren. Seras übte immer mehr Druck aus, bis der Schädel nachgab und der Kopf des Gegners schier explodierte und Blut auf den Boden spritzte. Alucard hatte sich inzwischen erhoben und kam durch den langen Flur auf sie zu. Zufrieden beobachtete er seine neuste Schülerin bei deren Massaker. „So langsam scheinst du dein Handwerk zu verstehen. Du bist ja auch eine von uns Midians. So mit diesem Geschmeiß wären wir fertig.“, stelle Alucard fest, als er den mit Leichen und Blut überströmten Gang betrachtete, „Und jetzt suchen wir den eigentlichen Vampir und räumen den auch noch aus dem Weg.“ Er hielt inne, als er bemerkte, dass Seras ihre Hand erhoben hatte, an der Blut klebte und diese an ihren Mund führte. Langsam fuhr sie ihre Zunge heraus, um etwas von der roten Flüssigkeit zu kosten, doch dazu kam es nicht, denn eine Klinge durchbohrte Seras Kehle. Alucards Augen weiteten sich und Seras begann vor Schmerz zu schreien. Noch mehr Messer bohrten sich ins ihren Oberkörper und sie fiel vornüber. Wütend und enttäuscht über die Unterbrechung knirschte Alucard mit den Zähnen. Plötzlich wurden unzählige Zettel an die Wand gepinnt. Der Vampir erkannte sofort, welchem Zweck diese dienten. Eine Barrikade gegen Vampire. Feste, langsame Schritte nährten sich den beiden Midians. Ein hochgewachsener, blonder Mann mit Narbengesicht war die Treppe nach oben herabgestiegen und stand nun vor ihnen. In beiden Händen hielt er je eine Bajonette, von welchen frisches Blut tropfte. Er begann zu kichern, hob seine Waffen und bildete aus ihnen ein Kreuz. „Wir sind Gottes irdische Stellvertreter und die Exekutive seiner Strafmacht. Unser Auftrag ist die Vernichtung all derer, die sich unserem Herren widersetzen! Bis auf den letzten Blutstropfen!“ Nachdem er seine Rezitation beendet hatte, blickte er geringschätzig die beiden Vampire an. „Ein wunderbarer Mond heute Nacht, nicht wahr, ihr Missgeburten?“, fragte er. Alucard zückte grinsend seine Waffe. Seras, welche versuchte den Kopf zu heben, gab das Vorhaben auf und sank vor Schmerz zusammen zuckend zurück zu Boden. „Deine Stimme klingt ja richtig süß, meine Kleine. Leidest du auch schön?“, fragte der blonde Mann hämisch. „Aber durch so eine Wunde kannst du leider noch nicht sterben, denn ich habe dein Herz noch nicht durchbohrt. War so lange nicht mehr auf Vamirjagd! Das möchte ich richtig genießen!“ Alucard, welcher im Gegensatz zu seiner Schülerin wusste, wen er vor sich hatte, sagte: „Sieh an! Iscariot, die 13. Abteilung des Vatikans.“ Und der Assassine, der auf den Namen Andersen hörte erwiderte: „Richtig erkannt! Ihr Hellsing Hunde! Und du bist wohl Alucard? Ein Vampir, der mit Menschen gemeinsame Sache macht... Der Abfallbeseitiger von Hellsings Gnaden.“ „Was ist mit dem Vampir von hier?“, fragte der in Rot gekleidete Vampir. „Den habe ich schon längst erledigt.“, gab der Priester zu Antwort, „Der war leider so drittklassig, dass keinen richtigen Spaß mit ihm hatte.“ Gleich einem bevorstehenden Duell wandten sich die Kontrahenten zu und gingen gemessenen Schrittes aufeinander zu, nur um nebeneinander stehen zu bleiben. „Nun seid nur noch ihr da!“, meinte Andersen. Alucard grinste breit. „Meinst du?“, erwiderte er. Ohne eine Antwort abzuwarten, zückten Beide ihre Waffen. Der Priester rammte zwei Zeremonie-Bajonetten in Alucard Hals, worauf hin dieser vor Schmerz aufkeuchte, dann aber den Gegner einen gezielten Kopfschuss verpasste. Dann wandte sich der Vampir ab, zog die Messer aus seinem Körper und nährte sich der Polizistin. „Master!“, rief diese und versuchte erneut sich aufzurichten. „Bleib still, Polizistin!“, befahl Alucard und nach einem Seitenblick auf den Priester meinte er grinsend: „Bei Nacht einen Vampir von vorne anzugreifen ist ja sehr mutig von euch, Pater. Aber auch sehr dumm. Trotzdem nicht schlecht für einen Menschen. Alle Achtung.“ Er warf einen Blick auf die mit seinem Blut besprenkelten Bajonetten, die nun auf dem Boden lagen. „Diese Schwerter... Sie wurden alle in einer Kirche geweiht.Von solchen sollten selbst wir uns lieber nicht durchbohren lassen. Die könnten sogar uns ernstlich verletzten.“, erklärte er seiner Schülerin, ehe er sich zu ihr hinunter beugte. „Ich ziehs dir raus. Nicht bewegen!“ Seras´ Augen weiteten sich. „Ma-Master...“, stotterte die Blonde, doch Alucard unterbrach sie: „Bleib still, sagte ich.“ In diesem Moment tauchte eine dunkle Silhouette hinter dem Vampir auf. „Master!“, versuchte die Draculina ihren Meister zu warnen und dieser schaffte es tatsächlich sich mit einem Sprung aus der Reichweite des Gegners zu bringen, nachdem sich zwei Bajonetten in seine Brust gebohrt hatten. „Was?“ Alucard war irritiert. Wie hatte es der Pater geschafft nach diesem tödlichen Schuss aufzustehen, um ihn erneut anzugreifen? Andersen begann hämisch zu lachen. Augenblicklich wandte sich Alucard um und richtete seine Pistole auf den Priester. Er feuerte mehrere Schüsse auf diesen ab, worauf hin Andersen in einer Blutfontäne zu Boden stürzte, sich aber wieder erhob und auf den Vampir zustürmte. Mit seinem gesamten Körpergewicht warf sich der Pater gegen den Vampir und pinnte mit seinem gesegneten Schwerter, welche er durchs Alucard´s Handflächen bohrte, diesen gegen die Wand. Dieser schien nun keine Fluchtmöglichkeiten mehr zu haben. Zufrieden grinsend zückte Andersen zwei neue Bajonetten. Nun fiel Alucard´s Blick auf die Stirn des Pater´s welche eigentümlich zu dampfen begann und dutzende Äderchen bildete, als würde sie eine enormen Kraftanstrenung ausüben und die Kugel, welche ihn hätte töten sollen, fiel nutzlos geworden zu Boden. „Amen.“ Alucard´s Augen weiteten sich vor Erstaunen. „Du bist ein Regenerator?“ „Ganz genau.“, bestätigte Andersen, „Eine von uns Menschen entwickelte Technik, um gegen euch kämpfen zu können.“ Ohne weitere Verzögerungen durchbohrte der Attentäter den Körper des Vampires mir einem dutzend weiterer Zeremonie-Bajonetten. „Master!“, schrie Seras, welche außer Stande war ihrem Meister zu helfen, verzweifelt. Andersen lachte triumphierend. Er hatte Alucard erledigt. Sein Herz durchbohrt und ihn getötet. So glaubte er zumindest. Zufrieden grinsend nahm er den abgetrennten Kopf des Vampire zwischen beide Hände. „Der soll Hellsings geheimer Trumpf sein?“, fragte er hämisch, „Das ist ja lachhaft.“ Enttäuscht wandte er sich um und wollte sich des anderen Vampires erledigen, doch ert jetzt bemerkte er, dass die Draculina verschwunden war. „Nanu. Die Kleine kann sich ja trotz Totalschaden immer noch bewegen.“, stelle er fest und rückte seine Brille zurecht, „Da habe ich sie wohl ein bisschen unterschätzt.“ Ein Grinsen zierte seine Lippen, als er ein neues Schwert zur Hand nahm. Im zweiten Stock angekommen, blieb ich zögernd stehen. Dort war ein Körper mit mehreren Messern an die Wand gepinnt. Der Kopf lag neben dem Körper auf dem Boden. Auch ohne in den von einem stummen Schmerzensschrei geöffneten Mund zu sehen, wusste ich, wenn ich vor mir hatte: Den Vampir, der für das ganze Chaos an diesem Ort verantwortlich war. Oder viel mehr gewesen war. Doch anhand des Fortschrittes der Verwesung des Untoten, konnte ich daraus schließen, dass der Vampir schon seit geraumer Zeit, also sicherlich mehreren Minuten bis zu einer halben Stunde tot war, doch ich hatte doch noch vor wenigen Sekunden gegen seine Ghouls gekämpft. Wie war das möglich? Für gewöhnlich starben Ghouls zusammen mit dem Vampir, der sie erschaffen hatte. Es hatte bisher keine Ausnahmen gegeben, oder etwa doch? Nein, korrigierte ich mich das war nicht das erste Mal. Es hatte auch andere, ähnliche Fälle gegeben. Ich kniete nieder und betrachtete den toten Körper. Der Hellsing Organisation war nicht verborgen geblieben, dass die Bedrohung durch Vampire zunahm, ebenso wie die Ghouls, die ohne ihren Meister weiterlebten. Und dann blieb noch eine andere Frage: Wer hatte diesen Vampir getötet? Anhand der präzisen Schnitte und Verwundungen, konnte ich davon ausgehen, dass ein Profi am Werk gewesen war. Doch wer außer der Hellsing Organisation...? Und war dieser Killer möglicherweise noch hinter anderen Vampiren her? Ich schüttelte den Kopf, richtete mich auf und schob diese Gedanken vorerst bei Seite. Nun galt es erst einmal die neuste Bedrohung auszumachen und zu eliminieren. Doch ehe ich weiter rennen konnte, bemerkte ich etwas in der Asche, der getöteten Ghouls, die über den Flur verteilt waren. Sie waren vermutlich einzeln ausgeschaltet worden, ebenfalls von einer langen Klinge, wie der Vampir. Es war aber nicht die Asche, die meinen Blick auf sich zog, sondern ein kleines, glänzendes Objekt darin. Vorsichtig nahm ich eines zwischen die Fingerspitzen, um es genauer zu betrachten. Ich pustete den restlichen Dreck von dem Objekt, doch dann besann ich mich und steckte es vorest in meine Brusttasche. Das würde warten müssen. Hastig sprang ich auf und eilte die Treppe hinab. Unter Schmerzen kämpfte sich Seras keuchend den Gang entlang. Eine Blutspur markierte ihren Weg. Mühsam zog sie die letzte Klinge aus ihrem Körper und lies sie zu Boden fallen, wo sie stecken blieb. Tränen schlichen sich in ihre Augen, ob vor Schmerz oder Trauer über das Ableben ihres Meister, das konnte sie selbst nicht sagen. Ehe sie ihre weiteren Schritte überdenken, oder über irgendetwas nach grübeln konnte, zischte etwas dicht neben ihren Gesicht vorbei und bohrte sich in die Wand. Es war Alucards Haupt, welches von einer von Andersens Bajonette an der Wand fixiert wurde. Seras Augen weiteten sich vor Schreck. „A-A-Alucard...“, stammelte sie ungläubig beim Anblick des Kopfes. „Wo willst du hin?“, fragte eine Stimme hinter ihr, „Du kannst doch nirgendwo hin.“ Langsam, aber entschlossen kam Andersen näher. Er hatte keine Eile, wozu auch? Sie konnte nicht entkommen. Sie konnte ihm nicht entkommen. „Staub zu Staub.“, rezitierte er, „Aus Staub seid ihr, zu Staub sollt ihr werden!“ Panisch sag sich Seras um. Sie musste hier weg. Sie musste fliehen und Integra alarmieren. Alleine war sie hilflos. Die Polizistin zog die Klinge aus der Wand, presste den Kopf ihres Meisters fest an sich und begann zu laufen. Andersen´s hämisches Gelächter schien sie zu verfolgen. „Flieh nur, Vampir.“, spottete er. Endlich hatte Seras die Tür erreicht, durch die sie nur wenige Minuten zuvor gekommen war. „Ah.. Der Ausgang...“ Eine Art elektrischer Stoß, der durch ihre ausgestreckte Hand und ihren gesamten Körper fuhr, schnitt ihr das Wort ab. Sie schrie erschrocken auf und wich zurück. „Wa...? Was zum...?“ Erst jetzt bemerkte sie die Zettel am Türrahmen„Das sind Amulette, Kleine.“, erklärte der Priester, „Ihr Midians könnt sie nicht durchbrechen. Und jetzt lass dich endlich abschlachten, du verdammtes Monster!“ Gehetzt sah sich Seras um. Es gab keinen Ausweg. Kein Entkommen. Diese Amulette waren überall. Was sollte sie tun? Er würde sie umbringen. Sie würde sterben. „Jetzt keine Panik kriegen, Frau Polizistin.“ Was war das gewesen? Hatte sie sich diese Stimme nur eingebildet? Sie blickte den Kopf ihres Meisters an. „A...A...Alucard?“ In diesem Augenblick begann das Haupt zu zerfließen und breitete sich als Blutlache auf dem Boden auf, nur um im nächsten Augenblick, wie ein Rinnsal, Worte auf dem Holzlatten zu bilden. »Trink mein Blut, Polizistin.«, stand dort geschrieben, »Dann hörst du auf nur in meinem Dienst zu stehen und du wirst wirklich eine von der unseren. Du wirst aus eigenem Willen Blut trinken und aus eigener Kraft durch die Nacht streifen. Du wirst ein unsterblicher Vampir! Trink mein Blut, Polizistin. Oder besser gesagt: Seras Victoria.« „Das ist dein Ende!“, verkündete Andersen, welcher hinter der Draculina aufgetaucht war und hob seine Bajonetten in die Höhe, um Seras den Kopf von den Schultern zu trennen. Mehrere Schüsse ertönten und die gut platzierten Schüsse zerstörten die Klingen des Priesters, die er in den Händen hielt, sodass nur die nutzlosen Griffe zurück blieben. „Diese junge Frau gehört zu uns.“, verkündete Integra, welche am Ort des Geschehens eingetroffen war. In ihrer Begleitung befanden sich zwei in Schwarz gekleidete Männer. Kurz wanderte Integra´s Blick zu der Polizistin, welche getaumelt und zu Boden gefallen war, ehe sie sich wieder Andersen zuwandte. „Was treibst du denn da, Pater Andersen?“ Der große Mann grinste schief. Er wusste sofort, wer ihm die Ehre gab. „Integra Wingates Hellsing, Kopf der Hellsing-Organisation. Die Chefin persönlich sieht nach dem Rechten. “ Die Frau lies sich nicht beirren. „Pater Andersen! Das ist ein schwerer Verstoß gegen unser Abkommen. Das hier ist unser Einflussbereich. Zieh dich sofort zurück.“, forderte sie, „Anderenfalls beschwörst du eine schwere Krisensituation zwischen Katholiken und Protestanten herauf! Iscariot hin oder her. Ich dulde keine Grenzüberschreitungen.“ Andersen knirschte mit den Zähnen und packte seine Bajonetten fester. „Zurückziehen soll ich mich?“, fragte er so, als könne er nicht fassen, dass Integra dies gerade tatsächlich von ihm verlangt hatte, „Die 13. Abteilung des Vatikans, Iscariot, Vollzugsorgan von Gottes Strafmacht auf Erden soll sich zurückziehen? Unterschätz mich nicht, du babylonische Hure! Glaubst du etwa, wir lassen uns von euch dreckigen Protestanten vorschreiben, was wir zu tun und zu lassen haben?“ Der ganz und gar nicht freundliche Tonfall des Paters und die Tatsache, dass er seine Waffen erhob, brachte Integra´s Bodyguards ebenfalls dazu ihre Pistolen zu greifen und auf den Priester zu schießen. Doch dieser blieb unbeeindruckt und köpfte beide mit zwei nachlässigen Hieben seiner Bajonetten. Verrückt lachend wandte sich Andersen nun der Chefin der Organisation, Sir Integra Hellsing zu. Mir blieb nur der Bruchteil einer Sekunde, um die Situation zu erfassen. Dieser... wer auch immer es war... Mann stürmte mit erhobenen Schwertern, wie ein Psychopath lachend auf Integra zu, neben welcher bereits die toten Körper zwei unserer Männer lagen. Auch Seras schien getroffen und liebäugelte mit dem Boden. Ergebnis der Analyse: Der Typ war völlig durchgeknallt und durfte unter keinen Umständen an Lady Hellsing heran kommen. Seras war für den Augenblick außer Gefahr. Also legte ich einen Sprint hin, auf den sicherlich jeder Spitzensportler neidisch gewesen wäre (Aber gut, um fair zu bleiben, Vampirkräfte sind wirkungsvollster als jedes Doping) und stoppte die Klinge des Angreifers mit meiner eigenen, nur wenige Zentimeter vor Integra´s Kehle. Der Kerl war darüber alles andere als erfreut und knirschte wütend mit den Zähnen. Ohne mich umzudrehen fragte ich: „Sind Sie in Ordnung, Lady Integra?“ Diese nickte und antwortete: „Mir geht es gut.“ Ich erwiderte das Nicken zufrieden, ohne den blonden Mann aus den Augen zu lassen, an welchen Integra nun das Wort richtete: „Regenerationsfähigkeit, die Krone der Biotechnologie. Und Wunden heilen kannst du auch noch? Du Monster!“ Regenerationsfähigkeit? War der Mann der vor mir stand ein Regenerator? Die Wissenschaft stand eben niemals still. Der Regenerator bedachte mich mit einem geringschätzigen bis hasserfüllten Blick, ehe er sich wieder dem Oberhaupt der Hellsing Familie zuwand. „Ihr Missgeburten seid alle viel zu schwach! Ihr seid unter meiner Würde.“, knurrte er. Er sollte den Tag lieber nicht vor dem Abend loben, schließlich hatte er noch nicht gegen mich gekämpft. Apropos kämpfen. Wo war Master? „Euren ach so grossartigen Alucard...“, sagte der Blonde in diesem Augenblick, „.. habe ich geköpft! Ich habe ihm den Hals durchgeschnitten!“ Ich begann zu grinsen. Ich kannte meinen Master lang genug, um zu wissen was ihn nicht tötete. Integra meinte spöttisch lächelnd: „Geköpft? Ist das alles?“ „Was?“ Doch zu mehr kam der Mann nicht, denn hinter ihm hatte sich Seras erhoben, nachgeladen und die Waffe au ihn gerichtet. „Hände weg von Lady Integra, du Ungeheuer!“, brachte sie zwischen dem schweren Keuchen hervor. Der Regenerator begann zu kichern. Scheinbar waren ihm die auf ihn gerichteten Waffen und seine Gegner völlig gleich. „Du hast keine Chance, Andersen.“, sagte Integra völlig ruhig, „Tu dir selbst einen Gefallen und zieh dich schön brav zurück.“ „Pah. Red keinen Unsinn.“, machte er unbeeindruckt und sah jeden einzelnen von uns eindringlich an, „Ich werde euch alle zusammen...“ Hellsing´s Chefin unterbrach ihn mitten im Satz: „Dann beeil dich aber. Sonst steht der vermeintlich Geköpfte plötzlich wieder vor dir.“ „Wie bitte?“, rief Andersen aus, als plötzlich das vertraute Geräusch von Fledermäusen zu hören war, welche sich zu Schwärmen formierten und durch ein geschlossenes Fenster krachten. „Er hat nicht getrunken, der Idot.“, erklang da eine wohlbekannte Stimme, ehe der Schwarm der geflügelten Geschöpfe der Nacht den Priester attackierte. Ich lies mein Katana sinken. Andersen hatte keine Chance mehr. Nicht die gerinste. Somit bedurfte Integra meines Schutzes nicht mehr. Wütend knurrend schlug der Pater mit seinen Bajonetten nach den geflügelten Tierchen. „Ich habe ihn doch geköpft und das Herz durchbohrt.“, murmelte er ungläubig. Mein Grinsen wurde breiter und Integra´s und meine Blicke kreuzten sich. „Stell ihn nicht mit normalen Vampiren auf eine Stufe. So leicht stirbt Alucard nicht. So wie du ein Produkt der Anti-Monster Technologie bist, ist er das Ergenbis von 100 jährigen Forschungen der Hellsing Familie. Der stärkste Untote, den sie je hervor gebracht haben.“, erklärte die blonde Frau, nicht ohne einen gewissen Stolz in der Stimme. „Vampir Alucard!“ Kaum hatte sie diese Worte gesprochen, fügten sich die unzähligen Fledermäuse zu Master Alucard zusammen. Dieser wandte uns sein Gesicht zu, welches von einem breiten Grinsen geziert wurde und kicherte dunkel. „Master!“, rief Seras freudig aus und ich lächelte. „Na, was machst du jetzt, Andersen?“, fragte Integra den Agenten Iscariots und unsere Blicke ruhten herausfordernd auf demselben. „Verstehe.“, meinte der Priester schließlich, „Mit meiner jetztigen Bewaffnung kann ich ihn nicht töten.“ Und auch nicht mit deiner zukünftigen, fügte ich in Gedanken hinzu. In diesem Augenblick holte Andersen eine Bibel aus seinem Mantelinneren und schlug sie auf. „Wir sehen uns wieder, ihr Hellsing-Ritter.“ Seras schrie erschrocken auf, als sich die Seiten des Buches lösten, durch die Luft flogen und den Priester umkreisten. „Nächtes Mal bringe ich euch alle um!“, drohte Alexander Andersen, ehe er verschwand. Die Fenster des gesamten Flures zerbarsten und wenige Bibelseiten segelten zu Boden. Ich blinzelte, steckte mein Katana zurück in meine Saya und ging zu der sprachlosen Seras hinüber. „Hey, alles in Ordnung bei dir?“, fragte ich sie. Die Polizistin antwortete nicht. Sie schien unter Schock zu stehen. „Alles in Ordnung, Alucard?“, fragte Integra den wiederauferstandenen Vampir. „War lange her, dass mir jemand den Kopf abgerissen hat.“, gab er grinsend zu Antwort, „Also das war Pater Andersen?“ Ich wurde hellhörig. Besaß jemand die Freundlichkeit mich aufzuklären? „Verstoss gegen das Grenzabkommen... Verletzung mit Todesfolge unserer Organisationmitglieder... Der Vatikan steht knietief in unserer Schuld.“, murmelte Integra mit einem unbestimmten Lächeln, „Aber wir haben jetzt keine Zeit für Streitigkeiten mit dem Vatikan.“, fuhr sie fort und ich nickte bestätigend. „Ich habe die hiesigen Vampirfälle untersucht und eine wichtige Feststellung gemacht....“, begann ich, doch ein würgendes Geräusch lies mich inne halten. Seras hatte sich vorneüber gebeugt und übergab sich geräuschvoll. Sanft tätschelte ich ihren Rücken, ehe ich mich wieder aufrichtete. Integra seufzte schwer. Dann wandte sie sich an Master. „Na Alucard? Wie hat sie sich gemacht?“, fragte sie diesen. „Ah, die Polizistin? Ging so...“, antwortete er lachend und Seras kippte nach vorne. Nachdem sie sich aufgerappelt hatte, hob sie die Hand und rief: „Master!“ „Mh?“ „Nenn mich nicht immer Polizistin. Ich habe einen Namen: Seras Victoria.“ Alucard wandte sich ab. „Sei stil, du Hasenfuß.“, befahl er ruhig und blickte sie über seine Schulter an, „Für mich bist du die Polizistin.“ „Aber...“, versuchte das Mädchen zu widersprechen, doch der Vampir lies sich nicht beirren. „Du bist noch zu unerfahren für einen eigenen Namen.“, beharrte er und Seras lies enttäuscht den Kopf hängen. „Ich weiss zwar nicht, was dieser Streit jetzt soll, aber ...“, begann Integra, „Dafür haben wir jetzt keine Zeit.“ Im Hauptquartier der Hellsing Organisation angekommen, beschloss Integra, dass mein Onkel und meine Wenigkeit den merkwürdigen Gegenstand genauer unter die Lupe nehmen sollten. Es war eine Art Chip, nicht viel größer als eine Fingerkuppe. Nachdem wir den Chip ausreichend untersucht hatten, waren wir zu folgendem Ergebnis gekommen: Es war ein Chip, der als Sender diente, welcher den Vampiren eingepflanzt wurde, damit dieser den körperlichen und seelischen Zustand, Aktionen und Kampfgeschehenisse des Subjektes aufzeichnete und offensichtlich auch weiterleitete. Also waren die ganzen Vampirangriffe, die völlig willkürlich wirkten, keineswegs unkoordiniert und sinnlos gewesen. Vielmehr hatte die ganze Zeit über jemand im Hintergrund die Fäden in der Hand gehabt und zwar derselbe, der hinter diesen Chips steckte. Des weiteren hatten unsere Beobachtungen ergeben, dass keines der Vampiropfer selbst zum Vampir geworden war, selbst wenn die betreffende Person jungfräulich war. Möglicherweise diente es der besseren Kontrolle, denn Ghouls verfügten selbst über keinen Verstand und kein Urteilsvermögen mehr und machte sie somit zu idealen Sklaven der Vampire. Und nicht nur das, diese neuartigen Ghouls waren sogar in der Lage ihren Meister zu überleben. Wer auch immer dahinter steckte, unabhängig von seinem zweifelhaften mentalen Zustand, kannte sich offenbar gut mit Vampiren und Ghouls aus. Wir teilten Lady Integra die Ergebnisse und unsere Gedanken dazu mit. Sofort befahl sie Walter ihr eine Zigarre anzuzünden, ehe sie nach einigen Zügen zu sprechen begann: „Walter!“, sagte sie in einem Befehlston. „Ja?“ „Bitte informieren Sie alle Mitglieder des Round Tables. Wir werden über die vergangenen Ereignisse und die neusten Erkenntnisse reden müssen. Zu diesem Zweck möchte ich morgen Abend eine Versammlung abhalten.“ Mein Onkel deutete eine Verbeugung an. „Sehr wohl, Lady Integra.“ Auf ein Zeichen ihrerseits hin, verlies er hastigen Schrittes den Raum, offenbar um alles für die angekündigte Vollversammlung vorzubereiten. Nachdenklich betrachtete Integra den Chip, der nun auf ihrem Bürotisch lag. „Was soll das...?“, murmelte sie mehr zu sich selbst. Aber das fragte ich mich auch. Es war ein bis dato unvorstellbarer Gedanke, dass jemand irgendetwas erfand, um Vampire zu kontrolliere und zu überwachen und jeden x-beliebigen Menschen zu einem willenlosen Ghoul verwandeln zu können. Und ich dachte ich hätte in meinem 44 Lebensjahren einiges gesehen und erlebt. Nun ja, man lernt eben nie aus und jedes Mal ist man aufs Neue überrascht. Das Leben, bzw das was danach folgt, ist ein erstaunlicher Lehrmeister. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)