Midian von Yumiko_Youku (Kyūketsuki) ================================================================================ Kapitel 9: Master of Monsters ----------------------------- Master of Monsters Es war die kalte Nacht des ersten Februars. Ich hatte gemütlich in meinem Zimmer im Keller gesessen und ein Buch gelesen, als mein Onkel aufgeregt in mein Zimmer gestürmt kam. Fragend sah ich auf. „Was gibt´s?“ Er musste erst einmal nach Luft schnappen, offenbar hatte er sich wirklich beeilt um hier her zu kommen. „Du musst sofort aufbrechen. Auf einem verlassenen Fabrikgelände treiben unzählige Ghouls ihr Unwesen.“, erklärte er ohne Umschweife, „Der Wagen steht schon bereit und natürlich begleiten dich die anderen Soldaten.“ Ich runzelte die Stirn. Das war wieder einmal der erste Auftrag seit langem. Eigentlich hätte ich mich über die willkommene Abwechslung freuen sollen, doch Arthur war erst seit einer Woche tot und ich wollte Integra ungern alleine lassen, jetzt da ihr Vater verstorben war, doch Walter überredete mich hektisch zum Aufbruch, sodass ich wenige Minuten später, in meine Uniform eingekleidet, auf der Pritsche im Wagen saß. Die Fahrt dauerte verhältnismäßig lange, sodass ich mich fragen musste, wo diese ehemalige Fabrik einmal gewesen sein musste. Kein Wunder, dass sie schließen mussten. Die Fahrt war lange und die Wege waren grauenvoll. Es wäre kein Wunder gewesen, wenn die Reifen des Wagens am Ende platt gewesen wären. Während der letzten Etappe der Fahrt wurden wir ordentlich durch gerüttelt, sodass alle Gespräche erstarben. Als das Gefährt zum Stehen kam, packten alle Anwesenden ihre Gewehre fester und sprangen aus dem Wagen. „Wir müssen besonders wachsam sein.“ Thomas sah jeden einzelnen ernst an. Ich übte mich in Zurückhaltung, was die Führung des Teams anging, schließlich war er der Dienstälteste und Truppenführer. „Wir wissen schließlich nicht was uns genau erwartet.“, fuhr er fort, „Uns wurde nur von einer unbekannten Anzahl von Ghouls berichtet, doch gewöhnlicherweise müsste sich dort auch ein Vampir finden, den es zu töten gilt, denn dann hat er Spuk ein Ende.“ Alle nickten grimmig. Ich legte die Stirn in Falten. „Was hast du, Mädchen?“, fragte Thomas und Simon grinste und stupste mich mit seinem Ellenbogen an. „Melden deine übernatürlichen Sinne etwas, oder was?“, scherzte er und ich schüttelte den Kopf. „Sie melden nichts und das macht mir Sorgen.“ „Wie meinst du das?“ „Wie du schon sagtest, würde man hier einen Vampir erwarten, doch ich spüre keinen. Nur ein Haufen Ghouls.“ Auch Thomas schien besorgt. „Merkwürdig. Aber vielleicht täuscht du dich ja...“, fügte er hinzu, mehr um sich Hoffnung zu machen, wie es mir schien, denn wenn man den Vampir tötete, der die Menschen zu Ghouls gemacht hatte, dann vernichtete man diese ebenfalls. Ich zuckte mit den Schultern. „Möglicherweise.“, räumte ich ein, auch wenn ich selbst nicht daran glaubte. Normalerweise konnte ich mich auf meine übernatürlichen Vampirsinne verlassen. Aber es gab schließlich immer ein erstes Mal. Ghouls ohne einen Vampir in der Nähe gab es für gewöhnlich auch nicht. Doch statt darüber nach zu grübeln, war es vernünftiger erst einmal die Bedrohung zu dezimieren. Ich zückte mein Katana und die Männer nahmen ihre Waffen in Anschlag. Das Tor, welches den Eingang zum Fabrikgelände darstellte war längst verbogen und verrostet, sodass wir uns nicht die Mühe machen mussten, es zu öffnen. Kaum hatten wir das Gelände betreten, da hörten wir sie noch ehe wir sie sahen: Eine Horde Ghouls bewegte sich langsam auf uns zu. Ich schätzte ihre Zahl auf hunderte. Die Männer und ich nickten uns ernst zu, ehe wir begannen, die Ghouls systematisch mit gezielten Kopfschüssen und präzisen Schwerthieben nieder zu strecken. Nach wenigen Minuten hielt ich von der blutigen Tätigkeit inne und lies meine Klinge sinken, sodass der Ghoul, den ich damit durchbohrt hatte, zu Boden sackte und zu Staub wurde. „Was ist los?“ Samuel hatte sich zu mir umgedreht, als er bemerkt hatte, dass ich nicht mehr kämpfte. „Hört ihr das nicht?“, fragte ich die Männer, noch während ich versuchte die Quelle des unbekannten Geräusches ausfindig zu machen. Ohne ihre Kampfhandlungen zu unterbrechen schüttelten sie den Kopf. „Was denn?“, fragte Jim neugierig, doch ich antwortete nicht. Den Ursprung des Geräusches suchend, überquerte ich das Fabrikgelände. Die Ghouls, die sich mir in den Weg stellten, wischte ich mit einem beiläufigen Hieb meines Katanas zur Seite. Wie in Trance bewegten sich meine Füße beinahe wie von selbst, ganz so als würde ich von dem Klang, der mir fremd war und doch so vertraut schien, magisch angezogen. Nun war ich dem Ursprung ganz nahe. Ich war am Ende des Fabrikgeländes angekommen und stand nun vor der Mauer, die das Gebäude von dem dahinter liegenden Wald trennte. Ich steckte mein Katana in die Saya, machte einen Satz über die Mauer und landete im weichen Gras. Dann bemerkte ich vor mir die roten Blutspuren, die sich von dem grünen Gras abhoben und folgte ihnen. Ich musste nicht weit in den Wald hinein gehen. Unter einem der ersten Bäume sah ich es, oder viel mehr ihn: Ein grauer Wolf. Ich hielt inne und ging langsam in die Knie, um ihn nicht zu beunruhigen oder zu erschrecken. Was machte das Tier mitten in England? Doch dann erinnerte ich mich an einen Zeitungsartikel, den ich vor wenigen Tagen gelesen hatte. Die Schlagzeile war: Wolf aus Londoner Zoo entkommen. Das musste eben jener Wolf gewesen sein. Er knurrte mich an und ich machte eine beruhigende Geste mit meiner Hand. „Sssh. Du musst keine Angst vor mir haben.“ Erst jetzt bemerkte ich die zahlreichen Wunden, die seinen Körper zierten. Sein Fell war an vielen Stellen blutverschmiert und auch aus seinem Maul kam der rote Lebenssaft geflossen. Es sah nicht gut für ihn aus. Um ehrlich zu sein glaubte ich nicht, dass er diese Nacht überstehen würde. Hatten ihm die Ghouls das angetan, oder etwa Menschen? Ich schüttelte traurig den Kopf. Wundern würde es mich nicht. Menschen vernichteten das, wovor sie sich fürchteten, oder was sie nicht verstanden. Es war ein Jammer um ein solch wunderschönes Tier. Inzwischen hatte der Wolf den Kopf gehoben und sah mir direkt in die Augen. Mit seinen bernsteinfarbenen Augen schien er mich wie ein offenes Buch lesen zu können. Es schien mir, als fühlte er eine verwandte Seele und wir teilten eine seltsame Vertrautheit. Sein Blick wurde sanfter und das Knurren erstarb. Er lies mich gewähren, als ich mit meiner Hand sanft durch sein Fell fuhr. Traurig erwiderte ich seinen Blick und wir beide wussten, dass ihm nicht mehr zu helfen war. Alles was ich für ihn hätte tun können war, sein Leid zu lindern. Doch als ich meine Hand hob, um sie in sein Herz zu stoßen, bleckte er die Zähne und ich hielt inne. Immer wieder zog das Tier die Lefzen nach oben, ganz so als wolle er mir etwas damit sagen. Schließlich verstand ich. Tief sah ich in seine Augen, tastete nach seinem Bewusstsein und fragte ihn im Geiste, ob es wirklich das sei was er wolle. Die Antwort war eindeutig. Ich schloss die Augen und nickte langsam. Sanft streichelte ich dem Wolf noch einmal über das graue Fell, ehe ich über seine Augen strich, sodass sich seine Lider schlossen. Ich hob seinen Kopf an und dann biss ich in seine Kehle. Meine Zähne bohrten sich durch Fell und Fleisch. Sein Blut tröpfelte auf den Boden und aus meinem Mund. Dann legte ich meinen Mund über die offene Wunde und begann zu trinken. Als ich merkte, dass sein Herz aufgehört hatte zu schlagen, lies ich von dem leblosen Körper ab und wischte mir das Blut von meinem Mund. Erst jetzt bemerkte ich die Männer hinter mir. Verblüfft starrten sie mich an. Offenbar hatten sie sich Sorgen um mich gemacht, weil ich verschwunden war und hatten nach mir gesucht, statt den Auftrag zu beenden. Ich erhob mich und drehte mich zu ihnen um. „Alles in Ordnung, Mädchen?“, fragte Thomas und ich nickte. „Beenden wir diese Mission.“, meinte ich schlicht und die Soldaten nickten zustimmend. Offenbar hatten sie sich damit abgefunden, dass ich ein Vampir war und als solcher andere Dinge tat als sie selbst und waren sie noch so absonderlich. Nun ja, nur in Jim´s Gesicht konnte ich die Verwirrung ganz klar lesen und musste schmunzeln. Wäre ich an seiner Stelle, hätte ich mich auch gewundert. Die Horde Ghouls war bereits auf etwa die Hälfte dezimiert, aber immer noch eine Bedrohung für die Allgemeinheit, die es vollständig auszulöschen galt. Sieht aus, als hättet ihr ziemlichen Ärger am Hals, erklang da eine Stimme in meinem Kopf. Ich hob die Augenbrauen und grinste, als ich mental antwortete: Wir wissen uns durchaus gegen ein paar Ghouls zu wehren. Der Wolf schien zu lachen. Das glaube ich gerne, Draculina. Es wäre mir eine Freude dir dabei behilflich zu sein, diese Ungeheuer von der Welt zu tilgen. Ich nickte. Das habe ich mir bereits gedacht, als du dich von mir fressen liesest. Er grinste. Auch ein toter Wolf hat ein scharfes Gebiss, meinte er grimmig und mein Grinsen wurde breiter. Also dann los. Die schemenhaften Umrisse des Wolfes wurden zunehmend klarer und materialisierten sich vor mir. Er drehte den Kopf zu mir, schien mir zu zunicken, ehe er sich auf den nächstgelegenen Ghoul stürzte. Erstaunt sahen die Soldaten dem Wolf zu, wie er seinen Gegner niederriss und dessen Kehlen zerfetzte. „Da hast du dir ja einen interessanten Gefährten angelächelt, Mädchen.“, meinte Thomas grinsend, ehe er sich wieder den restlichen Ghouls zu wandte. Die Anderen lachten und Simon sagte: „Ein Vampir und ein Wolf. Ein nettes Gespann.“ Samuel fügte scherzhaft hinzu: „Mit diesen Bestien sollten wir uns besser nicht anlegen, Männer.“ Unerwarteterweise drehte sich der Wolf zu ihm um und knurrte wie zur Bestätigung. Mental gab er mir zu verstehen, dass er dies als Scherz gemeint hatte. Worauf wartest du noch, Partnerin?, fragte er mich, sein Maul zu einem wölfischen Grinsen verzogen. Ich zückte mein Katana und stürzte mich ebenfalls ins Getümmel. „Habt ihr sie gefunden?“ Wutschnaubend lief Richard durch die Flure der Hellsing-Organisation. „Nein, bedaure noch nicht.“, antwortete einer seiner vier Untergebenen. „Ihr müsst sie aufspüren! Unbedingt!“, herrschte Richard die Männern an, „Zwanzig Jahre! Zwanzig Jahre habe ich gewartet, dass der Kerl endlich stirbt! Und jetzt soll ich einfach zusehen wie diese Göre den Chefsessel einnimmt?! Nein! Bringt sie um!“ Aus dem inneren seiner Jackentasche holte er eine Pistole hervor und lud sie nach. Seine Männer taten es ihm gleich. „Findet sie und schickt sie zur Hölle!“, befahl er wütend, „Stopft ihr das Maul! Danach könnt ihr mit ihr machen was ihr wollt! Los!“, trieb er seine Untergebenen erneut zur Eile an. Die Männer nickten und gehorchten. Kaum waren sie außer Sichtweite murmelte Integra: „Vater ist erst eine Woche tot. Du benimmst dich wie ein Unmensch, Onkel Richard.“ Sie hatte in den Luftschächten des Gebäudes Zuflucht gesucht. Alex war überraschend zu einer Mission aufgebrochen und Walter war nirgends aufzufinden. Sie hatte sich an die Worte ihres Vaters erinnert: Wenn sie in Gefahr und der Feind hinter ihr her sei, sollte sie in die unterirdischen Bereiche gehen. Dort würde sie etwas finden, was sie schützen konnte. Entschlossen kroch sie weiter, bis sie vor der großen, schweren Tür, die zu den alten Kerkern führte angekommen war. Integra öffnete sie und schloss sie zugleich hinter sich. „Früher oder später werden sie mich auch hier finden...“, murmelte sie. Es war aussichtslos. Sie sank in sich zusammen, nur um in nächsten Moment vor Schreck hochzufahren. „Wa..?!“, rief sie ungläubig aus. An der gegenüberliegenden Wand saß eine in sich zusammen gesunkene Gestalt, doch sie stellte schnell fest, dass es sich hierbei um eine Leiche handelte. „Eine Leiche? Ist der tot?“ Sie trat noch etwas näher und sah ihre Vermutungen bestätigt. „Damit soll ich mich schützen, Vater? Mit dieser vertrockneten Leiche? Wenn das ein Witz war, dann ein ziemlich geschmackloser.“ Sie seufzte tief und beugte sich etwas zu dem vertrockneten Körper hinunter. „Ich weiss eh nicht mehr weiter. Darf ich mich zu ihnen gesellen, Herr Vorfahre?“ Natürlich antwortete die Leiche ihr nicht und Integra setzte sich links neben die Leiche. Verzweifelt zog sie die Knie an den Oberkörper. „Ich muss zugeben ich habe auf einen strahlenden Ritter in einer goldenen Rüstung gehofft, der mich vor den bösen Feinden schützt...“ Sie seufzte noch einmal tief. „Hier zwanzig Jahre lang eine vertrocknete Leiche liegen zu lassen... Was hast du dir dabei gedacht, Papa?“ Abermals erhielt sie keine Antwort. Die Leiche blieb stumm. Integra zog geräuschvoll die Nase hoch und Tränen sammelten sich in ihren Augen. „Ich will nicht sterben.“, murmelte sie schniefend. In diesem Augenblick erklangen hektische Schritte und die Tür wurde aufgerissen. „Wir haben sie! Hier! Wir haben sie!“ Von den alarmierenden Schreien seiner Untergebenen, die seine Nichte entdeckt hatten, herbeigerufen, betrat Richard den Raum. „Du machst uns ja ganz schöne Scherereien, Integra.“ Langsam kam Richard näher. „So weit gehst du also um an die Spitze von Hellsing zu kommen?“, fragte Integra ihren Onkel. Verzweiflung und Wut schwangen in ihrer Stimme mit. Eine Faustschlag unterbrach sie und landete mitten auf ihrem Gesicht. „Das wäre ja noch schöner! Ich lasse nicht zu, dass eine Göre wie du mir Befehle gibt.“, meinte Richard geringschätzig. In der Zwischenzeit hatten seine Untergebenen die Leiche entdeckt. „Wer is´n das?“, fragte einer. „Keine Ahnung.“, antwortete ein anderer, „Der ist nicht dokumentiert.“ Er berührte das Gesicht des Toten. „Total vertrocknet.“, stellte er fest. „Der ist mausetot.“, stimmte ihm der andere zu. Richard richtete seine Waffe auf seine Nichte, entsicherte sie und schoss auf ihre linke Schulter. Blut spritzte aus der Wunde, bedeckte den Boden und das Gesicht der Leiche. „Und jetzt die Ohren. Das ist die Strafe dafür, dass du uns solche Umstände machst.“, knurrte Richard und machte sich bereit für den nächsten Schuss. „Glaub ja nicht, dass ich dich einfach so in Frieden dahinscheiden lasse, Integra.“ Ein schmatzendes Geräusch lies alle Anwesenden zusammen zucken. Die vermeintliche Leiche hatte sich erhoben und leckte Integra´s Blut von dem Steinfliesen. „Die Leiche lebt?“, fragte einer der Untergebenen ängstlich, „Richard-Sama?“ „Keine Ahnung.“, antwortete dieser perplex, „Mein Bruder hat mir nie von dem erzählt. Egal! Schickt ihn zur Hölle! Und Integra gleich mit!“, befahl er brüllend. Doch ehe seine Männer seinen Befehlen folge leisten konnten, riss der Untote dem ersten die obere Gesichtshälfte ab, hielt sie in die Höhe und fing das Blut mit seiner Zunge ab, um es begierig zu trinken. Dann wandte er sich den anderen Männern zu und tötete sie in Windeseile auf bestialische Weise. In seiner Verzweiflung packte Richard seine Pistole und schoss fünf mal auf den untoten Mann. „Du Wicht.“, knurrte er, seinen Blick auf Ricard gerichtet. Verächtlich lies er die Geschosse fallen, die er abgefangen hatte, bevor sie seinen Körper erreicht hatten. Stattdessen riss er Richards Finger der rechten Hand ab, sodass dieser vor Schmerz aufschrie. Dann kam der monströse Mann auf Integra zu, doch ehe sie ebenfalls zu töten, blieb er vor ihr stehen und verbeugte sich tief. „Bist du auch nicht verletzt, Sir Hellsing?“, fragte er, „Bitte um meine Befehle, Herrin.“ Er hob den Blick und grinste. Mit der gesunden Hand griff Richard nach der zu Boden gefallenen Waffe. „Hellsing gehört mir.“, presste er keuchend hervor, „Mir! Hellsing gehört mir!“ Er schoss, doch ehe die Kugeln Integra erreichen konnten, fing der Untote sie mit seinem linken Arm ab. „Dein Blut stinkt! Es stinkt ganz infernalisch! Du bist es nicht wert, mein Gebieter zu sein.“, knurrte er. Inzwischen hatte Integra eine Pistole vom Boden gehoben und zielte damit auf ihren Onkel. „Wie heißt du?“, fragte sie den Mann, der sie gerettet hatte, ohne Richard aus den Augen zu lassen. „Alucard.“, antwortete dieser, „Dein Vorgänger hat mich so genannt.“ Ein letzter Schuss ertönte, ehe die Stille der Nacht einkehrte. „Lady Integra!“, rief ich aus und lief im Schnellschritt durch den Flur. Ich war vor wenigen Augenblicken von meiner Mission zurück gekehrt und hatte sofort den Blutgeruch bemerkt, der über dem Anwesen schwebte. Glücklicherweise war sie nur leicht verletzt und lächelte mich an. „Ich bin in Ordnung.“ Ich atmete erleichtert aus. Als sie meinen Blick bemerkte, sagte sie nur: „Onkel Richard...“ Erst jetzt bemerkte ich den hochgewachsenen Mann hinter ihr und mein Herz setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus. „Master!“ Locker wie üblich grinste er mich an. „Lange nicht gesehen, Frischling.“, begrüßte er mich locker, so als sei er nur eine Nacht weg gewesen und nicht etwa dreizehn Jahre. Ich benötigte keine Erklärung um mir zusammen zu reimen, was geschehen war. Richard wollte seinen Anspruch auf die Organisation gültig machen und hatte Integra angegriffen. Diese war irgendwie in den Keller gelangt und hatte Alucard befreit, welcher sie offenbar schlussendlich gerettet hatte. Ehe ich etwas erwidern konnte, hörte ich Schritte, die sich hastig nährten und drehte mich alarmiert um. Doch es war nur mein Onkel. Völlig außer Atem kam er vor uns zum Stehen. „Was ist geschehen?“, fragte er, nachdem er die mitgenommene Integra entdeckt hatte. Diesmal war es an mir ihn aufzuklären. Walter nickte traurig und meinte beklommen: „Verzeihen Sie, Mylady, dass ich nicht zur Stelle gewesen war, um Sie mit meinem Leben zu verteidigen.“ „Ist schon gut, Walter.“, sagte Integra müde. Alucard grinste. „Mir scheint die junge Dame ist erschöpft und benötigt dringend Schlaf.“, meinte er und ich nickte zustimmen. Er hatte recht. Auch wenn sie jetzt die Leiterin der Organisation war und so weiter, dennoch war sie noch ein Mädchen, welches zudem einiges durchgemacht hatte. Also führte sich sie sanft in ihr Zimmer, sodass sie sich umkleiden und schlafen legen konnte. Danach ging ich in die Küche, um mir eine Blutkonserve aus dem Kühlschrank zu holen. Ich griff hinein und kaum hatte ich die Tür geschlossen, da stand Alucard neben mir. „Ich hoffe doch, du hast anstatt meiner die Stellung gehalten, Frischling?“, fragte er mit erhobener Augenbraue. Ich trat einen Schritt zurück, ehe ich mich ihm zu wandte. „Natürlich, Master.“ Ein Lächeln umspielte seine Lippen und er legte eine Hand auf mein Haupt. „Gut gemacht.“ Ich wurde etwas rot und war mir nicht sicher, ob ich mich freuen, oder ärgern sollte. „Es dämmert schon.“ Alucards Stimme riss mich aus meinen Gedanken. „Du solltest dich ebenfalls schlafen legen.“ Ich nickte. „Braves, Mädchen.“, sagte er, ehe er durch die Wand glitt und verschwand. Ich zog mich in meine fensterloses Zimmer zurück, schlürfte die Blutkonserve leer und legte mich schließlich in den Sarg, um zu schlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)