Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Prolog: -------- Die Dornen rissen an ihren Kleidern und Haaren. Etliche kleine Kratzer blieben auf der blassen Haut zurück. Kleine Bluttropfen bildeten sich, sahen aus wie dunkle Rubine. Das dichte Dornengestrüpp ließ das silberne Licht des Vollmondes kaum hindurch. Fast schon blind tastete sich die junge Frau vorwärts. Ihre Hände und Arme sahen am schlimmsten aus. Vor lauter blutigen Kratzern war kaum noch Haut zu sehen. Aber indem Sakura mit ihren Händen die Dornenäste weg schob, blieb ihr Gesicht, vor allem aber die grünen Augen, weitestgehend verschont. Warum nur hatte sie ihre Kunais verloren? Ihre gesamte Ausrüstung war weg. Einen Abhang hinuntergestürzt und in einen tiefen See gelandet. Und warum? Weil Sakura mit dem Fuß abgerutscht war, als sie den blöden Hang hinaufgeklettert war und beinahe abgestürzt wäre. Im letzten Moment hatte Sakura sich an einem kleinen Vorsprung festhalten können. Der Rucksack war ich dabei allerdings verloren gegangen. Ebenso sämtliche Waffen, die sie bis dato noch an ihrem Körper getragen hatte. Einen Teil hatte sie bei einem Kampf, den sie schnell für sich entschieden hatte, verloren. An sich erwartete Sakura nicht, auf irgendwelche Gegner zu stoßen. Aber wie sehr wünschte sie sich jetzt ihre Waffen herbei? Leider gab es auch keinen anderen Weg, den sie nehmen konnte. Ihre Reise führte sie nun einmal durch dieses Dornengestrüpp. Dahinter, laut Tsunade, der Hokage, sollte ein seltenes Kraut wachsen. In Konoha, ihrem Heimatdorf, lagen mehrere vergiftete Shinobi. Wenn sie nicht bald das Gegengift erhielten, würden sie sterben. Das Kraut was essentieller Bestandteil des Gegengiftes. Unter anderen Umständen würde sich Sakura dieser Tortur ansonsten nicht antun. Aber es musste nun einmal sein. Langsam, nachdem sich Sakura sicher war, verbluten zu müssen, lichtete sich das Dornengestrüpp. Leider nur ein wenig. Das Licht des Mondes drang inzwischen soweit hindurch, dass Sakura endlich sehen konnte, was vor ihr lag. Etwas, das ihre Stimmung nicht gerade hob. Äste mit spitzen Dornen. Ein leiser Seufzer der Frustration störte die nächtliche Stille. Doch nach einigen weiteren Kratzern und Geseufze, endete das Dornengestrüpp und Sakura stolperte auf eine kleine Lichtung. Zuerst fiel Sakuras Blick auf ihre zerkratzen Arme. Doch das war nebensächlich. Ebenso, das ihr Rock, die Shorts darunter und ihr Top etliche Risse aufwiesen. Lediglich ihre schwarzen Stiefel hatten ihre Beine vor dem Schlimmsten bewahrt. Mit geübten Blick ließ Sakura ihren Blick über die kleine Lichtung wandern. Ein Wald umsäumte den Großteil der Lichtung. Und natürlich das Dornengebüsch. Ein kleiner, dünner Bach schlängelte sich durch das flache Gras. Mondstrahlen glitzerten in den Wassertropfen. Auf der Wiese wuchsen etliche Blumen. Doch jetzt, mitten in der Nacht, hatte keine Blume ihre Blüten geöffnet. Alles lag in einer Grauschattierung vor. Dennoch fand Sakuras Blick schnell das unscheinbare Kraut, das an einer Biegung des plätschernden Baches wuchs. Bei dem Anblick des, nur wenige Zentimeter hohen Krautes, seufzte Sakura erleichtert auf. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Endlich! Ohne weiter auf die Umgebung zu achten, schließlich hatte Sakura bisher niemanden ausmachen können, ging Sakura in Richtung des Krautes. Kurz davor blieb sie stehen, ging in die Hocke und streckte die Hand nach dem Kraut aus. Die dicken, haarigen Blätter bewegten sich im Wind. Ein leises Zischen war die einzige Vorwarnung. Dank jahrelangem Training reagierte Sakura blitzschnell, ohne darüber nachzudenken. Mit den Füßen stieß sich Sakura von dem weichen Boden ab, machte einen Salto und kam wieder auf die Füße. Ihre Hand glitt an ihre Hüfte, wo sich normalerweise ihre Kunais befanden, und griff ins Leere. Innerlich verfluchte sie den blöden Abhang, während ihre Augen nach ihrem Angreifer Ausschau hielten. Dort, wo sie eben noch gehockt hatte, steckte nun ein Kunai im Boden. Verdammt, das war knapp gewesen. Besser aufpassen war angesagt. So ein grober Fehler durfte ihr nicht noch einmal geschehen. Ein Schatten trat hinter einem Baum hervor. Ihr Angreifer befand sich im Dunklen, sodass Sakura sein Gesicht nicht sehen konnte. Dennoch kam ihr die Haltung und der Umriss bekannt vor. Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten. Machte sich für einen möglichen Kampf bereit. Adrenalin schoss durch ihre Venen, während der Puls ruhig blieb. Dafür hatte Sakura einfach schon zu oft gekämpft, als dass ihre Knie gleich vor Angst zu zittern anfingen. Sakura wartete ab. Schwieg. Was gespannt auf den nächsten Schritt. War ihr Angreifer nur durch Zufall vorbeigekommen und hatte die Chance ergreifen wollen? War er vielleicht ebenfalls hinter dem Kraut her? Letzteres bezweifelte Sakura, aber man konnte nie wissen. Der Unbekannte tat ein paar Schritte auf Sakura zu. Blasses Mondlicht schien auf sein bleiches, markantes Gesicht. Harte Gesichtszüge, markantes Kinn. Das schwarze Haar fiel ihm teilweise ins Gesicht. Die dunklen Augen blickten sie hart an, die Lippen waren herablassend verzogen. Vor Schock blieb Sakura die Luft weg. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Gefühle verschiedenster Art stürzten auf Sakura ein. Freude, Unglauben, Wut, Enttäuschung, Schmerz. „Der Abend ist voller Überraschungen. Wer hätte geglaubt, dass wir uns noch einmal wieder sehen? An einem solch ruhigen, friedlichen Ort?“ Trotz des hämischen Gesichtsausdruckes, klang Sasukes Stimme ruhig. Fast schon wehmütig. Sakura indes schwieg. Noch immer war ihre Kehle wie zugeschnürt und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sasuke war hier. Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt da und sprach mit ihr! Das musste ein Traum sein! Vielleicht halluzinierte Sakura ja. Die Dornen gaben eventuell ein Gift ab oder…. „Da sehen wir uns nach so langer Zeit wieder und du schweigst. Starrst mich nur an“, durchdrang Sasukes Stimme Sakuras wirre Gedanken. Sakura presste die Kiefer aufeinander. Bei seinen Worten verkrampfte Sakura. Die Wut gewann die Oberhand. Drängte alle anderen Gefühle, vielleicht bis auf den Schmerz, zurück. „Was fällt dir ein? Du wagst dich, mich hier anzugreifen und dann so zu tun, als wäre nichts? Nachdem du uns verlassen hast? Das Dorf, dein Team und deine Freunde hintergangen hast? Du bist zum Feind übergelaufen! Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich dich nicht an die Anbu ausliefern sollte!“ Am Ende überschlug sich Sakuras Stimme. Klang leicht schrill. Doch es war ihr egal. Sasuke war so ein Schwein! Er hatte sie verletzt. Hatte ihr das Herz gebrochen. Und das wusste er ganz genau. Er spielte mit ihr. So wie er es früher auch schon getan hatte. Sakura hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, Sasuke jemals wieder zu sehen. Nachdem er vor acht Jahren Konoha verraten hatte, hatte Sakura mit Naruto nur einmal nach Sasuke gesucht. Als sie ihn damals gefunden hatten, wären sie beinahe gestorben. Durch Sasuke. Vor Wut und Verzweiflung schlug Sakuras Herz schneller. Pochte wie wild in ihrer Brust. Da Sakura so in Rage war, reagierte sie nicht schnell genug, als sich Sasuke in Bewegung setzte. Aber selbst wenn sie aufgepasst hätte, Sakura war nicht annähernd schnell genug für Sasuke. Blitzschnell war er bei ihr. Im letzten Moment schaffte Sakura es noch, die Arme hochzureißen, in dem Versuch Bauch, Herz und Hals zu schützen. Wie Sakura kurz darauf feststellte, war dies ein sinnloses Unterfangen gewesen. Ehe sich Sakura versah, hatte Sasuke ihre Arme beiseite geschoben. Sakura wappnete sich für den kommenden Schmerz. Überraschter konnte Sakura nicht sein, als Sasuke sie nicht schlug, sondern küsste. Tatsächlich! Sasuke küsste sie. Mitten auf den Mund! Vor Schreck blieb Sakura stocksteif stehen. Die Augen weit aufgerissen, während sich Sasukes Lippen vorsichtig auf ihrem Mund bewegte. Das Herz in ihrer Brust raste. Noch mehr Adrenalin floss durch ihre Venen. Ehe Sakura die Situation auch nur im Ansatz verstand, erwiderte sie Sasukes Kuss. Augenblicklich wurde Sasukes Kuss fordernder. Seine Arme schlagen sich verlangend um Sakura, sodass sie sich nicht länger bewegen konnte. Aber es störte sie nicht. Ihr Gehirn war ausgeschaltet. Das einzige, was für Sakura im Moment zählte, war Sasuke. Obwohl Sakura bis jetzt in dieser Sache keinerlei Erfahrung hatte, reagierte ihr Körper dennoch instinktiv. Heißes, verschlingendes Feuer verbrannte Sakura von innen heraus. Ein leises Wimmern entrang sich ihrer Kehle, als Sasukes Lippen auf Wanderschaft gingen. Langsam quälend zog sein Mund eine brennende Spur über Kinn und Hals. Da Sasuke Sakura noch immer in seinem Griff hatte, konnte sie nichts weiter tun, als ihren Kopf zur Seite zu legen, damit Sasuke besser an ihren Hals heran kam. Abrupt riss sie die Augen auf, als Sasuke sein Bein hinter ihres stellte und es wieder zu sich zog. Sakuras Bein gab nach und sie fiel nach hinten. Das Verlangen, die Leidenschaft war verschwunden. Sakuras Körper war wieder im Kampfmodus. Doch anstatt hart auf dem Boden aufzukommen, fing Sasuke ihren Sturz ab. Inzwischen hatte Sakura ihre Hände wieder frei. Doch Sasuke lag so schnell auf ihr, dass sie gar nicht dazu kam, zu reagieren. Als sich Sasuke wieder daran machte, Sakura zu küssen, drückte er sie in das weiche Gras. Erst jetzt wurde Sakura bewusst, dass er sie gar nicht angriff. Spätestens als Sasukes Hand unter ihren Rock wanderte, an den Saum ihrer schwarzen Shorts zum Halten kam und anfing diese nach unten zu ziehen, war Sakura eindeutig klar, was Sasuke vor hatte. Im ersten Moment überfiel Sakura Panik. Sie verkrampfte und wandte den Kopf ab. Doch Sasuke ließ sich davon nicht aufhalten. Mit den Fingerknöcheln fuhr er zärtlich über Sakuras Seite, was ein Schaudern durch ihren Körper jagte. Als er die Innenseite ihrer Schenkel streichelte, japste Sakura nach Luft. Heißes Verlangen durchströmte Sakura, entfachte jede einzelne Zelle. Instinktiv reagierte sie, schlang ihre Arme um Sasuke und zog ihn zu sich hinunter. Ihre Körper drängten sich in einem wilden, primitiven Tanz aneinander. Ihre Münder fanden sich in einem heißen, hingebungsvollen Kuss. Sakura versuchte Sasuke zu streicheln. Unter sein Oberteil zu kommen, um die harten Muskeln nachzufahren, von denen Sakura wusste, dass sie da waren. Doch Sasuke übernahm das Kommando. Sakura hatte nicht bemerkt, dass er seine Hose hinuntergezogen hatte, bis sie seine heiße, drängende Erektion an der nackten Haut an ihrem Bauch spürte, dort, wo ihr Oberteil hoch gerutscht war. Erneut keuchte Sakura vor Lust auf. Wehrte sich nicht, als Sasuke ihre Hände griff und über ihrem Kopf festhielt. Sakura ließ es zu, dass Sekunden später ihre Short neben ihr im Gras landete. Auch wehrte sie sich nicht, als Sasuke ihre Beine auseinander drückte. Sakura kam sich vor, als würde sie sich in einem Rauschzustand befinden. Sie befand sich in einer anderen Welt, in der nur Sasuke und sie zählten. In der sie nur die Lust empfand. All die alten Gefühle kamen mit einem Mal wieder hoch. Wie oft hatte sich Sakura so etwas vorgestellt? Sie war mit Sasuke zusammen. Und er wollte sie. Die Panik von eben keimte in Sakura langsam wieder auf, wurde von Sasuke jedoch augenblicklich unterbunden. Er gab ihr keine Chance darauf, in Panik auszubrechen, so schnell handelte er. Mit einem schmerzhaften und gleichzeitig überwältigendem Keuchen, riss Sakura die Augen auf, als Sasuke sie vollkommen zur Frau machte. Die nächsten Minuten rauschten nur so an Sakura vorbei. Anfangs taten Sasukes Stöße noch weh, doch schnell hatte sich Sakura an Sasukes Tempo angepasst. Eine ungeahnte Ekstase kam in ihr auf. Ihr ganzes Sein schrumpfte zu einem einzigen Punkt zusammen. Die Stellen, an der Sakura mit Sasuke verschmolz. Spannung baute sich in ihr auf. Der Höhepunkt, nahm Sakura am Rande wahr, stand kurz bevor. Immer schneller pumpte Sasuke in sie, zog das Tempo an. Sein Schweiß tropfte auf sie hinunter, während sie sich bemühte, aus Sasukes Griff zu kommen. Sie wollte ihn anfassen. Wollte mit ihm zusammen kommen. Doch er ließ ihr keine Chance. Widerwillig, hörte Sakura mit ihrem Bemühen auf. Sofort steigerte sich ihre Lust wieder. Es benötigte nur noch ein paar Stöße und Sasuke beförderte Sakura über die Kante hinweg. Der Orgasmus überrannte Sakura regelrecht. Brannte über sie hinweg, währenddessen sie laut aufstöhnte. Über ihr verkrampfte Sasuke. Er stieß noch zwei, dreimal zu, dann kam auch er. Sein heißer Samen ergoss sich in Sakura. Ein glückliches, befriedigendes Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. Als sich Sasuke aus ihr herauszog, fühlte sich Sakura plötzlich leer. So etwas hatte sie nicht erwartet. Dennoch würde Sasuke sich gleich zu ihr legen. So lief es in Büchern immer ab. Umso überraschter war Sakura, als Sasuke aufstand, seine Hose schloss und durch seine Haare strich. Anstatt Sakura wenigstens aufzuhelfen, sah er sie einen Moment mit undefinierbaren Blick an. Dann drehte sich Sasuke einfach um. Panik kam in Sakura hoch. Er würde sie nicht verlassen. Auf keinen Fall! Das durfte nicht sein. Nicht noch einmal. Das würde sie nicht aushalten. Hektisch stand Sakura auf, zog ihren Rock ein wenig nach unten. Ihre Shorts lagen noch auf der Wiese. „Sasuke“, begann Sakura unsicher. Das durfte nicht passieren. Bis jetzt war ihr alles wie ein Traum vorgekommen. Vielleicht ist es auch einer. Aber ein Albtraum. Zumindest kam es Sakura so vor. Vor allem, als sich Sasuke langsam umdrehte und einen distanzierten Gesichtsausdruck zur Schau stellte. Das Schlucken fiel Sakura schwer. „Sasuke, was nun?“ traute sich Sakura zufragen, doch die Antwort machte ihr Angst. Der Glücksmoment war verschwunden. Die brutale Realität hatte Einzug gehalten. Der ganze Tag war bisher nicht verlaufen, wie erwartet. Vielleicht hatte Sakura Glück und ihr Bauchgefühl täuschte sie. „Ich gehe natürlich nach Otogakure“, war die kühle Antwort des Nukenin. Sakuras Herzschlag setzte aus. Unmöglich. Das konnte er ihr nicht antun! „Aber“, setzte Sakura an. Sie wollte Sasuke überreden, bei ihr zu bleiben. Sicherlich würde Konoha ihn zurücknehmen. Sasuke war ein ausgezeichneter Ninja. Einer der Besten. „Nein, Sakura“, erklang Sasukes Stimme plötzlich hinter hier. Überrascht riss Sakura die Augen auf. Sasuke stand direkt hinter ihr. Ein Blatt Papier hätte nur schwerlich zwischen sie gepasst. Das eben noch stockende Herz, schlug jetzt wie wild in Sakuras Brust. „Ich gehe, du bleibst. Dieses Mal kannst du nicht damit drohen, um Hilfe zu rufen.“ „Aber“, „Aber du kannst auch nicht gegen mich kämpfen. Wehr dich nicht“, flüsterte Sasuke zart an Sakuras Ohr. Ein Schauer jagte durch ihren Körper, während gleichzeitig Tränen über ihre Wange flossen. Still, heimlich und ungesehen. „Es tut mir Leid, aber es geht nicht anders.“ Das Déjà-vu Gefühl war stark. Vor acht Jahren hatte Sasuke Sakura fast auf die selbe Art verlassen. Innerlich wappnete sich Sakura gegen den bevorstehenden Schlag, dann ein dumpfer Schmerz an ihrer Schläfe und Sakura fiel. Bevor alles um sie in Schwärze verschwand, glaubte sie starke Arme zu spüren, die ihren Fall aufhielten. Dann nichts mehr… Kapitel 1: Prolog zensiert -------------------------- Die Dornen rissen an ihren Kleidern und Haaren. Etliche kleine Kratzer blieben auf der blassen Haut zurück. Kleine Bluttropfen bildeten sich, sahen aus wie dunkle Rubine. Das dichte Dornengestrüpp ließ das silberne Licht des Vollmondes kaum hindurch. Fast schon blind tastete sich die junge Frau vorwärts. Ihre Hände und Arme sahen am schlimmsten aus. Vor lauter blutigen Kratzern war kaum noch Haut zu sehen. Aber indem Sakura mit ihren Händen die Dornenäste weg schob, blieb ihr Gesicht, vor allem aber die grünen Augen, weitestgehend verschont. Warum nur hatte sie ihre Kunais verloren? Ihre gesamte Ausrüstung war weg. Einen Abhang hinuntergestürzt und in einen tiefen See gelandet. Und warum? Weil Sakura mit dem Fuß abgerutscht war, als sie den blöden Hang hinaufgeklettert war und beinahe abgestürzt wäre. Im letzten Moment hatte Sakura sich an einem kleinen Vorsprung festhalten können. Der Rucksack war ich dabei allerdings verloren gegangen. Ebenso sämtliche Waffen, die sie bis dato noch an ihrem Körper getragen hatte. Einen Teil hatte sie bei einem Kampf, den sie schnell für sich entschieden hatte, verloren. An sich erwartete Sakura nicht, auf irgendwelche Gegner zu stoßen. Aber wie sehr wünschte sie sich jetzt ihre Waffen herbei? Leider gab es auch keinen anderen Weg, den sie nehmen konnte. Ihre Reise führte sie nun einmal durch dieses Dornengestrüpp. Dahinter, laut Tsunade, der Hokage, sollte ein seltenes Kraut wachsen. In Konoha, ihrem Heimatdorf, lagen mehrere vergiftete Shinobi. Wenn sie nicht bald das Gegengift erhielten, würden sie sterben. Das Kraut was essentieller Bestandteil des Gegengiftes. Unter anderen Umständen würde sich Sakura dieser Tortur ansonsten nicht antun. Aber es musste nun einmal sein. Langsam, nachdem sich Sakura sicher war, verbluten zu müssen, lichtete sich das Dornengestrüpp. Leider nur ein wenig. Das Licht des Mondes drang inzwischen soweit hindurch, dass Sakura endlich sehen konnte, was vor ihr lag. Etwas, das ihre Stimmung nicht gerade hob. Äste mit spitzen Dornen. Ein leiser Seufzer der Frustration störte die nächtliche Stille. Doch nach einigen weiteren Kratzern und Geseufze, endete das Dornengestrüpp und Sakura stolperte auf eine kleine Lichtung. Zuerst fiel Sakuras Blick auf ihre zerkratzen Arme. Doch das war nebensächlich. Ebenso, das ihr Rock, die Shorts darunter und ihr Top etliche Risse aufwiesen. Lediglich ihre schwarzen Stiefel hatten ihre Beine vor dem Schlimmsten bewahrt. Mit geübten Blick ließ Sakura ihren Blick über die kleine Lichtung wandern. Ein Wald umsäumte den Großteil der Lichtung. Und natürlich das Dornengebüsch. Ein kleiner, dünner Bach schlängelte sich durch das flache Gras. Mondstrahlen glitzerten in den Wassertropfen. Auf der Wiese wuchsen etliche Blumen. Doch jetzt, mitten in der Nacht, hatte keine Blume ihre Blüten geöffnet. Alles lag in einer Grauschattierung vor. Dennoch fand Sakuras Blick schnell das unscheinbare Kraut, das an einer Biegung des plätschernden Baches wuchs. Bei dem Anblick des, nur wenige Zentimeter hohen Krautes, seufzte Sakura erleichtert auf. Ein kleines Lächeln zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Endlich! Ohne weiter auf die Umgebung zu achten, schließlich hatte Sakura bisher niemanden ausmachen können, ging Sakura in Richtung des Krautes. Kurz davor blieb sie stehen, ging in die Hocke und streckte die Hand nach dem Kraut aus. Die dicken, haarigen Blätter bewegten sich im Wind. Ein leises Zischen war die einzige Vorwarnung. Dank jahrelangem Training reagierte Sakura blitzschnell, ohne darüber nachzudenken. Mit den Füßen stieß sich Sakura von dem weichen Boden ab, machte einen Salto und kam wieder auf die Füße. Ihre Hand glitt an ihre Hüfte, wo sich normalerweise ihre Kunais befanden, und griff ins Leere. Innerlich verfluchte sie den blöden Abhang, während ihre Augen nach ihrem Angreifer Ausschau hielten. Dort, wo sie eben noch gehockt hatte, steckte nun ein Kunai im Boden. Verdammt, das war knapp gewesen. Besser aufpassen war angesagt. So ein grober Fehler durfte ihr nicht noch einmal geschehen. Ein Schatten trat hinter einem Baum hervor. Ihr Angreifer befand sich im Dunklen, sodass Sakura sein Gesicht nicht sehen konnte. Dennoch kam ihr die Haltung und der Umriss bekannt vor. Sakura ballte ihre Hände zu Fäusten. Machte sich für einen möglichen Kampf bereit. Adrenalin schoss durch ihre Venen, während der Puls ruhig blieb. Dafür hatte Sakura einfach schon zu oft gekämpft, als dass ihre Knie gleich vor Angst zu zittern anfingen. Sakura wartete ab. Schwieg. Was gespannt auf den nächsten Schritt. War ihr Angreifer nur durch Zufall vorbeigekommen und hatte die Chance ergreifen wollen? War er vielleicht ebenfalls hinter dem Kraut her? Letzteres bezweifelte Sakura, aber man konnte nie wissen. Der Unbekannte tat ein paar Schritte auf Sakura zu. Blasses Mondlicht schien auf sein bleiches, markantes Gesicht. Harte Gesichtszüge, markantes Kinn. Das schwarze Haar fiel ihm teilweise ins Gesicht. Die dunklen Augen blickten sie hart an, die Lippen waren herablassend verzogen. Vor Schock blieb Sakura die Luft weg. Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Gefühle verschiedenster Art stürzten auf Sakura ein. Freude, Unglauben, Wut, Enttäuschung, Schmerz. „Der Abend ist voller Überraschungen. Wer hätte geglaubt, dass wir uns noch einmal wieder sehen? An einem solch ruhigen, friedlichen Ort?“ Trotz des hämischen Gesichtsausdruckes, klang Sasukes Stimme ruhig. Fast schon wehmütig. Sakura indes schwieg. Noch immer war ihre Kehle wie zugeschnürt und in ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Sasuke war hier. Er stand nur wenige Meter von ihr entfernt da und sprach mit ihr! Das musste ein Traum sein! Vielleicht halluzinierte Sakura ja. Die Dornen gaben eventuell ein Gift ab oder…. „Da sehen wir uns nach so langer Zeit wieder und du schweigst. Starrst mich nur an“, durchdrang Sasukes Stimme Sakuras wirre Gedanken. Sakura presste die Kiefer aufeinander. Bei seinen Worten verkrampfte Sakura. Die Wut gewann die Oberhand. Drängte alle anderen Gefühle, vielleicht bis auf den Schmerz, zurück. „Was fällt dir ein? Du wagst dich, mich hier anzugreifen und dann so zu tun, als wäre nichts? Nachdem du uns verlassen hast? Das Dorf, dein Team und deine Freunde hintergangen hast? Du bist zum Feind übergelaufen! Nenn mir auch nur einen Grund, warum ich dich nicht an die Anbu ausliefern sollte!“ Am Ende überschlug sich Sakuras Stimme. Klang leicht schrill. Doch es war ihr egal. Sasuke war so ein Schwein! Er hatte sie verletzt. Hatte ihr das Herz gebrochen. Und das wusste er ganz genau. Er spielte mit ihr. So wie er es früher auch schon getan hatte. Sakura hatte schon gar nicht mehr damit gerechnet, Sasuke jemals wieder zu sehen. Nachdem er vor acht Jahren Konoha verraten hatte, hatte Sakura mit Naruto nur einmal nach Sasuke gesucht. Als sie ihn damals gefunden hatten, wären sie beinahe gestorben. Durch Sasuke. Vor Wut und Verzweiflung schlug Sakuras Herz schneller. Pochte wie wild in ihrer Brust. Da Sakura so in Rage war, reagierte sie nicht schnell genug, als sich Sasuke in Bewegung setzte. Aber selbst wenn sie aufgepasst hätte, Sakura war nicht annähernd schnell genug für Sasuke. Blitzschnell war er bei ihr. Im letzten Moment schaffte Sakura es noch, die Arme hochzureißen, in dem Versuch Bauch, Herz und Hals zu schützen. Wie Sakura kurz darauf feststellte, war dies ein sinnloses Unterfangen gewesen. Ehe sich Sakura versah, hatte Sasuke ihre Arme beiseite geschoben. Sakura wappnete sich für den kommenden Schmerz. Überraschter konnte Sakura nicht sein, als Sasuke sie nicht schlug, sondern küsste. Tatsächlich! Sasuke küsste sie. Mitten auf den Mund! Vor Schreck blieb Sakura stocksteif stehen. Die Augen weit aufgerissen, während sich Sasukes Lippen vorsichtig auf ihrem Mund bewegte. Das Herz in ihrer Brust raste. Noch mehr Adrenalin floss durch ihre Venen. Ehe Sakura die Situation auch nur im Ansatz verstand, erwiderte sie Sasukes Kuss. Augenblicklich wurde Sasukes Kuss fordernder. Seine Arme schlagen sich verlangend um Sakura, sodass sie sich nicht länger bewegen konnte. Aber es störte sie nicht. Ihr Gehirn war ausgeschaltet. Das einzige, was für Sakura im Moment zählte, war Sasuke. Obwohl Sakura bis jetzt in dieser Sache keinerlei Erfahrung hatte, reagierte ihr Körper dennoch instinktiv. Heißes, verschlingendes Feuer verbrannte Sakura von innen heraus. Ein leises Wimmern entrang sich ihrer Kehle, als Sasukes Lippen auf Wanderschaft gingen. Langsam quälend zog sein Mund eine brennende Spur über Kinn und Hals. Da Sasuke Sakura noch immer in seinem Griff hatte, konnte sie nichts weiter tun, als ihren Kopf zur Seite zu legen, damit Sasuke besser an ihren Hals heran kam. Abrupt riss sie die Augen auf, als Sasuke sein Bein hinter ihres stellte und es wieder zu sich zog. Sakuras Bein gab nach und sie fiel nach hinten. Das Verlangen, die Leidenschaft war verschwunden. Sakuras Körper war wieder im Kampfmodus. Doch anstatt hart auf dem Boden aufzukommen, fing Sasuke ihren Sturz ab. Inzwischen hatte Sakura ihre Hände wieder frei. Doch Sasuke lag so schnell auf ihr, dass sie gar nicht dazu kam, zu reagieren. Als sich Sasuke wieder daran machte, Sakura zu küssen, drückte er sie in das weiche Gras. Erst jetzt wurde Sakura bewusst, dass er sie gar nicht angriff. Spätestens als Sasukes Hand unter ihren Rock wanderte, an den Saum ihrer schwarzen Shorts zum Halten kam und anfing diese nach unten zu ziehen, war Sakura eindeutig klar, was Sasuke vor hatte. Im ersten Moment überfiel Sakura Panik. Sie verkrampfte und wandte den Kopf ab. Doch Sasuke ließ sich davon nicht aufhalten. Mit den Fingerknöcheln fuhr er zärtlich über Sakuras Seite, was ein Schaudern durch ihren Körper jagte. Als er die Innenseite ihrer Schenkel streichelte, japste Sakura nach Luft. Heißes Verlangen durchströmte Sakura, entfachte jede einzelne Zelle. Instinktiv reagierte sie, schlang ihre Arme um Sasuke und zog ihn zu sich hinunter. Ihre Körper drängten sich in einem wilden, primitiven Tanz aneinander. Ihre Münder fanden sich in einem heißen, hingebungsvollen Kuss. Sakura versuchte Sasuke zu streicheln. Unter sein Oberteil zu kommen, um die harten Muskeln nachzufahren, von denen Sakura wusste, dass sie da waren. Doch Sasuke übernahm das Kommando. Sakura hatte nicht bemerkt, dass er seine Hose hinuntergezogen hatte, bis sie seine heiße, drängende Erektion an der nackten Haut an ihrem Bauch spürte, dort, wo ihr Oberteil hoch gerutscht war. Erneut keuchte Sakura vor Lust auf. Wehrte sich nicht, als Sasuke ihre Hände griff und über ihrem Kopf festhielt. Sakura ließ es zu, dass Sekunden später ihre Short neben ihr im Gras landete. Auch wehrte sie sich nicht, als Sasuke ihre Beine auseinander drückte. Sakura kam sich vor, als würde sie sich in einem Rauschzustand befinden. Sie befand sich in einer anderen Welt, in der nur Sasuke und sie zählten. In der sie nur die Lust empfand. All die alten Gefühle kamen mit einem Mal wieder hoch. Wie oft hatte sich Sakura so etwas vorgestellt? Sie war mit Sasuke zusammen. Und er wollte sie. Sekunden später riss Sakura die Augen weit auf, zog die Luft hart zwischen die Zähne ein, als Sasuke sie letztendlich zur Frau machte. Als alles vorbei war, fühlte sich Sakura leer. Sie war nicht länger mit Sasuke vereint. Ihre Körper waren nicht länger miteinander verschmolzen. So etwas hatte sie nicht erwartet. Dennoch würde Sasuke sich gleich zu ihr legen. So lief es in Büchern immer ab. Umso überraschter war Sakura, als Sasuke aufstand, seine Hose schloss und durch seine Haare strich. Anstatt Sakura wenigstens aufzuhelfen, sah er sie einen Moment mit undefinierbaren Blick an. Dann drehte sich Sasuke einfach um. Panik kam in Sakura hoch. Er würde sie nicht verlassen. Auf keinen Fall! Das durfte nicht sein. Nicht noch einmal. Das würde sie nicht aushalten. Hektisch stand Sakura auf, zog ihren Rock ein wenig nach unten. Ihre Shorts lagen noch auf der Wiese. „Sasuke“, begann Sakura unsicher. Das durfte nicht passieren. Bis jetzt war ihr alles wie ein Traum vorgekommen. Vielleicht ist es auch einer. Aber ein Albtraum. Zumindest kam es Sakura so vor. Vor allem, als sich Sasuke langsam umdrehte und einen distanzierten Gesichtsausdruck zur Schau stellte. Das Schlucken fiel Sakura schwer. „Sasuke, was nun?“ traute sich Sakura zufragen, doch die Antwort machte ihr Angst. Der Glücksmoment war verschwunden. Die brutale Realität hatte Einzug gehalten. Der ganze Tag war bisher nicht verlaufen, wie erwartet. Vielleicht hatte Sakura Glück und ihr Bauchgefühl täuschte sie. „Ich gehe natürlich nach Otogakure“, war die kühle Antwort des Nukenin. Sakuras Herzschlag setzte aus. Unmöglich. Das konnte er ihr nicht antun! „Aber“, setzte Sakura an. Sie wollte Sasuke überreden, bei ihr zu bleiben. Sicherlich würde Konoha ihn zurücknehmen. Sasuke war ein ausgezeichneter Ninja. Einer der Besten. „Nein, Sakura“, erklang Sasukes Stimme plötzlich hinter hier. Überrascht riss Sakura die Augen auf. Sasuke stand direkt hinter ihr. Ein Blatt Papier hätte nur schwerlich zwischen sie gepasst. Das eben noch stockende Herz, schlug jetzt wie wild in Sakuras Brust. „Ich gehe, du bleibst. Dieses Mal kannst du nicht damit drohen, um Hilfe zu rufen.“ „Aber“, „Aber du kannst auch nicht gegen mich kämpfen. Wehr dich nicht“, flüsterte Sasuke zart an Sakuras Ohr. Ein Schauer jagte durch ihren Körper, während gleichzeitig Tränen über ihre Wange flossen. Still, heimlich und ungesehen. „Es tut mir Leid, aber es geht nicht anders.“ Das Déjà-vu Gefühl war stark. Vor acht Jahren hatte Sasuke Sakura fast auf die selbe Art verlassen. Innerlich wappnete sich Sakura gegen den bevorstehenden Schlag, dann ein dumpfer Schmerz an ihrer Schläfe und Sakura fiel. Bevor alles um sie in Schwärze verschwand, glaubte sie starke Arme zu spüren, die ihren Fall aufhielten. Dann nichts mehr… Kapitel 2: (K)Ein Mädelsabend ----------------------------- Besorgt betrachtete Sakura den blassen, jungen Mann vor sich. Kalter Schweiß hatte sich auf seiner Stirn gebildet. Das Gesicht war vor Schmerz verzogen. Sein gesamter Körper war angespannt. Sakura kannte den Ninja nicht. Dennoch litt sie mit ihm. Hoffentlich war sie nicht zu spät gekommen. Der junge Mann vor ihr, er war vielleicht Anfang Zwanzig, war der letzte, der das Gegengift erhalten hatte. Als Sakura in Konoha angekommen war, hatte Tsunade schon ungeduldig auf sie gewartet. Das Gegenmittel war bereits soweit fertig gewesen, sodass das Kraut nur noch aufgegossen werden musste und dem Trank hinzugefügt wurde. Der verkrampfte Körper vor ihr entspannte sich langsam. Der vergiftete Mann sah inzwischen soweit friedlich aus, als würde er einfach nur schlafen und nicht unter Schmerzen leiden. „Danke Sakura. Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde.“ Bei den Worten Tsunades, drehte sich Sakura abrupt zu ihrer Lehrmeisterin um. Schuldgefühle kamen augenblicklich in Sakura auf, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Tsunade stand in der Tür, wischte sich den Schweiß von dem alterslosen Gesicht. Ihre blonden Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengebunden. „Alle schlafen. Einer ist sogar schon kurz aufgewacht. Sie werden alle wieder in Ordnung kommen.“ Voller Erleichterung, seufzte Sakura auf. Gleich fühlte sie sich viel besser. Wegen ihrer Dummheit, hätte sie beinahe den Tod von mehreren Männern zu verschulden gehabt. „Alles in Ordnung mit dir? War es schwer, an das Kraut zu kommen?“ erkundigte sich Tsunade. Obwohl Tsunade unschuldig klang, blickten ihre braunen Augen Sakura abschätzend an, so als vermutete sie, dass etwas geschehen war. Daher war Sakura mehr als froh, als ihr Gesicht nicht rot anlief, während sie ihrer Meisterin ins Gesicht log. „Es lief alles gut. Keine Zwischenfälle.“ Einen momentlang musterte Tsunade Sakura von oben bis unten. Tatsächlich sah Sakura soweit in Ordnung aus. Keine Verletzungen – bis auf die kleinen Kratzer - aber ihre Kleidung war zerrissen. Daher beeilte sich Sakura hinzuzufügen: „Ich musste mich durch Dornen kämpfen.“ Mit dieser Antwort, zumindest vorerst, zufrieden, nickte Tsunade ihr zu, trat beiseite, sodass Sakura gehen konnte. Obwohl Sakura so schnell wie möglich unter eine Dusche wollte, zwang sie sich dazu, langsam den Raum zu verlassen. Währenddessen ruhte Tsunades Blick weiter auf ihr, was Sakura besorgte. Sonst benahm sich die Hokage doch auch nicht so. Während Sakura den Krankenhausflur entlang ging, dachte sie sowohl über Tsunades Verhalten nach, als auch über ihr Zusammentreffen mit Sasuke. Vielleicht war noch jemand auf Sasuke gestoßen und hatte Tsunade Bericht erstattet. Es verwunderte Sakura nicht, dass sich Tsunade dann anders verhielt. Sakura war, mit Naruto zusammen, lange Zeit in einem Team mit Sasuke gewesen, bis er zum Nuke-nin wurde. Naruto, der immer gleich losstürmte, statt nachzudenken, würde sich sicherlich sofort auf die Suche nach Sasuke machen, wenn er davon wüsste. Aber Sakura würde es niemandem sagen. Sie fühlte sich viel zu benutzt. Benutzt und dann weggeworfen. Das Sasuke sie so schäbig behandeln würde, damit hatte sie wirklich nicht gerechnet. Aber sie war auch von ihrem eigenen Handeln verschreckt. Sich einem Mann, egal ob Sasuke oder nicht, so einfach hinzugeben… Das passte einfach nicht zu Sakura. Das machte ihr mehr Angst, als ihr Zusammentreffen mit Sasuke. Niemand durfte davon erfahren. Tsunade würde sicherlich gleich Anbus hinter Sasuke herschicken, damit diese ihn einfingen oder gar töteten. Naruto dagegen würde Sasuke „retten“ wollen. Wobei Sasuke nicht danach aussah, als würde er gerettet werden wollen. Nein, es war besser, wenn niemand davon erfuhr, entschied Sakura. Kurz blinzelte sie, als helles Sonnenlicht sie blendete. Kurz kniff sie die Augen zusammen, ehe Sakura das Krankenhaus verließ. Es war Mittag in Konoha. Es war erschreckend, wie lange Sakura bewusstlos gewesen war. Der Sex hatte eindeutig kürzer gedauert, als das Kraut zu pflücken. Es hätte nur noch gefehlt, dass Sasuke ihr Geld dagelassen hätte. Dann hätte sich Sakura endgültig als Nutte gefühlt. Oder Schlampe, Hure…wie auch immer. Auf jeden Fall benutzt. Eindeutig brauchte Sakura jetzt dringend eine Dusche. Während sie sich einen Weg durch die vollen Straßen Konohas bahnte, hoffte sie nur, niemandem zu begegnen, den sie kannte. Einfach nur duschen… Das Handtuch landete auf dem Boden, Sakura in ihrem Bett. Mit einem Seufzer legte sie einen Arm auf die Stirn. Die ausgiebige Dusche hatte gut getan. Auf jeden Fall fühlte sich Sakura jetzt besser. Und sauberer. Ihr zerrissenes Top war im Müll gelandet. Es war nicht mehr zu retten. Den Rock jedoch konnte Sakura noch nähen. Das würde auf ihrer To-do Liste stehen. Es hatte ja noch ein wenig Zeit. Obwohl es erst früher Nachmittag war, hatte Sakura keine Lust, irgendetwas zu unternehmen. Außerdem war sie müde. Morgen begann das Training um sechs Uhr. Würde Sakura jetzt, um halb vier, aber schlafen gehen, läge sie sicherlich die halbe Nacht wach. Kurzerhand griff Sakura nach dem Telefon, das auf ihrem kleinen Nachttischschrank stand. Aus dem Kopf heraus wählte sie Tentens Nummer. Die junge Kunoichi war, mit Hinata zusammen, Sakuras beste Freundin. Etwas, das sie immer wieder schmunzeln ließ, bedachte man ihre anfängliche Abneigung zueinander. Das bekannte Freizeichen am Telefon erklang, während Sakura darauf wartete, dass Tenten abhob. Lange dauerte es nicht. „Hey! Was gibt’s?“ wurde Sakura gut gelaunt begrüßt. „Frag lieber nicht.“ „Lief die Mission so kacke? Ich hab gehört, alle Vergifteten sind auf dem Weg der Besserung.“ Erleichtert seufzte Sakura auf. Auch wenn Tsunade ihr bereits versichert hatte, das es allen gut gehen würde, so tat es gut, es noch einmal bestätigt zu bekommen. „Alles okay?“ Tenten klang besorgt. Sakura konnte es ihr nicht übel nehmen. „Nein, alles in Ordnung. Die Mission verlief gut.“ Bis auf Sasuke. Doch das würde Sakura ihrer Freundin nicht erzählen. Niemand würde davon je erfahren. Nicht, solange Sakura lebte. „Und, was gibt es sonst so?“ „Hast du heute Abend Zeit? Vielleicht können wir ja einen Film schauen oder so. Nur wie Mädels unter uns.“ „Ja, klar. Willst du um acht zu mir kommen?“ „Klar.“ Ein freudiges Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. Langsam hob sich ihre Stimmung wieder. Ein Filmeabend mit Tenten versprach immer lustig zu werden. Eventuell wäre auch Hinata mit dabei. Solange Ino nicht da war, war es Sakura egal. Früher einmal waren Ino und Sakura beste Freundinnen gewesen. Irgendwann hatten sie sich wegen Sasuke verkracht, weil sie beide in ihn verliebt waren. Aus einer anfänglichen Rivalität, wurde schlimmer Konkurrenzkampf. Natürlich konnten sie noch miteinander arbeiten, wenn sie eine Mission gemeinsam bestritten. Doch ihre Freundschaft war endgültig hinüber. Ein paar Minuten lang telefonieren Sakura und Tenten noch miteinander, klärten noch ein wenig was für den Abend, ehe sich Tenten verabschiedete. Sie musste wohl noch einkaufen gehen. Mit einer deutlich besseren Stimmung legte Sakura das Telefon zurück auf den Nachttisch. Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden hatte Sakura Sex mit Sasuke gehabt. Inzwischen fühlte es sich aber schon wie ein Traum an. Ein schöner Traum, der sich in einen Albtraum verwandelt hatte, aber dennoch nur ein Traum. Und sich wegen einem Traum den Kopf zu zerbrechen, war sinnlos. Es war drei Minuten vor acht Uhr, als Sakura an Tentens Haustür klingelte. Ein starker Wind kaum auf und ließ sie kurz frösteln. Obwohl es Ende April und die Tage meist warm war, konnte es nachts doch recht frisch werden. Eventuell hätte sie sich doch eine Jacke überziehen sollen. Während Sakura noch darüber nachdachte, hörte sie das Summen der Haustür. Schnell drückte sie gegen die Tür. Sie ließ sich leicht öffnen und Sakura trat ein. Tenten wohnte in einem kleinen Mehrfamilienhaus, in dem es acht Wohnungen und vier Stockwerke gab. Natürlich wohnte Tenten im vierten Stock… Seufzend begann Sakura ihren Aufstieg. Die Wohnungen, an denen sie vorbei kam, besaßen alle dunkle, braune Türen. Vor manchen lag eine Fußmatte mit einem „Herzlich Willkommen“ Spruch oder es standen Blumentöpfe davor. Die weiß gestrichenen Flurwände wirkten weitestgehend tadellos. Obwohl die Wohnungen recht günstig waren, konnte man hier gut leben, da fast ausschließlich ledige Ninjas in den Wohnungen lebten. Als Sakura endlich im vierten Stock angekommen war, war sie froh, doch keine Jacke mitgenommen zu haben. Tenten stand bereits in ihrer offenen Wohnungstür und lächelte sie an. Die brünette Kunoichi trug ein rotes, enges T-Shirt, das im chinesischen Stil gehalten war und gut zu ihren braunen Haaren passte, die sie sich kunstvoll mit Stäbchen hochgesteckt hatte. Dazu trug sie eine schlichte, schwarze Hose und… „Make-up! Tenten, Neji kommt, nicht wahr?“ Das begrüßende Lächeln verschwand, dafür sah Tenten peinlich berührt drein, wurde sogar ein wenig rot. „Ist das schlimm?“ „Ach was! Aber warne mich das nächste mal vor. Dann kann ich kurz vorher absagen, damit ihr bei eurem Date alleine sein könnt“, neckte Sakura Tenten, deren Gesicht sogleich eine noch rotere Farbe annahm. Obwohl Sakura so tat, als würde es sie nicht stören, nervte es sie doch ein wenig. Sie hatte sich nun einmal auf einen Mädelsabend gefreut. Tenten plapperte derweil drauf los, während Sakura ihr in die Wohnung folgte. Im Flur angekommen, gab es eine kleine Garderobe, wo Sakura ihre Schuhe auf den Boden abstellte. An den Flur schloss sich direkt ein Schlafzimmer, mit integriertem Wohnbereich, an. In der linken Ecke des Zimmer stand ein 1,20 m breites Bett in braun, mit schwarz-weißen Bettüberzug und mit chinesischen Zeichen. Der braun gehaltene Kleiderschrank statt direkt neben dem Bett. Mittig im Raum stand ein kleiner Tisch, an dem Tenten üblicherweise aß. Eine schwarze Zweiercouch stand davor. Ein Fernseher stand auf der rechten Seite des Zimmers, vor Couch und Bett. Eine Tür auf der linken Seite führte in die kleine Küche, in der es außer einem Herd mit Backofen, einer Arbeitsplatte und einem Kühlschrank nichts gab. Zu zweit oder gar zu dritt darin zu kochen, war ein schwieriges Unterfangen. Sakura sprach aus eigener Erfahrung. Das Bad dagegen befand sich in der Nähe des Fernsehers. Hinter einer Tür selbstverständlich, die sich dort befand. Die weißen Wände des Wohn-Schlafzimmers waren mit etlichen Bildern behangen. Meist handelte es sich dabei um chinesische Landschaftsaufnahmen oder um chinesische Zeichen, wie Yin und Yang. Ein Gruppenfoto von Team 10, dem Tenten und Neji angehörten, stand auf der Fensterbank, an dem direkt das Bett stand. „Hilfst du mir, die Couch und den Tisch zum Bett zu schieben?“ bat Tenten. Natürlich stimmte Sakura zu. Schnell war die Couch vor den Kleiderschrank gestellt worden und der Tisch stand nun zwischen Bett und Couch. Tenten verschwand in der Küche, um Knabberzeug, Gläser und Getränke zu holen. Wenn die Küche genügend Platz geboten hätte, würde sich Sakura nicht so faul vorkommen. Gerade als sie überlegte, wo Tenten und Neji es gemütlicher hätten und Sakura nicht allzu sehr störte, klingelte es an der Tür. „Kannst du…?“ „Klar“, beantwortete Sakura Tentens Frage und ging zur Tür. Als sie diese öffnete stand, wie zu erwarten, Neji davor. Neji gehörte dem Hyuga-Clan an und hatte dementsprechend große, weiße Augen, mit einer blassen Iris. Obwohl die Augen gewöhnungsbedürftig waren, konnte Sakura nicht leugnen, dass Neji gut aussah. Sie verstand, warum Tenten auf ihren Teamkollegen abfuhr. Er war etwa 1,85 m groß, hatte lange, dunkelbraune Haare, die er stets zu einem Zopf zusammengebunden hatte. Seine Gesichtszüge waren markant. Hohe Wangenknochen, kantiges Kinn, leichte Adlernase und volle Lippen. „Ah, Sakura. Zum Glück bist du da!“ gab Neji sichtlich erleichtert von sich, während er vorsichtig um die Ecke in den Flur spähte. Wohl um sich zu versichern, dass Tenten nichts von dem Gesagten mitbekommen hatte. Mehr als verwundert zog Sakura nur eine Augenbraue in die Höhe, beließ Nejis Aussage jedoch unkommentiert. „Komm doch rein. Schön dich zu sehn Neji“, gab sie stattdessen höflich von sich. „Ja, stimmt. Entschuldige. Hallo Sakura.“ Mit einemkleines, verlegenes Lächeln auf den Lippen ging Neji an Sakura vorbei in die Wohnung, zog Schuhe und Jacke aus. Gemeinsam betraten Sakura und Neji das umgestaltete Wohn-Schlafzimmer. „Mach es dir bequem“, erklärte Sakura mit einem Lächeln und einer entsprechenden Handbewegung, ehe sie den Weg zur Küche anschlug, um kurz mit Tenten zu reden. Konnte es sein das Neji gar nicht alleine mit Tenten sein wollte? Er wirkte doch wirklich sehr erleichtert sie zu sehen. Wobei sie es nicht auf sich persönlich bezog. Wahrscheinlich wäre Neji jede Person recht gewesen, solang er nicht alleine mit Tenten war. So viele Jahre waren die beide schon in einem Team. Von Anfang an hatte Tenten für den talentierten Ninja geschwärmt. War sie selber früher so schlimm gewesen, als sie noch etwas für Sasuke empfunden hatte? Schnell an etwas anderes denken… Sakura jedoch bezweifelte das Neji jemals ihre Gefühle erwidern würde. So wie Sakura ihn einschätzte, war Neji so etwas wie eine Freundin und spätere Ehefrau einfach nicht wichtig. Stattdessen wollte er nur von seinem Clan akzeptiert werden, weswegen er immer und immer wieder wie besessen trainierte um zu den Besten zu zählen und sich zu profilieren. Während Sakura noch über Neji nachdachte, stand Tenten hektisch winkend in der Küche, darauf bedacht das Neji sie nicht sah. Kaum war Sakura bei ihrer panisch wirkenden Freundin angelangt, flüsterte diese bereits verzweifelt los. „Sehe ich gut aus? Er sieht so gut aus! Mist, das war eine total dumme Idee von mir! Was soll Neji nur von mir halten? Und habe ich mit meinem Outfit auch wirklich nicht übertrieben?“ Innerlich verdrehte Sakura entnervt mit den Augen, nach außen hin setzte sie ein – hoffentlich beruhigendes – Lächeln auf. „Du siehst wunderbar aus! Und was soll Neji schon denken? Wir sind doch alle Freunde! Da ist nichts dabei sich zu einem Filmeabend zu treffen“, versuchte Sakura ihre Freundin zu beschwichtigen. „Jetzt komm oder willst du Neji warten lassen?“ Sakura hatte noch nicht einmal zu Ende gesprochen, als Tenten mit einer Schüssel Chips und einer mit Nüssen an ihr vorbei ging. Oder eher gesagt stürmte und beinahe noch über ihre eigenen Füße gestolpert wäre. Ein mitleidvolles Seufzen konnte sich Sakura nur gerade so verkneifen. „Hallo Neji! Toll das du Zeit hattest! Es ist echt schön das du da bist. Also ich meine das du kommen konntest um hier mit uns einen Film zu schauen. Mit Sakura und mir, du verstehst? Und…“ „Komm Tenten, ich nehme dir mal eine Schüssel ab“, unterbrach Sakura kurzerhand Tentens mehr als peinliche Begrüßung. Mit einem Blick, der nicht gerade Wohlbefinden ausdrückte, blickte Neji zu Sakura, die jedoch nur mit den Schultern zuckte, während Tenten wieder in die Küche floh, da sie angeblich etwas vergessen hatte. Neji musste blind, taub und bescheuert sein, falls ihm bis jetzt noch nicht klar geworden war, was Tenten für ihren Teamkameraden empfand. Und Sakura glaubte nicht das Neji so dumm war. Wahrscheinlich hatte er sich schon so etwas in der Art gedacht, weswegen er auf Sakuras Anwesenheit so erleichtert reagiert hatte. Er war selber schuld, wenn er dann vorbei kam. „Wann kommen denn die anderen?“ fragte Neji in diesem Moment. Immer noch im Raum stehend, obwohl Sakura ihm bereits einen Platz angeboten hatte. „Welche anderen?“ fragte sie irritiert zurück. „Tenten hatte gemeint, es würden noch mehrere Leute kommen. Wen hatte sie nicht erwähnt gehabt. Aber ich bin davon ausgegangen das…“ …das alles nur ein Vorwand war? Hätte Sakura so gerne gesagt. Verkniff es sich jedoch. Stattdessen improvisierte sie und rettete Tenten vor einer weiteren peinlichen Situation. „Ach so, ja. Da liegt wohl ein Missverständnis vor. Tenten hatte einen Filmeabend geplant, ich wollte jedoch nur einen Mädelsabend. Aber da hatte Tenten dich wohl bereites gefragt und du hattest zugesagt. Da wollte sie dich auch nicht wieder ausladen.“ Hoffentlich schluckte Neji diese fadenscheinige Ausrede. „Oh, ich kann auch gerne wieder gehen. Ich wollte nicht“, begann Neji auch sogleich, froh, sich an einen Strohhalm klammern zu können, um hier schnellstmöglich wieder weg zu können. „Ach was! Stell dich nicht so an! Wir werden schon nicht über Schuhe, Klamotten und Make-up reden“, versicherte Sakura ihm. Mitleid würde Neji von ihr nicht bekommen. Da hätte er wirklich lieber daheim bleiben sollen. In diesem Moment stieß Tenten auch wieder zu ihnen. „Ähm, wollen wir uns nicht setzen und mit dem Film anfangen?“ fragte sie, dieses Mal etwas selbstbewusster. „Äh, sucht ihr doch aus. Ich komme gleich wieder“, erklärte Neji und steuerte auch schon gleich den Weg zu der Toilette an. Kaum das Neji im Bad verschwunden, blickte Tenten fragend zu Sakura. „Wo soll ich mich hinsetzen? Das Bett wäre romantischer und auch angenehmer für den Film zum schauen. Aber doch wieder so offensichtlich. Schließlich ist es ein Bett!“ „Setz dich einfach auf die Couch. Ich mach mich auf dem Bett breit und dann wird Neji sich zu dir setzen. Da könnt ihr auch super kuscheln“, entschied Sakura und machte es sich sogleich auf dem Bett bequem. „Was für Filme stehen zu Auswahl?“ „Ein Horrorfilm, eine Liebeskomödie und ein Drama“, zählte Tenten auf. „Die da wären?“ „The Grudge, Verliebt in die Braut und Titanic.“ „Ähm, wie wäre es mit dem Horrorfilm? Dann ist dein Anliegen vielleicht auch nicht so offensichtlich“, schlug Sakura vor, nur von Tenten skeptische Blicke zu ernten. „Außerdem kannst du dich bei gruseligen Stellen an Neji klammern. Da kommt ihr euch näher“, fügte sie noch mit einem Augenzwinkern hinzu. Damit hatte Sakura Tenten auf ihre Seite gezogen. Eigentlich wollte Sakura den Film nur sehen, weil sie die anderen beiden schon kannte und Horrorfilme einfach liebte! Auf dem Bett stellte Sakura die zwei vorhandenen Kissen so hin, dass sie etwas erhöht saß und die Kissen die harte Wand abfederten. In der Zwischenzeit legte Tenten den Film ein und setzte sich wieder auf die Couch. Kurz darauf kam Neji endlich aus dem Bad. Man, dem Jungen war unbehaglich zu mute. Das zeigte ein kurzer Blick auf ihn deutlich. Unsicher blickte Neji zwischen Tenten und Sakura hin und her, als Tenten ihn freudestrahlend anbot sich doch zu setzen. Dabei klopfte sie sogar einladend neben sich. Nejis sonst so lässige Haltung war nicht mehr wirklich vorhanden. Stattdessen stand er etwas steif da, die Kiefer fest aufeinander gepresst. Das hier war eine Angelegenheit zwischen Tenten und Neji. Da würde sich Sakura nicht einmischen. Stattdessen lehnte sie sich in das Kissen zurück und blickte auf das Hauptmenü des Films. Da Tenten ihr die Fernbedienung in die Hand gedrückt hatte, wählte Sakura gerade die Sprache aus, als sie merkte, wie die Matratze sich unter einem zusätzlichen Gewicht absenkte. Irritiert blickte Sakura neben sich. Neji hatte sich auf die Bettkante gesetzt. „Würdest du ein wenig rücken?“ fragte Neji mit einem mehr als flehendlichen Gesichtsausdruck. Verwirrt sah Sakura zu Tenten. Diese wirkte ziemlich niedergeschlagen. Du meine Güte. Das hier würde alles andere als ein gemütlicher Abend werden. Wohl oder übel machte Sakura Neji platz. Offensichtlich wollte er nicht neben Tenten sitzen. Was blieb Sakura also übrig? Sich jetzt neben Tenten zu setzen wäre zu offensichtlich. Und Neji zu sagen er solle sich gefälligst zu Tenten setzen, da auf dem Bett einfach kein Platz war, wäre ziemlich unhöflich gewesen. Und Sakura war nun einmal als höflicher Mensch erzogen worden. Seufzend rückte sie ein wenig zur Seite, drückte auf > Play < und der Film startete. Auf diesem Bett war wirklich nicht genug Platz für zwei erwachsene Menschen. Hoffentlich würde der Film wenigsten gut sein. Die Stimmung war es schon einmal nicht. Und wenn Sakura ganz ehrlich zu sich war, war ihr diese aufgezwungene Nähe zu Neji nicht ganz recht. Unter anderen Umständen wäre es Sakura vielleicht egal gewesen. Sie kam mit dem Hyuga ziemlich gut klar und zählte zu ihren engen Freunden. Aber jetzt, nachdem sie diese…Enttäuschung mit Sasuke erlebt hatte, war Sakura nicht so wirklich nach körperlicher Nähe. Vor allem nicht von einem so gut aussehenden Mann. Viel zu sehr war sie sich seiner Nähe, seinem Duft und seinem Geschlecht bewusst. Oh man. Würde das in Zukunft jetzt immer so sein? Hoffentlich nicht. Dafür hatte Sakura einfach zu viele männliche Freunde. Aber so genau wollte sie jetzt auch nicht darüber nachdenken. Der Film würde hoffentlich für Ablenkung sorgen. Kaum hatte der Film angefangen, quiekte Tenten auch schon auf. Von dem Geschrei ihrer Freundin erschreckte sich Sakura und klammerte sich reflexartig an Neji, der sogleich unter ihrer Berührung versteifte, wie Sakura mit schlechtem Gefühl bemerkte. Als hätte sie auf eine heiße Herdplatte gepackt, zog Sakura schnell ihre Hände zurück. „Sorry. Tenten kann ziemlich laut sein“, murmelte Sakura entschuldigend. „Und einen echt erschrecken“, fügte Neji mit einem kleinen Schmunzeln im Gesicht hinzu. Zum Glück hatte Neji das ganze nicht falsch interpretiert. So konnte sich Sakura dann wieder dem Film widmen. Nach dem Horrorfilm, der Sakura nicht im Mindesten enttäuscht hatte, wollte sie so langsam nach Hause gehen. Nach diesem mehr als ereignisreichen Tag war sie einfach nur müde. Außerdem wollte sie Tenten so noch eine Möglichkeit verschaffen mit Neji alleine zu sein und die Zeit zu nutzen, sich an Neji heran machen zu können. Nachdem Sakura daher verkündet hatte, sie wäre müde – was ja nicht gelogen war – und sie jetzt gehen würde, den beiden aber noch einen schönen Abend wünschte, zog sich Sakura ihre Schuhe an und machte sich auf den Nachhauseweg. Inzwischen war es noch kälter geworden und Sakura verteufelte sich erneut, dass sie keine Jacke mitgenommen hatte. Wenigstens hatte sie sich für eine Jeans entschieden gehabt und trug nicht wie sonst meistens einen Rock. Die Haustür war gerade erst ins Schloss gefallen und Sakura hatte höchsten zwei, drei Meter zurückgelegt, als die Tür hinter ihr wieder auf und zu ging und Schritte hinter ihr ertönten. „Sakura warte. Soll ich dich nach Hause bringen?“ ertönte Nejis tiefe Stimme hinter ihr. Überraschte blickte sie neben sich. Neji hatte inzwischen zu ihr aufgeholt und lief neben ihr her. „Äh“, brachte Sakura nur verwundert hervor, „was machst du denn hier?“ „Ich bin auf dem Weg nach Hause“, erklärte Neji, als wäre es das Naheliegendste der Welt. „Ja, das merke ich. Ich meinte mit meiner Frage wohl eher, warum du jetzt nach Hause willst.“ Offensichtlicher konnte Sakura sich doch wohl nicht ausdrücken ohne direkt zu erwähnen, dass sie Tenten und Neji mit Absicht alleine gelassen hatte und die beiden jetzt eigentlich flirtend bei Tenten herumsitzen sollten! Okay, so wahrscheinlich fand Sakura dieses Szenario jetzt nicht, dennoch hatte sie für Tenten gehofft, dass es so verlaufen würde. „Na ja,…Also heute war anstrengend und…ich muss auch noch was erledigen…“ druckste Neji herum. Gespannt hatte er seinen Blick auf den Boden gerichtet, als ob er dort, in der Dunkelheit, etwas interessantes zu sehen hätte. Es war offensichtlich das Neji nicht mit Tenten alleine sein wollte. Sicherlich kannte Neji den Grund, warum heute dieser Filmeabend war und warum Sakura so früh wieder gegangen ist. „Ich hoffe du hast deine scheinheilige Ausrede Tenten etwas netter und überzeugender rübergebracht.“ Auch wenn die Worte vielleicht etwas zu harsch kamen und Sakura gar nicht vorgehabt hatte Neji Vorwürfe zu machen, so bereute sie dennoch nicht ihre Worte. Trotzdem war Neji bei ihren Worten leicht zusammengezuckt. „Ich habe sie nicht verletzt, wenn du das damit andeuten möchtest.“ Jetzt blickte Neji auch wieder zu Sakura. Etwas verdrießlich, wie sie fand. Beschwichtigend hob Sakura die Hände in die Luft. „Ist ja schon gut. Ich meine ja nur. Tenten ist meine Freundin und…“ „…und ich bin nicht dumm. Ich weiß was das ganze sollte. Tenten kann sich glücklich schätzen, eine Freundin wie dich zu haben.“ Mehr als überrascht durch Nejis Worte – wenngleich sie ja in etwa auf das selbe Ergebnis gekommen war – kam Sakura aus dem Schritte, stolperte leicht, fing sich jedoch schnell wieder. Neji hatte anscheinend nichts davon bemerkt. Stattdessen lief er unbeirrt weiter. Schnell holte Sakura wieder zu ihm auf. „…kann ich das einfach nicht. Verstehst du?“ Fragend blickte Neji zu Sakura, die mehr als verwirrt zu Neji blickte. Anscheinend war ihm nicht einmal aufgefallen, dass sie gar nicht da war um ihm zuzuhören. Dennoch wollte Sakura nicht einfach blöd „Hä?“ fragen. „Ähm“, kam stattdessen wenig klüger aus ihrem Mund. „Nicht nur weil wir in einem Team sind und Tenten eine wirklich gute Freundin von mir ist. Es ist auch, weil….“ „Ja, schon gut. Ich weiß was du meinst.“ Glaubte Sakura zumindest zu erahnen. Entweder empfand er etwas für Tenten, aber nicht genug um ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen oder Tenten war einfach nicht mehr als eine Freundin für Neji. Was auch immer der Grund war, es lief darauf hinaus, dass Neji nicht mit Tenten zusammenkommen wollte. Etwas, das Sakura später versuchen konnte Tenten zu erklären und ihr auch auszureden, dass Neji noch umgestimmt werden konnte. Es war schlimm genug, dass Tenten nun ein gebrochenes Herz haben würde, aber ihre Hoffnungen zu machen wäre wirklich dumm von Sakura. Schließlich hatte Neji ihr gerade erklärt, er wolle nichts von Tenten. Schweigend gingen Sakura und Neji nebeneinander her. In Konoha war um diese Uhrzeit auf den Straßen nicht mehr viel los. In Restaurants, Bars und Kneipen sowie in Spiellokalen befanden sich zwar noch genügend Menschen, aber nicht auf den Straßen. Nur gelegentlich kam ihnen jemand entgegen. Das Schweigen war eigentlich gar nicht unangenehm, wie Sakura anfangs gedacht hatte. Vor allem nach dem Start dieses Gespräches. Stattdessen hingen sie beiden ihren Gedanken nach. Jetzt, wo Sakura es aber Leid war über Tenten weiter nachzudenken, wollte sie lieber reden. Ansonsten würde sie womöglich noch über ihr Beisammensein mit Sasuke nachdenken…. „Danke das du mich begleitest. Auch wenn es nicht nötig ist. Schließlich kann ich auf mich selbst aufpassen.“ Den letzten Satz hatte Sakura scherzhaft gemeint. Natürlich war ihnen beiden das klar. Schließlich war sie, ebenso wie Neji, ein Ninja. „Oh ja, dessen bin ich mir sicher. Ich passe eher auf die Menschen auf, die dir über den Weg laufen.“ „Vor mir? Also wirklich, was hältst du nur von mir?“ gab Sakura gespielt empört von sich. „Nur das Schlechteste.“ Grinsend sahen sich Sakura und Neji an, ehe sie kurz darauf in Gelächter ausbrachen. Über alltägliches redend, verging die kurze Zeit bis zu Sakuras Wohnung schnell. Freundschaftlich verabschiedeten sich die beiden Ninjas voneinander, Sakura schloss die Haustür auf und ging das eine Stockwerk hoch zu ihrer Wohnung. Kaum drinnen angekommen, zog sich Sakura nur um und ließ sich in ihr Bett fallen. Sie war wirklich müde und hatte nur noch fünf Stunden Schlaf, ehe sie aufstehen musste um pünktlich ins Training um sechs Uhr zu erscheinen. An sich hätte Sakura darauf gewettet das sie nicht zum Schlafen kam, sondern nur über Sasuke oder Tenten und Neji nachdenken würde. Stattdessen schlief Sakura ein, nur wenige Minuten nachdem sie sich in ihr weiches, warmes Bett gelegt hatte. Kapitel 3: Tenten ist verrückt geworden! ---------------------------------------- Die nächsten zwei Wochen vergingen wie im Flug. Training, im Krankenhaus arbeiten, sich mit Freunden treffen und Missionen erledigen. Eigentlich lief alle so wie sonst auch. Sakura hatte so viel zu tun, dass sie kaum Zeit hatte über diese Sache mit Sasuke nachzudenken. Zwei Tage nach dem unglückselig gelaufenen Filmeabend hatte Sakura ausgiebig mit Tenten telefoniert. Ihre Freundin hatte sehr niedergeschlagen und resigniert geklungen. Etwas, was Sakura nur zu gut verstand. Tenten hatte Sakura versichert erst einmal Gras über die ganze Sache wachsen zu lassen. Das sie Neji vorerst nichts weiter als eine gute Freundin sein wollte. Dennoch hatte sie nicht ausschließen wollen, später einmal noch einen Versuch zu wagen. Etwas, das Sakura Tenten nicht auszureden vermocht hatte. Falls ihre Freundin sich jedoch erneut das Herz brechen lassen wollte, konnte Sakura nicht viel tun, außer zu versuchen es ihr auszureden. Zumindest konnte Sakura beruhigt sein das Tenten im Moment nichts unüberlegtes tat. Während die letzten zwei Wochen ganz gewöhnlich und typisch für ihren Alltag waren, tat sie jetzt etwas, was Sakura bisweilen noch nie getan hatte. Sie saß auf dem heruntergeklappten Toilettendeckel, starrte auf den positiven Schwangerschaftstest und hielt die Tränen zurück. Das konnte nicht sein. Das durfte einfach nicht sein. Schon mehrfach hatte Sakura zurückgerechnet. Sowohl den Zeitpunkt wann sie ihren Eisprung gehabt hatte, wann sie ihre Periode bekommen sollte, wann sie ihre fruchtbaren Tage gehabt hatte und wann genau sie Sex mit Sasuke gehabt hatte. Leider kam Sakura immer wieder auf dasselbe Ergebnis. Vor zwei Tagen hätte sie ihre Periode bekommen sollen. Als sie Sex mit Sasuke gehabt hatte waren ihre fruchtbaren Tage gewesen. Und entweder an dem Tag selbst oder einen Tag bevor sie Sex mit Sasuke gehabt hatte, war ihr Eisprung gewesen. „Verflucht! Dreimal verflucht!“ Noch einen Schwangerschaftstest zu machen war sinnlos. Bisher hatte Sakura immer pünktlich ihre Periode gehabt. Sie war nie ausgefallen oder verspätet gekommen. Bisher hatte sie aber auch noch nie ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt. Sakura wusste sehr wohl das die Wahrscheinlichkeit schwanger zu sein, leider viel zu hoch lag. Sich etwas vorzumachen brachte nichts. Vor allem nicht so früh am Anfang. Dennoch würde Sakura noch ein paar Tage abwarten und beten. Vielleicht hatte sie tatsächlich eine Menstruationspause und der Schwangerschaftstest war auch nicht zu hundert Prozent sicher. „Ach, wem mache ich etwas vor?!“ Sakura war eine ausgebildete Ärztin. Sie wusste sehr wohl das sie sich an einen mickrigen, abgeknickten Strohhalm klammerte, während sie über einem tiefen Abgrund hing. Dennoch würde Sakura noch warten, bevor sie sich deswegen wahnsinnig machte. Jeder Arzt – ja sogar sie selbst – würde einer Patienten in derselben Situation dasselbe raten. Abwarten, ob auch die zweite Periode ausfiel. Erst dann konnte man wirklich sicherstellen ob man schwanger war oder nicht. Denn zu so früher Zeit waren Schwangerschaftstest wirklich noch ungenau. Energisch stand Sakura auf, warf den Test in den Müll und wischte sich die ungeweinten Tränen weg. Entschieden stapfte sie aus der Badezimmertür. Sie würde sich deswegen nicht verrückt machen. Ganz gewiss nicht! Sie würde nicht länger darüber nachdenken. Einfach nur ihr Leben weiter leben. So wie bisher auch! Das konnte Sakura auch gleich heute Abend unter Beweis stellen. Heute war der 1. Mai und Choji Akimichi hatte Geburtstag. Choji war ein sehr gutmütiger Ninja und bester Freund von Shikamaru. Mit ihm und Ino bildete er seit Jahren ein Team. Gemeinsam waren sie alle zur Schule gegangen und waren zu Ninjas ausgebildet worden. Choji wurde heute 21 Jahre alt und mehr oder weniger alle Freunde von Choji waren eingeladen. Ein Großteil dieser Leute waren auch mit Sakura befreundet. Das würde vorerst für genügend Ablenkung sorgen. Dessen war sich Sakura sicher. Jetzt, wo ihr Blick auf die Wanduhr fiel, seufzte Sakura schwer. Noch fünf Stunden, dann würde die Party starten. Natürlich würde diese in einem Restaurant stattfinden. Choji musste schließlich genügend essen können. Was sollte Sakura also in der noch zu verstreichenden Zeit unternehmen? Sie konnte aufräumen. Das zählte zwar nicht gerade zu ihren liebsten Beschäftigungen, dennoch musste es getan werden. Sakuras Wohnung war deutlich größer als die, in der Tenten lebte. Bad, Küche, Wohnzimmer, zwei Schlafzimmer, eine Abstellkammer und eine Gästetoilette. Früher hatte Sakura hier mit ihrer Mutter gelebt. Doch vor zwei Jahren, kurz nach ihrem neunzehnten Geburtstag, hatte ihre Mutter ein Unfall gehabt. Sakuras Mutter hatte gerade die frisch gewaschenen, weißen Gardinen im Wohnzimmer aufhängen wollen. Dafür hatte Sakuras Mutter immer eine kleine Leiter benutzt, die eigentlich nur über vier Stufen verfügt hatte. Satsuki, Sakuras Mutter, hatte wohl einen falschen Schritt gemacht und hatte eine Stufe verfehlt, als sie ganz oben stand. Unglücklich war Sastuki die Leiter heruntergefallen und hatte noch versucht ihr Gleichgewicht zu halten, indem sie sich an den gerade aufgehangenen Gardinen festgehalten hatte. Der Arzt hatte später festgestellt, das Satsuki an einem Genickbruch gestorben war. Satsuki musste beim Sturz mit ihrem Kopf auf eine der Leiterstufen gefallen sein. Sakura hatte ihre Mutter am Ende der Stufen vorliegen sehen. Die Gardinen waren halb heruntergerissen. Mit leeren, blicklosen Augen hatte Satsuki ins Nichts gestarrt. Auch nach zwei Jahren war der Schmerz noch da, so frisch wie an dem Tag, als Sakura ihre Mutter tot aufgefunden hatte. Seitdem hatte sie eine deutliche Abneigung gegen das Aufräumen und Putzen im Haushalt entwickelt. Um nicht länger an eine mögliche Schwangerschaft noch an den unglückseligen Tod ihrer Mutter zu denken, machte Sakura das Radio an, ließ die Musik laut spielen und begann mit dem Putzen. Erst Wohn-und Schlafzimmer, dann die Küche. Seit dem Tod ihrer Mutter hatte Sakura das Schlafzimmer gewechselt. Ihr ehemaliges Zimmer war kleiner als das ihrer Mutter. In ihrem „neuen“ Schlafzimmer hatte Sakura mehr Platz für ihre Kleidung und für Bilder. Ihr altes Kinderzimmer diente nun als Gästezimmer. Wenngleich es nicht gerade oft in Gebrauch war. Das Bad ließ Sakura aus. Ein Blick auf die Uhr zeigte Sakura das sie nur noch etwas mehr als eineinhalb Stunden hatte. Nach ihrem Hausputz musste Sakura erst einmal duschen. Danach konnte sie sich für den Geburtstag fertig machen. Zeit zum Putzen des Bades gab es da nicht mehr. Als Sakura das Restaurant betrat, roch es nach verschiedenem Essen. Die Gerüche waren so verlockend, dass Sakuras Magen sogleich anfing zu Knurren und ihr das Wasser im Mund zusammenlief. Ein kurzer Blick durch den Raum – schlicht gehalten, mehrere Tische mit Personen daran standen im Raum – und Sakura hatte ihre Freunde gefunden. An einem großen Tisch, an dem bis jetzt nur Choji, Shikamaru, Lee und Ino saßen, standen noch etliche Stühle unbesetzt herum. Sakura steuerte direkt auf das Geburtstagskind zu. Choji war groß, aber auch fast so breit, hatte rötlich-braunes Haar und wirkte einfach nur zum Knuddeln. Freudig gratulierte Sakura Choji und wünschte ihm alles Gute zum Geburtstag. Danach setzte sich Sakura neben Lee. Lee war ein Jahr älter als Sakura und mit Tenten und Neji in einem Team. Er hatte schwarze Haare, die kurz anlagen, dicke, nicht zu übersehende Augenbrauen und große Augen. Shikamaru dagegen wirkte wie immer desinteressiert und genervt, hatte braune, etwas längere Haare, die durch einem Zopf zusammengehalten wurden und braune Augen. Ino dagegen hatte lange, blonde Haare, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren und blaue Augen. Zwischen den beiden ehemaligen besten Freundinnen herrschte schon seit langem schlechte Stimmung. Während Sakura daher alle Anwesenden begrüßte, hatte sie für Ino nur ein Kopfnicken und ein „Hi“ im Petto. Kaum saß Sakura, überprüfte sie erst einmal was Ino trug und was sie selbst an hatte. Ino hatte sich für eine kurze schwarze Hose und ein bauchfreies, lila Top entschieden. Damit sah sie nicht groß anders aus als sonst, stellte Sakura mit Genugtuung fest. Sakura selbst hatte dagegen ein smaragdgrünes Etuikleid an. Gut, es war nicht teuer gewesen und sah auch nur wie eines dieser teuren Kleider aus, aber es stand ihr gut. Es lag eng an, endete auf Mitte der Oberschenkel und zwischen ihren Brüsten, in der Mitte des Kleides, verlief ein Reisverschluss entlang. Er diente wohl nur Dekozwecken, dennoch sollte niemand diesen Reisverschluss öffnen. Denn darunter trug Sakura schließlich nichts anderes außer ihrem rosa Spitzen-BH. Dennoch betonte es ihre nicht gerade üppige Oberweite. Daher entschied sie, ihr Outfit hatte mehr Stil als Inos. Denn in dem lila Top, das einen ziemlich tiefen Ausschnitt aufwies, sprangen Inos zwei große Argumente beinahe heraus. Aber gut, Sakura war den Anblick von Ino gewohnt, die häufig viel von dem zeigte, was sie besaß. Gerade hatte sich Sakura nach den anderen erkundigt, als auch schon die nächsten Gäste kamen. Neji mit seiner Cousine Hinata und Naruto, dem Chaosninja und guten Freund von Sakura. Mit Sai zusammen bildeten die drei ein Team. Die drei Neuankömmlinge wurden begrüßt und gratulierten alle Choji zum Geburtstag. Als sie Anstalten machten sich hinzusetzen war, war Sakura von Neji überrascht. Er setzte sich neben sie und auf seiner anderen Seite nahm Hinata platz. Naruto setzte sich ebenfalls in die Reihe neben Hinata. „Wegen Tenten“, flüsterte Neji ihr zu. Sakura verstand sofort. Sie wollte sich nicht beschweren. Tenten hatte in letzter Zeit versucht so viel wie möglich Zeit mit Neji zu verbringen. Am besten alleine, dabei aber ohne es nach einem Treffen aussehen zu lassen, beispielsweise durch „zufällige“ Begegnungen auf der Straße. So viel dazu, dass sich Tenten zurückhalten würde und Gras darüber wachsen lassen wollte… „Du siehst gut aus“, bemerkte Neji nach kurzer Zeit. Geschmeichelt dankte Sakura. Er war wirklich gut erzogen. Erst jetzt betrachtete Sakura Neji genauer. Er war gerade in ein Gespräch mit Shikamaru vertieft und achtete nicht länger auf sie. Neji trug ein weißes, lockeres Hemd und eine Jeans. So leger gekleidet traf man Neji nicht häufig an, aber es stand ihm gut. Gerade unterhielt sich Sakura mit Lee – eigentlich redete nur Lee über sein neues Trainingsprogramm – als Tenten kam. Dieses Mal trug sie ein schlichtes, schwarzes Kleid mit einem goldenen Drachen, der sich an ihrer rechten Seite entlang schlängelte. Na, Tenten hatte sich aber schick gemacht! Wieder dezent Make-up und die Haare waren zu einer Hochsteckfrisur arrangiert. Na, wenn das nicht dazu diente Neji zu zeigen, was er sich entgehen ließ. Dennoch bezweifelte Sakura das diese Aktion viel bringen würde. „Wir sind vollzählig. Sai kann heute nicht kommen. Musste kurzfristig auf eine Mission. Damit können wir jetzt endlich das Essen bestellen“, entschied Choji, nachdem auch Kiba eingetroffen war. Kurz darauf war eine Kellnerin da und nahm die lange Bestellung entgegen. Es dauerte eine Weile, vor allem deswegen, weil Choji gefühlt die gesamte Speisekarte bestellte. Das ganze war das Geburtstagsgeschenk von ihnen allen. Sie finanzierten gemeinsam diesen Abend. Vor allem das Essen. Tenten, die gegenüber von Sakura saß und damit einen optimalen Platz hatte um mit Neji zu reden, war bemüht darin ein Gespräch mit Neji anzufangen. Dieser antwortete zwar höflich, sagte jedoch nichts, solange Tenten ihm keine Fragen stellte. Sonderlich viel länger konnte Sakura das ganze einfach nicht mit ansehen. Aber sie konnte auch nicht immer Tenten in ein Gespräch verwickeln oder die Situation retten. Das war ziemlich anstrengend. Dennoch war es ein schöner Abend. Sakura redete mit den verschiedensten Leuten. Mit Shikamaru über eine Mission, mit Hinata über eine neue Heilmethode und mit Naruto über…Essen. Trotzdem war es schön. Und tatsächlich dachte Sakura den ganzen Abend nicht einmal an eine mögliche Schwangerschaft. Oder den Grund daran. Alles an sich war es ein schöner Abend. Nun ja, für Tenten vielleicht nicht. Sie wirkte etwas gekränkt als die Rechnung angefordert wurde. Shikamaru hatte bereits im Vorfeld von jedem Geld eingesammelt, sodass Shikamaru nun bezahlte. Sakura konnte nur hoffen das das Geld auch reichte. Anscheinend schon. Denn Shikamaru musste nicht extra um mehr Geld beten. Auch nicht im Nachhinein. Nachdem die Rechnung bezahlt war, löste sich die Geburtstagsversammlung langsam auf. Ino, Kiba und Lee waren die ersten, die gingen. Noch lange standen Sakura, Tenten, Naruto, Hinata, Neji, Shikamaru und Choji vor dem Restaurant beisammen, redeten und hatten gemeinsam Spaß. Nach einiger Zeit jedoch wurde es Sakura etwas zu kalt. Auch wenn sie dieses Mal an eine Jacke gedacht hatte, so half es nicht gegen ihre kalten Beine. Daher verabschiedete sich Sakura von allen und machte sich auf den Heimweg. Kurz darauf erlebte sie ein Déjà-vu. Schritte ertönten hinter ihr, wurden schneller, bis jemand sie eingeholt hatte. Ein vorheriger Blick über ihre Schulter hatte Neji als ihren Verfolger enttarnt. „Willst du wieder die armen, unschuldigen Bürger Konohas vor mir beschützen?“ erkundigte sich Sakura lächelnd. „Nein, heute mal nicht. Ich wollte mit dir reden.“ Mit dieser Aussage hatte Neji ihre vollste Aufmerksamkeit. Fragend blickte sie zu ihm, wenngleich aufgrund der Dunkelheit nicht allzu viel erkennen war. Wenigstens spendete der Mond mit seiner ¾ Sichel genügend Licht um nicht zu stolpern. „Es geht um Tenten.“ „Was ist mit ihr?“ „Nun ja... Ich hatte gehofft du könntest vielleicht mit ihr reden. Ich weiß nicht ob es dir aufgefallen ist, aber in letzter Zeit verhält sie sich etwas anders als sonst.“ Oh ja, das war Sakura aufgefallen. Nicht zuletzt beim Essen. Ein tiefer Seufzer entfuhr ihr. „Ich habe schon mit Tenten geredet.“ „Dann rede noch einmal mit ihr“, bat Neji. „Vielleicht solltest du einmal mit ihr reden. Ihr klar machen, dass nicht mehr als Freundschaft drin ist. Eventuell hilft das ja.“ Eine bessere Idee hatte Sakura nicht. Sie bezweifelte das es etwas nützen würde, wen Sakura erneut mit Tenten redete. Anscheinend hatte ihre Freundin auf Durchzug gestellt und wollte einfach nicht einsehen was Sache ist. „Ich will ihr aber nicht weh tun!“ Von ihrem Vorschlag wirkte Neji regelrecht geschockt. Er war sogar stehen geblieben und blickte sie flehend an. „Bitte mach du das.“ „Ich habe Tenten gesagt das du nichts von ihr willst. Es ihr sogar an mehreren Ereignissen verdeutlicht. Sie hat nur genickt, mir zugestimmt und gesagt sie würde jetzt damit aufhören. Du siehst doch was das gebracht hat. Vielleicht muss sie einmal mit den harten Fakten konfrontiert werden. Ich will auch nicht das es Tenten schlecht geht. Aber auf lange Sicht hin ist das vielleicht nötig. Damit es für sie nicht noch schlimmer wird.“ Das musste Neji erst einmal verdauen. Sie setzen ihren Weg fort. Schweigend. Nachdem ein paar Minuten verstrichen waren, begann Neji mit dem Thema erneut. „Bitte. Ich kann das nicht.“ Genervt rollte Sakura mit den Augen. Männer! Was hatten die für Probleme?! Mit ihrem „ich will niemandem weh tun und gebe eh nie etwas von mir preis“ taten sie den Menschen in ihrer Umgebung mehr weh als sie annahmen. Sakura hatte auch auf die harte Tour lernen müssen das Sasuke ein Arsch war. Erst nach seinem schäbigen Verhalten im Wald war Sakura wirklich klar, was für ein Mistkerl er war. Das ihm Freundschaft und Familie nichts bedeutete. Nur Rache. Rache und Macht. Auch wenn Sakura es immer gewusst hatte, hatte sie es nicht wahr haben wollen. So wie Naruto bis jetzt immer noch hoffte seinen „Freund“ retten zu können. Doch Sakura wusste es inzwischen besser. „Ehrlich Neji, ich häng mich da nicht länger rein. Regel du das. Schließlich ist das eine Sache zwischen dir und Tenten. Ich bin nur eine Außenstehende in dieser Angelegenheit.“ „Du bist sowohl eine Freundin von Tenten und von mir!“ hielt Neji dagegen. „Ja, eben! Egal was ich mache, mit einem von euch beiden würde ich es mir wahrscheinlich verscherzen. Regelt das unter euch und lasst mich dabei außen vor. Schließlich passt es dir nicht, wie Tenten sich verhält. Andere sind davon letztendlich ja nicht betroffen.“ Nach dieser klaren Ansagen schwieg Neji. Der restliche Weg zu Sakura nach Hause verlief in eisigem Schweigen. Was auch besser war, wenngleich die Stimmung zwischen ihnen nicht gerade gut war. Hätte Neji sie jedoch noch einmal gebeten mit Tenten zu reden, wäre Sakura ihm wahrscheinlich an die Gurgel gegangen. Sie hatte genügend eigene Probleme. Da musste sie sich nicht auch noch damit herumschlagen. Klang zwar hart, aber im Moment hatte Sakura dafür einfach keine Nerven übrig. Als sie vor Sakuras Wohnung angekommen waren, blieben die beiden Ninjas stehen und blickten sich an. „Danke für’s Heimbringen.“ „Kein Ding.“ „Dann…komm gut heim.“ „Ja.“ Neji ging, Sakura schloss sowohl Haustür als auch Wohnungstür auf und zog sich um. Man, das war ja mal ein lahmer Abgang. Eine ziemlich zähe Verabschiedung. Aber daran konnte sie jetzt auch nichts mehr ändern. Vielleicht war Neji ja jetzt klar geworden das Sakura Recht hatte. Und hoffentlich würde Tenten auch so zur Vernunft kommen und endlich mit dem peinlichen Gehabe aufhören. Die letzten zwei Wochen waren an sich so angenehm verlaufen. Mussten sich jetzt etwa sämtliche Probleme auf einmal um sie herum drängen? Seufzend kuschelte sich Sakura in ihr Bett. Tenten sollte kein gebrochenes Herz haben. Falls noch ein Wunder geschah, würde Neji eventuell merken das er doch etwas für Tenten empfand. Vielleicht. In einer perfekten Welt. In einer perfekten Welt würde Sakura jetzt aber auch nicht hier alleine in ihrem Bett liegen und darum beten nicht schwanger zu sein. In einer perfekten Welt wäre es nie so weit gekommen und sie hätte kein gebrochenes Herz. Energisch schlug Sakura mit der Faust auf ihre Matratze. Schluss damit! Nicht darüber nachdenken! Das brachte nichts und änderte auch nichts an dem, was geschehen war. Sie war ja selbst schuld. Schließlich brauchte man dafür immer noch zwei Personen. Und Sakura hätte Sasuke abweisen können. Er hatte ihr vor Jahren das Herz gebrochen. Anscheinend konnte er es auch nach Jahren noch. Aber damals hatte sie sich nicht aufgegeben. Auch nicht nach dem Tod ihrer Mutter. Sie hatte immer irgendwie weiter gemacht. Und das würde sie auch jetzt machen! Mit diesem gefassten Entschluss schlief Sakura ein. Der Wecker riss Sakura aus einem traumlosen Schlaf. Mist, sie hatte letzte Nacht vergessen den Wecker auszuschalten. Heute war Samstag. Das Training fiel aus, weil Kakashi auf einer Mission war und ihre Schicht im Krankenhaus fing erst am Nachmittag an. Jetzt war es fünf Uhr morgens. Kurzerhand drehte sich Sakura auf die andere Seite, zog sich die Decke über den Kopf und schlief weiter. Als nächstes wurde Sakura von ihrem Telefon geweckt, das unaufhörlich klingelte und einfach nicht aufhören wollte. Ein kurzer Blick auf ihren Wecker zeigte das es jetzt 11:53 Uhr war. An sich Zeit zum Aufstehen. Seufzend stand Sakura auf. Das blöde Telefon klingelte immer noch. Verschlafen nahm Sakura ab. „Ja?“ „Hallo. Störe ich?“ „Nein.“ Doch. Wer war dran? Ach so, ja. Hinata. Eindeutig, so wirklich wach war Sakura noch nicht. „Was gibt’s denn?“ „Tenten ist bei mir. Sie ist gerade im Bad.“ Verwundert runzelte Sakura die Stirn. „Was will Tenten denn bei dir?“ Klar, die beiden Frauen waren Sakuras beste Freundinnen. Aber ohne Sakura hätten die zwei wohl kaum Kontakt zueinander. „Ich weiß nicht. Ich habe es nicht so wirklich verstanden. Aber es hat etwas mit Neji zu tun.“ Oh man. Hörte das denn gar nicht mehr auf? Konnte Tenten nicht einmal ihr Hirn einschalten und Neji all seinen Mumm zusammen raffen? Konnten die beiden nicht einmal das tun, was getan werden musste? „Weiß Neji das sie da ist?“ „Nein. Der ist im Moment mit Vater am trainieren.“ Wenigstens etwas. „Soll ich vorbei kommen?“ Darauf hatte Sakura zwar eigentlich keine Lust, aber was sollte sie sonst machen? Zumindest fiel ihr nichts anderes ein. „Das wäre wirklich sehr lieb von dir.“ Ach ja. Die liebe, nette Hinata. Sie war sicherlich mit der Situation überfordert und wusste gar nicht was sie wegen Tenten unternehmen sollte. Sie war viel zu nett und gut erzogen als das sie Tenten bitten würde zu gehen. „Ich bin gleich da.“ Mit diesen Worten legte Sakura auf, ging ins Bad und putzte sich die Zähne. Man, dieser Tag fing so scheiße an wie der letzte geendet hatte. Sakura würde drei Kreuze machen sobald diese ganze Sache endlich geklärt war. Nachdem sie im Bad fertig war – den Blick zum Mülleimer mit dem positiven Schwangerschaftstest mied Sakura sorgfältig – ging Sakura zu ihrem Kleiderschrank. Da sie später noch würde arbeiten müssen, konnte sie gleich ihre übliche Arbeitskleidung anziehen. Kurze schwarze Hose, blassrosa Rock darüber und ein rotes Top. Je nachdem wozu sie heute im Krankenhaus eingeteilt werden würde, müsste sich Sakura eh noch einmal umziehen. Wenn vorher jedoch genug Zeit blieb, würde sie noch ein wenig trainieren können. Fertig angezogen verließ Sakura ihre Wohnung und machte sich auf den Weg zu dem Clangut der Hyugas. Es war wirklich ein prachtvolles Anwesen. Sehr groß, im alten Stil gehalten, mit wunder schönem Garten und Teich. Natürlich war das Anwesen groß. Die meisten Clanmitglieder lebten hier. Und wenn nicht direkt hier, dann doch in der Nachbarschaft. Ach was. Um genau zu sein war das hier kein einzelnes Anwesen – schon, da lebte die Hauptfamilie – sondern es handelte sich um ein ganzes Nachbarschaftsviertel, das die Hyugas in Anspruch nahmen. Da Hinata zu dem Hauptzweig der Familie gehörte, lebte sie selbstverständlich in dem großen Anwesen. Ihr Vater war im Moment das Oberhaupt des Clans. Neji, dessen Vater der Zwillingsbruder von dem aktuellen Oberhaupt war, gehörte eigentlich der Zweigfamilie des Hyugaclans an. Da Neji jedoch ein Ausnahmetalent war, hatte Hiashi – Hinatas Vater – beschlossen, Neji solle ebenfalls im Anwesen leben, damit Hiashi Neji trainieren konnte. Heute war ein sonniger, warmer Tag. Als Sakura durch den wunderschön angelegten japanischen Garten ging, wäre sie am liebsten gleich hier draußen geblieben. Ein Teich mit Fischen, eine kleine, weiße Brücke darüber, mehrere gestutzte Bäume. Der weiße Kiesweg wurde von Steinen umrahmt, das Gras war kurz gehalten und wunderschön saftig grün. Herrlich. Einfach nur herrlich. Viel zu schnell für ihren Geschmack hatte Sakura den Garten durchquert und stand auf der Veranda, die sich hier im Inneren des Hofes überall entlang erstreckte. Der Trainingsraum der Hyugas war offen. Dort trainierte Hiashi gerade mit seiner zweiten, jüngeren Tochter Hanabi und mit Neji. Wobei, Neji trainierte eigentlich mehr oder weniger mit sich alleine. Sakura grüßte die drei und ging weiter. Sie wusste welche Schiebetür sie öffnen musste, um zu Hinata zu gelangen. Durch einen Gästeraum – hier wurde Gäste in Empfang genommen – durch einen Flur, eine Treppe hinauf und wieder einen Flur entlang. Nachdem Sakura an zwei Türen vorbeigegangen war, klopfte sie an die dritte Tür die auf der rechten Seite lag. Nach einem leisen „Herein“, betrat Sakura das Zimmer. Hinata saß auf ihrem Bett. Wie alles in Hinatas Zimmer, war auch das Bett in hellen Farben gehalten. Eigentlich war alles in einem Cremeton gehalten. Bett, Wände, Vorhänge, Schrank, Schreibtisch. Lediglich die Blumen auf der Fensterbank und auf dem Schreibtisch brachten ein wenig Abwechslung in das Farbschema. „Hey. Wo ist Tenten denn?“ „Ich weiß es nicht.“ „Wie, du weißt nicht wo Tenten ist?“ Verwundert blickte Sakura zu Hinata. Diese blickte beschämt auf ihre Hände, die sie unablässig knetete. „Nach dem ich bei dir angerufen habe, bin ich nebenan ins Bad, um nach Tenten zu sehen. Aber das Bad war leer. Das obere Stockwerk habe ich bereits abgesucht. Ich weiß nicht so wie sein könnte.“ Am liebsten hätte Sakura ihren Kopf gegen die Tür, eine Wand oder den Schrank geschlagen. Ehrlich, wo war sie denn hier gelandet? Im Kindergarten? „Vielleicht sieht sie Neji beim trainieren zu?“ schlug Sakura vor. „Ich glaube nicht. Papa, Neji oder Hanabi würden sie sehen. Einer von ihnen würde sie einfach entdecken.“ Ja, daran hatte sie nicht gedacht. Das Besondere des Hyuga-Clans war ihre Augentechnik, die auch der Grund war, warum alle Mitglieder dieser Familie große, blasse Augen hatten. Mit diesen Augen konnten die Hyugas den Chakrafluss im inneren eines Körpers erkennen. Ebenso konnten sie damit fast 360° überblicken und weite Entfernungen optisch überbrücken. Ja, sie konnten damit sogar durch Wände sehen. Unheimlich, wie Sakura manchmal fand. Also ja, Tenten würde so auf jeden Fall entdeckt werden, sollte sie sich in der Nähe des Trainingsraums befinden. „Hm, dann lass uns einfach das ganze Haus durchsuchen.“ Gesagt getan, Sakura und Hinata durchforsteten jeden Raum im Haus. Gemeinsam. Sakura wollte nicht in eine unangenehme Situation kommen, indem sie einmal eine falsche Tür öffnete oder falls jemand sich fragte was genau Sakura hier tat. Raum für Raum überprüften die beiden. Die meisten Räume waren leer. Nur in manchen wurde gerade geputzt, gekocht oder gefaulenzt. Die Zeit verstrich und niemand hatte Tenten gesehen. Warum genau war Sakura hierher gekommen? Gerade gingen Sakura und Hinata an dem Trainingsraum vorbei, als ihr Handy klingelte. Sakura wollte gar nicht dran gehen. Doch als sie sah, wer sie da anrief, konnte Sakura es kaum glauben. Schnell nahm sie den Anruf entgegen. „Tenten?“ Verwundert blickten sich Hinata und Sakura an. Am Telefon war tatsächlich Tenten! „Wo bist du?“ „Wie, wo bin ich?“ „Ich bin bei Hinata und suche nach dir!“ „Oh, das tut mir Leid. Ich….bin sozusagen abgehauen.“ „Ja, das merke ich.“ Was genau lief hier eigentlich ab? Tenten war abgehauen? „Warum?“ „Ich wollte eigentlich zu Neji. Und dann hat mich der Mut verlassen. Ich fand das alles nur noch idiotisch und bin gegangen“, erklärte Tenten. Sakura hatte Probleme ihrer Freundin zu folgen. Vielleicht sollte sie überlegen Tenten einweisen zu lassen. „Okay… Du hättest zumindest Hinata bescheid geben können, damit sie sich keine Sorgen macht. Tenten, wir haben die ganze Zeit nach dir gesucht!“ Am anderen Ende der Leitung herrschte für einen Moment Schweigen. Beschämend, wie sie hoffte. „Sorry.“ „Ja, ja. Jetzt nicht Tenten.“ „Sakura, warte!“ Trotz Tentens Bitte hatte Sakura für den Moment genug gehört. Sie legte auf und sah zu Hinata. Diese hatte dem Gespräch folgen können, da Sakura Tenten auf laut gestellt hatte. „Tenten hat sie echt nicht mehr alle“, bemerkte Sakura. Hinata konnte dem nur zustimmen. Der heutige Tag konnte nicht schlimmer werden. Ausgeschlossen…. Kapitel 4: Zu viele Ärzte ------------------------- Und wie der Tag noch schlimmer werden konnte! Doch das hatte Sakura bei den Hyugas nicht ahnen können. Noch für einen kurzen Moment hatten sich Sakura und Hinata unterhalten, dann hatte sie sich auch schon wieder verabschieden müssen. Sakura hatte sich beeilt nach Hause zu kommen, dort schnell etwas zu Mittag gegessen und war dann ins Krankenhaus gegangen um zu arbeiten. Normalerweise hatte Sakura Dienst in der Notaufnahme als Ärztin, operierte oder braute ein paar Tinkturen zusammen, die benötigt wurden. Doch im Moment ging eine Grippewelle um. Die meisten Patienten kamen mit Erkältungs-und Grippesymptomen hierher. Leider waren auch sehr viele vom Personal erkrankt. Vor allem die Schwestern. Daher hatte Tsunade beschlossen, solange keine Not-OP anstand oder sonst etwas Schwerwiegendes, sollten die jüngeren Angestellten bei den Schwestern aushelfen. Kurz gesagt, Sakura durfte sich in eine geliehene Krankenschwesteruniform quetschen. Wem auch immer diese gehörte, diejenige war deutlich kleiner als Sakura. Dennoch schaffte sie es irgendwie hinein. Warum nur musste Sakura das jetzt machen? Sakura wagte sich aus dem Umkleideraum heraus. Jedoch nicht ohne vorher noch einmal einen Blick in einen Spiegel zu werfen. Die Uniform war etwas zu kurz. Es bedeckte nur knapp ihren Hintern. An den Rest ihres Körpers lag die Schwesternkluft so eng an, dass Sakura nicht einmal mehr tief einatmen konnte ohne zu befürchten das die Uniform riss. Leider war dies nichts, was ihrer geringen Oberweite schmeichelte. Den Großteil des Tages ging Sakura von Patientenzimmer zu Patientenzimmer. Meistens musste sie nur Kleinigkeiten erledigen. Essen bringen oder wegräumen, ein zusätzliches Kissen bringen, das Bett neu beziehen oder Tabletten verabreichen. Manchmal musste sie auch eine Infusion legen. Nichts spannendes oder erwähnenswertes. Sakuras Schicht ging noch etwa eine halbe Stunde, als sie in der Notaufnahme aushelfen sollte. Nicht als Schwester. Dieses mal, stattdessen wurde sie als Ärztin benötigt. Dennoch würde es jetzt keinen Sinn machen ihr Outfit zu wechseln. Also blieb Sakura so wie sie angezogen war. Sakura machte sich auf den Weg, eine weitere Schwester zeigte ihr, in welcher Kabine sie benötigt wurde und Sakura betrat diese. Kaum war Sakura drinnen und blickte zu ihrem Patienten, da blieb sie auch schon wieder stehen. Abrupt und überrascht. „Was ist denn hier los?“ Verwundert blickte Sakura auf drei bekannte Gesichter. Lee, Neji und natürlich der Chaosninja Naruto saßen vor ihr. Wobei, Naruto lag eher auf der Liege und Neji und Lee hatten es sich auf den beiden Besucherstühlen bequem gemacht. Statt einer Antwort oder einer Erklärung erntete Sakura nur überraschte Blickt. Verärgert über diese mehr als offensichtliche Musterung der drei Männer, verschränkte Sakura die Arme vor der Brust. Eine unbewusste Geste, was das Ganze nicht besser machte. „Hallo? Bekomm ich auch mal eine Antwort?!“ Augenblicklich liefen alle drei rot an. Lee und Naruto blickten beschämt zu Boden oder an die Decke. Lediglich Neji raffte sich dazu auf ihr eine Erklärung zu liefern. „Ich war gerade in Konoha unterwegs, als ich Lee und Naruto gemeinsam trainieren sah. Kaum hatten mich die beiden entdeckt wollten sie mir eine neue >Technik< zeigen.“ So wie Neji das Wort >Technik< aussprach, war es wohl ziemlich albern oder pervers. Zumindest nichts, was er tatsächlich für eine Technik hielt. Ohne die Geschichte zu kommentiere, hörte Sakura einfach nur zu. „Als die beiden dann anfingen, gab es plötzlich einen großen Knall und viel Rauch. Steine und Erde flogen durch die Gegend. Mich traf ein Stein am Kopf und am Arm. Lee hatte es gleich ausgeknockt. Der lag erst einmal ohnmächtig auf dem Boden. Naruto dagegen…. Na ja, du siehst es ja selbst.“ „So schlimm war es gar nicht“, protestierte Naruto, schwieg jedoch unter Nejis und Sakuras strengen Blicken. In der Tat, Naruto sah am schlimmsten aus. Auf Nejis Platzwunde am Kopf war behelfsmäßig ein Pflaster aufgeklebt, sein linker Arm blutete. Lee wirkte recht fit. Naruto dagegen war voller Dreck, sein rechtes Handgelenk schien auf den ersten Blick gebrochen, mehrere blutige Schrammen an Armen, Beinen und Gesicht waren zu erkennen. Und seine linke Kniescheibe sah auch nicht so aus, als gehöre sie so weit an die Seite des Knies. Seufzend trat Sakura vor, checkte jeden von den dreien erst kurz durch. Nur um sicher zu gehen das keiner eine mögliche Hirnverletzung davon getragen hatte. Wobei so viel Hirn gar nicht da war, das verletzt gehen konnte. In der Tat bestätigten sich Sakuras Vermutungen nach kurzer Untersuchung. Zunächst säuberte Sakura Narutos Schnittwunden, während sie darauf wartete das ein Pfleger kam, der Naruto einen Gips anlegen würde. Die Kniescheibe war draußen. Mit geübter Technik rückte Sakura diese wieder an ihren richtigen Platz. Natürlich jammerte und wimmerte Naruto unaufhörlich. Gekonnt ignorierte Sakura das. Nachdem Naruto soweit versorgt war und ein Pfleger ihn in den Gipsraum mitgenommen hatte – Lee begleitete ihn als moralische Unterstützung – kümmerte sich Sakura um Neji. „Was war das denn für eine tolle Technik, die die beiden dir zeigen wollten?“ erkundigte sich Sakura, während sie das Pflaster abnahm und die Platzwunde säuberte. „Ich glaube, es sollte irgendein perverses Jutsu werden.“ „Etwas anderes hätte mich auch überrascht.“ Die Platzwunde sah nicht sehr schlimm aus, aber Kopfwunden bluteten immer stark. Außerdem war sie sehr lang. Daher verwendete Sakura ein Heiljutsu. Ihre Handflächen begannen zu kribbeln, als sie das Chakra in ihre rechte Hand fließen ließ und es auf Neji übertrug. Unter ihrer Berührung stoppte die Blutung und die Wunde verkleinerte sich deutlich. Nachdem Sakura zufrieden mit ihrem Werk war, betrachtete sie die Armwunde genauer. Hierfür musste Neji seinen Ärmel nach oben schieben. Die Wunde befand sich gut zehn Zentimeter über dem Ellenbogen, direkt im Muskelgewebe. Zum Glück war die Wunde jedoch nicht tief. Nähen war nicht nötig. Auch ein Jutsu würde nicht nötig sein. Obwohl die Stelle der Wunde ungünstig lag, so war sie weder tief noch lang. Sakura säuberte die Wunde und verband die Verletzung. „Schon dich ein wenig. Vor allem den Arm. Keine schweren Sachen heben und Schläge auf die Wunde vermeiden. Sowie natürlich weitere Schnittverletzungen“, versuchte Sakura zu scherzen. Schlecht wie sie fand, dennoch schmunzelte Neji. „Eventuell bekommst du noch leichte Kopfschmerzen. Falls dir schlecht wird oder du Gleichgewichts-sowie Kreislaufprobleme bekommen solltest, komm gleich wieder hierher.“ Immer wieder erstaunte es Sakura wie einfach sie Befehle erteilen konnte und so fachmännisch dabei klang. „In Ordnung. Ich werde mich schonen.“ Kurz darauf verabschiedete sich Neji. Er hatte keine Lust auf „die beiden Trottel“, wie er sie nannte, zu warten. Was Sakura verstehen konnte. Dennoch musste sie sich noch einmal anschauen, wie der Gips aussah. Mit dem Ergebnis war sie zufrieden. „Naruto, du musst dich jetzt schonen. Die nächsten Tage wird dein Knie noch weh tun. Damit es dort zu keinen Komplikationen kommt, wirst du dich schonen und dem Training sowie Missionen erst einmal fern bleiben. Du bist krankgeschrieben.“ Entgeistert blickte Naruto sie an. „Aber du kannst mein Knie doch bestimmt heilen! Bitte!“ Natürlich konnte Sakura das. Aber es würde Naruto und vielleicht auch Lee, eine Lektion sein. Die Heilung würde schnell voran schreiten. Nicht zuletzt wegen des neunschwänzigen Dämons, der in Naruto versiegelt war. „Nein, tut mir Leid. Damit musst du jetzt selbst klar kommen“, gab Sakura entschieden von sich. Naruto und Lee tauschen wehleidige Blicke aus. Mitleidsvoll tätschelte Lee dem krankgeschriebenen Ninja die Hand. „Ihr entschuldigt mich. Ich muss weiter arbeiten.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Sakura und brachte die restlichen zehn Minuten Arbeitszeit hinter sich. Mehr als erleichtert zog sie anschließend ihre geliehene Uniform aus. Hoffentlich würden die Schwestern schnell wieder gesund werden. Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug. Noch gut eine Woche hatte Sakura als Schwester aushelfen müssen. Neji und Lee hatten keine Gehirnerschütterung davongetragen, Naruto war es nach wenigen Tagen auch wieder gut gegangen. Daher hatte er ihr schnell genug auf die Nerven gehen können. Sakura hatte noch einmal mit Tenten geredet. Über ihre mehr als merkwürdige Aktion. Tenten konnte ihr Verhalten nicht erklären. Sie verstand sich ja selbst nicht einmal. Dennoch hatte es insofern etwas gebracht, da Tenten aufgehört hatte, sich so peinlich in Nejis Gegenwart zu benehmen. An sich verhielt sie sich wieder so wie früher. In dieser ganzen Zeit hatte Sakura kaum Zeit zum Nachdenken gehabt. Es hatte viele Missionen gegeben und die Grippewelle hatte lange angehalten. Häufig war Sakura daher immer müde in ihr Bett gefallen und war schnell eingeschlafen. An den Wochenende, wo generell weniger Missionen zu erledigen war, traf sich Sakura mit ihren Freunden. Vorrangig mit Hinata, Tenten, Naruto, Neji und auch Sai, wenn dieser einmal Zeit hatte. Bei all diesen Beschäftigungen war wenig Zeit zum Nachdenken gewesen. Weder über Sasuke noch über die möglichen Folgen ihres kleinen Intermezzos. Jetzt jedoch war sie genau mit diesen Gedanken konfrontiert. Auch jetzt, nach etwas mehr als einem Monat, war ihre Periode erneut ausgeblieben. Der Schwangerschaftstest war positiv. Das war der dritte, den sie jetzt schon gemacht hatte. Es hatte alles keinen Sinn. Sakura war das klar, dennoch wollte sie es nicht wahr haben. Sie war schwanger. Tatsächlich schwanger! Da würde nichts anderes helfen. Sie müsste zu einer gynäkologischen Untersuchung und Tsunade ihren Zustand melden. Schwangere Kunoichis wurden nicht mehr auf jede Mission geschickt. Nur auf bestimmte. Meist niedrig eingestufte Missionen, die in der Regel keine Gefahren bergen sollten. Aber eigentlich wollte Sakura gar nicht so genau darüber nachdenken. Sie wollte das Ganze verdrängen. Vergessen. Leugnen das es so war. Nur leider war das nicht so einfach. Vor allem nicht auf Dauer, wenn ihr Bauch immer größer wurde und jeder es sehen können würde. Argh! Sie wollte jetzt doch gar nicht darüber nachdenken! Sie musste praktisch denken und handeln. Zunächst einmal brauchte sie einen Termin bei einer Frauenärztin. Daher griff Sakura nach dem Telefon und rief in der Frauenarztpraxis an, zu der sie schon als junges Mädchen regelmäßig hin ging. Dort wurde Sakura gesagt das heute Nachmittag noch ein Termin frei wäre, sie dennoch viel Zeit mitbringen sollte. Sakura stimmte dem Termin zu. Gut, das heutige Training war eh bereits vorbei und eine Mission stand nicht an. Ebenso hatte sie heute im Krankenhaus frei. Zeit genug hatte sie also. Niedergeschmettert legte Sakura das Telefon beiseite. Es waren noch etwa drei Stunden, bis sie den Termin hatte. Putzen musste Sakura nicht mehr. Das hatte sie bereits gestern erledigt. Was sollte sie also jetzt machen um sich die Zeit zu vertreiben? Lesen konnte nicht schaden. Dazu hatte Sakura schon lange keine Zeit mehr gefunden gehabt. Ein ganzer Stapel Bücher wartete bereits auf sie. Sakura griff sich einen Thriller. Nach einem Liebesroman war ihr nicht zumute. Alles, nur keine Dramen oder Liebesgeschichten. Dank des Thrillers, der wirklich fesselnd war, verstrich die Zeit wie im Flug. Ehe sich Sakura versah, befand sie sich im Wartezimmer der Arztpraxis und wartete darauf aufgerufen zu werden. Vor ihr waren eine alte Frau von fast sechzig, eine Jugendliche, eine deutlich schwangere Frau und eine Frau mittleren Alters. Ob Sakura wohl auch so einen großen Bauch bekommen würde wie die Frau vor ihr? Es sah anstrengend aus, eine solche Kugel vor sich her zu schieben. Um nicht länger auf den kugelrunden Bauch der Schwangeren zu starren, griff Sakura wieder zu ihrem Thriller. Besser sie verlor sich in diesem Buch statt in ihren konfusen Gedanken. Die Geschichte war dermaßen spannend das Sakura gar nicht mitbekam wie die vier Frauen vor ihr aufgerufen wurden. Als nach einiger Zeit ihr Name fiel, war sich Sakura sicher, dass die Arzthelferin sie nicht zum ersten Mal aufgerufen hatte. Dafür klang die Stimme der Frau viel zu genervt. Ebenso fiel ihr Blick aus. Mit einer gemurmelten Entschuldigung räumte Sakura ihr Buch in die Tasche, erhob sich und ging auf die Arzthelferin zu. Wenn sich Sakura nicht irrte, hatte diese junge Frau vor ein, zwei Jahre ihre Ausbildung im Krankenhaus in Konoha absolviert. Die junge Frau, Sakura konnte sich jetzt nicht an ihren Namen erinnern und das Fehlen eines Namenschildes half hierbei nicht weiter, war in etwa so alt wie Sakura, jedoch etwas kleiner und hatte lange, braune Haare. Schweigend drehte sich die namenslose Bekannte um und ging Sakura voraus den Flur entlang und blieb vor einem Behandlungszimmer stehen. Sie öffnete die Tür und deutete an ,das Sakura den Raum betreten sollte. Was diese selbstverständlich tat. Die Ärztin, Frau Dr. Kishimoto, saß bereits an ihrem Schreibtischstuhl vor einem Computer und blickte Sakura lächelnd an. Bei Dr. Kishimoto handelte es sich um eine Frau Mitte vierzig, mit brünetten, kinnlangen Haaren. Sie trug eine dezente Brille und permanent ein warmes Lächeln. „Sakura, was kann ich für dich tun? Der letzte Kontrolltermin ist doch noch gar nicht so lange her.“ „Ähm, ich glaube…ich bin schwanger.“ „Wir sehen uns dann in vier Wochen wieder. Und wenn möglich mit dem Training und dem Beruf ein wenig zurücktreten. Gerade bei Kunoichi gibt es eine hohe Fehlgeburtenrate zu Beginn der Schwangerschaften.“ Mehrfach hatte Dr. Kishimoto Sakura bereits darauf hingewiesen, dass sie sich schonen musste. Würde Sakura einen anderen Beruf nachgehen, wäre dies alles kein Problem. Doch bei Missionen konnte man in Kämpfe verwickelt werden, man wurde verletzt und bekam häufig Schläge und Tritte in der Bauchregion ab. Ebenso schlug man mal hart auf den Boden auf. Und Schwups, riss der kleine, hilflose Fötus von der Gebärmutter und starb. Sakura als Medizinerin hatte das schon häufiger bei Kunoichis mitbekommen, weil die Frauen einfach nicht darauf verzichten konnten zu arbeiten. So würde Sakura niemals werden. Das wusste sie jetzt schon, obgleich ihr die Bestätigung der Schwangerschaft durch Dr. Kishimoto dennoch einen Schlag versetzt hatte. Es die ganze Zeit selbst zu vermuten und dann von einem Außenstehenden die Bestätigung zu bekommen, waren zwei verschiedene Dinge. „Ja, bis dann Dr. Kishimoto.“ Sakura verabschiedete sich höflich und ging zum Anmeldeschalter, um sich bei einer älteren Arzthelferin den nächsten Untersuchungstermin geben zu lassen. Anschließend machte sie sich auf den Weg zu Tsunade. Im Moment kam sich Sakura vor, als wäre sie nicht länger Teil ihres Körpers. Alles nahm sie nur am Rande wahr, bewegte sich roboterartig zu Tsunades Büro. In diesem Zustand schaffte es Sakura nicht auch nur einen klaren Gedanken fassen zu können. Außer vielleicht, dass sie sich in so einer Art Schockzustand befand. Zumindest hatte sie in diesem Zustand nicht genügend Kraft um über das Gespräch mit Tsunade nachzudenken. Und so ging Sakura durch Konoha, lief an dem beschäftigten Marktviertel vorbei, durch das volle Aufnahmezimmer der Notaufnahme bis zu Tsunades Bürotür. Schnell klopfte Sakura an die Tür bevor sie es sich noch einmal anders überlegen konnte. Auf Tsunades „Herein“ betrat Sakura entschlossen das Büro. Und auf einmal schlug Sakuras Herz schneller, ihre Hände wurden feucht, ihr Mund dagegen trocken. „Ah, Sakura. Schön dich zu sehen. Was gibt’s?“ erkundigte sich Tsunade ohne allzu viel auf Smalltalk zu geben. Um noch ein wenig Zeit herauszuschinden setzte sich Sakura zunächst Tsunade am Bürotisch gegenüber. Sie musste sich hier nicht umsehen. Sakura war bereits so oft hier gewesen, Sakura kannte diesen Raum in und auswendig. In der Mitte des Raumes stand Tsunades großer Schreibtisch, wie immer überladen mit verschiedenen Papieren. Ein Besucherstuhl, auf dem Sakura nun saß, stand davor. Außer zwei hellen Schränken, die über und über mit medizinischer Fachliteratur und weiteren Akten waren, gab es in dem Büro nicht mehr. Sakura atmete tief durch und blickte Tsunade an. Obwohl Tsunade bereits die 50 überschritten hatte, sah sie doch sehr jung aus. Keine Falten oder Altersflecken, langes, blondes Haar, doch ihre braunen, wissenden Augen verrieten dennoch ihr wahres Alter. Wie so oft hatte Tsunade ihren Kopf auf den Handrücken abgestützt. Mit ihren Augen durchbohrte Tsunade ihre ehemalige Schülerin mit eindringlichem Blick. „Spucks’s schon aus! Irgendwas ist passiert. Also was?“ Nein, Tsunade nahm kein Blatt vor den Mund. Was nicht unbedingt immer förderlich in diplomatischer Hinsicht war. Dennoch war Tsunade immer für einen da, wenn man sie brauchte. So unbehaglich Sakura sich gerade fühlte, so sehr wusste Sakura aber auch das sie jetzt mit der Wahrheit herausrücken musste. Mit der gesamten Wahrheit und nicht nur mit der Mitteilung, sie sei schwanger. Tief atmete Sakura ein und begann dann so schnell wie möglich alles zu erzählen. Von ihrer Mission, wie sie dabei Sasuke begegnete, was zwischen ihnen geschah – natürlich keine Details! – sowie die daraus resultierenden Folgen. Mehrfach war Tsunade kurz davor Sakura zu unterbrechen. Das war ihr deutlich anzusehen gewesen. Dennoch hatte Tsunade Sakura ausreden lassen. Nun betrachtete sie ihre Hokage und wartete unbehaglich auf eine Reaktion Tsunades. Diese hatte den Mund missbilligend zusammengekniffen. Ihre Hände waren verkrampft, der Kopf nicht länger darauf abgestützt. Sakura konnte bis jetzt wohl froh sein das Tsunade noch nicht angefangen hatte ihr Büro zu zertrümmern. „Sakura, warum hast du mir nichts davon erzählt? Du weißt das du mir Bericht hättest erstatten müssen, dass du auf Sasuke gestoßen bist.“ Sakura schluckte schwer. Warum war Tsunade bis jetzt noch nicht ausgerastet? So kontrolliert zu sein war ein viel schlechteres Omen. Das bedeutete nämlich noch viel Schlimmeres als nur Ärger. Dennoch wusste Sakura, so intim das alles war, sie musste Tsunade alles zu ihrer Zufriedenheit beantworten. Daher schluckte Sakura ihren Stolz hinunter, hielt Tsunades Blick stand und erklärte: „Es war mir schlichtweg peinlich und unangenehm. Und ich kam mir dumm vor, wie ich mich verhalten habe. Da ich ja nichts von Sasuke erfahren hatte – weder seine Absichten noch sonst irgendwelche Informationen – hatte ich gedacht, ich könnte es unerwähnt lassen.“ Auf den letzten Satz hin zog Tsunade nur die Augenbraue missbilligend in die Höhe. Dankbarerweise verkniff sich Tsunade jedoch jeglichen Kommentar dazu. Stattdessen lehnte sich die Hokage mit verschränkten Armen in ihrem Stuhl zurück, den Blick unverwandt auf Sakura geheftet. Unter Tsunades durchdringenden Blick hätte Sakura am liebsten den Blick abgewendet. Nein, viel lieber wäre sie aus diesem Zimmer verschwunden, doch das ging leider nicht. Daher raffte Sakura all ihren verbliebenen Stolz zusammen und hielt Tsunades Blick stand. Nach einer schier endlosen Zeit – in Wahrheit waren es wahrscheinlich nur ein paar Sekunden gewesen – begann Tsunade ihr Schweigen zu brechen. „Um ehrlich zu sein hätte ich ein solches Verhalten als allerletztes von dir erwartet. Nun, dennoch werden wir uns mit diesem Problem befassen müssen. Wenigstens ist dein Verstand anscheinend zurückgekehrt, sonst wärst du nicht hier.“ Bei diesen Worten zuckte Sakura leicht zusammen. Das war Tsunades Art ihr zu sagen das sie sehr enttäuscht von ihr war. Na toll…. Konnte dieser Tag noch besser werden? „Die Vaterschaft des Kindes steht dagegen außer Frage.“ Na, wäre ja auch schlimm, wenn Tsunade da jetzt auch noch ihre Zweifel gehabt hätte! „Von daher müssen wir eine Lösung für dieses….für diesen Umstand finden. Sasuke darf nicht erfahren das er Vater wird. Das stellt ein zu großes Gefahrenpotential dar, solange er ein Abtrünniger ist.“ So hart das klang, Sakura konnte ihrer Hokage hierbei nur zustimmen. Nicht auszumalen falls Orochimaru dieses Kind für seine Zwecke haben wollte! Schließlich war dieser Mann krank und brauchte Sasuke auch nur wegen seiner Fähigkeiten und seinen Körper, damit Orochimaru ihn einmal übernehmen konnte. Nein, einer solchen Gefahr würde Sakura ihr Kind niemals aussetzen! „Von daher benötigen wir einen Vater für das Kind.“ Tsunades Worte verblüfften Sakura absolut. Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Dementsprechend geschockt sah sie Tsunade an. Diese erklärte weiter: „ Bei Sasukes Kind ist es nicht auszuschließen, dass das Kind einmal die großen Fähigkeiten der Uchihas erben wird. Da es außer Sasuke niemanden mit dem Sharingan gibt, kann dementsprechend nur er der Vater sein.“ „Ja, demnach kann aber auch sonst niemand diese Rolle übernehmen.“ „Das stimmt nicht so ganz. Du weißt doch sicherlich woher der Uchiha-Clan ursprünglich stammt?“ Entschieden nickte Sakura mit dem Kopf. Wenigstens etwas, wobei sie sich jetzt nicht so dumm vorkam. Mit Wissen konnte sie immer glänzen. „Vom Hyuga-Clan. Da dieser Clan eine seltene Augengabe hat, hat sich dieser genetisch in einer Zweigfamilie weiterentwickelt, bis letztendlich der Uchiha-Clan mit dem Sharingan daraus entstand.“ Zustimmend nickte Tsunade. Ernst lehnte sich die Hokage in ihrem Stuhl vor, den Blick unverwandt auf Sakura geheftet. „Daher wird der Vater des Kindes aus dem Hyuga-Clan stammen.“ Kapitel 5: Einmal neuer Vater zum Mitnehmen, bitte! --------------------------------------------------- Sakura hatte Bauchschmerzen. Ihr Magen krampfte sich derart heftig zusammen, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn sie sich auch gleich noch erbrochen hätte. Das war nur die Panik, die sie überkam. Die Panik, weil sie gleich erfahren würde, wen Sakura als den Vater ihres Ungeborenen ausgeben musste. Mit zittrigen, verschwitzten Händen hielt sich Sakura den Magen. Noch nie hatte sie sich so unwohl in ihrer Haut gefühlt. Noch nie hatte Sakura sich so sehnlichst an einen anderen Ort gewünscht. Egal wohin, Hauptsache nicht vor der Haustür der Hyugas. Doch leider wurde ihr Wunsch nicht erfüllt. Stattdessen wartete Sakura darauf, dass ihr jemand die Tür öffnete. Noch während Sakura in Tsunades Büro gesessen hatte, hatte die Hokage das Oberhaupt des Hyuga-Clans angerufen. Über das Telefon hindurch hatte Tsunade Hiashi Hyuga über alles aufgeklärt und ihn gebeten einen möglichen „Kandidaten“ für die Vaterrolle auszusuchen. Anschließend hatte Tsunade Sakura angewiesen, sich am Nachmittag mit Hiashi Hyuga zu treffen, um zu erfahren, mit wem sie ab sofort eine gespielte Beziehung führen würde. Um ehrlich zu sein, Sakura konnte sich besseres vorstellen. Zum Beispiel irgendwelche Strafarbeiten, ein gefährlicher Kampf oder ähnliches. Sogar Sasuke würde sie jetzt lieber sehen. Es war ja nicht nur so, dass sie eine Beziehung mit jemandem vorspielen musste, sondern dass noch weitere Leute von ihrem Fehltritt erfuhren. Sakura würde sowieso Gesprächsthema Nummer eins werden, sobald herauskam das sie schwanger war. Eine Abtreibung hatte Sakura schon von Anfang an ausgeschlossen. Adoption war auch nie eine Option gewesen. Ein Freund – auch ein falscher – würde nichts daran ändern. Schließlich wäre sie ja immer noch schwanger. Und das mehr oder weniger gleich zu Beginn einer Beziehung. Dennoch würde diese Scheinbeziehung ihr Kind retten. Dessen war sich Sakura mehr als bewusst. Trotzdem änderte es nicht daran, dass sie kurz vor einer ausgewachsenen Hysterie stand. Hinter der Haustür hörte Sakura Schritte. Nur Sekunden später wurde die schwere Holztür geöffnet. Zu ihrer Überraschung hatte Hiashi selbst die Tür geöffnet. Groß, machtvoll und autoritär stand er vor Sakura. Er war eindeutig eine eindrucksvolle Erscheinung. Lange, schwarze Haare, markante und edle Gesichtszüge, die auch Neji geerbt hatte und natürlich die großen, eindrucksvollen Hyuga-Augen. Einen Moment lang ließ Hiashi Hyuga seinen Blick über Sakura wandern. Während dieser Musterung kam sich Sakura wie ein ekliges Insekt unter einer Lupe vor. Dennoch sagte sie nichts dagegen. Schließlich war sie hier auf Befehl von Tsunade und würde von Hiashi Hilfe erhalten. „Sakura Haruno, komm herein.“ Auch wenn die Wortwahl als Bitte formuliert war, klang es eindeutig wie ein Befehl. Ohne zu Zögern betrat Sakura das Anwesen. Sie kannte sich hier aus. Sie sah nichts neues. Dennoch fühlte sie sich, als würde sie Neuland betreten. Schweigend folgte Sakura Hiashi. Ihr Blick war auf den Boden geheftet. Während sie ihm folgte, versuchte Sakura die Panik zu bekämpfen. Immer schön tief ein-und ausatmen. An ja nichts anderes denken. Sakura war stark. Klug. Diszipliniert. Selbstsicher. Sie würde mit allem fertig werden. Das hier war nur ein kleiner Stolperstein in ihrem Leben. Mehr nicht. Nichts, womit sie nicht fertig werden würde. Egal wen sie als „Freund“ vor die Nase gesetzt bekommen würde, sie würde damit klar kommen. So tief Sakura in Gedanken versunken war, bemerkte sie nur am Rande wie Hiashi stehen geblieben war. Im letzten Moment konnte Sakura anhalten, bevor sie in das Oberhaupt der Hyugas gelaufen wäre. Hiashi war im Türrahmen stehen geblieben und hatte sich zu Sakura umgedreht. „Nach Ihnen“, bedeutete Hiashi mit einer Handbewegung an, sodass Sakura an ihm vorbei in das dahinter liegende Zimmer ging. Es handelte sich um das Büro von Hiashi. Sakura selbst war noch nie hier gewesen, wusste aber von Neji und Hinata aus Erzählungen, dass dies das Büro des Clanoberhauptes sein musste. „Nehmen Sie Platz.“ Mit einer weiteren galanten Handbewegung bedeutete Hiashi Sakura Platz zu nehmen. Das Büro war teuer eingerichtet und zeugte von Macht. Ein großer, dunkler Schreibtisch dominierte das Zimmer. Dahinter ließ sich Hiashi auch sogleich nieder. Er sah imposant dahinter aus. Ansonsten gab es in dem Büro einen schwarzen Ledersessel, auf dem Sakura Platz nahm, sowie eine schwarze Couch an der rechten Wand. Ein großer Schrank, sicherlich voll mit etlichen Akten, stand der Couch gegenüber. Außer einigen Gemälden an den Wänden gab es keine weitere Möblierung. Dieser Raum war dafür gemacht, das Besucher sich unwohl fühlten. Sicherlich empfing Hiashi hier nicht jeden. Und wahrscheinlich arbeitete er hier und lenkte von hier aus die Geschicke des Clans. Dennoch oder gerade deswegen, hoffte Sakura sie würde nicht lange hier sitzen müssen. Hiashi hatte die Hände locker auf die große Schreibtischfläche gelegt. Sein Blick ruhte unverwandt auf Sakura. Erneut fühlte sie sich wie ein großes, ekliges Insekt. Dennoch versuchte sie den undefinierbaren Blick Hiashis zu erwidern. Das war leichter als gesagt. Daher war sie mehr als glücklich, dass sie den Blick nicht abwandte. „Die Hokage hat mir erzählt was zwischen Ihnen und dem abtrünnigen Uchiha vorgefallen ist.“ Obwohl Sakura dabei gewesen war als Tsunade Hiashi davon berichtet hatte, fühlte sich Sakura dennoch mehr als unwohl als Hiashi das Thema anschnitt. Verdammt, konnte das denn nicht einfach still und ruhig über die Bühne gehen? Und vor allem schnell! Sakura wusste nicht ob Hiashi eine Antwort von ihr erwartete oder nicht. Daher nickte sie nur kurz. „Ich stimme vollkommen mit der Hokage überein, das Ihr Kind sicher aufwachsen muss. Um für die Sicherheit des Kindes sorgen zu können, wird ein Mann meines Clans als Vater des Kindes fungieren. Dies hat die Hokage Ihnen wahrscheinlich bereits mitgeteilt.“ Erneut nickte Sakura. Hiashi klang sehr geschäftsmäßig. Mehr konnte sie nicht erkennen. Ob Hiashi irgendwelche Hintergedanken hatte, war Sakura unklar. Ihr passte es gar nicht das Tsunade und Hiashi über ihren Kopf hinweg entschieden hatten was mit ihr und ihrem Kind passieren sollte. Doch sie konnte sich schlecht gegen das Oberhaupt von Konoha und damit ihrer direkten Vorgesetzten stellen. „Damit Ihr Kind in Sicherheit aufwachsen kann, werden Sie mit Ihrem Kind hier auf dem Clangut leben. Für Lebensmittel, Räumlichkeiten und Kleidung für das Kind werde ich sorgen. Sie müssen nichts dafür zahlen. Ebenso werde ich mich um das Kind kümmern, wenn Sie auf Mission sind.“ Bei dieser Ankündigung presste Sakura die Kiefer fest aufeinander. Sie wusste was Hiashi vorhatte. Er wollte ihr das Kind wegnehmen. Wahrscheinlich war er an den Uchiha-Genen interessiert. Unter dem Deckmantel der Sicherheit sollte natürlich alles ablaufen! Und damit Sakura den Mund hielt, wurde sie sozusagen mit freier Kost und Logis gekauft! Aber da würde Sakura nicht mitmachen! Auch wenn Tsunade und Hiashi vielleicht in diesem Fall das Sagen hatten, würde Sakura sicherlich nicht wortlos alles hinnehmen. Sie würde weder sich noch ihr Kind verkaufen! „Sie meinen, Sie wollen sich um die Erziehung meines Kindes kümmern.“ Sakura hoffte sie klang nicht zu unhöflich, gleichzeitig aber auch entschieden und kämpferisch. Kurz zog Hiashi bei ihrer Bemerkung die Augenbrauen in die Höhe. Nur ein kleiner Ausrutscher der ansonst perfekten Maske. „So würde ich es nicht ausdrücken. Ich möchte nur sicherstellen, dass das Kind sicher aufwächst. Und das nicht noch ein Uchiha abtrünnig wird.“ Daraufhin verschlug es Sakura die Sprache. Sie wusste nichts darauf zu erwidern. Ja, der Uchiha-Clan hatte schon einige Abtrünnige hervor gebracht. Vor allem sehr mächtige. Sasuke und sein älterer Bruder waren nur ein Beispiel. Dennoch war Abtrünnigkeit nichts, was vererbt wurde. Bevor Sakura etwas darauf erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Für Hiashi war die Sache damit anscheinend geklärt. „Ah. Dies wird der zukünftige Vater sein.“ Bei dieser Ankündigung schlug Sakuras Herz schneller. Verdammt! Sie war noch nicht bereit! Auch wenn Sakura wissen wollte mit wem sie eine fake-Familie darstellen musste, so wollte sie jetzt erst über die Zukunft ihres Ungeborenen sprechen! Leider fehlte Sakura dafür die Zeit. Man mochte es kaum glauben, aber im Moment war es Sakura tatsächlich egal, wer da vor der Tür stand. Sie wollte schon den Mund aufmachen und Hiashi erklären das sie hier noch nicht miteinander fertig waren, als das Hyugaoberhaupt „Herein“ rief und sich die Tür öffnete. Obwohl Sakura erst weiter verhandeln wollte, war die Spannung und Neugierde für den Moment größer. So kam es das sie sich in dem bequemen Sessel umdrehte und zur Tür blickte. Ohne lange warten zu müssen, öffnete sich die Tür und ihr zukünftiger „Freund“ betrat den Raum. Als Sakura den jungen Mann in der Tür stehen sah, fielen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. Auf jeden Fall klappte ihr der Unterkiefer herunter. „Du hast mich rufen lassen Onkel.“ „Ja. Setz dich. Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich.“ Während Neji den Raum betrat, blickte er kurz fragend zu Sakura. Der Schock war viel zu groß. Das konnte doch nur ein Scherz sein. Neji war einer ihrer besten Freunde! Und anscheinend hatte er keine Ahnung worum es ging. Da Sakura auf dem Sessel saß, schien Neji es zu bevorzugen zu stehen. Neben ihrem Sessel positionierte er sich, den Blick unverwandt auf seinen Onkel gerichtet. „Neji, du bist mit Sakura befreundet, richtig?“ Sowohl Sakura als auch sicherlich Neji war klar, dass dies keine wirkliche Frage war. Dennoch bejahte Neji. Sakura musste ihm Respekt zollen. Neji hatte keine Ahnung was er hier machte. Geschweige denn von ihr. Dennoch ließ er sich seine Verwirrung nicht anmerken. Diese Maske, die sowohl Neji als auch Hiashi zur Schau trugen, war wohl eine Eigenart der Männer des Hyugaclans. „Du wirst ab sofort mit Sakura Haruno verlobt sein und sich um ihr ungeborenes Kind kümmern und in Zukunft als dessen Vater fungieren.“ Sakura war ja auf diese Neuigkeiten gefasst gewesen, wenngleich sie bisher nichts von der Verlobung gewusst hatte. Neji dagegen traf diese Ankündigung völlig unerwartet. Dennoch nahm er es deutlich besser auf als Sakura, ihrer Meinung nach zumindest. Zunächst wurde Neji blass. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er blickte kurz verwirrt zu Sakura und dann zurück zu seinem Onkel. „Onkel, würdest du das bitte näher erklären?“ bat Neji. Wow, Sakura kam nicht umher zu bewundern wie gefasst Neji klang. Auch während Hiashis Erklärung veränderte sich Nejis Gesichtausdruck kaum. Sein Körper dagegen wurde angespannt. Ab und an zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. Nach Hiashis Erklärung herrschte erst einmal ein unwohles Schweigen. Zumindest empfand es Sakura als solches. Hiashi dagegen wirkte, als wäre ihm das alles mehr oder weniger egal. „Noch irgendwelche Fragen? Nein? Gut, dann wäre alles geklärt und ihr zwei könnt gehen.“ Hiashi ließ weder Neji noch ihr eine Chance Widerworte einzulegen. Ehe sich Sakura versah, stand sie mit ihrem neuen „Freund“ vor verschlossener Bürotür im Flur. „Sakura, habe ich das gerade alles geträumt?“ Als Neji Sakura jetzt ansah, hatte er seine Maske fallen lassen. Blass, mit große Augen und voller Unglauben blickte Neji sie an. Voller Unbehagen schüttelte Sakura den Kopf. „Tut mir Leid, nein. Sorry das ich dich da mit reingezogen habe. Aber Tsunade und Hiashi haben über meinen Kopf hinweg entschlossen das ein Hyuga den Platz von Sasuke als Vater einnehmen soll.“ Es fiel Sakura deutlich leichter als gedacht mit Neji darüber zu reden. Vielleicht weil Hiashi Neji bereits geschildert hatte was geschehen war und was nun geschehen sollte. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass Sakura völlig unter Schock stand. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht was mich fassungsloser macht. Das du auf Sasuke reingefallen bist oder das ich jetzt die Scheiße als dein Verlobter ausbaden muss.“ Bei Nejis Worten fühlte sich Sakura als hätte er sie gerade geohrfeigt. Wut kam in ihr auf. Wut auf Sasuke, dass er sie verführt hatte. Wut auf sich, weil sie sich hatte verführen lassen. Wut auf Tsunade und Hiashi, die ihre Zukunft einfach bestimmten. Wut auf Neji, für das, was er gesagt hatte. Und obwohl Neji wohl allen voran nichts mit dem Ganzen zu tun hatte und eigentlich das Opfer hier war, brach die Wut aus Sakura heraus und entlud sich über Neji. „Denkst du etwa ich wollte das alles? Denkst du ich wollte schwanger werden? Dich mit da reinziehen? Denkst du allen Ernstes ich will das alles hier?!“ Nach ihrer Wutattacke atmete Sakura schwer. Am liebsten würde sie noch so einiges loswerden was ihr auf der Seele lag. Dennoch schwieg sie. Insgeheim wusste sie schließlich das Neji nichts von ihrer Wut verdient hatte. Zu seinem Glück schwieg Neji und ließ ihren Wutausbruch unkommentiert. Stattdessen hatte er wieder seine Maske aufgesetzt. „Ich denke wir sollten in etwas ungestörterer Umgebung miteinander reden.“ Neji drehte sich um und ging davon. Blinzelnd blickte Sakura ihm überrascht hinterher. Dann besann sie sich und folgte ihm schnell. Natürlich hatte er Recht. Das hieß jedoch nicht, dass es ihr gefiel. Allerdings hatte Neji recht das sie noch über so einiges zu reden hatten. Verdammt, das hier war eindeutig der schlimmste Tag in ihrem bisherigen Leben. Fast eine Viertelstunde lang hatten Sakura und Neji schweigend in seinem Zimmer gesessen. Immer wieder war Neji durch sein Zimmer getigert, hatte ihr hin und wieder undefinierbare Blicke zugeworfen, geseufzt und sich hingesetzt, nur um kurz darauf seine Wanderung durch das Zimmer wieder aufzunehmen. Irgendwann war es Sakura zu bunt geworden. „Jetzt setz dich endlich hin und lass uns reden!“ verlangte sie. Sie hatte zwar ihre Stimme nicht erhoben, dennoch klang sie entschieden. Wortlos beendete Neji seine Wanderung und ließ sich Sakura gegenüber auf den Boden nieder. Beide saßen sie auf weichen Kissen auf dem Boden. Eine Entschlossenheit und Selbstsicherheit, die Sakura bis vor kurzem nicht empfunden hatte, nahm sich ihrer an. Sie musste jetzt erst einmal tun, was getan werden musste. Es war wie bei einem Notfall im Krankenhaus. „Erst einmal wollte ich mich entschuldigen. Für all das was ich verbockt habe und was du jetzt für mich ausbaden musst.“ „Schon gut. Du konntest ja nicht ahnen gleich schwanger zu werden. Vor allem konntest du nicht ahnen was Tsunade dann so einfach entscheidet.“ Nejis Worte überraschten Sakura. Ehe sich Sakura versah, kamen ihr die Tränen. Kaum hatte sich die erste salzige Träne ihren Weg nach außen gebahnt, lag sie auch schon in Nejis Armen. In der tröstenden Umarmung eines guten Freundes und weinte. Weinte, entschuldigte sich mehrfach und war einfach nur froh, Neji im Moment um sich zu haben. Sakura war sich nicht sicher ob Neji vielleicht auch die ein oder andere Träne vergossen hatte. Zumindest glänzten seine Augen verdächtig, als sich Sakura von ihm löste, sich die letzten Tränenspuren vom Gesicht wischte und versuchte ein kleines, tapferes Lächeln aufzusetzen. „Danke“, schniefte Sakura. „Ich denke, wir sollten jetzt klären, wie wir das alles angehen. Schließlich sind wir ja jetzt offiziell ein Paar.“ „Und verlobt.“ Sakura versuchte es Positive zu sehen. Sie würde ihr Kind keinem Unbekannten überlassen. Ihr Freund würde sich mit ihr um ihr Kind kümmern. Besser konnte sie es in dieser Situation ja wohl kaum treffen! Dennoch fühlte sich Sakura schlecht. Sie würde Nejis Leben ruinieren! Ob Neji ihre Gedanken erahnte oder nicht, zumindest sagte er genau das Richtige, um Sakura aufzumuntern. „Keiner von uns hat eine Beziehung. Und wir tun ja nur so als ob wir uns lieben würden. Von daher können wir ja auch später einmal andere Beziehungen führen. Und ich muss mir jetzt keine Gedanken mehr darum machen, von irgendwelchen Frauen angegraben zu werden. Jetzt kann ich dich immer als Ausrede benutzen.“ Ein kleines Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. „Ja und ich könnte auch von dieser Ausrede profitieren.“ Wobei Sakura es eindeutig nicht so nötig hatte sich die wenigen Verehrer vom Hals zu halten. „Richtig.“ Ebenso wie sie selbst, lächelte Neji zaghaft. „Wir schaffen das schon. Wir sind schließlich Freunde und keine Fremden“, versuchte er sie weiter aufzubauen. „Ja. Ja, du hast Recht.“ Entschieden nickte Sakura mit dem Kopf. Sie würde das schaffen. Für ihr Ungeborenes. Auch wenn Sakura ihr Kind noch nicht kannte, wollte sie nur das Beste für es. „Also zurück zu der Frage, wie wir auf einmal ein Paar wurden.“ „Na ja, wir könnten sagen, dass es auf Tentens Filmeabend zwischen uns gefunkt hätte. Und wir hätten uns danach auch mehrfach getroffen und entschieden das wir heiraten.“ Kurz dachte Sakura über Nejis Vorschlag nach. An sich klang das vernünftig. Wie Sakura damit umgehen sollte, dass sie ihre Freundin mit dieser ganzen Aktion verletzte, verdrängte sie für den Moment vorerst. Später würde sie sich damit befassen. „Ich verstehe das wir vorerst niemandem etwas davon gesagt hätten, wenn wir nach diesem Plan handeln. Aber warum gleich heiraten?“ Kurz dachte Neji nach, dann sagte er: „Hierbei können wir bei der Wahrheit bleiben. Mein Onkel wollte die Hochzeit. Und da wir uns lieben, haben wir nichts dagegen.“ Skeptisch zog Sakura eine Augenbraue in die Höhe. „Ich kann dir jetzt schon sagen, dass du allen das so erklären musst. Dafür kann ich nicht gut genug lügen.“ „Danke für dein Vertrauen in mein Talent.“ „Immer wieder gerne.“ Beide musste über diese Aussage lachen. Zum ersten Mal für den heutigen Tag hatte Sakura das Gefühl, dass sie das schaffen würde. Das ihr nicht alles über den Kopf hinaus wuchs. Mit Nejis Hilfe würde sie das in den Griff bekommen. Wie, wusste Sakura nicht. Aber die Hoffnung starb ja bekanntermaßen zuletzt. Und Freunde konnten zusammen so einiges bewältigen. Es war später Nachmittag. Fast den gesamten Tag über hatten Sakura und Neji geredet, geplant und diskutiert. So hatten sie entschieden, kurzen Prozess zu machen. Damit alles glaubwürdiger wirkte, würde Sakura zu Neji ziehen. Heute noch. Neji hatte deswegen mit Hiashi geredet und dieser hatte es befürwortet. Immerhin hatte Hiashi es letztendlich auch so gewollt. Wie Sakura bereits gesagt hatte, würde sie Neji es überlassen, allen von der Verlobung zu erzählen, die es wissen mussten. Lediglich Hinata würden sie einweihen. Schließlich war Hinata Nejis Cousine und die Nachfolgerin von Hiashi als Clanoberhaupt der Hyugas. Außerdem würden sie Hinata nicht anlügen können. Selbst wenn, würde Hinata sicherlich hinter den Bluff kommen. Schließlich war diese nicht blöd und lebte mit Neji unter einem Dach. Die Charade würde nicht lange halten. Jetzt war Sakura bei sich daheim und begann zu packen. Wehmütig blickte sie sich um. Eigentlich wollte sie hier nicht weg. Sie war hier aufgewachsen. Hatte eine schöne Kindheit mit ihrer Mutter erlebt. Dennoch würde sie diese Wohnung hinter sich lassen. Bisher hatte Sakura noch nicht über eine Kündigung der Wohnung nachgedacht. Das hatte noch Zeit. Stattdessen begann Sakura die wichtigsten Hygieneartikel einzupacken, ebenso Kleidung, ein paar wichtige Dokumente und das Fotoalbum aus ihrer Kindheit. Neji half ihr dabei. In den nächsten Tagen würde Sakura den Rest ihrer Besitztümer bei Neji unterbringen. Damit auch die Familie Hyuga die Charade schluckte, würde Sakura in Nejis Zimmer einziehen. Hiashi hatte bereits zugesagt, dass, sobald das Kind auf der Welt wäre, Sakura und Neji etwas mehr Platz erhalten würden. Eventuell sogar ein ganzes Stockwerk. Da würde dann genügend Platz vorhanden sein für all ihre Dinge. Vorerst würde Sakura noch einiges in Kisten bei Neji unterbringen. Schneller als gedacht war Sakura fertig. Neji ließ es sich nicht nehmen die zwei Kartons zu tragen. „Du bist schwanger“, lautete seine Begründung. Unkommentiert ließ Sakura zu das Neji als Packesel diente. In Zukunft würde sie davon sicherlich noch häufiger profitieren. Zu Fuß gingen sie schweigen zurück zum Hyuga-Anwesen. Nach kurzer Zeit jedoch fragte Neji: „Jetzt mal ganz ehrlich. Wie hast du dich nur auf Sasuke einlassen können?“ Seinem neugierigen Gesichtsausdruck nach, brannte Neji diese Frage schon länger unter den Nägeln. „Keine Ahnung“, antwortete Sakura ehrlich. „Ich hab das Gefühl, ich hatte mein Gehirn und gesunden Menschenverstand komplett ausgeschaltet.“ „So wirkt es auch.“ Neji brachte es etwas scherzhaft hervor, ansonsten hätten seine Worte sie sicherlich verletzt. Dennoch sprach Sakura nicht weiter. Über dieses Thema sprach sie weder jetzt noch wahrscheinlich in Zukunft gerne. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Für heute hatten sie beide bereits genug geredet. Als sie bei dem Hyuga-Anwesen ankam, wurde Sakura unsicher. Wenn sie jetzt das Haus betrat, würde ein neues Leben für sie beginnen. Ihr altes Leben wäre vorbei und ein komplett neues würde beginnen. Mit gemischten Gefühlen - sowohl Unsicherheit, Angst als auch Hoffnung rangen miteinander, ohne das es einen Sieger gab – betrat Sakura das Hyuga-Anwesen. Ihr neues Zuhause. Kapitel 6: Nicht verliebt, verlobt, verh...was?! ------------------------------------------------ „Jetzt stell dich nicht so an! Es ist nur ein Bett! Leg dich hin und schlaf.“ „Nein, verdammt! Es ist dein Bett, Neji. Also wirst du auch darin schlafen.“ „Und du bist schwanger.“ „Eben. Schwanger und nicht todkrank.“ „Wie du schon sagtest, es ist mein Zimmer und mein Bett. Daher entscheide ich wer hier wo schlafen wird. Und ich entscheide, du bekommst mein Bett!“ Um seinen Worten noch mehr Ausdruck zu verleihen, nahm Neji Sakura ihren Koffer aus der Hand und schmiss ihn theatralisch auf sein Bett. Genervt verdrehte Sakura die Augen. „Gut. Fein. Dann schlaf ich halt in deinem blöden Bett. Zufrieden?“ Neji nickte. Zum Glück. Seit einer guten Viertelstunde schon stritten Sakura und Neji darüber, wer wo schlafen sollte. Aus Höflichkeit hatte Sakura das Bett abgelehnt. Die paar Nächte bis ein großes Doppelbett geliefert wurde, konnte sie auch auf dem Boden auf einer Matratze schlafen. Im ersten Moment waren sowohl Sakura als auch Neji geschockt gewesen, als Hiashi verkündet hatte, sie würden ab sofort in einem großen Doppelbett schlafen. Seine Begründung war so kurz wie logisch. Der Hyuga-Clan musste ebenso überzeugt werden wie der Rest Konohas. Und da hier einige Frauen des Clans für die Sauberkeit zuständig waren, musste ein Doppelbett her. Wenigstens würde es groß genug sein, sodass sich Sakura und Neji später im Bett nicht in die Quere kamen. „Dann geh ich jetzt ins Badezimmer und zieh mich um.“ Gesagt getan. Sakura nahm ihre Tasche vom Bett und ging in das Badezimmer, das direkt an Nejis Schlafzimmer anschloss. Aus ihrer kleinen Tasche zog sie ihren Kosmetikbeutel, putzte sich die Zähne und wusch sich das Gesicht. Anschließend zog sich Sakura ihren Schlafanzug an. Dieser bestand aus einem Top und einem kurzen Höschen, beides in einem dunklen grün. Nachdem Sakura soweit fertig war, zögerte sie. Verdammt. Nach nur so kurzer Zeit war ihr Leben total aus dem Ruder gelaufen. Schwangerschaft, Scheinbeziehung und jetzt auch noch ein neues Heim. Auch wenn Neji meinte es würde ihm alles nichts ausmachen, Sakura sah das anders. Ihr Fehler machte doch auch sein Leben kaputt. Neji musste sein Leben komplett umstellen. Ganz sicher stand Neji unter Schock. Was für eine Erklärung gab es sonst, dass er so abgebrüht wirkte? Oder es juckte ihn tatsächlich nicht so sehr wie Sakura glaubte. Neji war häufiger ziemlich ernst, Missionen waren ihm sehr wichtig und in seiner Freizeit trainierte er sehr oft. Und natürlich waren Sakura und er ziemlich gut befreundet. Hm, okay. Wenn sie so darüber nachdachte, machte es Neji eventuell tatsächlich nicht so viel aus. Und er war es gewohnt das sein Onkel über sein Leben bestimmte. Schließlich gehörte Neji lediglich der Zweigfamilie des Hyuga-Clans an, da sein Vater, Hiashis Zwillingsbruder, der Zweitgeborene war. Damit musste Neji die Hauptfamilie, sprich Hiashi, Hinata und ihre Schwester Hanabi, beschützen und tun, was die Hauptfamilie wollte. Die Frauen aus der Zweigfamilie waren es auch, die das Anwesen der Hauptfamilie in Schuss hielt. Wenn Hiashi nun glaubte, er könne dafür sorgen, dass Sakura hier als Putzfrau arbeitete, konnte er sich dann ganz schnell abschminken. Sie würde sich ihr Leben nicht mehr als nötig von Hiashi vorschreiben lassen. Nicht so wie Neji, der es von klein auf nicht anders kannte. Warum nur beschäftigte sich Sakura damit? Schließlich wusste sie das ziemlich gut. Sie wollte sich nur davor drücken zurück zu Neji zu gehen. Sobald sie das tat, würde alles, was heute beschlossen wurde, irgendwie real. Hörte sich vielleicht bescheuert an, aber so kam es ihr vor. Dabei war das totaler Schwachsinn. Da sich Sakura nicht ewig im Badezimmer verstecken konnte, öffnete sie die Tür. Neji legte gerade die fertig bezogene Bettdecke auf die Matratze – alles war bereits soweit fertig – als Sakura sein Zimmer betrat. So als täte sie es schon immer, ging sie auf Nejis Bett zu, schlug die Bettdecke zurück und stieg in das Bett. Dabei versuchte sie Neji zu ignorieren, was gar nicht so einfach war. Sakura war sich dessen mehr als bewusst, dass Neji sie die ganze Zeit ansah. Gut, so knapp bekleidet hatte er sie noch nie gesehen – vor allem nicht ohne Unterwäsche – aber das hieß noch lange nicht, dass er sie so anstarren musste. Sakura wollte schon einen ähnlichen, zickigen Kommentar von sich geben, als sie bemerkte, dass Neji sich schon längst in sein provisorisches Bett gelegt hatte. Vielleicht hatte sie sich seine Blicke ja auch nur eingebildet. „In Höhe des Kopfkissens ist ein Lichtschalter. Für die große Deckenlampe“, erklärte Neji und unterbrach Sakura so in ihren Gedankengang. „In Ordnung.“ Ein schneller Blick zur Seite und Sakura entdecke den kleinen Lichtschalter. Kurzerhand drückte sie den Schalter und das Licht ging aus. Sakura fühlte sich komisch. Etwas befangen. Bisher lag sie noch nie in einem fremden Bett. Natürlich hatte sie schon öfter außerhalb von Daheim übernachtet. Bisher aber nur auf Missionen. Daher war es ein ungewohntes Gefühl in Nejis Bett zu liegen. Auf jeden Fall war sein Bett aber weich und bequem. „Gute Nacht. Schlaf gut.“ „Danke. Du auch. Und danke noch mal. Für alles.“ Sakura konnte einfach nicht. Sie hatte sich – wie schon öfter heute – bei Neji bedanken müssen. „Ja. Ist schon gut. Mach ich gerne. Wir sind doch Freunde. Und jetzt ist endlich Schluss damit. Das Entschuldigen geht einem langsam auf die Nerven“, verlangte Neji. Obwohl der junge Mann neben ihr auf dem Boden es nicht sehen konnte, nickte Sakura mit dem Kopf. „Gute Nacht.“ In die Stille der Nacht hinein bezweifelte Sakura es, dass sie heute Nacht schnell Schlaf finden würde. Es war ungewohnt eine weitere Person mit im Zimmer zu haben. Schließlich war Sakura auf Missionen meist das einzige Mädchen und hatte damit immer ein Zelt oder Zimmer für sich alleine. Neji atmete ruhig, drehte sich ab und an von der einen Seite auf die andere. Hoffentlich hatte er es bequem in seinem provisorischen Bett. Hm, die Decke war so kuschelig. Obwohl es jetzt Ende Mai war, war Nejis Zimmer angenehm kühl und daher war die dicke Decke Sakura sehr willkommen. Und die Decke war auch so flauschig! Mit einem Seufzer kuschelte sich Sakura lächelnd tiefer in das Bett hinein. Man merkte es an solchen Kleinigkeiten, dass der Hyuga-Clan über Geld verfügte. Das würde ein positiver Punkt für ihre Zukunft darstellen. Vielleicht würde Sakura auch gar nicht solange hier leben müssen. Vielleicht würde ihr Kind später gar kein Sharingan entwickeln. Dann gab es keinen Grund länger hier zu bleiben. Während Sakura so über ihre Zukunft nachdachte, schlief sie ein und versank in einem tiefen, traumlosen Schlaf. Der nächste Tag verlief erstaunlicherweise ganz normal. Nach dem Aufstehen war Sakura zwar für wenige Sekunde irritiert gewesen, warum ihr Zimmer auf einmal so anders aussah, bis ihr wieder einfiel, dass sie ja ab sofort bei Neji lebte. Dieser war bereits wach gewesen, sodass Sakura das Zimmer für sich alleine hatte. Nach dem Umziehen und Waschen frühstückte Sakura alleine. Worüber sie froh war. Niemand war da um ihr Fragen zu stellen, warum sie überhaupt hier war. Das würde Hiashi später für sie übernehmen. Eine kleine Bekanntmachung für den gesamten Clan. Sakura wollte das wirklich nicht übernehmen. Nach dem Frühstück ging Sakura zum Training. Tsunade hatte gemeint sie würde Kakashi über ihre Schwangerschaft aufklären, jedoch nicht über die genaueren Umstände wie es dazu kam. Daher überraschte es Sakura nicht das Kakashi sie kurz vor dem Training zur Seite nahm und kurz mit ihr sprach. „Sakura, Tsunade hat mir alles erzählt. Herzlichen Glückwunsch.“ Mit einem kleinen Lächeln nahm Sakura die Glückwünsche ihres Sensei entgegen. „Ich war wirklich überrascht davon zu hören. Aber ich freue mich für dich. Nun, wenn du möchtest kannst du selbstverständlich am Training teilnehmen, aber dir muss klar sein das ich dich schonen werde. Wenn du aber lieber bereits jetzt Innendienst machen möchtest…“ „Nein, danke. Ich würde gerne noch ein wenig mittrainieren. Zumindest für den Anfang. Später werde ich selbstverständlich in den Innendienst gehen“, erklärte Sakura schnell. „In Ordnung. Bei einer anderen Antwort wäre ich auch überrascht gewesen. Ich gehe davon aus das Naruto und Sai noch nichts von deiner Schwangerschaft wissen?“ Sakura schüttelte den Kopf. Gut das Naruto und Sai sich gerade aufwärmten und so nichts von dieser Unterhaltung mitbekamen. „Bisher weiß es so gut wie niemand. Eigentlich soll es ja Unglück bringen vor dem dritten Monat die Schwangerschaft zu verkünden. Daher wissen es nur die Leute, die es wissen müssen.“ „Gut. In Ordnung. Dann wärm dich auf.“ Gesagt getan, das Training verlief soweit wie immer, wobei Kakashi absichtlich ein paar schonende Trainingseinheiten einbaute. Nach dem Training beeilte sich Sakura zum Hyuga-Anwesen zu kommen. Hoffentlich würde sie noch genügend Zeit haben um schnell unter die Dusche zu hüpfen, bevor Hiashi die Ankündigung ihrer Verlobung mit Neji bekannt gab. Mit noch etwas feuchten Haaren stand Sakura neben Neji, der wiederum neben Hiashi stand. Vor ihnen stand – so vermutete Sakura – der komplette Hyuga-Clan, beziehungsweise all diejenigen, die sich nicht gerade auf einer Mission befanden. Hiashi hatte sie alle in den Innenhof bestellt, wo jetzt gespannt sämtliche Blicke auf ihnen ruhten. Gleich in der ersten Reihe stand Hinata mit ihrer Schwester. Direkt bevor sich alle Clanmitglieder versammelt hatten, hatte Neji Sakura erklärt, das er Hinata inzwischen eingeweiht hatte. Wie ihre Freundin das Gehörte aufgenommen hatte, wusste Sakura nicht. Wenn sie jedoch in das Gesicht der blassen, schüchternen Hyuga blickte, wirkte diese selbst jetzt noch überrascht und irritiert. Fragend ruhte ihr Blick auf Sakura. Sonderlich viel länger konnte Sakura jedoch nicht darüber nachdenken. Hiashi begann mit seiner Ansprache, die hoffentlich kurz werden würde. In autoritärer Haltung, einen Arm gestikulierend bewegend und mit starker Stimme, begann er. „Danke, dass ihr alle kurzfristig erschienen seid. Ich habe etwas zu verkündigen, das mich mit Stolz und Freude erfüllt. Mein Neffe Neji, der Sohn meines Bruders, hat mir von seiner Absicht erzählt, Sakura Haruno, die talentierte Schülerin von Sensei Kakashi und unserer Hokage, ehelichen zu wollen. Mit Stolz habe ich dieser Entscheidung meinen Segen gegeben. Ab sofort wird Sakura Haruno hier bei uns leben. Der Termin für die Hochzeit wird noch rechtzeitig bekannt gegeben.“ Nach dieser Verkündigung herrschte in dem Innenhof zunächst einmal überraschte Stille. Dann begannen die Ersten zaghaft zu klatschen. Nach und nach fiel die Menge in das Klatschen mit ein, bis auch einige ausgelassene Jubelrufe erklangen. Obwohl Sakura und Neji diese Verlobung nur vortäuschten und es Sakura nicht passte all diese Menschen zu belügen, merkte sie, wie sich ein schüchternes und vielleicht auch glückliches Lächeln in ihrem Gesicht bildete. So viel Aufmerksamkeit war sie in der Regel nicht gewohnt, aber die Freude der Menge war ansteckend. Dann kamen die ersten Leute zu ihnen, gratulierte zuerst Neji, beglückwünschten ihn zu seiner guten Wahl und schüttelten dann auch Sakura die Hand und wünschten ihnen beiden alles Gute für die Zukunft. Fast nur fremde Gesichter sah Sakura, die meisten Leute kannte sie nicht einmal mit Namen. Dennoch waren sie alle sehr nett und freundlich zu ihr. Vor allem die Frauen. Hiashi neben ihnen erhielt ebenso Glückwünsche, die er erhaben annahm. Ganz der Clanführer. Zufrieden nickte er in einem kurzen Moment ihnen beiden zu. Anscheinend schien Sakura in seinen Augen alles richtig zu machen. Man, so was nervte Sakura einfach nur. Sie war kein Kind, auf das man aufpassen musste, ob es auch wirklich alles richtig machte. Sie war alt genug um ihr eigenes Leben zu führen. Verdammt, bald würde sie Mutter werden! Ruhig bleiben und lächeln, ermahnte sich Sakura in Gedanken. Am besten, sie würde das alles in Zukunft wie eine Mission ansehen. Neji tat es wahrscheinlich. Schon früher hatte sie für Leute gearbeitet, die ihr gehörig gegen den Strich gingen und sie herumkommandiert hatten. Als ob irgendwelche Zivilisten wüssten wie sie ihren Job am besten zu erledigen hatte! Pah! Daher würde Sakura das hier mit Hiashi auch hinbekommen. Kein Problem. Gar kein Problem… „Das ist…interessant.“ „Interessant? Wow, ich hatte mit irgendwelchen Entrüstungen gerechnet, mit Flüchen oder eventuell sogar Beleidigungen. Aber das?“ Überrascht blickte Sakura Hinata an. Diese saß ihr seelenruhig in Hinatas Zimmer auf dem Boden gegenüber. Neji hatte es sich auf Hinatas Couch bequem gemacht und las ein Buch – ein Thriller, wenn Sakura sich nicht irrte – und sah ab und an zu ihnen. „Wenn du möchtest kann ich das gerne noch nachholen.“ Gerade fragte sich Sakura ob Hinata sie momentan verarschte oder das ernst meinte. Bei der junge Hyuga konnte man nie wissen. Stille Wasser waren bekanntlich tief und Hinata war ein sehr stilles Wasser. „Äh, nein danke. Ich bin froh, mir nicht noch mehr Vorwürfe anhören zu müssen“, gab Sakura ehrlich zurück. „Wegen so etwas werde ich dir keine Vorwürfe machen. Es war deine Entscheidung und an sich ist nichts falsch daran. Außer vielleicht, das es während der Arbeitszeit geschehen ist. Und du bist nicht die erste Frau, die ungewollt schwanger wird.“ Schweigen. Mehr brachte Sakura im Moment nicht zustande. Sie war ja froh, dass nicht ihr Mund offen stand und sie Hinata wie eine komplette Idiotin anstarrte. Da Hinata immer ruhig und schüchtern war, immer gleich rot anlief, wenn sie mit Naruto sprach und dann stammelte und sich gegen ihren Vater kaum zur Wehr setzen konnte, schaffte es Hinata schnell, das man sie unterschätzte. Sowohl kämpferisch als auch in ihrer Persönlichkeit. Selbst Sakura vergaß manch einmal – so wie jetzt – dass in Hinata mehr steckte als man auf den ersten Blick vermuten konnte. „Ich kann dich verstehen“, setzte Hinata noch hinzu. Diese Bemerkung verwunderte Sakura nicht. Hinata war seit Jahren in Naruto verliebt. Wenn dieser Idiot doch nur endlich kapieren würde wie Hinata empfand! Was viele nicht wussten – was daran lag, dass Hinata lediglich Sakura ins Vertrauen gezogen hatte – war, das Hinata sich regelrecht danach sehnte, Naruto in körperlicher Hinsicht näher zu kommen. Das Mädchen konnte ziemlich versaut sein wenn sie wollte! Wie gesagt, stille Wasser waren eben tief… Aber genug davon. Sakura versuchte schnell das Thema in etwas andere Bahnen zu lenken, da Neji mehr als verblüfft seine Cousine anstarrte und schon den Mund aufmachte, um etwas zu sagen. „Ja, fein gut. Also dann wäre das ja geklärt nicht wahr? Du wirst niemanden etwas davon erzählen, richtig? Ich, äh wir, zählen auf dich“, sagte Sakura lächelnd und unbefangen, wie sie hoffte, damit Neji nicht auf dumme Gedanken kam und seine Cousine vielleicht doch etwas ausquetschen wollte. „Natürlich“, erwiderte Hinata nickend. „Habe nichts anderes erwartet“, gab Sakura lachend zurück. Und ehe sich Sakura versah, redeten Hinata und Sakura über das Training, einen Liebesroman, der im Moment die Beststellerliste anführte und letztendlich darüber, welcher Schauspieler wohl am besten aussah. Bei diesen Themen hatte Neji wieder zu seinem Thriller gegriffen und las, was Sakura lächelnd zur Kenntnis nahm. Obwohl das mehr als oberflächliche Themen waren und total dem Klischee entsprach, worüber sich Frauen so unterhielten, tat es gut, einmal alle Sorgen beiseite schieben zu können und über ganz Banales reden zu können. Irgendwann, als es schon dunkel war und der Mond seine Wanderung am Himmel begann, verabschiedeten sich Sakura und Neji von Hinata, wünschten ihr eine gute Nacht und gingen zurück zu Nejis Zimmers. Äh, nein. Nejis und ihrem Zimmer. So war es richtig. Wie in der Nacht zuvor zog sich Sakura im Bad um, während Neji sich in der Zwischenzeit in seinem Zimmer umzog. Als Sakura wieder aus dem Bad kam und in ihr, beziehungsweise Nejis Bett kroch, hatte sich ihr „Verlobter“ bereits in sein provisorisches Bett verkrochen. Gerade hatte Sakura das Licht ausgeschaltet und sie wollte Neji eine gute Nacht wünschen, als dieser fragte: „Wie willst du das mit Tenten regeln? Also bei den anderen ist es mir eigentlich egal, dass sie von deiner Schwangerschaft und unserer angeblichen Verlobung erfahren. Das schadet eigentlich niemanden. Aber Tenten ist deine Freundin und wir wissen beide das sie für mich…sagen wir, mehr empfindet als bloße Freundschaft.“ Verblüfft blickte Sakura in der Dunkelheit in Richtung Boden, wo sie Neji vermutete. Bislang hatte Sakura vermieden darüber nachzudenken. Aber bisher war sie auch noch nicht verlobt gewesen, egal ob echt oder nicht echt. Neji hatte Recht. Tenten war in Neji verknallt. Seit Jahren schon. Tenten würde ihr sicherlich nicht vergeben, wenn Sakura ihr so einfach ihren Schwarm vor der Nase wegschnappte. Und sich dann auch noch mit ihm verlobte. „Scheiße. Verdammt!“ war alles, was Sakura einfiel. „Toll. Sehr produktiv von dir“, gab Neji daraufhin zurück. Sakura hatte keine Ahnung was sie machen sollte. Ahnungslos und etwas verzweifelt fuhr sich Sakura durch ihr Haar. Es war egal wenn es ihr jetzt von allen Seiten vom Kopf weg abstand. Es war eh dunkel. „Ich hab keine Ahnung. Ich will Tenten nicht als Freundin verlieren.“ Das war die Wahrheit. Dennoch brachte es ihr nichts. Es brachte sie keinen Schritt weiter. „Wir haben Hinata die Wahrheit gesagt. Können wir dann nicht auch Tenten alles erzählen?“ Sakura war klar das ihre Stimme mehr als hoffnungsvoll klang. Und auch ein wenig verzweifelt, musste sie zugeben. „Ich glaube, dir ist selbst klar, dass das wohl kaum gehen wird.“ „Warum? Tenten wird den Mund halten. Und solange wir niemandem davon erzählen, dass Tenten auch Bescheid weiß, was soll schon passieren?“ Trotz lag in ihrer Stimme, aber es kümmerte Sakura nicht, dass sie sich jetzt vielleicht ein klein wenig wie ein kleines Kind anhörte. Passend zu ihrer Stimmung hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt. „Und dann, wenn sich noch jemand gekränkt fühlt, erzählst du demjenigen auch die Wahrheit und das geht so weiter, bis letzten Endes jemand davon erfährt, der es nicht wissen sollte.“ „Ach ja, und was ist mit Hinata? Die darf es wissen, ist ja schließlich deine Cousine!“ donnerte Sakura los. Verdammt, das war alles so ungerecht! „Du weißt, dass es nicht stimmt. Hinata ist nicht dumm. Sie weiß ganz genau, dass wir uns nicht heimlich getroffen haben. Schließlich war ich fast die ganze Zeit hier und du nicht. Wie genau sollte es deiner Meinung nach funktionieren?“ Ohne über Nejis Worte nachzudenken – Sakura war ja selbst auch zu diesem Schluss gekommen – stimmte Sakura ihm zu. „Ja, ich weiß ja. Trotzdem ist das nicht fair!“ „Natürlich nicht! Tenten ist immer noch in meinem Team. Und auch ich bin mit ihr befreundet. Denkst du, das würde nur für dich schwer werden?“ Neji hatte seine Stimme zwar nicht erhoben, dennoch war ihm anzuhören, dass auch er wütend und unzufrieden war. „Nein. Nein, ich weiß ja das es auch für dich alles…kacke ist“, versuchte Sakura sowohl sich als auch Neji wieder zu beruhigen und dabei nicht allzu viel zu fluchen. „Ich weiß nur einfach nicht weiter. Ich habe mit meinem Handeln nicht nur mein sondern auch dein Leben ruiniert.“ Überrascht kniff Sakura die Augen zusammen, als plötzlich das helle Licht der Zimmerlampe anging. Neji stand an der Tür und hatte das Licht angemacht, starrte sie mit funkelnden Augen an. „Jetzt hör endlich auf damit! Schon nach nur einem Tag gehst du mir damit auf die Nerven. Ganz ehrlich Sakura, ich verkrafte so einiges. Ich habe Lee in meinem Team. Und du weißt, ich mag dich. Wir sind Freunde. Aber wenn du so weiter machst, dann…“ „Okay. Geht klar. Ich werde aufhören darüber zu reden und aufhören, mich zu entschuldigen.“ Sakura war mehr als stolz auf sich, das ihre Stimme nicht zitterte und das ihre Gesichtszüge nicht entgleist waren. Kaum nachdem sich ihre Augen an das Licht angepasst hatten, hätte sie diese beinahe weit aufgerissen. Im letzten Moment konnte sie ihr Pokerface aufsetzen. Neji stand noch immer an der Tür bei dem Lichtschalter. Und wie er dort stand! Seine Augen blitzten noch immer auf und auch er hatte trotzig die Arme vor der Brust verschränkt. Das jedoch lenkte Sakura gar nicht so sehr ab. Sie wusste das Neji gut aussah. Aber bisher hatte sie ihn noch nicht lediglich in einer Boxershorts bekleidet gesehen. Die schwarze Boxershorts hing locker an seiner Hüfte und war weit genug geschnitten, um mehr oder weniger alles von Interesse zu verstecken. Die ausgeprägte Muskulatur dagegen war mehr als deutlich zu erkennen. Und ganz ehrlich, Neji sah unglaublich heiß aus. Nur weil Sakura von einem anderen schwanger war, hieß das noch lange nicht, dass sie blind war. Sie stand ja nicht auf Neji. Er war schließlich ein guter Kumpel für sie. Dennoch konnte sie den Anblick eines hübschen Mannes – halbnackt – genießen. „Gut. Das will ich auch hoffen. Und jetzt zurück zum Thema Tenten. Ich würde ja sagen, du musst dich darauf verlassen, dass deine Freundschaft zu Tenten stärker ist als ihre Gefühle für mich.“ Sakura hörte auf, Neji länger anzustarren. Gut, gestarrt hatte sie jetzt nicht, aber es wäre ja auch unhöflich gewesen. „Denkst du, unsere Freundschaft wird stark genug sein?“ fragte Sakura zaghaft. Nejis wütender Ausdruck wich Ahnungslosigkeit. „Ich kann es dir nicht sagen. Ich hoffe es aber.“ „Ich auch“, murmelte Sakura, „ich auch.“ „Denk einfach an dein Baby. An seine Sicherheit. Dafür tust du, tun wir das alles schließlich“, versuchte Neji ihr Kraft zu geben. Zaghaft nickte Sakura und war dankbar für seine Worte, schaffte es aber nicht, Nejis kleines Lächeln zu erwidern. Sakura legte sich zurück in das Bett, kuschelte sich in Kissen und Decke. Neji knipste das Licht aus und legte sich ebenfalls hin. „Wir schaffen das schon.“ Sakura hoffte es. Sie war wirklich froh über Nejis Unterstützung. Bis jetzt hatte sie nicht wirklich daran geglaubt, dass er so hinter ihr stand. Aber an sich war sie ja nur eine Mission für ihn, oder? Egal. „Gute Nacht.“ „Gute Nacht“, erwiderte Sakura leise und hoffte so schnell einschlafen zu können wie in der Nacht zuvor. Kapitel 7: Der Fluch des Doppelbettes ------------------------------------- Die nächsten Wochen verliefen soweit reibungslos. In etwa so wie die ersten Tage der ersten Woche ihres neuen Lebens, abgesehen von der Verkündigung der Verlobung. Sakura stand auf, frühstückte meist alleine, ging ins Training, wurde dort etwas geschont, kam zurück und schlief. Manchmal redeten sie und Neji darüber, wie sie mit verschiedenen Situationen umgehen sollten. Wie sie ihren Freunden von der Verlobung und später auch von der Schwangerschaft erzählen sollten. Bisher wusste noch niemand von dieser ganzen Charade, wenngleich Sai inzwischen aufgefallen war, das Sakura im Training anders behandelt wurde. Dennoch schwieg er. Zwischen Sakura und Neji war eine gewisse Routine entstanden. Bei ihrem Aufwachen war Neji meist bereits wach. Er war ein totaler Frühaufsteher. Daher sahen sie sich meist erst am späten Nachmittag. Dann redeten sie, sowohl über wichtige, als auch über banale Dinge oder einfach nur darüber, wie der Tag so war. An sich gefiel es Sakura. Sie war früher schon gut mit Neji klar gekommen, dennoch hätte sie nicht gedacht, dass sie so gut miteinander auskommen würden. Und abends gingen sie gemeinsam ins Bett. Bis jetzt hatten sie noch getrennte Betten. Bei der Lieferung des Doppelbettes waren Schwierigkeiten aufgetreten. Anscheinend war die Bestellung verloren gegangen. Hiashi war darüber wenig erfreut gewesen. Bis heute. Sakura sah das große Doppelbett an. Darin hatten sogar mehr als zwei Leute platz, ihrer Meinung nach. Das Holz des Bettes passte perfekt zu Nejis anderen Möbeln. Wie der Rest auch, war es in einem blassen Grauton gehalten. Es gab nur eine große Matratze für das Bett, ebenso eine Decke und zwei Kissen. Alles bereits mit schwarz-roter Bettwäsche bezogen. Sah an sich gar nicht schlecht aus, fand Sakura, aber ab heute würde sie mit Neji darin schlafen. Sein provisorisches Bett, in dem er zwei Wochen lang geschlafen hatte, war bereits verschwunden. „Ist ziemlich groß, nicht?“ Dem konnte Sakura wirklich nur zustimmen. Aber was blieb ihr anderes übrig, als sich zu Neji zu legen, der sich, ebenso wie sie, umgezogen hatte und nun im Bett lag. „Auf welcher Seite möchtest du eigentlich schlafen?“ wollte Neji wissen. Heute war es erst das zweite Mal, dass sie Neji nur in seiner Boxershorts bekleidet sah. Gut, er saß bereits im Bett und die Bettdecke verdeckte das meiste, aber seine nackte Brust konnte Sakura dennoch gut genug ausmachen. Auch jetzt noch, fand Sakura, sah Neji gut aus. Vor allem wenn er seine Haare offen hatte, so wie jetzt. Wie ein Wasserfall fiel ihm die schwarze Pracht um das Gesicht. Jeder andere Mann hätte damit weibisch gewirkt. Neji machte es irgendwie… anziehend. „Ähm, an der Wand wenn möglich. Du stehst ja eh immer vor mir auf“, beeilte sich Sakura zu sagen, bevor sie Neji noch länger anstarrte. „Geht klar.“ Als Sakura ins Bett stieg, machte ihr Neji soweit Platz, indem er seine Beine einzog. Hoffentlich hatte sie sich nicht allzu ungeschickt angestellt, als sie auf allen Vieren über das Bett gekrabbelt war. Aber hey! Was machte das schon? War ja nicht so das Sakura Neji gefallen wollte. Nein! Von Männern hatte sie eindeutig genug. Sasuke reichte erst einmal für die nächsten Jahre. Sakura war gerade dabei unter die Bettdecke zu steigen, als Neji fragte: „Sag mal, du musst dich aber nicht plötzlich übergeben? Nicht das du es nicht rechtzeitig ins Badezimmer schaffst. Sonst sollten wir vielleicht lieber Plätze tauschen.“ Fragend ruhten Nejis dunkle Augen auf ihr. Bei diesem eindringlichen Blick, zog Sakura die Bettdecke bis unters Kinn. „Nee. Muss mich nicht übergeben.“ Zwar war Sakura den Tag über oft genüg übel, aber übergeben hatte sie sich bislang nicht. Noch nicht. Es war nur eine Frage der Zeit, bis es endlich passierte. „Dachte das wäre bei Schwangeren so üblich.“ „Ach was. So etwas verläuft bei jeder Frau anders. Bin froh bis jetzt davon verschont geblieben zu sein.“ „Gut. Und falls doch, lauf zur Not über mich. Hauptsache du übergibst dich nicht auf mich.“ Bei Nejis Grinsen knuffte Sakura ihn in die Seite. „Haha. Sehr lustig.“ „Ich meine es todernst.“ „Ist klar“, neckten sich Sakura und Neji. Es tat wirklich gut, dass sie so unbeschwert mit Neji umgehen konnte. Vor allem wo sie doch in einem Bett lagen. Vielleicht hätte sich Sakura eventuell doch ein längeres Nachthemd anziehen soll, als das schwarze Stück Stoff, dass sie im Moment trug. Verdammt, wenn sie schlief, rutschte ihr das Nachthemd meist bis auf Bauchhöhe hoch. Hoffentlich würde Neji keine Bettdecke klauen. Mit diesem Gedanken legte sich Sakura hin, zog unter der Bettdecke noch einmal das Nachthemd zurecht und schaltete das Licht aus. „Schlaf gut.“ „Ja, du auch.“ Sekunden später herrschte Stille. Klar, sie beide wollten ja auch schlafen. Dennoch war diese Stille nicht so angenehm wie sie sein sollte, fand Sakura. Irgendwie etwas beklemmend. So kam es ihr vor. Ob Neji es auch so sah wusste sie nicht und sie würde ihn auch ganz gewiss nicht fragen. Neben ihr bewegte sich Neji, drehte sich von einer Seite zur anderen. Sie berührten sich zwar nicht – Sakura drückte sich bewusst an die kühle Wand, damit ja kein Körperkontakt entstehen konnte – dennoch bewegte sich die Bettdecke unaufhörlich und rieb über ihren Körper. Mist, so verkrampft wie sie dalag würde Sakura sicherlich nicht schnell einschlafen. Sie waren doch nur Freunde. Da konnte sie sich ja wohl etwas locker machen. Es war ja nicht so, dass sie auf Neji stand oder er auf sie. Ein wenig Körperkontakt war schließlich nichts verwerfliches, versuchte sich Sakura einzureden. Klar, ihre Freundschaft hatte sich in den letzten zwei Wochen, in denen sie das verlobte Paar spielten, schon etwas verändert. Sie kannten sich nun in privater Hinsicht deutlich besser. Verstanden einander besser. Das war doch gut. Was nicht so gut war, wenn Sakura länger darüber nachdachte, war, dass sie tagsüber häufiger über Neji nachdachte. Sie freute sich darauf ihn abends zu sehen und von ihrem Tag zu erzählen. Manchmal dachte sie darüber nach, wie ihre Zukunft wohl aussehen würde. Ob sich da etwas verändern würde, sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Und wenn Sakura ehrlich zu ihr war, vermied sie doch wohl gerade krampfhaft den Körperkontakt zu Neji, um nicht etwas zu fühlen, was sie bisher nicht gefühlt hatte. Schließlich saß Sakura auch vorher schon mit Neji in einem Bett. Zum Beispiel auf dem letzten Filmeabend bei Tenten. Ach verdammt, Tenten. Das Problem würde sie erst einmal beiseite schieben. Vielmehr sollte sie sich jetzt fragen, warum ihr Herz so schnell klopfte. Das hatte es doch bisher nicht getan. Vielleicht weil diese in-einem-Bett-schlafen Sache ihre scheinbare Verlobung realer machte. Vielleicht aber auch gefiel es Sakura Neji so nahe neben sich atmen zu hören und seine Wärme zu spüren, obwohl zwischen ihnen noch genügen Abstand herrschte. Ein tiefer Seufzer entfuhr Sakura. Man, diese krampfhafte Haltung war wirklich unbequem. So unauffällig wie möglich - Sakura war sich nicht sicher ob Neji bereits schlief - versuchte sie ihre Arme und Beine etwas zu lockern. Dafür schüttelte sie diese etwas aus. Tatsächlich half es ein wenig und auch ihr Herzschlag beruhigte sich langsam. Das war nur die Aufregung neben einem Mann zu liege, egal neben wem, versuchte sich Sakura einzureden. Kein Ding. Einfach Schafe zählen. Das würde sicherlich funktionieren… Mitten in der Nacht wachte Sakura auf. Sie musste auf Toilette. In die Dunkelheit hinein gähnte sie ausgiebig, wollte aufstehen, bis sie feststellte, dass sie gar nicht mehr ihren Kopf auf dem Kopfkissen liegen hatte. Vielmehr spürte sie an ihrer Wange weiche, nackte Haut. Mit aufgerissenen Augen ruckte Sakura ihren Kopf in die Höhe. Jetzt, wo sie richtig wach war, registrierte sie, dass sie sich halb auf Neji gelegt hatte. Einen Arm und ein Bein hatte sie um Neji geschlungen, registrierte sie mit klopfendem Herzen. Hoffentlich war Neji nicht wach gewo…. „Sakura? Alles okay bei dir? Musst du dich jetzt doch übergeben?“ hörte Sakura da Nejis verschlafene Stimme. Mist. Schnell nahm Sakura ihren Arm und ihr Bein von Neji, rückte weiter in Richtung Wand. „Äh, nein. Sorry. Ich wollte dich nicht wecken. Muss nur mal kurz ins Bad“, beeilte sich Sakura zu erklären. Hoffentlich hatte Neji nichts von ihrer nächtlichen Kuschelattacke mitbekommen. Ohne auf eine Antwort von Neji zu warten, kletterte Sakura im Dunklen aus dem Bett und beeilte sich ins Bad zu kommen. Dort ließ sie sich genügend Zeit, in der Hoffnung, Neji würde bei ihrer Rückkehr wieder eingeschlafen sein. Als Sakura aus dem Bad kam, schlich sie auf Zehenspitze durch das Zimmer, zurück ins Bett. So vorsichtig wie möglich krabbelte sie zurück auf ihre Seite des Bettes. Neji schien wieder zu schlafen. Als Sakura, an die Wand gekuschelte im Bett lag, hoffte sie, dass sie in Zukunft nicht mehr an Neji gekuschelt aufwachen würde. Nicht, dass es kein angenehmes Gefühl beim Aufwachen gewesen wäre, aber… aber das war ja auch das Problem. So etwas sollte sich bei einem Kumpel nicht gut anfühlen, oder? Egal. In Zukunft würde Sakura einfach darauf aufpassen, dass sie immer nahe an der Wand lag. Das würde schon funktionieren. Und ganz gewiss würde sie nicht länger über Neji oder über ihr wild schlagendes Herz in seiner Nähe nachdenken. Heute war Samstag. Daher hatte Sakura beschlossen etwas länger zu schlafen. Wie immer war Neji bereits aufgestanden. Manchmal fragte sich Sakura wirklich, was genau Neji zu solch früher Stunde tat. Sicherlich trainieren. In den zwei Wochen, die Sakura bisher hier auf dem Clangut der Hyugas verbracht hatte, war ihr aufgefallen, dass die Personen, die als Ninjas tätig waren, auch in ihrer Freizeit oft trainierten. Tagein tagaus nur trainieren wäre nichts für sie. Genüsslich streckte sich Sakura ausgiebig und kuschelte sich anschließend wieder in das weiche Bett. Es war jetzt fast zehn Uhr. Langsam sollte sie vielleicht aufstehen. Aber Sakura konnte sich einfach nicht dazu durchringen. In einem so bequemen Bett hatte sie einfach noch nie gelegen! Alleine in diesem riesigen Bett zu liegen war aber gar nicht so ein tolles Gefühl, wie Sakura geglaubt hatte. Nicht das sich Sakura Neji zurückwünschte. Das nicht. Aber man konnte sich schon etwas einsam in einem solch großen Bett vorkommen. „Aber ich bin ja nicht alleine“, sprach Sakura, fuhr mit der Hand über ihren Bauch und lächelte. „Nicht wahr, du lässt mich nicht alleine. Zumindest nicht in nächster Zeit.“ Inzwischen war genügend Zeit vergangen, dass sich Sakura mit ihrer Schwangerschaft längst angefunden hatte. Anfangs hatte sie auch gar nicht allzu oft darüber nachgedacht. Inzwischen jedoch freute sich Sakura richtig auf ihr Ungeborenes. Und so ganz langsam konnte man auch sehen, dass der Bauch größer wurde. Gut, wenn Sakura ehrlich zu sich selbst war, sah sie eigentlich, wenn überhaupt, nur so aus, als hätte sie sich gerade beim Essen den Bauch voll geschlagen. Der typische Schwangerschaftsbauch war meist erst ab dem dritten Monat zu erkennen. Das wäre in zwei Wochen bei Sakura der Fall. Und wenn bis dahin alles gut lief, würde sie ihren Freunden auch von der Schwangerschaft erzählen. Eigentlich hatte Sakura vorgehabt Tenten kurz vor allen anderen von der Verlobung und der Schwangerschaft zu berichten. Allerdings könnte es ihrer Freundschaft besser tun, wenn Tenten früh genug Bescheid wüsste und Sakura diese Schein-Verlobung nicht länger verheimlichte als nötig. Gut, vielleicht würde Sakura nicht unbedingt heute Tenten davon erzählen. Vielleicht auch erst morgen. Oder…Nein! Dieses Wochenende würde Sakura es machen. Ansonsten würde sie es eh die ganze Zeit vor sich herschieben und kurz vor Schluss dann alles vermasseln. Als Sakura wieder auf den Wecker auf dem Nachttisch neben dem Bett blickte, stellte sie erstaunt fest, dass es jetzt schon fast elf Uhr war! Genug gefaulenzt. Sie würde Tenten am besten gleich anrufen und dann aufstehen. Umständlich strampelte Sakura die Bettdecke von den Beinen, krabbelte aus dem Bett und ging erst einmal ins Bad. Anschließend holte sich Sakura aus Nejis Kleiderschrank – glücklicherweise war der wirklich groß genug, sodass auch ihre Kleidung Platz darin fand – einen weißen Rock und ein grünes Top und zog sich um. Danach ging sie zwei Räume weiter. In dem Flur dort stand ein Telefon, das sie benutzen konnte. Ansonsten gab es in dem oberen Stockwerk kein Telefon. Ob hier irgendwer in seinem Zimmer ein eigenes Telefon hatte, wusste Sakura nicht. Sie wusste nur, das Neji keinen eigenen Anschluss hatte. Zum Glück konnte man den Raum abschließen, in dem das Telefon stand. Gleich neben der Tür stand das Objekt der Begierde auf einem braunen Beistelltisch. Sakura nahm das schlichte, schwarze Gerät in die Hand und wählte Tentens Nummer. Natürlich kannte sie diese in und auswendig. Das Telefon tutete zweimal, dann nahm Tenten bereits ab. „Hallo?“ kam es skeptisch von Sakuras Freundin. „Hey, ich bin’s, Sakura.“ „Sakura! Hey! Von wo rufst du denn an? Oder hast du plötzlich ’ne neue Nummer?“ Tenten klang mehr als überrascht, aber auch erfreut von Sakura zu hören. Hoffentlich würde Tenten das auch in Zukunft noch so sehen. „Ich bin nicht daheim.“ „Und wo bist du dann?“ wollte Tenten sogleich wissen. „Erzähl ich dir später. Sag mal, hast du heute oder morgen Zeit?“ „Klar. Magst du heute Abend vorbei kommen?“ „Ja, geht klar.“ „Super! Ich muss dir auch noch was total Wichtiges erzählen! Dann bis heute Abend!“ Ehe Sakura noch etwas sagen konnte, hatte Tenten bereits aufgelegt. Verdammt! Was wollte Tenten ihr denn noch mitteilen? Mist, Mist, Mist! Entnervt legte Sakura das Telefon zurück. Musste Tenten ihr unbedingt heute was mitteilen? Konnte das nicht warten? Schließlich würde Sakura schon die totale Bombe platzen lassen. Da konnte sie eigentlich darauf verzichten, das Tenten etwas Wichtiges zu erzählen hatte. Das war vielleicht egoistisch von ihr, aber es würde heute Abend schon genügend Drama geben. Da war sich Sakura sicher. Seufzend kehrte Sakura in ihr und Nejis Zimmer zurück. So langsam bekam sie es hin nicht alles als Nejis Dinge zu betrachten. Man, hätte Sakura doch später angerufen. Dann müsste sie jetzt nicht noch einen ganzen Tag irgendwie hinter sich bringen. Einen Tag, in dem sie viel zu viel Zeit zum Gedanken machen hatte. Eventuell könnte sich Sakura ein langes, entspannendes Bad gönnen. So zum Abschalten. Und selbstverständlich um nicht einen Nervenzusammenbruch zu erleiden. Oder sie könnte im Krankenhaus vorbei schneien und schauen, ob vielleicht ihre Hilfe benötigt wurde. Oder vielleicht konnte sie sich hier im Anwesen nützlich machen… Während Sakura noch so darüber nachdachte, hatte sie sich zumindest schon einmal für ein ausgiebiges Bad entschieden. Daher ging sie auf das Badezimmer zu, öffnete die Tür und blieb abrupt stehen. Die warme Luft war wie eine unsichtbare Wand, die Sakura zurückhielt. Oder besser gesagt der Anblick, der sich ihr bot, hielt sie an Ort und Stelle. Auch wenn Sakura gewollt hätte, in diesem Moment konnte sie sich einfach nicht wegbewegen. Geschweige denn ihren Blick von Neji abwenden. Neji, der gerade in aller Eile das Handtuch um seine nackte Hüfte schlang. Als Nejis untere Körperhälfte wieder bedeckt war, konnte Sakura auch ihren Blick wieder davon abwenden. Eilig riss sie ihren Kopf nach oben und starrte mit geröteten Wangen Neji ins Gesicht. Dieser sah mehr als überrascht aus. Geschockt traf es ganz gut. Und auch seine Wangen hatte eine peinliche Röte angenommen. Etwas, was Sakura noch nie an Neji gesehen hatte. „Ähm, ich warte wohl besser draußen.“ Mit diesen Worten ging Sakura rückwärts aus dem Badezimmer. Währenddessen konnte Sakura nicht anders und ließ noch einmal ihren Blick über Nejis notdürftig bedeckten Körper wandern. Man, Neji konnte sich echt sehen lassen. Wie das lange, nasse Haar sich an seinen Körper schmiegte. Dieser Körper, der eigentlich nur aus Muskeln bestand. Sehr sexy Muskeln. Und ganz ehrlich, auch unten rum konnte Neji punkten. Wow. Einfach nur wow. Er konnte eindeutig mit Sasukes Körper konkurrieren. Aber eigentlich sollte es Sakura gar nicht wundern. Schließlich war Tenten nicht die Einzige, die sich in Neji verguckt hatte. Früher war es immer so gewesen das die Mädchen entweder auf Sasuke oder auf Neji standen. Alle anderen Jungs hatten das Nachsehen gehabt. Und Neji als Mann war wirklich nicht zu verachten… Sakura hörte abrupt auf über Nejis Körper zu schwärmen, als eben dieser aus dem Bad kam. Leider wieder vollständig bekleidet. Seine nassen Haare hatte er notdürftig in einen Zopf zusammen gebunden. „Entschuldigung. Ich wusste nicht, dass du im Bad bist“, beeilte sich Sakura zu sagen, bevor sie wieder anfing zu schwärmen und wie ein Idiot nur vor sich hinstarren konnte. „Wir sollten vielleicht einen Schlüssel für das Bad besorgen“, war alles, was Neji dazu zu sagen hatte, worüber Sakura wirklich froh war. „Ähm, brauchst du das Bad dann noch? Ansonsten würde ich gerne ein Bad nehmen“, sagte Sakura in die entstandene Stille hinein, in der sich Neji mit einem Handtuch die Haare trocken rubbelte. „Nein, geh ruhig“, gab Neji knapp zurück. Anscheinend war ihm die ganze Situation wirklich sehr unangenehm gewesen. Vielleicht würde es ja helfen, wenn Sakura ihm sagte, dass er sich für seinen Körper echt nicht schämen musste… Wobei, vielleicht war es ihm ja auch einfach nur peinlich, weil sie ihn nackt gesehen hatte? Besser nicht weiter darüber nachdenken, entschied Sakura und ging in das noch warme Badezimmer. Während das heiße Badewasser einfloss, ließ Sakura ihre Hand in das einfließende Wasser sinken. Hm, wohlig warm. Sie freute sich wirklich auf das Bad. Auch wenn das Wasser noch nicht komplett in die Wanne eingelaufen war, entledigte sich Sakura ihrer Kleidung und stieg in das wohlig warme Wasser. Mit einem Seufzer ließ Sakura ihren Kopf auf den Badewannenrand zurücksinken. Dieser war mit einem weichen Polster versehen, damit es bequemer war. Während das Wasser weiter in die Wanne floss, fuhr sich Sakura mit den Fingerspitzen über den noch ziemlich flachen Bauch. Erst fuhr sie träge darüber, wollte ihrem Ungeborenen ein wenig Liebe zukommen lassen. Die so führsorgliche Geste veränderte sich langsam. Nach und nach ließ Sakura ihre Finger größere Kreise ziehen, zu ihrer Brust hinauf und wieder hinunter, bis zwischen ihre Beine. Langsam und träge begann Sakura sich zu streicheln, doch in ihrer Fantasie waren es Nejis Finger, die sie liebkosten. Erregt schloss Sakura die Augen, während ihre Finger gänzlich zwischen ihren Beinen verschwanden. Ihre Finger begannen sich immer schneller zu bewegen, bauten einen Druck in ihr auf, bei dem Sakura ein Stöhnen nur gerade so unterdrücken konnte. Der Orgasmus baute sich langsam auf. Inzwischen stellte sich Sakura vor, wie Neji mit seinem Kopf zwischen ihren Beinen lag und mit seiner Zunge sie langsam verwöhnte. Ein leises Keuchen entrang sich ihren geöffneten Lippen. Ihr Rücken bog sich vor Erregung durch. „Sakura?“ Abrupt riss Sakura ihre Hand weg, richtete sich schnell auf, sodass das Wasser in der Wanne ordentlich schwappte. Mit großen Augen blickte Sakura zur Tür. Langsam stieß sie den Atem aus, als sie erleichtert feststellte, dass die Badezimmertür noch immer verschlossen war. „Äh, ja?“ gab Sakura mit zittriger Stimme zurück. Sakura fühlte sich regelrecht ertappt. Ihr Gesicht war vor Scham schon ganz heiß. Gott! Sie hatte an Neji gedacht, als sie sich selbst verwöhnt hatte! So was war ihr noch nie passiert! Wenn sie schon einmal selbst Hand anlegte, dann hatte sie bislang nie an jemanden bestimmtes dabei gedacht. Das lag sicherlich nur daran, weil sie Neji vor wenigen Minuten nackt gesehen hatte. „Ich wollte dir später noch etwas geben. Also, das wollte ich dir nur sagen.“ Direkt nach diesen merkwürdigen Worten vernahm Sakura Schritte und dann das Zuschlagen einer Tür. Neji war verschwunden. Verwundert blickte sie die Badezimmertür an. Was war das denn jetzt gewesen? Aber viel wichtiger, hatte Neji etwas mitbekommen? Hoffentlich hatte sie wirklich nicht gestöhnt oder war zumindest leise gewesen... Bei diesen Gedanken überkam Sakura gleich wieder Scham. Mit heißem Kopf ließ sie sich wieder in die Wanne sinken und tauchte unter. Vielleicht sollte sie langsam aus der Wanne steigen, bevor ihre Hände wieder auf Wanderschaft gingen…. Sakura tauchte aus dem Wasser wieder auf, strich sich die Haare zurück und seufzte. Der heutige Tag würde ganz sicher eine Katastrophe werden. Das spürte sie einfach ganz tief in sich drin. Erneut seufzte Sakura auf. Na das konnte ja was werden… Kapitel 8: gebrochenes Herz --------------------------- Als Sakura wieder aus dem Bad kam, aß sie erst einmal zu Mittag. Hinata war im Moment auf einer Mission, Hanabi trainierte, Neji war irgendwo in Konoha unterwegs und ansonsten gab es hier niemanden in ihrem Alter, der im Hauptanwesen lebte. Sakura saß vor ihrer Pizza, die dick mit Käse belegt war, stocherte jedoch lediglich darin herum. Hunger hatte Sakura schon, aber ihre Gedanken waren zu beschäftigt. Mit Tenten, mit Neji… Man, jetzt genieß endlich deine Pizza!, schalt Sakura sich selbst. Die ganze Woche über hatte sie sich recht gesund ernährt. Nicht nur weil sie eine Kunoichi war, sondern vor allem wegen ihres Ungeborenen. Aber ab und an konnte man sich mal etwas Ungesundes gönnen. Kurzerhand nahm Sakura ein Stück der geviertelten Pizza in die Hand und nahm einen großen Bissen, als hinter ihr eine Stimme erklang. „Ah, Sakura. Ich bin froh dich anzutreffen.“ Nur gerade so konnte Sakura verhindern, dass sie überrascht zusammenzuckte. Hiashi Hyuga stand hinter ihr und ging gerade um sie herum, tauchte in ihr Blickfeld auf, während Sakura hektisch kaute, um ihm antworten zu können. Oh weh. Wenn Hiashi einmal etwas von einem wollte, konnte das sicherlich nichts positives sein. Aber zum bisherigen Tag passte das natürlich perfekt. Während Sakura noch kaute, sprach Hiashi weiter. „So wie ich das sehe, hast du dich hier bereits recht gut eingelebt.“ Auch wenn Hiashi keine Frage gestellt hatte, nickte Sakura mit vollem Mund. „Die Familie Hyuga hat deine Verlobung mit Neji gut aufgenommen. Einige sind sogar regelrecht begeistert.“ Na, das hörte sich ja nicht gerade nach einem Kompliment an, fand Sakura. Eher so, als hätte Hiashi nicht damit gerechnet, dass irgendeinem das gefallen könnte. Als wäre Sakura etwas Minderwertiges oder so. Jetzt war es gut, dass Sakura noch die letzten Bissen kaute und herunterschluckte. „Ich würde gerne früher als später mit der Planung der Hochzeit beginnen. Natürlich ist es inzwischen nicht mehr verpflichtend verheiratet zu sein, bevor man ein Kind bekommt. Ich würde gerne wissen wie du das siehst. Hochzeit vor oder nach der Geburt?“ Sakura schluckte den letzten Bissen hinunter. Anschließend musste sie an sich halten, Hiashi nicht anzubrüllen für was er sie hielt. Eindeutig für nichts Gutes oder Moralisches. Es war eindeutig mehr als nur ein Seitenhieb von Hiashi, das Sakura schwanger war. Er würde wohl eine Hochzeit vor der Geburt gutheißen. Aber wenn Sakura schon eine Scheinehe einging, würde sie ganz gewiss auch ein wunderschönes Kleid tragen. Ein dicker Babybauch mochte zwar für manchen hübsch aussehen, aber so wollte Sakura nicht heiraten. „Wie sieht Neji das eigentlich?“ fragte Sakura erst einmal, während sie sich überlegte wie sie Hiashi klar machen sollte, das er sich nicht in ihr Leben einzumischen hatte. Aber konnte sie das überhaupt? Er kannte die Wahrheit, schützte ihr Ungeborenes und würde auch für ihre Sicherheit sorgen. Sowohl jetzt, als auch in Zukunft. Sie wohnte bei ihm, würde seinen Neffen heiraten… Erst jetzt ließ er sich ihr gegenüber am Tisch nieder und blickte sie unverwandt an, dann antwortete Hiashi.  Na toll, ihre Pizza würde jetzt sicherlich kalt werden. „Ihm wird es egal sein“, antwortete Hiashi. Aha. Kurz übersetzt hieß das, Neji würde bei dieser Sache kein Mitspracherecht haben. Gut, dann war das wohl ihr eigenes Problem. Und Hiashi würde sie nicht alles bestimmen lassen. Sakura ging davon aus, dass sie bei der späteren Hochzeitsplanung und der Gästeliste wenig mitreden durfte. Dann doch wenigstens der Termin! „Es ist sicherlich nicht verkehrt ein Kind nach einer Hochzeit zu bekommen, da dies für eine sichere Umgebung sorgt. Aber Sie stimmen mir wohl zu, dass hier ein anderer Fall vorliegt. Und um ehrlich zu sein, würde ich ungern mit dickem Babybauch heiraten.“ Sakura sprach ruhig und begegnete Hiashis Blick, hoffte, sie klang erwachsen und ihre Argumentation war logisch. Etwas nervös erwartete Sakura Hiashis Antwort. Sein Gesicht war eine Maske freundlicher Neutralität. Hiashi war sicherlich kein schlechter Mensch, aber für ihn kam das Wohl des Clans immer über das Wohl seiner Familie und auch vor seinen Belangen. „Ich verstehe“, gab Hiashi nickend ruhig zurück. „Wir haben jetzt Mitte Juni und du bist in der zehnten Schwangerschaftswoche. Auch wenn es kurzfristig ist wird die Hochzeit dann in etwa einem Monat stattfinden.“ Bei diesen Worten entgleisten Sakura sämtliche Gesichtszüge. Ihr Kiefer klappte hinunter, die Augen waren vor Überraschung weit aufgerissen. „In EINEM MONAT?!“ war alles war Sakura laut keuchend zustande brachte. So als wäre es total selbstverständlich, nickte Hiashi. Den Blick, den er ihr zuwarf, ließ keine Widerrede zu. „Du hast selbst gesagt, es wäre gut, wenn Kinder in eine Ehe hinein geboren werden würden.“ Oh ha! Jetzt verdrehte er ihr die Worte im Mund. „Aber ich habe auch gesagt, dass diese ganze Sache zwischen Neji und mir eine komplett andere Situation darstellt!“ „Und dennoch ändert es nichts an der Tatsache, dass du leichtsinnig gehandelt hast und du, zusammen mit meinem Neffen, die Konsequenzen ausbaden musst. Ihr werdet sowieso heiraten. Da macht es ja wohl kaum einen Unterschied für dich, wann. Oder bekommst du kalte Füße?“ Ja klar, die Worte waren nicht gerade nett und ein Vorwurf ihres Verhaltens war deutlich darin zu erkennen. Doch deswegen war Sakura nicht das Blut aus dem Gesicht gewichen. Vielmehr lag es daran wie Hiashi es gesagt hatte. Mit kalter Stimme und gefühlslosem Gesichtsausdruck. „Nein, natürlich nicht. Wenn Sie einen Termin festgelegt haben, dann sagen Sie mir bitte bescheid“, gab Sakura kühl, aber höflich zurück, erhob sich von ihrem Platz und verließ mit erhobenem Kopf den Raum. Was fiel Hiashi eigentlich ein? Sie ließ sich von niemanden so behandeln, auch wenn derjenige für ihre Sicherheit sorgte! Klar, sie ruinierte Nejis Leben. Aber dieser ließ es ja nicht einmal zu, dass man sich entschuldigte und irgendetwas für ihn tun konnte! Und wenn Neji anscheinend kein Problem mit dieser ganzen Sache hatte, dann durfte Hiashi sich so etwas trotzdem nicht herausnehmen! Aber nicht nur deswegen war Sakura wütend. Sie hatte auch Panik. Verdammt, solange nur darüber geredet wurde, war es immer noch nicht so real. Aber zwischen zusammenleben und heiraten lag ein himmelweiter Unterschied. Zumindest für Sakura. Und das Hiashi die Hochzeit schon so früh angesetzt hatte, ließ Sakuras Herz vor Panik schneller schlagen. Mist und sie konnte nicht einmal alles abblasen! Schließlich war diese Angelegenheit leider nicht nur ihre Sache. Neji, Tsunade und leider auch Hiashi steckten da mit drin. Warum musste Hinata ausgerechnet jetzt auf Mission sein? Warum war Neji nicht da? Verdammt! Sakura hatte niemanden zum Reden! Normalerweise hätte sie längst zum Hörer gegriffen und hätte Tenten angerufen. Aber mit ihr konnte Sakura erst recht nicht reden. Leider. Der Tag war wirklich unglaublich ätzend. Und dabei war es jetzt erst zwei Uhr nachmittags! In der Zwischenzeit war Sakura hoch zu ihrem Zimmer gestapft. Dort schmiss sie die Tür hinter sich fest zu, sodass es laut knallte. Hoffentlich war es im ganzen Haus zu hören! Anschließend ließ sich Sakura auf das riesige Bett fallen. In letzter Zeit hatte sich Sakura für tapfer gehalten und gedacht, sie würde das alles soweit gut meistern. Doch jetzt drängten die Tränen an die Oberfläche. Ehe sich Sakura versah, flossen die Tränen stumm über ihr Gesicht.   Es war kurz vor 19 Uhr und Sakura stand vor Tentens Wohnblock. Zwar hatten die beiden noch- Freundinnen keine Uhrzeit ausgemacht, aber sie trafen sich gewöhnlich immer zwischen 19 und 20 Uhr. Seit einigen Minuten stand Sakura jetzt vor der unteren Haustür und schaffte es einfach nicht die Klingel zu betätigen. Wie feige sie doch war! Noch einmal atmete Sakura tief durch, drückte mit zittrigen Fingern auf den kleinen Klingelknopf und wartete. Es dauerte nicht lange, da ertönte das Surren der Haustür. Auf einmal war Sakura in ihrer  kurzen Jeans und dem weiten T-Shirt viel zu kalt, dabei war es draußen noch um die 20°C. Sicherlich wieder die Panik, die drohte, Überhand zu nehmen. Wild entschlossen nicht in Panik auszubrechen, stieg Sakura die Stufe nach oben bis zu Tentens Wohnung. Die ganze Zeit über sprach Sakura ein kleines Mantra vor sich hin. „Ich schaffe das. Ich bin stark. Ich schaffe das. Ich bin stark.“ Es half sogar etwas. Gerade als Sakura die letzte Stufe genommen hatte und oben angekommen war, sprang Tenten sie auch schon freudestrahlend an, weswegen Sakura beinahe die Treppe hinuntergefallen wäre, hätte sie sich nicht rechtzeitig am Geländer festgehalten. „Sakura! Endlich! Komm rein! Ich muss ganz dringend mit dir reden!“ Perplex wurde Sakura von Tenten in ihre Wohnung gezerrt. Auf dem Weg in Tentens Wohn-und Schlafzimmer bemerkte Sakura, das sich Tenten total schick gemacht hatte. Kaum das Sakura auf Tentens Bett saß, brachte Sakura endlich ein „Was ist hier los?“ hervor. Mit einem unglaublich breiten Grinsen ließ sich Tenten neben Sakura nieder. „Du wirst nicht glauben was passiert ist! Kurz bevor du angerufen hast, hatte sich Neji gemeldet. Er hatte gemeint, er wolle sich mit mir treffen und er müsse mir etwas total Wichtiges mitteilen! Kannst du das glauben?!“ Als Tenten ihr das erzählte, wich Sakura sämtliches Blut aus dem Gesicht. Das konnte doch nicht wahr sein! Das konnte Neji nicht vorhaben. Nie und nimmer! Aber er hatte gesagt, dass er nicht wolle, dass sie sich mit Tenten verwarf. Vielleicht hatte er vor, ihr es abzunehmen Tenten die angebliche Wahrheit zu erzählen. Aber warum hatte er ihr das dann nicht gesagt? Aber klar! Neji hatte ihr doch etwas geben wollen! Sicherlich meinte er irgendwie, dass er ihr diesen Gefallen tun wollte oder so! Männer! Konnten die denn nicht vorher mit einem reden? Na gut, sie hätte es ihm auch sagen sollen, was sie vorhatte. Aber trotzdem! Entnervt schlug sich Sakura mit der flachen Hand auf den Kopf. „Äh, Sakura? Alles klar bei dir?“ riss Tenten Sakura aus ihren Gedanken. Abrupt richtete sich Sakura auf und versuchte ein Lächeln aufzusetzen. Was ihr misslang, wie sie fand. „Äh, was meinst du, hat Neji vor?“ versuchte Sakura daher Tenten von ihrem Verhalten abzulenken. Sofort wurde Tentens Lächeln breiter. Ihre Augen leuchteten regelrecht. „Und warum hast du dich eigentlich so schick gemacht?“ Eigentlich wollte Sakura es gar nicht wissen. Das hier würde härter werden, als geglaubt. Aber Tenten sah in ihrem schwarzen Minikleid, den hochgesteckten Haaren und den langen, silbernen Ohrringen wirklich gut aus. „Na ja, Neji will sich schließlich mit mir treffen! In letzter Zeit ist er ein wenig auf Abstand gegangen. Ich hatte schon Angst gehabt, ich hätte es übertrieben. Aber heute will er sich mit mir treffen! Allein! Er kommt später vorbei. Und ganz ehrlich, ich glaube, er will mir seine Gefühle gestehen!“ Bei ihren Worten strahlte Tenten von einem Ohr zum anderen. Sakura dagegen wurde eher schlecht. Ihr Magen verkrampfte sich. Ihr war speiübel. Hoffentlich würde sie nicht gleich kotzen müssen. „Ähm, sag mal, störe ich dann nicht hier?“ fragte Sakura zaghaft, in der Hoffnung, gleich wieder gehen zu können. Der Feigling in ihr wollte lieber Neji die Sache erledigen lassen. „Nein, bitte bleib! Ich…ach weißt du, ich hab irgendwie Schiss. Das ich es vermassle“, druckste Tenten vor sich hin und wurde sogar etwas rot im Gesicht. „Hä?“ brachte Sakura stattdessen sehr geistreich hervor. „Na ja…Wenn Neji mir seine Gefühle gesteht,…also ich glaube ich könnte nicht an mich halten.“ Bei diesen Worten wurde Tenten noch roter im Gesicht. Sakura dagegen blickte nur noch verwirrter drein. Das große, schwebende Fragezeichen über ihrem Kopf musste auch für Tenten sichtbar sein, denn diese für umständlich mit ihrer Erklärung fort. „Du weißt schon. Nicht mit jubeln oder heulen oder so. Sondern eher…körperlich. Ich hatte doch noch nie einen Freund, aber ich weiß, das ich gleich über Neji….herfallen würde oder so.“ Endlich fiel der Groschen bei Sakura und ihre Augen wurden groß. „Oh Gott, tu das nicht!“ „Will ich ja auch nicht. Bevor ich was kaputt mache oder so. Deswegen sollst du ja bleiben. Damit ich mich benehme!“ entgegnete Tenten peinlich berührt. „Ich soll die Anstandsdame spielen?“ „Bitte!“ „Tenten, das ist eine ganz dumme Idee. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Da lässt man sich einmal gehen und muss anschließend das alles ausbaden! Glaub mir, ich bereue es nicht, aber trotzdem hätte ich mir gewünscht, das es doch etwas anders verlaufen wäre.“ Jetzt war es an Tenten fragend drein zu blicken. „Wovon redest du Sakura? Ich will doch dafür sorgen, dass ich nichts Dummes tue. Du tust ja gerade so, als hättest du schon irgendwelche Erfahrungen mit Sex!“ Auf Tentens entnervte Worte, die mit der Wahrheit doch sehr übereinstimmten, schwieg Sakura. Was sollte sie auch sagen? Die Wahrheit? Deswegen war sie leider nicht hier. Aber wenn sie aus Sasuke einfach Neji machte, würde es der Wahrheit so nahe wie nur möglich kommen. Aber dann wäre Tenten verletzt. Schließlich dachte sie doch, Neji wolle ihr sagen, er liebe sie! Das konnte Sakura ihr jetzt einfach nicht antun! „Oh. Mein. Gott. Sag, dass das nicht wahr ist!“ brachte Tenten nach einem schnellen Moment der Erkenntnis hervor. „Sag mir, dass du noch Jungfrau bist!“ Erneut schwieg Sakura, woraufhin Tentens Gesichtszüge total entgleisten. „Fuck. Du hattest Sex! Erzähl mir alles! Wann? Wo? Mit wem?“ sprudelte es aufgeregt aus Tenten hervor. Währenddessen zerrte sie sogar an Sakuras Arm. „Tenten, jetzt ist mal gut!“ versuchte Sakura ihre Freundin zu beruhigen. Doch diese ließ es nicht zu. „Jetzt sag schon!“ „Vor zehn Wochen“, gab Sakura schließlich zu, wobei sie acht gab, nicht mehr zu verraten als nötig. „Krass! Du hattest Sex und hast es mir nicht gesagt? Da bin ich jetzt eigentlich schon etwas sauer. Aber egal. Mit wem denn? Du hast doch gar keinen Freund! Oder verheimlichst du mir da noch etwas?“ bohrte Tenten nach. Mist, mist, mist! Jetzt würde Sakura Tenten die aktuelle Situation erzählen müssen. Ihre Bauchschmerzen wurden noch schlimmer und krampften sich zusammen. Gleich würde sie wirklich kotzen müssen. In diesem Moment ertönte die Haustürklingel. Rettung in letzter Sekunde! Erleichtert atmete Sakura auf, als Tenten aufsprang und panisch nach ihrer Frisur tastete. „Sakura, tut mir echt Leid, aber können wir das auf später verschieben? Dann kannst du mir alles erzählen.“ „Du solltest das aber vorher wissen“, brachte Sakura hervor. Sie wusste gar nicht woher das kam, aber ihr Mund war schneller als ihr Hirn. Vielleicht war ihre Freundschaft gerade dabei ihre Feigheit zu besiegen. „Ja, ich weiß. Ich bin grad eine miese Freundin. Aber bitte, tu das für mich und wir können später so viel reden wie du willst“, erklärte Tenten, während sie Sakura vom Bett zog und in Richtung Küche schleifte. „Das Bad hat zwar eine Tür und die Küche nicht, aber falls Neji mal auf Toilette möchte… Also versteck dich einfach in der Küche. Und wenn du irgendwas hörst, was du nicht hören solltest, dann ruf mich einfach auf dem Handy an“, fuhr Tenten fort und schwups stand Sakura in der kleinen Küche im Dunklen. „Tenten, wirklich. Ich muss dir was sagen wegen Neji“, versuchte Sakura es weiter, doch Tenten winkte ab, ließ Sakura zurück und ging zur Haustür. Jetzt stand Sakura hier, in der dunklen Küche, hatte ihren Mut wieder gefunden und konnte doch nicht mutig handeln. Verflixt aber auch! Aus der Dunkelheit heraus konnte Sakura in den Flur blicken, und ein Großteil des Wohnzimmers sehen, jedoch nicht die Ecke, in der Tentens Bett stand. Daher konnte Sakura sehen wie Neji seine Schuhe auszog und einer überschäumenden Tenten in das Wohnzimmer folgte. Gespannt verfolgte Sakura das Geschehen. Tenten sagte mehrfach, wie sehr sie sich über seinen Besuch freute und bot ihm auch verschiedenes zu trinken an, was Neji jedoch ablehnte. Bildete es sich Sakura nur ein oder wirkte Neji etwas blass um die Nase und auch sonst etwas nervös? Vielleicht nicht unbedingt nervös, aber die Ruhe und Gelassenheit, die er normalerweise ausstrahlte, war im Moment nicht zu erkennen. Dafür hatte sich Neji bereits zu oft durch sein langes, zum Zopf gebundenes Haar, gefahren. Und er wusste eindeutig nicht wohin mit seinen Händen. Mal verschränkte er die Arme vor der Brust, dann ließ er sie wieder an der Seite hinab hängen oder glättete sein faltenfreies T-Shirt. „Tenten, wir müssen reden. Ich muss dir etwas sagen“, platzte es auch sogleich aus Neji heraus, sobald Tenten einmal still war um Atem zu holen. „Lass uns doch erst einmal hinsetzen. Dann können wir reden“, schlug Tenten lächelnd vor und setzte sich demonstrativ auf die Couch. Mit einer Handbewegung bot sie Neji den Platz neben sich an. Dieser jedoch blieb stehen und fummelte weiter an seiner Jeans herum. Mal steckte er die Hand in die vordere Hosentasche, mal in die hintere, dann wieder fuhr er mit den Fingern durch sein Haar. „Also, ich wollte nur noch mal sagen, dass ich mich wirklich freue, dass du hier bist. Und ich bin schon richtig gespannt was du mir zu erzählen hast. Also, was möchtest du mir denn mitteilen? Ich bin ganz Ohr.“ Die Aufregung hatte sich bei Tenten offensichtlich gelegt. Sie lächelte zwar immer noch über das ganze Gesicht, ansonsten fuchtelte sie aber nicht nervös mit den Armen herum und redete nicht allzu großen Müll. Sakura war jetzt wirklich gespannt. Tenten auch. Sie hatte sich auf den Rand der Couch gesetzt und beugte sich ein wenig vor, als Neji anfing tief durchzuatmen. Er blickte Tenten an, wirkte im Gesicht inzwischen ruhig, doch seine Hände fummelten weiter an seiner Hosentasche herum. „Was ich dir jetzt zu sagen habe fällt mir wirklich nicht leicht. Ich will dich nicht verletzten und ich hoffe, du wirst mit der Zeit alles verstehen.“ Sakura war klar worauf Neji hinaus wollte, doch Tenten runzelte nur die Stirn. Klar, zu einem Liebesgeständnis, das man erwartete, passten diese Worte nicht so ganz. „Wir sind Freunde und ich will dich ganz gewiss nicht als solche verlieren“, fuhr Neji fort. Jetzt glättete sich Tentens Stirn wieder und das Lächeln wurde größer. „Du verlierst mich schon nicht“, versicherte Tenten, die wohl dachte, Nejis angebliches Liebesgeständnis könnte sie abschrecken. Wie falsch die Arme doch lag. Sakura hatte im Moment wirklich Mitleid mit Tenten. Sie wollte nicht in ihrer Haut stecken. In ihrer eigenen aber auch nicht. „Gut, ich hoffe du denkst später auch noch an deine Worte“, sagte Neji. Ihm war anzusehen, dass es ihm wirklich nicht leicht fiel. Da Sakura sich denken konnte was nun kommen würde, kamen ihr die Tränen. Sie weinte zwar nicht, aber sie spürte die Feuchtigkeit in ihren Augen. Neji spielte noch immer mit seiner Hosentasche, als ihm auf einmal etwas auf den Boden fiel. Schock zeichnete sich in seinem Gesicht ab, als Tenten reflexartig nach dem fallenden Gegenstand griff und ihn auch zu fangen bekam. „Tenten, warte“, begann Neji schnell. Wenn sich Sakura nicht irrte, sah sie einen Gesichtsausdruck an ihm, den sie nie vermutet hätte. Panik. Indessen besah sich Tenten den aufgefangenen Gegenstand. Bei dem Anblick riss sie die Augen weit auf. Ihr Lächeln wurde noch größer. Vor Freude sprang Tenten auf und warf sich Neji um den Hals. Neji stand wie zur Salzsäule erstarrt da. Was ging da vor sich? Sakura konnte einfach keinen Blick auf den ominösen Gegenstand werfen, wegen dem Neji total blass war und Tenten überglücklich an Neji auf und ab hüpfte. Währenddessen rief sie immer wieder „Ja, ja! Oh ja, Neji!“ Irgendwann schaffte es Neji Tenten von sich zu schieben. Diese strahlte weiterhin überglücklich vor sich hin. „Tenten“, begann Neji, doch die Angesprochene drehte sich stattdessen in Sakuras Richtung um. „Sakura! Oh Gott, komm her! Ganz schnell!“ sagte Tenten und wandte sich dann wieder Neji zu. Dieser blickte völlig überfordert in Richtung Küche. Im ersten Moment wusste Sakura nicht, was sie tun sollte. Nach wenigen Sekunden jedoch kam sie aus der Dunkelheit hervor. Etwas verlegen blickte sie drein. „Hi Neji.’“ „Gott, Sakura. Was machst du denn hier?“ platzte es aus Neji heraus. „Ist doch jetzt egal! Sakura, schau nur!“ fiel Tenten Neji ins Wort und hielt Sakura die rechte Hand hin. In der Handfläche lag ein zierlicher, goldener Ring mit einer zarten Verzierung und einem hellen Stein darin, der sich von der Fassung abhob. Den Stein selbst konnte Sakura auf die Schnelle nicht erkennen, aber sie wusste was das hier war. Ein Verlobungsring! Deswegen tickte Tenten so aus. Sie glaubte Neji mache ihr einen Antrag! Aber warum hatte Neji einen Verlobungsring bei sich? „Tenten, du verstehst da was falsch. Der Ring ist nicht für dich“, schaffte es Neji zu sagen und nahm Tenten den Ring aus der Hand. Diese wandte sich zu Neji um und blickte ihn fragend an. „Der Ring ist für Sakura.“ Mit diesem einfachen Satz ließ Neji die Bombe platzen. Während Sakura sich ein tiefes Erdloch wünschte, in dem sie verschwinden konnte, blickte Tenten mit gerunzelter Stirn zwischen Neji und Sakura hin und her. Neji versuchte Tentens Blick zu entgegnen, Sakura dagegen fühlte sich extrem unwohl in ihrer Haut. Außerdem wurde ihr schon wieder so schlecht! Nach einigen Sekunden schien Tenten zu verstehen. „Ich wollte es dir vorhin sagen. Ich wusste ja nicht, das Neji vorbei kommen würde. Und von dem Ring hatte ich echt keine Ahnung!“ versuchte Sakura irgendwie die Situation zu retten. „Was soll das heißen? Du wusstest das Neji dir einen Antrag machen will?“ gab Tenten – zu Sakuras Überraschung – ziemlich ruhig zurück. „Nein, das wusste sie nicht“, antwortete Neji für Sakura. „Also willst du ihr gar keinen Antrag machen?“ fragte Tenten hoffnungsvoll. „Doch. Nein. Will ich nicht. Muss ich auch nicht. Tenten, was ich dir erzählen wollte – und Sakura anscheinend auch – ist, das Sakura und ich schon längst verlobt sind.“ Nach Nejis Worten herrschte erst einmal Schweigen. Es war kein betretenes Schweigen oder unangenehmes. Sakura konnte es nicht genau beschreiben, aber der Raum wirkte plötzlich viel zu eng. Sakura fühlte sich unwohl in ihrer Haut. „Verlobt?“ war alles, was Tenten zunächst perplex von sich geben konnte. „Aber ihr seid doch gar nicht zusammen!“ „Doch. Noch nicht lange. Und ich wollte es dir erzählen, aber ich habe mich einfach nicht getraut. Es tut mir Leid.“ „Leid? Ist das alles, was du dazu zu sagen hast? Du bist meine Freundin! Meine beste Freundin! Du wusstest doch die ganze Zeit wie ich für Neji empfinde! Und du wusstest es auch!“ brauste Tenten auf und ließ ihrer Wut freien Lauf. Auch wenn Tenten nur verbal um sich schlug, fühlte sich Sakura wie geohrfeigt. Sie hatte gewusst, dass es schlimm werden würde und das sie sich schlecht fühlen würde, aber das sie sich so elend und schrecklich fühlen würde, das hatte sie nicht vermutet. Wahrscheinlich konnte man sich so etwas einfach nicht vorstellen. „Tenten, wir hatten das ganz gewiss nicht geplant!“ versuchte Neji Sakura beizustehen. „Ach ja? Dann bist du auch sicherlich der Typ, der Sakura entjungfert hat oder?“ hielt Tenten entgegen. Als wäre dies das Stichwort, nahm die Übelkeit zu und Sakura merkte das sie sich übergeben musste. Hastig hielt sich Sakura eine Hand vor den Mund und rannte in die Küche. Gerade beim Waschbecken angekommen, übergab sich Sakura. Das wenige, was sie heute gegessen hatte, kam wieder aus ihr heraus und noch vieles mehr. Während Sakura würgte und würgte und ihr immer wieder ein Schwall Erbrochenes aus dem Mund kam, fühlte sie plötzlich eine kühle Hand in ihrem Nacken. Eine Sekunde später wurden ihr die Haare aus dem Gesicht gehalten, wobei Sakura glaubte, dass sie bis jetzt noch nicht ihre Haare beschmutzt hatte. „Alles gut. Lass es raus. Aber sag mal, ich dachte, die Übelkeit wäre immer morgens. Deswegen heißt es doch Morgenübelkeit“, sagte da Neji an ihrem Ohr, während er ihr führsorglich über den Rücken strich. Das er so führsorglich war, lag sicherlich auch an der momentanen Situation, dachte sich Sakura. So langsam würgte Sakura nur noch trocken. Zwischendurch fand sie die Zeit Neji zu erklären: „Das ist ein Irrglaube. Wenn man schwanger ist, übergibt man sich nicht zu einer geregelten Tageszeit.“ „Schwanger?!“ kam es ungläubig von Tenten. Sakura konnte Tenten nicht antworten. Sie spülte sich den ekligen Geschmack von Erbrochenem mit Leitungswasser aus dem Mund. Stattdessen überließ sie es Neji eine Erklärung abzuliefern. „Ja. Sakura ist schwanger. Deswegen sind wir verlobt, obwohl wir noch nicht lange zusammen sind.“ „Soll das heißen, ihr hattet einen One-night stand, Sakura ist schwanger geworden und aus dieser Verantwortung heraus heiratet ihr?“ fragte Tenten und wenn Sakura sich nicht irrte, hoffte Tenten sogar das es so war. Vielleicht konnte Tenten einen One-nightstand verzeihen, solange sie wusste, Sakura und Neji liebten sich nicht. Neji zerstörte jedoch Tentens Hoffnungen. „Nein. Die Schwangerschaft hat nur alles beschleunigt.“ „Es tut mir so Leid! Wir hatten das wirklich nicht beabsichtigt!“ Sakura war so kurz davor sogar zu erzählen, sie wären beide im volltrunkenen Zustand ins Bett gestiegen. Neji machte es wirklich nicht gerade besser, mit dem, was er sagte. Sie wischte sich die letzten Wassertropfen vom Kinn, als Tenten heftig mit dem Kopf schüttelte. „Das kann nicht sein. Sakura, ich habe dir währenddessen die ganze Zeit gesagt was ich vorhatte. Was ich getan habe. Und keiner von euch ist einmal auf die Idee gekommen mich aufzuklären?!“ Sakura wusste einfach nicht was sie dazu sagen sollte. Vor zwei Wochen hatte dieses Problem einfach noch nicht bestanden. Neji schien es nicht groß anders zu ergehen. Er schwieg ebenso. „Raus. Alle beide. Sofort“, verlangte Tenten mit kühler Stimme. „Lass mich bitte alles erklären“, bat Sakura verzweifelt, doch Tenten blickte nur hart drein. „Raus. Sofort.“ Schweigend griff Neji nach Sakuras Arm, griff sogar nach ihrer Hand und zog sie langsam aus der Küche. Sakura bekam nur am Rande mit das Neji seine Finger mit ihren verflocht. Wäre Neji nicht gewesen, Sakura hätte sich nicht von der Stelle rühren können. Während Neji Sakura also durch die Wohnung zum Ausgang führte, ruhte ihr Blick unverwandt auf Tenten. Ihr Blick wurde durch die vielen Tränen, die ihr über das Gesicht liefen, verschleiert. Dennoch konnte Sakura auch die Tränen in Tentens Gesicht erkennen. „Es tut mir so Leid“, flüsterte Sakura, während Neji sie durch die Wohnungstür zog und diese dann hinter ihr zumachte und Tenten so aus ihrem Leben aussperrte. Kapitel 9: Der Ring ------------------- Die Nacht war der reinste Horror gewesen. Sakura hatte abwechselnd geweint und vor sich hin gestarrt. Obwohl Neji auch ziemlich mitgenommen war – er hatte schließlich auch eine Freundin verloren – hatte er versucht sie zu trösten. Ohne ihn hätte Sakura sicherlich noch viel mehr Tränen vergossen. Daher verwunderte es Sakura auch nicht, als sie am nächsten Tag mit unglaublich starken Kopfschmerzen aufwachte. Ausnahmsweise war Neji noch nicht vor ihr aufgestanden. Er lag direkt neben ihr, einen Arm halb über ihre Hüfte gelegt. Anscheinend waren sie beide gestern eingeschlafen als Neji sie tröstete. Ein kleines Lächeln schlich sich auf Sakuras Gesicht. Neji sah irgendwie niedlich aus, wie er so friedlich neben ihr lag. Abrupt verschwand Sakuras Lächeln. Wie konnte sie sich darüber freuen das Neji bei ihr war, wenn gerade das der Grund war, weswegen sie ihre beste Freundin verloren hatte? Vor allem wegen einer Lüge. Wegen einer Beziehung die es gar nicht gab! Ohne auf Neji zu achten, schob sie seinen Arm von sich und stieg aus dem Bett. Obwohl sie ein leises, verschlafenes „Sakura?“ vom Bett aus hörte, drehte sie sich nicht um und ging in das Badezimmer. Das die Tür lauter als beabsichtig in das Schloss knallte, kümmerte sie im Moment nicht. Was war Sakura nur für eine schlechte Freundin! Am liebsten hätte sie wieder losgeweint, doch anscheinend waren keine Tränen mehr übrig, die sie noch hätte verwgießen können. Stattdessen blickte Sakura zu ihrem Spiegelbild. Sie sah furchtbar aus. Ihre Augen waren rot, die Tränensäcke angeschwollen, ansonsten war sie blass und hatte dunkle Augenringe. Mit einem betrübten Seufzen klatschte sich Sakura kaltes Wasser ins Gesicht. Das kühle Nass tat auf ihrem erhitzten Gesicht gut. Linderte auch ein wenig die Kopfschmerzen. Sie sollte vielleicht nicht so streng zu sich selbst sein. Wenn Sakura immer nur mies drauf war, würde das weder Sakura, noch Neji noch dem Ungeboren gut tun. Aber sie konnte sich einfach nicht selbst verzeihen. Noch nicht. Mit der Zeit vielleicht. Wenn der Verlust ihrer Freundin nicht mehr so schmerzte. Nach ein paar Minuten des Grübelns, wo Sakura zu keinem anderen Ergebnis kam als zuvor auch, ging sie wieder aus dem Badezimmer. Neji saß angezogen auf dem Bett und sah ihr entgegen. Seufzend ging sie auf Neji zu und setzte sich neben ihn. „Das lief gestern viel schlimmer als ich mir vorstellen konnte.“ „Es tut mir Leid. Ich wusste nicht das du da sein würdest“, erwiderte Neji. „Ich ja auch nicht“, entgegnete Sakura. Danach herrschte für einen kurzen Moment Schweigen. Beide wussten nicht was sie dazu noch sagen sollten. Neji durchbrach als erster wieder die Stille, in dem er vor sich hinmurmelte: „Jetzt hätte ich es beinahe vergessen!“ und aus seiner Hosentasche – er trug dieselbe wie gestern Abend – den Verlobungsring herausholte. „Bitte. Den wollte ich dir gestern eigentlich schon geben.“ Auf einmal war Sakura total nervös, was eigentlich kindisch war. Herrgott, sie waren zwei erwachsene Menschen und bereits verlobt. Sogar die Hochzeit würde in einem Monat stattfinden. Da würde so ein kleiner Ring Sakura doch nicht aus der Fassung bringen! Doch genau das tat es. Statt den Ring anzunehmen, blickte sie Neji an. „Warum hast du den Ring gestern überhaupt bei Tenten mitgehabt? Hättest du ihn nicht dabei gehabt, wäre das alles nicht so schlimm geworden!“ beschuldigte Sakura Neji. Dieser setzte augenblicklich sein Pokerface auf. In diesem Moment, mit dem kühlen Gesichtsausdruck, ähnelte er Hiashi unglaublich. „Findest du?“ gab er kalt zurück. „Ja, finde ich. Tenten hat schließlich gedacht du wolltest sie heiraten!“ brauste Sakura los und ließ ihre Wut, die sie eigentlich für sich selbst empfand, auf Neji los. „Wer glaubt denn bitte schon gleich an einen Heiratantrag, wenn man nicht einmal eine Beziehung führt?!“ „Na, Tenten hat es geglaubt!“ „Willst du jetzt den Ring haben oder nicht?“ „Ach, behalt doch deinen blöden Ring!“ schrie Sakura Neji die Worte entgegen. Wenn irgendwer im Haus ihren Streit mitbekam, scherte es Sakura nicht. Sollten sie doch. Doch als Sakura Neji jetzt ansah, verpuffte die Wut. Stattdessen fühlte sie sich jetzt schlecht. Nejis Pokerface hatte Risse bekommen. Bei ihren Worten war er merklich zusammengezuckt. Was genau das zu bedeuten hatte wusste Sakura nicht. Es war im Moment aber auch nicht wichtig. Viel wichtiger war, dass sie Neji mit ihren ungerechten Worten verletzt hatte. Mein Gott, der Junge tat in letzter Zeit alles, damit Sakura sich hier einlebte, sich nicht schlecht fühlte und nicht alleine trauern musste. Und wie dankte sie es ihm? „Tut mir Leid. Neji, das meinte ich nicht so. Ich meine, ich bin wütend auf mich und lasse es an dir aus. Das war nicht faire. Verzeih“, beeilte sich Sakura sagen. Zerknirscht legte sie ihre Hand auf Nejis. Dieser hatte eine Faust gemacht, darin lag der Ring. „Der Ring ist wirklich schön. Welche Frau würde ihn nicht tragen wollen?“ versuchte sie es mit einem Lächeln weiter. Langsam lockerte sich die Faust und auch das Pokerface wich langsam Nejis nachdenklichem Gesichtsausdruck. „Du musst ihn nicht tragen, ich dachte nur…“, „Doch, doch! Natürlich werde ich ihn tragen. Bitte vergiss was ich gesagt habe. Ich habe nur einfach alles versaut. Aber du musst nicht meine Probleme ausbaden. Na ja, eines irgendwie schon. Aber ich versuche von jetzt an etwas stärker zu sein, damit du mich nicht andauernd trösten musst.“ „Ich muss doch gar nicht…“, begann Neji, wurde jedoch sogleich von Sakura unterbrochen. „Nix da! Sei still und gib mir endlich den Ring!“ sagte Sakura streng, jedoch mit einem Lächeln im Gesicht. Schweigend öffnete Neji seine Hand. Im ersten Moment wollte Sakura einfach nach dem Ring greifen, hielt mitten in der Bewegung jedoch inne. Konnte sie einfach den Ring nehmen oder sollte sie Neji das machen lassen? War ja nicht so das sie beide freiwillig verlobt wären. Wie verhielt man sich in einer solchen Situation also? Bevor Sakura eine Entscheidung treffen konnte, fällte Neji die Wahl für sie. Er nahm den Ring in die andere Hand und hielt ihr den Ring – mit zwei Fingern haltend – entgegen. Etwas verunsichert und auf jeden Fall aufgeregt – man bekam schließlich nicht jeden Tag einen Verlobungsring! – streckte Sakura ihre linke Hand aus. Neji steckte ihr den Ring an den zittrigen Ringfinger. Jede seiner Bewegungen beobachtete Sakura genau. Als der Ring steckte, sah Sakura Neji ins Gesicht. Dieser entgegnete ihren Blick. Nur wenige Zentimeter trennten ihre Gesichter voneinander. Keiner von beiden bewegte sich oder sagte etwas. Noch immer lag Sakuras linke Hand in Nejis, doch keiner rührte sich. Die Luft zwischen ihnen lud sich auf. In ihrer Brust schlug Sakuras Herz schneller, gleichzeitig wagte sie nicht zu atmen. Unbewusst leckte sich Sakura über ihre trockenen Lippen. Nejis Augen folgten dieser Bewegung, woraufhin ihr Herz noch schneller schlug. Sakuras Gehirn hatte sich für den Moment verabschiedet. Das einzige was sie noch wahrnahm, war ihre Hand in Nejis, seine Nähe und sein intensiver Blick. Eine Spannung baute sich in ihr auf. Sie wollte näher an Neji heran. Wollte seine Lippen auf ihren spüren. Das war alles, was Sakura dachte. Sie wollte ihn einfach spüren. All ihren Mut zusammennehmend beugte sich Sakura langsam vor. Zu Sakuras Freude kam auch Neji ihr entgegen. Der Zentimeterabstand schwand, wurde immer kleiner. Nejis Atem auf ihrem Gesicht jagte Sakura wohlige, aufgeregte Schauer über den Körper. Die letzten Millimeter waren so gut wie überwunden. Aber eben nur so gut wie. Plötzlich klopfte es an der Tür. Völlig überrumpelt gingen Sakura und Neji gleichzeitig auf Abstand. Als wäre ihnen ihr beinahe-Kuss unangenehm. Noch immer hatte sich Sakuras Gehirn nicht eingeschaltet. Ihr Herz schlug immer noch viel zu schnell, inzwischen jedoch vor Schreck. Mit geröteten Wangen fuhr sich Sakura durch ihr Haar, Neji war aufgestanden und stackste etwas steif und übereilt zur Zimmertür und riss diese regelrecht auf. Davor stand Hinata. „Hallo. Ich habe eine Frage. Ich bin vorhin von meiner Mission zurückgekommen und mich hat Tenten gut hundertmal angerufen. Bevor ich zurückrufe, wollte ich nur sichergehen ob es etwas mit euch zu tun hat oder nicht.“ Sakura war völlig durcheinander. Sie und Neji waren gerade eben dabei gewesen sich zu küssen! Momentan fuhr sie auf einer Gefühlsachterbahn mit und wusste nicht was sie denken oder fühlen sollte. Daher war sie auch nicht in der Lage Hinata zu antworten, die die Situation ziemlich schnell gut einschätzen konnte. Dafür übernahm Neji das Reden. „Ja, ich kann mir denken warum Tenten dich unentwegt anruft.“ „Und mir SMS’en schreibt. Hauptsächlich so Sachen wie >Melde dich!< >Ist dringen< > Ich brauch jetzt eine Freundin< und solche Dinge“, erklärte Hinata in ihrer ruhigen, leicht schüchternern Art. „Ich klär dich besser schnell auf. Lass uns doch in dein Zimmer gehen“, schlug Neji vor und warf Sakura ein kurzes Lächeln zu, während er seine Cousine aus dem Zimmer drängte. Sakura blieb allein zurück. Allein und völlig verwirrt. Einige Minuten lang saß Sakura auf dem Bett und betrachtete ihren Verlobungsring. Der Ring war wirklich schön. Ein filigraner, schmaler Goldring mit Verziehrungen, die an Äste erinnerten, die sich in die Höhe reckten. Wenn Sakura sich nicht irrte, waren diese zarten Linien aus Weißgold oder Platin. Der Stein in der Mitte des Ringes war nicht zu klein und nicht zu groß. Im Verhältnis zum Ring hatte er die perfekte Größe. Der Stein – ein weißer, strahlender Diamant – war nicht direkt im Ring eingelassen sondern steckte in einer etwas erhobenen Fassung. Kurzum, der Ring war wunderschön, passte wie angegossen und wirkte sehr, sehr teuer. Besser sie wusste nicht wie teuer der Ring war. Während sich Sakura mit dem Ring beschäftigte, beruhigte sich ihr Körper. Schrecken, Aufregung und Lust legten sich, das Herz schlug wieder in angemessener Geschwindigkeit und ihr Gehirn hatte wieder die Arbeit aufgenommen. Normalerweise tendierte Sakura dazu, alles genau zu überdenken und zu analysieren. Was könnte es bedeuten, was war geschehen und was sollte sie nun tun? Doch die letzten Tagen waren anstrengend genug gewesen. Und zu viel Nachdenken konnte sich auch als kontraproduktiv erweisen. Sakura wusste nicht warum sie auf einmal Neji hatte küssen wollen und warum auch er dies anscheinend gewollt hatte. Aber deswegen würde sie sich jetzt nicht wahnsinnig machen. Sie würde ihre Zukunft mit Neji verbringen – zumindest solange ihr Kind alt genug war. Da würden sicherlich noch so einige Situationen entstehen, mit denen Sakura nicht klar kam oder nicht gerechnet hatte. Vielleicht würden Sakura und Neji auch einmal was miteinander anfangen, allein aus dem Grund heraus das sie beide Bedürfnisse hatten und diese nicht mit jemand anderem stillen konnten. Das konnte Sakura nicht wissen, sie war schließlich keine Hellseherin. Vielleicht hatten sie beide so reagiert, weil die letzten vierundzwanzig Stunden mehr als turbulent verlaufen waren. Der Verlobungsring hatte vielleicht das Fass überlaufen lassen und die angestauten Gefühle hatten irgendwie entweichen müssen. Auch das wusste Sakura nicht. Und ausnahmsweise war es ihr egal. Im Moment war sie viel zu kaputt um darüber nachzudenken. In Zukunft würde sie Neji behandeln wie immer. Keine unnötigen Peinlichkeiten und Scham. Wenn Neji darüber reden wollte, würde sie sich nicht davor verschließen. Wenn er das Thema jedoch nicht anschnitt, wäre es für Sakura das gewesen. Sie würde nicht so tun als wäre nichts gewesen. Das wäre dumm, denn irgendetwas war zwischen ihnen. Nur was, darauf hatte Sakura keine Antwort. Mit dieser Entscheidung fühlte sich Sakura recht reif. Es war eine wohldurchdachte, erwachsene Entscheidung. Und als wäre dies der Moment, um zu zeigen dass dieses Thema jetzt für Sakura soweit beendet war, meldete sich ihr Magen knurrend zu Wort. Hunger. Sakura hatte plötzlich unglaublichen Hunger. Da sie heute sonst nichts zu tun haben würde, stand Sakura auf und ging in Richtung Küche. Jetzt würde sie erst einmal ordentlich frühstücken. Oder vielmehr zu Mittag essen, denn ein Blick auf die Küchenuhr zeigte ihr, dass es kurz nach 13 Uhr war. Sie hatte wirklich lange geschlafen…   Eigentlich wollte Sakura sich etwas kochen, doch zu ihrer Überraschung fand sie einen Topf auf dem ausgeschalteten Herd, in dem sich ein Eintopf befand. Der Topf war noch voll, niemand hatte etwas daraus genommen. Sakura ging stark davon aus, das einer der Frauen, die hier für Ordnung sorgten, ein Mittagessen gekocht hatte. Kurzerhand schaltete Sakura den Herd ein. Selbst wenn es nicht für sie gedacht war, ein Teller weniger würde wohl kaum auffallen. Außerdem hatte sie echt großen Hunger. Während der Eintopf auf kleiner Stufe aufwärmte, nahm sich Sakura einen Teller, Besteck, ein Glas und etwas zu trinken aus den Küchenschränken. Die Küche war wirklich schön. Es war genügend Platz für mehrere Personen. An der einen Wand stand der Küchentisch, an dem zehn Personen genügend Platz hatten. Gegenüber, an der anderen Wand, befand sich die Kochecke. Herd mit integriertem Backofen, ein großer Tresen zum Zubereiten von Essen, eine Spüle, die Schränke mit Gewürzen, Geschirr und Besteck. Zwei Türen führten in die Küche und wieder hinaus. Die eine Tür ging in den Flur, in dem Sakuras und Nejis Zimmer lag. Die andere Tür führte in einen Flur, in dem Hiashis, Hinatas und Hanabis Zimmer lagen. Neben der Tür, die zu Sakuras Flur ihn ging, befand sich ein großer Kühlschrank mit Tiefkühltruhe. Die Wände waren mit cremefarbenen Kacheln gefliest, der Boden dagegen in einem mittleren grau. Passend dazu war das Holz der Möbel in einem dunkleren Grau gehalten.  Gerade hatte Sakura ihr Geschirr auf den Tisch gestellt, da kam Hanabi hinein. Die kleine Hyuga ähnelte ihrer älteren Schwester. Sie hatte die typischen Augen der Hyugas in einem Gesicht, deren Züge denen von Hinata glichen, lange, schwarze Haare und einen zierlichen Körperbau, schließlich war Hanabi auch erst acht Jahre alt. Für ihr Alter jedoch hatte sie einen harten Gesichtsausdruck drauf, der wiederum Hiashi und Neji ähnelte. „Ist der Eintopf schon fertig?“ erkundigte sich die junge Hyuga bei Sakura. „Gleich. Möchtest du mit mir essen?“ erkundigte sich Sakura und holte einen weiteren Teller, Glas und Besteck. „Ich will mit Neji reden. Wo ist er?“ entgegnete Hanabi statt einer Antwort auf Sakuras Frage. „Neji ist bei Hinata“, erklärte Sakura und versuchte sich nicht gekränkt zu fühlen. Sakura verstand sich mit Neji und Hinata, aber ansonsten kannte sie trotzdem niemanden wirklich aus der Familie Hyuga. Wenn sei am Wochenende über das Anwesen ging, wurde sie zwar von allen höflich behandelt, aber niemand sprach mit ihr mehr als nötig. Auch wenn Neji ihr geholfen hatte sich soweit einzuleben, fühlte sich Sakura immer noch wie eine Außenstehende. Aber es waren ja auch erst zwei Wochen vergangen seitdem Sakura hier lebte. Mit der Zeit würde sich das hoffentlich auch noch ändern. „Dann warte ich hier“, erklärte Hanabi und setzte sich an den Küchentisch. Schweigend blickte sie die Tür an, aus der sie soeben gekommen war. Seufzend wandte sich Sakura wieder dem Topf zu, der sich langsam erwärmte. Ein paar Mal rührte sie den Eintopf um, damit dieser nicht anbrannte. Ansonsten schwieg sie. Hanabi zeigte deutlich das sie nicht reden wollte. Zumindest nicht mit ihr. Es dauerte nicht lange, dann war das Essen warm genug. Sakura schaltete den Herd wieder aus und trug den Topf zum Küchentisch. In diesem Moment kamen Hinata und Neji in die Küche. „Wollt ihr zwei mitessen?“ fragte Sakura hoffnungsvoll, als sie die Blicke der beiden auf dem Eintopf ruhen sah. „Gerne“, erklärte Neji, während Hinata lächelnd nickte. „Soll ich dir helfen?“ erkundigten sich Neji und Hinata gleichzeitig, woraufhin Sakura leise auflachte. „Danke, ist aber schon soweit alles fertig. Ihr braucht nur noch Teller.“ Sekunden später saßen sie alle vier an dem Küchentisch. Hinata neben Hanabi und Neji neben Sakura. Eine Tatsache, die Sakura erfreute. Anscheinend schien ihr beinahe-Kuss keine Auswirkung auf ihre Beziehung zu haben. „Neji, Vater meint, ich solle dich fragen, ob ich auf deiner Hochzeit als Brautjungfer fungieren darf“, unterbrach Hanabi die angenehme Stille in der Küche, in denen nur die typischen Geräusche von Geschirr auf Teller zu vernehmen war. Sakura blickte Hanabi überrascht an. Sollte diese Frage nicht eigentlich eher sie beantworten statt Neji? Dieser dagegen wirkte überrumpelt. „Hanabi, das mit der Hochzeit hat doch noch Zeit.“ Mit einem Mal ruhten die Blicke der zwei Frauen und des Mädchens auf Neji. Dieser blickte fragend in die Runde. Anscheinend wussten Hinata und Hanabi bereits über die baldig anstehende Hochzeit bescheid. „Ähm, in dem ganzen Durcheinander habe ich vergessen dir zu erzählen, dass wir bereits in einem Monat heiraten werden. Hiashi hat es mir gestern gesagt. Ich dachte du wüsstest bescheid“, klärte Sakura Neji entschuldigend auf. Dieser zog lediglich eine Augenbraue in die Höhe. Sakura hatte mit einer etwas extremeren Reaktion gerechnet. „Ich hatte mir so etwas bereits gedacht. Onkel hatte mich gebeten mich zu beeilen den Verlobungsring zu besorgen.“ Kurz blinzelte Sakura, ehe sie etwas schnippisch sagte: „Weil dein Onkel das wollte, habe ich einen Verlobungsring. Nicht weil du das wolltest?“ „Natürlich hättest du einen bekommen. Ich dachte aber das hätte noch etwas Zeit“, verteidigte sich Neji. „Ich glaube, Vater möchte nur dafür sorgen, dass das Kind auf die Welt kommt, nachdem ihr geheiratet habt. Deswegen die Eile“, versuchte Hinata den herannahenden Streit zu schlichten. „Außerdem ist der Ring unglaublich schön.“ Eigentlich sollte Sakura egal sein, warum Neji ihr den Ring geschenkt hatte. Interessanterweise war es das jedoch nicht. Vielleicht weil sie nicht wollte, das Hiashi schon wieder etwas in ihrem Leben bestimmte. Vielleicht auch wegen Neji selbst. Ein Gedanke, mit dem sich Sakura nicht länger beschäftigten wollte. „Ja, ja, der Ring ist schön. Aber darf ich jetzt eine der Brautjungfer sein, Neji?“ meldete sich da Hanabi zu Wort, bevor die drei älteren am Tisch sich über den Ring auslassen konnten. „Du solltest das Sakura fragen und nicht mich. Schließlich ist sie die Braut“, erklärte Neji daraufhin diplomatisch und begann wieder zu essen. Die viel zu wissenden Augen von Hanabi ruhten unverwandt auf Sakura. Diese wusste erst einmal nicht weiter. Bisher hatte sie sich darüber noch keine Gedanken gemacht. „Ähm, wie viele Brautjungfern werde ich denn haben?“ erkundigte sie sich zunächst einmal. „Drei“, antworteten Hinata und Hanabi gleichzeitig. „Das ist bei uns so üblich“, fügte Neji hinzu. „Und es gibt noch eine Trauzeugin.“ „Also vier Frauen, ja?“ versicherte sich Sakura noch einmal. „Hanabi, du kannst sehr gerne meine Brautjungfer sein. Und Hinata, wärst du so lieb meine Trauzeugin zu sein?“ bat Sakura. Für Hanabi war die Sache geklärt. Sie widmete sich wieder ihrem Essen. Hinata dagegen strahlte über das ganze Gesicht, während sie gleichzeitig rot wurde. „Wirklich? Gerne!“ „Super“, entgegnete Sakura lächelnd. „Und wer soll die anderen zwei Brautjungfern sein?“ erkundigte sich Neji. Sakura wusste es nicht. Eigentlich hätte sie sofort Tenten gesagt, aber die entfiel leider. Ino war auch keine Option. Schließlich waren Ino und Sakura schon lange nicht mehr befreundet. Und damit endete die Liste derjenigen, mit denen Sakura befreundet war. Männer könnte sie noch so einige aufzählen, aber die Liste von Freundinnen war wirklich sehr kurz. „Ich hab keine Ahnung“, gestand Sakura. „Es hat ja auch noch ein wenig Zeit. Zur Not werden sich sicherlich noch zwei Frauen aus dem Clan finden lassen“, schlug Neji vor. Hinata und Sakura stimmten zu, auch wenn sie es lieber sehen würde, wenn Tenten mit dabei war. Sakura nahm gerade den nächsten Löffel des Eintopfs in den Mund, als sich Hanabi wieder zu Wort meldete. „Wusste gar nicht warum hier so ein Stress wegen der Hochzeit gemacht wird. Aber ist ja klar, wenn ihr Zwei euch nicht zurückhalten konntet und Sakura schon schwanger ist…“ Neji verschluckte sich an seinem Essen, Sakura klappte der  Unterkiefer  bei Hanabis Bemerkung hinunter. Hinata dagegen wurden ganz rot im Gesicht. „Hanabi! So etwas kannst du doch nicht sagen!“ „Warum nicht? Mit dir und Neji bin ich verwandt und Sakura wird Nejis Frau. Also bleibt doch alles in der Familie.“ „Trotzdem kannst du doch nicht so etwas persönliches ansprechen“, beharrte Hinata auf ihrer Meinung. „Du meinst, du kannst das nicht. Ich schon“, schoss Hanabi scharf zurück. Die Stimmung lud sich auf. Hinata und Hanabi hatten nicht das beste Verhältnis zueinander und Sakura wollte nicht, dass ihre Freundin von ihrer eigenen Schwester verletzt wurde. Worte konnten manchmal viel schlimmer sein als eine offene, blutende Wunde. „Äh, ja, Hanabi. Neji und ich haben etwas übereilt gehandelt. Aber das ändert ja nichts.“ „Richtig“, half Neji ihr weiter, der anscheinend zu demselben Schluss gekommen war wie sie. „Sakura und ich hatten sowieso vor zu heiraten. Die Schwangerschaft beschleunigt das alles nur etwas.“ Zustimmend nickte Sakura, wenngleich Neji seiner Cousine eine riesengroße Lüge auftischte. Hinata hielt glücklicherweise den Mund. „Von dir hätte ich so etwas nicht erwartet“, entgegnete Hanabi und richtete ihren Blick dabei auf ihren Cousin. Erstaunt blickte Sakura Hanabi an. Das kleine Ding war ja wirklich dreist! Konnte sie Hanabi auch wieder als Brautjungfer abberufen? So konnte sie doch nicht mit Neji oder ihrer Schwester reden! Sakura wollte schon etwas sagen, doch Neji hielt sie zurück. Unter dem Tisch legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel. Überrascht blickte Sakura Neji an. Dieser schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. Na gut, dann eben nicht. Sakura schloss den Mund wieder. Hanabi mochte stark sein, aber das hieß im Umkehrschluss nicht, dass sie sich so frech und dreist verhalten durfte! Solch eine Rücksichtslosigkeit würde Sakuras Ungeborenes hoffentlich niemals an den Tag legen. Um ja nicht doch noch etwas zu sagen, steckte sich Sakura den nächsten Löffel Eintopf in den Mund. Erst nach einigen weiteren Sekunden nahm Neji seine Hand weg. Dort, wo seine Hand gelegen hatte, war Sakuras Haut noch warm und kribbelte leicht. „Neji, du hast ja in zwei Wochen Geburtstag. Wirst du feiern?“ meldete sich da Hinata zu Wort, anscheinend um die Stimmung etwas aufzulockern. „Mal schauen.“ „Aber du wirst 23!“ „Ja, eben. 23. Das ist keine besondere Zahl“, hielt Neji dagegen. „Außerdem ist bald die Hochzeit. Da wird genügend gefeiert.“ „Ihr könntet den Geburtstag aber als Anlass  nehmen um allen von der Hochzeit zu erzählen. Oder der Schwangerschaft… Schließlich ladet ihr ja wohl auch alle ein. Das müsstet ihr ja schon demnächst machen.“ „Hinata hat Recht“, warf Sakura ein. „Wir müssen wirklich allen langsam von der Hochzeit erzählen.“ „Und von der Schwangerschaft?“ hakte Hanabi nach. „Es soll Unglück bringen vor dem dritten Monat davon zu erzählen.“ „Aber wir wissen es doch“, hielt Hanabi dagegen. „Ja, aber Familienmitglieder zählen dabei nicht“, erklärte Neji. „Aber an Nejis Geburtstag bist du doch im dritten Monat oder?“ „Ja, gerade so. Da bin ich dann in der zwölften Schwangerschaftswoche.“ „Also wirst du deinen Geburtstag feiern, Neji. Und ihr könnt allen von der Schwangerschaft erzählen“, entschied Hinata bestimmt. An sich war Sakura solch ein Verhalten bei ihrer Freundin nicht gewohnt. Außer… „Du willst doch nur einen Vorwand haben um dich mit Naruto treffen zu können!“ Bei Sakuras Worten wurde Hinata sofort knallrot im Gesicht. Ha, hatte sie also Recht gehabt! Breit grinste Sakura. „Also willst du jetzt Neji und mich missbrauchen, um an Naruto ran zu kommen“, feixte sie weiter. „N-nein! Natürlich n-nicht“, stotterte Hinata los. „Ja, ja. Versuch es gar nicht erst abzustreiten.“ „Bevor ihr irgendwen einladet, solltet ihr mit Vater darüber reden, wie viele Leute überhaupt kommen dürfen“, wechselte Hanabi abrupt das Thema. „Ich werde nachher mit Onkel darüber reden“, erklärte Neji entschieden. Damit war das Thema anscheinend beendet. Sakura war froh darüber. Schweigend beendeten sie das gemeinsame Mittagessen. Kapitel 10: Es liegt was in der Luft ------------------------------------ Hinata und Sakura saßen in Nejis und ihrem Zimmer, während Neji gerade mit Hiashi über die Hochzeit sprach. „Ganz ehrlich, auch wenn die Hochzeit nur ein Fake ist, hab ich keine Lust nicht dabei mitreden zu dürfen. Mir ist schon klar, dass dein Vater das alles bezahlt. Dennoch möchte ich mitreden können wenn es darum geht, wer eingeladen wird und vor allem um mein Hochzeitskleid.“ „Der Ring, den Neji ausgesucht hat, ist wirklich wunderschön. Wusstest du, dass mein Vater Neji dafür kein Geld gegeben hat? Und das er Neji auch nicht gesagt hat, er solle den Ring kaufen?“ Mit dieser beiläufigen Antwort – die eindeutig dazu diente Sakura vom eigentlich Thema >Hochzeit< abzulenken – verblüffte Hinata Sakura komplett. Mit offenem Mund starrte sie ihre Freundin an. „Das hast du dir jetzt ausgedacht, nur um das Thema zu wechseln! Glaub mir, das funktioniert nicht!“ Hinata schüttelte mit dem Kopf, sodass ihre kurzen Haare in alle Richtungen flogen. „Nein. Neji hatte mich gestern, als ich auf dem Rückweg von der Mission war, extra angerufen. Das hat er vorher noch nie getan. Er wollte von mir wissen, was dir gefallen könnte.“ Das verblüffte Sakura mehr als gedacht. Vor allem hätte sie nicht geglaubt, dass Neji so etwas machen würde. Warum sollte er auch? Schließlich waren sie doch nur Freunde. Oder? Anscheinend war die Verwirrung Sakura ins Gesicht geschrieben, da Hinata weiterfuhr mit ihrer Erklärung. „Neji ist ein anständiger Kerl. So wie ich das verstanden habe, wollte er früh genug die Verlobung offiziell machen, indem er dir den Ring gekauft hat. Schließlich weiß unsere Familie Bescheid und es wird schon ziemlich gemunkelt warum du keinen Ring trägst. Die meisten denken, du wolltest nicht hier sein.“ „Was? Das ist absurd! Jedes Mal, wenn ich mit jemandem reden möchte, wechseln die Leute ein, zwei Sätze mit mir und sind dann total beschäftigt und müssen weg!“ entgegnete Sakura, die diese Anschuldigung total dumm fand. Hinata zuckte mit den Schultern. „Ich habe das auch nur nebenbei mitbekommen. Zu mir sind hier auch alle nur höflich.“ Das hatte Sakura nicht gewusst. Dann war Hinata, obwohl sie zu dieser Familie gehörte, genauso ausgeschlossen wie Sakura selbst. Ein schweres Los im Leben hatte Hinata da gezogen. Das schlimme daran, fand Sakura, war, dass Hinata das erzählte, als würden sie über das Wetter reden. Lediglich in ihren Augen war eine gewisse Traurigkeit zu erkennen. „Gut, okay. Dann glaube ich dir mal, was Nejis Hintergründe angeht. Aber warum hat er gesagt, er habe es auf Anweisung von Hiashi getan?“ wollte Sakura wissen. Erneut zuckte Hinata mit den Schultern. „Vielleicht, damit du das nicht erfährst. Neji ist wirklich schwer in Ordnung.“ „Ja, ich weiß. Wir sind doch schon seit Jahren befreundet. Sag mal, weißt du wie teuer der Ring war?“ „Nein. Aber er sieht ziemlich teuer aus.“ „Oh ja. Verdammt teuer! Woher hat Neji überhaupt das Geld?“ Verblüfft blickte Hinata Sakura an und erklärte ihr, als wäre sie ein begriffsstutziges Kind: „Neji hat mehr als genug Geld. Als sein Vater starb, erbte er alles. Außerdem hat meine Familie viel Geld und Neji, der als Bester aus dem Clan gilt und die Hoffnung meines Vaters ist, wird von Vater noch zusätzlich gefördert. Nicht nur mit Trainingsstunden und Geheimtechniken der Hauptfamilie.“ Allein Letzteres war schon eine riesengroße Ehre für jemandem aus der Nebenfamilie. Das Neji der Stolz der Hyuga war, wusste jeder. Daher hatte es Sakura auch so überrascht gehabt, dass gerade Neji jetzt ihr Verlobter war. „Okay. Gut zu wissen. Über so etwas reden wir nicht, weißt du? Überhaupt ist in letzter Zeit so viel passiert, dass wir eigentlich nur über irgendwelche Probleme reden. Ich hoffe die nächste Zeit wird etwas ruhiger.“ „Aber zunächst einmal solltest du all deine und Nejis Freunde zu einem Treffen einladen. Um die Verlobung bekannt zu geben. Naruto und Sai werden es sowieso morgen im Training erfahren. Aber es wäre doch schöner es von euch beiden zu hören als durch Klatsch und Tratsch im Dorf. Meine Familie ist angehalten noch niemandem etwas zu erzählen. Das soll eigentlich euch überlassen werden.“ Hinatas Vorschlag klang mehr als vernünftig. Und es würde schön sein, endlich mal wieder all ihre Freunde zu treffen. In letzter Zeit war das eindeutig zu kurz gekommen. Sakura seufzte. „Im Moment passiert wirklich zu viel.“ „Das glaube ich dir gerne. Aber weißt du, ich bin ja jetzt deine Trauzeugin. Um die Hochzeit wirst du dich nicht groß kümmern müssen. Da kann ich dir helfen. Du und Neji werdet die Gästeliste zusammenstellen und wir suchen zusammen dein Brautkleid aus. Das Treffen für die Bekanntgabe der Verlobung können wir hier machen. Natürlich nur wenn du möchtest.“ Total erleichtert eine so gute Freundin zu haben, fiel Sakura Hinata um den Hals. An sich war es total lustig zu sehen, wie Hinata in den Trauzeuginnenmodus wechselte. Dafür war Sakura dankbar. „Danke, danke, danke!“ „D-das mach ich d-doch g-gern“, fing Hinata an zu stottern. Sakura löste sich lächelnd von Hinata, die erneut rot angelaufen war. „Hey, das ist doch kein Grund jetzt schüchtern zu werden! Ganz ehrlich, es gefällt mir wenn du so vor dich hin organisierst und das Ruder übernimmst. Trau dich ruhig das häufiger zu machen“, versuchte Sakura Hinata aufzubauen und knuffte ihre Freundin zusätzlich in die Seite. „Wenn du mir dabei hilfst, kann gar nichts schief laufen“, versicherte Sakura und meinte es auch so. Am Abend lag Sakura im Bett, Neji stand noch unter der Dusche und würde jeden Moment zu ihr kommen. Der heutige Tag war schnell vorbei gegangen. Mit Hinata und später auch mit Neji, hatten sie das Treffen geplant, das sie bereits auf Dienstag – also in zwei Tagen – angesetzt hatten. Ebenso hatten sie ein wenig Nejis Geburtstag geplant, der nicht allzu begeistert war, feiern zu müssen. „Wenn du nicht feiern willst, schmeißen wir eine Überraschungsparty für dich. So oder so, du kommst nicht drum rum feiern zu müssen“, hatte Sakura gedroht. Wohl oder übel hatte sich Neji beugen müssen. Auch hatten sie schon ein wenig überlegt, wen sie so alles einladen sollten. Neji hatte von seinem Onkel erfahren, dass sie so viele Leute einladen konnten, wie sie wollten, er wolle die Gästeliste jedoch vorher sehen und einige Leute würde er bestimmen, die bei der Hochzeit zugegen sein sollten. Weder Sakura noch Neji hatten damit ein Problem. Sicherlich würden irgendwelche andere ranghohe Persönlichkeiten dabei sein werden, schließlich war Neji der Stolz des Clans und die Hyugas waren mächtig. Der Tag war anstrengend und doch einer der schönsten in letzter Zeit gewesen. Sakura hatte nicht mehr über Tenten nachgedacht. Das hatte Hinata gar nicht zugelassen. Jetzt lag sie müde im Bett und dachte darüber nach, ob sie Neji auf den Ring ansprechen sollte. Letztendlich kam sie jedoch zu dem Entschluss, es sein zu lassen. Neji war ein Mann und die hatten ihren Stolz. Außerdem litten Männer an dem weißen-Ritter-Syndrom. Würde Sakura ihn darauf ansprechen, wäre sein Plan gescheitert, weil sie nichts von den Hintergründen für den Kauf des Ringes erfahren sollte. Um Nejis Stolz zu schonen, würde sie daher schweigen. Kaum hatte Sakura ihren Gedanken zu Ende gebracht, tauchte der Hauptakteure eben dieser Gedanken auf. Die Badezimmertür ging auf und Neji kam, in einer roten Boxershorts dieses Mal, in das Zimmer. Seine Haare waren noch nicht gänzlich trocken. Seine langen Haare fielen ihm offen über den Rücken. Die ein oder andere Strähne fiel ihm auch über die nackte Brust. Wie immer, wenn er schlafen ging, trug Neji nicht sein Stirnband. Außer zum Schlafen und Duschen trug er es immer, denn unter dem Stirnband trug er einen Verband. Nicht, weil er verletzt war, sondern weil ein grünes Tattoo seine Stirn zierte. Dieses Tattoo sollte einen eingesperrten Vogel darstellen. Dieses Zeichen bekam jeder, der zur Zweigfamilie gehörte, um seinen Status zu erkennen und damit er daran erinnert wurde, dass er der Hauptfamilie zu dienen hatte. Sollte Neji einmal jemandem aus der Hauptfamilie etwas antun wollen, konnte mit einem Jutsu das Gehirn von Neji regelrecht lahm gelegt werden. Im schlimmsten Fall drohte der Tod. Neji hasste dieses Tattoo, etwas, das Sakura vollauf verstand. Bisher hatte Neji daher immer den Verband um die Stirn getragen, jetzt jedoch nicht. Sakura wusste nicht wieso, aber es gefiel ihr. Jetzt fielen ihm, durch das fehlende Band, mehr Strähnen des dunklen Haares in Gesicht und über die Brust. Der Anblick gefiel Sakura, eindeutig. Dies bezeugte auch ihr schneller schlagendes Herz. Sakura zwang sich den Blick von Neji abzuwenden und griff stattdessen schnell nach dem Buch, das aufgeschlagen neben ihr lag. Neji kam zu ihr ins Bett, legte sich hin und Sakura legte das Buch wieder weg. Sie schaffte es ja doch nicht in Gedanken bei dem Buch zu sein. „Hast du auch nichts dagegen das wir deinen Geburtstag feiern?“ erkundigte sich Sakura. „Ich hab früher eigentlich nie gefeiert. Irgendwann nur haben Lee und Tenten herausgefunden, wann ich Geburtstag habe und dann haben sie mich gezwungen zu feiern“, erzählte Neji nebenbei. Mit großen Augen blickte Sakura ihn an. „Tatsächlich? Wir müssen nicht feiern. Ehrlich nicht.“ „Doch, ist kein Problem. Ich mag es nur nicht im Mittelpunkt zu stehen.“ „Na, das bekommst du nicht besonders gut hin, so als Stolz des Clans“, zog Sakura ihn grinsend auf. Neji zuckte lediglich mit den Schultern. „Was soll ich machen? Entweder man hat’s drauf oder eben nicht.“ Im ersten Moment wusste Sakura nicht ob Neji sie nur verarschte oder es ernst meinte, doch dann verzogen sich seine Mundwinkel leicht nach oben. „Oh, du Angeber.“ Spielerisch boxte Sakura Neji mit der linken Hand. Gespielt verzog er vor Schmerz das Gesicht und rieb sich den Arm. „Au. Der Ring tut ja höllisch weh. Daran merkt man die gute Qualität.“ Lächelnd verdrehte Sakura die Augen. So ein Spinner. „Ich hab total vergessen, dass ich den Ring trage“, erklärte Sakura. Gedankenverloren betrachtete Sakura den Ring und drehte ihn. „Er ist so leicht, das ich gar nicht merke ihn zu tragen“ fuhr sie fort. „Ich hätte auch einen größeren, schwereren Stein aussuchen können.“ „Oh nein! Ich finde den Ring schön so wie er ist. Ein größerer Stein wäre sicherlich nicht so hübsch“, erwiderte Sakura, ehe sie merkte das Neji sie nur aufgezogen hatte. „Was, ist heute dein verarschen-wir-Sakura-Tag?“ „Nein. Es ist nur gut zu sehen, dass du auch mal wieder lachen kannst“, gab Neji ernst zurück. Etwas verlegen strich sich Sakura eine Strähne aus dem Gesicht. Anscheinend war sie in letzter Zeit wirklich etwas anstrengend gewesen. Obwohl sie sich wieder entschuldigen wollte, hielt sie ihre Worte zurück. Ein strenger Blick von Neji und sie wusste, er wollte es nicht hören. „Zu deinem Geburtstag schenk ich dir ein unglaubliches Geschenk. Etwas, was du niemals vergessen wirst. Als dickes, fettes Dankeschön. Dann werde ich mich in Zukunft auch nie wieder entschuldigen müssen. Und falls ich noch mal was total Dummes anstelle“ „Wie dich ein zweites Mal von Sasuke schwängern zu lassen?“ Sakura boxte Neji erneut, dieses Mal mit der anderen Hand. „Klappe. Also wenn ich dann noch mal was Dummes anstelle, dann bekommst du wieder ein monströses Geschenk von mir.“ „Denkst du etwa ich wäre käuflich?“ fragte Neji gespielt empört. „Nicht du, nur deine Hilfsbereitschaft.“ Laut lachte Sakura los, giggelte regelrecht. Sie musste so heftig lachen, dass sie sich aufs Bett zurückfallen ließ. Nachdem ihr Lachanfall abgeklungen war - es tat unglaublich gut und war befreiend – sah Sakura wieder zu Neji. Dieser lag auf der Seite, auf einem Arm abgestützt und blickte sie an. Er sah sie einfach nur schweigend an. Sakura wusste nicht mehr was sie tun sollte. Sie war plötzlich nervös und musste an den beinahe-Kuss zurückdenken. Von einer plötzlichen Panik ergriffen, drehte sich Sakura um, schaltete das Licht aus und kroch ganz tief unter die Bettdecke. Auf Abstand ging sie jedoch nicht. „Gute Nacht“, quiekte sie und wurde rot. Gut das es schon dunkel war, so konnte Neji das nicht sehen. „Schlaf gut“, gab Neji zurück. Seine Stimme ließ nichts von diesem intensiven Blick erahnen, den er ihr noch vor Sekunden zugeworfen hatte. Mit klopfendem Herzen starrte Sakura in die Dunkelheit. So einfach wie sie geglaubt hatte, würde das wohl nicht werden. Am nächsten Morgen kam Sakura pünktlich zum Training. Wie immer. Auch Naruto und Sai waren bereits da. Nur Kakashi fehlte. Wie fast immer. Ihr Sensei war ein notorischer Zu-spät-Kommer, aber daran hatten sich die drei bereits vor langer Zeit gewöhnt. „Morgen Sakura! Wie geht’s? Du siehst müde aus“, wurde Sakura gut gelaunt von Naruto begrüßt. „Hab nicht so gut geschlafen“, erklärte Sakura. „Wenn du Probleme beim Einschlafen hast, dann solltest du Schäfchen zählen.“ Fragend blickten Sakura und Naruto Sai an. „Hast du das mal wieder aus einem Buch?“ hakte Naruto nach. Lächelnd stimmte Sai zu. „Ehrlich Man, du darfst nicht alles glauben, was in Büchern steht. Außerdem musst du jetzt so komische Bücher über Freundschaften nicht mehr lesen. Schließlich sind wir deine Freunde!“ „Apropos Freunde“, unterbrach Sakura Naruto, der zu einer leidenschaftlichen Rede über Freundschaft ansetzen wollte. „Ich wollte euch zwei zu einer Party am Dienstagabend einladen.“ „Cool! Eine Party!“ Begeistert drehte sich Naruto zu Sakura um und schenkte ihr sein spitzbübisches Lächeln. Wenn Naruto endlich kapieren würde was Hinata für ihn empfand, dann würde Naruto sicherlich einen super Freund abgeben. Zwar etwas zu aufgedreht für Sakuras Geschmack, aber sie sollte besser den Mund halten. Ihr Männergeschmack war nicht gerade besser. „Gibt es einen bestimmten Anlass?“ erkundigte sich Sai. Wie immer lächelte er. Seitdem Sakura Sai kannte, lächelte er, wenn er mit jemandem sprach. Leider war es ein aufgesetztes Lächeln, denn Sai wusste einfach nicht, wie er mit anderen Menschen umgehen sollte. Dafür hatte ein menschenverachtendes Training gesorgt. Selbst jetzt, nach sechs Jahren, hatte Sai noch so seine Probleme im zwischenmenschlichen Bereich. „Ja, schon. Aber das erfahrt ihr dann am Dienstag. Die Party findet im Hyuga-Anwesen statt.“ „Bei den Hyugas? Wieso das denn?“ wollte Naruto gleich wissen. „Das wird dir auch klar, wenn du Dienstag kommst. Du kommst doch oder?“ „Klar!“ feixte Naruto und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Ohne mich wird keine Party was.“ „Hallo Leute.“ „Morgen, Sensei Kakashi“ tönte es im Chor. „Sie sind heute ja mal richtig pünktlich!“ „So, genug geredet. Jetzt geht es mit dem Training los“, begann Kakashi und wollte schon starten, als sein Blick auf Sakuras linke Hand fiel, als sich Sakura eine Strähne aus dem Gesicht strich, das ihr der Wind ins Gesicht geweht hatte. „Oh, Glückwunsch Sakura!“ erklärte Kakashi und drückte Sakura kurz an sich, was diese überraschte. Normalerweise war ihr Sensei kein gefühlsduseliger Mensch. Die Tatsache das Sakura schwanger und jetzt verlobt war, freute Kakashi anscheinend jedoch sehr. „Hä? Hast du Geburtstag oder was? Nee, den haben wir dieses Jahr schon gefeiert. Also was geht hier ab?“ verlangte Naruto in seiner nervigen Art zu wissen. Sai, der die Szene lediglich beobachtet hatte und seine eigenen Schlüsse gezogen hatte, blickte Sakura fragend an. „Ist es wegen dem Ring?“ „Ring? Was für ein Ring?“ wollte Naruto sofort wissen und blickte sich fragend in der Runde um. Genervt verdrehte Sakura die Augen. Na fein, dann würde sie den beiden eben jetzt schon die Wahrheit sagen. Ob heute oder morgen würde keinen wesentlichen Unterschied darstellen. Sakura streckte die linke Hand aus. „Den Ring.“ „Boah! Was für’n Klunker! Wo haste denn so einen Ring her?“ „Von Neji.“ „Von Neji? Warum sollte er dir so einen Ring schenken?“ Kakashi schüttelte den Kopf, Sakura verdrehte die Augen. „Bist du begriffsstutzig.“ Lediglich Sai erbarmte sich und klärte Naruto auf. In seiner sachlichen und dennoch freundlichen Art sagte er: „Aus dem was ich sehe und gehört habe schließe ich, dass sich Sakura und Neji verlobt haben.“ Der Satz fiel bei Naruto ein wie eine Bombe. Einen Moment lang schwieg er, vollkommen verblüfft. Dann jedoch gab es kein Halten mehr. „Neji und du? Echt jetzt? Seit wann seid ihr zusammen? Ich habe das gar nicht gewusst! Man ey, Sakura! So was kannst du doch nicht vor uns verheimlichen!“ Naruto sagte noch so einiges mehr, aber Sakura schaltete einfach ab. In der Zwischenzeit nahm sie lächelnd die Glückwünsche von Sai entgegen. Anschließend fand sie, hatte Naruto genug gesagt. „Ja, ja. Trotzdem hoffe ich, dass ihr niemandem etwas sagen werdet. Morgen erzählen wir es allen.“ „Ach, deswegen die Party bei Neji! Ich kapier schon!“ plapperte Naruto sogleich drauf los. „Naruto! Hast du zugehört?“ verlangte Sakura streng zu wissen. „Klar. Du und Neji, ihr heiratet und wollt es morgen allen erzählen. Man, Tenten und Lee werden davon aber echt nicht begeistert sein.“ „Naruto! Du sollst niemandem etwas davon sagen. Hast du das kapiert?“ begann Sakura laut zu sagen und war kurz davor Naruto zu verprügeln. Er hätte Tenten nicht erwähnen sollen. Dieser merkte es anscheinend, dass er es zu weit getrieben hatte und ging zwei Schritte zurück. Merklich schluckte er. „Ja, man. Ich sag niemandem was. Echt jetzt. Kein Grund gleich gewalttätig zu werden.“ „Wenn Sakura dich verkloppt, hast du es verdient“, mischte sich nun Kakashi ein. „Und jetzt, ab mit euch. Genug geplaudert. Das Training beginnt!“ Und so starteten Sakura, Sai und Naruto mit Aufwärmübungen. Natürlich konnte Naruto nicht einen Moment den Mund halten. Sakuras Kiefermuskeln zitterten bereits, so sehr nervte Naruto sie. Noch ein Wort, dachte sich Sakura, dann würde sie ihn verdreschen. Aber gehörig! Zu seinem Glück ließ Kakashi Naruto und Sai ein paar Tai-Jutsus gegeneinander ausprobieren, während Sakura mit Kakashi Gen-Jutsu üben sollte. Gekonnt hatte Kakashi so Narutos Arsch gerettet. Kapitel 11: Partytime! ---------------------- Mehr als erleichtert stellte Sakura fest, das soweit alles fertig war. Essen und Getränke standen bereit, es war alles frisch sauber gemacht und aufgeräumt. Sie hatte sogar genügend Zeit zum Duschen gehabt. Ohne sich hetzen zu müssen, hatte sich Sakura gemütlich umziehen können. „Mach dir keinen Stress. Du weißt schon, das es sich nur um unsere Freunde handelt?“ „Ja und? Das heißt noch lange nicht, dass ich ihnen ein chaotisches und schmutziges Zuhause zeigen will“, entgegnete Sakura gestresst. Obwohl alles fertig war – nicht zuletzt dank Hinatas Hilfe – ging Sakura bereits zum dritten Mal alles durch, ob auch tatsächlich nichts fehlte oder sich nicht doch noch wo Schmutz vor ihr versteckt haben konnte. „Zuhause?“ murmelte Neji leise vor sich hin. Dabei umspielte ein kleines Lächeln seine Lippen. Sakura jedoch hatte dafür jetzt keinen Blick. Jetzt, wo sie an sich hinunterblickte, warf sie entnervt die Arme in die Luft. „Das kann ich nicht anlassen!“ rief sie verzweifelt. Fragend warf Neji ihr einen Blick von der Seite zu. „Warum nicht? Du siehst gut darin aus.“ Normalerweise hätte sich Sakura über das Kompliment gefreut. Und normalerweise sah sie auch gut aus, in dem engen, weißen Sommerkleid. Es umspielte ihren Körper perfekt und schmiegte sich an genau die richtigen Stellen an. Normalerweise. Jetzt jedoch…. „Alle werden denken, ich wäre fett!“ „Wie kommst du denn auf die Idee?“ „Na, schau dir doch meinen Bauch an!“ „Sakura, du bist schwanger.“ Neji sprach langsam und mit ruhiger Stimme, so als würde er ein kleines Kind beruhigen wollen. Aber Sakura war kein kleines Kind, Herrgott noch mal! „Aber das wissen die alle noch nicht. Sie werden denken, ich wäre dick geworden.“ „Und in zwei Wochen werden alle wissen, dass du schwanger bist. Was spielt es da für eine Rolle?“ „Also sehe ich dick aus!“ entgegnete Sakura verzweifelt und aufgebracht. Unruhig tigerte sie auf und ab, sah in ihren Kleiderschrank und warf erneut verzweifelt die Arme in die Luft. Sie hatte nichts passendes zum Anziehen! „Ich habe nie so etwas gesagt. Du siehst nicht dick aus“, versuchte Neji sie zu beruhigen. „Aber man sieht schon etwas Bauch.“ „Du bist ja auch schwanger.“ „Ja, aber das wissen die anderen doch nicht! Hörst du mir überhaupt zu?!“ „Hörst du mir zu?“ murmelte Neji vor sich hin. Als er jedoch merkte, was er da gesagt hatte und das Sakura ihn gehört hatte, versuchte er schnell einen Themenwechsel. „Es werden alle nur noch ein Thema nach heute Abend kennen. Unsere Verlobung. Wollen wir nicht einmal besprechen, wann wir es sagen und wer von uns?“ Es funktionierte. Zumindest kurz. Sakura blieb stehen und sah Neji an. Die Panik war kurz aus ihren Augen gewichen. „Erzähl du es ihnen. Ich denke, da wird weniger Chaos entstehen.“ Sofort darauf drehte sich Sakura um und blickte erneut ihren Kleiderschrank an. Sakura wühlte herum, grub sich durch Röcke, Blusen und Kleider. Manch ein Kleidungsstück landete auf dem Boden. Irgendwann wurde es Neji zu viel. Mit einem lauten Seufzer stellte er sich hinter Sakura und schob sie beiseite. An ihrer statt durchsuchte er kurz den Kleiderschrank, zog ein kurzes, schwarzes Kleid heraus und hielt es Sakura hin. „Schwarz kaschiert doch, oder? Und ein kurzes, schwarzes Kleid kann man doch immer tragen.“ Verblüfft nahm Sakura Neji das Kleid aus der Hand. Neji indessen ging zur Zimmertür. „Die ersten Gäste dürften gleich kommen. Du dürftest noch genügend Zeit zum Umziehen haben. Bis gleich.“ Mit diesen Worten verließ Neji sein Zimmer und ließ Sakura baff zurück. Jedoch nur für einen kurzen Moment, schließlich musste sie sich noch umziehen. Schnell zog Sakura das weiße Kleid aus und das schwarze dagegen an. Das schwarze Kleid lag ebenfalls sehr eng an, dennoch sah sie von oben keinen Bauchansatz, außer sie wusste wonach sie sehen musste.  Die Träger des Kleides  liefen im Nacken zusammen und ließen so ihre Brüste größer erscheinen als sie waren. Bis zu den Hüften lag das Kleid eng an, danach lockerte es sich ein wenig und drei Schlitze – an den Beinen und am Hintern – ließen viel Haut sehen. Die Schlitze waren sehr hoch geschnitten und fielen beinahe zu knapp aus. Aber nur gerade so. Beim Sitzen würde sie sicherlich aufpassen müssen. Dieses gewagte Kleid hatte Sakura vorher noch nie getragen. Sie hatte es in einem Laden entdeckt und sich einfach in das Kleid verliebt. Dennoch hatte sie bisher keine Gelegenheit gefunden, das Kleid zu tragen. Auch jetzt war sie sich nicht sicher, doch sie hatte keine Zeit mehr. Im Bad warf Sakura einen schnellen Blick auf sich. Oh ja, sie sah unglaublich gut aus. Neji hatte einen guten Geschmack. Und sie sah nicht dick aus. Normalerweise machte es Sakura nichts aus, nur heute hatte sei Panik. Sicherlich spielten da auch die Schwangerschaftshormone eine Rolle. Zu dem dezenten Make-up das sie trug, hatte sie die Haare offen gelassen. Es war eh zu kurz um groß etwas damit anderes machen zu können. Jetzt fehlten nur noch Schuhe. Da fiel die Wahl leicht. Sakura hatte nur ein schwarzes Paar Pumps. Sie waren schlicht und der Absatz nicht allzu hoch. Auf Schmuck würde Sakura komplett verzichten. Bis auf den Ring natürlich. Neji hatte ihr bereits erklärt, dass dies zwar momentan der Verlobungsring sei, bei der Hochzeit aber zum Ehering wurde. Es gab zwar auch Leute, die sowohl einen Verlobungsring als auch einen Ehering besaßen, aber was sollte man später mit dem Verlobungsring anfangen? Sakura hatte damit kein Problem. In diesem Moment klingelte es an der Haustür. Neji oder Hinata, einer von beiden würde schon aufmachen. Da musste sich Sakura keine Gedanken machen. Jetzt, wo sie ein passendes Kleid hatte, war sie auch nicht länger aufgeregt. Gut, sie war schon aufgeregt, aber im Moment konnte sie eh nichts mehr tun. Und Hiashi würde sie heute Abend in Ruhe lassen. Er war auf irgendeiner Versammlung des Clans und dadurch das die Feier in dem Wohnzimmer stattfand, das zu Sakura und Neji gehörte – Hinata, Hiashi und Hanabi hatten jeder noch ein eigenes Wohnzimmer auf diesem Stockwerk – würde auch niemand sie stören. Erneut warf Sakura ihrem Spiegelbild einen Blick zu, war weiterhin zufrieden mit ihrem Anblick und machte sich dann auf den Weg ins Wohnzimmer. Die Party konnte beginnen.   Bisher hatte Neji keinen großen Unterschied zu seinem bisherigen Leben festgestellt. Er stand früh auf, ging trainieren, auf Mission oder erledigte Aufgaben seines Onkels. Abends ging er schlafen. Das war der einzige Unterschied. Er teilte sich sein Zimmer mit Sakura und sie schliefen in einem Bett. Das war wirklich der einzige Unterschied zu bisher. Die Tatsache, dass sie heiraten würde, störte Neji nicht. Er hatte schon immer gewusst, dass sein Onkel einmal seine spätere Frau aussuchen würde. Da konnte Neji froh sein, dass es sich bei seiner Zukünftigen um eine gute Freundin handelte.  Das einzige was Neji wirklich störte, war, allen bescheid sagen zu müssen. Für seinen Geschmack stand er dann viel zu sehr im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. „Neji, wann gibt es was zu futtern? Ich hab Hunger!“ jammerte Naruto los. Neji verdrehte die Augen. „Du bist seit zwei Minuten hier. Maximal.“ „I-ich k-kann dir e-etwas zu Essen b-besorgen“, begann Hinata mit rotem Gesicht zu stammeln. „Lass gut sein Hinata. Naruto wird die paar Minuten, bis der Rest eingetroffen ist, auch noch überstehen.“ Nejis Worte passten Hinata nicht. Das konnte er an ihren hängenden Schultern deutlich erkennen. Irgendwann musste Hinata es kapieren. Solange sie den Mund nicht aufbekam und für Naruto alles tun wollte, würde Naruto wohl nie kapieren, das Hinata auf ihn stand und sie weiterhin für selbstverständlich hielt. Als es erneut an der Tür klingelte, ließ Neji Hinata und Naruto alleine zurück. Die würden schon klar kommen. Wahrscheinlich würden sie sich eh nur peinlich anschweigen. Den Weg zur Haustür hatte Neji schnell zurückgelegt. Als er sie öffnete, standen Shikamaru, Lee und Choji davor. Es wunderte Neji nicht, dass diese drei zusammenkamen. Sie waren gute Freunde, obwohl sie so verschieden waren. Oder vielleicht gerade deswegen. „Hallo. Kommt rein“, begrüßte Neji die drei Männer und begleitete sie ins Wohnzimmer. Wie erwartet, saßen Hinata und Naruto sich schweigend gegenüber. „Nehmt Platz“, sagte Neji knapp. „Sind wir jetzt vollzählig? Ich hab Hunger!“ meldete sich Naruto sofort. „Nein , Kiba, Shino, Sai und Ino fehlen noch.“ „Und Sakura oder?“ warf Lee hoffnungsvoll ein. „Äh, ja. Die dürfte jeden Moment da sein.“ „Was ist eigentlich der Anlass für die Party? Es hat doch keiner Geburtstag“, mischte sich Shikamaru in die Unterhaltung ein. Neji zuckte nur mit den Schultern. Das würden sie alle noch merken. Anscheinend schien eh keiner von einer großen Party auszugehen, eher von einem gemütlichen Treffen. Choji und Shikamaru trugen noch immer ihre Trainingskleidung, Lee und Naruto trugen beide eine Jeans und ein grünes T-Shirt. Eindeutig, die zwei verbrachten zu viel Zeit miteinander. Hinata dagegen trug eine weiße Leinenhose und ein graues, schlichtes Oberteil. Sie spielte graue Maus. Wie immer. Vielleicht würde Sakura in Zukunft ein wenig mehr Farbe in Hinatas Leben bringen. Apropos Sakura. Die brauchte ja wirklich lange. Während die ersten Unterhaltungen starteten – Hinata hatte inzwischen Musik eingeschaltet – wollte Neji bereits nach Sakura sehen. In diesem Moment klingelte es erneut an der Tür. Zu seiner Überraschung sprang Hinata auf und erklärte, sie würde die Tür öffnen. Neji setzte sich also auf die Couch. Neben ihm war noch ein Platz frei. Die anderen hatten sich im Wohnzimmer verteilt. Naruto und Lee alberten bereits herum, Shikamaru und Choji redeten über das heutige Training. Um den Glastisch in der Mitte des Raumes gab es noch genügend Platz zum Sitzen. Da es im Wohnzimmer nur zwei Sessel und eine Vierercouch – alles in einem hellen blau gehalten – gab, hatten sie noch vier Stühle aus der Küche hergeholt. Natürlich waren nur noch die Stühle und ein Platz auf der Couch frei. „Jetzt kann die Party starten!“ ertönte da ein überaus gut gelaunter Kiba. Mit breitem Grinsen im Gesicht, die Arme weit geöffnet, begrüßte er die gesamte Runde. Shino hinter ihm nickte lediglich kurz in ihre Richtung. Gut gelaunt schmiss sich Kiba neben Neji auf die Couch, um sich mit Naruto und Lee zu unterhalten. Notgedrungen nahm Shino auf einem der freien Stühle Platz. „Hallo, ihr alle!“, ertönte da schon die viel zu gut gelaunte Stimme von Ino. Nervig, war das Wort, was Neji zuerst einfiel, wenn er an die Blondine dachte. Diese plus ihren Begleiter Sai hatte Neji vor lauter Kiba nicht gesehen.  Als Neji zu Ino und Sai blickte – bis jetzt fragte er sich noch, warum Sakura darauf bestanden hatte Ino einzuladen – stand diese im Türrahmen und hatte sich in Pose geworfen. Die Hände hatte sie in die Hüften gestellt, den Kopf hoch erhoben. Ihre langen blonden Haare hatte sie zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden. In ihrem etwas zu eng geratenem, kurzen pinken Kleid sah Ino aus wie eine möchtegern-Diva, fand Neji. Durch den zu engen Schnitt quollen ihre Brüste regelrecht über. Wie Ino wohl in dieses Kleid gekommen war? Kokett warf Ino ihr Haar nach hinten und zog Sai mit sich in das Wohnzimmer. Demonstrativ hatte sie sich in den lächelnden Sai eingehakt. Dieser sah aus wie immer. Schwarzes Oberteil, schwarze Hose, künstliches Lächeln. „Oh, entschuldigt. Sind wir zu spät? Wir hatten die Zeit komplett vergessen, so intensiv haben wir uns unterhalten“, erklärte Ino und lachte los. Neji warf Sai einen Blick zu. Dieser blickte etwas fragend drein. „Ino, wir haben uns gerade vor der Tür getr….“ Weiter kam Sai nicht. Ino tat so als würde sie stolpern und prallte dabei gegen Sai, sodass dieser seinen Satz unterbrach. „Oh, entschuldige. Ich bin manchmal ja so tollpatschig“, kicherte Ino los. Wenn das den ganzen Abend so ging, würde Neji einfach verschwinden. Sollten doch Hinata und Sakura die Gastgeber spielen. „Setzt euch doch“, bat Hinata und lächelte schüchtern. „Natürlich“, gab Ino zurück, setzte sich jedoch missbilligend auf einen der freien Stühle. Sai zog sie dabei neben sich. Neji musste sich ein entnervtes Seufzen verbieten. Natürlich hatte sich Ino den Stuhl ausgesucht, der neben der Couch stand. Selbstverständlich saß Neji nun neben Ino. Er würde jetzt Sakura holen und sich dann auf den freien Platz zwischen Sai und Shino setzen, entschied Neji. Gerade wollte er schon aufstehen, als die Gespräche verstummten und alle hinter ihn blickten, zur der Wohnzimmertür. Mit gerunzelter Stirn drehte er sich um und tat genau das, was die anderen alle taten. Er starrte. Und vergaß eventuell kurz zu atmen. Sakura stand im Türrahmen und sah deutlich imposanter aus als Ino, ohne das sie sich groß Mühe dafür geben musste. Im Gegenteil. Verlegen strich sich Sakura eine Strähne ihres Haares zurück, das jetzt wieder ordentlich ihr Gesicht umrahmte. Natürlich wusste Neji was Sakura für ein Kleid anziehen würde. Er hatte ihr schließlich bei der Auswahl geholfen. Hätte er jedoch gewusst, dass sie darin so elegant, erwachsen und sexy aussah… Das Kleid schmiegte sich perfekt an ihren Körper, betonte die richtigen Stellen und die Schlitze in diesem Kleid! Solange Sakura nur stand, waren die Schlitze unauffällig. Als sie jedoch einen Schritt nach vorne tat, konnte man fast das komplette linke Bein sehen. Und was für schöne Beine sie hatte! Bisher war Sakura immer schnell vom Bad ins Bett geflitzt, sodass Neji eigentlich nur einmal wirklich einen kurzen Blick auf Sakura erhaschen konnte und zu diesem Zeitpunkt war er mit den Gedanken ganz woanders gewesen. Zu seiner Freude stellte Neji fest, das Sakura auf Schmuck verzichtet hatte, abgesehen von dem Ring. „Oh, es sind ja schon alle da“, bemerkte Sakura und kam auf die staunende Gruppe zu. Die ganze Aufmerksamkeit ließ Sakura erröten, dennoch klang ihre Stimme ganz normal. „Hier Sakura, setzt dich hier hin“, ergriff Lee in diesem Moment das Wort und blickte Sakura begeistert an. Eifrig winkte er sie zu sich. „Ja, genau. Setzt dich zu uns“, unterstützte Naruto Lee. Kein Wunder. Die beiden Männer hatten eine Schwäche für Sakura. Neji konnte es gut nachvollziehen. „Bei mir ist eh immer der beste Platzt“, feixte jetzt auch noch Kiba und zwinkerte Sakura zu. Während alle Aufmerksamkeit auf Sakura gerichtet war, blickte Ino beleidigt drein. Neji dagegen war nicht sicher, wie er es finden sollte, dass sich gerade drei Männer an seine Verlobte heran machten. Wobei es ihm ja eigentlich egal war. Die Verlobung war rein geschäftlich. Das es Neji störte, lag ganz allein daran, dass es ihm um das Prinzip ging. „Oh, danke, aber ich setzt mich zu Shino und Sai. Da ist schließlich noch ein Platz frei“, erklärte Sakura lächelnd. „Ach was, Neji kann sich da hinsetzen. Du bist eh hübscher als er.“ Kiba, Naruto und Lee lachten los, Choji grinste in seine Chipstüte, Hinata kicherte – was ihr einen finsteren Blick von Neji einbrachte - während Shikamaru nur die Augen verdrehte. Ino dagegen wechselte abrupt das Thema, indem sie spitz fragte: „Wie kommt es eigentlich, das wir bei euch hier im Anwesen feiern? Bisher waren wir noch nie hier.“ „Ich weiß es! Ich weiß warum wir hier sind!“ donnerte Naruto sofort los. Sakura, die sich gerade hinsetzten wollte, warf Naruto finstere Blicke zu, bei denen dieser ängstlich näher an Lee heran rückte. „Ja, richtig. Ich weiß auch warum wir alle hierher eingeladen wurden.“ Sakura wirbelte auf dem Absatz herum. Dabei wehte der untere Teil ihres Kleides, sodass sich die tiefen Beinschlitze aufbauschten und dabei den Großteil ihrer nackten Beine zeigte. Auch Sai bekam Sakuras drohenden Blick ab. Wenn sich Neji nicht täuschte, blitzten ihre Augen sogar bedrohlich auf. Sai jedoch blickte weiterhin lächelnd drein. „Keine Sorge. Ich bin nicht Naruto und erzähle alles herum“, erklärte er und schenkte Sakura ausnahmsweise ein ehrliches Lächeln. „WAS? Als ob ich alles herumerzählen würde!“ meckerte der angesprochene Ninja sofort los. Neji wie auch Shikamaru schüttelten bei Narutos Verhalten nur den Kopf. An Narutos Stelle wurde Hinata für ihn beschämend rot. „Boah, Naruto. Nerv nicht. Geh in die Küche und iss was. Und dann kannst du auch gleich alles hier rüber tragen“, kommandierte Sakura Naruto herum. Neji konnte sich schon denken warum. Ihm war nicht entgangen, dass Sakura angespannt und nervös war. Es war wohl ihr Versuch, Kontrolle über die Situation zu bekommen. Naruto kümmerte das nicht groß. Die Verlockung auf Essen reichte wohl als Ansporn. Choji sprang auf und folgte Naruto. „Oh weh, jetzt werden wir wohl nichts mehr zu Essen bekommen“, murmelte Kiba vor sich hin. Eine zierliche Hand legte sich auf Nejis Arm und zog seine Aufmerksamkeit auf sich. Er drehte sich zur Seite um, war sich dessen bewusst, dass es sich wohl um Inos Hand handelte, die kleine Kreise auf seinen Arm malte. Mit hochgezogener Augenbraue warf er Ino einen langen Blick zu. Diese schien es falsch zu verstehen und lächelte ihn verführerisch an. Irgendjemand sollte Ino einmal sagen, das manchmal weniger mehr war. „Neji, oh, ich hab mich noch gar nicht bedankt das ich hier sein darf. Du wohnst hier wirklich sehr schön“, flötete Ino an sein Ohr und lehnte sich näher an ihn heran. „Ino, falls es dir noch nicht aufgefallen ist, wir anderen sind auch alle hier“, bemerkte Sakura spitz. Ino wandte sich bei Sakuras Worten zu ihr um, ließ ihre Hand jedoch wo sie war. Beide Frauen funkelten sich an. Der Raum zwischen ihnen lud sich auf. Konnte es sein, dass Sakura auf Ino eifersüchtig war? Neji beachtete Ino nicht, stattdessen beobachtete er Sakura. Neben ihrem finsteren Blick an Ino, hatte sie ihre Hände fest um die Stuhllehnen geschlossen und die Kiefer fest aufeinander gepresst. Neji war sich nicht sicher, ob Sakura tatsächlich eifersüchtig war. Schließlich verstand sie sich schon sehr lange nicht mehr mit Ino, weswegen er nicht verstand, warum sie Ino eingeladen hatte. Aber die Zankerei zwischen den Beiden führte immer wieder dazu, dass die beiden versuchten, sich zu übertreffen. Was wohl auch Inos Outfit erklärte. „Wo steckt eigentlich Tenten?“ meldete sich da Shikamaru zu Wort. Sofort wurde Sakuras Gesichtsausdruck traurig, sie wandte den Blick ab und starrte stattdessen zu Boden. Leider ließ Ino ihre Hand wo sie war, sodass sich Neji genötigt fühlte, seinen Arm wegzuziehen. „Ja, genau. Wo steckt Tenten eigentlich? Sie war heute im Training. Also ist sie nicht krank“, erzählte Lee. Richtig. Training war so eine Sache, die sich inzwischen auch verändert hatte. Tenten sprach einfach kein Wort mehr mit ihm im  und im Training ignorierte sie ihn so gut sie konnte. Das tat weh, aber er konnte Tenten auch nicht dazu überreden, einfach weiter Freunde zu bleiben. „Sie ist wegen mir nicht hier“, begann Sakura zu erklären, woraufhin sich sofort alle Augen auf sie richteten. „Habt ihr euch gestritten?“ „Ja. Leider.“ „Und warum?“ „Ah, ich verstehe. Es hat etwas mit der Sache zu tun, weswegen wir hier sind“, erklärte Sai geheimnisvoll, woraufhin ihn alle fragend anblickten. Seufzend schloss Sakura die Augen. Von seinem Platz aus konnte Neji das gut erkennen. Der Abend nahm sie bereits jetzt schon mit, dabei waren hatte die Feier noch gar nicht wirklich angefangen. In diesem Moment kamen Naruto und Choji zurück. Sie trugen mehrere Tabletts in den Händen, auf denen hauptsächlich Sandwichs lagen, aber auch Cracker, Dips und ein Salat. Die beiden stellten das Essen auf den Tisch, Choji eher widerwillig, und setzten sich wieder auf ihre Plätze. „Hinata, lass uns schnell die Gläser holen“, richtete sich Neji an seine Cousine. Es war wohl besser gleich die Verlobung bekannt zu geben. Ansonsten würde sich Sakura noch fertig machen. Auch wenn Sakura keine Ahnung hatte, was er beabsichtigte, lächelte sie ihn kurz an. Neji nickte ihr zu und verließ mit Hinata das Wohnzimmer. „Die Feier beginnt ja nicht besonders viel versprechend“, raunte Hinata Neji zu. „Anfangs gibt es doch häufiger kleinere Streitigkeiten“, erinnerte er seine Cousine. Während sie sich unterhielten, stellte Hinata elf Gläser auf ein Tablett und Neji holte zwei Flaschen gekühlten Champagner aus dem Kühlschrank. „Ich dachte du wolltest erst später die Bekanntmachung machen.“ „Hast du Sakura gesehen? Sie ist viel zu nervös.“ „Sakura kann sich glücklich schätzen, dich zu haben“, erklärte Hinata lächelnd. Bei ihren Worten zog sich Nejis Herz kurz zusammen, aber nur kurz, sodass er sich sicher war, es sich nur eingebildet zu haben. „Lass uns die Sachen rüber tragen“, sagte Neji etwas schärfer als beabsichtigt und drehte sich um, wobei sein Zopf über seine Schulter flog. Mit den zwei Champagnerflaschen in der Hand, schob er seine Haare zurück und ging ins Wohnzimmer. Dort angekommen hatte sich nicht viel geändert, die Stimmung jedoch hatte sich etwas gelockert. Ino flirtete hemmungslos mit Sai, der einfach nur still dasaß und sein gekünsteltes Lächeln aufgesetzt hatte. Kiba, Lee und Naruto redeten nur Unsinn und aßen. Ebenso wie Choji. Shikamaru, Shino und Sakura dagegen unterhielten sich über irgendeine neue medizinische Textur, die auf pflanzlicher Basis basierte, soweit Neji verstand. Direkt hinter Neji betrat Hinata den Raum und stellte mit ihm zusammen Champagner und Gläser auf den Tisch.  Ganz die gut erzogene Gastgeberin, begann seine Cousine 10 von elf Gläsern mit Champagner zu füllen und verteilte es an alle. Lediglich Sakura erhielt ein Glas Kindersekt. „Ehrlich jetzt? Kindersekt?“ brachte Sakura ungläubig hervor. Von Hinata und Neji erntete Sakura nur einen langen Blick, während sich Naruto halb tot lachte. „Jetzt sagt schon, was feiern wir? Das wird langsam echt nervig.“ Natürlich kam diese Aussage von niemand anderem als Shikamaru. Neji griff sich ein Glas und wartete ab, bis sich Hinata die letzten Gläser verteilt und sich hingesetzt hatte. Alle Augen ruhten auf ihm. Neji mochte es wirklich nicht, aber ihn störte es nicht besonders. Zumindest emotional nicht. „In der Tat gibt es einen triftigen Grund für dieses Treffen. Wir, das heißt Sakura und ich, möchten euch etwas mitteilen.“ Mit einer kleinen Geste bat Neji Sakura zu sich. Sie stand auf und stellte sich neben ihn. Etwas verunsichert, wie Neji fand. Aber das war nur zu erkennen, wenn man wusste, wonach man schauen musste. „Wir wollten unseren Freunden, also euch, persönlich etwas mitteilen, bevor es im Dorf die Runde macht.“ Gespannt ruhten alle Augen auf ihm und Sakura. Sogar Naruto und Sai, die seit gestern die Wahrheit kannten, hörten gespannt zu. Aus einem Instinkt heraus – wohl damit alles etwas echter aussah, versuchte sich Neji einzureden – griff er Sakuras linke Hand und verschränkte seine Finger mit ihren. Überrascht blickte Sakura ihn an, lächelte dann jedoch und erwiderte den Druck seiner Hand. Den Ring konnte er deutlich an seiner Haut spüren. Das alles hatte nicht länger als eine Sekunde gedauert, dennoch kam es Neji länger vor, als wäre die Zeit einen Moment eingefroren. Als er sich wieder seinen Gästen und Freunden zuwandte, sahen diese bereits verwundert drein. Als er verkündete „Sakura und ich sind verlobt und werden in Kürze, genauer gesagt in zwei Wochen, heiraten“, herrschte zunächst eine totenstille. Als erster sprang Naruto auf und stürmte auf sie zwei zu. „Endlich muss ich nicht länger schweigen!“ sagte er lachend und umarmte sie beide fest. „Jetzt kann ich auch dir dazu gratulieren“, wandte sich Naruto an ihn. „Wehe du behandelst Sakura schlecht. Dann mach ich dich fertig. Das habe ich schon einmal geschafft.“ Auch wenn Naruto lächelte, wusste Neji, dass er es todernst meinte. Ebenso ernst nickte Neji. Kurz darauf brach die Hölle aus. Kapitel 12: Ein kleiner Gute-Nacht-Kuss --------------------------------------- „Jetzt mal Stopp!“ donnerte Inos Stimme durch die Kakophonie von Glückwünschen, Rufen und Lachen. Ihre schrille Stimme sorgte sofort dafür, dass die anderen den Mund hielten. Sakura hatte nichts dagegen einzuwenden. Seit einigen Minuten herrschte hier das reinste Chaos. Es gab mehr als überraschte Ausrufe, Glückwünsche und Lee weinte sogar. Ob vor Freude oder wegen eines gebrochenen Herzes konnte Sakura nicht sagen. Außerdem war ihr etwas übel. Sobald sich eine Gelegenheit ergab, würde sei schnell im Badezimmer verschwinden. Mit in den Hüften gestemmten Händen blickte Ino skeptisch drein, ließ ihren Blick sowohl über Sakura, Neji als auch über ihre ineinander verschränkten Hände wandern. Letzteres fand Sakura sogar ganz schön. Sie hatte bisher noch nie mit einem anderen Mann Händchen gehalten. „Wollt ihr mich verarschen?“ keifte da auch schon Ino los und riss Sakura aus ihren Gedanken. „Seit wann seid ihr denn ein Paar? Keiner weiß, dass ihr überhaupt zusammen seid und plötzlich steht eine Hochzeit an. In zwei Wochen bereits.“ Die Augen aller Anwesenden richteten sich von Ino auf Sakura und Neji. Sofort wurde Sakura nervöser als ohnehin schon. Ihre Hände wurden schwitzig, ihr war warm und die Übelkeit wurde schlimmer. Sakura versuchte tief durchzuatmen, in der Hoffnung, die Übelkeit würde von alleine weggehen. Allerdings half es nichts und sie war sich sicher, es war wieder einmal ein Schub von Schwangerschaftsübelkeit. Verunsichert und mit großen Augen sah sie Hilfe suchend zu Neji. Dieser schien auch erst einmal überlegen zu müssen, was er sagen sollte. „Wir wollten keine große Sache daraus machen“, begann er mit fester Stimme. „Ist Tenten deswegen nicht hier? Weil sie es bereits weiß?“ fuhr Ino dazwischen. Es war einfach, Ino zu unterschätzen, da sie gerne das dumme Blondchen spielte, um sich bei Männern attraktiver zu machen. Doch dieses Mal zeigte sie wieder einmal, dass sie nicht auf den Kopf gefallen war und eins und eins zusammen zählen konnte, wenngleich sie wohl niemals hinter die ganze Wahrheit kommen würde. Aber das hier reichte bereits aus, um eine Katastrophe herauf zu beschwören. „Ino, willst du die Wahrheit nun wissen oder nicht? Wenn ja, solltest du eventuell einmal für zehn Sekunden den Mund halten.“ Auf Nejis Worte hin klappte Ino der Mund einmal nach unten. Sie fing sich jedoch schnell und tat ganz locker. Aus dem Handgelenk heraus winkte sie ab, als interessiere sie sich gar nicht für das Geschehen. „Oh, bitte. Erleuchte uns mit deinen Lügen, du ach so toller Hyuga. Wir sind schon alle ganz gespannt auf deine Geschichte.“ Wegen Inos schnippischem Kommentar, hätte Sakura ihr am liebsten eine gescheuert. Alle sahen Ino verblüfft an. Normalerweise redete niemand so mit Neji ohne nicht von irgendwem Ärger zu bekommen. So war es bisher immer. Lee war bereits aufgesprungen und wollte schon etwas sagen, als Sakura einen Schritt nach vorne machte. Die Augen hatte sie wütend zusammengekniffen. Nejis Hand hielt ihre immer noch fest. Das war Inos Glück. Ansonsten wäre sie schon längst auf die Blondine losgegangen. „Was fällt dir eigentlich ein? Du bist doch nur neidisch, weil dich kein Kerl will.“ „Nimm das sofort zurück! Ich glaube euch kein Wort! Dafür hängst du doch noch viel zu sehr an Sasuke!“ Im ersten Moment wusste Sakura nicht was sie sagen sollte. Noch vor einigen Woche hätte Ino damit komplett ins Schwarze getroffen. Aber Sasuke, besser gesagt allen Männern, hatte Sakura abgeschworen. Eigentlich zumindest. „Das war einmal Ino. Aber das kannst du nicht wissen. Schließlich reden wir kaum miteinander. Woher willst also gerade du wissen, wen ich liebe und wen nicht?“ donnerte Sakura kurz darauf los. Während sie sprach, ging sie noch einen Schritt auf Ino zu, sodass Neji sie nicht länger an der Hand zurückhalten konnte. Mit einem Finger deutete sie auf Ino, deren Gesicht vor Wut rot anlief. „Du tust so, als würde die Welt sich nur um dich drehen. Und wenn sie das einmal nicht tut, denkst du dir so einen Schwachsinn auf, um dich in den Mittelpunkt zu stellen. Ganz ehrlich, mir fällt dazu nichts anderes ein als…“ Abrupt brach Sakura ab und verzog das Gesicht. Sie hielt sich den Bauch. Verdammt, jetzt ja nicht kotzen, dachte sie sich noch, als gerade in dem Moment die Übelkeit überhand nahm, sodass sie ihren Satz nicht beenden konnte. Wobei, vielleicht doch. Statt auszusprechen was sie Ino an den Kopf schleudern wollte, zeigte sie es ihr, wobei Sakura die ganze Sache mehr als peinlich war. Aber sie konnte sich nicht mehr zurückhalten. Mit einem Mal musste sich Sakura übergeben. Direkt vor Inos Füße. Sie hatte nicht einmal mehr Zeit gehabt sich abzuwenden. Geschockt blickten alle zu Sakura und Ino. Diese war kurz davor einen Heulkraft zu bekommen. Zumindest schrie Ino laut los und ging panisch von Sakura weg. „Iiiiih!“ kreischte Ino los. Doch für ihr herumgeheule hatte Sakura keine Aufmerksamkeit. Das einzige, woran sie denken konnte, war, wie peinlich das doch alles war. Und wie schlecht ihr war. Wie bei Tenten in der Wohnung auch, spürte Sakura kurz darauf Nejis Hand in ihrem Haar. Dieses hielt er ihr zurück und fuhr ihr beruhigend über den Rücken. „Hinata ist schon unterwegs um einen Lappen und einen Eimer zu holen.“ „Ein Eimer ist jetzt wohl schon zu spät“, meldete sich Naruto zu Wort. „Später zum Putzen, die Idiot“, antworte Kiba ihm. Endlich wurde die Übelkeit schwächer und Sakura würgte noch ein, zweimal trocken, dann war es überstanden. Endlich. „Geht’s, Sakura?“ erkundigte sich Neji besorgt. Noch immer ihr Haar festhaltend, beugte er sein Gesicht nach vorne. „Ja, geht. Ist wieder vorbei.“ „Wenn ich es nicht besser wüsste, könnte man sogar davon ausgehen, dass du schwanger bist“, wollte Kiba die Stimmung etwas lockern und scherzte herum. Bei seinen Worten jedoch spannten sich Sakura und Neji beide an. Wie von der Tarantel gestochen fuhren ihre Köpfe in die Höhe. Entsetzt blickte Sakura Kiba an. Dieser saß bis zu diesem Moment grinsend auf der Couch. Bei ihren Blicken jedoch schwand das Grinsen darin. „Ach du Kacke. Man, ist das stressig. Ehrlich Leute. Und es wird auch in Zukunft stressig“, gab da Shikamaru seinen Senf dazu. Dieser hatte, wie Shino und Kiba, verstanden was los war. Sai sicherlich auch, doch dieser musste mit einer meckernden Ino fertig werden, die sich schon fast hysterisch aufführte. Anscheinend war Sakuras Übelkeitsattacke eine kleine Strafe für sie gewesen, weil sie Ino ein paar Gemeinheiten und Lügen an den Kopf geworfen hatte. „Ähm, Glückwunsch?“ fragte Kiba zögernd. In diesem Moment kam Hinata mit einem Eimer Wasser, einem Putzlappen und Taschentüchern zurück. Schweigend reichte sie Sakura das Taschentuch, was diese dankbar annahm. „Sakura scheint krank zu sein. Vielleicht sollten wir gehen“, schlug Shino helfend vor. „Ach, was, krank!“ kam da wieder Inos schrille Stimme in das Geschehen. Genervt schloss Sakura die Augen und atmete tief durch. Das einzige, was Sakura davon abhielt, Ino erneut anzufahren, war der widerliche Geschmack von Erbrochenem, den sie los werden wollte. „Jetzt wird auch klar, warum ihr heiratet. Ihr zwei hattet ein wenig zu viel Spaß und jetzt bist du schwanger!“ Jetzt war es Neji, der seine Wut nicht länger zurückhalten konnte. Der sonst so ruhige und gelassene Mann hatte die Hände zu Fäusten geballt und den Mund fest zusammengepresst. „Es wäre wohl besser, wenn du gehen würdest“, sagte er mehr als kühl. „Jetzt.“ Zickig hob Ino den Kopf, machte einen großen Schritt über das Erbrochene und stolzierte davon. Natürlich konnte sie es sich nicht verkneifen ihr Haar theatralisch zurückzuwerfen. Nachdem Ino verschwunden war, lockerte sich die Stimmung ein wenig. Dennoch war es nicht sehr behaglich, fand Sakura. Vor allem, weil jetzt jeder wissen wollte, ob sie schwanger war. Nun, dann würde es wohl auf Nejis Geburtstag keine weitere Neuigkeiten geben.   Mehr als kaputt ließ sich Sakura in das kuschelige Bett fallen. Sie war todmüde und könnte auf der Stelle einschlafen. Tat sie jedoch nicht. Dafür sorgte Neji. Zunächst, weil er nur in einer Boxershorts bekleidet durch das Zimmer gelaufen war. Gut, er hatte die Kleider, die Sakura am Abend aus dem Schrank rausgeschmissen hatte – auf der Suche nach etwas passendem zum Anziehen – wieder aufgehoben und in den Schrank geräumt. Sie selbst hatte dafür einfach keinen Nerv gehabt. Außerdem kam sie nicht einmal auf die Idee, sich bei Neji dafür zu bedanken. Dafür war ihr Blick viel zu sehr auf Nejis nacktem Oberkörper geheftet. Viel zu schnell war Neji jedoch mit dem Aufräumen fertig geworden und lag nun neben ihr im Bett. „Im großen und ganzen lief es doch gar nicht so schlecht. Wenn man bedenkt, dass unsere Freunde nicht nur von der Verlobung sondern auch von der Schwangerschaft erfahren haben. Und sie scheinen uns zu glauben.“ „Trotzdem war das mit Ino nicht besonders schön“, erwiderte Sakura etwas traurig. Obwohl sie beide schon lange nicht mehr wirklich befreundet waren, so tat es doch weh. Vor allem, weil es eine solche Ähnlichkeit mit dem Bruch zu Tenten hatte. „Schon. Aber sieh es von der positiven Seite. Von Ino werden wir in Zukunft wohl in Ruhe gelassen.“ Auf Nejis Worte hin seufzte Sakura lediglich. Wie schon öfter in den letzten Wochen, überfiel sie eine Art Melancholie. Im einen Moment war ihr Leben soweit in Ordnung, dann stand einfach nur alles Kopf. Und dabei tat Neji alles, damit sie sich wohl fühlte und glücklich war. Schluss damit! Schließlich hatte sich Sakura vorgenommen nicht länger eine Belastung für Neji zu sein. „Wenn du keine Lust hast, musst du jetzt auch deinen Geburtstag nicht mehr feiern“, versuchte Sakura das Thema zu wechseln. Im Bett zog sie die Decke noch etwas höher. Gott, war dieses Bett bequem. Noch immer konnte sie einfach nicht glauben, diesen Luxus erleben zu dürfen. Für so ein Bett würde sie töten. Neji hatte sich im Bett ein wenig aufgerichtet und blickte Sakura an. „Zum Glück.“ „Du feierst echt nicht gerne, wie?“ „Nein, überhaupt nicht.“ „Vielleicht ändert sich das ja irgendwann.“ „Ich bezweifle es.“ Sakura verdrehte lediglich die Augen. Wie konnte man nicht seinen eigenen Geburtstag feiern wollen? Sakura tat es auf jeden Fall sehr gerne. Leider würde sie noch eine kleine Ewigkeit warten müssen, bis endlich März war und sie wieder feiern konnte. „Du sahst heute übrigens sehr gut aus“, kam es da plötzlich von Neji. Bei seinen Worten wurde Sakura augenblicklich rot. Mit einem erfreuten aber auch schüchternen Lächeln, blickte sie den Mann in ihrem Bett an. Saß er schon die ganze Zeit so nahe bei ihr? Falls ja, war es ihr bisher nicht aufgefallen. „Danke. Du…“ „Du musst mir doch zustimmen, dass ich einen ausgezeichneten Geschmack habe.“ Ein neckisches, kleines Grinsen – wenn es nach Sakura ging, könnte Neji ruhig häufiger lächeln – schlich sich auf Nejis Gesicht.  Bei diesem Anblick schlug ihr Herz schneller. Immer stärker wurde sich Sakura Nejis Nähe bewusst. „Ja klar. Das lag nur daran, weil ich das Kleid getragen habe. Selbst ein Müllbeutel sähe an mir noch gut aus“, ging Sakura darauf ein und machte ebenfalls Scherze. Nur gut das man ihrer Stimme nichts von ihrer inneren Unruhe anmerkte. Auf jeden Fall wurde sie immer nervöser. Nur mit Mühe atmete sie nicht schneller. „Wenn du das sagst, will ich dir mal glauben“, entgegnete Neji und sein Grinsen wurde breiter. Inzwischen hatte Sakura eine Vermutung, warum Neji nicht so oft lächelte. Wenn er es tat, schlug ihr Herz gleich schneller, sie wurde nervös und ihre Gedanken drehten sich nur noch um ihn. Sicherlich erging es anderen weiblichen Wesen – vorausgesetzt sie waren nicht blind – genauso. Gerade eben noch hatten Sakura und Neji gescherzt. Doch jetzt lag in der Luft eine gewisse Spannung. Der Abstand zwischen ihnen schien Sakura immer mehr zu schwinden. Ihr Blick war auf Neji gerichtet. Auch er sah sie an, mit einem intensiven Blick, der ihr für einen kurzen Moment den Atem raubte. In ihrem Magen kribbelte es. Unruhig rieb sie ihre halbnackten Beine aneinander. Eine Bewegung, die Neji nicht entging. Sein Blick heftete sich auf ihren Mund. Wie zuvor auch schon, hatte Sakura nur noch einen Gedanken. Sie wollte Neji küssen. Jetzt sofort. Der Drang wurde immer stärker, ihr Herz schlug immer schneller und doch traute sie sich nicht. Ein Kuss und die daraus resultierenden Folgen würde so vieles zwischen ihnen ändern. Und ihrer beider Leben war im Moment wohl kompliziert genug. Noch mehr Gründe sprachen dagegen, genauso gab es aber auch einige Gründe die dafür sprachen. Es kam Sakura so vor, als würden tausend Gedanken gleichzeitig in ihrem Kopf umhergeistern, doch gleichzeitig konnte sie keinen wirklich benennen. Der Moment, in dem sie sich beide intensiv und verheißungsvoll angestarrt hatten, kam Sakura unglaublich lange vor, wenngleich er nur wenige Sekunden angedauert haben mochte. Und dann schaltete Sakura alles um sich herum aus. In dem Moment, als Nejis Lippen ihre berührten, war alles vergessen. Sasuke, die Schwangerschaft, die Verlobung, der Streit mit Tenten. Alles war wie weggeblasen. Stattdessen existierte in diesem Moment nur Neji. Mit einem kehligen Stöhnen, voller Vorfreude und Erleichterung, erwiderte Sakura den Kuss. Aus einem Instinkt heraus schlang sie die Arme um Neji. Sogleich wurde der Druck seiner Lippen stärker und etwas fordernder. Als seine Zunge herausschnellte, öffnete Sakura bereitwillig ihren Mund. Oh, das fühlte sich so gut an. Neji konnte wirklich gut küssen und er schmeckte gut. Dadurch, dass Sakura noch halb im Bett gelegen hatte, als Neji angefangen hatte sie zu küssen, lag sie inzwischen richtig im Bett und Neji hatte sich über sie gebeugt. Noch immer hatte sie die Arme in seinem Nacken verschränkt und zog ihn näher zu sich. Neji indessen stützte sich auf seinen Händen ab, die er seitlich von Sakuras Körper im Bett abstützte. Sie küssten sich sehr lange. Sakura wusste nicht genau wie lange, die Zeit hatte an Bedeutung verloren. Doch Neji tat nicht mehr. Er berührte sie nirgends, außer mit seinem Mund. Von der anfänglichen Aufregung und der Erkundung seines Mundes hatte Sakura das gereicht. Jetzt jedoch wollte sie mehr. Sie wusste zwar nicht, wie weit Neji gehen würde, aber in diesem Moment brauchte sie ihn. Wollte ihn ganz. Es würde sich ja zeigen, wie weit Sakura kommen würde. Fordernd zog Sakura Neji zu sich, indem sie mit ihren Händen in seinem Nacken Druck ausübte. Es brauchte nicht viel, dann gab Neji nach. Spielerisch, gleichzeitig aber verlangend, ließ Sakura ihre Hände über Nejis Nacken, Schultern und Rücken fahren. Der Zopf störte sie. Kurzerhand zog sie das Haarband heraus und fuhr durch Nejis lange, weiche Haare. Bei dieser Berührung stöhnte Neji  in ihren Mund, was Sakura noch mehr anspornte. Ihr Körper zerfloss vor Lust und Begierde nach Neji. Sie wollte Körper an Körper, Haut an Haut spüren, konnte nicht länger warten. Erregt drückte Sakura den Rücken durch, bog sich Nejis Körper entgegen. Sie berührte ihn kaum, dennoch war es der Ansporn, den Neji gebraucht hatte. Er schlang sein rechtes Bein über Sakura, sodass er gänzlich über ihr war. Leider legte er sich immer noch nicht auf sie. Dafür unterbrach Neji den Kuss. Frustriert söhnte Sakura auf, doch das Stöhnen wurden schnell lustvoll. Nejis Mund zog eine warme Spur von ihren Lippen über das Kinn zu ihrem Hals. Als er an ihrem Hals zögernd knabberte und leckte, presste sie seinen Kopf mit ihren Händen weiter an sich. Sie wollte nicht, das es endete. Indessen gingen Sakuras Hände auf Erkundungstour. Sie fuhr über Nejis Rücken, seine muskulöse Brust, bis hin zu seinem Hintern. Kurz zögerte sie, doch dann siegte die Lust. Kurz fuhr sie über Nejis festes Hinterteil und kniff hinein, als Neji an ihrem Hals stöhnte. Genussvoll hatte Sakura die Augen geschlossen, drückte ihren Rücken weiter durch, um so viel wie möglich von Nejis zu spüren. Irgendwann fanden sich ihre Münder wieder. Inzwischen waren sie beide etwas kühner geworden, dementsprechend wurde der Kuss intensiver, leidenschaftlicher. Vor Verlangen hatte Sakura das Gefühl von innen heraus zu verbrennen. Sakura griff nach Nejis Hand, zog sie von der Matratze auf ihre linke Brust. Bei der Berührung stöhnte sie sofort auf. Als sich Sakura sicher war, das Neji seine Hand nicht zurückziehen würde, vergrub sie ihre Hand wieder in seinem dichten Haar. Währendessen streichelte Nejis Hand Sakuras Brust durch das dünne Nachthemd hindurch. Plötzlichen verschwanden Mund und Hand von Sakura. Überrascht öffnete Sakura die Augen, blickte fragend zu Neji. Doch in diesem Moment umschloss sein Mund durch das Nachthemd hindurch ihre Brustwarze. Erneut stöhnte Sakura genussvoll auf und presste sich weiter an ihn. Sein heißer Mund zog sich zurück und widmete sich ihrer anderen Brust, während seine Hand die linke Brust wieder knetete. Sakura war sich sicher, dass Neji so etwas noch nie getan hatte, dennoch gefiel ihr, was Neji machte. Er hatte wirklich ein Talent dafür. Auch wenn Sakura nicht sonderlich viel mehr Erfahrung vorweisen konnte wie Neji, waren sei beide kühn und erkundeten den Körper des anderen. Überall wo Neji sie berührte prickelte ihre Haut, sehnte sich nach mehr. Vor lauter Verlangen und Lust, waberte ein Nebel der Begierde in ihrem Kopf umher, verschleierte alles, bis auf die intensiven Empfindungen und Gefühle, die Neji bei ihr auslöste. Sakura hielt es kaum aus, als Neji nach dem Saum ihres Nachthemdes griff und langsam nach oben zog. Eilig, voller Vorfreude auf das was kommen sollte, half sie ihm. Die kühle Luft auf ihrer erhitzten Haut war ein wunderbarer Kontrast. Erneut stöhnte Sakura genussvoll auf. Das Licht war noch an, sodass Neji einen freien Blick auf sie hatte. Plötzlich war es Sakura ein wenig peinlich. Nicht ihr Verhalten, sondern das Neji sie halb nackt sah. Vor falscher Scham hätte Sakura am liebsten ihre Brüste vor Nejis heißem Blick versteckt. Sein anerkennender Blick hielt sie jedoch davon ab. Sakura wusste, das ihre Brüste klein waren, aber Neji schien das nicht groß zu kümmern. Nach wenigen Sekunden – vielleicht war ihm aufgefallen das Sakura etwas rot geworden war – küsste Neji sie wieder. Als sein nackter Oberkörper jetzt ihre nackten Brüste berührte, schlang Sakura wieder die Arme um seinen Nacken. Um ihn noch näher an sich zu spüren, schlag sie ebenfalls die Beine um Nejis Hüften. In diesem Moment spürte Sakuras Nejis Erektion das erst mal. Beide stöhnten sie genussvoll auf. Wie lange sie sich gegenseitig streichelten und küssten wusste Sakura nicht. Von ihr aus hätte es ewig so weiter gehen können. Gleichzeitig wollte Sakura ihr Verlangen, das wie ein heißer Ball in ihrem Innern saß, gestillt haben. Aus diesem Verlangen heraus ließ sie ihre Hand kühn zwischen  ihre beiden Leiber wandern. Als sie den Saum von Nejis Boxershorts erreicht hatte, umklammerte seine Hand ihr Handgelenk. Nur widerwillig gab Neji ihren Mund frei. „Nicht“, brachte er mit kehliger Stimme hervor. Verwirrt blickte Sakura ihn an. Seine wunderschönen Augen blickte sie entschuldigend an. „Lass es uns nicht überstürzen.“ Auch wenn sein Körper eine ganz andere Sprache sprach, so meinte Neji seine Worte ernst. Das war klar zu erkennen, obwohl sein Blick vor Leidenschaft vernebelt war. Insgeheim wusste Sakura das Neji Recht hatte. Wäre sie nicht von einem anderen Mann schwanger, sähe die Sache zwischen ihnen vielleicht anders aus. So aber sollten sie nichts allzu schnell angehen. Bis vor kurzem waren sie nur Freunde, dann plötzlich verlobt und jetzt fielen sie wie die wilden Tiere übereinander her. Auch wenn Sakura es jetzt wollte, wusste sie nicht, ob sie es morgen nicht vielleicht bereuen würde. Da hatte Neji schon Recht. Etwas widerwillig ließ Sakura ihre Hand wieder nach oben wandern, legte sie auf Nejis harte Brust. Mit einem kleinen Lächeln nickte Sakura ihm zu. Lächelnd beugte sich Neji wieder über sie und küsste Sakura.  Stöhnend zog sie ihn näher zu sich. Die halbe Nacht hindurch küssten und erkundeten sich Neji und Sakura. Irgendwann wurde sie beide müde, trotz der großen, ungestillten Lust. Inzwischen war es Sakura nicht länger peinlich das Neji sie so gut wie nackt sah. Die Scham zwischen ihnen war schnell verschwunden. Gähnend zog sich Sakura das kurze Nachthemd über. Anschließend schaltete sie das Licht aus. Was auch immer jetzt zwischen ihnen war, im Moment wollten sie beide nicht darüber reden. Auch wenn Sakura nicht wusste, was sie für Neji empfand und was da zwischen ihnen war, es hatte sich richtig angefühlt. Und auch jetzt, als Neji sie in seine Arme zog, kuschelte sich Sakura lächelnd an ihn. Selbst jetzt noch hatte Neji eine deutlich spürbare Erektion, die er versuchte vor ihr zu verbergen, in dem er seinen Unterkörper von Sakura fern hielt. Mit mäßigem Erfolg. Lächelnd drehte sich Sakura in Neji Armen um. Aus einem Impuls heraus streckte sie sich ein wenig seinem Gesicht entgegen und küsste ihn erneut. Dieses Mal jedoch weniger verlangend. Als der Kuss endete, lächelte Sakura in die Dunkelheit hinein. „Schlaf gut Neji.“ „Du auch.“ Erneut drehte sich Sakura in seinem Armen um. Sein rechter Arm, den Neji über ihren Oberkörper gelegt hatte, zog Sakura etwas bequemer über sich. Mit ihrer freien Hand suchte sie seine. Mit verschlungenen Händen lagen sie da, dicht aneinander. Wie eine Decke legten sich Nejis Wärme und Geborgenheit um Sakura. Mit ein wenig Mut, den Sakura zusammenklaubte, sagte sie leise: „Ich bereue es ganz sicher nicht und ich hoffe du auch nicht. Ich fand es sehr schön.“ Sakura war sich nicht sicher, ob Neji sie verstanden hatte, doch er zog Sakura noch enger an sich und drückte ihre einen kleinen Kuss aufs Haar. Für sie war das eine eindeutige Zustimmung. So glücklich wie noch nie schlief Sakura in Nejis Armen ein.   Kapitel 13: Happy Birthday! --------------------------- Der nächste Tag verlief an sich wie jeder andere. Als Sakura aufwachte, war Neji bereits unterwegs. Wenn sie sich nicht irrte, hatte er ihr sogar beim Aufstehen einen kleinen Kuss auf die Wange gegeben. So sicher war sie sich dabei jedoch nicht. Genauso gut konnte sie es auch nur geträumt haben. Im Training riss Naruto den ein oder anderen Spruch, ansonsten war es wie immer. Das einzig Neue war, dass Kakashi ihr erklärt hatte, dass ihr Innendienst in der nächsten Woche anfangen würde. Obwohl Sakura wusste, dass sie demnächst versetzt wurde, hatte sie nicht damit gerechnet dass es schon so früh sein würde. Auf dem Weg in ihr neues Zuhause hatte Sakura darüber nachgedacht, wie das mit ihr und Neji weitergehen sollte. Sollte sie irgendetwas zu letzter Nacht sagen oder es besser sein lassen? Bislang stimmte sie immer noch mit dem überein, was sie letzte Nacht empfunden hatte. Sie wusste nicht was sie für Neji empfand, aber ihr gefiel, was zwischen ihnen geschehen war. Und wenn es nach ihr ging, könnten sie es heute Nacht gerne wiederholen. Letztendlich beschloss Sakura aus Feigheit einfach abzuwarten. Dann würde sie sehen wie Neji reagieren würde und ob er eventuell selbst das Thema ansprechen würde.   Daheim angekommen war Neji bereites da, hatte aber eine Unterredung mit seinem Onkel. Daher wollte Sakura eigentlich Hinata besuchen und mit ihr über letzte Nacht reden. Zu ihrer Enttäuschung war Hinata bereits wieder weg. Mit irgendwem verabredet. Mit wem konnte Hanabi ihr nicht sagen, aber so viel Auswahlmöglichkeiten gab es eigentlich nicht. Tenten eventuell oder auch Kiba, falls dieser seinem Hund Akamaru neue Tricks beigebracht hatte und diese seinen Teamkameraden präsentieren wollte. Ansonsten fiel Sakura schon niemand mehr ein. Du meine Güte, Hinata musste wirklich mehr unter die Leute. Aber dringend, entschied Sakura, während sie in ihr Zimmer ging. Auf dem Weg dorthin begegnete ihr niemand. So war es meistens, da in dem Hauptgebäude eigentlich nur die Hauptfamilie lebte und natürlich Neji und sie. Im Zimmer angekommen beschloss Sakura einfach etwas zu lesen. Sie legte sich auf das Bett und griff nach dem Buch. Der Thriller lag auf dem Nachttisch, griffbereit. Kaum hatte Sakura die ersten Zeilen gelesen, war sie komplett in das Geschehen eingetaucht. Seite um Seite verschlang Sakura das Buch, ohne das die Spannung nachließ. Als ein Gewicht die Matratze des Bettes einsinken ließ, war Sakura daher mehr als überrascht. Völlig überrumpelt sah sie blitzschnell auf. Ihr Körper schaltete in den Angriffsmodus. Doch als sie Neji erblickte, beruhigte sich ihr Körper wieder. Erleichtert seufzte Sakura auf. „Erschrick mich in Zukunft bitte nicht so sehr. Schleich dich nicht an.“ „Ich bin nicht geschlichen“, erwiderte Neji ruhig. „Ähm, okay. Von mir aus.“ Schweigen entstand zwischen ihnen. Nicht wirklich peinlich, aber auch nicht angenehm. Es war eine Art Zwischending aus beidem. Anscheinend hatte Neji wohl einen ähnlichen Entschluss gefasst wie Sakura auch. Einfach abwarten und darauf hoffen das der andere irgendetwas tat. Na toll. „Nächste Woche werde ich übrigens in den Innendienst versetzt“, versuchte Sakura ein Gespräch zu beginnen. „Das ist auch sicherlich besser so. Aber es gefällt dir nicht.“ „Nein. Nicht wirklich. Es ist eine ziemlich ungewohnte Vorstellung.“ „Damals, nach der Chunin-Prüfung, hatte ich auch eine zeitlang im Krankenhaus gelegen. Nicht trainieren zu können war wirklich das Schlimmste daran.“ „Neji, du bist damals fast gestorben“, entgegnete Sakura verblüfft, „und du hast dir nur Sorgen um das fehlende Training gemacht?“ Als Antwort zuckte Neji lediglich mit den Schultern. Männer, dachte sich Sakura insgeheim. Lee und Naruto waren sogar noch schlimmer als Neji. Trotz Krankenhausaufenthalten hatten die beiden mit Gips und Krücken trainiert. „Was wollte eigentlich dein Onkel von dir? Ging es wieder um die Hochzeit?“ erkundigte sich Sakura. Seitdem sie wusste das Hiashi wieder mit seinem Neffen gesprochen hatte, wollte sie wissen, was Hiashi jetzt wieder für sie beide geplant hatte. Zum Glück jedoch hatte Neji gute Neuigkeiten. „Nein.“ Neji schüttelte kaum merklich mit dem Kopf. „Er will mir demnächst eine neue Technik zeigen. Sie ist geheim und wird nur innerhalb der Hauptfamilie weiter gegeben. Es ist eine große Ehre für mich, das Onkel mich einweihen möchte.“ „Na, das ist ja auch wohl das Mindeste!“ sagte Sakura, was ihr als erstes durch den Kopf ging. „Du bist der Beste aus dem Clan, so talentiert und du machst alles, was dein Onkel von dir verlangt. Und das trotzt deiner…“ Weiter kam Sakura nicht. Neji unterbrach sie mit einer schlichten Geste, indem er seine Hand in die Höhe hielt. Sofort wollte sich Sakura entschuldigen. Eventuell hatte sie etwas zu heftig reagiert, aber Nejis Onkel hatte ihm eine grausame Kindheit beschert, indem Nejis Vater statt Hiashi für den Frieden Konohas mit einem anderen Dorf geopfert wurde. Neji hatte jahrelang in dem Glauben gelebt, sein Onkel habe seinen eigenen Zwillingsbruder geopfert, dabei hatte sich Nejis Vater selbst dazu entschlossen. „Du bist zu hart mit ihm. Hiashi muss schließlich auch immer an das Wohl des gesamten Clans denken.“ „Ja, ich weiß. Entschuldige. Aber es ist nun einmal Fakt, dass du der Beste aus dem Clan bist. Da ist es wirklich nur gerecht, wenn du auch geheime Techniken der Familie gezeigt bekommst“, beharrte Sakura zumindest auf dieser Aussage. Neji sagte nichts mehr dazu. Stattdessen wechselte er offensichtlich das Thema. „Was liest du?“ „Den Thriller, den ich mir vor ein paar Tagen von dir ausgeliehen habe. Erinnerst du dich?“ „Ah, richtig. Da war etwas.“ „Du wirst alt und vergesslich“, zog Sakura Neji auf. Dieser tat als wäre er empört und blickte beleidigt drein. Sofort musste Sakura laut los lachen. Wenn Neji wollte, konnte er wirklich spaßig sein. Auf jeden Fall half es, die Stimmung zwischen ihnen zu lockern. Und dann redeten sie über ihren Tag. Sakura versuchte erfolglos Neji dazu zu überreden, ob er nicht doch seinen Geburtstag feiern wollte. Letztendlich zog Neji Sakura beim Abendessen noch damit auf, das sie, trotz Schwangerschaft, nicht allzu viel mehr essen durfte wie sonst auch. Vor allem keinen Süßkram, auf den Sakura gelegentlich Heißhunger bekam. Leider mussten Kunoichi recht schnell wieder ihren Dienst aufnehmen. Daher war es nicht gerne gesehen, wenn man erst wieder körperlich fitt werden musste. Als es Zeit zum Schlafen war – heute deutlich früher als sonst, schließlich mussten sie noch einiges an Schlaf nachholen – wusste Sakura wieder einmal nicht, was sie tun sollte. Am liebsten hätte sie sich in Nejis Arme gekuschelt. So gut wie letzte Nacht hatte sie schon lange nicht mehr geschlafen. Damit es nicht allzu peinlich wurde, dachte sich Sakura, machte sie lieber schnell das Licht aus. So konnte Neji nicht erkennen das sie verunsichert und nervös war. Doch kaum hatte sich Sakura hingelegt, spürte sie Nejis Arm um sich. Erleichtert und glücklich atmete sie auf. Vor Freude, das Neji sich nach letzter Nacht nicht von ihr abwandte, drehte sich Sakura in seinen starken Armen um. An sich war ihr kurzer Kuss der Überfreude geschuldet. Doch kaum hatten ihre Lippen Nejis berührt, ließ dieser sie nicht mehr gehen. Wie in der Nacht zuvor brannte die Leidenschaft zwischen ihnen auf. Sie küssten sich, ihre Hände gingen auf Erkundungstour. Gleichzeitig jedoch behielten sie Boxershorts und Slip an. Neji machte keine Anstalten einen Schritt weiter zu gehen, Sakura dagegen musste sich zusammenreißen, nicht über Neji herzufallen. Diese Nacht jedoch machten sie nicht so lange herum wie zuvor. Dafür war Sakura einfach zu müde, trotz der feurigen Begierde. Eines wusste sie aber. Wenn die nächsten Nächte voller ungestilltem Verlangen endeten, würde sie wahnsinnig werden. Aber sie wollte Neji auch nicht drängen. Wie auch zuvor redeten sie nicht über Gefühle oder die Zukunft. An sich schwiegen sie die meiste Zeit und waren damit beschäftigt, über den anderen herzufallen. Als Sakura wieder in Nejis Armen lag, fühlte sie sich wohl und geborgen. Nur angenehme Gedanken kamen ihr. So etwas wie, wenn ihre Zukunft so aussah, könnte es ihr gefallen.   Ein heller Lichtblitz erleuchtete das Zimmer für eine Sekunde. Kaum hatte Sakura den Blitz realisiert, donnerte es laut und heftig über sie hinweg. Erschrocken zuckte Sakura zusammen. „Hast du etwa Angst vor einem Gewitter?“ fragte Neji überrascht in die Dunkelheit hinein. „Nein, natürlich nicht! Ich habe mich nur erschreckt. Schließlich erzeugt Donner ein lautes Geräusch. Und ich war so schön am Einschlafen“, rechtfertigte sich Sakura schnell. Sie hatte wirklich keine Angst, aber Neji musste ja auch nicht wissen, das sie über ihn nachgedacht hatte. „Dafür bist du aber ziemlich heftig zusammengezuckt.“ Klar. Schließlich hatte sich Sakura eine gemeinsame Zukunft mit Neji vorgestellt und war tief in ihre Gedanken versunken gewesen. Etwas zickig – lag sicherlich nur an den Hormonen – schob Sakura Nejis Arm beiseite und drehte sich zu ihm um. Würde sie stehen, sähe sie viel imposanter aus. Am besten draußen, bei dem Gewitter. Die Hände in die Hüften gestemmt, der Wind würde ihre Haare zersausen und ein Blitz hinter ihr einschlagen. Oh ja! Oh man…. Das mussten einfach die Schwangerschaftshormone sein. Sakura hatte schon den Mund geöffnet um Neji zusammen zu stauchen, als sie stockte. Neji blickte schelmisch drein, hatte auf den Lippen ein schiefes Grinsen und sah einfach anbetungswürdig aus. Er hatte sie nur hereingelegt! Trotzdem, am liebsten wäre Sakura jetzt wieder über Neji hergefallen. Ihre verrückt spielende Libido konnte Sakura sicherlich auch ihren Schwangerschaftshormonen zuschreiben. Ganz sicher. „Wir müssen reden“, platzte es da aus Sakura heraus, „über uns.“ Kaum hatte Sakura diese Worte geäußert, schlug sie sich selbst mit der Hand vor den Mund. Das hatte sie überhaupt nicht sagen wollen! Sie hatte nicht einmal an so etwas gedacht! Woher waren dann also diese Worte gekommen? Der neckische Gesichtsausdruck verschwand aus Nejis Gesicht, stattdessen wurde er ernst. Doch noch recht locker entgegnete er: „Ja, das sollten wir vielleicht tun.“ Gerade eben noch hatte Sakura mit Neji meckern wollen, dann hatte sie ausgesprochen, was sie überhaupt nicht wollte und jetzt brachte sie kein Wort mehr hervor. Kleinlaut wollte sie sich unter der Decke verstecken, doch Neji hielt sie zurück. Er legte seine Hand  an ihre Wange, sodass Sakuras Kopf sofort nach oben ruckte. Mit wild pochendem Herzen und großen Augen blickte sie Neji an, unfähig etwas zu sagen oder zu tun. Neji dagegen hatte seinen Mut wohl dagegen wieder gefunden. Während er sprach, merkte Sakura lediglich daran das er nervös war, weil seine Hand nicht länger an ihrer Wange lag, sondern an einer ihrer Haarsträhne unruhig herumspielte. „Ich weiß nicht was da bei uns gerade los ist oder wie es weitergehen wird. Ich weiß nicht was ich davon halten soll oder was richtig und falsch ist. Ich weiß auch nicht was da überhaupt zwischen uns ist. Aber eines weiß. Mir gefällt was da zwischen uns ist und wie es gerade läuft.“ Während Neji sprach, hatte Sakura die Luft angehalten. Ihr Herz schlug so schnell und laut, dass sie sich sicher war, Neji müsse es hören. Als er geendet hatte, atmete Sakura wieder aus und ein. Was sollte sie nur sagen? Klar gefiel es ihr, so wie es war. Aber was, wenn es zwischen ihnen doch nicht funktionieren sollte? Dann waren sie trotzdem verheiratet. Außerdem, würde Neji damit klar kommen, dass sie das Kind eines anderen austrug? Aber wenn sie es nicht wagte, würde immer diese gewisse Spannung zwischen ihnen herrschen. Sakura kannte sich, sie würde in Zukunft sich immer fragen ob nicht doch mehr zwischen ihnen war. Verdammt! Gerade eben noch hatte Sakura Neji einfach nur alle Klamotten vom Leib reißen wollen und jetzt? Leider konnte sie Neji nicht einmal die Schuld geben. Schließlich hatte sie mit dem Thema angefangen. Da Sakura nicht fähig war, zu einer Entscheidung zu kommen, tat sie das, was sie gerade wollte und was sich richtig und gut anfühlte. Sie beugte sich vor und küsste Neji. Viel zu schnell, fand Sakura, beendete er wieder den Kuss. „Wollten wir nicht reden?“ „Hab ich nicht geantwortet?“ Auf Sakuras Frage hin entstand ein gespanntes Schweigen. Wenn Neji es so hinnahm, dann hieß das, sie würden einfach weiter machen wie bisher. Verlobte spielen, die gerade anfingen ein Paar zu werden, oder? Falls nicht dann…. Ach was, es gab kein „falls“, entschied Sakura entschlossen Neji schien zu demselben Entschluss gekommen zu sein. Mit einem kleinen Lächeln beugte er sich vor. Kurz bevor er sie küsste, flüsterte er: „Das gefällt mir“ und besiegelte seine Worte mit einem Kuss.   In den nächsten zwei Wochen passierte nichts sonderlich Erwähnenswertes. Sakura und Neji gingen ihrem Alltag nach. In der Woche trainieren und arbeiten. Insgesamt drei Tage war Neji außerhalb von Konoha unterwegs gewesen. In dieser Zeit war Sakura so unruhig wie noch nie gewesen. Vor allem der Bürojob, in dem sie seit der letzten Woche festhing, langweilte sie und gab ihr viel zu viel Zeit zum Nachdenken. Zudem war es merkwürdig nicht die ganze Zeit ihre Freunde um sich zu haben. Natürlich schob Sakura auch Dienst im Krankenhaus. Manchmal kam da der ein oder andere, der eine kleinere Verletzung hatte.  Zumeist durfte Sakura jedoch im Büro die Sekretärin für Tsunade spielen. Die vielen Dokumente, die bislang unbearbeitet herum gelegen hatten, durfte Sakura nun abarbeiten. Und Tsunade war, wenn sie ehrlich war, kein angenehmer Boss. Die Abende verbrachte sie meist mit Neji zusammen. Spätestens die Nächte. Bislang hatten sie noch keinen Sex gehabt. Neji ging die Sache wirklich langsam an. Zum Glück blieb sie jedoch nicht länger unbefriedigt. Neji ebenso wenig. Heute jedoch würde der Tag ein wenig anders verlaufen. Es war Freitag, der 3.7. und somit Nejis Geburtstag. Dadurch, dass sie viel Zeit zum Nachdenken auf der Arbeit hatte, hatte Sakura genügend Zeit gehabt, um sich ein Geschenk für Neji zu überlegen. Tatsächlich fand sie ihre Idee gut. Neji feierte zwar nicht, aber trotzdem konnte sie ihm ja etwas schenken. Sakuras Dienst im Büro endete meist gegen 17 Uhr, auch so heute. Neji war wohl noch im Training, denn seine Schuhe hatte sie beim Eintreten nicht entdecken können. Da würde sie genügend Zeit haben, um ihr Geschenk vorzubereiten. Mehrfach hatte Sakura mit Hinata über ihr Geschenk geredet und ihre Ratschläge entgegen genommen. Schließlich kannte Hinata Neji schon ein paar Jahre länger als sie. Außerdem lebte sie hier und konnte ihr helfen, alles zusammen zu kramen, was sie brauchte. Der Kuchen war fertig. Den hatte Sakura bereites gestern gebacken. Nejis Lieblingskuchen, eine Erdbeertorte, stand nun auf dem Glastisch in ihrem Schlafzimmer. Da Neji seinen Geburtstag offiziell nicht feierte, hatte Hiashi eine Besprechung mit dem Familienrat. Zu diesem mussten auch Hinata und Hanabi gehen, sodass im Hauptgebäude sich später nur Sakura und Neji aufhalten würden. Irgendwie tat es Sakura leid, aber Neji war auch selbst schuld. Wenn er feiern würde, dann hätte Hiashi das alles sicherlich anders geplant. Das Geschenk war ebenfalls fertig verpackt. Sowohl Kuchen als auch Geschenk standen auf dem Glastisch in ihrem Zimmer. Neben dem rot verpackten Geschenk hatte Sakura eine Grußkarte aufgestellt. Perfekt. Alles war fertig. Zufrieden blickte Sakura ihr Werk an. Jetzt fehlte nur noch Neji. Wann er nach Hause kommen würde, wusste Sakura nicht. Das konnte ziemlich variieren. Für den Moment gab es keine weitere Arbeit zu erledigen. Das Zimmer, eigentlich der ganze Stock, war aufgeräumt und geputzt. Sakura war frisch geduscht und umgezogen. Da nichts weiter anstand, ließ sich Sakura auf das Bett nieder und griff nach dem Buch, das sie gerade las.   Seufzend zog sich Neji seine Straßenschuhe aus. Was für ein anstrengender Tag. Die Mission, die er geleitet hatte, war nicht sonderlich schwer gewesen. Eine eindeutige Unterforderung für jeden Jonin und erst recht für jemanden mit seinem Können. Das momentan keine sonderlich schweren Auftrage vorhanden waren, war an sich ein gutes Zeichen. Keine Kriege oder Aufstände. Nichts dergleichen wurde momentan geplant. Zumindest gab es dafür keine Anzeichen. Neji war froh darüber. Friedliche Zeiten standen bevor. Zumindest hoffte er es. Im Haus war es ruhig. Die Besprechung der Hauptfamilie hatte wohl bereits begonnen. In der Regel nahm Neji an Familienbesprechungen teil, jedoch nicht an denen der Hauptfamilie. In der Regel beschränkte sich diese Art der Besprechung auf Hiashi, seine Töchter und den Ältesten des Clans. Neji war ganz froh darum. Diese Besprechungen waren in der Regel langweilig. Selten wurde mal etwas wirklich Wichtiges besprochen. Vielleicht wurde dies in eben diesem Moment getan. Aber Neji gehörte nun einmal nicht zur Hauptfamilie. Eine Tatsache, mit der er sich bereits vor Jahren mit abfinden hatte müssen. Während Neji seinen Gedanken nachgehangen hatte, war er bereits die Treppe in den ersten Stock hinauf gegangen und stand nun vor seiner Zimmertür. Inzwischen gehörte es für Neji zum Alltag, das, wenn er seine Tür öffnete, meist Sakura darin wartete und putzte, las oder im Bad war, bevor sie gemeinsam zum Abendessen gingen. Dabei war es erst etwas länger als einen Monat her, dass Sakura hier wohnte. Wie schnell der Mensch doch dazu in der Lage war, sich neuen Situationen anzupassen. Heute jedoch fand Neji ein anderes Bild vor als sonst, nachdem er die Tür geöffnet und eingetreten war. Sakura saß auf dem Bett und las. Das war normal. Nicht normal waren die Erdbeertorte, in denen zwei Kerzen steckten – zwei zweien – und das rot eingepackte Geschenk daneben. Seufzend schloss Neji die Tür hinter sich. Also hatte Sakura seinen Geburtstag nicht vergessen. Leider. Für ihn war dieser Tag wie jeder andere. Warum nur maßen die Leute diesem Tag so viel Bedeutung zu? Ob es wegen der Tür war, die ins Schloss fiel, oder wegen seines Seufzens, Sakura registrierte Nejis Kommen. Sie hob den Kopf, klappte zeitgleich das Buch zu und lächelte ihn an. „Hallo Neji. Wie war dein Tag?“ Noch während sie das sagte, stand Sakura auf, kam auf Neji zu und umarmte ihm. Sie gab ihm nicht einmal die Möglichkeit einer Antwort, als sie auch schon „alles Gute zum Geburtstag!“ überschwänglich sagte und ihm einen kurzen Kuss auf den Mund gab. „Ähm, danke“, war alles, was Neji hervorbrachte. Er war ein wenig überrumpelt. Außer Lee hatte ihm heute bislang niemand gratuliert, worüber er froh gewesen war. Wenngleich das Ignorieren seitens Tenten ihn fast täglich daran erinnerte, dass er eine gute Freundin verloren hatte. Heute hätte er sich über ihre Glückwünsche gefreut. „Willst du jetzt den Kuchen essen oder erst später?“ kam es da auch schon gut gelaunt von Sakura. Neji war ein wenig überrumpelt von Sakuras guter Laune. Der heutige Tag war kein großer Unterschied zum gestrigen. Neji konnte Sakura für ihre Freude über so etwas Banales wie einen Geburtstag nur staunen. „Das ist mir eigentlich egal“, gab Neji zu. „Oh“, war alles, was Sakura anfangs sagte. Sie machte einen Schritt von Neji weg. Das Lächeln war aus ihrem Gesicht verschwunden. „Entschuldige. Ich habe dich überrumpelt, nicht wahr? Wir müssen nicht feiern. Ich dachte nur…“ Bei dem enttäuschten Gesichtsausdruck Sakuras fühlte sich Neji sofort schlecht. Er hatte Sakuras Gefühle nicht verletzen wollen. Daher beeilte er sich die Wogen zu glätten, bevor Sakura noch losheulen würde. Seitdem Sakuras Hormone Achterbahn fuhren, war sie manchmal wie eine Bombe, die jeden Moment explodieren konnte. „So meinte ich das nicht. Siehst du, ich bin es nicht gewohnt, zu feiern. Ich freue mich Sakura. Danke. Hast du den Kuchen gebacken?“ Als Sakura immer noch mit leicht hängendem Kopf vor ihm stand und nickte, schöpfte Neji ein wenig Hoffnung, die Situation noch gerade biegen zu können, bevor die ersten Tränen kamen. „Er sieht wirklich lecker aus. Wollen wir ihn jetzt essen?“ schlug Neji vor. Sofort ruckte Sakuras Kopf in die Höhe? „Wirklich? Sagst du das jetzt nur wegen mir oder meinst du das so?“ verlangte sie zu wissen. Skeptisch hatte Sakura die Stirn gerunzelt und blickte fragend aus ihren grünen Augen. „Ehrlich, ich möchte den Kuchen jetzt essen. Er sieht wirklich lecker aus.“ Um seine Worte zu unterstreichen, ging Neji demonstrativ auf den kleinen Tisch in der Mitte des Zimmers zu. Er griff nach dem Messer und wollte gerade den Kuchen anschneiden, als Sakura eilig dazwischen fuhr. „Warte!“ Irritiert runzelte Neji seinerseits nun die Stirn. „Wir müssen erst die Kerzen anzünden und dann musst du sie ausblasen.“ Im ersten Moment hielt Neji es für einen Scherz. Ein Blick in Sakuras ernstes Gesicht jedoch zeigte ihm, dass sie es todernst meinte. Für Sakura schienen Geburtstag deutlich wichtiger zu sein als für ihn. „In Ordnung“, fügte sich Neji seinem Schicksal. Mit einem Lächeln kam Sakura auf Neji zu und griff kurzerhand nach dem Feuerzeug, das auf dem Tisch lag. Mit einem klickenden Geräusch und einem kleinen Zischen flammte eine flackernde Flamme auf. Mit dem Feuerzeug näherte sich Sakura den zwei Kerzen und nach kurzer Zeit züngelten auch dort kleine Flammen. Sakura löschte die Flamme des Feuerzeuges und drehte sich zu Neji um. „Happy Birthday!“ sagte Sakura erneut und lächelte breit. „Jetzt blas die Kerzen aus.“ Neji tat wie ihm geheißen wurde. Er beugte sich über den Kuchen, achtete auf seine Haare, dass sie nicht Feuer fingen und blies die zwei Kerzen mit einem Mal aus. Selbst als Kind hatte er so etwas nicht getan. Er kam sich ein wenig albern vor. Dennoch gefiel es ihm irgendwie. „Okay, jetzt kannst du den Kuchen anschneiden“, entschied Sakura und hielt Neji das Kuchenmesser entgegen. Neji nahm es und schnitt zwei gleichgroße Stücke Kuchen ab. Der Kuchen selbst war mit einer weißen Creme bestrichen, auf dem fast jeder freier Fleck mit frischen Erdbeeren übersäht war. Aufgeschnitten entdeckte Neji, dass der Kuchen selbst aus einem Schokoladenteig bestand, zwischen dem es eine Schicht Bananen eingebettet war. Sakura verteilte die Stücke auf zwei Kuchentellern. Gemeinsam setzten sie sich an den Tisch. Neji wollte gerade mit der Kuchengabel ein Stück der Erdbeertorte, als er Sakuras eindringlichen Blick bemerkte. Er versuchte es zu ignorieren, musste aber auch ein kleines Schmunzeln unterdrücken. Für Sakura war es wohl wichtig, dass ihm der Kuchen schmeckte. Um sie nicht länger auf die Folter zu spannen, aß Neji ein kleines Stück des Kuchens. Normalerweise mochte Neji Schokoladenkuchen nicht sonderlich. Doch die Kombination aus den frischen, süßen Erdbeeren, den Bananen, der Creme und der leicht bitteren Schokolade war einfach köstlich. Ehe sich Neji versah, stöhnte er kurz auf, ehe er sich ein zweites Stück mit der Gabel in den Mund schob. „Ist der Kuchen lecker? Ich wusste nicht, ob du den Schokoladenteig mögen wirst…“, riss Sakuras Stimme, die voller Fragen steckte, Neji aus seinem kleinen Kuchengasmus. „Ja, sehr lecker“, sagte Neji nur und schon verschwand das nächste Stück in seinem Mund, während Sakura glücklich lächelte. Nachdem Neji und Sakura alleine den halben Kuchen gegessen hatten, hielt Sakura Neji das rot eingepackte Geschenk entgegen. Neji hatte schon fast vergessen, dass dies ebenfalls zu einem Geburtstag gehörte. „Sakura, das wäre nicht nötig gewesen. Du hast schon den Kuchen gebacken.“ „Ja, aber davon habe ich ja auch profitiert. Jetzt pack es schon aus. Es ist nicht nur wegen deinem Geburtstag. Ich habe dir doch gesagt, du bekommst etwas von mir, als kleines Dankeschön für alles, was du in letzter Zeit für mich getan hast.“ Selbst wenn Neji jetzt damit anfangen würde, dass er das doch gerne tat und sie Freunde waren, hielt er den Mund. Sakura würde sonst nur wieder anfangen aufzuzählen, was er ihrer Meinung alles für sie getan und geopfert hatte. Dabei vergaß Sakura, was sie auch für ihn getan hatte. Allein der Gedanke an ihre gemeinsamen Nächte, versetzte seine Hose in Bewegung. Und dabei hatten sie noch nicht einmal Sex gehabt! Eine Sache, die Neji in Zukunft schon noch ändern wollte. Doch irgendwie hatte er noch immer das Gefühl, dass es dafür zu früh war. Nicht unbedingt wegen ihm, sondern wegen Sakura. Immerhin hatte sie vor etwa drei Monaten mit Sasuke geschlafen. Ohne dies, würden sie jetzt nicht hier sitzen. Und weil sein Geburtstag war und Neji die gute Laune zwischen ihnen nicht verderben wollte, verdrängte Neji die aufkeimende Eifersucht, wenn er an Sasuke und Sakura dachte. Während Neji also nun versuchte, seine erwachende Erektion zu verbergen, griff er nach dem Geschenk und nahm es Sakura ab. Es war rechteckig und etwas schwerer, als erwartet. Es sah aus wie ein etwas größeres Buch. Nun, wenn er das Papier entfernte, würde er es schon noch herausfinden, entschied Neji.   Gespannt blickte Sakura zu Neji, der langsam und vorsichtig einen Klebestreifen nach dem anderen entfernte, bevor dann endlich das rote Geschenkpapier dran war. Sakura wollte am liebsten Neji das Geschenk aus den Händen reißen, um es selbst auszupacken, damit es schneller ging. Doch sie hielt sich zurück. Langsam kam der in cremefarben gehalten Buchdeckel zum Vorschein. Sakura hatte eigentlich nach einer anderen Farbe gesucht, aber außer schwarz und rosa war sonst nichts verfügbar gewesen. Als das rote Geschenkpapier gänzlich verschwunden war, kam die, in goldenen Lettern verfasste Schrift,  „Fotoalbum“, zum Vorschein. Fragend blickte Neji zu Sakura auf. Seine rechte Augenbraue war ein wenig in die Höhe gezogen. „Ich weiß, es sieht kitschig aus, aber glaub mir, das war noch das Beste, was ich finden konnte“, begann Sakura die Aufmachung zu entschuldigen. „Aber mach es auf. Ich hoffe, es gefällt dir“, beeilte sie sich ihr Geschenk zu verteidigen. Wortlos folgte Neji Sakuras Bitte. Als Neji die erste Seite aufschlug, hielt Sakura die Luft an. Ihr Blick war unverwandt auf Neji gerichtet. Ihre Handflächen wurden schwitzig, ihr Herz schlug schneller. Vor lauter Nervosität wollte Sakura unruhig auf ihrem Platz hin und her rutschen. Doch sie zwang sich dazu still sitzen zu bleiben. Wenngleich sie unglaublich auf Nejis Reaktion gespannt war. Sie hoffte, es gefiel ihm und es war nicht zu unverschämt von ihr gewesen. Anstatt das Neji irgendetwas sagte, nachdem er die erste Seite gesehen hatte, schlug er die nächste Seite auf und anschließend die darauffolgende. Er blickte schweigend auf die Bilder, die Sakura dort liebevoll hineingetan hatte. Jedes einzelne Bild zeigte Neji mit seinem Vater, seine Eltern oder Neji mit anderen Kindern aus dem Clan. Alles zu einer Zeit, bevor Nejis ein Waise wurde. Um an all diese Bilder zu kommen, hatte Sakura sowohl Hinata als auch Hiashi um Hilfe gefragt. Hiashi zu fragen, war ihr nicht leicht gefallen, aber dennoch hatte sie es getan. Vor allem Hiashi hatte viele Bilder gehabt, was Sakura doch sehr überrascht hatte. Es gab ein Foto, das Nejis Mutter mit dem neugeboren Neji auf dem Arm zeigte und Nejis Vater neben ihnen stehend. Dieses Bild hatte Hiashi geschossen. Kurz nach dieser Aufnahme war Nejis Mutter an einer Lungenentzündung gestorben. Daher war es eines der sehr wenigen Bildern, wo auch Nejis Mutter darauf zu sehen war. Sie war eine wunderschöne Frau gewesen, fand Sakura. Es war daher auch nicht verwunderlich, dass Neji so gut aussah. Das Neji noch immer schwieg, verunsicherte Sakura ungemein. Sie hatte ihm eine Freude machen wollen, mit all diesen Bildern. Denn in Nejis Zimmer selbst gab es nicht ein persönliches Foto auf seinem Leben. Auch keine Fotoalben. Sakura hatte sich deswegen extra bei Hinata erkundigt gehabt. Dadurch, dass diese Bilder alle Neji und seine toten Eltern zeigten, bekam Sakura langsam Zweifel, ob sie nicht zu weit gegangen war. Vielleicht gab es ja einen guten Grund, dass Neji diese Bilder nie hatte haben wollen. Vielleicht hatte sie jetzt nur alte Wunden aufgerissen und schmerzhafte Erinnerungen an die Oberfläche gebracht. Noch immer schweigend, hob Neji seinen Kopf an und blickte zu Sakura. Dort sah sie etwas, womit sie nicht gerechnet hatte. Nejis helle Augen schimmerten feucht, auch wenn er keine Träne vergoss. Ein kleines Lächeln lag auf seinen Lippen. Bei diesem unvergesslichen Anblick, schlug Sakuras Herz schneller. Zudem hatte sie das Bedürfnis Neji in die Arme zu schließen und selber los zu weinen. Dennoch blieb sie sitzen wo sie war und versuchte den Moment nicht zu ruinieren. „Danke Sakura“, vernahm die Schwangere die fast schon geflüsterten, sanften Worte Nejis. „Ich hatte Hilfe von Hinata und Hiashi“, gestand Sakura. Sie hatte das Gefühl, dass Neji das einfach wissen sollte. „Ah, ich hatte mich schon gefragt, wo du die Bilder her hast.“ „Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel“, gestand Sakura da ihre Ängste. Bei ihren Worten legte sich Nejis Stirn in Falten. „Wieso sollte ich? Ich mag dein Geschenk. Das Beste, das ich je bekommen habe, denke ich.“ Nejis Worte ließen die Anspannung und Nervosität aus Sakuras Körper verschwinden. Ein breites, glückliches Lächeln erschien auf ihrem Gesicht. Dieser Moment war unbeschreiblich für Sakura. Was auch immer da zwischen ihnen war, Freundschaft, Liebe oder etwas anderes, es fühlte sich richtig an. Sakura mochte es. Dass sich das alles bald ändern sollte, ahnte keiner von ihnen in diesem Moment.  Kapitel 14: Willkommen zurück ----------------------------- Draußen regnete es schon den ganzen Tag. Um genau zu sein regnete es bereits die letzten drei Tage ununterbrochen. So langsam war Sakura von diesem nasskalten, grauen Wetter genervt. Es war Anfang Juni, 9 Tage nach Nejis Geburtstag. Die tägliche Arbeit im Innendienst langweilte Sakura. Gerne wäre sie nach Dienstschluss rausgegangen. Doch bei dem Wetter beeilte sich Sakura jeden Tag so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Auch wenn es immer noch ein wenig merkwürdig war, dass Uchiha-Anwesen als ihr zu Hause zu betiteln, fühlte sich Sakura dort immer wohler. Was hauptsächlich an Neji und Hinata lag. In den letzten Tagen hatte Sakura jedoch auch eine junge Frau dort getroffen, die der Nebenfamilie angehörte und fast täglich in das Hauptgebäude kam, um dort zu putzen und ab und an zu kochen. Nur durch Zufall war Sakura ihr begegnet. Drei Tage nach Nejis Geburtstag war es Sakura nicht gut gegangen. Die schwangerschaftsbedingte Übelkeit hatte an diesem Tag heftig zugeschlagen gehabt. Daher hatte Sakura die Erlaubnis bekommen, früher nach Hause zu gehen. Kaum hatte Sakura ihre Schuhe ausgezogen gehabt, überkam sie erneut ein Schub der Übelkeit. So schnell wie möglich war sie zur nächstgelegenen Toilette im Erdgeschoss gerannt. Dort war gerade Keiko herausgekommen, die nur überrascht beiseite treten konnte, bevor sich Sakura in die frisch geputzte Toilette übergeben hatte. Diese peinliche Aktion hatte sich in eine glückliche Fügung verwandelt. Keiko war bereits 32 Jahre alt, ledig und half ihrer Schwester und ihrem Schwager mit deren sechs Kindern. Dies war auch ihre Begründung dafür, dass Keiko noch nicht verheiratet war, bereits seit gut einem Jahrzehnt keine Verabredung  mehr gehabt hatte und als alte Jungfer sterben würde. Ihre Worte, nicht Sakuras. Wie alle Mitglieder der Hyuga-Familie, hatte auch Keiko lange, schwarze Haare und die hellen Augen des Byuakugan. Allerdings war Keiko keine Kunoichi. Sie war nie zu einem Ninja ausgebildet worden und auch froh darum. Seit diesem Tag trafen sich Sakura und Keiko gelegentlich. Es kam darauf an, ob Keiko Zeit hatte oder nicht. Momentan hatte sie leider keine Zeit. Neji und Hinata auch nicht. Beide waren auf Missionen. Hinata seit vorgestern. Bald würde sie wohl zurückkommen. Neji dagegen war vor vier Tagen aufgebrochen. Es war keine sonderlich schwierige Mission, hatte er ihr beteuert. Er sollte lediglich mit Naruto und Sai zusammen einen hohen Politiker von Konoha in eine andere Stadt begleiten. Da leider auch Naruto und Sai Neji begleiteten, langweilte sich Sakura bereits die letzten Tage zu Tode. Niemand hatte Zeit. Im Moment hatte sie niemanden zum Reden. Sakura war nicht nach Lesen zu mute. Das hatte sie bereits genug getan. Eigentlich war ihr nach gar nichts zu mute, außer dass sie mit jemandem reden wollte. Vor allem über die neuesten Neuigkeiten. Hiashi war heute zu ihr gekommen und hatte mit ihr den Tag der Hochzeit besprechen wollen beziehungsweise besser gesagt, das Datum. Es war Sakura eigentlich egal, an welchem Wochentag die Hochzeit stattfinden sollte. Es machte letztendlich eh keinen Unterschied. Daher hatte sie keine Einwände gehabt, als Hiashi die Hochzeit auf das dritte Wochenende Julis bestimmt hatte. Am 17.7. würde also die Hochzeit stattfinden. Noch genau 34 Tage. Mit dem Wissen eines genauen Datums, wurde die ganze Situation für Sakura noch realer. Sie musste sich ein Hochzeitskleid aussuchen. Auch musste sie die anderen beiden Brautjungfern bestimmen. Neben Hinata und Hinabi sollte auch Keiko dazukommen, entschied Sakura. Seufzend drehte Sakura den filigranen Verlobungsring an ihrem Finger. Hinata wollte ihr eigentlich mit den Hochzeitsvorbereitungen helfen. Doch die hatte momentan ja leider keine Zeit. Sakura baute sehr auf die Hilfe ihrer Freundin. Vor allem wegen der Sitzordnung und dem Essen. Ein Kleid konnte Sakura auch alleine aussuchen. Dafür hatte sie sich bereits mehrere Kataloge mit Hochzeitskleidern besorgt. Allerdings lagen sie alle unberührt auf dem kleinen Tisch neben ihrem Bett. Sakura konnte sich einfach nicht aufraffen, sich die ganzen hübschen Kleider anzusehen. Bei dem  schlechten Wetter verspürte sie auch nicht den Drang, in einen Brautmodengeschäft zu gehen und dort Kleider anzuprobieren. Alleine machte so etwas sicherlich keinen Spaß. „Ich nehme jetzt ein Bad“, sprach Sakura zu sich selbst, erhob sich und ging auf das Badezimmer zu.   Es war kurz nach 23 Uhr. Sakura lag alleine in diesem viel zu großen Bett. Ohne Neji fühlte sich Sakura ziemlich einsam hier. Wie in den Nächten zuvor schon, kuschelte sie sich nahe an die Wand, um sich nicht ganz so verloren in dem enormen Bett zu fühlen. Wie auch die Nächte zuvor, vermisste Sakura Neji. Nicht wegen ihren nächtlichen, nicht jugendfreien Aktivitäten. Natürlich vermisste sie auch das ein wenig. Doch viel mehr sehnte sie sich jetzt nach Nejis Wärme, seiner Umarmung, seinen Küssen, die Gespräche mit ihm und das Gefühl der Geborgenheit, das er ihr gab. Eigentlich war es ziemlich viel, was Sakura an Neji vermisste und was sie daher auch ins Grübeln brachte. Sakura und Neji waren keine Freunde mehr. Nein, ihre Beziehung hatte sich weiterentwickelt. In den letzten Tagen ohne Neji war ihr klar geworden, wie sehr sie es mochte, ihn um sich zu haben. Aber liebte sie ihn deswegen? Sakura wusste es nicht. Immerhin war ihre Situation eine ziemlich ungewöhnliche und stressige zugleich. Nicht nur das sie vom falschen Kerl schwanger war, sie musste einen anderen Mann heiraten und mit diesem zusammen leben und ihr eigenes zuhause dafür aufgeben. War es da nicht verständlich, dass sich Sakura so sehr auf Neji fixierte? Er war eine Bekannte mit all diesen Unbekannten in dieser Gleichung. All die Jahre zuvor hatte es nie zwischen Sakura und Neji gefunkt. Hieß das, dass nur die Umstände dafür sorgten? Das Sakura eigentlich keine tieferen Gefühle für Neji hegte sondern lediglich eine Beständigkeit in ihrem Leben brauchte? Einen Fixpunkt? Und das war eben Neji? Oder war das alles nur Schwachsinn und Sakura hatte sich tatsächlich in Neji verliebt? Versuchte sie die Situation nur zu verkomplizieren, obwohl es viel einfacher war? Immerhin passierte es fast täglich, dass sich Leute ineinander verliebten, die vorher jahrelang befreundet waren. Ach, verdammt war das anstrengend und schwierig! Sie würde noch Kopfschmerzen bekommen, wenn sie weiter darüber nachdachte, entschied Sakura. Außerdem wurde es langsam Zeit zum Schlafen. Auch wenn die Arbeit im Innendienst langweilig war, war sie genauso notwendig wie der aktive Dienst. Fehler wären nicht sonderlich hilfreich. Ein heller, kurzer Lichtschein, gefolgt von einem tiefen, lauten Grollen, ließ Sakura laut aufseufzen. Toll, jetzt gewitterte es auch noch. Heute schien das Universum wohl beschlossen zu haben, dass sie keinen Schlaf benötigte. Auch wenn Sakura keine Angst vor Gewittern hatte, konnte sie bei dem Lärm auch nicht leichter einschlafen. Entnervt schlug Sakura die Bettdecke beiseite. Sie krabbelte auf das Bettende zu. Der Weg kam ihr dabei sehr lange vor. Und kalt. Oh, wie sehr vermisste sie Neji…. Endlich am Bettende angekommen, stieg Sakura aus dem Bett und verschwand im Bad. Vielleicht würde sie leichter einschlafen können, wenn Sakura ihre Blase entleert hatte.   Als Sakura das Licht im Bad ausschalte und die Tür hinter sich schloss, konnte sie noch immer das dumpfe Geräusch der spülenden Toilette hören. Eine kleine Übelkeitsattacke hatte dafür gesorgt, dass sie länger im Badezimmer hatte verweilen müssen, als sie vorgehabt hatte. Da sie ihre Zähne erneut hatte putzen müssen, hatte Sakura nun einen frischen Minzgeschmack im Mund. Ein Schauer überkam Sakura. Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut. Verdammt, war es auf einmal kalt in ihrem Zimmer. Verwundert ließ Sakura den Blick zum Fenster wandern. In dem dunklen Zwielicht konnte sie nicht viel ausmachen, doch für sie sah es so aus, dass das eine Fenster nicht richtig geschlossen war. Konnte das sein? Sie hatte doch beide Fenster geschlossen gehabt, bevor sie ins Bett gegangen war. Etwas irritiert ging Sakura näher auf das Fenster zu. Ja, in der Tat war es auf! Das Geräusch des unerlässlich prasselnden Regens klang lauter als durch geschlossene Fenster. Als sie nun nah genug am Fenster angekommen war, um es zu schließen, konnte sie auch den typischen Ozongeruch eines Gewitters wahrnehmen. Warum war das Fenster aus? Es konnte ja wohl kaum der Wind gewesen sein, dachte sich Sakura, griff nach dem Fenstergriff und schloss dieses. Noch bevor Sakura sich wieder umdrehen konnte, spürte sie die Präsenz einer anderen Person. Ihr Körper begann sofort Adrenalin in ihre Venen zu pumpen. Und dann durchfuhr sie ein Schauer, als der heiße Atem ihren Nacken berührte. „Hallo, Sakura“, flüsterte eine tiefe Stimme in ihr Ohr und Sakura überkam das Bedürfnis ohnmächtig zu werden.   Innerlich zählte Neji bis zehn. Wie genau überstanden Sai und Sakura bereits jahrelang Narutos dummes Geschwätz? Kein Wunder, dass Sasuke abtrünnig geworden war. Neji war kurz davor durchzudrehen. Er hoffte nur, Hinata würde sich in jemand anderen verlieben, damit der blonde Chaot ja nie Teil seiner Familie wurde. „Der Regen ist echt ätzend.“ „Ja, Naruto. Ich weiß. Das hast du bereits mehrfach gesagt“, entgegnete Neji, am Ende seines Geduldsfadens angekommen. „Ja, aber ihr schweigt als und redet nicht mit mir“, gab Naruto leicht beleidigt zurück. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold. Kennst du das Sprichwort?“, kam es von Sai. Wahre Worte, dachte sich Neji dabei nur. „Ts. Ich hab dir schon mal gesagt, du solltest nicht so viel lesen.“ „Und du solltest mehr lesen.“ „Echt mal Neji, der Umgang mit Sakura tut dir nicht gut. Du hörst dich schon an wie sie.“ Ein kleines Lachen erklang, schon fast schüchtern. Sai, stellte Neji überrascht fest. „Da hat Naruto irgendwie recht.“ „Klar hab ich das. Sakura ist meine beste Freundin! Und ich nehme es dir ziemlich übel Neji, dass du nicht aufgepasst hast.“ Naruto lief inzwischen neben Neji her und hatte die Hände hinter dem Hinterkopf gefaltet. Seine Haare hingen ihm in nassen Strähnen im Gesicht, an denen der Regen hinuntertropfte. Hätte Naruto seinen Regenschirm nicht vergessen, müsste er jetzt auch nicht tropfnass im Regen umherlaufen. „Was meinst du?“ fragte Neji ahnungslos. Ein Fehler, wie er im Nachhinein feststellen musste. „Na, Sakura hatte nicht mal die Zeit, mir zu erzählen, dass ihr ein Paar seid, da hast du sie auch schon geschwängert. Gerade von dir hätte ich nicht gedacht, dass du so unachtsam bist.“ Bei Narutos Worten geriet Neji beinahe ins Stolpern, konnte sich jedoch rechtzeitig fangen. Er hoffte, es war niemandem aufgefallen. Aber wem machte er etwas vor? Er war mit zwei anderen fähigen Ninja unterwegs. Außerdem befürchtete Neji, dass seine Wangen sich leicht rosa verfärbt hatten. Auf jeden Fall war ihm nun deutlich wärmer als zuvor. „Naruto, so etwas sagt man nicht. Das ist unhöflich“, mischte sich nun Sai ein, woraufhin dieser nur schnaubte. „Aber ich muss Naruto recht geben. Ich war doch sehr überrascht, als ihr von der Schwangerschaft und der Hochzeit erzählt habt. Ich dachte Sakura und du wären vernünftiger.“ Klar, Sakura ließ sich so einfach mir nichts, dir nichts von dem abtrünnigen Uchiha schwängern und Neji durfte es ausbaden. Wahrscheinlich hielten ihn jetzt alle für triebgesteuert. Neji war keineswegs sauer auf Sakura. Er warf Sakura ihr Verhalten nicht vor. Doch hatte es ausgerechnet Sasuke sein müssen? Immer ging es um Sasuke. Sowohl von Naruto als auch von Sakura. Es war, als kannten die beiden kein anderes Thema. Seitdem sie diese Mission begonnen hatten, hatte Naruto den Namen des Uchihas mehr als einmal genannt. Neji verstand ja, dass sich Naruto Sorgen um seinen Freund machte. Aber das war beim besten Willen nicht notwendig. Er konnte sich seine freie Zeit wohl aktionreich genug gestalten, was Sakuras Fall bewies. Neji wusste, er durfte das niemandem sagen, denn aus ihm sprach die Eifersucht. Er konnte einfach nicht verstehen, wie Sakura Sasuke so hatte nachgeben können. Wie hatte sie so auf ihn hereinfallen können? Sie hatte jemand Besseres verdient. Neji zum Beispiel. Er tat wirklich viel für Sakura. Und auch wenn er wusste, dass Sakura auch einiges für ihn tat und gerne Zeit mit ihm verbrachte, hatte Neji so seine Zweifel, ob Sakura dasselbe für ihn empfand wie Neji für sie. Vielleicht hielt er sich deswegen immer noch zurück und hatte keinen Sex mit Sakura. Er wollte kein Sasuke-Ersatz sein. Außerdem machte ihn allein die Vorstellung, dass Sasuke Sakura nackt gesehen, ihren Körper berührt und Sex mit ihr gehabt hatte, rasend vor Eifersucht. Tief atmete Neji durch. Da waren wohl die Pferde mit ihm durchgegangen. Immerhin hatten Naruto und Sai nicht über Sasuke geredet. Neji war eindeutig zu sehr mit seinen Gedanken abgedriftet. Aber es machte ihm nun einmal zu schaffen, dass er mit niemandem über seine Gefühle und Gedanken reden konnte. Neji hatte zwar mal an Hinata gedacht, war sich aber nicht sicher, ob diese nicht ausversehen Sakura gegenüber etwas erwähnen würde. Und sonst kam leider niemand in Frage. Also musste Neji in den sauren Apfel beißen und den Kopf für Sakura und Sasuke hinhalten und daran arbeiten, nicht eifersüchtig zu sein. Stattdessen sollte er sich an die schöne Zeit mit Sakura erinnern, in der es nur ihn und sie gab. Und falls Sakura bislang keine tieferen Gefühle für Neji hegte, würde er das auch noch ändern. Und außerdem…. Moment, stopp. Hatte Neji sich gerade selbst vor Augen geführt, dass er sich in Sakura verliebt hatte? Wie angewurzelt blieb Neji stehen. Naruto und Sai bemerkten davon erst einmal nichts. Erst ein paar Schritte weiter bemerkten sie sein Fehlen. „Neji?“ kam es fragend von Naruto. „Alles klar bei dir? Hey, ich wollte dir jetzt keine Vorwürfe machen. Solang Sakura glücklich ist, bin ich es auch“, missverstand Naruto die Lage. Neji reagierte nicht. Viel zu sehr war er von seiner Erkenntnis überrumpelt. Verdammt, er kannte Sakura nun schon so viele Jahre. Nie hatte er auch nur irgendwelche romantischen Gefühle für Sakura gehegt und jetzt sollte er in sie verliebt sein? Neji konnte es kaum glauben, aber das war das einzige Logische. Warum sonst sollte er eine solche Eifersucht verspüren, wenn er auch nur einmal Sasukes Name hörte? Selbst wenn er ihn selbst sagte. „Neji?“ kam es erneut von Naruto, dieses Mal mit einem etwas besorgten Unterton. „Hey Sai, denkst du, ich bin zu weit gegangen?“ erkundigte sich Naruto bei seinem Teamkameraden. Dieser zuckte nur mit den Schultern. Innerlich entschied Neji für sich, dass er jetzt wohl auch nichts mehr daran ändern konnte. Außerdem wäre es wohl auch für die Zukunft besser, wenn ihre Beziehung nicht nur auf Freundschaft basieren würde. Kurz schüttelte Neji den Kopf, dann setzte er seinen Weg fort. Narutos und Sais fragende Blicke bemerkte Neji nicht einmal. Er wollte einfach nur noch nach Hause. Zu Sakura. Nach diesen vier Tagen der Mission, war er froh, dass sie morgen wohl endlich wieder in Konoha sein würden. Und dann konnte Neji ja überprüfen, ob er sich tatsächlich in Sakura verliebt hatte oder nicht. Im ersten Moment schien es, als würde Sakura ohnmächtig werden. Doch sie fing sich schnell wieder. Als er sicher sein konnte, dass sie nicht zusammenbrach, hauchte er gegen ihr Ohr: „So schnell sieht man sich wieder.“ Obwohl es recht dunkel in dem Zimmer war, entging Sasuke die körperliche Reaktion Sakuras nicht, dank seines Sharingan. Ihr Körper, der von seinen Worten her erzitterte, zauberte Sasuke ein zufriedenes, kleines Lächeln auf sein Gesicht. Sakura konnte es nicht sehen, denn anstatt sich umzudrehen, blieb Sakura wo sie war und rührte sich nicht. Eigentlich hatte Sasuke mit einer anderen Reaktion gerechnet. Vor allem nach der Art und Weise, wie ihr letztes Treffen verlaufen war. Bevor Sasuke hierher gekommen war, hatte er sich ausgemalt, wie Sakura in begrüßen würde. Unter Tränen, wütend oder eine Kombination aus beidem. Doch das sie einfach nur stocksteif am Fenster stand, war nicht nach seinem Geschmack. „Ja, scheint so“, entgegnete Sakura auf Sasukes Worte hin. Ihre Stimme zitterte, auch wenn sie sich dazu zwang, ruhig zu klingen. „Was machst du hier? Und gib mir einen guten Grund, warum ich nicht gleich Meldung machen sollte, dass du hier bist?“ Oh, sie schien doch wütend zu sein. Dann würde das hier vielleicht doch spaßiger, als angemommen. Aber er war nicht deswegen gekommen. Er war wegen etwas anderem hier. Oder besser gesagt, jemand anderem. „Ich weiß, dass du mich nicht verraten würdest“, begann Sasuke zunächst. Noch immer stand er nah hinter Sakura. Nur wenige Millimeter trennten ihre Körper voneinander. Deutlich konnte Sasuke die Wärme ihres Körpers spüren. Es würde ihn auch nicht wundern, wenn Sakura in dieser kalten Nacht fror, bedachte man, was sie trug. Dieser schwarze Hauch von Nichts war wirklich verführerisch. Wenn Sasuke ehrlich zu sich war, hätte er nie vermutet, dass Sakura solch gewagte Kleidungsstücke besaß. Aber es gefiel ihm. Bei seinen Worten spannte sich Sakuras Körper etwas an. Sie wollte sich zu ihm umdrehen, wurde Sasuke bewusst. Doch er würde es nicht zulassen. Jetzt noch nicht. Es gefiel ihm, wie sie beieinander standen. „Außerdem sind mir Gerüchte zu Ohren gekommen. Kannst du dir vorstellen, von was für Gerüchten ich rede?“ flüsterte Sasuke wieder in ihr Ohr. Erneut erschauerte ihr Körper, zeitgleich entging Sasuke nicht, dass sich Sakuras Körper auch verkrampfte. „Gerüchte?“ war alles, was Sakura mit einer etwas zu hohen und schnellen Stimme sagte. „Ja, Gerüchte. Und zwar, dass du mit einem Hyuga verlobt wärst. Und nicht irgendeinem, sondern auch noch Neji. Und nicht nur das. Du wärst auch noch schwanger von ihm.“ Sakuras Körper wurde noch steifer. Besäße Sasuke das Sharingan nicht, wäre es ihm entgangen. Doch so bemerkte er jede einzelne Reaktion, die ihm bereits viel mitteilten. „Was meinst du, wie überrascht ich war, das zu hören. Dann habe ich aber darüber nachgedacht. Warum solltest du ganz plötzlich einen Hyuga heiraten? Und das solch eine kurze Zeit nach unserem Treffen. Das kommen mir nur zwei Schlussfolgerungen in den Sinn. Du warst bereits vor unserem Treffen mit Neji zusammen und hast ihn mit mir betrogen. Es wäre zwar nachvollziehbar, aber es entspräche nicht deiner Person. Und meine zweite Schlussfolgerung wäre…. Sakura, du weißt es doch oder? Sag es mir.“ Von Sakura kam nichts anderes als Schweigen zurück. Und obwohl Sasuke sich die ganze Zeit bereits sicher darüber gewesen war, war Sakuras Reaktion Antwort genug für ihn. Leise seufzte Sasuke auf. Sein Mund befand sich noch immer direkt neben Sakuras Ohr. „Denkst du wirklich, du könntest es vor mir verheimlich? Hast du wirklich vorgehabt, mir mein Kind vorzuenthalten? Diese Farce ist lächerlich. Eine Hochzeit mit einem Hyuga macht das Kind nicht zu einem Hyuga. Es wird immer ein Uchiha bleiben.“ Kurz schwieg Sasuke, wartete auf eine Reaktion Sakuras ab, doch es kam keine. Dann fuhr er fort: „Was mich interessiert, Sakura, ist, wessen Idee war das? Deine? Die der Hokage? Wer will mir mein Kind vorenthalten?“ Tränen flossen stumm und ungesehen über Sakuras Wange. Ab und an tropfte eine davon auf die Fensterbank oder ihren Handrücken. In ihrem Kopf herrschte Chaos. Sakura wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie wollte so viel sagen und hatte doch keine Worte dafür. Sie hatte keine Angst. Nein, Sasuke würde ihr nichts antun. Erst recht nicht, wo er wusste, dass sie schwanger von ihm war. Nein, sie weinte vor Schmerz, vor Trauer und auch vor Liebeskummer. All die Monate hatte sie geglaubt, die schäbige Art und Weise, wie Sasuke sie benutzt und dann weggeworfen hatte, hätte all ihre Gefühle für ihn vernichtet. Doch jetzt, wo er so nah bei ihr stand, wo sie ihn berühren könnte, wenn sie wollte, merkte sie, wie schnell ihr Herz schlug und sie Sasuke einfach nur in die Arme schließen wollte. Gleichzeitig wollte sie ihm aber auch einfach nur zusammenschlagen. Er hatte sie verletzt. Sie hatte sich tagelang die Augen aus dem Kopf geweint. Und jetzt stand er einfach hier und wollte einen auf fröhliche Familie machen? So langsam konnte Sakura die Apathie, die Besitz über ihren Körper genommen hatte, abwerfen. Der Schmerz und die Wut halfen. Abrupt drehte sich Sakura zu Sasuke um. Im ersten Moment war sie von seinem Anblick gefesselt. Die roten Augen leuchteten in der Dunkelheit der Nacht. Sein Blick war eindringlich auf Sakura gerichtet. Erst jetzt wurde Sakura bewusst, wie nah sie Sasuke war. Er könnte sie jederzeit berühren, wenn er wollte. Dasselbe galt für Sakura. Jetzt, wo Sakura Sasuke Angesicht zu Angesicht  gegenüberstand, bot sie ihm auch eine neue Perspektive auf ihren Körper. Ihr entging nicht, wie Sasukes Augen für einen Sekundenbruchteil zu ihrem Ausschnitt wanderten, ehe sie wieder Sakuras Blick trafen. Das ihr noch immer die Tränen über ihr Gesicht strömten, störte Sakura nicht. Vielmehr war sie von Sasuke verwirrt. Doch dank ihrer Wut, fand Sakura doch noch ihre Worte und zischte Sasuke an: „Was willst du jetzt machen? Du magst vielleicht der Erzeuger des Babys sein, aber nicht sein Vater.“ Bei ihren Worten wurde Sasukes Gesicht hart, seine Augen kalt. Schwer schluckte Sakura. Da war sie wohl zu weit gegangen. „Willst du mir weißmachen, dass Neji der Vater des Kindes sein soll und nicht ich? Sakura, ich kenne dich. Du hast niemals die Idee zu dieser Farce gehabt. Du wurdest dazu gedrängt. Ich kann das sogar nachvollziehen. Aber denk ja nicht, dass das von Erfolg gekrönt sein wird. Das ist mein Kind und niemand anderes wird dessen Vater sein.“ Obwohl es Sakura schwer fiel, sammelte sie ihren Mut zusammen und entgegnete Sasuke: „Willst du es also einfach mitnehmen, sobald ich es auf die Welt gebracht habe? Willst du das Baby alleine großziehen? Unter Orochimarus Dach? Damit dieser damit Versuche durchführen kann und es sogar als sein neues Gefäß benutzen kannst?“ Sasuke musste nicht eine Sekunde darüber nachdenken. Seine Antwort kam prompt, kühl und entschieden. „Nein, so wird es nicht ablaufen. Ich habe nie gesagt, dass unser Kind ohne Mutter aufwachsen soll.“ Bei Sasukes Worten schlug Sakuras Herz schneller. Von seinen Worten überrumpelt, riss sie die Augen überrascht auf. Diese wenigen Worte hatte Sakuras Gehirn komplett leergefegt. Was sollte sie denn jetzt nur davon halten? Tat er das nur wegen dem ungeborenen Kind in ihrem Leib oder auch wegen ihr? Unweigerlich kam auch wieder die Frage in ihr auf, warum Sasuke überhaupt mit ihr Sex gehabt hatte. Während ihr diese Fragen durch den Kopf schossen, legte Sakura ihre Hände behutsam an die kleine Wölbung ihres Bauches. Der Strom der Tränen hatte für den Moment geendet. Wenigstens etwas Gutes. „Und?“ kam es da von Sasuke aus der Dunkelheit. Sakura, die die ganze Zeit nur in die Leere geblickt hatte, hob ihren Kopf an, um Sasukes Blick aus den roten Augen zu begegnen. Nicht einen Moment befürchtete sie, Sasuke würde sie unter die Kontrolle seines Sharingan bringen.  Hätte er das gewollt, hätte er es schon längst tun können. „Was?“ kam es nur verwirrt von Sakura. Ihr Gehirn hatte noch nicht seine volle Arbeit wieder aufgenommen. „Wofür entscheidest du dich?“ Sasuke tat einen kleinen Schritt auf Sakura zu. Mehr war sowieso nicht möglich. Dann stützte er beide Hände neben Sakura auf der Fensterbank ab. Sie war zwischen ihm gefangen. Ihr Herz begann noch schneller zu schlagen. Ihre Gedanken kreisten um den Mann direkt vor ihr und dem Mann, in dessen Zimmer sie sich befand. Sasuke beugte seinen Kopf ein wenig vor, sodass sich ihre Gesichter nur noch Millimeter voneinander entfernt befanden. Sakura konnte seinen heißen Atem auf ihrem Gesicht spüren. „Kommst du mit mir oder nicht?“ Sakura schluckte schwer. Hätte Sasuke dies vor gut 8 Jahren gesagt, wäre sie ihm in ihrer kindischen Verliebtheit wohl gefolgt. Doch inzwischen wusste Sakura, was für ein schlechter, gefährlicher Mensch Orochimaru war. Wie sehr hatte dieser auf Sasuke abgefärbt? „Du willst, dass ich mit dir komme? Jetzt?“ „Warum nicht?“ erwiderte Sasuke schlicht auf die verblüffte Frage Sakuras. „Warum nicht? Hier sind meine Freunde. Meine Familie“, entgegnete Sakura etwas selbstbewusster. Das Sasuke glaubte, Sakura würde so mir nichts, dir nichts, abhauen und abtrünnig werden…. Vor allem nachdem er sie so schäbig behandelt hatte! Und das sagte sie ihm auch. Mit jedem Satz wurde Sakura etwas wütender und ihr Selbstbewusstsein kehrte zurück. „Du lehnst ab?“ fragte Sasuke erneut schlicht. Sakura, die mit einer etwas anderen Reaktion gerechnet hatte – Beschimpfungen, Drohungen oder verletzenden Worten – wusste nicht so ganz, was sie antworten sollte. Sie wollte einerseits Sasuke nicht das Recht rauben, sein Kind nie zu sehen. Aber sie wollte auch nicht, dass es in Gefahr aufwuchs. „Warum kommst du nicht einfach wieder zurück nach Konoha?“ fragte Sakura da kleinlaut. Eine Prise Hoffnung schwang in ihrer Stimme mit. „Itachi lebt noch“, erwiderte Sasuke nüchtern und zerstörte damit diese aufkeimende Hoffnung in Sakura. Dafür kehrte die Wut zurück. Mit zusammengekniffenen Augen funkelte Sakura Sasuke an. Auch wenn sie noch immer zwischen ihm gefangen war, ihrer Wut tat dies keinen Abbruch. „Sasuke, ich habe nicht vor mit dir wegzugehen. Wie du richtig gesagt hast, es geht hier um unser Kind und ich werde es nicht unnötigen Gefahren aussetzen. Egal ob du weiter zu Orochimaru gehörst oder nicht, du versuchst noch immer deinen Bruder zu töten. Also wo, bitte schön, steht in dieser Gleichung die Sicherheit unseres Kindes? Wo?“ Anstatt Sakura eine Antwort darauf zu geben, wechselte Sasuke das Thema. „Du willst also lieber Neji heiraten?“ „Das ist auf jeden Fall besser, als ein Kind tödlichen Gefahren auszusetzen!“ gab Sakura hitzig zurück. Im Hinterkopf behielt sie sich jedoch, nicht allzu laut zu werden. Auch wenn sie Sasuke melden sollte, konnte sie es nicht. Nicht jetzt. Und sie wollte nicht, das irgendwer aus dem Uchia-Clan aufwachte und etwas vom dem Streit mitbekam. Bei Sakuras Antwort verengten sich Sasukes rot glühende Augen zu schmalen Schlitzen. „Wessen Zimmer ist das hier, Sakura?“ fragte er kühl. „Meines. Warum sollte ich sonst hier sein?“ „Und du schläfst hier alleine?“ kam prompt die nächste Frage. „Was geht dich das an?“ konterte Sakura und hoffte, Sasuke würde dieses Thema fallen lassen. Ihr war es unangenehm, in welche Richtung sich dieses Gespräch entwickelte. Für Sasuke war ihr Ausweichen aber Antwort genug. Sein Kopf ruckte kurz in Richtung des großen Doppelbettes, das sich Sakura mit Neji teilte. „Du schläfst also dort mit Neji?“ Sasuke stellte nicht wirklich eine Frage. Es klang schon eher wie eine Tatsache. Ein Fakt, den Sakura nicht leugnen konnte. Daher schwieg sie lieber. Auch wenn sie wütend war, wollte sie Sasuke nicht provozieren. Sie konnte sein Verhalten nicht einschätzen. Wer hätte denn auch je denken können, dass Sasuke hier so einfach in der Nacht auftauchen würde! Gut das Neji auf Mission war. Erneut nahm Sasuke Sakuras Schweigen als Antwort. Und sie schien ihm nicht zu gefallen. Obwohl es dunkel war und Sakura kaum etwas erkennen konnte, machte ihr auf einmal der kalte Ausdruck in Sasukes Augen Angst. Sie schloss die Augen. Nur für einen Moment. Sakura musste nachdenken und Sasukes Nähe half nicht sonderlich dabei. Sie musste sich beruhigen, um bei dieser merkwürdigen Konversation irgendwie zu Sasuke durchzudringen. Jetzt hatte sie in der Tat das erste Mal eine reelle Chance, Sasuke zur Rückkehr zu bewegen. Doch kaum hatte Sakura die Augen geschlossen, wurde sie sich Sasukes Nähe deutlich bewusst. Sein heißer Atem auf ihrer Haut, die Wärme seines Körpers. Alles war sehr präsent. Und dann tat Sasuke wieder einmal etwas, womit Sakura nicht gerechnet hatte. Sie hatte mit Einschüchterungen oder schmeichelnden Worten gerechnet, damit Sakura ihre Meinung änderte und mit ihm kam. Stattdessen gaben ihre Beine unter ihr nach, als Sasuke seinen Mund fordern auf ihren drückte. Das alles war einfach zu viel für sie im Moment. Und als ihre Beine daraufhin den Dienst versagten, schlangen sich Sasukes Arme stark um sie. Stoppten Sakuras Fall. Doch den Kuss unterbrach Sasuke nicht. Nachdem sie sich sicher in seinen Armen befand, fuhr Sasuke mit seiner Zunge liebkosend und gleichzeitig fordernd über ihre Unterlippe. Forderte Einlass. Und Sakura erlaubte es ihm. Kaum das Sasukes Zunge die ihre berührte, entfuhr ihr ein leiser Seufzer. Ihre Hände krallten sich hilfesuchend an Sasukes Oberteil, während sein Körper den ihren gegen die Fensterbank drückte. Die Situation erinnerte Sakura ein wenig an den Tag im Wald, wo Sasuke ebenfalls die Kontrolle übernommen hatte und Sakura nicht einmal nach ihrem Willen handeln lassen. Auch jetzt dominierte Sasuke die Situation eindeutig. Und obwohl Sakura den Kuss und den Körperkontakt zu ihm genoss, keimte gleichzeitig ein Gefühl der Angst in ihr auf. Würde das hier jetzt genauso enden wie im Wald? Würde er sie benutzen und dann fallen lassen? Würde er ihr wieder weh tun? Nein, Sakura wollte das nicht mit sich machen lassen. Auch wenn ihr Herz höher schlug und sie sich nach mehr sehnte, schoss ihr plötzlich ein Bild vor Augen. Neji, wie er sein Geburtstagsgeschenk öffnete und Sakura dankbar ansah. Neji, wie er ihr bei der Kleiderauswahl half. Neji, wie er sie in den Armen hielt und mit ihr redete. Neji, wie er sie küsste und streichelte. Der Gedanke an Neji war wie eine eiskalte Dusche für Sakura. Abrupt unterbrach Sakura den Kuss und  wandte ihr Gesicht ab. Schwer atmend blickte sie in die Dunkelheit. Ihr Herz raste noch immer. Was tat sie hier? Und vor allem mit wem? Das war nicht Neji. Nein, es war der Vater ihres ungeborenen Kindes. Sasuke dagegen richtete sich nun zu seiner vollen Größe auf. Seine Arme hielten Sakura nicht länger und sie wäre fast dabei gestolpert, wieder ihr Gleichgewicht zu finden. „Du und das Kind, ihr gehört zu mir, Sakura. Vergiss das nicht.“ Mit diesen Worten trat Sasuke zurück, griff an Sakura vorbei und öffnete das Fenster. Kalte Luft und feine Regentropfen trafen kalt auf Sakuras nackte Haut. Mit ihren Augen folgte sie Sasukes Bewegungen. „Ich komme wieder. Bald.“ Mit diesen Worten sprang kurzerhand aus dem Fenster und verschwand in der Dunkelheit und ließ eine mehr als verwirrte und fast schon verzweifelte Sakura zurück. Kapitel 15: Vertrauensverlust oder Gewinn? ------------------------------------------ Die Sonne hatte sich nach Tagen endlich gegen den Regen durchgesetzt. Das Grad, die Straßen, alles war noch vom tagelangen Regen durchnässt, doch die kraftvolle Sonne trocknete so langsam jedes einzelne Stückchen Erde. Ein frischer, angenehmer Duft wehte durch das Dorf. Als Neji an diesem frühen Morgen mit Naruto und Sai durch das Tor Konohas schritt, warteten zwei Chunin, die ihnen zur Begrüßung zunickten. „Ah, endlich wieder daheim.“ „Und kein Regen mehr.“ „Da sagst du was.“ Gut gelaunt strahlte Naruto Sai und Neji an. Wie so oft hatte Naruto die Arme hinter dem Kopf verschränkt. „Ich werde dann mal den Bericht anfertigen“, erklärte Neji und entließ damit Naruto und Sai von dieser Mission. Nach einer kurzen Verabschiedung, gingen die drei jungen Männer getrennte Richtungen. Während Sai und Naruto wohl nach Hause gingen, konnte Neji das leider noch nicht. Erst nachdem er einen Bericht über die Mission angefertigt und abgegeben hatte, konnte er zu Sakura zurück. Sie waren nur gut vier Tage voneinander getrennt gewesen und schon vermisste er sie so sehr… Das ging in Ordnung, entschied Neji, solang es keine negative Auswirkung auf seine Arbeit hatte. Obwohl Naruto oft darüber meckerte, dass er keine Missionen selbst anführen durfte, konnte er wohl eher froh darüber sein. Immerhin blieb ihm so die mühselige Arbeit der Berichte verfassen erspart. Neji unterdrückte den aufkommenden Seufzer und ging in Richtung Hokage-Gebäude. Da es erst 6 Uhr in der Früh war, befanden sich noch nicht viele Leute auf den Straßen. Hoffentlich würde Neji schnell fertig werden….   Die komplette Nacht über hatte Sakura wach in ihrem übergroßen Bett gelegen. Sie hatte keinen Schlaf finden können, egal wie sehr sie es versucht hatte. Seit Sasukes Weggang, hatte Sakura entweder geweint, in die Dunkelheit gestarrt, sich Vorwürfe gemacht oder über die ganze Sache nachgedacht. Letzteres war ihr am schwersten gefallen. Vorranging hatte Sakura geweint und sich schuldig gefühlt. Oder beides kombiniert. Sie fühlte sich Neji gegenüber so schuldig. Auch wenn Sasuke sie geküsst hatte, hatte sie seinen Kuss erwidert. Das war nicht zu verzeihen. Gleichzeitig allerdings wusste sie nicht, wen sie wirklich hinterging. Neji, mit dem sie verlobt war oder Sasuke, von dem sie schwanger war und wegen dem sie überhaupt erst mit Neji verlobt war? Zudem wusste Sakura nicht, was sie wollte. Oder wen. Jahrelang hatte sie Sasuke geliebt. Außer ihm hatte es keinen Mann in ihrem Leben gegeben. Doch er hatte sie nie als Frau betrachtet. Bis vor kurzen. Und dann behandelte er sie wie Dreck. Selbst letzte Nacht. Sasuke wollte, dass sie tat, was er wollte. Es schien ihn nicht zu interessieren, was Sakura wollte. Und doch ließen seine Worte ihr keine Ruhe. „Du und das Kind, ihr gehört zu mir, Sakura. Vergiss das nicht.“ Allein der Gedanke daran, ließ Sakuras Herz schneller schlagen. Hieß das, Sasuke empfand etwas für sie? Oder hatte er das nur gesagt, weil er das Kind wollte? Sakura konnte nachvollziehen, dass Sasuke nicht einfach jemand anderem sein Kind überließ. Er hatte schon immer seinen Clan wiederaufbauen wollen. Aber warum hatte Sasuke ausgerechnet mit ihr geschlafen? Weil er wusste, dass sie ihm nachgeben würde? Hielt er sie für so willensschwach, dass er glaubte, Sakura würde einfach alles hinter sich lassen und mit ihm gehen? Seine Aktion von letzter Nacht zumindest passte dazu. Aber dennoch konnte Sakura die naive Hoffnung nicht ablegen, dass Sasuke vielleicht doch an ihr interessiert war. Nicht nur wegen dem Baby. Er hatte vielleicht einfach nur Problem, seine wahren Gefühle zu zeigen. Aber was war mit Neji? Kaum dachte Sakura an ihn, traten ihr die Tränen in die Augen. Letzte Nacht hatte sie nicht so sehr wegen Sasuke oder der Situation, in der sie sich befand, geweint, sondern wegen Neji. Sakura mochte ihn. Das stand außer Frage. Und er ließ genauso ihr Herz höher schlagen wie Sasuke. Sie genoss seine Nähe. Sie liebte es, mit ihm zu scherzen und einfach nur in seinen Armen zu liegen. Und seinen Körper fand Sakura genauso anziehend, wie den Rest von ihm. Nur warum hatte sie dann letzte Nacht Sasukes Kuss erwidert? Liebte sie Neji oder Sasuke? Momentan war Sakura viel zu durcheinander, um Ordnung in ihre Gedanken und Gefühle zu bringen. Sie hielt sich selber nicht für eine Schlampe, die jedem dahergelaufenem Kerl so einfach ihr Herz und Körper schenkte. Nein, aber sie konnte auch nicht verstehen, wie gleich zwei Männer ihr Herz höher schlagen lassen konnten. „Gott, das ist wie in diesen billigen Groschenromanen, wo es immer diese bescheuerten Dreiecksbeziehungen gibt“, murmelte Sakura zu sich selbst. In der Regel las sie solche Bücher nicht. Sie fand sie nicht interessant. Aber vielleicht konnte sie sich dort ja ein paar Tipps holen. „Ich brauche wirklich ein wenig Schlaf“, dachte sich Sakura bei dieser albernen Idee. Erst die Probleme mit der Schwangerschaft, dann Tenten und jetzt auch noch das. Ihr Leben war momentan wirklich perfekt für einen dieser Groschenromane. Nur leider wusste Sakura immer noch nicht, was sie tun sollte. Sie würde Sasuke nicht verraten. Aber er würde wiederkommen. Das hatte er ihr gesagt. Vielleicht bekam sie dadurch die Chance, Sasuke dazu bewegen zu können, dass er wieder nach Konoha zurückkehrte. Das löste zwar ihr eigenes Problem nicht, aber es wäre besser als nichts. Außerdem gehörte Sasuke hierher und nicht zu Orochimaru. Nur wie sollte Sakura Neji gegenüber treten? Sie würde wohl allen anderen gegenüber so auftreten können, wie sonst auch. Konnte sie das jedoch auch bei Neji? Sakura hatte so ihre Zweifel. Vor allem wegen dem Kuss. Momentan schwamm Sakura nur so in Schuldgefühlen, die sie Neji gegenüber empfand. Und er würde demnächst zurückkehren. Also was sollte sie tun? Sakura bezweifelte, dass sie so einfach alles überspielen konnte. Außerdem dröhnte Sakuras Kopf nur so vor Kopfschmerzen. Das viele Weinen und der Schlafmangel hatte ihr eine höllische Migräne bereitet. Aber das hatte sie wohl auch irgendwie verdient gehabt. Sakura ließ ihren Blick zu dem Wecker auf dem Nachttisch wandern. 6:37 Uhr morgens. Eigentlich müsste sie bald aufstehen und zur Arbeit gehen. Sollte sie heute einfach einmal blau machen? Und dann? Dann hatte Sakura wieder nur zu viel Zeit zum Nachdenken. Wobei das auf der Arbeit wohl auch nicht anders sein würde. Oh, wie gerne würde Sakura jetzt mit jemandem reden. Aber mit wem? Hinata kam wohl nicht in Frage. Ebenso wenig Keiko. Denn Keiko würde die Situation wohl falsch verstehen und Hinata wollte Sakura nicht dieses große Geheimnis um Sasukes Besuch aufbürden. Und auch sonst konnte Sakura wohl kaum mit jemandem reden. Würde Naruto davon erfahren, würde er gleich nach Sasuke suchen. Und Sensei Kakashi? Der würde wohl, als pflichtbewusster Ninja, Meldung erstatten. Ebenso Sai. Oder so gut wie jeder andere, der Sakura in den Sinn kam. Letztendlich hatte sich Sakura selbst in diese missliche Lage gebracht, also würde sie das auch alleine wieder hinbekommen, entschied Sakura nach einigen verstrichenen Minuten. Kaum hatte sie diesen Entschluss – bis jetzt ohne Vorgehensweise – gefasst, als sie auch schon Schritte auf der Treppe hörte.   Es fühlte sich einfach gut an, nach einer tagelangen Mission nach Hause zu kommen. Vor allem mit dem Wissen das jemand auf ihn wartete. Allein der Gedanke zauberte Neji ein kleines, verstecktes Lächeln auf seine Lippen, während er sich die Schuhe auszog, sie ordentlich beiseite stellte und anschließend die Treppe zum ersten Stock hochging. Er hatte die Hand schon an den Türgriff gelegt, als ihm einfiel, dass es ja noch früher Morgen war. Eventuell sollte er lieber im Wohnzimmer oder sonst so warten, damit er Sakura nicht aufweckte. Gleichzeitig wollte Neji aber auch seine Kleidung wechseln, eine Dusche nehmen und vor allem, Sakura sehen. Letztendlich war der Drang Sakura zu sehen stärker, als der gute Wille, sie in Ruhe schlafen zu lassen. Es bestand ja außerdem die Hoffnung, dass Sakura gar nicht aufwachen würde. Vorsichtig drückte Neji daher die Türklinke hinunter, öffnete die Tür geräuschlos und blickte dann erst einmal vorsichtshalber zum Bett hinüber, um sich zu vergewissern, dass Sakura noch schlief. Zu seiner Überraschung saß Sakura bereits aufrecht im Bett und blickte zu ihm an. Neji lächelte, wollte seine Verlobte gerade begrüßen, als er ihr rotgeränderten Augen, die tiefen Schatten darunter und ihre blasse Erscheinung wahrnahm. Sofort läuteten bei ihm die Alarmglocken los. Das Lächeln war einem besorgten Gesichtsausdruck gewichen, während Neji die Tür hinter sich schloss und vorsichtig auf Sakura zu ging. Umso näher er ihr kam, desto schlechter sah sie aus. Sakuras Augen waren nicht nur gerötet, sondern die darunterliegenden Tränensäcke auch geschwollen. Zudem sah sie mehr als nur erschöpft aus. Sie hatte geweint. Definitiv. „Sakura, alles in Ordnung bei dir?“ War etwas mit dem Baby passiert? Hatte sie jemand schlecht behandelt? Kaum hatte Neji Sakura die Frage gestellt, traten ihr erneut die Tränen in die Augen. Einen Schluchzer unterdrückend, flüsterte sie seinen Namen. Für Neji reichte das vollkommen. Er wusste zwar nicht, was geschehen war, aber er würde jetzt erst einmal für Sakura alles tun, was in seiner Macht stand, damit es ihr besser ging. Neji machte die letzten zwei Schritte auf das Bett zu, setzte sich darauf. Währenddessen schlang Neji seine Arme um Sakura und zog sie an sich. Augenblicklich spürte er ihre Arme, die sich um Nejis Mitte legten. Und dann erzitterte Sakuras Körper unter ihren hemmungslosen Schluchzern. Der Anblick tat Neji weh. Er wollte Sakura helfen. Wollte ihr ihren Schmerz nehmen. Aber er wusste nicht wie. Daher blieb ihm nichts anderes übrig, als ihr beruhigend mit der Hand über Kopf und Rücken zu fahren. Natürlich war Neji neugierig und wollte den Grund für Sakuras Verhalten wissen. Er war aber immerhin noch ein Ninja und hatte gelernt geduldig zu sein und zu warten. Wenn sich Sakura beruhigt hatte, würde sie ihm sicherlich ihre Sorgen und Probleme erzählen. Neji hoffte nur, dass seine Familie gut behandelt hatte, in den vier Tagen seiner Abwesenheit.   Es waren etliche Minuten vergangen, in denen Sakura nichts anderes getan hatte, als zu weinen und zu schluchzen. Nejis Oberteil war inzwischen mit nassen Flecken übersäht. Doch es störte ihn nicht. Er war nur froh, dass die Schluchzer weniger und leiser wurden. Auch die Tränen versiegten irgendwann. Als Sakura ihr Gesicht irgendwann von Nejis Oberteil löste, war ihr Gesicht noch geschwollener als zuvor und mit roten Flecken übersäht. Von den ganzen Tränen, zogen sich feuchte Spuren über Sakuras Gesicht. Mit einem kleinen, vorsichtigen Lächeln wischte Neji die letzten Tränenspuren weg, während Sakura ab und an leise schluchzte. Er wagte nicht zu fragen, ob jetzt alles wieder in Ordnung war. Nach dieser Weinattacke konnte mal wohl kaum davon ausgehen. Dennoch wollte er jetzt so langsam wissen, was hier vor sich ging. Trotzdem hielt sich Neji weiterhin zurück. Er hoffte darauf, dass Sakura sich ihm anvertrauen würde. „Tut mir Leid“, kam es da zaghaft von Sakura, die sich die letzten Tränenspuren aus dem Gesicht wischte. Verlegen und auch unsicher blickte sie auf Nejis Oberkörper. Ganz offensichtlich vermied sie jeglichen Blickkontakt. So wie Sakura vor ihm auf dem Bett saß, wirkte sie verloren. So ganz anders als die lebhafte, junge Frau, die Neji sonst kannte. „Du musst dich nicht entschuldigen. Wirklich nicht“, beeilte sich Neji zu sagen. Hoffentlich hatte sich Sakura inzwischen so weit beruhigt. Doch so langsam ging auch seine Geduld dem Ende entgegen. „Sakura, willst du mir erzählen, was los ist?“ begann er sich vorsichtig heranzutasten. Augenblicklich verkrampfte Sakura vor ihm. Die Hände krallte sie in die Bettlaken. Sakuras Verhalten irritierte Neji. Es tat ihm auch weh. Noch bevor sie zu einer Antwort ansetzte, wusste Neji, dass Sakura ihm nichts erzählen würde. Was auch immer geschehen war, es würde ihr Geheimnis bleiben. „Neji, tut mir Leid. Wirklich. Ich will es dir erzählen, aber ich kann nicht. Nicht jetzt. Bitte, ich…“ sprudelten die Worte schnell aus Sakuras Mund. Sakuras Stimme klang verzweifelt, gleichzeitig auch flehentlich. Und auch irgendwie…schuldig? Zumindest benahm sie sich, als ginge es hier um etwas sehr, sehr wichtiges. Neji hatte keine Ahnung, um was es sich dabei handeln könnte. Aber Sakura bat ihn zu warten. Wenn er ihr Zeit ließ und sie nicht drängte, würde Sakura es ihm schon noch erzählen. Er vertraute darauf. Und er vertraute Sakura, stellte Neji fest. Bedingungslos. „Schon gut Sakura. Du sollst nur wissen, du kannst mir immer alles erzählen. Ich bin für dich da.“   Bei Nejis aufmunternd gemeinten, vertrauensvollen Worten, traten Sakura erneut die Tränen in die Augen. Dieses Mal jedoch konnte sie die salzige Flüssigkeit zurückhalten. Auch wenn es ihr schwer fiel. Sie fühlte sich sowieso schon mies genug, dass Neji jetzt so freundlich und hilfsbereit war, ließ Sakuras Schuldgefühle noch größer werden. Und sie fühlte sich wie eine Verräterin. Nicht an Konoha oder an ihren Freunden. Nein, an Neji und an sich selbst. Egal was die Zukunft brachte, es wäre wohl besser, wenn ihr Ungeborenes nie die genauen Umstände seiner Geburt herausfand, entschied Sakura. „Danke Neji“, begann Sakura und schniefte kurz auf. Sie wollte noch viel mehr sagen, wusste aber nicht wie. Auch wollte Sakura ihm in die Augen sehen, konnte es jedoch nicht. Sie hatte Angst, Neji würde ihr sofort ansehen, was sie in der Nacht getan hatte. Daher ließ sie ihren Blick umherwandern. Überrascht riss sie die Augen auf. „Oh mein Gott! Es ist schon so spät! Ich werde viel zu spät zur Arbeit kommen!“ Für vielleicht zehn Sekunden vergaß Sakura ihre Probleme und Sorgen, angesichts der Tatsache, dass es bereits kurz nach halb acht war. In der Regel fing die Arbeit um 7:30 Uhr an. Wer konnte, kam bereits um 7 Uhr. „Du solltest dir heute vielleicht frei nehmen und dich ausruhen“,  schlug Neji hilfsbereit und etwas besorgt vor. Und schon waren Sakuras alltägliche Probleme den viel schwerwiegenden Probleme ihres Liebeslebens gewichen. „Oh, aber“, war alles, was Sakura von sich geben konnte. Ihr fiel auf die Schnelle kein Argument ein, warum sie auf die Arbeit gehen sollte. Eigentlich hatte sie dazu ja auch gar keine Lust, ihr Kopf dröhnte und ihre Augen brannten. Würde Sakura allerdings daheim bleiben, würde sich Neji wohl um sie kümmern wollen. Und gerade zu ihm benötigte sie ein wenig Abstand. „Schon in Ordnung. Mir geht es gut.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, stand Sakura aus dem Bett auf. Doch bevor sie auch nur einen Schritt davon weggehen konnte, hielt Neji Sakura am Arm zurück. Fragend blickte Sakura ihren Arm entlang, dann Nejis, bis sie bei seinem Gesicht angekommen war. Ernst blickten die hellen Augen sie an. Schon fast eindringlich. „Sakura, du kannst nicht nur an dich denken. Nicht mehr. Ruh dich aus. Dem Baby wegen.“ Neji hatte ja Recht. Das wusste Sakura auch. Dennoch brachte sie Nejis Führsorge und seine Berührung fast um den Verstand. Wie konnte er nur so nett zu ihr sein? Wie konnte er sich nur um sie Sorgen machen? Wenn er die Wahrheit wüsste, würde sich Neji dann immer noch genauso verhalten oder würde er sie verachten? Ignorieren? Wütend auf sie sein? Oder noch schlimmer, enttäuscht sein? „Danke Neji, aber es geht schon.  Falls nicht, werde ich früher von der Arbeit kommen“, entgegnete Sakura ruhig, aber entschieden. Sie war über sich selbst verwundert, dass sie sogar ein kleines Lächeln zustande brachte, wenn sie doch eigentlich einfach nur laut losschreien wollte. Und weil Sakura glaubte, dass dies jeden Moment der Fall sein könnte, löste Sakura sich aus Nejis sorgender Berührung und verschwand im Badezimmer. Den besorgten Blick Nejis konnte Sakura zwar nicht sehen, doch deutlich auf sich spüren. Wortlos ließ er sie ziehen. Als Sakura frisch geduscht, geföhnt und mit geputzten Zähnen wieder aus dem Badezimmer kam, war Neji nirgends zu sehen. Diese Tatsache schmerzte. Warum, verstand Sakura selbst nicht. Doch sie sagte sich, dass es besser so sei. Schnell und leise verließ Sakura erst ihr Zimmer, dann das Haus. Niemand bemerkte sie, worüber sie erleichtert war. Wie jeden Tag ging Sakura in Richtung Hokage-Gebäude. Doch gut 10 Minuten, bevor sie dort ankam, änderte sie ihre Richtung. Die Leute um sie herum, hatte keine Ahnung, dass Sakura heute einen Tag blau machen würde. Obwohl Sakura Neji gesagt hatte, dass sie zur Arbeit gehen würde, hatte sie keinerlei Absicht, dorthin zu gehen. Doch im Hyuga-Anwesen wollte sie auch nicht bleiben. Sakura hatte bereits ein Ziel. Von hier aus musste sie noch gut 20 Minuten laufen, dann kam sie zu einem entlegenen Park. Dieser hatte früher einmal als Trainingsgelände gedient, heutzutage blieb er jedoch ungenutzt und war zu einem kleinen Park um fungiert worden. Doch auch wenn es nun ein Park war, kamen nicht viele Leute hier her. Dafür lag er zu entlegen. Genau das, was Sakura jetzt brauchte. Die Morgensonne schien bereits unbarmherzig auf die Erde hinab. Die vielen Bäume, die überall verstreut im Park standen, spendeten jedoch erfrischenden Schatten. Gerade deswegen waren auch etliche kleine, in Braun gehaltene Parkbänke, unter den schattenspendenden Bäumen angebracht worden. Sakura hatte sich unter einer eben dieser genannten Bänke niedergelassen und ließ ihren Blick über das ehemalige Trainingsgelände schweifen. Obwohl fast überall Gras wuchs, war an kleineren Hügeln und Kratern zu erkennen, was der ursprüngliche Zweck dieses Geländes war. Ab und an konnte Sakura auch einen umgefallenen Baum erkennen. Um den Park für die Dorfbewohner interessanter zu gestalten, war eine Laufbahn angelegt worden. In einem großen Oval verlief ein, mit Stein gepflasterter, Weg, der sicherlich angenehm zum Laufen war. Dennoch befand sich Sakura momentan als Einzige im Park. Die Sonne erreichte nur spärlich die Bank, auf der Sakura saß. Obwohl es bereits sehr warm war und der heutige Tag sicherlich noch heißer werden würde, fröstelte Sakura im Schatten ein wenig. Der Schlafmangel forderte nun seinen Tribut. Sakura fühlte sich müde und schlapp. Auch das viele Weinen tat sein Übriges, dass sie binnen kürzester Zeit auf der Parkbank einschlief. Abrupt riss Sakura die Augen auf. Eben noch in Dunkelheit gehüllt, blinzelte sie nun gegen das helle Sonnenlicht an, das ihr ins Gesicht schien. Ihr Herz raste und das Adrenalin wurde durch ihre Adern gepumpt. Ihr Körper war in Alarmbereitschaft, wenngleich sie nicht einmal wusste, warum. Aber auf jeden Fall war sie unsanft aus ihrem tiefen Schlaf gerissen worden. „Hey, Sakura, auch schon wach? Bisschen merkwürdiger Ort, um zu schlafen.“ Die Schwangere benötigte einen kurzen Moment, bis sie die Stimme zuordnen konnte. Dann auch endlich, kamen ihre Augen mit dem grellen Sonnenlicht zurecht. Vor ihr stand niemand anderes als Ino. Wie immer hatte die Blondine ihre Haare zu einem langen Zopf zusammengebunden. Auch trug sie ihre übliche lilafarbene, bauchfreie Ninjakleidung. Die Hände hatte sie in die Hüften gestemmt und blickte etwas skeptisch Sakura an. Diese hatte sich inzwischen aufgerichtet. Unbewusst fuhr sie sich mit den Händen durch die Haare, um diese ordentlich herzurichten. „Hallo Ino.“ „Du meinst wohl >Guten Morgen.<“ Innerlich verdrehte Sakura die Augen, wiederholte dann jedoch die morgendliche Begrüßung. „Was machst du hier?“ erkundigte sich Sakura. Sie war nicht sonderlich interessiert, wollte aber Ino davon ablenken, warum Sakura morgens im Park auf der Bank schlief. „Du weißt doch, dass meine Mutter einen Blumenladen betreibt“, fing Ino an zu erzählen. Erleichtert nickte Sakura. Gut, ihre Taktik schien zu funktionieren. „Tja, hier in dem Park wachsen wilde Orchideen, die sonst nur schwer zu bekommen und daher teuer sind. Ich bin hier, um welche für meine Mutter zu sammeln.“ Verstehend nickte Sakura. „Also hast du heute frei?“ „Ja, Shikamaru wurde nach Sunagakure geschickt. Keine Ahnung warum. Und Choji liegt mit einer Lebensmittelvergiftung im Krankenhaus. Der hat einen fünf Tage alten Nudelsalat gegessen, den Choji in seinem Zimmer gefunden hatte. Echt mal, wer isst so was? Das sah bestimmt schon eklig aus.“ Bei Inos Beschreibung wurde Sakura in der Tat ein wenig übel. Schon automatisch legte sie die Hände auf den Bauch. Sowohl schützend für das Baby, als auch um das Übelkeitsgefühl zu unterdrücken. „Hey, du wirst dich jetzt aber nicht wieder auf mir übergeben oder? Ich konnte die Schuhe übrigens wegschmeißen.“ Oh ja, bei ihrer letzten Begegnung hatten sich Sakura und Ino ja gestritten. Sakura hatte sich sogar auf ihre Schuhe übergeben. Letztendlich hatte Neji Ino dann aus dem Haus geschmissen. Das hatte sie schon fast wieder vergessen gehabt. Umso überraschter war Sakura nun, dass Ino ganz normal mit ihr redete. Ehe sich Sakura versah, hatte sie ihre gedanklich gestellte Frage laut ausgesprochen. „Oh, glaub mir, ich war echt sauer auf dich. Und auf Neji. Und auf alle anderen. Letztendlich habe ich aber beschlossen, dass du momentan eh genug in der Scheiße steckst.“ Überrascht blinzelte Sakura ihre ehemalige Freundin an. „Außerdem siehst du heute auch genauso aus.“ Fragend blickte Sakura drein. Was meinte Ino? Sie musste sich das nicht lange fragen. Ino lieferte ihr großzügig die Antwort. „Wie Scheiße, meine ich. Tut mir Leid“, schnell hob Ino beschwichtigend die Hände in die Luft. „Aber du hast echt schon mal bessere Tage gehabt. Gibt es Probleme mit Neji? Oder seiner Familie?“ Nun, in der Tat sah Sakura nicht gerade gut aus. Das wusste sie selbst. Das sich Ino aber anscheinend um sie sorgte, verwunderte Sakura dafür umso mehr. Was sollte sie jetzt sagen? Sakura konnte Ino ja schlecht die Wahrheit sagen. Dennoch wäre es ganz praktisch mit jemand Außenstehenden zu reden. Aber war Ino dafür die geeignete Person? Ihr weiter gegenüberstehend, seufzte Ino kurz auf. Dann ließ sie sich wortlos neben Sakura auf der Parkbank nieder. Das Schweigen hielt nicht lange an. „Ich weiß, in den letzten Jahren haben wir uns nicht gerade gut verstanden“, begann Ino. Dem konnte Sakura nur zustimmen. Anstatt etwas zu sagen, überließ sie jedoch der Blondine das Wort. „Ich weiß auch, dass ich mich manchmal wirklich ätzend verhalten habe“, fuhr sie fort. Auch dem konnte Sakura nur zustimmen. „Alle sind stärker geworden. Deutlich sogar. Ein paar von unseren alten Klassenkameraden haben Beziehungen gefunden. Wusstest du, dass Misa aus unserer Klasse sogar geheiratet hat? Den komischen Typen aus der Parallelklasse, Atsuyoshi.“ Nein, das hatte Sakura nicht gewusst. Sie war aber auch nie sonderlich mit Misa befreundet gewesen. Sie waren einfach nur zusammen zur Schule gegangen. Doch so langsam verstand Sakura, warum Ino ihr das alles erzählte. „Jeder hat irgendetwas Besonderes geschafft. Shikamaru ist zu einem wichtigen Berater geworden, vor allem in Bezug auf Suna. Kiba, Tenten, Lee, Shino, Hinata… Alle haben sich deutlich gebessert und sich einen Ruf erworben. Von Neji, dir, Naruto und Sai will ich erst gar nicht anfangen. Und ich? Ich bekomme keine besonderen Missionen, wie ihr anderen. Ich bin kein Spezialist in irgendetwas. Ich bin nicht so eine tolle Ärztin wie du. Und ich bin Single.“ Während Ino ihren Frust heraus ließ, blieb Sakura schweigend sitzen und hörte zu. Dieser Frust hatte sich wohl schon vor Jahren angesammelt. Bis lang hatte Ino nie die Chance bekommen, ihn loszuwerden. Und obwohl Sakura selbst genügend um die Ohren hatte, konnte sie Ino verstehen. Sie konnte deren Verhalten sogar nachvollziehen. Immerhin war Sakura als Kind die Außenseiterin gewesen. Die Verliererin, mit der niemand etwas zu tun haben wollte. Abgesehen von Ino. „Aber hey, du hast ja eigentlich keine Schuld daran. Trotzdem habe ich mein Versagen hauptsächlich an dir ausgelassen“, fuhr Ino ununterbrochen fort. „Dabei hast du das doch gar nicht verdient. Ich glaube, ich bin vor allem auf dich eifersüchtig, weil du doch damals mich brauchtest. Und jetzt kommst du so super alleine klar. Du bist sogar mit Neji verlobt und ihr erwartet ein Kind!“ Das war dann wohl ihr Startsignal, dachte sich Sakura. Sie hatte längst verstanden, dass sich Ino gerade für ihr mieses Verhalten in den letzten Jahren entschuldigt hatte. Aber sie war nicht besser gewesen. Immerhin hatte Sakura nie versucht, sich mit Ino auszusprechen. Und jede Möglichkeit hatte sie genutzt, um sich mit ihr zu streiten. Und das sagte sie Ino auch. Diese lächelte dankbar. „Aber glaub mir, so toll ist das alles auch nicht“, entfuhr es Sakura, bevor sie über ihre Worte nachdenken konnte. Die Worte waren ihr einfach so entschlüpft. Es hatte sich so normal angefühlt, mit Ino über solche Dinge zu reden. Als sie noch zusammen zur Schule gegangen waren, hatten sie zwar immer miteinander konkurriert – vor allem um Sasuke – aber gleichzeitig hatten sie sich auch immer geholfen. „Ah, also du siehst heute so erfrischend aus, wegen der Arbeit oder wegen Neji?“ gab Ino ein wenig sarkastisch von sich. Dennoch überkam Sakura der Drang, Ino einfach alles zu erzählen. Letztendlich entschied sie sich jedoch dagegen. Aber sie konnte ihr ja wenigstens einen Teil der Wahrheit erzählen. „Na ja, jetzt wo ich mit Neji verlobt bin, habe ich mich ziemlich mit Tenten verkracht. Ich glaube, sie hasst mich jetzt.“ Und dann erzählte Sakura Ino alles. Oder eben fast. Sie erzählte ihr, wie sie eher aus Versehen schwanger wurde – die genauen Umstände ließ Sakura weg – das daraufhin Hiashi  auf eine Heirat gedrängt hatte und wie ihr das alles über den Kopf stieg. Auch erzählte sie Ino alles, was mit Tenten vorgefallen war. Nur die letzte Nacht ließ sie aus. „Ah“, kam es wenig sagend von Ino. „Ah?“ gab Sakura mit hochgezogener Augenbraue zurück. „Ich hatte mit etwas mehr gerechnet.“ „Na, ich habe mir so etwas schon gedacht gehabt. Zumindest das die Schwangerschaft nicht geplant war und die Hochzeit ebenso wenig. Immerhin kam das alles doch sehr überraschend und überstürzt. Für alle. Vor allem, weil niemand wusste, dass du und Neji überhaupt ein Paar seid. Wart ihr denn schon eines, als die besagte Nacht geschah?“ „Nein, waren wir nicht“, antwortete Sakura wahrheitsgemäß. Natürlich war sich Sakura der Gefahr bewusst, dass Ino jedem davon erzählen konnte. Doch sie glaubte nicht daran. Ino konnte zwar anstrengend und nervend sein – genauso wie Naruto und auch Sakura selbst – aber sie konnte auch ein Geheimnis für sich behalten. „Entschuldige, aber so sehr überrascht mich das auch nicht.“ Überrascht sah Sakura Ino an. Die Blondine zuckte nur mit den Schultern. „Na, sonst hättet ihr doch wohl jemanden von der Beziehung erzählt. Und auf der kleinen Feier bei Neji daheim…. Tja, wie Fremde habt ihr euch zwar nicht aufgeführt, aber auch nicht wie ein Paar. Liebst du Neji denn?“ Ino war erbarmungslos ehrlich. Die Wahrheit war nun eben nicht immer schön. Doch schätzte Sakura das an Ino. Genau das brauchte sie momentan. Das sie offen mit jemanden reden konnte, ohne etwas zurückhalten zu müssen. „Keine Ahnung“, antwortete Sakura der Wahrheit entsprechend. „Und Neji?“ wollte Ino weiter wissen. Dieses Mal war es an Sakura, mit den Schultern zu zucken. „Kein Wunder, dass du so übernächtigt aussiehst!“ Tja, wenn Ino nur wüsste… „Also ich mag Neji schon. Unsere Beziehung hat sich verändert. Wir sind nicht einfach nur Freunde. Wir… naja, du weißt schon…“, begann Sakura zu erzählen, unterbrach sie dann aber selbst. Hitze stieg ihr ins Gesicht und färbte ihre Wangen peinlich rot. Bei diesem Anblick lachte Ino los. „Versteh schon. Tja, so hat es ja auch überhaupt angefangen, nicht wahr? Weil ihr die Finger nicht voneinander lassen konntet.“ Ein kleines Augenzwinkern milderte Inos Worte ein wenig ab. Sakura korrigierte Ino nicht, dass es eigentlich Sasuke gewesen war, der die Finger nicht von ihr hatte lassen können. „Na ja und abgesehen von eurer Freundschaft plus?“ „Als Neji die letzten Tage auf Mission war, habe ich mir schon Sorgen gemacht und ihn auch vermisst“, gestand Sakura. Das Sasuke sie jedoch ins Gefühlschaos gestürzt hatte, ließ sie aus. „Und Neji?“ „Der ist total führsorglich und nett. Er kümmert sich immer um mich, erkundigt sich wegen des Babys. Und er hat mir sogar den Verlobungsring gekauft, obwohl er das gar nicht gemusst hätte“, begann Sakura zu schwärmen und zeigte Ino den besagten Ring. „Dann ist die Sachlage doch ganz einfach. Ihr seid auf jeden Fall ineinander verknallt. Und der Rest kommt später noch.“ Inos Worte klangen so einfach und schlicht. Und doch gefielen sie Sakura. Sie mochte die Vorstellung, dass Neji und sie sich irgendwann richtig ineinander verliebten. Aber was sollte sie tun, so lange Sasuke noch existierte? Beziehungsweise so lange sie nicht wusste, ob sie noch Gefühle für Sasuke hatte? Immerhin wies Inos Schlussfolgerung einen großen Fehler auf. Sie hatte keinerlei Ahnung von Sasuke und was er mit dem Ganzen zu tun hatte. Sasuke, der sie und das Kind haben wollte. Der wohl bald wieder kommen würde. Würde Sasuke um sie kämpfen? Einerseits erhoffte sich Sakura das. Dann wüsste sie, dass Sasuke sie nie benutzt hatte und tatsächlich sie wollte. Aber es gab ja auch noch Neji, der sich, wie Sasuke, in ihr Herz eingenistet hatte. „Danke Ino. Das hat wirklich gut getan“, sagte Sakura lächelnd und verdrängte ihre Sorgen und Probleme, die mit Sasuke zu tun hatten. Erst einmal sollte sie die lösbaren Probleme angehen. „Aber Tenten hasst mich deswegen nicht weniger.“ „Mag sein“, gab Ino locker zurück und streckte ihre Arme in die Höhe. Nachdem sie diese wieder hatte sinken lassen, fuhr sie fort. „Ich kann Tenten verstehen. Du hättest von Anfang an ehrlich zu ihr sein sollen. Dann hätte es vielleicht nicht so schlimm geendet. Ich meine, eine Freundschaft wird immer auf die Probe gestellt, wenn man sich für denselben Mann interessiert. Aber gib ihr ein wenig Zeit und dann versuch mit ihr zu reden. Erklär ihr einfach, wie das alles hatte passieren können. Und wenn sie dir dann immer noch nicht verzeiht… Tja, so ist das Leben. Man bekommt eben nicht immer, was man will.“ Wie wahr diese Worte doch waren. Dadurch, dass Ino immer gerne im Mittelpunkt stand und sich ein wenig zu sehr für das andere Geschlecht interessierte, vergaßen viele, dass Ino selbst nicht dumm war und einiges im Köpfchen hatte. Vor allem viel Wahrheit und gute Ratschläge. Und obwohl Sakura dies alles selbst gewusst hatte, tat es gut, solche Worte einmal von jemanden zu hören, der nicht selbst direkt involviert war. „Danke Ino, das tat wirklich gut.“ „Mir auch. Hab schon vergessen gehabt, wie es war, mit dir so abzuhängen und zu reden“, gestand Ino, wenngleich sie versuchte ihren Worten einen lockeren Klang zu geben. Sakura verstand jedoch sehr gut, was Ino da sagte oder besser gesagt, worum sie bat. Ihr entging es ja nicht anders. Sie waren so viele Jahre beste Freundinnen gewesen und plötzlich hatten sie sich nur noch gezofft und sich auseinander gelebt. Doch jetzt, wo Sakura jemanden zum Reden gebraucht hatte, war Ino für sie da gewesen. „Das können wir ja vielleicht in Zukunft wiederholen“, schlug Sakura vor. „Klar doch“ sagte Ino und erhob sich lächelnd. „Ich sollte mich jetzt mal langsam auf den Weg machen. Meine Mutter wird bestimmt schon sauer sein, weil ich so spät bin.“ Winkend verabschiedeten sich Sakura und Ino voneinander. Vielleicht war dies ja die Neugeburt ihrer Freundschaft? Auf jeden Fall fühlte sich Sakura ein wenig besser, wenngleich die Probleme dieselben geblieben und nicht verschwunden waren.   Während Sakura auf der Bank saß und sich von Ino verabschiedete, hatte sie keine Ahnung, dass sie noch lange nicht alleine und ungestört war. Weder Sakura noch Ino hatten die dritte Person bemerkt, die sich in dem umliegenden, kleinen Wäldchen verbarg. Ein Jutsu half Sasuke, sein Chakra zu unterdrücken, sodass er nicht entdeckt werden würde. Und falls doch, hatte er ein weiteres Jutsu benutzt, dass sein Äußeres verändert hatte, sodass niemand dahinter kommen würde, dass sich Sasuke Uchiha in Konoha aufhielt. Nach letzter Nacht hatte er sich im umliegenden Wald Konohas ausgeruht und vorgehabt, sich einen Überblick über das heutige Konoha zu verschaffen. Das er Sakura verfolgte, war nicht sein ursprüngliches Vorhaben gewesen. Nun, er hatte aber so einiges in Erfahrung bringen können. Wer hätte geglaubt, dass Sakura und Neji inzwischen befreundet waren und sich zwischen ihnen womöglich noch mehr abspielte? Eine Sache, die Sasuke bald beenden würde. Sakura war schwanger von ihm, nicht von Neji. Sakura und das Baby gehörten zu ihm. Er würde sich erstens keine Hörner aufsetzen lassen und zweitens teilte er nicht. Was ihm gehörte, gehörte zu ihm. Schluss aus. Eventuell sollte er Sakura früher besuchen als er vorgehabt hatte, überlegte sich Sasuke, während sein Blick weiter unverwandt auf die junge Frau gerichtet war, die mit einem kleinen Lächeln über die leichte, kaum sichtbare Wölbung an ihrem Bauch fuhr.  Kapitel 16: Versteckt und doch gefunden --------------------------------------- Eine ausgiebige Dusche und ein ordentliches Frühstück halfen doch sehr nach einer tagelangen Mission. Obwohl es Neji körperlich deutlich besser ging und er sich unter anderen Umständen wohl fühlen würde, kam in ihm dieses Gefühl einfach nicht auf. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Sakura. Er machte sich Sorgen um sie, wusste nicht, was sie so bedrückte. Und das Schlimmste für Neji war, dass sie sich ihm nicht anvertraute. Er hoffte einfach, dass die Arbeit ihr helfen würde. Zumindest konnte sie dort nicht noch mehr Probleme bekommen. Vorausgesetzt natürlich, Sakuras Zustand war nicht Folge der Arbeit. Gab es dort Leute, die Sakura irgendwie belästigten oder gar mobbten? Dasselbe fragte sich Neji auch im Bezug auf seinen Clan. Hatten die Hyuugas Sakura wirklich gut behandelt, während er nicht anwesend gewesen war? Hatte womöglich sein Onkel Sakura gegenüber etwas erwähnt oder befohlen, weswegen sie so aufgelöst gewesen war? Seufzend ließ sich Neji auf sein großes Doppelbett sinken. Auf dem Rücken liegend, blickte er die Decke an, so intensiv, als könne er dort die Antwort auf seine Fragen finden. Den linken Arm hatte er sich über die Stirn gelebt. Erneut seufzte Neji schwer auf und schloss die Augen. Was konnte er tun? Konnte er überhaupt etwas tun? Neji fühlte sich machtlos. Hatte er sich auf der Mission noch gefragt, ob er etwas für Sakura empfand, so kannte er die Antwort inzwischen. Allein die Tatsache, dass er sich so um Sakura sorgte, diente bereits ausreichend als Antwort. Anders gedacht, kam in Neji dann allerdings die Frage auf, was Sakura für ihn empfand? Immerhin verschloss sie sich vor ihm. Sie beide waren schon lange Freunde. Zwar nie so innig, wie sie jetzt miteinander umgingen, aber war da mehr? War Neji für Sakura mehr als ein Freund oder einfach nur der allerbeste Freund auf Erden und gleichzeitig ihr Retter aus dieser schwierigen Lage? Nun, ein Freund mit außerfreundschaftlichen Diensten. Neji hoffte, dass dies nicht der Fall war. Sein Herz schmerzte allein schon bei dieser Vorstellung. Außerdem kam in ihm die Hoffnung auf, dass Sakura ihn nicht mit ihren Problemen und Sorgen belästigen wollte, weil sie der Meinung war, er tat bereits genug für sie. Dieser Frau traute Neji solche Gedankengänge jedenfalls zu. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür riss Neji aus seinem Schlaf. Im ersten Moment war er ein wenig verwirrt. Er hatte nicht vorgehabt zu schlafen, musste aber trotz seiner Gedankengänge um Sakura eingeschlafen sein. Erneut klopfte es an der Tür. Dieses Mal etwas kräftiger als zuvor. Schnell beeilte sich Neji aufzustehen und auf die Tür zuzugehen. Bevor er die Holztür öffnete, strich er sich kurz durch die Haare. Er sah hoffentlich nicht zu verschlafen auf. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, wartete Hanabi auf ihn. In ihrer Hand hielt sie das einzig tragbare Telefon des Anwesens in Händen. „Hallo“, begrüßte ihn seine Cousine freundlich. Ein kleines Lächeln folgte, verschwand jedoch, als sie Neji den Hörer hinhielt. „Für dich. Es geht um Sakura. Klingt dringend.“ Bei diesen wenigen Worten zog sich Nejis Herz schlagartig zusammen. Hastig, ganz untypisch für ihn, nahm er den Hörer entgegen, nickte Hanabi kurz zu, während er schon die Tür schloss, um ungestört telefonieren zu können. „Ja, hallo?“ meldete sich Neji und wartete, wer sich wohl am anderen Ende der Leitung bekannt. Als er nach der kurzen Begrüßung die Stimme erkannte, wurde ihm gleich noch viel mulmiger zumute. Wenn die Hokage selbst anrief, konnte es doch wohl keine guten Neuigkeiten geben oder? Bevor Neji nachfragen konnte, was die Hokage mit ihm über Sakura zu besprechen hatte, setzte er sich auf den Bettrand. Vorsicht war besser als Nachsicht. „Was kann ich für Euch tun?“ erkundigte sich Neji und versuchte seine Ängste und Sorgen nicht in seiner Stimme mitklingen zu lassen. Erfolgreich, wie er fand. „Sag mir, dass Sakura bei dir ist“, kam es prompt von der Anführerin Konohas. Die eiserne Faust, die sein Herz im Griff hielt, drückte noch einmal ordentlich zu. Er schloss die Augen, bevor Neji antwortete: „Nein, ist sie nicht. Ich dachte sie sei auf der Arbeit.“ „Tja, hier ist sie nie aufgetaucht. Wir wissen beide, dass das Sakura nicht üblich sieht.“ Noch während die Hokage sprach, stellte sich Nejis Gehirn zig Szenarien vor, was mit Sakura geschehen sein mochte. Sie war auf dem Weg zur Arbeit kollabiert. Jemand hatte Sakura entführt. Sakura war davongelaufen. Jedes Szenario war eine Horrorvorstellung für Neji. Tsunade sagte noch mehr, doch er hörte ihr nicht mehr zu. Konnte nicht. Neji musste weg hier. Er musste sich auf die Suche nach Sakura machen. Andernfalls würde er sich nie verzeihen, wenn ihr etwas zugestoßen war. Recht einsilbig verabschiedete sich Neji von der Hokage. Obwohl Tsunade am Telefon protestierte, drückte Neji den kleinen Knopf, um das Telefonat zu beenden. Dann stürmte Neji aus dem Haus, auf der Suche nach Sakura. Hoffentlich ging es ihr gut. Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Wie ein Mantra sagte er sich diese Worte immer wieder, während Neji die Suche nach Sakura in den Straßen Konohas begann.   Als erstes war Neji den Weg abgegangen, den Sakura normalerweise ging, um zur Arbeit zu gelangen. Dort war sie nicht. Als nächstes war Neji zum üblichen Trainingsgelände Team Kakashis gegangen. Ebenfalls niemand. Selbst Naruto, Sai und Kakashi waren nicht dort gewesen. Sie befanden sich wohl auf Mission, dachte sich Neji, doch eigentlich kümmerte es ihn nicht. Seine nächste Anlaufstelle war das Krankenhaus gewesen. Neji war nicht davon ausgegangen, dass Sakura hier als Patientin eingeliefert worden war. Dann hätte sich Tsunade oder jemand aus dem Krankenhaus längst gemeldet. Aber eventuell hatte sie dort ja eine Freundin, von der Neji nichts wusste und mit der sich Sakura traf. Oder sie arbeitete einfach hier, obwohl sie in den Innendienst versetzt worden war. Das Krankenhaus erwies sich ebenfalls als Enttäuschung. Ebenso wie das Künstlerviertel, ein großes Einkaufszentrum, das Einkaufsviertel  und die Fressmeile Konohas. Neji war sogar zu Dr. Kishimoto gegangen, in der Annahme, Sakura sei wegen de Schwangerschaft zu ihrer Frauenärztin gegangen. Nichts. Nirgends konnte Neji Sakura finden. Verdammt, wo war sie nur? Ging es Sakura gut? Die Unruhe in Neji wuchs mit jeder Sekunde und jedem Straßenabschnitt, in dem er Sakura nicht finden konnte. Seine äußere Gelassenheit, die er normalerweise zur Schau stellte, war verschwunden. Wo sollte er als nächstes suchen? Im Vergnügungsviertel, in dem vor allem nachts eher Leute anzutreffen waren und der tagsüber recht verlassen war? Aber was sollte Sakura da? Vielleicht sollte Neji erst einmal in den Bereich gehen, wo etliche Waffen hergestellt und verkauft wurden. In der Regel an Ninja. In einer Stadt wie Konoha war so ein Gebiet typischerweise vorhanden, ja, schon notwendig. Auch wenn Neji keinen Beweis dafür hatte, dass sich Sakura dort aufhielt und er auch nicht das Gefühl dafür hatte, entschied er sich, dorthin zu gehen. Falls nötig, würde Neji jeden einzelnen Stein Konohas umdrehen, bis er Sakura endlich gefunden hatte!   Es war schon nach Mittag, als Neji in dem Waffenviertel ankam. Obwohl er heute nur in der Früh gefrühstückt hatte, verspürte Neji keinen Hunger. Er war viel zu sehr auf seine Suche konzentriert. Sein Gehirn produzierte noch immer schreckliche Szenarien vor seinem inneren Auge, was Neji nur weiter zur Eile antrieb. Ein Waffenladen nach dem anderen stand hier dicht an dicht. Einige Geschäfte hatten sich spezialisiert und vertrieben nur Katana oder Spezialanfertigungen auf Wunsch. Die meisten jedoch verkauften eine Auswahl an Kunais, Katana, Wurfnadeln und was das Ninjaherz sonst noch so begehrte. In dem Waffenviertel selber begegnete Neji fast ausschließlich andere Ninja. Manch einen kannte Neji sogar, die er nur fahrig grüßte. Bereits in einigen Geschäften hatte Neji nach Sakura gesucht gehabt, bislang jedoch ohne Erfolg. Er wollte gerade in den nächsten Laden gehen, als die Tür vor ihm geöffnet wurde und er mit dem Gegenüber aneinander stieß. Neji murmelte nur fahrig eine Entschuldigung, ehe er feststellte, dass sein Gegenüber sich nicht wegbewegte. Dadurch konnte Neji auch nicht den Laden betreten. Notgedrungen hob Neji den Kopf an. Und erstarrte ebenfalls.   Die braunen Augen, die sonst immer so vor Freude funkelten und strahlten, verengten sich augenblicklich beim Anblick der weißen Augen und langen, schwarzen Haare. Der sonst so warme Ausdruck der braunen Augen verschwand und wich Kälte. Verdammt, der heute Tag war wirklich beschissen. Erst war der Warmwasserboiler kaputt gegangen, sodass Tenten mit kaltem Wasser hatte duschen müssen, dann war die angesetzte Mission kurzfristig gestrichen worden, sodass sie mit ihrer Zeit nichts anzufangen wusste und sie deshalb beschlossen hatte, sich ein paar neue Waffen zuzulegen. Genau diese wollte Tenten jetzt am liebsten in Neji hineinstechen und genüsslich umdrehen. Ihrer guten Erziehung – und vor allem wegen dem Gesetzt – unterdrückte Tenten dieses Bedürfnis. Die neu gekauften Waffen blieben unbenutzt. Vorerst. Seit dem extrem peinlichen und schmerzhaften Erlebnis mit Neji und Sakura, hatte Tenten kein Wort mehr mit den Beiden gewechselt. Selbst im Training versuchte Tenten Neji, so gut es ging, zu ignorieren. Genau dasselbe hatte sie auch jetzt vor. Eigentlich. Tenten verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass sie Neji einen zweiten Blick würdigte, der nicht so flüchtig ausfiel wie der erste. Wie immer sah Neji einfach gut aus. Das lange, schwarze Haar wurde von dem Stirnband, das ihn als Ninja auszeichnete und die Dorfzugehörigkeit anzeigte, zurückgehalten, sodass nur ein paar Strähnen in sein Gesicht fielen. Ein Gesicht, das heute recht blass wirkte. Ein verbissener, besorgter Zug war um seinen Mund herum zu finden und reichte bis zu seinen Augen, die etwas verloren dreinblickten. Die Sorge jedoch war unübersehbar. Was auch immer der Grund für Nejis Sorge war, es tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Tenten versucht nicht aufzuseufzen, vor Verlangen, aber auch vor Schmerz. Ihr Herz war noch immer gebrochen. Ach was, zertrümmert. Es würde Jahre dauern, bis es wieder zusammengeflickt war. Falls dies überhaupt möglich war. Den vielen Nächten nach zu urteilen, in denen Tenten vor Liebeskummer, aber auch vor Wut, weinte, würde es sehr, sehr lange dauern. Und verdammt, vielleicht war es der jahrelangen Freundschaft geschuldet, aber Tenten konnte sich nicht einfach von Neji abwenden, wie sie es eigentlich sollte. Dafür sah er einfach viel zu…traurig aus. Nicht richtig traurig, aber irgendetwas in seinen Augen ließ ihr einfach keine Ruhe. Kurz nervte Tenten genervt auf. Ob sie wegen Neji genervt war oder wegen ihrer Entscheidung, war ihr selbst nicht ganz klar. Dann jedoch meinte sie: „Was ist dir für ’ne Laus über die Leber gelaufen?“ Neji verstand noch nicht so ganz wie, aber auf jeden Fall musste er jetzt nicht mehr alleine nach Sakura suchen. Er war über Tentens Hilfe wirklich froh und dankbar. Vor allem hätte er nie erwartet, dass ausgerechnet Tenten ihm bei seiner Suche nach Sakura helfen würde. In den letzten Tagen und Wochen hatten sie nicht ein Wort miteinander gewechselt. Tenten vermied es sogar ihn anzusehen. So wie jetzt auch. Schweigend gingen sie nebeneinander her, während sein Blick prüfend und suchend über die Gesichter der Menschen glitt und jeden dunklen Winkel absuchte, immer auf der Suche nach dem rosafarbenen Haarschopf. Die gemeinsame Suche dauerte noch nicht lange. Bislang war Neji noch nicht zu dem Schluss gekommen, dass Tenten ihm eine wirkliche Hilfe sein würde. Im Gegenteil. Neji vermutete, sie würde eher hinderlich sein. Nicht, dass er ihr das sagen würde. Und es war auch nicht ihre Schuld. Nein, es war Nejis Problem. Er wurde fast wahnsinnig vor Sorge um Sakura und gleichzeitig überkamen ihn nun seine Schuldgefühle Tenten gegenüber. Im Training fühlte sich Neji die meiste Zeit über auch nicht gut, doch jetzt, wo sie ihm ihre Hilfe angeboten hatte, nachdem er ihr die Situation geschildert hatte, fühlte er sich mies. Neji hatte es nicht vorgehabt, doch letztendlich hatte er mit seinem Verhalten Tenten verletzt. Sehr sogar. Neji konnte zwar nicht sagen, wie sich Liebeskummer anfühlte, aber er wusste inzwischen sehr genau, wie sich der Verlust einer wichtigen Freundschaft anfühlte. Der Drang, sich zu entschuldigen, wurde immer größer. Im Training hatte er es ein paar Mal versucht, doch Tenten hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts von ihm hören wollte. Daher war Neji umso überraschter gewesen, dass Tenten ihre Hilfe angeboten hatte. In ihren Augen ging es hier schließlich um den Typen, der ihr einen Korb verpasst hatte und der seine Verlobte suchte, bei der es sich um die ehemals beste Freundin handelte. „Tenten, ich…“, begann Neji, der endlich einmal mit seiner Teamkameradin in Ruhe reden wollte, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Wo hast du schon überall gesucht, hast du gesagt?“ unterbrach sie ihn recht bestimmend. Erneut zählte Neji sämtliche Orte auf, an denen er Sakura erfolglos gesucht hatte. Mit einem Kopfnicken nahm Tenten es zur Kenntnis und schwieg erneut. So würden sie niemals Sakura finden. Und so konnte es auch einfach nicht länger weiter gehen. Neji blieb mitten auf der Straße stehen. Noch bevor Tenten begreifen konnte, was los war, hielt er sie am Arm zurück, sodass auch sie notgedrungen stehenbleiben musste. Da sie sich gerade in einer recht verlassenen Straße abseits der Hauptwege befanden, hielten sich hier nicht viele Leute auf. Und so störte sich auch niemand daran, dass Neji und Tenten mitten auf der Straße standen. „Es reicht jetzt“, begann Neji mit entschlossener Stimme. Da er sich nicht sicher war, ob Tenten einfach Reißaus nehmen würde, um seine Worte nicht zu hören, hielt er sie weiterhin am Arm fest. Entschieden erwiderte er den zunächst verwirrten, dann wütender werdenden Blick aus den braunen Augen. „Ich weiß verdammt genau, dass das, was Sakura und ich dir angetan haben, nicht wieder gutzumachen ist. Eine Entschuldigung wird das auch nicht wieder in Ordnung bringen. Aber ich bitte dich, mir zuzuhören. Wir hatten das ganz sicher nicht geplant. Ich hatte ja nicht mal vorgehabt überhaupt etwas mit Sakura anzufangen!“ Und schon waren die Worte Neji entschlüpft, bevor er selber genau realisieren konnte, was er da gesagt hatte. Obwohl die Worte der Wahrheit entsprachen, fühlte er sich, als hätte er Sakura gegenüber einen schrecklichen Fehler begangen. Da wurde Sakura von der Hokage und auch von seinem Onkel Verschwiegenheit befohlen und er selbst konnte den Mund nicht halten. „Was meinst du damit?“ Skeptisch blickte Tenten Neji bei seinen Worten an. Ihr Körper war angespannt, als wolle sie jeden Moment wegrennen oder kämpfen. Was wahrscheinlich auch gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt war. Dennoch blieb sie stehen. Mit einem energischen Ruck riss sie sich aus Nejis Griff los und verschränkte ihre nun freien Arme vor der Brust. Während Tenten noch auf eine Antwort Nejis wartete, dachte dieser fieberhaft nach, wie er sich und vor allem Sakura aus dieser misslichen Lage retten konnte. Er konnte nicht die Wahrheit sagen, aber er konnte so nahe wie möglich daran bleiben und nur ein paar kleine, sehr wichtige Fakten, abändern. „Wollen wir woanders reden?“ schlug Neji erst einmal vor. Zum Einen, um Zeit zu schinden, um seinem provisorischen Plan ein wenig Kontur zu verleihen, zum Anderen, weil Neji nicht wollte, dass jemand etwas von diesem Gespräch mitbekam. Er wollte Sakuras Ruf nicht beschädigen. Tenten jedoch schien seine Meinung nicht zu teilen oder dachte einfach nicht darüber nach. Mit abweisender Stimme stellte sie Neji vor die Wahl. „Entweder du redest jetzt mit mir oder lass es bleiben.“ Seufzend gab sich Neji geschlafen. Dann würde er das eben hier, mitten auf der Straße regeln. Er war froh, dass Tenten ihm überhaupt eine Chance gab sich zu erklären. Zum Glück war diese Straße nicht sonderlich belebt.   Wo sollte sie als nächstes hingehen? Nach einiger Zeit war es im Park langweilig geworden. Sakura hatte daraufhin beschlossen, erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang zu unternehmen. Anfangs hatte Sakura versucht, stark besuchte Gegenden zu meiden. Allein der Gedanke daran, dass sie sich morgen Tsunades Wut stellen musste, ließ Sakura frösteln. Sie hoffte, die Hokage würde ein wenig Nachsicht mit ihr zeigen. Ja, Sakura hätte einfach anrufen und sich den Tag frei nehmen sollen. Es wäre besser gewesen. Jetzt war es jedoch zu spät. Nach einer guten Stunde wurde jedoch auch der Spaziergang langweilig und wenig erholsam. Ihre Gedanken hatten nicht nur um ihre morgige Strafpredigt gekreist, sondern –wie konnte es anders sein – auch um Neji und Sasuke. Sakura war froh, dass sie sich jetzt wohl an Ino wenden konnte, wenn sie Probleme mit Neji haben sollte. Ihre Freundschaft war zwar nicht wieder auf Werkseinstellung zurückgesetzt worden, aber es hatte doch einen guten Fortschritt zwischen ihnen gegeben. Nur leider löste das ihr Männerproblem nicht. Bis jetzt hatte sie noch keine Idee gehabt, wie sie Neji wieder unter die Augen treten sollte. Der Spaziergang hatte auch nicht geholfen. Und weil sie langsam Hunger bekam, beschloss Sakura erst einmal in einem Café zu frühstücken, wenngleich etwas spät. Nachdem sie ein sehr leckeres Croissant mit Schokoladenfüllung, ein Rosinenbrötchen und ein Käsesandwich verdrückt hatte – dazu hatte sie einen heißen, überaus leckeren Kakao getrunken – fühlte sich Sakura besser. Ihre Probleme waren nicht verschwunden, doch sie hatte diese ein wenig von sich schieben können. Ein wenig Abstand zu ihrem Problemen und Sorgen würde sicherlich hilfreich sein. Daher beschloss Sakura einen kleinen, gemütlichen Einkaufsbummel zu unternehmen. Sie wollte in eine Bücherei gehen, einen Kräuterladen und falls sie in der richtigen Stimmung war, auch noch in einen Brautmodenladen. Ein solch entspannter, ganz normaler Tag, würde ihr eventuell helfen, herauszufinden was – vielleicht auch wen – sie wollte und wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen konnte. Als Sakura das Café verließ, überkam Sakura das Gefühl, beobachtet zu werden. Schon wieder. Bereits im Park und auch beim Spaziergang hatte sie sich beobachtet gefühlt. Doch immer, wenn sie sich umsah, konnte sie niemand verdächtiges sehen. So wie auch jetzt. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, konnte Sakura nur eine alte Frau mit einer Jüngeren in Begleitung entdecken, die gerade Taschen voller Einkäufe mit sich herum trugen. Seufzend schüttelte Sakura den Kopf, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte. Sicherlich waren ihre Nerven einfach überspannt und gereizt, sodass sie sich das alles einfach einbildete. Der Buchladen, zu dem sie wollte, würde sicherlich helfen, ihr Gemüt zu beruhigen. Außerdem wollte sie sich einen Groschenroman zulegen. Sie wollte wirklich herausfinden, ob solch ein Buch ihr vielleicht helfen konnte.   Was sollte dieses Theater? Das klang wie eine Seifenoper! Nein, noch kitschiger. So etwas gab es doch nicht. Das so etwas heute noch passierte, bezweifelte Tenten. Gut, weil man einen über den Durst getrunken hat und dann im Bett gelandet ist…. Das mochte Tenten ja noch verstehen. Aber dass Sakura von dieser einen Nacht gleich schwanger wurde und das daraufhin Nejis Onkel auf eine Hochzeit bestand… Das klang wirklich wie das kitschige Skript einer Seifenoper. „Also seid ihr beide nur ein Paar und miteinander verlobt, weil du Sakura geschwängert hast, ja?“ Am liebsten würde sei heulen. Tenten wusste nicht, ob das hier wirklich überstehen würde. Jedes Wort von Neji tat weh. Was war besser? Das Sakura und Neji ineinander verliebt waren und sie aus Liebe heiraten und sogar ein Kind gezeugt hatten oder dass dies alles nur auf einen Unfall basierte? Ach, es war egal. Es tat weh. Tentens Herz schmerzte. Und wie es schmerzte! Zu allem Übel merkte sie, wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten. Oh nein, sie würde hier nicht losweinen. Ganz gewiss nicht vor Neji! Um ihren Schmerz und den Liebeskummer nicht vor Neji zu offenbaren, wurde Tenten lieber wütend. Noch immer hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt und schnaubte abfällig. „Und das alles soll ich dir glauben?“ „Du sollst nicht, ich bitte dich“, entgegnete Neji ruhig, wenngleich sich Tenten einbildete, für einen kurzen Moment einen schmerzhaften Schatten über seine Augen huschen zu sehen. „Ach, und wie kam es, dass du und Sakura euch getroffen habt? Alleine? Und ihr dann auch noch zusammen getrunken habt? Das sieht keinem von euch ähnlich.“ Diese Sache an der Geschichte störte Tenten am meisten. Sakura hatte immer gewusst, wie es um Tentens Gefühle für Neji stand. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie Neji einfach alleine besucht hatte. Das hatten die beiden nie vorher getan. Zumindest hatte Tenten nichts davon gewusst. War sie etwa schon längere Zeit von den beiden belogen worden? Als sie Neji damit konfrontierte, wendete dieser den Blick für einen kurzen Moment von Tenten ab, ehe er sie wieder ansah. Also hatten sie. „Wie lange geht das schon so? Wie lange trefft ihr euch heimlich?“ verlangte Tenten mit schneidender Stimme zu wissen, in der ihr Schmerz mitschwang. Inzwischen musste sie gegen die Tränen ankämpfen. Zu wissen, dass ihre ehemals beste Freundin sie belogen und betrogen hatte, tat fast genauso weh wie zu wissen, dass sie niemals eine Zukunft mit Neji haben würde. „So ist das nicht. Tenten, es war wirklich nur dieses eine Mal“, begann Neji. „Du willst sagen, ihr habt seit dieser Zeit nicht einmal miteinander geschlafen?“ Ein hysterischer Lachanfall stieg in Tenten auf, den sie jedoch gerade noch so unterdrücken konnte. Stattdessen schnaubte sie abfällig. „Ich bin doch nicht blöd, Neji. Verarsch mich nicht.“ „Es ist aber wahr. Ich glaube, für Sakura bin ich nur ein Freund. Da ist keine Liebe.“ Tenten wollte eine abfällige Bemerkung von sich geben. Das war alles einfach nur lächerlich. Doch etwas in Nejis Stimme, ließ Tenten innehalten und sich ihren Teamkollegen genauer ansehen. Obwohl er wohl für die meisten ganz normal aussah, bemerkte Tenten, die ihn schon seit Jahren kannte, die etwas eingesackten Schultern und den traurigen Ausdruck in seinen Augen. Was auch immer zwischen Sakura und Neji war, es war nicht die große Liebe, von der man ausgehen sollte. War es letztendlich so, dass Neji sich in Sakura verliebt hatte, nicht aber umgekehrt? Es war irgendwie eine ziemlich ironische Situation. Schon fast lächerlich, wäre Nejis Sorge und Kummer nicht für sie greifbar. Verdammt, wollte Neji jetzt etwa aufmunternde Worte von ihr hören? Nein, das konnte sich Tenten nicht vorstellen. Anfangs wollte sich Neji doch nur bei ihr entschuldigen. Ein kleiner Seufzer, in dem auch ihr Kummer mitschwang, entfuhr Tenten. „Fein, ich glaube dir, dass vorher nie etwas zwischen euch war. Aber wie kann es dann sein, dass dieser eine Abend zustande gekommen ist?“ verlangte Tenten zu wissen und versuchte so, das Thema in etwas andere Bahnen zu lenken. Außerdem wollte sie noch immer die Wahrheit wissen. Einen kurzen Moment zögerte Neji, dann strafften sich seine Schultern und er erwiderte ihren Blick. Der Schmerz war verschwunden. Hinter den weißen Augen, unter einer Maske, versteckt. „Es geschah auf einer Mission. Glaub mir, es war nicht geplant gewesen.“ Kurz schnaubte Tenten auf, verkniff sich jedoch eine bissige Bemerkung. Stattdessen fragte sie nur: „Hast du sie damals schon geliebt?“ Ein Kopfschütteln war die Antwort. Aber selbst wenn er das damals nicht getan hatte, inzwischen liebte Neji Sakura. Das wusste Tenten inzwischen mit Sicherheit. „Wir sollten Sakura weiter suchen. Ansonsten finden wir sie nie.“   „Oh, das sieht wunderbar aus! Wie eine Prinzessin! Einfach wie für Sie gemacht!“ Überschwänglich lobte die Frau Sakura. Es war ihr ein wenig peinlich. Unangenehm berührt, errötete sie. Vielleicht hätte sie doch auf Hinata warten sollen. Aber als Sakura an dem Brautmodenladen vorbei gekommen war, hatte sie sich entschieden, wenigsten mal einen Blick auf die Kleider zu werfen. Gleich eines der Kleider anzuprobieren, war nicht der Plan gewesen. Das Sakura jetzt schon das sechste Kleid trug, hatte sie beim besten Willen nicht vorgehabt. Bislang hatten alle Kleider Sakura gut gefallen. Sie waren alle schön geschnitten und von guter Qualität. Aber die Verkäuferin hatte Recht. Dieses Kleid war wie für Sakura gemacht. Es war trägerlos. Normalerweise ein Kleidungsstück, von dem sie die Finger ließ. Ihre sowieso schon kleine Oberweite, wirkte in solchen Kleidern immer verloren. Doch in diesem Kleid war es anders. Ihre kleine Oberweite verschwand nicht, nein, sie schien sogar etwas größer zu sein als es eigentlich der Fall war, dank der gut geschnittenen Form. Und an der Tatsache, dass das Kleid so geschnitten war, dass ihre Oberweite ein wenig nach oben gepresst wurde. An Taille und Hüfte lag das Kleid eng an. Da die Hochzeit stattfinden würde, bevor ihr Bauch noch sonderlich größer werden würde, sollte die Schwangerschaft diesbezüglich also kein Problem darstellen. Von der Hüfte an wurde das Kleid weiter und fiel in mittelgroße Falten ab, die nach links gewunden waren. Eine aufgestickte, blassrosa Blume markierte den Übergang des engtaillierten Kleides zu den Falten. Generell waren an dem cremefarben gehaltenen Kleid kleinere, kunstvolle Stickereien angebracht, die sich jedoch auf den Oberkörper beschränkten. Dabei handelte es sich um kleine Blüten beziehungsweise Blumen. Wenn Sakura es richtig erkannte, waren es Kirsch-und Pflaumenblüten. Gerade wegen der Farbe und der Stickereien harmonierte das Kleid wunderbar mit Sakuras Blässe und ihren Haaren. Ja, in der Tat, das Kleid war wie für sie gemacht. „Ich sollte es langsam ausziehen“, beschloss Sakura, obwohl ihr Blick weiter auf den Spiegel gerichtet war, in dem sie sich in dem wunderschönen Brautkleid bewundern konnte. „Möchten Sie noch ein anderes Kleid anprobieren?“ erkundigte sich gerade die Verkäuferin, als sich die Ladentür öffnete. Sowohl die in die Jahre gekommene Verkäuferin als auch Sakura drehten sich automatisch zur Tür. Während die Verkäuferin davon ausging, neue Kundschaft begrüßen zu können, riss Sakura nur überrascht die Augen auf. Wunderschön. Das war das erste Wort, dass Tenten in den Sinn kam, als sie Sakura in diesem cremefarbenen Brautkleid sah. Das Zweite, was Tenten in den Kopf kam, war, wie erleichtert und froh – nein schon überschwänglich – Neji bei Sakuras Anblick reagierte. Kaum hatte er Sakura erblickt gehabt, war er auch schon auf sie zu gerannt, hatte sie in die Arme geschlossen und erkundigte sich gerade das dritte Mal, ob es Sakura auch sicherlich gut ging. Diese wand sich ein wenig und vermied einen direkten Blickkontakt mit Neji. Tja, anscheinend hatte Neji nicht gelogen, als er gemeint hatte, dass Sakura Neji wohl nicht liebte. Deswegen schmerzte der Anblick Tenten jedoch nicht weniger. Sie hatte Neji an Sakura verloren, die anscheinend nicht einmal zu schätzen wusste, was sie an ihm hatte.   Wenn Tenten nur wüsste, wie es in Sakura aussah. Wenn sie auch nur im Entferntesten erahnen könnte, was für ein Chaos in ihr herrschte, würde sie womöglich anders denken. Einerseits war Sakura überrascht, Neji mit Tenten zu sehen. Diesbezüglich würde sie später noch die Antwort fordern. Andererseits war sie auch überrumpelt, dass Neji sie anscheinend gesucht hatte. Die Erleichterung Nejis war deutlich zu erkennen. Auch die Sorge, die Sakura verursacht hatte, hatte sie bemerkt. Und doch, obwohl sie Neji umarmen und ihn küssen wollte, tat sie nichts, sondern stammelte nur ein paar Entschuldigungen vor sich hin. Verdammt, wieso benahm sie sich so bescheuert! Wäre Sasuke doch nie aufgetaucht! Oder besser, wäre sie doch nicht so willensschwach gewesen und hätte sich dem Uchiha hingegeben! „Ich hätte dir sagen sollen, dass ich nicht zur Arbeit gehe. Es tut mir Leid.“ „Und dir geht es wirklich gut?“ fragte Neji erneut. „Ja, wirklich. Ich war spazieren, einkaufen und na ja…. Wie du siehst, habe ich gerade Hochzeitskleider anprobiert.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, streckte sie die Arme aus. Ein wenig belanglose Konversation ging in Ordnung. Auch wenn die Schuldgefühle wieder hochkamen, übernahmen sie nicht die Oberhand. Anerkennend wanderte Nejis Blick über Sakura hinweg. Bei seiner Musterung merkte Sakura, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ihr war es etwas unangenehm, dass Neji sie jetzt im Brautkleid sah. Sollte er das nicht erst bei der Hochzeit tun? Brachte das nicht Unglück? Entsetzt riss Sakura die Augen auf. „Neji, du darfst mich doch gar nicht im Hochzeitskleid sehen!“ Als ob es etwas ändern würde, drehte sich Sakura um und stand nun mit dem Rücken zu Neji. Während dieser beteuerte, es würde nichts schaden und kein Unglück bringen, bemerkte niemand, wie Tenten schweigend und fast geräuschlos, den Tränen nahe, das Geschäft verließ.   Sakura sah in dem Kleid gut aus. Mehr als gut. Es stand ihr und unterstrich ihre Vorzüge. Obwohl Sasuke sie nur aus der Entfernung sehen konnte, gefiel ihm, was er sah. Nun, bis eben zumindest. Jetzt stand Neji bei ihr. So wie er sich aufführte, benahm er sich, als gehörten er und Sakura zusammen. Aber falsch. Sie gehörte zu ihm. Das würde Sasuke schon noch deutlich machen. Neji glaubte die Wahrheit zu kennen, doch was Neji – im Gegensatz zu Sasuke – nicht sah, war, wie sich Sakura benahm. Sasuke wusste zwar nicht, wie genau die Beziehung zwischen Sakura und dem Hyuuga aussah, doch was er wusste war, dass Sakura nicht bedingungslos hinter Neji stand. Nein, würde sie Neji wirklich lieben, hätte sie sich ihm nicht hingegeben. Weder vor einigen Monaten noch letzte Nacht. Und sie würde auch nicht jetzt den Blickkontakt zu Neji meiden. Sakura mochte es momentan noch genauso wenig wissen wie Neji, aber er würde ihr zeigen, dass sie zu ihm gehörte. Schon immer. Wie all die Zeit schon zuvor, in der Sasuke es ihr einfach nur nicht gezeigt beziehungsweise gesagt hatte. Heute Nacht. Heute Nacht würde er es ihr zeigen. All die Jahre zuvor hatte Sasuke die Gewissheit gehabt, dass Sakura auf ihn warten würde. Nie hatte er daran gezweifelt. Doch jetzt hatte ihm die Hokage einen Strich durch die Rechnung gemacht. Momentan hatte Sasuke die Prioritäten ein wenig geändert. Normalerweise war der Tod seines Bruders die wichtigste Aufgabe für ihn. Jetzt, wo Sakura von ihm schwanger war, hatte sich das geändert. Genau deswegen musste Sakura auch mit ihm kommen. Sasuke konnte sich nicht zu lange hier aufhalten und die Suche nach seinem verhassten Bruder aufgeben. Er würde Sakura noch ein bisschen Zeit geben, aber heute würde er damit anfangen, ihr zu zeigen, dass sie zusammen gehörten. Innerlich zufrieden lächelnd, machte sich Sasuke auf den Weg zum Waldstück, das Konoha umgab. Es würde nicht mehr lange dauern. Heute Nacht tat er den ersten Schritt und bald waren sie wieder miteinander vereint. Kapitel 17: Verantwortung ------------------------- „Wirklich, ich hätte von dir mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet! Dein Handeln bei Sasukes Zusammentreffer hatte ich noch als Ausrutscher entschuldigt, aber jetzt das auch noch! Du bist nicht nur meine Schülerin, Sakura, du trägst auch Verantwortung. Nicht nur für dich. Ich bin wirklich schwer enttäuscht von dir.“ Die Tränen hatten sich in ihren Augen angestaut, doch Sakura unterdrückte das Verlangen los zu weinen. Schon seit etlichen Minuten hörte sich Sakura die Strafpredigt ihrer Meisterin und Hokage an. Ab und an schwieg Tsunade für einen kurzen Moment, nur um dann wieder loszulegen. Sakura war wütend. Nicht auf die Hokage, sondern auf sich selbst. Und auch enttäuscht. Jetzt, nachdem ihr ordentlich der Kopf gewaschen und wieder zurecht gerückt worden war, fühlte sich Sakura elend. Tsunade hatte vollkommen Recht, wenn sie behauptete, Sakura sei unzuverlässig geworden. Von sich selbst hätte sie vor wenigen Monaten noch ein solches Verhalten niemals erwartet. Und nun? Sakura hatte ein Techtelmechtel mit einem Abtrünnigen angefangen, sich auch noch schwängern lassen und anstatt das alles auszubaden, machte sie einfach einen Tag blau, wenn es ihr passte. Und nicht nur das. Sie hatte auch Neji Sorgen bereitet. Er hatte halb Konoha nach ihr abgesucht gehabt. Eigentlich eine ziemlich süße Geste, fand Sakura, verdrängte diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Jetzt war beim besten Willen nicht die Zeit für so etwas. Als Sakura heute Morgen das Haus verlassen hatte, wollte sie einfach nur ein wenig für sich sein, um nachzudenken. Sie hatte niemanden Sorgen bereiten wollen. Ja, es war dumm von ihr gewesen, nicht einfach bei der Hokage anzurufen und sich einen Tag frei zu nehmen. Ja, es war unverantwortlich von ihr gewesen, Neji zu belügen und dann einfach abzuhauen. Sie sah das alles ein. Sakura stimmte Tsunade vollkommen zu. Und obwohl sie dies alles wusste, schwieg sie. Sie erzählte der Hokage nicht die Wahrheit, warum sie so gehandelt hatte. Warum Sakura so neben der Spur gewesen war. Nein, die Wahrheit verschwieg Sakura. Und erneut tat sie etwas Dummes und deckte Sasuke. Und warum? Weil ihr blödes Herz es nicht zu ließ. Weil Sakura immer noch die Hoffnung hegte, Sasuke würde eines Tages von seiner Rache ablassen, seinen Fehler erkennen und zurück nach Konoha kommen. Tja, apropos Fehler erkennen. Natürlich erkannte Sakura ihren Fehler. Es war naiv von ihr, so zu denken. Es wäre besser und klüger, Tsunade von letzter Nacht zu erzählen. Allerdings hatte Sakura Angst, dass Sasuke dann gejagt werden würde und er daraufhin erst recht nicht wieder zurückkommen würde. Jetzt, wo Sakura von ihm schwanger war, hatte sie die großmöglichste Chance Sasuke zum Bleiben zu überreden. Nur deswegen ignorierte Sakura die schwerwiegenden Folgen, die ihr Handeln mit sich bringen konnte. Und weil Sakura bewusst gegen die Regeln handelte, bewusst ihren erkannten Fehler ignorierte, tat sie etwas Dummes. Trotzdem hegte Sakura die Hoffnung, dass alles gut werden würde. Es musste einfach. Sie durfte nicht darüber nachdenken, was für Folgen das für Konoha haben würde. Das Sasuke womöglich Konoha angreifen würde, um an das Baby zu kommen oder das er sie schlicht und einfach entführen würde, sollte sich Sakura weigern, mit ihm zu kommen. Über solch schrecklichen Szenarien konnte und wollte Sakura nicht nachdenken. Lieber übersah sie dies alles. Und wer weiß? Vielleicht würde nie etwas Schlimmes passieren und alles würde gut werden. Dann wäre es sinnlos, sich jetzt solche Gedanken zu machen. Sakura entschied sich dafür, lieber naiv und gutgläubig in ihr Verderben zu rennen, anstatt Sasuke und seine Rückkehr aufzugeben. Und so entschuldigte sich Sakura für ihr Vergehen, versprach so etwas nie wieder zu tun und schwieg ansonsten. Ein schwerer Seufzer Tsunades ertönte, dann vernahm Sakura Schritte. Sie blickte nicht auf, als sie bemerkte, dass die Hokage nun direkt vor Sakura stand. Überrascht riss sie allerdings die Augen auf, als sie sich plötzlich in einer festen, starken Umarmung mit ihrer Lehrmeisterin wiederfand. „Ach Kind, du bist mir wirklich zu sehr ans Herz gewachsen. Es tut mir weh, mit an zu sehen, was aus dir geworden ist. Es tut mir weh, was ich von dir als Hokage verlange. Aber es muss sein.“ Schwer schluckte Sakura auf. Noch nie hatten Worte so gut getan. Obwohl Sakura und Tsunade Schülerin und Meisterin füreinander waren, war da doch mehr zwischen ihnen. Schon immer hatte Sakura Tsunade für eine Art Mutterersatz gesehen gehabt. Sie hatte sich schon immer Rat bei der Hokage einholen können. Das dies auf Gegenseitigkeit beruhte, hatte Sakura nicht geahnt gehabt. Bis jetzt. Und die Tränen, die sie bislang zurückgehalten hatte, brachen sich ihren Weg durch den Damm und rannen ihr ungehindert über das Gesicht. Ein tief eingebetteter, befreiender Schluchzer bahnte sich seinen Weg. Es tat gut. Sie konnte alle angestauten Gefühle frei lassen, wenngleich sie nichts sagen konnte. Sakura schlang nun ebenfalls die Arme um Tsunade, krallte ihre Hände in das Oberteil ihrer Meisterin und weinte und schluchzte, wie sie es Stunden zuvor bei Neji getan hatte. Nach ihrem Gespräch mit Ino hatte Sakura geglaubt gehabt, es ginge ihr bereits besser. Doch erst jetzt war ihr die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst geworden. Vor allem Neji gegenüber. Das Bedürfnis sich Tsunade anzuvertrauen, ihr alles zu sagen, war überwältigend. Es war noch stärker als heute Morgen bei Neji. Trotzdem schwieg Sakura weiterhin. Beruhigend fuhr Tsunade Sakura über das lange Haar, murmelte beruhigende Worte. Nachdem sich Sakura einigermaßen beruhigt hatte, entschuldigte sie sich für ihren Gefühlsausbruch, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Ach was, Kind. Jeder von uns macht mal bescheuerte und dumme Sachen. Das gehört zum Leben dazu“, reagierte Tsunade in ihrer gewohnt harschen Art, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, das auch ihre braunen Augen erreichte. Schwer schluckte Sakura. Ihre Augen brannten und ihr Kopf schmerzte. Heute hatte sie in der Tat mehr als genug geweint. Hoffentlich würde sie keine weiteren Gründe mehr zum Weinen bekommen. Das Lächeln Tsunades verschwand, wurde durch einen ernsteren Gesichtsausdruck ersetzt. So ähnliche hatte Sakuras Mutter sie auch immer angesehen, wenn sie ihr etwas Wichtiges mitteilen wollte. „Du musst dir nur immer klar machen, was für Folgen deine Taten haben und wen du damit verletzen könntest.“ Mit einem Mal fühlte sich Sakura wieder wie ein kleines Kind. Natürlich hatte Tsunade Recht. Bei ihrem Handeln hatte sie nicht einen Gedanken daran verschwendet, wen sie damit schaden oder verletzen könnte. Natürlich fiel Sakura zuerst Neji ein. Aber so, wie Tsunade sich in dieser Situation verhielt, hatte Sakura womöglich auch ihre Meisterin und Mentorin verletzt. Sofort fühlte sich Sakura noch schlechter. Dennoch fing sie dieses Mal nicht an zu weinen. Nein, in Zukunft würde sie vorher nachdenken und dann handeln. Sie wollte niemanden verletzen. Erst recht nicht die Menschen, die ihr wichtig waren und die sie liebte. Solange es sich vermeiden ließ, würde Sakura alles in ihrer Macht stehende tun und dies verhindern. Trotzdem würde sie niemandem von Sasuke erzählen. Falls nötig würde sie dieses Geheimnis mit in ihr Grab nehmen. Das Abendessen war zum großen Teil schweigend verlaufen. Es hatte einen Schockmoment gegeben, als Hiashi vorbei gekommen und sich erkundigt hatte, warum Neji fast den Großteil des Tages verschwunden gewesen war. Er hatte eine fadenscheinige Entschuldigung geliefert, bei der sein Onkel nicht weiter nachfragte. Es war Neji natürlich nicht entgangen, dass sich Sakura auf diese Frage hin sofort versteift hatte. Das hatte unerwarteter Weise weh getan. Hatte Sakura denn in der Tat so gar kein Vertrauen zu Neji? Hatte sie erwartet, er würde wie ein kleines Kind seinem Onkel alles petzen? Bislang wusste Neji noch immer nicht, warum Sakura so von der Rolle war. Sie hatte auf seine Nachfrage hin beteuerte, dass jeder aus dem Hyuga-Clan sie gut behandelte und sie inzwischen sogar eine Freundin gefunden hatte. Also musste sich Neji deswegen keine Sorgen mehr machen. Seine Sorge wurde dadurch jedoch nicht gemindert. Eher im Gegenteil. Gefühl tausend Mal hatte sich Sakura für ihr Verhalten heute entschuldigt. Sowohl für die Tatsache, dass sie sich ihm nicht anvertraute, als auch dafür, dass sie so einfach verschwunden war. Neji hatte nichts darauf gesagt. Er hatte sie am liebsten anfahren wollen. Als er sie heute Nachmittag gefunden hatte, war er einfach nur erleichtert und froh gewesen, dass es Sakura gut ging. Zu erfahren, dass sie einfach nur einen Einkaufsbummel unternommen hatte, hatte Neji jedoch wütend gemacht. Seine Wut kam vor allem daher, dass er nicht verstehen konnte, warum Sakura momentan so auf Abstand zu ihm ging. Das tat weh. Doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Verdammt, wie sollte sie auch, wenn Neji ihr nicht sagte, dass er sich in sie verliebt hatte? Obwohl sich seine Gefühle für Sakura inzwischen verändert hatten, würde er es ihr nicht sagen. Noch nicht. Zum Einen war sich Neji sicher, dass es in der momentanen Situation wenig hilfreich gewesen waren, zum Zweiten, weil Neji schlicht und ergreifend nicht den Mut fand, es zu sagen. Neji war sich inzwischen recht sicher, dass seine Gefühle einseitig waren. Sakura liebte ihn nicht. Warum auch? Sie vertraute sich ihm nicht an. Nicht mal als Freund. Außerdem konnte es gut möglich sein, dass Sakura noch in Sasuke verliebt war. Weil es Sakura momentan schon schwer genug hatte, wollte er mit einem Liebesgeständnis nicht alles verschlimmern. Sie würden in einem Monat heiraten und eine Familie gründen, wenngleich nicht Neji der Vater sein würde. Doch das störte ihn momentan eher weniger. Vielmehr machte er sich noch immer Sorgen um Sakura. Der einzige Grund, warum Neji seine schlechte Laune nicht an Sakura ausließ, war die Tatsache, dass sie mit geröteten Augen und geschwollenen Tränensäcken aus dem Hokagegebäude zurückgekehrt war. Sicherlich hatte Tsunade Sakura ordentlich die Leviten gelesen. Da musste Neji nicht noch einmal wiederholen, was die Hokage bereits gesagt hatte, wenngleich er sich dadurch vielleicht etwas besser fühlen würde. Sakura war gerade aufgestanden und begann die Teller abzuräumen, als Neji ihre Hand ergriff, die gerade nach seinem Teller gegriffen hatte. Abrupt hielt Sakura inne und blickte ihn fragend an. Doch kaum hatten sich ihre Blicke begegnet, senkte Sakura den Blick auch schon wieder. „Lass gut sein, Sakura. Ich mach das schon. Du solltest jetzt lieber ein Bad nehmen und früh schlafen gehen. Du siehst ziemlich kaputt aus.“ Neji war sich klar, dass er sich gerade wie sein Onkel anhörte, wenn er mit dem Verhalten seiner Kinder oder Nejis nicht glücklich war, aber gleichzeitig nicht wütend sondern eher enttäuscht war. Ein leiser, fast schon verzweifelter Seufzer, entfuhr Sakura. Anstatt etwas auf seine Bitte hin zu erwidern, nickte sie lediglich, befreite sich aus Nejis Griff und verließ die Küche. Alleine saß Neji noch eine Weile in der Küche und hing seinen trüben Gedanken nach. Was auch immer geschehen war, es hatte eine enorme Auswirkung auf ihre Beziehung. Neji musste einfach in Erfahrung bringen, was geschehen war. Er hatte Sakura zwar versprochen, ihr so viel Zeit zu geben, wie sie benötigte, doch wenn sie sich auch in den nächsten Tagen so verhielt, musste Neji etwas unternehmen. Mit diesem Entschluss stand Neji letztendlich auf, räumte die Teller ab, wusch sie, trocknete ab und räumte sie letztendlich ordentlich in die vorgesehenen Schränke. Als Neji später in sein Zimmer kam, war von Sakura keine Spur zu finden. Stattdessen konnte er leise Geräusche aus dem Badezimmer hören. Das Plätschern von Wasser. Sakura schien noch nicht fertig damit zu sein, ein Bad zu nehmen. Es sollte Neji recht sein. Er hoffte nur, Sakura würde es anschließend besser gehen. Auf dem Boden vor seinem Bett ließ sich Neji nieder. Der kleine Tisch, auf dem sie noch vor wenigen Tagen seinen Geburtstag gefeiert hatte, stand direkt vor ihm. Neji platzierte seine Beine darunter, mit den Ellbogen stützte er sich auf dem Tisch auf. Den Kopf hatte er in die Hände gebettet. War es wirklich erst so wenige Tage her, dass zwischen ihm und Sakura alles wunderbar lief? Das Fotoalbum, das sie ihm geschenkt hatte, stand in dem Regal, in dem ansonsten nur Bücher zu finden waren. Es hatte einen besonderen Platz, nicht nur in seinem Zimmer. Seufzend ließ Neji seinen Kopf langsam auf die Tischplatte sinken. Sein Leben lief momentan aus dem Ruder. Alles nur wegen den Frauen. Seine ehemalige Freundin und Kameradin war nun seine Verlobte, die ihm nicht vertraute und nicht liebte. Seine beste Freundin hasste ihn und wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und das alles nur wegen Tsunades Entscheidung. Ach, es war die Mühe nicht wert, irgendjemandem die Schuld zuzuschieben. Neji hatte nie Sakura, Sasuke oder Tsunade die Schuld zugeschoben, wie sein Leben momentan aussah. Es brachte eh nichts. Nur musste Neji etwas wegen Tenten unternehmen. Wenn Sakura schon nicht mit ihm reden wollte, wollte er wenigstens diese eine Beziehung wieder in Ordnung bringen. Er war wirklich froh gewesen, dass er heute mit Tenten reden konnte. Er war ihr dankbar für ihre Hilfe gewesen. Ohne Tenten hätte er Sakura nicht gefunden. Es war ihre Idee gewesen, in verschiedenen Brautmodenläden nach ihr zu suchen. Neji selbst war nicht einmal auf die Idee dafür gekommen. Nur leider war Tenten danach einfach verschwunden. Er hatte sich bei ihr nicht richtig bedanken können. Das musste er morgen im Training nachholen. Da Tenten Neji bei der Suche geholfen hatte, hatte er jetzt womöglich die Chance, ihre Freundschaft wieder hinzubiegen. Das sie aber wortlos verschwunden war, hieß vielleicht, dass es für Tenten zu viel gewesen war, Neji mit Sakura zusammen zu sehen. Ach, was wusste Neji denn schon von der Psyche und den Gedankengängen von Frauen? Nichts. Also sollte er sich erst gar keine Mühe geben, sie verstehen zu wollen. Immerhin schien Sakura kein romantisches Interesse an ihm zu haben und dann fand er sie, wie sie nach einem Brautkleid Ausschau hielt! Nein, nein, Neji würde die Frauen wohl nie verstehen. Aber Sakura in dem Hochzeitskleid zu sehen…. Die Erinnerung allein ließ Nejis Herz höher schlagen. Sie hatte bezaubernd ausgesehen. Er hoffte nur, nächsten Monat würde sie mit einem strahlenden Lächeln im Brautkleid auf ihn zugehen. Vielleicht war ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Vielleicht hatte Sakura einfach eine schwangerschaftsbedingte Depression und er interpretierte zu viel in ihr Verhalten hinein. Es musste doch etwas Positives bedeuten, wenn sich Sakura auf die Suche nach einem Brautkleid gemacht hatte! Eventuell sollte Neji ihr später vorschlagen, dass sie in den nächsten Tagen zusammen noch mal nach einem passenden Kleid Ausschau halten oder gleich eines kaufen sollten. Als Neji ein lautes Plätschern und anschließend das Tösen des Föhns vernahm, wurde ihm klar, dass Sakura ihr Bad nun beendet hatte und gleich raus kommen würde. Ein Bad würde ihm nach diesem Tag auch gut tun. Sicherlich würde ein Bad und eine lange Nacht Schlaf auch helfen, dieses Gefühl loszuwerden, dass er bereits seit einigen Minuten verspürte. Die ganze Zeit über schon hatte Neji das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber wer sollte schon hier sein und durch das Fenster spähen? Niemand. Richtig. In Konoha war man sicher. Erst recht auf dem Hyuga-Anwesen. Seine Paranoia führte Neji auf den aufreibenden Tag zurück und vor allem auf seine Sorge um Sakura. In diesem Moment kam Sakura aus dem Badezimmer. Seine Sorge und auch die Paranoia waren für den Augenblick verschwunden, als Sakura nur mit einem Handtuch bekleidet, in das Zimmer zurückkehrte. Endlich. Das Warten hatte ein Ende. Oder zumindest in wenigen Augenblicken. Sakura war mit ihrem Bad fertig. Nur gefiel ihm dieses Mal überhaupt nicht, was er sah. Gut, Sakura, nur in einem kurzen Handtuch eingewickelt, gefiel ihm. Sehr sogar. Immerhin bedeckte das Handtuch nur gerade so die wichtigen Stellen. Und das entging dem Hyuuga genauso wenig wie Sasuke. Sein Sharingan leuchtete kurz rot auf, bevor Sasuke die Eifersucht wieder unter Kontrolle bekam. Es war schon merkwürdig. Solche Gefühle waren Sasuke bislang immer fremd gewesen. Eifersucht. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Er konnte auch darauf verzichten, wie Neji Sakura mit Blicken auszog. Da das Fenster geschlossen war, konnte Sasuke nicht verstehen, worüber Sakura und Neji sich gerade unterhielten. Das kleine Lächeln, das sich auf Sakuras Gesicht bildete, nachdem er etwas zu ihr gesagt hatte, gehörte ebenfalls in die Kategorie von den Sachen, die ihm nicht gefielen. Glücklicherweise verschwand nun Neji in dem angrenzenden Badezimmer. Kaum hatte sich die Badezimmertür geschlossen, ergriff Sasuke auch schon die Gelegenheit. Sakura, die gerade ihr Nachthemd unter ihrem Kissen hervorholte, hielt mitten in der Bewegung inne und blickte sich fragend um, als Sasuke an das Fenster klopfte. Es war nicht sonderlich laut. Immerhin wollte Sasuke Neji nicht auf die Bildfläche rufen. Allerdings war es laut genug, um Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Bei Sasukes Anblick, wie er vor dem Fenster hockte, riss Sakura ihre hübschen grünen Augen überrascht auf. Schon fast panisch blickte sie zur Badezimmertür und dann zurück zu ihm. Langsam wurde Sasuke ungeduldig. Sakura sollte ihn endlich rein lassen. Noch immer stand sie unschlüssig in ihrem Zimmer und blickte mit großen Augen zu Sasuke. Dieser winkte sie mit der Hand zu sich. Als ob seine Bewegung Sakura aus ihrer Starre riss, kam sie mit langsamen Schritten auf ihn zu. Ein kleines Lächeln, kaum sichtbar, bildete sich auf Sasukes Lippen. Endlich. Das konnte nicht wahr sein. Sie träumte. Ganz bestimmt. Sasuke Uchiha stand nicht vor ihrem Fenster und bat um Einlass. Doch genau das geschah in diesem Augenblick. „Was machst du hier?“ flüsterte Sakura und lauschte zeitgleich angestrengt, ob Neji gleich ins Zimmer kommen würde oder nicht. Ihr Körper stand unter Hochspannung. Zum Einen war sie Sasuke so nahe. Nur das Fenster, das sie gekippt hatte, um mit Sasuke reden zu können, trennte sie von ihm. Auf der anderen Seite war Neji nur wenige Meter von ihr entfernt und könnte sie beide jeden Moment erwischen. „Lass mich rein“, bat Sasuke, ebenso im Flüsterton. Dennoch klang seine Stimme viel selbstbewusster und stärker, als ihre. „Das geht nicht. Neji ist gleich nebenan.“ „Ich weiß.“ „Du… Was machst du hier?“ „Ich habe dir gesagt, ich komme wieder.“ Ja, in der Tat hatte das Sasuke gesagt. Erst letzte Nacht. Obwohl Sakura das wusste, hatte sie nicht so bald mit dem Uchiha gerechnet. Vor allem nicht, wo Neji doch so nah war. Verdammt, gerade hatte sie sich noch darüber gefreut, dass Neji mit ihr zusammen ein Hochzeitskleid aussuchen wollte, und jetzt? „Ja, aber was ist, wenn Neji dich sieht? Oder jemand anderes?“ fragte Sakura schon fast flehend. In ihrem Magen hatte sich ein heißer Klumpen gebildet, der ihr schwer im Magen lag und ihr Krämpfe verursachte. In diesem Augenblick fühlte sich Sakura so elend. Sie kam sich wie eine Verräterin vor – was genau genommen sie momentan auch war – als sie die nächsten Worte sagte. „Komm zu unserem alten Trainingsgelände, okay? Ich komme in ein paar Minuten nach.“ Die Stimme hatte Sakura noch immer gesenkt, doch sie klang jetzt noch flehender, verzweifelter als zuvor. Eindringlich sah sie Sasuke an, bat ihn mit Blicken, zuzustimmen. Die Sekunden verstrichen, in denen Sakura verzweifelt auf eine Antwort wartete, während sie gleichzeitig nach Neji lauschte. Sasukes Blick ruhte eindringlich auf ihr. Plötzlich wurde Sakura bewusst, dass sie nur ein Handtuch um ihren Körper gewickelt hatte und ansonsten nackt war. Glücklicherweise gab es noch das Fenster zwischen ihnen. Dennoch war es Sakura plötzlich peinlich und sie wandte den Blick ab, weiter auf Sasukes Antwort wartend. „In Ordnung. Aber lass mich nicht warten.“ Erleichtert atmete Sakura die angehaltene Luft aus, von der sie bis eben nicht bemerkt hatte, dass sie diese angehalten hatte. Heftig nickte Sakura mit dem Kopf. Sasuke sollte sich nur schnell beeilen, von hier zu verschwinden. Es mochte draußen zwar dunkel sein, aber das hieß noch lange nicht, dass niemand Sasuke entdecken würde. Sakura beobachtete, wie sich Sasuke langsam vom Fenster abwandte. Plötzlich hielt er inne, drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie mit seinen rot glühenden Sharingan Augen eindringlich an. „Du weißt, dass es mir nicht gefallen würde, wenn du nicht auftauchst.“ Bei Sasukes Worten, überkam Sakura ein kalter Schauer. Hatte er ihr gerade gedroht? Das konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. Sicherlich interpretierte sie da zu viel hinein. Sasuke würde ihr nichts tun. Dessen war sich Sakura sicher. Darauf hatte sie eigentlich immer vertrauen können. Außer das eine Mal, als er versucht hatte, sie, Naruto und Sai zu töten, flüsterte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, die Sakura versuchte zu ignorieren. Erneut nickte Sakura. „Ich komme. Aber jetzt beeil dich!“ Eine weitere Sekunde verstrich, während Sasuke sie einfach nur ansah. Dann drehte er sich um, sprang vom Fensterbrett und verschwand in der Nacht. Obwohl Sakura noch einige Sekunden hinausstarrte, konnte sie ihren nächtlichen Besucher nirgends ausmachen. Sasuke war wirklich ein Naturtalent, dachte sie sich. Anschließend riss Sakura ihren Blick von der Dunkelheit los, ging zu ihrem Kleiderschrank und zog sich schnell etwas an. Sie musste sich beeilen. Sakura wollte das Haus verlassen haben, bevor Neji aus dem Bad kam. Ansonsten müsste sie nur zig Fragen beantworten, für die sie jetzt nicht die Zeit hatte. Sakura wollte gerade das Zimmer verlassen, als sie inne hielt und zurück zum kleinen Tisch ging, der in der Mitte des Raumes stand. Schnell schnappte sich Sakura einen Stift, riss ein Blatt aus einem Block heraus und hinterließ Neji eine Nachricht. Er sollte sich nicht wieder um sie Sorgen müssen, wie heute. Später würde sie Neji erklären, was los war. Nun, sie würde nicht über Sasuke reden. Aber ihr würde schon etwas einfallen. Stift und Papier legte Sakura auf den Tisch, anschließend stand sie auf und huschte schnell aus dem Zimmer. Als sie die Tür schloss, bemühte sie sich ruhig zu sein. Die Schuldgefühle, die in ihr aufkamen, verdrängte Sakura für den Moment. Ebenso die Gedanken, dass sie schon wieder etwas Dummes tat und möglicherweise Neji verletzte. Hatte sie sich nicht erst bei Tsunade geschworen, so etwas nicht wieder zu tun? Erst denken, dann handeln? Aber dafür war jetzt keine Zeit. Später konnte sie sich noch immer damit beschäftigen, wie dumm sie war und das Sasuke einen eindeutig zu großen Einfluss auf sie nahm. Dann verließ Sakura das Haus, entschuldigte sich in Gedanken bei Neji. Leise und unbemerkt verschwand sie in der Nacht, um Sasuke am vereinbarten Treffpunkt zu treffen. Kapitel 18: Treffen bei Nacht ----------------------------- Die Sterne funkelten am nächtlichen Himmel. Nur wenige, einsame Wolken zogen über den dunklen Himmeln und verdeckten ab und an den fast vollen Vollmond. In wenigen Tagen würde die Scheibe vollkommen erkennbar sein. Jetzt jedoch sah es so aus, als hätte ein Riese ein kleines Stück abgebrochen. Dank des fast vollendeten Vollmonds, hatte Sasuke eine gute Sicht. Sein Sharingan half ihm zusätzlich. Sakura hatte darum gebeten, dass sie sich auf dem alten Trainingsgelände von Team 7 trafen. Anstatt jedoch mitten auf dem Gelände zu warten, hatte sich Sasuke im angrenzenden Wald versteckt. Sasuke konnte ja nie wissen. Vielleicht lief er in eine Falle, Sakura hatte ihn verraten oder jemand folgte ihr ungesehen. Er wollte lieber kein Risiko eingehen, wenngleich er nicht davon ausging, dass Sakura ihn tatsächlich betrug. Aber Neji war ein unkalkulierbarer Risikofaktor. Neji war nicht dumm. Es konnte sein, dass er Sakura folgte. Und der junge Hyuuga würde sicherlich nicht schweigend wieder davongehen, wenn er die Wahrheit herausgefunden hatte. Nein, dann würde jeder im Dorf wissen, was vor sich ging. Von seinem Versteck aus, hatte Sasuke eine einwandfreie Sicht auf das Trainingsgelände. Der dicke, lange Holzpfahl, der in der Mitte stand, weckte Erinnerungen. Hier hatte damals Team 7 das erste Mal unter Kakashi trainierte. Sie waren offiziell von Kakashi als Genin anerkannt worden. Die erste Lehrstunde, in der Naruto den Großteil der Zeit angebunden am Pfosten verbracht hatte und Sakura geschrien oder ohnmächtig gewesen war, hatte von Teamwork gehandelt. Etwas, was sie alle mit der Zeit gelernt hatten. Diese Zeit gehörte zu der unbeschwerten Phase seines Lebens. In dieser Zeit hatte Sasuke, zusammen mit Sakura, Naruto und auch Kakashi, viele schöne Momente erlebt und Erinnerungen geschaffen, an die sich Sasuke in der Regel verbot zu denken. Es waren Erinnerungen an eine friedliche Zeit, in der Sasuke tatsächlich für eine Weile seine Rache vergessen hatte. In dieser Zeit hatte Sasuke einfach nur mit seinen Freunden gemeinsam Zeit verbringen oder Missionen erledigen wollen. Nicht, das er das jemals gesagt hatte. Und gerade deswegen verbot sich Sasuke in der Regel solche Gedanken. Sie hinderten ihn. Lenkten ihn von seinem eigentlich Ziel ab. Itachis Tod. Sasuke hatte schon lange alle Skrupel über Bord geworfen. Oder so gut wie alle. Orochimaru beklagte sich immer, dass Sasuke zu viel Nachsicht mit seinen Gegnern walten ließ. Sasuke tötete seine Gegner nicht. Er machte sie kampfunfähig, ja. Er sorgte dafür, dass sie keine Gefahr mehr darstellten. Ja, aber er tötete nicht. Ein paar Mal hatte Sasuke es vorgehabt. Doch kurz bevor seine Klinge dann tödlich in den Gegner gefahren war, hatte er Sakuras Worte gehört. Wie sie ihn angefleht hatte, nicht zu gehen. In Konoha zu bleiben. Oder er solle sie wenigstens mitnehmen. Und vor allem sah er jedes Mal vor seinem inneren Auge, wie Sakura vor ihm stand, die Tränen rannen ihr über das Gesicht. Bevor er sie bewusstlos geschlagen hatte, hatte sie sich noch bei ihm bedankt. Und dann traf in der Regel die stumpfe Seite seines Schwertes den Gegner oder der Schwertknauf. Anstatt zu töten, machte Sasuke seine Gegner nur kampfunfähig. Wegen Sakura. Selbst als sie sich im Wald getroffen hatte – Sasuke war mehr als überrascht gewesen, wobei er es sich nicht anmerken ließ – hatte es einen kurzen Moment gegeben, in dem die alten Erinnerungen wieder aufgekommen waren. Ja, Sasuke war dem Gedanken gegenüber nicht abgeneigt, in Zukunft wieder in Konoha zu leben. Er hatte nichts gegen Konoha. In der Tat war dieses Dorf ein guter Ort zu leben. Aber solange Itachi auch nur einen Atemzug tat, wurde Sasuke von Rache angetrieben. Im Wald hatte Sasuke für einen Moment alles ausgeblendet gehabt. Es hatte nur Sakura und ihn gegeben. Ja, er war wohl etwas übereilt und vorschnell gewesen. Und ja, letztendlich hatte er sich ziemlich mies Sakura gegenüber verhalten. Sakura nach all den Jahren plötzlich wiederzusehen, vor allem alleine, hatte mit voller Wucht das Verlangen nach ihr freigesetzt. Seine Gefühle hatten ihn übermannt. Sasuke hatte die Fassung und Beherrschung verloren gehabt. Aber nachdem er wieder zu Sinnen gekommen war, nachdem das Verlangen, Sakura endlich zu haben, der Realität gewichen war, hatte Itachis Tod wieder den ersten Platz in Sasukes Leben eingenommen gehabt. Er hatte sich schnell wieder von Sakura entfernen müssen, bevor sie ihn zum Bleiben hätte überreden können. Bevor sie ihn zum Schwanken gebracht hätte und Sasuke womöglich den Tod seines Bruders nicht länger verfolgt hätte. Als eine einzelne, zierliche Person nun das Trainingsgelände betrat und sich suchend umschaute, wusste Sasuke, dass Sakura jetzt auch wieder versuchen würde, ihn zum Bleiben zu bewegen. Doch dieses Mal würde Sasuke nicht ins Schwanken geraten. Er würde nicht zögern. Er hatte sich bereits entschlossen. Sakura sollte mit ihm kommen, nicht andersherum. Falls sie es nicht freiwillig tat, würde er dafür sorgen, dass sie mitkam. Langsam trat Sasuke zwischen den Bäumen hervor, nachdem er sich sicher war, dass Sakura alleine gekommen war. Das Mondlicht schien auf ihn, während er langsamen Schrittes auf sie zuging.   Obwohl es bereits Mitte Juni war, war es heute Nacht ein wenig frisch. Vor allem, da es die letzten Tage immerzu geregnet hatte. Sakura hätte eine Jacke mitnehmen sollen. Doch in all der Eile und Heimlichtuerei, mit der sie aufgebrochen war, hatte sie an etwas so Banales nicht gedacht. Bereits auf dem Weg zum Trainingsgelände, hatte sich Sakura immer wieder besorgt umgesehen. Andauernd hatte sie das Gefühl, jemand würde sie beobachten. Ihre Paranoia war sicherlich dadurch geschuldet, dass sich Sakura wie ein Verräter vorkam. Auf ihrem Weg zum Treffen mit Sasuke, hatten immer wieder Zweifel Sakura überkommen. Sie wusste, es war dumm und töricht, was sie tat. Vor allem drehten sich ihre Gedanken um Sasuke und Neji. Zum Einen fragte sie sich, was Sasuke vorhatte. Warum ging er diese Gefahr ein, entdeckt zu werden, nur um sie zu sehen? War es überhaupt klug von ihr, ihn alleine zu treffen, abseits von anderen Leuten, die ihr helfen könnten? Und zum Anderen gab es da noch Neji. Was sollte sie ihm später nur sagen? Die Wahrheit? Das konnte sie nicht machen. Es wäre nicht nur gefährlich, es würde Neji sicherlich auch verletzen. Immerhin waren sie Freunde. Oder? Und er war wegen ihrer Aktion von heute sowieso schon schlecht gelaunt gewesen. Das und noch vieles mehr schoss Sakura durch den Kopf, während sie sich nun auf dem Trainingsgelände umsah. Wo war Sasuke nur? Er sollte doch längst hier sein. Immerhin war er vor ihr losgegangen. Hatte Sasuke doch genug und hatte sie einfach sitzen lassen? Oder war er auf dem Weg hierher entdeckt worden und hatte fliehen müssen? Während sich Sakura unsicher und nervös umsah, schlang sie die Arme um ihren Oberkörper. Mit den Händen rieb sie über die kühlen Arme. Es half nicht fiel, aber es war besser als nichts in der frischen Nacht. Es vergingen einige Minuten. Sakura wartete zumindest noch nicht lange, aber dennoch wuchsen ihre Zweifel und die Paranoia immer weiter. Es ging so weit, dass Sakura schon wieder umkehren wollte. Sie wollte einfach einen Schlussstrich unter die ganze Angelegenheit ziehen, Sasuke vergessen und sich eine Zukunft mit dem Ungeboren und Neji aufbauen. Immerhin hatte sie keine andere Alternative. Allerdings wurde nichts daraus. Sakura konnte keinen Schlussstrich ziehen. Sakura kam nicht einmal so weit, auch nur einen Schritt zur Umkehr zu machen, als sie ein leises Rascheln aus dem angrenzenden Wald vernahm. Sofort richtete Sakura ihren Blick in die entsprechende Richtung. Ihr Herz schlug schneller, als sich aus der Dunkelheit eine fast ebenso dunkle, schwer erkennbare Silhouette bildete. Nur wenige, hektische Atemzüge später, stand Sasuke nur einen Schritt von Sakura entfernt. „Dir ist hoffentlich niemand gefolgt“, ertönte da auch schon Sasukes tiefe Stimme. Ein Schauer rann Sakura über den Rücken. Ob des kühlen Windes oder der verführerischen Stimme wegen, vermochte sie nicht zu sagen. Bevor Sakura antworten konnte, schluckte sie kurz und richtete den Blick auf den staubigen, braunen Boden. „Nein. Ich…. Sasuke, was hast du überhaupt bei den Hyuugas gemacht?“ Bei ihrer Frage, hob Sakura den Kopf wieder und begegnete Sasukes Blick, der eindringlich auf ihr ruhte. Der fast volle Mond spendete ein wenig Licht, doch Sasukes Gesicht verschwand im nächtlichen Schatten. „Ich habe dir gesagt, ich komme wieder.“ Oh ja, daran konnte sich Sakura erinnern. Es war ja erst einen Tag her. Und auch den Kuss hatte sie nicht vergessen. Aus einem Impuls heraus, ging Sakura einen Schritt zurück, ging auf Abstand zu Sasuke. Bevor Sasuke den Abstand zwischen ihnen überwinden konnte, stellte Sakura ein paar Forderungen. „Sasuke, lass mich jetzt erst eines klar stellen. Wir können reden, aber mehr nicht. Und falls du vorhast, mich wieder zu sehen, dann tauch nicht einfach so am Fenster auf! Neji hätte dich sehen können! Oder sonst jemand vom Hyuuga-Clan!“ Für einen kurzen Moment schwieg Sasuke. Sakura befürchtete schon, sie wäre zu weit gegangen. Die Sekunden verstrichen, während sie auf eine Reaktion seitens Sasuke wartete. Da sein Gesicht noch immer nicht vom Mondlicht bestrahlt wurde, konnte Sakura nicht erkennen, ob sich Sasukes Stimmung verändert hatte. Dann jedoch begann Sasuke zu reden. „Ich werde nicht erwischt, Sakura. Man kann mich nur sehen, wenn ich es zulasse.“ Was wollte Sasuke ihr damit sagen? Mit der Art und Weise, wie der Uchiha gesprochen hatte, schwang eine Andeutung mit, als wisse er mehr, als er im Moment zugeben wollte. Ehe Sakura darauf etwas entgegnen konnte, fuhr Sasuke fort. Während er sprach, überwand er den kurzen Abstand zwischen ihnen. Mit seinem Gesicht kam er ihrem nahe. Im ersten Moment glaubte Sakura, Sasuke würde sie erneut küssen. Ihr Körper spannte sich an. Ob sie von ihm wegwollte oder näher zu ihm, Sakura wusste es selbst nicht. Sasukes Mund kam ihrem Ohr nahe. Sein heißer Atem strich über die zarte Haut an ihrem Gesicht und der Ohrmuschel. Ein angenehmer Schauer überkam Sakura. Hatte sie eben noch gefroren, konnte sie davon jetzt nichts mehr empfinden. Und dann erklärte er, mit ernster Stimme, die keinen Widerspruch zuließ und eine verheißungsvolle Andeutung auf die Zukunft bot: „Wir reden. Jetzt. Aber in Zukunft wird sich das ändern. Das verspreche ich dir.“ So schnell wie Sasuke zu ihr gekommen war, ging er wieder auf Abstand. Die Wärme seines Körpers verschwand und Sakura fing an zu frösteln. Wie gerne hätte sie sich jetzt in Sasukes Arme geschmiegt. Aber gleichzeitig zweifelte sie daran, ob er eine solche Intimität überhaupt zulassen würde. Natürlich war Sakura klar, worüber Sasuke geredet hatte. Er hatte von Sex geredet. Von nichts anderem. Eine Umarmung war da sicherlich nicht drin. Die einzige sexuelle Erfahrung, die Sakura je mit Sasuke geteilt hatte, führte ihr das vor Augen vor. Sie sollte nicht zu viel von Sasuke erwarten. Und doch zitterte Sakuras Körper. Nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Verlangen. Ihr Körper hatte ganz gewiss nicht vergessen, wie gut es sich angefühlt hatte, Sasuke über sich und in sich zu spüren. Wenngleich ihr Kopf ihr sagte, dass es eine dumme Idee gewesen war. Ihr Herz dagegen zog sich schmerzhaft zusammen. Kurz atmete Sakura tief durch. Sie war froh über den Abstand. Auch das Sasuke die Arme vor der Brust verschränkt hatte, gab ihr das Gefühl, dass er sich zumindest heute auf ihre Forderung einließ und sie nur reden würden. Aber worüber sollten sie reden? Wie sollte Sakura es anstellen, dass Sasuke wieder nach Konoha zurückkehren würde? Sie hatte sich zwar dazu entschieden gehabt, Sasuke zur Rückkehr zu bewegen, aber wie… Tja, darauf hatte sie noch keine Antwort gefunden. Etwas verunsichert, blickte Sakura zu Sasuke. Vielleicht würde er ja anfangen zu sprechen und ihr so noch ein wenig Zeit geben, sich eine Strategie zurecht zu legen. Und in der Tat, Sasuke tat ihr diesen Gefallen, wenngleich er nichts von ihren Gedankengängen ahnen konnte.   Das konnte nicht wahr sein! Nicht schon wieder! Das war jetzt schon das zweite Mal heute! Dieses Mal würde Neji Sakura nicht wieder nachlaufen und sie suchen. Ganz gewiss nicht. In der Hand hielt Neji die Notiz, die Sakura offensichtlich überhastet niedergeschrieben und für ihn liegen gelassen hatte. Glaubte sie, eine kurze Nachricht wie diese würde ihn beruhigen? Bin kurz noch mal draußen. Mach dir keine Sorgen. Sakura. Ja, eine solche Notiz vertrieb natürlich sämtliche seine Sorgen, dachte sich Neji sarkastisch. Vor allem, wenn man bedacht, dass es gleich 23 Uhr nachts war! Er wusste selbst nicht, warum er so wütend war. Vielleicht, weil er sich verarscht fühlte.  Irgendetwas ging hier vor sich. Etwas verdammt wichtiges. Und Neji hatte keinerlei Ahnung, was es sein könnte. Da Neji keinerlei Gefallen an der Idee fand, sich jetzt auszumalen, in was für ein Schlamassel sich Sakura hineinmanövriert hatte und er sich auch keine Sorgen mache wollte, beschloss Neji, sich abzulenken. Irgendwie. Schlaf würde er eh nicht finden. Dafür war er zu wütend und vor allem sorgte er sich, obwohl er es überhaupt nicht vorgehabt hatte. Und er fühlte sich hintergangen. Sowohl als Freund als auch Verlobter. Obwohl, hatte Neji nicht schon längst festgestellt, dass seine Gefühle für Sakura tiefer gingen, als sie für ihn empfand? Diesbezüglich konnte Neji ihr keinen Vorwurf machen. Aber das Sakura sich ihm nicht anvertraute und sie versuchte, ihre Probleme alleine zu regeln…. Das schmerzte doch. Auch als Freund. Und das sich Sakura irgendwelche Probleme eingebrockt hatte, dessen war er sich inzwischen sicher. Heute Morgen hatte er noch geglaubt, jemand hätte Sakura schlecht behandelt. Zwischenzeitlich hatte er sich sogar um das Baby gesorgt gehabt. Jetzt jedoch hatte er an all diesen Theorien Zweifel bekommen. Wütend zu werden, war besser, als sich Sorgen zu machen und es würde auch den Schmerz verdrängen, entschied Neji, während er in seinem Zimmer auf und ab lief. Er konnte sich weder dazu aufraffen, ein Buch zu lesen oder Fernseh zu schauen. Es würde eh nichts helfen. Das Auf-und Ablaufen half natürlich genauso wenig, aber so verlor Neji wenigstens etwas an Energie. Wer weiß? Vielleicht war Neji, wenn Sakura irgendwann entschied zurückzukommen, so erschöpft, dass er sie nicht mehr anbrüllen würde. Falls Sakura überhaupt zurückkommen würde. Eine eisige Faust umklammerte sein Herz, drückte zu, während sich ein heißer Knoten in seinem Magen zusammenzog. Eine ungute Ahnung kam in Neji auf. Er wusste nicht, was es zu bedeuten hatte. Er hatte keinen Schimmer. Nicht die leiseste. Oder zumindest wollte er es sich nicht vorstellen. Aber er wusste, was immer gerade geschah, es würde alles zwischen ihm und Sakura verändern. Für immer. So, Sakura wollte also Abstand waren. Das hatte Sasuke nicht erwartet gehabt. Eventuell würde es ein wenig schwieriger werden, Sakura dazu zu überreden, mit ihm zu kommen, als er gedacht hatte. Wenn er allerdings vorerst auf ihre Bitte einging, würde er später eventuell leichteres Spiel haben, entschied Sasuke. Sakura wollte reden. Fein. Dann würde er ihr mit Worten klar machen, dass sie zu ihm gehörte und zu niemand anderem. Erst recht nicht einem Hyuuga! „Wie geht es Naruto und Sensei Kakashi?“ Ein vorerst harmloses Thema würde sein Verhalten nicht so offensichtlich zur Schau stellen. Sasuke würde sich langsam daran tasten. Immerhin war es ein heikles, schwieriges Thema, um das es hier ging. Sasuke musste vorsichtig vorgehen. Sakura war nicht dumm. Wenn er zu offensichtlich Neji schlecht machte und sich selbst dagegen in einem guten Licht darstellte, würde Sakura seine Taktik nach Sekunden durchschaut haben. Bei Sasukes abrupten Themenwechsel, konnte der Uchiha regelrecht mitansehen, wie verwirrt Sakura darüber war. Im ersten Moment runzelte sie die Stirn. Ihre Augenbrauen zogen sich leicht zusammen. Dann blinzelte sie, das Stirnrunzeln verschwand und die grünen Augen suchten die seine. Und dann begann Sakura zögerlich zu erzählen. Anfangs nur stockend, mit wenigen Informationen. Fast die ganze Zeit ruhten ihre grünen Augen auf ihm, musterten ihn. Es schien, als wolle Sakura immer wieder überprüfen, ob es Sasuke auch nicht langweilte, was er von ihr zu hören bekam. Da Sasuke keinerlei Ablehnung oder Desinteresse zeigte, schien er Sakura zu ermuntern, mehr zu erzählen. Mit der Zeit musste Sasuke deutlich weniger Fragen stellen. Sakuras Geschichten wurden länger, ausgeschmückter und bald gestikulierte Sakura mit Händen und Armen, um ihre Worte zu unterstreichen. Ja, Sakura wirkte recht lebensfroh. Nur  mit halbem Ohr hörte Sasuke zu. Er war wirklich interessiert an den Neuigkeiten über seinen alten Freund und seinen Sensei. Ebenso war es eine angenehme Abwechslung zu hören, was seine alten Schulkameraden machten. Für einen kurzen Moment konnte Sasuke sogar sein hartes Training unter Orochimaru und seiner Rache an Itachi vergessen. Dies gelang ihm vor allem nur dank Sakura. Ihre unschuldige, lebensfrohe Art war faszinierend. Sie war so ganz anders als er selbst. In seinem Hinterkopf war jedoch immer die kleine Stimme vorhanden, die ihm seine Ziele vor Augen führte. Sakura überreden, mit ihm zu kommen, seinen Clan aufbauen und vor allem und das Wichtigste, Itachi töten. Daher entschied Sasuke nach einigen Minuten, das Thema zu wechseln. Sakura fühlte sich nun wohl bei ihm und ihre Sorgen schienen für den Moment vergessen. Das konnte er nun zu seinem Vorteil nutzen. „Freust du dich auf unser Baby?“ fragte Sasuke nun, nachdem Sakura eine Geschichte über Naruto beendet hatte. Der erneute, abrupte Themenwechsel warf Sakura ein wenig aus der Bahn. Wie zuvor auch schon, blickte sie kurz irritiert drein. Dann jedoch wandte sie den Blick von Sasuke ab und richtete ihn auf ihre Fußspitzen. Im ersten Moment glaubte Sasuke schon, Sakura würde seine Frage mit „Nein“ beantworten. Das Blut in seinen Adern wurde zu Eis. Wenn sie es nicht haben wollen würde, fein. Er würde sich auch alleine darum kümmern können. Es sollte nur noch ein einziger Uchiha sterben und das war ganz sicherlich nicht das kleine, unschuldige Geschöpft, das gerade in Sakuras Leib heranwuchs. Dann jedoch bemerkte Sasuke, dass Sakura überhaupt nicht ihre Füße fixierte. Ihr Blick ruhte auf ihrem leicht  gerundeten Unterleib. Mit der rechten Hand fuhr sie kleine, beruhigende Kreise darüber. Als sie wieder ihren Kopf anhob, umschmeichelte ein kleines, seliges Lächeln ihre Lippen. Das Eis in Sasukes Adern schmolz. Wie hatte er auch nur einen Moment an Sakura zweifeln können? Auf sie hatte er sich immer verlassen können.  Ebenso auf Naruto. Es war so ganz anders, als mit Orochimaru und seinen Leuten, wo Vertrauen ein Fremdwort war. „Es läuft zwar momentan so einiges schief in meinem Leben und es hat sich alles auf den Kopf gestellt, aber trotzdem oder gerade deswegen, freue ich mich auf das Baby.“ Für einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Das Schweigen breitete sich zwischen Sakura und Sasuke aus. Während Sasuke selbst über die Bedeutung ihrer Worte nachdachte und er dadurch nur noch weiter ermuntert wurde, dass seine Entscheidung die richtige für ihn und Sakura war, zog sich die Stille weiter dahin und breitete sich aus. Sasuke entging, wie Sakura aufhörte ihren Bauch zu streicheln und wie das Lächeln von ihren Lippen verschwand. Ihm entging auch, wie Sakura ihr Gewicht von einem Fuß zum anderen verlagert. Erst als ihre Worte die Stille und seine Gedanken durchbrach, widmete Sasuke seine Aufmerksamkeit wieder Sakura. „Du solltest zurückkommen. Ich denke nicht, dass dein Weg, den du jetzt eingeschlagen hast, der Richtige ist.“ Sasuke hatte das Gefühl, als hätte Sakura ihn geohrfeigt, anstatt nur mit ihm zu reden. Hatte er eben noch geglaubt, alles würde nach Plan laufen, hatten diese wenigen Worte Sasuke die Wahrheit gezeigt. Zumindest die Wahrheit, in der Sakura momentan lebte. Sie würde nicht mit ihm kommen. Nicht jetzt. Er würde mehr machen müssen, als nur Worte zu benutzen. Dann würde er Sakura schon zeigen, dass die Art und Weise, wie sie jetzt lebte, was sie als die richtige, eine Wahrheit anerkannte, falsch war. Sie lebte eine Lüge, voller Hoffnungen und Träume. Doch Sasuke kannte die Realität. Die richtige Wahrheit. Das Leben bestand nicht aus schönen, glücklichen Momenten. Nein, es bestand aus Leid, Schmerz und Hass. Die meisten Menschen lebten in dieser Lüge, allerdings nicht Sasuke. Schon lange nicht mehr. Selbst die Tatsache, dass er mit Sakura ein Kind erwartete… Es machte ihn glücklich, ja. Es machte ihn froh. Ja. Aber deswegen verschwand sein Verlangen nach Rache ganz gewiss nicht. Sasuke tat einen Schritt auf Sakura zu. Sein Gesicht war zu einer starren, emotionslosen Maske geworden. Sein Blick ruhte kühl auf ihr. Er wollte Sakura klar machen, dass ihr Leben in dieser friedvollen Welt nur eine Lüge war. Bevor er jedoch dazu kam, spürte er den leichten Druck Sakuras Hände auf seiner Brust. Ihre rechte Hand krallte sich in sein Oberteil, während sie den Kopf leicht gesenkt hatte. Ihre Haare fielen ihr vor das Gesicht, sodass er nicht erahnen konnte, was gerade in Sakura vorging. Für einen Moment standen sie einfach nur so da. Ein leichter Wind wehte, ein paar Tiere im Unterholz raschelten in der Nacht, doch ansonsten herrschte einfach nur Stille. Sasukes Herz schlug schneller. Das Verlangen, das er schon in so mancher Nacht für Sakura gehegt hatte, wallte in ihm auf. Er wollte sie spüren, sie kosten, sie nehmen. Hier und jetzt. Und dann, plötzlich, hob Sakura ihren Kopf. Ihre grünen Augen sahen ihn einfach nur an. Ihre linke Hand führte sie zu seinem Gesicht. Ruhig und warm lag sie auf seiner Wange. Er mochte das Gefühl. „Sasuke, ich bitte dich. Geh nicht wieder weg. Bleib hier.“ „Bei dir und dem Kind?“ Am Rande bemerkte Sasuke, wie seine Stimme belegt und heiser klang. Er hörte sich die Worte sagen, wie in einem Film, wo er der Zuschauer war und nicht die Hauptfigur. Ebenso hörte er sich die nächsten Worte fragen, wie von weit weg. „Und Neji? Und deine bevorstehende Hochzeit? Wirst du alles abblasen, wenn ich zurückkomme?“ Er hatte nicht vor zurück zu kehren. Nicht, solange sein Bruder auch nur einen Atemzug tat. Warum fragte er so etwas also dann? Er hegte ganz gewiss nicht den Wunsch, eine eigene Familie zu haben, mit der er glücklich und zufrieden in Konoha leben würde. Sakura neben ihm und eine Handvoll Kinder wuselten zwischen ihnen. Dieses Leben wäre eine Lüge. Nichts weiter. Sasuke kannte die Wahrheit. Zumindest sagte er sich das fast täglich. Jedes Mal, wenn der Wunsch nach einer friedvollen Zeit und der Wunsch, Sakura zu sehen, zu stark wurden. Als Sakuras Hand von Sasukes Wange verschwand, richtete Sasuke seine Aufmerksamkeit wieder auf das Hier und Jetzt. Noch immer konnte er die Wärme auf seiner Haut fühlen. Die Sanftheit ihrer Berührung. „Das wäre deine Bedingung, damit du zurückkommst?“ Warum sagte Sakura nicht einfach, sie würde Neji links liegen lassen und die Hochzeit absagen? Warum hörte er sie nicht diese Worte sagen? Warum? Erneut wurde sein Blut durch Eis ersetzt. Sakura würde Neji nicht einfach verlassen. Nein, er würde um Sakura kämpfen müssen, wurde Sasuke mit einem Schlag klar. Bis eben war er noch so siegessicher gewesen. Er hatte nie daran geglaubt, dass Sakura je einen anderen außer ihn lieben würde. Aber etwas hatte sich geändert. Sasuke würde nicht so weit gehen und sagen, Sakura wäre in Neji verliebt. Nein, das nicht. Aber der Hyuuga hatte Sakura bereits in seinen Bann geschlagen. Sasuke würde das beenden. Er würde dafür sorgen, dass Sakuras Herz nur für ihn schlug. Bevor Sasuke es registrierte, hatten sich seine Hände um Sakuras Oberarme gelegt. Sein Griff war fester, als beabsichtig. Nur an Sakuras überraschtem Aufkeuchen bemerkte er es überhaupt. Doch Sasuke konnte jetzt nichts daran ändern. Die Eifersucht hatte nun die Kontrolle über sein Handeln übernommen. „Sakura, ich habe es dir schon einmal gesagt. Du und das Kind, ihr gehört zu mir. Ich werde nicht zulassen, dass da irgendwer zwischen uns steht.“ Sasuke hatte geglaubt, seine Worte hätten Sakura eingeschüchtert. Die Schultern hatte sie schützend hochgezogen. Ihr Blick hatte flehend auf ihm geruht. Doch bei seinen Worten, wich der unsichere Ausdruck und machte Wut platz. Und nicht nur Wut. „Der Einzige, der schon immer zwischen uns gestanden hat, warst du, Sasuke Uchiha. Du, mit deiner dummen, idiotischen Rache! Du hast uns verlassen. Das Dorf, unser Team und mich. Dann tauchst du plötzlich auf, fällst regelrecht über mich her, nur um mich benutzt liegen zu lassen. Du bist nur wieder hier, weil du von dem Baby erfahren hast. Ohne das Kind, wärst du dann auch hier?“ Es war keine rhetorische Frage. Nein, Sakura wartete auf eine Antwort. Doch die konnte Sasuke ihr nicht geben. Er war von der Wahrheit und der Überzeugung, die in Sakuras Worten mitschwang, überrumpelt. Hatte sie recht? War er derjenige gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sich Neji nun zwischen sie drängen konnte? War es seine Schuld? Ein leiser, schmerzvoller Seufzer, riss Sasuke aus seinen rasenden Gedanken. Sakura lächelte nicht. Sie war auch nicht wütend. Nicht länger. Nein, eher traurig und verletzt. Mit vorsichtigen, behutsamen Bewegungen löste sie sich aus Sasukes Griff. „Sasuke, auch wenn du willst, dass ich mit dir komme, würden ich und das Kind niemals an erster Stelle stehen. Solange du das nicht änderst, solange du nicht begreifst, was wirklich gut für dich ist, fürchte ich, wirst du die Menschen, die du liebst, um dich herum verletzten.“ Auf Sakuras Worte hin folgte Stille. Eine erdrückende Stille, die Sasuke die Luft zum Atmen nahm. „Du verlässt mich?“ hörte sich Sasuke flüstern. Die Sekunden, bis Sakura endlich reagierte, waren die längsten in seinem Leben. Als sie dann mit dem Kopf schüttelte, durchflutete Sasuke eine Erleichterung, von der er nicht gewusst hatte, dass er so empfinden konnte. „Nein, Sasuke. Ich werde dir niemals das Kind vorenthalten. Ich werde auch nicht sagen, dass es keine Chance für uns gibt. Doch versprechen kann ich dir nichts. Und vor allem spiele ich nicht die zweite Geige. Komm nach Konoha zurück und wir werden sehen.“ Natürlich taten Sakuras Worte gut. Irgendwie. Sie stellte ihm eine friedvolle, glückliche Zukunft in Aussicht. Aber in einer Welt, in der Sasuke nicht lebte. In einer Welt voller Hoffnung, Glück und Freude. Eine Welt voller Liebe. Eine Welt, die er als Lüge erkannt hatte. „Sakura, ich…“, begann Sasuke, wusste dann jedoch nicht weiter. Ein kleines Lächeln stahl sich auf Sakuras Lippen. „Du musst dich nicht jetzt entscheiden, Sasuke. Aber ich warte nicht mein Leben lang auf dich.“ „Ist es wegen Neji?“ Sakura blieb Sasuke eine Antwort schuldig. Ein Fakt, der Sasuke verletzte. Es tat weh, doch er ignorierte den Schmerz. Er tat so etwas schon sein ganzes Leben lang. Trotzdem wollte Sasuke die Wahrheit wissen. „Hast du dich in Neji verliebt?“ fragte Sasuke nach, dieses Mal drängender. Sakura schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß es nicht Sasuke. Momentan läuft alles drüber und drunter. Glaub mir, ich könnte gerne darauf verzichten.“ Wie schon einige Male zuvor heute Abend, entstand ein Schweigen zwischen Sakura und Sasuke. Dieses Mal fühlte es sich eher unangenehm an. Ganz und gar nicht komfortabel und erstrebenswert. „Wenn du mit mir reden willst, können wir das gerne tun. Wir können uns treffen. Ich wünsche mir wirklich sehr, dass du zurückkommst. Aber es ist deine Entscheidung. Egal was ist, ich werde immer für dich da sein.“ Mit diesen Worten verabschiedete sich Sakura von Sasuke und ließ ihn alleine, verwirrt und durcheinander auf dem alten Trainingsgelände von Team 7 zurück.  Kapitel 19: Das war es... ------------------------- Der kühle Nachtwind traf ihre verschwitzte Haut und ließ eine Gänsehaut auf ihrer Haut zurück. Mit dem Handrücken wischte sich Tenten den Schweiß von der Stirn, der drohte, ihr in die Augen zu laufen. Nach dem heutigen Tag, mit all der Aufruhr, hatte Tenten keinen Schlaf finden können. Eine geraume Zeit lang hatte sich Tenten einfach nur im Bett hin und her bewegt und von einer Seite auf die andere gewälzt. Immer wieder hatte sie Sakura in dem Brautkleid vor sich gesehen, mit Neji zusammen, der sie voller Sorge gesucht hatte. Die beiden gaben wirklich ein schönes Paar ab. Nun, doch wie Tenten es auch drehte und wendete, anstatt schlafen zu können, waren immer wieder Sakura und Neji, vor allem aber der Hyuuga, in ihren Gedanken aufgetaucht und hatten sie am Schlafen gehindert. Jetzt nach einem langen, anstrengend und auspowernden Lauf durch die Stadt, fühlte sich Tenten schon deutlich besser. Sie liebte es in der Nacht zu laufen. Dann waren so gut wie keine Leute unterwegs, die ihren Lauf behindern konnten. Außerdem tat die Kühle der Nacht gut. Es war ein angenehmes Gefühl. Und jetzt, wo sie so ausgelaugt war, würde sie sicherlich auch schnell einschlafen können. Momentan war Tenten zu müde um auch nur einen weiteren Gedanken an Neji zu verschwenden. Das Einzige, was sich Tenten nun wünschte, war ihr Bett. Tenten befand sich bereits auf dem Heimweg, als sie gerade um eine Ecke joggte und abrupt stehen blieb. Da es Nacht war, war sich Tenten zunächst nicht sicher. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Doch ja, sie täuschte sich nicht. Die Gestalt, die gerade durch die nächtlichen Straßen Konohas schlich und sich immer wieder umsah, war zweifelsohne Sakura. Es gab nicht sonderlich viele Leute, die mit rosa Haaren durch die Gegend liefen. Um ehrlich zu sein, war Sakura die Einzige, die Tenten kannte. Sie bewegte sich dicht an den Häuserwänden, drückte sich in die dunklen Ecken und Nischen. Ab und an blieb Sakura stehen, lauschte, sah sich um und ging dann weiter. Aber was machte Sakura alleine nachts hier draußen? Und vor allem, warum schlich sie sich hier lang? Es sah ziemlich verdächtig aus. Unter anderem Umständen wäre Tenten einfach zu Sakura gegangen und hätte sie gefragt. Inzwischen allerdings waren sie keine Freunde mehr. Was Sakura tat, ging Tenten nichts mehr an. Sie hoffte nur, Sakura würde Neji nicht das Herz brechen. Ansonsten würde sie Tenten schon noch kennen lernen, auf eine Art und Weise, die Sakura sicherlich missfallen würde.   Der Zeiger der Uhr, die auch gleichzeitig als Wecker diente, sprang gerade eine Minute weiter. Wie schon die letzten 87 Minuten zuvor. Verdammt, es war jetzt bereits 17 Minuten nach Mitternacht.  Wie lange wollte Sakura noch wegbleiben? Würde sie überhaupt zurückkommen? So langsam hatte er seine Zweifel daran. Neji hatte versuchte zu schlafen. Seine Bemühungen waren ohne Erfolg geblieben. Ein entsetzliches Szenario hatte das nächste gejagt. Sakura entführt, gefoltert, tot. Bei Gott, er hatte so einiges versucht, um sich nicht auszumalen, was gerade mit Sakura geschah. Allerdings hatte nichts geholfen. Und so lag Neji im Bett, sah auf die Uhr und beobachte, wie sich im Minutenrhythmus der große Zeiger der Uhr vorbewegte. Unaufhaltsam, stoisch, ohne Zwischenfälle. In der Stille der Nacht und der Einsamkeit des leeren Zimmers, vernahm Neji nichts, außer dem stoischen Tick und Tack der Uhr. Das Geräusch war das Einzige, was er hörte und es trieb ihn so langsam in den Wahnsinn. Als dann plötzlich das Geräusch der sich öffnenden Tür erklang, war es für Neji, als würde eine Bombe einschlagen, so sehr zerrte das Geräusch an seinen überreizten Nerven. Sein Körper spannte sich augenblicklich an, stand unter Strom, während er seinen Blick auf die Zimmertür richtete, die nun geöffnet war und in der Sakura stand. Sollte Neji nun wütend sein oder erleichtert darüber, dass Sakura wohlbehalten zurückgekehrt war? Er wusste es nicht. Diese beiden Emotionen rangen gerade um die Oberhand, während sich auf Sakuras Gesicht Überraschung abzeichnete.   „Du bist noch wach“, kam es von Sakura, die etwas überrumpelt war, Neji wach im Bett vorzufinden. Es war doch schon spät. Er sollte schlafen. Warum war er dann…. Oh, er hatte auf sie gewartet, wurde Sakura mit einem Schlag klar. Und sie hatte ihre Gedanken laut ausgesprochen. Das wurde ihr bewusst, als Neji, wie von der Tarantel gestochen, vom Bett aufsprang. Mit erhobener Stimme fuhr er sie an. So wütend hatte Sakura Neji noch nie erlebt gehabt. Hatte sie ihn überhaupt jemals wütend erlebt? „Ja, ich bin noch wach. Ja, es ist spät! Und ja, verdammt, ich habe auf dich gewartet!“ brauste Neji auf. Noch schrie er nicht. Neji sprach lediglich mit etwas lauterer Stimme als üblich. Gleichzeitig schwang darin jedoch seine Wut mit, die Sakura deutlich wahrnehmen konnte. Es war nicht eine solch kalte Wut, die Sasuke immer ausstrahlte. Nein, im Gegenteil. Neji war heiß, voller Leben und Leidenschaft, auch wenn er es den meisten Menschen gegenüber nicht zeigte. Aber Sakura gegenüber tat er das. Oberflächlich betrachtet schienen sich Sasuke und Neji zu ähneln, doch kratzte man an der Oberfläche, entdeckte man darunter, dass die beiden Männer unterschiedlicher nicht sein konnten. Während Neji geredet hatte, war er in die Mitte des Zimmers gegangen. Dort war er dann aber stehen geblieben. Zwischen ihm und Sakura befand sich nun eine Distanz von gut vier Schritten. Und obwohl es sich nur um vier Schritte handelte, hatte Sakura das Gefühl, dass sich zwischen ihr und Neji eine Art Mauer gebildet hatte. Eine Mauer, die erst existierte, seitdem Sasuke in Konoha aufgetaucht war. Eine Mauer, die, so wurde Sakura klar, von ihr selbst errichtet worden war. Wann war das nur geschehen? Wann hatte sie Distanz zu Neji genommen? Er war ihr bester Freund! Neji selbst schien nichts von Sakuras Erkenntnis und den dazugehörigen Fragen mitzubekommen. Er selbst war noch immer schlecht gelaunt. Den Grund kannte Sakura bislang noch  nicht. Das sollte sie jedoch sogleich herausfinden. „Sakura, verdammt, ich will mich nicht wie irgendein tyrannischer, eifersüchtiger Verlobter, Freund, zukünftiger Ehemann oder was auch immer ich für dich bin, aufführen, aber wo, zum Teufel, warst du?“ Dieses Mal hatte Neji einen Wutausbruch. Anders konnte Sakura sein Verhalten nicht beschreiben. Seine Stimme war weiterhin laut, Wut schwang deutlich darin mit und sein Gesicht war grimmig verzogen. Die Brauen waren zusammengezogen, ließen die hellen Augen, die sonst so liebevoll und voller Wärme zu ihr blickten, verärgert wirken. Der Mund war zu zwei blassen, dünnen Linien zusammengekniffen. Bei Nejis kleinem Wutausbruch zuckte Sakura kurz zusammen. Nicht weil sie sich verletzt fühlte oder gar Angst hatte. Nein. Es hatte auch nichts mit dem zu tun, was er gesagt hatte oder wie. Sie war lediglich überrascht. Einen wütenden Neji hatte Sakura noch nie erlebt. Einen mürrischen Neji, einen schlecht gelaunten Neji, einen distanzierten Neji, ja, die kannte Sakura. Aber einen wütenden? Und vor allem, was sollte diese „ich will mich nicht wie irgendein tyrannischer, eifersüchtiger Verlobter, Freund, zukünftiger Ehemann oder was auch immer ich für dich bin, aufführen“-Sache? Sie waren miteinander verlobt. Warum sagte Neji dann so etwas? Eine erneute Erkenntnis überkam Sakura. Dieser Abend schien voller Erkenntnisse zu schlummern. Erst Sasuke, der nach dem heutigen Gespräch wohl endlich verstanden hatte, warum sie beide nicht schon seit Jahren ein Paar waren und warum es niemals dazu kommen wird, wird er sich nicht ändern. Jetzt wurde Sakura klar, dass, obwohl sie sich selber nicht sicher war, was sie für Neji empfand, dieser eindeutig voller Sorge um sie gewesen war, während sie sich davongeschlichen hatte, um sich mit Sasuke zu treffen. Eine Sorge, die in Wut umgeschlagen war. Sie hatte Neji mit ihrem Verhalten verletzt. Erneut. Hieß das nicht, dass Nejis Gefühle eindeutig tiefer für sie waren? Wenn Sakura ihm nicht reinen Wein einschenkte, würde sie ihn sicherlich weiterhin verletzen. Aber sie hatte Sasuke doch versprochen für ihn da zu sein. Das er jederzeit zu ihr kommen konnte. Und sie würde weiterhin an ihrem Plan festhalten, Sasuke dazu zu überreden, dass er nach Konoha zurückkehrte. Heute hatte sie eventuell einen Schritt in die richtige Richtung getan. Vielleicht hatte sie heute Sasuke klar machen können, was wichtig im Leben war. Neji selbst schien Sakuras Verhalten jedoch falsch zu interpretieren. Sakuras Zusammenzucken ließ Nejis Wut augenblicklich verrauchen. Ein verzweifelter Seufzer entrang sich seiner Kehle, was Sakura aus ihrer Gedankenwelt zurückholte. Der Anblick Nejis, wie er sich verwirrt und schuldbewusst durch die Haare fuhr, verzweifelt einen Schritt auf sie zu machte, nur um dann wieder stehen zu bleiben, tat Sakura im Herzen weh. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Sakura, es tut mir Leid. Ich weiß auch nicht, was…“, begann Neji, sichtlich in der Annahme, er hätte Sakura verängstigt. Das Neji überhaupt auf diesen absurden Gedanken kam, führte vor Augen, was sich in ihrer Beziehung, in nur zwei Tagen, alles verändert hatte. Bevor Neji auf Mission gegangen war, war alles gut zwischen ihnen gewesen. Sakura und Neji hatten ihren Spaß miteinander, waren gute Freunde und sie hatte sich keine Gedanken darum machen müssen, was sie und Neji jetzt waren. Doch mit Sasukes Auftauchen hatte sich das alles verändert. Er hatte Gefühle in ihr geweckt, die denen ähnelten, die sie in Nejis Nähe empfand und doch gänzlich anders waren. Sakura hatte Sasuke und sich selbst versprochen gehabt, niemandem von seinem Auftauchen und ihren Treffen zu erzählen. Allerdings würde die Geheimnistuerei Sakura noch in den Wahnsinn treiben und sie paranoid machen. Was sie mit der Heimlichtuerei und ihrem Verhalten Neji antat, wollte sich Sakura nicht einmal vorstellen. Nach nicht einmal zwei Tagen lief zwischen ihnen alles aus dem Ruder und Nejis Anblick tat ihr viel zu sehr weh. Es war egal, was momentan zwischen ihnen lief. Fakt war, in der Vergangenheit war Neji immer ein guter Freund gewesen, auf den sie hatte bauen können. Er war für sie da gewesen und sie vertraute ihm. Es wurde Zeit, dass sie ihm, der langjährigen Freundschaft wegen und der Tatsache, was er alles für sie tat, die Wahrheit sagte. Wenngleich es nicht leicht werden würde. Sakura musste einfach darauf vertrauen, dass Neji niemandem davon erzählen würde. Sie würde ihm erneut eine Bürde auflasten und ihn benutzen, ihre Fehler zu korrigieren. Aber gleichzeitig glaubte Sakura auch, dass es auf lange Sicht  gesehen besser war. Es mochte gut sein, dass Sakura ihn jetzt verletzen würde, aber wenn sie nicht ehrlich zu ihm war, würde sie ihn in Zukunft eventuell nur noch mehr Schmerzen zufügen. Oder? Tat sie das Richtige, wenn sie ihm die Wahrheit sagte? Sollte sie wirklich erneut von ihm verlangen, ihre Fehler auszubaden? Kaum hatte Sakura den Entschluss gefasst gehabt, Neji die Wahrheit über Sasuke zu erzählen, überrannten sie die Zweifel. Aber eines wusste Sakura. Eines konnte sie jetzt tun. Sie konnte Neji klar machen, dass er sie nicht verängstigt hatte. Wenigstens etwas, dachte sich Sakura sarkastisch.   „Alles gut Neji. Du hast mich nicht erschreckt.“ Erleichterung durchflutete Neji bei diesen Worten. Er hatte es nicht übertrieben. Er hatte Sakura nicht verängstigt. Das war das Letzte, was Neji wollte. Sakura sollte sich niemals vor ihm fürchten. Das könnte er sich niemals verzeihen. Jetzt, wo seine Wut verraucht und die Sorge um Sakura verschwunden war, wusste Neji nicht weiter. Er fühlte sich irgendwie von Sakura betrogen. Nicht körperlich. Im Gegenteil. Dadurch, dass sich Sakura ihm nicht anvertraute und ihm nicht sagte, warum sie einfach einen Tag blau machte und dann abends heimlich verschwand, kam in ihm das Gefühl auf, dass Sakura ihm etwas wirklich wichtiges verheimlichte. Es kam Neji wie ein kleiner Betrug vor. Vielleicht übertrieb er auch einfach nur und er konnte es auf die Schwangerschaft schieben. Aber Fakt war, dass sich Neji verletzt fühlte. Wenn es sich so anfühlte, verliebt zu sein, konnte er auch darauf verzichten, entschied Neji. Kaum hatte er diesen Gedanken, kam er jedoch zu dem Entschluss, dass er lieber ein gebrochenes Herz hatte oder sich angreifbar und verletzbar fühlte, als niemals verliebt zu sein. „Sakura, wo warst du? Was ist los mit dir?“ fragte Neji erneut, dieses Mal jedoch eher verzweifelt als wütend. Neji war sich sicher, er bot momentan einen erbärmlich Anblick, wie er ahnungslos und verletzt in seinem Zimmer stand und sich nicht einmal wagte, einen Schritt auf Sakura zu zumachen, vor Angst, wieder von ihr abgeschoben und auf Distanz gebracht zu werden. „Seit ich von der Mission zurückgekommen bin, verhältst du dich ganz untypisch. Wenn du Probleme hast, helfe ich dir. Das weißt du. Du musst mir nur sagen, was los ist.“ Neji hoffte, wenn er sich so verhielt und auf ihre langjährige Freundschaft anspielte und nicht auf den Umstand, dass sie durch unübliche Umstände nun verlobt waren, würde Sakura sich ihm anvertrauen. Außerdem fand er, klang er jetzt nicht mehr ganz so weinerlich und kläglich wie wenige Sekunden zuvor. Sakura ging es nicht gut. Das wusste Neji auch ohne die heftige Heulattacke vom Vortrag. Sie hatte Probleme. Und Neji würde ihr verdammt noch einmal helfen, wenn sie es nur zuließ. Bei Nejis Worten wendete Sakura den Blick ab, blickte auf den Boden. Sah sie schuldbewusst drein oder war es nur seine Einbildung? Neji musste etwas tun. Vielleicht sollten sie sich erst einmal hinsetzen. So wie sie beide im Raum standen, jeder für sich, allein und verloren, würde das nichts werden. Neji musste dafür sorgen, dass sich Sakura ihm öffnete. Die unsichtbare Barriere, die Sakura um sich herum errichtet hatte, musste verschwinden. Neji musste die Mauer einreißen, die es vor seiner Abreise vor wenigen Tagen noch nicht gegeben hatte. Ein leiser Seufzer, den Neji nicht hatte unterdrücken können, entfuhr ihm, bevor er zu seinem Vorschlag ansetzen konnte. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Mit einem kleinen Nicken stimmte Sakura ihm zu. Sollten sie sich hier auf das Bett setzen oder war dies jetzt zu intim und eher hinderlich? Sollten sie in die Küche oder einen anderen Raum gehen? Neji wusste es nicht. Daher fragte er einfach Sakura. „Nein!“ entfuhr es Sakura, wohl etwas energischer und lauter, als geplant, denn ruhiger fügte sie hinzu: „Ich denke, unser Zimmer ist momentan die beste Option, für das, was ich dir zu sagen habe.“ Gegen Ende des Satzes wurde Sakuras Stimme immer leiser, schwankte ein wenig und wurde brüchig. Neji war sich nicht einmal sicher, ob er den Rest des Satzes richtig verstanden hatte. Dennoch fragte er nicht nach. Er sagte auch nichts zu ihrem merkwürdigen, ja fast schon verdächtigem Verhalten. Stattdessen deutete Neji auf das Bett und lud Sakura dazu ein, sich hinzusetzen. Hoffnung kam in Neji auf. Er hatte tatsächlich die Hoffnung, dass Sakura ihm jetzt verraten würde, was los war. Dass sie sich ihm anvertraute. Ungeduldig wartete Neji bis Sakura saß, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Stattdessen erkundigte er sich, ob es Sakura recht war, wenn er sich neben sie setzte. Zu seiner Erleichterung, bejahte Sakura. Neji hatte in der Tat Angst gehabt, sie würde „nein“ sagen. Die Liebe machte wohl selbst aus dem selbstbewusstesten Mann ein kleines, ängstliches Häslein, wenn es erst wurde. Als sich Neji neben Sakura setzte, sank die Matratze unter seinem Gewicht ein wenig ein. Zwischen ihm und Sakura hatte locker noch eine weitere Person Platz, doch Neji wagte es nicht, näher an Sakura heranzurücken. Er wusste nicht, ob es helfen würde. Er hatte eher das Gefühl, das Gegenteil wäre der Fall. Neji durfte Sakura nicht drängen. Daher saß er einfach nur auf dem Bett, erduldete die körperliche, aber auch emotionale, Distanz zwischen ihnen und wartete. Da Sakura schwieg und anscheinend innerlich einen Kampf mit sich selbst ausfocht, wollte Neji sie in Ruhe lassen. Neji nutzte die Zeit, um sich Sakura ein wenig genauer anzusehen. Etwas, wozu er in den letzten zwei Tagen eher selten dazu gekommen war.  Das Erste, was Neji auffiel, waren die dunklen Augenringe, die sich deutlich von der blassen, fast kränklich wirkenden Haut, abhoben. Danach fiel Neji auf, wie Sakura die Stirn immer wieder runzelte und sich zwischendurch immer wieder glättete. Auch kniff sie ab und an die Augen zusammen. Nejis Verdacht, dass Sakura innerlich mit sich einen Kampf ausfocht, verhärtete sich mit jeder Sekunde, die verstrich. Die Tatsache, dass Sakura immer wieder einen kleinen Seufzer ausstieß, wohl unbewusst, und dass sie mit hängenden Schultern und krummen Rücken dasaß, unterstrich es nur noch. Ebenso der Fakt, dass Sakura immer wieder unruhig ihre Hände miteinander verwob, nur um sie wieder voneinander zu lösen, ehe sie wieder von vorne damit anfing. Es waren nur wenige Minuten, in denen Sakura schwieg, vielleicht drei Minuten, aber es kam Neji wie eine Ewigkeit vor. Mehr als einmal hatte Neji etwas sagen wollen, doch letztendendes hatte er sich dagegen entschieden und geschwiegen. Als Sakuras Stimme dann endlich die unangenehme Stille durchriss, kam es Neji einem Paukenschlag gleich. Viel schlimmer waren jedoch die Worte, die Sakuras Mund verließen. Wie eine Bombe schlugen sie ein. An sich waren es harmlose Worte. Worte an sich konnten doch eigentlich nicht verletzen. Sie waren ohne jede Substanz. Wenn man es genau nahm, waren Worte doch nur Schwingen der Luft, die durch das Zusammenspiel aus Lippen- und Zungenbewegung entstanden. Wieso also fühlte sich Neji, als hätte man ihm in den Magen getreten, während gleichzeitig sein Herz aufhörte zu schlagen und sämtliche Luft seinen Lungen entwich, als Sakura sagte: „Sasuke ist hier. Ich habe ihn getroffen.“ Sakuras wenige Worte fühlten sich nicht nur wie eine körperliche Attacke auf ihn an. Auch emotional tat es weh. Es fühlte sich an, als würden zig Shuriken in sein Herz gerammt. Shuriken, die mit Säure ummantelt waren und genüsslich im Herzen gedreht und herumgerissen wurden, nur um mehr Schaden und Schmerz zu verursachen. Er stand unter Schock. Dessen war sich Neji bewusst. Sakuras Worte hatten ihn in einen Schockzustand geschickt. Es hielt nur kurz an. Langsam sickerten ihre Worte in sein Bewusstsein und rissen ihn aus seiner Starre. Sasuke war in Konoha. Und nicht nur das. Sakura traf ihn. Heimlich. Augenblicklich schossen Neji tausend Fragen in den Kopf, die alle darum kämpften, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Warum war Sasuke hier? Wollte er Sakura und das Kind? Wie lange ging das schon so? All diese Fragen beschäftigten Neji. Ohne Zweifel. Doch eine Frage drängte sich in den Vordergrund. Was taten Sakura und Sasuke, wenn sie sich trafen? Trieben sie es wie die wilden Tiere? Schmerz, Wut und vor allem Eifersucht wallten in Neji auf. Und obwohl er vollkommen überrumpelt und vor allem verletzt war, ließ er sich nichts anmerken. Bei Sakuras Worten waren Neji die Gesichtszüge entglitten. Doch nur für einen Sekundenbruchteil. Anschließend verschwand jegliche Emotion hinter einer eisernen Maske. Obwohl Nejis Gesicht noch immer unnatürlich blass wirkte und er das Gefühl hatte, das sein Herz und seine Lungen noch nicht wieder arbeiteten, brachte er wenigstens zusammenhängende Worte heraus. Doch ebenso wie seine Emotionen, die hinter einer eiskalten Maske verschwunden waren, war jegliches menschliche Gefühl aus seiner Stimme verschwunden. Kalt und sachlich, als würde es Neji gerade mit einem feindlich gesinnten Ninja zu tun haben, fragte er Sakura: „Hast du Sasukes Auftauchen der Hokage gemeldet?“ Obwohl Neji es gefragt hatte, kannte er die Antwort bereits. Hätte Sakura es ordnungsgemäß gemeldet, hätte sie das Gespräch ganz anders angefangen. Bei Nejis Frage war Sakura kurz zusammengezuckt. Ob wegen der Frage selbst oder der Art und Weise, wie Neji sie gestellt hatte, wusste er nicht. Es war ihm für den Moment auch egal. Er war wie ein verwundetes, wildes Raubtier, das erst einmal seine Wunden lecken musste.  Man sollte ihm jetzt nicht zu nahe kommen. Verletzte Raubtiere neigten dazu um sich zu beißen, wenn man ihnen zu nahe kam. „Neji, ich kann es niemandem melden“, begann Sakura nach einem kurzen Moment mit einem schuldbewussten Blick. Noch bevor sie mehr hatte sagen können, war Neji bereits aufgestanden. „Was hast du vor?“ platzte es aus Sakura, mit leicht nervöser Stimme, als sie beobachtete, wie Neji langsam durch den Raum zur Zimmertür ging, heraus. „Ich mache Meldung“, kam es sachlich als Antwort zurück. Obwohl Neji nach außen hin so ruhig, womöglich auch kalt, wirkte, brodelte es innerlich in ihm. Sein Blut wallte regelrecht. Es war kurz davor überzukochen. Mit ausgestreckter Hand griff Neji gerade nach der Türklinke, als ein Gewicht an seiner freien Hand zog. Ein Blick zur Seite und er erblickte den rosa Haarschopf Sakuras sowie ihre Hände, die sich um seinen Arm geschlossen hatten. Von unten her blickte Sakura, mit ihren großen, grünen Augen, flehend Neji an. „Bitte, geh nicht“, kamen die Worte gehaucht bei Neji an. Der drängende und zugleich flehende Unterton war ihm dabei nicht entgangen. Die nächsten Worte waren es jedoch, die Nejis Blut gänzlich zum überschäumen brachten und seine eiserne Maske  wegschmolz. „Ich habe es ihm versprochen.“ Die Eifersucht in Neji wurde immer größer, fachte das heiße, lodernde Feuer der Wut, genährt durch seine Eifersucht, nur weiter in ihm an. Am liebsten hätte er laut losgeschrien. Nur der Fakt, dass er nicht das ganze Haus aufwecken wollte, hielt ihn zurück. Dennoch entriss Neji seinen Arm aus Sakuras Umklammerung und ging drei Schritt weg von ihr. Er brauchte Abstand. Dringend. „Du hast es ihm versprochen?“ presste Neji die Worte zwischen den Zähnen hindurch, nur um nicht laut loszuschreien. „Verdammt, Sakura, du kannst dich doch nicht einfach mit Sasuke heimlich treffen! Er ist ein Abtrünniger!“ Bei seinen Worten zuckte Sakura zusammen. Dieses Mal war sich Neji sicher, es lag an der Art, wie er es gesagt hatte. Ihr Verhalten sorgte jedoch nicht dafür, dass er sich abregte. Im Gegenteil. „Wie kannst du dich überhaupt mit ihm abgeben, nach allem, was er dir angetan hat?!“ Es war Neji egal, dass er jetzt wohl eifersüchtig klang. Es war ihm auch egal, was Sakura darüber dachte. Das einzige, was er momentan wirklich wissen wollte war, was genau zwischen Sasuke und Sakura geschehen war. Hatten sie sich geküsst, während Neji vor Sorge um Sakura fast krank geworden war? Hatten sie es hemmungslos miteinander getrieben, während er selbst festgestellt hatte, dass er sich in Sakura verliebt hatte? „Lass mich erklären“, kam es kleinlaut von Sakura, die bittend einen Schritt auf ihn zumachte. Aber Neji wollte keine Erklärung.  Auch keine Entschuldigungen. Er wollte die Wahrheit. Und vor allem die Antwort auf diese drängende, bohrende Frage in seinem Kopf. Trotzdem sagte er nichts dergleichen. Einen Funken Stolz hatte er noch in sich. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust, presste die Lippen fest aufeinander und wartete. Sakura indessen verlagerte ihr Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere, während ihr Blick unstet umherschweifte, bis er letztendlich auf den Boden geheftet blieb. „Also…weißt du…“, begann Sakura, brach dann jedoch ab und seufzte laut auf. Die Sekunden verstrichen, während Sakura nervös auf ihrer Unterlippe herum kaute. Innerlich kochte Neji noch immer, doch er riss sich zusammen um Sakura nicht anzuschreien. Am liebsten würde er sie so lange anbrüllen, bis er endlich wusste, was er wollte. Er tat es nicht. Er wusste es besser. Würde Neji Sakura jetzt anschreien, konnte es passieren, dass Sakura ihm nie wieder etwas anvertrauen würde und er alles zwischen ihnen ruinierte. Falls Sakura nicht längst dafür gesorgt hatte. Weil Neji ihre Freundschaft wichtig war und wegen seiner Gefühle Sakura gegenüber, schwieg er. Gleichzeitig versuchte Neji die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen, in denen Sakuras und Sasukes nackte Leiber in einem wilden Tanz miteinander verschmolzen waren. Allein das Verdrängen dieses Bildes kostete Nejis fast seine ganze Konzentration, die er aufbringen konnte. Mit dem letzten Rest, der übrig geblieben war, bemerkte er, wie Sakura tief einatmete, Rücken und Schulter durchdrückte und dann endlich anfing zu reden. Noch bevor Sakura das erste Wort herausgebracht hatte, sagte sich Neji selbst, er würde nichts sagen, bis Sakura geendet hatte.   Anfangs hatte Sakura mit sich gerungen, ob sie Neji nun die Wahrheit sagen sollte und wenn ja, wie viel. Obwohl sie es zunächst vorgehabt hatte, hatte vor allem Nejis wütende Reaktion sie fast eingeschüchtert gehabt. Nun, nicht richtig eingeschüchtert. Eher verunsichert und erschüttert. Nicht, weil er wütend geworden war. Nein, Sakura hatte festgestellt, dass sie ihn verletzt hatte. Erneut. Dabei hatte sie das nie wieder tun wollen. Letztendlich waren es nicht ihre Worte gewesen, die Neji verletzt hatten, sondern ihr Verhalten. Eigentlich hätte es Sakura klar sein sollen, was sie mit ihrem Handeln den Menschen in ihrer Umgebung antat. Sie hatte es auch irgendwie gewusst und trotzdem ignoriert. Nur, weil sie sich immer und immer wieder eingeredet hatte, dass sie das alles alleine schaffen konnte. Und letztendlich, weil sie die irrsinnige Hoffnung hatte, dass Sasuke endlich zurückkam. Sasuke hatte ihr heute klar gemacht, dass sie sich einer kindischen Illusion hingegeben hatte, wenngleich sie noch immer die Hoffnung hegte, dass sie Sasuke zu einer Rückkehr bewegen konnte. Vorausgesetzt er ließ es zu sich helfen zu lassen. Aber genau das musste auch Sakura. Das hatte ihr Nejis Verhalten gezeigt. Sie verstand zwar nicht genau, warum Neji so sauer geworden war – oder wollte es sich noch nicht eingestehen – aber das sie ihn verletzt hatte, war offensichtlich. Letztendlich war dies der Ausschlag gewesen, Neji doch zu erzählen, was seit Sasukes Ankunft gestern geschehen war. Und zwar alles. Angefangen von seinem plötzlichen Auftauchen, dem Kuss – wenngleich es eher widerwillig über ihre Lippen gekommen war – und ihrem anschließenden Gefühlschaos. Ebenso erzählte sie Neji vom heutigen Treffen. Sie ließ nichts aus, über was sie geredet hatten. Kaum waren die ersten schwierigen Worte über ihre Lippen gekommen, sprudelten die restlichen nur so aus ihr heraus. Sakura war Neji dankbar, dass er sie einfach reden ließ. Nicht einmal hatte er sie unterbrochen. Während ihres Redeflusses, hatte sich Sakura immer schuldiger gefühlte. Hauptsächlich Neji gegenüber. Sie hatte Neji beobachtet, der sich emotional immer weiter von ihr distanzierte. Seine Körperhaltung sprach Bände. Abweisend hatte Neji die Arme vor der Brust verschränkt, sein Körper lehnte ein wenig von ihr weg. Kaum war Sakura zu Ende gekommen, drehte Neji den Kopf von ihr weg und blickte stur aus dem Fenster. Vorher hatte er sie aus seinen hellen, traurig wirkenden Augen unverwandt angesehen. Nachdem Sakura geendet hatte, herrschte für eine Weile ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen. Sakura selbst wagte es nicht, etwas zu sagen. Sie wusste ja nicht einmal, was sie sagen sollte, ohne Neji erneut wütend zu  machen oder ihn gar wieder einmal zu verletzen. Wie gerne wollte Sakura jetzt zu ihrem Verlobten gehen und ihn in die Arme schließen. Sie wollte seine starken Arme um sich spüren und wissen, dass alles wieder gut werden würde. Sie wollte für einen Moment ignorieren, was sie wieder einmal angerichtet hatte. Doch sie tat nichts davon. Sie blieb stehen wo sie war und sagte nichts. Sie ignorierte nicht die Fakten. Nein, sie musste sie akzeptieren. Während Neji seinen eigenen Gedanken hinterher hing, tat Sakura dasselbe. Innerlich schwor sie sich, vor Neji keine Geheimnisse mehr zu haben. Sie wollte ehrlich und offen zu ihm sein. Sie hatte sich schon jahrelang auf ihn verlassen können. Das sollte sich nicht ändern. Und wenn sie ehrlich zu Neji sein wollte, musste sie es auch zu sich selbst sein. Es bestand womöglich eine kleine Chance, dass Sasuke zurück nach Konoha kam. Womöglich gab es sogar die Möglichkeit, dass sie mit Sasuke zusammen ihr Kind großziehen konnte. Ein Teil von ihr wollte das. Wünschte sich das. Ein anderer Teil von ihr wollte Neji aber nicht verlassen. Sie mochte, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Nicht nur auf freundschaftlicher Ebene, sondern auch auf körperlicher und vor allem emotionaler Ebene. Wie Sakura es zuvor schon Sasuke gesagt hatte, sie wusste nicht, ob sie sich in Neji verliebt hatte. Allerdings hatte sie inzwischen die Vermutung, dass er mehr für sie empfand als reine Freundschaft. Sie sollten dringend darüber reden. Jetzt jedoch musste Sakura erst einmal die Angelegenheit mit Sasuke klären. Danach konnte sie sich um ihr Liebesleben kümmern. Und dieses Mal würde sie mit Neji reden. Sie würde sich ihren Problemen stellen. Allerdings entschied sich Sakura dazu, lieber eine Baustelle nach der anderen anzugehen und nicht alles gleichzeitig. Für die Zukunft wollte Sakura ein Schlamassel wie dieses vermeiden. Kommunikation war das Stichwort. Das war ihr vorher schon klar gewesen. Danach hatte sie doch all die Jahre gelebt gehabt. Was genau hatte sie nur zu dieser Heimlichtuerei bewogen gehabt? Sakura verstand ihr Handeln selbst nicht. Es wäre zu einfach, alles auf die Schwangerschaft zu schieben, auch wenn es dabei eine Rolle gespielt hatte. Letztendlich war es wohl schlicht und ergreifend Angst gewesen. Angst davor, Sasuke zu verlieren und Neji, Tsunade und ihre Freunde zu enttäuschen und zu verletzten. Was sie letztendlich mit ihrem bescheuerten Verhalten bewirkt hatte. Dieses Mal wollte Sakura aus ihren Fehlern lernen. Und obwohl sie nicht wusste, wie Neji nun reagieren würde, sagte sie ihm das auch, so überzeugt und selbstbewusst, wie nur möglich.   „War das alles oder hast du sonst noch irgendwelche Geheimnisse, die du ein andermal platzen lassen willst?“ Am liebsten würde Neji selber platzen. Oder die Wand einschlagen. Oder Sakura anschreien. Irgendetwas, um seine Wut und seinen Schmerz verschwinden zu lassen. Es kostete Neji einiges an Kraft, aber er schaffte es, dass sein Körper ruhig blieb. Er ballte keine Faust, er zitterte nicht und selbst seine Stimme klang nicht wütend. Eher ein wenig anklagend. „Ich habe dir alles gesagt. Und wie schon gesagt, ich verspreche dir, nichts mehr zu verheimlichen“, kam es prompt von Sakura zurück. „Und das soll ich dir glauben, weil?“ entgegnete Neji. Vielleicht hörte sich Neji an wie ein eingeschnapptes Kind. Eventuell klang er auch vorwurfsvoll. Aber verdammt, er war verletzt und auch nur ein Mensch! Dieses Mal erzielten Nejis Worte eine Wirkung. Sakura zuckte zusammen und blickte verletzte drein. Für einen Moment kaute sie unsicher auf ihrer Unterlippe herum und schlang die Arme schützend um sich. Dann jedoch straffte sie die Schultern und kam auf Neji zu. Einen Schritt vor ihm blieb sie stehen. Ihre grünen Augen blickten ihn unverwandt an. Neji entging dabei nicht der verräterische Schimmer in ihren Augen. „Es tut mir Leid, was ich getan habe. Ich weiß, es war dumm. Ich hätte nichts vor dir verheimlichen sollen. Mir ist auch bewusst, dass ich dein Vertrauen leichtsinnig verspielt habe.“ Bei diesem letzten Satz schnaubte Neji kurz auf, sagte aber weiterhin nichts. Er fühlte sich verarscht und verletzt. Dies war ihm heute Abend jetzt schon mehrfach bewusst geworden. „Aber ich werde mir dein Vertrauen wieder erarbeiten. Neji, wirklich, ich will Sasuke helfen, aber ich will dir auch nichts mehr verheimlichen oder dich gar verletzen.“ Den letzten Teil des Satzes ließ Neji unkommentiert. Stattdessen fragte er: „Du hast also vor, dich weiter mit Sasuke zu treffen?“ Ohne Umschweife und mit fester Stimme, sagte Sakura „Ja.“ Erneut versetzte dieses einfache Wort Neji einen Stich im Herzen. Widerwillig verzog Neji das Gesicht, schwieg jedoch. Ebenso Sakura. Letztendlich rang er sich jedoch dazu durch, zu sagen, was ihn bedrückte. „Du willst also, dass ich dich mit Sasuke unterstützte. Dass ich dir zuhöre, du dich bei mir ausweinen kannst und das ich sonst alles mache, damit du mit Sasuke zusammen kommst und das…“ „Nein, das stimmt nicht“, unterbrach Sakura Neji. „Ich habe nie gesagt, dass ich mit Sasuke zusammenkommen will oder das du mir dabei helfen sollst.“ „Ach ja?“, erwiderte Neji mit ironischem Unterton. „Du bist doch schwanger von Sasuke. Da willst du mir sagen, du willst nicht mit ihm zusammen sein? Du hast davon doch jahrelang geträumt!“ Bei Nejis anklagenden Worten, weiteten sich Sakuras Augen kurz, die Lippen presste sie zusammen. Ihre Schultern sackten nach unten und blieben dort. Sakura schwieg, blickte mit großen Augen auf den Boden. Ihr Verhalten zeigte Neji nur, dass er recht hatte. Er war in die Friendzone abgeschoben worden. Er sollte den besten Freund spielen, der Sakura zu ihrem Traummann verhalf. Aber nicht mit ihm. Er hatte sich bereits auf diese Scheinverlobung eingelassen. Und was hatte ihm das gebracht? Er hatte seine beste Freundin und Teamkameradin verloren, sich in Sakura verliebt und nun trug er den Schmerz eines gebrochenen Herzens mit sich herum. „Klar, dass dir das alles gerade in den Kram passt. Mit mir rummachen, weil du sonst keine Alternative hattest. Und jetzt, wo Sasuke zum Greifen nah ist,…“ „Das stimmt nicht!“ kam es plötzlich laut und entschlossen von Sakura. Von ihrem kleinen Ausbruch selbst erschreckt, sah sich Sakura kurz um, als befürchte sie, jemand habe sie gehört. Leiser, aber genauso entschlossen, wiederholte sie ihre Worte, während sie Neji fest in die Augen sah. „Ich habe dich nie benutzt und ich will auch nicht, dass du mir hilfst, dass ich mit Sasuke zusammen komme. Ich will, dass er zurückkommt. Er gehört noch immer zu Konoha. Hier ist seine Heimat.“ „Die er selbst verlassen hat. Aus eigenem Antrieb“, erinnerte Neji seine Verlobte daran. Die Tatsache, dass Sakura beteuerte, ihn nicht benutzt zu haben, ließ sein Herz einen kleinen Sprung tun, wenngleich er versuchte, es zu ignorieren. „Ich weiß. Jeder macht einmal Fehler. Ich habe bereits mehr als genug begangen. Aber jeder verdient auch eine zweite Chance.“ „Und ich soll dir helfen, dass Sasuke seine bekommt. Damit er sein Happy End bekommt“, entgegnete Neji sarkastisch und mit einem Schnauben. „Verdammt, das habe ich überhaupt nicht gesagt!“ brauste nun Sakura auf. „Warum reitest du als darauf herum? Ich weiß, dass ich dich nicht hätte anlügen sollen und dass ich dir gleich hätte alles sagen sollen. Ich weiß auch, dass ich nicht einfach so mit Sasuke hätte Sex haben sollen! Ich weiß das alles! Ich rede doch überhaupt nicht davon, dass ich mit ihm zusammen sein will!“ „Ach ja? Und was willst du dann?“ verlangte Neji zu wissen. Unverwandt ruhte sein Blick auf Sakura. Das ihr Gespräch inzwischen in einen Streit ausgeartet war, den andere Hyuugas mitbekommen konnten, realisierte er nicht einmal. Was zählte waren jetzt nur Sakura und er. „Das sagte ich doch! Ich versuche Sasuke zur Rückkehr zu bewegen!“ „Aus ganz uneigennützigen Zwecken“, kam die trockene Antwort. „Ja, das tue ich nicht wegen dem Baby oder weil ich in Sasuke verliebt wäre“, entgegnete Sakura scharf. „Ach ja? Das bist du nicht?“ „Keine Ahnung, okay? Ich weiß nicht, ob ich noch Gefühle für Sasuke habe oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich je glücklich mit ihm werden kann oder nicht. Aber das spielt jetzt eine Nebenrolle. Darum geht es nicht.“ Erneut tat Nejis Herz einen Sprung bei diesen Worten. Er wollte Sakura fragen, ob sie sich nicht sicher war wegen ihm. Um kurz Luft zu holen, um weiter zu reden, legte Sakura eine Pause ein, die er hätte nutzen können. Er hätte Sakura fragen können, ob sie sich womöglich in ihn verliebt hatte. Aber Neji traute sich nicht. Eine Abfuhr wäre momentan zu viel für ihn. Und so schwieg er. Währenddessen hatte Sakura die Zeit genutzt und war auf Neji zugekommen. Ihre Gesichter waren jetzt nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, wenngleich sie den Kopf in den Nacken hatte legen müssen, um zu ihm aufzusehen. „Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Großen sogar. Aber könntest du bitte mal aufhören, darauf herumzureiten, dass ich angeblich etwas mit Sasuke habe? Außer einem einzigen Kuss, der von Sasuke ausging – wollte ich betonen – war da nichts. Also warum verdammt, bist du so eifersüchtig?“ „Weil ich mich in dich verliebt habe, verdammt noch mal!“ platzte es da aus Neji heraus.   Kapitel 20: ... oder doch nicht? -------------------------------- Abrupt weiteten sich Sakuras Augen und ihre Kinnlade fiel hinunter. Hatte Neji ihr soeben wirklich seine Liebe gestanden oder hatte Sakura einen Hörsturz erlitten und halluzinierte nun? Es dauerte eine Sekunde, bis auch Neji realisierte, was er soeben gesagte hatte, woraufhin sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich und Sakura klar machte, dass sie nicht halluzinierte. „Was?“ war alles, was Sakura wenig intelligent herausbrachte. Gerade eben noch hatten Sakura und Neji nahe beieinander gestanden, die Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Jetzt jedoch ging Neji hektisch ein paar Schritte zurück. So überrumpelt wie er von seinem Liebesgeständnis war, bemerkte er das Bett nicht. Sein linkes Bein knallte gegen den Bettrahmen, seine Kniekehle knickte ein. Ein dumpfes „Bumm“ ertönte, als Neji mit seinem Hintern und mit halben Rücken auf dem Bett aufkam. Aus dieser halb liegenden, halb sitzenden Position, hob Neji den Kopf an und blickte mit großen Augen zu Sakura. Der Anblick Nejis, sowie die Absurdität der Situation, ließ Sakura in einen Lachanfall ausbrechen. Zunächst startete es mit einem kleinen Kichern. Dann presste sie die Hand auf den Mund, um es zu unterdrücken. Ohne Erfolg. Mit einem Prusten löste sich ihre Hand wieder und herzhaft lachte sie los. Sakura lachte so heftig, dass sie sogar ihre Arme um die Körpermitte schlang und mit dem Oberkörper sich leicht nach vorne beugte. Tränen traten ihr in die Augenwinkel und so langsam krampfte sich ihr Bauch vor Lachen zusammen. Es würde Sakura nicht wundern, wenn sie durch diese heftige Lachattacke einen Muskelkater bekommen würde. Neji jedoch fand das alles nicht ganz so amüsant wie Sakura. Während Sakura noch immer mit Lachen beschäftigt war, richtete Neji sich im Bett auf, verschränkte die Arme vor der Brust und zog seine Mundwinkel nach unten. Neji war nicht amüsiert. Ganz und gar nicht. Nachdem sich Sakura soweit beruhigt und die Tränen aus ihren Augenwinkeln mit dem Handrücken weggewischt hatte, fiel ihr Blick auf Neji. Im ersten Moment fragte sich Sakura noch, warum Neji so missmutig dreinsah, bis ihr die Vorgeschichte für den Lachanfall wieder einfiel. Augenblicklich verschwand Sakuras Grinsen aus ihrem Gesicht, wenngleich ein kleines Schmunzeln blieb. Neji missverstand die Situation. Zumindest glaubte Sakura das. Als ob sie jemals jemanden auslachen würde, der ihr ein Liebesgeständnis machte! Und mit diesem Wissen verschwand auch Sakuras Schmunzeln. Verdammt, was sollte sie jetzt tun? Neji hatte ihr seine Gefühle gestanden! Zunächst jedoch sollte sie sich für ihr Verhalten entschuldigen, entschied sie. „Es tut mir Leid. Ich hatte lachen müssen, weil es so lustig aussah, wie du auf das Bett gefallen bist. Du hast dir dabei hoffentlich nicht wehgetan oder?“ erkundigte sich Sakura und klang auch angebracht zerknirscht. Ein leiser Seufzer entfuhr Neji. Zeitgleich fuhr er sich mit der Hand durch seine langen, dunklen Haare. „Schon gut. Lass uns schlafen gehen.“ Mehr als verwirrt blickte Sakura Neji hinterher, wie er zügig vom Bett aufstand und im Badezimmer verschwand. Neji wollte jetzt schlafen gehen? Einfach so? Nachdem sie sich erst über Sakuras Verhalten bezüglich Sasuke gegenüber gestritten und nachdem Neji ihr anschließend seine Liebe gestanden hatte? Was hatte Neji für Nerven, das er jetzt so einfach ging? Klar, Sakura wollte auch nicht unbedingt über das ganze Thema reden. Allerdings hatten die letzten beiden Tage Sakura gezeigt, dass Kommunikation das A und O war. Und genau deswegen würde sie jetzt nicht einfach schlafen gehen. Kurzerhand folgte Sakura Neji in das Badezimmer. Zu ihrem Glück hatte Neji nicht abgeschlossen. Und zu Nejis Glück benutzte er nicht gerade die Toilette sondern putzte sich die Zähne. Bei Sakuras Eintreten blicke Neji fragend zur Badezimmertür, die Zahnbürste im Mund. „Wir müssen reden“, kam es ernst von Sakura, die demonstrativ die Tür hinter sich schloss und die Arme vor der Brust verschränkte. Wie ein Gefängniswärter stand sie da und Neji war der Gefangene. Er wollte nicht reden. Er wollte nicht hören, wie Sakura ihm sagte, dass sie leider nichts für ihn empfand und das sie sich keine Beziehung mit ihm vorstellen konnte. Vor allem jetzt, wo Sasuke doch wieder in der Stadt war. Nein danke, darauf konnte Neji verzichten. Allerdings war sein Mund voll mit dem nach frischer Minze schmeckenden Schaum der Zahnpasta. Bevor er es in das Waschbecken ausspucken konnte, hatte Sakura bereits angefangen zu reden. „Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Ich hätte dir früher Bescheid sagen sollen. Aber ich werde Sasuke nicht aufgeben. Und bevor du mir jetzt irgendetwas unterstellen solltest. Nein, ich habe nichts mit Sasuke am Laufen und ich treffe mich nicht deswegen mit ihm. Ich werde ihn irgendwie dazu überreden, dass er wieder nach Konoha zurückkommt. Außerdem werde ich dich ganz gewiss nicht betrügen!“ Nachdem Neji seinen Mund ausgewaschen hatte, wandte er seinen Blick wieder Sakura zu. Natürlich hatte er jedem ihrer Worte gelauscht. Vor allem der letzte Satz ließ ihm keine Ruhe. Da Sakura ihn jetzt wohl nicht einfach so gehen lassen würde, bevor sie nicht miteinander geredet hatten, konnte er auch nachfragen, was Sakura mit ihrer letzten Aussage gemeint hatte. Er würde wohl ohnehin keinen Schlaf finden, solange er die Antwort nicht kannte. Langsam und ruhig räumte Neji seine Zahnbürste weg, tat sie in den dunkelblauen Zahnputzbecher und stellte die Zahnpastatube ebenfalls an ihren Platz zurück. Die Zeit nutzte er, um die Frage in seinem Kopf zu formulieren. Erst dann wandte er sich wieder Sakura zu, die wartend weiterhin vor der Badezimmertür stand. „Du weißt, dass unsere Verlobung nur ein Fake ist. Du kannst mich gar nicht betrügen. Warum sorgst du dich darum?“ Nun, es war vielleicht nicht perfekt formuliert, aber Nejis wichtigstes Anliegen war, herauszufinden, was Sakura für ihn empfand. Er hatte immerhin bereits die Bombe platzen lassen. Und es war verdammt peinlich gewesen! Aber Sakuras Lachanfall nach seiner Slapstick Einlage war immer noch besser gewesen, als ein „Ich mag dich als Freund, aber…“ zu hören. Bei Nejis Frage stemmte Sakura ihre Hände empört in die Hüften, sie öffnete ihren Mund, nur um ihn dann wieder zu schließen, ohne das ein Wort über ihre Lippen gekommen war. Langsam ließ Sakura ihre Hände wieder sinken. Ihr Blick suchte den seinen, während Neji immer unruhiger wurde. Er wollte unbedingt wissen, wie Sakura zu ihm stand. Gleichzeitig wollte er es nicht. Er bereute es schon fast den Mund aufgemacht zu haben. Und obwohl die nächsten Worte Sakuras keinem Liebesgeständnis gleichkam wie bei ihm, überraschten sie ihn doch. „Ich weiß, dass unsere Verlobung nur eine Täuschung ist. Aber was da zwischen uns passiert ist, ist keine Täuschung. Und ich habe dich sicherlich nicht als Zeitvertreib angesehen, bevor du mir das vorwerfen solltest.“ Unruhig verlagerte Sakura ihr Gewicht von einem Fuß auf den andere, mit der rechten Hand spielte sie an einer Haarsträhne herum. Den Blick wandte sie jedoch nicht von Neji ab, als wartete sie auf eine Reaktion seinerseits. Dieser wiederum wusste nicht so genau, was er jetzt sagen oder tun sollte. Es war keine Abfuhr, aber es klang auch nicht danach, dass Sakura auf etwas Emotionales zwischen ihnen hingewiesen hatte. Im Gegenteil. Sie hatte zwar gesagt, Neji sei kein Zeitvertreib, aber ganz gewiss auch nicht der Mann ihrer Träume. Was auch immer zwischen ihnen war, für Sakura war es etwas auf körperlicher Ebene. Für Neji nun einmal nicht. Das würde nicht funktionieren. Selbst wenn Neji sich auf Sakura einließ, er würde niemals die erste Geige spielen. Diese Rolle war Sasuke zugedacht, wurde Neji klar. Und er war derjenige, der mit gebrochenem Herzen zurückbleiben würde. Ich weiß nicht, ob ich noch Gefühle für Sasuke habe oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich je glücklich mit ihm werden kann oder nicht. Die Worte von Sakura, die sie bei ihrem vorherigen Streit von sich gegeben hatte, kamen Neji wieder in den Sinn. Vorhin war er nicht weiter darauf eingegangen, doch jetzt gaben sie ihm wieder Hoffnung. Ein ironisches Lachen unterdrückend, dachte sich Neji lediglich, dass er genauso unter Gefühlsschwankungen litt, wie Sakura durch die Schwangerschaft bedingt. Erst sah er alles negativ und dann glaubte er hoffnungsvoll wieder an eine gemeinsame Zukunft. „Das…, das findest du doch auch oder?“ kam es plötzlich zaghaft von Sakura. Für einen Moment hatte Neji komplett vergessen, dass er mit Sakura im Badezimmer stand und sie eine Reaktion von ihm erwartet hatte. Etwas, was wohl auch der Grund dafür war, warum Sakura nun unsicher zwischen dem Boden und Neji hin und her sah. „Ich meine, da ist doch etwas zwischen uns. Du hast immerhin vorhin gesagt, dass du mich…“, sprudelten die Worte nur so nervös aus Sakura heraus, während sie wieder anfing, ihre Finger miteinander zu verflechten. „Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach Neji Sakura etwas ruppig. Er wollte nicht hören, wie er Sakura seine Worte wiederholte. Diese Peinlichkeit wollte er sich ersparen. „Ja, mag sein Sakura, aber für dich sieht das anders aus“, begann Neji und verfluchte sich innerlich dafür, dass er so unwirsch klang. Während er weitersprach, konnte Neji beobachten, wie Sakuras Augen immer größer wurden. Gleichzeitig schlang sie ihre Arme schützend um ihren Oberkörper. „Du liebst mich nicht. Das kannst du gar nicht. Ansonsten hättest du mich nicht belogen, mir nicht verheimlicht, dass du dich mit Sasuke triffst. Und du weißt selbst nicht einmal, ob du in Sasuke verliebt bist oder nicht.“ „Ich sagte doch, dass ich dich nicht als Zeitvertreib ansehe“, begann Sakura kleinlaut, doch Neji ließ sie nicht weiterreden. Er selbst hatte sich jetzt in Rage geredet. Gut, er war nicht wirklich wütend. Aber er war verdammt verletzt. Er hatte das kindische Bedürfnis, Sakura zu verletzen, nur um sich besser zu fühlen. Gleichzeitig wusste er, dass er das nicht schaffen würde. Im Gegenteil. Durch so etwas würde man sich nicht besser fühlen. Was ihm nur wenige Sekunden später bewusst wurde. „Nein, das nicht. Aber wahrscheinlich hättest du das mit jedem anderen, der deinen Verlobten spielen müsste, auch getan.“ Die Worte bohrten sich wie ein Pfeil in Sakuras Herz. Neji konnte regelrecht sehen, wie sich ihre Augen vor Schreck weiteten, ehe dann Tränen in ihre grünen Augen traten. Sakura sah aus, als hätte Neji sie geschlagen. Wahrscheinlich hätte das weniger wehgetan, als es seine Worte taten. Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, bereute Neji sie auch schon. Er hasste sich selbst dafür, dass er diesem kindischen Verlangen nachgegangen war. Sakuras verletzter Anblick beförderte ihn zurück in die Realität, seine lodernden, ätzenden Emotionen verblassten. Es war, als hätte jemand einen Eimer eiskalten Wassers über ihn ausgekippt. „Sakura“, begann Neji, kam jedoch nicht weiter. Ein kalter Gesichtsausdruck erschien auf Sakuras Gesicht. Kalt und abweisend. Eine Träne rollte ihre blassen Wange hinunter. Ein „Fick dich“, war alles, was sie von sich gab, ehe sich Sakura umdrehte und aus dem Badezimmer verschwand. Nicht ohne auch die Badezimmertür laut zuknallen zu lassen. „Scheiße“, war alles, was Neji durch den Kopf ging, während sich sein Körper auch schon in Bewegung setzte, um Sakura zu folgen.   Sakura kam nicht weit. Sie hatte zwar keine Ahnung, wo sie hingehen sollte, aber sie wollte nur weg von hier. Weg von Neji, der sie für eine Schlampe hielt. Weg von den Hyuugas, die sie hier zu einer Hochzeit in gut einem Monat zwangen. Zu einer gemeinsamen Zukunft mit Neji, die Sakura bis vor kurzem gar nicht mal so negativ gesehen hatte. Aber jetzt? Jetzt war Sakura alles zu viel. In dem Haus fühlte sie sich wie eine Gefangene. Sie musste weg. Sie wollte raus. Einfach nur weg, irgendwo hin, wo sie für sich allein sein konnte. Wo sie ungehindert weinen konnte. Gerade umschloss ihre Hand den Türgriff des Zimmers. Mit einer schnellen, kräftigen Bewegung, öffnete Sakura die Tür. Gerade war sie ein paar Zentimeter geöffnet, als Sakura auf einen Wiederstand stieß. Überrascht ruckte Sakura noch einmal an der Tür, um sie endlich komplett zu öffnen, als ein Druck auf die Tür ausgeübt wurde. Vor lauter Überraschung, ließ sie den Türgriff los. Mit einem Knall schlug die Tür zu. Sakura musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer gerade die Tür geschlossen hatte. Neji stand hinter ihr. Er stand so nah an ihr, dass Sakura seine Körperwärme wie einen Mantel um sich geschlungen spüren konnte. Auch ohne den Blick vom Türgriff zu heben, wusste Sakura, dass Neji einen Arm quer über sie ausgestreckt hatte und noch immer die Tür zu hielt. Als hätte er Angst, Sakura könnte einen weiteren Versuch unternehmen abzuhauen. Doch Sakura gab sich geschlagen. Es war eh zu spät. Die Tränen rannen ihr bereits über das Gesicht. Erst langsam und vereinzelt. Dann jedoch brach der Bann und die Tränen kullerten nur so in Strömen über ihre Wangen. Es war eine Flut, die sie nicht mehr aufzuhalten vermochte. „Sakura, es tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen sollen“, begann Neji mit seiner Entschuldigung. Ein Zittern schüttelte ihre hängenden Schultern. Sakura schlang die Arme schützend um sich. Dann bahnte sich ein Schluchzer ihren Weg, den sie jedoch versuchte zu unterdrücken. „Es ist besser wenn du es sagst, als wenn du es nur denkst“, schoss Sakura zurück. „Dann weiß ich wenigstens, was du wirklich von mir hältst.“ Es war Sakura egal, dass Neji einfach heraushören konnte, dass sie weinte. Er war nicht dumm. Er musste es schon längst bemerkt haben. „Ich halte dich doch nicht für eine Schlampe!“ kam es energisch, aber mit einem verteidigenden Unterton von Neji. Anstatt das Sakuras Tränenstrom nun versiegte, wurde ihr Körper erneut von einem Schluchzer geschüttelt. Laut japste sie einmal auf, drückte den rechten Handrücken gegen ihren Mund, um sich irgendwie selbst zu beruhigen, während ein leiserer Schluchzer folgte. „Warum hast du es dann gesagt?“ hörte sich Sakura selbst kleinlaut, fast schon verzweifelt fragen. Ein kleiner Moment der Stille entstand. Nejis Zögern schien sich in die Länge zu ziehen. Die Sekunden verstrichen. Sakura glaubte bereits, keine Antwort zu erhalten. Sie wollte wieder gehen. Wollte wieder alleine sein. Jetzt, wo sie sich nicht mehr in Nejis Arme flüchten konnte, weil er sie für eine Schlampe hielt. Und dann sprach Neji. Seine Worte ließen Sakura nur noch heftiger weinen. „Ich habe dich noch nie für eine Schlampe gehalten und werde es auch nie. Es tut mir Leid. Ich war einfach nur wütend. Und eifersüchtig.“ Ohne das Sakura es wollte, packte Neji sie bei ihren Schultern. Sanft, aber dennoch bewusst, drehte er sie zu sich um. Weiterhin ließ Sakura den Blick gesenkt. Sie traute sich nicht, in Nejis Gesicht zu blicken. Trotz seiner Worte, hatte sie Angst, dass Nejis Gesicht seine Worte Lügen strafte. Vorsichtig, sanft, wie einem Kolibri gleich, spürte Sakura die weichen Finger an ihrem Kinn. Behutsam drückte Neji ihr Gesicht nach oben, bis sie in die unglaublich hellen, warmen Augen blickte, die Sakura so sehr mochte. Leise schniefte Sakura in die Stille hinein. Es störte sie nicht, dass Neji nun ihr tränenverschmiertes, geschwollenes Gesicht sehen konnte. „Der Gedanke, dass du Sasuke getroffen hast. Mehrmals sogar, macht mich wahnsinnig. Ich will nicht, dass du ihn triffst. Ich bin ehrlich, ich kann dich nicht verstehen, wieso du glaubst, nach all den Jahren Sasuke zur Rückkehr bewegen zu können. Aber ich werde dich nicht daran hindern.“ Bei seinen Worten seufzte Neji kurz gequält auf. Er sah nicht sonderlich glücklich aus über seine Entscheidung, aber dennoch lag ein entschlossener Ausdruck in seinen Augen. „Ich versuche dir zu helfen. Aber verheimliche mir nichts mehr“, bat er zusätzlich. Sakuras Herz tat einen Sprung. Und dann noch einen. Und dann schluchzte sie laut auf. Die Tränen flossen weiter, während sie zustimmend nickte. „Du hältst mich nicht für eine Schlampe?“ war alles, was Sakura nach einigen Sekunden der Stille von sich gab. Sie war so erleichtert, dass sie ihren Plan mit Sasuke weiterverfolgen konnte. Sie war dankbar, dass Neji ihr keine Steine in den Weg legte. Dennoch beschäftigte sie die Sache mit der „Schlampe“ sehr. Zunächst schüttelte Neji nur mit dem Kopf. Auf Sakuras Frage „Warum hast du es dann gesagt?“, huschte ein Schatten der Unbehaglichkeit und der Scham über sein Gesicht. Ein leichter Hauch von Rosa zog sich über Nejis Wangen, bevor er sichtlich unbehaglich antwortete: „Warum wohl? Weil ich ein Idiot bin. Ein eifersüchtiger Idiot, der dich für sich will. Ich habe Angst dich zu verlieren.“ Die letzten Worte waren nur noch gehaucht. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Sakura zu Neji auf. Vergessen war für einen Moment Sasuke. Vergessen war ihr Streit mit Neji und seine Beleidigung. Im Moment zählte nur Neji, der mit leicht hängenden Schultern, geröteten Wangen, aber entschiedenen Blick dem ihrem begegnete. Auf Neji konnte Sakura zählen. Immer. Er half ihr, was auch immer geschah, was auch immer Dummes sie anstellte. Er war ihr Fels in der Brandung. Sakura dachte nicht nach. Das einzige was zählte, waren ihre Gefühle, ihr Herz, das wegen Neji jetzt schneller schlug. Ihr Körper übernahm die Führung. Erst, als Sakura ihre Lippen bereits auf Nejis gepresst, ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und er den Kuss mit sanftem Druck erwidert hatte, realisierte sie, was sie hier tat. Und Sakura entschied, dass es genau so sein sollte. Sie brauchte Neji jetzt. Mehr denn zuvor. Sakura schloss die Augen. Eine letzte Träne rann ihre Wange hinunter, während sich ihr Sein, ihre ganze Welt, sich auf dieses kleine Zimmer beschränkte. Im ersten Moment wusste Neji gar nicht wie ihm geschah. Sie hatten doch gerade einen Streit und Sakura weinte. Wie kam es dann jetzt dazu, dass sich ihre Münder verzweifelt aufeinander pressten? Neji kannte die Antwort nicht. Er verstand es auch nicht, aber das war ihm egal. Sie nahmen sich gegenseitig die Luft, als würde sie ohne auskommen und das Einzige, was sie brauchten, war die Berührung, die Nähe, des jeweils anderen. Verzweifelt presste sich Sakura an Neji, ihre Hände hatten sich in seinen langen Haaren verfangen, zogen ihn unwiderruflich an sie. Eine einzelne Strähne fiel Neji ins Gesicht. Sie störte, doch nicht so sehr, dass er eine Hand von Sakura hätte nehmen können. Es war, als hätte Sakura ihn verzaubert. In ihren Bann geschlagen. Unaufhörlich wanderten Nejis Hände über Sakuras Körper. Erst über ihr Gesicht, über Hals und Schlüsselbein hinunter zu ihren kleinen, festen Brüsten, die er stundenlang liebkosen konnte. Eine Hand jedoch konnte sich von den verführerischen Hügeln losreißen, nur um Richtung Süden zu wandern und um sich um den verlockend weichen und zugleich knackigen Hintern zu kümmern. Stöhnend hob Sakura ihr linkes Bein an und schlang es um Nejis rechten Oberschenkel. Dadurch konnte sich Sakura mit ihrem Körper noch besser und enger an ihn schmiegen. Vor allem jedoch intensivierte es das Gefühl, die Reibung an der deutlichen Ausbuchtung seiner Hose. Vor Verlangen schmerzhaft pochend, zuckte Nejis hartes Glied, wollte befreit werden und vor allem anderen wollte Neji Sakura zu seiner machen. Kein Sasuke und auch kein anderer Mann sollte Sakura bekommen. Sie gehörte ihm. Außerdem hatte er inzwischen lange genug gewartet, um Sakura gänzlich für sich zu beanspruchen. Das Verlangen, sich endlich mit Sakura zu vereinigen, war unermesslich groß und schon fast schmerzhaft.  Es war ein Drang, ein Zwang, dem sich Neji nicht länger entziehen konnte. Wenig elegant, dafür aber entschieden und von Leidenschaft geprägt, hob Neji Sakura einfach hoch. Als ob Sakura damit gerechnet hatte, schlang sie, ohne groß Zeit zu verschwenden, ihre Beine um seine Hüfte. Gott, zu wissen, dass gerade nur wenige Millimeter Stoff sie voneinander trennten, war eine süße Qual, die Neji in wenigen Minuten beenden wollte. Jeder Schritt auf das Bett zu war die reinste Qual. Bei jeder Bewegung, rieb Sakuras Mitte, das Ziel seiner Begierde, erregend über Nejis Erektion, die, gefangen in der Hose, durch den Stoff nur noch mehr stimuliert wurde. Mehrfach stöhnte Neji auf dem kurzen Weg zum Bett verlangend auf. Es war für ihn jedoch kein Grund den Kuss zu beenden. Stattdessen drang seine Zunge tief in Sakuras Mund, erforschte, schmeckte sie. Bei der Vorstellung, dass er dasselbe in wenigen Minuten mit Sakuras heißen Mitte tun würde… Erneut stöhnte Neji auf, als er Sakura auf dem Bett absetzte, nur um ihr sogleich zu folgen. Sakura machte sich nicht die Mühe, sich ordentlich auf das Bett zu legen. Ihre Beine hingen über den Rand hinaus, lediglich ihr Oberkörper lag auf der weichen Matratze. Entschieden wanderten Sakuras Fingern über Nejis Oberkörper, weiter nach unten. Am Saum des Shirts angekommen, ließ Sakura ihre Finger darunter, über Nejis erhitzte Haut, gleiten. Elektrische Stöße, Schauer der Leidenschaft, wallten durch seinen Körper. Er liebte das Gefühl von Sakuras Fingern auf seiner Haut. Und diese zierlichen Finger waren geschickt. Verdammt geschickt. Plötzlich verschwand die Hitze Sakuras Lippen von seinen. Es war für Neji, als erwache er aus einem Traum. Der Sturm der Leidenschaft war dabei, langsam abzuebben, um der Realität Platz zu machen, als Sakuras Mund an seinem Ohr erschien. „Ausziehen. Schnell“, hauchte sie stoßweise hervor. Die Hitze ihres Atems, die auf seine Ohrmuschel traf, sandte elektrische Impulse durch seinen Körper. Als Antwort darauf zuckte Nejis Schwanz erwartungsvoll in seiner Hose. „Ich brauch dich jetzt“, setzte Sakura hinzu. Und da war es um Neji geschehen. Mehr brauchte er nicht. Hatte er bis jetzt noch Zweifel gehabt, waren diese wie weggeblasen. Heute Nacht würden Sakura und er endlich eins werden. Sakura würde Sein werden und er würde für immer ihr gehören. Der Himmel war weitestgehend unbewölkt. Mond und Sterne spendeten ein wenig Licht. Er brauchte das nicht. Er brauchte nichts und niemanden im Moment. Das Einzige, was Sasuke wollte, war, die Zeit zurückdrehen zu können. Sasuke wollte zurück zu der Zeit, als er glücklich war. Als er ein Mitglied von Team 7 gewesen war. Als Naruto, Sasuke und Sakura unzertrennlich gewesen waren. Bevor Sasuke alles zerstört hatte und bevor er von Konoha und seinen Problemen abgehauen war. Und vor allem, bevor er Sakura das Herz gebrochen hatte. Doch das konnte Sasuke nicht mehr. Er konnte die Vergangenheit und seine Taten nicht wieder ungeschehen machen. Sasuke musste damit leben, dass er sich eine Zukunft mit einer eigenen Familie verbaut hatte. Nicht zerstört. Immerhin war  Sakura von ihm schwanger. Es gab also noch Hoffnung für ihn. Aber er würde nie einfach so mit Sakura zusammenleben können, so wie er es früher gekonnt hätte. Und das konnte er jetzt auch nicht. Nicht, solange sein Bruder noch lebte. Sasuke war versucht, einfach zu Sakura zu gehen, sie um Verzeihung zu bitten. Aber selbst das würde seine Taten nicht einfach verschwinden lassen. Schon seit einigen Stunden saß Sasuke auf einem Baumstumpf, am Waldrand zu dem alten Trainingsplatz, an dem er sich mit Sakura getroffen hatte. Ihre Worte tigerten unaufhörlich in seinem Kopf umher, zeigten ihm vor Augen, was er hätte haben können. Was er verloren hatte. Aber auch, was noch sein konnte. Sakura war zwar mit Neji verlobt und sie wusste nicht, ob sie sich in ihn verliebt haben mochte oder nicht. Aber er hatte noch eine Chance. So einfach würde Sasuke nicht aufgeben. Er würde um Sakura kämpfen. Er würde nicht einfach so das Feld für Neji räumen. Noch war nichts entschieden. Sasuke konnte sich darauf verlassen, dass Sakura ihn jahrelang geliebt hatte. Und selbst jetzt war sie ihm nicht abgeneigt. Selbst wenn sein Fehlen Sakuras Gefühle für Sasuke abgemindert hatte, hieß das nicht, dass sie nicht länger vorhanden waren. Sie waren verschüttet, unter Jahren der Suche und Angst um Sasuke. Er musste sie nur wieder ausgraben. Und das würde er verdammt noch mal schaffen! Immerhin war Sasuke ein Uchiha. Und falls er seine Rache an Itachi dafür erst einmal ruhen lassen musste, dann war es eben so. Sasuke würde Itachi töten. Das stand außer Frage. Allerdings kam es ihm nicht sonderlich darauf an, ob dies morgen oder in ein paar Jahren geschah. Solange es geschah. Als Sasuke noch ein Kind gewesen war, hatte er sich geschworen, Rache für seine Familie zu nehmen und erst dann den Uchiha-Clan wieder aufbauen. Aber damals war Sasuke noch ein Kind gewesen. Jetzt würde er in ein paar Monaten Vater werden. Die Situation hatte sich geändert. Sasuke hatte es zwar nicht so geplant gehabt, aber so war das Leben. Man konnte nicht alles planen. Am liebsten wollte Sasuke jetzt gleich zu Sakura rennen. Ihr von seiner Entscheidung erzählen. Doch etwas hielt ihn zurück. Warum saß er noch immer auf dem Baumstumpf, wenn er doch so dringend zu Sakura wollte? Was war es? Was? Angst, stellte Sasuke fest. Angst zu versagen. Angst, von Sakura abgewiesen zu werden. Denn immerhin wusste sie momentan nicht, wen sie wirklich liebte oder ob sie überhaupt jemanden liebte. Sasuke hatte schon immer Probleme damit gehabt zu versagen. Als Kind hatte er immer im Schatten seines älteren, talentierten Bruders gestanden. In der Schule war er das Genie gewesen. Das Wunderkind. Und dennoch hatte Naruto Jutsus erlernt, die bereits für etliche fortgeschrittene Chunin Schwierigkeiten bereiteten. Sakura war zu einer hervorragenden Ärztin herangewachsen. Und was war der Grund, warum Sasuke noch immer tat, was Orochimaru wollte? Weil er sich selbst noch nicht sicher war, ob er Orochimaru besiegen konnte oder nicht. Seine Arroganz und seine Schauspielerei hatten seine Maske der Kälte, Unnahbarkeit perfektioniert. Niemand ahnte, von welchen Ängsten und Sorgen Sasuke heimgesucht wurde.  Niemand ahnte, wie oft er nachts im Bett gelegen hatte und an Sakura gedacht hatte. Niemand wusste, wie oft er sich seine rivalisierte Freundschaft mit Naruto zurückwünschte. Und niemand ahnte, mit welchen Selbstzweifeln Sasuke sich tagein, tagaus auseinandersetzte. Wirklich niemand auf der Welt konnte hinter die Maske blicken, die Sasuke jede Sekunde seines Lebens trug. Und erst recht ahnte niemand, dass Sasuke nicht glaubte, seinen Bruder je töten zu können. Sasuke hielt sich nicht für gut genug. Nicht für ausreichend talentiert. Immerhin war Itachi derjenige gewesen, der bereits in jungen Jahren den Anbu angehört hatte. Als Sasuke dieses Alter erreicht hatte, war er gerade erst einmal mit der Schule fertig gewesen. Sasuke hatte immer das Bild des perfekten, talentierten und unnahbaren Itachis vor Augen. Itachi war wie ein Gott, allmächtig und unbesiegbar. Sasuke wusste, es stimmte nicht. Doch da Sasuke in seiner Kindheit immer zu seinem tollen, großen Bruder aufgesehen hatte, hatte er eine Tribüne für Itachi errichtet. Eine Tribüne, zu der eine lange Treppe führte. Doch Sasuke hatte noch nicht alle Stufen erklommen. Vor allem, weil mit jedem Schritt, den er tat, Itachi in Sasukes Vorstellung nur noch stärker wurde. Wie sollte Sasuke so jemanden besiegen können? Wie? Und wenn Sasuke das nicht schaffte, wie sollte er dann Sakura für sich gewinnen? Obwohl Sasuke immer ein Gewinnertyp gewesen war, dem alles leicht gefallen war, hatte er nie lernen müssen, wie er um etwas oder jemanden kämpfen musste. Was sollte er nur tun, damit Sakura zu ihm kam? Damit ihre Gefühle für ihn wiederkehrten? Sasuke wusste es nicht. Und das machte ihm Angst. Was war, wenn er versagte? Wenn sich Sakura gegen ihn entschied? Kind hin oder her, Sasuke wollte Sakura. Solange Itachi jedoch auf der von Sasuke errichteten Tribüne auf ihn herabsah und in  greifbarer und doch unerreichbarer Nähe für ihn war, würde Sasuke niemals seine Ängste und Zweifel ablegen können.   Sasuke musste Itachi töten, um endlich seine Vergangenheit hinter sich lassen zu können, damit er im Hier und Jetzt leben konnte. Und solange Itachi auch nur einen Atemzug tat, konnte Sasuke nicht um Sakura kämpfen, denn er würde verlieren. Und Sasuke wollte nicht verlieren. Nicht Sakura. Und genau deswegen saß Sasuke noch immer auf dem Baumstumpf, den Kopf auf die Hände gestützt. Sasuke wollte seine Rache an Itachi aufschieben. Für Sakura. Solange Itachi jedoch lebte, musste Sasuke in der Vergangenheit leben. Sein Herz zerriss unter dem Druck, seine Versprächen einzulösen und seine Familie zu rächen oder für ein Leben mit Sakura zu kämpfen. Ein Schrei der Verzweiflung entrang sich Sasuke. Laut und urtümlich stieß er ihn aus. Er klang wie ein verwundetes Tier. Nichts anderes war Sasuke. Von dem plötzlichen Lärm, wachten einige Tiere im Wald auf. Ein paar Vögel flatterten kurz auf, versetzten die Blätter der Bäume in Bewegung. Wieder andere, kleine Tiere im Unterholz grunzten verärgert über die Ruhestörung. Sasuke bekam davon jedoch nichts mit und rang weiter mit sich selbst. Kapitel 21: Explodierende Bomben -------------------------------- Das Gewicht von Nejis Körper drückte Sakura auf die weiche Matratze. Sie war unter ihm gefangen. Dich genau hier wollte sie sein. Sie genoss das Gefühl von Nejis erhitztem Körper auf ihrem. Wo sich ihre Körper nicht berührten, spürte sie die frische Nachtluft, die durch das gekippte Fenster herein strömte. Es war ein angenehmer Kontrast, der Sakuras Nervenenden nur noch mehr stimulierten. Der Kontrast von Nejis weicher Haut und der Härte seines erigierten Gliedes war genauso verführerisch. Ein letzter, lustvoller Aufschrei entrang sich Sakuras Kehle. Ihr Körper fühlte sich schwach an. Ihre Muskeln versagten ihren Dienst. Sakuras Körper war bereits vollkommen befriedigt, obwohl der Hauptakt noch folgen sollte. Zumindest hoffte Sakura darauf, dass Neji dieses Mal keinen Rückzieher machen würde. Die Hitze von Nejis Händen auf ihren nackten Oberschenkeln verschwand. Die Matratze quietsche einmal kurz auf, als Neji sein Gewicht verlagerte und von seinem Platz zwischen Sakuras Beinen, sich aufrichtete und weiter zu ihr nach oben kam, bis sich ihre Münder in einem heißen, verlangenden Kuss trafen und miteinander verschmolzen. Fühlte sich Sakura gerade eben noch ein wenig erschöpft und schwach, so verschwand das Gefühl schnell wieder, machte Leidenschaft Platz. Sie wollte Neji. Wie lange wartete sie schon darauf, ihn endlich in sich zu spüren? Zu lange, entschied Sakura. Entschlossen hob Sakura ihre leicht zittrigen Beine an und schwang sie unmissverständlich um Nejis Mitte. Sein hartes Glied drückte sich gegen ihre feuchte Mitte. Ein tiefes Knurren kam von Neji, während Sakura mit einem leisen Aufkeuchen auf die verheißungsvolle Berührung ihrer Körper reagierte. „Sakura“, hauchte Neji, als sich ihre Lippen kurz voneinander trennten, doch Sakura war nicht nach Reden zumute. Kurzerhand zog sie Neji wieder zu sich und verschloss seinen Mund mit ihren. Sie drückte ihren Rücken durch, um so gut wie möglich mit jedem Zentimeter ihres Körpers Nejis zu berühren. Ein Seufzer entfuhr Sakura, erstickt von Nejis Mund, als es plötzlich an der Tür klopfte. „Einfach ignorieren“, dachte sich Neji und versuchte erneut Sakura zu küssen, doch beim ersten Klopfen an der Tür, hatte sie ihren Kopf zur Tür hingedreht. Als es ein zweites Mal klopfte, dieses Mal etwas dringlicher, entfuhr Neji ein frustrierter Seufzer. „Wir sollten nachschauen, wer das ist“, flüsterte Sakura Neji zu, so als wolle sie nicht, dass jemand anderes sie hörte. Es war jemand aus dem Hyuuga-Clan. Wer sollte denn bitte schön sonst mitten in der Nacht auftauchen? Als bei Neji dann der Groschen fiel, verfinsterte sich sein Gesichtsausdruck. „Denkst du wirklich, Sasuke würde an unsere Zimmertür klopfen?“ Neji flüsterte, dennoch klang seine Stimme ein wenig hart. Bei seiner ironisch gemeinten Frage, zuckte Sakura unter ihm nur mit den Schultern. Da es dunkel war, konnte er in dem Zwielicht des Mondscheins, das durch das Fenster fiel, Sakuras Gesicht nicht erkennen. Trotzdem fuhr er fort. „Du willst wohl nicht, dass Sasuke hiervon erfährt, wie?“ Neji hatte sich diese unbegründete Beschuldigung einfach nicht für sich behalten lassen können. Seine Eifersucht hatte die Kontrolle übernommen. Sakura, die noch immer nackt unter ihm lag, schnaubte wenig damenhaft auf. „Also bitte Neji, jetzt werde nicht albern! Natürlich steht da vor der Tür nicht Sasuke sondern wahrscheinlich dein Onkel oder Hinata. Und da die Tür nicht abgeschlossen ist und ich nicht will, dass uns irgendwer nackt sieht, wäre es wohl besser, wenn wir uns jetzt etwas anziehen“, zischte Sakura zurück und drückte mit ihren Armen gegen Nejis Brust, damit dieser von ihr runter ging. Ihre Beine waren längst nicht mehr um Nejis Hüfte geschlungen. Leise fluchte Neji eine Entschuldigung. Er war auf sich selbst wütend, dass er ein solch eifersüchtiger Idiot war. Er konnte nur hoffen, dass Sakura es nicht allzu ernst nahm. „Einen Moment noch“, rief da Sakura plötzlich zu dem Störenfried, der inzwischen deutlich energischer und häufiger gegen die Tür klopfte. Auf Sakuras Bitte hin, verklang das Klopfen und Stille kehrte ein. Widerwillig ging Neji von Sakura herunter. Im Zwielicht des Mondlichts beobachtete Neji, wie Sakura vom Bett aufstand, ihren Slip vom Boden aufklaubte, anzog und dann nach ihrem Nachthemd, das unter ihrem Kissen lag, fischte und es ebenfalls anzog. Schnell folgte Neji Sakuras Beispiel und griff nach seiner Boxershorts, die er am Bettende auf der Matratze fand. Vorhin hatte eine solche Lust zwischen ihnen geherrscht, dass Sakura und Neji ihrer Kleidung keinerlei Beachtung geschenkt hatte. Ein Großteil lag noch immer auf dem Boden verteilt. Es kümmerte ihn jedoch nicht weiter. Stattdessen machte er sich Gedanken darum, ob Sakura jetzt wohl sauer auf ihn war. In der Zwischenzeit war Sakura zu der Zimmertür gegangen. Gerade als Neji zur ihr hinsah, drückte Sakura die Klinke nach unten. Die Tür öffnete sich. Sakura schaffte es gerade noch, einen Schritt zur Seite zu machen, als Hiashi Hyuuga die Tür aufriss und eintrat. „Onkel“, begann Neji und war froh, sich inzwischen doch etwas angezogen zu haben. Was auch immer der Grund für den besorgten Gesichtsausdruck Hiashis war, sein Onkel sah nicht danach aus, dass er noch lange gewartet hätte, bevor er ohne Erlaubnis in das Zimmer gekommen wäre. „Sakura, komm mit. Sofort.“ Der eindringliche, bestimmende Befehlston bewirkte eigentlich nur, dass sich Sakura trotzig hinstellen und „Nein“ sagen wollte. Doch sie tat es nicht. Stattdessen verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihr dünnes Nachthemd ließ sie in dem kühlen Zimmer frösteln. Sie läge jetzt eindeutig lieber im Bett, als sich von Nejis Onkel anhören zu müssen, dass…. Ja, was eigentlich? Warum tauchte Hiashi Hyuuga, das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, plötzlich mitten in der Nacht in ihrem Zimmer auf? Und warum verlangte er, dass sie mit ihm kam? Ein kalter Schauer rann Sakura über den Rücken. Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Oh mein Gott, hatte Hiashi herausgefunden, dass sich Sakura mit Sasuke getroffen hatte? War ihr doch jemand gefolgt, als sie zu ihrem verabredeten Treffpunkt gegangen war? Sakuras Kehle wurde plötzlich ganz trocken. Gerade eben war sie noch ein wenig sauer auf Neji gewesen, weil er mit seinem albernen Verhalten fast einen Streit vom Zaun gebrochen hätte. Außerdem war ihre Stimmung ein wenig schlecht. Immerhin waren sie und Neji gerade sehr  beschäftigt gewesen. Wer wurde da wohl gerne gestört? Richtig. Niemand. Aber jetzt hatte Sakura Angst. Falls jemand dahinter gekommen war, dass sich Sakura mit Sasuke getroffen hatte, war alles aus. Dann… „Hanabi ist krank“, kam es da plötzlich besorgt von Hiashi. „Sie hat hohes Fieber. Sakura, du musst sie dir sofort ansehen!“ Von dieser plötzlichen Wendung aus ihren Gedanken gerissen, benötigte Sakura eine Sekunde, bis sie sich gesammelt hatte. Dann jedoch schüttelte sie die Ereignisse der letzten Stunden ab und verfiel vollkommen in den Ärztinnen-Modus. „Okay, ich komme. Und auf dem Weg dahin, will ich alles wissen, was passiert ist“, begann Sakura in Befehlston zu reden. Noch während sie redete, ging Sakura bereits aus dem Zimmer. Hiashi folgte ihr. Sakura war jetzt vollkommen in ihrer Rolle. Es war egal ob Hiashi das Oberhaupt der Hyuugas war und der Onkel ihres Verlobten. Es war ihr egal, dass Sasuke irgendwo da draußen war und auf sie wartete. Oder das Neji und sie erst einen ziemlich heftigen Streit gehabt hatten und anschließend so kurz davor gewesen waren Sex zu haben. Sakura ignorierte ebenso, dass ihr nasser Slip unbequem saß und kniff. Das einzige, was jetzt zählte, war, sich um ihren Patienten zu kümmern. Egal wie schwerwiegend es war.   Schweigend folgte Neji seinem Onkel und Sakura durch die Flure des großen Anwesens, die Treppe hinunter, durch die Küche und dann in den Teil des Hyuuga-Anwesens, welcher der Hauptfamilie vorbehalten war. Anschließend wieder durch einige Flure, eine Treppe hoch und noch ein kleines Stück, bis sie vor einer Tür ankamen. An sich Unterschied sich dieser Teil des Gebäudes nicht von dem, in dem Sakura und Neji lebten. Es hingen in beiden Teilen in den Fluren verteilt Landschaftsbilder. Lediglich hier gab es auch ein paar Familienfotos, die verteilt an manchen Wänden  hingen, auf denen Hinata als kleines Mädchen zu erkennen war oder auch die ganze Familie, einschließlich Hinatas verstorbener Mutter. Lediglich von Nejis Vater gab es keinerlei Bilder, aber daran war Neji gewohnt. Dafür hatte er ja inzwischen das Fotoalbum, das Sakura ihm geschenkt hatte. Bei Hinabis Zimmertür angelangt, öffnete Hiashi diese schweigend. Zügig traten Sakura und Hiashi ein, gefolgt von Neji. Auf dem Weg zu Hanabi hatte Hiashi geschildert, wie  Hanabi bereits beim Abendessen keinen Appetit gehabt hatte. Da Neji mit Sakura alleine gegessen hatte, war es ihnen nicht aufgefallen. Anschließend war Hanabi auf ihr Zimmer gegangen, nur um kurze Zeit später Hinata zu sagen, dass sie sich nicht gut fühle, woraufhin Hinata später noch einmal nach ihrer Schwester gesehen hatte. Zu Hinatas Schock hatte Hanabi bewusstlos auf dem Boden gelegen, direkt vor ihrem Bett. Zu Nejis Überraschung, sah er Hinata, die an Hanabis Bett saß und die Hand ihrer kleinen Schwester hielt. Wahrscheinlich hatte sie Hanabi nur so lange alleine gelassen, um ihrem Vater Bescheid zu sagen und war anschließend sofort zu der jungen Hyuuga zurückgekehrt. Mit einem „Hinata, öffne das Fenster“, ging Sakura zügig zu Hanabi, während Hinata schnell der Aufforderung aufkam. Gekonnt fühlte Sakura die Stirn Hanabis, maß Puls und begann anschließend grünes Chakra in ihren Händen zu sammeln, mit denen Sakura fachmännisch Hanabis Körper untersuchte. Es dauerte nicht lange, aber Neji fand es faszinierend. Noch nie hatte er Sakura wirklich bei ihrer Arbeit erlebt. Natürlich hatte sie ihn schon zusammengeflickt. Aber das war etwas anderes gewesen. Hiashi dagegen schien das egal zu sein. Sein Gesicht wirkte hart, wenngleich in seine Augen besorgt Sakuras Tun verfolgten. Sakura wieß  Hinata an, einen nassen, kühlen Lappen zu besorgen. Als diese dem nachkam, mussten Hiashi und Neji jeweils einen Schritt zur Seite machen, damit Hinata durch die Tür kam. Kurze Zeit später kehrte Hinata mit einer Schüssel Wasser zurück, in dem ein weißer Lappen lag. Neji beobachte weiter, wie Hinata den Lappen auswrang und ihn auf Hanabis Stirn legte. Hanabis ihrerseits wirkte blass. Schweißperlen bedeckten ihr ganzes Gesicht, verklebten die schwarzen Haare. Zudem stöhnte sie immer wieder mal schwach auf und warf ihren Kopf hin und her. Sie hatte hohes Fieber, vielleicht auch Schüttelfrost.  Das wusste Neji auch, ohne dass er eine ärztliche Ausbildung genossen hatte. Dennoch war er froh, dass Sakura hier war und sich um seine Cousine kümmerte. Einen kurzen Moment länger standen sie alle schweigend da, beobachteten Sakura bei der Arbeit, bis diese endlich das Chakra verschwinden ließ und seufzend vom Bett aufstand. Ein kleines Lächeln umspielte Sakuras Mund, was Hiashi neben ihn erleichtert aufatmen ließ. Neji dagegen war nicht besorgt. Er hatte Vertrauen in Sakuras Fähigkeiten. Er wusste, egal was war, Sakura konnte sich darum kümmern. „Hanabi hat eine schwere Influenza“, begann Sakura zu erklären, wurde aber augenblicklich von Hiashi unterbrochen, der skeptisch ein „Aber sie hatte keinen Husten“ einwarf. „Das kann vorkommen. Eine Influenza beginnt nicht immer automatisch mit Husten. Aber das hohe Fieber, der Schüttelfrost, die Appetitlosigkeit sprechen doch sehr dafür. Außerdem kommt der Husten wahrscheinlich noch in den nächsten Tagen“, erklärte Sakura. „Wahrscheinlich hatte Hanabi bereits beim Abendessen Fieber. Und als es später schlimmer wurde, ist sie dadurch bewusstlos geworden.“ Besorgt trat Hiashi einen Schritt auf das Bett seiner kranken Tochter zu, doch Sakura versperrte ihm den Weg. „Sie wollen doch nicht krank werden? Wenn das Oberhaupt des Hyuuga-Clans wegen einer Grippe flach liegt, wäre es nicht sonderlich gut, nicht wahr? Hinata hat ebenfalls eine ärztliche Ausbildung genossen. Sie kann sich um Hanabi kümmern.“ „Warum nicht du?“ verlangte Hiashi zu wissen. „Wegen der Schwangerschaft“, entgegnete Sakura prompt. „In den nächsten Tagen benötigt Hanabi viel Ruhe. Ich werde morgen im Krankenhaus ein paar Medikamente zurecht machen. Aber sie wird das überstehen und wieder gesund werden. Hanabi ist jung und stark“, sagte Sakura zuversichtlich. „Und ich werde mich gut um Hanabi kümmern, Vater“, erklärte Hanabi entschlossen. Hiashis Blick ruhte einen Moment auf Sakura, anschließend auf seiner ältesten Tochter, dann auf seiner kranken Tochter. Anschließend wanderte sein Blick wieder zu Hinata, die ihren Vater entschlossen ansah. „In Ordnung. Neji, wir sollten gehen, bevor wir noch krank werden.“ Ein kleines Lächeln huschte über Hinatas Gesicht, ehe sie sich wieder ihrer Schwester zuwandte. Neji nickte seinem Onkel zu. Sakura folgte den zwei Männern nach draußen. „In zwei Tagen könnt ihr Hanabi ohne Probleme besuchen. In ein bis zwei Wochen sollte es Hanabi deutlich besser gehen“, erklärte Sakura noch, während sie die Tür hinter sich schloss. Hiashi nickte kurz, gab ein knappes „Danke“ von sich und verschwand in dem angrenzenden Raum. Leise seufzte Neji auf, dann wanderte sein Blick zu Sakura. Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Danke Sakura. Du bist wirklich gut als Ärztin.“ „Na ja, Hanabi ist noch jung. Wäre sie über 60 würde ich mich schon etwas sorgen“, gestand Sakura. „Danke“, fügte sie noch hinzu. Den Rest des Weges zu ihrem Zimmer legten Sakura und Neji schweigend zurück. Für einen kurzen Moment überprüfte sie gedanklich noch einmal, ob sie alles richtig gemacht und nichts vergessen hatte. Erst dann war sie beruhigt. Morgen wollte sie ins Krankenhaus gehen und ein paar Heilkräuter zusammenmischen. Das würde Hanabi schnell wieder auf die Beine bringen. Leider konnte sie sich nicht so um Hanabi kümmern, wie sie es vorhatte. Die Gefahr, selbst krank zu werden, war zu groß. Bei dem Gedanken daran legte Sakura ihre Hände auf ihren Bauch und fuhr über die kleine Schwellung ihres Schwangerschaftsbauches. Im Zimmer wieder angekommen, kam Sakura unweigerlich in den Sinn, was sie vor wenigen Minuten noch im Begriff war mit Neji zu tun. Unweigerlich stand ihr Körper unter Strom. Ihr Slip war noch immer feucht. So schnell trocknete es nicht, erinnerte Sakura deutlich daran, was Neji mit ihr angestellt hatte. Mit einem leisen Klick schloss Neji die Zimmertür hinter ihr. Kurz darauf stand Neji hinter ihr. Sie konnte die Wärme seines Körpers spüren. Es legte sich wie ein Mantel um sie und beschützte sie vor der Realität. Ein leiser Seufzer entkam Sakuras Kehle, als Neji seine Arme um sie schlang und ihren Rücken an seine Brust drückte. Einen Arm hatte Neji über ihren Bauch gelegt, der andere lag quer  über ihrer Schulter, über die Brust, bis zu ihrer Taille. Sie genoss seine Nähe. Allein von Neji im Arm gehalten zu werden, gab Sakura ein Gefühl der Stärke. Er war in der Tat ihr Fels in der Brandung. Niemals wollte Sakura dieses Gefühl mehr missen. Mit Neji zusammen konnte sie für den Moment ihre Sorgen und Probleme einfach sein lassen. Er brachte ihr Herz zum Rasen und Pochen. Allerdings schaffte Sasuke das auch. Nach all den Jahren brachte er noch immer ihr Herz zum Rasen. Allein der Gedanke an den Kuss mit Sasuke, ließ Sakuras Herz stolpern. Allerdings spürte sie bei ihm nie diese Sicherheit, die Neji ihr gab. Das war etwas, was nur Neji vermochte ihr zu geben. Bei ihm konnte Sakura abschalten. „Sakura, warum wolltest du mit mir schlafen?“ fragte Neji. Und mit dieser einfachen, simplen Frage zerplatzte die Seifenblase, in der Sakura bis eben geschwebt hatte und die sie vor ihren Problemen und der Realität abgeschirmt hatte. „Was?“ war alles, was Sakura, plötzlich zurück in die Realität geschleudert, herausbrauchte. Neji schien wohl zu denken, dass Sakura ihn nicht verstanden hatte, denn er wiederholte seine Frage noch einmal, was Sakura nicht weiter half. Wie sollte sie denn auf diese Frage antworten? Sakura hatte das Gefühl, dass Neji kein „Weil ich scharf auf dich war“, hören wollte, sondern wohl eher, warum sie mit Neji Sex haben wollte, wo sie doch von Sasuke schwanger war und ihn heimlich traf. Leider wusste Sakura darauf keine Antwort. Sie hatte doch selbst keine Ahnung. Wie sollte sie da Neji antworten? Sakura zermarterte sich das Hirn, suchte nach einer Lösung aus dieser Situation, fand allerdings keine. Liebte sie Neji und wollte deswegen Sex mit ihm? Oder eventuell doch nur, weil er ihr bester Freund und Fels in der Brandung war? War ihr einfach alles über den Kopf gewachsen und sie hatte ihr Hirn für einen Moment ausschalten wollen? Wenn Sakura so darüber nachdachte, konnte alles stimmen oder auch nichts davon. Bevor Sakura jedoch weiter darüber nachdenken konnte, hatte Neji genug vom Warten und stieß einen tiefen, resigniert klingenden Seufzer aus. Zeitgleich nahm er seine Arme von Sakura und trat einen Schritt zurück. Mit Neji verschwanden auch seine Wärme und das Gefühl von Geborgenheit. Fröstelnd blieb Sakura zurück. Ein unbegründetes Gefühl der Angst kam in Sakura auf, ihr Herz schlug plötzlich unregelmäßig. Neji würde sie jetzt nicht verlassen oder? Das durfte er nicht. Ein verzweifelter Gedanke nach dem anderen raste durch Sakuras Hirn, allein bei dem Gedanken, dass Neji sie jetzt verlassen könnte. Umso überraschter war sie, als Neji an ihr vorbei zum Bett ging und sich dort hinein legte. Kaum lag er, breitete Neji die Bettdecke über sich aus. Von ihrem Platz aus starrte Sakura zu ihrem Verlobten. Für einen Moment lang blickten sich Sakura und Neji einfach nur schweigend an. Die Sekunden zogen dahin. Es kam Sakura erdrückend vor, nicht zu wissen, was Neji gerade von ihr dachte und was er vorhatte zu tun. Sie wollte doch einfach nur, dass alles wieder so wie früher werden würde. Bevor Sasuke aufgetaucht war. Als sie noch einfache Freunde gewesen waren und sie sich gegenseitig auf den anderen verlassen konnten, zu einer Zeit, wo es keine Geheimnisse zwischen ihnen gegeben hatte und keine romantischen Gefühle. Abrupt beendete Sakura diesen Gedankengang. Wollte sie das wirklich? Wollte Sakura, dass Neji für sie nichts weiter als Freundschaft empfand? Wenn ja, warum tat der Gedanke dann weh? Warum machte sich Sakura solche Sorgen, dass Neji sie einfach verlassen würde, wenn sie ihn doch nur als Freund betrachtete? Bevor Sakura Antworten auf diese Fragen finden konnte, unterbrach Neji den Blickkontakt, drehte sich im Bett auf die Seite, sodass er mit dem Rücken zu ihr lag. Zurück in der Realität, realisierte Sakura, dass sie einfach nur heulen wollte. Nur wie die letzten Tage ihr gezeigt hatten, brachte das rein gar nichts. Außer das man davon Kopfschmerzen bekam. „Es ist spät. Heute ist viel passiert. Wir sollten erst einmal schlafen gehen“, vernahm Sakura Nejis Stimme, die ruhig und nichtssagend klang. Als ob nichts geschehen wäre, dachte sich Sakura. Gleichzeitig tat ihr Herz einen kleinen Sprung. Noch hatte Neji sie nicht verlassen. Noch ging er nicht auf Abstand zu ihr. Noch. Dieses kleine Wort ignorierend, ging Sakura auf das Bett zu, stieg über das Fußende auf ihre Bettseite an der Wand und legte sich unter die Decke. Wie in der Regel jeden Abend, sorgte ein Drücken des Lichtschalters an der Wand von Sakura dafür, dass das Licht ausging und das Zimmer in Dunkelheit getaucht wurde. Im Gegensatz zu sonst fühlte sich Sakura jedoch unbehaglich, wo sie jetzt neben Neji lag. Sollte sie noch etwas sagen oder ihn einfach in Ruhe lassen? Auf dem Rücken liegend, blickte Sakura fragend an die Decke, wenngleich sie wegen der Dunkelheit nichts ausmachen konnte. Allerdings war sie sich Nejis Präsenz mehr als bewusst. Noch immer lag Neji auf der Seite, das Gesicht ihr zugewandt. Oh, wie gerne würde Sakura sich jetzt an Neji kuscheln. Allerdings wäre es jetzt wohl besser, Neji doch einfach in Ruhe zu lassen, entschied Sakura und schloss die Augen, im Versuch zu schlafen. Es vergingen mehrere Minuten, in denen das ruhige, regelmäßige Atmen Nejis die einzige Geräusche darstellten, die Sakura wahrnahm. Einschlafen tat sie allerdings nicht. Leider. Stattdessen kreisten ihre Gedanken um Nejis Frage. Oder besser gesagt, wie ihre Antwort dazu aussah. Sie hatte Gefühle Neji gegenüber. Nur wie sahen diese genau aus? War es nur körperlich? Nein. Ansonsten wäre ihr Neji als Person nicht so wichtig. Aber liebte sie ihn tatsächlich? Oder war er einfach nur ein sehr wichtiger Freund für sie? Wenn Sakura ihre Gefühle für Neji mit denen für Sasuke verglich, kam Sakura zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Das einzige, was Sakura sagen konnte, war, dass sich die Gefühle unterschieden. Wenn sie darüber nachdachte, was sie damals für Sasuke und womöglich noch heute empfand, kam sie zu dem Schluss, dass ihr Herz immer in seiner Nähe schneller schlug. Sie wurde unsicher und fühlte sich wieder wie damals, in der Schule. Und in ihr kam das Verlangen auf, alles dafür zu tun, damit sie so wurde, wie Sasuke sie wollte. Damit sie perfekt für Sasuke war. Gleichzeitig machte sie sich immer Gedanken und Sorgen um Sasuke. Sakura wollte nicht, dass er litt. Sie wollte, dass er glücklich war. Nur was musste sie dafür tun? Sakura hatte keine Ahnung. Bei Neji schlug ihr Herz genauso schnell, sie wurde ebenfalls nervös und unsicher, nur fühlte sie sich nicht wie ein Mädchen, sondern wie eine Frau. Womöglich lag es daran, dass sie ihre Verlobung mit Neji nicht als Jungfrau  angefangen hatte. Im Gegensatz zu Sasuke, machte sich Sakura kaum Sorgen um Neji. Sie versuchte nicht für ihn perfekt und stark zu sein. Sie war einfach nur Sakura. So wie sie vorher schon zu Neji gewesen war, als es nur Freundschaft zwischen ihnen gegeben hatte. Womöglich war dies der Unterschied, weswegen Sakura es nicht schaffte, ihre Gefühle für die beiden Männer zu vergleichen und entscheiden zu können, wen sie tatsächlich liebte. Neji war zunächst ihr Freund gewesen, aber in Sasuke war sie schon immer verliebt gewesen. Ein tiefer Seufzer entfuhr Sakura. So würde sie niemals einschlafen können. Abrupt riss Sakura die Augen auf, als sie ein Gewicht um ihren Bauch spürte. Nach einem kurzen Augenblick realisierte Sakura, dass es sich dabei um Nejis Arm handelte. Direkt darauf zog Neji ein wenig an ihr, sodass Sakura dem leichten Druck nachgab und ihm folgte. Sakura rückte näher an Neji heran. Ihr Herz schlug schneller. Was würde geschehen? Was hatte Neji vor? Fragen über Fragen, die plötzlich endeten, als Sakura einen leisen, abgehackten Schnarcher hörte. Dann folgte noch ein kleiner. Neji schlief. Enttäuschung wallte in Sakura auf, die sie versuchte zu verdrängen. Ihr Herzschlag beruhigte sich langsam wieder. Erneut seufzte Sakura kurz auf. Es hatte ja eh keinen Sinn sich jetzt Gedanken zu machen. Eine Antwort würde sie auf ihre Fragen eh nicht finden. Und wo sich ihr jetzt die Gelegenheit bot, sollte sie diese auch ergreifen, entschied Sakura und kuschelte sich näher an Neji heran. Wie in den meisten Nächten sonst auch, bettete Sakura ihren Kopf zwischen Schulter und Brust von Neji. Ihren Körper presste sie so eng wie möglich an ihn. Wenngleich Neji schlief, genoss sie seine Nähe. Tief atmete Sakura Nejis Duft ein. Eine Mischung aus Moschus, Seife und dem warmen, erdigen Geruch, der nur zu Neji gehörte. Trotz oder gerade wegen der Strapazen von heuten und dank Neji, verfiel Sakura kurz darauf in einen tiefen, traumlosen Schlaf.   Als der Wecker am nächsten Morgen losging, öffnete Neji nur widerwillig die Augen. Seine Augen waren noch halb geschlossen, als er nach dem Wecker griff und mit einem Drücken auf den entsprechenden Knopf den schrillen, lärmenden Krach ausschaltete. Neben ihm bewegte sich etwas. Nein, jemand. Sakura, schoss es Neji durch den Kopf. Als er die Augen öffnete, sah er Sakura, die in seinem Arm lag, die Augen geschlossen und noch tief und fest schlief. Um ihre Augen waren dunkle Schatten zu erkennen. Die Sorge, die in Neji aufkam, versuchte er zu unterdrücken. Immerhin wusste Neji, Sakura war stark genug, um selbst mit allem zurecht zu kommen. Außerdem musste er jetzt ein wenig auf sich selbst achten. Das hatte ihm die letzte Nacht gezeigt. Natürlich wollte Neji nicht, dass Sakura litt oder weinte. Ganz gewiss nicht. Er würde auch weiterhin für sie da sein. Immer.  Aber Neji musste sich selbst bewusst werden, was er wollte. Er wollte Sakura. Das wusste Neji selbst gut genug. Aber würde er damit klar kommen, dass er mit Sasuke um Sakura kämpfen musste? Was sollte Neji tun, wenn Sasuke tatsächlich zurück ins Dorf kam? Die Hochzeit wäre dann wohl hinfällig. Sasuke könnte sich selbst um sein Kind kümmern. Also sollte Neji dafür sorgen, dass die Hochzeit nach hinten verschoben wurde, damit Sakura und Sasuke die Angelegenheit regeln konnten? Neji wusste, es wäre besser so für Sakura und ihr Kind. Aber er wollte es nicht. Tief in ihm drinnen spürte er, dass es nicht das war, was er für sich wollte. Es war die Stimme der Eifersucht. Gleichzeitig wollte Neji Sakura jedoch ihre Zukunft nicht verbauen. Ein guter Teil steckte doch noch in ihm. Nur welcher Teil würde gewinnen? Seufzend erhob sich Neji aus dem Bett. Dabei achtete er darauf, Sakura nicht zu wecken. Was schwieriger war als gesagt, da sie eng an ihn gekuschelt lag. Letztendlich schaffte er es jedoch und ging ins Badezimmer. Eine schnelle Dusche würde ihm gut tun, nur leider war dafür keine Zeit. Also nur Zähne putzen. Währenddessen blieb sein Gehirn jedoch nicht untätig. Die Zahnbürste in einem steten Rhythmus bewegend, dachte Neji darüber nach, was er tun sollte. Sollte er sich selbst schützen und auf Abstand mit Sakura gehen? Oder sollte er eher die Initiative ergreifen? Was aber wäre besser für Sakura? Sie schien ja selbst nicht zu wissen, wen sie wollte. Warum sonst hatte sie ihm gestern nicht antworten können, als er wissen wollte, warum sie ausgerechnet mit ihm Sex haben wollte? Oder hatte Sakura so etwas auch bei Sasuke versucht? Oder würde das in Zukunft passieren? Bevor Neji den Gedanken weiterführen konnte, spuckte er die Zahnpasta aus seinem Mund aus, spülte ihn sauber und verließ das Badezimmer wieder. Während er sich seine Kleidung raussuchte und anzog, schweifte sein Blick ab und an zu Sakura, die weiterhin tief und fest schlief. Wahrscheinlich brauchte sie den Schlaf. Neji sollte Tsunade anrufen und Bescheid sagen, dass sie heute erst später zur Arbeit kam. Wenn überhaupt. Nachdem Neji fertig angezogen war, beschloss er jedoch, Tsunade nicht anzurufen. Nach letzter Nacht stand Neji nicht der Sinn danach, mal wieder Sakuras Mist auszubaden und für sie zu sorgen. Es war kindisch. Das war Neji bewusst. Doch in den letzten Tagen hatte er das Gefühl bekommen, jede einzelne Schlacht verloren zu haben. Selbst wenn er nicht wusste, dass er überhaupt in eine Schlacht verwickeln gewesen war. Diese eine kleine wollte er für sich entscheiden. Bevor Neji seine Meinung ändern konnte, schaltete er den Wecker für Sakura wieder ein und verließ zügig das Haus. Das Frühstück ließ er bleiben. Ansonsten würde er noch zum Telefon rennen und Tsunade anrufen. Als er das Haus verließ und die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, überkamen ihn Schuldgefühle. Dennoch verdrängte er diese und machte sich auf den Weg zur Arbeit.   Ein großer Dokumentenstapel jagte den nächsten. Die dunklen Holztische waren unter dem ganzen weißen Papier kaum zu erkennen. Es war ein Wunder, dass die Tische unter dem Gewicht nicht zusammenbrachen. Genauso wenig wie die Tische kaum zu erkennen waren, konnte man die Personen, die an den Tischen saßen, kaum ausmachen. Lediglich das stetige Kratzen der Kugelschreiberminen auf Papier sowie das Rascheln der Dokumente wies auf menschliches Leben hin. Seufzend legte Neji ein Papier auf den rechten Stapel neben sich, der stetig anwuchs und bereits bis auf Höhe seiner Schultern reichte. Der linke Stapel dagegen wurde zunehmend kleiner, wenngleich das nicht viel aussagte. Kaum wurde der linke Stapel kleiner, kam jemand vorbei und legte wieder neue Dokumente oben auf. Es war eine Sisyphusarbeit. So würde Neji niemals fertig werden. Sein Leben endete wohl hier, dachte er sarkastisch. Nur weil momentan so viele Büroangestellte krank waren, war Nejis Team sowie ein paar andere Ninja zur Büroarbeit abgestempelt worden. Wie sich herausgestellt hatte, war in letzter Zeit die Büroarbeit vernachlässigt worden. Das durfte Neji nun ausbaden. War es das Karma, das zurückschlug, weil Neji Sakura heute Morgen nicht hatte ausschlafen lassen? Aber wie passte dann Tenten dazu? Immerhin hatte es sie genauso getroffen wie ihn. Lee dagegen war auf eine Mission mit Gai geschickt worden. Ob Tenten auch etwas getan hatte, dass das Karma bei ihr nun zugschlug, überlegte Neji, als er rechts von ihm ein ebenso tiefes Seufzen vernahm, wie das, was er Sekunden von sich gegeben hatte.  Kaum war es verklungen, erklang das Geräusch eines Stuhles, der über den Boden geschoben wurde. Anschließend bemerkte Neji Tenten aus den Augenwinkeln, während er weiter die Dokumente durchlas, unterzeichnete und ordnete. Es verstrichen ein paar Sekunden, in denen Neji weiter seiner langweiligen, aber notwendigen Arbeit nachging und sich indessen Tentens ruhigen Blick, der auf ihm ruhte, bewusst war. Allerdings schien Tenten keine Anstalten zu machen, ein Gespräch anzufangen. Stattdessen bevorzugte sie es, ihn einfach nur anzusehen. Neji dagegen gefiel das alles gar nicht. Er fühlte sich wie ein Tier im Zoo, das tagein, tagaus von zig Menschen begafft wurde. „Tenten, was gibt’s?“ meinte Neji nur, während seine rechte Hand stetig über die Dokumente flog, unterzeichnete und beiseite legte. Wäre der Streit zwischen ihm und Tenten nicht geschehen, hätte Neji keinen weiteren Gedanken wegen Tenten verschwendet. Jetzt jedoch war er sich nicht sicher ob er eine Antwort erhalten würde und wenn ja, ob sie für ihn gut oder schlecht ausfallen würde. „Abgesehen davon, dass ich gleich wegen Langeweile sterbe? Und falls nicht, ich mir vor lauter Langeweile den Bleistift ins Hirn ramme?“ kam es sarkastisch, aber in typischer Manie von Tenten. Bei dieser Antwort musste Neji unweigerlich schmunzeln. Er war regelrecht erleichtert über die lockere Reaktion Tentens. Ob für ihre Freundschaft wohl wieder eine Chance bestand? Neji hoffte es doch sehr. Er konnte eine Freundin in der jetzigen Situation gut gebrauchen. Es wäre wohl aber, in Anbetracht der Lage, keine besonders schlaue Idee von ihm mit Tenten über seine Probleme mit Sakura zu reden. „Ich beneide Lee. Ich wäre jetzt auch gerne mit Lee auf Mission“, fügte Tenten nach kurzem Schweigen hinzu. „Ich weiß nicht so recht. Alleine mit Lee und Sensei Gai? Das ist auch kein Zuckerschlecken.“ „Hast recht. Da weiß man echt nicht, was schlimmer wäre.“ Ein kleines Grinsen huschte über Nejis Gesicht. Ach ja, wie lange hatte er diese lockeren Gespräche mit Tenten vermisst? Wie lange schon hatte Neji auf seine beste Freundin verzichten müssen? Zu lang, entschied Neji. „Wie wär’s, wollen wir einen Kaffee trinken gehen?“ schlug Neji optimistisch vor. Ein Versuch war es zumindest wert. „Und die Arbeit?“ Bei ihrer Frage blickte Tenten skeptisch auf die zig Papierstapel, die wartend herumlagen und die sie noch heute fertig bearbeiten mussten. „Ich denke, zehn Minuten Pause gehen schon in Ordnung. Ich will nicht Gefahr laufen, dass dein Blut die ganzen Dokumente verschmiert, weil du dir den Bleistift ins Hirn gerammt hast.“ Obwohl Neji bitterernst klang, zuckten seine Mundwinkel kurz nach oben. Es war pure Erleichterung, die durch Nejis Körper schoss, als Tenten kurz kicherte und ihm zustimmende zunickte. Die dampfende Tasse Kaffee in der Hand haltend, gingen Neji und Tenten nebeneinander her. Langsam, einen Schritt vor den anderen setzend, ging Tenten neben Neji her. Der Kaffee in ihrer Tasse schwappte gefährlich hin und her. Sie hätte ihre Tasse einfach nicht so voll eingießen sollen. Das Sonnenlicht blendete Tenten, als Neji die Tür nach draußen in den Garten hin öffnete. Von der plötzlichen Helligkeit geblendet, blieb Tenten abrupt stehen. Der Kaffee schwappte hoch. Ein kleines Rinnsal Kaffee schwappte über die Kante der Kaffeetasse. Als dünner Streifen floss die dunkle Flüssigkeit die Tasse hinab. Tenten selbst war damit beschäftigt, gegen die Helligkeit der Sonne mit den Augen zu blinzeln. Es dauerte nur wenige Sekunden, dann hatten sich ihre Augen soweit an das grelle Licht des heutigen Tages gewöhnt. Schnell folgte Tenten Neji, der bereits ein paar Schritte vor ihr ging. Nachdem sie zu ihm aufgeholt hatte, gingen sie ein kleines Stück weiter, zu einer kleinen Holzbank. Ein großer Kirschbaum, der in der Nähe stand, schenkte mit seinem großen Blätterdach angenehmen, kühlen Schatten. Der heutige Tag war für Mitte Juni wirklich heiß. Es sollten über 30°C werden, hatte Tenten heute Morgen in der Zeitung gelesen gehabt. Wenn man bedachte, wie angenehm die letzte Nacht gewesen war, verwunderte es sie kaum, dass es heute so heiß wurde. Apropos letzte Nacht… „Ich weiß, es geht mich nichts an, aber ist bei dir und Sakura alles in Ordnung?“ Ungewollt begannen Tentens Handinnenflächen an zu schwitzen. Mist, sie hätte den Mund halten sollen. Warum öffnete sie nur die Büchse der Pandora? Tenten wollte ganz gewiss nichts über die tolle, glückliche Beziehung von Sakura und Neji wissen. Sie wollte nicht hören, wie toll es zwischen ihnen lief. Im Büro hatte Tenten all ihren Mut zusammennehmen müssen, um Neji überhaupt anzusprechen. Sie hatte keine Lust mehr gehabt, sich weiter kindisch zu verhalten und Neji zu ignorieren. Tenten konnte nichts daran ändern, dass sich ihre beste Freundin und der Mann ihrer Träume jetzt ein Paar waren und sogar Nachwuchs erwarteten. Sie war noch immer sauer auf Sakura, dass sie ihr das alles so lange verheimlicht hatte. Tenten fühlte sich enttäuscht und hintergangen. Aber dennoch wollte Tenten nicht länger im Streit mit Neji sein. Sie war erwachsen und arbeitete mit Neji zusammen. Da hatten private Gefühle keinen Platz. Zumindest auf der Arbeit sollte sie sich professionell verhalten. Vielleicht würden ihre Gefühle irgendwann für Neji nachlassen. Es gab zigtausend Menschen, ach was, Millionen, die schon Liebeskummer hatten, darüber hinwegkamen und irgendwann wieder eine neue Liebe fanden. Das würde Tenten auch schaffen. Immerhin war sie stark und selbstbewusst und nicht weinerlich und schwach. Außerdem war Tenten längst klar geworden, dass ihre Freundschaft zu Neji wichtiger war. Und Tenten wusste, wann sie einen Kampf verloren hatte. Im ersten Moment bemerkte Tenten überhaupt nicht, dass Neji bei ihrer Frage seinen Körper anspannte. Erst, nachdem Neji bereits seit Sekunden schwieg, drehte sie sich zu ihrem Teamkollegen um. Der Griff um Nejis Kaffeetasse war stark. Die Fingerknöchel traten weiß hervor. Der Blick war starr und leer auf die braune, heiße Flüssigkeit gerichtet. Irritiert runzelte Tenten die Stirn, wartete weiter auf eine Antwort. War vielleicht doch nicht alles so Friede-Freude-Eierkuchen bei Neji und Sakura? Einige weitere Sekunden verstrichen. Die einzigen Geräusche, die Tenten wahrnahm, war das Gezwitscher der Vögel und der alltägliche Städtelärm. Vielleicht wollte Neji auch einfach nicht über das Thema reden, weil er glaubte, Tenten damit zu verletzen. Der Gedanken behagte ihr überhaupt nicht. Sie wollte nicht wie ein rohes Ei behandelt werden. „Ach, schon gut“, meinte Tenten nur und zur Unterstützung ihrer Worte zuckte sie deutlichen mit den Schultern. Langsam hob Tenten die Tasse an ihren Mund, achtete darauf, nichts zu verschütten. Vorsichtig trank sie einen kleinen Schluck von dem aromatischen Kaffee. Er war heiß und kräftig. Obwohl der Kaffee aus dem Büro stammte, hatte wohl jemand in ordentlichen Kaffee investiert gehabt, denn der Kaffee war alles andere als eine wässrige, schwache, braune Brühe, die man meistens als billigen Kaffeeersatz serviert bekam. Seufzend schloss Tenten die Augen, lehnte sich ein wenig zurück und legte den Kopf in den Nacken. Der Kaffee war wirklich köstlich! Es ging fast als eine gute Entschädigung für diese langweilige Büroarbeit durch. Ein tiefer, schwerer Seufzer seitens Neji ließ Tenten ihre Augen wieder öffnen. Ihren Kopf drehte sie ihrem Teamkollegen zu, der inzwischen mit hängenden Schultern dasaß. Ungewollt rührte sich Mitleid in ihr. Tenten sollte einfach den Mund halten, das Thema nicht weiter anschneiden. Wenn sie die Sache auf sich beruhen ließ, wäre alles in Ordnung. Tenten wollte nicht den Kummerkasten für Neji spielen. Nicht, wo sie doch noch immer in ihn verliebt war und noch immer nächtelang wegen ihm wach lag oder nächtliche Joggingrunden lief, nur um ihren Kopf frei und ihren Körper müde zu bekommen, damit sie Schlaf fand. Entgegen ihrer eigenen Ansicht, beschloss Tenten nicht den Mund zu halten. Obwohl es ihr nur Leid einbringen würde, fragte sie nach, was los war. Sie hörte sich sogar selbst sagen, dass Neji auf sie keine Rücksicht nehmen solle, sie noch immer Freunde waren und sie ihm beistand, egal, was war. Ja, sie hörte sich sogar sagen, dass sich Neji immer auf sie verlassen konnte. Auf Tentens kleine Ansprache hin, entstand erst einmal ein drückendes Schweigen. Neji hatte den Kopf angehoben und blickte sie überrascht aus seinen großen, hellen Augen an. Etwas nervös räusperte sich Tenten. Sie wandte den Blick von Neji ab, fixierte eine Amsel, die unter dem Kirschbaum im Boden nach Würmern pickte. Verdammt, warum hatte sie das nur gesagt? Ihr Hirn suchte panisch nach einem Ausweg, einen flapsigen Spruch, der die Situation wieder auflockern würde. Aber das einzige, was Tenten wirklich wahrnahm, war der intensive Blick Nejis, der auf ihr ruhte, so wie ihr schnell schlagendes Herz, das vor lauter Nervosität nicht wusste, welches Tempo denn nun angebracht war. „Ach, vergiss es. Du  musst mit mir nicht darüber reden“, gab Tenten letztendlich ein wenig harscher als beabsichtig von sich. Sie wollte nur noch hier weg. Weg von Neji, dem sie am liebsten einfach nur um den Hals fallen wollte. Stattdessen machte sie Anstalten, sich von der Bank zu erheben. Sie wollte zurück ins Büro, wo sie der langweiligen Arbeit nachgehen konnte, während sie sich innerlich für ihre Dummheit verfluchen konnte. Abrupt hielt Tenten mitten in der Bewegung inne, als sie eine warme, leicht raue Hand auf ihrem nackten Arm spürte. Bei der Berührung stellten sich augenblicklich die kleinen Härchen an ihren Armen auf. Ein elektrischer Schauer schoss durch ihren Körper hindurch und ließ Tenten nur schwerlich ein überraschtes Aufkeuchen unterdrücken. Verdammt, wie verhielt sie sich jetzt? Wie eine dieser schwachen, hilflosen Frauen aus den historischen Liebesromanen! Wirklich ätzend. So gar nicht typisch für sie. Um ihr untypisches Verhalten zu kaschieren, räusperte sich Tenten kurz und ließ sich wieder auf der Bank nieder. Kaum saß sie, verschwand die Hand auf ihrem Arm. Mit kleinem Bedauern unterdrückte sie einen Seufzer. Den Blick hatte Tenten stur nach vorne gerichtet. Noch immer hüpfte die Amsel unter dem Baum hin und her, pickte ab und an mit ihrem Schnabel in den Boden und hüpfte dann weiter. Wollte Neji jetzt nicht langsam mal anfangen zu erzählen? Oder warum hatte er sie zurückgehalten? Die Nervosität in Tenten stieg immer weiter an. Obwohl Nejis Hand längst verschwunden war, konnte sie die Wärme seiner Hand noch immer auf ihrer Haut spüren. Die Stelle, wo er sie berührt hatte, kribbelte noch immer ein wenig. „Ist es wirklich in Ordnung für dich?“ hörte Tenten da Neji, dessen Stimme ein wenig vorsichtig klang, so als wolle er sie nicht verletzten. Augenblicklich verschwand die Nervosität und machte Wut platz. Oder zumindest Gereiztheit. Abrupt wandte Tenten ihren Kopf Neji zu. So offensichtlich wie möglich verdrehte sie die Augen, ehe sie anfing zu reden: „Jetzt hör mal zu Neji, ich bin kein schwaches Püppchen, auf das du immer Rücksicht nehmen musst. Wenn ich dir anbiete darüber zu reden, dann kannst du das aus. Wenn ich was nicht will, sag ich dir das. Kapier? Ich bin kein rohes Ei.“ Gut, vielleicht war Tentens Stimme ein wenig laut geworden. Vielleicht hatte sie sich gegen Ende auch ein wenig überschlagen. Auf jeden Fall fühlte sie sich jetzt besser. Trotzdem wagte sie es nicht, Neji anzusehen. Viel lieber wandte sie den Blick wieder ab und betrachtete ihre Knie. „Tenten, du hast recht. Es tut mir Leid. Ich war noch nie in einer solchen Situation und weiß um ehrlich zu sein gar nicht, wie ich damit umgehen soll“, hörte Tenten da Nejis Stimme. Es rührte sie schon ein wenig, dass sich Neji noch immer Gedanken um sie machte. Es freute sie sogar ein klein wenig. „Schon gut. Also, dann leg mal los“ gab Tenten zurück und versuchte sich sogar an einem kleinen Lächeln. Ihre Wut war verflogen. Auf Neji konnte sie einfach nicht lange sauer sein. Vor allem, wenn er so niedergeschlagen und geknickt aussah. Bevor Neji anfing zu erzählen, seufzte er kurz auf. Dieses Mal war er es, der die Amsel beobachtete. Währenddessen wartete Tenten und trank einen weiteren Schluck ihres Kaffees. Die Pause würde wohl doch länger als nur zehn Minuten dauern. „An sich lief es in letzter Zeit ganz gut mit Sakura und mir. Aber seit ein paar Tagen bin ich mir nicht so ganz sicher, ob Sakura mich wirklich liebt.“ „Neji, ihr heiratet in einem Monat. Vielleicht bekommt Sakura einfach nur kalte Füße. Das passiert doch andauernd“, versuchte Tenten Neji aufzumuntern, obwohl sie selbst so ihre Zweifel dabei hatte. Immerhin hatte Sakura nicht sonderlich verliebt ausgesehen gehabt, als Neji sie, beim Brautkleid aussuchen, überrascht hatte. „Tenten, Sakura und ich heiraten nur, weil mein Onkel es so will“, ließ Neji die Bombe platzen. Überrascht zog Tenten die Augenbrauen in die Höhe. Natürlich hatte sich Tenten ein wenig gewundert gehabt, dass Sakura und Neji so schnell heiraten wollten. Allerdings hätte sie nie erwartet gehabt, dass Nejis Onkels darauf bestand. „Ähm…. Okay. Aber ihr bekommt doch ein Kind. Da heiratet ihr früher oder später doch eh.“ Ein kurzer Moment des Schweigens entstand. Was sollte sie jetzt noch dazu sagen? Tenten selbst bezweifelte, dass Sakura in Neji verliebt war. Irgendetwas war vorgefallen. Das sagte Tenten ihr Instinkt. Ein tiefer Seufzer kam von Neji. Verdammt, so oft hatte Tenten Neji noch nie seufzen gehört. Ihm ging es wohl echt nicht gut. „Wenn ich jetzt schon mal damit angefangen habe, kann ich dir auch die ganze Geschichte erzählen, nicht wahr?“ fragte Neji nach. Anscheinend fühlte er sich doch noch nicht ganz so wohl dabei, mit Tenten über seine Beziehungsprobleme zu reden. Tenten verstand das. Ihr kam es auch merkwürdig vor. Aber sie hatte nun einmal beschlossen, ihr kindisches Verhalten beiseite zu schieben und sich wie eine Erwachsene zu benehmen. „Rück schon raus damit. Erzähl mir alles.“ Aufmunternd lächelte Tenten Neji an. Sie war sich nicht sicher, ob es überzeugend war. Auf jeden Fall raste ihr Herz ein wenig, als sie die Erleichterung in Nejis Blick sah. So einfach würde sie über Neji wohl nicht hinwegkommen. „Danke Tenten. Wirklich, ich bin dir sehr, sehr dankbar dafür.“ Das kleine Lächeln, das Neji ihr nun schenkte, ließ Tentens Herz einen großen Hüpfer tun. Oh, wie sehr Tenten Neji jetzt um den Hals fallen wollte…. „Das mit Sakura und mir war wirklich nicht geplant oder auf Gefühlen basierend. Wir waren gar kein Paar. Erst als Sakura festgestellt hatte, dass sie schwanger ist, hat mein Onkel entschieden, wir heiraten.“ „Du meinst, ihr wart die ganze Zeit vorher nicht mal zusammen?“ kam es überrascht von Tenten. Sie war selbst überrascht, dass sie überhaupt einen zusammenhängenden Satz herausgebracht hatte, so perplex war sie von diesem Geständnis. „Ja“, kam es ein wenig kleinlaut von Neji. „Also hattet ihr sozusagen einen One-night-Stand und dadurch ist Sakura schwanger geworden?“ hakte Tenten noch einmal ungläubig nach. „So in etwa, ja.“ Wow. Das musste Tenten erst mal sacken lassen. Die ganze Zeit über hatte sie geglaubt gehabt, Neji und Sakura hätten ihr die Beziehung verheimlicht und sich auch noch lustig über ihr Verhalten gemacht. Tenten hatte sich so verarscht gefühlt gehabt. Vor allem von Sakura. Tenten war noch immer sauer auf Sakura, dass sie ihr den One-night-Stand verheimlicht hatte, aber es war wohl nicht ganz so schlimm gewesen, wie Tenten geglaubt hatte. „Okay, ich verstehe so langsam. Weil du und Sakura eigentlich nicht wirklich was miteinander hattet, jetzt aber heiraten sollt, hast du deine Zweifel an Sakuras Gefühlen, richtig?“ Kurz und knapp nickte Neji. Verstehend fuhr Tenten fort. „Aber du hast dich in Sakura verliebt, nicht wahr?“ Erneut nickte Neji, etwas zaghaft, als hätte er Angst, Tenten damit zu verletzen. Was es natürlich tat. Aber wie Neji für Sakura empfand, war ihr bereits zuvor schon bewusst gewesen. „Na, vielleicht kommt das mit Sakuras Gefühlen noch. Es ist für sie ja auch keine leichte Situation“, versuchte Tenten Neji weiter aufzumuntern, allerdings fand sie ihr Argument selbst nicht sonderlich überzeugend. „Immerhin muss bei euch doch ein Funke übergesprungen sein. Ansonsten wäre es doch nie zu dieser einen Nacht gekommen.“ Tenten wollte keine Details wissen. Sie wollte nicht hören, wie es dazu gekommen war, dass Neji und Sakura zusammen im Bett gelandet waren. Das brauchte sie nicht beim besten Willen nicht. Glücklicherweise schien Neji nicht über besagte Nacht sprechen zu wollen. Im Gegensatz. Bei ihren Worten war er sogar etwas blass um die Nase geworden. „Ich weiß nicht, ob Sakura noch etwas für Sasuke empfindet.“ Und boom, die nächste Bombe explodierte. Tenten öffnete den Mund, schloss ihn wieder, ohne etwas gesagt zu haben. Tja, darauf wusste Tenten nun auch nichts zu erwidern. Ihr fiel keine abgedroschene Phrase ein, nichts, was Neji aufbauen könnte. Es war ein Fakt, dass Sakura bereits seit Jahren in Sasuke verliebt war. Es war Fakt, dass sie vieles für Sasuke getan hatte. Es war Fakt, dass Tenten nie gehört hatte, dass sich Sakura in jemand anderen verliebt haben könnte. Es konnte sehr gut sein, dass Sakura noch an Sasuke hing und Gefühle für ihn hatte. „Nun, ähm…“, begann Tenten, brach jedoch wieder ab. „Ich will nicht, dass Sakura mich heiraten muss. Sie soll es nur tun, weil sie es will. Aber wenn sie Sasuke liebt, sollte sie dann nicht mit ihm zusammen sein?“ „Vielleicht liebt sie ihn ja gar nicht mehr. Es geht ihr vielleicht nur alles zu schnell mit der Hochzeit. Aber deswegen solltest du dich nicht zurückhalten! Egal ob Sakura noch Gefühle für Sasuke hat oder nicht, du solltest sie nicht einfach aufgeben. Kämpf um sie!“ Half Tenten ihrem Schwarm gerade tatsächlich mit seinen Beziehungsproblemen? Wenn das nicht mal ein erwachsenes Verhalten war, fand Tenten. Den Schmerz in ihrer Brust ignorierte sie dabei. Stattdessen ließ sie sich auf den Kampf ein. „Ich werde mich auch nicht zurückhalten Neji. Ich habe dich auch noch nicht aufgegeben. Also solltest du Sakura auch nicht aufgeben.“ Bei Tentens Kampfansage, ruckte Nejis Kopf hoch. Aus großen Augen sah er sie überrascht an, bis er letztendlich lächelte. Das Blut rauschte durch Tentens Adern. Ihr Herz pochte und schlug schneller. Sie war ja selbst von ihrem Verhalten überrascht, doch so wie Neji sie jetzt ansah…. All ihr Herzschmerz verschwand für den Augenblick. Tenten ertrank in Nejis warmen Blick und dem ehrlichen Lächeln, das er ihr schenkte. „Verstanden. Wir werden beide nicht aufgeben.“ „Wir werden ja sehen, wer erfolgreich sein wird“, fügte Tenten hinzu und lächelte verlegen. Ihre Wangen hatten sich bei Nejis Worten rot verfärbt und brannten heiß. Noch hatte sie nicht aufgegeben. Dennoch musste sie noch etwas sagen. Das Lächeln verschwand. Tenten hatte das Bedürfnis offen und ehrlich zu Neji zu sein. Er hatte ein Recht darauf zu erfahren, was sie letzte Nacht gesehen hatte. Es war ansonsten nicht richtig. Und so erzählte Tenten Neji mit ernster Stimme von ihrer Beobachtung von letzter Nacht. Kaum hatte sie angefangen, versteifte sich Neji merklich. Sein Lächeln verschwand, sein Blick war wieder in die Ferne gerichtet. „Ich weiß das Sakura letzte Nacht weg war“, begann Neji. „Sie war nicht weg. Sie hat sich herumgeschlichen. Sie macht doch nichts Dummes oder?“ „Falls du damit andeuten willst, dass sie mich bedrückt, kann ich dich beruhigen. So etwas macht Sakura nicht“, entgegnete Neji, wenngleich er nicht sonderlich froh darüber klang. Da steckte mehr dahinter. Dessen war sich Tenten bewusst. „Das meinte ich nicht. Auch wenn ich sauer auf sie bin, mach ich mir Sorgen.“ „Ich weiß, dass du eine gute Freundin bist, Tenten. Was Sakura macht, weiß ich. Darüber musst du dir keine Gedanken machen.“ Es war mehr als deutlich, dass Neji nicht länger darüber reden wollte. Was auch immer es war, es handelte sich um eine Sache, die nur Neji und Sakura anging. Daher ließ Tenten das Thema auf sich beruhen. Eine Zeit lang saßen Neji und Tenten schweigend nebeneinander. Ab und an tranken sie ihren Kaffee oder machten eine belanglose Bemerkung. Irgendwann rief die Arbeit. Gemeinsamen gingen sie zurück zum Büro. Kaum hatten sie das Büro betreten, entfuhr Tenten ein genervter Seufzer. „Nein oder? Neji, sag mir, dass ich halluziniere.“ „Ich fürchte nein.“ „Na toll.“ Während Neji und Tenten draußen gewesen waren, waren nicht nur die Papierstapel gewachsen. Nein. Es waren auch noch mehr dazu gekommen. Sie hatten sich vermehrt, wie die Karnickel. Sogar vor den Schreibtischen befanden sich nun weiße Papiertürme. Wofür wurde sie hier nur bestraft, fragte sich Tenten, während sie  missmutig mit Neji ihre Arbeit fortsetzte. Aber egal wie ätzend der heutige Tag noch werden würde, eines wusste Tenten nun mit Gewissheit. Sie hatte Neji noch nicht aufgegeben und würde es auch nicht. Sie würde weiter um ihn kämpfen. Hoffnung gab es noch. Und solange Tenten hoffen konnte, würde sie kämpfen. Als sie den Stift zur Hand nahm und anfing das Dokument zu bearbeiten, lächelte sie vor sich hin. Außerdem konnte der Tag nicht mehr ätzend werden. Immerhin war sie hier zusammen mit Neji.  Kapitel 22: Ein ganz normaler Tag --------------------------------- Seit Tagen war Neji nicht mehr so gut gelaunt gewesen wie heute. Obwohl die Arbeit wirklich langweilig gewesen war, fühlte sich Neji besser. Er hatte mit Tenten reden können. Für ihre Freundschaft gab es noch Hoffnung. Allerdings machte sich Neji noch immer Sorgen. Er hatte Tenten nicht die komplette Wahrheit sagen können. Seine Befürchtung, Sakura könne noch in Sasuke verliebt sein, war leider nicht verschwunden. Im Gegensatz. Durch Tentens Bemerkungen wurde sie nur noch verstärkt. Neji tat eventuell wirklich gut daran, ein wenig Abstand zu Sakura zu wahren. Allerdings konnte Neji so nicht um Sakura kämpfen. Was sollte Neji also tun? Es war ein Dilemma, für dessen Lösung Neji keine Antwort fand. Aber wenigstens konnte Neji wieder mit Tenten reden. Wenigstens ein Problem hatte sich in Luft aufgelöst. Morgen würde er wieder mit Tenten in dem Büro sitzen und die restlichen Dokumente bearbeiten müssen. Neji konnte nur hoffen, dass sie sich nicht über Nacht vermehrten. Davor graute es ihn schon. Wenn er noch mehr schlecht geschriebene Berichte über Missionen, irgendwelche Anträge von Ninjas oder Beschwerden von Kunden lesen musste, würde er noch wahnsinnig werden. Aber es war nur noch morgen, sagte sich Neji, als er die Haustür aufschloss und seine Schuhe auszog. Anschließend ging Neji die Treppe nach oben in den ersten Stock. Sakura war bereits daheim. Zumindest standen ihre Schuhe im Hausflur. Ob Sakura überhaupt zur Arbeit gegangen war, wusste Neji nicht. Als Neji die Tür zu seinem Schlafzimmer öffnete, war Sakura zumindest nicht hier. Auch nicht im Bad, stellte er nach einer kurzen Überprüfung fest. Sich fragend, wo Sakura war, ging Neji zu seinem Kleiderschrank und suchte sich seine bequeme Trainingshose raus. Er wollte vor dem Abendessen noch in den Trainingsraum und ein paar Techniken wiederholen. Kaum hatte Neji die Hose angezogen, ging er zurück in das Erdgeschoss. Als er an der Küche vorbei kam, hörte er Hinata mit jemandem reden. Wahrscheinlich Sakura, dachte er sich. Da sollte er wohl besser mal hallo sagen gehen. Gedacht, getan, Neji öffnete die Küchentür. Und in der Tat saß Hinata in der Küche und aß eine heiße Suppe. Sakura dagegen stand am Herd und schüttete ein Pulver in den vollen Suppenteller. Anschließend rührte sie die Suppe gut um. „Damit sollte Hanabi schnell wieder gesund werden.“ „Danke Sakura. Es ist wirklich super, dass du hier wohnst. Eine Ärztin im Haus zu haben kann nie schaden.“ Dankbar lächelnd unterhielt sich Hinata mit Sakura. Diese jedoch winkte nur ab. „Ach was. Deine Familie tut genug für mich. Außerdem kann ich mich doch gar nicht um Hanabi kümmern.“ „Das ist kein Problem. Ich bringe ihr gleich die Suppe vorbei.“ „Danke Hinata. Aber iss du erst mal in Ruhe auf.“ Zustimmend nickte Hinata und schob sich einen vollen Löffel mit Suppe in den Mund. Anscheinend ging es Sakura gut, stellte Neji fest. Da musste er sich keine Sorgen um sie machen. Und Hanabi schien es auch schon besser zu gehen. Obwohl Neji eigentlich vorgehabt hatte, Sakura und Hinata zu begrüßen, schloss er geräuschlos wieder die Küchentür. Niemand schien ihn bemerkt zu haben. Ohne weiter an Sakura zu denken, ging Neji zu dem privaten Trainingsraum der Hyuuga-Familie. Sport würde ihm jetzt gut tun, entschied Neji und begann mit dem Aufwärmtraining.   Es war erst 22 Uhr abends, dennoch fühlte sich Sakura erschöpft. In der Nacht hatte sie nicht genügend geschlafen gehabt. Auf der Arbeit war einiges zu tun gewesen, da zig Leute krank waren. Außerdem hatte sie die Medikamente für Hanabi hergestellt gehabt. Hiashi Hyuuga war heute Nachmittag zu ihr gekommen und hatte sich bei ihr bedankt gehabt. In solchen Momenten zeigte das Oberhaupt des Hyuuga-Clans doch einmal väterliche Gefühle. Beim Abendessen hatte Sakura eine wirklich interessante Unterhaltung mit Hinata. Anscheinend hatte sie sich in letzter Zeit häufiger mit Kiba getroffen gehabt, damit dieser ihr mit Naruto helfen konnte. Sakura war wirklich überrascht gewesen, als Hinata ihr dies erzählt hatte. Anscheinend hatte Hinata allen Ernstes vor, Naruto um ein Date zu bitten. Genau das hatte sie mit Kiba bereits mehrfach geübt gehabt. Was sie sagen sollte, wie sie sich verhalten sollte. Sakura freute sich ungemein für Hinata. Es wurde endlich Zeit, dass Naruto und sie ein Paar wurden. Natürlich hatte sich Hinata noch ein paar Tipps von Sakura geholt. Wobei sich Sakura nicht sicher war, ob sie wirklich hilfreich gewesen war. Nur eine Person hatte Sakura heute noch nicht gesehen gehabt. Neji. Beim Aufstehen heute war Neji bereits weg gewesen. Als er von der Arbeit nach Hause kam, hatte er sich nicht bei ihr gemeldet. Er hatte nicht einmal „Hallo“ zu ihr gesagt. Nur wegen seiner Schuhe, die im Hausflur standen, wusste Sakura überhaupt, dass Neji nach Hause gekommen war. Neji war nicht zum Abendessen aufgetaucht und bislang auch nicht in ihrem gemeinsamen Zimmer gewesen. Ging Neji ihr etwa aus dem Weg? Bei dem Gedanken, griff eine eisige Faust Sakuras Herz und drückte fest zu. Hatte Sakura letzte Nacht alles falsch gemacht? Hatte sie ihre Beziehung zu Neji zerstört? Verdammt! Sie hatte geglaubt gehabt, heute Abend mit Neji darüber reden zu können. Aber sie fand ihn ja nicht einmal! Tränen sammelten sich in Sakuras Augen. Tief holte sie einmal Luft, schniefte und fuhr sich über die brennenden Augen. Heute würde  sie nicht weinen. Nicht schon wieder. Langsam hatte sie genug davon! Neji ging ihr aus dem Weg? Fein. Wenn Neji nicht mit ihr reden wollte, dann sollte es so sein. Sakura würde ihm nicht hinterher rennen. Weder Neji noch Sasuke würde Sakura jemals wieder hinterher rennen. Seufzend schloss Sakura die Augen. Den rechten Unterarm legte sie über ihr Gesicht. Ach, wem wollte Sakura etwas vormachen? Natürlich würde Sakura auf Neji und Sasuke zugehen. Erstens war es Neji gegenüber unfair. Sie hatte ihm bereits genügend zugemutet. Wahrscheinlich benötigte Neji einfach mal einen Moment für sich. Genauso Sasuke. Immerhin hatte er genauso viel zum Nachdenken wie Neji. Seufzend griff Sakura hinüber zum Lichtschalter und schaltete das Licht aus. Sakura fühlte sich einsam im diesem großen Bett. Sie vermisste Neji. Sie wollte nicht ohne ihn schlafen. Sie wollte generell nicht ohne ihn sein. „Na, immerhin habe ich noch dich. Auf dich kann ich mich verlassen, nicht wahr?“ murmelte Sakura ihrem Ungeborenen zu und fuhr sacht über die kleine Wölbung an ihrem Bauch. Anschließend drehte sich Sakura auf die Seite, nah an die Wand und versuchte zu schlafen.   Der Wecker klingelte. Abrupt riss Sakura die Augen auf. Ah, dieser Wecker war einfach Nerv tötend. Stöhnend rollte Sakura auf die rechte Seite, langte mit ihrem Arm nach dem immer noch klingelnden Wecker. Zwei-dreimal tastete Sakura herum, bis sie den entsprechenden Knopf fand und drückte darauf. Der schrille Alarm verstarb. Nejis Wecker war nie so laut. Er konnte bereits bei leisen Tönen aufwachen. Sakura dagegen benötigte immer diesen Lärm, um aufzustehen. Deswegen verschlief sie meistens Nejis Aufstehen. So auch heute. Nachdem Sakura wach war, ging ihre Hand auf die leere rechte Bettseite. Kein Neji. Aber das Bett sah benutzt aus. Das Laken lag zerknäult am Bettende, sein Kopfkissen lag schief am Kopfende. Auch wenn Neji ihr gestern aus dem Weg gegangen war, wenigstens hatte er hier geschlafen. „Falls er mir überhaupt aus dem Weg geht“, murmelte Sakura zu sich selbst, als sie ins Bad schlurfte, um endgültig wach zu werden. „Nachdem du den neuen Plan für das Pflegepersonal erstellt hast, musst du die ganzen Zeugnisse der Schüler in meinem Namen unterzeichnen, die Urlaubsanträge müssen bearbeitet und der Medikamentenbestand überprüft werden. Außerdem muss dieser Stapel an Dokumenten runter in das Erdgeschoss gebracht werden, wo die Papiere bearbeitet werden. Dafür ist heute übrigens Neji zuständig.“ Mit einem Augenzwinkern blickte Tsunade kurz zu Sakura, ehe sie sich in ihrem Stuhl wieder zurücklegte und einen Schluck Kaffee trank. Ob es sich tatsächlich nur um Kaffee handelte, bezweifelte Sakura. Seufzend schrieb Sakura jeden Befehl der Hokage auf. Wie jeden Tag dachte sich Sakura, dass die Hokage doch sehr faul war. Wenn es aber darauf ankam, griff Tsunade hart durch und tat ihren Job. Nur leider war dies momentan nicht der Fall, sodass Sakura als besseres Mädchen-für-alles fungierte. „Ach ja und wenn du damit fertig bist, kannst du noch ein wenig ins Labor gehen. Falls du Lust dazu hast.“ Sofort hatte Tsunade Sakura geködert. Ein breites Lächeln entstand auf Sakuras Gesicht. Eifrig nickte Sakura. Oh ja, das tat Sakura für ihr Leben gerne! „Natürlich Tsunade“, entgegnete Sakura froh. „Aber überanstreng dich nicht Sakura. Pass auf dich auf.“ Mit der Kaffeetasse in der Hand deutete Tsunade auf Sakuras kleinen Babybauch. „Natürlich.“ „Gut. Ach übrigens, ich habe Shizune zu Hanabi geschickt. Ich weiß, dass du dich bereits gut um sie gekümmert hast. Aber das Hyuuga-Oberhaupt lässt wohl keine Ruhe, solange nicht ein Arzt einmal daheim war, der nicht schwangerschaftsbedingt die Behandlung nicht durchführen kann.“ „Kein Problem“, entgegnete Sakura und bedankte sich für Tsunades Weitsicht. Wahrscheinlich war es besser, wenn jemand noch einmal persönlich nach Hanabi sah. So schnell wie möglich wollte Sakura ihre Aufgaben für heute erledigen, damit sie zu Neji gehen konnte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass Neji heute im Büro arbeiten mussten. Aber so konnte ihr Neji nicht aus dem Weg gehen. Und so konnte sie ihn endlich wieder sehen. Es war zwar erst ein Tag her, dass sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, aber sie vermisste ihn bereits. Vor allem machte sich Sakura Sorgen, was der Streit von vorletzter Nacht zwischen ihnen nun verändert hatte. Bevor Sakura jedoch zu Neji konnte, musste sie erst einmal die anderen Aufgaben von Tsunade erledigen. „Dann machen wir uns mal an die Arbeit mein Kleiner“, sprach Sakura zu ihrem Ungeborenen voller Tatendrang. Wie gestern bereits auch schon, stapelten sich die Dokumente und Akten in große Höhen. Im Vergleich zu gestern hatte sich die Arbeit verdoppelt, fand Neji. Wie hatten sie sich  nur über Nacht vermehren können? Es war auch egal. Immerhin musste Neji die ganzen Dokumente abarbeiten. Mit Tenten zusammen. Glücklicherweise war der gestrige Tag nicht nur eine Ausnahme gewesen. Neji hatte es befürchtet gehabt, aber heute Morgen hatte Tenten ihn mit einem Lächeln begrüßt und sowohl den ganzen Vormittag wie auch den Großteil des Nachmittags hatten sie miteinander geredet. Meist zwar nur über Belangloses oder alte Geschichten aus ihrer Trainingszeit, aber das reichte Neji vollkommen. Ebenso hatten sie das Mittagessen zusammen eingenommen. Es war schon lange her, seit sie dies das letzte Mal getan hatten. Dieser Teil seines Lebens hatte sich wenigstens wieder normalisiert. Zum Glück. Dafür wusste Neji mit Sakura immer noch nicht weiter. Er war noch zu keinem Schluss gekommen, was er tun sollte. Sakura meiden und alles als Mission betrachten? Um Sakura kämpfen? Sakura ihren Freiraum lassen und so weiter machen wie bisher? Es war wirklich schwierig zu einer Entscheidung zu kommen. „Denkst du wieder über Sakura nach?“ riss Tentens Frage Neji aus seinen Gedanken. Mist, er sollte sich besser auf seine Arbeit konzentrieren. Er konnte heute nicht schon wieder darüber jammern und Tenten das Ohr abkauen. Das tat ihrer wiedererblühenden Freundschaft nicht gut. „Schon gut. Ich war nur ein wenig in Gedanken versunken“, versuchte Neji die Sache als harmlos abstempeln. Ohne großen Erfolg. „Und deswegen starrst du schon seit fünf Minuten auf denselben Bericht und seufzt mehrfach tief?“ konterte Tenten sarkastisch. Gut, das war ein Punkt für sie. Neji hatte nicht einmal etwas davon mitbekommen gehabt. Allerdings hatte er wirklich keine Lust über seine Beziehung mit Sakura zu reden. Eine Ablenkung würde da wohl besser helfen. „Und woher weißt du, dass ich das bereits seit fünf Minuten mache? Beobachtest du mich etwa?“ „Ich hab dich ganz bestimmt nicht beobachtet“, entgegnete Tenten und winkte mit der linken Hand ab, als hätte Neji etwas Dummes gesagt. Doch ihre rotgefärbten Wangen straften ihre Worte Lügen. „Ja, ja. Du bist nicht gut im Lügen. Versuch es erst gar nicht“, neckte Neji Tenten weiter. Das tat gut. Dieses Gespräch, ohne das Neji sich bei etwas Gedanken oder Sorgen machen musste, tat unendlich gut. „Ich lüge nicht. Meine Welt dreht sich nicht nur um dich“, entgegnete Tenten ein wenig brüsk. Obwohl Tenten nicht besonders glücklich klang – wohl weil es ihr ein wenig peinlich war – konnte Neji nicht aufhören. Es machte einfach zu sehr Spaß sie zu necken. Deswegen gab Neji auch ein: „Vielleicht nicht die ganze Zeit, aber den Großteil“, nicht verkneifen, woraufhin Tenten nur losprustete. „Klar. Natürlich. So muss es sein. Sind Sie ein wenig größenwahnsinnig geworden, Herr Hyuuga? Oder haben Sie ihre Medikamente nicht eingenommen?“ Neji konnte nicht anders. Ein Grinsen bahnte sich seinen Weg frei an die Oberfläche und brach aus. „Na, was erlauben Sie sich, Frau Ama? Sie wissen sehr genau, was für ein wichtiger und beschäftigter Mann ich bin. Ich verbitte mir solche Äußerungen.“ „Verzeihung Herr Hyuuga. Ist mir entfallen.“ Tenten versuchte noch ernst dreinzusehen, doch sie schaffte es nicht. Erst zuckten nur ihre Mundwinkel auf und ab, dann jedoch prustete Tenten los. Lauthals lachte sie. Ihr Lachen war ansteckend. Neji selbst konnte bei diesem albernen Gespräch genauso wenig ernst bleiben wie Tenten. Obwohl er nicht laut loslachte wie Tenten, ließ er ein kleines Lachen von sich hören. Verdammt, die Zeit mit Tenten tat ihm wirklich gut.   Das Herz schlug ihr bis zum Hals, gleichzeitig fühlte es sich so an, als würde sich ihr Hals in einem Schraubstock befinden. Schwer schluckte Sakura, während sie ihren Rücken gegen die kühle Wand drückte. Die Tür neben ihr war verschlossen, aber nicht abgeschlossen. Jederzeit könnte sie die Tür öffnen. Doch es fühlte sich für Sakura nach etwas viel schwierigerem an. Wenn sie es noch einmal täte, sähe sie dasselbe wie zuvor. Wenn Sakura die Tür öffnete, würde sie dahinter Neji sehen. Mit Tenten. Wie sie zusammen lachten, Spaß hatten, glücklich waren und einfach gut zusammen aussahen. Ach was, sie sahen perfekt aus! Wie ein Paar, das zusammengehörte. Natürlich liebte Tenten Neji noch. Und wer weiß, wenn Sakura mit der ungewollten Schwangerschaft nicht dazwischen gekommen wäre, hätten Tentens Anmachversuche vielleicht Erfolg gehabt. Mit der Zeit hätte Neji erkannt, dass er auch etwas für seine Teamkameradin übrig hatte, was nicht in die Kategorie „Freundschaft“ gehörte. Ein zittriger Seufzer bahnte sich seinen Weg nach draußen. Mit der einen Hand hielt sie sich den Mund zu, aus Angst von Neji und Tenten gehört zu werden. Die andere Hand ballte Sakura zur Faust, drückte sie auf ihren Brustkorb, direkt über ihr Herz. Der Anblick Nejis, wie er mit Tenten lachte und scherzte, ganz befreit und leicht, tat ihr selbst im Herzen weh. Dank ihres unbedachten, egoistischen Verhaltens hatte sie Neji verletzt. Sie hatte dafür gesorgt, dass er zu ihr selbst Abstand nahm, sie hatte nichts auf seine Liebeserklärung hin erwiderte oder warum sie ihn so sehr begehrte. Nicht nur durch ihre Treffen mit Sasuke hatte Sakura Neji verletzt. Auch weil sie selbst nicht wusste, was sie für Neji empfand und sie ihn hinhielt, tat sie ihm weh. Verdammt, Tenten würde so etwas sicherlich nicht tun. Sie liebte Neji abgöttisch. Und das bereits seit Jahren. Genauso wie Sakura all die Jahre für Sasuke empfunden hatte. Aber wenn Sakura Sasuke noch liebte, warum tat dann der Anblick von Neji und Tenten, so vertraut miteinander, weh? Sakura war bewusst, in den letzten Wochen war Neji ihr unglaublich wichtig geworden. Ohne ihn konnte sie nicht. Aber konnte sie Sasuke dafür aufgeben? Liebte sie Sasuke denn überhaupt noch? Würde sie genauso verletzt und sogar eifersüchtig reagieren, wenn sie Sasuke mit einer Anderen erwischte? Verdammt, Sakura wusste rein gar nichts, außer, dass sie Neji nicht verlieren wollte. Sasuke jedoch auch nicht. Oder? Sasuke war für den Moment egal. Sakura wollte Neji nicht weiter verletzten. Wenn es ihm gut tat, mit Tenten zusammen zu sein, sollte sie ihm die Möglichkeit auch geben. „Aber er hat gesagt, er liebt mich, nicht wahr?“ sprach Sakura leise zu sich selbst. Wenn dem so war, musste sie sich wegen Neji doch gar keine Gedanken machen. Außerdem war Tenten Nejis beste Freundin. Und falls Tenten ihr auch eine Chance gab, konnte Sakura ebenso wieder Tentens beste Freundin werden. Oder? Eventuell sollte Sakura Neji und Tenten erst einmal in Ruhe lassen. Sakura musste ihre eigenen Probleme geregelt bekommen. Sie musste ihr Leben wieder in den Griff bekommen. Dafür waren einige wichtige Entscheidungen notwendig. Wenn Neji ihr die Möglichkeit gab, wollte sie heute noch einmal mit ihm über Sasuke reden. Sie wollte ihn einfach nicht aufgeben. Sie konnte nicht. Ganz einfach. Das hieß aber noch lange nicht, dass sie Neji nicht wollte. Im Gegenteil. Vielleicht sollte Sakura erst einmal die Situation zwischen sich und Neji wieder in Ordnung bekommen. Dann konnte sie sich um Sasuke kümmern. Entschieden nickte Sakura in den leeren Flur hinein. So würde sie es tun. Heute würde Neji ihr nicht einfach so aus dem Weg gehen können. Dafür würde Sakura sorgen. Jetzt jedoch sollte sie ihre Arbeit erledigen und Neji noch einen Moment für sich lassen. Die Dokumente, die zwischen der Tür und Sakura auf dem Boden lagen, mussten bearbeitet werden. Allerdings wollte Sakura nicht die Zweisamkeit zwischen Tenten und Neji stören, wenngleich es schmerzhaft war. „Ich bin ein Feigling“, dachte sich Sakura, als sie lautstark gegen die Tür klopfte und sich anschließend beeilte den Flur entlang zu rennen. Sie wollte schnell außer Sichtweite geraten, damit niemand sie sah. Vielleicht war das Argument, Neji würde die Zeit mit Tenten gut tun, einfach nur eine Entschuldigung für ihr feiges Verhalten. Das war in Ordnung, entschied Sakura, solange sie heute Abend nicht feige sein würde. Ein hartes, lautes Klopfen an der Tür sorgte dafür, dass sowohl Neji als auch Tenten ihre Köpfe zu dem plötzlichen Lärm hindrehten. „Herein“, rief Tenten, doch auf ihre Aufforderung hin geschah nichts. Die Tür blieb geschlossen. Stirnrunzelnd blickten sich Neji und Tenten an. Was war da denn los? Was sollte das, fragte sich Tenten, als Neji erklärte, er würde zur Tür gehen. Nickend stimmte Tenten ihm zu. Mit den Augen verfolgte sie jeden seiner Schritte. Von hinten sah Neji genauso gut aus wie von vorne, entschied die verliebte Kunoichi und unterdrückte ein albernes Seufzen. An der Tür angekommen, öffnete Neji kurzerhand die Tür, steckte den Kopf aus dem Raum. Ein paar Sekunden verstrichen, bis Neji plötzlich in die Hocke ging und kurz darauf wieder gerade stand. Sein schwarzes Haar, das zu einem langen Zopf zurückgebunden war, schwang dabei wild hin und her. Als sich Neji wieder Tenten zuwandte, blickte er gequält drein. „Mehr Arbeit“, war alles was er sagte. Mehr benötigte es auch nicht. Die vielen dutzend Papiere, die Neji zu ihren Schreibtischen trug, waren aussagekräftig genug. Seufzend ließ Tenten den Kopf hängen. „Das hört ja nie auf.“ „Scheint so“, gab Neji von sich, als er den schweren Stapel auf den zwei Schreibtischen verteilte. „Na, falls wir Überstunden schieben müssen, kann ich mir zumindest niemand besseren dafür vorstellen“, neckte Tenten Neji mit ihren halb scherzhaft, halb ernst gemeinten Worten. „Oh, dass du das mal nicht bereust“, gab Neji nur zurück. Damit Neji ihr breites Grinsen nicht bemerkte, senkte Tenten den Kopf und fing mit der Arbeit an. Solange Tenten jeden Tag mit Neji zusammenarbeiten konnte, würde sie sich auch immer auf eine solch langweile Arbeit freuen.   Der Tag war lang gewesen. Es hatte so viel Papierkram auf ihn und Tenten gewartet gehabt, dass sie beide sogar Überstunden hatten schieben müssen. Wie die Leute, die im Innendienst arbeiteten das tagein tagaus ertrugen, konnte Neji nicht nachvollziehen. Beim besten Willen. Dennoch hatte es heute wieder Spaß gemacht. Genau wie gestern fühlte sich Neji unbeschwert und sorgenfrei. Nur ob das auch so bleiben würde, wenn er auf Sakura traf? Wenn Neji Sakura weiterhin mied, war das nicht ein Zeichen seiner Schwäche und Feigheit, weil er den momentanen Zustand beibehalten wollte? Verdammt, Neji war ein Hyuuga. Er war nicht schwach und schon gar kein Feigling! Und er rannte ganz gewiss nicht vor seinen Problemen davon. Trotzdem war er froh für die Verschnaufpause, die Tenten ihm gab. Eventuell konnte er heute noch einmal auf Abstand gehen und Sakura aus dem Weg gehen. Nur noch heute. Die letzten zwei Tage hatte Neji genügend Zeit gehabt, um über sich, seine Gefühle und seiner Beziehung zu Sakura bewusst zu werden. Ohne Zweifel, Neji liebte Sakura. Und er würde um sie kämpfen, auch wenn es in einem gebrochenen Herz enden würde. Neji würde Sakura nicht einfach kampflos Sasuke überlassen. Aber das bedeutete auch, dass er Sakura die Möglichkeit bieten musste, dass sie sich ihrer Gefühle klar wurde. Und genau deswegen würde Neji etwas tun, was ihm selbst überhaupt nicht gefiel. Wenn Sakura Sasuke treffen wollte, dann sollte sie es tun. Er würde sie unterstützen. Falls sich Sakura letztendlich für Sasuke entschied, dann war das eben so. Aber auch wenn er Sakura ihre Freiheiten ließ, würde er ihr zeigen, was sie an ihm hatte und er würde Sakura für sich gewinnen. Doch nur weil Neji diese einschneidende Entscheidung in seinem Leben getroffen hatte, hieß das noch lange nicht, dass er es ohne Probleme in die Tat umsetzen konnte. Allein wenn Neji daran dachte, dass sich Sakura mit Sasuke traf, wurde er eifersüchtig und Neji wollte seinen Plan gleich wieder in die Tonne klopfen. Wohl auch deswegen wollte Neji heute dieser Konfrontation aus dem Weg gehen. Nachdem Neji die Schuhe ausgezogen hatte und die Haustür hinter sich schloss, ging er nicht in sein Zimmer hoch. Stattdessen ging er durch die leere Küche in das angrenzende Gebäude, in dem Hiashi mit seinen Töchtern lebte. Zunächst einmal ging Neji nach Hanabi sehen. Leise klopfte er an ihre Zimmertür. Nichts war zu hören. Kein Geräusch drang aus dem Kinderzimmer. Vorsichtig und leise öffnete Neji daher die Tür. Die Augen geschlossen, den Mund leicht geöffnet lag Hanabi schlafend in ihrem Bett. Ihr langes, dunkles Haar lag wirr auf dem Kissen, die gelb-orangefarbene Bettdecke war weggetreten worden. Im Schlaf hustete Hanabi einmal kurz auf. Auch wenn Hanabi noch nicht gesund war, so schien es ihr schon besser zu gehen als zwei Tage zuvor. Sakuras Medizin wirkte Wunder. „Das Fieber ist schon deutlich gesunken. Nur der Husten ist noch ziemlich stark.“ Bei der leisen, führsorglichen Stimme musste sich Neji nicht erst umdrehen, um zu wissen, wer da gerade den Raum betreten hatte. Seine Cousine schloss leise die Tür hinter sich, ging zu dem Bett ihrer kleinen Schwester und zog die Bettdecke zurecht. „Ihr ist zwar warm, aber schwitzen hilft immer viel, wenn man krank ist“, erklärte Hinata ihr Tun. Als sie wieder neben Neji stand, blickten sie noch ein paar Sekunden schweigend auf die schlafende Hanabi, bevor Hinata die Stille mit leiser Stimme durchbrach. „In ein paar Jahren hast du auch eine Tochter oder einen Sohn in Hanabis Alter. Und zig schlaflose Nächte durchgemacht, weil dein Kind krank war.“ Hinatas Worte waren gut gemeint, doch sie waren wie eine Ohrfeige für Neji. Eine eiserne Faust umklammerte sein Herz und drückte zu. Anstatt etwas auf Hinatas Worte zu erwidern, schluckte Neji schwer. Was sollte er denn schon sagen? Das seine Zukunft mit Sakura alles andere als sicher war? Auch wenn Neji kein Problem hatte, Sakuras Kind großzuziehen, würde immer eine Gefahr seitens Sasuke bestehen. Vor allem jetzt, wo der Uchiha wusste, dass er Vater wurde, würde es noch deutlich schwieriger werden, als bisher angenommen. Und wenn sich Sakura gegen Neji entschied, dann würde es auch keine kleine Familie geben, keine Kinder, um die er sich Sorgen konnte, wenn sie krank waren. „Hinata, lass uns in dein Zimmer gehen. Ich muss dir etwas sagen“, wechselte Neji das Thema. Gekonnt oder nicht war dahin gestellt. Wenigstens ließ Hinata das Thema auf sich beruhen und blickte nun fragend zu Neji. Zur Antwort nickte Hinata und folgte Neji hinaus aus dem Zimmer. Schweigend gingen die zwei Hyuugas zu Hinatas Zimmer. Nicht einmal fragte Hinata, warum Neji sie unbedingt in ihrem Zimmer sprechen wollte, wenngleich Neji der fragende Ausdruck auf dem Gesicht seiner Cousine nicht entging. Als Neji das Zimmer seiner Cousine betrat, ließ er sich auf dem Boden nieder. Der helle Teppich war weich. Obwohl es auch einen Stuhl gab, auf den sich Neji hätte setzen können, bevorzugte er den Boden. Generell bevorzugte er den Boden anstatt andere Sitzmöglichkeiten.  Hinata tat es ihrem Cousin gleich und setzte sich ihm gegenüber. Ganz der Ninja, der er war, hatte sich Neji so positioniert, dass er die Tür und das große Fenster auf der rechten Seite im Blick hatte. Hinter ihm befand sich Hinatas großes Bett. Zwischen Tür und Fenster gab es einen großen Schrank, der in einem hellen Grauton gehalten war. Ein Schreibtisch befand sich gegenüber dem Fenster. So wie es nicht anders von Hinata zu erwarten gewesen war, war dieser aufgeräumt. Generell war Hinatas Zimmer sehr ordentlich und sauber. „Möchtest du etwas trinken?“ bot Hinata, ganz die Gastgeberin, ihrem Cousin an, Neji jedoch winkte verneinend ab. „Nein danke. Ich kann mir denken, dass du wissen willst, warum ich mit dir unter vier Augen sprechen will.“ Und Neji hatte wirklich interessante Neuigkeiten für Hinata. End Neji hatte wirklich interessante Neuigkeiten für HInata.ter vier Augen sprechen will." der in einem hellen Grauton gehalten twas, womit sie nicht rechnen würde. Bei Nejis Worten weiteren sich Hinatas Augen, ihr Gesichtsausdruck wurde besorgt. Bevor Neji ihr Verhalten nachvollziehen konnte, fragte Hinata auch sogleich besorgt: „Ist mit dir und Sakura alles in Ordnung?“ Warum ausgerechnet fiel Hinata das ein? War es etwa offensichtlich, dass Sakura und Neji Probleme hatten? Neji hatte damit beim besten Willen nicht mit gerechnet gehabt, daher wusste er nicht, was er sagen sollte. In die Ecke gedrängt, entschied Neji so zu tun, als wäre nichts und ignorierte die Tatsache, dass Hinata den Finger auf die offene Wunde gepresst hatte. So ruhig und belanglos wie nur möglich, winkte Neji mit der rechten Hand lapidar ab. „So ein Unsinn. Du liegst total falsch. Du wirst überrascht sein, wenn du erfährst, was ich dir zu sagen habe.“ Neji fand, er hatte seinen Job ganz gut gemeistert. Er klang wie sonst auch. Nur sein kleines Lächeln, das seine Worte unterstreichen sollte, sah eventuell etwas gezwungen aus. Egal was es war, Hinata nahm ihm die Antwort nicht hundertprozentig ab. Besorgt ruhten die hellen, warmen Augen seiner Cousine auf ihm. Mit ihrer ruhigen Stimme sagte Hinata: „Du weißt, dass du mir immer alles erzählen kannst“, während sie hilfsbereit und aufmunternd lächelte. Wenn Hinata nur wüsste, dachte sich Neji und überging Hinatas gutgemeintes Angebot. Und damit Hinata nicht länger auf diesem Thema herumkaute, würde Neji sie so weit ablenken, dass es ihr ganz sicher entfallen würden. Und so ließ Neji die Bombe explodieren. „Naruto kam heute bei mir auf der Arbeit vorbei.“ Kaum hatte Neji auch nur den Namen des blonden Chaoten erwähnt, war Hinata Feuer und Flamme. Ihre ganze Haltung änderte sich. Sie drückte den Rücken durch, richtete sich auf. Ihr Blick, die Augen leicht geweitet, war fest auf Neji gerichtet. Es war unschwer zu erkennen, dass Hinata mehr hören wollte. Sie wollte das Neji weiter erzählte. Bei diesem offensichtlichen Verhalten fiel es sogar Neji schwer, ernst zu bleiben. Dennoch bemühte er sich darum. Immerhin wollte er Hinata ein wenig aufziehen. Es versprach spaßig zu werden, aber zu sehr wollte er sie auch nicht quälen. „Er hat nach dir gefragt.“ Bevor Neji weitersprach, wartete er einen Moment ab. Es war wirklich amüsant mit anzusehen, wie Hinata unter Spannung stand. Aufgeregt knetete sie ihre schlanken Hände, während sie sich bemühte so zu tun als wäre nichts. Neji, der bei diesem Spiel mitspielte, wartete ab und sagte nichts. Es verstrichen nur einige Sekunden, bis Hinata sich vorlehnte und etwas lauter als üblich herausplatzte: „Was hat er gewollt? Warum hat er nach mir gefragt? Wie geht es Naruto?“ Die Fragen sprudelten nur so aus Hinatas Mund. Neji selbst musste sich zusammenreißen, um nicht gleich loszulachen. Die Zeit mit Tenten hatte ihm wirklich gut getan. Das wurde Neji nun wirklich bewusst. „Ah, also ich meine…“, stoppte Hinata ihre Fragenexplosion, als sie bemerkte, wie aufgeregt und neugierig sie reagierte. Neji entging auch nicht die rote Färbung ihrer blassen Wangen. Wer hätte noch einige Jahre zuvor geglaubt, dass Neji und Hinata einmal freundschaftlich und familiär miteinander umgehen konnten? Naruto hatte wahre Wunder bei Neji bewirkt. Wenn Naruto nicht gewesen wäre, würde Neji die Hauptfamilie wohl noch immer hassen. Allen voran Hinata. Doch es war anders gekommen, worüber Neji wirklich dankbar war. Deswegen entschied Neji Hinata nun auch alles zu erzählen und sie nicht länger hinhalten. Ein kaum sichtbares Schmunzeln umgab Nejis Lippen, als er zu erzählen begann: „Naruto geht es gut. Er ist so nervig wie eh und je. Und was dich betrifft… Naruto wollte wissen wie es dir geht und ob du in nächster Zeit irgendwelche Pläne hättest oder ob du frei wärst.“ Eine kleine Kunstpause Nejis folgte, in der er Hinata Zeit gab, um über das eben Gehörte nachzudenken. Anschließend fuhr er mit seiner Erzählung fort. „Ich weiß beim besten Willen nicht, warum Naruto unbedingt mich deswegen gefragt hat. Allerdings habe ich von Tenten gehört, dass wohl das Gerücht herumgeht, dass du etwas mit Kiba angefangen haben sollst. Vielleicht hat das Naruto jetzt aufgeweckt. Sicherlich fragt er dich demnächst nach einem Date.“ In der Tat war Neji mehr als überrascht von Narutos Auftauchen gewesen und von den Gerüchten um seine Cousine. Allerdings wusste jeder, der Hinata kannte, dass sie nur Augen für Naruto hatte und haben würde. Hinata selbst schien von diesem Gerücht genauso überrumpelt zu sein wie Neji heute Nachmittag. Erst zeichnete ihr Gesicht Unglauben, dann Verwirrung, bis ihr letztendlich dämmerte, was Neji als letztes gesagt hatte. Nach dieser Erleuchtung wurde Hinata tief rot im Gesicht, gleichzeitig strahlte sie von einem Ohr zum nächsten. „Glaubst du wirklich?“ „Ja, ich denke doch.“ Sofort wurde ihr strahlendes Lächeln noch breiter und glücklicher. Neji konnte bei so viel Freunde und Glück nicht anders. Er lächelte seine Cousine an und freute sich ungemein für sie. Allerdings würde er wohl einmal ein Wörtchen mit Naruto wechseln müssen. Im Gegensatz zu ihm sollte Hinata eine problemfreie, glückliche Beziehung führen können. Eine Sache beschäftigte Neji seit heute Nachmittag jedoch. „Wie genau kommen andere jetzt aber auf die Idee, dass du etwas mit Kiba haben könntest?“  „Ich weiß nicht. Das ist vollkommen absurd. Wir…“ Abrupt hielt Hinata inne. Verstehen zeichnete sich auf ihrem Gesicht ab. Anscheinend hatte sie herausgefunden wieso. „Kiba hat mir doch schon immer neue Tricks und Techniken von sich und Akamaru gezeigt.“ Zustimmend nickte Neji, während seine Cousine mit ihrer Erklärung begann. „Vor ein paar Monaten hatte Akamaru eine andere Ninjahündin gedeckt, damit mehr Nachwuchs vorhanden ist. Von dem Wurf hat Kiba einen kleinen Welpen bekommen, den er jetzt mit Akamaru trainiert. Ich schaue immer zu. Der kleine Welpe ist wirklich süß! Und er sieht genauso aus wie Akamaru früher!“ Verstehend nickte Neji. Kiba konnte man wohl mit Fug und Recht als Hinatas besten Freund bezeichnen. Da war es kaum zu verwundern, dass die Zwei viel Zeit miteinander verbrachten. Vor allem mit einem solch triftigen Grund. „Und Tenten hat dir das erzählt?“ erkundigte sich Hinata nun bei ihrem Cousin. Zur Antwort nickte Neji lediglich, was Hinata ein kleines, kaum sichtbares Augenrollen entlockte. „Das heißt, sie redet wieder mit dir“, ergänzte Hinata, in der Hoffnung mehr Informationen zu erhalten. Neji, der genau wusste worauf hinaus Hinata wollte, spielte mit und antwortete ihr. Immerhin war er froh darüber, dass seine Freundschaft mit Tenten wieder aufblühte. Und so erzählte er Hinata von den letzten zwei Tagen. Selbstverständlich ließ er seine Probleme mit Sakura aus. Als Hinata noch einmal versuchte das Thema Sakura anzusprechen, lenkte Neji gekonnt ab und brachte Naruto wieder ins Spiel. Eine Weile redeten sie noch darüber, wann und wie Naruto wohl um ein Date bitten würde. Neji selbst hatte nicht geglaubt, dass er einmal ein solch weibisches Thema erörtern würde. Dennoch war er für eine solche Ablenkung dankbar. Irgendwann jedoch wurde es spät. Nejis Magen knurrte bereits seit einiger Zeit. Ein Blick auf die Uhr zeigte Neji, dass es bereits 21:17 Uhr war. Es wurde Zeit, dass er sich etwas zu essen machte und anschließend sich seinen Problemen stellte. Außer Sakura schlief bereits, dachte sich Neji, während er das Zimmer seiner Cousine verließ und in die Küche ging. Kapitel 23: Entscheidung ------------------------   Wie auch die letzte Nacht zuvor, wurde es kalt, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Ein leichter, kühler Wind wehte, der eine Gänsehaut auf ihrer Haut verursachte. Die kleinen, feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, während Sakura am offenen Fenster stand. Mit den Ellbogen stützte sich Sakura auf der weißgestrichenen Fensterbank ab. Ihr Kopf ruhte auf ihren Händen. Den Blick hatte sie fest auf die weitentfernten Gestirne am Firmament gerichtet. Nur ganz selten zog eine kleine Wolke vorbei und verdeckte den Blick auf die hellen Sterne und den noch heller strahlenden Mond, der fast zur Gänze zu erkennen war. Nur ein kleines Stückchen fehlte noch, dann war der Vollmond in ein paar Nächten vollständig. Was wohl gerade Neji und Sasuke taten? Den ganzen Abend bereits wartete Sakura auf Neji. Sie hatte gehört, wie er nach Hause gekommen war, doch dann war er genauso schnell wieder verschwunden. Anscheinend ging Neji ihr tatsächlich aus dem Weg. Genauso hatte Sakura nichts mehr von Sasuke gehört oder gesehen. Seit ihrem letzten Treffen hatte sich Sasuke nicht mehr gemeldet gehabt. Ob er sie wohl genauso mied wie Neji? Wie sollte Sakura die Angelegenheit mit den beiden regeln, wenn Sakura sie nicht fand? Wenn sie ihr immer aus dem Weg gingen, würde sich das noch ewig hinziehen. Tief seufzte Sakura auf. Vielleicht sollte sie sich ins Bett legen. Am Fenster wurde es ihr zumindest langsam kalt. Immerhin trug sie nur ihr dünnes Nachthemd. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich die Abende noch abkühlten, wenn es tagsüber doch bereits so warm wurde. So wie bei ihrer Beziehung zu Neji, dachte Sakura schweren Herzens. Mit vollem Magen ging Neji die Treppe in den ersten Stock nach oben. Es war zwar bereits nach 22 Uhr, aber dennoch erwartete er nicht, dass Sakura bereits schlief. Mit vollem Magen fühlte er sich jedoch gestärkt. Er war gewappnet und konnte sich Sakura stellen. Glaubte Neji zumindest. Falls Sakura jedoch schlief… Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, entdeckte er Sakura gleich, die am Fenster stand und bei seinem Eintreten über die Schulter zu ihm sah. Kaum das ihr Blick auf ihn fiel, erhellte sich ihr Gesicht und sie kam lächelnd auf ihn zu. „Neji!“ war alles, was Sakura sagte. Schwang da Erleichterung in ihrer Stimme mit oder bildete sich das Neji nur ein? Auf jeden Fall irritierte ihn Sakura frohes Auftreten. Immerhin war die Stimmung zwischen ihm und Sakura, als sie sich das letzte Mal gesprochen hatten, nicht besonders gut gewesen. „Sakura“, begrüßte Neji seine Verlobte. Bei dieser unterkühlter Begrüßung stockte Sakura kurz, fasste sich schnell jedoch wieder und ging weiter auf Neji zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen. Sakuras Lächeln war warm, herzlich. Hatte Sakura ihn etwa vermisst? Konnte Neji hoffen? Obwohl Neji Sakura nur gestern und den heutigen Tag über gemieden hatte, hatte es etwa eine Wirkung auf Sakura erzielt, die Neji zugute kam? Hatte der Abstand dazu geführt, dass sich Sakura ihrer Gefühle für ihn klar geworden war? Bei diesem plötzlichen Gedanke wurde Neji ungewollt nervös. Seine Handinnenflächen begannen zu schwitzen, sein Herz schlug schneller, während er nicht wusste, was er als nächstes tun sollte. Bewusst gab sich Neji ganz normal, als er sich nach Sakuras Tag erkundigte. Nach seiner unterkühlten Begrüßung wollte er jetzt erst einmal die Stimmung auflockern. Er hatte mit Sakura reden wollen, also würde er das jetzt auch tun. Immerhin hatte Neji ihr einiges zu sagen. Nachdem Sakura einen kurzen Abriss ihres heutigen Tages erzählt hatte, entstand zwischen Neji und Sakura eine Pause, in der niemand zu wissen schien, was er sagen sollte. Die ganze Zeit über standen sich Neji und Sakura gegenüber, sahen sich einfach nur an, bis es Neji zu viel wurde. Schweigend deutete er auf das Bett beziehungsweise den Boden davor.  Bei Hinata war es da bereits gemütlich gewesen, warum dann nicht auch jetzt? Bevor Sakura sich in Bewegung setzen konnte, ging Neji voran und ließ sich auf dem Boden vor dem Bett nieder. Seine Beine streckte er unter dem kleinen Beistelltisch aus. Sakura indessen war zu ihm gekommen und hatte sich neben ihm auf dem Boden niedergelassen. Sakura hatte sich etwas abseits von Neji gesetzt, jedoch nicht so weit weg, das es distanziert wirkte. Eher so wie zu der Zeit, als Sakura und Neji nur Freunde gewesen waren. Bevor erneut ein ungemütliches Schweigen zwischen ihnen entstehen konnte, ergriff Neji die Initiative. Allerdings schien Sakura dasselbe vorgehabt zu haben. „Ich muss mit dir reden.“ „Das alles tut mir Leid“, platzte es zeitgleich aus Sakura heraus. Beide waren über das Verhalten des anderen überrascht. Es passierte nicht oft, dass sie beide etwas Wichtiges zu sagen hatte und das auch noch zur selben Zeit. Plötzlich grinste Sakura los. Neji hatte auch das Bedürfnis, dennoch riss er sich zusammen. Er musste ernst bleiben. Es war wichtig, was er zu sagen hatte. Trotzdem bat er Sakura zuerst zu reden. Dankbar nickte Sakura, doch es dauerte einen Moment, bevor sie zum Reden ansetzte. Zuvor jedoch holte sie tief Luft und richtete anschließend ihren Blick entschlossen auf Neji. Sakura wirkte sehr ernst.  Das Grinsen von zuvor war verschwunden. Sofort packte Neji die Unruhe. Was auch immer Sakura zu sagen hatte, es betraf ihre Beziehung und war daher sehr wichtig für ihn. Sollte er nicht doch vielleicht anfangen? Was, wenn Sakura ihm eine Abfuhr erteilte? Quatsch, dann hätte sie ihn doch nicht lächelnd begrüßt. Allerdings hatte sie mit einer Entschuldigung angefangen…. „Neji, wegen der letzten Tage wollte ich mich noch einmal bei dir entschuldigen. Es tut mir wirklich leid.“ Bei Sakuras Worten fing Nejis Herzschlag an zu rasen. Er hoffte wirklich sehr, dass er keine Abfuhr erhielt. Er wurde immer nervöser. Obwohl er herumzappeln wollte wie ein Kind, riss er sich zusammen und tat es nicht. „Ich will versuchen von jetzt an immer ehrlich zu dir zu sein. Ich will keine Geheimnisse mehr zwischen uns haben und ich werde dir nichts mehr verheimlichen“, fuhr Sakura fort. Was Sakura bislang sagte, sorgte dafür, dass sich Nejis Puls langsam wieder beruhigte. Es handelte sich zwar nicht um ein Liebesgeständnis, aber immerhin war es ein Fortschritt und würde sich sicherlich positiv auf ihre Beziehung auswirken. Neji wusste, Sakura tat ihr Verhalten wirklich leid. Eventuell war es nun an Neji einen Schritt auf sie zu zumachen und ihr zu sagen, zu welchem Entschluss er in den letzten beiden Tagen gekommen war. „Danke, das weiß ich zu schätzen“, begann Neji. Sakura suchte noch immer den Blickkontakt zu Neji. Gespannt wartete sie ab, was er noch zu sagen hatte. Ob Sakura überhaupt wohl schon zu Ende gewesen war? Nun, sie konnte später noch immer etwas sagen. „Ich muss jetzt jedoch erst einmal eines wissen. Was willst du wegen Sasuke unternehmen?“ Hatte Neji nicht auf Sakura zugehen wollen? Nun, er hatte eventuell nicht gut damit gestartet, aber er würde seinen Entschluss durchziehen. Wenn Sakura mit der Sasuke-Angelegenheit weitermachen wollte, würde er sie unterstützen. Bei Nejis Frage begann Sakura kurz auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Ihr Blick schweifte ab und an ab, fand jedoch immer wieder zurück zu Neji. Letztendlich begann Sakura zu einer Erklärung anzusetzen, räusperte sich vorher jedoch noch einmal kurz. „Was die Sache mit Sasuke angeht, habe ich darüber nachgedacht. Meine Entscheidung beruht nicht darauf, dass ich von ihm schwanger bin oder und auch nicht auf amourösen Gefühlen, sondern allein auf der Tatsache, dass er noch immer zu Team 7 gehört und er ein Freund von mir ist.“ Verstehend nickte. Mit so etwas in der Art hatte er bereits gerechnet. Er konnte sich bereits vorstellen, worauf Sakura hinaus wollte. Und in der Tat sollte er Recht behalten. „Wie ich schon bei unserem letzten Gespräch gesagt hatte, will ich Sasuke helfen. Ich will versuchen, dass er zurück nach Konoha kommt und nicht sein Leben einfach so wegwirft. Kannst du das verstehen?“  Erneut nickte Neji. In der Tat verstand er das. Bereits wenige Wochen ohne Tenten hatten sich in seinem Leben deutlich bemerkt gemacht und dabei hatte sich Tenten immer in greifbarer Nähe befunden. „Wenn es sich um einen meiner Teamkameraden handeln würde, würde ich wohl genauso handeln“, erklärte Neji. Immerhin suchten Naruto und Sakura nicht erst seit gestern nach Sasuke. Neji konnte nur immer wieder staunen, mit welch starkem Willen und Entschlossenheit sie um Sasuke kämpften. „Was hast du genau vor?“ fragte Neji und gab damit den Startschuss für eine stundenlange Diskussion.   Es war bereits nach Mitternacht, als sich Sakura und Neji letztendlich einig wurden. Die ganze Zeit über hatte Neji versucht seine Gefühle aus dem Spiel zu lassen und sachlich zu bleiben. Andernfalls wäre er nicht in der Lage Sakura bei dieser schweren Mission zu unterstützen. Neji war kein Heiliger. Der Gedanke, dass Sasuke wieder nach Konoha zurückkehrte, gefiel ihm überhaupt nicht. Vor ein paar Monaten wäre es ihm noch egal gewesen oder er hätte sich für seine Freunde gefreut. Jetzt jedoch betrachtete er das alles mit gemischten Gefühlen. Letztendlich hatten sich Sakura und Neji auf eine Strategie geeinigt. Sakura konnte Sasuke jederzeit treffen, zwei Bedingungen. Eine kam von Neji. Er wollte jederzeit wissen, wenn sich die beiden trafen. Die andere Bedingung hatte Sakura bereits vorher an Sasuke gestellt gehabt, worüber Neji mehr als froh war. Es würde zu keinerlei Art von Intimität zwischen Sakura und Sasuke kommen. Kein Anfassen. Kein küssen. Ansonsten würde Sakura versuchen Sasuke zu überreden, über die Vergangenheit und eine mögliche Zukunft reden, ohne dabei leere Versprechungen zu machen. Es war ausgemacht, dass Sakura Sasuke klar machen sollte, dass eine Rückkehr nicht automatisch bedeutete, dass Sakura Sasukes Freundin werden würde, worüber Neji sehr erleichtert war. Sakura jedoch erging es genauso, befand sie sich doch noch immer in der Zwickmühle und wusste nicht, für wen ihr Herz schlug. Neji selbst ahnte nichts davon. Und obwohl er schweren Herzens Sakura unterstützen würde, fühlte er sich nicht gänzlich wie ein Verlierer.   Als Sakura und Neji letztendlich schlafen gingen, war es bereits fast ein Uhr nachts. Neji selbst hatte nicht vor länger auf Abstand zu Sakura zu gehen und versuchte weiter um sie zu kämpfen. Als sich eine dunkle Wolke vor den fast vollendeten Vollmond schob und die Nacht so verdunkelte, ahnte Sasuke nichts von alle dem. Stattdessen hatte Sasuke beschlossen gehabt, seinen nachdenklichen, negativen Gedanken nicht länger nachzuhängen und dafür ein alt bekanntes Gesicht zu sehen. Obwohl es schon spät war, brannte noch Licht in dem Schlafzimmer. In der Dunkelheit versteckt, spähte Sasuke in das chaotische Zimmer, in dem die Klamotten auf dem Boden lagen, direkt neben Waffen und einigen leeren Chipstüten. Das Bett war ungemacht, was Sasuke auch nicht anders erwartet hatte. In der Mitte des schmutzigen Zimmers stand Naruto in einer grünen Boxershorts, sonst trug er nichts. Wild gestikulierte er mit seinen Armen, während er selbst zu sich sprach. Sasuke konnte nicht verstehen, was Naruto sagte und was genau er da tat. Daher musste der Uchiha noch ein Stückchen näher an das geöffnete Fenster heran, ohne dabei entdeckt werden zu können. Weiterhin mit der Dunkelheit verschmolzen, belauschte Sasuke dem blonden Chaoten. „… du davon?“ Eine kurze Pause entstand, in der Naruto seinen unsichtbaren Gesprächspartner ansah. Dann raufte er die Haare, ging im Zimmer auf und ab und wiederholte immer wieder: „Nein, so geht das nicht. So überhaupt nicht!“ Noch immer fragte sich Sasuke, was genau Naruto da tat. War sein Freund etwa verrückt geworden? Verwundern würde es Sasuke zumindest nicht. Plötzlich ruckte Narutos Kopf in die Höhe und grinste breit. „Genau, so mach ich es!“ murmelte er zu sich selbst, eher er sich wieder gerade hinstellte und das Gespräch mit seinem imaginären Gesprächspartner wieder aufnahm. „Hallo Hinata. Wie geht es dir heute? Du siehst übrigens heute wirklich gut aus. Können wir einen Moment miteinander reden?“ Plötzlich drehte sich Naruto um 180° und sprach mit hoher, verstellter Stimme: „A-a-aber na-na-natürlich Na-naruto.“ So langsam dämmerte Sasuke was hier vor sich ging. Während er Naruto weiter beobachtete, wurde es ihm gänzlich bewusst. Naruto probte hier. Und nicht nur irgendetwas, sondern wie er Hinata um ein Date bitten konnte! Natürlich spielte der Idiot dabei auch Hinatas Rolle. Es war eigentlich ganz lustig mitanzusehen, wie Naruto immer wieder zwischen sich selbst und Hinata wechselte. Nach einigen Minuten wurde es Sasuke jedoch zu langweilig. Es war ganz nett gewesen Naruto einmal wiedergesehen zu haben, wenngleich sie nicht miteinander hatten sprechen können. Ein Gespräch mit Naruto wäre sicherlich sehr hilfreich gewesen, doch in seiner momentanen Lage wohl eher hinderlich als zweckdienlich. Ein Treffen mit Naruto musste wohl noch ein wenig weiter in die Zukunft verschoben werden. Sasuke verschmolz mit den Schatten und kehrte zurück in den Wald, in dem er sein provisorisches Lager aufgebaut hatte. Wenn Naruto nach all den Jahren endlich um Hinata kämpfen konnte, würde Sasuke das auch können. Immerhin war er das Genie hier. Gleich morgen würde Sasuke wieder zu Sakura gehen und sie treffen. Er würde um sie kämpfen, komme was wolle. Anschließend konnte er sich immer noch um seinen Bruder kümmern.   Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, wachte lediglich Neji auf. Tief und fest schlief Sakura weiter, erschöpft von den letzten Tagen. Im Gegensatz zu letzter Nacht jedoch hatte Sakura nicht alleine einschlafen müssen, wenngleich es auch kein Kuscheln gegeben hatte. Während sich Neji bemühte leise beim Aufstehen und Anziehen zu sein, träumte Sakura unbeschwert vor sich hin. In gut einer halben Stunde würde der Wecker erneut klingeln. Wahrscheinlich ein wenig länger als bei Neji. Bislang jedoch war Sakura noch nicht zu spät zur Arbeit gekommen. Umso überraschter war Sakura, als sie statt des Weckeralarms ein Klopfen vernahm. Ein stetiges Geräusch, dass Sakura langsam aus dem Reich der Träume schreckte. Verschlafen wachte Sakura auf. Im ersten Moment konnte sie das Geräusch nicht zuordnen. Verwirrt richtete sie sich im Bett auf. Mehrfach musste Sakura blinzeln, bis ihre Sicht nicht länger durch den Schlaf getrübt war. Ihr Blick fiel auf die Tür, doch von da schien das Geräusch nicht zu kommen. Noch immer im Halbschlaf, blickte Sakura anschließend zum Fenster. Augenblicklich war sie hellwach. In Sekundenschnelle war Sakura unter der Bettdecke herausgekrochen und aus dem Bett aufgestanden. Fahrig fuhr sich Sakura durch die zerzausten Haare und versuchte sie zu glätten. Erfolglos. Doch das war jetzt nicht zu ändern. Eilig ging sie auf das Fenster zu. In ihrem dünnen Nachthemd fühlte sich Sakura halbnackt. Dass sie die Arme um ihren Oberkörper schlang, half dabei auch nicht viel. Ohne Umschweife öffnete Sakura das Fenster. Ihr morgendlicher Besucher betrat das Zimmer schnell und leise. „Guten Morgen, Sakura. Gut geschlafen?“ begrüßte Sasuke sie mit einem Kopfnicken. Sakura selbst fühlte sich durch Sasukes Auftauchen mehr als überrumpelt, daher fiel ihre Begrüßung deutlich knapper aus. „Sasuke. Was machst du hier?“ „Danke der Nachfrage, mir geht es auch gut“, überging Sasuke Sakuras Frage und schloss das Fenster hinter sich. „Dein toller Verlobter ist bereist weg, ja?“ erkundigte sich der junge Uchiha mit sarkastischer Betonung auf „Verlobter.“ „Ja, Neji ist schon auf der Arbeit. Aber was machst du hier? Es ist helllichter Tag! Wenn dich jemand sieht, dann…“, begann Sakura aufgeregt, wurde jedoch mit einem „Mich sieht niemand, wenn ich nicht will“ von Sasuke unterbrochen, während er näher zu ihr trat. Innerlich verdrehte Sakura die Augen über dieses Maß an Selbstbewusstsein. Erst jetzt jedoch wurde ihr bewusst, wie nah ihr Sasuke war und wie wenig sie nur trug. Diese Erkenntnis verdrängte die Sorge um den Uchiha jedoch. „Machst du dir Sorgen um mich?“ wollte Sasuke wissen und streckte eine Hand nach Sakura aus. „Ähm, ich sollte schnell mal Zähne putzen gehen“, meinte Sakura und wandte sich abrupt von Sasuke ab, als dieser Anstalten machte, sich zu ihr zu beugen, wohl um sie zu küssen. Ohne auf eine Reaktion seitens Sasuke zu warten, verschwand Sakura schnell im Badezimmer und putzte sich die Zähne. Anschließend wusch sie ihr Gesicht und kämmte sich die zerzausten Haare glatt. Sasukes Nähe hatte sie ein wenig durcheinander gebracht. Aber in der Tat hatte Sakura den morgendlichen Mundgeruch und egal ob Sasuke sie nun hatte küssen wollen oder nicht, es war recht unangenehm. Nachdem Sakura mit allem fertig war, griff sie sich ihren weißen Bademantel, der an einem Haken an der Badezimmertür hing und ging zurück zu Sasuke. Dieser lehnte lässig an der Wand und sah zu ihr hinüber. „Ich habe nicht viel Zeit, bevor ich zur Arbeit muss“, begann Sakura und ging zu Sasuke. Mit einem Schritt Abstand blieb sie vor ihm stehen. Dafür, dass Sasuke irgendwo draußen schlief, sah er verdammt gut aus. Das dunkle Haar war auf lässige Art zerzaust. Schon immer hatte Sakura das gemocht. Früher hatte sie immer das Bedürfnis gehabt, mit der Hand durch die Haare zu fahren. Unter der dunklen, weiten Kleidung konnte man den gestählten, muskulösen Körper nur erahnen, aber Sakura wusste sehr genau, wie gut der Uchiha gebaut war. Noch immer hatte sie das Bedürfnis Sasuke nahe zu sein. Sie wollte ihm helfen, für ihn da sein. Doch beruhten diese Gefühle nun auf Liebe oder Freundschaft? „Und dich hat wirklich niemand gesehen?“ erkundigte sich Sakura erneut bei Sasuke. „Wie bereits gesagt, über so etwas musst du dir keine Gedanken machen. Also sorgst du dich um mich.“ Es klang mehr wie eine Tatsache, die Sasuke feststellte, was Sakura nur ein leises Schnauben entrang. „Natürlich mache ich mir Sorgen um dich. Wie viele Jahre haben Naruto und ich jetzt schon nach dir gesucht und versucht dich zur Rückkehr zu bewegen?“ Sakuras kleiner Gefühlsausbruch sorgte für ein kleines Schmunzeln bei Sasuke, was ihm wirklich sehr gut stand, musste sich Sakura eingestehen. „Ich meine es ernst, Sasuke“, beteuerte Sakura eindringlich. Wenn Sasuke da war, hatte sie womöglich eine Chance und war eventuell zu Sasuke durchgedrungen. Vielleicht kam Sasuke tatsächlich zurück! Zunächst jedoch musste Sakura Sasuke noch etwas gestehen. „Und ich habe Neji davon erzählt, dass du hier bist.“ Das Schmunzeln verschwand augenblicklich aus Sasukes Gesicht und machte Kälte Platz. Sein harter Gesichtsausdruck ließ Sakura einen Schritt zurücktreten. Unweigerlich überkam sie ein kalter Schauer. „Du hast Neji von mir erzählt? Und, was hat der Hyuuga jetzt vor? Ist er schon losgegangen und hat der Hokage alles erzählt?“ Den Schritt, den Sakura von Sasuke weggegangen war, überwand er. Nah stand er bei Sakura, sein Gesicht zu ihrem hinuntergebeugt. Nur wenige Millimeter trennten sie voneinander, doch dieses Mal wich Sakura nicht zurück. „Neji macht nichts dergleichen. Er hat versprochen mir zu helfen“, erklärte sie. Ein abfälliges Schnauben war Sasukes erste Reaktion, bevor er kalt sagte: „Oh, das macht er sicherlich ganz eigennützig, weil er ja auch gar nicht hinter dir her ist.“ „Sasuke, lass die Eifersucht aus dem Spiel. Das hat nichts damit zu tun“, bat Sakura und hoffe, Sasuke würde sich schnell wieder beruhigen. „Du bist schwanger von mir. Natürlich habe ich da ein Anrecht!“ „Sasuke, ich werde dir dein Kind ganz gewiss nicht vorenthalten“, beteuerte Sakura. Warum glaubte er ihr diesbezüglich eigentlich nicht? Sie hatte ihm das doch schon mehrfach gesagt. Hatte Sasuke kein Vertrauen in sie? War dies das große Problem? „Vertraust du mir?“ wollte Sakura daher von Sasuke wissen. „Was hat das jetzt damit zu tun?“ kam es prompt zurück. Sakura konnte es kaum glauben. Fassungslos klappte ihr der Unterkiefer herunter. „Was das damit zu tun hat? Alles! Wenn du mir nicht vertraust, kannst du dir auch nicht sicher sein, dass du unser Kind in Zukunft jederzeit sehen kannst. Außerdem, dass Neji nichts weitererzählen wird.“ Sakura redete sich in Rage. Was hatte sie in all den Jahren gemacht? Richtig, immer alles getan, damit sich Sasuke sicher sein konnte, dass sie alles für ihn tun würde. Hatte sie ihm nicht mehrfach bewiesen, dass er ihr trauen konnte? Wild gestikulierte Sakura mit ihren Händen, während sie ihre kleine Ansprache hielt. Gleichzeitig versuchte sie jedoch nicht allzu laut zu werden. Es sollte sie schließlich niemand hören. Daher hatte sie mit Sasukes Reaktion überhaupt nicht gerechnet gehabt. Blitzschnell beugte sich der Schwarzhaarige vor und drückte seinen Mund auf ihren. Von jetzt auf gleich war Sakuras Hirn wie leergefegt. Ihr Körper dafür wusste ganz genau was er tun sollte. Während sich Sakura also dem Kuss hingab, realisierte sie nur am Rande, wie Sasuke seine eine Hand auf ihren unteren Rücken und die andere auf ihre Hüfte legte. Mit leichtem Druck seiner Hände ging Sasuke langsam los und dirigierte Sakura Richtung Bett. Erst als die Matratze ihre nackten Beine berührte, schaltete sich ihr Gehirn wieder ein. Von ihrem Verhalten selbst überrascht und auch auf sich wütend – immerhin hatte sie gerade genau das getan, was sie Neji versprochen hatte nicht zu tun – stemmte Sakura ihre Hände gegen Sasukes Brust und drückte. Sakura gehörte wahrlich nicht zu den schwachen Leuten. Das konnte Sasuke aus erster Hand erfahren, als er mehrere Schritte durch den Raum nach hinten stolperte und letztendlich sogar auf seinem Hintern landete. Überrascht riss Sakura die Augen auf und beeilte sich zu Sasuke zu kommen. Dieser war mehr als perplex, dass er seine Deckung so sehr hatte fallen lassen, dass ihm so etwas hatte passieren können. „Oh Sasuke, das tut mir Leid. Ich war nur so überrascht. Da habe ich ganz instinktiv gehandelt und…“ „Schon gut“, meinte Sasuke und nahm sogar die helfende Hand an, die Sakura ihm hinhielt. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so etwas mal bei mir machen würdest.“ Zog Sasuke sie da gerade auf oder bildete sich das Sakura nur ein. Nun, Sasuke selbst schien von Sakuras Verhalten nicht entmutigt und machte Anstalten Sakura wieder zu küssen. Schnell ging die Schwangere einen Schritt zurück. „Warte Sasuke. Das Anfass-und Kussverbot vom letzten Mal zählt auch jetzt.“ Verführerisch hob Sasuke neckend eine Augenbraue. „Du sahst mir eben nicht danach aus, dass du unbedingt aufhören wolltest.“ Nun, das konnte Sakura nicht bestreiten. Allerdings verfluchte sie sich dafür auch. Ihrem Körper hatte der Kuss ohne Zweifel gefallen, nur fühlte sich Sakura Neji gegenüber jetzt schuldig. „Bitte Sasuke“, bat Sakura. Heute würde sie wohl zu spät zur Arbeit kommen. Daran ließ sich jetzt jedoch nichts mehr ändern. „Warum?“ war alles, was Sasuke entgegnete. Ein kleiner Seufzer entfuhr Sakura. Männern musste man wirklich auch alles erklären, dachte sie sich, begann dann jedoch ihre Beweggründe zu erklären. „Ich möchte, dass du nicht wegen mir alleine nach Konoha zurückkommst. Hier sind deine Freunde, dein zu Hause. Hier hast du eine Zukunft. Ich möchte, dass du das unabhängig von mir erkennst. Deswegen kein Anfassen und kein küssen.“ Nun war es Sasuke, der kurz aufseufzte. „Du lässt wohl nicht locker, dass ich zurückkommen soll.“ Entschieden schüttelte Sakura den Kopf. „So schnell gebe ich nicht auf.“ „Gut, von mir aus“, gab sich Sasuke geschlagen, nachdem er einen Moment in Sakuras entschlossenes Gesicht geblickt hatte. Ein strahlendes Lächeln bildete sich augenblicklich auf ihrem Gesicht. Vor Freude umarmte Sakura Sasuke überschwänglich. „Hey und was ist mit dem Anfassverbot?“ fragte Sasuke frech. Breit grinsend ließ Sakura den Uchiha wieder los und ging auf Abstand. So langsam schien sie Erfolg bei Sasuke zu haben, dachte sich Sakura hoffnungsvoll. So locker und unbefangen hatte Sakura Sasuke jetzt schon jahrelang nicht mehr erlebt gehabt. Laut schrillte der Wecker plötzlich los. Den hatte Sakura komplett vergessen gehabt. Schnell ging sie hinüber zum Bett und stellte den Wecker aus. Als sie sich wieder Sasuke zuwandte, erklärte sie: „Ich muss mich jetzt für die Arbeit fertig machen. Aber wir können uns danach wieder treffen wenn du willst.“ Und ob er das wollte. Wenn Sasuke an den heutigen Morgen zurückdachte, hatte er ein sehr gutes Gefühl. Wenn das so weiterging, würde Sasuke Sakura ganz sicher wieder für sich zurückgewinnen. Gut gelaunt lag Sasuke im hohen Gras und blickte hoch zum blauen Himmel, der jedoch durch zig Äste und saftig grüne Blätter teilweise verdeckt wurde.. Ab und an zog ein weißes Wölkchen vorbei. Viel von der warmen Sonne bekam Sasuke jedoch nicht ab. Mitten im Wald gab es kaum ein Fleckchen, auf dem die warmen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach der Bäume kamen. Lediglich auf sein Gesicht schien die Sonne, doch das reichte Sasuke aus. Heute Abend würde Sasuke wieder Sakura treffen. Erneut auf dem alten Trainingsgelände. Das Einzige, was Sasukes Laune zu trüben vermochte, war Neji. Sasuke ging davon aus, dass Sakura alleine kam. Falls nicht, würde es wohl unschön werden. Außerdem wallte die Eifersucht heiß auf, wenn er daran dachte, dass der Hyuuga von ihm Bescheid wusste und noch immer mit Sakura verlobt war und sich mit ihr ein Bett teilte. Wenn er Sakura nicht anfassen und küssen durfte, sollte dasselbe auch für Neji gelten. Allerdings hatte er es Sakura nicht sagen können. Sasuke war sich bewusst, dass er sich wie ein trotziges Kind aufführte und er wollte sich ganz gewiss keine Blöße geben. Es reichte bereits aus, dass Sasuke wusste, dass er eifersüchtig auf den Hyuuga war und dass er sich in Sakura verliebt hatte, wenngleich er es viele Jahre erfolgreich hatte verdrängen können. Der heutige Morgen hatte Sasuke in der Tat gefallen. Er mochte es, dass sich Sakura um ihn sorgte. Sie hatte sogar das Talent, den alten Sasuke ab und an aufwecken zu können. Der Sasuke, der er geworden wäre, hätte sein älterer Bruder kein Massaker an seiner Familie verübt. Bevor die negativen Gedanken sein Gemüt trüben konnte, beschloss Sasuke sich zu überlegen, worüber er heute mit Sakura reden sollte. Außerdem sollte er sich gut überlegen, wie er Sakura für sich gewinnen und seinen Nebenbuhler ausstechen konnte. Kapitel 24: Abendstunde ----------------------- Glücklicherweise war der heutige Tag nicht sonderlich anstrengend gewesen. Es hatte nicht viel Papierkram gegeben und einiger der Kranken hatten heute ihren Dienst wieder aufgenommen. Daher war Sakura sehr froh, dass sie ein wenig früher nach Hause konnte. Oder besser gesagt, gekonnt hätte. Denn auf dem Heimweg war sie Ino über den Weg gelaufen und jetzt saßen sie zu zweit in einem Café und redeten. Vor Ino stand ein dampfender Becher mit heißem Kaffee, an dem sie ab und an nippte, während sich Sakura an ihrem großen Eisbecher genüsslich tat. Sie hatten sich je eine Kugel Schokolade, Amarena, Erdbeere, Haselnuss und Stracciatella bestellt. Als sie ihre Bestellungen aufgegeben hatten, hatte Ino sie nur ausgelacht und gemeint: „Isst du für zwei oder für drei?“ Inzwischen hatte Sakura die Hälfte ihres Eisbechers gegessen gehabt, Ino hatte ihren zweiten Kaffee. „Und bei dir und Tenten herrsch noch Eiszeit?“ erkundigte sich die Blonde gerade. Die gute Laune verschwand augenblicklich. Sakura schluckte das geschmolzene Eis in ihrem Mund hinunter und legte den langen Eislöffel beiseite. „Ja, leider. Ich habe sie seitdem nie wieder gesehen. Na ja“, fügte sie nach einer kurzen Pause hinzu und erzählte Ino davon, wie sie gestern Neji und Tenten zusammen hat lachen sehen. „Also scheinen sich die beiden wieder gut zu vertragen“, stellte Ino korrekt fest. „Ich bin froh, dass die beiden wieder Freunde sind.“ „Du würdest nur auch gerne dazugehören, nicht wahr?“ Zur Antwort nickte Sakura. Wenn sie jetzt schon dabei waren solch ein Thema zu besprechen, konnte Sakura vielleicht noch weiter gehen. „Sag mal Ino, ich habe eine Frage eine andere Frage an dich. Ich hab da diese Freundin. Sie ist gerade dabei jemanden zu daten. Allerdings ist der Kerl, auf den meine Freundin jahrelang stand und der ihre Liebe nie erwidert hat, jetzt auch wieder aufgetaucht und will mit ihr ausgehen.“ „Ah, typische Dreiecksbeziehung. Und du willst wissen, für wen sie sich entscheiden soll?“ Zustimmend nickte Sakura. Vielleicht konnte Ino ihr so helfen, herauszufinden, für wen sie sich entscheiden sollte. Für wen schlug ihr Herz? Hoffentlich würde Ino jedoch nicht herausfinden, dass es dabei um sie ging. „Ich kann mir auch schon vorstellen, um wen es geht“, meinte Ino da plötzlich. An dem Löffel Eis, den Sakura sich gerade in den Mund geschoben hatte, verschluckte sie sich bei Inos Aussage. Panisch riss sie die Augen auf. Ino konnte nicht dahintergekommen sein! Oder war Sasuke heute Morgen doch von jemandem gesehen worden? Allerdings hatte Sakura davon nichts mitbekommen und dabei arbeitete sie doch im Büro der Hokage. Heftig hustete Sakura, bekam keine Luft, während ihre Gedanken rasten. Die Tränen traten ihr in die Augen, ihr Gesicht wurde rot. „Hey, immer langsam mit den jungen Pferden“, meinte Ino, stand auf, ging zu Sakura und klopfte ihr behände auf den Rücken. Nachdem diese wieder normal atmen konnte, bedankte sie sich bei der Blondine. „Man, ich weiß ja, dass du bei den Hyuugas wohnst. Da bekommst du das mit Hinata wohl aus erster Hand mit. Aber das du dich deswegen so erschreckst!“ lachte Ino los. Sakura indessen verstand nichts und wischte sich die Tränen aus den Augen. Wovon sprach Ino da? „Allerdings hat das Gerücht um Hinata mit ihrer Dreiecksbeziehung längst die Runde gemacht. Es ist doch ein wenig offensichtlich“, sprach die junge Frau weiter und verwirrte Sakura dadurch nur immer mehr. Noch einmal. Wovon sprach Ino da? Sakura kam überhaupt nicht mehr mit. „So lange Hinata schon ihre einseitige Liebe zu Naruto hatte, wurde es auch langsam Zeit, dass sie sich ein wenig umsieht. Und Kiba sieht echt nicht schlecht aus. Außerdem ist er ein netter Kerl. Aber manchmal müssen Männer eben erst einen hart in die Fresse bekommen, bevor sie wissen, was abgeht. Ich verstehe überhaupt nicht, was Hinata immer an Naruto gefunden hat. Aber wenigstens hat der Depp es jetzt langsam kapiert.“ So langsam reimte sich Sakura die Geschichte zusammen. Kiba, Hinata und Naruto. Wer hätte geglaubt, dass es zwischen den Dreien einmal ein solches Gerücht geben sollte? Sakura zumindest nicht. Allerdings konnte sie super auf dieser Geschichte aufbauen und sie für sich nutzen. Das Grundproblem war bei ihr dasselbe wie bei Hinata. Falls es denn überhaupt stimmte. Später sollte Sakura Neji oder Hinata einmal darauf ansprechen. „Ja, gut, dann weißt du ja schon Bescheid. Also Ino, was denkst du? Für wen sollte sich Hinata entscheiden?“ fragte Sakura nach und hoffte, dass ihr Ino bei ihrem Problem weiterhelfen konnte.   Es war bereits nach 19 Uhr, die Sonne war noch nicht untergegangen, dennoch hatte es sich ein wenig abgekühlt. Frösteln tat Sakura dennoch nicht, als sie durch die sonst so betriebsamen Straßen Konohas ging. Jetzt, wo jedoch fast jeder daheim war und mit der Familie zu Abend aß, waren die Straßen wie leergefegt. Sakura hatte es daher nicht schwer durch die manchmal doch sehr engen Gassen zu gehen. Sie kam auch deutlich schneller voran als sonst. Was gut war, da sie langsam Hunger bekam. Da Sakura alleine unterwegs nichts zu tun hatte, ging sie ihr Gespräch mit Ino noch einmal im Kopf Revue passieren. In der Tat hatte ihr das Gespräch geholfen, fand Sakura. Hinata als Vorwand benutzend, hatte das Gespräch seinen Lauf genommen. Ino vertrat die Meinung, ein wenig Erfahrung und Abwechslung konnten nicht schaden, solange sie ihrem Gefühl folgte. Außerdem, wenn der Kerl lange genug zu blöd war, um die Wahrheit zu erkennen, geschah es ihm nur recht, wenn er mal einen Korb bekommen würde. Das waren Inos Worte im Bezug auf Naruto gewesen. Allerdings passten sie auch gut auf Sakuras Situation mit Sasuke. Nur sie sollte nicht mit den Männern spielen, hatte Ino betont. Eine Tatsache, die bei Hinata wohl nie zutreffen würde. Nur leider hatte Sakura die Befürchtung, dass sie genau das tat, wenngleich auch nicht absichtlich. Nur wie sollte sie sich entscheiden? Natürlich hatte Sakura Ino das auch gefragt gehabt. Inos Antwort war so einfach, Sakura war erstaunt, dass sie nicht selber darauf gekommen war. Bei demjenigen, bei dem dein Herz schneller schlägt, selbst wenn du nur an ihn denkst und an den du sowieso immer denken musst, wenn du von ihm getrennt bist, den solltest du nehmen. Wie Recht Ino damit hatte. Obgleich es Sakura ungemein weiter half, hieß das noch lange nicht, dass sie dadurch zu einer einfachen Entscheidung kommen konnte. Nein, überhaupt nicht. Aber es half weiter. Wenn Ino wüsste, wem sie da eigentlich half, hätte sie es eventuell sein lassen. Immerhin stand sie auch bereits seit Jahren auf Sasuke. Die neue Freundschaft zwischen Sakura und Ino befand sich noch an einem seidenen Faden. Mit der Wahrheit wollte sie das dünne Band der Freundschaft nicht wieder zerstören. So in Gedanken versunken war der Heimweg noch einmal schneller voran gegangen als ohnehin schon. Dennoch knurrte ihr Magen protestierend, als Sakura die Haustür öffnete und eintrat. Nachdem sie sich ihrer Schuhe entledigt hatte, ging sie zielstrebig in die Küche. Zu ihrer Freude saß dort Neji am Tisch und aß alleine sein Abendessen. Bei Sakuras Eintreten blickte Neji von seiner Portion Ramen auf. Bei dem Anblick, wie Neji die Nudelsuppe aß, musste sie unweigerlich schmunzeln. „Hallo, bin wieder da. Tut mir Leid, dass es etwas später geworden ist. Ich hatte mich spontan noch mit Ino getroffen. Aber wie ich sehe bist du ja froh mit deiner Nudelsuppe. Das erinnert mich doch sehr an Naruto.“ Bei diesem Vergleich zog Neji lediglich eine Augenbraue in die Höhe und nahm einen weiteren Löffel heißer Suppe zu sich. Augenblicklich knurrte Sakuras Magen laut los. „Da ist noch was, wenn du willst“, kommentierte er ihr Magenknurren. „Falls du die Gefahr eingehen willst zu Naruto zu mutieren.“ „Ich glaube das Risiko gehe ich ein“, entgegnete Sakura, wobei sie sich längst in Bewegung gesetzt hatte und sich direkt darauf in eine große Suppenschüssel die heiße, lecker duftende Suppe einschenkte. Mit der heißen Schüssel in der Hand ging sie vorsichtig zum Kuchentisch und ließ sich neben Neji nieder. Kurz pustete sie auf die heiße Brühe, dann schlürfte sie laut los und trank ein paar Schlucke Suppe. Anschließend griff Sakura nach ihren Stäbchen und begann die Nudeln zu essen. Einen Moment lang genoss Sakura einfach nur die heiße, kräftige Brühe. Bei so gutem Essen, vor allem in Nejis Gesellschaft, konnte sie einfach nur lächeln. „Und du hast dich also mit Ino getroffen?“ kam es da von Neji, während er weiter aß. Nickend stimmte Sakura zu. „Ja, ich habe sie auf dem Heimweg getroffen. Wir sind kurz in ein Café gegangen. Wusstest du, dass das Gerücht umgeht, dass Hinata was mit Kiba anfängt und dass das Naruto gar nicht gefällt?“ Laut schlürfte Neji gerade die heiße Brühe, dann legte er kurz sein Besteck beiseite und begann Sakura kurz von Narutos gestrigem Besuch und seinem Gespräch mit Hinata zu erzählen. Aufmerksam hörte die Rosahaarige zu. Sie konnte kaum glauben, was sie da von Neji hörte. Dennoch freute sie sich ungemein für Hinata. „Wow, endlich kapiert Naruto auch mal, was er an Hinata hat! Ich hoffe er vermasselt es nicht.“ „Das hoffe ich auch. Wenn er Hinata verletzt, dann…“ „Dann musst du ein ernstes Wörtchen mit Naruto reden?“ fragte Sakura gut gelaunt. Sie war wirklich erleichtert, dass Neji ihr nicht länger aus dem Weg ging. Außerdem tat es einfach gut, ein wenig mit dem Hyuuga herumzualbern. Nachdem sie beide aufgegessen hatten, räumten sie gemeinsam das dreckige Geschirr weg und taten den Abwasch. „Willst du noch einen Tee trinken?“ fragte da Neji, worauf Sakura gut gelaunt zustimmte. Es würde sicherlich schön sein, noch ein wenig länger mit Neji in der Küche zu sitzen. Später wollte sie noch einmal mit Hinata reden. Sie war gespannt darauf, was ihre Freundin so zu sagen hatte. Ob Naruto sie wohl bereits um ein Date gebeten hatte? Anschließend musste Sakura noch zu Sasuke und…. Und Mist! Sakura hatte ganz vergessen Neji von heute Morgen zu erzählen. Das sollte sie besser schnell machen, bevor es zu spät war und es zu Missverständnissen kam. Nicht schon wieder wollte Sakura, dass Neji auf Abstand zu ihr ging. Wenn sie ihm das jetzt jedoch mit Sasuke sagte, was würde dann passieren?   Das heiße Teewasser kochte. Neji nahm den Teekessel von der Herdplatte und goss ihn in die zwei bereitstehenden Tassen, in denen je ein Beutel mit Grüntee lag. Nachdem das Wasser in die Tassen gefüllt war, brachte Neji die dampfenden Getränke zum Küchentisch. Es würde noch ein paar Minuten dauern, bis sie den Tee trinken konnten, dennoch fand er es recht gemütlich mit Sakura. Der heutige Tag war bei Neji ein ganz normaler Arbeitstag gewesen. Lee und Sensei Gai waren von ihrer Mission zurück und so hatte Neji nicht länger den langweiligen Papierkram erledigen müssen. Daher war er wirklich froh, dass er seinen Abend in Ruhe mit Sakura ausklingen lassen konnte. Dachte er zumindest. „Ähm, Neji“, kam es da von Sakura, in einem Tonfall, der sämtliche Alarmglocken bei ihm losschrillen ließ. Das war es dann wohl mit dem ruhigen Ausklingen des Abends. Bevor Neji auf Sakura reagierte, setzte er sich wieder auf seinen Stuhl. In aller Ruhe, um ja nicht seine innere Unruhe zu zeigen, drehte er sich Sakura zu, die bereits ungeduldig auf ihrer Unterlippe herumkaute. Ein weiteres Zeichen dafür, dass das, was er gleich hören würde, ihm eindeutig nicht gefallen wird. „Kaum das du heute Morgen das Haus verlassen hast, ist Sasuke vorbei gekommen“, erklärte Sakura da auch schon und blickte nervös zu Neji. Ein heißer, brennender Knoten bildete sich augenblicklich in Nejis Magen. Allein bei dem Namen des Uchihas wallte die Eifersucht in ihm auf. Die Muskeln in seiner Hand zuckten, wollten eine Faust bilden. Dennoch hielt sich der junge Hyuuga zurück, versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sakura indessen redeten weiter. Die Erklärung sprudelte nur so aus ihr heraus, wohl um kein Missverständnis aufkommen zu lassen. „Ich hatte davon wirklich keine Ahnung. Er ist einfach aufgetaucht. Ich habe ihm auch gesagt, dass er das nicht mehr tun soll.“ „Und wann trefft ihr euch wieder?“ verlangte Neji zu wissen. Eventuell klang seine Stimme nicht sonderlich freundlich, aber ganz sicherlich auch nicht wütend. Sakura hielt in ihrer Erklärung kurz inne, wohl durch Nejis Frage überrascht, fuhr dann jedoch fort. „Heute Abend. Natürlich nur, wenn es für dich in Ordnung geht.“ Wann sollte er denn darauf erwidern? Natürlich war es nicht in Ordnung. Er würde wahnsinnig werden, wenn er nur daran dachte. Und er traute Sasuke nicht über den Weg. Allerdings hatte Neji auch Sakura seine Unterstützung zugesagt. Deswegen war es für ihn klar, wie seine Antwort ausfallen würde. Noch während er zustimmte, sagte sich Neji immer wieder, dass Sakura ihm genauso versprochen hatte, dass sie nur mit Sasuke reden würde. Nichts mehr. Dankbar lächelte seine Schein-Verlobte Neji an, wenngleich er fand, dass sie ein wenig schuldbewusst dreinsah. Das war sicherlich nur seine Einbildung. Vielleicht auch einfach die Tatsache, dass Sakura nun um seine Gefühle wusste und das es Neji eher verletzte statt gefiel, dass sie sich mit Sasuke traf. Eins von beidem würde der Fall sein, dachte sich Neji, nahm den Teebeutel aus der Tasse und trank einen kleinen Schluck des heißen Tees. Heiß floss die grüne Flüssigkeit seine Kehle hinab. Fast war es noch ein wenig zu heiß. Nur fast. Schweigen legte sich über Sakura und Neji. Ein unangenehmes. Obwohl sie dicht nebeneinander saßen, waren sie doch weit voneinander entfernt. Seit Sasuke aufgetaucht war, hatte sich eine unsichtbare Mauer zwischen ihnen beiden gebildet. Neji wusste nicht, wie er sie einreißen sollte. Er hoffte, die Tatsache, dass er Sakura unterstützte würde helfen, allerdings hatte er so seine Zweifel dabei. Würde er nicht letztendlich auf der Strecke bleiben? Die Zweifel beiseitegelassen, konnte sich Neji, wenn er ehrlich zu sich war, aber auch keine Zukunft mit Sakura vorstellen, in der Sasuke immer wieder auftauchte. Solange die Angelegenheit mit Sasuke nicht geklärt war, würde es keine gemeinsame Zukunft mit ihm und Sakura geben können. Warum also half er Sakura dabei, den abtrünnigen Uchiha zu überreden, zurück nach Konoha zu kommen? Ach ja, richtig. Weil Neji es nicht ertragen konnte, wenn Sakura verletzt war. Was jedoch noch schlimmer war, ist die Tatsache, dass sie ansonsten die Sache mit Sasuke vor ihm verheimlichen würde. Und das wollte er noch viel weniger. Was man für die Liebe nicht alles tat. Liebe konnte wirklich weh tun, befand Neji und nahm einen weiteren Schluck seines noch dampfenden Tees.   Erneut goss Neji heißes Wasser in seinen Becher. Kaum traf das Wasser auf die Kräutermischung in dem Teebeutel, verfärbte sich das Wasser grün. Erst nur schwach, dann immer intensiver, bis es ein sattes Grün angenommen hatte. Der Duft des Grüntees stieg ihm in die Nase.  Seine wievielte Tasse war das jetzt schon? Neji hatte aufgehört zu zählen. Auf jeden Fall mehr als üblich. Seine fünfte Tasse war es sicherlich bereits. Heute hatte der Grüntee nicht die gewünschte beruhigende Wirkung auf ihn wie sonst. Vielleicht sollte er auf etwas Stärkeres umsteigen. Whiskey oder so. Aber Neji gehörte nun einmal nicht zu den Leuten, die ihre Sorgen und Unmut in Alkohol ertränkten. Um ehrlich zu sein konnte er sich nicht daran erinnern, außer zu bestimmten Anlässen, mal etwas alkoholisches getrunken zu haben. Und selbst dann in der Regel nur ein Glas. Am besten sollte Neji einfach Sport treiben. Das würde ihn eventuell auf andere Gedanken bringen. Zumindest würde es dafür sorgen, dass er nicht alle zwei Minuten auf die Küchenuhr sah, die schräg gegenüber von ihm an der Wand hing und unaufhörlich die Zeiger, Sekunde für Sekunde, weiter nach vorne schob. Wenn Neji doch nur die Zeit anhalten könnte. Dann würde er dafür sorgen, dass Sakura nicht das Haus verließ, um jetzt Sasuke zu treffen. Dann könnte er sie jetzt einfach wieder mitnehmen. Oder wenn er die Zeit zurückdrehen könnte, dann würde er verhindern, dass Sasuke von der Schwangerschaft erfuhr und nach Konoha zurückkam. „Leider leben wir nicht im Konjunktiv“, murmelte Neji in seinen dampfenden Becher, bevor er einen Schluck davon trank. Was Sakura und Sasuke wohl gerade taten? Hoffentlich wirklich nur reden. Alles andere wäre einfach zu viel für ihn. Wurde es nicht außerdem langsam Zeit für Sakura zurück zu kommen? Immerhin war sie vor gut einer Stunde aufgebrochen. Genau genommen vor 57 Minuten. Nachdem sie beide noch einen Moment lang schweigend in der Küche gesessen hatte, niemand hatte gewusst gehabt, was er sagen sollte, war Sakura dann aufgebrochen und hatte ihm versichert, es würde nicht allzu lange dauern. Wie lange war >nicht allzu lange< für Sakura? Für Nejis Geschmack definitiv zu lange. Vielleicht sollte er zu Hinata gehen? Oder nach Hanabi sehen? Aber wenn er sich andauernd bei seinen Cousinen aufhielt würde irgendwann einer von beiden sich schon denken können, dass es zwischen ihm und Sakura nicht besonders gut lief. Bereits die letzten beiden Abende hatte Neji bei Hinata verbracht. Außerdem war Hiashi vor ein paar Minuten in der Küche erschienen, hatte etwas Tee gekocht und mit zu seiner noch kranken Tochter genommen. Sicherlich saß Hiashi noch bei Hanabi, der es zwar schon deutlich besser ging, sich aber noch ein wenig schwach fühlte. „Also Sport“, entschied Neji. Bevor er seine Meinung ändern konnte, schob der Hyuuga den noch dampfenden Becher Tee beiseite und stand auf. Der Stuhl schabte dabei über den Boden und erzeugte einen kratzenden, hohen Ton, der an Nejis sowieso schon angespannten Nerven zog. Nur durch die Küche, den Flur entlang, der zum Wohnbereich der Hauptfamilie gehörte und dann die letzte Tür links. Das war eigentlich nicht weit, um bis zum privaten Trainingsraum der Hauptfamilie zu gelangen. Heute war er allerdings zu lang. Neji war gerade einmal bis zur Küchentür gekommen, als es an der Haustür klingelte. Um diese Uhrzeit waren in der Regel keine Bediensteten mehr im Haus. Da Neji auch nicht gerade weit weg war von der Haustür, entschied er schnell nachzusehen, wer um kurz vor neun Uhr abends noch vorbei schaute. Gerade hatte er die Küche erneut durchquert und war in den Flur getreten, als es erneut klingelte. Seine Laune war schon nicht die Beste, da sollte derjenige, der vor der Tür stand, einen wirklich guten Grund haben, jetzt noch zu klingeln. Und dann auch noch zweimal innerhalb kürzester Zeit! „Komme“, rief er leicht entnervt Richtung Haustür, um ein drittes Mal klingeln zu verhindern. Sekunden später war Neji an der Haustür angekommen und öffnete diese. Hätte er das lieber sein lassen. Im Nachhinein bereute Neji es, wenngleich er das jetzt noch nicht hatte ahnen können. Noch völlig ahnungslos schwang die Haustür auf und mit der Person, die davor stand, sollte Nejis Abend unvergesslich werden. Unvergesslich anstrengend. Die letzten Tage waren angenehm warm gewesen, fast schon etwas heiß. Der Sommer war angekommen. Das konnte man auch bereits in den Nächten spüren. Dennoch war es bereits um 20 Uhr dunkel. Nun, gänzlich war der Sommer vielleicht noch nicht angekommen. Und da Tenten in den beiden Tagen zuvor nicht dazu gekommen war, ihren abendlichen Rundgang zu laufen, tat sie dies heute. In den letzten beiden Tagen hatte Tenten auch keinen Grund dazu gehabt. Es war auch so erfrischend und entspannt gewesen, die ganze Zeit mit Neji alleine arbeiten zu können. Nur leider hatte diese Arbeit heute ein Ende gefunden. Die zwei Tage mit Neji hatten eine angenehme Verschnaufpause dargestellt. Die Zeit mit ihm war wie im Flug verflogen. Sensei Gais und Lees Auftauchen war wie ein Hagelschlag gewesen, der die wunderbare Traumblase zum Platzen gebracht hatte. Die letzten beiden Tage mit Neji hatten jedoch auch noch etwas anderes bewirkt gehabt. Nicht nur hatte sich Tenten so gut gefühlt wie seit Wochen nicht mehr, nein, es hatte ihr auch vor Augen geführt, dass sie immer noch haltlos in Neji verliebt war. All die Wochen, in denen sie Neji gemieden und ignoriert hatte und die Arbeit, die sie investiert hatte, um sich einzureden, dass sie nichts mehr für den Hyuuga empfand, waren sinnlose Zeitverschwendung gewesen. Wenn es überhaupt möglich war, hatte sie sich nur noch mehr in Neji verliebt. Während Tenten durch die nun wenig belebten Straßen Konohas joggte, wippte ihr Haar, das sie ausnahmsweise zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, hin und her. Zum Joggen bevorzugte Tenten generell einen lockeren Zopf als ihre strammen zwei Knoten. Gut das sie heute auf ihre dünne Sportjacke verzichtet hatte. Obwohl sie bislang nur in einem lockeren, langsamen Tempo joggte, war ihr bereits warm genug. In wenigen Wochen würde jeder Schritt draußen zur Qual werden, wenn die Temperaturanzeigen über dreißig Grad anzeigten. Dann würden auch mehr Ninjas abends eine Trainingsrunde absolvieren. Daher wollte Tenten die Zeit für sich allein draußen so gut es ging genießen. Außerdem genoss Tenten die Zeit und nutzte sie, um über Verschiedenes nachzudenken. Heute, egal ob sie wollte oder nicht, drehten sich ihre Gedanken lediglich um den dunkelhaarigen Hyuuga, der ihr einfach keine Ruhe ließ. Langsam kam die dunkle Silhouette des Parks in Sicht, in dem Tenten üblicherweise ihre Runden lief, bis ihre Lungen brannten und ihre Beine sie kaum noch trugen. Dunkel und düster hoben sich die zahlreichen Bäume von der nächtlichen Schwärze ab. Auf den ein oder anderen mochte es bedrohlich wirken, Tenten jedoch schätzte das. Sie mochte diese leicht gruselige Atmosphäre. Nun, immerhin zählten auch Horrorfilme zu ihrem liebsten Genre. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen näherte sich Tenten dem verlassenen Park und betrat ihn letztendlich. Kaum hatten ihre Füße den erdigen, nicht länger gepflasterten Weg berührt, zog Tenten das Tempo deutlich an. Mit ihrer nun erhöhten Schnelligkeit ging auch Sekunden später ihr Atem schneller. Der Zopf wippte immer wilder hin und her. Von links nach rechts, hoch und runter. Nach nur wenigen Minuten bereits hatte sich Tentens Herzschlag deutlich beschleunigt. Ihr Herz pumpte wie wild, um genügend von dem benötigten Sauerstoff durch die Blutbahnen, durch Lunge hindurch zum Gehirn zu pumpen. Dennoch war Tentens Atmung kontrolliert und nicht allzu schnell. Tief durch die Nase ein- und tief durch den Mund wieder ausatmen. Kannte man diesen einen, kleinen Trick war man gefeit vor Seitenstechen, Schwindel und sonstigen unangenehmen Beschwerden, die viele Leute hatten, wenn sie joggten. Tenten jedoch tat dies bereits ihr Leben lang. Ihr war nie etwas anderes in den Sinn gekommen. Schon immer hatte für sie festgestanden, dass sie einmal ein Ninja werden würde. Und genauso sicher war sie sich sicher, dass sie wohl immer Neji lieben würde. Daran bestand für Tenten kein Zweifel mehr. Wenn sie so darüber nachdachte, war sie Hinata, die all die Jahre in Naruto und Ino und Sakura, die in Sasuke verliebt waren, gar nicht so unähnlich. Wobei, Sakura war ja jetzt mit Neji verlobt. Eine Tatsache, die Tenten ihr immer noch übel nahm. Nur auf Neji war sie irgendwie nicht mehr wütend. Wohl, weil sie in den dunkelhaarigen Ninja verliebt war, während Sakura, als Tentens beste Freundin, eigentlich hätte wissen sollen, dass Neji damit für sie verboten war. Bis jetzt verstand Tenten nicht, wie Sakura ihr das alles hatte verheimlichen können. Erst ein One-night Stand, dann die Schwangerschaft und die Verlobung. Außerdem hatte Tenten noch immer ihre Zweifel daran, ob ihre ehemalige Freundin wirklich in Neji verliebt war. Wenn sie daran zurückdachte, wie sie vor kurzem erst Sakura, mit Neji zusammen, gesucht hatte und an die Reaktion der beiden zurückdachte und die Tatsache, dass sich Sakura nachts heimlich durch Konoha schlich… Nein, ihr angeborener, weiblicher Instinkt, dieses Gefühl tief in ihr drinnen, das Tenten nicht näher beschreiben konnte, sagte ihr einfach, dass da mit Neji und Sakura etwas nicht stimmte. Irgendetwas an deren Beziehung war merkwürdig, nicht stimmig. Neji wollte nicht darüber reden. Das verstand und respektierte Tenten. Sie würde nicht weiter nachbohren. Aber ganz gewiss würde sie nicht aufhören, um Neji zu kämpfen. Das war Tenten in den letzten Tag mehr als bewusst geworden. Außerdem war ihr klar geworden, dass sie mit dem albernen, für sie untypischen Verhalten, das sie vorher an den Tag gelegt hatte, um Neji für sich zu gewinnen, 100%ig scheitern würde. Wenn Tenten so daran zurück dachte, wie sie sich aufgedonnert und unreif verhalten hatte, kam in ihr ein Gefühl der Scham auf. Nein, definitiv, so würde sie sich nicht noch einmal verhalten. Wenn sie jetzt um den Hyuuga kämpfen würde, dann als Frau, nicht als pubertierendes Mädchen. Von diesem Entschluss nur noch weiter angespornt, erhöhte Tenten ihre Laufgeschwindigkeit noch ein wenig mehr. Jetzt hatte sie genug über Neji, Sakura und mögliche Theorien über deren Beziehung nachgedacht. Es wurde Zeit, dass sie ihren Kopf frei kam, damit sie ab morgen wahrhaftig um Neji kämpfen konnte. Sie würde ihm schon zeigen, was er an ihr hatte und was er alles verpassen würde, sollte er sich gegen Tenten entscheiden. Tenten war bereits etliche Minuten im Park Runden gelaufen. Der Schweiß floss ihr über die Stirn das Gesicht herunter. Zwischen ihren Schulterblättern und Brüsten konnte sie ebenso die salzige Flüssigkeit auf ihrer Haut spüren. Ihr Herz raste, die Lungen brannten und ihre Beine zitterten. Ziel für heute erreicht, befand Tenten und entschloss noch locker durch die Stadt nach Hause zu joggen und dabei ihren Körper ein wenig runter zu bringen. Es war immer ungesund nach dem Sport abrupt aufzuhören. In deutlich langsameren Tempo als zuvor, joggte Tenten aus dem Park heraus. Inzwischen war es richtig dunkel geworden. Am Himmel konnte Tenten einige Sterne ausmachen. Ein Blick über die Schulter und der Park wirkte jetzt noch düsterer und unheimlicher als zuvor. Lächelnd drehte die junge Frau ihren Kopf wieder nach vorne. Sie war nur wenige Meter weit gekommen, als Tenten stirnrunzelnd stehen blieb. Bildete sie sich das nur ein oder sah sie schon wieder Sakura, die durch die abendlichen Straßen Konohas schlich? Es war eindeutig Sakura, entschied Tenten. Diese rosa Haare waren einfach unverkennbar. Und wie beim letzten Mal auch schon, blickte sich Sakura regelmäßig um und ging immer geschützt in der Dunkelheit der Häuser entlang. Sogar ihre Kleidung war dunkel. Die ansonsten farbenfrohen Kleider hatten schwarzen Shorts und Shirt Platz machen müssen. Das war alles mehr als verdächtig. Wäre sonst alles in Ordnung bei Sakura und hätte Tenten sie jetzt beim Herumschleichen nicht bereits ein zweites Mal entdeckt, hätte sie es vielleicht abtun können. Nun allerdings schrillten bei ihr sämtliche Alarmglocken. Außerdem packte sie die Neugierde. Kurzerhand entschied sie sich dafür, Sakura zu folgen. Immer mit einem großen Abstand zwischen ihnen, folgte Tenten ihrer Kollegin. Das ein oder andere Mal hatte Tenten befürchtet, Sakura aus den Augen zu verlieren. Aber immerhin war sie ein Ninja. So einfach geschah ihr das nicht. Allerdings war Sakura auch eine Kunoichi und dementsprechend schwer war es für ihre Verfolgerin. Dennoch schaffte sie es ihrer ehemals besten Freundin unbemerkt zu folgen. Anfangs hatte Tenten keine Ahnung gehabt, wo Sakuras Ziel wohl sein mochte. Allerdings war in ihr nach einigen Minuten der Verdacht aufgekommen, dass sie zum alten Trainingsgelände von Team 7 gingen. In der Tat wurde dieser Verdacht nach einigen Minuten bestätigt. Als das Trainingsgelände in Sicht kam, ging Sakura zielstrebig darauf zu. Vorsichtshalber blieb Tenten in dem dichten Wald, der das Gelände komplett umgab und folgte Sakura noch ein kleines Stück. Es dauerte nicht lange, da blieb die nichtsahnende Verfolgte stehen und begrüßte jemanden. Da Tenten durch die dichten Bäume sehen musste, konnte sie im ersten Moment nicht viel erkennen. Um ja keine unnötigen Geräusche zu verursachen, setzte sie vorsichtig und langsam einen Fuß vor den anderen, machte immer wieder lange Pausen, damit sie zur Not auch für ein Kaninchen gehalten werden konnte. Als sich Tenten dann die Gelegenheit bot und sie freie Sicht hatte, blickte sie wieder zu Sakura und… Als Tenten Sasuke erblickte, riss sie vor Schreck die Augen weit auf. Sie war sich nicht sicher, ob sie vor Schock auch gekeucht hatte. Vorsichtshalber hielt sie sich mit einer Hand den Mund zu. Hoffentlich waren Sasuke und Sakura nicht auf sie aufmerksam geworden. Vorsichtshalber ging sie ein paar Schritte zurück. Dennoch versuchte Tenten die Beiden weiter zu beobachten. Was machte Sasuke hier? Und vor allem, warum traf sich Sakura heimlich mit ihm? Verdammt, wusste überhaupt sonst noch jemand davon? Womöglich Neji? Die Fragen schwirrten nur so in Tentens Kopf. Genauso fragte sie sich selbst, was sie jetzt nur tun sollte. Es Neji erzählen? Oder doch lieber sofort zur Hokage gehen? Vielleicht sollte sich Tenten aber auch an Kakashi wenden, aber der war momentan auf Mission, wenn sie sich richtig erinnerte. Oder aber sollte Tenten gleich mit Sakura reden? Verdammt, sie hatte keine Ahnung. Was Tenten aber wusste, war, was sie dort sah. Sakura und Sasuke sahen sehr vertraut miteinander aus. Wenn sie es richtig einschätzte, versuchte Sasuke Sakura näher zu kommen, woraufhin Sakura immer wieder mal einen Schritt zurück machte. Als Sasuke jedoch, ohne von Sakura behindert, ihren Bauch anfassen durfte und ein seeliger Ausdruck auf seinem Gesicht entstand, überkam Tenten ein Gefühl der Ahnung, allerdings konnte sie es nicht ganz benennen, denn Sekunden danach begann ein Streit zwischen den Beiden. Der Gedanke verschwand wieder und zurück blieb nur Überraschung, Misstrauen und Fragen. Trotz des Streites nun, kamen ihr die Beiden überraschend vertraut vor. Tenten blieb nicht bis zum Ende. Der Streit war zwar inzwischen vorbei, doch Tenten hatte nicht ein Wort aufschnappen können. Inzwischen unterhielten sich Sakura und Sasuke wieder ruhiger miteinander. Da sie nicht Gefahr laufen wollte, doch noch entdeckt zu werden, trat sie den Rückzug an. Vorsichtig, um ja keine verdächtigen Geräusche von sich zu geben, schlich sich Tenten von dem Gelände und machte sich auf den Weg nach Hause. Vollkommen verwirrt und den Kopf voller Fragen, kam sie zu Hause an. Was sollte Tenten jetzt nur tun? Sie hatte keinerlei Ahnung. Am liebsten wollten sie mit jemandem darüber reden, aber sie wusste nicht mit wem. Es handelte sich immerhin um ein sehr heikles Thema. Wenn sie zu Tsunade ging und ihr alles erzählte, lieferte sie damit nicht nur Sasuke aus. Im schlimmsten Fall konnte Sakura wegen Verrat angeklagt werden. Da half ihr die Stellung als Tsunades Schülerin auch nicht weiter. Wenn Tenten allerdings mit Neji oder Kakashi redete, wälzte sie ihr Problem nur auf die beiden ab. Die Frage, war zu tun war, blieb. Sollte Tenten also zuallererst mit Sakura reden? Und dann? Was sollte Tenten dann tun? Würde Sakura überhaupt ehrlich zu ihr sein? Verzweifelt seufzte die junge Frau auf. Diese Nacht würde eindeutig sehr kurz für sie werden. Es würde auch eine entscheidende Nacht für Sakura und ihre Zukunft werden, wenngleich die betroffene Kunoichi nichts davon ahnte.  Kapitel 25: aufblühende Liebe ----------------------------- Neji ahnte nichts davon, dass Tentens Abend voller Überraschungen und Probleme steckte. Selbst wenn er es gewusst hätte, hätte er seinen Abend – ohne weitere Kenntnisse von Tenten – schlimmer gefunden. Kaum hatte er die Haustür geöffnet, bereute er es schon. Dennoch war er überrascht, den blonden Chaosninja vor seiner Haustür stehen zu sehen. „Naruto, was machst du hier? Weißt du wie spät es ist?“ Obwohl Neji bereits ahnte, weswegen Sakuras Teamkamerad hier war, verwunderte ihn Narutos Antwort ein wenig. Mit einem breiten, leicht verlegenen Grinsen stand er da, mit der rechten Hand kratzte er sich am Kopf, während er die Linke in die Hüfte gestemmt hatte. „Tja, also, wie soll ich sagen? Ich habe echt lange geübt und durchgespielt, was ich sagen will, wenn ich hier bin, dass ich glatt die Zeit vergessen habe.“ „Dann hättest du auch morgen kommen können“, entgegnete Neji sachlich. Er hatte zwar eine Vermutung, was Naruto geübt hatte, dennoch traute er der ganzen Sache noch nicht so ganz. Immerhin – oder zumindest schätzte Neji - redeten sie hier über seine Cousine. Da musste sich Neji doch, als der Ältere, um sie kümmern. Und Hiashi zu holen, war wohl keine Option. Sicherlich würde Hiashi Naruto nicht als angemessen für seine Tochter erachten. Der jüngere Hyuuga würde Naruto daher selber auf den Zahn fühlen, wenngleich er nicht wollte, dass Naruto durch seinen Onkel seelisch gefoltert wurde. Aber deswegen konnte Neji dem Chaoten trotzdem ein wenig zappeln lassen und den Unwissenden spielen. „Nein! Das ist ganz wichtig! Ich kann damit nicht warten. Ich muss das jetzt erledigen“, bestand Naruto entschieden darauf. Entschlossen sah er Neji an, dennoch entschied er Hinatas Verehrer noch ein wenig auflaufen zu lassen. Immerhin hatte Neji nichts Besseres zu tun, als einfach nur eifersüchtig in der Küche zu sitzen und sich das Treffen zwischen Sakura und Sasuke vorzustellen. Da konnte er mit dem unangemeldeten und späten Besuch  auch seinen Spaß haben. „Naruto, was hat du denn geübt? Und was ist so dringend, dass du das unbedingt jetzt erledigen musst? Ausgerechnet hier“, spielte er den Ahnungslosen. Mit seinem Körper versperrte Neji zeitgleich den Weg, die Arme hatte er vor der Brust verschränkt. Wie ein Türsteher stand er da. Neji wollte Naruto auf die Probe stellen. War es ihm tatsächlich ernst oder nicht? Nun, eines musste er Naruto zu Gute halten, dass er überhaupt den Mut besaß hier vorbei zu kommen. Vor allem abends. Der unangemeldete Besucher dagegen blickte Neji aus großen Augen an. Unglaube stand in seinem Gesicht. „Das fragst du noch? Ich habe es dir doch gestern gesagt! Warum denkst du, habe ich dich gefragt, wann Hinata Zeit hat? Also ist sie da?“ „Ah, deswegen hattest du gefragt. Und was hast du jetzt genau eingeübt?“ fragte Neji und tat weiterhin ahnungslos. Es machte ihm sogar ein wenig Spaß Naruto zu triezen. Jeder im Dorf wusste immerhin, dass Hinata seit Jahren auf Naruto stand. Nur dieser Chaot kapierte es einfach nicht. Hinata wartete bereits seit Jahren auf Aufmerksamkeit seitens Narutos. Jetzt konnte dieser auch ein wenig warten. „Neji, echt jetzt? Kann ich nicht bitte einfach zu Hinata?“ fragte Naruto schon fast flehend. Auch sein Gesichtsausdruck wirkte eher wie der eines Hundewelpen, der noch mehr zu fressen haben wollte. In der Tat machte das hier mehr Spaß als eifersüchtig zu sein. Außerdem war es eine gute Ablenkung. Etwas, worauf sich Neji konzentrieren konnte, ohne dass ihm Sakura permanent in den Sinn kam. „Und warum willst du zu Hinata?“ mimte der Hyuuga weiterhin den Unwissenden. Ausnahmsweise war es Naruto, der aussah, als würde vor ihm ein Idiot stehen. Mehrfach öffnete er den Mund, ohne etwas zu sagen und schloss ihn wieder. „Dich einmal sprachlos zu erleben ist dieses Theater wirklich wert“, gab Neji letztendlich sein Spielchen auf. Um seine Worte zu unterstreichen, trat der Hyuuga beiseite, damit Naruto eintreten konnte. Dieser blickte zunächst verwirrt Neji an, bis ein breites, strahlendes Lächeln auf seinen Lippen entstand. „Neji, du bist echt der Beste! Echt jetzt mal!“ erklärte Naruto ernst, während er schwungvoll das Haus betreten wollte. Kaum war er auf Nejis Höhe angelangt, streckte dieser den Arm waagerecht aus und versperrte Naruto damit den Weg. „Nicht so schnell“, meinte der Hyuuga nur und musste sich ein Grinsen verkneifen. Die Situation fand er wirklich lustig. Vor allem wie Naruto ihn gerade aus großen Augen ungläubig ansah. Naruto verstand die Welt nicht mehr. Das war ihm deutlich vom Gesicht abzulesen. Die reine Freude war Verständnislosigkeit gewichen. Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte der berühmt berüchtigte Chaosninja fragend drein. „Was wird das denn jetzt?“ „Ich finde es ja schön und gut, dass du dein geplantes Gespräch mit Hinata einstudiert hast, aber bevor ich dich zu ihr lassen, werden wir zwei uns zusammensetzen.“ Neji konnte förmlich sehen, wie sich ein großes Fragezeichen über Narutos Kopf bildete. Noch verwirrter als zuvor blickte der Blondhaarige drein. „Warum willst du denn jetzt mit mir reden? Ich wollte zu Hinata“, erklärte Naruto noch einmal, für den Fall, dass Neji ihn falsch verstanden hatte. Dieser allerdings wollte Naruto klar machen, dass er es nicht wagen sollte, Hinata schlecht zu behandeln, zu ignorieren oder gar zu vergessen. Bei Naruto wusste man immerhin nie was er als nächstes tun würde. Deswegen würde Neji den großen, beschützenden Cousin spielen und dieses Gespräch mit Naruto führen, wenngleich seine Lust langsam zu schwinden begann. Es war ja lustig gewesen, ein wenig mit Naruto zu spielen, aber inzwischen hatte es seine Grenzen erreicht. Es wurde ernst. „Naruto, ich weiß sehr wohl, dass du Hinata um ein Date bitten willst. Genau deswegen möchte ich vorher noch einmal mit dir reden“, erklärte Neji. Das Fragezeichen über Narutos Kopf allerdings verschwand nicht. Im Gegenteil, nun blinkte es vor Nejis geistigem Auge neongelb auf. Was fand Hinata nur an diesem Chaoten, der generell auf der langen Leitung stand? Innerlich schüttelte Neji mit dem Kopf, während er seinen Arm herunternahm und erklärte: „Wir gehen kurz in die Küche. Dann wirst du schon verstehen.“ Zumindest hoffte er das und ging voran. Etwas leise vor sich hin murmelnd, schloss Naruto die Haustür und folgte anschließend dem Hyuuga. Naruto tat wohl gut daran, dass Neji ihn nicht verstehen konnte, denn sonderlich begeistert klang der blonde Ninja nicht gerade. Aber immerhin hatte er es jetzt ins Haus hinein geschafft. In der Küche angekommen bot Neji sogleich erst einmal einen Sitzplatz und Tee an. Augenrollend fragte Naruto sarkastisch: „Ohne Tee wird es wohl nicht schneller gehen, was?“ „Richtig erkannt“, antwortete Neji und überging den sarkastischen Ton. Stattdessen griff er sich eine frische, unbenutzte Tasse, drehte den Herd auf und holte sich seine bereits benutzte Teetasse. „Ich werte das als ein >ja<“, bemerkte der Hyuuga, holte zwei Teebeutel aus dem Schrank und tat sie in die Becher. „Wenn ich schon warten muss, dann wenigstens mit einem Tee“, entgegnete Naruto und ergab sich damit der Situation. Solange Neji darauf wartete, dass das Wasser zu kochen begann, herrschte Schweigen in der Küche. Kaum begann das Wasser zu brodeln und Blasen zu schlagen, nahm Neji das Wasser vom Herd und goss es in die zwei bereitstehenden Tassen. Sofort stieg Dampf von den Bechern auf, ebenso der angenehme und erfrischende Duft von Grüntee. Mit den zwei Bechern in den Händen kehrte Neji zu Naruto an den Küchentisch zurück. Nachdem beide Becher standen, setzte sich Neji seinem Besuch gegenüber. „Und worüber willst du jetzt reden?“ startete Naruto auch sogleich. Er wollte wohl unbedingt zu Hinata, dachte sich Neji. Allerdings bevorzugte er es auch, gleich zum Punkt zu kommen. „Über dich. Und Hinata.“ „Warum das denn?“ Erneut verwirrt blickte Naruto fragend drein. Neji konnte regelrecht sehen, wie es hinter Narutos Stirn wild arbeitete. Bevor sich der Chaot noch einen Hirnkrampf zuzog, begann er sein Verhalten zu erklären. „Du willst Hinata heute um ein Date bitten, sehe ich das richtig?“ Schweigend nickte Naruto lediglich. Etwas anderes konnte er auch wohl kaum tun, immerhin hatte er sich genau diesen Moment ausgesucht, um einen Schluck von seinem heißen Tee zu trinken. Neji war froh darum. Er wollte jetzt nicht weiter ausholen und Narutos Fragen beantworten. „Warum? Aus einer Lust und Laune heraus oder woher der plötzliche Sinneswandel?“ „Hä?“ kam es jetzt von Naruto, der gar nichts mehr verstand. Neji konnte es sogar verstehen. Da tauchte Naruto gut gelaunt und nichts ahnend hier auf, wollte Hinata um ein Date bitten und wurde stattdessen verhört. Das nicht jeder gleich verstand, was hier vor sich ging, war wohl verständlich. „Ich weiß, du meinst es nur gut Neji, aber ich verstehe nicht so ganz, was dich da angeht“, entgegnete Naruto ernst. Es war keine Beleidigung oder Provokation, dessen war sich Neji bewusst. Er verstand Naruto sogar. Diese Art von Gespräch war sehr altmodisch. Wäre Naruto nicht so ein Chaot, der oft wichtige Dinge vergaß oder andere Leute mit seinem Handeln verletzte, obwohl er es nur gut meinte, wäre ein solches Gespräch auch nicht nötig. Wenn… „Es ist dir vielleicht nicht klar, es geht aber darum, dass Hinata schon seit längerer Zeit Gefühle für dich hegt und…“ Weiter kam Neji nicht. Augenblicklich wurde er lautstark mit einem „Was?!“ unterbrochen. „Du willst mir sagen, Hinata mag mich? Verdammt und ich mach mich die ganzen letzten Tage verrückt!“ Naruto war wirklich nicht die hellste Birne im Leuchter. Hatte er nicht einmal in Betracht gezogen, dass Hinata ihn mag? Anscheinend nicht. Jetzt war Neji wirklich gespannt, was den Chaoten dazu gebracht hatte, Hinata um ein Date zu bitten. „Jetzt beruhige dich mal wieder. Ich will dir klar machen, dass das für Hinata auch sehr wichtig ist. Und wenn du sie durch irgendwas verletzt, dann…“ „Dann gnade mir Gott. Habe verstanden. Ich hatte nicht vor, Hinata zu verletzen.“ Aus ehrlichen, blauen Augen wurde Neji von seinem Gegenüber angesehen. Naruto meinte es in der Tat ernst. Es schien keine Laune zu sein oder etwas Ähnliches. Außerdem schien Naruto verstanden zu haben, worum es hier ging. Dann war es ja gut. Nur eine letzte Sache beschäftigte Neji, dann würde er sich zurückziehen. „In Ordnung. Ich hole Hinata gleich.“ „Danke man! Das ist echt super von dir!“ Gut gelaunt, mit einem breiten Grinsen im Gesicht, war Naruto bereits dabei aufzustehen. Voller Tatendrang schien er loslegen zu wollen. Mit einer hochgehaltenen Hand jedoch hielt Neji ihn auf. Augenrollend setzte sich der Besuch wieder auf seinen Platz. „Was denn noch?“ „Ich habe immer noch keine Antwort von dir erhalten. Wie kommt es nun also plötzlich, dass du hier auftauchst?“ Mit der Antwort, die nun folgte, hatte Neji beim besten Willen nicht gerechnet. Vollkommen ernst, ohne eine Spur von Sarkasmus oder Spaß, antwortete Naruto: „Ich hatte letztens Hinata kurz beim Einkaufen getroffen. Wir haben ein bisschen geredet. Seitdem geht sie mir nicht mehr aus dem Kopf. Also dachte ich, ich frag sie mal um ein Date.“ Dieses Mal war es Neji, der mit großen Augen ungläubig dreinsah. Das konnte nicht wirklich stimmen oder? Wenn er aber darüber nachdachte, passte ein solcher Gedankengang tatsächlich zu Naruto. So einfältig und einfach gestrickt wie er war, machte er sich über solche Sachen wie Liebe und Beziehung nicht allzu viele Gedanken.  Zumindest nicht so viele, wie Neji. Training, Freunde und das Zurückholen von Sasuke hatte immer die größte Priorität für den Uzumaki. Was auch sehr löblich war. Dennoch musste er noch einmal nachhaken. „Und jetzt sag mir mal, warum ich dich nach dieser Antwort noch zu Hinata lassen sollte.“ Kurz schnalzte Naruto mit der Zunge, ehe er zu einer Erklärung ansetzte. „Ganz einfach. Ich mochte Hinata schon immer. Als Freund. Aber seit unserem letzten Treffen, denke ich echt jeden Tag an sie. Morgens nach dem Aufstehen, beim Essen, beim Training, vorm Schlafen gehen. Also echt immer! Anfangs dachte ich noch, ich sei krank. Als wir aber zusammen auf Mission waren und ich so über dich und Sakura nachgedacht habe“, Neji hatte schon fast wieder vergessen, dass die Mission noch gar nicht allzu lange her war. Es war faszinierend, wie eigene Probleme solche Sachen in weite Vergangenheit rückten, „dachte ich mir auch, dass du ein wenig krank gewirkt hast. Selbe Symptome wie ich, weißt du? Und dann hab ich es geschnallt! Du bist in Sakura verliebt, hast sie vermisst und all so was. Und bei mir ist es genauso. Ich gebe es ja zu. Ich habe eine Weile dafür gebraucht, aber ich habe auch verstanden, dass ich in Hinata verliebt bin.“ Mit dieser Antwort musste sich Neji wohl zufrieden geben. Er hätte nicht gedacht, dass er einmal als Hilfe für Narutos Liebesleben dienen würde. Aber diese Erklärung passte in der Tat sehr gut zu dem Überraschungsninja. Er hatte diesen Spitznamen immerhin nicht grundlos erhalten. Seufzend nickte Neji und gab Naruto grünes Licht. „Warte hier kurz. Ich hole Hinata. Und vergeig es mit ihr nicht!“ warnte er den wohl zukünftigen Freund seiner Cousine. Eifrig versicherte Naruto noch einmal, dass er nur das Beste für Hinata wollte. Dann verließ Neji die Küche und machte sich auf den Weg zu Hinata. Dieser Abend war wirklich einer, den man nicht allzu oft erlebte. So schnell würde er ihn wohl nicht vergessen. Und obwohl Neji sich immer noch Gedanken – auch eifersüchtiger Art – um Sakura machte, bemerkte er das kleine Lächeln auf seinen Lippen, als er an die Tür seiner Cousine klopfte, um sie zu ihrem Verehrer zu bringen.   Mit einem Buch in der Hand, einen noch warmen Tee neben dem Bett stehen, lag Hinata in eben diesem und las. Sie liebte es Geschichten über eine frühere Zeit zu lesen, in der es Frauen nicht einfach hatten, weder in der Gesellschaft, noch in der Liebe. In der Regel gab es immer diese eine starke Frau, die der Gesellschaft trotze und tat, was sie für richtig hielt. Wenn sie verliebt war, kämpfte sie um den Mann. Gehörte sie dem Adel an und es war nicht angebracht zu arbeiten, um unabhängig zu sein und Geld zu verdienen, taten sie es trotzdem. Sollten sie an einen Mann verheiratet werden, den sie weder kannten noch mochten, fanden sie einen Weg aus dieser misslichen Lage. In der Regel wartete immer am Ende die große Liebe. Hinata bewunderte diese starken Frauen, die aus jeder Situation einen Weg herausfanden und sie am Ende glücklich wurden. Natürlich war ihr klar, dass dies alles ausgedachte Geschichten waren. Dennoch fragte sie sich manchmal, ob es nicht doch die ein oder andere Frau in der Vergangenheit gegeben hatte, die all dem getrotzt hatte. Die die gesellschaftlichen Regeln hinter sich ließ um zu tun, was ihr Herz ihr sagte. Auch wenn die Charaktere nur fiktiv waren, wünschte sich Hinata auch so sein zu können. Sie wollte tun was sie wollte und für richtig hielt. Sie wollte den Mut haben, auch einmal „Nein“ zu sagen, wenngleich es jemand anderen verletzen mochte. Vor allem aber wollte Hinata den Mut haben, die sein zu können, die sie sein wollte. Hinata wollte Naruto sagen, wie sie für ihn fühlte, sie wollte ihrem Vater zeigen, dass er auch stolz auf sie sein konnte, wenngleich sie nicht eine so talentierte Ninja war wie ihr Cousin. Hinata wusste selbst, sie war nicht dazu gemacht, später einmal den Clan anzuführen. Das wollte sie auch gar nicht. Sie würde es weder Neji noch Hanabi übelnehmen, wenn einer von ihnen den Clan übernahm. Das war nie etwas gewesen, was sich Hinata gewünscht hatte. Die meisten Ninja waren selbstbewusst und stark, von sich selbst überzeugt. Zumindest hatten sie Vertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten. Die meisten Kunoichi strebten nicht einmal eine Familie an. Sie lebten um zu kämpfen, zu verteidigen und zu helfen. Hinata bewunderte diese Frauen. Tenten zum Beispiel war einfach die ideale Kunoichi. Egal wie ihr Liebesleben aussah, sie ließ sich davon nicht beeinflussen. Sie war stark, schön, wusste was sie wollte und handelte auch dementsprechend so. Hinata dagegen mochte es nicht zu kämpfen. Überhaupt nicht. Deswegen hatte sie sich wohl auch all die Jahre als eine Bürde für ihr Team gefühlt. Naruto hatte ihr gezeigt, dass, egal wir klein ihr Licht auch jetzt scheinen mochte, irgendjemand benötigte dieses Licht. Sie hatte sich dafür entschieden, anderen zu helfen. Hinata wollte für die Schwächeren da sein, für all diejenigen, die Hilfe benötigten, egal welchen Alters, Stellung oder Ansehens. Dass sie ihr Leben inzwischen überhaupt in dieser Richtung nun leben konnte, machte sie stolz. Es hatte Hinata viel Kraft und Überwindung gekostet. Sie war in den letzten Jahren deutlich besser geworden, konnte Verantwortung übernehmen, wenngleich sie es noch immer bevorzugte in der Menge unterzugehen. Wirklich selbstbewusst war Hinata dadurch nicht geworden. Ein wenig schon, aber nicht so sehr, dass sie den Mut dazu fand, Naruto ihre Liebe zu gestehen. Inzwischen gab es sogar Gerüchte, dass sie eine Beziehung mit Kiba am Laufen hatte! Sie hatte kaum glauben können, dass jemand das auch nur in Betracht ziehen konnte! Für Hinata würde es immer nur Naruto geben. Immer. Nur wenn jetzt jeder dachte, sie wäre mit Kiba liierte, würde Naruto es sicherlich auch so sehen. Ihre sowieso schon schlechten Chancen jemals mit Naruto zusammen sein zu können, gingen dadurch gleich null. Um sich von solchen und ähnlichen Gedanken abzulenken, hatte sie zu einem Liebesroman gegriffen und war in dessen Welt eingetaucht. Daher wurde sie regelrecht aus ihren Fantasien gerissen, als es an der Tür klopfte. Im ersten Moment hatte Hinata ein paar Probleme das Gehörte zuzuordnen, bis sie gänzlich im Hier und Jetzt ankam. „Herein“, lud sie ihren Besucher in ihr Zimmer ein. Verwundert erkannte Hinata Sekunden später ihren Cousin. Neji war schon wieder hier? Langsam beschlich Hinata ein ungutes Gefühl. Das war jetzt bereits der dritte Abend in Folge, in der Neji bei ihr auftauchte. Ewas lief hier gar nicht gut. Sie hoffte, Neji und Sakura hatten keine allzu großen Probleme. Natürlich war die Situation der Beiden unglaublich ungewöhnlich und schwierig. Hinata konnte es nicht einmal ganz nachvollziehen. Es geschah immerhin nicht alle Tage, dass die beste Freundin ihres Cousins von einem ehemaligen Freund, Kamerad und nun Abtrünnigen geschwängert wurde und das deswegen eben diese Zwei heiraten sollten. Anfangs hatte Hinata befürchtet, es würde Problem geben, eben weil Sakura und Neji so gut miteinander befreundet waren. Inzwischen allerdings hatte Hinata das Gefühl, dass zwischen den Beiden mehr lief, als sie zugeben wollten. Vielleicht gestanden sie es sich ja selbst nicht einmal ein und das war das Problem? Solange weder Neji noch Sakura sie darauf ansprachen, würde Hinata schweigen und nur für sich alleine im Stillen Vermutungen anstellen. So viel Mut hatte sie dann doch nicht, um sich zu trauen in das Privatleben anderer Menschen einzugreifen oder sich überhaupt danach zu erkundigen. Dabei sollte es bei Freunden und Familie doch eigentlich leichter sein. Sollte… „Neji, was kann ich für dich tun?“ Vielleicht lag Hinata auch vollkommen falsch. Neji schien alles andere als schlecht gelaunt oder besorgt zu sein. Falls doch, war er ein fabelhafter Schauspieler. Das Lächeln allerdings, das um seine Lippen spielte, sah echt aus. „Entschuldige die Störung. Kannst du bitte mit mir in die Küche kommen?“ Von dieser Bitte war Hinata noch mehr verwirrt als über das Auftauchen ihres Cousins. Was sollte sie denn jetzt um diese Zeit in der Küche? Es schien nichts Schlimmes zu sein. Andernfalls würde Neji nicht so ruhig und gelassen sein. Trotzdem fragte sie leicht skeptisch nach warum. „Du hast Besuch“, war alles, was Neji als Erklärung abgab. „Besuch? Jetzt?“ fragte Hinata verwirrt. Es war spät. Wer würde denn um kurz vor halb zehn abends zu Besuch kommen? Und dann wollte derjenige auch noch ausgerechnet sie treffen! Ein Bote der Hokage würde es wohl nicht sein. Dann hätte Neji nicht beim Eintreten gelächelt. „Ja, jetzt. Kommst du mit?“ erkundigte sich der ältere der beiden Hyuugas nun. Sich noch immer fragend, wer da wohl war, legte Hinata ihr Buch beiseite – nicht ohne ein schlichtes, hellblaues Lesezeichen mit einer rosa Schleife am Kopf – hinein zu tun. Nachdem sie aufgestanden und sich zu Neji gesellt hatte, sammelte sie erneut ihren Mut, um dieses Mal mit mehr Nachdruck nachzufragen, wer da für sie gekommen war. „Du wirst schon sehen“, war die wage, kryptische Antwort. Mehr erfuhr Hinata nicht mehr von ihrem Cousin. Sie ergab sich. Diesen Kampf hatte sie verloren. Wenigstens würde sie nicht lange warten müssen, um zu erfahren, wer zu dieser späten Stunde noch vorbei gekommen war. Hinata hoffte nur, es würde keine böse Überraschung auf sie warten, während sie schweigend ihrem Cousin die Treppe hinunter folgte und in die Küche ging.   Auf dem kurzen Weg hatte sich Neji nicht dazu hinreißen lassen, ihr wenigstens einen Tipp zu geben. Bevor Hinata in die Küche eintrat, sagte er lediglich „Ich freue mich für dich“, zwinkerte ihr kurz zu und verschwand. Ja, in der Tat, Neji hatte ihr zugezwinkert. Verblüfft hatte Hinata ihm nachgesehen. Vollkommen durcheinander hatte sie einige Sekunden vor der Tür gestanden, bevor sie diese letztendlich öffnete. Kurz atmete sie tief ein, dann trat sie auch ein. „Gute…“ Die Begrüßung erstarb auf Hinatas Lippen. Stattdessen riss sie die Augen vor Überraschung weit auf. Kaum bemerkte sie es, war es ihr peinlich und sie wurde rot. Eine Tatsache, die ihr noch peinlicher war, weswegen ihr heiß nur noch heißer wurde. „Ah, Hinata! Tut mir Leid, dass ich so spät noch störe. Ich wollte dich aber etwas Wichtiges fragen“, begrüßte Naruto sie, stand von seinem Stuhl auf, ging lächelnd einen Schritt auf sie zu, nur um dann verloren im Raum stehen zu bleiben. Hinatas Herz raste. Die Gedanken in ihrem Hirn machten es dem Blut pumpenden Organ nach.  Was machte Naruto hier? War etwas geschehen? Was wollte Naruto von ihr? War er wirklich nur wegen ihr gekommen? „Naruto“, war letztendlich alles, was sie von sich geben konnte. Wenigstens stotterte sie nicht mehr. Darauf war Hinata unglaublich stolz. In den letzten eineinhalb Jahren hatte sie diese peinliche Sache in den Griff bekommen. Leider lief sie immer noch rot an. Vielleicht würde sich das auch in Zukunft noch ändern. Vor Aufregung hob Hinata ihre rechte Hand an. Sie wollte diese eigentlich auf ihre Lippen drücken, vor Angst, sie würden zittern. Auf halbem Weg entschied sie sich jedoch um und presste ihre Hand, zu einer lockeren Faust geballt, gegen ihre Brust, in der ihr Herz noch immer wild schlug. Naruto dagegen lächelte verlegen drein. War er verlegen oder bildete sich das Hinata nur ein? Mist, sie wusste einfach nie, was in Naruto vor sich ging und wie sie seine Gesten lesen sollte. Allerdings sah er ziemlich süß aus, wie er ab und an auf den Boden sah, dann wieder zu ihr und sich am Hinterkopf kratzte. Wenigstens tat Naruto etwas, wenngleich er nur dastand und sich am Kopf kratzte. Hinata dagegen war zu einer Salzsäure erstarrt.  Verdammt, wo war all der Mut und das Selbstbewusstsein, dass sie bei ihren Romanheldinnen so liebte und schätzte? Warum verdammt noch mal konnte sie nicht einfach ihren Mund aufmachen und sagen, was sie wollte? „Ach was, du störst nicht. Setz dich doch. Ich freue mich über deinen Besuch. Also, was führt dich hierher? Kann ich dir irgendwie helfen?“ Das sollte Hinata sagen. So etwas würde einer der starken Frauen in den ganzen Büchern tun, die sie regelmäßig verschlang und von denen sie nie genug bekam. Aber nein, statt so etwas zu sagen, dachte es sich Hinata nur. Bloßes Wunschdenken half da nicht weiter. Sie sollte einfach den Rücken durchdrücken, lächeln und auf Naruto zugehen. Genau, das sollte sie tun. Kurz blickte Naruto leicht verwundert drein, dann jedoch strahlte er von einem Ohr zum anderen. Mehr als nur gut gelaunt, meinte er: „Ah, wirklich? Da bin ich aber froh! Ich hoffe du setzt dich zu mir. Dann können wir reden. Ich muss dich nämlich etwas wirklich, wirklich Wichtiges fragen. Und ich sag dir, dass ich gar nicht mal so leicht wie es sich anhört!“ Leicht verwirrt runzelte Hinata die Stirn. Was sagte Naruto da bloß? Hatte er…. Oh nein! Erschrocken riss Hinata die Augen auf, als ihr endlich auffiel, was geschehen war. Sie hatte nicht einfach nur gedacht, was sie Naruto sagen sollte. Sie hatte es tatsächlich getan! Wie hatte das nur geschehen können? Hinata hatte keine Ahnung. Eines wusste sie jedoch. Es war ihr unendlich peinlich. Trotzdem fühlte sie so etwas wie Stolz in ihr aufkommen. Es war nur ein schwaches Gefühl, dennoch macht es sie unendlich froh. Hinata hatte sich vielleicht nicht getraut etwas zu sagen, ihr Körper jedoch schien das für sie zu übernehmen. Jetzt stand sie gar nicht mehr so unsicher da. Stattdessen zwang sie sich zu einem kleinen Lächeln, das nach einem kurzen Augenblick, in denen sie Naruto ansah, der breit und ehrlich lächelnd auf sie wartete, zu einem echten Lächeln wurde. Etwas selbstbewusster ging sie auf Naruto zu. Der erste Schritt fiel ihr noch schwer, der nächste wurde schon ein wenig einfacher. Der letzte geschah ganz ohne ihr Zutun und fühlte sich vollkommen natürlich an. Die Spannung, die von ihrem Körper Besitzt ergriffen hatte, seitdem ihr Blick auf Naruto gefallen war, war fast gänzlich verschwunden. Nur ein kleiner Rest war übrig geblieben, den Hinata jedoch kaum noch wahrnahm. „Ah, willst du vielleicht auch einen Tee? Neji hat mir eben einen gemacht“, meinte Naruto da auch schon, kaum dass sie saß. Jetzt erst bemerkte Hinata den fast leeren Becher vor Naruto. Lächelnd verneinte sie und hoffte inständig, nichts von diesem neugewonnen Selbstbewusstsein zu verlieren. „Ah, okay.“ Das waren die letzten Worte für einen kleinen Moment, in dem anschließend nur noch ein unangenehmes Schweigen herrschte. Fieberhaft dachte Hinata nach. Was sollte sie jetzt sagen? Warum war Naruto überhaupt hier? Smalltalk führen? Allerdings wollte Hinata unbedingt wissen, was der Mann ihrer Träume hier zu suchen hatte, warum er in ihrer Küche saß und was er von ihr wollte. Dieses Verlangen, zu wissen, was hier vor sich ging, gewann letztendlich die Oberhand. Bevor sich Hinata weitere Gedanken machen konnte, was sie sagen sollte, fragte sie einfach. Wenn Nachdenken ihr immer wieder im Wegestand, dann sollte Hinata es vielleicht einfach einmal sein lassen. „Was kann ich für dich tun?“ erkundigte sich Hinata so freundlich wie möglich, ohne dabei nervig oder gar schüchtern rüberzukommen. Es war nicht in Ordnung. Das wusste er. Er sollte nicht hier sein. Das gehörte sich nicht. Weder jetzt noch zu einer anderen Zeit. Es war unhöflich. Schlicht und ergreifend unhöflich. Wenn jemand so etwas bei ihm tun würde, würde Neji wohl sehr deutliche Worte finden. Dennoch konnte er seine Neugierde einfach nicht ignorieren. Er, der sonst so reservierte Hyuuga, der seine Gefühle unter Kontrolle hatte, stand nun hier, wie eine neugierige Tratschtante, die zu  jedem Gerücht noch eine eigene Meinung hatte. Mit seinem Leben ging es bergab, entschied Neji letztendlich. Sicherlich hatte er irgendeine tödliche Krankheit, die sich in seinem Gehirn festgesetzt hatte. Irgendein widerlicher Organismus, der nun sein Handeln und seine Gedanken kontrollierte und Neji führte, als sei er eine hirnlose, leblose Puppe. Anders konnte sich Neji nicht erklären, warum er vor kurzem noch eifersüchtig in der Küche gesessen hatte und jetzt das Ohr gegen die Küchentür drückte und lauschte, um ja kein Wort zwischen Naruto und Hinata zu verpassen. Noch immer konnte Neji nicht ganz glauben, was hier gerade geschah. Naruto war in der Tat hier, um Hinata  um ein Date zu bitten. Vielleicht gestand er ihr sogar seine Gefühle. Neji hatte Respekt davor. Eigentlich ging ihn so etwas nicht an. Überhaupt nicht. Allerdings konnte sich Neji nicht das Gefühl abschütteln, dass Naruto oder vielleicht sogar Hinata in ihrer Unsicherheit, etwas Dummes tat und alles schief lief. Da blieb Neji doch lieber hier, um auf Nummer Sicher zu gehen und zur Not einzuspringen, falls alles aus dem Ruder lief. Anfangs hatte Neji auch fest damit gerechnet, in die Küche kommen zu müssen, damit die Beiden überhaupt miteinander sprachen. Allerdings war es letztendlich Hinata, die Neji mehr als nur ein bisschen überraschte. Da er lediglich an der Tür lauschte und sie nicht auch öffnete, konnte er nichts sehen, allerdings war er von dem selbstsicheren Verhalten seiner Cousine überrascht. Positiv, versteht sich. Nach ein paar holprigen Schritten in steinigem, unebenem Terrain allerdings, schlugen sich Naruto und vor allem Hinata ziemlich gut, fand Neji. „Was kann ich für dich tun?“ fragte Hinata da gerade. Kurz dachte sich Neji, er sollte besser gehen. Allerdings verwarf er den Gedanken wieder. Er konnte es leugnen so viel er wollte, aber er wusste selbst, der Hauptgrund, warum sein Ohr weiterhin auf die Holztür gedrückt war, war, dass er wissen wollte, ob es bei Naruto und Hinata zu einem Happy End kommen würde. Er hoffte er sehr. Er wünschte es den beiden sogar. Eine Zeitlang druckste Naruto herum. Neji hörte so Sätze wie: „Weißt du, dass hier ist echt nicht einfach“, oder „Was ich dich eigentlich fragen wollte ist…. Ach, willst du echt keinen Tee trinken? Ich kann auch warten.“ Als Naruto „Sag mal, was denkst du eigentlich so? Also über Leute. Verschiedene Leute. Zum Beispiel…. also… mich“, sagte, konnte Neji nur noch mit dem Kopf schütteln. So würde das nie etwas werden. Eventuell war nun tatsächlich seine Zeit gekommen und er sollte bei diesem mehr als kläglichen Liebesgeständnis helfen. Es war wirklich kläglich und kaum mitanzuhören. Hatte Naruto nicht gesagt, er habe es mehrere Stunden lang geprobt, was er Hinata sagen wollte? Wie war nur bitte diese Probe abgelaufen? Chaotisch war wohl noch untertrieben. Letztendlich war Neji jedoch froh, dass er kurz gezögert hatte. Ansonsten hätte Hinata wohl nie die Initiative ergriffen. Er konnte nicht sehen, was die Beiden in der Küche taten, aber er konnte sehr wohl seine Cousine hören, die zwar etwas leise, aber mit fester Stimme „Ich mag dich. Unglaublich sehr“, sagte. Eine Pause entstand, die für Naruto und Hinata wohl länger erschien, als Neji. Nur allzu gerne hätte er jetzt die Gesichter der beiden Verliebten gesehen. Sicherlich war seine Cousine mal wieder rot angelaufen. Nachdem wohl beide einen Moment benötigt hatten, um zu realisieren, was gesagt worden war, brach für einen kurzen Augenblick Chaos aus. Hinata und Naruto sprachen zeitgleich und durcheinander. „Was du…?“ „Tut mir Leid, ich meinte…“ „Schon gut. Das ist ja toll!“ „Aber ich meine…“ „Deswegen bin ich auch hier!“ „Weswegen?“ „Du musst dich nicht entschuldigen!“ „Was?“ Alles was Neji übrig blieb, war mit den Augen zu rollen. Wie sollten die Beiden jemals eine Beziehung auf die Reihe bringen? „Ich habe mich in dich verliebt“ gestand Naruto letztendlich. Wobei schreien traf es eigentlich viel besser. Dem Chaoten waren wohl letztendlich die Sicherungen durchgebrannt. Neji selbst war bei dem verwirrenden Gespräch aus Entschuldigungen und Halbsätzen durcheinander gekommen. Nachdem er als nächstes nur ein kurzes, hohes Quietschen von Hinata vernahm und Naruto, der fragte: „Warum weinst du jetzt? Das wollte ich nicht! Hinata, bitte, nicht weinen. Ich will dir nicht weh tun“, wusste Neji, dass er nun nicht länger von Nöten war. Hinata würde von hieran alleine klar kommen. Sie schien ihm heute generell ein wenig selbstsicherer und mutiger zu sein als sonst. Es wurde auch Zeit. Jetzt wollte sich Neji nicht mitanhören, wie sich die beiden gegenseitig ihre Liebe gestanden. Das war ihm dann doch ein wenig zu schnulzig. Da Neji von hier allerdings nicht in sein Zimmer gehen konnte, ohne auch die Küche zu durchqueren, entschied er sich nun endlich trainieren zu gehen. Er hatte es sowieso vorgehabt. Jetzt konnte er es auch tun. Mit einem Lächeln und der Gewissheit, dass heute Abend der Beginn einer neuen Beziehung stattfand, machte sich der junge Hyuuga auf zum Trainingsraum. Er freute sich ungemein für Hinata. Sie hatte es verdient glücklich zu werden. Er doch aber auch. Solange Sasuke da war, würde das nicht funktionieren. Aber Neji hatte eh vor um Sakura zu kämpfen. Wenn sie später nach Hause kam, durfte er keineswegs eifersüchtig reagieren. Er musste sich so locker und unbeschwert geben wie zu der Zeit, als Sasuke nicht in Konoha aufgetaucht war. Zu der Zeit, als er sich selbst gerade in Sakura verliebt hatte. Wenn Hinata und Naruto zusammen glücklich wurden, wäre Neji wirklich sehr froh für die beiden. Allerdings hätte er auch gerne ein Stück dieses Kuchens. „Hoffentlich schaffe ich das auch“, murmelte Neji zu sich selbst, bevor er mit ein paar Lockerungsübungen begann. Kapitel 26: Das Unwetter ------------------------ Der Tag startete mit einem  heftigen Unwetter. Die anfänglich angenehme, wolkenlose Nacht hatte kurz nach Mitternacht einer wahren Flut von Wolken Platz gemacht. Dunkle, graue, ja fast schon schwarze Wolken, hatten sämtliches Licht der Sterne und es Mondes geschluckt und sämtliches Licht ausgesperrt. Später am Tage sollte sich die Sonne für einen kurzen Moment durchkämpfen können, doch davon war zu Beginn des Tages nichts zu erahnen gewesen. Bereits morgens um 5 Uhr herum hatte man das erste dunkle Grollen vernehmen können, dass das heftige Gewitter ankündigte. Kurz darauf durchzuckten grelle, helle Lichtblitze die Dunkelheit. Wie ein scharfes Schwert schnitten die Blitze durch die unheilvoll schwarz-graue Wolkendecke und ließ die Nacht taghell erscheinen. Sekunden später ertönte erneut ein Donnergrollen. Dieses Mal lauter, näher. Dann begann der Regen. Es war ein wahrer Schutt. Als ob die Blitze die Wolken aufgeschnitten und zerfetzt hätten und das Blut der Wolken als Regen auf die Erde niederprasselte und das Dorf Konoha darin ertränkte. Ein womöglich nicht ganz koscherer Hellseher oder Wahrsager hätte dies als böses Omen und schlechtes Zeichen gedeutet. Etwas Schlimmes würde passieren. Die meisten Menschen glaubten nicht an so etwas, taten es als Unfug, Aberglaube oder als die Worte eines Scharlatans ab. Der ein oder andere jedoch glaubte an so etwas. Und warum auch nicht? Es gab genug auf dieser Welt, was die Wissenschaft bislang nicht erklären konnte. Manch einer nannte es ein Wunder. Diejenigen, die sich als sachlich und realistisch ansahen, nannten es naturwissenschaftliche Vorgänge in der Natur, die der Mensch bislang nicht hatte erklären können, es in Zukunft aber sicherlich tun konnte. Das, was an diesem Tag geschah, konnte man als unabhängig von dem schlimmen, schweren Gewitter betrachten – dass bei einigen Häusern die Keller flutete, zu einem Brand führte oder Bäume fällte, die dann auf Straßen, Felder und sogar in einen Garten fielen – aber wer an Vorahnungen und an das Übernatürliche glaubte, mochte versucht sein, die Geschehnisse des heutigen Tages mit dem Gewitter in Verbindung zu bringen. Im Nachhinein war es einfach zu sagen, dass das Gewitter als schlechtes Omen gedient hatte. Im Nachhinein konnte man vieles sagen und Verbindungen ziehen, die da sein mochten oder nicht. Im Nachhinein war man nun einmal schlauer, als im Vorhinein. In dieser Nacht wachten viele Bewohner des Dorfes, sei es Mensch oder Tier, durch das tiefe, laute Grollen und Donnern auf. Eine davon war Tenten, die in dieser Nacht kaum Schlaf gefunden hatte. In der Tat war sie erst kurz nach 2 Uhr eingeschlafen. Unruhige Träume hatten sie verfolgt. Der Schlaf war wenig erholsam gewesen. Nach dem Aufstehen jedoch hatte sie sich nicht länger an die verwirrenden Träume erinnern können. Woran sie sich allerdings nur allzu gut erinnern konnte, war die Tatsache, dass sich Sakura und Sasuke heimlich in Konoha getroffen hatten. Dieses Bild, wie die Beiden in trauter Zweisamkeit auf dem Trainingsgelände beisammen standen, Sasuke die Hände auf der leichten Wölbung von Sakuras Bauch. Mit diesem Bild vor Augen war Tenten eingeschlafen und es war fast das Erste, woran sie sich nach dem Aufwachen erinnerte. Zunächst jedoch war sie durch das plötzliche Getöse des Gewitters verwirrt gewesen. Die ersten Sekunden hatte Tenten benötigt, um sich zu orientieren und das Geräusch von Donner, Regen und Wind zuordnen zu können. Danach hatten ihre Gedanken nicht mehr aufhören können um Sakura und Sasuke zu kreisen. An Schlaf war nicht mehr zu denken gewesen. Dementsprechend saß Tenten bereits seit kurz nach 5 Uhr morgens an ihrem Küchentisch, trank immer mal wieder von ihrem Kaffee und dachte nach. Ohne den Blick auf etwas Bestimmtes zu richten, wanderten ihre braunen Augen von dem Kaffeebecher zu ihren Händen, auf den hölzernen Tisch und die weiße Blumenvase, in denen ein paar orangefarbene Schnittblumen steckten, von denen Tenten den Namen bereits wieder vergessen hatte. Als sie diese vor zwei Tagen bei dem Blumenladen der Yamanaka-Familie gekauft hatte, hatte Inos Mutter ihr den Namen der Pflanzen genannt. Tenten allerdings kaufte Blumen immer nur nach deren Aussehen. Namen und angebliche Eigenschaften der Blumen waren ihr vollkommen egal. An so etwas glaubte sie eh nicht. Aber hübsch sahen die Blumen dennoch aus. Leider hatte das Nachdenken über die Blumen nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch genommen. Nicht einmal eine Minute. Und so war es immer noch erst kurz nach 6 Uhr morgens. Noch zu früh um zur Arbeit zu gehen und zu spät um noch mal ein wenig zu schlafen. Wenn man bedachte was für ein Unwetter da draußen tobte, hatte Tenten eh nicht viel Elan zur Arbeit zu gehen. Allein der Weg dahin würde schon ätzend genug werden. Hoffentlich erschienen bei einem solchen Wetter keine Antragssteller, die Arbeit mit sich brachten. Es wollte wohl niemand bei diesem Sturm und Regen einen Fuß vor die Haustür setzen. Tenten konnte in der Tat nur darauf hoffen, dass sie später mit ihrem Team zusammen in der Halle des Hokagegebäudes sitzen und auf nicht kommende Arbeit warten würde. Natürlich nur unter der Voraussetzung, dass Sensei Gai nicht auf die dumme und absurde Idee kam, dass dieses Wetter optimal für ein Training war. Lee wäre dann sicherlich gleich Feuer und Flamme. Die Zwei hatten sie wirklich nicht mehr alle. Allerdings hatte Tenten später womöglich die Gelegenheit mit Neji unter vier Augen zu reden. Dann konnte sie ihm von ihrer Entdeckung erzählen, die ihr einfach keine Ruhe mehr ließ. Oder aber sie ließ es bleiben. Seufzend stemmte Tenten ihren Kopf auf ihre beiden Hände, mit den Ellbogen stützte sie sich auf dem Tisch ab. Sie saß in einer Sackgasse fest und die Seitenwände kamen immer näher. Was sollte sie nur tun? Wie würde sie aus diesem Dilemma wieder herausfinden? Normalerweise fand Tenten, dass Reden immer half. Kommunikation war in der Regel die Lösung. Wenn jeder wusste, wie es dem anderen ging, wie der andere fühlte und dachte, dann war die halbe Miete bereits bezahlt. Auch in diesem Fall würde es sicherlich nützlich sein. Nur mit wem sollte Tenten reden? Das war die große Frage. Wenn sie mit der falschen Person sprach, konnte sie alles nur noch schlimmer machen. Vielleicht hatte Tenten das Treffen von Sasuke und Sakura falsch verstanden. Eventuell wusste ja die Hokage bereits von Sasukes Auftauchen. Oder Kakashi. Vielleicht diente das Versteckspiel vorerst dazu, zu überprüfen, was Sasukes Absichten waren. Er kam vielleicht zurück nach Konoha. Ja, eventuell wurde er sogar wieder vom Dorf aufgenommen. Wenn Tenten dann mit der falschen Person redete, machte sie womöglich bestehende Pläne zunichte. Im schlimmsten Fall diente es sogar dazu, Orochimaru dingfest zu machen. Dann würde wegen ihr alles scheitern. Wenn Tsunade und auch sonst niemand allerdings nichts von Sasukes Auftauchen wusste, dann war Sakura eventuell in Gefahr. Ja, sogar das ganze Dorf konnte in Gefahr schweben. Es konnte ebenso andersherum sein und Orochimaru plante Konoha anzugreifen. Er hatte es bereits einmal getan. Damals waren zig Ninja gestorben. Der Hokage der dritten Generation hatte sein Leben geopfert, um das Dorf zu retten. Bereits damals waren zu viele gute Ninja gestorben. So etwas sollte nicht noch einmal passieren. Also sollte Tenten wohl besser doch handeln. Also mit wem reden? Der Hokage? Kakashi war leider nicht da. Und was war mit Neji? Entnervt seufzte Tenten plötzlich auf. Mit der flachen Hand schlug sie sich gegen die Stirn. Wie dumm hatte sie nur sein können? Dass sie darauf noch nicht viel früher gekommen war! Eine Person wusste wohl was vor sich ging. Und mit eben dieser würde Tenten auch sprechen. Und für den Fall, dass Sakura nicht reden wollte, würde ihr auch noch etwas einfallen. Mit dieser Entscheidung fühlte sich Tenten schon deutlich besser. Wenn sie das Gespräch mit Sakura suchte, würde sie wohl einiges erfahren und die Lage besser abschätzen können. Nur wann? Jetzt war es leider noch zu früh dafür, wenngleich Tenten am liebsten jetztgleich aufgebrochen wäre. Während ihrer Arbeitszeit ging es auch nicht. „Also nach der Arbeit“, entschied sie entschlossen. Da konnte das Wetter noch so heftig wüten und seine schlimmsten Register ziehen, Tenten würde sich von nichts beirren lassen und nach getaner Arbeit vor dem Hyuuga-Anwesen stehen. Dann musste jetzt nur noch der Tag voranschreiten. Dass die Zeit dafür zügig voranschritt, konnte Tenten nur hoffen.   Dank des anhaltenden Regens, wurde die nasse Kleidung einfach nicht trocken. Der Wind tat sein Übriges und diese Nasskälte drang bis zu den Knochen durch. Da das Gewitter so plötzlich hereingebrochen war, hatte Sasuke keine Zeit gehabt, groß etwas vorzubereiten. Nur der Tatsache, dass er früher hier gelebt hatte, hatte er es zu verdanken, dass er in einer abseits und schwer auffindbaren Höhle Unterschlupf gefunden hatte. Allerdings hatte der starke Regen es verhindert, trockenes Feuerholz sammeln zu können. Nasses Holz in einer Höhle anzuzünden war äußerst dumm. Nicht nur das dadurch sehr viel schwarzer, stinkender Qualm entstand, der einem die Luft zum Atmen nahm, man konnte sich dadurch auch leicht verraten und anderen seinen Standort mitteilen. Jetzt froh Sasuke nicht nur aus Mangel an trockenem Feuerholz, nein, ihm fehlte auch die nötige Hitze, um seine durchnässte Kleidung zu trocknen. Schon seit Stunden saß er in dieser dunklen, kleinen Höhle fest, frierend. Noch immer fragte er sich, was besser war. In Unterwäsche hier sitzen und so frieren oder mit nasser Kleidung hier sitzen und frieren. Beides hatte wohl eine Erkältung zur Folge, sollte er noch lange hier so sitzen. Wenigstens konnte Sasuke das Chakra in seinem Körper soweit kontrollieren, dass er nicht gänzlich durchfror. Er ließ das Chakra durch seine Adern laufen und erhitzte es leicht. So, als wenn er einen Feuerball erschuf. Es war das erste Mal, dass er so etwas ausprobierte. Anfangs hatte es ihn ein paar Versuche gekostet, bis er es hatte meistern können. Es hatte auch seine ganze Konzentration verlangt, sodass er nicht allzu sehr auf die Kälte geachtet hatte. Jetzt allerdings, nachdem bereits ein paar Stunden vergangen waren und das Unwetter seiner Nacht ein abruptes Ende beschert hatte, war nicht viel da, womit er sich hätte ablenken können. Natürlich abgesehen davon, über letzte Nacht und sein Treffen mit Sakura nachzudenken. Es hatte eigentlich ganz vielversprechend angefangen. Sakura hatte ihm ein wenig von ihrem Tag erzählt, sich danach erkundigt, was er immer so tat, woraufhin er von seiner lustigen Beobachtung bei Naruto berichtet hatte. Sie hatten auch die ein oder andere Geschichte aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit erzählt, wenn Naruto beim Training zum Beispiel eingeschlafen war oder wenn auf Mission etwas schiefgelaufen war. Meist war Naruto in irgendeiner Art und Weise involviert und so fiel sein Name oft. Die Stimmung war gut gewesen, bis Sasuke den Fehler beging und Nejis Namen ins Spiel brachte. Danach wirkte Sakura nicht mehr sonderlich anwesend. Es war, als wäre sie in Gedanken versunken. Natürlich hatte Sasuke daraufhin gleich die Eifersucht überrollt. Natürlich hatte sie an den Hyuuga gedacht. An wen sonst? Und solange Sakura mit ihm unter einem Dach lebte und seine Verlobte war, wollte Sasuke nichts von Neji wissen. Ja, er wollte ihn sogar tot sehen. Dabei hatte er nicht einmal was gegen den Hyuuga. Es lag lediglich daran, dass Sakura anscheinend gerne Zeit mit ihm verbrachte. Und selbst dann, wenn sie mit Sasuke zusammen war, an seinen Nebenbuhler dachte. Selbstverständlich hatte Sasuke durch sein Verhalten einen Streit vom Zaun gebrochen. Weder Sasuke noch Sakura hatten sich zurückgehalten. Es war, als hätte dieser Streit eine neue Zeit angebrochen. Er hatte etwas verändert. Etwas, sehr, sehr wichtiges zwischen ihm und Sakura. All die Wut, die Trauer und die Enttäuschung, die sich all die Jahre in Sakura und auch in Sasuke selbst angestaut hatten, brach durch den Damm und begrub unter seiner Flut alles, was in den Weg geriet. Keiner von ihnen hatte damit gerechnet. Niemand hatte auf die Gefühle des Anderen geachtet. Und doch war Sasuke froh darum. Er fühlte sich nun befreiter, leichter. Er war sich sicher, Sakura erging es genauso. Vor allem jedoch hatte gestern niemand mit der Wendung gerechnet, die der Streit mit sich brachte. Nachdem Sakura, mit Tränen in den Augen, Sasuke sein feiges Verhalten vorgeworfen und was er mit seinem Weggang ihr angetan hatte, hatte er in seiner Aufgebrachtheit entgegnet: „Mir gefällt das genauso wenig! Denkst du nicht, ich würde viel lieber in Konoha leben, mit dir und Naruto in einem Team sein? Mit dir zusammen sein und eine Familie gründen? Aber verdammt, das kann ich nicht. Nicht, solange Itachi da noch ist und lebt!“ Nach diesem Geständnis, bei dem Sasuke deutlich mehr gesagt hatte als was die gesagten Worte für einen Außenstehenden zu bedeuten schienen, hatte Schweigen geherrscht. Er selbst hatte nicht gewusst, was er hätte sagen sollen. Immerhin hatte er Sakura damit mehr als deutlich zu verstehen gegeben, das er mit ihr zusammen sein wollte. Für immer. Er wollte eine gemeinsame Zukunft mit ihr. Er wollte wieder in Konoha leben. Ehe sich der junge Abtrünnige versah, weinte Sakura dann auch schon los. Sasuke hatte nicht so ganz gewusst, wie er sie trösten sollte. Es war wohl etwas unbeholfen gewesen, dennoch hatte sich Sakura irgendwann beruhigt gehabt. Mit ernstem Gesicht, die grünen Augen noch leicht schimmernden von den letzten nicht vergossenen Tränen, hatte sie ihn angesehen. Noch jetzt konnte Sasuke die Intensität dieses Blickes auf sich spüren. Dann sagte sie ruhig: „Das ist deine letzte Chance Sasuke. Wir beide wollen, dass du wieder hier lebst. Nicht nur wir. Naruto, Kakashi und so viele andere auch. Jetzt ist für dich, wo ich von dir schwanger bin, die beste Gelegenheit dem ganzen Tod und Hass abzuschwören und einen Neuanfang zu starten. Ich werde dich immer willkommen heißen, als Freundin. Alles andere weiß ich nicht. Du musst dich aber entscheiden.“ Kurz darauf hatten sich ihre Wege getrennt. Sasuke hatte sehr genau gewusst, was Sakura damit hatte sagen wollen. Noch hatte er die Chance sein Leben wieder auf die richtige Bahn zu bringen. Er konnte jederzeit zurückkommen. Das hatte sie ihm klar gemacht. Nur bei seiner Rückkehr, würde Sakura dann noch auf ihn warten? Nur mit seinem Kind? So wie sie es gesagt hatte, beschlich Sasuke das ungute Gefühl, dass bei seiner Rückkehr ein anderer Mann neben Sakura stehen würde, mit seinem Kind auf dem Arm. Der Andere würde dann „Papa“ genannt werden und nicht Sasuke. Obwohl Sasuke wusste, Sakura würde ihm niemals sein Kind vorenthalten, so galt dies nicht für ihre Liebe. Sakuras Liebe galt nicht bedingungslos ihm alleine. Nein, er teilte sie sich schon längst mit Neji. Ob sich Sakura dessen selbst sicher war, vermochte Sasuke nicht zu sagen. Fakt war jedoch, dass sie sich immer mehr dem Hyuuga zu-und damit von ihm selbst abwandte. In der Vergangenheit hatte Sasuke zu sehr mit Sakura und ihren Gefühlen gespielt, sie manipuliert und für sich genutzt. Immer mit dem Wissen, dass sie ihn immer lieben würde. Wie sehr Sasuke damit doch falsch lag, wurde ihm erst jetzt richtig bewusst. Sakura hatte Recht. Er musste sich entscheiden. Bald. Bevor ihre Liebe zu ihm nur noch der Vergangenheit angehörte. Ein lauter Donnerschlag zerriss die Stille und schreckte Sasuke aus seinen Gedanken. Das Gewitter, dass viele wohl als lästig, eventuell auch leicht beängstigend fanden, stand jedoch unter einem anderen Zeichen für den Uchiha. Es stellte einen Neuanfang dar. All das Schlechte, die Sünden seiner Vergangenheit wurden davongewaschen und zurück blieb nichts, bis auf seine Gefühle, seine Entscheidungen und Taten, die von heute an zählen würden. In den nächsten Tagen würde er zu Sakura gehen und ihr seine Entscheidung mitteilen. Das hatte sich Sasuke selbst geschworen. Und er war sich bereits fast 100%ig sicher, wie seine Antwort ausfallen würde. Mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen lehnte sich Sasuke gegen die kühle, raue und unebene Steinwand der Höhle. Er konnte es nicht erwarten, dass das Unwetter nachließ und er zu Sakura konnte. Er hoffte, sie würde sich genauso sehr freuen, wie er. Vor allem jedoch hoffte Sasuke, dass er sich nicht zu spät entschieden hatte.   Dieser Tag fing ja gut an! Erst das Gewitter, dann hatte sie verschlafen und zu guter Letzt hatte die Schwangerschaft ihren Tribut gefordert und Sakura hatte ihren noch leeren Mageninhalt in der Kloschüssel heruntergespült. All das hatte nun dazu geführt, dass Sakura spät dran war. Sie würde zu spät zur Arbeit kommen. Na toll. Neji war schon längst außer Haus. Trotz des schlechten Wetters hatte er sich seinen Regenschirm gegriffen und war zur Arbeit gegangen. Sakura bewunderte ihn dafür. Der Schutt, der als Regen auf die Erde fiel, schreckte sie doch sehr ab. Vor allem, weil Regen noch zusätzlich dafür sorgte, den Regen überall gründlich zu verteilen. Da half ein Regenschirm wohl auch nicht viel. Bis Sakura letztendlich bei der Arbeit ankam, würde ihre Kleidung vollkommen durchnässt sein. Es würde daher sowieso keinen Sinn ergeben vorher zu duschen. Da sie sowieso zu spät zur Arbeit kommen würde, machte es ebenso wenig Sinn, wenn sich Sakura jetzt abhetzen würde, um noch rechtzeitig zu kommen. Es klappte ja eh nicht. Außerdem wollte sie sich auch kein Bein brechen, nur weil die Straße rutschig war. Das wäre es noch, wenn Sakura hinfallen würde und neben der Schwangerschaft sich noch einen Arm oder Bein brechen würde. Nein danke. Außerdem knurrte in diesem Moment ihr Magen laut auf. Als Schwangere musste sich Sakura immerhin nicht nur um sich kümmern, sondern auch um ihr Ungeborenes. Also erst mal frühstücken. Nachdem sie fertig angezogen und sich im Bad fertig gemacht hatte, ging die Rosahaarige in das Erdgeschoss hinunter und sah sich, nach dem Eintreten in die Küche, kurz um. Das musste Sakura dem Hyuuga-Clan zu Gute halten. Egal wann sie aufstand, ein fertiges Frühstück stand immer fertig auf der Anrichte. Auswahl gab es auch. Man konnte zwischen einem ganz schlichten Frühstück wählen mit Müsli und Brot oder der traditionelleren Art. Zu Letzterem zählte Reis, Gemüse und Miso-Suppe. Dazu gab es je nach Situation Fisch, Fleisch, Würstchen und oder Ei. Heute verlangte es die Schwangere nach einer Schüssel Müsli mit frischer, kalter Milch, Reis, Miso-Suppe und ein wenig Fisch. Sie hatte wirklich Hunger. Regelrechten Kohldampf. Daher verwunderte es Sakura auch nicht, dass sie bereits nach ein paar Minuten mit dem Essen fertig war. Dennoch hatte sie die Zeit genutzt und ein wenig über den gestrigen Abend nachgedacht. Neji war noch wach gewesen. Besuch war auch da gewesen. Von Neji hatte sie lediglich erfahren, dass Naruto da war. Warum und weswegen… Tja, darüber hatte er den Mantel des Schweigens gelegt gehabt. Allerdings hatte der Hyuuga ihr wissend zugezwinkert. Selbst jetzt, als Sakura nur daran dachte, schlug ihr Herz schneller. Zu ihrer Verwunderung hatte Neji nicht nachgefragt, wie das Treffen zwischen ihr und Sasuke verlaufen war. Zwar hatte Sakura ein wenig davon erzählt gehabt, aber nach ein paar Minuten damit aufgehört. Vor dem Schlafen gehen hatte das schein-verlobte Pärchen ein wenig Smalltalk miteinander betrieben. Es war Sakura so vorgekommen, als hätte Neji das Treffen mit Sasuke einfach ausgeklammert und hatte so getan, als hätte es nie stattgefunden. Sie hatte sich auf das Spiel eingelassen. Es hatte ihr gefallen. Der Abend war unbeschwert gewesen. Sie hatten sogar miteinander lachen können, wenngleich sie keinerlei Anstalten machten über tiefgreifende oder wichtige Themen zu reden. Vor dem zu Bett gehen hatten sie sogar kurz miteinander gekuschelt. Bei der Erinnerung musste Sakura unweigerlich lächeln. Vor allem wenn sie daran dachte, was danach geschehen war. In Nejis Armen liegend, hatte sie zu ihm aufgesehen. Ihre Gesichter waren sich so nahe gewesen, ihre Atem vermischten sich miteinander. Einen Herzschlag lang schien die Zeit stillzustehen. Und dann spürte Sakura die weichen Lippen Nejis auf ihren. Kein Zögern hatte in dem Kuss gelegen. Nur Verlangen und Leidenschaft. Wie eine Ertrinkende hatte Sakura sich an Neji geklammert. Sie hatte versucht so viel wie möglich von ihm zu bekommen. Ohne Neji würde sie ertrinken, hatte sie geglaubt. Voller Verzweiflung hatte sich Sakura dem Kuss hingegeben. Sie wusste nicht einmal weshalb. Auch jetzt, am nächsten Morgen, hatte sie keine Erklärung parat. Sie hatte nur die Angst gehabt, wenn sie Neji jetzt losließe, wäre er für immer weg. Verschwunden. Aus ihrer Reichweite. Selbst jetzt zog sich ihr Herz schmerzvoll bei diesem Gedanken zusammen. Nein, genauso sehr wie ihr Körper nach Nejis verlangte, brauchte sie den Hyuuga. Ihren Fels in der Brandung, ihr sicherer Hafen. Vielleicht war es die Tatsache gewesen, dass sie gerade von einem Treffen mit Sasuke zurückgekommen war, dass sie so verzweifelt reagiert hatte. Zeitgleich war Sakura unendlich erleichtert zu wissen, dass Neji sie nicht abwies. Dass er sie noch immer wollte, obwohl sie ihm so viel Schmerz bereitet hatte und es womöglich noch tun würde. Hoffnung und Verzweiflung konnte manchmal so nah beieinander liegen. Sakura wusste sehr genauso wie sich das anfühlte. Nachdem der intensive Kuss, der voller unterschiedlicher Gefühlte steckte, endete, hatte es sich Sakura wieder in den Armen des Hyuugas gemütlich gemacht gehabt. Sie genoss das Gefühl so sehr in Nejis Armen zu liegen. In seinen Armen liegend war sie auch eingeschlafen. Nur kurz tauchte Sasukes Gesicht vor ihrem inneren Auge auf, begleitet von einem kleinen Schub an Schuldgefühlen, bevor der Schlaf sie übermannte. Letzte Nacht hatte Sakura so gut wie lange nicht mehr schlafen können. Deswegen hatte sie ja auch den Wecker nicht gehört und verschlafen. Seufzend stand die junge Frau vom Küchentisch auf und räumte das dreckige Geschirr weg. Leider hatte sie keine Zeit um noch länger an das geborgene, warme Gefühl zu denken, wenn sie in Nejis Armen lag. Wobei sie das wohl lieber täte als bei diesem Unwetter einen Fuß vor die Tür zu setzen. Leider blieb Sakura nichts anderes übrig. Und so ging sie in ihr Zimmer, um dort ihre Regenjacke zu holen. Zumindest hatte sie das vor. Doch kaum hatte sie die Küche verlassen, lief sie auch schon in Keiko hinein. Überrascht blickten beide jungen Frauen auf, nachdem sie jeder ein paar Schritte zurückgetaumelt waren. Ein wenig verwundert blickten die hellen Augen der Hyuuga zu Sakura. Diese jedoch war so überrascht, dass sie über die ganze Situation lachen musste. Daraufhin machte sich auch ein kleines Lächeln auf dem Gesicht ihrer Gegenüber breit. „Entschuldige Sakura. Ich hatte das nicht vorgehabt.“ „Ich hatte auch nicht vor in dich hinein zu laufen. Aber besser du als sonst wer“, gab die zukünftige Hyuuga lächelnd zurück. Sakura war froh Keiko einmal wiederzusehen. In den letzten Tagen war sie der jungen Frau nicht über den Weg gelaufen. Was sie wohl getan hatte? Selbstverständlich fragte die junge Kunoichi nach. Immerhin war dies der perfekte Grund, um noch ein wenig Zeit zu schinden, bevor sie gleich nach draußen musste. „Es sind momentan ziemlich viele Mitglieder des Nebenzweiges krank. Wir mussten umdisponieren und unsere Arbeitsgebiete-und Zeiten umverteilen.“ Wenn sie so etwas hörte, kam sich Sakura immer wie ein Gast in einem edlen fünf Sterne Hotel vor. Aber wer nun einmal nicht als Ninja tätig sein und Geld für den Clan verdienen konnte, musste dem Clan eben auf einer anderen Art und Weise helfen. Selbstverständlichen erhielten die Clanmitglieder dafür Geld. Dennoch war dies nichts, was sich Sakura für sich selbst wünschte. „Dir geht es aber gut hoffe ich?“ „Ja, ich bin kerngesund. Den meisten geht es auch wieder gut.“ „Da bin ich froh.“ „Ich bin auch sehr froh, dass ich dich hier noch antreffen konnte.“ „Warum das denn?“ Stirnrunzelnd wartete Sakura die Antwort ab. Auch wenn sie mit Keiko bereits des Öfteren gesprochen hatte, war es meist über alltägliche Dinge gegangen. Ganz Gewiss hatte die junge Hyuuga sie deswegen aber noch nie aufgesucht. Immer hatten ihre Treffen nur zufällig stattgefunden oder aber Sakura hatte sich auf die Suche ihrer Brautjungfer begeben. Meist jedoch erfolglos. „Heute Morgen, als du noch geschlafen hast, ist ein Anruf für dich gekommen. Es war Shizune. Sie meinte, du kannst heute daheim bleiben bei dem Wetter.“ Überrascht blickte Sakura drein. Mit einer solchen Wendung des Gespräches hätte sie beim besten Willen nicht gerechnet. Aber hey, so gefiel es ihr eh besser. Vor lauter Freude umarmte Sakura Keiko kurz, die über den Gefühlsausbruch der schwangeren Kunoichi überrumpelt schien. „Das sind wirklich tolle Neuigkeiten. Ich habe beim besten Willen keine Lust bei dem elendigen Wetter raus zu gehen.“ „Es wäre auch wirklich unverantwortlich, wenn dir auf dem Weg etwas passieren würde.“ „Ja, aber sag mal, hast du jetzt gerade einen Moment Zeit?“ Wenn Sakura nun doch nicht auf die Arbeit musste, konnte sie ihre Zeit auch besser nutzen. Sinnvoller. Zum Beispiel indem sie mit Keiko sprach. Ehe sich die junge Hyuuga versah, hatte Sakura sie auch schon in die Küche gezogen und begann drauf los zu reden. In dem Aufenthaltsraum für zukünftige Auftragsgeber herrschte gähnende Leere. Jeder einzelne Stuhl war verwaist. Lediglich ein Chunin saß hinter einem kleinen Tresen. Gelangweilt hatte der junge Mann den Kopf auf seiner linken Hand abgestützt und blickte in die Leere. Normalerweise um diese Zeit des Tages ging es hektisch her. Morgens und um die Mittagszeit war es hier in der Regel voll. Dann musste Kaito, der junge Chunin, in der Regel Zettel verteilen, auf denen Nummern standen, damit die Kunden nicht einfach nach Lust und Laune in den angrenzenden Raum gingen, in dem andere Chunin und gelegentlich die Hokage warteten und Aufträge entgegennahmen und an die Ninjas verteilten. Seitdem Kaito einen Unfall im Training erlitten hatte und seitdem sein rechtes Bein steif war – wenigstens hatte Tsunade sein Bein retten können, ansonsten hätte es amputiert werden müssen – war Außendienst für ihn nicht mehr drin. Die Arbeit hier war zwar nicht so spannend, aber auch bei weitem nicht so gefährlich. Vor allem jetzt, wo seine Frau, mit der er noch gar nicht so lange verheiratet war, schwanger war, waren sie beide froh, dass Kaito hier nicht Gefahr lief verletzt oder gar getötet zu werden. Jetzt jedoch war sich Kaito nicht sicher, ob er vor Langeweile sterben würde. Die Teams, die im angrenzenden Raum auf nicht kommenden Auftragsgeber warteten, konnten wenigstens miteinander reden und sich so ein wenig von der Langeweile ablenken. Hoffentlich würde das Wetter bald besser werden. Noch so einen Tag würde er nicht aushalten. In diesem Moment öffnete sich eine Tür auf der anderen Seite des Raumes. Sofort richtete sich Kaito auf, nahm Haltung an und lächelte dem Neuankömmling entgegen. Kaum erkannte er jedoch den vermeintlichen Arbeitgeber, verschwand das Lächeln so schnell wie es gekommen war. Auch seine Körperspannung ließ ein wenig nach und Kaito lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Ah, schon zurück? Hast du mir einen Kaffee mitgebracht?“ Statt einer Antwort erhielt der Chunin lediglich Schweigen. Stirnrunzelnd wiederholte er seine Frage, wenngleich er die Antwort kannte. Die junge Brünette – Tenten war ihr Name, wenn er sich recht erinnerte – war sonst immer sehr lebensfroh und voller Tatendrang. Jetzt jedoch ging sie durch den Raum, nahm nichts und niemanden wahr und kaute gedankenversunken auf ihrer Unterlippe herum. Eine Tasse Kaffee konnte Kaito ebensowenig ausmachen. Dabei hatte er sie noch darum gebeten, als sie vor ein paar Minuten hier durch ist, um auf Toilette zu gehen. Sie hatte auch ein leises „Ja“ von sich gegeben. Allerdings hatte die Kunoichi ihn wohl doch nicht gehört gehabt. Selbst jetzt nahm sie ihn nicht wahr und ging schweigend am Tresen vorbei, öffnete die danebenliegende Tür und verschwand dahinter. Da musste Kaito wohl erneut auf jemanden warten der hier vorbei kam, wenn er einen Kaffee wollte. Seinen Platz durfte er leider dafür nicht verlassen. Als sich die Tür öffnete, ruckten etliche Köpfe im Raum in die Höhe und wandten sich der Geräuschquelle zu. Fast jeder hoffte darauf, dass es kein Arbeitsgeber war. Niemand wollte bei dem Wetter nach draußen. Und sie hatten Glück. Als Tenten durch die Tür kam, konnte Neji die Welle von Erleichterung, die durch den Raum schwappte, regelrecht spüren. Während die Brünette den Raum durchquerte, kaute sie unablässig auf ihrer Unterlippe herum. Generell wirkte sie bereits den ganzen Tag abwesend und nachdenklich. Mehrfach hatte Neji versucht ein Gespräch mit ihr anzufangen, aber irgendwie schien sie ihm auszuweichen. Natürlich war er sich dessen nicht sicher, aber da sie sich in den letzten Tagen sehr gut verstanden hatten, überraschte ihn Tentens abweisendes Verhalten doch sehr. Er konnte nur hoffen, dass seine Teamkameradin nicht wieder auf Abstand zu ihm ging. Allerdings glaubte Neji nicht wirklich, dass sie ihm aus den Weg ging. Warum sonst sollte sich Tenten dann jetzt wieder neben ihn setzen? Dort hatte sie bereits den ganzen Tag gesessen, mit gerunzelter Stirn, den Blick immer zu den Fenstern gewandt, gegen die unablässig ein Regentropfen nach dem anderen fiel und die dann vollkommen geräuschlos an dem Glas hinunterglitten. Neji war nur froh das Lee ihn momentan in Ruhe ließ. Lee und Sensei Gai hatten doch allen Ernstes in diesem überfüllten Aufenthaltsraum ihre Übungen gemacht, immer wieder versucht die Leute aufzumuntern, damit diese auch mehr Elan zeigten. Selbstverständlich erfolglos. Danach hatte Lee Neji in ein Gespräch nach dem anderen verwickelt. Leider verstrich die Zeit dadurch nicht wirklich schneller. Wie zähflüssiger Sirup tropfte sie dahin, deutlich langsamer als die Regentropfen an den Fensterscheiben. Viele der Ninjas in diesem Raum hier sahen gelangweilt drein oder unterhielten sich. Doch nach so vielen Stunden waren bereits etliche Gespräche verstummt und der Langeweile gewichen. Deswegen sollte sich Neji eigentlich nicht viel dabei denken, dass Tenten wieder nur schweigsam neben ihm saß und mit ihren Gedanken weit weg zu sein schien. Dennoch konnte er nicht anders, als sich Sorgen machen. Bereits bei ihrer morgendlichen Begrüßung hatte die junge Frau abgelenkt gewirkt. Außerdem waren Neji die dunklen Augenringe aufgefallen, die als dunkle Schatten auf der hellen Haut lagen und einen deutlichen Kontrast dazu abgaben. Etwas war passiert. Nur wusste der Hyuuga nicht was und wie schlimm es war. Er bezweifelte das es etwas Gutes war. Bevor die ganze Sache mit Sakura geschehen war, hätte Tenten sich ihm eventuell anvertraut. Jetzt jedoch blieb Neji lediglich abzuwarten und zu hoffen, dass seine beste Freundin sich ihm öffnen würde. Eine Frau in seinem Leben, die bereits große Probleme hatte, reichte ihm. Später sollte er besser noch einmal einen Versuch starten, Tenten in ein Gespräch zu verwickeln. Selbst wenn es nur über etwas Belangloses war, wäre es immer noch besser, als sie so dasitzen zu sehen. Nun, wenigstens machte sich Neji so keine Sorgen um Sakura und dachte auch nicht an deren Treffen mit Sasuke. Nun, zumindest bis jetzt. Neji war mehr als erleichtert gewesen, dass Sakura ihm von sich aus ein wenig von dem Treffen erzählt hatte. Allerdings hatte er gleichzeitig nicht wirklich etwas davon wissen wollen. Zu groß war seine Sorge gewesen, der Eifersucht nachzugeben und das erstbeste zu sagen, was ihm durch den Sinn kam. Und das wären eindeutig verletzende Worte gewesen, die er daraufhin sofort bereut hätte. So wie der gestrige Abend verlaufen war, war es schon in Ordnung gewesen. Ohne Sasuke wäre er noch besser gewesen. Fast so wie in der Zeit, bevor der Uchiha in Konoha aufgetaucht war. Vor allem brachte die Erinnerung an den Kuss mit Sakura sein Blut in Wallung, selbst jetzt, wo er hier mit so vielen gelangweilten Ninjas saß, die alle nur das Ende ihrer Arbeitszeit herbeisehnten. Wenn Neji so an den Kuss zurückdachte, war es nicht nur reine Leidenschaft gewesen, die diesen Kuss geprägt hatte. Nein, auch Verzweiflung. Zumindest bildete sich Neji das im Nachhinein ein. Es war wohl ganz gut gewesen, dass sie beide den Kuss beendet hatten, ohne das mehr geschehen war. Selbst jetzt konnte Neji nicht sagen, wer von ihnen beiden zuerst den Kuss beendet hatte. Viel zu sehr war er darin gefangen gewesen. Es hätte auch nicht mehr viel benötigt gehabt, bis er seine letzte Selbstbeherrschung über Bord geschmissen hätte. Dann hätte sich Neji nicht länger zurückhalten können. Gott, wie lange sehnte er sich schon danach endlich Sakura zu der Seinen zu machen. Nicht nur mit Mund und Händen ihren Körper zu verwöhnen. Er wollte sie ganz haben. Und doch hätte es alles nur verkompliziert, wären sie letzte Nacht so weit gegangen. Obwohl Neji eifersüchtig war, wenn er daran dachte, dass Sasuke Sakura alleine nachts traf, hatte er jetzt nicht das Gefühl, dass Sakura mit dem Uchiha genau dasselbe anstellte wie mit ihm. Vielleicht wollte Neji sich das auch nur einreden, damit er nicht vollkommen durchdrehte, wenn sich die Beiden nachts trafen. „Schaffst du das auch?“ Mit gerunzelter Stirn drehte sich Neji um. Gerade war er noch so in seine Gedanken versunken gewesen, dass er komplett vergessen hatte wo er sich befand und plötzlich strömte die ganze Umgebung, mit all ihren Geräuschen, Gerüchen und Empfindungen auf ihn ein. Fragend sahen zwei dunkle Augenpaare ihn an. Beide Augenpaare wurden von fast identischen, buschigen Augenbrauen gekrönt. Lee und Gai, wer sonst? Noch immer konnte Neji nicht verstehen, wie diese zwei Paradiesvögel nicht miteinander verwandt sein konnten, so ähnlich sahen und verhielten sie sich. Vor allem konnte er nicht verstehen, warum sie ihn zu ihrem neuen Opfer auserkoren hatten. Wahrscheinlich hatte er seine Deckung fallen lassen. Selbst Schuld, wenn er so in Gedanken an letzte Nacht versunken gewesen war. „Also Neji, wirst du dich mit Lee messen?“ „Komm schon. Bitte.“ „Du wirst doch nicht klein bei geben.“ Neji hatte keine Ahnung worum es hier ging. Allerdings jagten ihm die ambitionierten Gesichter von Lee und Sensei Gai einen kalten Schauer über den Rücken. Sicherlich wollten sie irgendeine Art von Wettkampf bestreiten. Hoffentlich konnte sich Neji da rauswinden…. Obwohl Hinata mit hochrotem Kopf dasaß und Außenstehende den Eindruck bekommen konnten, sie befinde sich in einer unangenehmen Situation, konnte es nicht schöner für sie sein. Im Gegensatz zu ihrem Cousin, der von seinem Team genervt wurde, fand sie den heutigen Regentag einfach wunderschön. Es war wohl der schönste Tag dieser Woche. Dabei lag es nicht daran, dass sie hier alle saßen und die meisten sich langweilten. Es lag schlicht und ergreifen an Naruto, der neben ihr breit grinsend saß. Natürlich hatten sie nicht den ganzen Tag miteinander verbracht. Hinata hatte sich ein wenig mit ihren Teamkameraden unterhalten und Naruto mit Sai. Momentan döste Shino allerdings vor sich hin, während Sai in ein Buch vertieft war und Kiba mit dem wirklich groß gewordenen Akamaru ein paar Tricks übte. Während Hinata zwar immer wieder mal zu Naruto hinübergesehen hatte, hatte sie sich dennoch nicht getraut zu ihm hinzugehen. Als er es dann stattdessen getan hatte, war Hinata überglücklich gewesen. Sie war es jetzt noch immer, obwohl das alles vor ein paar Stunden geschehen war. Und noch immer klopfte ihr Herz wie wild. Es wollte sich einfach nicht beruhigen. Wie denn aber auch? Naruto sah einfach so süß und frech aus, wenn er sie anlächelte. Einerseits so unbeholfen und doch voller Zuversicht. Und erst seine Augen… Ein leiser, verträumter Seufzer entfuhr Hinata. Kaum realisierte sie es, wurden ihre Augen groß und ihr Gesicht noch roter. Falls das irgendwie noch möglich war. Narutos Augen weiteten sich genauso. Eher schreckhaft. „Oh, Hinata, ich langweile dich doch nicht oder? Oh Mist, das tut mir echt total Leid! Ich quatsch dich eh schon die ganze Zeit zu.“ „N-nein! Das ist schon in O-ordnung. Ich rede gerne mit d-dir“, beeilte sich Hinata zu sagen. Sie war sogar recht froh, dass ihre Stimme nicht so leise und unsicher klang wie sonst. Genauso stotterte sie weniger. Zumindest kam es ihr so vor. Nur leider hatte stotterte sie immer noch ein wenig. „Ah, wirklich? Da bin ich aber froh“, erklärte da Naruto und grinste breit, während seine Hand auf seinem Hinterkopf ruhte. Schüchtern lächelte Hinata ihren blonden Gegenüber an. Der gestrige Abend war einfach wunderschön gewesen. Sie beide waren zwar kein Paar, aber dieses Wochenende würden sie ein Date haben. Ein Date! Wer hätte es je für möglich gehalten, dass sie, Hinata Hyuuga, ein Date mit ihrem großen Schwarm haben würde! Bei dem Gedanken daran, musste Hinata unweigerlich verträumt lächeln. Wenn alles gut lief, würden sie womöglich bald ein Paar werden. Es war ein wenig Schade, dass sie sich bereits ihre Gefühle gestanden hatten und sich beziehungstechnisch nicht viel getan hatte. Aber wenigstens hatten sie ein Date! „Woran denkst du? Du siehst so glücklich aus.“ Hinata wurde bei dieser Aussage nur noch heißer. Ihr Kopf dampfte sicherlich bereits schon. Dennoch verschwand ihr Lächeln nicht. Stattdessen blickte sie kurz Naruto an. Sie hatte auch keinerlei Idee, woher sie dieses Selbstbewusstsein nahm. Allerdings hörte sie sich sagen: „Ich habe an unser D-Date am Wochenende gedacht.“ Kurz blickte Naruto überrascht drein. Dieses Mal waren es allerdings die Wangen des blonden Chaoten, die sich leicht rot verfärbten. „Ach, wirklich?“ Jetzt war es Hinata natürlich peinlich, was sie da von sich gegeben hatte. Zurücknehmen ging nur leider nicht mehr. Dennoch schlug ihr Herz schneller, als Naruto gut gelaunt, aber leicht peinlich berührt lachte. Sie war nur froh, dass niemand etwas von ihrer Unterhaltung mitbekommen hatte. Um das Thema zu wechseln, sagte Hinata das erstbeste, was ihr einfiel. „Neji sieht aus, als hätte er Probleme.“ Daraufhin wandte Naruto den Kopf und richtete seinen Blick auf den älteren Hyuuga. Dieser blickte genervt drein, während Lee und dessen großes Vorbild, Sensei Gai, auf ihn einredeten. Voller Elan natürlich. Naruto konnte regelrecht die Flammen der Leidenschaft in ihren Augen auflodern sehen. Erneut lachte er los, dieses Mal etwas unbefangener. „Ja, scheint so. Sollen wir ihn retten?“ „Ich denke, er kommt damit schon klar. A-aber wir sollten deine Idee im Hinterkopf b-behalten.“ Breit grinste Naruto die Hyuuga an, die ihm widerum ein kleines Lächeln schenkte. Jetzt, wo sie wusste das Naruto sie auch mochte, fiel es ihr bereits deutlich leichter mit ihm zu reden. Ja, sie genoss es regelrecht. Das Date am Wochenende würd einfach fantastisch werden. Das wusste Hinata tief in ihrem Herzen. Trotz Regenschirm und trotz der Tatsache, dass es Ende Juni war, fröstelte Tenten, als sie mit großen, zügigen Schritten durch die Straßen Konohas ging. Das Gewitter war bereits deutlich schwächer geworden. Blitz und Donner hatten aufgehört. Dennoch regnete es immer noch. Es hatte nicht einmal aufgehört. Den kompletten Tag über hatte es wie aus Eimern geschüttet. Ab und an wehte zusätzlich ein heftiger Wind. Das war nicht nur ärgerlich und lästig für Mensch und Tier, sondern brachte auch die Kanalisation an seine Grenzen. Vor allem in tiefer gelegenen Gebieten staute sich das Wasser langsam auf, da es nicht länger in die Abwasserkanäle laufen konnte. Der ein oder andere Keller würde diese Nacht wohl volllaufen. Auch der ein oder andere Bach wurde größer, das Wasser reißender und trat über die Ufer, was genauso wenig half und nur zu weiteren Überflutungen führte. Dennoch würde es in dieser Nacht nicht ausarten. Keine schwereren Überflutungen würde es geben. Vor allem auch deswegen, weil ein paar Ninjas – vor allem diejenigen mit einer Wasseraffinität – heute Nacht draußen standen und in den betroffenen Gebieten halfen das Wasser umzuleiten. Tenten hatte ein wenig Mitleid mit diesen Leuten, dennoch gehörte es zu deren Job. Nicht jeder, der ein Ninja war, war auch automatisch an Missionen beteiligt. Einige waren bei der Brandbekämpfung tätig, andere wurden bei Wasserproblemen benötigt und wieder diejenige, die eine gute Verbindung zur Erde hatten, waren für den Mauerbau und dessen Instanthaltung zuständig, damit Konoha immer geschützt werden konnte. Natürlich gab es noch deutlich mehr Einsatzgebiete für diese Ninjas. Diese Leute hatten sich sozusagen auf Krisen spezialisiert. Sie mochten nicht die besten Kämpfer sein, deswegen waren sie aber nicht weniger wichtig als diejenige, die auf Missionen gingen und deswegen das Dorf verlassen mussten und in feindliches Gebiet eindrangen. Genau das würde Tenten jetzt auch tun. Im übertragenen Sinne natürlich. Das Hyuuga-Anwesen würde das feindliche Gebiet darstellen. Ihr Gegner, Sakura. Gut, selbstverständlich würden sie nicht gegeneinander kämpfen. Das schlechte Wetter und das viele Nachdenken hatte Tentens Stimmung wohl etwas Dramatisches verliehen. Dennoch würde es ein Kampf für sie werden. Immerhin würde sie ihre ehemals beste Freundin mit einem ziemlich großen Problem konfrontieren müssen. Sie konnte nur hoffen, dass Sakura bereit war mit ihr zu reden. Tenten verspürte wenig Lust ihre einstige Freundin an die Hokage ausliefern zu müssen. Allerdings würde sie auch nicht zögern, falls es die Situation erforderte. Dennoch hoffte sie sehr das Sakura kooperieren würde. Wenn sich Sakura selbst stellte, würde es sicherlich einfacher für den weiteren Verlauf werden. Niemand beachtete Tenten, wie sie durch die Straßen Konohas ging. Es war sowieso kaum jemand draußen unterwegs. Lediglich die armen Säue, die hatten arbeiten müssen, beeilten sich jetzt nach Hause zu kommen. Niemand achtete da groß auf die eigene Umgebung. Da fiel es auch nicht weiter auf, dass Tenten schneller als üblich ging. Es hatte jedoch nichts mit dem Wetter zu tun. Die brünette Kunoichi wollte mit Sakura reden, bevor Neji auftauchte. Das war der Grund für ihren zügigen Schritt. Als ihre Arbeitsschicht für heute beendet war, hatte das Glück Tenten in die Karten gespielt. Während sie sich schnell verabschiedet hatte, konnte Neji nicht dasselbe tun. Lee und Sensei Gai hatten ihn in Beschlag genommen. Er sollte als Schiedsrichter fungieren, bei irgendeinem dieser idiotischen Wettkämpfe zwischen  dem Biest von Konoha und dessen Miniaturversion. Wenigstens hatte Neji sich herausreden können selber an dem Wettstreit teilnehmen zu müssen. Wie lange er da allerdings festhing, wusste sie nicht. Sie sollte nicht mit zu viel Glück rechnen. Daher war Tenten froh, als die Umrisse des Hyuuga-Anwesens in Sicht kam. Allerdings nicht nur. Auch Bauchschmerzen und das Verlangen einfach wegrennen zu wollen, gesellte sich dazu. Ebenso Schuldgefühle. In kurzer Zeit – es war Tenten viel zu schnell gegangen – war sie auf dem Anwesen angekommen. Sekunden später stand sie bereits vor der Haustür. Vor lauter Aufregung und Nervosität hatten ihre Hände angefangen zu schwitzen. Ihr Herz raste. Tief atmete Tenten ein und aus. Dann noch einmal. Die linke Hand streckte sie aus. Kurz bevor ihr Zeigefinger den Knopf der Klingel drücken konnte, zögerte sie. Der ausgestreckte Finger schwebte in der Luft. Sollte sie das wirklich tun? Es konnte so vieles schief gehen. Im schlimmsten Fall musste sie ihre Freundin ausliefern. Egal was zwischen ihnen beiden vorgefallen war, an sich war Sakura immer eine gute Freundin gewesen. Jemanden, auf den man sich verlassen konnte. Was würde Sakura in einer solchen Situation tun? Das Gespräch suchen, entschied Tenten für sich. Egal was kommen mochte, Tenten konnte nicht einfach wieder gehen, wenngleich ihr das viel besser gefiel. „Aber es muss sein“, murmelte die junge Frau zu sich selbst, versuchte sich Mut zusammen. Ohne weiteres Zögern drückte Tenten den Knopf. Von draußen konnte sie das Klingeln im Innern des Hauses hören. Egal was nun kommen würde, sie musste sich dem stellen.   Bei dem Wetter half ein gutes Buch, eine kuschelige Decke und ein warmes Getränk. Ein heißer Kakao in ihrem Fall. Und obwohl es Ende Juni war, in der Decke eingekuschelt ein Buch zu lesen war doch sehr gemütlich. Da sie bereits seit Stunden las, hatte Sakura das Buch beiseite gelegt und streckte sich ausgiebig. Sie war sehr von der Geschichte gefesselt gewesen. Sie hatte das Buch heute erst angefangen, dennoch war sie fast schon zur Hälfte damit fertig. Das gut 800 Seiten dicke Buch würden wohl bald preisgeben wer der Mörder in diesem Krimi war. Nachdem Sakura auch bereits zwei große Tassen heißen Kakao und eine Kanne Tee getrunken hatte, meldete sich ihre Blase. Unter der Decke war es so kuschelig, dennoch schob sie diese beiseite und stand auf. Anschließend streckte sich Sakura erneut. Ausgiebig reckte sie die Arme in die Höhe, sodass es sogar leicht in ihrem Rücken knackste. Erst dann huschte die junge Frau auf die Toilette. Noch während die Spülung lief, stand Sakura am Waschbecken und wusch sich die Hände. Ihre Gedanken wanderten zu Hanabi, während das warme Wasser ihre Hände umspielte. Der Jüngsten des Hyuuga-Clans ging es bereits deutlich besser. Der Husten war noch vorhanden. Er war ziemlich hartnäckig. Solange dieser nicht abgeklungen war, konnte Sakura, wegen ihrer Schwangerschaft, nicht zu der kranken Hyuuga. Aber sicherlich würde sie nächste Woche wieder ihr Training aufnehmen können. Mit Beendigung dieses Gedanken, stoppte Sakura das Wasser und trocknete ihre Hände an einem weißen, flauschigen Handtuch ab. Anschließend ging sie wieder zurück in ihr Zimmer. Auf der Bettkante ließ sie sich nieder. Das Einzige, was diesen überraschenden freien Tag noch hätte besser machen können, wäre es gewesen ihn mit Neji zu verbringen. In seinen Armen liegend wäre es sicherlich noch gemütlicher gewesen. Obwohl es nicht mehr lange dauerte und Neji bald nach Hause kam, vermisste Sakura ihn. Sie wollte mit ihm reden, mit ihm lachen und ihn einfach nur sehen. Vor allem nach gestern Nacht. Natürlich dachte sie auch an Sasuke. Bei diesem schlechten Wetter machte sie sich selbstverständlich Sorgen um ihn. Immerhin war er draußen. Ungeschützt. Hoffentlich hatte er irgendwo einen Unterschlupf gefunden. „Natürlich hat er das. Immerhin geht es hier um Sasuke“, sprach Sakura zu sich selbst. Unbewusst fuhr sie dabei auch mit ihrer rechten Hand über ihre kleine Wölbung ihres Bauches. Der Vater ihres Babys war ein wahres Genie. Ein Naturtalent. So ein schlechtes Wetter war ein Klacks für ihn. Warum nur konnte Sasuke nicht auch ein Naturtalent im Umgang mit anderen Menschen sein? Aber alles konnte man wohl nicht haben. Genauso wenig konnte Sakura darauf hoffen, dass Sasuke anstandslos nach Konoha zurückkehrte und sich um sein Kind kümmerte, während es für Neji selbst auch kein Problem darstellte. Das war wohl ein Traum, der nie in Erfüllung gehen würde. Die beiden Männer würden wohl immer ein Problem miteinander haben. Nun, natürlich nur solange Neji ihr nicht den Rücken zukehrte und sie verließ. Obwohl Sakura dann ohne weitere Probleme mit Sasuke zusammen sein konnte. Nur gefiel ihr dieser Gedanke gar nicht so sehr wie noch vor einem Jahr. Bevor Sakura sich in ihren Krimi vertieft hatte, war genug Zeit geblieben um über ihr kleines Männerproblem nachzudenken. Es hatte sehr geholfen. Vor allem Inos Ratschlag. So einiges war der Schwangeren klar geworden und sie hatte eine wichtige Erkenntnis gehabt. Sie wollte Sasuke retten. Wie all die Jahre zuvor auch schon. Doch das Rennen um ihr Herz verlor der Uchiha so langsam. Ach was, er hatte es schon verloren, stellte Sakura fest. Sie wollte nicht die zweite Geige spielen, sich immer Sorgen machen, ob er nicht wieder abhauen würde. Sie hatte Sasuke geliebt. Jahrelang. Er würde immer einen Teil ihres Herzens beanspruchen. Immerhin war er ihre erste große Liebe gewesen. Aber in all den Jahren war aus der Liebe, durch stetige Zurückweisung und Sorge um ihn, eine Freundschaft geworden, die sie mit dem verliebt sein verwechselt hatte. Neji hatte ihr das nicht nur klar gemacht. Er hatte ihr auch eine Zukunft gezeigt, die sich Sakura nicht nur vorstellen konnte, sondern die sie auch wollte. Es mag nicht gerade der konventionelle Weg gewesen sein, wie sie sich ineinander verliebt hatten, aber so war es nun einmal. Wäre Sasuke nicht aufgetaucht, hätte sie es sicherlich viel früher bemerkt. Doch wegen Sasuke waren so viele Erinnerungen und Gefühle wieder hochgekommen, dass sie sich selbst in der Vergangenheit und Gegenwart verstrickt hatte. Sowenig Sakura die Nummer zwei sein wollte, würde es Neji ebenso wenig sein. Dank des Gespräches mit Ino und dem gestrigen Tag, war es der Schwangeren erst richtig bewusst geworden. Nur Neji ließ ihr Herz schneller schlagen. Wenn sie nicht mit dem Hyuuga zusammen war, dachte sie an ihn. Sakura würde ihre Entscheidung oder besser Erkenntnis noch heute Neji mitteilen. Das hatte sie sich geschworen. Sasuke hatte ebenso ein Recht darauf die Wahrheit zu wissen, wenngleich sie dadurch befürchten musste, dass er wieder verschwand. Einerseits mit freudiger, andererseits aber auch nervös und mit Sorge, fieberte die junge Kunoichi daher dem Ende von Nejis Schicht entgegen. Bevor Sakura weiter darüber nachdenken konnte, wie sie Sasuke zum Bleiben überreden konnte, klingelte es an der Tür. Stirnrunzelnd stand Sakura wieder auf. Dann würde sie wohl mal besser die Tür aufmachen. Neji war es sicherlich nicht. Immerhin hatte dieser einen Schlüssel. Nicht lange nach dem Klingeln konnte Tenten Bewegung in dem Anwesen ausmachen. Ein kleines Poltern, das Knallen einer Tür und letztendlich schnelle Schritte auf einer Treppe erklangen. Sekunden danach ging die Tür auch schon auf. „Hallo“, wurde Tenten auch sofort gut gelaunt begrüßt. Das Erste, was sie von Sakura sah, waren die rosafarbenen Haare, anschließend ein freundliches Lächeln, bis letztendlich die schwangere Kunoichi gänzlich in der Tür erschien. Bei Tentens Anblick verschwand das Lächeln und die grünen Augen wurden vor Überraschung kurz groß. Tenten konnte es Sakura nicht verübeln. Sicherlich hatte sie mit ihr als allerletztes gerechnet. „Hey Tenten. Neji ist noch nicht da“, begrüßte die Kunoichi sie, blickte aber inzwischen wieder normal drein. „Ich wollte nicht zu Neji“, erklärte diese. „Darf ich reinkommen?“ „Natürlich.“ Schweigend trat Sakura beiseite. Kaum das Tenten das Haus betreten hatte, wurde die Tür hinter ihr wieder geschlossen. „Wirklich scheiß Wetter.“ „Ja.“ Schweigen entstand zwischen den zwei jungen Frauen. Es war ziemlich drückend und unangenehm. Keiner wusste so recht, was er sagen sollte, geschweige denn wohin sie sehen sollten. Während Tenten ihren Blick durch den Flur schweifen ließ – eine Garderobe mit Jacken daran, eine kleine Kommode, wo wahrscheinlich Krimskrams aufbewahrt wurde, ein paar Schuhe, die ordentlich in einer Reihe auf dem Boden standen – hatte Sakura ihren auf den Boden geheftet. Sie beide vermieden es sich gegenseitig anzusehen. Ihnen beiden war die Situation nicht ganz geheuer. Aber Tenten war wegen etwas Wichtigem gekommen. Am besten brachte sie es schnell hinter sich, bevor sie noch mehr Zeit mit uninteressantem Smalltalk verbrachten und Neji auftauchte. „Ich habe dich gestern mit Sasuke gesehen“, platzte es da plötzlich aus ihr heraus. Abrupt ruckte Sakuras Kopf in die Höhe. Aus großen, weit aufgerissenen Augen blickte sie Tenten geschockt an. Jetzt, wo sie erst einmal angefangen hatte, wollten die Worte nur so aus ihr heraussprudeln. „Gestern Abend. Ich war gerade Joggen gewesen. Sakura, wie kannst du so was nur tun? Du weißt doch das er ein….“ „Scht! Leise! Nicht hier“, wurde Tenten hektisch, fast schon panisch, unterbrochen. Als die Brünette innehielt, nutzte Sakura die Gelegenheit und sagte entschieden: „Wir reden draußen. Warte kurz.“ Ohne auf eine Reaktion seitens Tentens zu warten, eilte die Schwangere die Treppe nach oben. Ihr Herz raste. Sämtliches Blut war aus ihrem Gesicht gewichen. Verdammt, wie hatte das passieren können? Sie hatte gestern nicht einmal mitbekommen, dass Tenten sie beobachtet hatte. Sie musste die ganze Sache klären. Dringend. Scheiß auf die Anordnung von Tsunade. Sakura würde Nejis Teamkameradin die Wahrheit erzählen. Tenten durfte nicht zu der Hokage gehen oder zu sonst irgendjemandem. Das würde alles kaputt machen. Sasuke würde wieder abhauen. Er wäre weg ohne das sie eine Chance hätte etwas zu tun. Wegen ihrer Beziehung zu Neji machte sich Sakura nicht einmal so große Sorgen. Immerhin wollte sie ihm heute sagen, dass er ihre Nummer eins war und sonst niemand. Dass niemand zwischen ihnen stand und Sasuke keine Rolle in ihrer Beziehung spielen würde. Dass sie ihn liebte. Aber sie durfte ihren alten Teamkameraden nicht verlieren. Ansonsten wäre Sasuke für immer verloren. Es war seine letzte Chance auf ein Leben mit Zukunft. Das wusste Sakura einfach. Ihr Gefühl sagte ihr das. Und genau deswegen musste sie Tenten überreden und überzeugen, dass sie den Mund hielt. Kaum war Sakura in ihrem Zimmer angekommen, riss sie den Schrank regelrecht auf. Hektisch durchsuchte sie ihn, bis sie ihre alte, gelbe Regenjacke fand. Sie mochte die Jacke nicht, dennoch würde sie ihren Zweck erfüllen. Sakura musste keinen Schönheitspreis gewinnen. Sie wollte lediglich nicht krank werden. Ohne die Schranktüren wieder zu schließen, eilte die schwangere Kunoichi wieder aus dem Zimmer. Als sie mit Schwung um die Ecke schoss, stolperte sie kurz, fing sich jedoch wieder. Sie wollte so schnell wie möglich zurück zu Tenten, damit ja niemand vom Hyuuga-Clan sie zwei entdecken würde und etwas von dem Gespräch mitbekam. Hoffentlich tauchte Neji bald auf. Er wäre ihr sicherlich eine große Hilfe. Auf ihrem Weg zur Treppe begann Sakura bereits in ihre Regenjacke zu schlüpfen. Den rechten Arm hatte sie schon durchgesteckt, als ihr Fuß die oberste Treppenstufe erreichte. Eilig ging sie weiter, ja, sie rannte regelrecht. Den Blick hatte sie dabei immer fest auf die Brünette gerichtet, die im Hausflur wartete. Sakuras Herzschlag beschleunigte noch mehr. Ihre Gedanken überschlugen sich. Irritiert runzelte sie die Stirn, als sie die weit aufgerissenen Augen ihrer einstigen Freundin sah. Bevor Sakura ganz verstand was los war, realisierte sie, dass ihr Fuß ins Leere getreten war. Mit halb angezogener Regenjacke, fiel sie die Treppe hinunter. Aus reinem Instinkt heraus schlang sie die Arme schützend um ihren Bauch, als sie ihr Gleichgewicht verlor und auch schon mit dem Kopf voran gegen die Wand fiel. Ein helles Licht explodierte in ihrem Kopf. Den lauten Schrei Tentens nahm sie nur noch wie durch Watte war. Durch den Zusammenstoß mit der Wand, ruckte ihr Körper unkontrolliert zurück. Dann kam der nächste Aufprall. Mit Schultern und Rippen schlug sie seitlich nach hinten gegen die Stufen auf. Dabei wurde ihr alle Luft aus den Lungen gepresst. Direkt darauf schlug ihr Hinterkopf wieder gegen etwas Hartes. Sakura wusste nicht wogegen. Sie nahm noch war, dass ihr Körper wieder nach oben geschleudert wurde. Das Einzige, worum sie sich sorgte, der einzige Gedanke, der in ihr existierte, galt der Sorge um ihr Ungeborenes. Dann wurde auch schon alles schwarz um Sakura, sie bekam nicht einmal mehr mit, wie sie mit dem Kopf voran die komplette Treppe hinunterfiel, denn die Welt um sie herum war bereits in der Dunkelheit der Bewusstlosigkeit verschwunden. Kapitel 27: Angst und Verzweiflung ---------------------------------- Alles spielte sich wie in Zeitlupe ab. Zeitgleich war Tenten wie versteinert. Sie konnte nicht einen einzigen Finger bewegen. Stattdessen sah sie bewegungslos mit an, wie Sakuras Fuß eine Stufe verfehlte, sie ihr Gleichgewicht verlor und dadurch die Treppe hinunterfiel. Mit dem Kopf schlug sie mehrfach auf, ebenso wurde Sakura durch die heftigen Schläge wieder nach hinten gedrückt und schlug mit dem Rücken auf, nur um dann erneut nach vorne zu fallen. Obwohl Tenten mitansehen konnte, wie Sakura die Arme schützend um ihren Bauch schlang und sich nach vorne krümmte, konnte Tenten genauso gut sagen, in welchem Moment ihre Freundin das Bewusstsein verlor. Ihr ganzer Körper erschlaffte, die Arme lagen nicht länger schützend um den Bauch und Sakura fiel, wie ein nasser Sack, mit dem Kopf voran die letzten Stufen hinunter. Das war der Moment, in dem Tenten endlich aus ihrer Schockstarre gerissen wurde. Ihr Gehirn hatte sich vollkommen verabschiedet. Lediglich ihr Körper handelte noch instinktiv und wusste somit, was zu tun war. Das Chakra sammelte sich in ihren Füßen. Die wenige Meter zwischen ihnen überwand Tenten, dank des gesammelten Chakras, deutlich schneller, als wenn sie ohne losgerannt wäre. So schaffte sie es gerade noch Sakuras bewusstlosen Körper aufzufangen, bevor sie am Fußende der Treppe aufkommen konnte. Die Wucht, mit der Tenten ihre Freundin auffing, war sehr stark. Die Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und Tenten gab ein „Uff“ von sich. Zeitgleich musste sie in die Knie gehen, damit sie nicht selbst das Gleichgewicht verlor und umfiel. Vorsichtig legte Tenten Sakura anschließend auf den Boden. Sie war keine Ärztin und hatte, im Gegensatz zu vielen anderen Kunoichi, nie eine medizinische Ausbildung genossen. Natürlich kannte sie das grundlegende Wissen, wie man eine Blutung im Kampf stoppen konnte oder wie ein gebrochener Knochen gerichtet wurde. Allerdings fühlte sich Tenten in der jetzigen Situation komplett überfordert. Mit geschlossenen Augen lag Sakura da. Ihr Mund stand leicht offen. Ihr Brustkorb hob und senkte sich, langsam, aber gleichmäßig. Sie lebte, war der erste Gedanke, der voller Erleichterung durch Tentens Kopf schoss. Selbstverständlich konnte die Brünette einige Schürfwunden ausmachen, sowohl am Kopf, als auch an den Armen. Einen gebrochenen Knochen konnte sie auf die Schnelle nicht sehen. Auch keine anderen größeren Verletzungen. Nur was Tenten am meisten besorgte, war die Tatsache, dass Sakura so oft mit dem Kopf und Rücken auf die Stufen und die Wand gefallen war. Blitzschnell zog Tenten ihre nasse Jacke aus und bettete Sakuras Kopf darauf. Auf keinen Fall durfte sie die Bewusstlose zu viel bewegen. Wenn eine Verletzung an der Wirbelsäule vorlag, konnte jede Bewegung schädlich, ja sogar tödlich, sein. Allerdings hatte Tenten auch gehört, dass man den Kopf stützen sollte. Mehr wagte die junge Kunochi nicht zu tun. Sie wollte Sakura nicht noch irgendwie schaden und verletzen. Aber sie konnte versuchen, Sakura aufzuwecken. Das Herz schlug so heftig, Tenten glaubte, es würde ihr gleich aus der Brust springen. Das Adrenalin wurde nur so in ihr Blut gepumpt und durch den ganzen Körper transportiert. Sie stand unter Strom. In einer Kampfsituation war dies hilfreich, jetzt jedoch fühlte sich Tenten einfach nur hilflos. Ihre Hände zitterten, als sie vorsichtig mit der rechten Hand gegen die Wange ihrer Freundin schlug. „Sakura, wach auf. Sakura, komm schon!“ Immer wieder wiederholte Tenten dies. Mit der Zeit überschlug sich Tentens Stimme panisch, als sich bei der Bewusstlosen nichts regte. Mehrfach rief sie auch einfach nur in das Haus hinein nach Hilfe. Nichts geschah. „Telefon“, schoss es Tenten durch den Kopf. Ruckartig stand die junge Frau auf. Hektisch sah sie sich um. Verdammt, wo war das Telefon? Und warum war hier niemand? Hatte sie denn wirklich niemand gehört? Von ihrer Hilflosigkeit selbst überrascht und erschüttert, ging Tenten ein paar Schritte in das Haus hinein. Plötzlich sah sie eine junge Frau, die mit ihren schwarzen Haaren und den blassen, großen Augen, die typisch für die Hyuuga waren. Besorgt kam die junge Frau auf Tenten zu. Bevor der Neuankömmling nachfragen konnte, was denn los war, entdeckte sie auch schon Sakura, die bewegungslos auf dem Boden lag. Vor Schreck weiteten sich die blassen Augen. Das Blut wich aus ihrem sowieso schon blassen Gesicht und wurde noch weißer. „Ein Telefon. Schnell!“ befahl Tenten und war einfach nur froh, nicht länger alleine zu sein. Sonst war sie immer so selbstbewusst und sicher. Sie wusste in der Regel was zu tun war. Aber das sie so die Fassung verlor, machte Tenten noch hilfloser, als sie sich ohnehin schon fühlte. Dankbar dafür, dass die junge Frau nicht nachfragte was geschehen war, sondern einfach, nach einem verstehenden Nicken, wegging, wartete Tenten auf deren Rückkehr. Obwohl es nur wenige Sekunden dauerte, zogen sich diese für sie in die Länge und fühlten sich an wie Stunden. Vorsichtshalber war Tenten wieder zu Sakura zurückgekehrt und hatte erneut versucht sie aufzuwecken. Ohne Erfolg. „Ich habe bereites die Notrufnummer gewählt“, hörte Tenten da und nahm dankbar das Telefon entgegen, was ihr auffordernd hingehalten wurde. „Danke“, sagte sie an die Hyuuga gewandt und wartete darauf, dass jemand am anderen Ende der Leitung abnahm. Er wusste nicht was schlimmer war. Das schlechte Wetter, die daraus resultierende Langeweile, weil es keine Arbeit gab oder die Tatsache, dass Lee und Sensei Gai ihm gehörigen auf den Sack gegangen waren. Neji konnte sich da nicht so ganz entscheiden, während er sich auf dem Heimweg befand. Na, wenigstens hatte das Unwetter ein wenig nachgelassen. Das war doch schon mal etwas. Allerdings kam er auch deutlich später nach Hause, als geplant. Wobei Hinata wohl noch später kommen würde. Als Neji, bereits verspätet, das Hokage Gebäude verlassen hatte, waren Hinata und Naruto noch immer da gewesen und hatten miteinander geredet. Im Gegensatz zu ihm, der jedes Mal entscheiden musste, ob der Flirtspruch von Lee oder Sensei Gai besser war – es war wirklich eine sehr verstörende Erfahrung gewesen und er konnte nur hoffen, dass keine Frau sich jemals so etwas antun musste – genoss Hinata die Anwesenheit des blonden Chaoten. Neji hatte die zwei Verliebten daher nicht stören wollen und hatte sich alleine auf den Heimweg begeben. Wenigstens konnte er gleich Sakura sehen. Das war doch etwas, worauf er sich freuen konnte. Natürlich nur, wenn Sasuke nicht wieder einmal spontan aufgetaucht und seine Verlobte in Anspruch genommen hatte. Das Haus kam bereits in Sicht und Neji war einfach nur froh, gleich im Warmen sein zu können. Er war zu einem Entschluss gekommen. Auch wenn Sasuke Sakura heute womöglich treffen wollte, konnte er genauso gut einmal verlangen, einen Abend komplett mit seiner Verlobten zu verbringen. Immerhin war er für Sakura da und haute nicht immer ab, wenn es ihm passte. Wie er Sakura natürlich zu so etwas überzeugen sollte, wusste Neji noch nicht. Da konnte er sich auch gleich noch Gedanken machen. Jetzt jedoch war er erst einmal an der Haustür angelangt. In der Tasche kramte er nach seinem Schlüssel. Nach einigen Sekunden hatte er diesen gefunden und steckte ihn in das Haustürschloss. Einmal drehte er den Schlüssel um. Mit einem leisen Klick öffnete sich die Tür. Noch bevor Neji eintrat, schüttelte er den Regenschirm draußen aus und stellte ihn neben die Haustür. Dann erst trat er ein. Wie immer zog er seine Schuhe aus und hängte seine Jacke auf, die er im Sommer normalerweise nicht benötigte. Anschließend ging Neji weiter in das Haus hinein. Es war wirklich ruhig. Normalerweise kam Sakura und begrüßte ihn oder irgendjemand hantierte in der Küche herum. Jetzt jedoch konnte Neji nichts hören. Überhaupt nichts. So, als wäre er alleine im Haus. Dabei sollte man meine, bei einem so schlechten Wetter würde das Haus voller sein als sonst. Aber gut, Hinata war noch mit Naruto zusammen, Sakura war vielleicht noch auf der Arbeit oder schlief. Hanabi war bei diesem Wetter sicherlich nicht vor die Tür gegangen und lag womöglich auch noch im Bett. Wo sein Onkel war, wusste Neji natürlich nicht. Vielleicht war er geschäftlich außer Haus. Sich nichts weiter dabei denkend, ging Neji kurz in die Küche, um sich dort einen Tee zu kochen. Während er darauf wartete, dass das Wasser aufkochte, holte er sich eine Tasse und Teebeutel. Nach kurzer Zeit kochte das Wasser, womit er dann den Tee aufkochte. In fünf Minuten wäre sein Schwarztee fertig. Im Gegensatz zu vielen Leuten, die Zucker oder Milch zum Tee hinzugaben um ihn ein wenig zu süßen, mochte Neji seinen Tee stark. Da er nun fünf Minuten Zeit hatte, verließ Neji die Küche und ging ein Stockwerk nach oben in sein gemeinsames Zimmer mit Sakura. Für den Fall das sie schlief, versuchte er die Tür leise zu öffnen. Als er mit dem Kopf hineinlugte, stellte er überrascht fest, dass Sakura nicht da war. Ein weiterer Blick ins Badezimmer ergab dasselbe Ergebnis. Keine Sakura. Eifersucht wallte in Neji auf, als ihm nur eine Möglichkeit einfiel. Sie traf sich schon wieder mit Sasuke! Mit deutlich schlechterer Stimmung als noch vor Sekunden, ging der Hyuuga ungehalten aus seinem Zimmer. Verdammt, womit hatte er das eigentlich verdient? Da tat er alles für Sakura und wie dankte sie es ihm? Mal hielt sie ihm die Hand hin und kaum griff er danach, entzog sie ihm diese wieder! Energisch wollte Neji die Tür hinter sich zuknallen. Bevor er das jedoch tun konnte, lief er auch schon in jemanden hinein. Er hatte in seiner Rage ganz vergessen auf seine Umgebung zu achten. Aus einem Reflex heraus jedoch griff er mit seiner Hand nach vorne und bekam den Arm seines Gegenübers zu greifen und versuchte sowohl sein Gleichgewicht als auch das der anderen Person zu stabilisieren. Mit Erfolg. Neji stolperte zwar einen Schritt zurück, aber niemand fiel um. Erst dann ließ er seinen Blick zu der Person schweifen, wegen derer sie beide fast zu Boden gegangen wären. Den Blick musste der Hyuuga dafür ein wenig nach unten korrigieren. Dunkle, lange Haare, blasse, große Augen. Überrascht stellte Neji fest, dass seine Cousine Hanabi vor ihm stand. Zwar war seine Laune nicht besonders gut, dennoch entschuldigte er sich pflichtbewusst und grüßte seine Cousine freundlich. Der ernste Ausdruck, den Hanabi generell zur Schau trug, verschwand nicht, um ihn zu begrüßen, was normalerweise der Fall war. Im Gegenteil, Neji fand ihn sogar noch ernster als üblich. Auch wurde er von seiner jüngeren Cousine nicht gegrüßt. Das war mehr als untypisch für sie, denn trotz ihres eher ruhigen und strengen Charakters, war Hanabi in der Regel freundlich und gut erzogen. Das sie jetzt nicht so reagierte, versetzte Neji in Alarmbereitschaft. Irgendetwas war passiert. Das sagte ihm sein Bauchgefühl, auf das er sich bislang immer hatte verlassen können. „Was ist…“, begann der ahnungslose Hyuuga zu fragen, während seine Cousine ihrerseits bereits zu einer Erklärung ansetzte. „Sakura hatte einen Unfall.“ Neji machte sich nicht die Mühe darauf hinzuweisen, dass man Ältere nicht unterbrach, worauf sein Onkel immer sehr viel Wert legte. Im Gegenteil. Er spürte regelrecht wie sich sein Körper versteifte, seine Gesichtszüge wurden hart und bewegungslos, wie bei einer Maske. Unfälle hatten viele. Das hatte nicht viel zu heißen. Allerdings schien Sakura nicht daheim zu sein und das wiederum machte die ganze Situation beängstigend. Sein Herz befand sich in einem Schraubstock und wollte nicht mehr schlagen.  In seinen Lungen staute sich die verbrauchte Luft, wollte rausgelassen werden und baute deswegen einen schmerzhaften Druck auf. Ein Schreckensszenario jagte das andere. Neji verdrängte den Schmerz, konzentrierte sich auf das Hier und Jetzt und verdrängte die Gedanken an eine verletzte Sakura. Vielleicht ging seine Fantasie auch einfach mit ihm durch. Sakura ging es gut. Ganz sicher. Doch um sicher zu gehen, musste er Hanabi um mehr Informationen bitten. Die junge Hyuuga kam ihrem Cousin zuvor. Bevor Neji nachfragen konnte was los war, rissen ihre Worte dem Hyuuga den Boden unter den Füßen weg. „Sie ist die Treppe hinunter gefallen und liegt jetzt im Krankenhaus. Vater ist bei ihr. Ich sollte hier auf dich warten und mit dir…“ Hanabi schaffte es nicht ihre Erklärung zu beenden. Sämtliches Blut war Neji aus dem Gesicht gewichen. Sein Körper fühlte sich so schwach an, er glaubte jeden Moment zusammenzubrechen. Wenn Hiashi bei Sakura war, dann ging es ihr nicht gut. Andernfalls hätte das Oberhaupt des Hyuuga-Clans nicht einfach alles stehen und liegen lassen. Außerdem wusste Hanabi noch mehr. Das merkte er seiner Cousine einfach an. Doch selbst wenn sie jetzt mehr gesagt hätte, hätte Neji es wohl kaum verstanden, so laut rauschte das Blut in seinen Ohren und übertönte alles andere. Ja, für einen kurzen Moment glaubte Neji sogar, er würde gleich ohnmächtig werden, so sehr sorgte er sich. Dann jedoch nahm sein Körper endlich wieder seine Arbeit auf. Es hatte alles nur einen Sekundenbruchteil gedauert, in der sein Körper den Dienst verweigert hatte, dennoch hätte es fast gereicht, um den Hyuuga zu Boden zu schicken. Nun jedoch schlug das Herz wieder regelmäßig und stark, wenngleich ein wenig zu schnell. Seine Atmung setzte wieder ein und der Kohlenstoffdioxid wurde in seinen brennenden Lungen gegen frischen, lebensnotwendigen Sauerstoff ausgetauscht. Momentan wollte Neji nicht mehr wissen. Das einzige, worum es ihn nun verlangte, war Sakura zu sehen und sich zu vergewissern, dass es ihr gut ging. Ein Sturz von der Treppe…. Das war nicht allzu schlimm, redete sich Neji ein, während er wortlos an Hanabi vorbei und die Treppe hinunter ging. Kommentarlos folgte die jüngere Hyuuga ihm. Schweigend zogen sie sich ihre Schuhe und Jacken an. Aber, sagte eine kleine, pessimistische Stimme in ihm, starben die meisten Menschen doch bei einem Unfall im Haus. Bei ganz alltäglichen Dingen. Außerdem war Hiashi bei Sakura. Er musste zu Sakura. Sofort. Dieser Gedanke verdrängte alles, auch seine Ängste und Befürchtungen. Er musste jetzt daran glauben, dass alles gut war und Sakura nichts fehlte. Vor allem aber musste er so schnell wie möglich zu ihr. Energisch riss Neji die Haustür auf. Ohne Regenschirm eilte er hinaus, in den starken Regen hinein. Hanabi, mit einem Regenschirm, folgte ihm zügig. Allerdings rannte Neji regelrecht die Straßen entlang, sodass seine Cousine ebenfalls rennen musste, um mit ihm mitzuhalten. Es war ihm egal. Auch die Blicke der wenigen Leute, die draußen unterwegs waren ignorierte er. Ebenso den Regen, der ihn nach kurzer Zeit bis auf die Knochen durchnässt hatte und die Kälte, die sich in ihn hineinfraß. Hauptsache er war gleich bei Sakura. Es war das einzige, was für Neji noch zählte.   Das grelle Licht der Neonröhren war kalt. Ab und an summte eine Röhre kurz, flackerte auch einmal auf, ehe das kühle Licht ohne Störung den Flur weiter erhellte. Daneben waren lediglich die Regentropfen zu hören, die unaufhörlich auf die Erde, das Gebäude und gegen die Fensterscheiben prasselten. Die Luft war zum Schneiden dick. Sie war voller Anspannung geladen, genauso wie Tentens Nerven zum Zerreißen gespannt waren. Beim kleinsten Geräusche zuckte sie zusammen. Dabei handelte es sich bei diesen Geräuschen um nichts anderes als um Türen, die geöffnet oder geschlossen wurden. Allerdings nicht in unmittelbarerer Nähe. Hier, in dem Warteraum vor dem Operationssaal, befand sich niemand außer ihr und Hiashi Hyuuga. Es gab zwar mehrere Stühle, doch nur zwei wurden von ihnen in Anspruch genommen. Auch gab es einen kleinen, beigefarbenen Tisch, auf dem Zeitschriften lagen, doch weder Tenten noch das Oberhaupt des Hyuuga-Clans interessierten sich dafür. Keinerlei Geräusche drangen aus dem OP. Der Raum war mit einer großen, blauen zwei beschriftet und ein rotes Lämpchen über der Tür wies daraufhin, dass dieser Raum gerade benutzt wurde. Ansonsten unterschied sich die Tür, die dort hinein führte, kaum von einer anderen, ganz gewöhnlichen Tür. Nur hinter dieser Tür wurde gerade um ein Leben gekämpft. Nein, um zwei Leben, verbesserte sich die Kunoichi in Gedanken selbst. Jede einzelne Sekunde, die verstrich, kam Tenten wie eine Ewigkeit vor. Die Uhr, die in dem Warteraum angebracht war, schräg gegenüber von den Sitzmöglichkeiten, kam ihre wie eine Strafe vor. Als würde die Uhr sie verhöhnen und mit purer Absicht die Zeiger langsamer bewegen als sonst. Unruhig kaute Tenten auf ihrer Unterlippe herum. Mehrfach hatte sie bereits ihre Sitzposition geändert, aber gegen das Gefühl der Unruhe half das alles nicht. Genauso hatte sie versucht ein wenig in den Zeitschriften zu blättern, die vor ich lagen, nur um sich ein wenig abzulenken. Nichts half. Wenn Tenten die Augen schloss, sah sie Sakura vor sich, die bewusstlos auf dem Boden vor ihr lag. Auch sah sie, wie kurz nach ihrem Anruf, zwei Medizinninja in ihren weißen Uniformen gekommen waren. Einer hatte seinen Kopf auf Sakuras Brustkorb gelegt und überprüft ob ihr Herz noch schlug, während der andere den Puls gemessen hatte. Anschließend hatte einer von beiden das Chakra in seinen Handflächen gesammelt und eine Art Scan bei Sakura durchgeführt. Den Blick, den der Mediziner anschließend seinem Kollegen zugeworfen hatte, machte Tenten selbst jetzt noch Angst. Mit einer knappen Erklärung hatten sie Sakura auf eine weiße Trage gebettet, während Tenten hilflos daneben gestanden hatte. Die Hyuuga, die das Telefon organisiert hatte, war in der Zwischenzeit verschwunden. Kurz darauf kehrte sie allerdings mit Hiashi Hyuuga zurück, der mit den Sanitätern zusammen verschwand. Tenten hatte keine Ahnung gehabt, ob es in Ordnung war, dass sie mitging. Allerdings hatte niemand etwas gegenteiliges geäußert. Also war sie ihnen gefolgt. Selbst jetzt, in der Zeit, die sie hier nun zu zweit saßen und darauf warteten, dass Tsunade mit der Operation fertig wurde, hatte Hiashi nicht einmal das Wort an sie gerichtet. Tenten hatte auch keinerlei Ahnung wie es um Sakura stand. Bei ihrem Eintreffen, direkt hinter Nejis Onkel, hatte die amtierende Hokage bereits auf sie gewartet. Tenten hatte lediglich die Worte „Notoperation“ und „dringend“ vernommen, bevor Tsunade anschließend im Operationssaal verschwunden war. Das Tsunade die Operation durchführte, beruhigte Tenten ein wenig. Gleichzeitig führte es ihr jedoch auch vor Augen, wie schlecht es um Sakura stehen musste. Verdammt, das war alles ihre Schuld. Nur wegen ihr wurde Sakura jetzt operiert und schwebte womöglich in Lebensgefahr. Hätte Tenten Sakura nicht einfach so überrumpelt, wäre die schwangere Kunoichi wohl nicht in aller Eile die Treppe hinuntergerannt und letztendlich gestürzt. Am liebsten wollte Tenten losweinen. Auch wenn dies eigentlich nicht ihrer Art entsprach, fühlte sie sich vollkommen hilflos und schuldig. Sie konnte nichts tun, außer hier sitzen und beten, dass mit Sakura alles wieder in Ordnung kommen würde. Erneut zuckte die junge Frau zusammen, als eine Tür aufging und kurz darauf laut ins Schloss fiel. Auch konnte sie Schritte hören. Im Gegensatz zu den Malen zuvor jedoch kamen die Schritte immer näher. Als sie aufsah, weiteren sich ihre Augen. Neji, komplett von oben bis unten durchnässt, kam auf sie zu gerannt. Das Haar klebte ihm in Strähnen im Gesicht, Wasser tropfte davon herunter, floss über sein Gesicht und verschwand in seinem klitschnassen Oberteil. Ihr Teamkamerad sah aus, als hätte er vollkommen bekleidet eine Dusche genommen. Es schien ihn jedoch nicht zu stören. Tenten bezweifelte sogar, dass er es bemerkt hatte. Erst auf den zweiten Blick bemerkte Tenten die kleinere Hyuuga, die direkt auf Nejis Fuß folgte. Hanabi war also auch gekommen. Fehlte eigentlich nur noch Hinata. Ob sie wohl bereits Bescheid wusste? Nur kurz schweifte Nejis Blick zu Tenten. Sie wollte zu ihm, ihm sagen, was passiert war. Doch sein Onkel, der neben ihr saß, war bereits aufgestanden und auf Neji zugegangen. Bereits im Aufstehen begriffen, hielt Tenten mitten in der Bewegung inne und setzte sich wieder hin. Jetzt, wo Neji und Hanabi ebenfalls aufgetaucht waren, fühlte sich die brünette Kunoichi wie das fünfte Rad am Wagen. Sie war die einzige nicht-Hyuuga hier und fühlte sich vollkommen fehl am Platz. Nur am Rande nahm sie daher war, wie Hiashi knapp erzählte, was vorgefallen und nun aktueller Stand der Dinge war. Tenten, die bereits überlegte, ob sie kurz auf Toilette verschwinden sollte, nur um sich ein wenig zu sammeln, realisierte überrascht, wie sich Neji nun zwischen seinen Onkel und Tenten niederließ. Der junge Hyuuga wirkte deutlich blasser als sonst. Die Sorge stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. So sehr sich Tenten momentan selbst um Sakura sorgte, wurde ihr schmerzhaft bewusst, wie tief die Gefühle Nejis für die schwangere Frau gingen. Und ehe sich Tenten versah, erzählte sie Neji was vorgefallen war. Gerade so hatte sie sich noch davon abhalten können Sasukes Namen zu erwähnen. Noch mehr Chaos konnte hier momentan wohl niemand gebrauchen. Während sie erzählte was geschehen war, bemerkte sie erst nach einigen Augenblicken, dass sie angefangen hatte zu weinen. Es ignorierend, endete Tenten letztendlich ihre Schilderung mit einer Entschuldigung. „Ich hatte nicht geahnt, dass so etwas passieren würde. Das wollte ich nicht! Es tut mir so Leid!“ Zu Beginn hatte die brünette Kunoichi nicht vorgehabt sich zu entschuldigen. Sie hatte Sakura schließlich nicht die Treppe hinuntergeschubst. Dennoch fühlte sie sich schuldig. Vor allem wenn sie die Sorge in Nejis Gesicht sah. Anstatt das Neji jedoch sauer auf sie wurde oder ihre Worte abtat, sah sie mit feuchten Augen, wie er seine Arme öffnete. Sekunden später fand sie sich in seiner Umarmung wieder. Im ersten Moment versteifte sich Tenten, dann jedoch vernahm sie die geflüsterten Worte ihrer großen Liebe. „Schon gut. Es ist nicht deine Schuld. Sakura wird es sicherlich bald wieder besser gehen.“ Sie wusste nicht ob Neji es sagte, um ihr oder sich selbst Mut zu machen oder ob er tatsächlich so optimistisch war. Dennoch fühlte es sich wie eine Absolution an. Die Schleusen öffneten sich nun gänzlich. Tenten schluchzte einmal auf, bevor noch mehr Tränen als zuvor aus ihren Augen heraus und über ihr Gesicht kullerten. Nun schlang auch die junge Kunoichi die Arme um Neji, krallte ihre Finger in sein nasses Oberteil. Es störte sie nicht, dass der Hyuuga so durchnässt war. Sie fühlte sich auch nicht schuldig, dass sie Nejis Nähe für sich missbrauchte und die Stärke, die er ausstrahlte. Ebenso wusste Tenten, dass sie ihm Halt und Stärke gab, was ihr Herz für einen Moment schneller schlagen ließ.   Hiashi und Hanabi saßen schweigend da. Wenn sie sich nicht ab und an bewegen würden, hätte der Anschein erweckt werden können, bei den beiden Hyuugas handele es sich um menschenähnliche Puppen. Neji missverstand deren Verhalten nicht. Seine Familie war noch nie dafür bekannt gewesen, Gefühle groß zu zeigen. Aber sie waren da, wenn man sie brauchte. Das hatte zwar ein paar Jahre gedauert, bis er es auch verstanden hatte, aber dass sie überhaupt hier waren, zeigte, dass sie für ihn da waren und auch Anteil an seiner Angst und Sorge um Sakura hatten. Dass Tenten hier war, war zusätzlich eine große Hilfe für ihn.  Seit über zwei Stunde saß er bereits hier in diesem Warteraum. Wie lange Tenten und sein Onkel bereits hier waren, wusste er nicht. Hinata war vor einiger Zeit ebenfalls dazu gekommen. Einer der anderen Clanmitglieder hatte ihr wohl von dem Vorfall berichtet. Eine Zeitlang hatten sie Vermutungen angestellt, was wohl los war. Vor allem hatten dabei alle Augen auf Hinata geruht, die eine Grundausbildung zur Medicnin absolviert hatte. Allerdings hatte sie immer wieder darauf verwiesen, dass sie nicht dabei war und deswegen auch nichts sicher sagen konnte. Inzwischen waren die Gespräche Vergangenheit. Ruhe war eingekehrt, die jedoch alles andere als angenehm war und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Langsam wurde das Warten zu einer Geduldsprobe für Neji. Obwohl er sonst eine recht geduldige Person war – mit Lee und Sensei Gai in einem Team war das nicht anders möglich – machte ihn die Ungewissheit, was mit Sakura und dem Baby war, einfach fertig. Schon mehrfach hatte er sich bei dem Gedanken ertappt, einfach aufzustehen, die Tür zum Operationssaal zu öffnen und zu Sakura zu gehen. Dass dies eine dumme Idee war, wusste er auch. Es war wohl der einzige Grund, der ihn bislang davon abgehalten hatte, es in die Tat umzusetzen. Und so saß er nun hier, sein Körper angestaut mit Energie, die er nicht freilassen konnte, voller Sorge um Sakura. Aus eigenem Schutz heraus wagte er sich nicht vorzustellen, was sein mochte. Dass alles in Ordnung war, bezweifelte Neji. Ansonsten würde die Notoperation nicht schon über zwei Stunden andauern. Leider hatte ihn sein Bauchgefühl nicht getrogen gehabt. Allerdings gleich vom Schlimmsten auszugehen, war auch nicht ratsam. Nicht zumindest, wenn Neji nicht Amok laufen wollte. Und so zwang sich der Hyuuga an irgendetwas anderes zu denken. Was deutlich einfacher war als gesagt. Immer wieder kehrten seine Gedanken zu Sakura zurück. Was, wenn sie eine schlimme Wirbelsäulenverletzung davon getragen hatte und nun gelähmt war? Was, wenn sie ihren Kopf zu stark verletzt hatte und sie nun im Koma lag? Was wenn… An das Thema Tod machte Neji einen großen Bogen. Allein das Wort zu denken, jagte ihm einen Heidenschrecken ein. Außerdem wollte er damit nicht etwas heraufbeschwören. Ganz gewiss wollte und konnte er sich auch ein Leben ohne Sakura nicht ausmalen. Und so zwang er sich erneut daran zu denken, wie froh er sein konnte, dass Tenten dabei gewesen war und so augenblicklich erste Hilfe hatte leisten können.  Plötzlich spürte er eine warme, starke Hand auf seiner Schulter. Langsam hob er den Kopf an. Sein Blick, vorher auf die immerzu verschlossene Operationstür gerichtet, änderte nun die Richtung und blickte in ein Augenpaar, das seinem zum Verwechseln ähnlich sah. Lediglich die kleinen Fältchen um die Augen herum unterschieden sie. Aufmunternd nickte Hiashi seinem Neffen zu. Er sagte nicht ein Wort. Dennoch kam es Neji so vor, als würde ein Teil der Stärke und Ruhe, die in dem Anführer der Hyuugas hauste, auf Neji übergehen. Mit einem Mal merkte er, wie die Unruhe in ihm langsam nachließ. Seine Gedanken wurden optimistischer, wenngleich sie realistisch blieben. Genau, Neji musst hoffen. Er musste an Tsunade glauben, die eine der besten Ärztinnen der Welt war. Sakura war in guten Händen. Und ganz sicher würde sie lebend aus diesem Operationssaal kommen und schon bald wieder in seinen Armen liegen. Dankbar lächelte Neji seinen Onkel an. Er wollte noch etwas sagen, dann jedoch ruckten sämtliche Köpfe zu der unscheinbaren Tür mit der blauen zwei. Langsam aber stetig wurde diese geöffnet. Ehe sich Neji versah, war er auch schon aufgesprungen und ein paar Schritte nach vorne gegangen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, dann jedoch erschien Tsunade. Sie sah erschöpft und blass aus. Ja, sogar ein wenig älter als sonst. Doch kaum hatte Neji sie erblickt, gab es für ihn kein Halten mehr. Die wenigen Schritte zu ihr rannte er regelrecht. Sein Körper stand unter Strom. Wenn er nicht sofort wusste, was mit Sakura war, würde er einfach losschreien. Direkt hinter ihm stand Hiashi. Er wusste es auch ohne hinzusehen. Seine Cousinen und Tenten waren ebenfalls alle aufgestanden und bildeten einen kleinen Halbkreis um die Gruppe, mit Tsunade und Neji im Vordergrund. Bevor der besorgte Hyuuga nachfragen konnte, wie die Operation gelaufen war und wie es Sakura ging, hielt ihn etwas zurück. Tsunade sah alles andere als zufrieden aus. Auch nicht erleichtert oder froh. Etwas war schief gegangen. Das wusste Neji mit einer Bestimmtheit, an der er nicht zweifelte. Sein Herz gefror zu Eis, sein Körper wurde starr. Dennoch wandte er nicht den Blick von Tsunade ab. Er musste es aus dem Mund der Hokage hören. Er musste Sakura sehen. Vorher würde er ihr nicht ein Wort glauben. Und doch war es, als würde ihn ein Lastwagen rammen und gleichzeitig wurde er zerquetscht und in tausend Stücke gerissen, als er die Worte hörte, die seiner Zukunft, seinem Leben und seinem ganzen Sein eine neue Richtung ins Unbekannte verliehen und einen Teil von ihm selbst sterben ließ. „Es tut mir Leid. Ich konnte sie nicht beide retten.“ Kapitel 28: Schmerz ------------------- Es piepste. Es ratterte. Es zischte. Das erste, was sie wahrnahm, waren diese Geräusche, von denen sie keinerlei Ahnung hatte, woher sie kamen oder was sie waren. Alles lag in Dunkelheit vor ihr. Ihre Gedanken waren langsam, verklebt, so als hingen sie in zähen Sirup fest. Sie kamen kaum voran. Auch konnte sie dadurch so gut wie keinen klaren Gedanken fassen. Ein unangenehmes Gefühl, ja fast schon Angst, kam in ihr auf. Warum sah sie nichts? „Meine Augen sind zu“, schoss es ihr letztendlich durch den Kopf. Nur langsam legte sich die Panik. Das Gefühl, dass etwas nicht stimmte, blieb. Somit blieb auch eine innere Unruhe, eine Angespanntheit, wenngleich sie nicht wusste, warum. Jetzt jedoch wollte sie erst einmal ihre Augen öffnen. Sie wollte wissen wo sie war und warum sich ihr Kopf so anfühlte, als wäre eine LKW-Ladung Sirup darin ausgeschüttet worden. Langsam realisierte sie auch, dass ihr Körper schmerzte. Es tat nicht richtig weh. Eher so, als wären die Schmerzen mit Watte ummantelt worden. Der Druck war da. Auch pochten etliche Stellen, wenngleich sie nicht genau bestimmen konnte wo. Am intensivsten konnte sie es an ihrem Kopf spüren. Sie war vollgepumpt mit Schmerzmitteln. Als Ärztin wusste sie das. Auch hatte sie in ihrer Laufbahn als Kunoichi die ein oder andere Verletzung gehabt, wofür die Einnahme von Schmerzmitteln nötig gewesen waren. Dieses dumpfe, pochende Gefühl war wirklich trügerisch. Es versteckte den Schmerz lediglich. Unterdrückte ihn. Aber er war da. Wenn die Schmerzmittel nachließen, würde alles mit ungefilterter Stärke auf sie einprasseln. Allerdings würde dann auch das Denken leichter fallen. Der Sirup wäre weg, der ihre Gedanken behinderte. Momentan wusste Sakura nicht, was sie bevorzugen würde. Inzwischen drängte sich ihr aber der Gedanke auf, dass sie ziemlich schwer verletzt sein musste, wenn so viele verschiedene Stellen ihres Körpers pochten und der dumpfe Schmerz auf ihre Nerven drückte. Mit diesem ersten Gedanken, schafften es auch ein paar weitere sich aus dem zähen, klebrigen Sirup zu befreien. Wenn sie unter starken Schmerzmitteln stand, dann befand sie sich im Krankenhaus. Dann handelte es sich um das Piepen, Zischen und Rattern, was sie als erstes gehört hatte, um medizinische Geräte, an denen sie wohl wahrscheinlich angeschlossen war. Sakura konnte keinen weiteren klaren Gedanken fassen. Warum was sie hier? Was war geschehen? Sie hatte keine Ahnung. Dafür wurde ihre innere Unruhe wieder stärker. Drängender. Sie musste die Augen öffnen. Jetzt sofort. Sie brauchte Antworten! Nur fühlte es sich so an, als würden ihre Augenlider ihr einfach nicht gehorchen. Sie waren bleischwer, in Sirup getränkt. Panik kam in Sakura auf. Was war los? Hatte sie womöglich schon längst die Augen offen? Nur am Rande bemerkte sie, wie sie ihren Körper bewegte. Ob sie ihn hin und her wälzte oder nur leicht zuckte, vermochte sie nicht zu sagen. Durch die starken Schmerzmittel spürte Sakura kaum etwas. Ja, selbst wo ihr Körper begann oder aufhörte, konnte sie nicht bestimmen. Sogar, ob das leise Grunzen von ihr kam, wusste sie nicht. Und doch, nach einigen Augenblicken, hatte sich Sakura weit genug aus der klebrigen Dunkelheit gekämpft, die unnachgiebig an ihr zog und sie zurückziehen wollte und ihre Lider flackerten leicht. Die ersten Lichtstrahlen trafen auf die Rezeptoren in ihren Augen, überforderten sie. Schmerzhaft stach das gleißende Licht sie. Kurz zuckte Sakura zusammen. Ihre Augen schlossen sich wieder. „Nein, ich muss hier raus“, dachte sie sich. Unnachgiebig, ganz die Kämpferin, die sie war, kämpfte sie sich wieder durch die Dunkelheit. Dieses Mal fiel es ihr schon leichter. Ihre Augenlider flackerten erneut. Die nächsten Lichtstrahlen trafen auf ihre Netzhaut. Dieses Mal würde sie die Augen nicht schließen. Dieses Mal würde Sakura nicht klein bei geben. Dieses Mal würde sie es schaffen.   Die letzten zwei Tage waren der reinste Horror gewesen. Obwohl Sakura überlebt hatte,  hieß das nicht, dass Neji deswegen sorgenfrei war. Im Gegenteil. Sie so blass im Bett vor sich liegen zu sehen, mit dunklen Schatten unter den Augen, ganz bewegungslos, machte Neji fertig. Er wollte Sakura helfen. Irgendwie. Doch er wusste nicht wie. Gebrochene Rippen, Hirnblutungen, eine leichte Verletzung der Wirbelsäule. Das alles hatte Tsunade wieder in Ordnung bringen können. Wegen der Hirnblutung lag Sakura zwar bereits seit zwei Tagen in einem Koma – künstlich von Tsunade herbeigeführt, um die Heilungschancen zu erhöhen – dennoch hatte die Hokage ihm versichert, würde Sakura keine bleibenden Schäden davontragen. Deswegen hatte sie heute die Medikamente weggelassen, die für den tiefen, komatösen Schlaf sorgten. Auch die perforierte Lunge, die durch eine der gebrochenen Rippen einen leichten Schaden davongetragen hatte, war wieder zusammengeflickt. Glücklicherweise hatte Tenten schnell erste Hilfe geholt gehabt. Die kleine Fraktur an der Wirbelsäule war von Tsunade ebenso gerichtet worden. Keine bleibenden Schäden würde Sakura dadurch davontragen. Das klang alles soweit in Ordnung. Nur hatte Neji nicht die kleinste Kleinigkeit für seine Verlobte tun können. In den letzten zwei Tagen hatte er jede einzelne Minute an Sakuras Krankenbett gesessen. Ihm wurde sogar ein extra Bett in das Zimmer gebracht, damit er dort schlafen konnte. Etwas, was Neji kaum tat. Immerzu kontrollierte er die Vitalwerte an den Maschinen, an denen Sakura angeschlossen war. Herzschlag war konstant, die Sauerstoffzufuhr permanent. Die Hirnströme verliefen im Normalbereich. Es gab keinerlei Anzeichen, die zur Beunruhigung hätte führen sollen. Dennoch konnte Neji den Anblick von Sakura kaum ertragen. Ein dünner, durchsichtiger Schlauch führte von einer Maschine zu ihrer Nase, gabelte sich dort und versorgte sie mit Sauerstoff. Die künstliche Sauerstoffzufuhr war nicht notwendig, dennoch hatte Tsunade erklärt, schaden würde es auch nicht. Kleine Elektroden an den Schläfen, die unter einem Verband hervorlugten, überwachten die Hirntätigkeit. Glücklicherweise hatte Tsunade keine Operation am Hirn vornehmen müssen. Dennoch hatte sie ein paar minimale, wirklich ganz kleine Löcher, in Sakuras Schädeldecke bohren müssen, um den Druck, den das einströmende Blut verursacht hatte, abzumildern. Dadurch, dass Tsunade eine der besten Ärztin war und etwas von ihrem Handwerk verstand, würden keine Narben zurückbleiben. Ein weiterer Schlauch, der über die Nase ging, führte zu einer Sonde, die Sakura mit Nahrung versorgte. Eine Kanüle in ihrem linken Handrücken gab ihr die nötigen Elektrolyte und Flüssigkeit. Ein weiterer Schlauch, der unter der Bettdecke hervorragte, war mit einem kleinen Beutel verbunden, in dem sich eine kleine Menge gelber Urin gesammelt hatte. Nichts, aber auch gar nichts konnte Neji für Sakura tun. Er konnte lediglich ihre Hand halten, das Haar aus dem Gesicht streichen und ihr gut zureden. Hiashi, Hanabi, Hinata, Tenten, Naruto, Kakashi, Sai, sogar Ino. Sie alle waren zu Besuch gekommen, hatten sich nach Sakura erkundigt und auch, wie es ihm ging. Neji hatte ihnen dasselbe gesagt, was auch Tsunade ihm gesagt hatte. Erklärt, was sie ihm erklärt hatte. Zu mehr war er aber nicht im Stande. Die Krankenschwestern brachten dreimal am Tag etwas zu Essen für Neji. Er rührte es kaum an. Hinata war heute Morgen sogar wütend geworden, als sie das unangetastete Frühstück hatte stehen sehen. Das Neji momentan blasser war als sonst und auch er Ringe unter den Augen hatte, wusste er. Er hatte es heute Morgen selbst in dem kleinen Badezimmerspiegel im Patientenbad gesehen. Das er mehr auf sich achten sollte, war ihm auch bewusst. Dennoch hatte Hinata es ihm noch einmal vorgehalten. „Wenn du für Sakura da sein willst, musst du selbst stark und bei Kräften bleiben. Ansonsten bist du ihr keine große Hilfe.“ Wären diese Worte von jemand anderem gekommen, hätte Neji sie eventuell einfach abgetan, als irgendeine Phrase, die viele sagten. Allerdings hatte es die sonst so ruhige Hinata gesagt. Und auf seine Cousine war verlass. Also hatte der Hyuuga sein Frühstück und auch sein Mittagessen komplett aufgegessen, obwohl er keinerlei Hungergefühl verspürte. Es hatte sich wie Pappe in seinem Mund angefühlt. Trotzdem hatte er sich dazu gezwungen. Denn er wusste, Hinata hatte Recht. Trotzdem quälte er sich mit einer Sache ab, von der, außer Tsunade und ihm, niemand wusste. Etwas, das die Hokage ihm unter vier Augen persönlich gesagt hatte. Neji war sich nicht ganz sicher, ob Hiashi es mitangehört hatte. Von diesem Augenblick an, als Tsunade aus dem Operationssaal gekommen war, wusste er nicht mehr viel. Sicherlich wusste es sein Onkel, hatte aber lediglich den Anstand und sagte nichts, wartete darauf, dass sein Neffe den ersten Schritt tat. Wie sollte er für Sakura da sein, wenn solch ein schwerwiegendes Wissen ihn selbst belastete? Wie sollte er ihr überhaupt die Wahrheit sagen? Würde sie es verkraften? Sollte er lieber noch warten, bis Sakura bei Kräften war oder würde sie es vorher von selbst merken? Neji wusste nicht, was er tun sollte. Er wusste nicht, was er denken sollte. Er wusste nur, er wollte für Sakura da sein und ihr helfen. Er würde alles in seiner Macht stehende dafür tun. Dabei wusste er selbst noch nicht, wie er mit dem Wissen umgehen sollte und wie genau es seine eigene Zukunft verändern oder gar belasten würde. Fakt war aber nun einmal, dass Sakura die inneren Blutungen gehabt hatten. Und diese waren, im Gegensatz zu der Rippen- und Lungenverletzung, der Hirnblutung und der Wirbelsäulenverletzung, nicht ohne Folgen geblieben. Tsunade hatte Prioritäten setzen müssen. Die Hirnblutung und Lungenverletzung hatten Vorrang gehabt. Ansonsten hätte Sakura den Tag nicht überlebt. So hatte es Tsunade ihm erklärt. Körperlich waren auch die inneren Blutungen behebbar gewesen. Es würden keine Schäden bleiben, sah man von dem enormen Verlust ab, den die inneren Verletzungen verursacht hatten. Nur was das alles seelisch anrichten würde, vermochte Neji momentan nicht zu sagen. Abrupt wurde Neji aus seinen trüben Gedanken gerissen, als sich die kühle Hand in seiner, die er unablässig gestreichelt hatte, bewegte. Anfangs nur leicht. Dann jedoch zuckte sie unruhig hin und her. Es blieb nicht nur bei der Hand. Der Arm folgte. Ebenso die Beine, der Kopf. Es war nicht allzu schlimm. Problemlos würde Neji damit alleine fertig. Das leise, gequälte Stöhnen, welches Sakura dabei von sich gab, zerriss ihm jedoch das Herz. Sorge und Hoffnung kämpften gleichzeitig um die Vormacht. War die Bewegung nun positiv oder negativ zu verstehen? Passierte etwas Schlimmes mit Sakura oder war sie dabei aufzuwachen? Das EKG-Messgerät zeigte eine erhöhte Herzfrequenz an. Sollte er besser eine Schwester rufen? Als sein Blick von dem schwarzen Monitor mit den grünen Ausschlägen zurück zu Sakura wanderte, wurden seine Augen groß. Sein Herz geriet ins Stolpern. „Sakura!“ hauchte Neji erleichtert bei dem Anblick der grünen Augen, die ihn verwirrt ansahen. Die unkontrollierten Zuckungen hatten aufgehört. Sie war wach! Erleichterung durchflutete den jungen Mann. Für einen kurzen Moment wurde durch das Glücksgefühl, in Sakuras grüne Augen sehen zu können, die Sorgen und sein Leid beiseitegeschoben. Für einen kleinen Augenblick galt nur das Hier und Jetzt. Nur Sakura zählte. Noch während Neji die kühle Hand Sakuras hielt, sich seine Gedanken überschlugen und er so keine Worte fand, ging alles sehr schnell. Bevor er noch etwas sagen konnte, ging die Tür zu dem Krankenzimmer auf und eine Schwester kam herein. Er kannte ihren Namen nicht, doch ehe sich der Hyuuga versah, hatte die junge Frau ihn von Sakura getrennt, beiseitegeschoben und überprüfte Sakura, sowie deren Vitalwerte. Dafür maß sie den Blutdruck, leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe in die grünen Augen, deren schwarze Pupille sich bei dem hellen Licht zu einem senkrechten Strich zusammenzogen, maß Fieber und notierte sich sämtliche Daten auf einem Papier, das wiederum an einem Klemmbrett befestigt war und immer an der Seite des Patientenbettes hing. Anschließend entschuldigte sich die Krankenschwester und war auch schon wieder verschwunden. Es war alles so schnell gegangen, er hätte schwören können, nur einmal mit den Augen geblinzelt zu haben. Sicherlich würde der Wirbelwind gleich mit einem Arzt zurückkommen. Dann jedoch vernahm er ein krächzen, das in einem Hustenanfall endete. Schnell wandte sich Neji Sakura zu, deren Körper vom Husten geschüttelt wurde. Mit wenigen Schritten war er wieder bei seiner Verlobten, goss in ein leeres Glas Wasser ein und hielt es Sakura an den Mund. Er war sich nicht sicher, ob sie bereits soweit bei Kräften war, um das Glas alleine halten zu können. Wahrscheinlich hatten die zwei Tage im künstlichen Koma ihren Hals ausgetrocknet, was zu diesem Hustenanfall geführt hatte, als sie ihn hatte ansprechen wollen. Mit zittrigen Händen umfing Sakura das Glas. Weiter auch von Neji gestützt, öffnete sich ihr Mund einen Spalt breit und begann in kleinen Schlucken zu trinken. Ab und an musste sie es unterbrechen, weil ein erneuter Husten sie dabei unterbrach. Letztendlich, als Sakura das Glas zur Hälfte geleerte hatte, ließ sie ihren Kopf zurück auf das sterile Kissen sinken. Ihre Hände fielen kraftlos an ihren Seiten herab und landeten auf dem weißen Laken. Es war wohl anstrengender gewesen, als Neji geglaubt hatte. Kommentarlos stellte er das Glas auf den kleinen Beistelltisch ab, setzte sich auf die Bettkante und ergriff wieder die kühle Hand. Dieses Mal erhielt er als Antwort auf seine Berührung einen leichten Druck von Sakuras Hand. Als er seinen Blick nach oben richtete, blickte er in die grünen Augen, die sonst so voller Leben steckten, jetzt aber noch ein wenig verwirrt dreinsahen. Ihr Blick wanderte durch den Raum, zur Tür, den Apparaturen, an denen Sakura angeschlossen war, zu ihrer Hand, die in Nejis lag und letztendlich wieder zurück zu ihm. Ein kleines, schwaches Lächeln zeichnete sich auf ihren Lippen ab. „Du siehst echt scheiße aus.“ Es klang eher so, als hätte jemand eine sehr schlimme Halsentzündung und die Stimmbänder wären ebenso angegriffen. Neji hatte nicht geglaubt, dass sich eine Stimme, nach nur zwei Tagen des nicht benutzen, so kratzig und rostig anhören konnte. Wie eingerostet. Dennoch musste Neji bei Sakuras Worten automatisch grinsen. Allein die Tatsache, dass Sakura scherzen konnte, erleichterte ihn ungemein und ließ noch ein wenig mehr der Anspannung seines Körpers abfallen. Aber eben nicht alles. „Danke für das Kompliment“, entgegnete der Hyuuga gespielt ernst. Für einen Moment sagte niemand von ihnen etwas. Sie genossen einfach nur die Zweisamkeit und den Augenblick. Dann jedoch war der Moment vorbei und das Lächeln verschwand aus Sakuras Gesicht. Ernst sah sie den Hyuuga an. Ihren nächsten Worten fehlte der schelmische Beiklang und die Leichtigkeit. „Wenn du schon so scheiße aussiehst, wie sehe ich dann erst aus? Was ist geschehen?“ Nun auch verschwand Nejis kleines Grinsen. Die Anspannung kehrte zu seinem Körper zurück. Jetzt war es soweit. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Er würde ihr alles sagen müssen. Wirklich alles, egal wie schmerzhaft es war. Er konnte nur hoffen, es nicht falsch anzugehen und darauf vertrauen, dass Sakura stark genug für die Wahrheit war. Zunächst jedoch fragte er nach, an was sich Sakura selbst noch erinnern konnte. Nach einer kurzen Schilderung der Ereignisse, an die sie sich noch erinnern konnte – und die außer dem Besuch von Tenten nicht wirklich etwas enthielt – war es Neji, der ihr erklärte, was geschehen war. Als sie das hörte und auch die Folgen ihres Sturzes, war Sakura für einen Moment verblüfft. Als Ärztin hatte sie selbst schon Patienten gehabt, denen ähnliches passiert war. Es kam nicht oft vor, doch öfter, als man dachte. Dennoch war es etwas anderes, so jemanden zu behandeln, als dann selbst der Patient zu sein. Vor allem mit ihrem Wissen als Ärztin, konnte sich Sakura sehr genau vorstellen, was all die Verletzungen zu bedeuten hatten. Automatisch malte sich ihr Gehirn ein Schreckensszenario nach dem anderen aus. Unbewusst wanderte ihre rechte Hand, die sich nicht in Nejis befand, zu ihrem Unterleib. Bislang hatte er nichts dazu gesagt. Das hieß doch aber auch, dass sie mit einem blauen Auge davon gekommen war. Natürlich wenn man von all den anderen Verletzungen absah. Ob Neji einfach nur vor Sorge um sie so schlecht aussah? Die Blässe und dunklen Ringe unter seinen Augen, sowie die nur fahrig zurückgesteckten Haare, ließen den Hyuuga deutlich anders und fertig aussehen. Aber deswegen musste sie ja nicht gleich vom Schlimmsten aussehen. Er hatte sich einfach nur um sie gesorgt. Mehr war nicht. Ganz gewiss, redete sich Sakura ein. Dennoch blieb das nicht fassbare Gefühl der Unruhe. Obwohl sie erst seit ein paar Minuten wach war, fühlte sich Sakura, als hätte sie mindestens eine Stunde lang Sport betrieben und sich dabei richtig ausgepowert. Sie fühlte sich schwach und ihr Kopf dröhnte, wenngleich sie noch mit Schmerzmitteln vollgepumpt war. Generell schien alles mehr zu schmerzen, seitdem sie wusste, was ihr zugestoßen war. Außerdem brannten ihre Augen ein wenig. Sie hatten sich wohl noch nicht so ganz an die Lichtverhältnisse angepasst. Am liebsten würde Sakura jetzt schlafen. Allerdings benötigte sie noch mehr Antworten. Sie benötigte einfach die Gewissheit, dass mit ihrem kleinen Liebling alles in Ordnung war. Danach konnte sie sich über Nejis Anwesenheit und die Tatsache, dass er immer für sie da war, freuen. Natürlich musste sie sich auch bei Tenten bedanken, dass diese ihr geholfen hatte. Jetzt jedoch… „Und das… Baby?“ fragte Sakura letztendlich irgendwann. Es hatte sie ein wenig Überwindung gekostet. Zu sehr fürchtete sie sich vor der Antwort. Dennoch musste sie es einfach wissen. Bei Nejis Reaktion, schlugen bei der jungen Frau sämtliche Alarmglocken los. Sein Körper hatte sich bei ihrer Frage merklich verspannt. Sein Blick wich dem ihren aus. Und dann kannte Sakura bereits die Antwort, bevor Neji die schrecklichen Worte aussprach, die sie an den Rand der Ohnmacht schickte und ihr Herz in tausend Stücke zerbrach.   Nein. Nein. Nein, nein, nein, nein. Nein! Das konnte einfach nicht sein. Das war falsch. So ganz falsch! Das war ein Albtraum! Ja, genau! Ein Albtraum! Neji hatte ihr nicht soeben gesagt, dass sie eine Fehlgeburt erlitten hatte. Das konnte nicht sein! Nein! So oft sie dieses >Nein< auch gedacht hatte, mindestens so oft hatte sie es auch gesagt. Hektisch, voller Panik, tastete Sakura mit ihren Händen ihren Bauch ab. Immer und immer wieder wiederholte sie die Worte. Dass sie sich dabei die Infusionsnadel aus ihrem Handrücken herausriss, als sie ihre Hand aus Nejis löste, nahm sie nicht einmal war. Der Schmerz in ihrem Herzen war tausendfach schlimmer. „Es ist noch da. Es muss!“ beharrte Sakura. Ihre Hände fuhren über ihren Bauch. Die leichte Wölbung, die sich in den letzten Wochen dort gebildet hatte, war auch jetzt noch vorhanden. Das hieß, ihr Baby war noch da! Etwas anderes konnte gar nicht der Fall sein! „Sakura, hör mir zu. Du hattest die Fehlgeburt. Tsunade hat es mir persönlich gesagt“, versuchte Neji da ihre Welt zu zerstören. „Dann irrt sie sich!“ entgegnete sie energisch. „Sieh doch! Hier ist noch die Wölbung!“ „Du bist Ärztin. Du weißt besser als ich, dass nach einer Fehlgeburt der kleine Bauch nicht gleich verschwindet.“ Den mitleidigen, schmerzvollen Blick, den Neji ihr schenkte, nahm Sakura nicht einmal wahr. Ihre Ohren wollten solche Worte nicht hören. Ihre Augen seinen Blick nicht sehen. Sie ertrug ihn einfach nicht. Und ihr Gehirn würde mit alldem sowieso nicht fertig werden, wenn das alles stimmte. Dann war ihr Herz doch schon gestorben. Warum saß sie dann noch hier und musste diesen Schmerz ertragen? Warum war sie dann nicht auch tot? „Sakura“, begann Neji. Seine Stimme klang hilflos. Er wusste nicht, was er tun sollte. Hilflos streckte er eine Hand nach ihr aus, ließ sie mitten in der Bewegung jedoch wieder fallen. In seinen blassen, großen Augen standen Tränen. Neji litt. Doch ganz gewiss nicht so sehr wie sie. Außerdem war es ihr im Moment vollkommen egal. Was kümmerte es Sakura? Neji log. Tsunade hatte sich geirrt. Ganz einfach. Und dennoch wusste sie tief in ihrem Innern, dass Neji und Tsunade Recht hatten. Dieses Gefühl der inneren Unruhe, das etwas nicht stimmte, war verschwunden. Das machte ihr noch mehr Angst, als Nejis Erklärung. Ihr Schmerz, ihre Hilflosigkeit, verwandelten sich in Unglaube. Sakura wollte mit der Wahrheit nichts am Hut haben. Wenn sie diese nicht anerkannte, dann stimmte sie vielleicht nicht. Dann würde sich eine Parallelwelt auftun. Eine Welt, in der Sakura nicht gestürzt war und es ihrem ungeborenen Kind gut ging. „Sakura“, sagte da Neji erneut. Damit sie ihm dieses Mal ihre Aufmerksamkeit schenkte, legte er seine Hand auf ihre. Für Sakura fühlte es sich an wie eine Ohrfeige. Ein Schlag der Realität, der ihre illusionäre Welt in Stücke zerfetzte und sie Lügen strafte. Ihr Kind war tot. Was hieß das? Was sollte Sakura jetzt tun? Was fühlen? In ihrer Brust klaffte nun ein Loch. Eine Wunde, die nicht wieder geheilt werden konnte. Und ohne Herz konnte man nicht fühlen. Ohne Herz existierte man lediglich noch als Hülle. Dann sagte Neji erneut ihren Namen. Damit wurden brutal die kläglichen, blutigen Fetzen ihres Herzens zurück in die leere Höhle in ihrem Innern gestopft. Gequält schrie Sakura auf. Ihr ganzer Körper krümmte sich dabei zusammen, als ob sie großen, körperlichen Schmerz erleiden würde. Die Wahrheit war aber noch viel schlimmer. In ihrem Inneren herrschte Chaos. Angst, Verzweiflung, Hilflosigkeit, Verweigerung der Wahrheit und Schmerz rangen um die Oberhand. Momentan fühlte sie Letzteres am stärksten, wenngleich kaum ein Unterschied zu den anderen Emotionen feststellbar war. „Was soll ich tun? Sakura, hey! Sieh mich an!“ Drängend, verzweifelt, flehend, hilflos drangen Nejis Worte auf sie ein. Erneut schrie Sakura voller Qualen auf. Wie konnte er es wagen, voller Schmerz und Verzweiflung sie anzusehen? Ihr stand das zu! Ihr ganz allein! Immerhin war das ihr Kind gewesen, das fast 14 Wochen in ihr herangewachsen war! Nicht Nejis! Die Berührung seiner Finger auf ihrer Hand, verursachte einen körperlichen Schmerz, dessen Ursprung Sakura nicht zu deuten vermochte. Ihr ganzes Denken und Handeln war nur von Schmerz geleitet. Voller Wut, auf die Ungerechtigkeit, warum das ausgerichtet ihr zugestoßen war. Was hatte denn ihr kleines, unschuldiges Ungeborenes verbrochen, um nicht einmal die Chance zu erhalten, einen Blick auf diese Welt zu werfen? Von ihren verschiedenen Gefühlen überrannt, riss sie sich einfach nur von Neji los. „Lass mich in Ruhe!“ verlangte sie verzweifelt. Was hatte sie nur getan, um das zu verdienen? War das ihre Strafe, weil sie sich mit Sasuke eingelassen hatte? „Sakura“, begann Neji erneut sie irgendwie zu beruhigen. Ja, das war es. Sakura hatte sich von Sasuke benutzen lassen und anschließend wurde Neji gezwungen sie zu heiraten. Außerdem hatte sie irgendwie mit ihm gespielt. Deswegen wurde sie nun bestraft, weil sie Nejis Leben ruiniert hatte! Für einen kurzen Moment klang das logisch. Es war eine genauso gute Erklärung wie jede andere. Nur war Neji auch hier. Wenn Sakura seinetwegen bestraft wurde, dann durfte sie auch wütend auf ihn sein. Nein, sogar hassen! Immerhin war es seine Schuld. „Bitte, beruhige dich“, sagte da der verzweifelt dreinblickende Hyuuga und sorgte dafür, dass die verwirrenden, schmerzhaften Gefühle, die sich in der verzweifelten Sakura, explodierten. „Lass mich.“ Energisch riss sich Sakura von ihrem Verlobten los, wenngleich sie dabei fast aus dem Bett fiel, so voller Kraft hatte sie ihren Arm von ihm weggezogen. Neji dagegen musste vom Bett aufstehen, um nicht davon herunterzufallen. Fragend  und verwirrt blickten seine großen Augen sie an. Die ungeweinten Tränen schimmerten noch immer darin. Hilflosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Jetzt bist du doch sicherlich glücklich! Kein Kuckuckskind mehr da, um das du dich kümmern musst.“ Eisig schnitten diese Worte in sein Herz. Es gefror und kleine Risse bildeten sich auf dem vereisten Brocken Fleisches. Sakuras Worte hätten nicht effektiver sein können, als ein Kunai, das ihn aufspießte. Sein Kopf war wie leer gefegt. Neji wusste nicht, was er jetzt noch tun oder denken sollte. Ja selbst, was er fühlen sollte, wusste er nicht. Es tat ihm unglaublich leid, wie es Sakura ging. Sein Herz zerriss bereits bei ihrem verzweifelten Anblick. Der Schock und Schmerz war ihr deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Art, wie sie um ihr verstorbenes Kind schrie, würde er wohl nie wieder vergessen. Es hatte sich in sein Gehirn gebrannt. Er litt mit ihr, ob sie es nun wahrnahm oder nicht. Auch wenn er nicht der leibliche Vater gewesen war, so hatte er sich dennoch für über einen Monat als solcher gefühlt. Ja, er hatte sich bereits eine Zukunft mit Sakura und Kind vorgestellt. Als Tsunade ihm von der Fehlgeburt erzählt hatte, war in ihm ebenso ein Teil gestorben. Lediglich die Tatsache, dass es auch Sakura nicht gut ging, hatte ihn weiterfunktionieren lassen. Nur wegen Sakura hatte er zwei Tage lang ununterbrochen an ihrem Bett gesessen und gebetet und gefleht, es möge ihr wieder gut gehen. Und jetzt das. Vor lauter Schock, ausgelöst durch Sakuras absurde Beschuldigung, hatte Neji nicht mitbekommen, wie sich die Zimmertür geöffnet hatte. Auch bemerkte er nicht, wie Tsunade hinter ihn trat. Ehe er sich versah, wurde er von der Hokage behutsam aus dem Zimmer geführt. „Nimm es nicht persönlich. Sie ist verstört und versteht die Welt nicht mehr. Ich komme gleich zu dir. Jetzt jedoch muss ich mich erst um Sakura kümmern. Warte hier.“ Der junge Mann nickte, wenngleich er die einfühlsamen Worte kaum wahrnahm. Wie fremdgesteuert ließ er sich auf einer kleinen Bank nieder, die nur wenige Schritte von Sakuras Zimmertür entfernt lag. Anschließend sah er mit an, wie die amtierende Hokage und Sakuras Lebensretterin in deren Zimmer verschwand.   Er hatte keine Ahnung, wie lange er nun hier saß. Sicherlich erst ein paar Minuten. Tsunade konnte noch nicht allzu lange bei Sakura sein. Es hätten allerdings auch Tage vergehen können. Es machte für Neji keinen Unterschied. Hatte Sakura ihre Worte tatsächlich ernst gemeint? Er hatte alles falsch gemacht. Viel einfühlsamer hätte er seiner Verlobten, die ihn nun zu hassen schien, von der Fehlgeburt erzählen sollen. Aber er hatte nicht gewusst wie. Und jetzt, wo Sakura einem Nervenzusammenbruch nahe war, konnte er nichts für sie tun. Schon wieder. Anstatt ihr zu helfen, saß er hier, machte sich selbst Vorwürfe und suhlte sich in seinem Elend. Im ersten Moment bemerkte er nicht, wie jemand kam und sich neben ihm niederließ. Es war, als hätte sich ein Teil Nejis abgekapselt und versuchte der Realität zu entkommen. Jedoch erfolglos. Bereits nach wenigen Sekunden kehrten sie zurück zu der rosahaarigen, jungen Frau, die gerade gequält laut aufschrie. Es zerriss ihm das Herz. Für Sakura musste alles noch viel schlimmer sein als für ihn. Seine Vorstellungskraft dafür reichte wohl nicht aus. Kein Wunder, dass sie die Realität verleugnete. Abrupt wurde Neji in das Hier und Jetzt befördert, als er eine starke Hand auf seiner Schulter spürte. Plötzlich nahm er wieder alles um sich herum war. Da war der sterile Geruch nach Desinfektionsmittel, der allen Krankenhäusern zu eigen war. Auch hörte er Fußschritte, Türen, die sich öffneten und schlossen, Leute, die weit entfernt miteinander redeten und teilweise lachten. Es war surreal. Da verlief der Tag für die meisten Menschen ganz normal. Nichts Ungewöhnliches. Für Sakura jedoch war die Welt zusammengebrochen und würde nie wieder so sein wie vorher. Ebenso für ihn selbst. Jetzt endlich wandte Neji seinen Blick dem Neuankömmling zu. Stark und ruhig, wie ein Baum, tief verwurzelt in der Erde, saß das Oberhaupt des Hyuuga-Clans da. Die Ruhe selbst. Kraftvoll und sicher. Dennoch entging Neji der mitfühlende Ausdruck um Hiashis Augen nicht. Etwas, was man nicht oft an dem älteren Hyuuga sah. „Sie hat es nicht gut aufgenommen“, war alles, was Hiashi sagte. Die Feststellung reichte dennoch, dass bei Neji der Damm brach. All die Gefühle, - Sorge, Trauer, Erleichterung, Angst, Verzweiflung – die sich in den letzten Tagen in ihm angestaut hatten, brachen aus. Die Worte sprudelten nur so aus ihm hervor. Nicht eines konnte Neji zurückhalten, selbst wenn er gewollt hätte. Er erzählte Hiashi von seinen Sorgen und Ängste, von den zwei Tagen, die er voller Bangen um Sakura erlebt hatte. Auch erzählte er von der Erleichterung, als sie aufgewacht war. Und letztendlich von der Situation, die außer Kontrolle geraten war, als Neji die Wahrheit über die Fehlgeburt erzählt hatte. Ebenso, wie schmerzhaft Sakuras Anschuldigungen gewesen waren. Selbst jetzt, als er Hiashi nur davon erzählte, schnitten die Worte erneut, wie scharfe Klingen, in sein blutendes Herz. „Du weißt, dass sie es nicht so meint.“ Natürlich wusste er das. Neji verstand Sakura doch auch. Allerdings half es nicht im Geringsten. Es tat weh. Er litt genauso, war hilflos und wusste nicht, was zu tun war. Verdammt, er war doch selbst erst 22! „Was soll ich denn nur tun?“ wandte sich Neji verzweifelt an seinen Onkel. Er hatte in der Tat keinerlei Ahnung, wie er Sakura helfen sollte. Besser auf Abstand gehen und hoffen, dass jemand anderes ihr helfen konnte oder sollte sich Neji lieber den harten Worten stellen und an Sakuras Seite bleiben? Aber was wäre letztendlich das Beste für die sie? Wartend blickte Neji den älteren Hyuuga an. In seinen Augen stand der Schmerz deutlich geschrieben. Ebenso war die Hoffnung darin zu erkennen, dass Hiashi die Antwort auf seine Fragen und Probleme hatte. Anstatt eine Antwort auf seine Frage zu erhalten, stellte Hiashi eine Gegenfrage. „Hast du geweint?“ Von dieser Frage völlig aus dem Konzept gebracht, blieb Neji nichts anderes übrig, als einfach nur mit großen Augen irritiert dreinzusehen, sagte aber wahrheitsgemäß „Nein.“ Bevor er allerdings seinen Onkel fragen konnte, was er damit meinte, erhielt er bereits eine Erklärung, in der sich womöglich eine hilfreiche Antwort für ihn steckte. „Bevor du Sakura helfen kannst, musst du selbst erst einmal mit der Situation fertig werden. In den letzten zwei Tagen, hast du dir da auch nur einen Moment für dich selbst gestattet? Einen Moment, in dem du um das Ungeborene getrauert hast, anstatt dir nur Sorgen zu machen?“ Nein, hatte er nicht. Neji hatte es sich nicht gestattet. Er musste doch stark sein. Für Sakura da sein. Da war kein Platz zum Trauern. Aber Hiashi hatte Recht. Wenn sich Neji nicht einmal um sich selbst kümmern konnte, wie sollte er da eine Hilfe für Sakura sein? Wenn er selbst nicht wusste, wie er mit der Situation umgehen sollte, konnte er nicht für sie da sein. Aber würde es wirklich schon reichen, wenn er weinte? Das letzte Mal, als Neji geweint hatte, war bereits Jahre her. Es war in der Chunin-Auswahlprüfung gewesen, als er seinen Kampf gegen Naruto verloren und anschließend von Hiashi die Wahrheit über den Tod seines Vaters gehört hatte. Und das letzte Mal davor war der Tag gewesen, an dem Hisashi, sein Vater, für das Wohl des Clans und des Dorfes sich selbst aufgeopfert und ihn zurückgelassen hatte. „Du bist stark. Aber Stärke alleine ist nicht immer hilfreich. Manchmal muss man sich ein paar Schwächen eingestehen und sich um sie kümmern, damit man daran wachsen und stärker werden kann“, begann Hiashi da mit ruhiger Stimme zu erklären. Sein Blick ruhte auf Neji. Es kam ihm so vor, als wüsste sein Onkel sehr genau, worüber er da redete. Damals hatte nicht nur Neji seinen Vater verloren, sondern Hiashi auch seinen jüngeren Bruder, der für ihn gestorben war. Den Tod von seiner Ehefrau, Hinatas und Hanabis Mutter, hatte er ebenso hinnehmen müssen und hatte nichts daran ändern können. Hiashi Hyuuga hatte zwar nie ein Kind verloren, aber den Tod wichtiger und geliebter Menschen hatte er sehr wohl erfahren, ebenso das Wissen über den Schmerz, der damit einherging. Stark und beruhigend ruhte noch immer die große, schwere Hand auf Nejis Schulter. „Du bist außergewöhnlich, mein Junge. Du bist nicht nur mit 15 Chunin sondern auch gleich Jonin geworden. Seit Jahren bist du einer der stärksten und erfolgreichsten Shinobi des Dorfes. Aber du hast nie vergessen, was wirklich zählt. Du hast Sakura in ihrer Not geholfen und das nicht nur auf das Drängen der Hokage und mir hin. Genau deswegen weiß ich auch, dass du in dieser Situation Sakura genauso helfen wirst, wenngleich du es vielleicht selbst noch nicht weiß. Du wirst die Stärke finden, die du brauchst. Liebe ist eine sehr starke Kraft.“ Ein Tag war vergangen, seitdem Sakura aus dem Koma aufgewacht war. Drei Tage, seitdem sie den fatalen Treppensturz erlitten hatte. Einen Tag nun wusste sie um die Begebenheit, dass sie ihr Kind verloren hatte. Und genauso lange war es her, dass sie Neji diese grausamen Worte entgegen geschleudert hatte. Die letzten 24 Stunden waren im Nu vergangen. Sakura war in ein schwarzes Loch gestürzt und fand den Weg nicht mehr heraus. Sie kam sich wie eine leere Hülle vor. Gefühllos. Kalt. Taub. Eben einfach leer. Doch tief in ihrem Innern herrschte Chaos. Da waren Gefühle, die nur unterdrückt wurden, um nichts fühlen zu müssen. Der Schmerz über den Verlust ihres Kindes war mit Worten nicht zu beschreiben. Als ihre Mutter vor Jahren gestorben war, hatte Sakura geweint. Bitterlich getrauert. Damals hatte sie sich schon gefragt, wie sie jetzt alles hinbekommen sollte, so ganz alleine, ohne Familie. Aber ihre Freunde hatten ihr geholfen. Ihr Team war für sie da gewesen. Sie hatte die Leute an sich an sich heran gelassen und deren Hilfe akzeptiert. Jetzt jedoch war nicht eine einzelne Träne geflossen. Wenn sie den Schmerz zulassen würde, dann zerbrach sie daran. Dessen war sie sich bewusst. Sie war nicht stark genug um damit umzugehen. Als ihr ungeborenes Kind gestorben war, war ebenso ein Teil von ihr gestorben. Da war auch Wut, über diese Ungerechtigkeit, gepaart mit Unglauben. Warum ausgerechnet sie? Wenn sie schon für ihr Verhalten bestraft wurde, warum hatte das ihr unschuldiges Kind den Preis für zahlen müssen? Aber Sakura war nicht nur wütend auf die Welt, das Universum, Schicksal oder eine höhere Macht, die dafür womöglich verantwortlich war oder nicht. Nein, sie war auch wütend auf sich selbst. Sie hasste sich dafür, dass sie Neji so von sich gestoßen hatte. Mit purer Absicht hatte sie ihn verletzt, nur um sich besser zu fühlen. Doch es hatte nicht funktioniert. Im Gegenteil. Jetzt hatte sie Angst, ihn genauso verloren zu haben, wir ihr Kind. Und Sasuke? Was war mit ihm? Würde er jetzt noch nach Konoha zurückkommen? Um sich mit all diesen unterschiedlichen Gefühlen und Problemen nicht auseinandersetzen zu müssen, hatte Sakura alles tief in sich verschlossen und vegetierte nur als leere Hülle vor sich hin. Sie aß, wenn das Pflegepersonal etwas zu Essen vorbeibrachte. Sie ließ sich untersuchen, wenn jemand ihre Körpertemperatur oder Blutdruck maß. Sie ließ alles mit sich machen. Es kümmerte sie nicht. Das gestrige Gespräch mit Tsunade hatte eigentlich erst dafür gesorgt, dass sich Sakura so abkapselte und unter allen Umständen versuchte, ihre Gefühle zu unterdrücken und einfach nichts mehr zu empfinden. Natürlich war Sakura klar, dass dies nicht die Intention von Tsunade gewesen war. Sie hatte ihr nur helfen und sie beruhigen wollen. Es hatte auch erst funktioniert gehabt. Sakura hatte sich nach ein paar Minuten von ihrer hysterischen Attacke beruhigt gehabt. Sie hatte nicht länger qualvoll aufgeschrien, nach ihrem Kind verlangt oder sich selbst den Tod herbeigewünscht. Tsunades Worte hatten Sakura in die Realität zurückgeholt. In die brutale, kalte Welt, in der ihr Kind – und damit ein Teil von ihr selbst – gestorben war. In dieser Welt litt nicht nur Sakura unter dem Tod ihres Kindes. Auch Neji. Danach hatte sie nur noch ruhig und schweigsam dagesessen, den Worten ihrer Meisterin gelauscht, ohne diese wirklich wahrzunehmen. Auch wenn sie nicht ein Wort wiedergeben konnte, wusste Sakura dennoch irgendwie, was Tsunade ihr hatte mitteilen wollen. Im Gegensatz zu damals, als ihre Mutter gestorben war, hatte sie Hilfe bei ihren Freunden gesucht. Auch bei Tsunade. Jetzt jedoch wollte und konnte Sakura keine Hilfe annehmen. Tat sie dies, wäre es ihr Untergang. Sie würde einfach in zwei Teile zerbrechen. Es mochte egoistisch von Sakura sein. Es war allerdings das einzige, was sie zu tun wusste, ohne an der Situation zu zerbrechen.   Das Unwetter war schon einige Tage her. Jetzt schien die Sonne wieder und das Wetter war angenehm und schön. Die Vögel zwitscherten in den Bäumen, flogen singend umher und suchten nach Beute. Ein brauner, kleiner Hase kam aus einem grünen Busch heraus, streckte die Nase in die Höhe und schnupperte. Ein kurzer Blick zur Seite und dann hoppelte er auch schon über die kleine Lichtung. So schnell wie er gekommen war, war er das kleine, süße Tier auch schon wieder in einem anderen Gebüsch verschwunden. An einen Baum gelehnt, hatte Sasuke mit seinen Augen das Tier verfolgt. Ihm war langweilig. Er hatte einfach nichts zu tun und sich immer und immer wieder nur mit seinen Gedanken auseinanderzusetzen war auf Dauer zermürbend. Er hatte es satt, sich die ganze Zeit Gedanken darum zu machen, ob er Sakura bereits verloren hatte oder ob er noch eine Chance hatte. Ebenso wenig wollte er momentan an seinen verhassten Bruder denken. Um die Zeit totzuschlagen, hatte Sasuke trainiert. Mit Kunais auf Ziele geworfen, mit dem Sharingan geübt und sein Taijutsu ein wenig aufgefrischt. Nur, um nicht vor Langeweile zu zergehen. Langsam wurde es dem Uchiha aber zu viel. Er hatte ja verstehen können, dass Sakura bei dem schrecklichen Unwetter nicht raus wollte, um ihn zu treffen. Die Tage danach, wäre es aber möglich gewesen. Zweimal war Sasuke zu dem Anwesen der Hyuugas gegangen. Natürlich unbemerkt. Vorgestern am Abend und gestern, am frühen Morgen. Nie hatte er Sakura angetroffen. Zu seiner Zufriedenheit Neji auch nicht. Wo mochte Sakura nur sein? Doch wohl kaum auf einer Mission! Davon hätte sie ihm erzählt. Außerdem machte es keinen Sinn. Immerhin war sie schwanger! Vielleicht hatte Sasuke auch Glück und Sakura hatte sich mit dem Hyuuga verzofft und war ausgezogen. Egal was der Grund für Sakuras Abwesenheit sein mochte, er würde es schon herausfinden. Und dann konnte Sasuke sie endlich davon überzeugen, dass sie zusammengehörten. Er konnte Sakura beteuern, wie Leid ihm sein Verhalten tat. Das stimmte sogar, wenngleich es ihn bereits Überwindung gekostet hatte, seine Fehler einzugestehen. Sakura gegenüber würde es nicht einfacher werden. Aber es musste nun einmal sein. Sasuke musste sie überzeugen, dass sie zusammengehörten. Es war ihre Bestimmung. Genau deswegen würde er jetzt auch zum Anwesen der Hyuugas gehen. Dort würde er warten, bis Sakura endlich kam. Zur Not würde auch Neji reichen. Hauptsache, Sasuke erfuhr, wo Sakura war und er konnte sie wieder sehen. Entschlossen erhob sich der junge Uchiha, klopfte sich ein paar Erdbrocken von der Hose und machte sich entschlossenen Schrittes auf den Weg. Nichtsahnend, welche Antworten dort auf ihn warteten.  Kapitel 29: Ich bin für dich da ------------------------------- Der Tag war schön. Die Sonne schien, es war warm, in der Stadt ging es rege zu. Die Vögel zwitscherten, die Katzen sonnten sich auf den Zäunen und die Kinder tobten in den Straßen. Die Menschen kamen ihrer Arbeit nach, kauften wichtiges wie auch unnützes Zeug ein, aßen, sprachen, hatten Spaß oder meckerten über irgendetwas in ihrem Leben herum. Dennoch plagten die Wenigstens tiefgreifenden Sorgen. Ein paar Straßen waren durch das schlimme Unwetter vor drei Tagen überflutet gegangen. Ebenso einige Keller. Die Aufräumarbeiten kamen gut voran und waren bereits so gut wie erledigt. Auch gab es wieder zig Aufträge abzuarbeiten. Viele waren auf Missionen unterwegs. Nur das Team von Sensei Gai und Sensei Kakashi nicht. Allzu gut wusste Tsunade Bescheid, wie nötig Sakura ihre Freunde jetzt brauchte und hatte diese über das Geschehene informiert. Sie konnte ihre liebgewonnene Schülerin in ihrer jetzigen Situation nur zu gut verstehen. Nicht nur ihr Geliebter, den sie hatte heiraten wollen, war im Krieg gestorben, auch ihren jüngeren Bruder hatte sie verloren. Ohne Jiraiya und Shizune wäre Tsunade jetzt nicht da, wo sie war. Tz, wer hätte noch vor einigen Jahren geglaubt, dass sie, die spielsüchtige Säuferin, einmal die Hokage von Konohagakure sein würde? Nun, sie ganz gewiss nicht. Aber jetzt hatte Tsunade Verantwortung. Ziemlich viel sogar. Sie hatte auch einiges an Arbeit zu erledigen. Das ein oder andere davon war sogar recht dringend. Dennoch hatte Tsunade dafür keinen Nerv. Selbst wenn sie gewollt hätte, ihre Gedanken kreisten permanent um ihre rosahaarige Schülerin, die von einem jungen, verängstigenden Mädchen zu einer starken, selbstbewussten, jungen Frau geworden war. Und jetzt bestand die Gefahr, dass Sakura zerbrechen würde. Tsunade war sich nicht sicher, ob die junge Frau das durchstehen würde. Sie zweifelte daran, dass sie vorgestern bei Sakura durchgekommen war. Mehrfach hatte Tsunade sie besucht. Jedes Mal hatte sie versucht mit ihr zu reden. Doch es schien, als würden ihre Worte an Sakura abprallen. Es war erst einen Tag her, dass Sakura von dem Tod ihres Ungeborenen Bescheid wusste. Natürlich benötigte sie Zeit. Die wollte Tsunade ihr auch geben. So viel wie sie benötigte. Allerdings machte sie sich auch Sorgen. Sakura schien ihr, nach ihrem ersten Gespräch, wie ausgewechselt. Wie eine leblose Hülle. Ein Roboter. Wenn das für längere Zeit so ging, dann würde sich Sakura von der realen Welt abkapseln und keinerlei Gefühle zulassen. Tsunade musste dafür sorgen, dass genau dies nicht passierte. Sie musste ihrer Schülerin, die inzwischen wie eine Tochter für sie war, helfen. Nur allzu sehr drängen durften sie Sakura auch nicht. Das konnte sonst das Gegenteil bewirken und alles viel schlimmer machen. Was sollte sie nur tun? Fragend stand Tsunade am Fenster, blickte hinaus auf die Stadt, die sie zu schützen geschworen hatte. Sie beobachtete das rege Treiben auf den Straßen. Ihre Gedanken rasten. Wie nur sollte sie eine ganze Stadt beschützen, wenn es ihr nicht einmal gelang eine einzelne Person zu retten?   Nervös knetete sie die Hände. Tief atmete sie ein und aus. Mal wieder. Seit einigen Minuten bereits stand die Brünette vor der weißen, schlichten Zimmertür und starrte diese einfach nur an. Mal wieder wischte sie ihre schweißnassen Hände an ihrer grünen Hose ab. Sie hätte doch etwas anderes anziehen sollen. Mit ihrer grünen Hose und dem roten Oberteil fiel sie hier doch sehr auf. Alles um sie herum war in sterilem Weiß gehalten. Die Wände, die Türen, die Kleidung der Ärzte und des Pflegepersonals. Und sie stand hier, mit ihrer knalligen Kleidung. Vielleicht sollte Tenten einfach gehen. „Nein, du bleibst hier und du wirst durch diese Tür gehen!“ ermahnte sich Tenten selbst. Das war doch nicht so schwer. Sie musste nur diese eine Tür öffnen. Hierher zu kommen war ihr doch auch nicht so schwergefallen. Warum war sie dann so verdammt nervös und brachte es einfach nicht über sich, die Hand nach dem Türgriff auszustrecken? Weil sie sich schuldig fühlte. Ganz einfach. Tenten machte sich seit Tagen fertig. Es war ihre Schuld, dass Sakura die Treppe heruntergefallen war. Es war ihre Schuld, dass Sakura und Neji jetzt um ihr ungeborenes Kind trauerten. Es war einfach alles ihre Schuld. Hätte Tenten Sakura doch nicht einfach so überrascht! Dann wäre das alles nicht passiert! „Aber ich konnte es doch nicht wissen“, murmelte die junge Frau zu sich selbst. In der Tat stimmte das. Tenten hatte Sakura immerhin nicht selbst die Treppe hinuntergeschubst. Dennoch fühlte sie sich deswegen keineswegs besser. All dieses „Wenn, dann“ halfen ihr auch nicht weiter. Überhaupt nicht. Sie wusste auch nicht, was genau sie dagegen tun sollte. Eines allerdings wusste Tenten. Sie musste für Sakura und Neji da sein. Sie war mit beiden befreundet. Und jetzt würde sie sich erst einmal um Sakura kümmern. Anschließend würde sie zu Neji gehen. Wenn sie heute schon notgedrungen einen freien Tag hatte und Sport ihr nicht half den Kopf frei zu bekommen, dann wollte sie sich wenigstens nützlich machen. Sie hoffte, dass sie ihren Freunden helfen konnte. Nur, solange sie einfach nur vor der Tür stand und sich selbst Mut zuredete, dann würde sie niemandem eine Hilfe sein können. Erneut atmete Tenten tief ein und aus. Dann griff sie mit noch immer leicht schwitzender Hand nach dem Türgriff und drückte.   Das schöne Wetter stand im krassen Gegensatz zu Nejis Gefühlslage. Umso sonniger und wärmer es wurde, umso dunkler und kälter wurde ihm. Zumindest kam es ihm so vor. Nejis Gedanken rasten, überschlugen sich und doch kam nichts Produktives dabei heraus. Jeder Gedankengang fing vielversprechend an, doch endete in einer Sackgasse. Die Tatsache, dass er auch den ganzen Tag über nichts zu tun hatte, machte alles nur schlimmer. Neji hatte trainiert. Stundenlang. Nach seinem Gespräch mit Hiashi war es ihm ein wenig besser gegangen. Er hatte sich eingestanden, dass er ein wenig Zeit für sich selbst brauchte, war nach Hause gegangen und hatte – kaum das seine Zimmertür ins Schloss gefallen war – auch schon angefangen zu weinen. So hemmungslos und frei hatte Neji - von den wenigen Gelegenheiten, bei denen er geweint hatte – nur selten geweint. Danach hatte er zwar Kopfschmerzen gehabt, aber er hatte sich ein wenig besser gefühlt. Es war, als ob eine Last von ihm gefallen wäre. Wenngleich er nicht der leibliche Vater von Sakuras Ungeborenen gewesen war, hatte Neji dennoch jedes Recht gehabt, genauso darum zu trauern, als wäre er es gewesen. Jetzt, wo es ihm selbst ein wenig besser ging, stand er jedoch immer noch vor der Frage, wie er Sakura helfen konnte. Im Training hatte er versucht den Kopf frei zu bekommen. Wenn man zu viel über ein Problem nachdachte, dann verrannte man sich und kam erst recht zu keinem Ergebnis. Jetzt, durchgeschwitzt und erschöpft, wollte Neji eine Dusche nehmen. Danach würde er zu Sakura gehen. Zwar hatte er noch keine Idee, wie genau er Sakura mit ihrer Trauer und dem Schmerz um den Verlust ihres Kindes helfen konnte, aber er spürte einfach, dass er zu Sakura musste. Er gehörte an ihre Seite. In Gedanken ganz bei der jungen Frau, der er sein Herz geschenkt hatte, öffnete der Hyuuga seine Zimmertür. Ein Schweißtropfen rann ihm von der Stirn an der Seite hinab, über seine Wange. Unbewusst wischte er ihn mit der Hand weg. Noch bevor die Tür hinter ihm in Schloss gefallen war, erstarrte Neji. Sein Körper, gerade noch durch das stundenlange Training erschöpft, war kampfbereit. Das Adrenalin raste nur so durch seine Blutbahnen, wurde in jede Zelle seines Körpers transportiert und ließ ihn hellwach und hochkonzentriert werden. Nejis Kiefernmuskel zuckte, als er den ungebetenen Besucher auf seinem Bett sitzen sah. Ganz lässig, die Beine übereinandergeschlagen und mit geschlossenen Augen, saß er da, tat so, als wäre dies sein Zimmer. Mit einem leisen „Klick“ fiel die Tür ins Schloss und war zu. Als wäre dies das Signal gewesen, öffneten sich die Augen des Eindringlings. Rot strahlten sie Neji entgegen, während er nur kühl „Was willst du, Sasuke?“ von sich gab. „Keine nette Begrüßung? Kein Smalltalk? Dabei haben wir uns schon so lange nicht mehr gesehen“, begrüßte der Uchiha Neji. Der sarkastische Unterton, der mitschwang, war für ihn deutlich herauszuhören. Dennoch reagierte er nicht. Lediglich mit seinen Augen verfolgte er jede einzelne Bewegung des Uchihas. Ihm entging nicht, wie Sasuke sein Gewicht nach vorne verlagerte. Den Ellbogen stützte er auf dem Knie ab, sein Kopf ruhte nun auf seiner offenen Handfläche. Unverwandt sahen sich die zwei Männer an. Die Sekunden verstrichen. Die Luft war zum Schneiden dick, die Spannung regelrecht greifbar. Sasuke war der erste, der die Stille durchbrach. „Du wusstest also wirklich, dass ich wieder hier bin. Ich hatte nicht wirklich geglaubt, dass Sakura dir davon erzählt hat.“ „Sakura vertraut mir so einiges an“, konterte Neji prompt. Verdammt, was machte Sasuke hier? War er hier, um seinen Nebenbuhler auszuschalten? Neji hatte keine Ahnung. Das einzige, was er wusste, war, dass er aufmerksam bleiben musste. Sasuke war nicht einfach nur ein herausragender Ninja – das war Neji auch – aber er hatte das Sharingan. Wenngleich sie beide über ein Kekkai Genkan verfügten, war das Sharingan effektiver, wenn es darum ging, den Gegner zu erledigen, bevor der Kampf überhaupt angefangen hatte. Doch Neji hatte geübt, den Illusionen nicht zum Opfer zu fallen. Ob sein hartes Training erfolgreich gewesen war, würde er wohl bald herausfinden. Es war nur ein Wimpernschlag gewesen. Mehr Zeit hatte Sasuke nicht benötigt, um direkt vor Neji aufzutauchen. Er war schnell. Verdammt schnell! Neji hatte es nicht einmal kommen sehen. Dennoch regte sich nicht ein Muskel bei ihm. Es kostete ihn viel Konzentration, den instinkthaften Fluchttrieb des Menschen zu unterdrücken und so zu tun, als wäre er nicht im Mindesten beeindruckt. Neji konnte nur von Glück reden, dass Sasuke keine Waffe gezückt hatte. Wobei er dann wohl eher selber auch in den Angriff und die Verteidigung übergegangen wäre, anstatt einfach stehen zu bleiben. „Neji, weder du noch ich sind dumm. Uns ist beiden klar, dass nur einer Sakura haben kann. Dank meines Fehlverhaltens hast du als mein Lückenbüßer eine einmalige Chance bekommen. Das sehe ich ein und ich muss dir wohl auch dankbar sein, dass du auf Sakura aufgepasst hast.“ Mehr als überrascht nahm Neji die Worte des Uchihas wahr. Mit so etwas hatte er beim besten Willen nicht gerechnet. Viel eher mit einer Drohung oder Beleidigung. Daher fiel es ihm recht schwer, seine Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen. Allerdings schien es nun so, dass Sasuke erkannt hatte, was er falsch gemacht hatte. Das wiederum konnte schlecht für Neji werden. „Aber sei dir sicher, ich werde nicht wieder einen Fehler machen“, fügte Sasuke noch hinzu. Dabei beugte er sich ein wenig vor, sodass nur wenige Millimeter die Gesichter der zwei Männer voneinander trennten. Den Impuls, Sasuke anzuschreien, was er Sakura bereits alles angetan hatte, war groß. Neji benötigte seine ganze Kraft, um weiter ruhig dazustehen und so zu tun, als würden sie gerade über das Wetter reden. Sasuke, der wohl eingesehen hatte, dass er Neji keine Reaktion entlocken konnte, trat einen Schritt zurück. Lässig verschränkte er die Arme vor der Brust. Belanglos ließ er seinen Blick durch den Raum schweifen. „Sasuke, noch einmal. Was willst du hier? Oder bist du nur hergekommen, um mir den Fehdehandschuh hinzuschmeißen?“ Sasuke musste weg hier. Mit jeder Minute, die verstrich, wuchs die Gefahr, dass jemand den Uchiha entdeckte. Oder aber es würde doch noch in einem Kampf zwischen ihnen enden. Nichts davon gefiel Neji sonderlich. Ein kleines Lächeln, dem jegliche Freude fehlte, huschte über Sasukes Gesicht. Er sah aus, als ob Neji einen guten Witz gemacht hätte. „Nein, glaube mir, ich bin nicht wegen dir vorbei gekommen“, erklärte Sasuke lässig. Sein Blick ruhte nun wieder unverwandt auf dem jungen Hyuuga. „Ich will wissen wo Sakura ist.“ Mit einem Mal wurde Neji siedend heiß. Gleichzeitig merkte er, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Sasuke musste in eben dieser Sekunde klar geworden sein, dass etwas nicht stimmte. Wie hatte Neji nur nicht daran denken können, dass Sasuke nichts von Sakuras Sturz und der Fehlgeburt wusste? Und er war es nun, der diese Hiobsbotschaft übermitteln musste. Die rotglühenden Augen des Uchiha verengten sich leicht zu Schlitzen. Sein Körper wurde starrer und der Uchiha blickte nicht länger lässig drein. Den einen Schritt Abstand zwischen ihnen überbrückte Sasuke. Dieses Mal klang seine Stimme deutlich drängender, als er von Neji verlangte zu wissen, wo sich Sakura befand. Es half alles nichts. Neji musste ihm die Wahrheit sagen. So ungern er es auch tat, Fakt war, dass Sasuke nun einmal der leibliche Vater gewesen war und es nun nicht länger werden würde. Nur was würde geschehen, wenn der ahnungslose Uchiha erst einmal die schrecklichen Neuigkeiten erfuhr? Neji hatte keinerlei Ahnung. Lediglich weil er es für richtig hielt, entschied er sich dazu, die Wahrheit zu sagen. Unter anderen Umständen hätte er es wohl nicht getan. Vor allem, wenn er einen Moment länger über die möglichen Folgen nachgedacht hatte. Da aber ertappte sich Neji auch schon, wie er sagte: „Sie ist im Krankenhaus. Sie hatte eine Fehlgeburt.“ Nun war es Sasuke, dem sämtliches Blut aus dem Gesicht entwich. Ungläubig taumelte einen Schritt zurück. „Nein“, war alles, was er von sich gab. „Das kann nicht sein.“ Und ehe sich Neji versah, war Sasuke aus dem Fenster heraus verschwunden. Mit Schrecken wurde ihm bewusst, dass der Uchiha nun geradewegs zum Krankenhaus ging. Zu Sakura, die Neji doch geschworen hatte zu beschützen und der er helfen wollte, egal was für Umstände anstanden. Zu Sakura, der es momentan alles andere als gut ging. Neji wusste nicht, wie sie ein Zusammentreffen mit Sasuke überstehen würde. Angst und Sorge ergriff von ihm Besitz. Dann auch setzte sich sein Körper in Bewegung und folgte dem abtrünnigen Ninja.   Worüber sie geredet hatten, konnte Sakura nicht sagen. Ihr war nichts Spezielles im Kopf geblieben. Lediglich das sie wohl an den richtigen Stellen genickt und „Ja“ gesagt hatte, war wohl der einzige Grund gewesen, warum Tenten nicht bereits nach fünf Minuten wieder gegangen war. Wobei selbst ihr aufgefallen sein musste, dass Sakura gedanklich nicht wirklich bei der Sache gewesen war. Sakura freute sich das ihre Freundin da gewesen war. Wirklich. Nur hatte sie es eben nicht zeigen können. Auch hatte sie nicht so ganz verstanden, warum sich Tenten bei ihr entschuldigt hatte. Es war doch Sakura gewesen, die mit ihrer Schwangerschaft Tentens Pläne vereitelt hatte, dass sie und Neji jemals ein Paar wurden. Tenten traf keinerlei Schuld. Aber Sakura wollte nicht länger über Tenten oder ihr Treffen nachdenken. Wen traf Schuld und wen nicht? Es war doch eh egal. Eigentlich wollte sie an gar nichts mehr denken. Und so richtete sie ihren Blick auf das Fenster. Die Vorhänge waren beiseitegeschoben und sie konnte die Dächer der umliegenden Häuser erkennen. Es waren nur vereinzelte Wolken an dem sonst so strahlenden blauen Himmel zu sehen. Abrupt wurde die Tür zu ihrem Zimmer aufgerissen. Sakura erschreckte sich nicht. Sie hatte es nur am Rande wahrgenommen und interessierte sich auch nicht sonderlich für ihren neuen Besucher. Vielleicht aber war es ja auch Tenten, die etwas vergessen hatte. Wahrscheinlicher war es aber, dass es sich um eine Krankenschwester handelte, die Essen vorbeibrachte. „Sakura, bist du alleine?“ Bei dieser tiefen Stimme bekam Sakuras sorgsam errichtete Schutzmauer Risse. Langsam drehte sie ihren Kopf, wandte sich ihrem Besucher zu. Dort in der Tür, die Hand noch am Türknauf, stand Neji und ließ seinen Blick suchend durch das Krankenzimmer schweifen. „Bist du alleine?“ wurde sie da wieder mit drängender Stimme gefragt. Erst jetzt drangen die Worte langsam zu ihr durch. Mechanisch nickte Sakura zur Antwort und beobachtete, wie Neji sich langsam entspannte und die Tür hinter sich schloss. „Hast du heute Besuch gehabt?“ fragte er noch. „Tenten“, antwortete sie, wenngleich sie sich fragte, warum Neji ihr solch merkwürdige Fragen stellte. Dennoch regte sich bei Nejis Anblick etwas tief in ihr. In dem Bereich ihres Körpers, wo sie ihre Gefühle gut weggesperrt hatte, begann sich etwas zu regen. Mit aller Macht drückte sie gegen die Tür des imaginären Käfigs, um ihn ja zuzuhalten. „Neji“, flüsterte Sakura und blickte weiter unverwandt den Hyuuga an, der nun deutlich entspannter aussah. Langsam kam er auf sie zu. Wirkte er ein wenig unsicher? Sie wusste es nicht. „Entschuldige, dass ich so einfach reingeplatzt bin“, begann er sich zu erklären, endete dann jedoch abrupt mit seiner angefangenen Erklärung. Unsicher stand Neji mitten im Zimmer. Sakura sollte jetzt eigentlich etwas sagen. Ihn zum Sitzen auffordern, anlächeln und sagen, dass sie sich über seinen Besuch freute. Aber das konnte sie nicht. Umso länger Neji hierblieb, umso größer wurde die Gefahr, dass ihre sorgsam errichtete Mauer in sich zusammenfiel. Ein Teil von ihr verlangte sich in Nejis Arme zu schmeißen, all ihren Schmerz bei ihm abzuladen und zu trauern. Doch Sakura wusste, ließ sie auch nur ein wenig Gefühl zu, dann würde sie daran zerbrechen. Deswegen musste Neji gehen. Er stellte eine zu große Verlockung dar. Ihr Fels in der Brandung, der Mann, auf den sie sich immer verlassen konnte. Anstatt etwas zu sagen, blieb Sakura daher einfach stumm sitzen, blickte ihren Verlobten einfach nur an und wusste selbst nicht weiter.   Es war eine Lüge. Das hatte Neji nur gesagt, damit Sasuke verschwand. Es war ein Versuch, damit er aus Sakuras Leben verschwand. Bei jedem einzelnen Wort, das er dachte, schlug Sasuke unnachgiebig mit der bloßen Faust auf den unschuldigen Baumstamm ein. Die Borke war teilweise bereits abgesplittert und hatte sich in seine Haut gebohrt. Seine Handknöchel bluteten bereits, so heftig bearbeitete er das Holz. Dennoch bemerkte Sasuke es nicht. Nejis Worte spukten in seinem Kopf herum, hallten als Echo nach, nur um dann von neuem laut aufzutauchen. Obwohl sich Sasuke versuchte einzureden, dass das alles eine Lüge Nejis war, konnte er nicht sicher sein. Es war schon merkwürdig, dass er Sakura nicht bei ihr daheim hatte antreffen können. Gewissheit würde er nur erhalten, wenn er wirklich ins Krankenhaus ging und nachsah, ob Sakura dort war. Vielleicht war sie in der Tat dort, hatte sich ein Bein gebrochen oder so. Nichts allzu Schlimmes. Aber auch dafür musste Sasuke zum Krankenhaus gehen und nachsehen. Er konnte nicht. Nicht jetzt. Was, wenn es keine Lüge Nejis war? Was, wenn er die Wahrheit gesagt hatte und Sakura wirklich eine Fehlgeburt erlitten hatte? Sasuke hatte Angst, genau das herauszufinden. Genau deswegen drosch er auf den Baum ein, der keinerlei Ahnung hatte, warum er Opfer des Gewaltausbruchs war. Wenn Sakura wirklich eine Fehlgeburt erlitten hatte, was sollte er tun? Hatte Sasuke dann überhaupt noch eine Chance, wieder nach Konoha zurück zu gehen? Würde Sakura ihn dann immer noch akzeptieren? Vielleicht war es aber auch ein Wink des Schicksals. Der Tod Itachis hatte Priorität. Damit er seinen Clan und den Tod seiner Eltern rächen konnte. Sasuke durfte nicht von seinem vorbestimmten Weg abkommen, ansonsten würde konnte er sein Schicksal nicht erfüllen. Aber was war mit Sakura? Würde er, wenn er sie erneut verließ um seinen Bruder zu töten, dann endgültig verlieren? Das wollte er nicht. Sasuke hatte immer von einer eigenen Familie geträumt. In seiner Vorstellung hatte er immer sich gesehen, wie er den Uchiha-Clan wieder aufgebaut hatte, er an der Spitze. Nur waren das alberne Gedanken. Träume einer Welt, die nichts mit der Realität zu tun hatte. Und dennoch, hatte er nicht entschieden, alles zu tun, um mit Sakura eine Zukunft zu haben? Verzweifelt, verwirrt und auch verloren, schrie Sasuke laut auf, ließ die Angst in sich aufsteigen, die seit Nejis Worten in ihm schlummerte. Vollkommen ahnungslos, voller Zweifel und Angst, ließ sich der Uchiha vor dem Baum auf die Knie sinken. Was sollte er nur tun?   Die Mauer war geflickt. Hoffte Sakura zumindest. Seit Nejis überraschendem Besuch waren bereits einige Stunden vergangen. Er war nur kurz geblieben. Peinlich berührt hatte er im Zimmer gestanden, ahnungslos, was er tun oder sagen sollte. Die ganze Zeit über hatte Sakura darum gekämpft, ihn so gut wie möglich zu ignorieren. Natürlich war ihr klar, dass sie ihn damit verletzte. Sie wollte es ganz gewiss nicht. Neji war die letzte Person, die sie verletzen wollte. Und dennoch hatte sie es getan. Mal wieder. Und wofür? Nur damit ihre dumme Mauer hielt. Eben nur dank dieser Mauer hasste sich Sakura für ihr Tun nicht. Nur dank dieser Mauer prallten die Gefühle an ihr ab und sie konnte den Anblick Nejis, wie er verloren und verletzt dagestanden hatte, aus ihren Gedanken verbannen. Irgendwann, nachdem Neji gegangen war, hatte es an der Tür geklopft. Sakura hatte nicht reagiert. Dennoch waren ihre Besucher eingetreten. Ino und Hinata waren vorbeigekommen. Das Treffen mit ihnen war ähnlich wie mit Tenten verlaufen. Ihre Freundinnen waren bemüht gewesen, hatten Sakura helfen und ablenken wollen, hatte sie aufgefordert zu weinen und alles rauszulassen. Nichts davon hatte sie getan. Stattdessen hatte sie wieder ab und an genickt, „Ja“ oder „Nein“ gesagt und gewartet, bis es den Beiden zu langweilig geworden war und sie gingen. Eigentlich konnte sich Sakura glücklich schätzen, so gute Freunde zu haben, die nach ihr sahen. Kurz war die Frage in ihr aufgekommen, warum alle Bescheid wussten, über das, was geschehen war. Doch weil Sakura dann wieder an den Grund denken musste, warum ihre Freundinnen alle einen traurigen Zug um die Augen und ihre Hilfe angeboten hatten, hatte sie die Frage wieder aus ihren Gedanken verbannt. Jetzt saß Sakura nun hier auf ihrem Bett, den Blick aus dem Fenster gerichtet und beobachte, wie die Sonne langsam unterging. Der blaue Himmel verfärbte sich erst langsam blassrot, dann wurden die Orange-und Rottöne intensiver, stärker und immer dunkler, bis sie irgendwann in das dunkle Blau der Nacht, das sehr an Schwarz erinnerte, übergingen. Die Sonne war verschwunden, der Mond aufgezogen und mit ihm aber Milliarden von Sternen, für die kein Mensch je die Zeit fand sie zu zählen. Dann tauchten plötzlich zwei blutrote Punkte in der Nacht auf und Sakura wunderte sich für einen Moment welch merkwürdige Sterne das doch waren, bis sie ihre wahre Identität preisgaben.  Kapitel 30: Die Mauer --------------------- Wo war er? War Sasuke womöglich schon abgehauen? Würde er gar nicht zu Sakura gehen? Aber was, wenn doch? Was, wenn Sasuke jetzt zu drastischeren Mitteln greifen würde und Sakura entführte? In ihrem jetzigen Zustand konnte sich Neji sogar vorstellen, dass es Sakura egal war und sie mitging. „Du bist dran.“ Von dieser Aussage vollkommen aus dem Konzept gebracht, blickte Neji fragend drein. Wer war…. „Neji, du bist dran. Zieh eine Karte.“ Ah, jetzt wusste er wieder. Um sich von seinen Ängsten und Sorgen bezüglich Sakura und Sasuke abzulenken – damit hatte er bereits genügend Stunden mit verbracht – hatte er sich auf das Angebot von seinen Cousinen eingelassen und spielte nun ein Kartenspiel mit ihnen. Wie Hanabi von ihm verlangt hatte, zog er unter den wachsamen und leicht besorgten Augen von Hinata und ihrer jüngeren Schwester eine Karte vom Stapel. Ohne der Kreuz neun groß Beachtung zu schenken, steckte er die Karte zu den anderen übrigen auf seiner Hand und bedeutete mit einem Kopfnicken, dass der nächste nun an der Reihe war. Obwohl Neji geglaubt hatte, Zeit mit seinen Cousin zu verbringen würde ihn ablenken, schien sein Plan nicht zur Gänze aufzugehen. Leider dachte er viel zu oft an Sasuke, was dieser wohl nun vorhatte und was Sakura tat. Auch ging ihm sein plötzlicher Besuch bei Sakura nicht aus dem Kopf. Es war wirklich nicht gut verlaufen. Sicherlich hatte sie sich anschließend über sein merkwürdiges Benehmen gewundert. Wobei, wenn Neji so überlegte, wie teilnahmslos Sakura auf ihrem Bett gesessen hatte, bezweifelte er es, dass sie ihn groß wahrgenommen hatte. Doch obwohl sein Besuch, der mehr der Kontrolle gedient hatte, schnell wieder vorbei gewesen war, hatte Neji vor lauter Sorge noch fast zwei Stunden vor ihrer Zimmertür gesessen und immer wieder überprüft, ob er Sasukes Chakra wahrnehmen konnte. Wären Hinata und Ino nicht vorbei gekommen, wäre Neji wohl noch viel länger vor Sakuras Zimmer sitzen geblieben. Als der Hyuuga wieder einmal an der Reihe war eine Karte vom Stapel zu ziehen, war es erneut Hanabi, die das Wort an ihren Cousin richtete. „Wenn du keine Lust hast mit uns zu spielen, dann kannst du es ruhig sagen.“ „Hanabi“, wurde diese scharf von ihrer älteren Schwester zurecht gewiesen. Seit Sakura die Fehlgeburt erlitten hatte, war Hinata dazu übergangen ihn wie ein rohes Ei zu behandeln, sah man einmal von dem Vortrag ab, den sie ihm im Krankenhaus gehalten hatte. „Was denn? Ich habe nichts Schlimmes gesagt. Ich weiß das Neji eine schlimme Zeit durchmacht. Vielleicht will er ja auch lieber alleine sein und hat nur aus Höflichkeit zugestimmt mit uns zu spielen.“ „Aber das kannst du auch netter formulieren!“ Neji, der mit hochgezogener Augenbraue dasaß und seinen Cousinen bei ihrer Unterhaltung zuhörte, hatte nach einiger Zeit genug davon. Er war nur froh, dass niemand sonst in der Küche war und ihnen dabei zuhörte. Es reichte, dass der Rest des Clans Neji behandelte, als wäre er todkrank. Da war er ganz froh, dass Hiashi und Hanabi da ganz anders waren. „Erst einmal, kann ich euch Zwei hören. Ich setzte nämlich direkt neben euch, falls es euch entfallen sein sollte. Und zweitens, Hinata, ich bin dir sehr dankbar für dein Bemühen, aber ich glaube, Hanabi hat Recht. Es wird mir wohl besser gehen und helfen, wenn ich nicht immer nur über das Negative nachdenke und mich nicht jeder in seinem Verhalten darin bestärkt, es sei alles aus für mich.“ Überrascht saß Hinata da, die Augen groß und auf ihrer Unterlippe herumkauend. Neji hatte seine Stimme nicht im Geringsten erhoben. Er hatte niemanden vor den Kopf stoßen wollen. Seine Worte schienen jedoch angekommen zu sein. Der kurze Blick Hanabis, der sagte „Hab ich doch gesagt“, ignorierten sowohl Hinata als auch Neji. Kurz entschuldigte die ältere Hyuuga sich für ihr Verhalten, als Neji auch schon abwinkte. „Ich weiß doch, du meinst es nur gut. Also, ich bin dran, richtig?“ beendete er damit das Thema, griff erneut nach einer Karte und zwang sich selbst, seinen Worten Folge zu leisten und auch so ruhige, schöne Momente wie jetzt zu genießen, egal wie kurz sie sein mochten. Es war einfach in das Zimmer einzusteigen. Schon fast lächerlich. Keinerlei Schutz. Warum auch? Außer Sakura und Neji wusste doch eh niemand, dass er wieder da war. Sasuke hatte gut daran getan bis zum Abend zu warten. Er war niemandem begegnet und die Schwestern waren auch fertig mit ihren Kontrollrunden. Da würde niemand stören, wenn er sich mit Sakura unterhielt. Außerdem war sein Kopf jetzt etwas freier. Sasuke hatte sich wieder etwas im Griff. Nur jetzt, mit dem Wissen, dass Sakura tatsächlich im Krankenhaus lag, kam die Nervosität und Angst zurück. Aber vielleicht lag sie tatsächlich nur mit einem gebrochenen Bein hier und Neji hatte ihn angelogen. In dem Moment allerdings, wo Sasukes Blick auf Sakura fiel, die mit leerem Gesichtsausdruck vom Bett her zu ihm sah, stoppte sein Herz für einen Moment. Eisig griff der Schmerz danach, packte grob zu und drückte schmerzhaft zu. „Sakura“, begrüßte der Uchiha die junge Frau, doch er erhielt keinerlei Reaktion. Hatte Neji doch Recht gehabt? Das konnte nicht sein. Es war unmöglich! Sasuke benötigte einen Moment. Die Angst vor der Wahrheit hatte ihn gelähmt. Dann jedoch hatte er sich irgendwann soweit zusammengerissen, dass er ein paar Schritte auf das Bett zuging. Bislang hatte sich Sakura weder gerührt noch etwas gesagt. Stattdessen hatte sie ihren Blick unverwandt auf den Uchiha gerichtet und wartete. Der eisige Griff um sein Herz wurde immer stärker. Wenngleich er es geschafft hatte näher an Sakura heranzutreten, fiel es ihm schwer, sie anzusehen. Ihr Gesicht war blass, eine Kanüle steckte in ihrem linken Handrücken und unter dem rosafarbenen Haar lugte ein weißer Verband hervor. Ein gebrochenes Bein schien sie nicht zu haben. „Sakura“, begann Sasuke erneut, dieses Mal mit einem leichten Frosch im Hals. Er musste erst einmal schlucken, bevor er fortfahren konnte. „Neji hatte Recht, nicht wahr? Der Grund, warum du hier bist…“ Die Kraft, um die Frage zu vollenden, hatte Sasuke nicht. Er wollte es doch eigentlich gar nicht wissen. Warum nur war er hierher gekommen? Und dennoch hatte er das Gefühl, seine Augen würden noch Löcher in Sakura brennen, so intensiv sah er sie an. Bei Sasukes Worten jedoch schien das erste Mal Leben in die junge Frau zu kommen. Sakura zuckte zusammen, die Augen vor Schreck weit geöffnet und mit blassem Gesicht sah sie zu ihm. „Sasuke.“ Es klang, als hätte sie ihn erst jetzt wahrgenommen. Mit jeder Sekunde die verstrich, wurde Sasuke immer klarer, wie Recht Neji doch gehabt und wie wenig Lüge in seinen Worten gesteckt hatte. Sasuke würde nicht Vater werden. Er würde kein Kind mit Sakura bekommen. Es würde keine kleine Uchiha-Familie geben, mit ihm als Oberhaupt. Zumindest nicht jetzt. „Was ist geschehen?“ verlangte der junge Mann zu wissen. Dass seine Stimme dabei zitterte, interessierte ihn recht wenig. Es kostete Sasuke bereits seine ganze Kraft um nicht hier und jetzt, in Sakuras Krankenzimmer, zusammenzubrechen und wie ein kleines, schwaches Kind los zu weinen. Energisch schüttelte Sakura den Kopf. Die Haare, die nicht von dem Verband zurückgehalten Wurden, flogen wild hin und her. „Sakura, bitte.“ „Ich kann nicht. Zwing mich nicht“, bat sie, flehend. Doch genauso flehend sah Sasuke drein. Er wollte Sakura nicht zwingen. Er wollte ihr keine Schmerzen bereiten. Das hatte er bereits zur Genüge getan. Doch wenn sie ihm keine Wahl ließ, würde er sich mit seinem Sharingan die Gewissheit holen müssen. Er hoffte jedoch inständig, dass Sakura ihn nicht dazu brachte, so weit gehen zu müssen. „Sasuke“, war alles, was Sakura mit schwacher Stimme von sich gab. Eine einzelne Träne floss ihre Wange hinab. Das Mondlicht spiegelte sich darin, tauchte Sakura in ein silbernes Licht, das ihre so blasse Haut erhaben wirken ließ. Wie ein gefallener Engel saß sie da, wunderschön und zerbrochen. Die wenigen Zentimeter, die Sasuke und Sakura noch voneinander trennten, überwand der Uchiha, streckte eine Hand nach ihr aus und wischte die eine, verräterische Träne weg. Der einzige Beweis, dass Sakura doch keine vollkommen leere Hülle war. „Sag es mir“, bat Sasuke noch einmal, seine Stimme rau vor lauter Schmerz und Angst. Und dann tat sie es.   Zwei Tage waren vergangen, seitdem Sasuke Sakura besucht hatte. In diesen Tagen hatte sich Sakuras körperlicher Zustand deutlich gebessert. Die Kanüle war aus ihrem Handrücken gezogen worden. Heute Morgen hatte Tsunade ihren Kopf untersucht und zufrieden dreingesehen. Anschließend hatte sie den Verband entfernt. Von heute an konnte Sakura ohne Probleme ihre Haare waschen. Doch das kümmerte sie alles nicht. Bei der Kontrolluntersuchung heute Morgen, hatte Tsunade sich zu ihr gesetzt und ein ernstes Gespräch mit ihr geführt. Es war um die Fehlgeburt und ihren momentanen Zustand gegangen. Natürlich. Doch wie all die Male zuvor auch schon, hatte Sakura einfach nur an den richtigen Stellen genickt und hatte ansonsten die Worte an einem unsichtbaren Schild abprallen lassen, damit ihre tief weggeschlossenen Gefühle auch weiterhin weggeschlossen blieben. Erst, als Tsunade darauf zu sprechen kam, dass es in ein paar Tagen keinen medizinischen Grund mehr gab Sakura im Krankenhaus zu behalten, hatte die junge Frau die Tür ihres selbstgewählten Verlieses geöffnet. Sofort kam Sorge in ihr auf. Wenn Sakura nicht länger im Krankenhaus bleiben konnte, hieß das, sie würde wieder in das Hyuuga-Anwesen ziehen. Sie hatte sonst eh keinen Platz und es war in den letzten Wochen zu ihrem zu Hause geworden. Vor allem dank Neji. Allerdings war es gerade Neji, den sie nicht mehr sehen wollte. Nach dem kurzen Treffen mit Sasuke, in der Sakura ihm erzählt hatte, was geschehen war, fiel ihr auf, dass ihre Mauer gehalten hatte. Sie hatte die medizinischen Fakten fachmännisch von sich gegeben, als hätte sie über eine andere Patienten geredet. Ihr war zwar wieder eingefallen, warum Tenten sie besucht hatte, aber das kam ihr im Moment sowieso belanglos vor. Vor allem, wenn sie an den Besuch ihrer Freundin zurückdachte, kam in ihr der Verdacht auf, dass sich Tenten für all das, was geschehen war, verantwortlich machte. Sakura war der Gedanke nicht gekommen. Vielmehr war sie überrascht gewesen, dass sie nicht zusammengebrochen war. Doch nur fünf Minuten mit Neji, eine Berührung von ihm, würde die dicken Schutzmauern zum Einsturz bringen und all die gut weggeschlossenen Gefühle freilassen. Dessen war sich Sakura einfach sicher. Der Besuch von Neji hatte sie bereits mehr durcheinander gebracht, als ihr Treffen mit Sasuke. Ja, sie hatte es sogar geschafft, den gequälten, vor Schmerz und Verzweiflung Ausdruck in seinem Gesicht nicht an sich heranzulassen. Andernfalls wäre ihre Schutzmauer womöglich doch zerbrochen. Eine kleine Stimme flüsterte ihr zu, dass es daran lag, dass sie sich in Neji verliebt hatte und ihre Gefühle für Sasuke nicht länger so stark waren wie früher. Zügig jedoch brachte Sakura diese kleine Stimme, die alles noch schlimmer machen konnte, zum Schweigen. Was sollte Sakura also tun? Sie wollte nicht aus dem Krankenhaus ausziehen. Sollte sie sich verletzen, um noch länger hier bleiben zu können? Kurz dachte die rosahaarige Kunochi darüber nach, verwarf die Idee jedoch wieder. Es würde lediglich ihren Auszug aus dem Krankenhaus verzögern, jedoch nicht verhindern können. Würde Sakura allerdings einen Selbstmordversuch starten, sähe die Sache anders aus. Sakura wollte sich nicht umbringen. Den Tod hatte sie sich zwar schon gewünscht, aber sie wusste, ein Gedanke an Neji und sie würde die Kraft dafür nicht aufbringen können. Allerdings hätte ein nicht ganz ernstgemeinter, aber so aussehender Suizid Folgen, die ihr womöglich zu Gute kamen. Dann würde Sakura in den psychiatrischen Flügel des Krankenhauses gebracht werden. Dort würde sie ein Zimmer für sich haben und unter ständiger Beobachtung stehen. Womöglich würde sie auch starke Beruhigungsmittel oder andere Pharmaka erhalten. Es würde ihr sicherlich helfen, ihre Gefühle noch besser wegzusperren. Aber was würde es mit Neji anstellen? Sasuke durfte sie auch nicht vergessen. „Doch, ich muss“, murmelte Sakura zu sich selbst. Wenn sie es nicht schaffte, würde sie auch niemals den Schmerz über den Verlust ihres Kindes wegsperren können und letztendlich daran zerbrechen. Damit wäre auch niemandem geholfen. Es war später Nachmittag, als Sakura nicht länger darüber nachdachte. Bislang hatte sie heute nichts anderes getan. Jetzt jedoch riss ein Klopfen sie aus ihren Überlegungen. Sakura reagierte nicht. Wie auch all die Male zuvor, wenn jemand sie besucht hatte, sagte sie nichts, wartete einfach nur, ob jemand reinkam oder nicht. Zögerlich wurde die weißgestrichene Tür geöffnet, lediglich einen Spalt breit. Es reichte gerade so, dass der Kopf mit dem schwarzen Haarschopf dazwischen passte. Die großen, hellen Augen ließen Sakuras Herz für einen Moment schneller schlagen, beruhigte sich jedoch wieder schnell, als sie feststellte, dass es sich um Hinata und nicht um ihren Cousin handelte. „Hallo Sakura. Dürfen wir reinkommen?“   Auf ihre Frage hin, nickte Sakura kaum merklich mit dem Kopf. Leise seufzte Hinata, bedeutete dann jedoch ihren Begleitern ihr zu folgen. Nachdem sie das Zimmer betreten hatte, kamen nacheinander Ino, Naruto, Tenten und Sai hinein. Letzterer schloss die Tür leise. Als sei es ein nicht abgesprochenes Signal gewesen, begann jeder Sakura anzulächeln und zu grüßen. Es war schon ein wenig unheimlich. Jeder fühlte sich ein wenig unwohl, dessen war sich Hinata bewusst. Ihr ging es nicht anders. Es war richtig unnatürlich, wie Sakura auf ihrem Bett saß, fast bewegungslos. Würde sie nicht ab und an mit den Augen blinzeln und atmen, könnte man fast meinen, sie sei eine lebensechte, puppenhafte Nachbildung der echten Sakura Haruno. Nur leider stimmte das nicht. Als Hinata heute beschlossen hatte mit Ino und Tenten Sakura zu besuchen, hatte Naruto sofort mitgewollt, kaum dass sie ihm ihre Pläne für den Tag erzählt hatte. Sai, der in der Nähe gewesen war, hatte ebenfalls gefragt, ob er mitkommen könne. Die Jungs hatten sich nicht vorstellen können, wie schlecht es um Sakura stand. Ino, Tenten und Hinata, die ihre Freundin schon besucht hatten, dagegen umso mehr. Zu Beginn war sich die junge Hyuuga nicht einmal sicher gewesen, ob eine solch große Gruppe überhaupt von den Krankenschwestern die Erlaubnis für einen Besuch erhielt. Letztendlich war es kein Problem gewesen. Die Gruppe von Freunden ging näher an Sakura heran. Hinata und Naruto setzten sich auf die bereitstehenden Besucherstühle direkt neben dem Patientenbett. Drum herum standen in einem Halbkreis Sai, Tenten und Ino. Sowohl Naruto als auch Ino fingen sogleich mit dem Smalltalk an. Sai lächelte einfach nur vor sich hin, während Tenten nervös ihre Hände knetete. In der Zwischenzeit ließ Sakura kurz ihren Blick über alle Anwesenden schweifen. Es war kein richtiges Ansehen. Eher so, als glitte ihr Blick flüchtig über sie hinweg, als bemerke sie nicht einmal ihre Anwesenheit. Letztendlich blieben ihre grünen Augen an dem Fenster hängen oder wohl eher auf die Ferne gerichtet. Dabei sah es so aus, als würde sie Hinata ansehen, die direkt vor dem offenen Fenster saß. Daher hatte sie einen guten Blick auf Sakura, die mit leeren, grünen Augen einfach nur da saß und ab und an mit dem Kopf nickte. Es tat Hinata weh, ihre Freundin so zu sehen. Man konnte nicht sagen, Sakura leide. Wie auch, wenn sie wie eine tote Lebende dasaß und sich vollkommen von der Außenwelt abschottete? Sie hatte keine Ahnung, was sie tun sollte, um Sakura auch nur im Ansatz helfen zu können. Noch immer hoffte Hinata, wenn sie nur oft genug das Gespräch mit ihr suchte und mit Hilfe ihrer Freunde, würde Sakura irgendwann wieder in Ordnung kommen. Sie konnte doch unmöglich für den Rest ihres Lebens versuchen sich von der Realität zu entfremden? Oder?   Ein köstlicher Geruch wehte durch die Küche. Frisch gebackenes Baguette, in kleine Stücke geschnitten, lag in einem braunen Weidenkorb. Es duftete köstlich. Die selbstgemachten Teigtaschen mit Hackfleisch und einer Gemüsefüllung lagen dampfend auf einem metallenen Teller. Eine fleischige, würzige Soße stand wartend und gut riechend bereit. In Sojasoße gebratenes Schweinefleisch und verschiedenes Gemüse befand sich in einer weißen Schüssel mit rosa Blumen darauf. Allein bei dem Anblick knurrte Hinatas Magen. Ihrer Schwester, die rechts neben ihr saß, erging es nicht anders. Wer auch immer heute gekocht hatte, hatte fabelhafte Arbeit geleistet. Neji saß den Hyuuga-Schwestern gegenüber. Sein Blick wanderte von einem duftenden Teller zur nächsten gut riechenden Schüssel. Anscheinend überlegte ihr Cousin gerade, was er als erstes essen sollte. Die drei jungen Hyuugas hatten alle einen großen Hunger. Nur leider fehlte noch jemand. Hiashi. Auf diesen warteten sie. Sobald er da war, konnten sie endlich anfangen zu essen. Es kam nicht oft vor, dass die ganze Familie zusammensaß und gemeinsam zu Abend aß. Gerade deswegen war wohl auch ein solch leckeres Essen gekocht worden. „Wann kommt Papa denn endlich?“ „Er ist noch im Gespräch mit einem der Ältesten aus dem Clan.“ Seufzend stellte Hanabi ihre Ellbogen auf den Tisch und stützte ihren Kopf auf die Handflächen. Solch ein Verhalten konnte man nicht oft an der jungen Hyuuga sehen. Sie schien wirklich Hunger zu haben. Unbewusst verzog Neji seine Mundwinkel zu einem angedeuteten Grinsen, was Hinata selbstverständlich nicht entging. Sie hoffte sehr, dass das heutige Abendessen ihrem Cousin ein wenig helfen konnte abzuschalten und unter den gegebenen Umständen ein wenig zu entspannen. Sie sorgte sich so sehr um ihren Cousin und Sakura und sie hatte keinerlei Ahnung, was sie tun konnte. Naruto wusste sicherlich, wie man ihnen helfen konnte. Oder? Wenn sie an ihren Besuch heute Nachmittag zurückdachte, hatten alle ein wenig niedergeschlagen gewirkt, nachdem sie das Krankenzimmer verlassen hatte. Dieses Mal konnte vielleicht nicht einmal Narutos unbeugsamer Optimismus weiterhelfen. „Wie lange dauert das noch?“ „Seit wann bist du denn so ungeduldig?“ erkundigte sich Neji bei seiner jüngeren Cousine. Diese verzog kurz den Mund, ehe sie zu einer Erklärung ansetzte: „Heute Morgen habe ich verschlafen und bin zu spät zu der Trainingseinheit mit Papa gekommen. Als Strafe durfte ich kein Frühstück essen. Aber das wäre ja in Ordnung gewesen, weil die Mittagszeit kurz bevorstand. Dann jedoch sind irgendwelche wichtigen Leute vorbei gekommen, die mit Papa reden wollten. Ich sollte ich dabei sein, als Vorzeigetochter“, das letzte Wort murmelte Hanabi nur vor sich hin, weil sie ihre ältere Schwester nicht verletzten wollte, doch Hinata nahm es sich nicht zu Herzen. Sie wusste selbst, dass sie nicht so war, wie sich ihr Vater das immer gewünscht hatte, doch schon lange hatte sie ihren eigenen Weg gefunden und sich mit ihrem Vater darauf geeinigt, Hanabi einmal die Führung des Clans zu überlassen. Diese wusste von ihrem Glück jedoch noch nichts. „Und so ist dann letztendlich auch das Mittagessen ausgefallen. Und als ich mir vorhin etwas zu Essen nehmen wollte, meinte Hinata, dass es ja gleich Abendessen gibt“, endete Hanabi ihre Erklärung. Verstehend nickte Neji. Hinatas Blick wanderte zur Küchenuhr. Sie warteten bereits gut 10 Minuten auf ihren Vater. Anscheinend gab es doch mehr zu bereden, als sie angenommen hatte. „Und wer war heute alles da?“ erkundigte sich Neji weiter. „Keine Ahnung. Hab ich mir nicht gemerkt.“ „Clanoberhäupte und Clan-Älteste aus anderen Dörfern, aber auch Vertreter aus Konoha“, sprang Hinata für ihre Schwester ein. Skeptisch blickte Neji drein. Die Frage nach dem Warum stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Bevor er jedoch falsche Schlüsse zog, erklärte Hinata weiter. „Sie stammen alle aus dem Feuerreich, das nächstes Jahr 100 jähriges Jubiläum feiert. Konoha soll wohl ein spektakuläres Fest dafür ausrichten.“ Sowohl Hanabi als auch Neji blickten überrascht zu Hinata. „Woher weißt du das?“ „Und was hat Onkel damit zu tun?“ fragten die beiden zeitgleich. Bevor sie jedoch antworten konnte, öffnete sich die Küchentür, die zum Teil des Hauses für die Hauptfamilie gehörte und Hiashi, groß, stolz und leicht erschöpft, erschien. Noch bevor die Tür wieder ins Schloss gefallen war, hatte er sich am Kopf des Tisches niedergelassen und ergriff das Wort. „Das kann ich euch erklären. Die Hokage hat sowohl Shikamaru Nara als auch mir die Aufgabe erteilt, sich darum zu kümmern. Die Hokage selbst ist mit anderem beschäftigt. Da ich nun einmal über die besseren Kontakte verfüge als der junge Nara, hat heute hier das erste Zusammentreffen stattgefunden“, erklärte das Oberhaupt des Clans, der wohl ihr Gespräch mitgehört hatte. Wie lange hatte ihr Vater wohl schon gelauscht oder war es reiner Zufall gewesen? Verstehend nickte Neji auf die Erklärung seines Onkels hin. Hanabi jedoch blickte ihre Schwester weiter fragend an. „Vater hat mir davon erzählt“, meinte sie knapp. Sofort schnellte Hanabis Kopf zu ihrem Vater. Wenn ihre Schwester einmal etwas wissen wollte, ließ sie nicht so schnell locker. Das konnte manchmal sehr amüsant sein, nur hatte Hinata wirklich Hunger und wollte endlich etwas essen. Hiashi, der den Blick seiner Jüngsten richtig gedeutet hatte, erklärte weiter: „Hinata ist die ältere von euch und muss Verantwortung übernehmen.“ Was Hiashi dabei unerwähnt war, dass Hinata nur davon erfahren hatte, weil ihr Vater sich sicher war, selbst wenn sie nie Clanoberhaupt werden würde, konnte sie als Beraterin ihrer Schwester fungieren. Schon immer hatte Hinata ein gutes organisatorisches Talent gezeigt und war auch nicht schlecht darin Entscheidungen zu treffen. Lediglich an ihrer Schüchternheit musste sie noch arbeiten. Dann, endlich, erklärte Hiashi das Abendessen für eröffnet. Sofort begann jeder sich etwas auf seinen Teller zu häufen. Nachdem sich Hinata etwas von dem köstlich aussehendem Fleisch und Gemüse mit Sojasauce aufgetan hatte, nahm sie sich ein Brötchen und biss in das fluffige, dennoch leicht krosse, Brötchen. Leise seufzte sie auf und biss noch einmal ab. Für die nächsten Minuten war lediglich das Geräusch von Besteck zu hören, das über Teller schabte oder Schüsseln, die über den Tisch gereicht wurden. Jeder war zu hungrig, um etwas zu sagen. Nachdem sich die Mägen aller Anwesenden langsam füllten, starteten auch die Gespräche. Während Hiashi mit Neji über eine neue Technik redete, die er ihm beibringen wollte, erzählte Hanabi ihrer Schwester noch einmal ganz genau, was sie heute gelernt hatte. Dann jedoch irgendwann fragte Hanabi – sicherlich ganz in kindischer Naivität – was denn nun mit Sakura sei und wann und ob sie hierher zurückkam. Augenblicklich herrschte ein angespanntes Schweigen, bei dem man einen Floh hätte husten hören können. Jeder hatte mehr oder weniger in der Bewegung innegehalten. Erst sah jeder, von diesem abrupten Themenwechsel leicht überrumpelt, zu Neji, der dann seinen Blick auf seinen halbleeren Teller richtete. „Hätte ich das nicht fragen sollen?“ kam es kleinlaut von Hanabi, die schuldbewusst dreinsah. „Ist schon in Ordnung“, meinte Neji und versuchte sich an einem Lächeln, das ziemlich schief und kläglich aussah. „Sakura kommt wieder hierher“, erklärte Hinata da. Kurz blickte sie zu ihrem Vater. Falls dieser anderer Meinung war, würde sie für ihre Freundin einstehen, auch wenn es in einem Streit enden würde. Zu ihrer Erleichterung jedoch sagte Hiashi nichts dazu. „Sie wird sicherlich bald aus dem Krankenhaus entlassen“, meinte da nun Neji. „Als ich heute im Krankenhaus war, hat eine Schwester gemeint, dass sie in den nächsten Tagen entlassen wird.“ Daraufhin herrschte erneut angespanntes und betretenes Schweigen, bis sich Hiashi räusperte. „Wenn sie erst einmal hier ist, wird ihre Genesung sicherlich besser vonstattengehen.“ „Daheim fühlt man sich eh am wohlsten“, bekräftigte Hanabi die Worte ihres Vaters. Hinata jedoch hatte ihren Blick unverwandt auf Neji gerichtet, der nun lustlos in seinem Essen herumstocherte und die Meinung seines Onkels nicht zu teilen schien. Sie machte sich Sorgen um ihn. Dabei hatte sie die Hoffnung gehabt, dass dieses Abendessen Neji ein wenig ablenken würde. Hiashi, der am Kopf des Tisches saß, hob seine rechte Hand und legte sie Neji, der rechts neben ihm saß, auf die Schulter. Aufmunternd blickte er seinen Neffen an. Hinata wurde leicht ums Herz, als sie diesen seltenen Moment der Zuneigung sah. „Und für dich sind wir auch immer da.“ „Das weiß ich. Danke Onkel.“ Als wäre dies das Signal gewesen, lichtete sich die angespannte Stimmung und wurde etwas leichter. Jeder fing wieder an zu essen, die Gespräche wurden wieder aufgenommen  und nach einigen Minuten erinnerte nichts mehr an diesen dunklen Moment beim familiären Abendessen.   Die Nacht war hereingebrochen, der Mond war nun gänzlich zu seiner runden, vollen Form geworden und spendete Licht in der ansonsten so dunklen Nacht. In einigen Häusern und Wohnungen brannte Licht. Ab und an konnte Sasuke Leute sehen, deren Silhouette kurz hinter den Fenstern auftauchten, nur um dann wieder zu verschwinden. Es interessierte den Uchiha jedoch herzlich wenig. Er hatte auf seinem Weg hierher aufgepasst, dass ihn niemand sah, ansonsten kümmerte ihn so gut wie nichts. Er war sich nicht sicher, ob er noch unter Schock stand. Wenn er nur an Sakura dachte, durchzuckte ihn ein Schmerz, der ihn selbst überraschte. Immerhin hatte Sasuke kaum Gelegenheit gehabt, sich mit seinem Ungeborenen Kind auseinanderzusetzen. Dennoch schockte ihn der Verlust und ließ ihn, vor lauter Schmerz, betäubt zurück. Mit dem Kind war nicht nur seine Tochter oder Sohn gestorben, sondern auch so viel mehr. Seine Zukunft mit Sakura, die Hoffnung auf etwas Besseres als das, was er jetzt hatte. Aber hieß das, dass alles vorbei war oder hatte er noch immer eine Chance? Wie gerne wollte er mit jemandem darüber reden. Deswegen saß er nun auf einem dicken Ast des Baumes, der direkt vor Narutos Wohnung gepflanzt worden war. Von seinem Platz aus konnte er direkt in das Schlafzimmer des blonden Chaoten sehen. Bereits bei seinem letzten Besuch hatte er hier gesessen und seinen alten Freund besucht. Ob er es heute wagen sollte, sich zu zeigen? Sasuke haderte noch eine Entscheidung zu fällen. Ob Naruto ihm wirklich weiterhelfen konnte? Er hatte so seine Zweifel daran. Immerhin hatte Naruto nie verstehen können, warum Sasuke das Dorf damals verlassen hatte. Jetzt, wo sein Kind tot war, hielt ihn doch nichts mehr hier oder? Natürlich war da Sakura, die er liebte. Doch in ihrer jetzigen Verfassung, was konnte er da groß für sie tun? Sie schien ihn ja nicht einmal wirklich zu bemerken. Eventuell sollte er jetzt seine Rache vollziehen, Sakura Zeit geben sich wieder zu sammeln und dann zurückkommen? Wenn er etwas zu tun hatte – wie seinen Bruder suchen – dann wurde Sasuke auch nicht wahnsinnig. Jetzt jedoch hatte er nichts zu tun, außer an Sakura und sein totes Kind zu denken. Nein, das würde er nicht aushalten. Naruto würde ihm sicherlich sagen, er solle sich um Sakura kümmern. Aber wie? Was konnte er denn schon groß tun? Sie sah und benahm sich wie eine Puppe! Wie sollte Sasuke da jemals zu ihr durchdringen? Sicherlich, wenn einige Zeit vergangen war, dann würde es ihr besser gehen. Er konnte ihr Verhalten nachvollziehen. Damals, als seine gesamte Familie ausgelöscht worden war, hatte Sasuke selbst einige Zeit in einem selbstgesponnenen Kokon gelebt und nichts und niemanden an sich herangelassen. Sämtliche Emotionen hatte er ausgesperrt, bis sein Kokon letztendlich zerrissen war und die Realität auf ihn eingestürmt war. Wie lange aber würde Sakura brauchen? Nur ein paar Tage oder Wochen? Die konnte Sasuke warten, in seinem Versteck im Wald. Aber einige Monate? Nein, da würde er wirklich wahnsinnig werden. Verzweifelt blickte Sasuke auf das Schlafzimmer Narutos, das in Dunkelheit lag. Naruto war noch nicht nach Hause gekommen. Dabei war es doch bereits spät. Vielleicht aber übte er noch irgendeine neue Technik. Mit der, zu einer Faust geballten Hand, schlug Sasuke auf den Baumstamm hinter ihm ein. Mist, er musste etwas tun. Zur Untätigkeit verdammt zu sein, war wohl mit das Schlimmste. „Ich gehe zu Sakura“, entschied Sasuke, blieb jedoch auf dem Ast sitzen. Wenn er zu ihr ging und sie sich noch immer wie eine Puppe verhielt, was sollte er dann tun? Würde der Besuch bereits Folgen für seine Entscheidung haben? Sasuke hatte Angst davor. Er wollte nicht weg von Sakura, doch nichts tun zu können, war fast genauso schlimm wie der Tod seines Kindes. Die Kiefer fest aufeinandergepresst, saß der Uchiha da. Die Hände waren zu Fäusten geballt und die weißen Knöchel traten hervor. Nach einigen Minuten, in denen er sich weder bewegte noch ein Geräusch von sich gab, hatte er eine Entscheidung getroffen.   Zwei weitere Tage waren vergangen. In diesen zwei Tagen war vieles geschehen. Tsunade hatte sich von Hiashi und Shikamaru über das Vorgehen des Jubiläums unterrichten lassen und letztendlich deren Vorschlag abgesegnet. Hinata und Naruto hatten ein weiteres Date gehabt. Sie waren in einen kleinen, botanischen Garten am Rand des Dorfes gewesen und hatten dort einen ausgiebigen Spaziergang unternommen. Sie hatten sogar Händchen gehalten. Fast die gesamte Zeit über! Zu Hinatas Enttäuschung jedoch war es dabei geblieben. Hanabi hatte ihr Training fortgesetzt und hütete sich davor, zu spät aufzustehen. Noch einmal wollte sie keinen Tag ohne Frühstück und Mittagessen haben! Ino hatte sich die Mühe gemacht und Nahrungspillen hergestellt. Einen ganzen Beutel hatte sie davon, mit ihrer eigenen Mischung. Viele Vitamine steckten darin und sollten Sakuras Lebensgeister wecken. Sai hatte sich in der Bücherei nach Lektüre umgesehen, die ihm mit Sakura weiterhelfen konnten. Leider gab es kaum Bücher über ein solch düsteres Thema. Tenten wurde langsam wahnsinnig vor lauter Nichtstun und trainierte unermüdlich. Sasuke, in seinem Versteck im Wald, erging es nicht anders. Neji dagegen hatte einiges zu tun. Er wurde von vielen seiner Freunden besucht, von seinem Onkel unterrichtet und hatte noch einmal ein ernstes und sehr hilfreiches Gespräch mit ihm gehabt. Sie alle jedoch hatten eines gemeinsam. Sie alle hatten Sakura besucht. Mehrfach. Sogar Sasuke einmal, für fünf Minuten, bis er es nicht mehr ausgehalten hatte und vor der puppenhaften Sakura regelrecht geflohen war. Von alledem ahnte Sakura nichts. Sie saß noch immer in ihrem Krankenbett, aß, wenn man ihr etwas zu Essen brachte und stierte ansonsten aus dem Fenster. In der Regel beschäftigte sie sich gedanklich mit einer Möglichkeit, wie sie länger im Krankenhaus bleiben konnte. Natürlich bemerkte sie es, wenn ihre Freunde sie besuchten. Es kamen viele vorbei. Wie in den letzten Tagen auch. Tsunade, Shizune, Kakashi, Sai, Sasuke, Naruto, Tenten, Hinata, Lee, Ino und sogar Hiashi Hyuuga. Nur Neji war nicht vorbei gekommen. Einerseits freute es Sakura. So würde ihre Mauer halten. Andererseits vermisste sie ihn und wollte ihn sehen. Wie auch zwei Tage zuvor, als sich die Sonne verabschiedet hatte und die Nacht hereingebrochen war, tauchten zwei rot glühende Augen in der Dunkelheit auf. Sasuke war wieder da. Sein letzter Besuch war sehr kurz gewesen. Dass dies ganz allein ihre Schuld war, wusste Sakura. Sie wusste nur nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Immerhin hielt ihre Mauer sämtliche Gefühle zurück. Ob sein Besuch heute wohl auch wieder so kurz ausfallen würde? Nachdem Sasuke durch das Fenster gestiegen und sich auf den Besucherstuhl neben ihr Bett gesetzt hatte, begrüßte er sie kurz. Knapp nickte Sakura ihm zu, war zu mehr jedoch nicht in der Lage. Er versuchte nicht einmal sie zu berühren, bemerkte sie wage. „Wie lange hast du noch vor so zu bleiben?“ Unter anderen Umständen hätte Sakura auf diese plötzliche Frage, die wie eine Anschuldigung klang und in harschem Ton ausgesprochen wurde, überrascht reagiert. Jetzt jedoch bewirkte es lediglich, dass Sakura zu dem Uchiha hinüberblickte, der mit verschränkten Armen auf dem Besucherstuhl saß und sie mit eindringlichem Blick ansah. Wartend ruhte sein bohrender, unnachgiebiger Blick auf ihr. Sasuke wollte Antworten. Sakura verstand das. Nur wusste sie selbst nicht, was sie ihm sagen sollte, immerhin wusste sie es auch nicht. Wenn sie es sich aussuchen könnte, würde Sakura wohl für immer mit ihren in Watte eingepackten Gefühlen leben. Nichts würde sie interessieren. Sie musste sich wegen nichts und niemandem Sorgen machen. Wäre das nicht himmlisch? Keine Probleme mehr, weil einen eh nichts mehr kümmerte. Natürlich konnte man das kein Leben mehr nennen. Das sagte ihr die nagende Stimme in ihrem Kopf immer mal wieder, die sie einfach nicht abstellen konnte. Vor allem tauchte diese Stimme auf, wenn Neji da war. Doch auch jetzt machte sie sich bemerkbar und wollte ihre Aufmerksamkeit. Anstatt dem wartenden Uchiha eine Antwort zu geben, wandte Sakura ihren Blick wieder ab und sah nach aus dem Fenster nach draußen. Es war dunkel, die Sterne funkelten am nächtlichen Himmel und die Lichter verschiedenster Häusern erleuchteten das ansonsten ruhige Konoha. „Sakura“, knurrte es nach einigen Sekunden. Wie angespannt die Situation war, bemerkte die Angesprochene nicht einmal. Erst nachdem sie einen lauten Schlag vernahm, drehte sie sich zu der Geräuschquelle um. Es verwunderte sie nicht, dass Sasuke der Verursacher des Lärms gewesen war. Energisch war er aufgestanden, wobei sein Stuhl umgefallen und den Lärm verursacht hatte. Die Fäuste hatte Sasuke zu Fäusten geballt. Sein ganzer Körper zitterte, ob vor unterdrückter Wut oder Frust, vermochte Sakura nicht zu sagen. „Hör auf mit dem Scheiß“, zischte Sasuke. Normalerweise hätte Sakura jetzt wohl vor Angst zurückgeschreckt. Stattdessen tat sie nichts. Sie blickte einfach nur weiter unverwandt in die rot glühenden Augen, die sich vor Wut zu Schlitzen verengt hatten. „Diese egoistische Nummer, die du hier abziehst, denkst du wirklich, die bewirkt irgendetwas? Denkst du wirklich, dir wird es damit besser gehen?“ Sasukes Stimme war nicht laut. Im Gegenteil. Dennoch durchdrang sie den gesamten Raum und hätte wohl eine Armee einschüchtern können. Bei Sakura bewirkten sie nichts. Zunächst prallten die Anschuldigen an ihr ab. Sasuke hätte auch einfach nur „bla bla bla“ sagen können, dabei in einem Tutu Pirouetten und einen Knicks machen können, es denselben Effekt gehabt. Keinen. „Ob du nun hier sitzt und alles und jeden ignorierst, es ändert nichts an der Tatsache, dass unser Kind tot ist. Tot!“ Dieses Mal war Sasuke nicht ruhig stehen geblieben, wie zuvor. Er war zu ihr gekommen, stand nur wenige Zentimeter von Sakura entfernt und blickte sie mit einem Gesicht, voller Schmerz und Wut verzerrt, an. „Stell dich der Realität und versteck dich nicht. Es ist einfach nur falsch und egoistisch von dir, nicht zu trauern, den Schmerz zu ignorieren und mich – und ich kann es nicht einmal glauben, dass ich das sage – aber auch Neji allein mit der Trauer und dem Schmerz zu lassen. Du bist die Mutter unseres toten Kindes! Bist du ein solcher Feigling, dass du jeden im Stich lässt, dich selbst eingeschlossen?“ Selbst nach dieser einschüchternden Ansprache, die voller wahrer Worte war, hatte Sakura nicht einmal mit den Wimpern gezuckt. Angewidert verzog Sasuke plötzlich das Gesicht. Als ob er sich verbrannt hätte, ruckte er von Sakura weg, ging auf Abstand zu ihr und blickte sie so hart und kalt an, wie sie es noch nie bei ihm erlebt hatte. Selbst durch ihre fast undurchdringliche Mauer hindurch konnte Sakura die Kälte spüren, die nun von dem Uchiha ausging. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so erbärmlich bist. Es ist wohl besser so, wie es gekommen ist. Ich habe dich nicht so jämmerlich und feige eingeschätzt.“ Mit diesen Worten drehte sich Sasuke abrupt um. Mit einem schnellen, kräftigen Sprung war er aus dem Fenster gesprungen, das noch immer offen gewesen war und verschwand in der Nacht, verschmolzen mit der Dunkelheit. Erst nach einigen Sekunden, in denen Sakura unverwandt auf die Stelle gestarrt hatte, wo Sasuke eben noch gestanden hatte, bemerkte sie die Träne, die ihr über die Wange rollte.   Egal wer, jeder hatte wohl gut daran getan, Sasuke nicht über den Weg zu laufen. Er hätte nicht gewusst, ob er in seinem jetzigen Zustand nicht einen Unschuldigen umgebracht hätte. Noch nie hatte er sich so verletzt gefühlt. Die Wut, die er auf Sakura empfand, kam den Hass für seinen mörderischen Bruder recht nahe. Niemals hätte Sasuke es für möglich gehalten, dass sich Sakura so aufführte, wie sie es tat. Juckte es sie überhaupt nicht, was passiert war? Ihr schien es gleichgültig, dass ihr gemeinsames Kind nun tot war, das sie es niemals im Arm halten würden oder aufwachsen sehen würden. Der Baum, der bereits zuvor Sasukes Trauer und Wut zu spüren bekommen hatte, wurde auch jetzt wieder drangsaliert. Bald würde er es wohl nicht mehr aushalten, aber gut das es auf der Lichtung noch zig andere Bäume gab, die seinen Frust abbekommen konnten. Wobei er wohl eh nicht mehr lange hier bleiben würde. Sasuke hatte sich entschieden. Mit Sakura gab es für ihn keine Zukunft. Nicht mehr. Es gab keine Hoffnung, dass sie sich ändern würde und selbst wenn, wusste er nicht, ob er es ihr je verzeihen konnte. Es war wohl ein Wink des Schicksals gewesen. Sasukes Bestimmung war schon immer die Rache an Itachi und die Vergeltung für seine Familie gewesen. Das wusste er nun, mit einer Gewissheit, die er vorher nie so deutlich gespürt hatte wie jetzt.   Als der nächste Tag anbrach, ahnte Neji nichts von der schicksalhaften Begegnung zwischen Sasuke und Sakura. Er ahnte auch nichts von der Entscheidung seines Nebenbuhlers. Für ihn begann der Tag ganz normal. Die Sonne schien, er hatte auch heute einen freien Tag und wollte ihn auch nutzen. Nach dem Frühstück wollte er Sakura besuchen gehen. In den letzten Tagen war er nicht dazu gekommen. Viel zu beschäftigt war er gewesen. Gewissensbisse nagten an ihm. Zusätzlich kamen Schuldgefühle hinzu, weil er sich kurz dachte, dass es Sakura wohl eh egal war und es keinen Unterschied machte, ob er sie besuchte oder nicht. Diesen Gedanken verdrängte er jedoch wieder schnell und schämte sich sogar dafür. Als Neji mit dem Frühstück fertig war, ging er direkt zum Krankenhaus. Er wollte seinen Besuch bei Sakura hinter sich bringen, ohne das er wieder durch irgendetwas oder irgendjemanden aufgehalten wurde und was er womöglich als Ausrede benutzen konnte, um dem Krankenhaus fern zu bleiben. Heute jedoch hatte sich Neji früh genug aus dem Haus begeben, sodass ihm nichts und niemand dazwischen kam. Kaum schlossen sich die Türen des Krankenhauseingangs, merkte Neji, wie sich sein Herzschlag ein wenig beschleunigte. Seine Hände wurden schwitzig. Nach seinen letzten enttäuschenden Besuchen hatte der Hyuuga fast schon etwas wie Angst, Sakura wieder als Puppe vor sich zu sehen. Es schmerzte, wenn er nur darüber nachdachte, wie sie ihn ignorierte. Dennoch liebte er sie und deswegen wollte und musste er ihr helfen, egal wie lange es dauern würde. Entschlossenen Schrittes ging der junge Mann die Flure entlang, benutzte den Fahrstuhl hoch in den dritten Stock und von da führte ihn ein weiterer Flur zu seinem Ziel. Auf dem Weg dahin bemerkte er die Blicke der Krankenschwestern, die unter ihren weißen Hauben mitleidig dreinsahen. Kaum war er an ihnen vorbeigegangen, schlossen sie sich zu zweit oder zu dritt zusammen und tuschelten aufgeregt miteinander. Ein Knoten bildete sich in Nejis Magen, während er versuchte alles und jeden aus seinen Gedanken zu verbannen. Weg mit den tuschelnden Schwestern, weg mit den Zweifeln und weg mit der Angst und Nervosität vor dem Treffen mit Sakura. Vor der unscheinbaren, weißen Tür blieb Neji stehen. Auch ohne auf das Namensschild zu sehen, auf dem „Sakura Haruno“ stand, wusste er, dass er hier richtig war. Kurz klopfte er an. Er erwartete keine Antwort. Er hatte es lediglich aus Höflichkeit und Angewohnheit gemacht. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, trat Neji ein, schloss die Tür hinter sich und schindete so noch ein paar Sekunden Zeit. Mit noch etwas schnell schlagendem Herzen drehte sich Neji um, ein Lächeln auf den Lippen. Doch kaum erblickte er seine Verlobte, gefror ihm das Lächeln auf dem Gesicht. Mit hängenden Schultern saß Sakura da, die Haare fielen ihr ins Gesicht. Dennoch konnte er deutlich die Tränen sehen, die unaufhaltsam aus ihren grünen Augen rannen. Völlig irritiert wusste Neji nicht, was nun zu tun war. Er hatte nicht damit gerechnet, Sakura so vorzufinden. Ein Schluchzen riss ihn aus seinen Gedanken. „Es tut mir so Leid“, flüsterte die junge Frau da mit schwacher Stimme. Dennoch verstand er jedes Wort. Noch bevor sich Neji versah, hatte er die wenige Schritte zu Sakuras Bett überwunden, sie in die Arme geschlossen und drückte sie fest an sich. Erneut schluchzte Sakura laut auf, dann schlang auch sie die Arme um seine Mitte. „Es tut so weh!“ wehklagte sie da und Neji – hin-und hergerissen zwischen Freude und Trauer – sagte nichts anderes als „Ich weiß. Ich bin für dich da“ und hoffte, er würde ausreichen, damit Sakura nicht wieder eine lebende, gefühlslose Puppe wurde.  Kapitel 31: Entlassung ---------------------- Aller Anfang war schwer. Das galt für so einiges. Der Einstieg in das Berufsleben, die Erziehung eines Kindes, das Schreiben eines Buches. Die Liste hätte Neji noch ewig lang fortsetzen können, so viel fiel ihm ein. Doch manchmal entpuppt es sich als schwieriger, aber auch einfacher. Es gab Höhen und Tiefen. Das ganze Leben war eine reinste Achterbahnfahrt. Genau das durchlebte Neji auch jetzt. In den letzten drei Tagen hatte er so einige Höhen und auch etliche Tiefen erlebt. Manchmal folgten sie direkt aufeinander, manchmal gab es jedoch auch ein paar Verschnaufpausen. So auch wie jetzt. Die Sonne schien angenehm warm, durch das geöffnete Fenster wehte ein laues Lüftchen und streichelte sein Gesicht. Während sein Blick auf die Dächerlandschafts Konoha fiel, streichelte er unablässig in einem gleichbleibenden, ruhigen Rhythmus über Sakuras weiches Haar. Ihren Kopf hatte sie auf seinen Schoß gebettet, ihre Füße ruhten da, wo normalerweise das Kopfkissen lag und friedlich dämmerte die junge Frau vor sich hin. Als er seinen Blick auf Sakura fallen ließ, lächelte er unweigerlich. Er war froh, dass sie nicht länger so distanziert und wie gefühlstot war. Er hatte wirklich Angst um sie gehabt. Bis jetzt wusste er nicht, was den Sinneswandel bei Sakura ausgelöst hatte, aber etwas musste geschehen sein. Ob Sasuke wohl etwas damit zu tun hatte? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Diesen ruhigen, schönen Moment wollte er nicht mit Gedanken an den Uchiha verschwenden. Die letzten Tage waren das reinste Durcheinander gewesen. Ein Chaos aus Gefühlen. Daher war Neji erleichtert, selbst einmal für einen kurzen Moment durchatmen zu können. Die letzten drei Tage war der junge Hyuuga fast ausschließlich im Krankenhaus gewesen. Lediglich spät abends ging er nach Hause, um dort zu schlafen. Nachdem er vor vier Tagen Sakura weinend in ihrem Krankenzimmer vorgefunden hatte, war so einiges in Gang gekommen. Zu Nejis Erleichterung hatte sie angefangen um den Verlust ihres Kindes zu trauern. Während er sie im Arm gehalten und getröstet hatte, war es ihm irgendwie gelungen, den roten Alarmknopf zu drücken, der im Notfall dazu diente, das Pflegepersonal und falls nötig einen Arzt zu rufen. Sekunden später war eine junge Frau mit weißer Arbeitskleidung und weißer Haube auf den braunen Haaren im Zimmer erschienen. Noch bevor sie irgendetwas hatte sagen können, hatte Neji nach Tsunade verlangt. Die Krankenschwester selbst jedoch versicherte sich zuvor, dass mit Sakura alles in Ordnung war, bevor sie den Raum verließ. Auch dieses Mal hatte es nicht lange gedauert, da ging die Zimmertür auf. Mit Wucht hatte die Hokage sie aufgestoßen, sodass die Tür mit einem lauten Knall gegen die Zimmerwand schlug. Anschließend hatte sich ein Loch, in Form der Türklinke, in die Wand gegraben. In diesem Moment jedoch hatte es niemanden interessiert. Das misstrauische, ernste Gesicht der Hokage verwandelte sich beim Anblick Nejis, der die weinende Sakura im Arm hielt. Vor Erleichterung hatte sie die Augen für einen Sekundenbruchteil geschlossen, dann jedoch lächelte sie und ging auf das Bett zu. Diese erste Nacht war Neji erst nach Mitternacht nach Hause gegangen. Tsunade hatte dafür extra ihre Erlaubnis erteilen müssen, damit keiner der Ärzte oder des Pflegepersonals ihn rausschmeißen konnte. Am nächsten Tag hatte der Hyuuga um sieben Uhr wieder vor Sakuras Zimmertür gestanden und war auch dann erst wieder abends nach Hause gegangen. Die darauffolgenden Tage hatten sich ähnlich abgespielt. Manchmal weinte Sakura, manchmal wurde sie wütend über die Ungerechtigkeit, manchmal aber auch entschuldigte sie sich bei Neji, der ihr immer wieder versicherte, dass es nicht nötig war. Manchmal aber auch stierte Sakura einfach nur niedergeschlagen aus dem Fenster und hing ihren eigenen Gedanken nach. Doch es war nicht so wie die Tage davor. Wenn man sie in diesem Zustand ansprach, dann reagierte sie. Auch wirkten ihre Augen nicht länger wie tot, nein, sie war dann einfach nur in Gedanken versunken. Manchmal aber auch gab es diese schönen Momente, in denen Neji und Sakura ganz normal miteinander redeten. So zum Beispiel hatte er ihr alles über Naruto und Hinata erzählt, was er von seiner Cousine so in Erfahrung hatte bringen können. Manchmal aber auch kuschelten sie einfach nur miteinander, Sakura lag dann eng an ihn geschmiegt. Diese Momente gaben Neji die Kraft, die er benötigte, wenn Sakura vor Wut schrie oder vor Schmerz wehklagend und herzzerreißend weinte. Dann fühlte er sich jedes Mal hilflos. In den letzten Tagen, in denen es Sakura deutlich besser ging, wenngleich sie jedoch noch nicht stabil war, hatten auch zig Freunde zu ihr gewollt. Allen voran Naruto. Während Neji immer so lange bei Sakura bleiben konnte wie er wollte, hatte Tsunade nicht die gleiche Einstellung bei den anderen. Es mochte daran liegen, dass die Hokage selbst sah, wie gut es Sakura ging wenn Neji bei ihr war. Außerdem war es die junge Haruno selbst gewesen, die Tsunade schon fast unter Tränen angefleht hatte, dass Neji bei ihr bleiben konnte, so lange er wollte. Als er das erfahren hatte, war ihm unweigerlich warm ums Herz geworden und er hatte Sakura nur noch in die Arme schließen wollen. Trotzdem hatte Tsunade ihn, in einem vier-Augen-Gespräch darum gebeten gehabt, dass er wenigstens die Nacht über bei sich alleine schlief. Die Hokage hatte es damit begründet, dass er selbst auch ein bisschen Zeit für sich brauchte und sich nicht permanent um Sakura kümmern konnte. Wenngleich Neji das verstand, ging er doch immer mit gemischten Gefühlen nach Hause. Doch bevor er ging, vergewisserte er sich jedes Mal, dass Sakura bereits schlief. Nun, Naruto jedoch teilte die Ansichten der Hokage nicht und wenngleich er nicht lange bleiben durfte, fand er eine Lösung. Anstatt nur einmal am Tag zu Besuch zu kommen, ließ er sich in der Regel fünfmal blicken. Manchmal sogar noch öfter. Tsunade hatte selbstverständlich Wind davon bekommen und ihn sogar schon einmal rausgeworfen, doch Naruto war kein Kind von Traurigkeit und ließ sich auch nicht so leicht unterkriegen. Wenn dann also Kakashi, Lee, Hinata, Sai, oder Ino vorbei kamen, schmuggelte sich Naruto dazu. Nur als Hiashi und Hanabi einmal vorbeigekommen waren, hatte sich der Chaosninja zurückgehalten. Er wollte vor dem Vater seiner Freundin wohl keinen Streit mit Tsunade haben. Meist freute es Sakura, doch am ersten Tag war es ihr sehr unangenehm gewesen. So hatte sie Neji später gestanden, dass sie sich schlecht fühlte, wegen ihres Verhaltens ihren Freunden und auch ihm gegenüber. Dass sie mehr als nur unhöflich gewesen war. Doch niemanden hatte das interessiert. Viel zu sehr waren alle froh und erleichtert, dass es Sakura nun etwas besser ging. Das hatte Neji ihr auch klarmachen können, wenngleich es ein wenig gedauert hatte. Nur Tenten war bislang nicht erschienen. Weswegen wusste er nicht, doch auch wie bei Sasuke, versuchte er momentan sich keine Gedanken darüber zu machen. Heute würde Sakura aus dem Krankenhaus entlassen werden. Körperlich war sie wieder gesund. Die Sachen waren schnell gepackt gewesen. Da Sakura immer ihre Krankenhauskleidung, die für Patienten bereitgestellt wurde, getragen hatte, hatte Neji den fast unberührten Koffer schnell fertig gepackt gehabt. Lediglich Unterwäsche und einen Pyjama, den Sakura nie getragen hatte, sowie Zahnbürste, Zahnpasta und eine Haarbürste hatte er in den Koffer tun müssen. Jetzt warteten sie auf die Entlassungspapiere. Das dauerte bereits zwei Stunden. Neji hatte keinerlei Ahnung wieso es so viel Zeit in Anspruch nahm, aber das gehörte wohl zur Bürokratie dazu. Ein leiser Seufzer entfuhr der noch schlafenden Sakura. Sekunden später bewegte sie ihren Kopf ein paar mal hin und her, bis sie letztendlich ihre Augen öffnete. Noch verschlafen richtete sie sich auf. Nejis Hand, die bis jetzt über das rosafarbene Haar gestrichen hatte, lag nun neben ihm. Herzhaft gähnte Sakura, rieb sich mit dem Handrücken über die Augen und ließ ihren Blick dann zu der Uhr gleiten, die über der Zimmertür hing. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Mit belegter Stimme hatte sie Neji gefragt. Dieser jedoch lächelte vor sich hin, anstatt eine Antwort zu geben. Ihr Anblick, leicht desorientiert und noch im Halbschlaf, war wirklich niedlich. Er musste ihn sich einprägen, bevor der Augenblick vorbei war. „Neji?“ „Hm? Ah, ja“, meinte der junge Mann nur und der Moment war vorbei. „Nicht lange. Etwa dreißig Minuten.“ „Ah, okay. Und die Papiere?“ „Noch nicht gekommen. Sonst hätte ich dich geweckt.“ „Hm.“ Schweigen legte sich über den Raum, doch es war kein unangenehmes und drückendes, wie noch ein paar Tage davor. Es war wieder Sakura, die die Nähe zu ihm suchte und ihren Kopf auf seiner Schulter bettete, während sie darauf warteten, dass sie endlich gemeinsam das Krankenhaus verlassen durften. Ein paar Minuten waren verstrichen. Keiner hatte etwas gesagt. Sie beiden hingen ihren Gedanken nach und genossen ihre Zweisamkeit. Dann jedoch richtete sich Sakura wieder auf, setzte sich mit angewinkelten Beinen auf das Bett und sah Neji eindringlich an. Ihr Blick war ernst, kein Lächeln zierte ihr blasses Gesicht. Unweigerlich begann das Herz des Hyuugas zu rasen. Würde es jetzt schlechte Neuigkeiten geben? Würde Sakura sagen, sie wolle nicht mit ihm kommen? Oder hatte es gar etwas mit Sasuke zu tun? Doch weit gefehlt. Neji, der sich sonst so selten irrte, lag dieses Mal mit seinen Ängsten falsch. Was folgte, hatte er nicht erwartet, doch es ließ sein Herz leicht werden.   Die Sekunden waren verstrichen zu Minuten, Stunden und letztendlich Tagen geworden. Nachdem drei Bäume unter seiner Wut gelitten hatten – nur noch die Stümpfe standen und die Stämme lagen mitsamt Blätterdach auf der Lichtung – war auch irgendwann seine Wut verraucht. Mit jeder verstrichenen Minute war sie weniger geworden. Das hieß jedoch nicht, das Sasuke gänzlich ruhig war. Noch immer konnte er Sakuras Verhalten einfach nicht verstehen. Es ging nicht in seinen Kopf. Wie konnte sie sich denn nur einfach so vor der Realität verschließen? Nie hätte Sasuke geglaubt, dass sie so feige war. Sakura war es doch gewesen, die mit Naruto zusammen immer nach ihm gesucht hatte. Sie war es auch gewesen, die mehr als einmal um ihn gekämpft hatte, sowohl gegen ihn als auch gegen andere Ninja. Sie hatte versucht ihn aufzuhalten, als er das Dorf vor so vielen Jahren verlassen hatte. Ganz allein. Und jetzt? Als Ninja erfuhr jeder früher oder später den Tod eines geliebten Menschen. Sasuke hatte das auf die harte Tour lernen müssen. Zwar hatten sie ihr Kind nicht durch irgendeinen Kampf oder Mission verloren, aber das Endergebnis war dasselbe. Sakura und Sasuke würde nie erfahren, ob sie einen Sohn oder eine Tochter bekommen hätten. Aber das war beim besten Willen keine Entschuldigung für ihr Verhalten. Obwohl sich Sasuke bereits deutlich beruhigt hatte, brachte er kein Verständnis für die junge Frau auf, die ihm seit Jahren im Kopf umherspukte. Vor vier Tagen hatte er noch geglaubt, dass es sein Schicksal war, Itachi zu töten und seine Familie damit zu rächen. Der Tod seines Ungeborenen war ein regelrechter Wink mit dem Zaunpfahl. Doch lag er damit wirklich richtig? Langsam überkamen Sasuke ein paar Zweifel. In den letzten Tagen hatte er auch genügend Zeit gehabt um über sich nachzudenken und ob Sakura wirklich der einzige Grund für ihn war in Konoha zu bleiben. Zum Einen wollte Sasuke Itachi unbedingt tot sehen. Dafür hatte er bereits so viel geopfert. Er hatte sich selbst aufgeopfert. Zum Anderen jedoch wollte er Ruhe in seinem sonst so rastlosen Leben. Er wollte sich mit Naruto streiten, von Kakashi getadelt und von Sakura, Naruto und Ino genervt werden. Eine Familie wollte er noch immer gründen. Nur jetzt, nach diesem schweren Schicksalsschlag, konnte er sich für diese Idee nicht aufraffen. Dafür würde er wohl noch einige Zeit brauchen. Die Wunden mussten erst einmal verheilen, wenngleich tiefe, zerfurchte Narben zurückbleiben würden. Nur wie Sasuke es auch drehte und wendete, irgendwie opferte er sich immer auf. Entweder er ließ seine Chance auf ein weitgehend ruhiges und friedliches Leben zurück und suchte weiter nach Itachi oder aber Sasuke ließ den Grund für sein Handeln – und Itachi bestimmte sein Leben nun schon über 15 Jahren – in Vergessenheit verschwinden. Aber war das nicht Verrat an seiner Familie? Oder wollte sein Clan gar nicht gerächt werden? Nicht, wenn Sasuke dafür so viel erdulden musste. Als Kind hatte er sich häufig nach seinen Eltern gesehnt. Vor allem nach seiner Mutter. Mit jedem Jahr das vergangen war, hatte er solche Gedanken und Gefühle unterbunden und unterdrückt. Jetzt jedoch wäre ein elterlicher Rat mehr als hilfreich. Sasuke konnte regelrecht vor seinem inneren Auge sehen wie sein Vater am Küchentisch saß, sich sein Problem anhörte und anschließend einen pragmatischen Vorschlag machte. Seine Mutter jedoch würde liebevoll Lächeln, ihm über den Kopf streichen und ihm sagen, er solle auf sein Herz hören. Aber verdammt, was sagte ihm sein Herz?! Es zerrte ihn nach links und rechts. Seine Gefühle gingen in zwei vollkommen entgegengesetzte Richtungen. In seinem Leben an einem Punkt angelangt, an dem ihm all sein Wissen und all sein Talent ihm nicht weiterhalf, ging der junge Mann im Wald auf und ab. Seine rechte Hand hatte er in seinem schwarzen Haar vergraben. Ja, wie sollte sich Sasuke nur entscheiden? Ob ein neuerlicher Besuch bei Sakura eine Hilfe sein würde? Nur wusste er, dass er nicht wieder diese Puppe vor sich sitzen haben wollte, die zwar aussah wie Sakura, aber nichts mit der Frau gemein hatte, in die er sich verliebt hatte. Außerdem hatte er Angst davor, dass ein Treffen mit Sakura dazu führte, dass er sich eindeutig wieder für den Hass und die Rache an Itachi entschied. Und doch flüsterte ihm eine kleine, leise Stimme zu, er solle wieder zu Sakura gehen. Egal ob er blieb oder ging, er musste einen Abschluss finden und dafür musste er mit seiner ehemaligen Teamkameradin sprechen. Und je nachdem wie das Treffen verlief, konnte ein kleiner Abstecher bei Naruto auch nicht schaden. Bald würde es Abendessen geben. Man konnte bereits etwas von dem frisch Gekochten riechen. Sowohl Nejis als auch Sakuras Magen knurrten, als sich die Zimmertür hinter ihnen schloss. „Willkommen zurück daheim“, meinte der junge Hyuuga mit einem kleinen, unsicheren Lächeln, das die Haruno ebenso erwiderte, während sie den Koffer neben dem Bett abstellte. War das hier wirklich ihr zuhause geworden? Nun, bevor sie sich mit solch tiefgreifenden Gedanken beschäftigte, wollte sie sich lieber bei Neji bedanken. Doch dieser winkte nur lächelnd ab. Dabei hatte er ihr – mal wieder – so viel geholfen, Sakura konnte das wohl in diesem Leben nicht wieder zurückzahlen. Er war für sie da, jeden Moment, in dem sie ihn benötigte. Und auch jetzt tat er alles, damit sie sich wohlfühlte. Ob Neji wohl wusste, wie wichtig er ihr war? Hatten ihre Worte ausgereicht, um es ihm im Krankenhaus begreiflich zu machen? Sakura hatte kleine Zweifel daran. Konnte ein Mensch ihre Gefühle überhaupt mit Worten beschreiben? Immerhin empfand Sakura nicht nur Dankbarkeit für den Hyuuga. Nein, ohne ihn konnte sie einfach nicht sein. Er war nicht einfach nur ihr Fels in der Brandung, er war ihr Sein. Ihr Sinn im Leben weiterzumachen, obwohl sie einfach nur aufhören wollte. Doch wegen dem jungen Mann vor ihr, der gerade vorschlug sie sollten in die Küche gehen und nachschauen, wie es um das Abendessen stand, wollte Sakura weitermachen. Sie hatte ihr Kind verloren. Ja. Aber das hieß nicht, dass sie deswegen aufgeben durfte. Sasuke hatte ihr aufgezeigt, wie feige und schlecht sie sich verhalten hatte. Sasuke war es gewesen, der sie aus dieser totenähnlichen Lethargie aufgeweckt hatte und doch hatte sie es nicht nur wegen dem Uchiha geschafft. Es war mehr oder weniger die Tatsache, dass Sasuke ihr aufgezeigt hatte, wie sehr sie die beiden Männer in ihrem Leben verletzte, die für sie die wichtigsten waren und die sie allen voran nicht verletzen wollte. Sasuke hatte ihre Vergangenheit bestimmt. Ohne ihn wäre Sakura nie zu der Frau geworden, die sie nun war, mit all ihren guten und schlechten Seiten. Sie hatte ihn geliebt und würde es wohl auch immer. Nur hatte sich ihre Liebe zu ihm geändert. Und das wegen dem Hyuuga. Neji war es, für den sie weiterleben wollte. Mit Neji wollte sie eine gemeinsame Zukunft haben. Fast genauso hatte sie es ihm im Krankenhaus gesagt. Nun, das mit der Zukunft hatte sie ausgelassen, zu nervös und unsicher, ob er sie nicht einfach abweisen würde. Auch hatte sie die Worte „Ich liebe dich“ nicht gesagt, aus demselben Grund. Dennoch hatte sie ihm versichert, er sei nie ein Lückenbüßer für Sasuke gewesen. Zur Überraschung der jungen Frau hatte Neji aufgelacht und sie in seine Arme geschlossen. „So etwas habe ich nie gedacht“, waren seine Worte gewesen, die Balsam für Sakura waren, bevor er sie küsste. Kurz darauf war Tsunade selbst mit den nötigen Entlassungspapieren gekommen und die Zweisamkeit hatte ein abruptes Ende gefunden. Was Neji jedoch über die Rolle Sasukes dachte und wie wichtig sie doch war, wusste die rosahaarige Frau nicht. Der Uchiha selbst ahnte immerhin bislang selbst noch nichts davon. „Ja, lass uns in die Küche gehen. Ich habe Hunger“, erklärte Sakura da und verließ mit Neji ihr gemeinsames Zimmer, in dem sie ab heute wieder mit dem Mann, der ihr die Tür aufhielt, leben würde.   „Wir sollten das machen. Ich finde das ist eine super Idee!“ „Bei dir ist fast alles eine super Idee. Man kann dich eh für so gut wie alles begeistern.“ „Tz. Nur weil deine Ideen nicht so toll sind wie meine“, begann Naruto empört, hielt sich aber Sekunden später jaulend den Kopf, den er zwischen die Schultern eingezogen hatte. „Das tat weh!“ „Sollte es auch“, blaffte Ino zurück. „Du kannst auch ruhig noch eine Kopfnuss bekommen. Das hilft vielleicht, dass du nicht immer so viel Müll von dir gibst.“ „Oder aber es macht es nur noch schlimmer.“ Augenrollend lehnte sich Ino zurück, sagte nichts mehr, während sie finster zwischen Naruto und Shikamaru hin und her sah, der den Einwand eingeworfen hatte. Warum hatten sie sich überhaupt hier bei dem Chaoten daheim getroffen? Der Boden war übersät mit Trainingsutensilien und leeren als auch noch ungeöffneten Packungen von Instant-Nudelsuppe. Auf den Stühlen und dem Küchentisch sah es nicht viel besser aus, wenngleich Hinata gerade dabei war ein wenig aufzuräumen, damit sie sich wie Menschen an den Tisch setzen konnten und nicht wie Tiere auf dem dreckigen Boden kauern mussten. „Sollten wir nicht vielleicht lieber auf Tenten warten?“ meldete sich Hinata da kleinlaut vom Küchentisch. Naruto hatte wirklich einen positiven Effekt auf die Hyuuga. Das musste Ino ihm lassen. Sie war inzwischen ein wenig selbstbewusster. Zumindest meldete sie sich eher mal zu Wort als vorher. „Sai fehlt auch noch“, bemerkte da Shikamaru. „Ach, die kommen bestimmt gleich.“ Zuversichtlich lächelte Naruto in die Runde. Als der Tisch soweit vom Müll befreit war, dass sie sich alle dorthin setzen konnten, ließen sich die vier jungen Menschen auf den Stühlen nieder. Ino fühlte sich ein wenig schlecht, dass sie Hinata das Aufräumen überlassen hatte, aber sie wollte Naruto nicht hinterherräumen. Eigentlich hatte Ino gewollt, dass er es macht, was aber letztendlich in einem Streit geendet hatte und bevor sich die Blondine versehen hatte, hatte sich Hinata in der Zwischenzeit ans Aufräumen gemacht. Tja, ohne sie würde Naruto hier wohl irgendwann an seinen Müll ersticken. „Also zurück zu meiner Idee. Was haltet ihr jetzt davon?“ Erwartungsvoll blickte Naruto in die Runde. Shikamaru sah gelangweilt drein, während er seinen Kopf auf der Hand abstützte. Ino hatte ihre Arme vor der Brust verschränkt und blickte weiter skeptisch drein. Sie konnte noch so oft sagen, was sie von der Idee hielt, aber auf sie würde er wohl nicht hören. Hinata dagegen wurde ein wenig rot im Gesicht. Dennoch erklärte sie: „Ich denke Ino hat Recht.“ Ungläubig blickte Naruto seine Freundin an. Von Hinata hatte er wohl Unterstützung für seine unüberlegte Idee erhofft. Jetzt jedoch war sein Lächeln verschwunden. „Was? Wieso das denn? Das ist eine super Idee!“ „Überraschungspartys werden überschätzt. Sie sind doch echt nur anstrengend“, warf da Shikamaru ein. Beleidigt verschränkte der Uzumaki nun die Arme vor der Brust und blickte die drei Anwesenden scharf an, wenngleich sich Ino einbildete, dass sein Blick für Hinata deutlich milder ausfiel. „Na, du findest eh alles anstrengend.“ „Da hat er Recht“, stimmte Ino ihm zu. „Dennoch ändert das nichts.“ „Und warum bitte schön? Vielleicht sollten wir doch besser auf Tenten und Sai warten.“ „Die werden dir auch nicht zustimmen.“ „Und warum nicht?“ Während sich Ino und Naruto ein Blickduell lieferten und die junge Frau ihr Temperament im Zaun halten musste um nicht wieder handgreiflich zu werden, musste sie dennoch anerkennen, dass Naruto ein guter Mensch und Freund war, er lediglich nicht gründlich über die Sache nachgedacht hatte. Es war jedoch nicht Ino, die Naruto eine Erklärung lieferte. Auch nicht Shikamaru, dem das wohl zu lästig war. Stattdessen meldete sich Hinata zu Wort. Zwar deutlich leiser als Ino es getan hätte, aber dennoch mit kräftigerer Stimme als noch vor ein paar Wochen. „Wir wissen das du es nur gut meinst“, begann die junge Frau, um ihren Freund nicht gänzlich vor den Kopf zu stoßen, „aber du musst bedenken, warum Sakura im Krankenhaus war.“ „Das weiß ich doch. Wegen der Fehlgeburt.“ „Ja und denkst du wirklich, eine Überraschungsfeier ist da angebracht?“ Kurz schweifte Hinatas Blick tadelnd zu Ino, die nur überrascht blinzelte, ansonsten jedoch den Mund hielt. Die Hyuuga schien wirklich an Selbstbewusstsein hinzugewonnen zu haben. „Für Sakura ist das jetzt eine sehr schwere Zeit.“ „Deswegen wäre doch eine Party super!“ warf Naruto energisch ein, doch seine Freundin schüttelte nur den Kopf. „Nein, wäre es nicht. Sie hat sich nicht einfach das Bein gebrochen und ist jetzt froh wieder nach Hause zu kommen. Das kannst du damit nicht vergleichen.“ „Ich will ihr doch nur was Gutes tun!“ „Wissen wir. Aber eine Überraschungsparty würde sie wohl eher vor den Kopf stoßen“, mischte sich nun auch Shikamaru in die Unterhaltung ein, „und ihr womöglich ein schlechtes Gefühl geben.“ „Eben. Wenn man den Tod eines Menschen betrauert, vor allem den seines eigenen Kindes, fühlt man sich wohl nicht danach, Party zu machen.“ Und bevor die Diskussion so richtig losgehen konnte, klingelte es an der Tür und sowohl Sai als auch Tenten standen vor der Tür. Hätte Ino den Grund gewusst, weswegen Naruto sie alle heute zu sich eingeladen hatte, hätte sie womöglich eine Entschuldigung gefunden, um nicht zu kommen. Wobei, so konnte sie noch dafür sorgen, dass Naruto seine gut gemeinte Idee nicht in die Tat umsetzte. Kaum saßen Sai und Tenten, wurden sie sogleich für den Grund des Treffens unterrichtet. Es dauerte auch nicht lange, bis wieder eine Diskussion vom Zaun brach. Wie lange das wohl noch dauern würde? Ino hoffte, Sakuras Abend verlief ruhiger.   Das Zimmer war leer. Das Bett war gemacht und sah unbenutzt aus. Es gab keine Vase mehr, in der frische Blumen standen. Im Schrank befand sich kein Koffer mehr. Auch Zahnbürste, Zahnpasta und Haarbürste waren aus dem Bad verschwunden. Sakura war weg. Das war die logische Schlussfolgerung. Die schweren Steine, die ihm im Magen lagen, wurden ein wenig leichter. Ebenso der starke Druck und der Klammergriff um sein Herz. Er hatte einen kleinen Aufschub bekommen. Sasuke könnte jetzt einfach wieder zurück in die Waldlichtung gehen und sich dort Gedanken machen, wie er jetzt weiter vorgehen sollte. Doch er wusste es schon längst. Genauso wie er wusste, wo er nach Sakura suchen musste. Sicherlich war sie wieder im Hyuuga-Anwesen. Er konnte noch ein paar Tage warten und dann Sakura aufsuchen, doch der jüngste noch lebende Uchiha wusste es besser. Es war lediglich eine Ausrede für ihn, um ein Treffen weiter hinauszuschieben. Noch immer graute ihm vor dem Anblick der puppenhaften Sakura. Dennoch, es würde nichts bringen. Nur lautete jetzt die Frage, sollte Sasuke einfach vorbei gehen und schauen wie es kommen würde? Sollte er mit Sakura lieber alleine reden oder wäre es sogar besser Neji mit dabei zu haben? Eigentlich wollte er nicht, dass der Hyuuga dabei war. Allerdings wollte Sasuke genauso wenig mit Sakuras Schatten ihrer Selbst reden. Also, abwarten bis Neji aus dem Haus war und dann mit der Haruno reden oder das Risiko eingehen und gegebenenfalls auch mit dem Hyuuga reden? Während Sasuke wieder aus dem Fenster stieg und das Krankenhaus wohl vorerst das letzte Mal besucht hatte, überlegte er wie er vorgehen sollte. Letztendlich entschied er sich dafür, jetzt einen kurzen Besuch bei den Hyuugas vorbei zu schauen. Falls Sakura noch wach war, würde er jetzt das Gespräch mit ihr suchen. Er durfte es nicht länger hinausschieben. Falls Neji mit dabei war, tja, dann war es nun einmal so. Zur Not konnte Sasuke ihn immer noch rauswerfen. Ein Kampf wäre zwar eher hinderlich, aber kein Problem. Kapitel 32: Was ist Realität, was Illusion? ------------------------------------------- Der Abend war ruhig. Die meisten Dorfbewohner befanden sich bei sich daheim, aßen zu Abend oder hatten es bereits getan. Manch einer saß auch in der Kneipe oder an einem der Straßenstände und unterhielt sich und aß. Eine Katze, das weiße Fell hob sich deutlich von der abendlichen Dunkelheit ab, überquerte die Straße. Kurz blickte sie zu ihnen hinüber. Unheimlich glühten die Augen auf. Unweigerlich drückte sich die junge Frau noch ein weniger enger an ihren Begleiter. Dieser schien es jedoch nicht einmal richtig zu bemerken. Viel zu sehr war er damit beschäftigt sich über Ino Yamanaka zu beschweren. Das ging bereits so, seitdem sie Narutos Wohnung verlassen hatten. Shikamaru, Sai, Tenten und Ino waren bereits gegangen und weil Naruto nicht wollte, dass sie alleine nach Hause ging, begleitete er sie nun. Die Geste rührte Hinata. Sie freute sich sehr darüber. Zudem hatten sie noch nicht viel Zeit zu zweit miteinander verbringen können. Dabei war es doch so wichtig, gerade jetzt, wo sie gerade begannen ein Paar zu sein. Waren sie denn überhaupt schon eines? Noch immer hatte sie keine Antwort darauf gefunden. Dafür war es schon fast eine Selbstverständlichkeit, das sie zusammen Händchen hielten. Obwohl es sich inzwischen wie das normalste der Welt anfühlte, ließ es Hinatas Herz noch immer ein wenig schneller schlagen. Verliebt zu sein war eines der wohl schönsten Gefühle der Welt. „Ja, aber du weißt, dass Ino es auch nur gut meint“, warf Hinata ein, als Naruto irgendwann einmal eine längere Atempause machte. Seufzend stimmte er ihr widerwillig zu. „Auch wenn ihr alle gegen meine Idee seid, besuchen kann ich Sakura schon oder?“ „Selbstverständlich! Du kannst jederzeit bei mir zu Hause vorbeikommen!“ Sofort erschien ein strahlendes Lächeln auf dem Gesicht des Blonden und Hinatas Herz tat einen erfreuten Sprung. „Und wenn ich dann auch schon grad mal da bin, kann ich dich ja auch besuchen“, schlug er vor und Hinata erwiderte sein Lächeln genauso glücklich. Die nächsten Minuten legte das frisch verliebte Pärchen schweigen, in Harmonie zurück. Das Hyuuga-Anwesen kam bereits in Sicht. Ein kleines Gefühl, das sie wie Enttäuschung anfühlte, kam in Hinata auf. Viel zu schnell würden sich ihre Wege wieder trennen, sie in ihr Haus und Naruto zu seiner Wohnung gehen. Auch wenn sie sich in den nächsten Tagen wieder treffen konnten, gefiel ihr der Gedanke des Abschiedes nicht. Und während die junge Hyuuga ihren leicht melancholischen Gedanken nachhing, waren sie bereits bei ihrem Ziel angelangt. Jetzt hieß es Naruto eine gute Nacht zu wünschen, lächeln und sich auf ihr nächstes Wiedersehen freuen. „Danke, dass du mich noch nach Hause gebracht hast.“ „Natürlich! Für so etwas musst du dich nicht bedanken. Das gehört ja wohl zu meinen Aufgaben als Freund dazu! Was wäre ich denn für einer, wenn ich so etwas nicht tun würde? Sicherlich würde ich wieder Kopfnüsse einstecken müssen. Entweder von Sakura oder von Ino. Im schlimmsten Fall von beiden! Und vergessen wir Neji nicht. Der hat bei dir ja so eine Art Beschützerinstinkt entwickelt, wie bei so einer Art älterer Bruder.“ Es war so vieles dabei, was Hinatas Laune um Meter hob. Sie hatte Freundinnen, auf die sie sich verlassen konnte. Neji schien sich wirklich um sie zu sorgen und das, obwohl er selbst genug Probleme hatte. Aber die Aussage, die am meisten Hinatas Herz berührte, betraf den blonden Mann vor sich. „M-mein Freund?“ Fragend zogen sich Narutos Augenbrauen zusammen. Als wäre es das Natürlichste der Welt, sagte er: „Klar. Was denn sonst?“ Nun, der Fakt, dass Naruto und Hinata nie darüber geredet hatten, was sie denn nun waren, lag wohl darin begründet, dass es für Naruto nur eine Option gab, wurde ihr mit einem Schlag klar. Strahlend lächelte Hinata ihren Freund an. Ohne groß darüber nachzudenken, aus einem Impuls handelnd, stellte sie sich auf die Zehenspitzen, lehnte sich ein wenig vor und drückte ihren Mund auf Narutos. Im ersten Moment war nicht nur der junge Uzumaki von Hinatas Verhalten überrumpelt. Der jungen Hyuuga erging es da nicht anders. Doch zum Glück fing sich Naruto als Erster, erwiderte den Kuss und intensivierte ihn sogar noch ein wenig. Hinatas Herz raste. Ihr Kopf war leer und gleichzeitig überschlugen sich ihre Gedanken. Von ihren Gefühlen überwältigt, brachte sie kein Wort hervor, als ihr erster, richtiger Kuss geendet hatte. Naruto schien es genauso zu ergehen. Mit verklärten Lächeln blickte er Hinata an, die genauso zurückstrahlte. Die Sekunden verstrichen. Schon jetzt sehnte sie sich nach dem nächsten Kuss. Das Gefühl von Narutos Lippen auf ihren würde sie wohl nie vergessen. Irgendwann jedoch verabschiedeten sie sich voneinander. Nachdem Hinata im Anwesen verschwand, lehnte sie sich an die geschlossene Haustür. Noch immer strahlte sie dabei von einem Ohr zum anderen. Heute Nacht würde sie wohl so gut wie nie schlafen. Falls sie denn überhaupt Schlaf fand. Vor lauter Aufregung über das Geschehene raste ihr Herz noch immer. Kühnheit schien sich doch manchmal bezahlt zu machen. Während die Hyuuga noch ihren Gedanken an ihren ersten richtigen Kuss mit Naruto nachhing, ahnte sie nicht, dass das Ganze nicht unbeobachtete geblieben war. Von mehr als einer Person.                                                                    „Das war schon süß, findest du nicht?“ „Da fragst du den Falschen.“ „Wieso? Etwa weil es dabei um Naruto geht oder ist es doch wegen Hinata?“ „Sie ist meine Cousine!“ „Ja eben. Da solltest du dich freuen.“ Kopfschüttelnd verneinte Neji. „Du verstehst das nicht. Es ist ja nicht deine Cousine.“ „Aber sie erhebt doch auch keine Einwände, wenn wir uns küssen.“ „Wir haben uns nie in Gegenwart jemand anderen geküsst.“ „Und was hat das jetzt damit zu tun? Hinata ist auch eine Frau und nicht nur deine Cousine. Sie hat auch Bedürfnisse. Früher oder später hat sie auch Sex.“ Fassungslos blickte Neji Sakura an. Das meinte sie nicht ernst! Sollte er sich etwas vorstellen, wie Hinata, seine schüchterne, hilflose und unschuldige Cousine, die nicht einmal einen zweideutigen Witz verstand, so etwas tun würde? Nein. Das ging nicht. Das konnte und wollte sich Neji nicht vorstellen. So etwas würde Hinata einfach nicht tun! Sakura indessen schien in dem Hyuuga wie in einem Buch zu lesen. Sie verdrehte nur die Augen. Dennoch umspielte ein Lächeln ihren Mund und milderte ihre Worte ab. „Du stellst dir das jetzt hoffentlich nicht bildlich vor! Das wäre wirklich pervers.“ „Tu ich doch gar nicht!“ verteidigte sich Neji sogleich entrüstet. Das Lächeln, das Sakuras Gesicht zierte, intensivierte sich noch ein wenig. „Es ist toll, dass du dich so um Hinata sorgst. Übertreib es nur nicht. Du willst ja auch nicht, dass sich jemand in unsere Beziehung einmischt.“ Und als wäre es das Stichwort gewesen, betrat der jüngste Uchihasprössling nun die Bühne. „Ich denke, Hiashi Hyuuga würde den Kuss zwischen Naruto und Hinata nicht als süß bezeichnen“, begrüßte Sasuke die Anwesenden. „Zumindest hat er das Gesicht verzogen, als er seine Tochter mit Naruto beim Knutschen beobachtet hatte.“ Überrascht blickte Sakura zu ihm, wie er gerade durch das geöffnete Fenster hereinkam. Das war schon recht praktisch am Sommer. Fenster waren in der Regel geöffnet. Neji hingegen war von seinem Platz aufgesprungen. Zwar ging er nicht in Kampfhaltung, doch das sein Körper jederzeit für einen Kampf bereit war, entfiel seinem geübten Blick nicht. Der heutige Abend enthielt doch so einige Überraschungen, mit denen Sasuke nicht gerechnet hatte. Erst war er Zeuge von Narutos und Hinatas kleiner Verabschiedung – wobei er genauso deren Vater hatte sehen können, wie dieser am Fenster gestanden und mit steinerner Miene der Situation ergebend zugesehen hatte – und dann hatte er schon fast geschockt die Unterhaltung – so ganz locker und leicht – zwischen Sakura und Neji mitangehört. Sakura war wieder normal. Ihre Augen blickten nicht tot drein. Lebendig blickte sie ihn aus ihren grünen Augen an. Sie reagierte auf das Gesagte, erwiderte nicht länger mechanisch und sie lächelte sogar! War das seine alte Sakura? War sie endlich wieder normal? War er letztens doch zu ihr durchgedrungen? Wenn ja, gab es dann nicht doch noch eine Chance für eine gemeinsame Zukunft? Erleichterung durchflutete Sasuke. Nicht nur wegen der wunderbaren Veränderung seiner alten Teamkameradin und großen Liebe, sondern auch, dass er sich dazu durchgedrungen hatte, vorbei zu kommen. Ansonsten hätte er nie miterlebt, dass sich Sakura wieder geändert hatte und das hätte er wohl sein Leben lang bereut. Nur das sie hier, mit dem Hyuuga saß, und mit ihm lachte und eine lockere Unterhaltung führte, ließ die Eifersucht ihre heißen, scharfen Krallen in sein Fleisch schlagen. Am liebsten wollte Sasuke seinem Nebenbuhler ein Kunai in das Herz jagen. Hier und jetzt. Nur das jahrelange Training unter Orochimaru ließen nicht einem Muskel im Gesicht des Uchihas zucken, wenngleich er Sakura – einem Höhlenmenschen gleich – über seine Schulter werfen und sie verschleppen wollte. An einen Ort, den niemand finden würde. Niemals. Da das nicht ging, tat Sasuke lässig und cool, so wie er es schon den Großteil seines Lebens tat. Anstatt Neji auch nur eines weiteren Blickes zu würdigen, wandte er sich an Sakura. Sie saß noch auf dem Boden, wo bis eben auch Neji noch gesessen hatte, und blickte wartend von unten zu ihm auf. „Ich wollte mit dir reden, Sakura. Allein.“   Wie nur hatte das geschehen können? In der einen Sekunde stand er noch in seinem Zimmer, in der nächsten schloss sich die Tür vor seiner Nase und er war ausgesperrt. Und das auch noch von Sasuke Uchiha! Ausgerechnet von ihm! Warum nur hatte Neji nichts unternommen? Das hier war sein Zuhause. Er hätte alles Recht der Welt besessen, diesen unverschämten Uchiha rauszuschmeißen. Selbstverständlich hätte dieser sich wohl nicht einfach so aus dem Haus werfen lassen. Es hätte in einem Kampf geendet. Hatte deswegen Neji den Schwanz eingezogen? Nein. Die Antwort lautete zu 100% nein. Er hatte einen anderen, viel wichtigeren Grund für sein Verhalten gegeben. Sakura. Natürlich, wer auch sonst hatte eine solche Macht über ihn, dass er nun wie ein Vollidiot vor seiner verschlossenen Zimmertür stand und nicht wusste was zu tun war? Eben. Niemand. Nur Sakura konnte das. Hätte sie Neji nicht bittend angesehen, hätte er sich nicht einen Zentimeter vom Fleck gerührt. Aber sie hatte es nun einmal getan und deswegen stand er nun hier, ein wenig wütend über sich selbst, aber vor allem war er ziemlich sauer auf den Uchiha, der die Frechheit besaß, dreist um ein Gespräch mit Sakura alleine zu bitten. Obwohl Neji Sakura vertraute und er sich sicher war, dass jetzt nichts zwischen den Beiden geschehen würde außer das sie miteinander redeten, wollte er doch auf Nummer sicher gehen. Vorsichtig lehnte er sich ein wenig vor. Sein Ohr drückte er gegen die Tür. Angespannt begann er zu lauschen. Interessanterweise, bemerkte Neji, kam in ihm gar kein Gefühl der Eifersucht auf. Lag wohl daran, dass er jederzeit in das Zimmer platzen konnte. In seinen Ohren rauschte es. Es kam wohl daher, dass er sein Ohr so fest gegen die Tür drückte. Aber er konnte so gut wie nichts verstehen. Nur Wortfetzen. „…gut aus…“, „…was….“, „…deine Worte…“, „…was soll Neji…“. Entnervt wollte der Hyuuga frustriert laut aufstöhnen, doch er hielt sich zurück. Wie, verdammt noch mal, konnte es sein, dass er nicht einen Satz verstehen konnte? Sprachen die beiden so leise miteinander damit er nichts verstand oder verschätzte er sich einfach und die Tür war dicker als angenommen? Aber in der Küche hatte er Naruto und Hinata doch auch belauschen können! Es war ärgerlich. Anscheinend würde er so schnell doch nicht mitbekommen, warum genau der Uchiha vorbei gekommen war. Einerseits wünschte sich Neji, dass Sasuke einfach nur vorbei kam um Lebewohl zu sagen. Andererseits machte er sich gleich darauf Gedanken, was dies für Sakuras Zustand bedeutete. Würde ein Lebewohl sie wieder in diesen grauenhaften, puppenartigen Zustand befördern? Bei dem Gedanken schauderte es ihn. Die Minuten verstrichen, eine nach der anderen. Langsam, aber stetig. Nach ein paar Minuten des erfolglosen Lauschens – er hatte lediglich noch etwas über „im Krankenhaus“, „auch mein Kind“, „dein Verhalten“ von Sasuke hören können – entschied sich Neji letztendlich dazu nicht länger seine Kräfte dafür aufzuwenden. Stattdessen dachte er ein wenig nach. Natürlich blieb er währenddessen wachsam. Er wollte nicht Gefahr laufen, ahnungslos hier zu warten, während der unberechenbare Uchiha Sakura verschleppte. Trotzdem nutzte er die Zeit um ein wenig über sich und Sakura nachzudenken. Das, was sie ihm heute im Krankenhaus erzählt hatte, kam ihm einer Liebeserklärung gleich. Selbst jetzt, Stunden später noch, kam ein ungekanntes Glücksgefühl in ihm auf. Dabei fühlte sich Neji so frei und unbeschwert, wie noch nie zuvor. Vielleicht machte er sich deswegen gerade keinen Kopf, dass Sakura mit Sasuke durchbrennen konnte. Während Neji so darüber nachdachte und sich bereits überlegte, wie er ihre gemeinsame Zukunft gestalten konnte – immerhin stand noch eine Hochzeit an – wurde es auf der anderen Seite der Tür verdächtig still. Das leise Gemurmel zweier Stimmen fehlte nun. Ein ungutes Gefühl kam in Neji auf. Er machte sich nicht erst die Mühe an seine eigene Tür zu klopfen. Stattdessen riss er sie auf. In diesen wenigen Sekunden kam doch Panik in dem jungen Hyuuga auf. Wenn die Tür nun gänzlich aufschwang, würde er Sakura noch in seinem Zimmer vorfinden oder nicht? Noch bevor er diesen angstvollen Gedanken fertig denken konnte, war die Tür zur Gänze geöffnet und Neji hatte Gewissheit.   Die Höhle war dunkel und kalt. Die Nässe hatte sich durch die letzten warmen Tage verzogen. Dennoch war es auf dem steinigen Boden alles andere als gemütlich. Ein warmes, kleines Feuer würde helfen, doch Sasuke hatte keinen Nerv dafür. Es war ihm ehrlich gesagt auch egal. Er wusste nicht einmal, warum er zu der Höhle gegangen war, anstatt zu der Lichtung, auf der er den Großteil seiner Zeit verbrachte. Vielleicht, weil er hier das Gefühl bekam, dass er sich abschotten konnte. Er konnte sich für einen Moment vor der Welt und ihren Problemen verbergen. Für einen kleinen Moment stand die Erde still und Sasuke konnte aufhören um sich und irgendetwas Gedanken und Sorgen zu machen. Nur leider war das eine Illusion, die sich der Uchiha nicht länger als einen Atemzug hingab. War Sakuras Verhalten von vor ein paar Tagen auch nur eine Illusion gewesen? Als er mit ihr unter vier Augen geredet hatte, konnte er seine Gefühle für sie nicht leugnen. Er liebte sie, wie er es schon seit Jahren tat. Abscheu, für ihr feiges Verhalten, war nicht aufgekommen. Dafür aber so etwas wie Enttäuschung. Schmerz. Natürlich trauerte er noch um sein verlorenes Kind, aber diesen Schmerz meinte er nicht. Dieser war kalt und stechend. Wenn er Sakura sah, wurde er zwar an seinen Verlust erinnert, doch den Schmerz, den er meinte, war eher dumpf und brannte. Nur zuordnen konnte er ihn nicht. Sasuke konnte lediglich Vermutungen aufstellen, aber was nützte ihm das? Außerdem gab es eine viel wichtigere Frage, um die sich der Uchiha kümmern musste. Während er auf dem kalten Höhlenboden saß und den Geräuschen der Nacht lauschte, hing er seinen Gedanken nach. Bleiben, auf eine glückliche Zukunft in Konoha hoffen und seine Rache sein lassen oder es doch riskieren, Itachi suchen, töten und dann einen erneuten Versuch wagen und sich ein Leben in Konoha aufbauen? Irgendwann, die Nacht war deutlich weiter vorangeschritten, Sasuke mit seinen Gedanken jedoch noch nicht einen Schritt weitergekommen, entschied er über etwas anderes nachzudenken. Zum Beispiel über etwas fast genauso deprimierendes, wie sein Treffen mit Sakura. Am Anfang war es noch ganz gut verlaufen. Sowohl Sasuke als auch Sakura hatten beide vermieden über die Fehlgeburt und ihr Verhalten im Krankenhaus zu reden. Kurz hatten sie das Thema Naruto und Hinata angeschnitten. Danach hatte Sakura ihr Missfallen ausgedrückt, dass er den Hyuuga mehr oder weniger aus seinem eigenen Zimmer geschmissen hatte. Mit einem „Du siehst gut aus“ und das er mit den Fingern zärtlich über ihre Wange gestrichen war, hatte sich das Thema schnell erledigt gehabt. Zu diesem Moment war in dem Uchiha das Verlangen aufgekommen, sich nach vorne zu beugen und sich einen Kuss zu stibitzen. Diesem Impuls war er auch gefolgt, wenngleich er überrascht war, dass er ihn überhaupt noch verspürte. Eigentlich hatte er geglaubt das, obwohl er Sakura noch liebte, das körperliche Verlangen für den Moment nachgelassen hätte. Doch da hatte er sich geirrt. Sein Verlangen jedoch verschwand schnell. Das Sakura im allerletzten Moment ihr Gesicht wegdrehte, sodass seine Lippen lediglich ihre Wange berührten, kam einer kalten Dusche gleich. Und dann verfiel Sasuke in ein Verhalten, weswegen er sich jetzt noch hasste. Er hatte gespürt, wie sein Körper starr wurde. Sein Gesicht wurde hart, sämtliche Emotionen waren daraus verbannt worden. Das Sakura zu einer Erklärung ansetzte – etwas darüber, dass sie das jetzt nicht könne und körperlicher Kontakt für sie nicht so einfach wäre – war ihm egal. Er überging es einfach und fing an genau das zu sagen, wovon Sasuke wusste, es würde Sakura verletzen. Im Nachhinein wusste Sasuke natürlich, dass sein Verhalten kindisch war. Er war selbst verletzt gewesen und hatte seine unterdrückten Gefühle – angefangen bei dem  Schmerz über die Fehlgeburt, über den Unmut und Unglauben über Sakuras Fehlverhalten bis hin zu der Eifersucht, dass Sakura mit Neji zusammen gelacht hatte – allesamt an ihr ausgelassen. Anschließend hatte er sie einfach stehen lassen und war gegangen. Das seine Worte sie schwer getroffen hatten, war dem jungen Mann bewusst. Er hatte ein schlechtes Gewissen. Die Tränen, die in ihren grünen Augen geglänzt hatten, hatte Sasuke bewusst übersehen. Jetzt jedoch holten sie ihn ein und der traurige Ausdruck in ihrem Gesicht verfolgte ihn. Das Sasuke jetzt darüber nachgedacht hatte, ließ seine Stimmung nur noch tiefer in den Keller sinken. Aber es sorgte auch dafür, dass er zu einem Entschluss kam. Entschlossen stand der Schwarzhaarige von dem kalten Höhlenboden auf. Ohne einen weiteren Gedanken über die Situation zu verschwenden, machte er sich auf den Weg. Er musste sich bei Sakura entschuldigen. Er hatte sich schlecht verhalten. Das sah er ein und selbst wenn er nicht wusste, was die Zukunft für ihn bereithielt, so wusste er doch, er durfte die Sache nicht einfach auf sich beruhen lassen. Denn wenn er sich jetzt nicht entschuldigte, dann trieb er damit Sakura womöglich in die Arme des Hyuugas, der wartend bereit stand. Außerdem, wurde ihm bewusst, durfte er Sakura ihr Fehlverhalten nicht vorwerfen. Er hatte in seinem Leben mehr als nur einen Fehler gemacht und Sakura hatte sie ihm alle verziehen. Genau das musste er auch tun und das würde er auch. Jetzt gleich. Es dauerte nicht lange, dann kam das Anwesen der Hyuugas auch schon in Sicht. Es lag dunkel vor ihm. Lediglich in einem Zimmer brannte noch ein Licht. Genau dort lag auch sein Ziel. Wie die Motte wurde auch Sasuke von diesem Licht angezogen. Und als er dann vor dem Fenster stand, voller Tatendrang noch einmal mit Sakura zu reden und alles zu bereinigen, bekam Sasuke erneut eine kalte Dusche verpasst. Er fand keine weinende Sakura vor. Sie schlief auch nicht. Nein, sie saß auf dem Boden vor dem Bett, Neji direkt neben ihr. Ach was, sie lag regelrecht in seinen Armen! Und nicht nur das! Der Hyuuga fuhr mit einer Hand durch die rosafarbenen Haare, den Kopf hatte Sakura auf Nejis Brust gelegt und lächelte. Sie lächelte! Die wenigen Sekunden, die er Sakura und Neji glücklich und zufrieden aneinander gekuschelt sah, reichten aus, um seine Sicht rot zu färben. Die Eifersucht schlug die Krallen in sein Fleisch und forderte ein Opfer. Er wollte einfach nur noch Sakura von Neji wegreißen, dem Hyuuga die Kehle aufschlitzen und dann hätte er Sakura ganz für sich alleine. Dann legte sich ein Schleier über sein Bewusstsein. Kurz darauf fand er sich wieder in der Lichtung im Wald wieder. Kein Blut war auf seiner Kleidung zu finden. Er war alleine. Dann hatte er seine grausame Fantasie wohl doch nicht in die Tat umgesetzt, so stark sein Verlangen auch gewesen sein mochte. Ein anderes Gefühl dafür war erwacht.  Eine Erkenntnis. Er hatte Sakura verloren. Das war es wohl gewesen. Er hatte es vergeigt. Er hatte Sakura wieder von sich gestoßen und sie damit endgültig dem Hyuuga überlassen. Er hatte genug Scheiße gebaut, wurde Sasuke klar. Und selbst wenn Naruto und Sakura hinter ihm standen, eventuell auch Sensei Kakashi, würde er nie wieder eine Chance in Konoha haben. Dafür hatte er zu viel getan, um die Dorfbewohner, die anderen Ninja und auch andere Dörfer gegen sich aufzubringen. Würde er wieder zurückkehren, dann konnte es womöglich in einem Krieg mit einem anderen Dorf enden. Auch wenn sein Team immer für ihn da war, Sasuke war schon zu lange auf dem falschen Weg entlanggegangen. Er konnte zwar seine Rache an Itachi aufgeben, aber nach Konoha konnte er nicht zurückkehren. Hatte Sasuke nicht immer gesagt, er würde die Realität klar vor sich erkennen? Aber mit der Illusion einer möglichen Rückkehr hatte er sich nun Wochen belogen. Wenngleich Sakura und Naruto das anders sahen, Sasuke hatte nun die Wahrheit erkannt. Sakura hatte sie ihm offenbart. Wenngleich er von wenigen Menschen hier Willkommen geheißen werden würde, so würde er nur Probleme mit sich bringen und eine Vergangenheit, die ihn ganz gewiss einholen würde. Nein, für ihn gab es keinen Platz hier. Auch das war Sasuke nun klar geworden. Und obwohl er normalerweise um alles kämpfte, manchmal konnte auch ein Genie wie Sasuke verlieren und das hatte er nun eingesehen. Morgen würde Sasuke sich von Sakura verabschieden. Das war er ihr schuldig. Dann würde er gehen. Endgültig. Er wusste zwar nicht, was die Zukunft für ihn bereithielt, aber er würde sich wohl darauf einlassen müssen. Die einzelne Träne, die ihm über die Wange lief, wischte der junge Mann weg und redete sich selbst ein, er hätte etwas im Auge gehabt und es hätte nichts damit zu tun, dass er seine Zukunft mit Sakura endgültig aufgab. Hätte er gewusst, dass Sakura vorher minutenlang geweint und Neji immer wieder gesagt hatte, wie sehr es ihr Leid tat und wie sehr sie es Sasuke hatte sagen wollen und das sie erst kurz vorher aufgehört hatte zu weinen, Neji sie getröstet und ihr gesagt hatte, es würde alles wieder in Ordnung kommen und sie deswegen zuversichtlich gelächelt hatte, hätte sich Sasuke dann anders entschieden? Wenngleich er nichts über die Gefühle der jungen Frau wusste, hätte es einen Unterschied gemacht? Nun, das würde Sasuke jetzt wohl nie erfahren, denn er hatte das alles nicht gesehen. Damit würde seine Entscheidung sich nicht ändern und morgen würde er Konoha verlassen. Endgültig. Kapitel 33: Entscheidung fürs Leben ----------------------------------- Als der neue Tag anbrach, zwitscherten die Vögel ihr morgendliches Lied und begrüßten die aufgehende Sonne, die am orange-roten Himmel gerade aufstieg. Auch andere Tiere erwachten langsam, kamen aus ihren Nestern, Höhlen und Verstecken gekrochen, steckten ihre kleinen Näschen in die Höhe und schnupperten, ob die Luft auch frei war. Die letzten nachtaktiven Jäger kehrten nun zu ihren eigenen Schlafstätten und versteckten Bauten zurück und während der Großteil der Lebewesen nun ihren Tag begannen, gingen die nachtaktiven Tiere schlafen. So ahnungslos die Tiere waren, so war es bei den Dorfbewohnern Konohas nicht anders. Abgesehen von zwei Leuten wusste niemand über die Anwesenheit des jüngsten Uchiha-Sprösslings Bescheid. Von dessen Plänen wusste aber nur er alleine etwas. Ahnungslos stand Tenten bei Morgengrauen auf. Wie immer frühstückte sie, ging nach draußen und joggte. Heute stand eine Mission an. Endlich. Sie war froh etwas zu tun zu haben. Immer nur joggen, ein wenig trainieren und ansonsten mit den eigenen Gedanken allein sein. Nein, das war nichts für sie. Vor allem, weil sie sich immer noch ein wenig die Schuld an Sakuras Unfall gab. Jetzt, wo ihre Freundin aus dem Krankenhaus raus war, wäre ein Besuch vielleicht angebracht. Nur würde sie nicht dann Neji und Sakura zusammen erleben? Obwohl Tenten in den letzten Tagen klar geworden war, dass das Leben zu kurz war, um wegen einem Kerl die beste Freundin in die Wüste zu schicken, sträubte sich ein Teil von ihr zum Hyuuga-Anwesen zu gehen. So wichtig ihr ihre Freundschaft zu Sakura war, sie wollte sie nicht zusammen mit Neji sehen. Alleine. Ja, sehr gerne. Sie wollte sich noch einmal ordentlich bei Sakura entschuldigen, mit ihr ein klärendes Gespräch führen – auch über Neji – und dann einfach wieder befreundet sein. So wie früher. Tenten vermisste die rosahaarige Frau in ihrem Leben. Nur wollte sie deswegen nicht aufgeben und ihre große Liebe gehen lassen. Sie war eine Kämpferin. Das Wort „aufgeben“ gab es in Tentens Vokabular nicht. Aber sie wollte auch keinen Keil zwischen Neji und Sakura treiben, nicht der Grund für weitere Streitereien, Neid und Eifersucht sein. „Also ein strategischer Rückzug?“ murmelte Tenten sich leise zu. Wie einfach wäre es, wenn es für solche Situationen im Leben eine gute Fee gäbe, bei der man drei Wünsche frei hätte und die einem mit Rat und Tat zur Seite stand. Nur leider war das Leben kein Wunschkonzert. Es gab keine gute Fee, die ihr die Sorgen nahm oder den Liebeskummer verschwinden ließ. Leider. Tenten musste da alleine durch. Freundschaft oder Liebe? Die große Frage war eigentlich nur, hatte sie bei Neji überhaupt eine Chance? Wenngleich Tenten zu Beginn noch ihre Zweifel an der Richtigkeit an Nejis und Sakuras Beziehung gehabt hatte, hatten die letzten Tage ihre Sicht geändert. Sie hatte gehört, wie sehr sich Neji um Sakura kümmerte, hatte seine Angst und Sorgen gesehen, als sie gemeinsamen während der Notoperation gewartet hatten. Nein, eine Chance hatte sie bei Neji keine. Nicht im Geringsten. Also doch lieber ihre Gefühle runterschlucken, lächeln und hoffen, dass sie in Zukunft einen anderen Mann finden würde, sodass sie ihrer besten Freundin ihre Liebe gönnen konnte? Aber sie benötigte in ihrem Leben auch keinen Mann, entschied Tenten. Ihr großes Vorbild, Tsunade, die Schneckenprinzessin und momentane Hokage von Konohagakure, hatte auch nie geheiratet, keine Kinder und war dennoch erfolgreich. Ob sie auch glücklich war? Sicherlich. Sie war eine starke Frau, außerordentliche Shinobi und genau das würde Tenten auch sein! Etwas leichter und federnder als zuvor lief Tenten ihre Runden, um dann kurze Zeit später nach Hause zu gehen. Noch diese Woche, nachdem sie ihre neue Mission erledigt hatte, würde sie Sakura besuchen, entschied Tenten. Entschlossen packte sie ihre Sachen beisammen, verließ ihre Wohnung und machte sich auf zum Haupttor Konohas, wo ihre Mitstreiter für die anstehende Mission sicherlich schon warteten.   Während sich Tenten auf den Weg zu ihrer neuen Mission machte, stand Naruto gerade erst verschlafen auf. Er war genauso ahnungslos wie Tenten. Er wusste nicht das sein bester Freund nur wenige Kilometer von ihm entfernt auf dem Boden einer Waldlichtung lag. Er ahnte auch nichts von den schwerwiegenden Entscheidungen, die in der letzten Nacht getroffen worden waren. Er freute sich einfach nur. Gut gelaunt, wenngleich noch etwas verschlafen, streckte Naruto die Arme über den Kopf und gähnte ausgiebig. Es stand zwar keine Mission für ihn an, aber ein wenig Training würde ihm guttun. Vielleicht hatte er Glück und Sensei Kakashi hatte ein paar neue Techniken für ihn parat. Aber am meisten freute er sich darauf heute Sakura und Hinata zu besuchen. Egal was die anderen sagten und auch wenn es keine Party geben würde, einen Besuch konnte ihm ja wohl niemand übel nehmen oder? Und Sakura würde sich bestimmt auch darüber freuen! Außerdem konnte er dann Hinata wieder sehen. Der gestrige Abend war einfach wunderbar gewesen! Selbst nachdem er nach Hause gekommen war, hatte Naruto keinen Schlaf finden können. Zumindest nicht so schnell. Viel zu sehr hatte er in Erinnerungen geschwelgt, sich immer und immer wieder das Gefühl von Hinatas weichen Lippen auf seinen vorgestellt. Dieses Gefühl…. Es war einfach unbeschreiblich! Er konnte es kaum erwarten es heute zu wiederholen. Und morgen. Und übermorgen. Einfach jeden Tag! Wenngleich Naruto nicht viel geschlafen hatte, so fühlte er sich dennoch erholt, gut gelaunt und war voller Tatendrang. Es wurde Zeit, dass er sich anzog. Umso schneller er seine Aufgaben erledigte, umso schneller konnte er zum Hyuuga-Anwesen gehen. Hoffentlich nur würde Hinatas Vater nicht seine Pläne kaputt machen. Sicherlich würde Hinata sich zu keinem Kuss hinreißen lassen, wenn ihr Vater anwesend war. Er sollte mal Sakura fragen, wie sie das mit Neji machte. Weiterhin mit einem breiten Grinsen im Gesicht, schlüpfte Naruto aus seinem Schlafshirt, zog sich ein frisches, graues an, wechselte seine Unterwäsche, zog eine orangefarbene Hose an und ahnte in der ganzen Zeit nicht, dass er dabei beobachtet wurde. Genauso wenig wie er ahnte, dass er in den letzten Tagen bereits mehrfach beobachtet worden war oder das sein Beobachter, wie zuvor auch schon, mit sich haderte, ob er sich bemerkbar machen und das Gespräch suchen sollte. Wie die Male zuvor blieb sein Beobachter dies. Ein Beobachter. Während Naruto seine Zähne putzte, frühstückte und sich anschickte seine kleine, unordentliche Wohnung zu verlassen – wenngleich sie seit gestern ein wenig ordentlicher war - , blieb der Schwarzhaarige, mit seinen roten Augen, stumm und abwartend auf seinem Beobachtungsposten sitzen, mit sich selbst hadernd, ob seine Entscheidung die richtige war. Da Naruto keinerlei Ahnung hatte, wie chaotisch und durcheinander es im Leben seines besten Freundes ging, an was für einem Scheidepunkt er im Leben stand, ging er weiterhin gut gelaunt aus dem Haus und freute sich darauf, bald seine beste Freundin und seine feste Freundin zu treffen.   Tassen und Teller klapperten, klirrten, wenn sie aufeinander stießen. Zwei Leute unterhielten sich miteinander. Ein Mann und eine Frau. Es war eine banale Unterhaltung, wer das schmutzige Geschirr abwaschen und wer es abtrocknen und wegräumen sollte. Nun, sie schienen also nicht allzu beschäftigt. Eine gute Gelegenheit, die sich ihm jetzt bot. Mit geradem Rücken und festen Blick betrat Hiashi Hyuuga, das Oberhaupt des Hyuuga-Clans, die Küche. Bei seinem Eintreten wandten sich die Köpfe seines Neffen und seiner noch-Verlobten ihm zu. Mit einem Kopfnicken grüßte er diese, während ihm ein „Guten Morgen“, fast unisono von den Beiden, gewünscht wurde. Neji, der gerade dabei war Wasser in das Waschbecken einlaufen zu lassen, blickte weiterhin fragend zu seinem Onkel, während Sakura sich ein trockenes Handtuch aus einem Schrank holte. Auf dem Küchentisch stand nichts mehr, außer einer Blumenvase mit frischen Schnittblumen. Von dem ausgiebigen Frühstück, das hier eben noch stattgefunden hatte, war kein Zeichen mehr vorhanden. Selbst die Krümel waren bereits weggewischt worden. Hiashi wandte seinen Blick wieder seinem Neffen zu. Dieser Junge war wirklich außergewöhnlich. Bereits beim Eintreten hatte er erkannt, dass Hiashi etwas von ihm wollte. Wahrhaftig, Neji galt nicht grundlos als Genie des Hyuuga-Clans. „Kann ich etwas für dich tun, Onkel?“ erkundigte sich Neji, worauf Hiashi kurz nickte. „Ja, in der Tat. Ich möchte, dass du diesen Bericht der Hokage vorbei bringst und bei den Naras etwas für mich abholst.“ „In Ordnung. Das mache ich, sobald wir hier in der Küche mit dem Abwasch fertig sind.“ Mit so einer Antwort hatte Hiashi gerechnet, aber das ging nicht. Er wollte mit Sakura alleine reden. Nein, musste es. Wenn Neji dabei blieb, würde er nur Partei für Sakura ergreifen und sie in Schutz nehmen. Das sein Neffe in die Schülerin der Hokage verliebt war, hatte Hiashi begriffen. Es war auch schwer es nicht zu bemerken. Nur wie sah es bei Sakura aus? Hiashi musste sichergehen und dafür musste er mit der jungen Frau alleine reden. Am besten jetzt. Später hatte er noch ein paar Sitzungen abzuhalten, musste seine jüngste Tochter trainieren und ein klärendes Gespräch mit seiner ältesten Tochter war wohl auch nötig. Hiashi war zwar kein großer Fan des blonden Chaoten, den sich Hinata als Freund ausgesucht hatte, aber es war wenigstens ein junger Mann mit dem Herzen am rechten Fleck. Nur jetzt, wo sie einen Freund hatte, musste ein Gespräch geführt werden, das normalerweise zwischen Mutter und Tochter stattfinden sollte. Allein bei dem Gedanken daran, dass Hiashi seine Tochter sexuell aufklären musste… Aber es war nötig. Er wollte nicht, dass Naruto und Hinata etwas taten und nicht um die Folgen wussten. Es reichte, dass sich Neji in einer schwierigen Situation befand. Da benötigte Hiashi nicht auch noch ein verfrühtes Enkelkind. Da das Clanoberhaupt den heutigen Tag für solch unangenehme Gespräche vorgesehen hatte, sollte er seine Zeit auch nutzen. In den nächsten Tagen würde er noch weniger Zeit haben. Daher zog Hiashi aus dem Ärmel seines grau-grünes Yukatas einen Umschlag und hielt ihn Neji hin. Dieser hatte inzwischen das Wasser abgestellt und blickte zu seinem Onkel auf. „Ich fürchte das kann nicht bis später warten“, erklärte Hiashi knapp, woraufhin Neji kurz die Stirn runzelte und bereits den Mund öffnete, um etwas zu sagen. „Schon gut, ich kann den Abwasch auch alleine machen. Ich habe heute sonst eh nichts zu tun“, mischte sich nun auch Sakura ein, lächelte den jüngeren Hyuuga zu, der daraufhin nickte. „In Ordnung. Den Umschlag der Hokage abgeben und bei den Naras etwas abholen. Sonst noch etwas?“ „Nein. Das war es.“ Nickend gab Neji zu verstehen, dass er seinen Onkel verstanden hatte, nahm den Umschlag entgegen, verabschiedete sich kurz und verschwand  aus der Küche. Das lief soweit alles nach Plan. Noch ein paar Sekunden wartete Hiashi. Er wollte nicht Gefahr laufen, dass Neji noch einmal zurückkehrte und etwas von seiner Unterhaltung mit Sakura mitbekam. Die junge Frau dagegen wollte gerade mit dem Abwasch anfangen, das erste schmutzige Geschirr hatte sie bereits in das heiße Wasser getan, als sich Hiashi letztendlich räusperte. Der Zeitpunkt war gekommen, entschied er. Verwundert blickte die junge Frau von ihrer gerade erst begonnenen Hausarbeit auf. Fragend richteten sich ihre grünen Augen auf das Oberhaupt des Hyuuga-Clans. Bevor sie jedoch das Wort ergreifen konnte, kam Hiashi ihr zuvor. „Sakura, setz dich. Wir müssen reden.“ Zu ihrem fragenden Gesichtsausdruck gesellte sich für einen Sekundenbruchteil ein Stirnrunzeln. Jedoch ohne Widerworte zu geben, trocknete sie sich ihre Hände ab und setzte sich an den Küchentisch. Anschließend setzte sich Hiashi ihr gegenüber. „Das eben diente zur Ablenkung von Neji, richtig?“ Zustimmend nickte Hiashi. Nun, auch die junge Frau vor ihm war nicht auf den Kopf gefallen. Ansonsten hätte sie es wohl nie zur Schülerin der Hokage geschafft. Allerdings war jetzt nicht die Zeit, um über so etwas nachzudenken. „Ja, ich wollte mit dir alleine reden. Mir ist bewusst, dass du diese Unterhaltung womöglich Neji anvertrauen wirst. Das ist in Ordnung. Aber ich denke, für dieses Gespräch ist es besser, wenn wir unter uns sind.“ Mit dieser kurzen Erklärung hatte Hiashi die volle Aufmerksamkeit der jungen Frau für sich gewonnen. Sie schien damit zu rechnen, dass die nun folgende Unterhaltung kein Zuckerschlecken sein würde. „Es tut mir Leid, dass wir nach so kurzer Zeit bereits ein solches Gespräch führen müssen. Ich weiß du hast in letzter Zeit einiges durchmachen müssen.“ Auch wenn Hiashi es nicht beim Namen nannte, wussten sie beide, worüber es ging. Ein Schatten legte sich über Sakuras Gesicht, in ihren Augen lag ein Ausdruck des Schmerzes. Unter anderen Umständen hätte Hiashi nie so taktlos dahergeredet, aber es war nötig. Es ging um die Zukunft seines Neffen. Ob es ihm gefiel ober nicht, als Clanoberhaupt war es für ihn bereits zur Normalität geworden, Entscheidungen treffen zu müssen, die er als Privatperson wohl nicht gutheißen würde. „Durch die letzten Ereignisse hat sich die Situation geändert. Eine Gefahr durch den Uchiha besteht nun nicht mehr und damit auch kein Grund mehr für eine Verlobung mit Neji.“ Abrupt riss Sakura ihren Kopf nach oben. Schock stand in ihrem Gesicht. Anscheinend war ihr der Gedanke bislang nicht gekommen oder hatte ihn einfach nicht zugelassen. „Aber… Also… Was?“ Eindeutig, Hiashi hatte Sakura kalt erwischt. Es war kein angenehmes Thema, aber es musste geklärt werden. „Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich verlange nicht von dir, dass du in den nächsten 24 Stunden ausziehst oder Ähnliches. Mir geht es vielmehr um deine und Nejis Beziehung zueinander.“ Noch immer blickte Sakura mit großen Augen überrumpelt drein. Es war beinahe schon zu sehen, wie sich die Gedanken in ihrem Kopf überschlugen. „Ihr wurdet regelrecht zu einer Scheinbeziehung gezwungen. Ihr wart Freunde“, fuhr Hiashi fort, „aber was seid ihr jetzt? Ich hoffe dir ist klar, dass du Neji nicht egal bist.“ Hiashi wollte sich als Onkel nicht zu sehr in seine Beziehung einmischen, als Clanoberhaupt allerdings musste er Verantwortung tragen. Neji als Vorzeigeninja des Clans war ein wichtiger Repräsentant und damit auch wichtig für den Clan. „Ich benutze Neji nicht!“ Es klang nicht nach einer Verteidigung oder Rechtfertigung. Im Gegenteil, Sakura sah entrüstet und schon fast beleidigt aus. Das rechnete Hiashi ihr hoch an. Er hatte auch nicht angenommen, dass sie mit Neji nur spielte. „Das weiß ich. Trotzdem, wie stellst du dir die Zukunft vor? Mit oder ohne Neji? Soll ich die Hochzeit absagen oder lediglich verschieben? Die anderen Clanmitglieder würden beides verstehen. Viele Beziehungen gehen wegen solchen Umständen in die Brüche“, versuchte Hiashi Sakura die sich momentan bietenden Möglichkeiten aufzuzeigen. „Und das soll ich jetzt einfach so entscheide, ohne das Neji dabei ein Mitspracherecht hat?“ konterte Sakura, wohl um ein wenig Zeit zum Nachdenken herauszuschlagen. „Nein, du sollst nicht sofort eine Entscheidung fällen. Es sind noch zwei Wochen bis zur Hochzeit. Diese Woche solltest du dich schon noch entscheiden. Natürlich mit Neji zusammen“, fügte Hiashi schnell hinzu, als Sakura entrüstet den Mund aufmachte. „Ich wollte dir nur die momentane Situation erläutern.“ Mit diesen Worten erhob sich Hiashi. Für ihn war das Gespräch nun beendet. Für Sakura allerdings nicht. „Ich kann ihn nicht heiraten.“ Ohne etwas zu sagen, ohne das Gesicht zu verziehen, blickte Hiashi auf die junge Frau hinab, die seinen Blick erwiderte. „Nicht jetzt zumindest. Das war alles zu viel. Ich weiß nicht ob Neji einer Verschiebung der Hochzeit zustimmt oder ob wir das alles erst einmal auf Eis legen und sehen was die Zukunft für uns bereit hält“, fuhr Sakura ernst und entschieden fort, „aber ich weiß, dass ich Neji nicht aufgeben werde und mit ihm zusammen sein will.“ Kopfnickend nahm Hiashi Sakuras Entscheidung zur Kenntnis. Die junge Frau würde wohl über kurz oder lang doch Teil seiner Familie werden. Nicht gänzlich konnte er das Schmunzeln zurückhalten. Ein kurzes Zucken in seinen Mundwinkeln war Sakura sicherlich nicht entgangen. „Gut. Dann warte ich noch dein Gespräch mit Neji ab und leite dann wegen der Hochzeit alles Nötige in die Wege.“ Hiashi war bereits bei der Tür angekommen, als er noch einmal inne hielt und sich zu der Kunoichi umdrehte. „Ihr, du und Neji, packt das.“ Dann verschwand Hiashi letztendlich aus der Küche und hoffte, er hatte die richtige Entscheidung getroffen und drängte Sakura nicht allzu sehr. Aber manchen Menschen musste nun einmal ein wenig in den Hintern getreten werden, damit sie ihr Glück fanden.   War das gerade wirklich geschehen? Hatte Hiashi Hyuuga ihr ein Ultimatum gestellt? Nun, vielleicht war es übertrieben von einem Ultimatum zu reden, aber er hatte sie eindeutig zu einer Entscheidung gedrängt. Hatte sich Sakura nicht längst entschieden? Sie wollte mit Neji zusammen sein. Ob sie das Neji auch verständlich gemacht hatte? Hiashi hatte von alledem nichts gewusst. Natürlich. Von wem auch? Weder Sakura noch Neji gingen mit so etwas hausieren. Aber das Hiashi sie, so kurz nach der…nach ihrem schrecklichen Verlust darauf ansprach… Taktgefühl zählte eindeutig nicht zu den Stärken des Clanoberhauptes. Das Kind beim Namen nennen war wiederum nicht Sakuras Stärke. Sie hatte nicht „Ich liebe dich“ zu Neji gesagt. Sie konnte selbst jetzt nicht von einer Fehlgeburt reden, weil sie Angst hatte wieder zusammenzubrechen. Sie vermisste das kleine Würmchen, das nur so kurze Zeit in ihr herangewachsen war. Ein dumpfer Schmerz zog an ihrem Herzen. Sakura riss sich zusammen und unterdrückte den Drang ihre Hände auf ihren nun ganz flachen, normal aussehenden Unterleib zu legen. Besser sie regte sich noch eine Weile über Hiashi auf und machte sich Gedanken, wie sie ein solch wichtiges Gespräch mit Neji beginnen sollte. Würde er auf die Hochzeit in zwei Wochen bestehen oder hätte er keine Einwände für eine Verschiebung? Wollte er sie überhaupt noch heiraten? Wollte Sakura das? Die letzten Monate hatten ihr gezeigt, dass sie sich immer auf Neji verlassen konnte, dass sie ihn schätzte, ihn in ihrem Leben benötigte, brauchte und ohne ihn nicht sein konnte und wollte. Ja, sie wollte mit Neji zusammen sein. So lange wie ihr vergönnt war. Warum dann also nicht auch heiraten? Vielleicht in ein oder zwei Jahren? Dann hatten sie noch mehr Zeit ein richtiges Paar zu werden und die kleinen und großen Krisen durchzustehen, die eine Beziehung so mit sich brachte. Wenn Sasuke nicht aufgetaucht wäre, wäre Sakura in zwei Wochen bereits verheiratet. Wenn… In Gedanken versunken war die junge Frau aus der Küche gegangen, durch den kurzen Hausflur, die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Wenn das Wörtchen wenn nicht wäre. Ja, wenn. Wenn sie keinen One-night-Stand mit Sasuke gehabt hätte, hätte sie sich nicht mit Tenten verworfen. Mit ihr sollte Sakura in nächster Zeit auch einmal reden. Zunächst jedoch sollte sie mit Neji klären, wie ihre Zukunft aussah und ob sie diese gemeinsam gestalten würden oder nicht. Bevor sie mit Neji sprach, sollte sie eventuell auch mit Hinata über die Situation reden. Vielleicht hatte sie ein paar gute Tipps für sie, wie sie ein solches Gespräch führen konnte. Und dann war da natürlich noch Sasuke. Sakura musste ihm sagen, dass sie sich nicht für ihn sondern für den Hyuuga entschieden hatte. Das würde alles andere als leicht werden. Es stand so viel auf dem Spiel. Was, wenn Sasuke dann einfach wieder gehen würde und sie erneut verließ? Wenn er wieder zu Orochimaru ging und sein Leben wegwarf? Es wäre dann alles ihre Schuld. Wenn…. Da war dieses kleine, hartnäckige Wort wieder. Energisch verdrängte Sakura das Wort aus ihrem Kopf. Es brachte nichts, sich jetzt den Kopf darüber zu zerbrechen. Wenn sie ihr Leben nur nach den „Wenn’s“ und „Aber’s“ und nach anderen Leuten ausrichtete, wo blieb dann sie? Außerdem wäre es Sasuke gegenüber alles andere als fair, mit ihm eine Beziehung zu führen, wenn ihr Herz für Neji schlug. Zum Scheitern wäre eine solche Beziehung wohl auch verurteilt. Nach ihrem Treffen mit dem Uchiha letzte Nacht machte sie sich sowieso Gedanken, ob sie noch zu Sasuke durchdringen konnte. Mit ihrem Verhalten hatte sie in der Tat viel falsch gemacht und nicht nur Neji und ihre Freunde verletzt und von sich gestoßen sondern vor allem Sasuke. Sie würde sich noch einmal ordentlich bei ihm entschuldigen müssen, sobald sie die nächste Gelegenheit dafür hatte, entschied Sakura und öffnete ihre Zimmertür. Anscheinend kam diese früher als gedacht, schoss es der Rosahaarigen durch den Kopf, als sie mit großen Augen zu der dunkelhaarigen Gestalt sah, die lässig an der Wand ihr gegenüber lehnte. „Sasuke.“ Schnell schloss Sakura die Tür hinter sich, ehe sie sich wieder ihrem Besucher zuwandte. „Du tauchst wirklich immer auf wann es dir passt. Wenn dich jemand sieht, dann…“, begann sie besorgt und dachte bereits angestrengt nach, ob Hiashi wohl eine Möglichkeit gehabt haben konnte Sasuke zu sehen, kam aber zu dem Schluss das er wohl – mal wieder – ungesehen hierher gekommen war. „Keine Sorge. Das wird in Zukunft nicht wieder geschehen“, eröffnete Sasuke das Gespräch trocken. Stirnrunzelnd trat Sakura näher an den Uchiha. Was meinte er? Kam es ihr nur so vor oder sah Sasuke heute ernster aus als sonst? Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen, als ob er nicht viel geschlafen hätte. „Sasuke, alles in Ordnung bei dir? Du wirst nicht krank oder?“ Besorgt ließ Sakura ihren Blick weiter über den Schwarzhaarigen schweifen. Sein Gesicht wirkte ein wenig blasser als sonst. Seine ganze Haltung wirkte oberflächlich betrachtet locker und lässig, doch auf den zweiten Blick hin, wirkten die Züge um seinen Mund und die Augenwinkel gespannt. Dies war ebenso in seiner ganzen Art zu erkennen, wie er da an der Wand lehnte. Sein Blick dafür war intensiv. Seine dunklen Augen bohrten sich regelrecht in sie. Sie wanderten über jeden Zentimeter ihres Körpers, als ob er sich ihr Aussehen ins Gedächtnis brennen wollte. Ein Schauer rann Sakura über den Rücken. Irgendetwas war geschehen, von dem sie jedoch keine Ahnung hatte. Sie fühlte, dass etwas Bedeutsames geschehen war. Nur was? „Ich bin nicht krank“, antwortete Sasuke ihr da. Erleichtert nickte Sakura, wenngleich die Ärztin in ihr den Schwarzhaarigen gründlich durchchecken wollte. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Einladend zeigte sie sowohl auf das Bett als auch auf den Boden. Schweigend verneinte Sasuke jedoch. Er machte keinen Anstalten ihr näher zu kommen, so wie bisher immer. Stattdessen ruhte sein Blick weiterhin unverwandt auf ihr. Etwas unbehaglich – Sakura wusste nicht so ganz was sie tun oder wie sie sich verhalten sollte – stand sie da, schlang die Arme mal um ihre Mitte, nur um sie dann direkt wieder schlaff zur Seite hängen zu lassen. Immer wieder verlagerte sie ihr Gewicht von einer Seite zur anderen. Dieses Schweigen, dieses Anstarren war alles andere als angenehm. Gleichzeitig spürte Sakura jedoch, dass es nicht sie war, die das Gespräch in Gang setzten sollte, sondern Sasuke. Falls der Uchiha dafür noch ein wenig mehr Zeit benötigte, dann würde sie ihm diese auch geben. Nachdem ein paar weitere Sekunden verstrichen waren, die sich wie Minuten anfühlten, wandte sich Sasuke von ihr ab, ging zum Fenster und blickte hinaus. Schweigend. Fragend lag Sakuras Blick auf ihm. Langsam keimte ein Verdacht in ihr auf. Es war ein Gefühl, das ihr Angst machte. Wie ein heißer Klumpen Blei lag es in ihrem Magen. Als sich Sasuke dann langsam zu ihr drehte, das Gesicht halb im Schatten verborgen, krampfte ihr Herz zusammen. Sein Blick war weiterhin intensiv auf sie gerichtet, doch zu der Ernsthaftigkeit in seinem Gesicht hatte sich nun auch Traurigkeit gemischt. „Das hier ist mein letzter Besuch, Sakura.“ Fieberhaft dachte die junge Frau nach. Die Worte durften nicht das bedeuten, wonach sie klangen. Immer positiv denken. Das hier würde sein letzter Besuch in aller Heimlichkeit sein, weil er in Konoha bleiben wollte. Dieses Mal offiziell, nicht länger als gesuchter Abtrünniger. Das musste es sein. Etwas anderes durfte es einfach nicht sein. So hartnäckig sich Sakura auch an diesen positiven Gedanken klammerte, ein Blick in Sasukes Gesicht und sie kannte die Antwort bereits. Schweigend ging Sakura auf ihre erste große Liebe zu. Der Mann, der sie zu der Frau gemacht hatte, die sie nun war. Ihr Freund, der immer ein Teil ihres Herzens für sich hatte. „Sasuke“, begann Sakura, doch ihre Stimme war nicht mehr als ein geflüsterter Hauch im Wind. Sie konnte bereits die Tränen spüren, die in ihren Augenwinkeln warteten. Mehrfach blinzelte sie, in der Hoffnung, die Tränen verdrängen zu können, doch ohne Erfolg. „Du hast dich entschieden und dasselbe habe ich auch getan.“ Sanft, wehmütig um schmiegte die tiefe Stimme Sasukes Sakura, doch nahmen sie den Worten nicht den Schmerz. Auf einmal fühlte sich die Situation nicht mehr unangenehm und fremd an. Sasuke war näher auf sie zugekommen. Nur wenige Zentimeter trennten sie voneinander. So nah und doch so fern. „Du hast hier mehr als nur mich“, begann Sakura verzweifelt darum zu kämpfen und Sasukes Meinung noch einmal zu ändern. „Du hast hier Freunde, ein Team. Wir sind wie eine Familie. Naruto, Kakashi Sensei…“ „Ich weiß.“ „Warum dann?“ Es tat weh. Beim letzten Mal war Sakura nicht stark genug gewesen Sasuke aufzuhalten. Dieses Mal hätte sie etwas ändern können. Hätte sie sich nicht für Neji entschieden, hatte sie nicht ihr Kind verloren, dann hätte sie vielleicht zu Sasuke durchdringen können. „Ich gehöre nicht hierher“, war die schlichte Antwort. Wirklich? Das sollte es gewesen sein? „Aber…Das stimmt nicht! Du bist ein Teil Konohas! Das wirst du immer sein!“ Verzweifelt griff Sakura nach Sasuke, bekam sein Oberteil zu fassen und klammerte sich daran fest. Stumm flossen die Tränen über ihr Gesicht. „Das mag sein, aber ich glaube, ich bin zu weit gegangen.“ Sasuke hatte sich nicht einen Millimeter von der Stelle bewegt. Unverwandt war sein Blick auf ihr Gesicht gerichtet, folgte der Spur einer Träne. „Schon wieder habe ich dich zum Weinen gebracht.“ Leise schniefte Sakura, während Sasuke mit dem Fingerrücken die Tränen auf ihrer Wange wegwischte. Schwer breitete sich die Stille wie eine Decke über ihnen aus. Was konnte sie jetzt noch sagen, um Sasuke zum Bleiben zu bewegen? Sie brachte es nicht über sich zu sagen, dass sie Neji verlassen würde um bei ihm zu bleiben. Außerdem bezweifelte sie, dass das noch einen Unterschied machen würde. Dennoch hörte sie sich sagen: „Wenn Neji…“ „Das mit uns, mit dem Kind, das war ein Traum. Ein wunderschöner Traum, in den ich mich flüchten wollte. Den ich zur Realität machen wollte. Aber es war nur ein Traum. Neji hat damit nichts zu tun.“ War das eine Absolution gewesen? Der Segen Sasukes für ihre Beziehung mit Neji? Ohne das sie ihm ihre Entscheidung hatte sagen müssen, schien der Uchiha zu wissen, wie es um ihr Herz stand. Es linderte ein wenig den Schmerz in ihrer Brust, wenngleich das Gefühl, sein Weggang sei ihre Schuld, blieb. „Bitte, geh nicht“, bat Sakura erneut flüsternd, den Blick flehend auf die tiefen, dunklen Augen gerichtet. „Gib dir nicht die Schuld. Es hat nicht sollen sein.“ Und dann beugte sich Sasuke vor, drückte seinen Mund auf den ihren. Es war kein leidenschaftlicher Kuss. Er war sacht, vorsichtig, unschuldig. Es war ein Abschied. Ungehindert flossen die Tränen nur so über ihr Gesicht. In den wenigen Sekunden, in denen der Abschiedskuss andauerte, schien die Zeit still zu stehen. Es gab nur den jungen Mann und die junge Frau. Ihre Namen, ihre Bürden, nichts spielte mehr eine Rolle. Für den Moment wurde beiden klar, was hätte sein können, hätten sie sich in der Vergangenheit anders entschieden. Als sich Sasuke von Sakura löste, endete der Augenblick der Verbundenheit. Die Realität hielt wieder Einzug in dem Zimmer, das sich Sakura wohl auch in Zukunft mit Neji teilen würde. „Danke“, hauchte Sasuke. Warm strich dabei sein Atem über ihr Gesicht. Es war wie beim letzten Mal. Nur dieses Mal schlug Sasuke sie nicht ohnmächtig. Er verschwand nicht in aller Heimlichkeit mitten in der Nacht. Dieses Mal schenkte Sasuke ihr noch einen letzten Blick. „Lebewohl.“ Mit diesem einen schlichten Wort drehte sich Sasuke um, öffnete das Fenster und sprang. Mit hoch erhobenem Kopf und geradem Rücken verließ Sasuke Uchiha dieses Mal Konoha. Bei Tageslicht. Nicht in Heimlichkeit. Dafür aber endgültig. Wo sein Weg ihn wohl hinführen mochte? Die Vögel, die am Himmel ihre Bahnen flogen, wusste es nicht. Ebenso wenig das Eichhörnchen, das von einem Baum aus zu ihm blickte. Selbst Sasuke wusste es nicht. Er würde vorerst nicht zu Orochimaru zurückkehren. Vorerst wollte er auch seine Rache nicht weiterverfolgen. Etwas war ihm letzte Nacht klar geworden. Er hatte keine Ahnung, wer er wirklich war. Er gehörte nicht nach Konoha. Noch nicht. Vielleicht niemals wieder. Es war nicht für das Leben im Dorf gemacht. Aber er wollte nicht nur für die Rache leben. Vielleicht würde er erst einmal durch die Gegend wandern und versuchen herauszufinden, wer er wirklich war. Sein Weg war offen. Niemand kannte die Zukunft. Sie konnte alles für ihn bereithalten. Auch Sakura, die noch lange weinend am Fenster stand und ihm nachsah, hatte keine Ahnung was die Zukunft für Sasuke und für sie selbst bereithielt. Aber sie wünschte dem Uchiha alles erdenklich Gute und das er seinen Platz im Leben fand. „Lebewohl, Sasuke Uchiha.“ Epilog: -------- 9 Monate waren ins Land gezogen. Der Sommer war in den Herbst übergegangen. Die Bäume hatten ihr prachtvolles, grünes Blätterkleid gegen ein farbenfrohes eingetauscht, bis sie sich dem Winter hatten beugen müssen, kahl und skelettartig der Kälte und dem Schnee ausgesetzt auf den Frühling wartend. Der Winter war dabei seinen Kampf gegen den Frühling zu verlieren. Bei den ersten Bäumen trieben die ersten neuen Äste und Knospen aus, das Gras wuchs nun deutlich schneller, trieb kräftig grün aus und verdrängte die letzten Flecken schmutzigen Schnees. Anfang März war der Frühling zwar noch am Erwachen, aber er streckte seine Fühler über das ganze Land aus. So wie die Natur aus einem langen Winterschlaf erwachte, taten es auch die Bewohner Konohagakures. Die noch frische, aber bereits stark brennende, Energie spendende Sonne wurde so gut es ging genutzt, sei es für die erste Gartenarbeit, Einkäufe, dem Spielen mit Freunden auf der Straße oder um zu Faulenzen und die warmen Sonnenstrahlen auf dem Gesicht zu genießen. Auch die Aufträge für das Dorf waren mehr geworden. Über den Winter gab es generell einen kleinen Einbruch an Arbeit für die Shinobi. Auch feindlich gesinnte Ninja hatten wenig Lust bei Schnee und Kälte ihren Missetaten zu frönen und verschoben dies lieber auf besseres Wetter. Sakura war froh darum wieder ein wenig mehr Arbeit zu haben. Nur trainieren war auf Dauer doch ein wenig ermüdend. Außerdem machte es Spaß mit dem Team unterwegs zu sein. Heute jedoch hatte sie ihren freien Tag. Ebenso der schwarzhaarige Mann neben ihr, der gerade ihre Halsbeuge mit federleichten Küssen übersäte. Leise kicherte Sakura auf. Wohlig drehte sie sich im Bett um. Mit einem breiten Lächeln strahlte sie Neji an, der augenblicklich die Chance nutzte und ihren Mund mit einem feurigen Kuss in Beschlag nahm. „Guten Morgen.“ „Morgen“, hauchte Sakura etwas atemlos. Das noch leicht verschlafene Lächeln in Kombination mit den vor Leidenschaft glühenden Augen, ließ Sakuras Herz schneller schlagen. Neji sah einfach zum Anbeißen lecker aus! Oh wie gerne würde sie jetzt über den Hyuuga herfallen, sich ein wenig mit ihm im Bett vergnügen, seine Berührungen und Liebkosungen genießen. Nur leider rief die Natur. Recht unwillig schälte sich die junge Frau aus der geborgenen Umarmung und verschwand mit einer Entschuldigung im Badezimmer. Nachdem sie ihrer Blase Erleichterung verschafft hatte und sie schon einmal im Badezimmer war, konnte sie sich auch die Zähne putzen, entschied Sakura. Danach würde sie sich schnell wieder zu Neji ins Bett begeben. Während die weiße Zahnpasta mit zwei grünen Streifen Minze darin, aus der Tube herausglitt und auf den weißen, borstigen Stoppeln der Zahnbürste landete, schweiften Sakuras Gedanken ab. Am Rande bemerkte sie den erfrischenden Minzgeschmack, während sie sich die Zähne putzte. Die letzten Monate waren wirklich ereignisreich gewesen. Nachdem Sasuke Konoha nun gänzlich verlassen hatte, war Sakura die nächste Zeit ein wenig deprimiert gewesen. Sie hatte sich Sorgen gemacht, Schuldgefühlte gehabt. Wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte es eigentlich nie aufgehört. Auch jetzt dachte sie noch über den Uchiha nach, machte sich ihre Gedanken um ihn und hoffte, dass es ihm gut ging. Niemand hatte etwas über Sasuke gehört. Niemand wusste etwas über den Aufenthaltsort des Uchiha. Lediglich ein hartnäckiges Gerücht hielt sich. Orochimaru suchte nach Sasuke. Auch wenn er Konoha verlassen hatte, so gab dieses Gerücht Sakura die Hoffnung, dass er nicht wieder seinen alten Weg aufgenommen hatte, sondern nun eine neue Richtung im Leben einschlug. In all der Zeit hatte Neji ihr immer zur Seite gestanden. Als sie ihm von dem letzten Treffen erzählt hatte – den Abschiedskuss hatte sie jedoch wohlweißlich ausgelassen – hatte Neji versucht ihr zu helfen. So wie er es auch schon nach der Fehlgeburt getan hatte. Als sie dann noch auf das Thema Beziehung und Hochzeit zu sprechen gekommen waren, hätte es für Sakura nicht besser laufen können. Neji wollte weiterhin mit ihr zusammen sein. Einer Verschiebung der Hochzeit hatte er zugestimmt. Keine Absage. Dieses Jahr noch, im August, wollten sie es erneut versuchen. Es war wohl nicht nur eine große Erleichterung für Sakura gewesen, sondern auch für Neij. Immerhin waren sie jetzt nicht zu einer Heirat gezwungen, sondern sie taten es aus eigenem Antrieb. Seitdem lief es in ihrer Beziehung gut. Wirklich gut. Ab und an hatten sie mal eine Auseinandersetzung. Das gehörte wohl zu jeder gutfunktionierenden Beziehung dazu, doch den Großteil der Zeit war Sakura einfach nur glücklich. Immer wieder mal jedoch hatte sie ein Tief. Dann kamen die Schuldgefühle Sasuke gegenüber in ihr auf und sie vermisste schmerzlich ihr nie auf die Welt gekommenes Kind. Doch irgendwann würde sie Kinder haben. Mit Neji. Nicht gleich. Erst einmal wollten sie beide ihre Zweisamkeit genießen. Außerdem waren sie noch jung. Sie hatten noch Zeit. Glücklicherweise mischte sich Hiashi auch nicht in ihre Beziehung ein. Außer diesem einen Gespräch, das bereits so lange zurücklag, hatte er nie wieder etwas in der Art geäußert. Für Sakura hieß das, dass sie seinen Segen hatten. Dieses Mal hatte Sakura auch mehr Zeit ihre Hochzeit zu planen. Nun, Hiashi bestand zwar noch darauf, bei der Gästeliste ein Mitspracherecht zu haben, aber ansonsten hatte sie dieses Mal mehr Freiraum. Außerdem machte es Spaß mit Neji zusammen zu planen, was für Musik sie haben wollten, was für Essen serviert werden sollte, und, und, und. Auch dieses Mal sollte Hinata ihre Trauzeugin sein und Naruto blieb der von Neji. Es hatte nur eine kleine Änderung gegeben. Ino war nun auch eine Brautjungfer von Sakura. In den letzten Monaten hatte ihre frühere Freundschaft einen Neustart hingelegt. Doch nicht alles lief so super. Es war nicht einfach gewesen, doch sie hatte auch Tenten gefragt, ob sie nicht ihre Brautjungfer sein wollte. Allerdings hatte die Braunhaarige abgelehnt. Sie waren noch Freundinnen. Das stand außer Frage. Nur ihre Beziehung mit Neji belastete es schon. So konnte Sakura nicht immer offen darüber reden, wenn sie etwas mit Neji erlebt hatte. Tenten hatte nie verlangt, sie solle schweigen, aber Sakura fühlte sich einfach unwohl, Tenten gegenüber zu sagen, wie glücklich sie war. Dafür hatte sie dann Ino und Hinata. Auch gab es nicht länger gemütliche Abende, in denen sich Sakura, Neji und Tenten zusammen trafen. Tenten bevorzugte es immer nur einen der beiden zu sehen, aber nicht zusammen. Sakura verstand das. Sie rechnete es ihrer Freundin hoch an, dass ihr die Freundschaft so wichtig war, dass sie über ihre eigenen Gefühle hinwegsah. Sie hoffte auch, dass sich das in Zukunft noch bessern würde. Aber immerhin waren Sakura und Tenten noch Freundinnen und hatten Spaß zusammen. Wenn es Sakura darauf anlegen würde, könnte sie auch mit ihr über die Beziehung mit Neji reden. Sie war froh, dass Tenten überhaupt zu ihrer Hochzeit kommen würde. Bis jetzt belastete es Sakura, dass sie nicht ehrlich zu ihren Freunden sein konnte. Tsunade hatte ihr noch einmal eingeschärft, dass all das, was mit Sasuke geschehen war, ein Geheimnis war und es auch so sein sollte. Außer Neji und Hinata wusste niemand, von wem Sakura wirklich schwanger gewesen war. Wie alles seinen Anfang genommen hatte. Manchmal ertappte sie sich dabei, wie sie Ino, aber vor allem Tenten und Naruto die Wahrheit sagen wollte, entschied sich aber doch immer wieder dagegen. Wenn man eine Lüge bereits so lange aufrechterhielt, war es manchmal einfach besser, die Leute im Unwissen zu lassen. Sie wusste nicht, was geschehen würde, wenn sie nun ehrlich sein würde. Sicherlich würde Naruto sich sofort auf den Weg machen und nach Sasuke suchen. Aber ihre Freundschaft zu Tenten würde darunter leiden. Dessen war sie sich sicher. Deswegen schwieg Sakura und hoffte, damit die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Sie war vielleicht nicht moralisch korrekt, aber auch Neji und Hinata waren der Meinung, die Vergangenheit nicht der Wahrheit anzupassen. Nun, alles im allem lief es ganz gut in Sakuras Leben. Sie fühlte sich nun heimisch im Hyuuga-Anwesen. Sie hatte noch zwei weiteren Frauen neben Keiko gefunden, mit denen sie sich öfters unterhielt. Auch mit Hanabi und Hiashi kam sie zurecht. Auf der Arbeit lief alles gut, sie war wieder mit Ino und Tenten befreundet und mit Neji lief es schon fast zu perfekt. Lächelnd spuckte Sakura die schaumige Zahnpasta aus und spülte ihren Mund. Sie hatte Neji jetzt lange genug warten gelassen. Es wurde Zeit, dass sie zu ihrem Verlobten zurückkehrte. Als sie die Badezimmertür öffnete, lag Neji im Bett, sein Blick einladend. Ein kleines Lächeln zierte sein Gesicht. Der Anblick Nejis, wie er mit offenem Haar, nur mit einer Boxershorts bekleidet zwischen den zerwühlten Laken lag, reichte bereits aus, um ihr Blut in Wallung zu versetzen und ein angenehmes Ziehen in ihrem Unterleib zu verursachen. Während sie bemüht langsam auf das Bett zu ging, schoss ihr ein Gedanke durch den Kopf. Wär hätte noch vor einem Jahr geglaubt, dass sie einmal ihr Leben mit Neji Hyuuga teilen würde? Hätte sie sich damals auf ihrer Mission nicht Sasuke hingegeben, hätte sie sich anders entschieden, wäre ihr Leben in eine wohl ganz andere Richtung verlaufen. Beim Bett angekommen, blieb Sakura stehen, betrachtete den sexy Körper ihres Verlobten ausgiebig von oben bis unten. Vereinzelt waren ein paar Narben in die weiche Haut geritzt, die sich über die definierten Muskelsträngen spannten. „Willst du mich nur ansehen oder diesem verruchten Blick auch Taten folgen lassen?“ Die tiefe Stimme Nejis umgarnte sie, lockte. Seine, bereits von Leidenschaft verschleierten Augen, hinterließ ein Schauer an den Stellen ihres Körpers, wo sein Blick auf sie fiel. Zweimal ließ sich Sakura nicht bitten. Mit verführerischem Lächeln kletterte die junge Frau auf das Bett und danach auf Neji. Seine warme Haut traf die ihre und sendete ein Schauern und Zittern durch ihren Körper, das nach mehr verlangte. Leicht beugte Sakura ihren Oberkörper nach unten. Ihre rosafarbenen Haare fielen dabei nach vorne und umrahmten ihr Gesicht. Neji kam ihr entgegen, richtete sich ein wenig im Bett auf. „Beschwer dich nur später nicht, dass du zu erschöpft bist“, konterte Sakura keck, während sie bereits Nejis heißen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. „Ich hoffe das sind keine leeren Versprechungen.“ Nejis Hand legte sich um ihre Wange, zog sie noch ein wenig näher zu sich und nahm ihrem Mund mit seinem in Besitz. Mit geschlossenen Augen ließ sich Sakura vollkommen auf den Kuss, das Gefühl, das Verlangen ein, das Neji in ihr auslöste und das sie genauso sehr liebte wie den Mann, dem sie sich vorbehaltlos hingab. Kleine Entscheidungen hatten große Auswirkung. Was diese Entscheidung wohl für Folgen haben würde? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)