Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 23: Entscheidung ------------------------   Wie auch die letzte Nacht zuvor, wurde es kalt, sobald die Sonne hinter dem Horizont verschwunden war. Ein leichter, kühler Wind wehte, der eine Gänsehaut auf ihrer Haut verursachte. Die kleinen, feinen Härchen auf ihren Armen stellten sich auf, während Sakura am offenen Fenster stand. Mit den Ellbogen stützte sich Sakura auf der weißgestrichenen Fensterbank ab. Ihr Kopf ruhte auf ihren Händen. Den Blick hatte sie fest auf die weitentfernten Gestirne am Firmament gerichtet. Nur ganz selten zog eine kleine Wolke vorbei und verdeckte den Blick auf die hellen Sterne und den noch heller strahlenden Mond, der fast zur Gänze zu erkennen war. Nur ein kleines Stückchen fehlte noch, dann war der Vollmond in ein paar Nächten vollständig. Was wohl gerade Neji und Sasuke taten? Den ganzen Abend bereits wartete Sakura auf Neji. Sie hatte gehört, wie er nach Hause gekommen war, doch dann war er genauso schnell wieder verschwunden. Anscheinend ging Neji ihr tatsächlich aus dem Weg. Genauso hatte Sakura nichts mehr von Sasuke gehört oder gesehen. Seit ihrem letzten Treffen hatte sich Sasuke nicht mehr gemeldet gehabt. Ob er sie wohl genauso mied wie Neji? Wie sollte Sakura die Angelegenheit mit den beiden regeln, wenn Sakura sie nicht fand? Wenn sie ihr immer aus dem Weg gingen, würde sich das noch ewig hinziehen. Tief seufzte Sakura auf. Vielleicht sollte sie sich ins Bett legen. Am Fenster wurde es ihr zumindest langsam kalt. Immerhin trug sie nur ihr dünnes Nachthemd. Es war schon erstaunlich, wie schnell sich die Abende noch abkühlten, wenn es tagsüber doch bereits so warm wurde. So wie bei ihrer Beziehung zu Neji, dachte Sakura schweren Herzens. Mit vollem Magen ging Neji die Treppe in den ersten Stock nach oben. Es war zwar bereits nach 22 Uhr, aber dennoch erwartete er nicht, dass Sakura bereits schlief. Mit vollem Magen fühlte er sich jedoch gestärkt. Er war gewappnet und konnte sich Sakura stellen. Glaubte Neji zumindest. Falls Sakura jedoch schlief… Als er die Tür zu seinem Zimmer öffnete, entdeckte er Sakura gleich, die am Fenster stand und bei seinem Eintreten über die Schulter zu ihm sah. Kaum das ihr Blick auf ihn fiel, erhellte sich ihr Gesicht und sie kam lächelnd auf ihn zu. „Neji!“ war alles, was Sakura sagte. Schwang da Erleichterung in ihrer Stimme mit oder bildete sich das Neji nur ein? Auf jeden Fall irritierte ihn Sakura frohes Auftreten. Immerhin war die Stimmung zwischen ihm und Sakura, als sie sich das letzte Mal gesprochen hatten, nicht besonders gut gewesen. „Sakura“, begrüßte Neji seine Verlobte. Bei dieser unterkühlter Begrüßung stockte Sakura kurz, fasste sich schnell jedoch wieder und ging weiter auf Neji zu. Direkt vor ihm blieb sie stehen. Sakuras Lächeln war warm, herzlich. Hatte Sakura ihn etwa vermisst? Konnte Neji hoffen? Obwohl Neji Sakura nur gestern und den heutigen Tag über gemieden hatte, hatte es etwa eine Wirkung auf Sakura erzielt, die Neji zugute kam? Hatte der Abstand dazu geführt, dass sich Sakura ihrer Gefühle für ihn klar geworden war? Bei diesem plötzlichen Gedanke wurde Neji ungewollt nervös. Seine Handinnenflächen begannen zu schwitzen, sein Herz schlug schneller, während er nicht wusste, was er als nächstes tun sollte. Bewusst gab sich Neji ganz normal, als er sich nach Sakuras Tag erkundigte. Nach seiner unterkühlten Begrüßung wollte er jetzt erst einmal die Stimmung auflockern. Er hatte mit Sakura reden wollen, also würde er das jetzt auch tun. Immerhin hatte Neji ihr einiges zu sagen. Nachdem Sakura einen kurzen Abriss ihres heutigen Tages erzählt hatte, entstand zwischen Neji und Sakura eine Pause, in der niemand zu wissen schien, was er sagen sollte. Die ganze Zeit über standen sich Neji und Sakura gegenüber, sahen sich einfach nur an, bis es Neji zu viel wurde. Schweigend deutete er auf das Bett beziehungsweise den Boden davor.  Bei Hinata war es da bereits gemütlich gewesen, warum dann nicht auch jetzt? Bevor Sakura sich in Bewegung setzen konnte, ging Neji voran und ließ sich auf dem Boden vor dem Bett nieder. Seine Beine streckte er unter dem kleinen Beistelltisch aus. Sakura indessen war zu ihm gekommen und hatte sich neben ihm auf dem Boden niedergelassen. Sakura hatte sich etwas abseits von Neji gesetzt, jedoch nicht so weit weg, das es distanziert wirkte. Eher so wie zu der Zeit, als Sakura und Neji nur Freunde gewesen waren. Bevor erneut ein ungemütliches Schweigen zwischen ihnen entstehen konnte, ergriff Neji die Initiative. Allerdings schien Sakura dasselbe vorgehabt zu haben. „Ich muss mit dir reden.“ „Das alles tut mir Leid“, platzte es zeitgleich aus Sakura heraus. Beide waren über das Verhalten des anderen überrascht. Es passierte nicht oft, dass sie beide etwas Wichtiges zu sagen hatte und das auch noch zur selben Zeit. Plötzlich grinste Sakura los. Neji hatte auch das Bedürfnis, dennoch riss er sich zusammen. Er musste ernst bleiben. Es war wichtig, was er zu sagen hatte. Trotzdem bat er Sakura zuerst zu reden. Dankbar nickte Sakura, doch es dauerte einen Moment, bevor sie zum Reden ansetzte. Zuvor jedoch holte sie tief Luft und richtete anschließend ihren Blick entschlossen auf Neji. Sakura wirkte sehr ernst.  Das Grinsen von zuvor war verschwunden. Sofort packte Neji die Unruhe. Was auch immer Sakura zu sagen hatte, es betraf ihre Beziehung und war daher sehr wichtig für ihn. Sollte er nicht doch vielleicht anfangen? Was, wenn Sakura ihm eine Abfuhr erteilte? Quatsch, dann hätte sie ihn doch nicht lächelnd begrüßt. Allerdings hatte sie mit einer Entschuldigung angefangen…. „Neji, wegen der letzten Tage wollte ich mich noch einmal bei dir entschuldigen. Es tut mir wirklich leid.“ Bei Sakuras Worten fing Nejis Herzschlag an zu rasen. Er hoffte wirklich sehr, dass er keine Abfuhr erhielt. Er wurde immer nervöser. Obwohl er herumzappeln wollte wie ein Kind, riss er sich zusammen und tat es nicht. „Ich will versuchen von jetzt an immer ehrlich zu dir zu sein. Ich will keine Geheimnisse mehr zwischen uns haben und ich werde dir nichts mehr verheimlichen“, fuhr Sakura fort. Was Sakura bislang sagte, sorgte dafür, dass sich Nejis Puls langsam wieder beruhigte. Es handelte sich zwar nicht um ein Liebesgeständnis, aber immerhin war es ein Fortschritt und würde sich sicherlich positiv auf ihre Beziehung auswirken. Neji wusste, Sakura tat ihr Verhalten wirklich leid. Eventuell war es nun an Neji einen Schritt auf sie zu zumachen und ihr zu sagen, zu welchem Entschluss er in den letzten beiden Tagen gekommen war. „Danke, das weiß ich zu schätzen“, begann Neji. Sakura suchte noch immer den Blickkontakt zu Neji. Gespannt wartete sie ab, was er noch zu sagen hatte. Ob Sakura überhaupt wohl schon zu Ende gewesen war? Nun, sie konnte später noch immer etwas sagen. „Ich muss jetzt jedoch erst einmal eines wissen. Was willst du wegen Sasuke unternehmen?“ Hatte Neji nicht auf Sakura zugehen wollen? Nun, er hatte eventuell nicht gut damit gestartet, aber er würde seinen Entschluss durchziehen. Wenn Sakura mit der Sasuke-Angelegenheit weitermachen wollte, würde er sie unterstützen. Bei Nejis Frage begann Sakura kurz auf ihrer Unterlippe herum zu kauen. Ihr Blick schweifte ab und an ab, fand jedoch immer wieder zurück zu Neji. Letztendlich begann Sakura zu einer Erklärung anzusetzen, räusperte sich vorher jedoch noch einmal kurz. „Was die Sache mit Sasuke angeht, habe ich darüber nachgedacht. Meine Entscheidung beruht nicht darauf, dass ich von ihm schwanger bin oder und auch nicht auf amourösen Gefühlen, sondern allein auf der Tatsache, dass er noch immer zu Team 7 gehört und er ein Freund von mir ist.“ Verstehend nickte. Mit so etwas in der Art hatte er bereits gerechnet. Er konnte sich bereits vorstellen, worauf Sakura hinaus wollte. Und in der Tat sollte er Recht behalten. „Wie ich schon bei unserem letzten Gespräch gesagt hatte, will ich Sasuke helfen. Ich will versuchen, dass er zurück nach Konoha kommt und nicht sein Leben einfach so wegwirft. Kannst du das verstehen?“  Erneut nickte Neji. In der Tat verstand er das. Bereits wenige Wochen ohne Tenten hatten sich in seinem Leben deutlich bemerkt gemacht und dabei hatte sich Tenten immer in greifbarer Nähe befunden. „Wenn es sich um einen meiner Teamkameraden handeln würde, würde ich wohl genauso handeln“, erklärte Neji. Immerhin suchten Naruto und Sakura nicht erst seit gestern nach Sasuke. Neji konnte nur immer wieder staunen, mit welch starkem Willen und Entschlossenheit sie um Sasuke kämpften. „Was hast du genau vor?“ fragte Neji und gab damit den Startschuss für eine stundenlange Diskussion.   Es war bereits nach Mitternacht, als sich Sakura und Neji letztendlich einig wurden. Die ganze Zeit über hatte Neji versucht seine Gefühle aus dem Spiel zu lassen und sachlich zu bleiben. Andernfalls wäre er nicht in der Lage Sakura bei dieser schweren Mission zu unterstützen. Neji war kein Heiliger. Der Gedanke, dass Sasuke wieder nach Konoha zurückkehrte, gefiel ihm überhaupt nicht. Vor ein paar Monaten wäre es ihm noch egal gewesen oder er hätte sich für seine Freunde gefreut. Jetzt jedoch betrachtete er das alles mit gemischten Gefühlen. Letztendlich hatten sich Sakura und Neji auf eine Strategie geeinigt. Sakura konnte Sasuke jederzeit treffen, zwei Bedingungen. Eine kam von Neji. Er wollte jederzeit wissen, wenn sich die beiden trafen. Die andere Bedingung hatte Sakura bereits vorher an Sasuke gestellt gehabt, worüber Neji mehr als froh war. Es würde zu keinerlei Art von Intimität zwischen Sakura und Sasuke kommen. Kein Anfassen. Kein küssen. Ansonsten würde Sakura versuchen Sasuke zu überreden, über die Vergangenheit und eine mögliche Zukunft reden, ohne dabei leere Versprechungen zu machen. Es war ausgemacht, dass Sakura Sasuke klar machen sollte, dass eine Rückkehr nicht automatisch bedeutete, dass Sakura Sasukes Freundin werden würde, worüber Neji sehr erleichtert war. Sakura jedoch erging es genauso, befand sie sich doch noch immer in der Zwickmühle und wusste nicht, für wen ihr Herz schlug. Neji selbst ahnte nichts davon. Und obwohl er schweren Herzens Sakura unterstützen würde, fühlte er sich nicht gänzlich wie ein Verlierer.   Als Sakura und Neji letztendlich schlafen gingen, war es bereits fast ein Uhr nachts. Neji selbst hatte nicht vor länger auf Abstand zu Sakura zu gehen und versuchte weiter um sie zu kämpfen. Als sich eine dunkle Wolke vor den fast vollendeten Vollmond schob und die Nacht so verdunkelte, ahnte Sasuke nichts von alle dem. Stattdessen hatte Sasuke beschlossen gehabt, seinen nachdenklichen, negativen Gedanken nicht länger nachzuhängen und dafür ein alt bekanntes Gesicht zu sehen. Obwohl es schon spät war, brannte noch Licht in dem Schlafzimmer. In der Dunkelheit versteckt, spähte Sasuke in das chaotische Zimmer, in dem die Klamotten auf dem Boden lagen, direkt neben Waffen und einigen leeren Chipstüten. Das Bett war ungemacht, was Sasuke auch nicht anders erwartet hatte. In der Mitte des schmutzigen Zimmers stand Naruto in einer grünen Boxershorts, sonst trug er nichts. Wild gestikulierte er mit seinen Armen, während er selbst zu sich sprach. Sasuke konnte nicht verstehen, was Naruto sagte und was genau er da tat. Daher musste der Uchiha noch ein Stückchen näher an das geöffnete Fenster heran, ohne dabei entdeckt werden zu können. Weiterhin mit der Dunkelheit verschmolzen, belauschte Sasuke dem blonden Chaoten. „… du davon?“ Eine kurze Pause entstand, in der Naruto seinen unsichtbaren Gesprächspartner ansah. Dann raufte er die Haare, ging im Zimmer auf und ab und wiederholte immer wieder: „Nein, so geht das nicht. So überhaupt nicht!“ Noch immer fragte sich Sasuke, was genau Naruto da tat. War sein Freund etwa verrückt geworden? Verwundern würde es Sasuke zumindest nicht. Plötzlich ruckte Narutos Kopf in die Höhe und grinste breit. „Genau, so mach ich es!“ murmelte er zu sich selbst, eher er sich wieder gerade hinstellte und das Gespräch mit seinem imaginären Gesprächspartner wieder aufnahm. „Hallo Hinata. Wie geht es dir heute? Du siehst übrigens heute wirklich gut aus. Können wir einen Moment miteinander reden?“ Plötzlich drehte sich Naruto um 180° und sprach mit hoher, verstellter Stimme: „A-a-aber na-na-natürlich Na-naruto.“ So langsam dämmerte Sasuke was hier vor sich ging. Während er Naruto weiter beobachtete, wurde es ihm gänzlich bewusst. Naruto probte hier. Und nicht nur irgendetwas, sondern wie er Hinata um ein Date bitten konnte! Natürlich spielte der Idiot dabei auch Hinatas Rolle. Es war eigentlich ganz lustig mitanzusehen, wie Naruto immer wieder zwischen sich selbst und Hinata wechselte. Nach einigen Minuten wurde es Sasuke jedoch zu langweilig. Es war ganz nett gewesen Naruto einmal wiedergesehen zu haben, wenngleich sie nicht miteinander hatten sprechen können. Ein Gespräch mit Naruto wäre sicherlich sehr hilfreich gewesen, doch in seiner momentanen Lage wohl eher hinderlich als zweckdienlich. Ein Treffen mit Naruto musste wohl noch ein wenig weiter in die Zukunft verschoben werden. Sasuke verschmolz mit den Schatten und kehrte zurück in den Wald, in dem er sein provisorisches Lager aufgebaut hatte. Wenn Naruto nach all den Jahren endlich um Hinata kämpfen konnte, würde Sasuke das auch können. Immerhin war er das Genie hier. Gleich morgen würde Sasuke wieder zu Sakura gehen und sie treffen. Er würde um sie kämpfen, komme was wolle. Anschließend konnte er sich immer noch um seinen Bruder kümmern.   Als am nächsten Morgen der Wecker klingelte, wachte lediglich Neji auf. Tief und fest schlief Sakura weiter, erschöpft von den letzten Tagen. Im Gegensatz zu letzter Nacht jedoch hatte Sakura nicht alleine einschlafen müssen, wenngleich es auch kein Kuscheln gegeben hatte. Während sich Neji bemühte leise beim Aufstehen und Anziehen zu sein, träumte Sakura unbeschwert vor sich hin. In gut einer halben Stunde würde der Wecker erneut klingeln. Wahrscheinlich ein wenig länger als bei Neji. Bislang jedoch war Sakura noch nicht zu spät zur Arbeit gekommen. Umso überraschter war Sakura, als sie statt des Weckeralarms ein Klopfen vernahm. Ein stetiges Geräusch, dass Sakura langsam aus dem Reich der Träume schreckte. Verschlafen wachte Sakura auf. Im ersten Moment konnte sie das Geräusch nicht zuordnen. Verwirrt richtete sie sich im Bett auf. Mehrfach musste Sakura blinzeln, bis ihre Sicht nicht länger durch den Schlaf getrübt war. Ihr Blick fiel auf die Tür, doch von da schien das Geräusch nicht zu kommen. Noch immer im Halbschlaf, blickte Sakura anschließend zum Fenster. Augenblicklich war sie hellwach. In Sekundenschnelle war Sakura unter der Bettdecke herausgekrochen und aus dem Bett aufgestanden. Fahrig fuhr sich Sakura durch die zerzausten Haare und versuchte sie zu glätten. Erfolglos. Doch das war jetzt nicht zu ändern. Eilig ging sie auf das Fenster zu. In ihrem dünnen Nachthemd fühlte sich Sakura halbnackt. Dass sie die Arme um ihren Oberkörper schlang, half dabei auch nicht viel. Ohne Umschweife öffnete Sakura das Fenster. Ihr morgendlicher Besucher betrat das Zimmer schnell und leise. „Guten Morgen, Sakura. Gut geschlafen?“ begrüßte Sasuke sie mit einem Kopfnicken. Sakura selbst fühlte sich durch Sasukes Auftauchen mehr als überrumpelt, daher fiel ihre Begrüßung deutlich knapper aus. „Sasuke. Was machst du hier?“ „Danke der Nachfrage, mir geht es auch gut“, überging Sasuke Sakuras Frage und schloss das Fenster hinter sich. „Dein toller Verlobter ist bereist weg, ja?“ erkundigte sich der junge Uchiha mit sarkastischer Betonung auf „Verlobter.“ „Ja, Neji ist schon auf der Arbeit. Aber was machst du hier? Es ist helllichter Tag! Wenn dich jemand sieht, dann…“, begann Sakura aufgeregt, wurde jedoch mit einem „Mich sieht niemand, wenn ich nicht will“ von Sasuke unterbrochen, während er näher zu ihr trat. Innerlich verdrehte Sakura die Augen über dieses Maß an Selbstbewusstsein. Erst jetzt jedoch wurde ihr bewusst, wie nah ihr Sasuke war und wie wenig sie nur trug. Diese Erkenntnis verdrängte die Sorge um den Uchiha jedoch. „Machst du dir Sorgen um mich?“ wollte Sasuke wissen und streckte eine Hand nach Sakura aus. „Ähm, ich sollte schnell mal Zähne putzen gehen“, meinte Sakura und wandte sich abrupt von Sasuke ab, als dieser Anstalten machte, sich zu ihr zu beugen, wohl um sie zu küssen. Ohne auf eine Reaktion seitens Sasuke zu warten, verschwand Sakura schnell im Badezimmer und putzte sich die Zähne. Anschließend wusch sie ihr Gesicht und kämmte sich die zerzausten Haare glatt. Sasukes Nähe hatte sie ein wenig durcheinander gebracht. Aber in der Tat hatte Sakura den morgendlichen Mundgeruch und egal ob Sasuke sie nun hatte küssen wollen oder nicht, es war recht unangenehm. Nachdem Sakura mit allem fertig war, griff sie sich ihren weißen Bademantel, der an einem Haken an der Badezimmertür hing und ging zurück zu Sasuke. Dieser lehnte lässig an der Wand und sah zu ihr hinüber. „Ich habe nicht viel Zeit, bevor ich zur Arbeit muss“, begann Sakura und ging zu Sasuke. Mit einem Schritt Abstand blieb sie vor ihm stehen. Dafür, dass Sasuke irgendwo draußen schlief, sah er verdammt gut aus. Das dunkle Haar war auf lässige Art zerzaust. Schon immer hatte Sakura das gemocht. Früher hatte sie immer das Bedürfnis gehabt, mit der Hand durch die Haare zu fahren. Unter der dunklen, weiten Kleidung konnte man den gestählten, muskulösen Körper nur erahnen, aber Sakura wusste sehr genau, wie gut der Uchiha gebaut war. Noch immer hatte sie das Bedürfnis Sasuke nahe zu sein. Sie wollte ihm helfen, für ihn da sein. Doch beruhten diese Gefühle nun auf Liebe oder Freundschaft? „Und dich hat wirklich niemand gesehen?“ erkundigte sich Sakura erneut bei Sasuke. „Wie bereits gesagt, über so etwas musst du dir keine Gedanken machen. Also sorgst du dich um mich.“ Es klang mehr wie eine Tatsache, die Sasuke feststellte, was Sakura nur ein leises Schnauben entrang. „Natürlich mache ich mir Sorgen um dich. Wie viele Jahre haben Naruto und ich jetzt schon nach dir gesucht und versucht dich zur Rückkehr zu bewegen?“ Sakuras kleiner Gefühlsausbruch sorgte für ein kleines Schmunzeln bei Sasuke, was ihm wirklich sehr gut stand, musste sich Sakura eingestehen. „Ich meine es ernst, Sasuke“, beteuerte Sakura eindringlich. Wenn Sasuke da war, hatte sie womöglich eine Chance und war eventuell zu Sasuke durchgedrungen. Vielleicht kam Sasuke tatsächlich zurück! Zunächst jedoch musste Sakura Sasuke noch etwas gestehen. „Und ich habe Neji davon erzählt, dass du hier bist.“ Das Schmunzeln verschwand augenblicklich aus Sasukes Gesicht und machte Kälte Platz. Sein harter Gesichtsausdruck ließ Sakura einen Schritt zurücktreten. Unweigerlich überkam sie ein kalter Schauer. „Du hast Neji von mir erzählt? Und, was hat der Hyuuga jetzt vor? Ist er schon losgegangen und hat der Hokage alles erzählt?“ Den Schritt, den Sakura von Sasuke weggegangen war, überwand er. Nah stand er bei Sakura, sein Gesicht zu ihrem hinuntergebeugt. Nur wenige Millimeter trennten sie voneinander, doch dieses Mal wich Sakura nicht zurück. „Neji macht nichts dergleichen. Er hat versprochen mir zu helfen“, erklärte sie. Ein abfälliges Schnauben war Sasukes erste Reaktion, bevor er kalt sagte: „Oh, das macht er sicherlich ganz eigennützig, weil er ja auch gar nicht hinter dir her ist.“ „Sasuke, lass die Eifersucht aus dem Spiel. Das hat nichts damit zu tun“, bat Sakura und hoffe, Sasuke würde sich schnell wieder beruhigen. „Du bist schwanger von mir. Natürlich habe ich da ein Anrecht!“ „Sasuke, ich werde dir dein Kind ganz gewiss nicht vorenthalten“, beteuerte Sakura. Warum glaubte er ihr diesbezüglich eigentlich nicht? Sie hatte ihm das doch schon mehrfach gesagt. Hatte Sasuke kein Vertrauen in sie? War dies das große Problem? „Vertraust du mir?“ wollte Sakura daher von Sasuke wissen. „Was hat das jetzt damit zu tun?“ kam es prompt zurück. Sakura konnte es kaum glauben. Fassungslos klappte ihr der Unterkiefer herunter. „Was das damit zu tun hat? Alles! Wenn du mir nicht vertraust, kannst du dir auch nicht sicher sein, dass du unser Kind in Zukunft jederzeit sehen kannst. Außerdem, dass Neji nichts weitererzählen wird.“ Sakura redete sich in Rage. Was hatte sie in all den Jahren gemacht? Richtig, immer alles getan, damit sich Sasuke sicher sein konnte, dass sie alles für ihn tun würde. Hatte sie ihm nicht mehrfach bewiesen, dass er ihr trauen konnte? Wild gestikulierte Sakura mit ihren Händen, während sie ihre kleine Ansprache hielt. Gleichzeitig versuchte sie jedoch nicht allzu laut zu werden. Es sollte sie schließlich niemand hören. Daher hatte sie mit Sasukes Reaktion überhaupt nicht gerechnet gehabt. Blitzschnell beugte sich der Schwarzhaarige vor und drückte seinen Mund auf ihren. Von jetzt auf gleich war Sakuras Hirn wie leergefegt. Ihr Körper dafür wusste ganz genau was er tun sollte. Während sich Sakura also dem Kuss hingab, realisierte sie nur am Rande, wie Sasuke seine eine Hand auf ihren unteren Rücken und die andere auf ihre Hüfte legte. Mit leichtem Druck seiner Hände ging Sasuke langsam los und dirigierte Sakura Richtung Bett. Erst als die Matratze ihre nackten Beine berührte, schaltete sich ihr Gehirn wieder ein. Von ihrem Verhalten selbst überrascht und auch auf sich wütend – immerhin hatte sie gerade genau das getan, was sie Neji versprochen hatte nicht zu tun – stemmte Sakura ihre Hände gegen Sasukes Brust und drückte. Sakura gehörte wahrlich nicht zu den schwachen Leuten. Das konnte Sasuke aus erster Hand erfahren, als er mehrere Schritte durch den Raum nach hinten stolperte und letztendlich sogar auf seinem Hintern landete. Überrascht riss Sakura die Augen auf und beeilte sich zu Sasuke zu kommen. Dieser war mehr als perplex, dass er seine Deckung so sehr hatte fallen lassen, dass ihm so etwas hatte passieren können. „Oh Sasuke, das tut mir Leid. Ich war nur so überrascht. Da habe ich ganz instinktiv gehandelt und…“ „Schon gut“, meinte Sasuke und nahm sogar die helfende Hand an, die Sakura ihm hinhielt. „Ich hätte nicht gedacht, dass du so etwas mal bei mir machen würdest.“ Zog Sasuke sie da gerade auf oder bildete sich das Sakura nur ein. Nun, Sasuke selbst schien von Sakuras Verhalten nicht entmutigt und machte Anstalten Sakura wieder zu küssen. Schnell ging die Schwangere einen Schritt zurück. „Warte Sasuke. Das Anfass-und Kussverbot vom letzten Mal zählt auch jetzt.“ Verführerisch hob Sasuke neckend eine Augenbraue. „Du sahst mir eben nicht danach aus, dass du unbedingt aufhören wolltest.“ Nun, das konnte Sakura nicht bestreiten. Allerdings verfluchte sie sich dafür auch. Ihrem Körper hatte der Kuss ohne Zweifel gefallen, nur fühlte sich Sakura Neji gegenüber jetzt schuldig. „Bitte Sasuke“, bat Sakura. Heute würde sie wohl zu spät zur Arbeit kommen. Daran ließ sich jetzt jedoch nichts mehr ändern. „Warum?“ war alles, was Sasuke entgegnete. Ein kleiner Seufzer entfuhr Sakura. Männern musste man wirklich auch alles erklären, dachte sie sich, begann dann jedoch ihre Beweggründe zu erklären. „Ich möchte, dass du nicht wegen mir alleine nach Konoha zurückkommst. Hier sind deine Freunde, dein zu Hause. Hier hast du eine Zukunft. Ich möchte, dass du das unabhängig von mir erkennst. Deswegen kein Anfassen und kein küssen.“ Nun war es Sasuke, der kurz aufseufzte. „Du lässt wohl nicht locker, dass ich zurückkommen soll.“ Entschieden schüttelte Sakura den Kopf. „So schnell gebe ich nicht auf.“ „Gut, von mir aus“, gab sich Sasuke geschlagen, nachdem er einen Moment in Sakuras entschlossenes Gesicht geblickt hatte. Ein strahlendes Lächeln bildete sich augenblicklich auf ihrem Gesicht. Vor Freude umarmte Sakura Sasuke überschwänglich. „Hey und was ist mit dem Anfassverbot?“ fragte Sasuke frech. Breit grinsend ließ Sakura den Uchiha wieder los und ging auf Abstand. So langsam schien sie Erfolg bei Sasuke zu haben, dachte sich Sakura hoffnungsvoll. So locker und unbefangen hatte Sakura Sasuke jetzt schon jahrelang nicht mehr erlebt gehabt. Laut schrillte der Wecker plötzlich los. Den hatte Sakura komplett vergessen gehabt. Schnell ging sie hinüber zum Bett und stellte den Wecker aus. Als sie sich wieder Sasuke zuwandte, erklärte sie: „Ich muss mich jetzt für die Arbeit fertig machen. Aber wir können uns danach wieder treffen wenn du willst.“ Und ob er das wollte. Wenn Sasuke an den heutigen Morgen zurückdachte, hatte er ein sehr gutes Gefühl. Wenn das so weiterging, würde Sasuke Sakura ganz sicher wieder für sich zurückgewinnen. Gut gelaunt lag Sasuke im hohen Gras und blickte hoch zum blauen Himmel, der jedoch durch zig Äste und saftig grüne Blätter teilweise verdeckt wurde.. Ab und an zog ein weißes Wölkchen vorbei. Viel von der warmen Sonne bekam Sasuke jedoch nicht ab. Mitten im Wald gab es kaum ein Fleckchen, auf dem die warmen Sonnenstrahlen durch das dichte Blätterdach der Bäume kamen. Lediglich auf sein Gesicht schien die Sonne, doch das reichte Sasuke aus. Heute Abend würde Sasuke wieder Sakura treffen. Erneut auf dem alten Trainingsgelände. Das Einzige, was Sasukes Laune zu trüben vermochte, war Neji. Sasuke ging davon aus, dass Sakura alleine kam. Falls nicht, würde es wohl unschön werden. Außerdem wallte die Eifersucht heiß auf, wenn er daran dachte, dass der Hyuuga von ihm Bescheid wusste und noch immer mit Sakura verlobt war und sich mit ihr ein Bett teilte. Wenn er Sakura nicht anfassen und küssen durfte, sollte dasselbe auch für Neji gelten. Allerdings hatte er es Sakura nicht sagen können. Sasuke war sich bewusst, dass er sich wie ein trotziges Kind aufführte und er wollte sich ganz gewiss keine Blöße geben. Es reichte bereits aus, dass Sasuke wusste, dass er eifersüchtig auf den Hyuuga war und dass er sich in Sakura verliebt hatte, wenngleich er es viele Jahre erfolgreich hatte verdrängen können. Der heutige Morgen hatte Sasuke in der Tat gefallen. Er mochte es, dass sich Sakura um ihn sorgte. Sie hatte sogar das Talent, den alten Sasuke ab und an aufwecken zu können. Der Sasuke, der er geworden wäre, hätte sein älterer Bruder kein Massaker an seiner Familie verübt. Bevor die negativen Gedanken sein Gemüt trüben konnte, beschloss Sasuke sich zu überlegen, worüber er heute mit Sakura reden sollte. Außerdem sollte er sich gut überlegen, wie er Sakura für sich gewinnen und seinen Nebenbuhler ausstechen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)