Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 20: ... oder doch nicht? -------------------------------- Abrupt weiteten sich Sakuras Augen und ihre Kinnlade fiel hinunter. Hatte Neji ihr soeben wirklich seine Liebe gestanden oder hatte Sakura einen Hörsturz erlitten und halluzinierte nun? Es dauerte eine Sekunde, bis auch Neji realisierte, was er soeben gesagte hatte, woraufhin sämtliche Farbe aus seinem Gesicht wich und Sakura klar machte, dass sie nicht halluzinierte. „Was?“ war alles, was Sakura wenig intelligent herausbrachte. Gerade eben noch hatten Sakura und Neji nahe beieinander gestanden, die Gesichter nur wenige Zentimeter voneinander entfernt. Jetzt jedoch ging Neji hektisch ein paar Schritte zurück. So überrumpelt wie er von seinem Liebesgeständnis war, bemerkte er das Bett nicht. Sein linkes Bein knallte gegen den Bettrahmen, seine Kniekehle knickte ein. Ein dumpfes „Bumm“ ertönte, als Neji mit seinem Hintern und mit halben Rücken auf dem Bett aufkam. Aus dieser halb liegenden, halb sitzenden Position, hob Neji den Kopf an und blickte mit großen Augen zu Sakura. Der Anblick Nejis, sowie die Absurdität der Situation, ließ Sakura in einen Lachanfall ausbrechen. Zunächst startete es mit einem kleinen Kichern. Dann presste sie die Hand auf den Mund, um es zu unterdrücken. Ohne Erfolg. Mit einem Prusten löste sich ihre Hand wieder und herzhaft lachte sie los. Sakura lachte so heftig, dass sie sogar ihre Arme um die Körpermitte schlang und mit dem Oberkörper sich leicht nach vorne beugte. Tränen traten ihr in die Augenwinkel und so langsam krampfte sich ihr Bauch vor Lachen zusammen. Es würde Sakura nicht wundern, wenn sie durch diese heftige Lachattacke einen Muskelkater bekommen würde. Neji jedoch fand das alles nicht ganz so amüsant wie Sakura. Während Sakura noch immer mit Lachen beschäftigt war, richtete Neji sich im Bett auf, verschränkte die Arme vor der Brust und zog seine Mundwinkel nach unten. Neji war nicht amüsiert. Ganz und gar nicht. Nachdem sich Sakura soweit beruhigt und die Tränen aus ihren Augenwinkeln mit dem Handrücken weggewischt hatte, fiel ihr Blick auf Neji. Im ersten Moment fragte sich Sakura noch, warum Neji so missmutig dreinsah, bis ihr die Vorgeschichte für den Lachanfall wieder einfiel. Augenblicklich verschwand Sakuras Grinsen aus ihrem Gesicht, wenngleich ein kleines Schmunzeln blieb. Neji missverstand die Situation. Zumindest glaubte Sakura das. Als ob sie jemals jemanden auslachen würde, der ihr ein Liebesgeständnis machte! Und mit diesem Wissen verschwand auch Sakuras Schmunzeln. Verdammt, was sollte sie jetzt tun? Neji hatte ihr seine Gefühle gestanden! Zunächst jedoch sollte sie sich für ihr Verhalten entschuldigen, entschied sie. „Es tut mir Leid. Ich hatte lachen müssen, weil es so lustig aussah, wie du auf das Bett gefallen bist. Du hast dir dabei hoffentlich nicht wehgetan oder?“ erkundigte sich Sakura und klang auch angebracht zerknirscht. Ein leiser Seufzer entfuhr Neji. Zeitgleich fuhr er sich mit der Hand durch seine langen, dunklen Haare. „Schon gut. Lass uns schlafen gehen.“ Mehr als verwirrt blickte Sakura Neji hinterher, wie er zügig vom Bett aufstand und im Badezimmer verschwand. Neji wollte jetzt schlafen gehen? Einfach so? Nachdem sie sich erst über Sakuras Verhalten bezüglich Sasuke gegenüber gestritten und nachdem Neji ihr anschließend seine Liebe gestanden hatte? Was hatte Neji für Nerven, das er jetzt so einfach ging? Klar, Sakura wollte auch nicht unbedingt über das ganze Thema reden. Allerdings hatten die letzten beiden Tage Sakura gezeigt, dass Kommunikation das A und O war. Und genau deswegen würde sie jetzt nicht einfach schlafen gehen. Kurzerhand folgte Sakura Neji in das Badezimmer. Zu ihrem Glück hatte Neji nicht abgeschlossen. Und zu Nejis Glück benutzte er nicht gerade die Toilette sondern putzte sich die Zähne. Bei Sakuras Eintreten blicke Neji fragend zur Badezimmertür, die Zahnbürste im Mund. „Wir müssen reden“, kam es ernst von Sakura, die demonstrativ die Tür hinter sich schloss und die Arme vor der Brust verschränkte. Wie ein Gefängniswärter stand sie da und Neji war der Gefangene. Er wollte nicht reden. Er wollte nicht hören, wie Sakura ihm sagte, dass sie leider nichts für ihn empfand und das sie sich keine Beziehung mit ihm vorstellen konnte. Vor allem jetzt, wo Sasuke doch wieder in der Stadt war. Nein danke, darauf konnte Neji verzichten. Allerdings war sein Mund voll mit dem nach frischer Minze schmeckenden Schaum der Zahnpasta. Bevor er es in das Waschbecken ausspucken konnte, hatte Sakura bereits angefangen zu reden. „Ich weiß, ich habe Mist gebaut. Ich hätte dir früher Bescheid sagen sollen. Aber ich werde Sasuke nicht aufgeben. Und bevor du mir jetzt irgendetwas unterstellen solltest. Nein, ich habe nichts mit Sasuke am Laufen und ich treffe mich nicht deswegen mit ihm. Ich werde ihn irgendwie dazu überreden, dass er wieder nach Konoha zurückkommt. Außerdem werde ich dich ganz gewiss nicht betrügen!“ Nachdem Neji seinen Mund ausgewaschen hatte, wandte er seinen Blick wieder Sakura zu. Natürlich hatte er jedem ihrer Worte gelauscht. Vor allem der letzte Satz ließ ihm keine Ruhe. Da Sakura ihn jetzt wohl nicht einfach so gehen lassen würde, bevor sie nicht miteinander geredet hatten, konnte er auch nachfragen, was Sakura mit ihrer letzten Aussage gemeint hatte. Er würde wohl ohnehin keinen Schlaf finden, solange er die Antwort nicht kannte. Langsam und ruhig räumte Neji seine Zahnbürste weg, tat sie in den dunkelblauen Zahnputzbecher und stellte die Zahnpastatube ebenfalls an ihren Platz zurück. Die Zeit nutzte er, um die Frage in seinem Kopf zu formulieren. Erst dann wandte er sich wieder Sakura zu, die wartend weiterhin vor der Badezimmertür stand. „Du weißt, dass unsere Verlobung nur ein Fake ist. Du kannst mich gar nicht betrügen. Warum sorgst du dich darum?“ Nun, es war vielleicht nicht perfekt formuliert, aber Nejis wichtigstes Anliegen war, herauszufinden, was Sakura für ihn empfand. Er hatte immerhin bereits die Bombe platzen lassen. Und es war verdammt peinlich gewesen! Aber Sakuras Lachanfall nach seiner Slapstick Einlage war immer noch besser gewesen, als ein „Ich mag dich als Freund, aber…“ zu hören. Bei Nejis Frage stemmte Sakura ihre Hände empört in die Hüften, sie öffnete ihren Mund, nur um ihn dann wieder zu schließen, ohne das ein Wort über ihre Lippen gekommen war. Langsam ließ Sakura ihre Hände wieder sinken. Ihr Blick suchte den seinen, während Neji immer unruhiger wurde. Er wollte unbedingt wissen, wie Sakura zu ihm stand. Gleichzeitig wollte er es nicht. Er bereute es schon fast den Mund aufgemacht zu haben. Und obwohl die nächsten Worte Sakuras keinem Liebesgeständnis gleichkam wie bei ihm, überraschten sie ihn doch. „Ich weiß, dass unsere Verlobung nur eine Täuschung ist. Aber was da zwischen uns passiert ist, ist keine Täuschung. Und ich habe dich sicherlich nicht als Zeitvertreib angesehen, bevor du mir das vorwerfen solltest.“ Unruhig verlagerte Sakura ihr Gewicht von einem Fuß auf den andere, mit der rechten Hand spielte sie an einer Haarsträhne herum. Den Blick wandte sie jedoch nicht von Neji ab, als wartete sie auf eine Reaktion seinerseits. Dieser wiederum wusste nicht so genau, was er jetzt sagen oder tun sollte. Es war keine Abfuhr, aber es klang auch nicht danach, dass Sakura auf etwas Emotionales zwischen ihnen hingewiesen hatte. Im Gegenteil. Sie hatte zwar gesagt, Neji sei kein Zeitvertreib, aber ganz gewiss auch nicht der Mann ihrer Träume. Was auch immer zwischen ihnen war, für Sakura war es etwas auf körperlicher Ebene. Für Neji nun einmal nicht. Das würde nicht funktionieren. Selbst wenn Neji sich auf Sakura einließ, er würde niemals die erste Geige spielen. Diese Rolle war Sasuke zugedacht, wurde Neji klar. Und er war derjenige, der mit gebrochenem Herzen zurückbleiben würde. Ich weiß nicht, ob ich noch Gefühle für Sasuke habe oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich je glücklich mit ihm werden kann oder nicht. Die Worte von Sakura, die sie bei ihrem vorherigen Streit von sich gegeben hatte, kamen Neji wieder in den Sinn. Vorhin war er nicht weiter darauf eingegangen, doch jetzt gaben sie ihm wieder Hoffnung. Ein ironisches Lachen unterdrückend, dachte sich Neji lediglich, dass er genauso unter Gefühlsschwankungen litt, wie Sakura durch die Schwangerschaft bedingt. Erst sah er alles negativ und dann glaubte er hoffnungsvoll wieder an eine gemeinsame Zukunft. „Das…, das findest du doch auch oder?“ kam es plötzlich zaghaft von Sakura. Für einen Moment hatte Neji komplett vergessen, dass er mit Sakura im Badezimmer stand und sie eine Reaktion von ihm erwartet hatte. Etwas, was wohl auch der Grund dafür war, warum Sakura nun unsicher zwischen dem Boden und Neji hin und her sah. „Ich meine, da ist doch etwas zwischen uns. Du hast immerhin vorhin gesagt, dass du mich…“, sprudelten die Worte nur so nervös aus Sakura heraus, während sie wieder anfing, ihre Finger miteinander zu verflechten. „Ich weiß, was ich gesagt habe“, unterbrach Neji Sakura etwas ruppig. Er wollte nicht hören, wie er Sakura seine Worte wiederholte. Diese Peinlichkeit wollte er sich ersparen. „Ja, mag sein Sakura, aber für dich sieht das anders aus“, begann Neji und verfluchte sich innerlich dafür, dass er so unwirsch klang. Während er weitersprach, konnte Neji beobachten, wie Sakuras Augen immer größer wurden. Gleichzeitig schlang sie ihre Arme schützend um ihren Oberkörper. „Du liebst mich nicht. Das kannst du gar nicht. Ansonsten hättest du mich nicht belogen, mir nicht verheimlicht, dass du dich mit Sasuke triffst. Und du weißt selbst nicht einmal, ob du in Sasuke verliebt bist oder nicht.“ „Ich sagte doch, dass ich dich nicht als Zeitvertreib ansehe“, begann Sakura kleinlaut, doch Neji ließ sie nicht weiterreden. Er selbst hatte sich jetzt in Rage geredet. Gut, er war nicht wirklich wütend. Aber er war verdammt verletzt. Er hatte das kindische Bedürfnis, Sakura zu verletzen, nur um sich besser zu fühlen. Gleichzeitig wusste er, dass er das nicht schaffen würde. Im Gegenteil. Durch so etwas würde man sich nicht besser fühlen. Was ihm nur wenige Sekunden später bewusst wurde. „Nein, das nicht. Aber wahrscheinlich hättest du das mit jedem anderen, der deinen Verlobten spielen müsste, auch getan.“ Die Worte bohrten sich wie ein Pfeil in Sakuras Herz. Neji konnte regelrecht sehen, wie sich ihre Augen vor Schreck weiteten, ehe dann Tränen in ihre grünen Augen traten. Sakura sah aus, als hätte Neji sie geschlagen. Wahrscheinlich hätte das weniger wehgetan, als es seine Worte taten. Kaum hatten die Worte seinen Mund verlassen, bereute Neji sie auch schon. Er hasste sich selbst dafür, dass er diesem kindischen Verlangen nachgegangen war. Sakuras verletzter Anblick beförderte ihn zurück in die Realität, seine lodernden, ätzenden Emotionen verblassten. Es war, als hätte jemand einen Eimer eiskalten Wassers über ihn ausgekippt. „Sakura“, begann Neji, kam jedoch nicht weiter. Ein kalter Gesichtsausdruck erschien auf Sakuras Gesicht. Kalt und abweisend. Eine Träne rollte ihre blassen Wange hinunter. Ein „Fick dich“, war alles, was sie von sich gab, ehe sich Sakura umdrehte und aus dem Badezimmer verschwand. Nicht ohne auch die Badezimmertür laut zuknallen zu lassen. „Scheiße“, war alles, was Neji durch den Kopf ging, während sich sein Körper auch schon in Bewegung setzte, um Sakura zu folgen.   Sakura kam nicht weit. Sie hatte zwar keine Ahnung, wo sie hingehen sollte, aber sie wollte nur weg von hier. Weg von Neji, der sie für eine Schlampe hielt. Weg von den Hyuugas, die sie hier zu einer Hochzeit in gut einem Monat zwangen. Zu einer gemeinsamen Zukunft mit Neji, die Sakura bis vor kurzem gar nicht mal so negativ gesehen hatte. Aber jetzt? Jetzt war Sakura alles zu viel. In dem Haus fühlte sie sich wie eine Gefangene. Sie musste weg. Sie wollte raus. Einfach nur weg, irgendwo hin, wo sie für sich allein sein konnte. Wo sie ungehindert weinen konnte. Gerade umschloss ihre Hand den Türgriff des Zimmers. Mit einer schnellen, kräftigen Bewegung, öffnete Sakura die Tür. Gerade war sie ein paar Zentimeter geöffnet, als Sakura auf einen Wiederstand stieß. Überrascht ruckte Sakura noch einmal an der Tür, um sie endlich komplett zu öffnen, als ein Druck auf die Tür ausgeübt wurde. Vor lauter Überraschung, ließ sie den Türgriff los. Mit einem Knall schlug die Tür zu. Sakura musste sich nicht umdrehen, um zu wissen, wer gerade die Tür geschlossen hatte. Neji stand hinter ihr. Er stand so nah an ihr, dass Sakura seine Körperwärme wie einen Mantel um sich geschlungen spüren konnte. Auch ohne den Blick vom Türgriff zu heben, wusste Sakura, dass Neji einen Arm quer über sie ausgestreckt hatte und noch immer die Tür zu hielt. Als hätte er Angst, Sakura könnte einen weiteren Versuch unternehmen abzuhauen. Doch Sakura gab sich geschlagen. Es war eh zu spät. Die Tränen rannen ihr bereits über das Gesicht. Erst langsam und vereinzelt. Dann jedoch brach der Bann und die Tränen kullerten nur so in Strömen über ihre Wangen. Es war eine Flut, die sie nicht mehr aufzuhalten vermochte. „Sakura, es tut mir Leid. Das hätte ich nicht sagen sollen“, begann Neji mit seiner Entschuldigung. Ein Zittern schüttelte ihre hängenden Schultern. Sakura schlang die Arme schützend um sich. Dann bahnte sich ein Schluchzer ihren Weg, den sie jedoch versuchte zu unterdrücken. „Es ist besser wenn du es sagst, als wenn du es nur denkst“, schoss Sakura zurück. „Dann weiß ich wenigstens, was du wirklich von mir hältst.“ Es war Sakura egal, dass Neji einfach heraushören konnte, dass sie weinte. Er war nicht dumm. Er musste es schon längst bemerkt haben. „Ich halte dich doch nicht für eine Schlampe!“ kam es energisch, aber mit einem verteidigenden Unterton von Neji. Anstatt das Sakuras Tränenstrom nun versiegte, wurde ihr Körper erneut von einem Schluchzer geschüttelt. Laut japste sie einmal auf, drückte den rechten Handrücken gegen ihren Mund, um sich irgendwie selbst zu beruhigen, während ein leiserer Schluchzer folgte. „Warum hast du es dann gesagt?“ hörte sich Sakura selbst kleinlaut, fast schon verzweifelt fragen. Ein kleiner Moment der Stille entstand. Nejis Zögern schien sich in die Länge zu ziehen. Die Sekunden verstrichen. Sakura glaubte bereits, keine Antwort zu erhalten. Sie wollte wieder gehen. Wollte wieder alleine sein. Jetzt, wo sie sich nicht mehr in Nejis Arme flüchten konnte, weil er sie für eine Schlampe hielt. Und dann sprach Neji. Seine Worte ließen Sakura nur noch heftiger weinen. „Ich habe dich noch nie für eine Schlampe gehalten und werde es auch nie. Es tut mir Leid. Ich war einfach nur wütend. Und eifersüchtig.“ Ohne das Sakura es wollte, packte Neji sie bei ihren Schultern. Sanft, aber dennoch bewusst, drehte er sie zu sich um. Weiterhin ließ Sakura den Blick gesenkt. Sie traute sich nicht, in Nejis Gesicht zu blicken. Trotz seiner Worte, hatte sie Angst, dass Nejis Gesicht seine Worte Lügen strafte. Vorsichtig, sanft, wie einem Kolibri gleich, spürte Sakura die weichen Finger an ihrem Kinn. Behutsam drückte Neji ihr Gesicht nach oben, bis sie in die unglaublich hellen, warmen Augen blickte, die Sakura so sehr mochte. Leise schniefte Sakura in die Stille hinein. Es störte sie nicht, dass Neji nun ihr tränenverschmiertes, geschwollenes Gesicht sehen konnte. „Der Gedanke, dass du Sasuke getroffen hast. Mehrmals sogar, macht mich wahnsinnig. Ich will nicht, dass du ihn triffst. Ich bin ehrlich, ich kann dich nicht verstehen, wieso du glaubst, nach all den Jahren Sasuke zur Rückkehr bewegen zu können. Aber ich werde dich nicht daran hindern.“ Bei seinen Worten seufzte Neji kurz gequält auf. Er sah nicht sonderlich glücklich aus über seine Entscheidung, aber dennoch lag ein entschlossener Ausdruck in seinen Augen. „Ich versuche dir zu helfen. Aber verheimliche mir nichts mehr“, bat er zusätzlich. Sakuras Herz tat einen Sprung. Und dann noch einen. Und dann schluchzte sie laut auf. Die Tränen flossen weiter, während sie zustimmend nickte. „Du hältst mich nicht für eine Schlampe?“ war alles, was Sakura nach einigen Sekunden der Stille von sich gab. Sie war so erleichtert, dass sie ihren Plan mit Sasuke weiterverfolgen konnte. Sie war dankbar, dass Neji ihr keine Steine in den Weg legte. Dennoch beschäftigte sie die Sache mit der „Schlampe“ sehr. Zunächst schüttelte Neji nur mit dem Kopf. Auf Sakuras Frage „Warum hast du es dann gesagt?“, huschte ein Schatten der Unbehaglichkeit und der Scham über sein Gesicht. Ein leichter Hauch von Rosa zog sich über Nejis Wangen, bevor er sichtlich unbehaglich antwortete: „Warum wohl? Weil ich ein Idiot bin. Ein eifersüchtiger Idiot, der dich für sich will. Ich habe Angst dich zu verlieren.“ Die letzten Worte waren nur noch gehaucht. Mit weit aufgerissenen Augen blickte Sakura zu Neji auf. Vergessen war für einen Moment Sasuke. Vergessen war ihr Streit mit Neji und seine Beleidigung. Im Moment zählte nur Neji, der mit leicht hängenden Schultern, geröteten Wangen, aber entschiedenen Blick dem ihrem begegnete. Auf Neji konnte Sakura zählen. Immer. Er half ihr, was auch immer geschah, was auch immer Dummes sie anstellte. Er war ihr Fels in der Brandung. Sakura dachte nicht nach. Das einzige was zählte, waren ihre Gefühle, ihr Herz, das wegen Neji jetzt schneller schlug. Ihr Körper übernahm die Führung. Erst, als Sakura ihre Lippen bereits auf Nejis gepresst, ihre Arme um seinen Nacken geschlungen und er den Kuss mit sanftem Druck erwidert hatte, realisierte sie, was sie hier tat. Und Sakura entschied, dass es genau so sein sollte. Sie brauchte Neji jetzt. Mehr denn zuvor. Sakura schloss die Augen. Eine letzte Träne rann ihre Wange hinunter, während sich ihr Sein, ihre ganze Welt, sich auf dieses kleine Zimmer beschränkte. Im ersten Moment wusste Neji gar nicht wie ihm geschah. Sie hatten doch gerade einen Streit und Sakura weinte. Wie kam es dann jetzt dazu, dass sich ihre Münder verzweifelt aufeinander pressten? Neji kannte die Antwort nicht. Er verstand es auch nicht, aber das war ihm egal. Sie nahmen sich gegenseitig die Luft, als würde sie ohne auskommen und das Einzige, was sie brauchten, war die Berührung, die Nähe, des jeweils anderen. Verzweifelt presste sich Sakura an Neji, ihre Hände hatten sich in seinen langen Haaren verfangen, zogen ihn unwiderruflich an sie. Eine einzelne Strähne fiel Neji ins Gesicht. Sie störte, doch nicht so sehr, dass er eine Hand von Sakura hätte nehmen können. Es war, als hätte Sakura ihn verzaubert. In ihren Bann geschlagen. Unaufhörlich wanderten Nejis Hände über Sakuras Körper. Erst über ihr Gesicht, über Hals und Schlüsselbein hinunter zu ihren kleinen, festen Brüsten, die er stundenlang liebkosen konnte. Eine Hand jedoch konnte sich von den verführerischen Hügeln losreißen, nur um Richtung Süden zu wandern und um sich um den verlockend weichen und zugleich knackigen Hintern zu kümmern. Stöhnend hob Sakura ihr linkes Bein an und schlang es um Nejis rechten Oberschenkel. Dadurch konnte sich Sakura mit ihrem Körper noch besser und enger an ihn schmiegen. Vor allem jedoch intensivierte es das Gefühl, die Reibung an der deutlichen Ausbuchtung seiner Hose. Vor Verlangen schmerzhaft pochend, zuckte Nejis hartes Glied, wollte befreit werden und vor allem anderen wollte Neji Sakura zu seiner machen. Kein Sasuke und auch kein anderer Mann sollte Sakura bekommen. Sie gehörte ihm. Außerdem hatte er inzwischen lange genug gewartet, um Sakura gänzlich für sich zu beanspruchen. Das Verlangen, sich endlich mit Sakura zu vereinigen, war unermesslich groß und schon fast schmerzhaft.  Es war ein Drang, ein Zwang, dem sich Neji nicht länger entziehen konnte. Wenig elegant, dafür aber entschieden und von Leidenschaft geprägt, hob Neji Sakura einfach hoch. Als ob Sakura damit gerechnet hatte, schlang sie, ohne groß Zeit zu verschwenden, ihre Beine um seine Hüfte. Gott, zu wissen, dass gerade nur wenige Millimeter Stoff sie voneinander trennten, war eine süße Qual, die Neji in wenigen Minuten beenden wollte. Jeder Schritt auf das Bett zu war die reinste Qual. Bei jeder Bewegung, rieb Sakuras Mitte, das Ziel seiner Begierde, erregend über Nejis Erektion, die, gefangen in der Hose, durch den Stoff nur noch mehr stimuliert wurde. Mehrfach stöhnte Neji auf dem kurzen Weg zum Bett verlangend auf. Es war für ihn jedoch kein Grund den Kuss zu beenden. Stattdessen drang seine Zunge tief in Sakuras Mund, erforschte, schmeckte sie. Bei der Vorstellung, dass er dasselbe in wenigen Minuten mit Sakuras heißen Mitte tun würde… Erneut stöhnte Neji auf, als er Sakura auf dem Bett absetzte, nur um ihr sogleich zu folgen. Sakura machte sich nicht die Mühe, sich ordentlich auf das Bett zu legen. Ihre Beine hingen über den Rand hinaus, lediglich ihr Oberkörper lag auf der weichen Matratze. Entschieden wanderten Sakuras Fingern über Nejis Oberkörper, weiter nach unten. Am Saum des Shirts angekommen, ließ Sakura ihre Finger darunter, über Nejis erhitzte Haut, gleiten. Elektrische Stöße, Schauer der Leidenschaft, wallten durch seinen Körper. Er liebte das Gefühl von Sakuras Fingern auf seiner Haut. Und diese zierlichen Finger waren geschickt. Verdammt geschickt. Plötzlich verschwand die Hitze Sakuras Lippen von seinen. Es war für Neji, als erwache er aus einem Traum. Der Sturm der Leidenschaft war dabei, langsam abzuebben, um der Realität Platz zu machen, als Sakuras Mund an seinem Ohr erschien. „Ausziehen. Schnell“, hauchte sie stoßweise hervor. Die Hitze ihres Atems, die auf seine Ohrmuschel traf, sandte elektrische Impulse durch seinen Körper. Als Antwort darauf zuckte Nejis Schwanz erwartungsvoll in seiner Hose. „Ich brauch dich jetzt“, setzte Sakura hinzu. Und da war es um Neji geschehen. Mehr brauchte er nicht. Hatte er bis jetzt noch Zweifel gehabt, waren diese wie weggeblasen. Heute Nacht würden Sakura und er endlich eins werden. Sakura würde Sein werden und er würde für immer ihr gehören. Der Himmel war weitestgehend unbewölkt. Mond und Sterne spendeten ein wenig Licht. Er brauchte das nicht. Er brauchte nichts und niemanden im Moment. Das Einzige, was Sasuke wollte, war, die Zeit zurückdrehen zu können. Sasuke wollte zurück zu der Zeit, als er glücklich war. Als er ein Mitglied von Team 7 gewesen war. Als Naruto, Sasuke und Sakura unzertrennlich gewesen waren. Bevor Sasuke alles zerstört hatte und bevor er von Konoha und seinen Problemen abgehauen war. Und vor allem, bevor er Sakura das Herz gebrochen hatte. Doch das konnte Sasuke nicht mehr. Er konnte die Vergangenheit und seine Taten nicht wieder ungeschehen machen. Sasuke musste damit leben, dass er sich eine Zukunft mit einer eigenen Familie verbaut hatte. Nicht zerstört. Immerhin war  Sakura von ihm schwanger. Es gab also noch Hoffnung für ihn. Aber er würde nie einfach so mit Sakura zusammenleben können, so wie er es früher gekonnt hätte. Und das konnte er jetzt auch nicht. Nicht, solange sein Bruder noch lebte. Sasuke war versucht, einfach zu Sakura zu gehen, sie um Verzeihung zu bitten. Aber selbst das würde seine Taten nicht einfach verschwinden lassen. Schon seit einigen Stunden saß Sasuke auf einem Baumstumpf, am Waldrand zu dem alten Trainingsplatz, an dem er sich mit Sakura getroffen hatte. Ihre Worte tigerten unaufhörlich in seinem Kopf umher, zeigten ihm vor Augen, was er hätte haben können. Was er verloren hatte. Aber auch, was noch sein konnte. Sakura war zwar mit Neji verlobt und sie wusste nicht, ob sie sich in ihn verliebt haben mochte oder nicht. Aber er hatte noch eine Chance. So einfach würde Sasuke nicht aufgeben. Er würde um Sakura kämpfen. Er würde nicht einfach so das Feld für Neji räumen. Noch war nichts entschieden. Sasuke konnte sich darauf verlassen, dass Sakura ihn jahrelang geliebt hatte. Und selbst jetzt war sie ihm nicht abgeneigt. Selbst wenn sein Fehlen Sakuras Gefühle für Sasuke abgemindert hatte, hieß das nicht, dass sie nicht länger vorhanden waren. Sie waren verschüttet, unter Jahren der Suche und Angst um Sasuke. Er musste sie nur wieder ausgraben. Und das würde er verdammt noch mal schaffen! Immerhin war Sasuke ein Uchiha. Und falls er seine Rache an Itachi dafür erst einmal ruhen lassen musste, dann war es eben so. Sasuke würde Itachi töten. Das stand außer Frage. Allerdings kam es ihm nicht sonderlich darauf an, ob dies morgen oder in ein paar Jahren geschah. Solange es geschah. Als Sasuke noch ein Kind gewesen war, hatte er sich geschworen, Rache für seine Familie zu nehmen und erst dann den Uchiha-Clan wieder aufbauen. Aber damals war Sasuke noch ein Kind gewesen. Jetzt würde er in ein paar Monaten Vater werden. Die Situation hatte sich geändert. Sasuke hatte es zwar nicht so geplant gehabt, aber so war das Leben. Man konnte nicht alles planen. Am liebsten wollte Sasuke jetzt gleich zu Sakura rennen. Ihr von seiner Entscheidung erzählen. Doch etwas hielt ihn zurück. Warum saß er noch immer auf dem Baumstumpf, wenn er doch so dringend zu Sakura wollte? Was war es? Was? Angst, stellte Sasuke fest. Angst zu versagen. Angst, von Sakura abgewiesen zu werden. Denn immerhin wusste sie momentan nicht, wen sie wirklich liebte oder ob sie überhaupt jemanden liebte. Sasuke hatte schon immer Probleme damit gehabt zu versagen. Als Kind hatte er immer im Schatten seines älteren, talentierten Bruders gestanden. In der Schule war er das Genie gewesen. Das Wunderkind. Und dennoch hatte Naruto Jutsus erlernt, die bereits für etliche fortgeschrittene Chunin Schwierigkeiten bereiteten. Sakura war zu einer hervorragenden Ärztin herangewachsen. Und was war der Grund, warum Sasuke noch immer tat, was Orochimaru wollte? Weil er sich selbst noch nicht sicher war, ob er Orochimaru besiegen konnte oder nicht. Seine Arroganz und seine Schauspielerei hatten seine Maske der Kälte, Unnahbarkeit perfektioniert. Niemand ahnte, von welchen Ängsten und Sorgen Sasuke heimgesucht wurde.  Niemand ahnte, wie oft er nachts im Bett gelegen hatte und an Sakura gedacht hatte. Niemand wusste, wie oft er sich seine rivalisierte Freundschaft mit Naruto zurückwünschte. Und niemand ahnte, mit welchen Selbstzweifeln Sasuke sich tagein, tagaus auseinandersetzte. Wirklich niemand auf der Welt konnte hinter die Maske blicken, die Sasuke jede Sekunde seines Lebens trug. Und erst recht ahnte niemand, dass Sasuke nicht glaubte, seinen Bruder je töten zu können. Sasuke hielt sich nicht für gut genug. Nicht für ausreichend talentiert. Immerhin war Itachi derjenige gewesen, der bereits in jungen Jahren den Anbu angehört hatte. Als Sasuke dieses Alter erreicht hatte, war er gerade erst einmal mit der Schule fertig gewesen. Sasuke hatte immer das Bild des perfekten, talentierten und unnahbaren Itachis vor Augen. Itachi war wie ein Gott, allmächtig und unbesiegbar. Sasuke wusste, es stimmte nicht. Doch da Sasuke in seiner Kindheit immer zu seinem tollen, großen Bruder aufgesehen hatte, hatte er eine Tribüne für Itachi errichtet. Eine Tribüne, zu der eine lange Treppe führte. Doch Sasuke hatte noch nicht alle Stufen erklommen. Vor allem, weil mit jedem Schritt, den er tat, Itachi in Sasukes Vorstellung nur noch stärker wurde. Wie sollte Sasuke so jemanden besiegen können? Wie? Und wenn Sasuke das nicht schaffte, wie sollte er dann Sakura für sich gewinnen? Obwohl Sasuke immer ein Gewinnertyp gewesen war, dem alles leicht gefallen war, hatte er nie lernen müssen, wie er um etwas oder jemanden kämpfen musste. Was sollte er nur tun, damit Sakura zu ihm kam? Damit ihre Gefühle für ihn wiederkehrten? Sasuke wusste es nicht. Und das machte ihm Angst. Was war, wenn er versagte? Wenn sich Sakura gegen ihn entschied? Kind hin oder her, Sasuke wollte Sakura. Solange Itachi jedoch auf der von Sasuke errichteten Tribüne auf ihn herabsah und in  greifbarer und doch unerreichbarer Nähe für ihn war, würde Sasuke niemals seine Ängste und Zweifel ablegen können.   Sasuke musste Itachi töten, um endlich seine Vergangenheit hinter sich lassen zu können, damit er im Hier und Jetzt leben konnte. Und solange Itachi auch nur einen Atemzug tat, konnte Sasuke nicht um Sakura kämpfen, denn er würde verlieren. Und Sasuke wollte nicht verlieren. Nicht Sakura. Und genau deswegen saß Sasuke noch immer auf dem Baumstumpf, den Kopf auf die Hände gestützt. Sasuke wollte seine Rache an Itachi aufschieben. Für Sakura. Solange Itachi jedoch lebte, musste Sasuke in der Vergangenheit leben. Sein Herz zerriss unter dem Druck, seine Versprächen einzulösen und seine Familie zu rächen oder für ein Leben mit Sakura zu kämpfen. Ein Schrei der Verzweiflung entrang sich Sasuke. Laut und urtümlich stieß er ihn aus. Er klang wie ein verwundetes Tier. Nichts anderes war Sasuke. Von dem plötzlichen Lärm, wachten einige Tiere im Wald auf. Ein paar Vögel flatterten kurz auf, versetzten die Blätter der Bäume in Bewegung. Wieder andere, kleine Tiere im Unterholz grunzten verärgert über die Ruhestörung. Sasuke bekam davon jedoch nichts mit und rang weiter mit sich selbst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)