Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 19: Das war es... ------------------------- Der kühle Nachtwind traf ihre verschwitzte Haut und ließ eine Gänsehaut auf ihrer Haut zurück. Mit dem Handrücken wischte sich Tenten den Schweiß von der Stirn, der drohte, ihr in die Augen zu laufen. Nach dem heutigen Tag, mit all der Aufruhr, hatte Tenten keinen Schlaf finden können. Eine geraume Zeit lang hatte sich Tenten einfach nur im Bett hin und her bewegt und von einer Seite auf die andere gewälzt. Immer wieder hatte sie Sakura in dem Brautkleid vor sich gesehen, mit Neji zusammen, der sie voller Sorge gesucht hatte. Die beiden gaben wirklich ein schönes Paar ab. Nun, doch wie Tenten es auch drehte und wendete, anstatt schlafen zu können, waren immer wieder Sakura und Neji, vor allem aber der Hyuuga, in ihren Gedanken aufgetaucht und hatten sie am Schlafen gehindert. Jetzt nach einem langen, anstrengend und auspowernden Lauf durch die Stadt, fühlte sich Tenten schon deutlich besser. Sie liebte es in der Nacht zu laufen. Dann waren so gut wie keine Leute unterwegs, die ihren Lauf behindern konnten. Außerdem tat die Kühle der Nacht gut. Es war ein angenehmes Gefühl. Und jetzt, wo sie so ausgelaugt war, würde sie sicherlich auch schnell einschlafen können. Momentan war Tenten zu müde um auch nur einen weiteren Gedanken an Neji zu verschwenden. Das Einzige, was sich Tenten nun wünschte, war ihr Bett. Tenten befand sich bereits auf dem Heimweg, als sie gerade um eine Ecke joggte und abrupt stehen blieb. Da es Nacht war, war sich Tenten zunächst nicht sicher. Sie kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Doch ja, sie täuschte sich nicht. Die Gestalt, die gerade durch die nächtlichen Straßen Konohas schlich und sich immer wieder umsah, war zweifelsohne Sakura. Es gab nicht sonderlich viele Leute, die mit rosa Haaren durch die Gegend liefen. Um ehrlich zu sein, war Sakura die Einzige, die Tenten kannte. Sie bewegte sich dicht an den Häuserwänden, drückte sich in die dunklen Ecken und Nischen. Ab und an blieb Sakura stehen, lauschte, sah sich um und ging dann weiter. Aber was machte Sakura alleine nachts hier draußen? Und vor allem, warum schlich sie sich hier lang? Es sah ziemlich verdächtig aus. Unter anderem Umständen wäre Tenten einfach zu Sakura gegangen und hätte sie gefragt. Inzwischen allerdings waren sie keine Freunde mehr. Was Sakura tat, ging Tenten nichts mehr an. Sie hoffte nur, Sakura würde Neji nicht das Herz brechen. Ansonsten würde sie Tenten schon noch kennen lernen, auf eine Art und Weise, die Sakura sicherlich missfallen würde.   Der Zeiger der Uhr, die auch gleichzeitig als Wecker diente, sprang gerade eine Minute weiter. Wie schon die letzten 87 Minuten zuvor. Verdammt, es war jetzt bereits 17 Minuten nach Mitternacht.  Wie lange wollte Sakura noch wegbleiben? Würde sie überhaupt zurückkommen? So langsam hatte er seine Zweifel daran. Neji hatte versuchte zu schlafen. Seine Bemühungen waren ohne Erfolg geblieben. Ein entsetzliches Szenario hatte das nächste gejagt. Sakura entführt, gefoltert, tot. Bei Gott, er hatte so einiges versucht, um sich nicht auszumalen, was gerade mit Sakura geschah. Allerdings hatte nichts geholfen. Und so lag Neji im Bett, sah auf die Uhr und beobachte, wie sich im Minutenrhythmus der große Zeiger der Uhr vorbewegte. Unaufhaltsam, stoisch, ohne Zwischenfälle. In der Stille der Nacht und der Einsamkeit des leeren Zimmers, vernahm Neji nichts, außer dem stoischen Tick und Tack der Uhr. Das Geräusch war das Einzige, was er hörte und es trieb ihn so langsam in den Wahnsinn. Als dann plötzlich das Geräusch der sich öffnenden Tür erklang, war es für Neji, als würde eine Bombe einschlagen, so sehr zerrte das Geräusch an seinen überreizten Nerven. Sein Körper spannte sich augenblicklich an, stand unter Strom, während er seinen Blick auf die Zimmertür richtete, die nun geöffnet war und in der Sakura stand. Sollte Neji nun wütend sein oder erleichtert darüber, dass Sakura wohlbehalten zurückgekehrt war? Er wusste es nicht. Diese beiden Emotionen rangen gerade um die Oberhand, während sich auf Sakuras Gesicht Überraschung abzeichnete.   „Du bist noch wach“, kam es von Sakura, die etwas überrumpelt war, Neji wach im Bett vorzufinden. Es war doch schon spät. Er sollte schlafen. Warum war er dann…. Oh, er hatte auf sie gewartet, wurde Sakura mit einem Schlag klar. Und sie hatte ihre Gedanken laut ausgesprochen. Das wurde ihr bewusst, als Neji, wie von der Tarantel gestochen, vom Bett aufsprang. Mit erhobener Stimme fuhr er sie an. So wütend hatte Sakura Neji noch nie erlebt gehabt. Hatte sie ihn überhaupt jemals wütend erlebt? „Ja, ich bin noch wach. Ja, es ist spät! Und ja, verdammt, ich habe auf dich gewartet!“ brauste Neji auf. Noch schrie er nicht. Neji sprach lediglich mit etwas lauterer Stimme als üblich. Gleichzeitig schwang darin jedoch seine Wut mit, die Sakura deutlich wahrnehmen konnte. Es war nicht eine solch kalte Wut, die Sasuke immer ausstrahlte. Nein, im Gegenteil. Neji war heiß, voller Leben und Leidenschaft, auch wenn er es den meisten Menschen gegenüber nicht zeigte. Aber Sakura gegenüber tat er das. Oberflächlich betrachtet schienen sich Sasuke und Neji zu ähneln, doch kratzte man an der Oberfläche, entdeckte man darunter, dass die beiden Männer unterschiedlicher nicht sein konnten. Während Neji geredet hatte, war er in die Mitte des Zimmers gegangen. Dort war er dann aber stehen geblieben. Zwischen ihm und Sakura befand sich nun eine Distanz von gut vier Schritten. Und obwohl es sich nur um vier Schritte handelte, hatte Sakura das Gefühl, dass sich zwischen ihr und Neji eine Art Mauer gebildet hatte. Eine Mauer, die erst existierte, seitdem Sasuke in Konoha aufgetaucht war. Eine Mauer, die, so wurde Sakura klar, von ihr selbst errichtet worden war. Wann war das nur geschehen? Wann hatte sie Distanz zu Neji genommen? Er war ihr bester Freund! Neji selbst schien nichts von Sakuras Erkenntnis und den dazugehörigen Fragen mitzubekommen. Er selbst war noch immer schlecht gelaunt. Den Grund kannte Sakura bislang noch  nicht. Das sollte sie jedoch sogleich herausfinden. „Sakura, verdammt, ich will mich nicht wie irgendein tyrannischer, eifersüchtiger Verlobter, Freund, zukünftiger Ehemann oder was auch immer ich für dich bin, aufführen, aber wo, zum Teufel, warst du?“ Dieses Mal hatte Neji einen Wutausbruch. Anders konnte Sakura sein Verhalten nicht beschreiben. Seine Stimme war weiterhin laut, Wut schwang deutlich darin mit und sein Gesicht war grimmig verzogen. Die Brauen waren zusammengezogen, ließen die hellen Augen, die sonst so liebevoll und voller Wärme zu ihr blickten, verärgert wirken. Der Mund war zu zwei blassen, dünnen Linien zusammengekniffen. Bei Nejis kleinem Wutausbruch zuckte Sakura kurz zusammen. Nicht weil sie sich verletzt fühlte oder gar Angst hatte. Nein. Es hatte auch nichts mit dem zu tun, was er gesagt hatte oder wie. Sie war lediglich überrascht. Einen wütenden Neji hatte Sakura noch nie erlebt. Einen mürrischen Neji, einen schlecht gelaunten Neji, einen distanzierten Neji, ja, die kannte Sakura. Aber einen wütenden? Und vor allem, was sollte diese „ich will mich nicht wie irgendein tyrannischer, eifersüchtiger Verlobter, Freund, zukünftiger Ehemann oder was auch immer ich für dich bin, aufführen“-Sache? Sie waren miteinander verlobt. Warum sagte Neji dann so etwas? Eine erneute Erkenntnis überkam Sakura. Dieser Abend schien voller Erkenntnisse zu schlummern. Erst Sasuke, der nach dem heutigen Gespräch wohl endlich verstanden hatte, warum sie beide nicht schon seit Jahren ein Paar waren und warum es niemals dazu kommen wird, wird er sich nicht ändern. Jetzt wurde Sakura klar, dass, obwohl sie sich selber nicht sicher war, was sie für Neji empfand, dieser eindeutig voller Sorge um sie gewesen war, während sie sich davongeschlichen hatte, um sich mit Sasuke zu treffen. Eine Sorge, die in Wut umgeschlagen war. Sie hatte Neji mit ihrem Verhalten verletzt. Erneut. Hieß das nicht, dass Nejis Gefühle eindeutig tiefer für sie waren? Wenn Sakura ihm nicht reinen Wein einschenkte, würde sie ihn sicherlich weiterhin verletzen. Aber sie hatte Sasuke doch versprochen für ihn da zu sein. Das er jederzeit zu ihr kommen konnte. Und sie würde weiterhin an ihrem Plan festhalten, Sasuke dazu zu überreden, dass er nach Konoha zurückkehrte. Heute hatte sie eventuell einen Schritt in die richtige Richtung getan. Vielleicht hatte sie heute Sasuke klar machen können, was wichtig im Leben war. Neji selbst schien Sakuras Verhalten jedoch falsch zu interpretieren. Sakuras Zusammenzucken ließ Nejis Wut augenblicklich verrauchen. Ein verzweifelter Seufzer entrang sich seiner Kehle, was Sakura aus ihrer Gedankenwelt zurückholte. Der Anblick Nejis, wie er sich verwirrt und schuldbewusst durch die Haare fuhr, verzweifelt einen Schritt auf sie zu machte, nur um dann wieder stehen zu bleiben, tat Sakura im Herzen weh. „Ich wollte dich nicht erschrecken. Sakura, es tut mir Leid. Ich weiß auch nicht, was…“, begann Neji, sichtlich in der Annahme, er hätte Sakura verängstigt. Das Neji überhaupt auf diesen absurden Gedanken kam, führte vor Augen, was sich in ihrer Beziehung, in nur zwei Tagen, alles verändert hatte. Bevor Neji auf Mission gegangen war, war alles gut zwischen ihnen gewesen. Sakura und Neji hatten ihren Spaß miteinander, waren gute Freunde und sie hatte sich keine Gedanken darum machen müssen, was sie und Neji jetzt waren. Doch mit Sasukes Auftauchen hatte sich das alles verändert. Er hatte Gefühle in ihr geweckt, die denen ähnelten, die sie in Nejis Nähe empfand und doch gänzlich anders waren. Sakura hatte Sasuke und sich selbst versprochen gehabt, niemandem von seinem Auftauchen und ihren Treffen zu erzählen. Allerdings würde die Geheimnistuerei Sakura noch in den Wahnsinn treiben und sie paranoid machen. Was sie mit der Heimlichtuerei und ihrem Verhalten Neji antat, wollte sich Sakura nicht einmal vorstellen. Nach nicht einmal zwei Tagen lief zwischen ihnen alles aus dem Ruder und Nejis Anblick tat ihr viel zu sehr weh. Es war egal, was momentan zwischen ihnen lief. Fakt war, in der Vergangenheit war Neji immer ein guter Freund gewesen, auf den sie hatte bauen können. Er war für sie da gewesen und sie vertraute ihm. Es wurde Zeit, dass sie ihm, der langjährigen Freundschaft wegen und der Tatsache, was er alles für sie tat, die Wahrheit sagte. Wenngleich es nicht leicht werden würde. Sakura musste einfach darauf vertrauen, dass Neji niemandem davon erzählen würde. Sie würde ihm erneut eine Bürde auflasten und ihn benutzen, ihre Fehler zu korrigieren. Aber gleichzeitig glaubte Sakura auch, dass es auf lange Sicht  gesehen besser war. Es mochte gut sein, dass Sakura ihn jetzt verletzen würde, aber wenn sie nicht ehrlich zu ihm war, würde sie ihn in Zukunft eventuell nur noch mehr Schmerzen zufügen. Oder? Tat sie das Richtige, wenn sie ihm die Wahrheit sagte? Sollte sie wirklich erneut von ihm verlangen, ihre Fehler auszubaden? Kaum hatte Sakura den Entschluss gefasst gehabt, Neji die Wahrheit über Sasuke zu erzählen, überrannten sie die Zweifel. Aber eines wusste Sakura. Eines konnte sie jetzt tun. Sie konnte Neji klar machen, dass er sie nicht verängstigt hatte. Wenigstens etwas, dachte sich Sakura sarkastisch.   „Alles gut Neji. Du hast mich nicht erschreckt.“ Erleichterung durchflutete Neji bei diesen Worten. Er hatte es nicht übertrieben. Er hatte Sakura nicht verängstigt. Das war das Letzte, was Neji wollte. Sakura sollte sich niemals vor ihm fürchten. Das könnte er sich niemals verzeihen. Jetzt, wo seine Wut verraucht und die Sorge um Sakura verschwunden war, wusste Neji nicht weiter. Er fühlte sich irgendwie von Sakura betrogen. Nicht körperlich. Im Gegenteil. Dadurch, dass sich Sakura ihm nicht anvertraute und ihm nicht sagte, warum sie einfach einen Tag blau machte und dann abends heimlich verschwand, kam in ihm das Gefühl auf, dass Sakura ihm etwas wirklich wichtiges verheimlichte. Es kam Neji wie ein kleiner Betrug vor. Vielleicht übertrieb er auch einfach nur und er konnte es auf die Schwangerschaft schieben. Aber Fakt war, dass sich Neji verletzt fühlte. Wenn es sich so anfühlte, verliebt zu sein, konnte er auch darauf verzichten, entschied Neji. Kaum hatte er diesen Gedanken, kam er jedoch zu dem Entschluss, dass er lieber ein gebrochenes Herz hatte oder sich angreifbar und verletzbar fühlte, als niemals verliebt zu sein. „Sakura, wo warst du? Was ist los mit dir?“ fragte Neji erneut, dieses Mal jedoch eher verzweifelt als wütend. Neji war sich sicher, er bot momentan einen erbärmlich Anblick, wie er ahnungslos und verletzt in seinem Zimmer stand und sich nicht einmal wagte, einen Schritt auf Sakura zu zumachen, vor Angst, wieder von ihr abgeschoben und auf Distanz gebracht zu werden. „Seit ich von der Mission zurückgekommen bin, verhältst du dich ganz untypisch. Wenn du Probleme hast, helfe ich dir. Das weißt du. Du musst mir nur sagen, was los ist.“ Neji hoffte, wenn er sich so verhielt und auf ihre langjährige Freundschaft anspielte und nicht auf den Umstand, dass sie durch unübliche Umstände nun verlobt waren, würde Sakura sich ihm anvertrauen. Außerdem fand er, klang er jetzt nicht mehr ganz so weinerlich und kläglich wie wenige Sekunden zuvor. Sakura ging es nicht gut. Das wusste Neji auch ohne die heftige Heulattacke vom Vortrag. Sie hatte Probleme. Und Neji würde ihr verdammt noch einmal helfen, wenn sie es nur zuließ. Bei Nejis Worten wendete Sakura den Blick ab, blickte auf den Boden. Sah sie schuldbewusst drein oder war es nur seine Einbildung? Neji musste etwas tun. Vielleicht sollten sie sich erst einmal hinsetzen. So wie sie beide im Raum standen, jeder für sich, allein und verloren, würde das nichts werden. Neji musste dafür sorgen, dass sich Sakura ihm öffnete. Die unsichtbare Barriere, die Sakura um sich herum errichtet hatte, musste verschwinden. Neji musste die Mauer einreißen, die es vor seiner Abreise vor wenigen Tagen noch nicht gegeben hatte. Ein leiser Seufzer, den Neji nicht hatte unterdrücken können, entfuhr ihm, bevor er zu seinem Vorschlag ansetzen konnte. „Wollen wir uns nicht setzen?“ Mit einem kleinen Nicken stimmte Sakura ihm zu. Sollten sie sich hier auf das Bett setzen oder war dies jetzt zu intim und eher hinderlich? Sollten sie in die Küche oder einen anderen Raum gehen? Neji wusste es nicht. Daher fragte er einfach Sakura. „Nein!“ entfuhr es Sakura, wohl etwas energischer und lauter, als geplant, denn ruhiger fügte sie hinzu: „Ich denke, unser Zimmer ist momentan die beste Option, für das, was ich dir zu sagen habe.“ Gegen Ende des Satzes wurde Sakuras Stimme immer leiser, schwankte ein wenig und wurde brüchig. Neji war sich nicht einmal sicher, ob er den Rest des Satzes richtig verstanden hatte. Dennoch fragte er nicht nach. Er sagte auch nichts zu ihrem merkwürdigen, ja fast schon verdächtigem Verhalten. Stattdessen deutete Neji auf das Bett und lud Sakura dazu ein, sich hinzusetzen. Hoffnung kam in Neji auf. Er hatte tatsächlich die Hoffnung, dass Sakura ihm jetzt verraten würde, was los war. Dass sie sich ihm anvertraute. Ungeduldig wartete Neji bis Sakura saß, ließ es sich jedoch nicht anmerken. Stattdessen erkundigte er sich, ob es Sakura recht war, wenn er sich neben sie setzte. Zu seiner Erleichterung, bejahte Sakura. Neji hatte in der Tat Angst gehabt, sie würde „nein“ sagen. Die Liebe machte wohl selbst aus dem selbstbewusstesten Mann ein kleines, ängstliches Häslein, wenn es erst wurde. Als sich Neji neben Sakura setzte, sank die Matratze unter seinem Gewicht ein wenig ein. Zwischen ihm und Sakura hatte locker noch eine weitere Person Platz, doch Neji wagte es nicht, näher an Sakura heranzurücken. Er wusste nicht, ob es helfen würde. Er hatte eher das Gefühl, das Gegenteil wäre der Fall. Neji durfte Sakura nicht drängen. Daher saß er einfach nur auf dem Bett, erduldete die körperliche, aber auch emotionale, Distanz zwischen ihnen und wartete. Da Sakura schwieg und anscheinend innerlich einen Kampf mit sich selbst ausfocht, wollte Neji sie in Ruhe lassen. Neji nutzte die Zeit, um sich Sakura ein wenig genauer anzusehen. Etwas, wozu er in den letzten zwei Tagen eher selten dazu gekommen war.  Das Erste, was Neji auffiel, waren die dunklen Augenringe, die sich deutlich von der blassen, fast kränklich wirkenden Haut, abhoben. Danach fiel Neji auf, wie Sakura die Stirn immer wieder runzelte und sich zwischendurch immer wieder glättete. Auch kniff sie ab und an die Augen zusammen. Nejis Verdacht, dass Sakura innerlich mit sich einen Kampf ausfocht, verhärtete sich mit jeder Sekunde, die verstrich. Die Tatsache, dass Sakura immer wieder einen kleinen Seufzer ausstieß, wohl unbewusst, und dass sie mit hängenden Schultern und krummen Rücken dasaß, unterstrich es nur noch. Ebenso der Fakt, dass Sakura immer wieder unruhig ihre Hände miteinander verwob, nur um sie wieder voneinander zu lösen, ehe sie wieder von vorne damit anfing. Es waren nur wenige Minuten, in denen Sakura schwieg, vielleicht drei Minuten, aber es kam Neji wie eine Ewigkeit vor. Mehr als einmal hatte Neji etwas sagen wollen, doch letztendendes hatte er sich dagegen entschieden und geschwiegen. Als Sakuras Stimme dann endlich die unangenehme Stille durchriss, kam es Neji einem Paukenschlag gleich. Viel schlimmer waren jedoch die Worte, die Sakuras Mund verließen. Wie eine Bombe schlugen sie ein. An sich waren es harmlose Worte. Worte an sich konnten doch eigentlich nicht verletzen. Sie waren ohne jede Substanz. Wenn man es genau nahm, waren Worte doch nur Schwingen der Luft, die durch das Zusammenspiel aus Lippen- und Zungenbewegung entstanden. Wieso also fühlte sich Neji, als hätte man ihm in den Magen getreten, während gleichzeitig sein Herz aufhörte zu schlagen und sämtliche Luft seinen Lungen entwich, als Sakura sagte: „Sasuke ist hier. Ich habe ihn getroffen.“ Sakuras wenige Worte fühlten sich nicht nur wie eine körperliche Attacke auf ihn an. Auch emotional tat es weh. Es fühlte sich an, als würden zig Shuriken in sein Herz gerammt. Shuriken, die mit Säure ummantelt waren und genüsslich im Herzen gedreht und herumgerissen wurden, nur um mehr Schaden und Schmerz zu verursachen. Er stand unter Schock. Dessen war sich Neji bewusst. Sakuras Worte hatten ihn in einen Schockzustand geschickt. Es hielt nur kurz an. Langsam sickerten ihre Worte in sein Bewusstsein und rissen ihn aus seiner Starre. Sasuke war in Konoha. Und nicht nur das. Sakura traf ihn. Heimlich. Augenblicklich schossen Neji tausend Fragen in den Kopf, die alle darum kämpften, seine Aufmerksamkeit zu erringen. Warum war Sasuke hier? Wollte er Sakura und das Kind? Wie lange ging das schon so? All diese Fragen beschäftigten Neji. Ohne Zweifel. Doch eine Frage drängte sich in den Vordergrund. Was taten Sakura und Sasuke, wenn sie sich trafen? Trieben sie es wie die wilden Tiere? Schmerz, Wut und vor allem Eifersucht wallten in Neji auf. Und obwohl er vollkommen überrumpelt und vor allem verletzt war, ließ er sich nichts anmerken. Bei Sakuras Worten waren Neji die Gesichtszüge entglitten. Doch nur für einen Sekundenbruchteil. Anschließend verschwand jegliche Emotion hinter einer eisernen Maske. Obwohl Nejis Gesicht noch immer unnatürlich blass wirkte und er das Gefühl hatte, das sein Herz und seine Lungen noch nicht wieder arbeiteten, brachte er wenigstens zusammenhängende Worte heraus. Doch ebenso wie seine Emotionen, die hinter einer eiskalten Maske verschwunden waren, war jegliches menschliche Gefühl aus seiner Stimme verschwunden. Kalt und sachlich, als würde es Neji gerade mit einem feindlich gesinnten Ninja zu tun haben, fragte er Sakura: „Hast du Sasukes Auftauchen der Hokage gemeldet?“ Obwohl Neji es gefragt hatte, kannte er die Antwort bereits. Hätte Sakura es ordnungsgemäß gemeldet, hätte sie das Gespräch ganz anders angefangen. Bei Nejis Frage war Sakura kurz zusammengezuckt. Ob wegen der Frage selbst oder der Art und Weise, wie Neji sie gestellt hatte, wusste er nicht. Es war ihm für den Moment auch egal. Er war wie ein verwundetes, wildes Raubtier, das erst einmal seine Wunden lecken musste.  Man sollte ihm jetzt nicht zu nahe kommen. Verletzte Raubtiere neigten dazu um sich zu beißen, wenn man ihnen zu nahe kam. „Neji, ich kann es niemandem melden“, begann Sakura nach einem kurzen Moment mit einem schuldbewussten Blick. Noch bevor sie mehr hatte sagen können, war Neji bereits aufgestanden. „Was hast du vor?“ platzte es aus Sakura, mit leicht nervöser Stimme, als sie beobachtete, wie Neji langsam durch den Raum zur Zimmertür ging, heraus. „Ich mache Meldung“, kam es sachlich als Antwort zurück. Obwohl Neji nach außen hin so ruhig, womöglich auch kalt, wirkte, brodelte es innerlich in ihm. Sein Blut wallte regelrecht. Es war kurz davor überzukochen. Mit ausgestreckter Hand griff Neji gerade nach der Türklinke, als ein Gewicht an seiner freien Hand zog. Ein Blick zur Seite und er erblickte den rosa Haarschopf Sakuras sowie ihre Hände, die sich um seinen Arm geschlossen hatten. Von unten her blickte Sakura, mit ihren großen, grünen Augen, flehend Neji an. „Bitte, geh nicht“, kamen die Worte gehaucht bei Neji an. Der drängende und zugleich flehende Unterton war ihm dabei nicht entgangen. Die nächsten Worte waren es jedoch, die Nejis Blut gänzlich zum überschäumen brachten und seine eiserne Maske  wegschmolz. „Ich habe es ihm versprochen.“ Die Eifersucht in Neji wurde immer größer, fachte das heiße, lodernde Feuer der Wut, genährt durch seine Eifersucht, nur weiter in ihm an. Am liebsten hätte er laut losgeschrien. Nur der Fakt, dass er nicht das ganze Haus aufwecken wollte, hielt ihn zurück. Dennoch entriss Neji seinen Arm aus Sakuras Umklammerung und ging drei Schritt weg von ihr. Er brauchte Abstand. Dringend. „Du hast es ihm versprochen?“ presste Neji die Worte zwischen den Zähnen hindurch, nur um nicht laut loszuschreien. „Verdammt, Sakura, du kannst dich doch nicht einfach mit Sasuke heimlich treffen! Er ist ein Abtrünniger!“ Bei seinen Worten zuckte Sakura zusammen. Dieses Mal war sich Neji sicher, es lag an der Art, wie er es gesagt hatte. Ihr Verhalten sorgte jedoch nicht dafür, dass er sich abregte. Im Gegenteil. „Wie kannst du dich überhaupt mit ihm abgeben, nach allem, was er dir angetan hat?!“ Es war Neji egal, dass er jetzt wohl eifersüchtig klang. Es war ihm auch egal, was Sakura darüber dachte. Das einzige, was er momentan wirklich wissen wollte war, was genau zwischen Sasuke und Sakura geschehen war. Hatten sie sich geküsst, während Neji vor Sorge um Sakura fast krank geworden war? Hatten sie es hemmungslos miteinander getrieben, während er selbst festgestellt hatte, dass er sich in Sakura verliebt hatte? „Lass mich erklären“, kam es kleinlaut von Sakura, die bittend einen Schritt auf ihn zumachte. Aber Neji wollte keine Erklärung.  Auch keine Entschuldigungen. Er wollte die Wahrheit. Und vor allem die Antwort auf diese drängende, bohrende Frage in seinem Kopf. Trotzdem sagte er nichts dergleichen. Einen Funken Stolz hatte er noch in sich. Stattdessen verschränkte er die Arme vor der Brust, presste die Lippen fest aufeinander und wartete. Sakura indessen verlagerte ihr Gewicht unruhig von einem Bein auf das andere, während ihr Blick unstet umherschweifte, bis er letztendlich auf den Boden geheftet blieb. „Also…weißt du…“, begann Sakura, brach dann jedoch ab und seufzte laut auf. Die Sekunden verstrichen, während Sakura nervös auf ihrer Unterlippe herum kaute. Innerlich kochte Neji noch immer, doch er riss sich zusammen um Sakura nicht anzuschreien. Am liebsten würde er sie so lange anbrüllen, bis er endlich wusste, was er wollte. Er tat es nicht. Er wusste es besser. Würde Neji Sakura jetzt anschreien, konnte es passieren, dass Sakura ihm nie wieder etwas anvertrauen würde und er alles zwischen ihnen ruinierte. Falls Sakura nicht längst dafür gesorgt hatte. Weil Neji ihre Freundschaft wichtig war und wegen seiner Gefühle Sakura gegenüber, schwieg er. Gleichzeitig versuchte Neji die Bilder aus seinem Kopf zu verdrängen, in denen Sakuras und Sasukes nackte Leiber in einem wilden Tanz miteinander verschmolzen waren. Allein das Verdrängen dieses Bildes kostete Nejis fast seine ganze Konzentration, die er aufbringen konnte. Mit dem letzten Rest, der übrig geblieben war, bemerkte er, wie Sakura tief einatmete, Rücken und Schulter durchdrückte und dann endlich anfing zu reden. Noch bevor Sakura das erste Wort herausgebracht hatte, sagte sich Neji selbst, er würde nichts sagen, bis Sakura geendet hatte.   Anfangs hatte Sakura mit sich gerungen, ob sie Neji nun die Wahrheit sagen sollte und wenn ja, wie viel. Obwohl sie es zunächst vorgehabt hatte, hatte vor allem Nejis wütende Reaktion sie fast eingeschüchtert gehabt. Nun, nicht richtig eingeschüchtert. Eher verunsichert und erschüttert. Nicht, weil er wütend geworden war. Nein, Sakura hatte festgestellt, dass sie ihn verletzt hatte. Erneut. Dabei hatte sie das nie wieder tun wollen. Letztendlich waren es nicht ihre Worte gewesen, die Neji verletzt hatten, sondern ihr Verhalten. Eigentlich hätte es Sakura klar sein sollen, was sie mit ihrem Handeln den Menschen in ihrer Umgebung antat. Sie hatte es auch irgendwie gewusst und trotzdem ignoriert. Nur, weil sie sich immer und immer wieder eingeredet hatte, dass sie das alles alleine schaffen konnte. Und letztendlich, weil sie die irrsinnige Hoffnung hatte, dass Sasuke endlich zurückkam. Sasuke hatte ihr heute klar gemacht, dass sie sich einer kindischen Illusion hingegeben hatte, wenngleich sie noch immer die Hoffnung hegte, dass sie Sasuke zu einer Rückkehr bewegen konnte. Vorausgesetzt er ließ es zu sich helfen zu lassen. Aber genau das musste auch Sakura. Das hatte ihr Nejis Verhalten gezeigt. Sie verstand zwar nicht genau, warum Neji so sauer geworden war – oder wollte es sich noch nicht eingestehen – aber das sie ihn verletzt hatte, war offensichtlich. Letztendlich war dies der Ausschlag gewesen, Neji doch zu erzählen, was seit Sasukes Ankunft gestern geschehen war. Und zwar alles. Angefangen von seinem plötzlichen Auftauchen, dem Kuss – wenngleich es eher widerwillig über ihre Lippen gekommen war – und ihrem anschließenden Gefühlschaos. Ebenso erzählte sie Neji vom heutigen Treffen. Sie ließ nichts aus, über was sie geredet hatten. Kaum waren die ersten schwierigen Worte über ihre Lippen gekommen, sprudelten die restlichen nur so aus ihr heraus. Sakura war Neji dankbar, dass er sie einfach reden ließ. Nicht einmal hatte er sie unterbrochen. Während ihres Redeflusses, hatte sich Sakura immer schuldiger gefühlte. Hauptsächlich Neji gegenüber. Sie hatte Neji beobachtet, der sich emotional immer weiter von ihr distanzierte. Seine Körperhaltung sprach Bände. Abweisend hatte Neji die Arme vor der Brust verschränkt, sein Körper lehnte ein wenig von ihr weg. Kaum war Sakura zu Ende gekommen, drehte Neji den Kopf von ihr weg und blickte stur aus dem Fenster. Vorher hatte er sie aus seinen hellen, traurig wirkenden Augen unverwandt angesehen. Nachdem Sakura geendet hatte, herrschte für eine Weile ein unangenehmes Schweigen zwischen ihnen. Sakura selbst wagte es nicht, etwas zu sagen. Sie wusste ja nicht einmal, was sie sagen sollte, ohne Neji erneut wütend zu  machen oder ihn gar wieder einmal zu verletzen. Wie gerne wollte Sakura jetzt zu ihrem Verlobten gehen und ihn in die Arme schließen. Sie wollte seine starken Arme um sich spüren und wissen, dass alles wieder gut werden würde. Sie wollte für einen Moment ignorieren, was sie wieder einmal angerichtet hatte. Doch sie tat nichts davon. Sie blieb stehen wo sie war und sagte nichts. Sie ignorierte nicht die Fakten. Nein, sie musste sie akzeptieren. Während Neji seinen eigenen Gedanken hinterher hing, tat Sakura dasselbe. Innerlich schwor sie sich, vor Neji keine Geheimnisse mehr zu haben. Sie wollte ehrlich und offen zu ihm sein. Sie hatte sich schon jahrelang auf ihn verlassen können. Das sollte sich nicht ändern. Und wenn sie ehrlich zu Neji sein wollte, musste sie es auch zu sich selbst sein. Es bestand womöglich eine kleine Chance, dass Sasuke zurück nach Konoha kam. Womöglich gab es sogar die Möglichkeit, dass sie mit Sasuke zusammen ihr Kind großziehen konnte. Ein Teil von ihr wollte das. Wünschte sich das. Ein anderer Teil von ihr wollte Neji aber nicht verlassen. Sie mochte, was sich zwischen ihnen entwickelt hatte. Nicht nur auf freundschaftlicher Ebene, sondern auch auf körperlicher und vor allem emotionaler Ebene. Wie Sakura es zuvor schon Sasuke gesagt hatte, sie wusste nicht, ob sie sich in Neji verliebt hatte. Allerdings hatte sie inzwischen die Vermutung, dass er mehr für sie empfand als reine Freundschaft. Sie sollten dringend darüber reden. Jetzt jedoch musste Sakura erst einmal die Angelegenheit mit Sasuke klären. Danach konnte sie sich um ihr Liebesleben kümmern. Und dieses Mal würde sie mit Neji reden. Sie würde sich ihren Problemen stellen. Allerdings entschied sich Sakura dazu, lieber eine Baustelle nach der anderen anzugehen und nicht alles gleichzeitig. Für die Zukunft wollte Sakura ein Schlamassel wie dieses vermeiden. Kommunikation war das Stichwort. Das war ihr vorher schon klar gewesen. Danach hatte sie doch all die Jahre gelebt gehabt. Was genau hatte sie nur zu dieser Heimlichtuerei bewogen gehabt? Sakura verstand ihr Handeln selbst nicht. Es wäre zu einfach, alles auf die Schwangerschaft zu schieben, auch wenn es dabei eine Rolle gespielt hatte. Letztendlich war es wohl schlicht und ergreifend Angst gewesen. Angst davor, Sasuke zu verlieren und Neji, Tsunade und ihre Freunde zu enttäuschen und zu verletzten. Was sie letztendlich mit ihrem bescheuerten Verhalten bewirkt hatte. Dieses Mal wollte Sakura aus ihren Fehlern lernen. Und obwohl sie nicht wusste, wie Neji nun reagieren würde, sagte sie ihm das auch, so überzeugt und selbstbewusst, wie nur möglich.   „War das alles oder hast du sonst noch irgendwelche Geheimnisse, die du ein andermal platzen lassen willst?“ Am liebsten würde Neji selber platzen. Oder die Wand einschlagen. Oder Sakura anschreien. Irgendetwas, um seine Wut und seinen Schmerz verschwinden zu lassen. Es kostete Neji einiges an Kraft, aber er schaffte es, dass sein Körper ruhig blieb. Er ballte keine Faust, er zitterte nicht und selbst seine Stimme klang nicht wütend. Eher ein wenig anklagend. „Ich habe dir alles gesagt. Und wie schon gesagt, ich verspreche dir, nichts mehr zu verheimlichen“, kam es prompt von Sakura zurück. „Und das soll ich dir glauben, weil?“ entgegnete Neji. Vielleicht hörte sich Neji an wie ein eingeschnapptes Kind. Eventuell klang er auch vorwurfsvoll. Aber verdammt, er war verletzt und auch nur ein Mensch! Dieses Mal erzielten Nejis Worte eine Wirkung. Sakura zuckte zusammen und blickte verletzte drein. Für einen Moment kaute sie unsicher auf ihrer Unterlippe herum und schlang die Arme schützend um sich. Dann jedoch straffte sie die Schultern und kam auf Neji zu. Einen Schritt vor ihm blieb sie stehen. Ihre grünen Augen blickten ihn unverwandt an. Neji entging dabei nicht der verräterische Schimmer in ihren Augen. „Es tut mir Leid, was ich getan habe. Ich weiß, es war dumm. Ich hätte nichts vor dir verheimlichen sollen. Mir ist auch bewusst, dass ich dein Vertrauen leichtsinnig verspielt habe.“ Bei diesem letzten Satz schnaubte Neji kurz auf, sagte aber weiterhin nichts. Er fühlte sich verarscht und verletzt. Dies war ihm heute Abend jetzt schon mehrfach bewusst geworden. „Aber ich werde mir dein Vertrauen wieder erarbeiten. Neji, wirklich, ich will Sasuke helfen, aber ich will dir auch nichts mehr verheimlichen oder dich gar verletzen.“ Den letzten Teil des Satzes ließ Neji unkommentiert. Stattdessen fragte er: „Du hast also vor, dich weiter mit Sasuke zu treffen?“ Ohne Umschweife und mit fester Stimme, sagte Sakura „Ja.“ Erneut versetzte dieses einfache Wort Neji einen Stich im Herzen. Widerwillig verzog Neji das Gesicht, schwieg jedoch. Ebenso Sakura. Letztendlich rang er sich jedoch dazu durch, zu sagen, was ihn bedrückte. „Du willst also, dass ich dich mit Sasuke unterstützte. Dass ich dir zuhöre, du dich bei mir ausweinen kannst und das ich sonst alles mache, damit du mit Sasuke zusammen kommst und das…“ „Nein, das stimmt nicht“, unterbrach Sakura Neji. „Ich habe nie gesagt, dass ich mit Sasuke zusammenkommen will oder das du mir dabei helfen sollst.“ „Ach ja?“, erwiderte Neji mit ironischem Unterton. „Du bist doch schwanger von Sasuke. Da willst du mir sagen, du willst nicht mit ihm zusammen sein? Du hast davon doch jahrelang geträumt!“ Bei Nejis anklagenden Worten, weiteten sich Sakuras Augen kurz, die Lippen presste sie zusammen. Ihre Schultern sackten nach unten und blieben dort. Sakura schwieg, blickte mit großen Augen auf den Boden. Ihr Verhalten zeigte Neji nur, dass er recht hatte. Er war in die Friendzone abgeschoben worden. Er sollte den besten Freund spielen, der Sakura zu ihrem Traummann verhalf. Aber nicht mit ihm. Er hatte sich bereits auf diese Scheinverlobung eingelassen. Und was hatte ihm das gebracht? Er hatte seine beste Freundin und Teamkameradin verloren, sich in Sakura verliebt und nun trug er den Schmerz eines gebrochenen Herzens mit sich herum. „Klar, dass dir das alles gerade in den Kram passt. Mit mir rummachen, weil du sonst keine Alternative hattest. Und jetzt, wo Sasuke zum Greifen nah ist,…“ „Das stimmt nicht!“ kam es plötzlich laut und entschlossen von Sakura. Von ihrem kleinen Ausbruch selbst erschreckt, sah sich Sakura kurz um, als befürchte sie, jemand habe sie gehört. Leiser, aber genauso entschlossen, wiederholte sie ihre Worte, während sie Neji fest in die Augen sah. „Ich habe dich nie benutzt und ich will auch nicht, dass du mir hilfst, dass ich mit Sasuke zusammen komme. Ich will, dass er zurückkommt. Er gehört noch immer zu Konoha. Hier ist seine Heimat.“ „Die er selbst verlassen hat. Aus eigenem Antrieb“, erinnerte Neji seine Verlobte daran. Die Tatsache, dass Sakura beteuerte, ihn nicht benutzt zu haben, ließ sein Herz einen kleinen Sprung tun, wenngleich er versuchte, es zu ignorieren. „Ich weiß. Jeder macht einmal Fehler. Ich habe bereits mehr als genug begangen. Aber jeder verdient auch eine zweite Chance.“ „Und ich soll dir helfen, dass Sasuke seine bekommt. Damit er sein Happy End bekommt“, entgegnete Neji sarkastisch und mit einem Schnauben. „Verdammt, das habe ich überhaupt nicht gesagt!“ brauste nun Sakura auf. „Warum reitest du als darauf herum? Ich weiß, dass ich dich nicht hätte anlügen sollen und dass ich dir gleich hätte alles sagen sollen. Ich weiß auch, dass ich nicht einfach so mit Sasuke hätte Sex haben sollen! Ich weiß das alles! Ich rede doch überhaupt nicht davon, dass ich mit ihm zusammen sein will!“ „Ach ja? Und was willst du dann?“ verlangte Neji zu wissen. Unverwandt ruhte sein Blick auf Sakura. Das ihr Gespräch inzwischen in einen Streit ausgeartet war, den andere Hyuugas mitbekommen konnten, realisierte er nicht einmal. Was zählte waren jetzt nur Sakura und er. „Das sagte ich doch! Ich versuche Sasuke zur Rückkehr zu bewegen!“ „Aus ganz uneigennützigen Zwecken“, kam die trockene Antwort. „Ja, das tue ich nicht wegen dem Baby oder weil ich in Sasuke verliebt wäre“, entgegnete Sakura scharf. „Ach ja? Das bist du nicht?“ „Keine Ahnung, okay? Ich weiß nicht, ob ich noch Gefühle für Sasuke habe oder nicht. Ich weiß nicht, ob ich je glücklich mit ihm werden kann oder nicht. Aber das spielt jetzt eine Nebenrolle. Darum geht es nicht.“ Erneut tat Nejis Herz einen Sprung bei diesen Worten. Er wollte Sakura fragen, ob sie sich nicht sicher war wegen ihm. Um kurz Luft zu holen, um weiter zu reden, legte Sakura eine Pause ein, die er hätte nutzen können. Er hätte Sakura fragen können, ob sie sich womöglich in ihn verliebt hatte. Aber Neji traute sich nicht. Eine Abfuhr wäre momentan zu viel für ihn. Und so schwieg er. Währenddessen hatte Sakura die Zeit genutzt und war auf Neji zugekommen. Ihre Gesichter waren jetzt nur wenige Zentimeter voneinander entfernt, wenngleich sie den Kopf in den Nacken hatte legen müssen, um zu ihm aufzusehen. „Ich weiß, dass ich Mist gebaut habe. Großen sogar. Aber könntest du bitte mal aufhören, darauf herumzureiten, dass ich angeblich etwas mit Sasuke habe? Außer einem einzigen Kuss, der von Sasuke ausging – wollte ich betonen – war da nichts. Also warum verdammt, bist du so eifersüchtig?“ „Weil ich mich in dich verliebt habe, verdammt noch mal!“ platzte es da aus Neji heraus.   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)