Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 17: Verantwortung ------------------------- „Wirklich, ich hätte von dir mehr Verantwortungsbewusstsein erwartet! Dein Handeln bei Sasukes Zusammentreffer hatte ich noch als Ausrutscher entschuldigt, aber jetzt das auch noch! Du bist nicht nur meine Schülerin, Sakura, du trägst auch Verantwortung. Nicht nur für dich. Ich bin wirklich schwer enttäuscht von dir.“ Die Tränen hatten sich in ihren Augen angestaut, doch Sakura unterdrückte das Verlangen los zu weinen. Schon seit etlichen Minuten hörte sich Sakura die Strafpredigt ihrer Meisterin und Hokage an. Ab und an schwieg Tsunade für einen kurzen Moment, nur um dann wieder loszulegen. Sakura war wütend. Nicht auf die Hokage, sondern auf sich selbst. Und auch enttäuscht. Jetzt, nachdem ihr ordentlich der Kopf gewaschen und wieder zurecht gerückt worden war, fühlte sich Sakura elend. Tsunade hatte vollkommen Recht, wenn sie behauptete, Sakura sei unzuverlässig geworden. Von sich selbst hätte sie vor wenigen Monaten noch ein solches Verhalten niemals erwartet. Und nun? Sakura hatte ein Techtelmechtel mit einem Abtrünnigen angefangen, sich auch noch schwängern lassen und anstatt das alles auszubaden, machte sie einfach einen Tag blau, wenn es ihr passte. Und nicht nur das. Sie hatte auch Neji Sorgen bereitet. Er hatte halb Konoha nach ihr abgesucht gehabt. Eigentlich eine ziemlich süße Geste, fand Sakura, verdrängte diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Jetzt war beim besten Willen nicht die Zeit für so etwas. Als Sakura heute Morgen das Haus verlassen hatte, wollte sie einfach nur ein wenig für sich sein, um nachzudenken. Sie hatte niemanden Sorgen bereiten wollen. Ja, es war dumm von ihr gewesen, nicht einfach bei der Hokage anzurufen und sich einen Tag frei zu nehmen. Ja, es war unverantwortlich von ihr gewesen, Neji zu belügen und dann einfach abzuhauen. Sie sah das alles ein. Sakura stimmte Tsunade vollkommen zu. Und obwohl sie dies alles wusste, schwieg sie. Sie erzählte der Hokage nicht die Wahrheit, warum sie so gehandelt hatte. Warum Sakura so neben der Spur gewesen war. Nein, die Wahrheit verschwieg Sakura. Und erneut tat sie etwas Dummes und deckte Sasuke. Und warum? Weil ihr blödes Herz es nicht zu ließ. Weil Sakura immer noch die Hoffnung hegte, Sasuke würde eines Tages von seiner Rache ablassen, seinen Fehler erkennen und zurück nach Konoha kommen. Tja, apropos Fehler erkennen. Natürlich erkannte Sakura ihren Fehler. Es war naiv von ihr, so zu denken. Es wäre besser und klüger, Tsunade von letzter Nacht zu erzählen. Allerdings hatte Sakura Angst, dass Sasuke dann gejagt werden würde und er daraufhin erst recht nicht wieder zurückkommen würde. Jetzt, wo Sakura von ihm schwanger war, hatte sie die großmöglichste Chance Sasuke zum Bleiben zu überreden. Nur deswegen ignorierte Sakura die schwerwiegenden Folgen, die ihr Handeln mit sich bringen konnte. Und weil Sakura bewusst gegen die Regeln handelte, bewusst ihren erkannten Fehler ignorierte, tat sie etwas Dummes. Trotzdem hegte Sakura die Hoffnung, dass alles gut werden würde. Es musste einfach. Sie durfte nicht darüber nachdenken, was für Folgen das für Konoha haben würde. Das Sasuke womöglich Konoha angreifen würde, um an das Baby zu kommen oder das er sie schlicht und einfach entführen würde, sollte sich Sakura weigern, mit ihm zu kommen. Über solch schrecklichen Szenarien konnte und wollte Sakura nicht nachdenken. Lieber übersah sie dies alles. Und wer weiß? Vielleicht würde nie etwas Schlimmes passieren und alles würde gut werden. Dann wäre es sinnlos, sich jetzt solche Gedanken zu machen. Sakura entschied sich dafür, lieber naiv und gutgläubig in ihr Verderben zu rennen, anstatt Sasuke und seine Rückkehr aufzugeben. Und so entschuldigte sich Sakura für ihr Vergehen, versprach so etwas nie wieder zu tun und schwieg ansonsten. Ein schwerer Seufzer Tsunades ertönte, dann vernahm Sakura Schritte. Sie blickte nicht auf, als sie bemerkte, dass die Hokage nun direkt vor Sakura stand. Überrascht riss sie allerdings die Augen auf, als sie sich plötzlich in einer festen, starken Umarmung mit ihrer Lehrmeisterin wiederfand. „Ach Kind, du bist mir wirklich zu sehr ans Herz gewachsen. Es tut mir weh, mit an zu sehen, was aus dir geworden ist. Es tut mir weh, was ich von dir als Hokage verlange. Aber es muss sein.“ Schwer schluckte Sakura auf. Noch nie hatten Worte so gut getan. Obwohl Sakura und Tsunade Schülerin und Meisterin füreinander waren, war da doch mehr zwischen ihnen. Schon immer hatte Sakura Tsunade für eine Art Mutterersatz gesehen gehabt. Sie hatte sich schon immer Rat bei der Hokage einholen können. Das dies auf Gegenseitigkeit beruhte, hatte Sakura nicht geahnt gehabt. Bis jetzt. Und die Tränen, die sie bislang zurückgehalten hatte, brachen sich ihren Weg durch den Damm und rannen ihr ungehindert über das Gesicht. Ein tief eingebetteter, befreiender Schluchzer bahnte sich seinen Weg. Es tat gut. Sie konnte alle angestauten Gefühle frei lassen, wenngleich sie nichts sagen konnte. Sakura schlang nun ebenfalls die Arme um Tsunade, krallte ihre Hände in das Oberteil ihrer Meisterin und weinte und schluchzte, wie sie es Stunden zuvor bei Neji getan hatte. Nach ihrem Gespräch mit Ino hatte Sakura geglaubt gehabt, es ginge ihr bereits besser. Doch erst jetzt war ihr die Tragweite ihrer Entscheidung bewusst geworden. Vor allem Neji gegenüber. Das Bedürfnis sich Tsunade anzuvertrauen, ihr alles zu sagen, war überwältigend. Es war noch stärker als heute Morgen bei Neji. Trotzdem schwieg Sakura weiterhin. Beruhigend fuhr Tsunade Sakura über das lange Haar, murmelte beruhigende Worte. Nachdem sich Sakura einigermaßen beruhigt hatte, entschuldigte sie sich für ihren Gefühlsausbruch, während sie sich die Tränen aus dem Gesicht wischte. „Ach was, Kind. Jeder von uns macht mal bescheuerte und dumme Sachen. Das gehört zum Leben dazu“, reagierte Tsunade in ihrer gewohnt harschen Art, aber mit einem Lächeln auf den Lippen, das auch ihre braunen Augen erreichte. Schwer schluckte Sakura. Ihre Augen brannten und ihr Kopf schmerzte. Heute hatte sie in der Tat mehr als genug geweint. Hoffentlich würde sie keine weiteren Gründe mehr zum Weinen bekommen. Das Lächeln Tsunades verschwand, wurde durch einen ernsteren Gesichtsausdruck ersetzt. So ähnliche hatte Sakuras Mutter sie auch immer angesehen, wenn sie ihr etwas Wichtiges mitteilen wollte. „Du musst dir nur immer klar machen, was für Folgen deine Taten haben und wen du damit verletzen könntest.“ Mit einem Mal fühlte sich Sakura wieder wie ein kleines Kind. Natürlich hatte Tsunade Recht. Bei ihrem Handeln hatte sie nicht einen Gedanken daran verschwendet, wen sie damit schaden oder verletzen könnte. Natürlich fiel Sakura zuerst Neji ein. Aber so, wie Tsunade sich in dieser Situation verhielt, hatte Sakura womöglich auch ihre Meisterin und Mentorin verletzt. Sofort fühlte sich Sakura noch schlechter. Dennoch fing sie dieses Mal nicht an zu weinen. Nein, in Zukunft würde sie vorher nachdenken und dann handeln. Sie wollte niemanden verletzen. Erst recht nicht die Menschen, die ihr wichtig waren und die sie liebte. Solange es sich vermeiden ließ, würde Sakura alles in ihrer Macht stehende tun und dies verhindern. Trotzdem würde sie niemandem von Sasuke erzählen. Falls nötig würde sie dieses Geheimnis mit in ihr Grab nehmen. Das Abendessen war zum großen Teil schweigend verlaufen. Es hatte einen Schockmoment gegeben, als Hiashi vorbei gekommen und sich erkundigt hatte, warum Neji fast den Großteil des Tages verschwunden gewesen war. Er hatte eine fadenscheinige Entschuldigung geliefert, bei der sein Onkel nicht weiter nachfragte. Es war Neji natürlich nicht entgangen, dass sich Sakura auf diese Frage hin sofort versteift hatte. Das hatte unerwarteter Weise weh getan. Hatte Sakura denn in der Tat so gar kein Vertrauen zu Neji? Hatte sie erwartet, er würde wie ein kleines Kind seinem Onkel alles petzen? Bislang wusste Neji noch immer nicht, warum Sakura so von der Rolle war. Sie hatte auf seine Nachfrage hin beteuerte, dass jeder aus dem Hyuga-Clan sie gut behandelte und sie inzwischen sogar eine Freundin gefunden hatte. Also musste sich Neji deswegen keine Sorgen mehr machen. Seine Sorge wurde dadurch jedoch nicht gemindert. Eher im Gegenteil. Gefühl tausend Mal hatte sich Sakura für ihr Verhalten heute entschuldigt. Sowohl für die Tatsache, dass sie sich ihm nicht anvertraute, als auch dafür, dass sie so einfach verschwunden war. Neji hatte nichts darauf gesagt. Er hatte sie am liebsten anfahren wollen. Als er sie heute Nachmittag gefunden hatte, war er einfach nur erleichtert und froh gewesen, dass es Sakura gut ging. Zu erfahren, dass sie einfach nur einen Einkaufsbummel unternommen hatte, hatte Neji jedoch wütend gemacht. Seine Wut kam vor allem daher, dass er nicht verstehen konnte, warum Sakura momentan so auf Abstand zu ihm ging. Das tat weh. Doch sie schien es nicht einmal zu bemerken. Verdammt, wie sollte sie auch, wenn Neji ihr nicht sagte, dass er sich in sie verliebt hatte? Obwohl sich seine Gefühle für Sakura inzwischen verändert hatten, würde er es ihr nicht sagen. Noch nicht. Zum Einen war sich Neji sicher, dass es in der momentanen Situation wenig hilfreich gewesen waren, zum Zweiten, weil Neji schlicht und ergreifend nicht den Mut fand, es zu sagen. Neji war sich inzwischen recht sicher, dass seine Gefühle einseitig waren. Sakura liebte ihn nicht. Warum auch? Sie vertraute sich ihm nicht an. Nicht mal als Freund. Außerdem konnte es gut möglich sein, dass Sakura noch in Sasuke verliebt war. Weil es Sakura momentan schon schwer genug hatte, wollte er mit einem Liebesgeständnis nicht alles verschlimmern. Sie würden in einem Monat heiraten und eine Familie gründen, wenngleich nicht Neji der Vater sein würde. Doch das störte ihn momentan eher weniger. Vielmehr machte er sich noch immer Sorgen um Sakura. Der einzige Grund, warum Neji seine schlechte Laune nicht an Sakura ausließ, war die Tatsache, dass sie mit geröteten Augen und geschwollenen Tränensäcken aus dem Hokagegebäude zurückgekehrt war. Sicherlich hatte Tsunade Sakura ordentlich die Leviten gelesen. Da musste Neji nicht noch einmal wiederholen, was die Hokage bereits gesagt hatte, wenngleich er sich dadurch vielleicht etwas besser fühlen würde. Sakura war gerade aufgestanden und begann die Teller abzuräumen, als Neji ihre Hand ergriff, die gerade nach seinem Teller gegriffen hatte. Abrupt hielt Sakura inne und blickte ihn fragend an. Doch kaum hatten sich ihre Blicke begegnet, senkte Sakura den Blick auch schon wieder. „Lass gut sein, Sakura. Ich mach das schon. Du solltest jetzt lieber ein Bad nehmen und früh schlafen gehen. Du siehst ziemlich kaputt aus.“ Neji war sich klar, dass er sich gerade wie sein Onkel anhörte, wenn er mit dem Verhalten seiner Kinder oder Nejis nicht glücklich war, aber gleichzeitig nicht wütend sondern eher enttäuscht war. Ein leiser, fast schon verzweifelter Seufzer, entfuhr Sakura. Anstatt etwas auf seine Bitte hin zu erwidern, nickte sie lediglich, befreite sich aus Nejis Griff und verließ die Küche. Alleine saß Neji noch eine Weile in der Küche und hing seinen trüben Gedanken nach. Was auch immer geschehen war, es hatte eine enorme Auswirkung auf ihre Beziehung. Neji musste einfach in Erfahrung bringen, was geschehen war. Er hatte Sakura zwar versprochen, ihr so viel Zeit zu geben, wie sie benötigte, doch wenn sie sich auch in den nächsten Tagen so verhielt, musste Neji etwas unternehmen. Mit diesem Entschluss stand Neji letztendlich auf, räumte die Teller ab, wusch sie, trocknete ab und räumte sie letztendlich ordentlich in die vorgesehenen Schränke. Als Neji später in sein Zimmer kam, war von Sakura keine Spur zu finden. Stattdessen konnte er leise Geräusche aus dem Badezimmer hören. Das Plätschern von Wasser. Sakura schien noch nicht fertig damit zu sein, ein Bad zu nehmen. Es sollte Neji recht sein. Er hoffte nur, Sakura würde es anschließend besser gehen. Auf dem Boden vor seinem Bett ließ sich Neji nieder. Der kleine Tisch, auf dem sie noch vor wenigen Tagen seinen Geburtstag gefeiert hatte, stand direkt vor ihm. Neji platzierte seine Beine darunter, mit den Ellbogen stützte er sich auf dem Tisch auf. Den Kopf hatte er in die Hände gebettet. War es wirklich erst so wenige Tage her, dass zwischen ihm und Sakura alles wunderbar lief? Das Fotoalbum, das sie ihm geschenkt hatte, stand in dem Regal, in dem ansonsten nur Bücher zu finden waren. Es hatte einen besonderen Platz, nicht nur in seinem Zimmer. Seufzend ließ Neji seinen Kopf langsam auf die Tischplatte sinken. Sein Leben lief momentan aus dem Ruder. Alles nur wegen den Frauen. Seine ehemalige Freundin und Kameradin war nun seine Verlobte, die ihm nicht vertraute und nicht liebte. Seine beste Freundin hasste ihn und wollte mit ihm nichts mehr zu tun haben. Und das alles nur wegen Tsunades Entscheidung. Ach, es war die Mühe nicht wert, irgendjemandem die Schuld zuzuschieben. Neji hatte nie Sakura, Sasuke oder Tsunade die Schuld zugeschoben, wie sein Leben momentan aussah. Es brachte eh nichts. Nur musste Neji etwas wegen Tenten unternehmen. Wenn Sakura schon nicht mit ihm reden wollte, wollte er wenigstens diese eine Beziehung wieder in Ordnung bringen. Er war wirklich froh gewesen, dass er heute mit Tenten reden konnte. Er war ihr dankbar für ihre Hilfe gewesen. Ohne Tenten hätte er Sakura nicht gefunden. Es war ihre Idee gewesen, in verschiedenen Brautmodenläden nach ihr zu suchen. Neji selbst war nicht einmal auf die Idee dafür gekommen. Nur leider war Tenten danach einfach verschwunden. Er hatte sich bei ihr nicht richtig bedanken können. Das musste er morgen im Training nachholen. Da Tenten Neji bei der Suche geholfen hatte, hatte er jetzt womöglich die Chance, ihre Freundschaft wieder hinzubiegen. Das sie aber wortlos verschwunden war, hieß vielleicht, dass es für Tenten zu viel gewesen war, Neji mit Sakura zusammen zu sehen. Ach, was wusste Neji denn schon von der Psyche und den Gedankengängen von Frauen? Nichts. Also sollte er sich erst gar keine Mühe geben, sie verstehen zu wollen. Immerhin schien Sakura kein romantisches Interesse an ihm zu haben und dann fand er sie, wie sie nach einem Brautkleid Ausschau hielt! Nein, nein, Neji würde die Frauen wohl nie verstehen. Aber Sakura in dem Hochzeitskleid zu sehen…. Die Erinnerung allein ließ Nejis Herz höher schlagen. Sie hatte bezaubernd ausgesehen. Er hoffte nur, nächsten Monat würde sie mit einem strahlenden Lächeln im Brautkleid auf ihn zugehen. Vielleicht war ja doch noch nicht alle Hoffnung verloren. Vielleicht hatte Sakura einfach eine schwangerschaftsbedingte Depression und er interpretierte zu viel in ihr Verhalten hinein. Es musste doch etwas Positives bedeuten, wenn sich Sakura auf die Suche nach einem Brautkleid gemacht hatte! Eventuell sollte Neji ihr später vorschlagen, dass sie in den nächsten Tagen zusammen noch mal nach einem passenden Kleid Ausschau halten oder gleich eines kaufen sollten. Als Neji ein lautes Plätschern und anschließend das Tösen des Föhns vernahm, wurde ihm klar, dass Sakura ihr Bad nun beendet hatte und gleich raus kommen würde. Ein Bad würde ihm nach diesem Tag auch gut tun. Sicherlich würde ein Bad und eine lange Nacht Schlaf auch helfen, dieses Gefühl loszuwerden, dass er bereits seit einigen Minuten verspürte. Die ganze Zeit über schon hatte Neji das Gefühl, beobachtet zu werden. Aber wer sollte schon hier sein und durch das Fenster spähen? Niemand. Richtig. In Konoha war man sicher. Erst recht auf dem Hyuga-Anwesen. Seine Paranoia führte Neji auf den aufreibenden Tag zurück und vor allem auf seine Sorge um Sakura. In diesem Moment kam Sakura aus dem Badezimmer. Seine Sorge und auch die Paranoia waren für den Augenblick verschwunden, als Sakura nur mit einem Handtuch bekleidet, in das Zimmer zurückkehrte. Endlich. Das Warten hatte ein Ende. Oder zumindest in wenigen Augenblicken. Sakura war mit ihrem Bad fertig. Nur gefiel ihm dieses Mal überhaupt nicht, was er sah. Gut, Sakura, nur in einem kurzen Handtuch eingewickelt, gefiel ihm. Sehr sogar. Immerhin bedeckte das Handtuch nur gerade so die wichtigen Stellen. Und das entging dem Hyuuga genauso wenig wie Sasuke. Sein Sharingan leuchtete kurz rot auf, bevor Sasuke die Eifersucht wieder unter Kontrolle bekam. Es war schon merkwürdig. Solche Gefühle waren Sasuke bislang immer fremd gewesen. Eifersucht. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Er konnte auch darauf verzichten, wie Neji Sakura mit Blicken auszog. Da das Fenster geschlossen war, konnte Sasuke nicht verstehen, worüber Sakura und Neji sich gerade unterhielten. Das kleine Lächeln, das sich auf Sakuras Gesicht bildete, nachdem er etwas zu ihr gesagt hatte, gehörte ebenfalls in die Kategorie von den Sachen, die ihm nicht gefielen. Glücklicherweise verschwand nun Neji in dem angrenzenden Badezimmer. Kaum hatte sich die Badezimmertür geschlossen, ergriff Sasuke auch schon die Gelegenheit. Sakura, die gerade ihr Nachthemd unter ihrem Kissen hervorholte, hielt mitten in der Bewegung inne und blickte sich fragend um, als Sasuke an das Fenster klopfte. Es war nicht sonderlich laut. Immerhin wollte Sasuke Neji nicht auf die Bildfläche rufen. Allerdings war es laut genug, um Sakuras Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Bei Sasukes Anblick, wie er vor dem Fenster hockte, riss Sakura ihre hübschen grünen Augen überrascht auf. Schon fast panisch blickte sie zur Badezimmertür und dann zurück zu ihm. Langsam wurde Sasuke ungeduldig. Sakura sollte ihn endlich rein lassen. Noch immer stand sie unschlüssig in ihrem Zimmer und blickte mit großen Augen zu Sasuke. Dieser winkte sie mit der Hand zu sich. Als ob seine Bewegung Sakura aus ihrer Starre riss, kam sie mit langsamen Schritten auf ihn zu. Ein kleines Lächeln, kaum sichtbar, bildete sich auf Sasukes Lippen. Endlich. Das konnte nicht wahr sein. Sie träumte. Ganz bestimmt. Sasuke Uchiha stand nicht vor ihrem Fenster und bat um Einlass. Doch genau das geschah in diesem Augenblick. „Was machst du hier?“ flüsterte Sakura und lauschte zeitgleich angestrengt, ob Neji gleich ins Zimmer kommen würde oder nicht. Ihr Körper stand unter Hochspannung. Zum Einen war sie Sasuke so nahe. Nur das Fenster, das sie gekippt hatte, um mit Sasuke reden zu können, trennte sie von ihm. Auf der anderen Seite war Neji nur wenige Meter von ihr entfernt und könnte sie beide jeden Moment erwischen. „Lass mich rein“, bat Sasuke, ebenso im Flüsterton. Dennoch klang seine Stimme viel selbstbewusster und stärker, als ihre. „Das geht nicht. Neji ist gleich nebenan.“ „Ich weiß.“ „Du… Was machst du hier?“ „Ich habe dir gesagt, ich komme wieder.“ Ja, in der Tat hatte das Sasuke gesagt. Erst letzte Nacht. Obwohl Sakura das wusste, hatte sie nicht so bald mit dem Uchiha gerechnet. Vor allem nicht, wo Neji doch so nah war. Verdammt, gerade hatte sie sich noch darüber gefreut, dass Neji mit ihr zusammen ein Hochzeitskleid aussuchen wollte, und jetzt? „Ja, aber was ist, wenn Neji dich sieht? Oder jemand anderes?“ fragte Sakura schon fast flehend. In ihrem Magen hatte sich ein heißer Klumpen gebildet, der ihr schwer im Magen lag und ihr Krämpfe verursachte. In diesem Augenblick fühlte sich Sakura so elend. Sie kam sich wie eine Verräterin vor – was genau genommen sie momentan auch war – als sie die nächsten Worte sagte. „Komm zu unserem alten Trainingsgelände, okay? Ich komme in ein paar Minuten nach.“ Die Stimme hatte Sakura noch immer gesenkt, doch sie klang jetzt noch flehender, verzweifelter als zuvor. Eindringlich sah sie Sasuke an, bat ihn mit Blicken, zuzustimmen. Die Sekunden verstrichen, in denen Sakura verzweifelt auf eine Antwort wartete, während sie gleichzeitig nach Neji lauschte. Sasukes Blick ruhte eindringlich auf ihr. Plötzlich wurde Sakura bewusst, dass sie nur ein Handtuch um ihren Körper gewickelt hatte und ansonsten nackt war. Glücklicherweise gab es noch das Fenster zwischen ihnen. Dennoch war es Sakura plötzlich peinlich und sie wandte den Blick ab, weiter auf Sasukes Antwort wartend. „In Ordnung. Aber lass mich nicht warten.“ Erleichtert atmete Sakura die angehaltene Luft aus, von der sie bis eben nicht bemerkt hatte, dass sie diese angehalten hatte. Heftig nickte Sakura mit dem Kopf. Sasuke sollte sich nur schnell beeilen, von hier zu verschwinden. Es mochte draußen zwar dunkel sein, aber das hieß noch lange nicht, dass niemand Sasuke entdecken würde. Sakura beobachtete, wie sich Sasuke langsam vom Fenster abwandte. Plötzlich hielt er inne, drehte seinen Kopf zu ihr und sah sie mit seinen rot glühenden Sharingan Augen eindringlich an. „Du weißt, dass es mir nicht gefallen würde, wenn du nicht auftauchst.“ Bei Sasukes Worten, überkam Sakura ein kalter Schauer. Hatte er ihr gerade gedroht? Das konnte und wollte sie sich nicht vorstellen. Sicherlich interpretierte sie da zu viel hinein. Sasuke würde ihr nichts tun. Dessen war sich Sakura sicher. Darauf hatte sie eigentlich immer vertrauen können. Außer das eine Mal, als er versucht hatte, sie, Naruto und Sai zu töten, flüsterte eine kleine Stimme in ihrem Kopf, die Sakura versuchte zu ignorieren. Erneut nickte Sakura. „Ich komme. Aber jetzt beeil dich!“ Eine weitere Sekunde verstrich, während Sasuke sie einfach nur ansah. Dann drehte er sich um, sprang vom Fensterbrett und verschwand in der Nacht. Obwohl Sakura noch einige Sekunden hinausstarrte, konnte sie ihren nächtlichen Besucher nirgends ausmachen. Sasuke war wirklich ein Naturtalent, dachte sie sich. Anschließend riss Sakura ihren Blick von der Dunkelheit los, ging zu ihrem Kleiderschrank und zog sich schnell etwas an. Sie musste sich beeilen. Sakura wollte das Haus verlassen haben, bevor Neji aus dem Bad kam. Ansonsten müsste sie nur zig Fragen beantworten, für die sie jetzt nicht die Zeit hatte. Sakura wollte gerade das Zimmer verlassen, als sie inne hielt und zurück zum kleinen Tisch ging, der in der Mitte des Raumes stand. Schnell schnappte sich Sakura einen Stift, riss ein Blatt aus einem Block heraus und hinterließ Neji eine Nachricht. Er sollte sich nicht wieder um sie Sorgen müssen, wie heute. Später würde sie Neji erklären, was los war. Nun, sie würde nicht über Sasuke reden. Aber ihr würde schon etwas einfallen. Stift und Papier legte Sakura auf den Tisch, anschließend stand sie auf und huschte schnell aus dem Zimmer. Als sie die Tür schloss, bemühte sie sich ruhig zu sein. Die Schuldgefühle, die in ihr aufkamen, verdrängte Sakura für den Moment. Ebenso die Gedanken, dass sie schon wieder etwas Dummes tat und möglicherweise Neji verletzte. Hatte sie sich nicht erst bei Tsunade geschworen, so etwas nicht wieder zu tun? Erst denken, dann handeln? Aber dafür war jetzt keine Zeit. Später konnte sie sich noch immer damit beschäftigen, wie dumm sie war und das Sasuke einen eindeutig zu großen Einfluss auf sie nahm. Dann verließ Sakura das Haus, entschuldigte sich in Gedanken bei Neji. Leise und unbemerkt verschwand sie in der Nacht, um Sasuke am vereinbarten Treffpunkt zu treffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)