Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 16: Versteckt und doch gefunden --------------------------------------- Eine ausgiebige Dusche und ein ordentliches Frühstück halfen doch sehr nach einer tagelangen Mission. Obwohl es Neji körperlich deutlich besser ging und er sich unter anderen Umständen wohl fühlen würde, kam in ihm dieses Gefühl einfach nicht auf. Seine Gedanken kreisten unaufhörlich um Sakura. Er machte sich Sorgen um sie, wusste nicht, was sie so bedrückte. Und das Schlimmste für Neji war, dass sie sich ihm nicht anvertraute. Er hoffte einfach, dass die Arbeit ihr helfen würde. Zumindest konnte sie dort nicht noch mehr Probleme bekommen. Vorausgesetzt natürlich, Sakuras Zustand war nicht Folge der Arbeit. Gab es dort Leute, die Sakura irgendwie belästigten oder gar mobbten? Dasselbe fragte sich Neji auch im Bezug auf seinen Clan. Hatten die Hyuugas Sakura wirklich gut behandelt, während er nicht anwesend gewesen war? Hatte womöglich sein Onkel Sakura gegenüber etwas erwähnt oder befohlen, weswegen sie so aufgelöst gewesen war? Seufzend ließ sich Neji auf sein großes Doppelbett sinken. Auf dem Rücken liegend, blickte er die Decke an, so intensiv, als könne er dort die Antwort auf seine Fragen finden. Den linken Arm hatte er sich über die Stirn gelebt. Erneut seufzte Neji schwer auf und schloss die Augen. Was konnte er tun? Konnte er überhaupt etwas tun? Neji fühlte sich machtlos. Hatte er sich auf der Mission noch gefragt, ob er etwas für Sakura empfand, so kannte er die Antwort inzwischen. Allein die Tatsache, dass er sich so um Sakura sorgte, diente bereits ausreichend als Antwort. Anders gedacht, kam in Neji dann allerdings die Frage auf, was Sakura für ihn empfand? Immerhin verschloss sie sich vor ihm. Sie beide waren schon lange Freunde. Zwar nie so innig, wie sie jetzt miteinander umgingen, aber war da mehr? War Neji für Sakura mehr als ein Freund oder einfach nur der allerbeste Freund auf Erden und gleichzeitig ihr Retter aus dieser schwierigen Lage? Nun, ein Freund mit außerfreundschaftlichen Diensten. Neji hoffte, dass dies nicht der Fall war. Sein Herz schmerzte allein schon bei dieser Vorstellung. Außerdem kam in ihm die Hoffnung auf, dass Sakura ihn nicht mit ihren Problemen und Sorgen belästigen wollte, weil sie der Meinung war, er tat bereits genug für sie. Dieser Frau traute Neji solche Gedankengänge jedenfalls zu. Ein zaghaftes Klopfen an der Tür riss Neji aus seinem Schlaf. Im ersten Moment war er ein wenig verwirrt. Er hatte nicht vorgehabt zu schlafen, musste aber trotz seiner Gedankengänge um Sakura eingeschlafen sein. Erneut klopfte es an der Tür. Dieses Mal etwas kräftiger als zuvor. Schnell beeilte sich Neji aufzustehen und auf die Tür zuzugehen. Bevor er die Holztür öffnete, strich er sich kurz durch die Haare. Er sah hoffentlich nicht zu verschlafen auf. Nachdem er die Tür geöffnet hatte, wartete Hanabi auf ihn. In ihrer Hand hielt sie das einzig tragbare Telefon des Anwesens in Händen. „Hallo“, begrüßte ihn seine Cousine freundlich. Ein kleines Lächeln folgte, verschwand jedoch, als sie Neji den Hörer hinhielt. „Für dich. Es geht um Sakura. Klingt dringend.“ Bei diesen wenigen Worten zog sich Nejis Herz schlagartig zusammen. Hastig, ganz untypisch für ihn, nahm er den Hörer entgegen, nickte Hanabi kurz zu, während er schon die Tür schloss, um ungestört telefonieren zu können. „Ja, hallo?“ meldete sich Neji und wartete, wer sich wohl am anderen Ende der Leitung bekannt. Als er nach der kurzen Begrüßung die Stimme erkannte, wurde ihm gleich noch viel mulmiger zumute. Wenn die Hokage selbst anrief, konnte es doch wohl keine guten Neuigkeiten geben oder? Bevor Neji nachfragen konnte, was die Hokage mit ihm über Sakura zu besprechen hatte, setzte er sich auf den Bettrand. Vorsicht war besser als Nachsicht. „Was kann ich für Euch tun?“ erkundigte sich Neji und versuchte seine Ängste und Sorgen nicht in seiner Stimme mitklingen zu lassen. Erfolgreich, wie er fand. „Sag mir, dass Sakura bei dir ist“, kam es prompt von der Anführerin Konohas. Die eiserne Faust, die sein Herz im Griff hielt, drückte noch einmal ordentlich zu. Er schloss die Augen, bevor Neji antwortete: „Nein, ist sie nicht. Ich dachte sie sei auf der Arbeit.“ „Tja, hier ist sie nie aufgetaucht. Wir wissen beide, dass das Sakura nicht üblich sieht.“ Noch während die Hokage sprach, stellte sich Nejis Gehirn zig Szenarien vor, was mit Sakura geschehen sein mochte. Sie war auf dem Weg zur Arbeit kollabiert. Jemand hatte Sakura entführt. Sakura war davongelaufen. Jedes Szenario war eine Horrorvorstellung für Neji. Tsunade sagte noch mehr, doch er hörte ihr nicht mehr zu. Konnte nicht. Neji musste weg hier. Er musste sich auf die Suche nach Sakura machen. Andernfalls würde er sich nie verzeihen, wenn ihr etwas zugestoßen war. Recht einsilbig verabschiedete sich Neji von der Hokage. Obwohl Tsunade am Telefon protestierte, drückte Neji den kleinen Knopf, um das Telefonat zu beenden. Dann stürmte Neji aus dem Haus, auf der Suche nach Sakura. Hoffentlich ging es ihr gut. Hoffentlich ist ihr nichts passiert. Wie ein Mantra sagte er sich diese Worte immer wieder, während Neji die Suche nach Sakura in den Straßen Konohas begann.   Als erstes war Neji den Weg abgegangen, den Sakura normalerweise ging, um zur Arbeit zu gelangen. Dort war sie nicht. Als nächstes war Neji zum üblichen Trainingsgelände Team Kakashis gegangen. Ebenfalls niemand. Selbst Naruto, Sai und Kakashi waren nicht dort gewesen. Sie befanden sich wohl auf Mission, dachte sich Neji, doch eigentlich kümmerte es ihn nicht. Seine nächste Anlaufstelle war das Krankenhaus gewesen. Neji war nicht davon ausgegangen, dass Sakura hier als Patientin eingeliefert worden war. Dann hätte sich Tsunade oder jemand aus dem Krankenhaus längst gemeldet. Aber eventuell hatte sie dort ja eine Freundin, von der Neji nichts wusste und mit der sich Sakura traf. Oder sie arbeitete einfach hier, obwohl sie in den Innendienst versetzt worden war. Das Krankenhaus erwies sich ebenfalls als Enttäuschung. Ebenso wie das Künstlerviertel, ein großes Einkaufszentrum, das Einkaufsviertel  und die Fressmeile Konohas. Neji war sogar zu Dr. Kishimoto gegangen, in der Annahme, Sakura sei wegen de Schwangerschaft zu ihrer Frauenärztin gegangen. Nichts. Nirgends konnte Neji Sakura finden. Verdammt, wo war sie nur? Ging es Sakura gut? Die Unruhe in Neji wuchs mit jeder Sekunde und jedem Straßenabschnitt, in dem er Sakura nicht finden konnte. Seine äußere Gelassenheit, die er normalerweise zur Schau stellte, war verschwunden. Wo sollte er als nächstes suchen? Im Vergnügungsviertel, in dem vor allem nachts eher Leute anzutreffen waren und der tagsüber recht verlassen war? Aber was sollte Sakura da? Vielleicht sollte Neji erst einmal in den Bereich gehen, wo etliche Waffen hergestellt und verkauft wurden. In der Regel an Ninja. In einer Stadt wie Konoha war so ein Gebiet typischerweise vorhanden, ja, schon notwendig. Auch wenn Neji keinen Beweis dafür hatte, dass sich Sakura dort aufhielt und er auch nicht das Gefühl dafür hatte, entschied er sich, dorthin zu gehen. Falls nötig, würde Neji jeden einzelnen Stein Konohas umdrehen, bis er Sakura endlich gefunden hatte!   Es war schon nach Mittag, als Neji in dem Waffenviertel ankam. Obwohl er heute nur in der Früh gefrühstückt hatte, verspürte Neji keinen Hunger. Er war viel zu sehr auf seine Suche konzentriert. Sein Gehirn produzierte noch immer schreckliche Szenarien vor seinem inneren Auge, was Neji nur weiter zur Eile antrieb. Ein Waffenladen nach dem anderen stand hier dicht an dicht. Einige Geschäfte hatten sich spezialisiert und vertrieben nur Katana oder Spezialanfertigungen auf Wunsch. Die meisten jedoch verkauften eine Auswahl an Kunais, Katana, Wurfnadeln und was das Ninjaherz sonst noch so begehrte. In dem Waffenviertel selber begegnete Neji fast ausschließlich andere Ninja. Manch einen kannte Neji sogar, die er nur fahrig grüßte. Bereits in einigen Geschäften hatte Neji nach Sakura gesucht gehabt, bislang jedoch ohne Erfolg. Er wollte gerade in den nächsten Laden gehen, als die Tür vor ihm geöffnet wurde und er mit dem Gegenüber aneinander stieß. Neji murmelte nur fahrig eine Entschuldigung, ehe er feststellte, dass sein Gegenüber sich nicht wegbewegte. Dadurch konnte Neji auch nicht den Laden betreten. Notgedrungen hob Neji den Kopf an. Und erstarrte ebenfalls.   Die braunen Augen, die sonst immer so vor Freude funkelten und strahlten, verengten sich augenblicklich beim Anblick der weißen Augen und langen, schwarzen Haare. Der sonst so warme Ausdruck der braunen Augen verschwand und wich Kälte. Verdammt, der heute Tag war wirklich beschissen. Erst war der Warmwasserboiler kaputt gegangen, sodass Tenten mit kaltem Wasser hatte duschen müssen, dann war die angesetzte Mission kurzfristig gestrichen worden, sodass sie mit ihrer Zeit nichts anzufangen wusste und sie deshalb beschlossen hatte, sich ein paar neue Waffen zuzulegen. Genau diese wollte Tenten jetzt am liebsten in Neji hineinstechen und genüsslich umdrehen. Ihrer guten Erziehung – und vor allem wegen dem Gesetzt – unterdrückte Tenten dieses Bedürfnis. Die neu gekauften Waffen blieben unbenutzt. Vorerst. Seit dem extrem peinlichen und schmerzhaften Erlebnis mit Neji und Sakura, hatte Tenten kein Wort mehr mit den Beiden gewechselt. Selbst im Training versuchte Tenten Neji, so gut es ging, zu ignorieren. Genau dasselbe hatte sie auch jetzt vor. Eigentlich. Tenten verfluchte sich innerlich selbst dafür, dass sie Neji einen zweiten Blick würdigte, der nicht so flüchtig ausfiel wie der erste. Wie immer sah Neji einfach gut aus. Das lange, schwarze Haar wurde von dem Stirnband, das ihn als Ninja auszeichnete und die Dorfzugehörigkeit anzeigte, zurückgehalten, sodass nur ein paar Strähnen in sein Gesicht fielen. Ein Gesicht, das heute recht blass wirkte. Ein verbissener, besorgter Zug war um seinen Mund herum zu finden und reichte bis zu seinen Augen, die etwas verloren dreinblickten. Die Sorge jedoch war unübersehbar. Was auch immer der Grund für Nejis Sorge war, es tat seinem guten Aussehen keinen Abbruch. Tenten versucht nicht aufzuseufzen, vor Verlangen, aber auch vor Schmerz. Ihr Herz war noch immer gebrochen. Ach was, zertrümmert. Es würde Jahre dauern, bis es wieder zusammengeflickt war. Falls dies überhaupt möglich war. Den vielen Nächten nach zu urteilen, in denen Tenten vor Liebeskummer, aber auch vor Wut, weinte, würde es sehr, sehr lange dauern. Und verdammt, vielleicht war es der jahrelangen Freundschaft geschuldet, aber Tenten konnte sich nicht einfach von Neji abwenden, wie sie es eigentlich sollte. Dafür sah er einfach viel zu…traurig aus. Nicht richtig traurig, aber irgendetwas in seinen Augen ließ ihr einfach keine Ruhe. Kurz nervte Tenten genervt auf. Ob sie wegen Neji genervt war oder wegen ihrer Entscheidung, war ihr selbst nicht ganz klar. Dann jedoch meinte sie: „Was ist dir für ’ne Laus über die Leber gelaufen?“ Neji verstand noch nicht so ganz wie, aber auf jeden Fall musste er jetzt nicht mehr alleine nach Sakura suchen. Er war über Tentens Hilfe wirklich froh und dankbar. Vor allem hätte er nie erwartet, dass ausgerechnet Tenten ihm bei seiner Suche nach Sakura helfen würde. In den letzten Tagen und Wochen hatten sie nicht ein Wort miteinander gewechselt. Tenten vermied es sogar ihn anzusehen. So wie jetzt auch. Schweigend gingen sie nebeneinander her, während sein Blick prüfend und suchend über die Gesichter der Menschen glitt und jeden dunklen Winkel absuchte, immer auf der Suche nach dem rosafarbenen Haarschopf. Die gemeinsame Suche dauerte noch nicht lange. Bislang war Neji noch nicht zu dem Schluss gekommen, dass Tenten ihm eine wirkliche Hilfe sein würde. Im Gegenteil. Neji vermutete, sie würde eher hinderlich sein. Nicht, dass er ihr das sagen würde. Und es war auch nicht ihre Schuld. Nein, es war Nejis Problem. Er wurde fast wahnsinnig vor Sorge um Sakura und gleichzeitig überkamen ihn nun seine Schuldgefühle Tenten gegenüber. Im Training fühlte sich Neji die meiste Zeit über auch nicht gut, doch jetzt, wo sie ihm ihre Hilfe angeboten hatte, nachdem er ihr die Situation geschildert hatte, fühlte er sich mies. Neji hatte es nicht vorgehabt, doch letztendlich hatte er mit seinem Verhalten Tenten verletzt. Sehr sogar. Neji konnte zwar nicht sagen, wie sich Liebeskummer anfühlte, aber er wusste inzwischen sehr genau, wie sich der Verlust einer wichtigen Freundschaft anfühlte. Der Drang, sich zu entschuldigen, wurde immer größer. Im Training hatte er es ein paar Mal versucht, doch Tenten hatte ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass sie nichts von ihm hören wollte. Daher war Neji umso überraschter gewesen, dass Tenten ihre Hilfe angeboten hatte. In ihren Augen ging es hier schließlich um den Typen, der ihr einen Korb verpasst hatte und der seine Verlobte suchte, bei der es sich um die ehemals beste Freundin handelte. „Tenten, ich…“, begann Neji, der endlich einmal mit seiner Teamkameradin in Ruhe reden wollte, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Wo hast du schon überall gesucht, hast du gesagt?“ unterbrach sie ihn recht bestimmend. Erneut zählte Neji sämtliche Orte auf, an denen er Sakura erfolglos gesucht hatte. Mit einem Kopfnicken nahm Tenten es zur Kenntnis und schwieg erneut. So würden sie niemals Sakura finden. Und so konnte es auch einfach nicht länger weiter gehen. Neji blieb mitten auf der Straße stehen. Noch bevor Tenten begreifen konnte, was los war, hielt er sie am Arm zurück, sodass auch sie notgedrungen stehenbleiben musste. Da sie sich gerade in einer recht verlassenen Straße abseits der Hauptwege befanden, hielten sich hier nicht viele Leute auf. Und so störte sich auch niemand daran, dass Neji und Tenten mitten auf der Straße standen. „Es reicht jetzt“, begann Neji mit entschlossener Stimme. Da er sich nicht sicher war, ob Tenten einfach Reißaus nehmen würde, um seine Worte nicht zu hören, hielt er sie weiterhin am Arm fest. Entschieden erwiderte er den zunächst verwirrten, dann wütender werdenden Blick aus den braunen Augen. „Ich weiß verdammt genau, dass das, was Sakura und ich dir angetan haben, nicht wieder gutzumachen ist. Eine Entschuldigung wird das auch nicht wieder in Ordnung bringen. Aber ich bitte dich, mir zuzuhören. Wir hatten das ganz sicher nicht geplant. Ich hatte ja nicht mal vorgehabt überhaupt etwas mit Sakura anzufangen!“ Und schon waren die Worte Neji entschlüpft, bevor er selber genau realisieren konnte, was er da gesagt hatte. Obwohl die Worte der Wahrheit entsprachen, fühlte er sich, als hätte er Sakura gegenüber einen schrecklichen Fehler begangen. Da wurde Sakura von der Hokage und auch von seinem Onkel Verschwiegenheit befohlen und er selbst konnte den Mund nicht halten. „Was meinst du damit?“ Skeptisch blickte Tenten Neji bei seinen Worten an. Ihr Körper war angespannt, als wolle sie jeden Moment wegrennen oder kämpfen. Was wahrscheinlich auch gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt war. Dennoch blieb sie stehen. Mit einem energischen Ruck riss sie sich aus Nejis Griff los und verschränkte ihre nun freien Arme vor der Brust. Während Tenten noch auf eine Antwort Nejis wartete, dachte dieser fieberhaft nach, wie er sich und vor allem Sakura aus dieser misslichen Lage retten konnte. Er konnte nicht die Wahrheit sagen, aber er konnte so nahe wie möglich daran bleiben und nur ein paar kleine, sehr wichtige Fakten, abändern. „Wollen wir woanders reden?“ schlug Neji erst einmal vor. Zum Einen, um Zeit zu schinden, um seinem provisorischen Plan ein wenig Kontur zu verleihen, zum Anderen, weil Neji nicht wollte, dass jemand etwas von diesem Gespräch mitbekam. Er wollte Sakuras Ruf nicht beschädigen. Tenten jedoch schien seine Meinung nicht zu teilen oder dachte einfach nicht darüber nach. Mit abweisender Stimme stellte sie Neji vor die Wahl. „Entweder du redest jetzt mit mir oder lass es bleiben.“ Seufzend gab sich Neji geschlafen. Dann würde er das eben hier, mitten auf der Straße regeln. Er war froh, dass Tenten ihm überhaupt eine Chance gab sich zu erklären. Zum Glück war diese Straße nicht sonderlich belebt.   Wo sollte sie als nächstes hingehen? Nach einiger Zeit war es im Park langweilig geworden. Sakura hatte daraufhin beschlossen, erst einmal einen ausgiebigen Spaziergang zu unternehmen. Anfangs hatte Sakura versucht, stark besuchte Gegenden zu meiden. Allein der Gedanke daran, dass sie sich morgen Tsunades Wut stellen musste, ließ Sakura frösteln. Sie hoffte, die Hokage würde ein wenig Nachsicht mit ihr zeigen. Ja, Sakura hätte einfach anrufen und sich den Tag frei nehmen sollen. Es wäre besser gewesen. Jetzt war es jedoch zu spät. Nach einer guten Stunde wurde jedoch auch der Spaziergang langweilig und wenig erholsam. Ihre Gedanken hatten nicht nur um ihre morgige Strafpredigt gekreist, sondern –wie konnte es anders sein – auch um Neji und Sasuke. Sakura war froh, dass sie sich jetzt wohl an Ino wenden konnte, wenn sie Probleme mit Neji haben sollte. Ihre Freundschaft war zwar nicht wieder auf Werkseinstellung zurückgesetzt worden, aber es hatte doch einen guten Fortschritt zwischen ihnen gegeben. Nur leider löste das ihr Männerproblem nicht. Bis jetzt hatte sie noch keine Idee gehabt, wie sie Neji wieder unter die Augen treten sollte. Der Spaziergang hatte auch nicht geholfen. Und weil sie langsam Hunger bekam, beschloss Sakura erst einmal in einem Café zu frühstücken, wenngleich etwas spät. Nachdem sie ein sehr leckeres Croissant mit Schokoladenfüllung, ein Rosinenbrötchen und ein Käsesandwich verdrückt hatte – dazu hatte sie einen heißen, überaus leckeren Kakao getrunken – fühlte sich Sakura besser. Ihre Probleme waren nicht verschwunden, doch sie hatte diese ein wenig von sich schieben können. Ein wenig Abstand zu ihrem Problemen und Sorgen würde sicherlich hilfreich sein. Daher beschloss Sakura einen kleinen, gemütlichen Einkaufsbummel zu unternehmen. Sie wollte in eine Bücherei gehen, einen Kräuterladen und falls sie in der richtigen Stimmung war, auch noch in einen Brautmodenladen. Ein solch entspannter, ganz normaler Tag, würde ihr eventuell helfen, herauszufinden was – vielleicht auch wen – sie wollte und wie sie ihr Leben wieder in den Griff bekommen konnte. Als Sakura das Café verließ, überkam Sakura das Gefühl, beobachtet zu werden. Schon wieder. Bereits im Park und auch beim Spaziergang hatte sie sich beobachtet gefühlt. Doch immer, wenn sie sich umsah, konnte sie niemand verdächtiges sehen. So wie auch jetzt. Als sie einen Blick über ihre Schulter warf, konnte Sakura nur eine alte Frau mit einer Jüngeren in Begleitung entdecken, die gerade Taschen voller Einkäufe mit sich herum trugen. Seufzend schüttelte Sakura den Kopf, ehe sie sich wieder in Bewegung setzte. Sicherlich waren ihre Nerven einfach überspannt und gereizt, sodass sie sich das alles einfach einbildete. Der Buchladen, zu dem sie wollte, würde sicherlich helfen, ihr Gemüt zu beruhigen. Außerdem wollte sie sich einen Groschenroman zulegen. Sie wollte wirklich herausfinden, ob solch ein Buch ihr vielleicht helfen konnte.   Was sollte dieses Theater? Das klang wie eine Seifenoper! Nein, noch kitschiger. So etwas gab es doch nicht. Das so etwas heute noch passierte, bezweifelte Tenten. Gut, weil man einen über den Durst getrunken hat und dann im Bett gelandet ist…. Das mochte Tenten ja noch verstehen. Aber dass Sakura von dieser einen Nacht gleich schwanger wurde und das daraufhin Nejis Onkel auf eine Hochzeit bestand… Das klang wirklich wie das kitschige Skript einer Seifenoper. „Also seid ihr beide nur ein Paar und miteinander verlobt, weil du Sakura geschwängert hast, ja?“ Am liebsten würde sei heulen. Tenten wusste nicht, ob das hier wirklich überstehen würde. Jedes Wort von Neji tat weh. Was war besser? Das Sakura und Neji ineinander verliebt waren und sie aus Liebe heiraten und sogar ein Kind gezeugt hatten oder dass dies alles nur auf einen Unfall basierte? Ach, es war egal. Es tat weh. Tentens Herz schmerzte. Und wie es schmerzte! Zu allem Übel merkte sie, wie sich die Tränen in ihren Augen sammelten. Oh nein, sie würde hier nicht losweinen. Ganz gewiss nicht vor Neji! Um ihren Schmerz und den Liebeskummer nicht vor Neji zu offenbaren, wurde Tenten lieber wütend. Noch immer hatte sie die Arme vor der Brust verschränkt und schnaubte abfällig. „Und das alles soll ich dir glauben?“ „Du sollst nicht, ich bitte dich“, entgegnete Neji ruhig, wenngleich sich Tenten einbildete, für einen kurzen Moment einen schmerzhaften Schatten über seine Augen huschen zu sehen. „Ach, und wie kam es, dass du und Sakura euch getroffen habt? Alleine? Und ihr dann auch noch zusammen getrunken habt? Das sieht keinem von euch ähnlich.“ Diese Sache an der Geschichte störte Tenten am meisten. Sakura hatte immer gewusst, wie es um Tentens Gefühle für Neji stand. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie Neji einfach alleine besucht hatte. Das hatten die beiden nie vorher getan. Zumindest hatte Tenten nichts davon gewusst. War sie etwa schon längere Zeit von den beiden belogen worden? Als sie Neji damit konfrontierte, wendete dieser den Blick für einen kurzen Moment von Tenten ab, ehe er sie wieder ansah. Also hatten sie. „Wie lange geht das schon so? Wie lange trefft ihr euch heimlich?“ verlangte Tenten mit schneidender Stimme zu wissen, in der ihr Schmerz mitschwang. Inzwischen musste sie gegen die Tränen ankämpfen. Zu wissen, dass ihre ehemals beste Freundin sie belogen und betrogen hatte, tat fast genauso weh wie zu wissen, dass sie niemals eine Zukunft mit Neji haben würde. „So ist das nicht. Tenten, es war wirklich nur dieses eine Mal“, begann Neji. „Du willst sagen, ihr habt seit dieser Zeit nicht einmal miteinander geschlafen?“ Ein hysterischer Lachanfall stieg in Tenten auf, den sie jedoch gerade noch so unterdrücken konnte. Stattdessen schnaubte sie abfällig. „Ich bin doch nicht blöd, Neji. Verarsch mich nicht.“ „Es ist aber wahr. Ich glaube, für Sakura bin ich nur ein Freund. Da ist keine Liebe.“ Tenten wollte eine abfällige Bemerkung von sich geben. Das war alles einfach nur lächerlich. Doch etwas in Nejis Stimme, ließ Tenten innehalten und sich ihren Teamkollegen genauer ansehen. Obwohl er wohl für die meisten ganz normal aussah, bemerkte Tenten, die ihn schon seit Jahren kannte, die etwas eingesackten Schultern und den traurigen Ausdruck in seinen Augen. Was auch immer zwischen Sakura und Neji war, es war nicht die große Liebe, von der man ausgehen sollte. War es letztendlich so, dass Neji sich in Sakura verliebt hatte, nicht aber umgekehrt? Es war irgendwie eine ziemlich ironische Situation. Schon fast lächerlich, wäre Nejis Sorge und Kummer nicht für sie greifbar. Verdammt, wollte Neji jetzt etwa aufmunternde Worte von ihr hören? Nein, das konnte sich Tenten nicht vorstellen. Anfangs wollte sich Neji doch nur bei ihr entschuldigen. Ein kleiner Seufzer, in dem auch ihr Kummer mitschwang, entfuhr Tenten. „Fein, ich glaube dir, dass vorher nie etwas zwischen euch war. Aber wie kann es dann sein, dass dieser eine Abend zustande gekommen ist?“ verlangte Tenten zu wissen und versuchte so, das Thema in etwas andere Bahnen zu lenken. Außerdem wollte sie noch immer die Wahrheit wissen. Einen kurzen Moment zögerte Neji, dann strafften sich seine Schultern und er erwiderte ihren Blick. Der Schmerz war verschwunden. Hinter den weißen Augen, unter einer Maske, versteckt. „Es geschah auf einer Mission. Glaub mir, es war nicht geplant gewesen.“ Kurz schnaubte Tenten auf, verkniff sich jedoch eine bissige Bemerkung. Stattdessen fragte sie nur: „Hast du sie damals schon geliebt?“ Ein Kopfschütteln war die Antwort. Aber selbst wenn er das damals nicht getan hatte, inzwischen liebte Neji Sakura. Das wusste Tenten inzwischen mit Sicherheit. „Wir sollten Sakura weiter suchen. Ansonsten finden wir sie nie.“   „Oh, das sieht wunderbar aus! Wie eine Prinzessin! Einfach wie für Sie gemacht!“ Überschwänglich lobte die Frau Sakura. Es war ihr ein wenig peinlich. Unangenehm berührt, errötete sie. Vielleicht hätte sie doch auf Hinata warten sollen. Aber als Sakura an dem Brautmodenladen vorbei gekommen war, hatte sie sich entschieden, wenigsten mal einen Blick auf die Kleider zu werfen. Gleich eines der Kleider anzuprobieren, war nicht der Plan gewesen. Das Sakura jetzt schon das sechste Kleid trug, hatte sie beim besten Willen nicht vorgehabt. Bislang hatten alle Kleider Sakura gut gefallen. Sie waren alle schön geschnitten und von guter Qualität. Aber die Verkäuferin hatte Recht. Dieses Kleid war wie für Sakura gemacht. Es war trägerlos. Normalerweise ein Kleidungsstück, von dem sie die Finger ließ. Ihre sowieso schon kleine Oberweite, wirkte in solchen Kleidern immer verloren. Doch in diesem Kleid war es anders. Ihre kleine Oberweite verschwand nicht, nein, sie schien sogar etwas größer zu sein als es eigentlich der Fall war, dank der gut geschnittenen Form. Und an der Tatsache, dass das Kleid so geschnitten war, dass ihre Oberweite ein wenig nach oben gepresst wurde. An Taille und Hüfte lag das Kleid eng an. Da die Hochzeit stattfinden würde, bevor ihr Bauch noch sonderlich größer werden würde, sollte die Schwangerschaft diesbezüglich also kein Problem darstellen. Von der Hüfte an wurde das Kleid weiter und fiel in mittelgroße Falten ab, die nach links gewunden waren. Eine aufgestickte, blassrosa Blume markierte den Übergang des engtaillierten Kleides zu den Falten. Generell waren an dem cremefarben gehaltenen Kleid kleinere, kunstvolle Stickereien angebracht, die sich jedoch auf den Oberkörper beschränkten. Dabei handelte es sich um kleine Blüten beziehungsweise Blumen. Wenn Sakura es richtig erkannte, waren es Kirsch-und Pflaumenblüten. Gerade wegen der Farbe und der Stickereien harmonierte das Kleid wunderbar mit Sakuras Blässe und ihren Haaren. Ja, in der Tat, das Kleid war wie für sie gemacht. „Ich sollte es langsam ausziehen“, beschloss Sakura, obwohl ihr Blick weiter auf den Spiegel gerichtet war, in dem sie sich in dem wunderschönen Brautkleid bewundern konnte. „Möchten Sie noch ein anderes Kleid anprobieren?“ erkundigte sich gerade die Verkäuferin, als sich die Ladentür öffnete. Sowohl die in die Jahre gekommene Verkäuferin als auch Sakura drehten sich automatisch zur Tür. Während die Verkäuferin davon ausging, neue Kundschaft begrüßen zu können, riss Sakura nur überrascht die Augen auf. Wunderschön. Das war das erste Wort, dass Tenten in den Sinn kam, als sie Sakura in diesem cremefarbenen Brautkleid sah. Das Zweite, was Tenten in den Kopf kam, war, wie erleichtert und froh – nein schon überschwänglich – Neji bei Sakuras Anblick reagierte. Kaum hatte er Sakura erblickt gehabt, war er auch schon auf sie zu gerannt, hatte sie in die Arme geschlossen und erkundigte sich gerade das dritte Mal, ob es Sakura auch sicherlich gut ging. Diese wand sich ein wenig und vermied einen direkten Blickkontakt mit Neji. Tja, anscheinend hatte Neji nicht gelogen, als er gemeint hatte, dass Sakura Neji wohl nicht liebte. Deswegen schmerzte der Anblick Tenten jedoch nicht weniger. Sie hatte Neji an Sakura verloren, die anscheinend nicht einmal zu schätzen wusste, was sie an ihm hatte.   Wenn Tenten nur wüsste, wie es in Sakura aussah. Wenn sie auch nur im Entferntesten erahnen könnte, was für ein Chaos in ihr herrschte, würde sie womöglich anders denken. Einerseits war Sakura überrascht, Neji mit Tenten zu sehen. Diesbezüglich würde sie später noch die Antwort fordern. Andererseits war sie auch überrumpelt, dass Neji sie anscheinend gesucht hatte. Die Erleichterung Nejis war deutlich zu erkennen. Auch die Sorge, die Sakura verursacht hatte, hatte sie bemerkt. Und doch, obwohl sie Neji umarmen und ihn küssen wollte, tat sie nichts, sondern stammelte nur ein paar Entschuldigungen vor sich hin. Verdammt, wieso benahm sie sich so bescheuert! Wäre Sasuke doch nie aufgetaucht! Oder besser, wäre sie doch nicht so willensschwach gewesen und hätte sich dem Uchiha hingegeben! „Ich hätte dir sagen sollen, dass ich nicht zur Arbeit gehe. Es tut mir Leid.“ „Und dir geht es wirklich gut?“ fragte Neji erneut. „Ja, wirklich. Ich war spazieren, einkaufen und na ja…. Wie du siehst, habe ich gerade Hochzeitskleider anprobiert.“ Um ihre Worte zu unterstreichen, streckte sie die Arme aus. Ein wenig belanglose Konversation ging in Ordnung. Auch wenn die Schuldgefühle wieder hochkamen, übernahmen sie nicht die Oberhand. Anerkennend wanderte Nejis Blick über Sakura hinweg. Bei seiner Musterung merkte Sakura, wie ihr die Röte ins Gesicht stieg. Ihr war es etwas unangenehm, dass Neji sie jetzt im Brautkleid sah. Sollte er das nicht erst bei der Hochzeit tun? Brachte das nicht Unglück? Entsetzt riss Sakura die Augen auf. „Neji, du darfst mich doch gar nicht im Hochzeitskleid sehen!“ Als ob es etwas ändern würde, drehte sich Sakura um und stand nun mit dem Rücken zu Neji. Während dieser beteuerte, es würde nichts schaden und kein Unglück bringen, bemerkte niemand, wie Tenten schweigend und fast geräuschlos, den Tränen nahe, das Geschäft verließ.   Sakura sah in dem Kleid gut aus. Mehr als gut. Es stand ihr und unterstrich ihre Vorzüge. Obwohl Sasuke sie nur aus der Entfernung sehen konnte, gefiel ihm, was er sah. Nun, bis eben zumindest. Jetzt stand Neji bei ihr. So wie er sich aufführte, benahm er sich, als gehörten er und Sakura zusammen. Aber falsch. Sie gehörte zu ihm. Das würde Sasuke schon noch deutlich machen. Neji glaubte die Wahrheit zu kennen, doch was Neji – im Gegensatz zu Sasuke – nicht sah, war, wie sich Sakura benahm. Sasuke wusste zwar nicht, wie genau die Beziehung zwischen Sakura und dem Hyuuga aussah, doch was er wusste war, dass Sakura nicht bedingungslos hinter Neji stand. Nein, würde sie Neji wirklich lieben, hätte sie sich ihm nicht hingegeben. Weder vor einigen Monaten noch letzte Nacht. Und sie würde auch nicht jetzt den Blickkontakt zu Neji meiden. Sakura mochte es momentan noch genauso wenig wissen wie Neji, aber er würde ihr zeigen, dass sie zu ihm gehörte. Schon immer. Wie all die Zeit schon zuvor, in der Sasuke es ihr einfach nur nicht gezeigt beziehungsweise gesagt hatte. Heute Nacht. Heute Nacht würde er es ihr zeigen. All die Jahre zuvor hatte Sasuke die Gewissheit gehabt, dass Sakura auf ihn warten würde. Nie hatte er daran gezweifelt. Doch jetzt hatte ihm die Hokage einen Strich durch die Rechnung gemacht. Momentan hatte Sasuke die Prioritäten ein wenig geändert. Normalerweise war der Tod seines Bruders die wichtigste Aufgabe für ihn. Jetzt, wo Sakura von ihm schwanger war, hatte sich das geändert. Genau deswegen musste Sakura auch mit ihm kommen. Sasuke konnte sich nicht zu lange hier aufhalten und die Suche nach seinem verhassten Bruder aufgeben. Er würde Sakura noch ein bisschen Zeit geben, aber heute würde er damit anfangen, ihr zu zeigen, dass sie zusammen gehörten. Innerlich zufrieden lächelnd, machte sich Sasuke auf den Weg zum Waldstück, das Konoha umgab. Es würde nicht mehr lange dauern. Heute Nacht tat er den ersten Schritt und bald waren sie wieder miteinander vereint. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)