Entscheidung fürs Leben von Yuri91 (Liebe ist keine Kopfsache...) ================================================================================ Kapitel 5: Einmal neuer Vater zum Mitnehmen, bitte! --------------------------------------------------- Sakura hatte Bauchschmerzen. Ihr Magen krampfte sich derart heftig zusammen, dass es sie nicht gewundert hätte, wenn sie sich auch gleich noch erbrochen hätte. Das war nur die Panik, die sie überkam. Die Panik, weil sie gleich erfahren würde, wen Sakura als den Vater ihres Ungeborenen ausgeben musste. Mit zittrigen, verschwitzten Händen hielt sich Sakura den Magen. Noch nie hatte sie sich so unwohl in ihrer Haut gefühlt. Noch nie hatte Sakura sich so sehnlichst an einen anderen Ort gewünscht. Egal wohin, Hauptsache nicht vor der Haustür der Hyugas. Doch leider wurde ihr Wunsch nicht erfüllt. Stattdessen wartete Sakura darauf, dass ihr jemand die Tür öffnete. Noch während Sakura in Tsunades Büro gesessen hatte, hatte die Hokage das Oberhaupt des Hyuga-Clans angerufen. Über das Telefon hindurch hatte Tsunade Hiashi Hyuga über alles aufgeklärt und ihn gebeten einen möglichen „Kandidaten“ für die Vaterrolle auszusuchen. Anschließend hatte Tsunade Sakura angewiesen, sich am Nachmittag mit Hiashi Hyuga zu treffen, um zu erfahren, mit wem sie ab sofort eine gespielte Beziehung führen würde. Um ehrlich zu sein, Sakura konnte sich besseres vorstellen. Zum Beispiel irgendwelche Strafarbeiten, ein gefährlicher Kampf oder ähnliches. Sogar Sasuke würde sie jetzt lieber sehen. Es war ja nicht nur so, dass sie eine Beziehung mit jemandem vorspielen musste, sondern dass noch weitere Leute von ihrem Fehltritt erfuhren. Sakura würde sowieso Gesprächsthema Nummer eins werden, sobald herauskam das sie schwanger war. Eine Abtreibung hatte Sakura schon von Anfang an ausgeschlossen. Adoption war auch nie eine Option gewesen. Ein Freund – auch ein falscher – würde nichts daran ändern. Schließlich wäre sie ja immer noch schwanger. Und das mehr oder weniger gleich zu Beginn einer Beziehung. Dennoch würde diese Scheinbeziehung ihr Kind retten. Dessen war sich Sakura mehr als bewusst. Trotzdem änderte es nicht daran, dass sie kurz vor einer ausgewachsenen Hysterie stand. Hinter der Haustür hörte Sakura Schritte. Nur Sekunden später wurde die schwere Holztür geöffnet. Zu ihrer Überraschung hatte Hiashi selbst die Tür geöffnet. Groß, machtvoll und autoritär stand er vor Sakura. Er war eindeutig eine eindrucksvolle Erscheinung. Lange, schwarze Haare, markante und edle Gesichtszüge, die auch Neji geerbt hatte und natürlich die großen, eindrucksvollen Hyuga-Augen. Einen Moment lang ließ Hiashi Hyuga seinen Blick über Sakura wandern. Während dieser Musterung kam sich Sakura wie ein ekliges Insekt unter einer Lupe vor. Dennoch sagte sie nichts dagegen. Schließlich war sie hier auf Befehl von Tsunade und würde von Hiashi Hilfe erhalten. „Sakura Haruno, komm herein.“ Auch wenn die Wortwahl als Bitte formuliert war, klang es eindeutig wie ein Befehl. Ohne zu Zögern betrat Sakura das Anwesen. Sie kannte sich hier aus. Sie sah nichts neues. Dennoch fühlte sie sich, als würde sie Neuland betreten. Schweigend folgte Sakura Hiashi. Ihr Blick war auf den Boden geheftet. Während sie ihm folgte, versuchte Sakura die Panik zu bekämpfen. Immer schön tief ein-und ausatmen. An ja nichts anderes denken. Sakura war stark. Klug. Diszipliniert. Selbstsicher. Sie würde mit allem fertig werden. Das hier war nur ein kleiner Stolperstein in ihrem Leben. Mehr nicht. Nichts, womit sie nicht fertig werden würde. Egal wen sie als „Freund“ vor die Nase gesetzt bekommen würde, sie würde damit klar kommen. So tief Sakura in Gedanken versunken war, bemerkte sie nur am Rande wie Hiashi stehen geblieben war. Im letzten Moment konnte Sakura anhalten, bevor sie in das Oberhaupt der Hyugas gelaufen wäre. Hiashi war im Türrahmen stehen geblieben und hatte sich zu Sakura umgedreht. „Nach Ihnen“, bedeutete Hiashi mit einer Handbewegung an, sodass Sakura an ihm vorbei in das dahinter liegende Zimmer ging. Es handelte sich um das Büro von Hiashi. Sakura selbst war noch nie hier gewesen, wusste aber von Neji und Hinata aus Erzählungen, dass dies das Büro des Clanoberhauptes sein musste. „Nehmen Sie Platz.“ Mit einer weiteren galanten Handbewegung bedeutete Hiashi Sakura Platz zu nehmen. Das Büro war teuer eingerichtet und zeugte von Macht. Ein großer, dunkler Schreibtisch dominierte das Zimmer. Dahinter ließ sich Hiashi auch sogleich nieder. Er sah imposant dahinter aus. Ansonsten gab es in dem Büro einen schwarzen Ledersessel, auf dem Sakura Platz nahm, sowie eine schwarze Couch an der rechten Wand. Ein großer Schrank, sicherlich voll mit etlichen Akten, stand der Couch gegenüber. Außer einigen Gemälden an den Wänden gab es keine weitere Möblierung. Dieser Raum war dafür gemacht, das Besucher sich unwohl fühlten. Sicherlich empfing Hiashi hier nicht jeden. Und wahrscheinlich arbeitete er hier und lenkte von hier aus die Geschicke des Clans. Dennoch oder gerade deswegen, hoffte Sakura sie würde nicht lange hier sitzen müssen. Hiashi hatte die Hände locker auf die große Schreibtischfläche gelegt. Sein Blick ruhte unverwandt auf Sakura. Erneut fühlte sie sich wie ein großes, ekliges Insekt. Dennoch versuchte sie den undefinierbaren Blick Hiashis zu erwidern. Das war leichter als gesagt. Daher war sie mehr als glücklich, dass sie den Blick nicht abwandte. „Die Hokage hat mir erzählt was zwischen Ihnen und dem abtrünnigen Uchiha vorgefallen ist.“ Obwohl Sakura dabei gewesen war als Tsunade Hiashi davon berichtet hatte, fühlte sich Sakura dennoch mehr als unwohl als Hiashi das Thema anschnitt. Verdammt, konnte das denn nicht einfach still und ruhig über die Bühne gehen? Und vor allem schnell! Sakura wusste nicht ob Hiashi eine Antwort von ihr erwartete oder nicht. Daher nickte sie nur kurz. „Ich stimme vollkommen mit der Hokage überein, das Ihr Kind sicher aufwachsen muss. Um für die Sicherheit des Kindes sorgen zu können, wird ein Mann meines Clans als Vater des Kindes fungieren. Dies hat die Hokage Ihnen wahrscheinlich bereits mitgeteilt.“ Erneut nickte Sakura. Hiashi klang sehr geschäftsmäßig. Mehr konnte sie nicht erkennen. Ob Hiashi irgendwelche Hintergedanken hatte, war Sakura unklar. Ihr passte es gar nicht das Tsunade und Hiashi über ihren Kopf hinweg entschieden hatten was mit ihr und ihrem Kind passieren sollte. Doch sie konnte sich schlecht gegen das Oberhaupt von Konoha und damit ihrer direkten Vorgesetzten stellen. „Damit Ihr Kind in Sicherheit aufwachsen kann, werden Sie mit Ihrem Kind hier auf dem Clangut leben. Für Lebensmittel, Räumlichkeiten und Kleidung für das Kind werde ich sorgen. Sie müssen nichts dafür zahlen. Ebenso werde ich mich um das Kind kümmern, wenn Sie auf Mission sind.“ Bei dieser Ankündigung presste Sakura die Kiefer fest aufeinander. Sie wusste was Hiashi vorhatte. Er wollte ihr das Kind wegnehmen. Wahrscheinlich war er an den Uchiha-Genen interessiert. Unter dem Deckmantel der Sicherheit sollte natürlich alles ablaufen! Und damit Sakura den Mund hielt, wurde sie sozusagen mit freier Kost und Logis gekauft! Aber da würde Sakura nicht mitmachen! Auch wenn Tsunade und Hiashi vielleicht in diesem Fall das Sagen hatten, würde Sakura sicherlich nicht wortlos alles hinnehmen. Sie würde weder sich noch ihr Kind verkaufen! „Sie meinen, Sie wollen sich um die Erziehung meines Kindes kümmern.“ Sakura hoffte sie klang nicht zu unhöflich, gleichzeitig aber auch entschieden und kämpferisch. Kurz zog Hiashi bei ihrer Bemerkung die Augenbrauen in die Höhe. Nur ein kleiner Ausrutscher der ansonst perfekten Maske. „So würde ich es nicht ausdrücken. Ich möchte nur sicherstellen, dass das Kind sicher aufwächst. Und das nicht noch ein Uchiha abtrünnig wird.“ Daraufhin verschlug es Sakura die Sprache. Sie wusste nichts darauf zu erwidern. Ja, der Uchiha-Clan hatte schon einige Abtrünnige hervor gebracht. Vor allem sehr mächtige. Sasuke und sein älterer Bruder waren nur ein Beispiel. Dennoch war Abtrünnigkeit nichts, was vererbt wurde. Bevor Sakura etwas darauf erwidern konnte, klopfte es an der Tür. Für Hiashi war die Sache damit anscheinend geklärt. „Ah. Dies wird der zukünftige Vater sein.“ Bei dieser Ankündigung schlug Sakuras Herz schneller. Verdammt! Sie war noch nicht bereit! Auch wenn Sakura wissen wollte mit wem sie eine fake-Familie darstellen musste, so wollte sie jetzt erst über die Zukunft ihres Ungeborenen sprechen! Leider fehlte Sakura dafür die Zeit. Man mochte es kaum glauben, aber im Moment war es Sakura tatsächlich egal, wer da vor der Tür stand. Sie wollte schon den Mund aufmachen und Hiashi erklären das sie hier noch nicht miteinander fertig waren, als das Hyugaoberhaupt „Herein“ rief und sich die Tür öffnete. Obwohl Sakura erst weiter verhandeln wollte, war die Spannung und Neugierde für den Moment größer. So kam es das sie sich in dem bequemen Sessel umdrehte und zur Tür blickte. Ohne lange warten zu müssen, öffnete sich die Tür und ihr zukünftiger „Freund“ betrat den Raum. Als Sakura den jungen Mann in der Tür stehen sah, fielen ihr beinahe die Augen aus dem Kopf. Auf jeden Fall klappte ihr der Unterkiefer herunter. „Du hast mich rufen lassen Onkel.“ „Ja. Setz dich. Ich habe eine wichtige Aufgabe für dich.“ Während Neji den Raum betrat, blickte er kurz fragend zu Sakura. Der Schock war viel zu groß. Das konnte doch nur ein Scherz sein. Neji war einer ihrer besten Freunde! Und anscheinend hatte er keine Ahnung worum es ging. Da Sakura auf dem Sessel saß, schien Neji es zu bevorzugen zu stehen. Neben ihrem Sessel positionierte er sich, den Blick unverwandt auf seinen Onkel gerichtet. „Neji, du bist mit Sakura befreundet, richtig?“ Sowohl Sakura als auch sicherlich Neji war klar, dass dies keine wirkliche Frage war. Dennoch bejahte Neji. Sakura musste ihm Respekt zollen. Neji hatte keine Ahnung was er hier machte. Geschweige denn von ihr. Dennoch ließ er sich seine Verwirrung nicht anmerken. Diese Maske, die sowohl Neji als auch Hiashi zur Schau trugen, war wohl eine Eigenart der Männer des Hyugaclans. „Du wirst ab sofort mit Sakura Haruno verlobt sein und sich um ihr ungeborenes Kind kümmern und in Zukunft als dessen Vater fungieren.“ Sakura war ja auf diese Neuigkeiten gefasst gewesen, wenngleich sie bisher nichts von der Verlobung gewusst hatte. Neji dagegen traf diese Ankündigung völlig unerwartet. Dennoch nahm er es deutlich besser auf als Sakura, ihrer Meinung nach zumindest. Zunächst wurde Neji blass. Seine Augen weiteten sich ein wenig und er blickte kurz verwirrt zu Sakura und dann zurück zu seinem Onkel. „Onkel, würdest du das bitte näher erklären?“ bat Neji. Wow, Sakura kam nicht umher zu bewundern wie gefasst Neji klang. Auch während Hiashis Erklärung veränderte sich Nejis Gesichtausdruck kaum. Sein Körper dagegen wurde angespannt. Ab und an zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. Nach Hiashis Erklärung herrschte erst einmal ein unwohles Schweigen. Zumindest empfand es Sakura als solches. Hiashi dagegen wirkte, als wäre ihm das alles mehr oder weniger egal. „Noch irgendwelche Fragen? Nein? Gut, dann wäre alles geklärt und ihr zwei könnt gehen.“ Hiashi ließ weder Neji noch ihr eine Chance Widerworte einzulegen. Ehe sich Sakura versah, stand sie mit ihrem neuen „Freund“ vor verschlossener Bürotür im Flur. „Sakura, habe ich das gerade alles geträumt?“ Als Neji Sakura jetzt ansah, hatte er seine Maske fallen lassen. Blass, mit große Augen und voller Unglauben blickte Neji sie an. Voller Unbehagen schüttelte Sakura den Kopf. „Tut mir Leid, nein. Sorry das ich dich da mit reingezogen habe. Aber Tsunade und Hiashi haben über meinen Kopf hinweg entschlossen das ein Hyuga den Platz von Sasuke als Vater einnehmen soll.“ Es fiel Sakura deutlich leichter als gedacht mit Neji darüber zu reden. Vielleicht weil Hiashi Neji bereits geschildert hatte was geschehen war und was nun geschehen sollte. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass Sakura völlig unter Schock stand. „Ganz ehrlich, ich weiß nicht was mich fassungsloser macht. Das du auf Sasuke reingefallen bist oder das ich jetzt die Scheiße als dein Verlobter ausbaden muss.“ Bei Nejis Worten fühlte sich Sakura als hätte er sie gerade geohrfeigt. Wut kam in ihr auf. Wut auf Sasuke, dass er sie verführt hatte. Wut auf sich, weil sie sich hatte verführen lassen. Wut auf Tsunade und Hiashi, die ihre Zukunft einfach bestimmten. Wut auf Neji, für das, was er gesagt hatte. Und obwohl Neji wohl allen voran nichts mit dem Ganzen zu tun hatte und eigentlich das Opfer hier war, brach die Wut aus Sakura heraus und entlud sich über Neji. „Denkst du etwa ich wollte das alles? Denkst du ich wollte schwanger werden? Dich mit da reinziehen? Denkst du allen Ernstes ich will das alles hier?!“ Nach ihrer Wutattacke atmete Sakura schwer. Am liebsten würde sie noch so einiges loswerden was ihr auf der Seele lag. Dennoch schwieg sie. Insgeheim wusste sie schließlich das Neji nichts von ihrer Wut verdient hatte. Zu seinem Glück schwieg Neji und ließ ihren Wutausbruch unkommentiert. Stattdessen hatte er wieder seine Maske aufgesetzt. „Ich denke wir sollten in etwas ungestörterer Umgebung miteinander reden.“ Neji drehte sich um und ging davon. Blinzelnd blickte Sakura ihm überrascht hinterher. Dann besann sie sich und folgte ihm schnell. Natürlich hatte er Recht. Das hieß jedoch nicht, dass es ihr gefiel. Allerdings hatte Neji recht das sie noch über so einiges zu reden hatten. Verdammt, das hier war eindeutig der schlimmste Tag in ihrem bisherigen Leben. Fast eine Viertelstunde lang hatten Sakura und Neji schweigend in seinem Zimmer gesessen. Immer wieder war Neji durch sein Zimmer getigert, hatte ihr hin und wieder undefinierbare Blicke zugeworfen, geseufzt und sich hingesetzt, nur um kurz darauf seine Wanderung durch das Zimmer wieder aufzunehmen. Irgendwann war es Sakura zu bunt geworden. „Jetzt setz dich endlich hin und lass uns reden!“ verlangte sie. Sie hatte zwar ihre Stimme nicht erhoben, dennoch klang sie entschieden. Wortlos beendete Neji seine Wanderung und ließ sich Sakura gegenüber auf den Boden nieder. Beide saßen sie auf weichen Kissen auf dem Boden. Eine Entschlossenheit und Selbstsicherheit, die Sakura bis vor kurzem nicht empfunden hatte, nahm sich ihrer an. Sie musste jetzt erst einmal tun, was getan werden musste. Es war wie bei einem Notfall im Krankenhaus. „Erst einmal wollte ich mich entschuldigen. Für all das was ich verbockt habe und was du jetzt für mich ausbaden musst.“ „Schon gut. Du konntest ja nicht ahnen gleich schwanger zu werden. Vor allem konntest du nicht ahnen was Tsunade dann so einfach entscheidet.“ Nejis Worte überraschten Sakura. Ehe sich Sakura versah, kamen ihr die Tränen. Kaum hatte sich die erste salzige Träne ihren Weg nach außen gebahnt, lag sie auch schon in Nejis Armen. In der tröstenden Umarmung eines guten Freundes und weinte. Weinte, entschuldigte sich mehrfach und war einfach nur froh, Neji im Moment um sich zu haben. Sakura war sich nicht sicher ob Neji vielleicht auch die ein oder andere Träne vergossen hatte. Zumindest glänzten seine Augen verdächtig, als sich Sakura von ihm löste, sich die letzten Tränenspuren vom Gesicht wischte und versuchte ein kleines, tapferes Lächeln aufzusetzen. „Danke“, schniefte Sakura. „Ich denke, wir sollten jetzt klären, wie wir das alles angehen. Schließlich sind wir ja jetzt offiziell ein Paar.“ „Und verlobt.“ Sakura versuchte es Positive zu sehen. Sie würde ihr Kind keinem Unbekannten überlassen. Ihr Freund würde sich mit ihr um ihr Kind kümmern. Besser konnte sie es in dieser Situation ja wohl kaum treffen! Dennoch fühlte sich Sakura schlecht. Sie würde Nejis Leben ruinieren! Ob Neji ihre Gedanken erahnte oder nicht, zumindest sagte er genau das Richtige, um Sakura aufzumuntern. „Keiner von uns hat eine Beziehung. Und wir tun ja nur so als ob wir uns lieben würden. Von daher können wir ja auch später einmal andere Beziehungen führen. Und ich muss mir jetzt keine Gedanken mehr darum machen, von irgendwelchen Frauen angegraben zu werden. Jetzt kann ich dich immer als Ausrede benutzen.“ Ein kleines Lächeln bildete sich auf Sakuras Lippen. „Ja und ich könnte auch von dieser Ausrede profitieren.“ Wobei Sakura es eindeutig nicht so nötig hatte sich die wenigen Verehrer vom Hals zu halten. „Richtig.“ Ebenso wie sie selbst, lächelte Neji zaghaft. „Wir schaffen das schon. Wir sind schließlich Freunde und keine Fremden“, versuchte er sie weiter aufzubauen. „Ja. Ja, du hast Recht.“ Entschieden nickte Sakura mit dem Kopf. Sie würde das schaffen. Für ihr Ungeborenes. Auch wenn Sakura ihr Kind noch nicht kannte, wollte sie nur das Beste für es. „Also zurück zu der Frage, wie wir auf einmal ein Paar wurden.“ „Na ja, wir könnten sagen, dass es auf Tentens Filmeabend zwischen uns gefunkt hätte. Und wir hätten uns danach auch mehrfach getroffen und entschieden das wir heiraten.“ Kurz dachte Sakura über Nejis Vorschlag nach. An sich klang das vernünftig. Wie Sakura damit umgehen sollte, dass sie ihre Freundin mit dieser ganzen Aktion verletzte, verdrängte sie für den Moment vorerst. Später würde sie sich damit befassen. „Ich verstehe das wir vorerst niemandem etwas davon gesagt hätten, wenn wir nach diesem Plan handeln. Aber warum gleich heiraten?“ Kurz dachte Neji nach, dann sagte er: „Hierbei können wir bei der Wahrheit bleiben. Mein Onkel wollte die Hochzeit. Und da wir uns lieben, haben wir nichts dagegen.“ Skeptisch zog Sakura eine Augenbraue in die Höhe. „Ich kann dir jetzt schon sagen, dass du allen das so erklären musst. Dafür kann ich nicht gut genug lügen.“ „Danke für dein Vertrauen in mein Talent.“ „Immer wieder gerne.“ Beide musste über diese Aussage lachen. Zum ersten Mal für den heutigen Tag hatte Sakura das Gefühl, dass sie das schaffen würde. Das ihr nicht alles über den Kopf hinaus wuchs. Mit Nejis Hilfe würde sie das in den Griff bekommen. Wie, wusste Sakura nicht. Aber die Hoffnung starb ja bekanntermaßen zuletzt. Und Freunde konnten zusammen so einiges bewältigen. Es war später Nachmittag. Fast den gesamten Tag über hatten Sakura und Neji geredet, geplant und diskutiert. So hatten sie entschieden, kurzen Prozess zu machen. Damit alles glaubwürdiger wirkte, würde Sakura zu Neji ziehen. Heute noch. Neji hatte deswegen mit Hiashi geredet und dieser hatte es befürwortet. Immerhin hatte Hiashi es letztendlich auch so gewollt. Wie Sakura bereits gesagt hatte, würde sie Neji es überlassen, allen von der Verlobung zu erzählen, die es wissen mussten. Lediglich Hinata würden sie einweihen. Schließlich war Hinata Nejis Cousine und die Nachfolgerin von Hiashi als Clanoberhaupt der Hyugas. Außerdem würden sie Hinata nicht anlügen können. Selbst wenn, würde Hinata sicherlich hinter den Bluff kommen. Schließlich war diese nicht blöd und lebte mit Neji unter einem Dach. Die Charade würde nicht lange halten. Jetzt war Sakura bei sich daheim und begann zu packen. Wehmütig blickte sie sich um. Eigentlich wollte sie hier nicht weg. Sie war hier aufgewachsen. Hatte eine schöne Kindheit mit ihrer Mutter erlebt. Dennoch würde sie diese Wohnung hinter sich lassen. Bisher hatte Sakura noch nicht über eine Kündigung der Wohnung nachgedacht. Das hatte noch Zeit. Stattdessen begann Sakura die wichtigsten Hygieneartikel einzupacken, ebenso Kleidung, ein paar wichtige Dokumente und das Fotoalbum aus ihrer Kindheit. Neji half ihr dabei. In den nächsten Tagen würde Sakura den Rest ihrer Besitztümer bei Neji unterbringen. Damit auch die Familie Hyuga die Charade schluckte, würde Sakura in Nejis Zimmer einziehen. Hiashi hatte bereits zugesagt, dass, sobald das Kind auf der Welt wäre, Sakura und Neji etwas mehr Platz erhalten würden. Eventuell sogar ein ganzes Stockwerk. Da würde dann genügend Platz vorhanden sein für all ihre Dinge. Vorerst würde Sakura noch einiges in Kisten bei Neji unterbringen. Schneller als gedacht war Sakura fertig. Neji ließ es sich nicht nehmen die zwei Kartons zu tragen. „Du bist schwanger“, lautete seine Begründung. Unkommentiert ließ Sakura zu das Neji als Packesel diente. In Zukunft würde sie davon sicherlich noch häufiger profitieren. Zu Fuß gingen sie schweigen zurück zum Hyuga-Anwesen. Nach kurzer Zeit jedoch fragte Neji: „Jetzt mal ganz ehrlich. Wie hast du dich nur auf Sasuke einlassen können?“ Seinem neugierigen Gesichtsausdruck nach, brannte Neji diese Frage schon länger unter den Nägeln. „Keine Ahnung“, antwortete Sakura ehrlich. „Ich hab das Gefühl, ich hatte mein Gehirn und gesunden Menschenverstand komplett ausgeschaltet.“ „So wirkt es auch.“ Neji brachte es etwas scherzhaft hervor, ansonsten hätten seine Worte sie sicherlich verletzt. Dennoch sprach Sakura nicht weiter. Über dieses Thema sprach sie weder jetzt noch wahrscheinlich in Zukunft gerne. Den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Für heute hatten sie beide bereits genug geredet. Als sie bei dem Hyuga-Anwesen ankam, wurde Sakura unsicher. Wenn sie jetzt das Haus betrat, würde ein neues Leben für sie beginnen. Ihr altes Leben wäre vorbei und ein komplett neues würde beginnen. Mit gemischten Gefühlen - sowohl Unsicherheit, Angst als auch Hoffnung rangen miteinander, ohne das es einen Sieger gab – betrat Sakura das Hyuga-Anwesen. Ihr neues Zuhause. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)