Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 82: 82. Katerstimmung ----------------------------- Die ersten Dinge die ich mich fragte waren, wo bin ich? Was war geschehen? Und warum rannte Klaus-Günther wieder fröhlich mit seinem übergroßen Hammer durch meinen Schädel, und schlug auf mein armes Hirn ein? Ja, ich hatte inzwischen dem kleinen Mann, der gelegentlich in meinen Schädel Amok lief einen Namen verpasst. Während der Zeit auf der letzten Zeltstadt war er fast mein ständiger, treuer Begleiter geworden. Besonders nach den ausgiebigen Trinkgelagen der Zwerge. Nun war er auch wieder da und verpasste mir einen sehr unangenehmen Weckruf. Doch nicht nur mein Kopf bereitete mir große Schmerzen. Nein. Nachdem ich zumindest langsam wieder zu mir kam, bekam ich auch ungewollt und nacheinander meine restlichen Körperteile zu spüren. Zunächst war da mein Rücken, dann mein Nacken und schließlich mein Hintern auf dem ich saß. Irritiert ging ich kurz noch ein paar Mal die Reihenfolge der Schmerzen durch und brummte ungewollt genervt. Das warf für mich neue Fragen auf. Wieso saß ich eigentlich? Hätte ich nicht liegen müssen? Normalerweise schon, dachte ich. Aber irgendetwas, oder vielmehr irgendjemand hielt mich fest. Denn ich konnte spüren, dass eine raue, grobe Hand meinen linken Arm fest umschlossen hatte. Hinter meinem Rücken befand sich ein weiterer Arm, der mich an meiner Hüfte umklammerte. Meinen rechten Arm konnte ich gar nicht bewegen, weil dieser zwischen mir und dem anderen Körper eingeklemmt war. Mein Kopf ruhte an einer breiten, kräftigen Schulter und auf diesem lag ein weitrerer ziemlich schwerer Schädel, der meinen eigenen ein bisschen herunter drückte. Das erklärte damit zumindest schon einmal die Schmerzen in meinem Nacken. Ein bisschen verwirrt rutschte ich an den bisher noch unbekannten Körper heran, der kurz laut aufschnarchte und mich dann noch einmal fester an sich zog. Das brachte mich vorerst zu Frage zwei in meinen sich sehr langsam drehenden Gedanken. Doch dank Klaus-Günthers Bemühungen, mein Erinnerungsvermögen ordentlich durch zu klopfen, bevor ich richtigen Zugriff darauf hatte, gab ich mich zunächst einmal den bestehenden Fakten hin. Und zwar waren da einmal ich, dann dieser andere Körper, der gelegentlich ein Brummen oder Schnarchen von sich gab und schließlich noch die Tatsache, dass ich irgendwo auf einem sehr harten Boden saß. Aber da war noch etwas. Es war vielleicht nur eine banale Kleinigkeit. Aber es war da. Ich spitzte kurz die Ohren. Ziemlich dumpf und leicht verzerrt, konnte ich Geräusche hören. Ich strengte meine Lauscher noch ein wenig mehr an, um festzustellen woher diese kamen und wer sie verursachte. Mein Gehör schien ziemlich empfindlich geworden zu sein. Denn ich konnte zumindest dahingehend schon einmal sagen, dass sie nicht an dem selben Ort waren wie ich und der fremde Körper neben mir. Zum Einen waren da Stimmen und zum Anderen ein ziemlich nervtötendes Geklapper von Geschirr, das hin und her geräumt wurde. Ich schnaufte einmal und grummelte vor mich hin. Wie zur Antwort darauf, gab der andere Körper ebenfalls ein solches Geräusch von sich. Als ich danach einmal ganz tief durchatmete, stieg mir ein sehr vertrauter, wohltuender Duft in die Nase, der meinen Körper trotz der ungelenken Haltung entspannen ließ. Ganz langsam kamen einzelne Bilder in mein verkatertes Bewusstsein. Doch sie ergaben für mich vorerst keinen Sinn. Ich erinnerte mich an eine überschwängliche Zwergenparty. An viel Gesang, an Wein, an Pfeifenkraut und an einen ziemlich bösen Streit. Ja! Der Streit! Plötzlich fiel es mir wieder ein. Ich hatte mit Bofur zusammen etwas geredet und dabei Alter Tobi geraucht. Danach war ich wegen irgendetwas sehr wütend auf Thorin gewesen. Ich hatte ihn geohrfeigt. Ihn angebrüllt, beschimpft und beschuldigt mich hintergangen zu haben. Dann erinnerte ich mich an Kälte und unerbittliche Stimmen in meinem Kopf, die sich gegenseitig bekriegten. Ich war unter diesem Druck zusammen gebrochen. Oin hatte mir einen Trank verabreicht, von dem ich hohes Fieber bekommen hatte. Ori war ausgerastet und hatte sich mit Thorin angelegt, der den armen Jungen wegen seiner Frechheit beinahe eine ordentliche Tracht Prügel verpasst hätte, wenn Dwalin nicht beherzt dazwischen gegangen wäre. Mein Herz begann mit einem Mal unheilvoll heftig zu pochen und mein Magen verkrampfte sich schmerzhaft. Ich hatte so viele schlimme Dinge gesagt und getan. Dinge, die ich inzwischen bis in alle Ewigkeit verdammte und bereute. Aber waren diese überhaupt von mir gekommen? Nein. Waren sie nicht, stellte ich kurz drauf fest. Das hatte mir alles diese schauderhafte, melodische Stimme eingebrockt, die in meinem Geist wie ein Berserker herum gewütet hatte. Zumindest so lange, bis sich anscheinend mein eigenes Gewissen eingeschaltet und mit dieser um die Gewalt über meine Gedanken gekämpft hatte. Dieser Kampf hatte ja schlussendlich dazu geführt, dass es mir sehr schlecht gegangen war. Klangrausch. So hatte es Oin genannt. Daran erinnerte ich mich auch noch. Und an ein sehr ernstes Gespräch, das Balin mit Thorin auf meinem Balkon geführt hatte. Was danach passiert war, kam mir mehr so vor wie ein eigenwilliger, verwirrender Traum. Der Zwergenkönig und ich waren ins Badezimmer gegangen. Wobei eigentlich nur er gegangen war und mich dabei getragen hatte. Dort hatten wir miteinander geredet, nachdem ich mit der Sache, die man normalerweise in einem Bad tut, fertig geworden war. Schließlich war ich auf die unmögliche Idee gekommen, Thorin den Film Smaugs Einöde in der Extendet Version zu zeigen, damit er die letzten Worte seines verstorbenen Vater erfuhr. Von da an wurde dieser mutmaßliche Traum noch viel unglaubwürdiger. Der Zwergenkönig hatte geweint. Etwas was er unter normalen Umständen nie tun würde. Aber da hatte er tatsächlich geweint. Und das war noch nicht alles. Er hatte mich ganz fest an sich gedrückt und genau das Wort gesagt, das er wohl nie aus freien Stücken zu mir gesagt hätte. Zumindest nicht unter Tränen und in einem lausigen, kleinen Badezimmer, wie dem in meinem Apartment. Das war wirklich zu albern und unrealistisch. Ein stolzer, ehrenhafter und lebenserfahrener Zwerg wie Thorin Eichenschild würde niemals so rührselig werden. Folglich musste ich das alles nur geträumt haben. Zumindest den letzten Teil. Der Streit hingegen war echt gewesen. Das machte ich schon daran fest, dass meine Handfläche immer noch leicht pulsierte und sich etwas geschwollen anfühlte. Der Schlag musste aber auch gesessen haben. Nur war ich nicht mehr ganz so zufrieden und glücklich damit. Im Gegenteil. Es tat weh. Nun gut, die Hand nicht so sehr, aber tief im Innern zerriss es mich fast. Die Worte, die mir aus dem Mund gefallen waren und alles andere, setzte mir in meinem schlaftrunkenen, verkaterten Zustand gehörig zu. Ich hatte die Party ruiniert. Die Zwerge waren bestimmt immer noch stinkig auf mich. Thorin vermutlich mit eingeschlossen. Denn wenn ich die letzte Sache geträumt hatte, dann wäre wohl alles aus. Unsere Beziehung wäre mit sofortiger Wirkung beendet und er würde verschwinden. Doch irgendwie ergab das für mich gerade auch keinen Sinn. Wenn ich davon ausging geschlafen zu haben. Und das hatte ich zweifellos. Wieso lag ich dann nicht immer noch auf dem Sofa? Warum saß ich irgendwo und wurde von jemanden fest und schützend im Arm gehalten? Und erst dieser wundervolle, betörende Duft den derjenige verströmte. Ich war so durcheinander und verzweifelt, weil mein Kopf vom Nachdenken darüber immer heftiger pochte. Zumindest Klaus-Günther hatte seinen Spaß. Nur ich eben nicht. Ich fühlte mich beschissen. Mir tat alles weh, meine Nerven lagen blank und zu allem Überfluss merkte ich, dass sich in meiner Kehle ein ziemlich dicker Kloß bildete, der bei meinem nächsten Atemzug ein leises Schluchzen verursachte. In dem Moment regte sich die Person, die mich festhielt mit einem Mal. Sie zuckte mit dem Kopf hoch und brummte mit einer sehr fragend klingenden Tonlage vor sich hin. Dann löste sich die Hand von meinem Arm, glitt bedächtig weiter nach oben zu meiner Schulter und hielt schließlich an meiner Wange inne. Der andere Arm hinter meinem Rücken lockerte sich fast gleichzeitig von meiner Hüfte und wanderte meinen Rücken nach oben und danach wieder nach unten. Die Person begann mich langsam und ruhig zu streicheln, während ich spürte, dass mir kleine, feuchte Rinnsale aus meinen geschlossenen Augen liefen. Einer davon wurde aber von einem schweren Daumen umgehend unterbrochen und plötzlich vernahm ich sehr leise eine tiefe, sanfte Stimme, die meinen Namen sagte. "Cuna?", fragte sie und ich schniefte kurz zur Antwort. Doch das war der Person offenbar nicht genug. Denn sie bohrte weiterhin nach. "Cuna? Bist du wach?", brummte sie und das Streicheln wurde ein bisschen intensiver. Ich öffnete den Mund ein bisschen um eigentlich 'Ja' zu sagen. Doch stattdessen brachte ich nur ein einfaches kurzes 'A' zustande. Mein Hals fühlte sich so rau und trocken an. Ich konnte meine Zunge kaum lösen. Aber die Person kümmerte sich nicht weiter darum, dass ich nicht so wirklich die Zähne auseinander bekam. Sie redete einfach weiter auf mich ein. Dabei wurde sie mit der Zeit ein wenig lauter und deutlicher. "Cuna. Was hast du? Warum weinst du denn? Kannst du mich überhaupt verstehen? Sag irgendwas", befahl sie schlussendlich. Ich atmete einmal zitternd und tief ein, bevor ich ein knappes Räuspern von mir gab und fast Tonlos sagte: "Irgendwas." Die Person gab daraufhin ein zum Teil belustigtes, aber auch besorgtes Schnauben von sich, ehe sie mir erneut die letzten Fragen stellte. "Nun sag schon. Was hast du? Warum weinst du?", wiederholte sie und zog mich etwas enger an sich heran. Ich schniefte nur und schlag meinen inzwischen von der Hand befreiten Arm um den Bauch der Person, wobei ich meine Finger in dessen Leinenhemd festkrallte. "Ich. Ich hab großen Mist gebaut", wimmerte ich und noch mehr Tränen rollten unter meinen geschlossenen Augenlidern hervor. "Hast du das? Wie kommst du darauf?", hakte sie weiter nach. "Ich. Ich hab schlimme Dinge getan. Und. Und gesagt. Alle sind böse auf mich. Ich hab. Ich hab den Mann den ich. Den ich so sehr liebe vergrault", stammelte ich und mit jedem Wort schüttelte es meinen erschöpften Körper etwas mehr. Nun hörte ich die Person plötzlich belustigt und leise auflachen. Das verwirrte meine ohnehin schon chaotischen Gedanken noch mehr. Und erst recht, als die Person immer noch lachen erwiderte: "Oh Mahal. Du träumst wohl immer noch. Komm mal langsam zu dir und mach die Augen auf." Wie auf Kommando versuchte ich meine schweren Lider auf zu zwingen. Nachdem ich ein paar Mal ganz kurz geblinzelt hatte, gab ich ein leidiges Stöhnen von mir. Der Raum wo ich mich befand, war hell erleuchtet. Die Umgebung blendete mich, sodass ich mühe hatte alles klar und deutlich zu erkennen. Doch als sich meine Augen ein wenig an die Helligkeit gewöhnt hatten, war das Erste was ich sah, eine Aneinanderreihung von weißen Fliesen an der Wand mir gegenüber und ein brauter karton auf dem 'DVD's' stand. Ich hob den Kopf ein Stückchen und drehte diesen dann bedächtig von der Person weg, die die Hand an meiner Wange dafür etwas lockerte. Da war ein Waschbecken. Nicht weit entfernt von uns. Daneben standen meine Waschmaschine und der Trockner aufeinander gestapelt. Als nächstes erreichte ich eine Tür und schließlich hielt ich beim Klo inne, bevor mir ungläubig der Mund aufklappte. Mir wurde schlagartig bewusst wo ich war und schüttelte einen Moment lang ungläubig den Kopf. Ja, es gab keinen Zweifel. Das war mein Badezimmer. Doch etwas stimmte daran nicht. Ich sollte eigentlich gar nicht dort sein. Und schon gar nicht einen solchen unglücklichen Blickwinkel auf alles haben. Ja richtig. Ich saß auf dem Boden. Auf dem Boden, in meinem Badezimmer, in meinem Apartment. Meine Güte. Für die Länger der Zeit, die ich brauchte, um zu begreifen wo ich war, verdiente ich in diesem Augenblick wirklich den Blitzmerker Pokal. Und ich hätte noch einen weiteren für die Tatsache verdient, dass mir endlich klar wurde, wer mich die ganze Zeit über im Arm gehalten hatte. Als ich nämlich ruckartig meinen Kopf wieder zurückdrehte, was ein unschönes Knacken in meinem Genick verursachte, saß direkt zu meiner Rechten der Zwergenkönig und warf mir ein ziemlich freches Schmunzeln zu. Immer noch stand mir der Mund sperrangelweit offen und ich blinzelte einige Male, bis ich es schaffte diesen zumindest halbwegs wieder zu schließen und ein ungläubiges "Thorin?", von mir zu geben. Aus seinem Schmunzeln wurde ein breites Grinsen und er murmelte: "Gamut manun ai-menu, Âzyungâl." Wieder blinzelte ich und schüttelte irritiert den Kopf. "B-bitte was? Was ist kaputt?", fragte ich stammelnd. Er lachte daraufhin kurz und erwiderte: "Nichts ist kaputt. Ich sagte nur, Guten Tag, Âzyungâl." "Ähm. Wie? Was? Guten Tag? Was? Wo? Atzunal? Hä?", stotterte ich völlig verpeilt, doch noch ehe ich weiter so vor mich hin lamentieren konnte, drückte er mich binnen Sekunden lachend an sich und presste mir unversehens seine weichen, warmen Lippen an die Stirn. Dann brummte er zufrieden und löste sich wieder, um mir ins Gesicht zu sehen. "Gut. Dein Fieber ist runter. Wie fühlst du dich?", fragte er sanft und versuchte mir tief in die Augen zu sehen. Ich zuckte aber vorerst nur mit den Schultern und nuschelte: "Ich habe Kopfschmerzen, mir tun sämtliche Glieder weh und ich habe das Gefühl einen alten Pfirsich gegessen zu haben." "Das ist nach dem gestrigen Abend auch kein Wunder. Mir scheint aber, dass du auf dem Wege der Besserung bist. Was machen die Stimmen in deinem Kopf?", hakte er nach und legte seine Stirn mit einem zärtliche Lächeln gegen die meine. Als ich dadurch seinen Blick erwiderte, musste ich ein wenig verwundert meine Augenbrauen heben. Seiner wunderschönen, blauen Augen sahen an diesem Morgen völlig verändert aus. Freundlicher, fröhlicher. Man hätte meinen können, er sei während der Nacht buchstäblich um fast hundert Jahre jünger geworden. Er war beinahe nicht wieder zu erkennen. Und erst dieses charmante Lächeln, das sich über seine edlen Züge ausbreitete. Mir blieb einen Augenblick lang die Luft weg, als mir davon einige Schmetterlinge durch den Bauch flogen und mein Herzschlag sich beschleunigte. Dann fiel es mir plötzlich auf. Die Stimmen. Wo waren die Stimmen hin? Ich horchte kurz in meinen Kopf hinein. Doch da hämmerte nur noch der gute Klaus-Günther herum. Wenn auch nicht mehr ganz so heftig wie am Anfang. Aber die beiden Stimmen, die mich so sehr mit ihrem Kampf gequält hatten, waren nicht mehr aufzufinden. Sie waren und blieben verschwunden. Meiner Kehle entkam ein erschrockenes, aber fast euphorisches Keuchen, als mir dies langsam bewusst wurde. "Weg. Sie. Thorin, sie sind weg!", platzte es fassungslos aus meinem Mund und ich spürte, wie mein Gesicht langsam zu strahlen begann. Thorins Lächeln wurde breiter und er schloss einen Moment erleichtert die Augen. "Mahal sei dank. Du bist erlöst", murmelte er zufrieden und erleichtert. Dann neigte er seinen Kopf etwas zur Seite und legte mir behutsam seine Lippen auf den Mund. Sofort schossen wieder gewaltige Ströme von Hitze durch jede Faser meines Körpers. Ich hob langsam meine Arme, die ich nun beide wieder bewegen konnte und schlang sie ganz behutsam um seinen Körper, während ich bedächtig seinen Kuss erwiderte. Ich war so glücklich. So über alle maßen glücklich, dass ich fast schon wieder in Tränen ausgebrochen wäre. Doch das schluckte ich es in diesem Moment einfach herunter und genoss stattdessen die Stille in meinem Kopf. Und natürlich den Mann an meiner Seite, der seinen Griff wieder etwas verstärkte. Sein Duft, seine Berührungen, das Kitzeln seines Bartes unter meiner Nase und sein warmer Atem, der mein Gesicht streichelte, versetzten mich in eine Art Trance, der ich mich in diesem einmaligen und euphorischen Moment nur zu gerne hin gab. Ihm erging es im Gegenzug wohl genauso. Er packte auch umgehend die Gelegenheit buchstäblich beim Schopf und fuhrt mit einer Hand über meine Wange, durch mein Haar, bis an meinen Hinterkopf, wo er seine Finger hinein krallte, um mich noch inniger und leidenschaftlicher zu Küssen. Mein Mund öffnete sich ein Stückchen und ein fast lüsternes Keuchen erklang in meiner heftig bebenden Brust. Auch meine Hände schoben sich bald etwas höher und fuhren ihm unter den Haarschopf, damit ich ihn im Nacken kraulen konnte. Daraufhin brummte er sehr entspannt und begann nun behutsam mit seiner Zunge gegen meine halb geöffneten Lippen zu klopfen. Eine stumme, aber sehr deutliche Aufforderung, mit in sein Spiel einzusteigen. Ich kam dieser Bitte liebend gerne und umgehend nach. Ich ignorierte sämtliche Schmerzen in meinem Körper und auch Klaus-Günther, dem diese Knurtscherei wohl nicht so recht passte. Aber der sollte nur vor sich hin klopfen. Mir war nun einfach alles egal. Mir war egal, was ich am Abend zuvor sagte. Mir war egal, was passiert war und was ich getan hatte. Für mich zählte nur noch dieser Moment der innigen Zweisamkeit, der langsam aber sicher in eine sehr unanständige Fummelei ausartete. Sicher, es war wohl nicht gerade in unserer Situation angebracht, sich so gehen zu lassen und übereinander her zu fallen. Vor allem wenn sich offensichtlich im Nebenraum noch jemand befand, der dies hätte hören können. Aber wer schon einmal frisch verliebt war, der konnte durchaus verstehen, dass solche amourösen Gelüste dem Partner gegenüber einfach keine Tageszeiten und Gelegenheiten kannten, die passend wären. Wenn es kam, dann kam es. Und dann sollte man es auch in vollen zügen genießen. Was wir auch dementsprechend taten. Es war für mich einfach eine Erlösung und so befreiend. Und das schönste an der ganzen Sache war, dass er mir immer wieder in einzelnen Abständen zwischen den Küssen, das Wort "Âzyungâl" zu hauchte. Mir wurde schier schwindlig davon, weil er jeden einzelnen Buchstaben so herrlich mit seiner tiefen Stimme betonte, dass es fast schon weh tat. Es erregte sämtliche primitiven Gelüste in mir und ich flehte ihn immer wieder an es zu wiederholen, so oft es ging. Und jedes Mal durchfuhr mich dabei ein ganzer Schwall an Hitze und die Schmetterlinge tanzten Samba in meinem Bauch. Durch diese innigen Gesten wurde für mich eines unumstößlich. Er hatte mir verziehen. Hatte alles vergeben und vergessen. Und mich endlich als sein Weib angenommen. Diese Tatsache berauschte mich weit mehr, als es die Klänge, der Wein und der Alte Tobi jemals zustande gebracht hätten. Und dieser Rausch war noch dazu schöner. Weit schön. Wobei ich mich aber nicht wirklich einigen konnte, ob ich es Liebes- oder schon Lustrausch nennen konnte. Denn irgendwann befand ich mich auf dem Rücken liegend unter seinem Körper, mit seiner Hand unter meinem T-shirt und kurz davor diese an meiner Oberweite wieder zu finden, während meine sich etliche Etagen tiefer an der Verschnürung seiner Leinenhose zu schaffen machte. Wir waren wirklich gut dabei und ignorierten völlig unsere Umgebung. Diese Unachtsamkeit wurde uns dann auch zum Verhängnis, als plötzlich jemand die Badezimmertür aufstieß mit den Worten: "Ich sehe mal nach was die Beiden so treiben." Im selben Moment umfasste Thorin meine Brust und ich hatte gerade meine Hand in seine Hose zu seinem Schmiedehammer gleiten lassen, sodass dieser unanständig laut aufstöhnte: "Oh, Âzyungâl!" Ich hingegen hatte allerdings den ungebetenen Zuschauer bemerkt und drehte ruckartig mit einem erschrockenen Aufschrei den Kopf Richtung Tür. Sofort hielt ich in meinen Bewegungen inne, was der Zuschauer auch tat. Thorin hingegen wunderte sich lediglich, dass ich mich plötzlich ein wenig verkrampfte und fragte mit geschlossenen Augen: "Was ist? Hab ich dir weh getan?" Ich schluckte nur deutlich hörbar und hauchte ein wenig abgehackt und heiser: "Thorin. Wir. Haben. Besuch." Nun öffnete er die Augen und sah erst mich an, bevor er meinem Blick folgte. Dort an der Tür stand ein völlig verdatterter und ebenso leicht verkatert aussehender Kili, dem nicht nur die Augen bald aus dem Kopf fielen, sondern auch der Kiefer ausrenken musste, so weit wie sein Mund offen stand. Keiner von uns sagte noch ein Wort. Wir starrten uns nur vollkommen entsetzt gegenseitig an. Das war wohl der bisher peinlichste Moment im Leben aller Beteiligten. Zu allem übel kam auch noch von Balin die leidige Frage aus dem Apartment: "Und? Wie sieht es aus, Kili? Was treiben die Beiden?" Der Junge bewegte daraufhin zwar verdattert den Mund, aber keine Worte kamen heraus. Daraufhin schüttelte er nur heftig den Kopf und wendete sich hastig von dem Bild ab, was sein Onkel und ich ihm da geliefert hatten. Doch auch wir erwachten aus unserer Schockstarre und richtet eilig unsere Klamotten. Wir waren eben noch fertig geworden, kurz bevor der alte Zwerg den Kopf neugierig zu uns herein Stecke und nach hörte, warum er denn von dem Jungen keine Antwort bekam. Dieser stürmte wenig später einfach an ihm vorbei ins Apartment zurück und Balin sah ihm nur mit hochgezogenen Augenbrauen hinterher, bis er sich schließlich uns widmete. "Oh. Ihr beiden seid ja schon wieder putzmunter. Das ist schön zu sehen", sagte er mit einem väterlichen Lächeln und trat ein. Er kam genau auf mich zu und musterte mich eingehend ehe er fortfuhr," Wie geht es Euch heute, Cuna? Fühlt Ihr Euch besser?" Ich nickte nur sehr steif und strich mir verlegen einzelne Haarsträhnen hinter die Ohren, die allerdings nicht an Ort und Stelle bleiben wollten. Doch der alte Zwerg schien meine Unsicherheit gar nicht zu bemerkten, oder eben höflicherweise zu ignorieren und ergänzte: "Schön. Sehr schön. Aber Ihr solltet Euch vielleicht noch etwas ausruhen. Ihr wirkt noch leicht erhitzt und habt offenbar noch glänzende Augen, wenn ich das richtig sehe." Wieder nickte ich nur und konnte einfach meine Schamröte nicht verbergen, die mir deutlich spürbar ins Gesicht schoss. Balin hatte zwar nichts mehr von der überschwänglichen Fummelei mitbekommen, aber das mit Kili war schon schlimm genug. Mit Sicherheit würde es später noch einiges an Redebedarf geben. Aber bis es soweit war, erhob sich der Zwergenkönig mit einem verhalten Räuspern vom Boden und sah seinen alten Freund eindringlich an mit den Worten: "Geh doch schon mal zu Oin und sag ihm, dass er sich Cuna gleich noch einmal ansehen soll, wenn wir zu euch kommen." Der Alte hob verwundert und argwöhnisch die Augenbrauen bis unter seinen Haaransatz, aber er entgegnete dem nichts, sondern gehorchte stumm und verschwand wieder aus dem Badezimmer. Nachdem hinter ihm die Tür ins Schloss gefallen war, gaben Thorin und ich gleichzeitig ein lange gezogenes und beschämtes Stöhnen von uns, ehe wir uns gegenseitig ansahen. "Wer erklärt es ihm?", fragte ich prompt und ohne die ganze Sache schön zu reden. Denn daran gab es nichts, was man schön reden konnte. Der Junge hatte uns in dieser verfänglichen Situation erwischt und nun mussten wir dafür auch die Verantwortung tragen. Dementsprechend betreten fuhr sich Thorin mit sehr beflissener Miene über seine Stirn und durch die Haare bevor er auf meine Frage antwortete: "Ich mache das nachher. Das ist, denke ich, eine Sache unter Männern." Ich nickte ihm zu und versuchte nun ebenfalls langsam auf meine Beine zu kommen. Die waren allerdings noch ziemlich wacklig, weshalb ich mir zusätzlich von ihm helfen lassen musste. Er reichte mir auf eine ruhige Bitte hin seine Hand und zog mich langsam nach oben. Nachdem ich stand, schwankte ich noch ein klein wenig und hielt mich kurz am Waschbecken fest. Dabei warf ich einen Blick in den Spiegel und wäre fast vor mir selbst erschrocken. Ich sah, um es noch milde auszudrücken, ziemlich bescheiden aus. Nicht nur dass ich rote Wangen vor Scham und glänzende Augen von dem vorangegangenen Liebesspielchen hatte. Nein, ich hatte auch noch dunkle Schatten darunter und meine Haare wuselten mir so wirr um den Kopf herum, dass ich aussah, als wäre ich in einen Tornado geraten. Zu allem Übel ließen sich diese noch nicht einmal einfach so mit der Hand platt drücken und zurecht rücken. Für gewöhnlich war ich nicht so Eitel, was mein Erscheinungsbild anging, wenn ich zuhause war. Aber da ich immer noch Besuch in der Wohnung hatte, wollte ich nicht unbedingt so aussehen, wie Harry Potter auf Drogenentzug. Selbst wenn das die Zwerge nicht weiter gestört hätte. Mich störte es sehr. So fackelte ich auch nicht lange, stellte den Wasserhahn an und steckte sofort den Kopf unter das kühle Nass. Ich gab ein kurzes Quietschen von mir, als ich den ersten Schwall abbekam, bevor ich dann versuchte alles wieder soweit in Ordnung zu bringen. Thorin beobachtete mich die ganze Zeit, wie ich so ungelenk über dem Becken gebeugt hing und gab gelegentlich ein belustigtes Schnauben von sich, wenn ich mich schüttelte. "Brauchst du Hilfe?", fragte er irgendwann, nachdem ich den Hahn wieder geschlossen hatte und unter dem tropfnassen Vorhang meiner Strähnen tief durchatmete. "Nein. Das schaff ich schon", murmelte ich pustend und rang meinen Schopf so gut ich konnte mit den Händen aus, bevor ich diese in den Nacken warf. Wobei ich aber eher ungewollt den Zwergenkönig nass spritzte. "Cuna!", fauchte er mich grummelnd an und wischte sich schmollend einzelne Tropfen aus dem Gesicht. Ich gluckste nur und erwiderte: "Ach? Ist der werte König Wasserscheu?" Er grunzte nur entrüstet. "Nein. Bin ich nicht. Ich mag es nur nicht einfach so nass gemacht zu werden", raunte er eingeschnappt, während ich meine Strähnen sortierte. Das Wasser hatte nur bedingt geholfen. Immer noch hingen sie zum Teil kreuz und quer um meinem Kopf herum und fielen mir in die Augen. Ganz egal wie sehr ich auch dagegen ankämpfte. Sie wollten sich einfach nicht zähmen lassen. Na wunderbar, ausgerechnet an diesem Morgen musste ich einen 'Bad-Hair-Day' haben. Und mal wieder stellte sich heraus, dass, wenn ich auf der einen Seite etwas Positives erlebte, gleich auf der anderen wieder etwas Peinliches oder Schlechtes eintrat. Nach ein paar Minuten des anstrengenden Sortierens, gab ich es schließlich auf und zerzauste murrend meine Haare von selbst. Doch wo ich bereits aufgegeben hatte, betrat nun ein Anderer das haarige Schlachtfeld. Nun war der Zwergenkönig an mich heran getreten und stellte sich direkt hinter mich mit den Worten: "Ich denke, du könntest doch ein wenig Hilfe gebrauchen. Halt einen Augenblick still." Seine Hände tauchten kurz drauf in meinem Augenwinkel auf und ergriffen meine wild gewordenen, widerspenstigen Haare. "Was hast du vor?", hakte ich nach und sah nach vorne in den Spiel, wo ich seine konzentrierte Miene beobachten konnte. "Hab etwas Geduld. Dann siehst du es", meinte er schlicht und ehe ich noch etwas sagen konnte, begann er mit geschickten Fingern meine Haare zu einer wirklich schönen und eleganten Frisur zu flechten. Zunächst verwob er sie an den beiden Seiten meiner Schläfen zu zwei kleinen Zöpfen, ehe er diese hinten zusammen geführte. Ich hielt die ganze Zeit über still und beobachtete ihn mit immer größer werdenden Augen durch den Spiegel. Es war mir unbegreiflich, wie er es schaffte, dass der ganze Aufwand, den er da betrieb, ohne Klammern halten konnte. Vermutlich gehörte das zu den geheimen Künsten, die nur den höher gestellten Mitgliedern seines Volkes zugänglich waren. So wie es Oin noch am Abend zuvor erklärt hatte. Und ich musste neidlos anerkennen, dass ich selbst bei einen Friseur nie so gut aufgestylt worden war, wie Thorin es gerade machte. Allerdings überkam mich dabei auch ein bisschen Wehmut, weil ich dabei unwillkürlich an den armen Zwerg mit der Mütze dachte, den der Zwergenkönig wohl immer noch zurecht weisen wollte. Dabei hatte dieser so gesehen gar nichts Schlimmes verbrochen, als er das damals für mich getan hatte. Es sollte immerhin dienlich sein, um genau den Mann zu beeindrucken, der mich zur Zeit selbst beeindruckte. So atmete ich einmal tief durch, nachdem ich eine Weile überlegt hatte und tastete mich dann ganz behutsam an das Thema heran. "Du? Thorin?", murmelte ich verlegen. Er brummte nur konzentriert, aber dennoch so, dass er mir zuhören wollte. Daraufhin fuhr ich im selben Tonfall fort: "Wie ist das eigentlich jetzt? Ähm. Ich meine wegen gestern Abend, und so?" Er gab ein leises Seufzen von sich, schüttelte kurz den Kopf und brummte: "Menu gajatu. Ich vergebe dir, das was du getan hast. Es war nicht deine Schuld. Du wusstest nicht was du tust. Das hat dir der Klangrausch angetan." Ich schnaufte nur kurz und verzog ein bisschen den Mund. Sicher, das hatte ich mir schon gedacht und es war auch schön, das noch einmal so mit seinen Worten zu hören. Aber das eigentliche Problem war damit noch nicht angesprochen. Und es kostete mich einiges an Überwindung, da ich nicht wusste, wie er darauf reagieren würde. "Das. Naja ist sehr schön. Nur. Ähm. Mir ging es dabei. Um. Um ein anderes Thema..", druckste ich verlegen herum und sah wie er hinter meinem Rücken eine Augenbraue langsam nach oben zog. "Welches Thema?", hakte er ungeduldig nach und hielt mit dem Flechten inne. Ich schloss einen Moment die Augen und sagte lediglich ein Wort. "Bofur." Kurz darauf erklang hinter mir ein unheilvolles Knurren, wie von einem sehr hungrigen Wolf. Oh weh, das hätte ich ahnen müssen, schoss es mir sogleich durch den Kopf. Als ich die Augen nämlich wieder öffnete und in den Spiegel sah, hatte sich die Miene des Zwergenkönigs schlagartig verfinstert. Er war absolut nicht angetan davon, dass ich es angesprochen hatte. Das zeigte er damit mehr als deutlich. Doch wollte ich den freundlichen Zwerg mit der Mütze nicht einfach so hängen lassen, wenn mein Zukünftiger ihn vielleicht einen Kopf kürzer machte. Denn dieser begann nun vor sich hin zu grollen und leise Flüche und Verwünschungen in seiner Sprache in den Bart zu murmeln, bevor er seine Flechtarbeiten fortsetzte. Nachdem er mit dieser Schimpftirade fertig war, wandte er sich wieder an mich und grummelte: "Dann sage mir, was dich so sehr beschäftigt, dass du über IHN reden willst." Ich schloss erneut die Augen und holte tief Luft. Dann öffnete ich sie wieder und versuchte ihm so sachlich wie möglich zu schildern, was ich von ihm wollte. "Hör zu, Thorin. Ich weiß inzwischen, dass er das, was er getan hat, nicht durfte, weil es bei euch Zwergen ja etwas ganz, ganz Privates und Intimes ist. Und glaube mir bitte, ich hätte es niemals zugelassen, wenn ich es damals schon gewusst hätte. Eben weil ich dich niemals so hätte verletzten wollen. Im Gegenteil. Er wollte mir damit nur helfen, um dir zu gefallen. Er ist ein guter Zwerg. Loyal, treu und dir genauso tief ergeben, wie die anderen auch. Deshalb möchte ich dich inständig darum bitte, dass du nicht so hart mit ihm ins Gericht gehst, wenn du ihn zur Rede stellst. Er hatte nur die besten Absichten und das rechne ich ihm hoch an", sagte ich und rieb mir dabei nervös die Hände, die ich vor der Brust etwas faltete. Wieder hielt Thorin inne und diesmal beobachtete ich sein Mienenspiel genauer. Sein Gesicht wechselte von nachdenklich, über finster, bis hin zu einer Mischung aus Abscheu und Neugierde. Am Ende siegte zum Glück seine Neugier, denn er fragte ganz unverblümt: "Wieso bittest du mich für ihn darum?" "Sagen wirs mal so. Ich schulde ihm irgendwie was", erwiderte ich knapp. "Und wofür schuldest du ihm was?", hakte er umgehend nach. Ich seufzte kurz und erzählte ihm dann ausführlich von unserem Einkaufsausflug, den ich zusammen mit seinen Neffen und Bofur selbst unternommen hatte und wie letzterer es geschafft hatte den Motorrad-Club davon zu überzeugen uns zurück zu fahren, damit wir noch pünktlich zum Mittagessen da waren. Auf eine Zwischenfrage hin, bezüglich der Tampons, die sich der Mützenzwerg im Supermarkt in die Nase gesteckt hatte, gab ich Thorin die selbe Antwort, wie schon zuvor den Jungs. Daraufhin musste dieser sogar kurz auflachen und hätte beinahe den Zopf los gelassen. Zum Glück fing er sich wieder und arbeitete dann weiter. Nachdem ich mit meiner Erzählung fertig war, nickte der Zwergenkönig kurz und sagte: "Nun ja. Dann schuldest du ihm wirklich etwas. Und ich wäre wohl ein Narr, wenn ich es zulassen würde, dass meine Liebste weiterhin Schulden bei anderen hat." "Heißt das du, ähm. Naja, du verzeihst ihm seinen Fehltritt?", fragte ich vorsichtig, während er ein beiläufiges, "Halt das mal", murmelte und mir damit kurzerhand andeutete, dass ich meinen Zopf halten sollte, da er begann in seinen Hosentaschen herum zu kramen. Er schwieg einen Moment, während er nach etwas suchte. Dabei drehte ich kurz meinen Kopf über die Schulter und wartete. Schließlich hatte er gefunden, was er wollte und murmelte dann: "Ich werde ihm das gewiss nicht ganz verzeihen können. Es geht da immerhin ums Prinzip und meine Ehre als König. Aber ich kann dir versprechen, dass ich ihm lediglich eine Verwarnung ausspreche und ihn dann in Frieden lasse." "Gut. Damit kann ich leben", meinte ich mit einem zaghaften Lächeln und schnaufte erleichtert. "Dann bin ich auch zufrieden. So und nun dreh dich wieder um", sagte er und zog dann ein glitzerndes, silberweißes Ding aus seiner Hosentasche, ehe ich mich wieder meinem Spiegelbild zu wandte. Danach nahm er mir vorsichtig den Zopf wieder aus den Fingern und begann diesen zunächst das untere Ende zu befestigen, bevor er mir noch etwas anderes in die Haare steckte. Und zwar genau an die Stelle, wo sich die zwei Zöpfe zu einem zusammen fanden. "Was hast du da?", fragte ich neugierig, um das letzte Thema für endgültig abgeschlossen zu erklären. Thorin grummelte kurz verlegen und gab dann ein Seufzen von sich, bevor er mir mit ruhiger Stimme antwortete: "Eine Zopfperle und eine Haarspange. Eigentlich wollte ich sie dir bei unserer Hochzeit schenken. Aber nachdem du mir gestern Nacht etwas gegeben hast, dass ich nicht einmal mit sämtlichen Reichtümern des Erebor aufwiegen könnte, dachte ich mir, es sei nur gerecht, wenn du sie jetzt schon trägst. Dann sieht auch jeder zu wem du gehörst. Im übrigen hättest du sie gestern Abend fast zerbrochen." Als er endlich fertig war, löste er seine Finger aus meinen Haaren und trat mit einem zufriedenen, ernsten Nicken zur Seite. Neugierig hob ich meine Hände und fasste mir ganz vorsichtig an den Hinterkopf, um die Spange und schließlich die Zopfperle zu berühren. Ich bedauerte es irgendwie, dass ich sie nicht sehen konnte. Denn nachdem was ich unter meinen Fingerkuppen spüren konnte, waren beide sehr fein gearbeitet, reichlich verziert und offensichtlich auch mit einigen Edelsteinen besetzt. Ich lächelte sanft, aber doch ein bisschen steif und ließ die Hände wieder sinken. Was er damit nämlich noch geschafft hatte, außer mich zum Strahlen zu bringen, wie ein ganzes Atomkraftwerk, war mir ein schlechtes Gewissen zu machen. Denn er hatte beide Stücke aus der Tasche gezogen, auf die ich am Abend drauf gefallen war. Nun konnte ich auch seine Reaktion mir gegenüber wesentlich besser verstehen und den Grund für sein abweisendes Verhalten nachvollziehen. Das Zeug musste unsagbar Teuer sein, wenn man es in meiner Welt schätzen ließe. Und ich beschloss auch sofort, diese Dinge niemals draußen in aller Öffentlichkeit zu tragen, wenn ich es irgendwie vermeiden konnte. Damit würde ich ein gefundenes Fressen für jeden schmalspur Gauner werden. Auch wenn die Sachen wohl sehr schön und aus echtem Edelmetall und Steinen waren, so unnötig empfand ich es sie mit mir herum zu tragen. Mir war Modeschmuck weit lieber. Da war es mir egal ob etwas kaputt ging oder nicht. Anders war es nun damit und es bedrückte mich sehr, dass ich etwas so Wertvolles fast zerstört hätte. Deshalb ließ ich auch leicht betreten den Kopf sinken, als ich mich zu ihm umdrehte. "Hätte ich gewusst, dass du mir nicht wegen der Harfe so böse warst, sondern weil du mir so etwas schönes schenken wolltest, dann wäre ich wohl nicht so ungeschickt gewesen", meinte ich und blickte ihn von unten her entschuldigend an. Er legte nur den Kopf schief, verschränkte die Arme vor seiner Brust und schmunzelte sacht. "Ich habe mich dir gegenüber auch nicht gerade gut verhalten. Denke nicht, dass ich deine verletzte Miene übersehen hätte. Auch dass du daraufhin freiwillig Abstand von mir genommen hast, ist mir nicht entgangen. Aber an der Sache bin ich mit meinem Verhalten selbst Schuld. Außerdem habe ich dich zusätzlich noch belogen, damit du davon nichts erfährst. Von daher müsste ich dich um Entschuldigung bitten. Also. Gajut men", sagte er ruhig. Ich schnaubte kurz und verzog etwas den Mund. Dass sich Thorin Eichenschild einmal so förmlich und offen für einen sehr groben Fehler rechtfertigte und entschuldigte, war an diesem Morgen schon wieder ein Highlight. Aber noch etwas anderes war mir aufgefallen, was mich doch brennend interessierte. Und nachdem ich seine Entschuldigung mit einem Nicken angenommen hatte, sprach ich ihn auch sofort darauf an. "Sag mal, warum redest du schon den ganzen Morgen lang Khuzdul mit mir?", fragte ich bedächtig, da ich das Meiste von dem was er sagte nicht einmal selbst aussprechen konnte. Er lachte kurz auf und sagte: "Ganz einfach. Weil du von Heute an dein neues Leben mit mir beginnst. Daher bringe ich dir jetzt schon einige Kleinigkeiten bei." "Muss das denn wirklich jetzt schon sein? Haben wir dafür nicht noch genug Zeit? Ich meine, ich kann es ja nicht einmal schreiben, so wie du es aussprichst", erwiderte ich und fühlte mich doch ein wenig überfahren von seiner Aussage. Doch er setzte einfach nur eine ziemlich alberne Oberlehrer-Miene auf und hob wichtigtuerisch seinen Zeigefinger, ehe er mir fast schon arrogant erklärte: "Khuzdul lernt man nicht einfach durch Lesen und Schreiben. Man lebt es. Dabei geht es sehr um die Art und Weise, wie du es Aussprichst. Eine falsche Betonung reicht, und du würdest einen Pflug statt eines Schwertes bei einem Schmied kaufen." Darauf konnte ich nur mit einem belustigten Prusten antworten. Sicher er meinte es gut und vermutlich war selbst in seiner Sprache das Wort Schwert und Pflug nicht identisch. Davon abgesehen, dass ich weder beides kaufen wollte, noch dass ich seine Sprache gebraucht hätte. Aber vermutlich war es, wie mit den anderen Dingen der Zwerge auch. Wenn sie sich in den Kopf gesetzt hatten, dass sie Jemandem etwas beibringen wollten, dann musste der Betreffende da wohl oder über durch. Ob es ihm nun passte oder nicht. Genauso wie ich nach dieser Unterhaltung, zum ersten Mal, seit dem vergangenen Abend, wieder mit der restlichen Zwergentruppe konfrontiert werden sollte. Denn Thorin machte nun ein paar weite Schritte zur Tür und öffnete diese dann mit den Worten: "So, jetzt darf sich meine Königin endlich ihrem Volk präsentieren." Ich grummelte einmal mehr bei dem Wort 'Königin' und raunte schmollend: "Ich hoffe die Jungs sind mit dem Spülen noch nicht fertig. Dann darfst du dich nämlich da auch einreihen, Herr Eichenschild." "Das werden wir dann sehen. Nun komm", erwiderte er mit einem Lachen, hielt mir die Hand hin, die ich zwar zögerlich, aber dennoch mit einem zaghaften Lächeln ergriff, bevor er mich langsam zurück in mein Apartment führte. -82. Katerstimmung / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)