Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 66: 66. Die letzten Stunden ----------------------------------- Empört stand mir der Mund weit offen und mir fielen fast die Augen aus dem Kopf, als ich sah, wie Frodo und ein weiterer, junger Mann meine Liege auf die Bühne schleppten, und vor dem neugierigen Publikum aufstellten. Moe verlor auch gar nicht viel Zeit mein provisorisches Bettgestell anzupreisen, während ich mich noch mitten in meinem Schockzustand befand. "Also, wie ich bereits sagte, soll dieses charmante Campingbettchen für einen guten Zweck versteigert werden. Und zwar kommt dieses Teil hier von Thorin, der es für seine Herzallerliebste versteigern will, damit sie genug Geld hat, um sich einen Umzug leisten zu können. Also meine Herrschaften. Es darf geboten werden. Der Einstiegspreis liegt bei fünfzig Euro", rief er ins Mikro und schon ging das muntere Bieten los. Ich drehte unterdessen den Kopf so langsam in Richtung des kleinen dunkelhaarigen Mannes zu meiner Linken, dass man meine Halswirbel hätte knirschen hören können. Doch besagter kleiner Mann würdigte mich keines Blickes, während nach und nach die doch recht kargen Gebote in den Raum gerufen wurden. Das machte ihn sichtlich unzufrieden, da er offenbar weit mehr und höhere Beträge erwartet hatte. Doch bei weitem nicht so sehr, wie ich mich gerade fühlte. Unzufrieden war da schon kein Ausdruck mehr für. Ich war auf gut Deutsch gesagt tierisch angepisst. Er hatte einfach, ohne mein Wissen und ohne mich um Erlaubnis zu fragen, meine Schlafgelegenheit an sich gerissen. Auch wenn er es mit der gut gemeinten Absicht getan hatte, mir meinen Umzug zu finanzieren, was ich im übrigen sogar strickt ablehnte. Ich wollte nicht, dass er ständig irgendwelche Sachen für mich bezahlte oder kaufte. Geschweige denn, dass er nun einfach daher kam, um sich auch noch wegen dieser Banalität zu Sorgen. Das hatte ich ihm auch schon kurz nach dem Rückkauf meines Kleides versucht klar zu machen. Doch leider schien ich mit meiner Bitte da auf taube Zwergenohren gestoßen zu sein. Er war immer noch davon überzeugt, dass er sich allein um mein Wohlergehen zu kümmern hatte und nahm mir damit sämtliche Verantwortung für mein eigenes Leben ab. Andere Frauen wären dafür bestimmt sehr dankbar gewesen und hätten ihm mit Sicherheit dafür fest umarmt und abgeknutscht. Nur ich tanzte, was das anging, mal wieder aus der Reihe. Ich wollte einfach nicht zu einer dieser verwöhnten Tussies mutieren, die ihrem Mann nur schöne Augen machen musste, um alles von ihm zu bekommen was sie nur wollte. Nein. Nie und nimmer. So ein Mensch war ich nicht und würde es auch nie sein. Und egal wie viel er jetzt für meine Liege auch raus holen mochte, ich würde es nicht annehmen. Sicher, ich liebte ihn. Und das sogar abgöttisch. Nur sah ich langsam durch seine fürsorglichen Gesten meine Unabhängigkeit in Gefahr, die immer noch mein größtes Heiligtum war und die ich mir nicht einmal von ihm nehmen lassen wollte. Noch dazu, weil ich sie über viele beschwerliche Jahre hart erarbeitet hatte. Aber einmal von meinem gekränkten Ego abgesehen, gefiel mir persönlich die Aussicht nicht, in dieser Nacht auf der blanken Erde schlafen zu müssen, wenn ihm jemand dieses Teil auf der Bühne abkaufte. Wonach es spätestens nach dem eher bescheidenen Gebot von knapp über hundert Euro aussah, was mich endlich dazu veranlasste meine Zunge aus ihrer Schockstarre zu holen, damit ich den Mann neben mir eine ordentliche Standpauke halten konnte. "Thorin!", fauchte ich den Zwergenkönig flüsternd an, als Moe gerade den Zuschlag für meine Liege an einen Herrn in den hinteren Reihen erteilte, der gut hundertzehn Euro geboten hatte. Dieser zuckte neben mir zusammen und warf mir einen kurzen, irritierten, aber auch leicht argwöhnischen Blick zu, als er meine wütende Miene eingehend musterte, mit der ich ihn versah. "Was willst du, Frau?", hakte er mit ebenso barschem, wie leisen Ton nach. "Was ich will? Das fragst du noch? Kannst du mir mal sagen, was der Scheiß da gerade soll?", erwiderte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Er zog nur die Mundwinkel nach unten, als er mir knapp antwortete: "Das hast du doch vernommen, Weib." Ich schnaubte kurz und drehte mich vollends zu ihm um. "Ja. Das habe ich. Aber verdammt noch mal, warum bitteschön verschleuderst du aus heiterem Himmel meine Liege?", fragte ich energisch, aber trotzdem immer noch leise, damit nicht der ganze Saal auf uns aufmerksam wurde. Beleidigt begann der kleine, dunkelhaarige Mann ebenfalls zu schnauben und verschränkte gleichsam die Arme vor seinem breiten Oberkörper. "Ich habe dir vorhin schon gesagt, dass dich meine Geschäfte nichts angehen, Frau. Außerdem gehörte diese Lagerstadt nicht dir, sondern immer noch mir. Denn alles woraus sie gemacht, wurde entstammt meinem Besitz. Es war dir lediglich gestattet darauf zu nächtigen, solange du in unserer Mitte verweilst. Und einen Grund dich darüber zu beschweren hast du wahrlich nicht. Immerhin tat ich dies zu deinem Wohlergehen", erwiderte er und wurde von Wort zu Wort immer grantiger. Aber auch in mir brodelte es nun langsam richtig, weshalb meine nächsten Worte reichlich wenig durchdacht waren. "Zu meinem Wohlergehen? Schließt das nun ein, dass ich auf dem Boden schlafen soll oder du mich gleich aus dem Zelt wirfst?", maulte ich sofort drauf los, doch da fuhr er mir schon dazwischen. "Weder noch, Cuna. Davon abgesehen, dass du gewiss eine einzige Nacht auf der Erde liegend überstehen würdest. Nein. Es ging mir darum, dass ich sie loswerden wollte, weil keiner meiner Männer sich auf der Rückreise damit belasten könnte. Und dir wollte ich diese Last erst recht nicht auferlegen, nachdem was mir Dwalin über die Räume berichtet hat, in denen du für gewöhnlich lebst. Du hast schon mit zwei Rücksäcken genug zu tragen, was ich ebenso wenig zulassen würde, wenn ich könnte. Aber so etwas wirst du, selbst wenn ich da wäre, wohl kaum noch die vielen Treppenstufen nach oben bekommen", sagte er und blickte wieder nach vorne, wo die beiden Moderatoren nun das Ende der Auktion verkündeten und das Publikum darum baten fleißig beim Aufräumen zu helfen, damit umgehend die Tanzfläche frei wurde. Ich war allerdings immer noch nicht zufrieden mit dem, was ich vom Zwergenkönig gesagt bekommen hatte und raunte ihn weiterhin flüsternd an. "Es geht doch nicht darum, dass ich das Ding hätte mitnehmen wollen. Sondern um die Tatsache, dass du ohne zu fragen meine Liege hinter meinem Rücken verkaufst", setzte ich nach, doch er würdigte mich nun keines Blickes mehr, als er ziemlich genervt antwortete: "Cuna. Mir liegt es fern mit dir in diesem Augenblick zu streiten. Und ich kann auch wirklich nicht verstehen, wieso du darüber so verärgert bist, wo das Geld auch noch dir und deiner Unternehmung zu gute kommt." Ich atmete einmal tief durch und schloss kurz meine Augen, um nicht gänzlich die Fassung zu verlieren. Es stimmte schon. Auch für mich war das Letzte, was ich an diesem Abend wollte einen riesen Streit mit ihm vom Zaun brechen, den ich vermutlich sowieso verlieren würde. Dennoch konnte ich mich nicht erwehren, ihm eine Kleinigkeit zu diesem Thema zu sagen, ehe wir aufstehen mussten, um die Stühle weg zu räumen. "Damit eins herrscht. Nämlich Klarheit. Ich werde das Geld nicht von dir annehmen. Ich will mir meinen Umzug selbst finanzieren und nicht von dir Zucker in den Allerwertesten geblasen bekommen. Ich bin eine unabhängige Frau und das möchte ich bitteschön auch bleiben. Ob es dir Passt oder nicht, Herr Eichenschild", meinte ich bestimmt und erhob mich, um meine Sitzgelegenheit zu ergreifen. Doch wie immer hatte der kleine, bärtige Mann das letzte Wort in diesen Angelegenheiten. "Schön. Wie du willst. Ich kann dich nicht dazu zwingen mein Geschenk anzunehmen. Ich wollte dir damit nur ein wenig das Leben erleichtern. Aber wenn du es strickt ablehnst, dass ich dir helfe, was zu meinem Pflichten dir gegenüber gehört, dann sei es drum. Dennoch wärst du besser damit beraten dies zu tun. Mein Angebot bleibt weiterhin bestehen. Solltest du dich um entscheiden, du findest mich am großen Lagerfeuer", sagte er und verbarg nicht einmal den leicht verbitterten Unterton in seiner tiefen, dunklen Stimme. Damit verschwand er zusammen mit einigen Rauchern und anderen Leuten, die nicht mit halfen aufzuräumen, nach draußen und drehte sich auch nicht wieder zu mir um. Ich seufzte einmal schwer, als er aus meinem Blickfeld verschwunden war und schüttelte den Kopf. "Was in Durins Namen war denn gerade los, Cuna?", fragte Kili, der neben seinem Bruder Fili, Bofur, Ori und Nori, mit zurück geblieben war, um ebenso Hand anzulegen. Ich zuckte nur bedrückt mit den Schultern und ergriff den Stuhl, auf dem der Zwergenkönig noch vor wenigen Sekunden gesessen hatte. "Was soll denn los gewesen sein? Eine Meinungsverschiedenheit zwischen mir und deinem Onkel. Weiter nichts“, erwiderte ich halbwegs ruhig. "Worum ging es denn, wenn du mir die Frage erlaubst?", kam es von Fili, der schon einige der Stühle zu einem kleinen Turm zusammen gestapelt hatte und zum Zeltrand schleppte. Ich verzog nur das Gesicht zu einer beleidigten Schnute. "Klar, fragen darfst du, Fili. Und ich gebe dir auch Antwort darauf. Es ging nämlich um meine Liege, die er so wunderschön verschachert hat, ohne mir was davon zu sagen", erklärte ich ihm und verfrachtete meine Stühle auf seinen Turm. "Und weswegen bist du ihm da gram drum? Hättest du sie denn gerne behalten?", fragte Ori, der von der anderen Seite an mich heran trat. "Nein. Darum ging es nicht. Und bevor ihr fragt, auch nicht darum, dass ich jetzt am Boden schlafen muss. Die Sache ist so gesehen ganz einfach. Er hätte es mir ruhig sagen können, was er vor hat. Noch dazu die Sache, dass er mir dafür Geld für meinen Umzug beschaffen wollte, ohne das mit mir abzuklären", meinte ich und sah ihm dabei ernst ins Gesicht. "Ich glaube du solltest nicht so undankbar ihm gegenüber sein. Schließlich hat er dies getan, um dir eine Freude zu bereiten", kam es von Nori, der nun auch ein paar Stühle zusammen steckte. "Ja, ich weiß. Nur, versteht mich da nicht falsch. Ich bin ihm ja dankbar, dass er sich so um mich und meine Sorgen bemüht. Ich möchte aber einfach nicht, dass er denkt, er müsste sich jetzt für alle kleinen und großen Probleme die ich habe, gezwungen sehen einzuspringen und mich mit seinem Geld aushalten. Ich bin nicht so eine Frau. Ich möchte schon meine Angelegenheiten selbst klären und in die Hand nehmen", meinte ich und stricht dabei etwas gedankenverloren über meine Unterarme. "Cuna. Natürlich verstehen wir das. Aber hier geht es nicht um uns. Es geht um dich und Thorin. Und darum, dass er sich dir gegenüber verpflichtet sieht, alles dafür zu tun, dass du ausgesorgt hast. Du hast ihm immerhin auch das Versprechen abgenommen dich zu ehelichen. So etwas gehört dazu. Und das solltest du doch wissen, wo du dieses Versprechen schon einmal einem Anderen gegeben hast", meinte Fili in ruhigem Ton, wobei er mich aber doch mit einem sehr ernsten Blick musterte. Ich holte einem tief Luft und ließ nach seinen Worten die Schulter hängen. Der blonde Junge hatte ja nun wirklich recht mit dem was er sagte. Für gewöhnlich musste eine gute Beziehung so funktionieren. Nur bekam ich in diesem Punkt meinen inneren Schweinehund einfach nicht gebändigt. Bisher hatte ich immer versucht für die Personen die ich liebte da zu sein und mich für sie verantwortlich zu fühlen. Selbst als mein Verflossener seinen Job bekommen hatte, den er vor seinem Tod nicht lange hatte ausüben können, sah ich mich immer noch in der Verantwortung, mich um ihn zu kümmern, als umgekehrt. Dass nun mit Thorin jemand daher kam, der mein Leben auf den Kopf stellte und mir vielleicht sogar jedweden Wunsch von den Augen ablesen und erfüllen konnte, damit musste ich mich nun wirklich zum aller ersten Mal konfrontiert sehen. Und es war mir unangenehm. Wirklich sehr unangenehm. Noch dazu auch sehr peinlich, da ich nun ein schlechtes Gewissen bekam, weil ich ihn wegen seiner heimlichen Aktion so vor den Kopf gestoßen hatte. Ich ertappte mich just dabei, wie ich mich an die kleine Flucht erinnerte, als ich mit seinen beiden Neffen und Bofur den Supermarkt unsicher gemacht hatte, um ihm etwas zu Essen zu machen. Gut, er hatte zunächst auch ablehnend und aufbrausend darauf reagiert, aber im Nachhinein, als er von den Anderen erfuhr, dass ich es extra für ihn her gerichtet hatte, hatte er dem ja doch eine Chance gegeben. Aus diesem und anderen Gründen, waren wir uns in jener gewittrigen Nacht zum ersten Mal im Unterstand eines Bootsverleihs näher gekommen als jemals zuvor. Nun fühlte ich mich wirklich elend zumute. Wieso war ich nur so eine hohle Nuss? Ich hätte es ihm gleich tun sollen und mich darüber wirklich freuen müssen, anstatt seinen guten Willen so mit Füßen zu treten. Von meinen eigenen düsteren Gedanken überwältigt, fluchte ich einmal wütend und trat mit voller Wucht gegen den Stuhlturm, woraufhin ich ein unschönes Knacken in einem meiner Zehen spürte und von dem Schmerz überrascht, noch mehr fluchend, auf einem Bein herum hopste. Scheiße, das hatte nun aber ordentlich gezwiebelt. Und bessere Laune bekam ich davon auch nicht wirklich. Erschrocken von meiner unverhofften Reaktion, klappten den kleinen, bärtigen Mannern in meiner Umgebung nach und nach die Kinnlage drei Stockwerke tiefer. Nur Bofur konnte sich einmal mehr einen leidigen Kommentar nicht verkneifen. "Warum trittst du denn auf einmal die armen Stühle? Die haben dir doch gar nicht getan", meinte er und legte mit verwirrtem Gesichtsausdruck den Kopf schief. "Jetzt schon", presste ich durch meine zusammen gebissenen Zähne und hinkte von dem Stapel weg in Richtung Theke. Zum Glück merkte ich, dass der Zeh nur weh tat und spürbar nicht gebrochen war. Das hätte mir an diesem Abend ja nun auch noch gefehlt. Es war immerhin schon peinlich genug, dass die kleine, haarige Truppe um mich herum meinen flüchtigen Ausraster mitbekommen hatte. Würde der Zwergenkönig davon noch Wind bekommen, würde er mich mit Sicherheit dafür auslachen oder schelten. Aber wie sagte man doch immer so schön. Wer den Schaden hat braucht für den Spott nicht zu sorgen, den es zwangsläufig nach sich zog, obwohl die Zwerge sich mühe gaben nicht los zu prusten, als sie mich wie ein angeschossenes Tier zum Tresen begleiteten. "Warum tust du denn plötzlich so was?", fragte Kili, der mich leicht an der Schulter fasste, um mich bis dort hin zu stützen. "Weil ich doof bin", erwiderte ich und stellte mich mit dem Rücken an des Holzgestell. "Wieso bist du denn doof?", hakte Bofur mal wieder irritiert nach. Ich seufzte einmal kurz und zuckte matt mit den Kopf. "Weil ich Thorin so vor den Kopf gestoßen habe, obwohl er es doch tatsächlich nur gut gemeint hat. Deshalb", erklärte ich ihnen ruhig. "Ach. Ich bin sicher, er wird bei dir darüber hinweg sehen. Ich hab ja mitbekommen, dass du dich jeder Zeit wieder an ihn wenden kannst, wenn du sein Angebot doch annehmen willst", meinte Fili und klopfte mir ruhig auf die Schulter, welche er dann auch noch kurz aufmunternd drückte. Ich aber sah den blonden Jungen betreten an und schüttelte nur den Kopf. "Nein, Fili. Das wäre ja wie betteln und bei ihm zu Kreuze kriechen. Das werde ich nicht tun. So viel Stolz habe ich dann doch. Ich habe seine Hilfe nun einmal abgelehnt, also sollte ich auch zu meinem Wort stehen und es dabei belassen. Außerdem will ich mir von ihm keinen genug tuenden Blick einfangen, wenn ich ihm doch damit kommen sollte", sagte ich und starrte vor mich auf den blanken, abgenutzten Holzboden. "Was hältst du denn davon, wenn ich mit ihm darüber rede? Dann brauchst du dir keinen unschönen Blick einzufangen", fragte Kili freundlich, doch erneut schüttelte ich den Kopf. "Nein. Lass gut sein. Dann würde er vermutlich noch denken, dass ich zu feige wäre um mit ihm vernünftig zu reden und deshalb einen Unterhändler schicken muss. Das wäre ja noch schlimmer", meinte ich, hob meinen Kopf und sah mich wieder im Zelt um, dass nun bereit für den finalen Akt einer zweiwöchigen Zeltstadt war. Die Tanzfläche war frei geräumt und der Mann hinter dem Mischpult bereits dabei das Licht etwas zu dimmen, und die bunten Leuchter nacheinander an und aus zu schalten. Dann ergriff dieser das Mikro und brummte in einer Stimme, die viel gute Laune versprach, hinein um die Disco zu eröffnen. "So meine lieben Zeltstädtler. Die Zeit ist reif für euch eine heiße Sohle aufs Parkett zu legen. Viel Spaß beim heutigen Abend wünscht euch natürlich euer DJ Socke", sagte er und schon drehte er langsam die Anlage auf, aus der zunächst einige Ballermann Hits dröhnten. Fast gleichzeitig strömten mit der Ankündigung sämtliche Menschen und auch teilweise Zwerge zurück ins Zelt. Die ersten, die sich während des Tages zu Paaren zusammen gefunden hatten, waren bereits fleißig dabei miteinander zu tanzen. Da ja nun einmal Damenwahl war, sah man hin und wieder immer noch manche, die ohne Partner waren herum gehen und fragen, ob der ein oder anderen nicht Lust hatte auch etwas das Tanzbein zu schwingen. Zu meiner eigenen Überraschung sah ich auf einmal, wie sich die gute Patschuli bis zu uns durch kämpfte, freudestrahlend auf Ori zu rannte und ihm winkte. Dieser hob ein wenig schüchtern die Hand, als er sie sah und lächelte verlegen. Sie hatte sich wirklich fein raus geputzt mit ihrem schwarzen Spaghettiträgertop, dem gleichfarbigen Fransenrock und den zu einem Dutt hoch gebundenen, geflochtenen Zopf. Und natürlich zog sie ihre übliche Wolke wohlriechenden Parfums hinter sich her. "Hallo Ori. Da bin ich", sagte sie, nachdem sie vor dem jungen Zwerg stand, der mindestens einen Kopf kleiner war als sie. "Ja. Ja. Hallo. G-guten Abend. Du. Du siehst bezaubernd aus", stammelte dieser extrem nervös und mit leicht geröteten Wangen. Nun musste ich doch ein bisschen grinsen, als ich die beiden vor mir musterte und sie ihm eine Hand hin hielt mit den Worten: "Wollen wir dann tanzen?" Der kleine Ori ruckte leicht mit dem Kopf, was wohl ein Nicken oder ähnliches sein sollte und ergriff dann mit zitternden Fingern ihre Hand, woraufhin sie den schüchternen Jungen hinter sich her zerrte, wie ein altes, aber liebgewonnenes Stofftier. Sein Bruder begann indessen bei dem Anblick laut los zu lachen und mit der flachen Hand auf den Tresen zu hauen, der eigentlich für ihn viel zu hoch war. Doch das blieb ihm wenig später im Hals stecken, als eine ganze Kolonne partnerloser Frauen mit langen, spinnenartigen Fingern und gefletschten Zähnen auf die Zwerge um mich herum zu steuerten. Gut, vielleicht ging in diesem zwielichtigem Geflimmer der Discobeleuchtung auch meine überschwängliche Fantasie mit mir durch, aber die Vorstellung traf auf das Verhalten, der durchgeknallten, tanzwütigen Tussies hundertprozentig zu. So brauchte es gar nicht lange, bis ich mehr oder weniger alleine an der Bar stand, während die Herren sich fast widerstandslos von den Ladies auf die Tanzfläche zerren ließen. Auch wenn sie noch so sehr protestierten und zeterten, es half ihnen in diesem Moment gar nichts. Eigentlich hätte mich dieses Bild allein schon zu einem oder mehreren Lachflashs hingerissen, doch mir war schlichtweg nicht danach. Mein schlechtes Gewissen meldete sich einmal mehr und so drehte ich mich zum Barkeeper, um mir mal wieder ein Glas Apfelmet zu bestellen, welches ich hin und wieder zögerlich nippend an den Mund führte und nicht das Einzige bleiben sollte. Ich wollte mich an diesem Abend einfach mal ordentlich gehen lassen. Den ganzen, vorangegangenen Streit und die trüben Gedanken und Gewissensbisse ausschalten die mich plagten. Und natürlich auch, um ein wenig den Schmerz zu verdrängen, den ich wegen dem kommenden Morgen immer wieder empfand. Dabei musterte ich in dem flackernden, bunten Licht, wie sich die kleinen Herren auf der Tanzfläche so schlugen. Zumindest sofern ich sie in dem engen Gedränge irgendwie mal kurz heraus spähen konnte. Kili und Fili hatten natürlich erwartungsgemäß ihren Spaß, auch wenn man ihnen ansah, dass unsere modernen Tänze eindeutig gewöhnungsbedürftig für ihre kurzen Beine waren. Bofur war der auffälligste unter ihnen. Dieser watzte mit seiner hilflos schreienden Tanzpartnerin, wie eine angeschossene Wildsau durch die Menge und bekam einige böse Worte an den Kopf geworfen, wenn er andere Paare in seiner Überheblichkeit auseinander riss. Nori hingegen hatte es richtig übel erwischt. Dieser hatte nun die wohl größte, wie auch breiteste Frau vor sich, welche ihn wie eine Puppe herum warf. Der Einzige, der mit seiner Partnerin wirklich zufrieden aussah war Ori, auch wenn er aufgrund seiner Schüchternheit in den Bewegungen sehr sehr angespannt blieb. Irgendwann nach gefühlt zwei Stunden, als DJ Socke gerade von Schlager zu deutschem Punkrock switchte, gesellte sich auch der Rest der Truppe wieder ins Zelt und natürlich zu mir an den Tresen. Wobei es mich wirklich erstaunte, wie sie es unbeschadet und ohne in den Fängen einer tanzwütigen Frau zu laden, dieses Wunder vollbracht hatten. So warf ich ihnen einen sehr erstaunten Blick zu, als sie mich durch das Gedränge erreicht hatten. Doch mal wieder fehlte die eine Person, die ich insgeheim gerne unter ihnen gesehen hätte. Aber ich brauchte sie auch nicht zu fragen, wo der Zwergenkönig wieder steckte. Sicher war dieser immer noch verbittert und beleidigt draußen am Lagerfeuer und starrte ins Leer. Oder wartete vermutlich vergeblich darauf, dass ich mich zu ihm gesellte. Nun, sicherlich würde ich dies auch noch tun. Spätestens, wenn das Feuerwerk abgeschossen werden sollte, aber vorerst musste ich mit einem reichlich mürrischen Dwalin vorlieb nehmen, dem diese Musikrichtung gar nicht schmeckte, weshalb er sogar mit angewiderter Miene an seiner Bierflasche herum nuckelte. "Du machst ein Gesicht, als hätte dir jemand Salat anstatt Schweinesteak vor die Nase gesetzt", meinte ich schlicht, als ich ihn musterte. Dieser sah zu mir hinüber und verzog nur den Mund. "Ich weiß ja nicht, was du mir damit sagen willst, Weibstück. Aber wenn du diese grauenhafte Musik meinst, die ist einfach nur scheußlich. Da ist selbst der Gesang der Orks im Nebengebirge noch eine Wohltat für die Ohren", raunte er und nahm einen erneuten Schluck aus der Flasche. "Ach, es könnte schlimmer sein. Zumindest spielen die hier kein Trash Metal. Oder zumindest hoffe ich, dass sie das nicht machen werden. Falls doch gehe ich freiwillig aus dem Zelt", sagte ich und nippte an meinem dritten Metglas. Inzwischen spürte ich schon wieder, dass ich dieses dämliche Teufelszeug einfach nicht vertrug. Ich war schon leicht betüdelt und daher auch redseliger als gewöhnlich. So geriet ich mit dem kahlköpfigen Zwerg zwangsläufig in ein Gespräch über Thorin. "Euren König habt ihr wohl draußen irgendwo verloren wies aussieht", meinte ich irgendwann trocken und nahm einen etwas größeren Schluck von der goldenen Flüssigkeit. Dwalin musterte mich eingehend und schnaubte dann. "Verloren haben wir ihn nicht wirklich. Er sitzt draußen am Lagerfeuer und raucht eine Pfeife nach der anderen. Im übrigen ist er nicht gerade gut auf dich zu sprechen", meinte er mit beiläufigen Ton, der mich doch etwas hellhöriger werden ließ. "Ach? Ist er?", hakte ich nach und versuchte ebenso beiläufig zu klingen wie er, wobei ich es nicht schaffte zu verhindern, eine gewisse Neugierde mit klingen zu lassen. "Ja. Er versteht nicht, warum du sein Geschenk abgelehnt hast", erklärte er mir mit kargem Wortschatz. Ich seufzte tief, als er mich in meinem bereits benebelten Zustand wieder daran erinnerte. Na großartig. Nun kamen alle Gefühle wieder hoch, die ich bisher mit dem bisschen Alkohol hatte unterdrücken können. Und dieser sorgte nun dafür, dass sie stärker da waren als je zuvor. So musste ich mir sogar zwangsläufig die ein oder anderen Tränen verdrücken, die sich umgehend in meinen Augenwinkeln bildeten. Das löste hingegen wieder den Effekt aus, dass meine Nase ein wenig verschnupfte, weswegen mir Dwalin nach einer Weile einen leicht fragenden und irritierten Blick zu warf. "Was ist denn jetzt schon wieder mit dir los, Weibstück? Wieso in Durins Namen heulst du denn jetzt?", fragte er etwas verwirrt und gleichzeitig überfordert mit meinem Gefühlsausbruch, der sich da gerade anbahnte. Ich wischte mir mit einem Arm über die feuchten Augen und nuschelte dabei: "Weil ich eine absolut dämliche. Nein, saudumme Kuh bin. Deshalb." "Kannst du auch einmal deutlicher sprechen Weibstück oder bist du jetzt schon zu betrunken?", hakte der Zwerg grantig nach und rollte genervt mit den Augen. "Weil ich Thorin so vor den Kopf geschlagen habe, obwohl ers ja doch von ganzem Herzen für mich getan hat. Aber ich bin es verdammt noch mal nicht gewöhnt, dass mich ein Mann versucht auf Händen zu tragen und dass auch noch Wörtlich nehmen könnte, wenn ich bedenke, wie oft er das tatsächlich gemacht hat. Und jetzt isser ausgerechnet an diesem Abend sauer auf mich, wo wir nicht mal mehr zehn Stunden miteinander haben ehe ihr geht. Ich bin einfach nur grottendämlich. Dabei hätte ich so gerne mit ihm getanzt. Aber das wird er nun nicht mehr machen wollen", klagte ich und stürzte den letzten Rest Met hinunter, stellte das Glas auf den Tresen und bestellte mir gleich schon das nächste. Danach atmete ich einmal ganz tief ein und brachte ebenso ein solches gefrustetes Stöhnen über die Lippen, während ich immer wieder mit meinem Arm über meine Augen wischte. "Das ist kein Grund dich hier um den Verstand zu trinken und in Selbstmitleid zu versinken. Davon abgesehen, so wie es aussieht bekommst du vielleicht eine Chance deinen Fehler wieder gut zu machen", meinte Dwalin, der geradeaus über die Tanzfläche schaute, woraufhin ich ihm einen sehr irritierten Blick schenkte. "Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt. "Weil Thorin gerade zur Schenke herein gekommen ist und dort drüben mit dem Menschen spricht, der diese scheußliche Musik macht", erklärte er und nickte mitten durch das Menschengewusel, in dem auch hier und da einige Zwergenbärte aufblitzten. Ich musste mich anstrengen um bis an das andere Ende des Raumes sehen zu können, da inzwischen auch hin und wieder die Nebelmaschinen angeworfen wurden, was jemandem der eh schon im eigenen Nebel schwamm noch zusätzlich die Sicht erschwerte. Doch als sich, Bofur sei dank, eine größere Lücke in der Menschenmasse auftat, sah ich tatsächlich, den Zwergenkönig mit DJ Socke am Mischpult ein Gespräch führen. Der Mann an den Reglern nickte immer wieder und zeigte ihm irgendetwas auf einem Blatt Papier. Ein bisschen Argwöhnisch zog ich die Augenbrauen zusammen, nachdem der kleine, dunkelhaarige Mann irgendwann auf das Papier drauf tippte und DJ Socke nickte, ehe sich Thorin von ihm löste. Daraufhin bewegte er seine Stiefel in Richtung Theke und wurde auch schon von der Menge verschluckt. Ich zog die Augenbrauen noch mehr zusammen und sah hinüber zu Dwalin, der sich allerdings in ein Gespräch mit seinem Bruder vertieft hatte. Ich seufzte wieder und schaute nach vorne auf die Tanzfläche. Allerdings bekam ich abrupt einen riesen Schreck, sodass mir fast mein frisches Metglas aus der Hand fiel. Wie ich nämlich feststellte, hatte es Thorin binnen weniger Sekunden geschafft sich zu mir durch zu kämpfen und stand nun seelenruhig mit seiner typischen, ernsten Miene vor mir. Ich blinzelte kurz und war mir in diesem Augenblick nicht sicher, ob er wirklich vor mir stand. Der Eindruck änderte sich allerdings, als er den Mund öffnete und seine ruhige, tiefe, dunkle Stimme durch den Lärm aus der Musikanlage an mein Ohr wehte. "Ich möchte mit dir reden", sagte er und trat näher an mich heran. Ich zuckte nur kurz etwas bedrückt mit den Schultern und nickte ihm dann zu. Ich brauchte ihn gar nicht erst zu fragen worüber er mit mir reden wollte. Sicherlich ging es um unseren kleinen Zwist vor ein paar Stündchen, den er nun klären wollte. Worum auch sonst? So seufzte ich einmal tief und stellte mein Metglas auf den Tresen. "Gehen wir dafür nach draußen?", fragte ich, als ich mich wieder zu ihm umdrehte. Er aber schüttelte den Kopf und hielt mir locker seine offene Handfläche entgegen. Im selben Moment wurde die laufende Musik unterbrochen und DJ Socke ergriff erneut das Mikro. "So ihr lieben Tanzwütigen. Es ist bald Zeit für das Abschlussfeuerwerk, aber zuvor gibt es noch einen kleinen Musikwunsch, den ich erfüllen möchte. Und gebt acht, es wird schön kuschlig, also greift euch eure Liebste oder euren Liebsten. Denn hier kommen die Toten Hosen mit 'Alles aus Liebe'. Viel vergnügen", sagte er, steckte das Mikro wieder weg und schon legte er den Song auf. Als die ersten Akkorde der E-Gitarre an mein Ohr drangen, entfuhr meinen Lippen ein Keuchen und ich sah Thorin mit großen erstaunten Augen an, der mir immer noch seine offene Hand hin hielt. Das hatte er also drüben am Mischpult gemacht. Er hatte sich für uns beide ein Lied ausgesucht. Und nicht mal irgendeines. Nein. Es war mein Lieblingslied der Toten Hosen. Auch wenn es vom Text schon sehr grenzwertig war. Doch dafür waren die Herren um Campino und Co. allseits bekannt. Aber woher zum Henker kannte er es? Hatte er sich vom DJ beraten lassen, was man in einem solchen Moment aufspielen konnte oder war jemand mit einem Hinweis zu ihm gegangen, der meinen Musikgeschmack kannte? Ich wusste es beileibe nicht für mich zu beantworten. Und offen gesagt war es mir gerade zu diesem Zeitpunkt scheiß egal. Das war neben dem Antrag am vergangenen Abend, die schönste Geste mir gegenüber. Und immer noch stand er ganz erwartungsvoll vor mir und musterte mich eingehend, bis er dann doch die Stimme hob und wohl aus lauter Ungeduld fragte: "Darf ich um diesen Tanz bitten?" Mir steckte plötzlich ein richtig dicker Kloß im Hals. Meine Beine wurden weich, was nicht nur vom Alkohol kam, und meine Finger zitterten, als ich diese ganz zögerlich und langsam nach seinen ausstreckte. Nachdem meine Hand vorsichtig in seiner landete, drückte er diese ganz sanft und ruckte mit dem Kopf auf die Tanzfläche, auf der sich nun nur noch Paare tummelten, die eng umschlungen miteinander hin und her schwankten, wie Schiffchen bei ruhigem Seegang. Ganz langsam und behutsam ließ ich mich von ihm in mitten dieses ganzen Gewusels aus Menschen von ihm führen. An einem freien Platz angekommen, drehte er sich wieder zu mir um, legte eine Hand an meine Hüfte und die andere hielt er ausgestreckt zur Seite weg. Ich schluckte als sich unsere Augen kreuzten und ließ meine freie Hand ganz behutsam an seine kräftige Schulter sinken. Natürlich darauf bedacht nicht seine Wunde zu berühren. Als wir diese Haltung eingenommen hatten, begannen wir uns ganz langsam zum Takt der Musik zu bewegen. Zwar nicht besonders viel, da wir dafür nicht ausreichend Freiraum um uns herum hatten, aber doch konnten wir uns so auf der Stelle umeinander drehen, während Campino die erste Strophe zum Besten gab. Ich hatte meinen Blick unterdessen wieder von seinem gelöst und schaute leicht zu Boden, während ich bemüht war bei dem leichten Geschwanke einen Fuß neben den anderen zu setzen. Man sollte nicht glauben, wie schwer es sein konnte, sich im leicht angetrunkenen Zustand auch nur langsam zu bewegen. Aber dafür hatte ich ja zusätzlich ein bisschen Hilfe des Zwergenkönigs, der mich hin und wieder mit dem leichten Druck seiner Hand an der Hüfte herum führte. Wie ich feststellte, war er ein erstaunlich guter Tänzer, auch wenn das Drehen auf der Stelle nicht wirklich als Tanz bezeichnet werden konnte. Aber zumindest schaffte er es, mir nicht mit seinen schweren eisenbeschlagenen Stiefeln auf die Füße zu treten, was ich schon einmal im Hinterkopf als kleine Meisterleistung quittierte. Alles in allem gar nicht mal so schlecht, doch waren wir ja nicht allein zum Tanzen auf die Fläche gegangen. Nun schwiegen wir uns schon einige Sekunden an, obwohl wir eigentlich miteinander hatten reden wollen. Und ich wusste auch gar nicht ob ich anfangen sollte, oder ob er den ersten Schritt wagte. Aber irgendwann mussten wir ja nun endlich auf einen Punkt kommen. Und nicht nur mir kam im selben Augenblick der Gedanke, sondern auch ihm, weshalb es dazu kam, dass sich unsere beiden Stimmen überlagerten. "Thorin, ich..." "Cuna, ich..." Von dieser plötzlichen Syncronität überrascht weiteten wir verblüfft die Augen und sahen uns an. Doch blieb es nicht nur während des Einleitungssatzes dabei. Nein. Es zog sich sogar noch ein bisschen weiter. "Ich wollte dir nur sagen..." "Also ich wollte... " "Jetzt lass mich doch mal..." "Also gut du zuerst." Irgendwann merkte ich, wie sich auf meinen Lippen ein verlegenes Lächeln bildete und in meiner Kehle ein Kichern erklang. Thorin schaubte nur belustigt und hinter seinem Bart zog sich auch ein ganz leichtes Schmunzeln. Schließlich, war er es dann, der wieder ansetzte zu reden. Und dieses mal hielt ich den Mund geschlossen um ihm zu zu hören. "Cuna. Ich möchte dich um Vergebung bitten", sagte er schlicht, woraufhin mir die Augenbrauen bis unter die Haarwurzeln schossen. "Was? Wie? Wofür?", fragte ich verwirrt und er seufzte leise. "Es war falsch von mir, dich nicht über mein Vorhaben aufzuklären, wo es immerhin dein Wohlergehen betraf", erklärte er und warf mir einen reumütigen Blick zu. Nun seufzte ich und schüttelte erschöpft den Kopf. "Nein, Thorin. Ist schon okay. Ich. Ich hab einfach nur scheiße darauf reagiert. Ich. Ich bin es schlichtweg nicht gewohnt, dass sich mal ausnahmsweise jemand um mich kümmert. Bisher war das immer nur anders herum. Und es macht mir sehr zu schaffen, dass das jetzt auf einmal so ist. Weißt du, eigentlich freut es mich, dass du mir damit eine Freude bereiten wolltest. Nur muss ich mich immer noch an dich und deine besonderen Lebensweisen und Einstellungen gewöhnen", erklärte ich ruhig, woraufhin sein Mund sich immer mehr von einem Schmunzeln zu einem strahlenden Lächeln formte. "Ich denke, da bist du nicht die Einzige, die sich von jetzt an, an einiges gewöhnen muss", meinte er und in seiner tiefen Stimme schwang neben einer Spur Belustigung auch ein gewisser Hauch von Zärtlichkeit mit, der mir einen wohligen Schauer über den Rücken trieb und meinen Lippen ein leises Keuchen entlockte. Wenig später legte er dann seine Stirn an meine und sah mir tief in die Augen. Ich erwiderte den Blick und lächelte auch ein wenig breiter. Nun wurde mir erneut klar, was für sture kleine Dummköpfe wir eigentlich beide waren. Aber trotzdem, fanden wir nach unbestimmter Zeit wieder auf einen gewissen Nenner, um uns zu vertragen. Allerdings blieb da noch eine Sache offen, die er in dem Zusammenhang natürlich noch ansprach, während die Toten Hosen in den Lautsprechern erstarben und ein weiterer Kuschelsong erklang, der nicht Besser hätte passen konnte. Es war 'Ti Amo_ in der Version von Umberto Tozzi und Monica Bellucci aus dem Film 'Asterix Mission Kleopatra', zu dem wir uns weiter in dieser langsamen Drehung bewegten. Eigentlich viel zu schnulzig für diese Veranstaltung und erst recht nach den rockigen Hosen. Aber für den Augenblick, den ich mit dem Zwergenkönig auf der Tanzfläche verbrachte, einfach nur perfekt. So fragte mich Thorin, während die italienischen Floskeln auf uns nieder gingen: "Hast du es dir mit meinem Angebot vielleicht doch noch einmal überlegt?" Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch. Ich musste ganz tief in mich gehen, um meinem inneren Schweinehund einen Maulkorb anzulegen. Dann öffnete ich die Augen wieder und sah ihn ruhig an als ich ihm antwortete: "Ja. Ich nehme es liebend gerne an Thorin." "Wirklich?", hakte er noch einmal nach und warf mir einen sehr überraschten und ungläubigen Blick zu. Ich nickte nur mit einem sanften Lächeln und erwiderte: "Du hast schon richtig gehört. Ich nehme es an." Was mich dann traf, war der unvergesslichste Moment des ganzen Abends. Während die Musik zu ihrem Höhepunkt anschwoll, blieb der Zwergenkönig abrupt auf der Stelle stehen, umschlang mich sanft, aber dennoch fest mit seinen kräftigen Armen und hauchte mir das schönste aller Wörter in seiner Sprache zu das ich je gehört hatte. Und für das ich definitiv keine Übersetzung von ihm benötigte. "Amrâlimê", drang es von seinen Lippen, ehe er mir diese, sanft, weich und warm auf den Mund presste. Sein Kuss war in diesem Augenblick so intensiv, dass er mich mehr berauschte, als die drei Gläser Apfelmet, die ich zuvor in mich rein gekippt hatte. Meine Augen überschlugen sich in ihren Höhlen, nachdem ich zusätzlich seinen wohltuenden Duft mit jedem Atemzug in meine Lungen sog. Vorsichtig rutschten meine Hände über seine Schultern hinweg, durch sein dichtes dunkles Haar und schließlich an seinen Nacken, wo ich sofort anfing ihn zu kraulen. Das tiefe, sonore Brummen, was daraufhin in seiner breiten Brust erklang, ließ mich leise aufstöhnen. Mein Mund öffneten sich daraufhin und er verinnerlichte den Kuss noch mehr, indem er seine weiche, warme Zunge über den Rand meiner Lippen schob, um die meine zu erreichen. Wenig später fühlte ich wie sich eine seiner Hände verselbstständigte und mich fest an meinem Gesäß packten, woraufhin unser beider Hüftregionen gegeneinander stießen. Was ich dort spürte, ließ meine Augen sehr weit auf springen und ich starrte ihm doch etwas erschrocken ins Gesicht. Heiliger Strohsack! Das Gerät konnte ich ja selbst durch den dicken Jeans-Stoff fühlen. Er schenkte mir unterdessen seinen entspannten Schlafzimmerblick und auf seinen Lippen formte sich, während dem Kuss ein wissendes Schmunzeln. Aber da war mehr. Viel mehr. In seinen hellen, blauen Augen brannte es plötzlich, wie ein Feuer im ewigen Eis. Keuchend blickte ich tief in diese hinein. Ich erkannte, dass es ohne Zweifel das pure Verlangen war. Und ich hoffte tatsächlich, dass eben jenes in dieser Nacht auch noch von mir besitzt ergreifen würde. Doch bis es soweit war, gaben wir uns zunächst nur unseren Küssen und Berührungen hin. Während bereits draußen am Sternenklaren Himmel zum Klang von Ti Amo, knallend das leuchtend bunte Abschiedsfeuerwerk erstrahlte. - 66. Die letzten Stunden / Ende - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)