Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 51: 51. Zwischen Himmel und Hölle ----------------------------------------- Was war nur geschehen? Warum passierte das ausgerechnet mir? Wieso tat mir das Schicksal so etwas an? Wieso nur? War ich nicht freundlich genug gewesen? Hatte ich irgendetwas in einem meiner früheren Leben getan, dass diese Katastrophe in meinem derzeitigen Leben entstehen musste? War ich denn nicht schon damit gestraft einen Mann auf grausame Art verlieren zu müssen? Musste denn nun ausgerechnet der Nächste auch noch sterben? Noch dazu vor meinen Augen und mehr oder weniger in meinen Armen? All meine Bemühungen, all die kurzen Stunden und Tage, die wir zusammen an diesem Ort verbracht hatten und uns näher gekommen waren. Sie schienen mit dieser einen Gewalttat vernichtet worden zu sein. Mein Herz verkrampfte sich so stark, dass ich fürchtete es würde sofort entzwei gerissen. Mein Gesicht war mit Sicherheit schreckensblass, auch wenn ich es nicht sehen konnte. Mein Mund und meine Augen waren so weit aufgerissen, dass sie fast genauso schmerzten wie mein Rücken, der auf den Kies gekracht war. Ich schnappte panisch keuchend nach Luft und starrte dem Mann, der sich auf mich gestürzt hatte, mitten ins Gesicht. Er biss die Zähne zusammen und hatte die Augen zugekniffen. Die Hände waren rechts und links neben meinem Kopf gelandet. Er versuchte mit zitternden Armen zu verhindern, dass ich sein volles Gewicht auf meinen Körper zu spüren bekam. Dennoch merkte ich, wie er langsam zur rechten Seite her einknickte. Er keuchte und stöhnte vor Schmerz auf und schon lag er halb auf mir, als ihm der Arm nach gab. Sein Kopf landete zwischen meiner linken Schulter und meiner Brust. Ich hörte, wie sich neben mir im Kies seine Hand zu einer Faust ballte und sich dabei in den Boden krallte. Da erwachte ich aus meiner Starre und ich riss umgehend meine Hände hoch. Mit der Linken fasste ich ihn weit oben hinter seine Schulter. Mit der Anderen schob ich ihm hastig die langen, dunklen Haare aus dem Gesicht, damit er Luft bekam. Als ich sein Gesicht berührte, war dieses leicht erhitzt und schweißgebadet. Er atmete sehr schnell und stoßweise. Ich konnte jeden einzelnen Zug davon heiß durch den Stoff meines Kleides auf die Haut treffen fühlen. Meine linke Hand an seiner Schulter griff in irgendetwas Feuchtes. Ich wusste nicht was es war, noch wollte ich es genau wissen. Aber die Sorge um ihn war weit größer, als vor dem was ich womöglich sehen würde. Es war also unvermeidlich, dass ich einen Augenblick den Arm hob um es mir genauer anzusehen in was ich da gerade hinein gefasst hatte. Als ich meine Hand sah, blieb mir fast das Herz stehen. Rot. Sie war feucht und rot. Ich stieß einen hysterischen Schrei aus und versuchte den Zwergenkönig auf die Seite zu rollen. Dieser ließ es widerstandslos über sich ergehen und ich rutschte hastig unter ihm heraus. Langsam rollte er auf den Rücken und blieb dort liegen. Das wunderschöne, helle Fell seines Ledermantels hatte sich an seiner Schulter bereits dunkelrot verfärbt. Fahrig und völlig aus der Fassung beugte ich mich über ihn und streichelte ihm das Gesicht, den Bart, die Stirn und die Lippen, welche ich augenblicklich mit seinem eigenen Blut beschmierte. Er öffnete mit verzerrten Gesichtszügen die Augen und sah mich ratlos und ein wenig beunruhigt an. Doch seine Miene erhellte sich als er mich erkannte. "Cu...Cuna", flüsterte er mit rauer Stimme. "T-Thorin", presste ich bebend über meine Lippen. Bei mir hatte inzwischen eine Art Schnappatmung eingesetzt. Ich war unfähig auch nur einen wirklich klaren Gedanken zu fassen. Ich vergas alles um mich herum. Alle meine Sinne waren nur noch auf Thorin ausgerichtet, der langsam den linken Arm hob und mir entgegen streckte. Ich konnte fühlen, wie die Rückseiten seine Finger sanft und behutsam meine Haut berührten. "Mahal sei dank. Es geht dir gut", nuschelte er mit versucht erleichtert klingendem Ton. Reflexartig griff ich nach seiner Hand und drückte diese fest. Er erwiderte den Druck und schaffte es fast mir ein hoffnungsvolles Lächeln zu schenken. Doch was ich noch von ihm sah, lag wie hinter einem dichten Regenschleier verborgen. Meine Tränen kannten kein Halten mehr. Sie rollten mir unaufhörlich aus den Augen, die Wangen hinunter und tropften mit einem dumpfem 'Plock' auf die Rüstung des Zwergenkönigs. Diese Grausamkeit. Diese Ungerechtigkeit. Diese absolut hilflose Ohnmacht angesichts dessen, dass dort der neue Mann in meinem Leben langsam vor mir verblutete, raubte mir beinahe gänzlich den Verstand. Ich löste eine Hand von seiner und griff unter seinen verschmierten Fellmantel. Ich wusste noch nicht warum ich es tat oder welchen Zweck ich damit verfolgte. Ich suchte nur hoffnungsvoll, auf diese verzweifelte Art, eine Möglichkeit zu verhindern, dass er weiter Blut verlor. Ich zitterte so heftig, während ich ihn absuchte, als sei ich gerade aus einem Tiefkühler gekommen. Genauso taub kam mir mein ganzer Körper vor. So unwirklich und surreal. Die Sekunden verstrichen wie Tage und Minuten wie Jahre. Ich fluchte innerlich und beschimpfte mich die ganze Zeit über selbst. Ich hätte ihn nicht her kommen lassen sollen. Sie hätten alle nicht her kommen dürfen. Dann wäre er nie so schwer verwundet worden. Und vermutlich hätte ich dann auch nicht diese enorm starken Gefühle ihm gegenüber entwickelt, die mich nun innerlich zu zerstören drohten und meinen Verstand übermannten. Mich packte immer mehr ein nie gekannter Wahnsinn. Etwas, das so noch nie in mir erwacht war. Ich wusste, dass so etwas bei jedem Menschen vorhanden war. Und ich hatte mir stets mühe gegeben diesen nicht über mich kommen zu lassen, egal wie sehr mich etwas auch gestresst hatte. Aber in dieser Situation war jegliche Selbstbeherrschung aus mir gewichen. Ich stand wieder vor dem gleichen Chaos wie vor zwei Jahren. Aber diesmal hatte es eine gerade frisch erwachte Liebe getroffen, die noch in junger Blüte stand. Und sie auf diese Weise unter den Springerstiefeln eines gewalttätigen Mörders zerquetscht zu sehen, war das absolut Letzte, was ihr hätte passieren dürfen. Ich verfluchte diesen miesen Schweinehund. Diesen elenden Stiernacken, der nichts besseres zu tun gehabt hatte als alles zu zerstören, was ich mir in diesen kurzen Tagen erkämpft hatte. Aber ich würde nicht aufgeben. Ich musste weiter kämpfen. Für mich. Für Thorin. Für sein Leben. Für unsere Liebe und unsere gemeinsame Zukunft. Ich konnte ihn nicht einfach so gehen lassen. Dafür war er mir viel zu wertvoll geworden. Noch viel mehr dadurch, dass ich wusste wie er für mich empfand, war es umso wichtiger, dass ich ihm nun das Leben rettete. Das Einzige, was mich dabei behinderte, war meine eigene Hilf- und Kraftlosigkeit angesichts all dieser schrecklichen Umstände. Ich tastete unterdessen weiter an ihm herum, während ich versuchte meinen Kampfgeist zu animieren und flüsterte wie in Trance immer wieder mit erstickender Stimme: "Es wird alles gut. Alles wird wieder gut." Jedoch musste ich feststellen, dass durch den eisernen Harnisch nichts zu finden war. Ich musste weiter unter seinen fielen Kleidungs- und Rüstungsschichten suchen. So fuhr ich mit der Hand zu seinem Hals, wo ich versuchte unter sein Leinenhemd zu kommen. Er öffnete die Augen etwas weiter und drückte dann meine Hand fester. "Cuna. Cuna hör auf", keuchte er und starrte mich fest an. Doch ich konnte nicht aufhören. Ich musste weiter suchen. Ich konnte doch nicht einfach aufgeben, während sich nun auch langsam der Kies unter ihm rot färbte. Schließlich wurde ich dann doch aufgehalten. Ich war so gefangen in diesem Alptraum, dass ich nicht bemerkt hatte, wie sich um mich herum die anderen Zwerge versammelt hatten. Ich stellte es erst fest, als mich von hinten zwei Hände an den Schultern packten und ein paar behandschuhte Finger die meinen ergriffen, die gerade dabei waren unter Thorins Leinenhemd nach der Wunde zu suchen. Ich bemerkte wie Thorin den Kopf leicht zur Seite wand und mit demjenigen sprach, der meine Hand ergriffen hatte. "Bringt sie weg", sagte er knapp. Ich keuchte verängstigt und klammerte mich mit der anderen Hand fester an seine die anfangen wollte sich zu lockern. Ganz zaghaft und leise hörte ich, wie mir Fili beruhigende Worte ins Ohr murmelte: "Komm schon Cuna. Bitte steh auf. Du kannst hier nichts ausrichten." Ich schüttelte heftig den Kopf und kniff die Augen zusammen. "Nein. Nein. Bitte. Nein. Ich kann nicht. Ich will bei ihm bleiben. Bitte. Nicht", nuschelte ich völlig von Sinnen. Ich wollte nicht gehen. Ich konnte ihn doch nicht allein dort liegen lassen. Nicht so unter diesen Umständen. Ich wollte bleiben. Ich musste bleiben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sich unsere Hände nun lösten und ich ihn danach für immer verlieren müsste. Doch war ich einfach zu erschöpft und ausgelaugt, dass ich gar nichts gegen die kleinen Männer ausrichten konnte, die mich zwar sanft, aber dennoch bestimmend auf die Beine und von ihm weg zogen. Das Letzte was mich noch bei ihm hielt, war meine Hand, die sich immer noch verzweifelt an seine fesselte. Doch geriet diese mehr und mehr ins rutschen, da unser beide Hände völlig nass verschwitzt waren. "Cuna, lass ihn los. Komm schon", hörte ich den blonden, jungen Zwerg fast flehend murmelnd. "Ich will nicht. Ich kann ihn nicht allein lassen. Lass mich hier. Bitte, Fili", stammelte ich verzweifelt. "Du kannst ihm so nicht helfen. Wir machen das schon", kam es dann von der anderen Seite. Der Zwerg, der meine Hand ergriffen hatte, war Bofur. Allerdings hätte ich fast seine Stimme nicht erkannt, da ich ihn nie so ernst erlebt hatte. Doch alles gute Zureden und Einreden auf mich hatte leider aus Sicht der kleinen Herren keinen Zweck. Sie mussten mich schließlich wortwörtlich von ihm wegreißen. Als meine Finger die seinen verloren, brach in mir endgültig alles in sich zusammen. Ich öffnete den Mund weit um zu schreien, doch alles was ich gerade so heraus bekam, war nichts weiter als ein halb ersticktes Gurgeln. Meine Beine hoben mit einem mal vom Boden ab. Fili schob seinen Kopf unter meinem Arm durch und stemmte mich dann an den Knien und dem Rücken fassend auf seine Arme. Vor meinen Augen schloss sich die Wand aus zwergischen Rücken über Thorin, sodass ich ihn nicht mehr sehen konnte. Außerdem versperrte mir zudem Bofur nach einer Weile die Sicht. Sie wollten es tunlichst vermeiden, dass ich weiterhin zu Thorin sah. Dabei verlangte es mich nur umso mehr ihn zu sehen. Zu wissen, dass er nicht plötzlich, in dieser Zeit, in der wir voneinander getrennt wurden, doch gestorben war. Auch wenn ich gerade mal einen Wimpernschlag von ihm entfernt war. Ich tat alles was mir einfiel um wieder zurück zum Zwergenkönig kommen zu können. Ich rammte sogar meine Zähne in Filis Ledermantel und hämmerte mit den Fäusten vorne und hinten gegen sein Kettenhemd, dass er sich übergezogen hatte. Es hätte sicherlich furchtbar schmerzen müssen, doch noch immer waren meine sämtlichen Glieder taub. Und keiner reagierte auf meine verzweifelten Versuche, mich aus den Armen des blonden Jungen zu winden. Fili gab während meinem kleinen Trommelfeuer keinen Ton von sich. Er ließ meine Schläge über sich ergehen, als seien sie nur harmlose Regentropfen. Vermutlich lag es aber auch an der dicke seiner Rüstung oder daran, dass ich einfach nicht fest genug zu schlug. Fili schaute nur vor sich und ging schnurstracks seinen Weg ohne anzuhalten. Irgendwann im Laufe der nächsten Minuten stellte ich fest, dass es um mich herum langsam dunkler wurde. Der blonde Junge hatte kurz seine Richtung gewechselt und mir somit endgültig den Blick auf den Platz genommen. Wir waren im Zelt angekommen. Er verlor auch gar nicht viel Zeit damit, mich hinter den Vorhang meiner Kuschelhöhle zu verfrachten. Fili hatte inzwischen nicht mehr so große Mühe mich von sich los zu bekommen. Ihm half dabei sein leicht angestrengtes, ruhiges Zureden, dass mich meinen Klammergriff lösen und auf die weichen Felle sinken ließ. Mein Kopf landete schwer auf dem Kissen. Eine dünne Decke legte sich über mich und der blonde Junge strich mir sanft über die Stirn. "So ist gut, Cuna. Bleib bitte liegen und versuch dich auszuruhen. Ich weiß es wird sicher schwer für dich, aber schließ die Augen und schlaf ein wenig", murmelte er leise. Ich schniefte immer noch und ergriff seine Hand. "Er stirbt doch nicht, oder Fili? Bitte sag mir, dass er nicht stirbt", flüsterte ich ihm flehend entgegen. Durch das Halbdunkel sah ich nur schwach, dass auf dem Gesicht des Jungen der Mundwinkel leicht zuckte. Ich konnte es nicht einordnen, ob es nun ein hoffnungsvolles oder gequältes Lächeln von ihm darstellen sollte. Er war sich wohl selbst darüber nicht ganz sicher. Dennoch antwortete er mir weiterhin mit ruhiger Stimme. "Ich kann es dir nicht sagen. Das Wichtigste ist zunächst einmal, dass du zur Ruhe kommst und dir keine Sorgen um ihn machst. Er ist bei uns in besten Händen. Oin kümmert sich schon darum. Und wir werden alles in unserer Macht stehende tun, damit er überlebt. Versuch du in der Zeit, die wir brauchen um ihn zu versorgen, wieder Kraft zu schöpfen", meinte er und löste sich dann von mir. "Bitte. Sag mir Bescheid, wenn es ihm gut geht", bettelte ich leise. "Das werde ich. Schlaf jetzt Schwesterchen", murmelte er ohne noch einmal zu mir hinunter zu sehen und verschwand er dann von meiner Seite. Bofur, der mitgekommen war, zog behutsam und seufzend die Leinenvorhänge hinter sich zu. Nun war es um mich herum bis auf einen kleinen Lichtschlitz dunkel geworden. Ich fühlte mich so schlaff und so einsam wie schon lange nicht mehr. Erst recht nachdem ich hörte, wie sich die beiden Zwerge aus dem Zelt entfernten. Wie gerne wäre ich wieder aufgestanden und ihnen nachgerannt. Aber nun wollte mir mein Körper nicht mehr gehorchen. Das Taubheitsgefühl wich zwar, aber die ersten Schmerzimpulse stellten sich ein. Gerade an den Händen, die ich mir an dem schweren Kettenhemd richtig wund geschlagen hatte. Mein Rücken tat mir von dem Aufprall auf den Kies ebenfalls ungemein weh. Genauso wie meine gebrochene Nase, die diese ganze Aufregung auch nicht verkraftete. Und meine Beine waren auch nur noch zwei zitternde und bebende Exemplare. So konnte ich einfach nur liegen bleiben und auf die Dinge warten, die kommen würden. Egal wie schrecklich sie auch sein mochten. Auf dem Rücken liegend und an die Zeltdecke starrend, tastete ich langsam umher. Neben meiner Liege fand ich auf dem Boden mein Plüschschäfchen. Ich ergriff es und zog es langsam zu mir nach oben. Ich drückte es so gut ich noch konnte an meine Brust und kniff die Augen zu. Es war gerade das Einzige, was mir Trost spenden konnte und mich zumindest ein wenig beruhigte. Dennoch fühlte ich mich mehr und mehr benommen. Halb ertrunken in meiner eigenen Verzweiflung. Ich kam mir so falsch vor, wie ich da so nutzlos in der Gegend herum lag, während irgendwo draußen gerade der Mann den ich liebte das Zeitliche segnete. Doch war er es ja gewesen, der mich weg geschickt hatte. Beziehungsweise hatte weg schaffen lassen. Mein Herz krampfte sich erneut ein wenig mehr zusammen, als mir kurz der Gedanke kam, dass er nicht wollte, dass ich ihn sterben sah. Ich rollte mich langsam auf die Seite und umklammerte mein Schaf noch fester. Ich versuchte zwanghaft gegen die Müdigkeit anzukämpfen, die sich inzwischen in meinem Kopf breit machte. Die Nacht war einfach zu kurz und zu anstrengend gewesen. Der ganze Tag war bis auf diesen kurzen Lichtblick im Maisfeld eine einzige Katastrophe geworden. Ich hasste dieses verdammte Schicksal, das mir jedes mal einen derartig harten Knüppel zwischen die Beine warf. Hatte es mich denn nicht schon hart genug getroffen? War es wirklich nötig mich noch weiter zu quälen? Verlangte ich denn zu viel, wenn ich ein bisschen Glück, Freude und Frieden für mich beanspruchte? Gab es nicht eine einzige Möglichkeit bis zum Ende meines eigenen Lebens etwas halten zu können, dass ich meinen persönlichen Schatz nennen durfte? Einen den ich hegen und pflegen konnte? Mit dem ich jede Prüfung überstand und der mir auch mit Kleinigkeiten ein Lachen aufs Gesicht zauberte? Das alles war wohl einfach nie für mich bestimmt gewesen. Wahrscheinlich würde ich bis in alle Ewigkeit und von Leben zu Leben damit gestraft sein, einen einsamen, trostlosen Pfad entlang zu wandern. Wieder kullerten meine Tränen in einem fort aus meinen geschlossenen Augen über meine Wangen auf das weiche Fell unter mir. Es hatte keinen Zweck auf ein Wunder zu hoffen. Wenn ich erwachte, würde sicherlich alles vorbei sein. So glitt ich hinab in einen dunklen und verworrenen Traum. Ich ging zurück zu dem Moment, als ich durch den Wald gerannt war, um die Zwerge zu finden, sodass wir die Zeltstadt schützen konnten. Doch je weiter ich rannte umso dichter wurden die Bäume. Die Stämme wurden breiter und standen immer enger beieinander. Irgendwann waren sie so dicht beisammen, dass sie links und rechts neben mir eine unendlich hohe Mauer bildeten. Das Blätterdach, zuvor noch aufgelockert und leicht dunkelgrün, verdichtete sich zu einem Wust aus Ästen. Das Sonnenlicht oder was auch immer gerade am Himmel leuchtete wurde nach und nach verschluckt. Irgendwann waren nur noch kleine Punkte von Helligkeit zu sehen, die mehr an Sternenlicht erinnerten. Viel zu schwach um mir meinen weiteren Weg zu weisen. Dennoch drehte ich mich nicht um. Denn da würde ich auch nichts finden. Ich musste weiter. Immer weiter und immer tiefer führte mich dieser verworrene Traumpfad durch den monströs großen Wald. Dann zweigte der Weg plötzlich ab. Ich musste stehen bleiben. Beide Wege sahen dunkel und gefährlich aus. Ich wusste, dass ich einen der beiden nehmen musste, um an mein Ziel zu kommen. Nur welchen? Mit Sicherheit würde auf beiden eine oder mehrere Gefahren auf mich warten. Die Frage war nur, wie ich darauf vorbereitet sein würde. Und lange Zeit zu wählen hatte ich plötzlich auch nicht mehr. Obwohl es eigentlich dunkel war, sah ich, wie sich vor mir mein Schatten langsam auf einem gewaltigen Stamm in einem orange-roten Licht abzeichnete. Ich konnte mit einem mal ein leises, unheilvolles Knistern und Knacken hören, das immer lauter wurde, je deutlicher mein Schatten zu erkennen war. Ich fühlte langsam stärker werdende Wärme in meinem Rücken und wagte nun doch einen Blick über meine Schulter. Ich bereute es sofort. Hinter mir wälzte sich eine gewaltige Wand aus Feuer durch den engen Baumpfad. Über den wurzelverwachsenen Waldboden ergoss sich zu meinem Unwohlsein auch noch ein ganzer Fluss an kochender, brodelnder Lava. Ich keuchte und wich langsam zurück. Über das täuschend Echt wirkende, flüssige Gestein, sah ich verschwommene und herumwirbelnde Flammengestalten tanzen. Sie gackerten, kreischten, quietschten und brüllten aufgeregt. Schlugen auf sich gegenseitig ein. Verschmolzen miteinander. Lösten sich wieder voneinander. Sie trieben durch ihren Tanz den Fluss immer weiter an und ließen diesen direkt auf mich zu halten. Ich keuchte und krallte mich mit beiden Händen fest an den Baumstamm, gegen den ich inzwischen gestoßen war. Es gab keinen Ausweg. Die Einzigen, die vorhanden waren, waren viel zu dunkel und zu uneinsichtig. Doch ich musste ein Wahl treffen oder diese Ausgeburten der Hölle würden mich mit Haut und Haaren in ihrer Feuersbrunst mit sich reißen und verschlingen. Ich atmete tief durch und griff mir dann an die Brust. Ich konnte mein Herz darin heftig pochen fühlen und hatte irgendwie den Eindruck, es wollte mir etwas sagen. Ich glaube einzelne Wortfetzen zu verstehen. Doch klang es sehr undeutlich und verzerrt. Verzweifelt murmelte ich vor mich hin:"Oh bitte. Bitte sag mir doch was ich tun soll. Welchen Weg muss ich gehen? Hilf mir doch. Bitte." Ich formte meine Finger an meinem Brustbein zu einer Faust zusammen. Ich kniff die Augen zu, während die Hitze vor mir immer gewaltiger wurde. Ich konnte die Luft regelrecht um mich herum flimmern spüren. Es war wie vor zwei Tagen, als ich allein und gefangen in der brennenden Röhre gestanden hatte. Genauso schnürte es mir auch gerade die Luft ab. Je mehr ich atmete, umso mehr brannte es in meinen Lungen. Ich drohte diesmal wirklich zu ersticken. Irgendwann konnte ich sogar fühlen, wie die Flammengestalten ihre Hände nach mir ausstreckten und bald drauf sogar meine Haut berührten. Diesmal schützte mich kein Glas davor zu verbrennen. Diesmal würde kein Zwergenkönig kommen, um mich aus dem Schlamassel zu befreien. Ich war ganz auf mich allein gestellt. Und mein Herz, das ich meinte flüstern gehört zu haben, war wieder verstummt. Ich versuchte erneut es anzusprechen und hoffte endlich auf eine Antwort. "Bitte. Sag mir doch wo ich hin soll. Ich will nicht verbrennen. Sag mir doch, wo ich sicher bin vor diesem Höllenfeuer", flehte ich. Da endlich regte sich wieder was. Es war vielleicht nicht mehr als ein Flüstern. Eher wie ein erfrischendes Lüftchen, welches mein Gesicht kühlend streichelte und dennoch waren die Worte klar und verständlich. "Nimm den Weg auf dem dein Herz in deiner Brust schlägt", wisperte es ruhig und zärtlich. Sofort wand ich den Kopf nach links. Da also sollte ich lang. Umgehend setzten sich meine Beine in Bewegung und folgte dem linken Pfad. Gerade noch rechtzeitig, ehe eine der größeren Feuerbestien ihre Klauen und Zähne in mich hinein schlagen konnte. Dieses Geschöpf brüllte hinter mir auf. Doch ich war schon einige gute Schritte davon entfernt. Aber ich wusste nicht für wie lange. Als ich irgendwann einen kurzen Blick über die Schulter warf musste ich feststellen, dass sich die Bestien nun so sehr darüber ärgerten, weil ich einen neuen Weg eingeschlagen hatte. In ihrer rasenden Wut jagten sie nun regelrecht hinter mir her. Ich musste schlucken und beschleunigte meine Schritte. Das orange-rote Leuchten an den Baumstämmen wurde wieder heller. Sie waren verdammt schnell. Viel zu schnell für mich. Und der Pfad nahm und nahm kein Ende. Er führte um Windungen und Kurven, aber diese konnten die Hölle hinter mir nicht aufhalten. Ich verlor unterdessen jegliches Zeitgefühl. Ich wusste nicht wie viele Stunden ich schon so durch die Gegend rannte. Nichts änderte sich. Alles blieb gleich. Vor mir die Dunkelheit, hinter mir das Feuer. Dann endlich, nach einigen gefühlten Ewigkeiten, gelangte ich auf offenes Gelände. Doch es war genauso dunkel, wie der Pfad. Nur waren die Bäume an den Rändern verschwunden. Ich wog mich schon in Sicherheit und dachte ich hätte nun leichteres Spiel zu entkommen. Aber ich lag meilenweit daneben. Gerade als ich einige Meter gewonnen hatte, weil das Höllenfeuer hinter mir angehalten hatte, erkannte ich fast zu spät, dass ich schnurstracks auf einen breiten Abgrund zu lief. Ich bremste gerade noch und starrte schwankend in eine schier unendliche Tiefe hinab. Ich konnte mich gerade noch mit den Füßen am Rand halten. Aber das war es dann auch schon. Doch gab ich die Hoffnung nicht ganz auf. Es musste einen Weg darüber geben. Irgendeinen. Egal welchen. Ich musste ihn nur finden. So hielt ich mich nicht länger mit Warten auf und stürmte am Rand des Abgrundes entlang. Aber weit kam ich nicht. Nach wenigen Schritten brach vor mir der Boden bebend und krachend auf, und eine unglaubliche Vielzahl an Lava-Fontänen schoss aus der Erdspalte hervor und ergoss sich, wie der Fluss auf dem Pfad vor meinen Füßen. Ich machte sofort auf dem Absatz kehrt und rannte in die entgegen gesetzte Richtung. Doch da passierte das selbe Spielchen noch einmal. Verdammt! Ich saß in der Falle. Nun verstand ich auch, warum die Flammen angehalten hatten. Sie wussten, dass es für mich hier keinen Ausweg geben würde. Diesmal war alles aus. Ich stand mit dem Rücken zum Abgrund und konnte nur dabei zusehen, wie sich die Hölle mit all ihren Bestien und Monströsitäten triumphierend auf mich zu bewegte. Es hatte keinen Sinn. So oder so würde der Ausgang dieser Situation für mich ohne Happy End bleiben. Die Frage war nur, ob es ein unendlich Schmerzhaftes sein würde, oder ein stetiger Fall in ein bodenloses Nichts. Es gab wohl nur diese Zwei alternativen. Entweder brennen oder fallen. Ich seufzte schmerzlichst und ging auf die Knie. Beides war für mich unerträglich. Ich konnte mein Herz nun nicht mehr fragen, wie ich mich entscheiden sollte, denn ich wollte beides einfach nicht. Ich vergrub meine Finger in den schwarzen Waldboden und schrie einfach drauf los. "Das ist nicht Fair! Das ist verdammt noch mal nicht Fair! Warum gibt es nur das für mich?! Warum kann ich nur verbrennen oder fallen?!", brüllte ich. Ich schlug mit den Fäusten auf den Boden ein und verfluchte einfach diese ganze Ungerechtigkeit. Diesen Schmerz und das Leid, das mich nun wieder eingeholt hatte. Nur unwesentlich nahm ich noch wahr, dass der Lavastrom fast meine Hände erreicht hatte. Doch kurz bevor er mich berührte, hörte ich erneut eine Stimme. Diesmal war sie viel lauter. Sie hatte den selben Tonfall, wie die meines Herzens, nur war sie auf einmal weniger verzerrt. Es war eine Stimme, die mir plötzlich neue Hoffnung verlieh. Und sie sprach in einem strengen, ersten Tonfall. Mit so einer Gewalt und Erhabenheit, wie ich sie lieben gelernt hatte. "Wenn du fällst, werde ich dich auffangen", hauchte sie mir ins Ohr. Ich zuckte mit dem Oberkörper hoch und starrte zunächst nach Vorne. Die Flammen der Hölle wichen langsam von mir zurück. Die Lava, die dabei gewesen war meine Hände zu versengen, erkaltete augenblicklich und glänzte nun schwarz in einem Licht, das mir hinter dem Rücken hervor schien. Die Bestien wichen schreiend vor Angst zurück. Ich richtete mich noch mehr auf, bis ich wieder auf meinen Füßen stand und warf dann einen Blick nach hinten. Meine Augen weiteten sich vor erstaunen. Dort in nicht mal gut fünf Metern Entfernung stand eine dunkle Gestalt, eingehüllt in ein warmes, weißes, pulsierendes Licht. Die Gestalt selbst wurde von dem Licht scheinbar gar nicht wirklich erhellt. Dennoch erkannte ich die Statur, die typische Körperhaltung und ich spürte diesen wohl vertrauten, ernsten Blick auf mir ruhen, der mir augenblicklich wieder Hoffnung machte. Aber trotzdem war es eigenartig. Das konnte doch nicht möglich sein. Oder etwa doch? War er zurück? War er tatsächlich aus dem anderen Reich gekommen, um mich vor den Flammen der Hölle zu schützen? In dem Moment, als ich mich dies fragte, sah ich wie er sich ganz zu mir umdrehte und hinter ihm zwei paar dunkle Flügel aufspannten. Sie öffneten sich so weit, dass man hätte schwören können, sie würden die ganze Welt umarmen wollen. Als sie sich vollends ausgebreitet hatten, erkannte ich nun deutlich die Quelle des Lichtes. Dort in seiner Hand schimmerte sie. Ein kleiner Stein in den Farben Weiß, Blau und einem hauch von Orange. Wie eine kleine Fackel, nur wesentlich heller flackerte es und gab endlich das Gesicht der Person preis, hinter der sich die Schwingen langsam und wie im Takt zu einem Herzschlag bewegten. Ich erkannte die langen, wallenden schwarzen Haare, ein zärtliches und liebevolles Lächeln hinter einem kurzen, dunklen Bart und das Glänzen des Arkensteines in seinen unverwechselbaren eisblauen Augen. Kein Zweifel. Er war es wirklich. Ich schüttelte kurz den Kopf und wollte eigentlich einen Schritt auf ihn zu machen. Doch da fiel mir der Graben wieder ein, der plötzlich anfing breiter zu werden und unter meinen Füßen nach gab. Verschreckt machte ich zwei Schritte zurück und wurde somit von der Gestalt noch weiter getrennt. Er aber blieb auf der Stelle und sah mich nur weiterhin lächelnd an. Ich war verwirrt und verängstigt. Was sollte ich nur tun? Der Abstand zwischen uns wurde immer größer und dadurch kamen mir auch die Flammen wieder näher. Es zog mich ja zu ihm hin, aber jedes mal, wenn ich dachte, ich könne wieder einen Schritt auf ihn zu machen, brach ein weiteres Stück Boden unter mir weg. Thorin schien meine Angst genau zu spüren und er breitete die Arme genauso weit aus wie seine Schwingen. "Spring. Du wirst nicht fallen", sagte er mit zuversichtlicher Stimme. Ich seufzte verzweifelt und warf immer wieder den Kopf zwischen dem Inferno und den sicheren Armen des Zwergenkönigs hin und her. Aber auch in den tiefen, unendlichen Abgrund. Ich zögerte. Was wenn er es nicht schaffte mich aufzufangen? Würde ich dann für immer in die Dunkelheit fallen? Und wenn ich es nicht tat, verbrannte ich dann elendig an diesem verworrenen, alptraumhaften Ort? Meine Zweifel und Unsicherheit ließen den Boden vor mir weiter in sich zusammen brechen. Ich kreischte kurz, als ich mich gerade noch einmal auf einen halbwegs sicheren Untergrund retten konnte. Aber nun hatte ich wieder eine riesige Feuerbestie im Nacken, die laut kreischend und brüllend ihre gewaltige Pranke hob. Die Flammen bewehrten Krallen wirkten, wie frisch geschmiedete, scharfe Schwerter. Sie fuhr in einem wahnsinns Tempo nach unten. Ich konnte gerade noch ausweichen, doch leider stolperte ich nach hinten und über den schmalen Rand der Klippe. Ich schrie auf und krallte mich gerade eben noch so an einem Stück Waldboden fest. So strampelte ich hilflos vor mich hin. "Thorin. Bitte. Hilfe. Ich hab Angst!", rief ich ihm panisch entgegen. "Du musst keine Angst haben. Ich bin bei dir. Du musst nur los lassen. Verstehst du?", rief er mir entgegen, wobei es sich so anhörte, als flüsterte er mir dies gerade Wegs ins Ohr. Ich drehte den Kopf und suchte so schnell ich konnte seinen Blick. Er war immer noch an der Stelle, wo er aufgetaucht war und flog nun ruhig dort herum. Ich schluckte heftig. "Aber, wenn ich los lasse, dann werde ich fallen", rief ich ihm zu. "Du fällst nicht. Vertrau mir. Lass endlich los Cuna", sagte er in seinem Befehlston. Ich biss mir auf die Lippen. Es gab wohl keine Alternative mehr. Ich musste los lassen. Schon allein, weil sich das letzte Erdstück langsam unter meinem Fingern auflöste. Ich kniff die Augen zu, entfernte meine Hand und schon raste mein Körper in die Tiefe. Ich fiel und fiel. Haltlos und verloren trudelte mein Körper unkontrolliert in die Finsternis. Alles drehte sich um mich herum. Bis der Fall plötzlich stoppte. Ich fühlte, wie sich zwei Arme und zwei weiche warme Flügel um mich schlossen, wie ein schützender Schild. Ich schlug die Augen auf und sah mich um. Thorin war zu mir hinab geschossen und hatte mich wirklich aufgefangen. Nun schwebten wir gemeinsam als kleines Licht in der Dunkelheit herum. Ich blinzelte ihn müde an. Er aber lächelte nur zufrieden. "Ich habe dir doch gesagt, dass du nicht fallen wirst", murmelte er und sein Gesicht näherte sich dem meinen. "Ich bin so froh, dass du gekommen bist", hauchte ich ihm entgegen und reckte langsam meinen Kopf. Wieder schloss ich meine Augen, doch diesmal nur leicht und ruhig, um das zu empfangen, was er bereit war mir zu geben. Ganz vorsichtig legte er mich in seinen Armen zurück und schon streiften seine weichen, warmen Lippen meinen Mund. Zunächst nur zaghaft und sehr zögerlich. Dann wurde das Gefühl aber immer deutlicher. Ich konnte regelrecht wahrnehmen, wie sein dunkler Bart mich leicht unter der Nase kitzelte. Sein warmer Atem meine Haut traf. Es war so befreiend und beruhigend, dass ich einen Arm heben wollte, um ihm diesen in den Nacken zu legen, wo ich ihn streicheln konnte. Nur gab es da ein kleines Problem. Meine Arme waren ungemein schwer geworden. Ich brachte es einfach nicht fertig sie zu heben, um ihn zu umarmen. Stattdessen wurde aber das Gefühl seines Kusses immer intensiver. Es war mir beinah so, als könnte ich ihn tatsächlich schmecken. Das war nun doch sehr merkwürdig. Träumte ich denn nicht eigentlich? Ja, natürlich. Ich träumte doch. Alles was geschehen war. Die Sache mit den Höllenbestien, der Lava und den Flammen. Das war nur ein Traum gewesen. Nur ein Alptraum. Mein Bewusstsein wurde nun wieder Aktiv. Ich verließ diese verworrene Traumebene und alle damit verbundenen Bilder und Empfindungen. Die Schwingen lösten sich auf und unter meinen Fingern breitete sich lang und gemütlich, die Fellunterlage meiner Liege aus. Alles stellte sich wieder auf Realität ein. Es war zum Einen sehr erleichternd zum Anderen aber unglaublich befremdend. Mein Körper lag, das fühlte ich, nur hätte ich eigentlich allein dort sein müssen. Doch das war ich nicht. Da war tatsächlich jemand. Das Gefühl auf meinen Lippen war Echt. Jemand küsste mich gerade, während ich eigentlich schlief. Es wirkte zum Einen unglaublich beruhigend auf mich, zum Anderen aber machte es mir richtig Angst, da ich nicht wusste, wer da gerade einfach so dreist über mich her fiel. Langsam öffnete ich meine Augen wieder. Dieses mal aber um in der Wirklichkeit zu erwachen. Ich sah zunächst nur Dunkelheit. Aber dort über mir bewegte sich etwas. Ich schluckte einen Moment lang und riss einen Arm nach oben, den ich zu meiner Erleichterung endlich heben konnte. Dabei klatschte mein Handrücken ein wenig unglücklich und viel zu fest gegen den behaarten Kiefer, des doch recht passablen Küssers. Dieser knurrte kurz genervt und löste dann hastig seinen Mund von meinem. Ich konnte eine tiefe Stimme leise auf Zwergisch fluchen hören und bemerkte, wie die Dunkelheit über mir wich. Durch den Vorhang um meine Liege drang schwach, das orange-rote Licht des Lagerfeuers, welches friedlich in die Nacht hinein knackte. Ich keuchte leicht durcheinander, da ich zu aller erst dachte, dass mich nicht nur der Kuss sondern auch noch die Hölle bis hier hin verfolgt hatte und wollte mich rasch aufrichten. Aber schon hatte ich eine schwere Hand auf der Schulter. "Du bleibst mal schön liegen", raunte mir eine tiefe Stimme sehr leise zu. Ich wand den Kopf und blickte zu der dunklen Gestalt, die sich mit der anderen Hand das Kinn rieb. Zunächst war er eine Silhouette für mich, die ich nur mit fragendem Blick mustern konnte. Wo sich meine Augen langsam an meine Umgebung gewöhnten, erkannte ich aber dann doch, wem ich da gerade einen ungewollten Kinnhaken verpasst hatte. Noch nie hatte ich einen solchen Satz aus einem Bett gemacht um Jemanden so fest und erleichtert zu umarmen, wie ich es im nächsten Augenblick mit Thorin tat. - 51. Zwischen Himmel und Hölle / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)