Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 39: 39. Ein Einkaufswagen voller Zwerge ----------------------------------------------- "Cuna?.... Cuuuuuunaaaaaa?", murmelte mir eine vertraute leise Stimme ins Ohr. Eine Hand auf meiner Schulter rüttelte mich sanft aus meinem traumlosen Schlaf. Ich musste unterbewusst ein wenig maulen und schmatzte schlaftrunken. "Jetzt steh schon langsam mal auf", mahnte mich die Stimme leise an. Noch bevor ich mir die Augen gerieben hatte und überhaupt daran dachte zu gähnen, richtete ich schon meinen Oberkörper auf. Erst dann erledigte ich diese banalen Kleinigkeiten und sah mich um. Es war noch ziemlich dunkel um mich herum und auch durch die Lücke in meinem Vorhang konnte ich nur den Schemen einer Gestalt erkennen, die mich offensichtlich geweckt hatte. "Komm steh langsam auf du alte Schlafmütze. Die Sonne geht bald auf und du wolltest doch früh los", sagte die Stimme erneut in diesem mahnenden und ein wenig drängendem Ton. "Ja, is ja gut, Kili. Lass mich mal aufstehn. Dann komm ich schon nach", murrte ich noch ein wenig erschöpft. "Dann mach schnell. Sobald es nämlich noch heller wird, ist die ganze Aktion umsonst. Du willst doch nicht, dass Thorin uns abhauen sieht", kam es von dem jungen Zwerg und riss mir als kleine Hilfestellung schon einmal die Decke weg. "Wo ist dein Bruder?", flüsterte ich verschlafen und kam etwas tapsig und unbeholfen auf die Beine. "Der weckt Bofur. Aber meinst du wirklich, dass du das schaffen kannst? Du wirkst noch nicht ganz genesen", sagte er und hielt mich einen Augenblick fest, da ich kurz ins Wanken geriet. "Das wird schon gehen. Ein bisschen kaltes Wasser ins Gesicht und und frische Luft, dann kanns los gehen", erwiderte ich gelassen und trat mit ihm hinter dem Vorhang raus. Im restlichen Zelt war es ruhig. Nun ja bis auf das ohrenbetäubende Schnarchen von Dwalin. Aber es war auch gut, dass dieser so tief am Schlafen war. So konnten wir ganz langsam in Richtung Eingang treten und uns nach den beiden Anderen umsehen. Kili beobachtete den Turm, der von einer selbstgebauten Fackel erleuchtet wurde. Im Schein des flackernden Feuers konnten wir gelegentlich einmal den Zwergenkönig erkennen, der von Zeit zu Zeit die Position wechselte, um alle Himmelsrichtungen überwachen zu können. Gerade als er sich von unserer Seite her abwandte, huschten Fili und Bofur so schnell sie konnten etwas gebückt zu uns herüber. "Guten Morgen", grüßte Bofur ein wenig zu laut und überschwänglich. Erschrocken schlugen Kili, Fili und ich ihm unsere Hände auf das vorlaute Mundwerk und zischten warnend. Hinter uns im Zelt rührte sich jemand. Doch es war zum Glück nur Dwalin, der sich grunzend umdrehte und dann weiter schnarchte. "Bist du von allen guten Geistern verlassen, Bofur! Du verrätst uns noch!", fauchte ich ihn an. "Äh... Verzeihung", murmelte er, als wir die Hände wieder weg genommen hatten und zog sich verlegen den Hut tiefer ins Gesicht. Ich atmete genauso tief durch und auch die anderen Beiden taten es mir gleich. "Also gut Cuna. Wie lautet der erste Teil deines Plans?", fragte Fili und beobachtete über meine Schulter den Wachturm aufmerksam. Ich kratzte mich kurz am Kopf und folgte seinem Blick. Ich versuchte auszumachen ob Thorin in einem bestimmten Muster dort oben herum lief, doch zu meinem bedauern war keines erkennbar. "Sag mal, denkt ihr, dass wir so offen über den Platz flüchten können, ohne dass es ihm auffällt?", fragte der kleine Mann mit der Mütze neugierig. "Vergiss es Bofur. Unser Onkel hat verdammt scharfe Augen und Ohren wie ein Wolf. Der hört selbst im tiefsten Gestein Wasser rauschen, das mehrere hundert Meilen über der Erde fließt", kam es von Kili. "Ja. Er hat uns mal erwischt, als wir noch Kinder waren und wir uns leise in einem Apfelbaum vor ihm versteckt hatten", sagte Fili und konnte sich ein zaghaftes Grinsen nicht verkneifen. "Warum habt ihr euch vor ihm in einem Apfelbaum versteckt?", fragte ich und hob eine Augenbraue. "Das war so. Mutter hatte gewaschen und wir haben gerade etwas Schwertkampf geübt. Dabei haben wir aus versehen seinen Lieblingsumhang von der Leine gerissen und der ist dann im Dreck gelandet. Außerdem war danach ein riesiges Loch von dem Schwert drin", erklärte Kili und verzog ein wenig schmerzhaft das Gesicht zu einem schiefen Grinsen. "Ja. Das hat ordentlich Prügel gegeben", sagte Fili und schüttelte nur den Kopf. "Kann ich mir vorstellen", murmelte ich und überlegte weiter. Es musste irgendwie eine Möglichkeit geben an ihm vorbei zu kommen. Doch welche konnte das sein? Viel Zeit hatten wir ja auch nicht mehr, bis die ersten Sonnenstrahlen die Spitze des Turmes erleuchteten. "Ich weiß, was ihr vor habt", sagte mit einem mal eine Stimme hinter uns und wir zuckten verschreckt zusammen. Alle sahen sich ertappt nach dem Störenfried um, der heimlich zu uns ins Zelt geschlichen war. Mein Herz sank mir etwas tiefer. Da stand Ori putzmunter vor uns und zupfte verlegen an seinem gestrickten Pullover aus Schafwolle. "Ori? Was machst du hier so früh?", fragte Fili und sah sich um, ob ihm noch mehr gefolgt waren. "Ich hab gehört wie du Bofur wach gemacht hast. Und ich weiß, dass ihr irgendwas vor habt, sonst wärt ihr alle sicher nicht hier, oder?", fragte er und sah uns mit gesenktem Kopf schüchtern von unten her an. "Wir? Wir haben nichts vor. Wie kommst du nur darauf?", sagte Bofur und versuchte verzweifelt normal zu sprechen, doch es klang viel zu scheinheilig. "Ihr braucht mir nichts vor zu machen. Ihr wollt mit Cuna abhauen. Ich weiß nur nicht ganz warum", sagte er und rieb sich am Ärmel. Ich seufzte leise, als ich den Kleinen da so stehen sah und trat hinter den Dreien hervor. "Pass auf, Ori. Ja, du hast recht, wir wollen kurz einmal weg. Aber nur, weil ich für euch alle eine kleine Überraschung vorbereiten wollte. Und dazu brauchte ich Hilfe. Es wäre lieb wenn du niemandem sagen würdest, was wir vor haben und wo wir hin gegangen sind. Wir sind auch vor dem Mittagessen wieder zurück", erklärte ich ihm ruhig, wenn auch mit ein wenig Zeitdruck im Nacken. Er hob den Kopf und musterte mich neugierig. "Eine Überraschung? Für uns alle? Oder ist die eigentlich nur für Thorin?", fragte er leise. Nun sank mir das Herz noch tiefer und ich ließ den Kopf hängen. Damit hatte er mich buchstäblich eiskalt erwischt. Der kleine Bursche war pfiffiger als ich erwartet hatte. Sicher irgendwo war es schon so, dass ich dies vorrangig für den Zwergenkönig tat. Und etwas unbehaglich fühlte ich mich auch, dass ich das restliche Essen für die kleinen bärtigen Herren nur als Alibi kochen würde, um nicht zu sehr aufzufallen. Ich hob kurz die Hand und wollte ansetzen ihm etwas tröstliches zu sagen, doch da fiel er mir schon ins Wort. "Es ist in Ordnung, Cuna. Ich kann fühlen, dass dein Herz ihm gehört. Dagegen bin ich einfach machtlos. Aber ich möchte zumindest etwas dafür tun, dass du wenigstens das bekommst was du verdienst", sagte er und trat erstaunlich mutig einen Schritt vor. Verdutzt hob ich meine Augenbrauen in die Stirn. "Was hast du denn genau vor?", fragte ich ruhig, als er aus dem Eingang in Richtung Turm schaute. "Ich werde ihn ablenken und ihr verschwindet hinten raus durch den Wald", meinte er schlicht und setzte dann einfach ein paar weitere Schritte auf den Platz hinaus. Ich konnte nur etwas betrübt den Kopf schütteln. Der Ärmste tat mir schon unheimlich leid, mit dem was er wohl innerlich durch machte. Doch er wusste offenbar, wofür er das gerade opferte. Und ich dankte es ihm in diesem Augenblick tausende male. Denn sein kleiner Einsatz war die richtige Gelegenheit zur Flucht. Auch wenn mich der Gedanke schmerzte, dass er es aus liebe zu einer Frau tat, die diese nie erwidern würde. "Komm schon, Cuna. Rasch!", zischte mir Fili ins Ohr und zerrte mich hinter sich her, als ich noch nicht von selbst folgen wollte. Ich schluckte kurz ein paar betrübte Emotionen runter und bewegte mich dann von selbst. Hastig beeilten wir uns nach "Klein Mordor" zu kommen als wir feststellten, dass Thorin sich dem jungen Zwerg zugewandt hatte und nicht mehr auf den Zelteingang achtete. In dem Wäldchen war es auch noch recht finster und hier und da stolperten wir über Äste und Wurzeln, die wir so im Dickicht nicht erkannten. Schließlich gelangten wir durch dichtes Blattwerk auf die kleine Landstraße, die zum Parkplatz führte. Nun konnten wir uns erleichtert auch etwas lauter unterhalten, während wir auf dem Weg in den Ort waren. Ich hatte geplant, dass wir den Bus nahmen, denn zwei Orte weiter befand sich direkt an einer Haltestelle ein größerer Markt, der bereits um sechs Uhr geöffnet hatte. Unterwegs zupfte ich mir das Laub aus den Haaren und schaute auf meine Uhr. Es war gerade mal halb sechs. Also hatten wir eigentlich genug Zeit, um auf den Bus zu warten. Sicherlich wäre dieser zu der frühen Zeit nur voll mit Pendlern, die zu den nahegelegenen Fabriken fuhren. "Ach, ich freue mich schon auf den Markt. Die vielen kleinen Köstlichkeiten an den Ständen und vor allem die netten Marktdamen, die ihre Waren dort Feil bieten", sagte Bofur schmunzelnd und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. "Ähm. Ich glaube darauf muss du verzichten, Bofur", erwiderte ich, als wir die Ortschaft erreicht hatten und durch die verschlafenen Gassen zur Hauptstraße gingen. "Warum denn? Sind die Marktfrauen hier denn alle so hässlich?", fragte er und musterte mich verwirrt. "Nicht unbedingt. Aber wir werden keinen Wochenmarkt besuchen. Wir gehen in einen Laden, der alles mögliche an Waren führt. Das ist ganz ähnlich wie ein Wochenmarkt. Nur eben nicht draußen", erklärte ich und bog um eine Ecke. Langsam ging die Sonne auf, als wir die Haltestelle erreichten. Ich schaute auf den Fahrplan. Der nächste Bus würde in etwa einer Viertelstunde kommen. Wunderbar! Das war genug Zeit um den Zwergen zu erklären was genau wir an diesem Ort hier taten und in was für einem Gefährt sie unterwegs sein würden. "Also wirklich. Diese Erfindungen, die ihr Menschen in dieser Welt gemacht habt, sind wirklich erstaunlich", sagte Fili grinsend. "Ja und so alt sind die Meisten ja auch noch nicht. Manche davon sind keine Zwanzig Jahre alt", sagte ich grinsend und hielt nach dem Bus ausschau. Dieser kam mehr oder weniger langsam um die nächste Kurve gefahren und hielt genau auf uns zu. Quietschend bremste er und landete Punktgenau in der Einbuchtung. Die Vordertür klappte auf und ein reichlich grimmig drein blickender Busfahrer starrte uns unrasiert und müde entgegen. "Guten Morgen", grüßten wir munter und stiegen ein. Der Mann brummte nur ungeduldig. "Vier mal bitte", sagte ich und zog meinen Geldbeutel aus der Rocktasche. Wieder brummte der Mann nur und betätigte das Bedienpult für die Fahrscheine wie ein Zombie, bevor er mir die Scheine in die Hand drückte. Zusammen mit den Vieren suchte ich mir schnell ein paar Plätze, damit sie sich nicht auf die Nase legten, wenn der Bus anfuhr. Es war doch recht erstaunlich, dass an diesem Morgen die Linie eigentlich recht leer war. Die Einzigen, die man sah, waren ein paar verirrte Nachtschwärmer, die wohl von einer Kneipentour auf dem Weg nach hause waren, ein bis Zwei Studenten, die hastig noch in ihren Unterlagen für die nächste Vorlesung kramten und ein paar ältere Menschen, die anscheinend zum nächsten Arzt wollten. Ich sah etwas weiter in der Mitte eine freie Sitzreihe für vier Personen, wo man sich gegenüber sitzen konnte. Bedauerlicherweise erreichten wir diese nicht rechtzeitig, bevor sich der Bus in Bewegung setzte. So stolperte ich ein wenig nach Vorne, konnte mich aber noch an einer der bunt lackierten Eisenstangen festhalten. Ich wäre vermutlich auch stehen geblieben, hätten die kleinen Männer hinter mir das Selbige getan. Doch stattdessen fiel einer nach dem anderen Vorne über und so knallten wir, wie die Dominosteine aneinandergereiht, auf den harten Boden. Stöhnend und keuchend lag ich nun unter einem kleinen Haufen Zwerge, die alle samt ebenso erschrocken und genervt aufstöhnten. Mir selbst blieb von dem Gewicht auf meinem Rücken fast die Luft weg. Die Mitreisenden im Bus tuschelten und der Ein oder Andere lachte amüsiert über unser dummes Missgeschick. "Entschuldige Cuna", raunte mir Bofur ins Ohr der genau auf mir lag. "Gott, geht von mir runter. Ihr seid verdammt schwer", fluchte ich gequetscht. Es dauerte allerdings etwas bis Kili und Fili von uns runter kamen, da sie erst einmal das Gleichgewicht wieder finden mussten. Was in diesen städtischen Bussen ein wahres Kunststück war, so wie diese in die engsten Kurven rein fuhren. Gerade hatte sich Fili erhoben, da kam auch schon die Nächste und dies brachte den blonden Jungen wieder zum Fallen. Genau auf einen halb schlafenden Bauarbeiter, der entrüstet anfing zu schimpfen, was uns denn einfiel hier so ein Theater zu machen und ob wir in unserem lächerlichen Kostümen einem Wanderzirkus entlaufen wären. Ich versuchte unterdessen mich selbst unter Bofur raus zu ziehen, der wegen Kili nicht hoch kam, aber das war auch mehr oder weniger zwecklos, da der Bauarbeiter Fili so doll von sich weg schubste, dass er rittlings über uns stürzte und wir so wieder alle vier auf einem Haufen lagen. "Boah! Männer! Ernsthaft! Reißt euch doch mal zusammen und haltet euch fest", keuchte ich und vermutete schon, dass ich noch blau anlaufen würde, wenn sie nicht langsam mal von mir runter gingen. "Tut uns wirklich leid, Cuna", murmelte Kili und schob endlich seinen Bruder von sich weg, welcher eine der Eisenstangen ergriff um stehen zu bleiben. Danach konnte auch der Rest von uns aufstehen und sich auf die freien Plätze setzen. Die drei entschuldigten sich noch ein paar Mal bei mir, bis ich seufzend abwinkte. Ein wenig zerknittert von der ganzen Miesere schaute ich aus dem Fenster und sah die Landschaft vorbei rasen. Ich machte mir so meine Gedanken, ob ich mit dieser Aktion eventuell Erfolg haben könnte. Außerdem hoffte ich inständig, dass der Mann, wegen dem ich dies alles auf mich nahm, mir die Entführung seiner Neffen und einer seiner Männer verzeihen möge, wo es doch um einen guten Zweck ging. Was wäre, wenn er mein Essen nach dem ersten Bissen stehen ließ? Oder erst überhaupt nicht anrührte? Sicherlich würde mich das unheimlich treffen. Zumindest auf meine Kochkunst war ich ein wenig stolz. Denn wenn ich etwas mit so viel Liebe machen konnte, dann war es Essen zu zu bereiten. Aber konnte ich mich bei den Geschmäckern der Zwerge eventuell vertun? Schließlich kannte ich mich dahin gehend nicht so aus, wie bei dem der Menschen. Woher sollte ich auch, wenn ich bisher nie welche bekocht hatte? Zaghaft legte sich eine Hand auf meine und drückte diese kurz. Ich löste meinen Blick vom Fenster und schaute vor mich. Kili hatte sich etwas vorgebeugt und lächelte mich aufmunternd an. "Mach dir keine trüben Gedanken wegen Thorin. Ich bin sicher er wird es mögen", meinte er. Sein Bruder, der neben ihm saß und auch Bofur zu meiner Rechten nickten zustimmend. "Ich bin mir ja nicht mal sicher, ob ihr es mögt", meinte ich ruhig, als wir an unserer Zielhaltestelle ankamen. "Ach, wie schlimm kann es schon werden? Ich hab mal einen Eintopf von Dwalin gekostet und kam danach ein paar Stunden nicht mehr aus dem Nebengebäude", sagte Bofur und klatschte mir kräftig auf die Schulter. Ich dachte eigentlich, dass ich inzwischen diese Gesten verkraften könnte, doch mir kamen sie mit jedem mal fester vor. Ich erhob mich ein wenig hustend, drückte den Rufknopf an der Stange und wartete bis wir anhielten. Dann eilten wir so schnell wir konnten aus dem Gefährt heraus auf den Bürgersteig. Wie bereits erwähnt, befand sich der Supermarkt genau an der Haltestelle. Über einen schmalen Fußweg traten wir auf den Parkplatz. Es war gerade ein paar Minuten nach Sechs und tatsächlich befanden sich nur ein paar einzeln verstreute Wagen vor dem Laden. Die Meisten davon gehörten Leuten, die flux nur hinein springen wollten, um an der inliegenden Bäckereitheke ihre Frühstücksbrötchen zu holen oder gegebenenfalls einen Kaffee für die Fahrt zur Arbeit. Trotzdem oder gerade weil so wenige unterwegs waren, fielen wir vier dort auf wie bunte Hunde. Manche schüttelten den Kopf andere versetzten uns nur abwertende Blicke. Manch ein anderer tat ein wenig neugierig interessiert auf die Distanz hin. Mich allerdings kümmerten die wenigen Menschen dort nicht. Ich musste mein kleines Rudel Zwerge beisammen halten, welche ich zu den Einkaufswagen führte. Ich zog meinen Geldbeutel um eine Münze hervor zu ziehen, damit ich einen der Wagen lösen konnte. "Warum fütterst du dieses Gefährt da mit Geld?", fragte Fili, als ich das Metallgestell auf Rädern aus seiner Verankerung zog. "Den werden wir brauchen, wenn wir all die Sachen, die ich benötige, transportieren wollen", meinte ich ruhig. "Wozu? Wir sind doch dabei. Wir können das doch tragen", kam es von Kili. "Ich weiß nicht wie viel wir brauchen um alle von meinen Bartkartoffeln satt zu bekommen. Und ich will nicht, dass das Zeug im halben Laden herum rollt, weil ihr es fallen lasst", erwiderte ich und schob den Wagen an ihnen vorbei in Richtung der gläsernen Schiebetür. Ich betrat den Laden zunächst allein, da die Herren offensichtlich großen Gefallen an der Schiebetür gefunden hatten. "Cuna! Sieh mal ich kann zaubern. Türe bleib offen!", rief Kili händefuchtelnd und durch die Bewegung in der Lichtschranke gingen die Türen wieder auseinander, die eigentlich begonnen hatten sich zu schließen. Genervt rollte ich mit den Augen. "Könnt ihr mal aufhören mit der Lichtschranke rum zu spielen. Wir wollen so schnell es geht hier durch und dann zurück zum Zeltplatz, bevor ein gewisser jemand einen Tobsuchtsanfall wegen unserer heimlichen Flucht bekommt", sagte ich streng und konnte so die Drei dazu bewegen endlich hinter mir her zu kommen. Das Erste was man in so gut wie jedem Markt ansteuern konnte, war die freundliche und gut sortierte Obst- und Gemüseabteilung, in der bereits die Lieferung der vergangenen Nacht fein säuberlich ihren Platz gefunden hatte. Den Zwergen blieb allen samt der Mund offen stehen. So viel hatten sie noch nie im Leben gesehen und erst recht nicht diese exotischen Sachen, wie Kokosnüsse, Papaja und selbst Paprika waren für diese etwas besonderes. Neugierig pirschten sie sich an die Wand von Äpfeln heran, die alle in den verschiedensten Rot, Gelb und Grüntönen leuchteten, während ich damit beschäftigt war, nach den Kartoffeln ausschau zu halten. Ich suchte natürlich die vorwiegend Festkochenden. Diese eigneten sich hervorragend zum Braten in der Pfanne. Nur war ich mir über die Menge an Kilos noch uneinig. Allein Bombur müsste nach meinem Ermessen schon ein ganzes Kilo alleine verdrücken. Aber auch die Anderen waren in dieser Hinsicht nicht viel besser. Sie aßen so gesehen gerne und vor allem viel. Kopfkratztend stand ich dann vor dem Zehn und dem Zwanzig Kilo Sack und grübelte, welcher es denn nun werden sollte, als ich hinter mir plötzlich ein schmatzen hörte und herum fuhr. Mit entsetzen stellte ich fest, dass sich Kili an den Äpfel vergriffen hatte und anfing in jede Sorte einmal rein zu beißen. "KILI! Um Himmels willen! Bist du wahnsinnig!", rief ich aus und riss ihm die vierte Apfelsorte aus der Hand. "Waff denn? Iff muff doch wiffen, wie die Fmecken", sagte er schmatzend. "Das ist Diebstahl, du Trampel", maulte ich und zog vier Plastiktüten von einem Ständer. "Hier tu die da rein und Pack von jeder der Sorten noch mindestens zwei dabei, damit die angebissenen nicht so auffallen. Und wehe du vergreifst dich noch mal hier an den Auslagen, dann setzt es was", gab ich genervt von mir. Verlegen schluckte der dunkelhaarige Junge das runter, was er im Mund hatte und tat wie ich ihm befohlen hatte. Doch Zeit zum Verschnaufen hatte ich nicht. Als nächstes rief Bofur nach mir. "Cuna! Komm mal schnell und schau dir das hier an!", sagte er und ich fuhr seufzend herum. Er deutete mit angewidertem Blick auf einen Pappkarton mit Kiwis. "Was hast du denn Bofur?", fragte ich und musterte die Früchte. "Was sind das für widerliche, haarige, braune Dinger?", fragte er und verzog dabei angeekelt das Gesicht. Ich rollte mit den Augen und verkniff mir die Aussage, dass man ihn als Zwerg womöglich auch für ein braunes, haariges Ding halten könne. "Das sind Kiwis. Leckere Süße Früchte. Wenn man die aufschneidet oder schält sind die innen drin Grün oder Gelb. Ich hab auch schon Rote gesehen, aber die sind verdammt teuer", sagte ich schlicht und er starrte mich verwirrt an. "Das sollen Früchte sein? Ich hab diese Dinger für abgeschnittene Orkgemächte gehalten", sagte er und nahm eine in die Hand. Ich klatschte meine unterdessen an den Kopf und verkniff mir erneut eine Erklärung bezüglich Orks in meiner Welt. Diese musste ich einfach viel zu oft in letzter Zeit gebrauchen und das wurde allmählich richtig anstrengend. "Kann ich mir davon welche mitnehmen, um sie zu probieren?", fragte er dann freundlich. "Ja, gut von mir aus", sagte ich und schon packte er welche in seine Hosentasche. "Bofur! Doch nicht da rein! Hier, nimm ne Tüte dafür", maulte ich und zupfte erneut eine für ihn ab. Er nahm diese ein wenig irritiert und packte dann dort die Kiwis hinein. Wo ich gehofft hatte, dass zumindest Fili sich benehmen würde, wurde ich abermals in meinem Empfinden getäuscht. Denn dieser machte sich nun daran, die Kokosnüsse zu untersuchen. Wobei es nicht beim Untersuchen blieb. Nein, er fing an mit den Dingern zu jonglieren. "Fili! Verdammt, hört doch mal auf mit dem Essen zu spielen. Das wollen andere Leute noch kaufen!", fuhr ich ihn an, als ich an ihm vorbei kam. Etwas erschrocken geriet er dabei aus dem Konzept und eine der Nüsse knallte ihm unsanft auf den Kopf. "Aua! Autsch! Die tun ja wirklich weh", fluchte er und sammelte die Nüsse dann ein, um sie wieder fein säuberlich zu stapeln. Ich zuckte nur mit den Schultern und machte mich daran schnell einen der Kartoffelsäcke zu greifen, damit wir schnell weiter konnten. Ich entschloss mich kurzer Hand dazu den zehn Kilo Sack zu nehmen, da mir Zwanzig doch etwas zu viel erschien. Schleunigst pfiff ich dann meine drei Begleiter zusammen und ließ sie auch ihre Sachen in den Wagen legen. Danach griff ich mir noch einen kleinen Sack mit Zwiebeln, die ja unter keinen Umständen fehlen durften. Als nächstes führte uns der Weg die langen Reihen hoher Regale entlang, in denen natürlich auch allerhand Sachen standen, die der Mensch heutzutage brauchte oder ihm vorgegaukelt wurde sie zu brauchen. Die Zwerge kamen aus dem Staunen gar nicht mehr heraus bei all den quietsch bunten Tüten, den mehr als irreführenden Werbeplakaten an den Aufstellern und was sie erst recht in Aufregung versetzte, waren die ganzen Hygieneartikel, welche es zweifellos nicht in Mittelerde zu finden gab. Immer wieder musste ich den Ein oder Anderen aus dem Regal buchstäblich heraus ziehen, damit ich meinen Weg in Richtung der Frischetheke fortsetzen konnte. Denn dort lagen schließlich die wichtigsten Bestandteile des Ganzen. Der Schinkenspeck und die Eier, die ich leidenschaftlich gerne dazu verwendete um alles zusätzlich noch zu überbacken. "Cuna? Sag mal, was sind das hier für Dinger?", fragte mich Bofur mit plötzlich verschnupfter Stimme. Als ich ihn ansah, war es zum Einen schwer nicht zu lachen und zum Anderen nicht wieder entsetzt aufzuschreien. Er hatte eine Packung Tampons gefunden und diese geöffnet. Die kleinen Wattestäbchen hatte er daraufhin ausgepackt und sich einfach in die Nase geschoben. Zum Glück waren wir fast die Einzigen im Laden, sonst hätte ich vermutlich noch mehr entsetzte Blicke der Kunden geerntet. "Bofur. Herr je müsst ihr alles mögliche hier auspacken? Das ist für Frauen", motzte ich und zog ihm die Teile an den Schnüren aus den Nasenlöchern. "Wieso sind die nur für Frauen? Was ist so besonders an denen?", fragte Fili der diese ebenfalls neugierig musterte. Ich seufzte und versuchte ihnen dann mit hoch rotem Kopf zu erklären, wozu Frau diese Teile brauchte. Mit angewidertem Gesicht ließ der Zwerg mit der Mütze die Schachtel fallen und rieb sich hektisch die Nase. "Das ist ja widerwärtig!", fluchte er und ich bückte mich um die Stäbchen aufzusammeln, die aus der Schachtel gefallen waren. "Warum lasst ihr auch nicht die Finger von dem Kram und packt alles aus?", fragte ich inzwischen mit meinem Nervenkostüm fast am Ende. Nun nahm ich auch diese angebrochene Schachtel mit. Immerhin hatte ich dafür ja früher oder später Verwendung. Es wäre nur schwer an der Kasse zu erklären, weshalb diese denn jetzt offen war und warum zwei fehlten. Aber um Ausreden konnte ich da auch nicht verlegen sein. Zumindest hatte dies dazu geführt, dass die Männer endlich einmal ihre Hände bei sich behielten und nur noch ihre Augen benutzten. Bevor wir zum Schinkenspeck kamen, fuhren wir aber noch an den Eiern vorbei. Ich nahm mir einen ganzen Zwölferpack vom Stapel. Eigentlich war es mir egal, welche Sorte Eier ich dafür nahm. Anders als viele denken ist tatsächlich kein geschmacklicher unterschied zwischen Eiern aus Bodenhaltung oder Käfighaltung. Und Bio-Eier waren ja eh der größte Unsinn. Viel zu überteuert durch das Lable Bio, wurden sie als angeblich gesünder und verträglicher an leichtgläubige Kunden verkauft, die nicht einmal wussten, dass diese in vielen Fällen so hergestellt wurden, wie auch die Normalen. Danach kamen wir dann an der Fleischtheke und den Kühlschränken vorbei. Die große Auswahl an Fleisch ließ die Herren neben mir fast alle samt sabbern wie ausgehungerte Wölfe. Ich konzentrierte mich indessen auf das, was ich mitnehmen wollte. Die korpulente Verkäuferin hinter der Theke lächelte uns künstlich an und fragte was sie denn für uns tun könne. "Oh und wie Ihr etwas für uns tun könnt, Verehrteste", kam es von Bofur, der offensichtlich damit los legte auf zwergische Art mit der Frau zu flirten. Ich versetzte ihm einen kurzen Hieb mit dem Ellenbogen in die Seite, damit er sich daran erinnerte, dass wir nicht auf Brautschau waren. "Haben Sie gut abgehangenen Schinkenspeck da?", fragte ich freundlich und ignorierte den grummelnden kleinen Mann neben mir. "Ja, den haben wir da. Möchten Sie den Geschnitten oder am Stück?", sagte sie und griff schon in ihre Auslage. "Am Stück wäre nett", sagte ich und schon hatte sie einen kleinen Brocken auf ein Schneidebrett gelegt und zog das Messer hervor, um zu zeigen, wie viel ich denn haben wolle. Natürlich nahm ich reichlich davon mit. Je mehr Speck desto besser. Die Frau wog das große Stück ab, packte es ein und klebte ihren Zettel darauf, bevor sie es mir herüber reichte. Mit einem leicht enttäuschten Bofur im Schlepptau, der gerne noch weiter mit der Dame angebandelt hätte, zogen wir zur letzten Station. Immerhin brauchte ich ja auch noch etwas in dem ich die Bartkartoffeln garen konnte. Sprich Butter oder ähnliches. Am liebsten hatte ich dabei immer diese Flüssigmargarine. Seit die vor Jahren auf den Markt kam, nahm ich eigentlich nichts anderes mehr für meine Bratkartoffeln. So öffnete ich einen der Kühlschränke und griff mir eine kleine Flasche davon. Als ich diese in den Wagen packte, rief mich Kili mit leicht verwirrtem und bedrückten Ton zu sich. Als ich bei ihm ankam, standen er, sein Bruder und Bofur vor einer Kühlschranktür und musterten die Paletten mit Fruchtjoghurt. "Was habt ihr denn jetzt schon wieder?", fragte ich ungeduldig und mit Blick auf meine Uhr. So langsam wurde es immer später und das Frühstück war schon vorbei. "Schau mal da", meinte Fili unruhig und deutete mitten ins Regal. Ich folgte seinem Arm und sah dann belustigt die kleinen Behälterchen, auf denen in knall bunter Schrift "Fruchtzwerge" geschrieben stand. "Ja. Das ist Joghurt. Warum seid ihr auf einmal so bedrückt?", fragte ich und wurde sofort mit drei fragenden Blicken bombardiert. Als Kili den Mund öffnete, um wohl etwas zu fragen, fuhr ich ihm aber sofort dazwischen. "Nein, da sind keine echten Zwerge drin. Die heißen nur so, weil die so klein sind. Und sie bewirken auch nicht, dass man zum Zwerg wird. Ganz im Gegenteil. Wenn man davon genug isst, dann wird man angeblich sogar größer", meinte ich ruhig. "Man wird größer, wenn man das isst? Was ist das für ein Teufelszeug?", fragte Bofur entsetzt. "Das ist kein Teufelszeug. Aber ich habe gerade keine Lust euch das zu erklären. Ich hab jetzt alles im Wagen was ich brauche.. und auch nicht brauche. Wir sollten uns also beeilen bevor...", sagte ich, doch da klingelte mein Handy in der Rocktasche. "Dein Plapperkasten beschwert sich ja schon wieder", sagte Fili, den ich ignorierte, während ich das Ding hervor zog und aufs Display sah. Es war die Nummer von Chu. Etwas überrascht nahm ich ab und legte es mir wie gewöhnlich ans Ohr. "Hallo Chu. Was ist los? Warum rufst du...", begann ich zu fragen, doch im nächsten Moment drang ein so lautes Brüllen in mein Ohr, dass ich glaubte einen Tinnitus zu bekommen. "CUNA! WO IN DURINS NAMEN STECKST DU?! UND WO SIND MEINE NEFFEN?! UND BOFUR?!", donnerte Thorins aufgeregte, wütende Stimme aus dem Lautsprecher. Langsam näherte ich mich wieder meinem Gerät und verzog verlegen das Gesicht, während ich hinein sprach. "Thorin? Bist du das?", fragte ich vorsichtig. Ich konnte die Drei, die vor mir standen panisch umher schauen sehen. "Nein! Ich bin ein großer, hässlicher Troll! NATÜRLICH BIN ICH ES!", brüllte er erneut. "Woher zu Hölle weißt du, wie man telefoniert? Und was machst du mit dem Handy meiner besten Freundin?", fragte ich verwirrt. "Sie hat mir das Ding in die Hand gedrückt und gesagt, wenn ich mit dir was zu bereden hätte, solle ich einfach in dieses alberne Ding rein sprechen. Und jetzt sag mir gefälligst wo ihr seid!", blaffte er gereizt. Ich atmete tief durch und sah die drei Männer vor mir an, bevor ich antwortete. "Wir sind unterwegs und... organisieren eine kleine Überraschung", sagte ich wahrheitsgemäß. Kurz drauf hörte ich ihn auf Zwergensprache etwas vor sich hin grollen, ehe er sich wieder in meiner Sprache an mich wand. "Von deinen Überraschungen habe ich mittlerweile genug, Cuna. Ihr kommt sofort zurück zu Lager. Ohne Umwege. Wenn ihr bis zum Mittag nicht da seid, spüre ich euch persönlich auf und schleife ich euch alle an den Haaren hier her", rief er aus. Dann war plötzlich ruhe und nur noch der Freizeichenton war zu hören. Ich legte auf und steckte mein Handy weg. "War das... unser Onkel?", fragte Fili vorsichtig, nachdem ich mir erst einmal mit der Hand über die Stirn gefahren war. Seufzend ließ ich den Kopf hängen. "Ja Fili, das war Thorin. Und der ist stocksauer." - 39. Ein Einkaufswagen voller Zwerge / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)