Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 30: 30. Auf der "Couch" mit Doktor Kili McLove ------------------------------------------------------ "Jacky, das kann doch jetzt wohl nicht dein Ernst sein?!", rief Chu aus und sprang neben meiner Liege auf. Wir hatten einige Stunden zusammen gesessen und ich konnte nicht anders, als ihnen meine Gefühlte bezüglich des Zwergenkönigs zu beichten, die nun nach diesem ganzen Brimborium, unverkennbar stark in meinem inneren brannten. "Psst! Chu schrei nicht so sonst hört dich noch einer von denen", sagte ich aufgekratzt und hob panisch die Hände. "Das ist mir verdammt noch mal egal, ob mich einer dieser Irren da draußen hört. Jacky du hast uns hoch heilig versprochen, dass da nichts ist und jetzt kommst du wirklich mit der Story, dass du dich ausgerechnet in diesen Thorin-Verschnitt verknallt hast?!", rief sie erneut und ging dabei auf und ab. Ich seufzt und sah auf meine Hände. Sicher es war nie beabsichtigt, dass es einmal so weit kommen sollte. Aber jetzt war dieses Gefühl da und es ließ sich nun, nachdem ich mich wieder erinnern konnte, nicht mehr abstellen. Ich streichelte sanft die Fellseite von Thorins Mantel und blickte zu Richi auf der anderen Seite. Er betrachtete mich angespannt und verzog etwas die Mundwinkel. Nebenbei wog er den Kopf hin und her. "Es tut mir leid, dass... dass es so gekommen ist. Ich hab das doch nicht geplant ihr Zwei. Es ist nur. Er ist so... ", stammelte ich und Richi legte mir eine Hand auf den Arm. "Pass auf. Du weißt, vor uns brauchst du dich nicht zu rechtfertigen. Und wenn es halt so ist dann. Tja. Wir stehen dir da nicht im Weg. Aber bedenke, was es für Konsequenzen haben kann, sich auf solche Leute einzulassen. Sie leben zu sehr in ihrer eigenen Welt und als deine Freunde, wollen wir vermeiden, dass du in eben so eine abdriftest. Das tut dir einfach nicht gut", meinte er und musterte mich tröstend. "Eben. Und deshalb wäre es besser, wenn du denen vielleicht klar machst, dass es so einfach nicht weiter geht. Denk doch mal nach wie schlecht es dir geht, seit die hier aufgetaucht sind. Hätte ich vorher gewusst, was da für ein Sauhaufen angelatscht kommt, hätte ich dir niemals geraten dich mit denen anzufreunden", warf Chu ein und nahm auf meiner Liege Platz, als sie keine Lust mehr hatte eine Furche ins Gras zu laufen. Sie nahm meine Hände in ihre und drückte diese vorsichtig, mit besorgtem Gesicht. "Chu, es ist... wirklich nicht so einfach. Ihr ahnt gar nicht wie sehr... ", begann ich, doch ich stockte mitten drin. Beinahe hätte ich das Geheimnis der Zwerge ausgeplaudert. Das wäre ein ordentliches Malheur geworden. Vor allem da ich nicht wusste, wer und ob jemand hinter meinem Vorhang lauschte. "Wie sehr... was?", hakte Richi nach und musterte mich fragend. Ich schluckte einen Moment meine Aussage runter und setzte dann mit einer anderen fort:" Ihr ahnt ja gar nicht wie sehr... es mich rührt, dass ihr beiden so besorgt um mich seid." Chu hob langsam eine Augenbraue in die Stirn. Sie hatte ihren "Ich glaube du wolltest was ganz anderes sagen" Blick drauf. Auch Richi schien skeptisch aufgrund meiner abgebrochenen Aussage zu sein. Ich lächelte sie verunsichert an. "Ähm.. ist was?", fragte ich vorsichtig nach, als sie mich nach geschlagenen fünf Minuten immer noch so ansahen. "Was wolltest du wirklich sagen, Jacky?", kam es direkt von Richi und er musterte mich genau. Ich seufzte erneut. Verheimlichen konnte ich ihnen nie etwas. Aber über das Thema reden, durfte ich ja auch nicht. Herr im Himmel, wenn ich das ausplaudern würde, dann wäre richtig Land unter! Nein! Nicht nachdem was innerhalb der letzten Tage alles passiert war! Ich liefere mich doch nicht freiwillig unter die Axt, nicht noch mal, dachte ich. "Ich hab euch doch vor ein paar Tagen schon mal erzählt, dass es da eine Sache gibt über die ich nicht mit euch reden kann, weil ich versprochen habe zu schweigen. Und das Versprechen hätte ich eben beinahe gebrochen", meinte ich schließlich. Chu begann mich scharf zu mustern. "Sie zwingen dich dazu zu schweigen, oder?", fragte sie mit ernstem Ton. Ich erwiderte ihren Blick. Was sollte ich darauf antworten? Zwang war es nicht wirklich. Es war mehr eine Bitte die Thorin geäußert hatte. Aber ich sah mich schon irgendwie gezwungen dieses Geheimnis für mich zu behalten. Langsam wog ich den Kopf hin und her. "Also... Chu... gezwungen ist es nicht... nicht wirklich. Es war mehr eine Bitte, aber trotzdem kann ich es euch einfach nicht sagen", meinte ich mit einigen zögern in der Stimme. Nun stand sie wieder auf. "So ist das also. Wir sind Jahrelange Freunde. Haben immer zusammen gehalten und alles miteinander geteilt. Und nun, seit diese Spinner da sind, vertraust du uns nicht mehr", sagte sie noch aufgebrachter. "Es geht nicht darum das ICH euch nicht vertraue, aber SIE tun es nicht. Wenn sie euch vertrauen würden, wäre das vielleicht was anderes. Aber ich kann nicht einfach über den Kopf anderer Leute hinweg entscheiden. Versteht das doch bitte. Es ist deren Angelegenheit. Und hätte ich es nicht zufällig herausgefunden, wüsste ich es jetzt auch nicht", entgegnete ich so ruhig es eben ging. "Schatz. Komm mal wieder runter. Mir passt die ganze Sache auch nicht. Aber wenn es wirklich etwas Privates von den Herren ist, geht es uns definitiv nichts an. Und ich glaube nicht, dass Jacky etwas verheimlichen würde, was eventuell illegal oder gefährlich wäre", meinte Richi und sah zu seiner Freundin auf. Diese stöhnte genervt und strich sich mit der Handfläche über das Gesicht. Es dauerte einen Augenblick, bis sie sich wieder etwas gefangen hatte. "Na gut. Na schön. Mach was du willst Jacky. Aber wenn irgendwas schlimmes passieren sollte. Will ich, dass du uns sofort Bescheid sagst. Nicht erst Morgen oder übermittelt von einem dieser Kerle da. Nein, Du sagst es uns. Und was die Sache mit diesem Thorin-Typen betrifft. Du kannst von mir aus lieben wen du willst, aber wenn er dich noch unglücklicher macht, Wachse ich ihm sämtliche Haare vom Leib", sagte sie und schob den Vorhang beiseite. Sie wollte gerade hinaus gehen, als sie nochmal einen Schritt zurück machen musste. Ich konnte leider nur ihren Rücken sehen, aber überdeutlich war die Stimme, die von ihrem Gegenüber kam, zu erkennen. "Huch? Vorsicht. Fast hätte ich das Essen von Cuna fallen gelassen", hörte ich Kili belustigt sagen. Ich sah Chus Kopf nur nicken, dann ließ sie ihn zu mir hinein. Sie selbst verabschiedete sich und Richi folgte ihr seufzend. Der junge, dunkelhaarige Zwerg kam munter pfeifend zu mir hinüber und stellte mir einen Teller mit Essen hin. Viel war es nicht. Wohl mehr die Reste vom Mittagessen, welches ich neben dem Frühstück verpasst hatte. Hühnerfrikassee mit Reis. Mein absolutes Lieblingsessen. Als ich kurz daran roch, knurrte mein Magen schon wie verrückt. Ich hatte anscheinend ganz vergessen, dass ich hungrig war. Umgehend nahm ich das Besteck zur Hand und haute gleich richtig rein. Kili musterte mich währenddessen neugierig. Das Essen war wirklich eine Wohltat und half mir wieder ein wenig zu Kräften zu kommen. Das hatte ich auch bitter nötig. Mein Kreislauf fühlte sich schon bald viel besser an. "Du hast ja echt einen ordentlichen Hunger was?", meinte er irgendwann, als ich bei der Hälfte angekommen war. "Naja ich hab ja auch schon den halben Tag nichts gehabt. Irgendwann muss man ja was essen", erwiderte ich und aß einfach weiter. Gerade als ich einen weiteren großen Löffel im Mund hatte, sprach er mich erneut an. "Sag mal. Wann wolltest du Fili und mir das eigentlich sagen?", fragte er wie beiläufig, als hätten wir vom Wetter geredet. Ich hob mit vollgestopftem Mund den Kopf und sah ihn fragend an. Er selbst schaute an die Zeltdecke, warf mir aber dann verstohlen ein grinsen zu. Plötzlich wurde mir klar worauf er hinaus wollte. Ich riss die Augen vor entsetzen auf und starrte ihn mit meinen Hamsterbacken an. Verdammt! Er musste gehört haben, was Chu gerufen hatte. Und wer weiß, wer noch! Wenn Dwalin oder Balin das gehört hatten. Oder vielleicht sogar Thorin selbst?! Das wäre eine Katastrophe! Ich musste Kili dringend danach fragen. Hastig schluckte ich den Brocken runter, den ich noch im Mund hatte bevor ich sprach. "Ich... äh... Kili... es ist nicht so wie du denkst... ich meine es ist... also... Wer hat es noch gehört?", stammelte ich fast panisch. Er wand den Kopf zu mir und lächelte ruhig. "Nur ich",sagte er knapp und mir vielen tausend Steine vom Herzen. Dennoch wurde sein Lächeln breiter und er legte neugierig den Kopf schief. "Also. Sag schon. Wann wolltest du es uns sagen?", fragte er erneut und rückte noch etwas näher. Ich spürte wie mir die Hitze in die Wangen stieg und sah auf meinen Teller mit dem Frikassee. Nachdenklich schob ich den Löffel hin und her. "Eigentlich... gar nicht...", sagte ich dann kleinlaut. "Wieso denn nicht? Ist es denn so schlimm, dass du in Thorin verliebt bist?", hakte er nach. "Um ehrlich zu sein ja, Kili", gab ich seufzend zu. "Was ist denn daran bitte so schlimm? Weil er ein Zwerg ist? Wegen der Haare oder so was?", fragte er und klang dabei verständnislos. "Kili. Dein Onkel ist knapp zweihundert Jahre alt. Er könnte mein Urgroßvater sein. Aber mal ganz vom Alter abgesehen. Er ist nicht irgendein Zwerg, den man bei euch um die Ecke kennen lernt. Er ist ein König. Und ich bin nur eine einfach Menschenfrau. Da braucht man kein Hellseher zu sein, um zu wissen, dass es nicht zusammen passt", meinte ich und stopfte mir noch einen Löffel von meinem Essen in den Mund. Er brummte etwas und legte Daumen und Zeigefinger an sein Kinn. Offenbar versuchte er über die Sache nachzudenken. "Hrm... ja. Das ist wirklich nicht einfach. Und soviel ich weiß, lebt ihr Menschen nicht mal halb so lange wie wir", murmelte er. "Naja mit viel Glück werde ich vielleicht hundert Jahre. Aber nur mit Rückenwind und Heimweh. Was auch noch hinzu kommt ist wohl, dass ihr ja sicher nach der Zeltstadt wieder gehen werdet. Und wahrscheinlich seh ich euch dann nie wieder", nuschelte ich bedrückt. "Red doch keinen Unsinn. Wenn du magst können wir dich immer wieder besuchen kommen. Weißt du, ich würde so gerne noch mehr von dieser Welt hier kennen lernen. Sie gefällt mir richtig gut. Also mit einigen Ausnahmen. Aber trotzdem finde ich es schön hier", meinte er und lächelte wieder. Ich versuchte das Lächeln zu erwidern, aber es wirkte ein wenig steif auf meinem Gesicht. Sicher es wäre ganz nett, wenn sie gelegentlich mal vorbei schauen würden, allerdings hatte ich diesbezüglich einige bedenken. Und ich wollte nicht schon wieder die ganze Truppe am Hals haben. Erst recht nicht Gloin, der mich so unfreundlich spalten wollte. Nein nicht noch mal. Und Dwalin wollte ich auch nicht mehr in meiner Wohnung haben. Einmal zertrümmerte Einrichtung war mir schon viel zu viel. Nein Danke! Was die beiden Jungs anging, war ich ein wenig zuversichtlicher. Auch bei Ori dachte ich daran, dass der sich zumindest so ein bisschen benehmen konnte, wenn er mal zu Besuch da sein würde. Oh weh! Ori! Den hatte ich ja ganz vergessen! Der arme, kleine Kerl. Was musste er denn jetzt von mir denken, nachdem ich ihn erst abblitzen ließ und ihm danach auf die Wange schmatzte? Würde er erfahren, wie ich gefühlsmäßig zu Thorin stand, würde ihm das sicherlich noch mehr das Herz brechen. Doch da half alles hin und her überlegen nichts. Wenn dem nun mal so war, musste es eben so sein. Und selbst ich wusste nicht ob sich der Herr Eichenschild überhaupt vorstellen könnte eine Menschenfrau an seiner Seite zu wissen. Geschweige denn, wie er erst auf ein Geständnis reagieren würde. Es gab so viele Alternativen, dass ich selbst nicht sicher war, welche denn nun am wahrscheinlichsten sein würde. "HA! Cuna, ich hab da eine Idee!", kam es von Kili, der aufgesprungen war und sich mit der Faust in die flache Hand schlug. Etwas erschrocken über seine plötzliche Reaktion, ließ ich beinahe den Teller vom Schoß fallen. "Was... hast du denn für eine Idee?", fragte ich leicht irritiert und gleichzeitig beunruhigt. Die Ideen der Zwerge hatte ich ja nun zu hauf gehört, gesehen und am eigenen Leib zu spüren bekommen. Doch das hatte nichts in Sachen Liebe zu tun gehabt. "Ich sags dir. Stell mal dein Essen weg und steh auf. Ich muss dich sehen, wenn du aufrecht bist", meinte er und nahm mir schon selbst mein Essen ab. Immer noch irritierte mich sein Verhalten, doch ich stand auf und ließ ihn mich von oben bis unten mustern. "Wie groß bist du?", fragte er und hob einen Meiner Arme hoch. "Naja.. so knapp Eins Zweiundsechzig. Aber was hat das mit deiner Idee zu tun?", fragte ich. Doch er nickte nur und stellte weitere fragen. "Hast du irgendwelche Kleider zuhause? Also richtige?" Ich nickte knapp. "Gut. Kannst du auch gut Kochen? Also so richtige Hausmannskost. Du weißt schon" "Also. Ein bisschen. Meine Bratkartoffeln sind nicht schlecht. Aber was genau hast du...", sagte ich doch da unterbrach er mich schon wieder. "Du musst dich komplett neu einkleiden. Du musst aus diesen Burschen-Sachen raus. Am besten gehen wir in den nächsten Tagen los und holen einige deiner Kleider von dir Zuhause. Dann werde ich mit Fili reden, ob er dir hilft, dein Haar soweit in Ordnung zu bringen. Die Zöpfe neulich standen dir ausgezeichnet. Außerdem sollten wir einmal hier in der Küche nachfragen ob du uns bekochen darfst. Aber was machen wir nur mit deinem nicht vorhandenen Bart... hrm.. ach da wird mir schon noch was einfallen", sagte er so hastig, während er um mich herum lief, mich in alle Richtungen zog und verbog, dass ich nichts weiter tun konnte, als den Mund offen stehen zu lassen. Was zur Hölle hatte er denn nun vor? Wollte er mich allen ernstes in ein Zwergenweibchen verwandeln? Versuchte er mich tatsächlich so seinem Onkel zu "verkaufen"? Verlangte er da tatsächlich von mir, dass ich mich komplett verstellte nur um diesem Zwerg zu gefallen? Ich war sichtlich empört. Das war nie und nimmer meine Art. Erst recht nicht vor jemandem, vom den ich wollte, dass er mich so nahm wie ich war. Und nicht nur die Fassade zu lieben lernt, die ich ihm damit vorgaukeln würde. Das wäre unerträglich für mich und würde mit Sicherheit in die Hose gehen. Ich wollte Kili unbedingt sagen, was ich von seiner waghalsigen Idee hielt, doch er war so aufgedreht, dass er sich flott davon machen wollte. "Kili... Kili warte! Kili Stopp! Das werden wir nicht machen Kili! Hey bleib stehen!", rief ich ihm nach und folgte ihm über den Platz. Er ging genau auf seinen Bruder zu, der gerade mit den anderen Zwergen dabei war an einem Seil zu ziehen, welches wohl den Wachturm aufstellen sollte, den sie nun endlich fertig gestellt hatten. Sie wollten ihn genau neben dem Sandybor platzieren. Die Männer stöhnten und ächzten, als sie das schwere Gestell, Marke Eigenbau, hoch wuchteten. Thorin, der vorne stand, gab das Kommando, wann sie immer ziehen sollten. "Kili! Los! Fass mit an und zieh!", schnaufte Dwalin, der ganz hinten zog, als wir nah genug an der Gruppe dran waren. "Ja, ich helf gleich mit. Muss nur eben mit meinem Bruder reden", sagte er knapp und ging zu dessen Position. Sie hatten das Gestell gerade zur Hälfte gehoben, als Kili dem blonden Zwerg etwas ins Ohr flüsterte und dieser erschrocken das Seil los ließ. Die Männer brüllten kurz auf, da plötzlich eine Zugkraft fehlte und das Gestell begann sich wieder zu senken. Allerdings recht schnell. Zu diesem Zeitpunkt lief eines der jüngeren Kinder, ein kleiner dreijähriger Junge, unbeaufsichtigt unter dem Gestell hindurch. Ich kreischte entsetzt, nachdem ich es bemerkte, stürzte beherzt nach vorne ans Seil, wo Thorin fast vom Boden abhob und fasste so schnell ich konnte mit an. Das Seil war so rau, dass es an meinen Händen brannte, als es ein wenig hindurch rutschte. Thorin sah mich entsetzt und verblüfft an, als ich an seiner Seite auftauchte. Ich unterdrückte den drang ihn anzusehen. Auch als er mich wütend anfuhr: "Cuna, lass das Seil los! Das ist Männerarbeit!" "Halt die Schnauze und zieh!", brüllte ich mehr oder weniger unbedacht zurück. Er schwieg aber eisern und begann noch kräftiger zu ziehen. Ich schnaufte und keuchte wie verrückt, während ich wie eine besessene am Seil zerrte und konnte gerade eben noch zusammen mit den Zwergen verhindern, dass der kleine Junge von dem Gerüst erschlagen wurde. Fili und Kili packten panisch hinter uns wieder das Seil. Noch andere kamen hinzu, um beim Aufstellen des Gerüstes zu helfen und den Jungen von diesem Platz weg zu holen. Nach ein paar Minuten schweißtreibender Arbeit stand es endlich und konnte mit Halteseilen und zusätzlichen Beschwerungen an den Füßen festgemacht werden. Genervt wischte ich mir die Stirn am T-shirt-Ärmel ab. "Das ist ja grade noch mal gut gegangen", sagte Bofur und fächerte sich mit seinem Hut etwas Luft zu. Ich nickte ihm ruhig entgehen, doch kurz drauf spürte ich, wie mich zwei Hände grob an den Schultern packten und schüttelten. Zwei wütende, blaue Augen funkelten mich an. "Sag mal bist du übergeschnappt?! Dir einfach das Seil mit zu greifen?! Du hast erst eine schlimme Tortur hinter dir und dann machst du so etwas! Willst du dich um jeden Preis umbringen?!", knurrte Thorin aufgebracht. Ich schluckte etwas und versuchte seinem Blick auszuweichen. Doch er ließ nicht locker. "Schau nicht weg, wie ein geschlagener Hund. Antworte gefälligst!", blaffte er. Ich seufzte leise und hob den Kopf. "Ich hab nicht drüber nachgedacht. Ich hab nur gesehen, dass es da vorne fast ein Kind erschlagen hätte. Ich wollte nur schlimmeres verhindern", erwiderte ich ruhig und verlegen zugleich. "Das war nicht das, was ich gefragt hatte. Ich wollte wissen, ob du dich um jeden Preis umbringen willst", sagte er und funkelte mich weiterhin säuerlich an. Auch wenn ihn meine erste Antwort wohl etwas beruhigt hatte. "Ich... ich wollte nur helfen...", nuschelte ich. Er stöhnte leise und ich hörte ihn tief durchatmen. Sein Griff an meinen Schultern lockerte sich etwas. Das war auch gut so, denn er konnte so hart zu greifen, dass einem binnen Sekunden die Hände und Arme taub wurden. "Du hilfst mir mehr, wenn du dich nicht in solche Sachen einmischen würdest. Ich weiß, dass du es nur gut meinst. Doch du übertreibst es maßlos. Du kennst weder die Grenzen von anderen, noch deine eigenen. Und das ist lebensgefährlich, Cuna", sagte er schließlich wesentlich ruhiger. Ich musste etwas schlucken. Ja, er hatte schon recht mit dem was er da sagte. Ich hätte mich eigentlich raus halten müssen. Deswegen oder gerade weil ich versucht hatte selbstlos zu handeln, waren ja schon so viele Dinge hier passiert. Ich hatte zu häufig einfach nur an die Sicherheit von Anderen gedacht. Waren es jetzt Kili, das Ork-Mädchen oder der kleine Junge. Ich hatte nie daran gedacht selbst dabei umkommen zu können. Sicherlich erweckte das nun bei Thorin langsam den Eindruck, dass ich alles daran setzte meinem Leben ein Ende setzen zu wollen. Bedrückt strich ich mir über die Unterarme und schaute zu Boden. Das wollte ich unter keinen Umständen. Nicht mehr. Ich hatte inzwischen gelernt, das Leben so hin zu nehmen wie es kam. Auch wenn gerade das Auftauchen von echten Zwergen alles erschwerte. "Es tut mir leid, Thorin. Ich hab nicht gewollt, dass du so von mir denkst. Nur manchmal da...", murmelte ich leise vor mich hin und schon fühlte ich, wie sich seine Hand unter mein Kinn schob, um dieses auf Augenhöhe zu ziehen. "Manchmal denkst du nicht genug nach, bevor du handelst. Das ist nicht immer schlecht. Aber in deinem Zustand, würde ich nicht mehr versuchen so tollkühn alle Vorsicht fahren zu lassen. Ich möchte von nun an, dass du mir in die Hand versprichst, dich nicht wieder in solche Angelegenheiten einzumischen, bis du wieder vollends bei Kräften und genesen bist", sagte er mit einer erstaunlichen Sanftheit in der Stimme, die mir einen wohligen Schauer über den Rücken trieb. Er nahm seine Hand von meinem Kinn und streckte sie mir vor. Ich sah kurz darauf. Meine Finger schwitzten etwas vor Nervosität. Sicher wir hatten uns schon ein paar Mal die Hand gereicht oder auch mehrmals etwas näher berührt. Doch nun schien es das Schwierigste der Welt zu sein, ihm einfach nur die Hand zu schütteln. Ich sah ihm ins Gesicht und versuchte dabei nicht irgendwie panisch oder hysterisch zu wirken. Stattdessen biss ich mir auf die Lippen, wischte meine Finger an meiner Jeans ab und reichte sie ihm dann für ein kurzes Einschlagen. Seine andere freie Hand legte er darüber und er nickte langsam. "Ich nehme dich nun beim Wort. Und wehe dem du brichst es", sagte er und ließ dann los. Ich nickte nur knapp zurück. Ich hatte ja sicherlich auch keine andere Wahl. Immerhin hatte er ja recht mit dem, was er sagte. Ich sollte mich mehr zusammen nehmen und einen Gang runter schalten. Eine gute Gelegenheit war es da, als Bofur meinte: "So und jetzt feiern wir erst mal, dass unser Wachturm steht. Ich geb im Schankzelt eine Runde!" Die restlichen Zwerge und auch Zeltstadtbewohner stimmten ihm jubelnd zu und folgten ihm. Thorin schritt ohne ein weiteres Wort an mir vorbei. Als er auf meiner Höhe war, drehte ich mich langsam nach ihm um. Er beachtete mich eigentlich nicht mehr. Aber ich musste ihm einfach nach schauen. Die Versuchung ihn aufzuhalten, ihn festzuhalten und ihm alles zu sagen, was mir gerade durch den Kopf ging, war enorm hoch. Doch ich besann mich eines Besseren und ließ meine Arme an meinen Körperseiten herunter baumeln. Es war noch nicht die Zeit dafür. Nicht hier, nicht jetzt und erst recht nicht auf diese plumpe Art und Weise, murmelte mir meine innere Stimme zu. Es musste einen Moment geben, an dem ich ihm alles sagen konnte. Wenn wir allein waren. Ohne neugierige Ohren und ohne irgendeinen neuen Schreck in den Knochen. Ein Augenblick der Ruhe, den nur wir beide zusammen genießen konnten. Doch ich wusste beim besten Willen nicht, wann und vor allem wo dies sein würde. Da hakten sich plötzlich Kili und Fili bei mir unter und wuschelten mir über den Kopf. "Hey! Jungs! Lass das!", maulte ich. "Was sollen wir denn lassen? Dürfen wir unserer kleinen Schwerster, oder sollte ich sagen zukünftigen Tante, nicht mal mehr den Kopf streicheln?", sagte Fili amüsiert und grinste mich frech von links an. "Lass doch den Unsinn, von wegen zukünftiger Tante. Noch steht gar nichts fest", sagte ich und wand mich aus ihren Armen heraus. "Ach, komm schon. Wenn mein Plan funktioniert, dann wirst du die schönste, menschliche Zwergin, die die Welt je gesehen hat", meinte Kili breit grinsend. Ich seufzte genervt. "Kili, der Plan ist bescheuert. Das wird nie funktionieren. Außerdem will ich eurem Onkel nicht irgendwas vor gaukeln. Wenn er in mir nicht die Frau sieht, die ich bin, dann soll es nicht so sein. Aber ich werde mich auf gar keinen Fall kostümieren und um ihn herum scharwenzeln, wie eine liebestolle Tussi. Ich kann mich drauf einigen, dass ich mal was für euch koche. Aber das wars dann auch", sagte ich schlicht und verschränkte die Arme vor der Brust. Die beiden Jungs sahen sich seufzend an. "Also gut. Versuch es erst mal mit dem Essen. Aber wenn dir das keinen Erfolg bringt, dann helfen wir dir mit dem Rest", sagte Fili entschlossen. "Wo bleibt ihr Drei denn?! Ihr verpasst die Lokalrunde!", brüllte Nori vom Eingang des Barzeltes zu uns herüber. "Dann lasst uns gehen. Ich hab einen verdammten Durst", sagte Kili, klopfte mir auf die Schulter und lief schon mal vor. Fili und ich folgten etwas langsamer hinterher. "Es ist wirklich kein Problem für euch beide, dass ich... ähm...", murmelte ich ihm zu, doch der blonde Bursche lächelte nur vergnügt. "Wenn nicht du, wer sonst? Thorin mag dich immerhin auch irgendwo. Sonst wären wir nicht mehr hier. Also, lass es einfach mal auf einen Versuch ankommen. Was kann schon schief gehen?", meinte er und sein Lächeln wurde breiter. Ich schüttelte nur bedröppelt den Kopf. Wenn wir zu dem Zeitpunkt gewusst hätten, was noch alles schief gehen würde, hätte er sicherlich nicht so leicht daher geredet, als wir das Fisse Ma "Tent" chen betraten. - 30. Auf der "Couch" mit Doktor Kili McLove / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)