Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 27: 27. Klein Ori der große Held ---------------------------------------- Ein seltsames Rascheln und Klappern riss mich plötzlich aus meinem leichten Dämmerschlaf und ein köstlicher Duft kitzelte mir in die Nase, als ich tief einatmete. Ein wenig verwirrt und aufgeschreckt tastete ich um mich noch bevor ich die Augen auf machte. "Oh. Verzeih Cuna. Ich wollte dich nicht wecken", murmelte eine verschüchterte Stimme von meiner linken Seite her. Ich drehte den Kopf und schlug dann die Augen auf. Neben mir stand Ori und er trug etwas in den Händen das ziemlich lecker roch. Ich gähnte und rieb mir benommen die Augen. "Ori? Was machst du hier?", fragte ich und richtete mich auf. "Äh... also... Die anderen schicken mich, weil du nicht beim Essen warst. Ich soll dir was bringen", meinte er und reichte mir einen Teller mit Besteck. Auf dem Teller lagen frisch gegrillte Würstchen und ein paar Bratkartoffeln. Ich lächelte benommen und setzte meine Füße neben die Liege. "Danke. Das ist sehr nett von dir", sagte ich und begann zu essen. "Schmeckt es dir?", fragte er und spielte nervös mit seinen Fingern. Ich hatte mir gerade den Mund mit den Bratkartoffeln voll gestopft und nickte ihm zu. "Das freut mich sehr. Äh... Wenn du nichts mehr brauchst dann... ", meinte er lächelnd und machte einen Schritt rückwärts. Ich schluckte runter und sah ihn ruhig an. "Ori, warte bitte", sagte ich. Er blieb wie angewurzelt stehen und sah fragend zu mir hinunter. Ich klopfte neben mich, um ihm zu zeigen, dass er sich doch bitte setzen möge. Ich hörte ihn deutlich schlucken, bevor er sich langsam auf der Liege nieder ließ. Ich hielt mit dem Essen eine Weile inne und stellte den Teller auf meine Knie. "Ori... ich... muss mich noch bei dir entschuldigen", meinte ich und sah ihm reumütig ins Gesicht. Er starrte ein wenig verwirrt und besorgt zurück. "Wieso denn das?", fragte er und legte den Kopf schief. Ich seufzte und schaute auf meinen Teller. "Ich hab dich sicherlich furchtbar erschreckt vor ein paar Nächten. Das tut mir wahnsinnig Leid. Aber ich dachte wirklich, ich wäre schon stark genug, um über diese Sache zu reden", murmelte ich ruhig. "Ach, Cuna. Das ist nicht so schlimm. Mach dir darum doch nicht solche Gedanken", meinte er mit sanfter Stimme. "Trotzdem. Es war nicht richtig. Ich hab meine innere Stärke falsch eingeschätzt", erwiderte ich und sah ihn bedrückt an. Auf seinem Gesicht trat ein verlegenes aber wohlwollenden Lächeln. "Wir überschätzen uns alle mal. Das ist doch nichts wofür man sich schämen muss. Außerdem hab ich ja schließlich dich mit diesen ganzen Fragen bedrängt ohne nachzudenken. Eigentlich müsste ich mich für diese Frechheit entschuldigen. Eine Frau bedrängt man auch nicht so. Das hat mir mein großer Bruder noch am selben Abend gesagt", meinte er und kratzte sich seitlich am Kopf. Ich versuchte ein wenig zu lächeln. "Du hast mich gar nicht bedrängt. Ich war ja diejenige, die dich gebeten hat Platz zu nehmen und dir meine Geschichte anzuhören. Tja, das ist dann ja gehörig nach hinten los gegangen. Und du hast dann mit Sicherheit auch noch ärger bekommen", entgegnete ich nuschelnd und senkte den Blick auf mein Essen. "Nicht doch. Das ist alles nur halb so wild. Du brauchst dich deswegen nicht zu grämen. Sicher, Dori und Nori haben mir dazu einiges gesagt. Aber ich mags nicht sehen, wenn jemand wie du so traurig aussiehst", meinte er und zuckte plötzlich neben mir zusammen, als habe er sich vor seinen eigenen Worten erschreckt. Ein wenig verblüfft hob ich den Kopf wieder und sah den jungen Zwerg etwas genauer an. Er wand sein Gesicht von mir ab und faltete nervös die Hände im Schoß. Ich war ein wenig irritiert von seinem Verhalten. Ich wusste ja, dass er wohl ziemlich schüchtern war, aber offenbar hatte er gerade etwas von sich gegeben, was er nicht gerne hatte sagen wollen. Und ich wagte es auch nicht ihn anzusprechen. Zumindest vorläufig nicht. Langsam nahm ich wieder eine Gabel nach der anderen von meinem Essen in den Mund, während er weiterhin stumm neben mir saß und mit den Stiefeln durchs Gras scharrte. Das Schweigen zwischen uns wirkte zunehmend unangenehmer und peinlich berührt. Hin und wieder fuhr er sich etwas verlegen über den Hinterkopf. Ich seufzte leise und stellte den Teller weg, als er leer war. "Ori. Du hast doch was", meinte ich schließlich und er zuckte erneut zusammen, als habe er gerade erst wieder bemerkt, dass er nicht allein im Zelt war. "Ich ähm... Ach nicht so wichtig. Willst du vielleicht noch eine Portion. Dann geh ich dir eben einen weiteren Teller holen", antwortete er verstört und ein wenig fahrig. "Nein danke. Ich bin satt. Aber es würde mich schon interessieren, warum du nicht sehen willst, wenn jemand wie ich traurig ist", erwiderte ich ruhig. Er gab erneut ein lautes Schluckgeräusch von sich. Ohne mich anzusehen, antwortete er stotternd: "Ich... ich... ich... Mag dich." Wieder verfielen wir in ein peinliches Schweigen, während dem ich ihn verblüfft und neugierig musterte. Er sah weiterhin auf seine gefalteten Hände im Schoß. Gelegentlich warf er einen flüchtigen Blick zu mir und rutschte dann nervös auf der Liege herum. "Ist das denn so schlimm, dass du mich magst?", fragte ich irgendwann ruhig. Offenbar erschreckte ihn meine Frage noch mehr, denn er sah mich wieder an und hob hektisch wedelnd die Arme. "Nein. Nein. Nein. Das ist es nicht. Nun ja... eigentlich ist es doch. Ich meine... Ich... äh... Dori sagt es ist unanständig eine Frau zu mögen, die schon mal verheiratet war", stammelte er und ich konnte in dem schwachen Zwielicht meiner Kuschelhöhle erkennen, dass sich seine Wangen über dem kurzen Bart rosa gefärbt hatten. Ich kicherte belustigt als ich ihn so aufgekratzt sah. "Hat Dori denn schon mal eine Frau gehabt?", fragte ich unverblümt, um ihn etwas ins nachdenken zu bringen. Es funktionierte. Er ließ die Hände sinken und hob stattdessen grübelnd die Augenbrauen. "Soviel ich weiß nicht. Aber er hat mal gesagt, er habe als junger Zwerg schon ein paar Mädchen geküsst", antwortete er dann und fing an diebisch zu glucksen. Nun merkte ich erst, wie jung er im Vergleich zu den anderen wirklich war. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, dann hätte er wohl noch fast ins Teenager Alter gerechnet werden können. Oder zumindest knapp dahinter. Ich lächelte sanft, als ich ihn so betrachtete. Ja, der kleine Kerl war schon sehr putzig. Aber man merkte auch deutlich, dass er wohl die meiste Zeit von seinen beiden Brüdern, wie ein Nesthegchen behandelt wurde und sich deshalb nur schlecht entfalten konnte. Sie waren ihm gegenüber immer sehr beschützend und fürsorglich aufgetreten. Besonders Dori, der ja der Älteste von den dreien war. Nori hingegen war mehr der Draufgänger und ließ auch keine Gelegenheit aus den Kleinen hin und wieder zu ärgern. Das war mir das ein oder andere Mal aufgefallen, als ich mit ihnen beim Essen gewesen war. Dori hatte ja auch seine liebe Müh mit den Beiden. Ich vermutete stark, dass er eine ähnliche Rolle unter ihnen einnahm, wie es Fili bei Kili tat. Zwerge waren nun doch aus meiner Sicht wesentlich anders als Menschen gestrickt. Egal wie viel ärger es untereinander gab, die Geschwister hielten trotz allem immer zusammen. Daran sollten sich manche Familien echt ein Beispiel nehmen. Man teilte schlichtweg alles, was es zu teilen gab. Wenn dem Einen etwas Leder fehlte, hatte der Andere schon eines parat. Und wenn jemand Hilfe bei einer Arbeit benötigte, war irgendwer stets zur Stelle. Gut, mal abgesehen davon, dass sie sich ungern von Menschen wie mir helfen lassen wollten. Von Zwergen war es ja eh bekannt, dass sie ein erhebliches Misstrauen gegenüber anderen Völkern hegten. Aber wenn man sie mal für sich gewonnen hatte, waren sie sehr anhänglich. Mit der Zeit hatte ich sie schon irgendwie schätzen gelernt. Nur ihre eigenbrötlerische Art war zeitweilen etwas anstrengend. Während ich so vor mich hin grübelte, musterte ich den Jungen weiterhin ruhig, wie er da so kicherte und räusperte mich dann kurz. "Hör mal Ori. Es ist gar nicht so schlimm, wenn du mich magst. Fili und Kili mögen mich ja auch", sagte ich schmunzelnd. Er hörte umgehend auf zu kichern, nachdem ich meinen Satz beendet hatte und wurde mit einem mal wieder ganz verlegen und nervöser. "Ja... also... Fili und Kili sehen dich ja auch wie ihre kleine Schwester. Das ist ja was ganz anderes", nuschelte er und zupfte an seinem handgestrickten Pullover herum. "Ach und du denkst, dass man sich nicht mögen kann wenn man einfach nur befreundet ist?", fragte ich grinsend. Er rutschte immer nervöser auf meiner Liege herum und sah zu Boden. "Also... ich mag .... dich ja... schon etwas... mehr als wie... ähm...", murmelte er und zog den Kopf dabei ein, als fürchtete er gleich von etwas oder jemandem erschlagen zu werden. Nun ging mir ein Licht auf und ich verstand auf einmal. Da hatte sich wohl der kleine Zwerg offensichtlich in mich verschossen. Oder zumindest eine gewisse Anbahnung von Verliebtheit entwickelt. Es wunderte mich allerdings schon, da eine gewöhnliche Menschenfrau ja normalerweise nicht wirklich in das Attraktivitätskriterium eines Zwerges passte. "Wie kommt das denn?", fragte ich einfach unverblümt. Bei dieser Frage straffte er sich plötzlich. Er versuchte mit einem mal männlicher zu wirken, als er sich gerade wohl fühlte. "Cuna. Du bist Nett, du bist lustig und immer freundlich. Noch dazu bist du wunderschön und deine Stimme klingt wie der Elben Gesang in meinen Ohren", begann er dann vor sich hin zu säuseln. Ich musste stark an mich halten, um nicht los zu lachen, als ich ihn bei diesen Sätzen beobachtete, denn er hatte den Blick zur Zeltdecke gehoben und die Hände vor der Brust gefaltet, als würde er gerade zu einem unsichtbaren Flügelwesen empor schauen. Das Einzige was mir in dem Moment durch den Kopf ging war, dass es schon ein wenig niedlich Klang. Andererseits war es mir doch etwas unangenehm, da ich ihm nicht die selben Komplimente wieder geben konnte. Er war schlichtweg und ergreifend einfach nicht der Typ Mann, den ich im Augenblick begehrte. Wie einen Freund oder kleinen Bruder, okay. Aber mehr als ihn nur so zu mögen, war für mich einfach nicht drin. Davon abgesehen, dass seine Brüder es gewiss nicht gerne sehen würden, wie sich ihr Jüngster an eine Menschenfrau verlor, die definitiv weit vor ihm sterben würde. Das bräche ihm sicherlich im Nachhinein noch mehr das Herz, wie wenn ich ihn an dieser Stelle Friend-Zonen würde. Ich atmete tief durch und strich mir einige Haarsträhnen aus dem Gesicht. Ich musste es ihm irgendwie versuchen schonend beizubringen. Es wäre sicherlich besser, als ihm falsche Hoffnungen zu machen. "Ori. Hör mal", begann ich und er sah mich dann an. Ich musterte ihn kurz und sah dann auf meine eigenen Hände, als ich fort fuhr. "Es ist wirklich schön, was du da sagst und... ich danke dir wirklich für das Kompliment. Nur... Tut mir wirklich leid. Ich... Ich empfinde leider nicht so für dich, wie du es wohl für mich tust." Ich sah ihn verstohlen von der Seite her an und merkte, wie ihm die Gesichtszüge entglitten. "Soll... Soll das heißen du.. du magst mich gar nicht?", fragte er und seine Stimme war plötzlich sehr belegt. In seinem Gesicht spiegelte sich ein Anflug von Schmerz. Gott, wie ich es hasste anderen so das Herz zu brechen. Es kam zwar selten genug vor, aber wenn es vorkam, war es genauso schlimm für mich, wie für den Betroffenen. Vor allem bei einem jungen Burschen wie ihm. Aber da mussten wir ja immerhin alle mal durch. Also sprach ich unerbittlich weiter. "Es ist nicht so, dass ich dich nicht mögen würde, Ori. Aber das wovon du sprichst. Oder vielleicht bei mir zu suchen glaubst. Das kann ich dir einfach nicht geben. So sehr es wahrscheinlich auch gerade weh tut. Aber diese Gefühle die du hast, kann ich einfach nicht erwidern. Es liegt nicht daran, dass du kein lieber Kerl bist, den man gerne knuddeln würde. Aber es wäre der größte Fehler deines Lebens, dich auf eine Menschenfrau einzulassen. Ich werde nicht so alt wie ihr. Und du bist noch so jung für deinesgleichen. Ich will dich davor bewahren, dass dir das Herz noch mehr bricht, als ich es jetzt gerade bei dir tue." Das Schweigen, was nun eintrat war wohl mit eines der Schmerzlichsten in dieser Zeit. Ich musterte ihn erneut. Er hatte die Hände auf seine Knie gelegt und den Kopf auf seine Brust gesenkt. Es war nicht schön ihn so zu sehen, wo er doch eigentlich immer gerne lachte und lächelte. Doch in diesem Fall hatte ich keine andere Wahl gehabt. Gleichsam musste ich mir selbst vor Augen führen, dass mich ein ähnliches Gespräch erwarten würde, wäre ich so naiv zuzugeben, dass ich begonnen hatte jemand ganz bestimmten zu begehren. Doch da wusste ich ja schon durch meine Lebenserfahrung, dass es besser wäre manche Personen einfach nur im Stillen für sich zu mögen. Irgendwann würde dies auch wieder vergehen und es täten sich andere Optionen auf. Es brachte niemandem etwas, sich immer nur an einer Person fest zu beißen. Das machte einen selbst nicht glücklich und die Person, die es betraf schon mal gar nicht. Doch mein Gewissen zwickte mich nun sehr. Ich wusste dass ich das Richtige getan hatte, aber der Kleine käme bestimmt vorerst nicht darüber hinweg. "Ori... ", setzte ich an. Doch da hörte ich plötzlich fremde Stimmen im Zelt. Wir schreckten beide zusammen und warfen uns fragende Blicke zu. "Ey Alta. Bis du sischer, dass die komischen bärtigen Kerle da drüben Kohle haben? Sieht eigentlich voll billig aus hier", sagte einer und ich erkannte die Stimme. Ich hatte sie vorhin doch erst gehört, als ich mich in der Dusche umgezogen hatte. Waren die tatsächlich noch da geblieben? Und was zur Hölle machten die ausgerechnet hier bei den Zwergen im Zelt? Letztere Frage beantwortete sich schon fast von selbst, als es anfing zu scheppern. Ich legte einen Finger auf meine Lippen, um Ori anzudeuten still zu sein. Vorsichtig bewegte ich mich zum Schlitz in meinem Leinenvorhang, um hindurch zu Spicken. Gegenüber von mir, wo eigentlich Kili schlief, machten sich zwei junge, schlaksige Männer daran, seinen Rucksack auszuleeren und durchstöberten die Sachen. Mir klappte der Mund auf. Das also waren die Kerle, die sich vor der Dusche über meinen Überfall lustig gemacht hatten! Und sie waren dabei den Zwergen Ihre Sachen zu stehlen! "Ey, verdammter Scheißdreck. Da sind nur voll die stinkenden Putzlappen drin, ey. Schau mal da in dem anderen", meinte der eine, dessen Stimme ich dem Schreihals zuordnen konnte. Der Andere nahm sich nun Filis Rucksack vor und kippte diesen aus. Da fielen nicht nur Kleidungsstücke sondern auch noch einige Dolche heraus. "Guck mal hier. Voll die krassen Mittelalter Waffen. Die bringen bestimmt massig Kohle auf Ebay, wenn wir die verchecken! Vielleicht haben die noch mehr da", rief der Kerl aus, dem ich wohl meine gebrochene Nase zu verdanken hatte. In mir begann es zu brodeln. Diese Kerle machten wohl vor gar nichts halt. Und die Zwerge waren alle samt nicht anwesend. Bis auf Ori, der plötzlich hinter mir auftauchte und ebenfalls durch den Schlitz des Vorhanges schaute. Ihm blieb gleichsam der Mund vor Entsetzen offen stehen. Wir waren schier starr vor Schreck, von dem was da vor sich ging. "Was machen die da?", flüsterte mir Ori so leise es ging zu. "Die beklauen die Anderen", erwiderte ich und hätte am liebsten laut mit den Zähnen geknirscht. Dann traf es mich plötzlich wie ein Schlag in die Magengrube. Was wenn sie bei ihrer Diebestour den Arkenstein in die Finger bekämen? Scheiße! Man musste sie aufhalten. Und Ori hatte offenbar den selben Gedanken. "Lass sie uns stellen", flüsterte er etwas lauter. Ich sah ihn entsetzt an. "Ori, bist du verrückt? Die da draußen haben die ganzen Waffen und wir haben nichts", erwiderte ich wesentlich leiser, aber dennoch in Rage. "Wir müssen was tun. Die dürfen wir nicht ungestraft mit unserer Habe entkommen lassen", meinte er und war kurz davor raus zu springen, doch ich hielt ihn fest. "Ori, das ist Wahnsinn!", fauchte ich ihn an. Doch er wollte sich Partout nichts sagen lassen. Er war fest entschlossen sich den beiden Dieben allein zu stellen. Aber ich wollte ihn einfach nicht lassen. Sie würden ihn womöglich umbringen. Schließlich endete das Ganze zwischen uns in einem kleinen Gerangel, was zur Folge hatte, dass die Beiden Schmalspurdiebe auf uns aufmerksam wurden und den Vorhang zur Seite rissen. Ori und ich verharrten in unserer Haltung und wanden unsere Köpfe um. "Ey Alta! Guck mal! Hier haben wir son Inzuchtpärchen, was uns belauscht hat!", brüllte der eine seinem Kumpel zu. Entsetzt sah ich ihm ins Gesicht. Der Andere kam nun auch um die Ecke und erstarrte als er mich sah. "Ey maan. Des is die fette Alte, der ich das Bike weggecheckt hab!", rief dieser aus und sein Kumpel musterte mich eindringlich. "Scheiße die ham unsere Gesichter gesehn. Was machen wir?", fragte Schreihals und ließ uns nicht aus den Augen. Ich schluckte und mir rutschte das Herz in die Hose. "Ey komm die machen wir fertig, damit sie uns nicht verpfeifen können", meinte der skrupellose Kerl und ergriff einen der Schemel, die am Boden standen. "Ihr werdet nichts mit uns machen!"; rief Ori aus und schob mich so schnell er konnte hinter sich. Was allerdings wenig nutzte, da er einen Kopf kleiner war als ich. "Ey, guck dir mal dem hässlichen Gnom da an. Will seine fette Inzuchtschwester da beschützen", lachte der Typ, der genau vor uns stand und dessen Kumpel ihm auch einen Schemel reichte. "Den machen wir zuerst fertig", rief der Andere aus und sie kamen näher. Ori hob schützend die Arme und murmelte über die Schulter: "Cuna. Wenn ich los sage, läuft du und holst die Anderen. Ich werde versuchen sie aufzuhalten." Ich keuchte und starrte ihn verwirrt und ängstlich an. "Aber.. aber Ori, die werden dich tot schlagen", quiekte ich. "Ich werde das schon aushalten. Sieh du zu, dass du dich in Sicherheit bringst", sagte er mit entschlossener Stimme. "Ori... tut das nicht...", jammerte ich und wollte ihn gerade greifen, als der Erste anfingt mit dem Schemel nach ihm zu schlagen. Ori wich aus und trat ihm gegen das Schienbein. Nun kam der Andere und holte aus. Der Kleine war verdammt flink und duckte sich unter dem Schwinger weg. "CUNA! LAUF! JETZT!", brülle er und stürmte mit dem Kopf nach vorne und rammte ihm seinen Gegner in die Magen Gegend. Meine Beine zitterten und ich schlug panisch die Hände vor den Mund. Hilflos sah ich zu, wie der kleine Bursche versuchte den Schlägen ein ums andere mal auszuweichen, bis ihn dann schließlich doch einer traf und er benommen umher taumelte. "ORI!", kreischte ich. "CUNA LAUF ENDLICH!", brüllte er mir zu und kassierte dabei noch einen Schlag. Endlich hatte ich meine Beine unter meinem Körper wiedergefunden und schlängelte mich an dem Chaos vorbei. Gerade als ich aus dem Zelt sprinten wollte, packte mich aber einer der Kerle von hinten am T-Shirt. "Hier geblieben du... ARGH!", rief er aus und ich sah nach unten zum Boden. Ori war zu ihm ans Bein gesprungen und biss ihm gerade mitten in die Waden. Der Kleine blickte mich von seiner Position ernst an und ich schaffte es mich von dem Griff los zu reißen. Und das konnte man Wörtlich nehmen, denn mein Shirt endete in Fetzen. Nur mit BH bekleidet stürmte ich davon in Richtung Fisse Ma "Tent" chen, wo ich die anderen Zwerge vermutete. "Dori! Nori!", rief ich auf dem ganzen Weg und auch durch den Zelteingang. Drinnen blieb ich kurz stehen, um mir einen flotten Überblick zu verschaffen. Einige Zeltstadtbewohner sahen mich verwirrt und entgeistert an. Da endlich fand ich die gesuchten Zwerge, die allesamt mit gehobenen Augenbrauen zu mir hinüber starrend, an der Theke standen. Ich hastete schnaufend und panisch auf sie zu und packte die beiden Brüder am Arm. "Dori.... Nori... schnell... ", plapperte ich und fühlte mein Herz fast aus der Brust springen. "Na.. Na Cuna. Was ist denn? Hör auf so zu Zerren. Wie läufst du denn hier herum?" fragte Nori und hielt mit aller kraft gegen mein Zerren an. "Bitte... Schnell. Keine Zeit.... ", jammerte ich und zerrte fester. "Nun mal langsam Mädchen. Was ist denn auf einmal los mit dir?", fragte Dori und stellte sein Bier ab, damit es nicht noch mehr verschüttete als eh schon. Ich rang nach Luft und musste ein paar mal husten. "Bitte... Ori... Schnell... Sie schlagen ihn tot!", rief ich aus. "WAS?!", schrien beide wie aus einem Mund und wurden kreide bleich. "Was ist mit Ori? Wo ist er?", fragte Nori sofort und fixierte mich scharf. "Kommt doch endlich mit verdammt!", klagte ich. Da schaltete sich endlich auch Thorin ein, der offenbar als einziger den Ernst der Lage verstanden hatte. Er schob sich zwischen uns und musterte mich einen Moment. Mir standen vor Angst die Tränen in den Augen. "Cuna. Geh voraus. Beeilen wir uns", gab er hastig von sich und schob mich vor. Ich nickte einmal knapp und eilte ihnen voran in Richtung des Zeltes, in dem noch immer die Schlägerei stattfand. Und wir kamen keine Sekunde zu spät. Sie hatten den jungen Zwerg zu Boden geschlagen und traten nun wie die Irren auf ihn ein. Mir fiel ein gewaltiger Eisbrocken in den Magen. Ich wollte hinzu rennen und die Typen von dem kleinen hilflosen Kerl weg reißen, doch da packte mich jemand an den Oberarmen und hielt mich fest. "Bleib hier. Lass das die anderen machen", murmelte mir die dunkle Stimme von Thorin hinter meinem Rücken ins Ohr. Sein warmer Atem streichelte dabei unwillkürlich meinem Nacken ließ mich erschrocken inne halten. Unterdessen stürmten die beiden Brüder wütend aufbrüllend ihrem Jüngeren zu Hilfe und stießen die Schläger von hinten nieder. Der Rest folgte auf dem Fuß. Schnell hatten sie die jungen Männer überwunden und hielten sie in ihren eisernen Griffen gefangen. Nun ließ mich Thorin los und wir beide kamen hinzu. Ori lag auf dem Bauch und rührte sich nicht. Dori und Nori knieten sich dazu und drehten ihn um. Der Ärmste hatte ordentlich was ab bekommen. Ein Auge war schon dick zugeschwollen und seine Lippe blutete. Ich ließ mich zitternd neben seinem Kopf nieder und mir tropften die Tränen aus den Augen auf seinen Pullover. "Oh mein Gott, Ori.... Er... ist doch nicht...?", schluchzte ich. In dem Moment kam Oin von der anderen Seite und untersuchte den Jungen gründlich. Ich hielt den Atem an, als er an dessen Brust lauschte. Wenn der arme Junge jetzt tot wäre, dann wäre das mit Sicherheit meine Schuld gewesen, weil ich ihn im Stich gelassen hatte, um die Anderen zu holen. Ich sah einen Augenblick zu diesen hoch. Thorin führte ein sehr strenges Verhör durch. Die jungen Männer wanden sich und versuchten sich den Zwergen zu entziehen, doch wo ein Dwalin und ein Gloin zu packten, war kein entkommen mehr. "Wer seid ihr und was habt ihr in unseren Zelten zu suchen gehabt?", blaffte Thorin sofort und hob das Kinn des Einen grob an. "Das geht disch nen feuschten Scheißdreck an du Bastard", knurrte er großschnäuzig. Natürlich war es Schreihals. Wer auch sonst? Dwalin, der ihn fest hielt, packte noch fester zu. Thorin sah unerbittlich auf ihn hinunter. "Ich frage dich noch mal. Wer seid ihr und was habt ihr in unseren Zelten zu suchen gehabt?", kam es vom Zwergenkönig und seine Stimme wurde immer leiser. Der Ton den er anschlug, war nun extrem schneidend und ich wusste, dass er bald die Geduld verlieren würde. Etwas in seiner Haltung, die sich zunehmend versteifte, ließ mich erahnen, dass er die Diebe töten würde, wenn sie nicht antworteten. Sicher, sie hatten Strafe verdient, für all das was sie getan hatten. Doch ich wollte es einfach nicht mit ansehen, wie an diesem Ort noch mehr Gewalt und Chaos entstand. "Sie haben eure Sachen durchwühlt und versucht euch zu beklauen", gab ich mit belegter Stimme von mir und Thorin musterte mich kurz über die Schulter. Sein Blick war fragend und beinahe etwas verängstigt. Ich wusste schon, dass er gerade an den Arkenstein dachte, doch ich schüttelte kurz den Kopf, um ihm zu zeigen, dass sie diesen nicht gefunden hatten. Kurz zeichnete sich Erleichterung auf seinen Zügen ab, dann widmete er sich wieder den Dieben. "Durchsucht sie. Alle beide. Ich will wissen, was sie eingesteckt haben", sagte er knapp und verschränkte die Arme vor der Brust. Kili und Fili lösten sich von ihren Positionen und begannen mit dem Filzen. Sie fanden die Dolche und auch in jeder Tasche mindestens ein Stück Zwergengold. Je mehr sie fanden, um so deutlicher verfinsterte sich das Gesicht des Zwergenkönigs. Die Männer beschwerten sich lauthals und kämpften weiter gegen das Festhalten an. Schließlich war alles entleert und Thorin sah sie zufrieden an. "Na also. Muss man denn gleich um alles bitten. Ihr hattet also vor uns zu bestehlen. Und habt noch dazu einen von uns so übel zugerichtet. Wisst ihr eigentlich, was man bei uns mit Leuten wie euch macht?", sagte er sehr sehr leise und ich sah, wie er sich langsam zum Waffenständer bewegte. Er wollte doch jetzt nicht wirklich noch den Henker spielen? Doch nicht hier? Und vor allem nicht jetzt? Ich konnte ja verstehen, dass er wütend war, aber das konnte ich nicht zulassen! Auch wenn ich diese beiden Kerle genauso hasste wie er. Gerade als er flink das Schwert hervor zog und schon zum Hieb ansetzte sprang ich auf und packte ihn am Arm. "Thorin! NICHT!", rief ich und er stoppte sofort. Sein Blick, den er mir über die Schulter zu warf, war ebenso überrascht wie Stock sauer. "Sie haben sich an unserer Habe vergriffen. Sie haben Ori geschlagen. Sie verdienen den tot", sagte er und wollte erneut los schlagen. "Hör auf sag ich!", schrie ich ihm ins Ohr und er zuckte fast erschrocken vor mir weg. "Wieso verteidigst du diese dreckigen Diebe?", polterte Gloin drauf los. "Ich verteidige sie nicht! Ich hasse sie ebenso wie ihr! Aber um Himmels willen, es hat hier auf der Zeltstadt schon genug Leid gegeben! Ich will nicht noch mehr sehen! Seid den Hunden suchen mich permanent Albträume heim! Ich kann nicht mehr!", klagte ich und mir wurden die Beine lahm. Im rechten Moment waren Fili und Kili zur Stelle, die mich beide auffingen und in ihre Mitte nahmen. Kili drückte meinen Kopf an seine Schulter und Fili streichelte mir diesen. "Beruhig dich. Es ist ja alles vorbei", murmelte mir der dunkelhaarige Bursche ins Ohr. Ich zitterte heftig und schüttelte mich unter Tränen. Wozu das alles? Wozu nur diese Gewalt und die Angst? Was versprach man sich denn davon? Es war einfach nur grausam und unbarmherzig. Inzwischen tat sich aber bei Ori, der immer noch am Boden lag etwas. " Er hat ein paar saftige Hiebe abbekommen. Aber er lebt. Ist nur bewusstlos. Besser wir schaffen ihn rüber auf seine Lagerstadt", meinte Oin und ich hörte, wie er sich angestrengt erhob. Gleichsam konnte ich Dori und Nori hören, die sich offenbar ihren Bruder geschnappt hatten und nun davon trugen. Nebenher bekam ich noch mit, wie es ganz kurz ein Geräusch von Metall auf Holz gab. Thorin hatte wohl das Schwert wieder weggelegt. Die jungen Männer denen es kurz die Sprache verschlagen hatte, begannen nun sich gegenseitig zu beschimpfen. "Ey Alta, des alles wäre nisch passiert, wenn du die fette Alte damals kalt gemacht hättest", motzte Schreihals. "Halt deine verdammte Fresse Maan!", schnauzte der andere. Ich fühlte wie Kili kurz zusammen zuckte und Fili mit dem Streicheln meines Kopfes inne hielt. "Cuna?", fragte Fili ganz ruhig und vorsichtig. Ich hob etwas mein verweintes Gesicht um mich zu ihm umzudrehen. Er sah mich bitter ernst an und deutete dann mit dem Daumen auf die beiden Kerle. "Haben die dir die Nase gebrochen?", fragte er langsam. Ich atmete tief durch und nickte dann langsam. "Der... der Eine... Ja... Ich hab... sie reden hören, als ich mich gerade umgezogen hab... der hat... mir auch mein Fahrrad geklaut...", stammelte ich schniefend. "Ey die Alte da lügt! Nichts hab ich gemacht!", begann der angesprochene zu protestieren, doch da packte ihn Thorin fest am Kinn. Wieder glitzerte dieser Anflug von Mordlust in seinen Augen. "Du redest nur wenn du gefragt wirst", fauchte er ihn an. "Was machen wir denn jetzt mit denen?", kam es dann von Bofur, der sich zwischen allen umsah. Das selbe fragten sich wohl die anderen auch, denn alle sahen zu ihrem König, der immer noch den Jungen man am Kinn gepackt hielt. Schließlich hob er den Kopf und blickte ernst zu Kili, Fili und mir. "Schafft sie hier raus. Und haltet ihr die Ohren zu", sagte er an seine Neffen gewandt. "Thorin, was hast du vor?", fragte ich ängstlich. Doch er antwortete mir nicht. Er sah mich nicht mal richtig an. Als sich die beiden Jungs noch nicht bewegt hatten, wurde sein Ton schärfer. "Bewegt euch endlich und bringt sie rüber ins andere Zelt", befahl er und schon setzten sich die Beiden mit mir in Bewegung. "Thorin?... Thorin, was tust du? Thorin, mach keinen Scheiß! Bitte Thorin, tu das nicht!", klagte ich auf dem Weg hinüber ins andere Zelt. Fili hatte mich an der Hüfte gepackt und seinem Bruder über die Schulter geworfen, sodass ich hilflos strampelnd auf ihm hing. Drüben angekommen pflanzten sie mich in die hinterste Ecke, wo ich verzweifelt versuchte mich von ihnen zu lösen. "Cuna. Cuna Bitte. Bitte halt still", sagte Kili mit ruhiger Stimme und hielt mich in einer Umarmung fest. Fili hockte sich hinter ihn und er legte mir seine Hände an die Ohren. Ich starrte dem blonden Zwerg verzweifelt ins Gesicht. "Was tut er, Fili? Bitte sag mir was er da tut?", jammerte ich ihm entgegen. Doch er schüttelte nur mit ruhigem Blick den Kopf. Ich schloss die Augen und klammerte mich an seinem Bruder fest. Egal was dort drüben in dem anderen Zelt vor sich ging. Ich sollte es unter keinen Umständen hören. Ich war so völlig mit den Nerven am Ende, dass ich kaum noch Luft bekam. Ich konnte Fili dumpf durch die Handflächen zu jemandem sprechen hören. Vielleicht zu einem der anderen im Zelt. Doch das war mir augenblicklich egal. Kurze Zeit später löste er diese und ich vernahm wieder alles. Ich schlug meine Augen auf und sah den blonden Zwerg unglücklich an. "Es ist in Ordnung, Cuna. Die Sache ist vorbei", sagte er sanft. Ich starrte ihn nur an. "Wie kannst du da so ruhig bleiben, Fili?", keuchte ich. "Cuna. Es ist nicht so wie du gerade denkst", murmelte Kili mir ins Ohr. Er klang etwas atemlos, da ich ihn immer noch sehr fest drückte. "Wie... wie soll es denn dann sein?", fragte ich und löste mich von ihm. Ich war fahrig, ich war wütend ich war... Ach ich konnte meine Gefühle schon gar nicht mehr alle aufzählen, die mir durch den Körper rauschten. "Hör zu. Egal was du denkst. Die beiden Kerle sind nicht tot. Wir haben dich nur hier rüber bringen müssen, damit du nicht hörst, wie sie von unseren Zaubern verflucht werden. Die Beiden leben noch. Aber es wird bestimmt kein angenehmes Leben mehr sein. Jetzt beruhige dich bitte, bevor du am Ende noch Fieber bekommst", sagte Fili und legte mir eine Hand auf den Kopf. Ich atmete tief und lange durch. Meine Arme und Beine waren unheimlich schlaff. Mein Kopf fühlte sich so hohl an, wie ein alter Baumstumpf. Langsam sah ich zur anderen Ecke des Zeltes. Dort saßen Dori und Nori um den Schlafplatz ihres Bruder herum. Oin versorgte seine Wunden. Ich fragte mich, wann er wohl wieder erwachen würde. Dieser dumme kleine Kerl hatte sich einfach so geopfert, um mich vor den Prügeln zu retten. Ich hatte ihm nun sehr viel zu verdanken. Aber das würde ich ihm wohl erst sagen können, wenn er wieder zu sich kam. Er war zweifellos ein richtiger kleiner, großer Held. - 27. Klein Ori der große Held / ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)