Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 12: 12. Wo rohe Kräfte sinnlos walten --------------------------------------------- Thorin hatte einiges an Mühe die Eispampe aus seinem Bart zu bekommen. Fluchend hing er über dem viel zu kleinen Waschbecken im Klowagen. Ständig fielen ihm die Haare mit ins Becken, sodass ich mich irgendwann erbarmte ihm diese zurück zu halten, damit er sehen konnte was er da arbeitete. Ich hatte ja schon erwartet, dass sein langes Haupthaar ein wenig strohig sein würde. Aber was ich da in Händen hielt, war schon fast ein ganzer Dornenbusch. Fehlte nur noch, dass ich Überreste eines Vogelnestes darin finden würde. Oder vielleicht sogar noch einige der Vögel, die verzweifelt darin genistet hatten und elendig verstorben waren, da sie nicht mehr aus dem Gestrüpp herausgefunden hatten. Aber auf den ersten Blick konnte ich dort nichts außergewöhnliches finden. Zumindest war ich mir aber sicher, dass seine Haarpracht keine billige Perücke waren. Wobei die Zöpfe, die er sich links und rechts an den Wangen geflochten hatte, womöglich auch irgendwo unter seinem Schopf angeheftet sein konnten. Doch darüber konnte ich mich genauso wenig informieren wie über das nicht vorhandene Vogelnest. Schließlich war er doch endlich fertig geworden und hatte den Kampf gegen das Zuckerzeug gewonnen. Jetzt konnte ich mich auch kurz Waschen, um meine vertränten Augen etwas klarer werden zu lassen. Davor nahm ich natürlich den Schutz ab, den ich ja nach wie vor noch über meiner gebrochenen Nase trug. "Ach so seht Ihr aus", kam es von dem Kleinen Mann, der mich neugierig musterte. "Was meinst du?", fragte ich und wischte mir vorsichtig mit einem Papiertuch das Gesicht ab. "Ich sah Euch bisher nur mit diesem sonderbaren Gestell. Tragt Ihr das, damit man nicht sieht, das ihr eine so große Nase habt?" Ich musste kurz belustigt kichern. "Nein. Für gewöhnlich habe ich auch keine so große Nase. Die ist nur eben noch gebrochen und dadurch geschwollen. Das Ding da brauch ich, damit sie besser verheilt. Ich weiß es ist nicht grade ansehnlich. Aber was muss, das muss", meinte ich nur und setzte mir das Teil wieder auf. "Ihr habt recht. Damit seht Ihr wirklich schlimm aus. Zunächst hatte ich die Befürchtung, Ihr würdet es tragen um böse Geister zu vertreiben", sagte er trocken und schritt die Gitterstufen nach unten. "Wenn dem so wäre, dann würde es mich doch sehr wundern, dass Dwalin noch hier ist", gab ich ebenso trocken zurück, worauf er ein kurzes kühles Lachen von sich gab. "Er ist gar nicht so böse, wie er immer tut. Wenn Ihr ihn mal näher kennen lernt, dann ist er der treueste und beste Kamerad, den man sich nur wünschen kann", sagte er und schenkte mir eines seiner doch recht kargen Lächeln. Ich musste schmunzeln. Abrupt musste ich mir doch tatsächlich diesen glatzköpfigen Grobian in seinem Haus vorstellen, dass Rosa angestrichen, mit Hello-Kitty-Tapete und selbstgehäkelten Tischdeckchen versehen war. Dwalin selbst stand bei dem Gedanken mit einer weißen Rüschenschürze in der Küche und war Muffins am backen. Dabei sang er mit seiner groben, rauen Stimme: "I'm a Barbie-Girl! In a Barbie-World!" Die Vorstellung war so erschreckend real, dass ich plötzlich schallend loslachen musste und Thorin neben mir ein verdutztes und fragendes Gesicht machte. "Erlaubt Ihr mir die frage, warum Ihr gerade lacht?", hakte er vorsichtig nach. "Ich glaube es ist besser, wenn ich es für mich behalte", sagte ich wohlweislich auch aus dem Grund, dass der an den ich gerade dachte, auf uns zu gehastet kam. Musste ja nicht sein, dass ich die Herren Zwerge gleich wieder auf die Palme brachte mit irgendwelchen sonderbaren Sachen, die mir im Kopf herum geisterten. "Was ist jetzt? Spielen wir weiter oder können wir erst mal was Essen?", fragte Dwalin und deutete hinter sich auf die Schlange, die sich an der Zeltplatzküche gebildet hatte. "Zunächst essen wir. Dann können wir weiterspielen", gab Thorin wieder in seinen üblichen Befehlston verfallend an seinen Freund weiter, welcher nickte und mich mal wieder nur kurz mit einem seiner strengen Blicke versah. Ich musste mich unterdessen von Thorin verabschieden, um mein Essgeschirr aus meinem Unterstand zu holen. Nebenher schaute ich noch bei der Anmeldung vorbei und untersuchte die weiteren Wochenaktivitäten. An diesem Abend stand ein Gitarren Konzert im Fisse Ma "Tent" chen an. Ich wusste natürlich, dass dann wieder unser allseits beliebter "Johnny Crash" aufspielte. Gesanglich fand ich den Knaben zwar nicht so prall, aber Gitarre spielen konnte er. Außerdem suchte ich mir die Abende heraus an denen unter anderem das Geländespiel stattfinden sollte. Auch den Karaoke und den Talentwettbewerb. Die waren aber mehr zum Ende der Veranstaltung vorgesehen. Dennoch wollte ich mir früh genug überlegen, was ich genau an diesen Tagen aufführte Beziehungsweise sang. Eigentlich war es aber auch ziemlich egal, was man so machte, denn es ging nie wirklich um etwas und die Punktevergabe war lediglich reine Willkür. Also konnte man noch so schlecht singen und trotzdem den ersten Platz erreichen. Aber ich wollte eigentlich wie jedes mal mein bestes geben. Mit einem Programm in der Tasche marschierte ich zunächst an meinen Rucksack und dann zur Essensausgabe. Man konnte zwischen verschiedenen Gerichten wählen. Es gab sowohl Vegetarisch, als auch ganz normale Sachen. Richi bediente sich gerade am Laktosefreien Aufschnitt. Chu hatte sich einen Teller Tofubratwürstchen geholt. Ich begnügte mich mit einem leckeren Chili con Carne, das noch vom Mittag übrig geblieben sein musste. Und natürlich als Nachtisch ein Stückchen süßen Grieskuchen. Den aß ich immer, wenn ich dort war. Ich suchte mir irgendwo ein Plätzchen und genoss den hereinbrechenden Abend. Nach dem recht ruhigen Essen verteilten sich einige Leute auf dem Platz. Andere, darunter auch die Herren Zwerge und ich suchten wieder einen Platz im Barzelt um dort weiter zu Spielen. Richi und Chu setzten sich auch dabei. Nur Rainbow und Ani-chan wollten sich lieber "Johnny Crash" anhören, der wenige Minuten später von Frodo auf der kleinen Showbühne angekündigt wurde. Johnny trug seinen üblichen schwarzen Country Hut, eine dunkelblaue Jeans und ein schwarzes T-shirt. Er nahm auf einem kleinen Barhocker platz, den man ihm ans Mikro gestellt hatte und begann nach einer kurzen Begrüßungsrede schon zu spielen. Ich erhoffte mir eigentlich einen genauso ruhigen Abend, wie den vom Vortag. Die Musik war gut und die Stimmung an unserem Tisch angeheitert. Was wohl unter anderem daran lag, dass die Rollenspielgruppe schon so manches Bier an diesem Abend hatte. "Sag mal Cuna. Warum trinkst du nicht auch mal einen mit?", fragte Kili mit einem mal und sortierte seine Karten neu. "Ich trinke für gewöhnlich keinen Alkohol. Und Bier mag ich gar nicht. Das Zeug is mir viel zu bitter", gab ich zurück und wurde prompt mit fragenden Blicken der Herren bombardiert. "Wie kann man Bier nicht mögen? Das ist das Beste auf der Welt, was man sich vorstellen kann", meinte Dwalin, der beide Augenbrauen in die kahle Stirn gezogen hatte. "Nicht unbedingt. Ich mag ja so nen schönen Apfelmet lieber", antwortete ich und schaute unschuldig in die Runde. "Was ist den Apfelmet?", fragte Fili und wirkte sehr interessiert. "Honigwein mit Äpfeln", meinte Chu und fügte noch an, "...Aber "Wikingerblut" ist besser." "Ihr trinkt von irgendwelchen Leuten das Blut?", fragte Balin haltlos entsetzt. "Nein. Das ist ein Honigwein mit Kirschsaft", meinte ich lachend. "Also wenn das so gut ist, wie dieses Eiszeug, dann würde ich das auch gerne mal versuchen", sagte Kili aufrichtig interessiert. "Ich glaub die haben sogar zur Zeit welchen an der Bar", meinte Chu und zog von Fili eine Karte. "Ich geh mal nachfragen. Will sonst noch wer was, wenn ich schon mal da bin?", fragte ich und stand auf. Thorin drückte mir nur Wortlos eine Bierflasche in die Hand. Der Rest hatte entweder noch etwas oder, wie es im Fall von Kili war, wollte er unbedingt mal den Met versuchen. Ich ging schnurstracks in Richtung Theke um also die Sachen zu holen. Wie es bei solchen Veranstaltungen eigentlich immer war, zogen diese nicht nur freundlich gesinnte Menschen an, die einfach mal einen ruhigen Abend verbringen wollten, sondern auch allerlei Gesocks das buchstäblich danach schrie ärger anzurichten. Normalerweise traf man diese nicht schon am zweiten Abend an. Aber diesmal musste sich eines dieser besonderen Exemplare hier hin verlaufen haben. Groß und breit ragte er mit dem Rücken zu mir gewandt vor mir auf. Fette Bomberjacke, Springerstiefel und den Schädel noch kahler rasiert als Dwalin. Der Mann musste schon einiges gebechert haben, was man deutlich daran erkannte, dass er mehr gebeugt als gerade da stand. Obwohl der Abend eigentlich noch jung war. Vermutlich hatte er schon zuhause vorgeglüht, wie man so schön sagte. Ich mochte solche Kerle gar nicht. Diese Stiernacken waren meistens dumm wie Bohnenstroh und sehr leicht reizbar. Wer hatte den nur hier rein gelassen? Und wie der schon stank. Hatte der in Moschus gebadet? Mir wurde schon allein schlecht davon, als ich noch hinter ihm stand. Aber ich musste mich irgendwie zur Theke drängen, um die Getränke zu holen. Ich schaute den Thekenbereich hoch und runter. Überall standen Leute. Verdammt! Neben ihm war leider der einzige freie Platz an den ich mich stellen konnte. Gut es sollte ja nicht für lange sein. Eben nur bestellen und dann schnell wieder zurück zu den anderen. Während ich wartete, vermied ich es tunlichst zu viel durch die Nase zu atmen oder nach rechts zu schauen. Der Barkeeper suchte den Met und ein paar Gläser raus. Zu meiner linken schubsten sich zwei weitere Gäste freundschaftlich hin und her. Dabei grölten sie angeheitert und schief zur Musik von Johnny. Ich spielte nervös mit meinen Fingerkuppen und fragte mich, wann ich denn endlich mal die Getränke bekommen würde. Gerade als der Typ rechts neben mir wohl sein hundertstes Bier am Mund hatte, stießen die beiden links neben mir einander so fest, dass ich den viel zu geringen Abstand, den ich eh schon zu dem Stiernacken auf der anderen Seite von mir hatte, nicht mehr einhalten konnte und am Ellenbogen traf. Sein Ellenbogen rutschte vom Tresen und er schüttete sich die halbe Flasche Bier über die Jacke. Ein grummelndes Knurren drang aus seiner dicken Kehle, als er auf mich hinab starrte. Ich erwiderte den Blick ruhig. "Entschuldigung. Tut mir leid", meinte ich nur schlicht. Er wischte sich mit einer fleischigen tätowierten Hand einen Teil des Bieres von der Jacke und beugte sich zu mir hinunter. "Sag mal du hässlicher Zwerg. Hast du noch nerven meine Jacke zu versauen?", knurrte er mich an und sein fleischiges verschwitztes Gesicht kam meinem ziemlich nahe. Ich schluckte und versuchte es Diplomatisch zu lösen. "Tut mir wirklich leid Mann. Soll ich dir vielleicht ein Bier ausgeben?", fragte ich und wurde noch nervöser, als ich sah, dass er an seiner linken Hand einen stählernen Schlagring trug. "Mit nem Bier is das nicht getan Freundchen", fauchte er und blies mir seinen ekelerregenden Atem mitten ins Gesicht. Oh Schreck! Der Typ war so dicht, dass er nicht mal mehr wusste ob ich Männlein oder Weiblein war. Warum hatte ausgerechnet ich nur die letzten Stunden das leidige Vergnügen, so ein Pech mit Männern zu haben? Und das noch nicht mal unbedingt, weil ich gerade dieses abscheuliche Exemplar auch nur in meiner Nähe haben wollte. Die Jungs zu meiner linken hatten nicht mal bemerkt, dass gerade hinter ihnen etwas passiert war, beziehungsweise gleich passieren würde. Denn die andere Hand, mit der Mann die Flasche hielt, knallte auf den Tresen, sodass ihr Glas zersprang. Splitter stoben in alle Richtungen. Der Mann blutete an der Hand und schien es nicht mal zu bemerken. Mir rutschte nun ein richtig dicker Kloß in die Magengegend. Ganz langsam und mit gehobenen Händen machte ich einen Schritt zur Seite. "Ruhig, mein lieber Freund. Ganz ruhig. Das können wir sicher...", setzte ich an doch da sah ich ihn schon mit den Fingerknöcheln knacken. Hilfe! Was nun?! Nervös blickte ich zu dem Tisch, an dem die Anderen noch nicht einmal mitbekommen hatten, dass an der Bar gleich eine Schlägerei losbrechen würde. Ich musste mir schnell was einfallen lassen. Nur was?! Der Proll rückte immer näher an mich ran und mir schlotterten die Knie. "Aus deiner Fresse mache ich Hackfleisch!", brüllte der Kerl und ich konnte mich gerade noch vor seinem Faustschlag weg ducken. Die Linke wischte an mir vorbei, dass ich sogar meinte ein Pfeifen in der Luft zu vernehmen und hinterließ mit einem unüberhörbaren Krachen ein tiefes Dellenmuster in der Holzplatte. Ich machte einen weiteren Schritt zur Seite. Mein Vorteil war, dass ich nüchtern war und mich aufgrund dessen doch schneller bewegen konnte. Half aber in dem Gedränge dort auch nicht sehr viel. Wenigstens hatte das Gepolter des Schlages einige Gäste und Zeltplatzbewohner in der Nähe aufgeschreckt. Die, die standen wichen zur Seite, als der große Kerl sich erneut versuchte auf mich zu stürzen. Ich machte einen Schritt nach hinten und stolperte über ein Stuhlbein. Unsanft landete ich auf dem Hintern. Ich keuchte verängstigt. Unfähig mich zu bewegen oder in der Situation auch nur zu flüchten. Triumphierend starrte der Stiernacken auf mich hinunter und hob seinen gestiefelten Fuß. Meine gebrochene Nase pochte jetzt schon durch die Vorahnung des eintreffenden Trittes. Ich kniff die Augen zu. Das war das Ende. Danach würde ich gewiss wochenlang im Koma liegen. Und ich hatte zuvor noch gedacht, diese Rollenspieler würden mich ins Grab bringen. "Jetzt biste fällig", rief er. Ich zuckte in mich zusammen und jammerte: "Bitte nicht!" "FASS UNSERE SCHWESTER NICHT AN DU HÄSSLICHER TROLL!", riefen zwei Stimmen gleichzeitig aus und ich hörte, wie irgendwer vor mir zu Boden gerissen wurde. Keuchend öffnete ich die Augen und sah, wie Kili und Fili auf dem Stiernacken saßen und diesen mit ihrem gesamten Gewicht am Boden hielten. Der eine fasste die Arme der andere die Beine. Sie taten sich zu Zweit unglaublich schwer den Mann gepackt zu halten. Aus der Menge stürzte auch Dwalin heran und versuchte den Kerl, der wütend aufbrüllend am Boden lag ebenfalls zu sichern. Ich rutschte etwas am Boden zurück bis mich zwei starke Arme wieder in die Aufrechte zogen. Ernste und besorgte blaue Augen kreuzten meinen Blick. Sie ließen mich einen Moment in sich versinken, bis mir plötzlich bewusst wurde, wessen Augen ich da gerade anstarrte. "Hattet Ihr nicht gesagt, man wird hier nicht angegriffen?", meinte Thorin beiläufig. Löste den Blickkontakt und betrachtete mich absichernd. Chu und Richi waren hinter ihm herbei geeilt und schauten besorgt. "Jacky, gehts dir gut?", fragte Chu und drückte mich einmal kurz. Thorin hatte sich von mir gelöst und versuchte nun auch zusammen mit Balin seinen Freunden bei diesem Stiernacken zu helfen. Der betrunkene Mann wehrte sich gegen die Gruppe von kleinen Männern beharrlich und schlug blind um sich. Nur traf er keinen davon. Sie griffen wieder nach Armen und Beinen. Jeder einen Teil. "Verdammt ist der schwer!", ächzte Fili. "Los raus mit dem Müll!", knurrte Dwalin und riss an dem gestiefelten Fuß. "Oh Ha! Eskalation! Sofort Deeskalieren!", rief Richi aus und schon bildete sich eine Gasse in Richtung Ausgang. Einige weitere Jungs aus der Zeltstadt kamen zu dem Schauspiel hinzu und halfen beim Tragen, sodass der Schläger seinen Weg aus der Bar fand. " Auf Drei!", rief Balin. Sie schwangen ihn lässig, wie eine Schaukel hin und her. "Eins! Zwei! Drei! UND TSCHÜSS!", rief die Gruppe und ließ los. Gelächter brandete auf, als der Raufbold dumpf auf dem Boden vor dem Barzelt aufschlug. Alle klopften sich aufmunternd gegenseitig auf die Schultern und taten so, als sei nichts weiter gewesen. Die Musik, die für diesen Moment kurz ausgesetzt hatte, spielte nun auch wieder. Nur von draußen gellte der rastende Schrei des Mannes: "IHR HUNDE! ICH KOMME WIEDER! DANN NEHM ICH EUCH ALLE AUSEINANDER!" Einige kicherten und machten abwertende Bewegungen mit den Händen. Ich ließ mich von Chu erst mal wieder zu meinem Platz bringen. Zitternd von oben bis unten. Aber eigentlich erleichtert, dass nichts weiter passiert war. "Tze, na endlich gab es mal was richtiges zu tun", meinte Dwalin gut gelaunt und ließ sich auf seinen Stuhl fallen. "Ich habe wirklich das Gefühl, dass es hier einige Probleme mit der Sicherheit der Leute gibt", sagte Balin beflissen und nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche. "Das kommt eigentlich selten bis gar nicht vor", meinte ich und strich mir die Haare aus dem Gesicht. "Wie ist das denn passiert?", fragte Chu und drückte mich noch mal. "Ich bin geschubst worden, als ich bestellt hab. Freiwillig leg ich mich doch nicht mit so jemandem an." Ich schüttelte mich kurz und sah dann ein Glas mit goldener Flüssigkeit vor mir auftauchen. "Das hätte leicht ins Auge gehen können. Ihr wärt fast getötet worden", sagte Thorin etwas beiläufig und stellte meinen Apfelmet vor mich hin. Er selbst begnügte sich mit seinem Bier. "Meint ihr der kommt wieder?", fragte Fili der mit seinem "Bruder" zusammen sich an einem Glas mit Kirschmet versuchte. "Für gewöhnlich nicht. Solche Leute vergessen meist was so passiert, wenn sie besoffen sind. Und wenn er wieder kommt, dann bestimmt eh wieder allein", sagte Richi schulterzuckend. "Trotzdem ist es hier nicht gerade um das Wohl der Leute bestellt, wenn solche Kerle einfach hier wehrlose Frauen angreifen können. Ich spreche Morgen früh mit eurem Lagerleiter, dass wir Wachen aufstellen", meinte Thorin und schaute in seinen Kartenstapel. "Kannst du vergessen. Das wird nicht passieren. Das würde einen nur noch mehr beunruhigen", erwiderte Richi. "Sollen wir etwa warten, bis jemand schwer verletzt wird?", fragte ihn Thorin mit einem kurzen Seitenblick auf mich. "Darum gehts ja nicht. Das soll hier friedlich ablaufen. Und Sicherheitspersonal ist viel zu teuer", meinte Chu. "Das lasst mal meine Sorge sein", schnaubte er und legte ein Paar auf den Tisch. Ich nippte sacht von meinem Apfelmet. Der süße Alkohol brannte ein wenig in meiner Kehle, die von meinem vorhergegangenen Heulanfall noch leicht rau und wund war. Das würde für mich auch das einzige Glas an diesem Abend bleiben. Ich vertrug ja nun wirklich nicht viel. Und ich wollte das Zeug nicht schlucken, um mich von dem Schrecken zu erholen. Aber es sorgte zumindest dafür, das ich mich etwas mehr entspannen konnte. Wir spielten unterdessen genauso weiter wie vor dem Zwischenfall. Meine Laune war nach ungefähr der Hälfte meines Getränks schon wieder richtig gut. Auch Kili und Fili hatten Geschmack am Met gefunden und ich ließ sie auch mal von meinem kosten. "Das Gesöff is auch nicht schlecht", lallte Kili und lag kichernd auf dem Tisch. "Ich glaub du solltest aufhörn mit trinken, Kili. Du fällst noch vom Stuhl", meinte ich und lehnte mich nach hinten. "Ich bin nich betrunken. Nur was benebelt." "Wenn du jetzt an die frische Luft gehst fällst du um wie eine Bahnschranke. Ich sags dir", mahnte ich kichernd mit erhobendem Finger. "Ich glaub du solltest auf Cuna hörn", meinte Fili, der nicht minder vor sich hin lallte und schlug seinem "Bruder" kräftig auf die Schulter. Dieser maulte und wollte zurück schlagen. Da rutschte er auch schon vom Stuhl und landete krachend auf dem Hintern. Wir konnten uns kaum noch halten vor lachen, als er sich abmühte wieder nach oben zu kommen. "Ich glaub der Kleine muss in die Heia. Der is ja schon so müde", zog ich ihn zusätzlich noch auf und nahm ausnahmsweise mal einen tiefen Schluck aus meinem Glas, dass es endlich leer war. Mein Gesicht zog sich zusammen und ich schüttelte den Kopf. Bah! So viel wollte ich gar nicht trinken. Es stieg mir dadurch noch schneller zu Kopf als eh schon. Ich stöhnte kurz auf und gab dann einen viel zu lauten Rülpser von mir. Stille kehrte mit einem mal in der Runde ein. Herrje! Auch das noch! Jetzt hatte ich meine Selbstbeherrschung verloren. Ich klatschte mir die Hände vor den Mund und sank langsam mit knall rotem Kopf in mich zusammen, da alle Augen am Tisch sich auf mich richtete. Gott wie peinlich! So was vor fremden Männern zu tun! Richi schaute nur gleichgültig zu mir rüber und rief:" Schulz!" Wobei er sich mit dem Daumen an die Stirn fasste. Den kleinen Finger nach Oben abgespreizt. Chu tat es ihm gleich. "Was war denn das jetzt?", fragte Thorin, der mich mit einem belustigten Grinsen ansah. Dwalin gackerte im Hintergrund und prostete dem alten Balin zu. Ich schluckte verlegen und versuchte wieder Fassung zu gewinnen indem ich antwortete: "Das Wort zum Sonntag. Sie hörten den Landfunk. Es sprach die Wildsau." "Was? Wildsau? Gibts noch was zu Essen?", fragte Kili irritiert, der wieder auf seinem Stuhl angekommen war. "Das war ja wirklich niedlich", kicherte Fili und setzte prompt einen drauf. Kili legte nach und dann setzte selbst Dwalin ein. Jetzt begann ein regelrechter Rülpswettbewerb an unserem Tisch der einige missbilligende Blicke von benachbarten Tischen auf sich zog. Ich vermied es da noch einmal mit zu machen. Auch Thorin hielt sich da eher raus. Doch konnte ich einfach nicht anders, als mir die ganze Zeit sein amüsiertes Grinsen anzusehen. "Da habt Ihr ja was angerichtet", meinte er gegen Ende des Abends, als wir zu den Zelten marschierten. Kili wurde von seinem "Bruder" gehalten, damit dieser nicht über die Halteseile der Zelte stolperte. "Ich hab gar nichts angerichtet. Das war ein Unfall", sagte ich verlegen und zupfte an meinem T-shirt. Die noch leicht warme Nachtluft sorgte auch bei meinem Kopf für noch etwas mehr Trunkenheit. Höchste Eisenbahn, dass ich mich in meine Hängematte verzog. Nachdem ich mich von den Zwergen verabschiedet hatte, verschwand ich müde nach klein Mordor zurück. Morgen würde ich ziemlich verkatert sein, dachte ich. Soviel war sicher. Doch nach allem was an diesem Tag vorgefallen war, konnte es nur noch besser werden. Oder etwa doch nicht? -12. Wo rohe Kräfte sinnlos walten / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)