Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 8: 8. Waidmannsheil! ---------------------------- Der Feuerklau war ein voller Erfolg. Zu siebt schafften wir es im Schutz der Nacht das Lagerfeuer zu heben und hinter einem der Zelte zu verstecken. Die neue Nachtwache musste sich daraufhin bereit erklären, eine Woche lang das Fisse Ma "Tent" chen aufzuräumen. Damit war der Abend für mich zumindest nicht ganz so schlecht zu ende gegangen. Zusammengerollt in meiner Hängematte hoffte ich bis zum nächsten Morgen durchschlafen zu können. Ich hielt mein Schäfchen im Arm und schloss ruhig die Augen. Doch wenig später fühlte ich ein unsanftes Schubsen an meiner Schulter. Schlaftrunken gab ich einige mehr als gereizte Geräusche von mir. Was zum Henker war denn nun wieder los? Welcher hirnverbrannte Idiot riss mich denn da aus dem Tiefschlaf? "Aufstehen Weibstück!", blaffte mir eine raue Stimme von oben herab ins Ohr. Oh bitte nicht. Verdammt noch mal, was wollte denn der jetzt von mir? Ich öffnete grollend die Augen und musste feststellen, dass es gerade mal ganz kurz vor Tagesanbruch war. Die Sonne war noch nicht aufgegangen, aber an dem bisschen Himmel was ich erkennen konnte sah ich schon die ersten Vorboten eines neuen Tages. Allerdings sorgte die Anwesenheit des Muskelbepackten Mannes, der sich zu so Unmenschlicher Stunde in meinen Unterstand geschlichen und mich aus meiner Ruhe gerissen hatte, keines Wegs für die selbe aufhellende Stimmung. "Alter... Wasn los? Biste von deiner Pritsche gefallen?", nuschelte ich und suchte mit einer Hand am Boden nach meinem Handy, um wenigstens die Uhrzeit zu wissen. "Wir haben hunger", meinte er schlicht. "Hunger?... Jetzt um... Moment...", grummelte ich und schaltete das Display von meinem Handy an. Die Uhr zeigte halb fünf morgens an. Ich weitete die Augen. War ich doch erst vor gut zwei Stunden eingeschlafen. Sofort sah ich auf zu Dwalin, den ich im Zwielicht nur schwach erkennen konnte. "Sach mal... Hat dir einer ins Hirn geschissen?! Es is halb fünf! Frühstück gibts um acht!", polterte ich drauf los. So eine Unverschämtheit. Jetzt hatten diese Zwerge. Ja ich betrachtete sie nun definitiv als Zwerge. Ein anderes Wort dafür kam mir gar nicht mehr in den Sinn! Jetzt hatten also diese Zwerge wirklich die Frechheit besessen, mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf zu reißen, weil sie Hunger hatten? Ernsthaft?! Selbst Hardcore Rollenspieler waren nicht so impertinent frech, wie diese Bande, die ich mir da ans Bein gebunden hatte. "Wir haben aber jetzt hunger und du sollst zu Thorin kommen", blaffte er und versuchte der Stimmlage nach auch offenkundlich ruhig zu bleiben. "Man! Geht wieder schlafen! Dann braucht ihr auch nichts Essen! Gute Nacht!", fauchte ich ihm zu und drehte mich mit dem Rücken zu ihm, um weiter zu schlafen. In der Hoffnung, dass meine Worte allein ausreichen würden, um ihn zu verjagen schloss ich die Augen und gähnte nochmal ausgiebig. Nur da hatte ich die Rechnung ohne den Grobian gemacht. Mit den Worten: "So jetzt reichts mir!" fühlte ich wie sich zwei kräftige Arme unter meine Matte schoben, auf der anderen Seite zugriffen und mich dann mit einem kleinen Überschlag auf den Erdboden beförderten. Keuchend und japsend landete ich auf dem Bauch mitten im staubigen Dreck. Nun hatte es wirklich keinen Zweck mehr weiter zu schlafen, denn ich war jetzt hell wach. Und wütend obendrein. "Hast du den Arsch offen?!", brüllte ich so leise es ging, da ich nicht unbedingt die Aufmerksamkeit der restlichen Zeltstadt auf mich ziehen wollte. Wenn noch andere geweckt wurden gäbe es nur dumme Fragen. "Steh auf und beweg dich gefälligst", meinte er mit einem amüsierten Glucksen in der Stimme. Das war dann wohl seine Rache für den vorherigen Abend, als ich ihn als Glatzenaugust bezeichnete. Im Nachhinein auf diese Situation betrachtet, war das sogar noch ein Kompliment gewesen. Diese Weckaktion würde ich ihm noch heimzahlen, auch wenn ich noch nicht wusste wie. Vielleicht Ameisen in den Schlafsack schütten? Wäre zumindest eine gute Option, dachte ich grollend bei mir. "Machst du jetzt mal hin oder muss ich dich noch tragen?", fragte er dann abfällig von oben herab. "Du liebst es doch wenn dir Frauen zu Füßen liegen oder?", maulte ich und kam langsam schwankend auf die Beine. Auf meine Aussage hin erntete ich nur ein kurzes Schnauben. Es half ja nun alles nichts. Ich musste wohl oder übel mit. Mit der Taschenlampe im Anschlag gingen wir über den dunklen Platz. Nur die Asche des Lagerfeuers erglomm noch Orange-Rot zu dieser Stunde. Aus den Zelten waren Schnarchgeräusche zu hören. Diese glücklichen Menschen. Konnten ihre Träume von Schokoladeneis mit doppelt Schlagsahne genießen oder sie waren gerade dabei die Weltherrschaft an sich zu reißen und ich musste mich mal wieder mit meinem Anhängsel rum schlagen. "Ich hoffe für dich, dass mindestens Jemand vor Hunger im Sterben liegt, sonst bin ich den Rest des Tages für euch nicht mehr zu sprechen",sagte ich und gähnte nun zum x-ten Mal. Schweinerei so was. Als ich mit Dwalin über den fast verlassenen Parkplatz ging, brauchte ich gar nicht lange nach dem Zelt der Zwerge suchen. Also Zelt war auch das falsche Word dafür. Es war eine große Leinenplane, die sie hinter dem Parkplatz unter einer Baumgruppe aufgespannt hatten. Sie hatten ein Feuer auf dem Boden davor gemacht, sodass ich sie zumindest halbwegs sehen konnte. Dahinter waren die restlichen vier bereits sehr geschäftig am Werkeln. Ich hörte wie Waffen geschliffen wurden und konnte Kili ausmachen, der seinen Bogen spannte und die Pfeile begutachtete. Er war einer der Ersten, der mich sah. "Guten Morgen Cuna!", rief er putzmunter aus. Ich hob nur kurz die Taschenlampe und beleuchtete ihn einen Moment. Die waren schon in voller Montur und offenbar Aufbruch bereit. Wie machten die das nur? Ich hatte gelesen, dass allein dieses Profimake-up rund fünf Stunden brauchte bis es fertig war. Oder hatten die gar nichts davon abgelegt? Ausgeschlafen sahen sie zumindest aus. "Hrm... ja... Morgen zusammen", nuschelte ich. "Schön dich zu sehen. Bist du bereit zum Aufbruch?", fragte Fili und lächelte mich freundlich an. Ich weitete die Augen und mir klappte der Mund auf. Wie? Was? Aufbruch? Was lief den jetzt für ein Film ab? Wollten die mich entführen? "Die weiß noch nichts davon. Habs noch nicht gesagt", sagte Dwalin und machte schwere Schritte in Richtung seines ledernen Rucksackes, wo er drin herum wühlte. "Nicht? Dann sollten wir es ihr schnell sagen, oder?", fragte Kili und blickte über seine Schulter nach hinten von wo natürlich Herr Eichenschild langsam auftauchte. Er trug ebenfalls einen Bogen und Pfeile bei sich. Das war nun alles andere als schön, was sich gerade in meinem Kopf abspielte. Erst schmiss mich dieser Grobian aus meiner Hängematte, dann sollte ich für irgendeinen Aufbruch bereit sein und nun sah ich zwei von diesen Kerlen mit Bögen über der Schulter. Mein Gott! Das würden doch wohl nicht Kannibalen mit Jagdfetisch sein oder? Himmel das war ja noch schlimmer, als alles was ich erwartet hatte! Vorsorglich packte ich die Taschenlampe fester, sollte mich einer von denen angreifen, dass ich wenigstens zuschlagen konnte. Außer es war einer dieser entsetzlichen Alpträume, die immer dann auftraten, wenn man extrem unter Stress gesetzt wurde. Wenn dem so war, musste ich mich irgendwie dazu bringen aufzuwachen. Nur wie? "Balin, du bleibst hier und achtest auf das Zelt. Cuna, Ihr werdet uns auf die Jagd begleiten", sagte Thorin schlicht und es schien für alle beschlossene Sache zu sein. "Auf die Jagd?", entfuhr es mir mit hoher Stimme, die nicht nur vor Entsetzen sondern auch Angst auf das, was sie wohl jagen würden so sehr quietschte. "Natürlich auf die Jagd. Wenn wir essen wollen, dann müssen wir die Tiere früh morgens auf den Feldern ausmachen und erlegen. Wir brauchen Euch als Ortskundige Führerin", fügte Thorin gut gelaunt hinzu. Hätte ich mein eigenes Gesicht in diesem Moment gesehen, würde ich es als völlig entgeistert und leblos bezeichnen. Sie hatten mich aus dem Bett geschmissen, damit ich denen beim Jagen helfe? Jagen? Hier? Wo es vor freilaufenden Mc. Doof Restaurants nur so wimmelte? Waren die jetzt völlig übergeschnappt? Schemenhaft konnte ich nur wahrnehmen, dass Fili mir einen Dolch in die noch freie Hand drückte. "Hier damit du geschützt bist, sollten uns Orks auflauern", sagte er mit einem freundlichen Lächeln und Schulterklopfen. Der Dolch an sich war sehr schön und gut gearbeitet. Auch offensichtlich scharf. Allerdings interessierte mich dies gerade weniger als Fußpilz. Es brauchte schon einiges, um mich sprachlos zu machen und DAS hatten die Fünf damit endgültig erreicht. Zu mehr als sonderbaren Stöhn, Keuch und Quietschgeräuschen war ich nicht mehr fähig. "Meine Liebe, ist euch nicht wohl?", fragte Balin besorgt und musterte mich eindringlich. "Ob mir nicht.... Das ist... Ihr... Ich... Was zum Teufel?", stammelte ich. Die Zwerge sahen sich unterdessen ein wenig genervt an. "Ihr braucht wegen der Orks keine angst zu haben. Bei uns seid Ihr sicher. Jetzt kommt schon. Wenn die Sonne aufgeht sind die besten Tiere weg. Und macht diese eigenartige Fackel aus. Die ist viel zu hell", gab Thorin im ersten Ton von sich und wollte schon mal vor gehen. "Ja einen Moment ma", brachte ich endlich hervor. "Was ist denn jetzt noch?", knurrte Dwalin gereizt. "Ihr. Also Ihr. Schmeißt mich aus dem Bett. Um halb fünf Uhr morgens. Damit ich euch die Gegend zeige und ihr wahllos Tiere jagen könnt? Und das nur, weil ihr angeblich Hunger habt?!", presste ich hervor. "Aber nein. Wir jagen nicht wahllos Tiere. Wir suchen wenn schon ein paar Gute. Am besten wären natürlich schon Wildschweine. Da ist mehr dran", sagte Kili und lachte dabei. "Wildschweine... Ich brech zusammen... Ich hab vorhin schon zu 'Prinz Karneval' da drüben gesagt, dass es um acht Uhr Frühstück im Lager gibt. Wieso um alles in der Welt wollt ihr jagen gehen?", jammerte ich und fing mir von Dwalin sofort einen wütenden Blick ein. "Weil wir bis dahin nicht warten wollen", kam es inzwischen mit barschem Ton von Thorin, der sichtlich immer ungeduldiger wurde. "Wir hätten dich ja schlafen lassen, aber wir brauchen hier jemanden, der die Gegend kennt, damit wir uns nicht verlaufen", sagte Fili ganz sachlich. Ich rollte genervt mit den Augen. Um Himmels willen! Die brachten mich noch irgendwann ins Grab, wenn diese Aktionen weiter gingen. "Los jetzt. Wir verlieren kostbare Zeit", schnaubte Thorin und ging weiter. Nun folgten auch die Anderen. Außer Balin, der mich wohlwollen anlächelte. "Geht ihnen schon nach. Es ist besser das ihr auf sie acht gebt", meinte er mit beflissener Stimme. Damit hatte er wohl nicht ganz unrecht. Was wäre wenn sie kein Wildschwein erschossen sondern einen Frühmorgens Jogger der zufällig auf einem der Waldwege vorbei kam? Nicht auszudenken! "CUNA!", brüllte Dwalin und ich trabte nun doch schleppend und fast heulend hinterher. Den Dolch fest in der einen und die Taschenlampe in der anderen. Ich erreichte die Vier kleinen Männer kurz hinter dem Waldsaum und wurde abermals dazu ermahnt die Taschenlampe aus zu machen. Ich tat es einfach, damit ich meinen Frieden hatte. Je schneller wir da wieder raus waren, umso besser. Von nun an sprach niemand mehr. Es wurde nur noch ab und an geflüstert, wenn man ein Geräusch ausgemacht hatte. Das morgendliche Zwielicht war in dem Wäldchen kaum noch auszumachen. Diese elendige Dunkelheit in der ich herum stolperte zu dieser Zeit des Tages ließ mich erschaudern. Ich mochte Wälder bei Nacht nicht, in denen ich mich selbst fühlte, wie ein gejagtes Tier. Immer wieder trat ich auf einen Ast und zuckte verschreckt zusammen. Wenn niedrige Blätter mein Haar streiften, hob ich zuckend den Dolch nach oben. Plötzlich vernahm ich von Kili einen "Psst" laut. Laub knisterte am Boden und ließ andeuten, dass er sich hingekniet hatte. "Habt ihr das gesehen?", fragte er so leise, dass man es kaum hörte. "Was meinst du?", fragte ich zurück und mir wurde bang ums Herz. "Da hinten ist ein riesiges Tier hinter den Büschen mit großen leuchtenden Augen. Und es knurrt ununterbrochen vor sich hin", sagte er. "Ein riesiges Tier das ununterbrochen knurrt?", fragte ich nun etwas lauter, worauf mir jemand den Mund zu hielt. "Seid leise sonst verscheucht Ihr es", murmelte mir Thorins tiefe Stimme mahnend ins Ohr. Mir lief dabei ein Schauer über den Rücken, den ich mir so gar nicht erklären konnte. "Ja jetzt seh ichs auch. Das ist gewaltig. Da müssen wir alle ran, um das zu erlegen", brummte Dwalin der offenbar vor mir hockte, denn ich konnte immer noch nicht sehen welches Tier sie denn genau meinten. Doch mir stieg das Geräusch eines Motors in die Ohren. Waren wir gerade an einer Straße angekommen? Ich musste mich mühsam aus Thorins Griff befreien um etwas zu sehen. Tatsächlich! Wir waren an einer Landstraße angekommen und da stand an einer Kreuzung im Nirgendwo ein einsamer LKW, der unterwegs zum nahen Industriegebiet sein musste. Ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen. In dem selben Moment fuhr das Gefährt an und bog nach links ab. Er würde genau an der gleichen Seite an uns vorbei kommen. "Bereit machen", gab Thorin von sich und ich hörte, wie sich die beiden Bögen spannten. "Mo... moment ihr... ihr wollt doch jetzt nicht etwa...?", jammerte ich entsetzt. "Ruhe! Es kommt!", fauchte Dwalin und hielt seinen schweren Kriegshammer fest. "Aber Leute das ist kein...", sagte ich lauter und der LKW kam immer näher und näher. Das Fahrer gab auf der Strecke ordentlich Gas. "Fertig?", flüsterte Fili. "Hört mir doch zu das ist kein...", jammerte ich weiterhin doch niemand hörte mir zu. "LOS!", unterbrach mich Kili mit einem Brüllen und stürzte mit diesem Schrei aus dem Gebüsch. Den Bogen hoch erhoben und Schuss bereit, wurde er langsam von den Scheinwerfern erhellt. Die Hupe des LKW dröhnte. Nur noch wenige hundert Meter, war er von einer knappen Katastrophe entfernt. Ich wusste nicht, was mich so schnell auf die Beine getrieben hatte. Ich hatte nur kurz einen Satz über Dwalin und Fili gemacht. Hörte die drei versteckten Zwerge hinter mir wütend aufbrüllen, da ich ihnen wohl in der Schusslinie war, doch das war mir dementsprechend egal. Ich musste gerade das Leben eines unschuldigen Jungen retten. "Kili! WEG DA!", schrie ich verängstigt und tollkühn zugleich. Ich packte den Jungen hinter den Schultern und riss ihn im rechten Moment noch von der Straße. Der Fahrer des Wagens brüllte aus seinem Fenster irgendwas in Russisch oder Polnisch. So gut konnte ich nun diese Sprachen nicht auseinander halten. Und fuhr ohne anzuhalten weiter. Ich war mit Kili zusammen in den Graben auf der anderen Straßenseite gerollt und lag keuchend auf seinem Rücken. Die restlichen Zwerge bequemten sich nun auch aus dem Versteck heraus, um nach uns Ausschau zu halten. "Was... war das?", schnaufte Kili und schob mich von sich runter. "Tut das... nie... NIE WIEDER!", blökte ich auf der Seite liegend. "Verdammt jetzt ist es uns durch die Lappen gegangen. Gut gemacht Cuna...", sagte Dwalin gereizt und zog mich ruckartig auf die Beine. "IHR HIRNVERBRANNTEN TROTTEL! DAS WAR KEIN TIER! DAS WAR EIN LKW!", schrie ich so laut das einige Vögel, die in den Bäumen gesessen hatten aufgescheucht davon flogen. "Ein ... was?", fragte Fili und musterte seinen "Bruder" ob dieser irgendwie verletzt war. "Ein LKW! Lastkraftwagen! Damit werden Waren transportiert! Das ist ein Fahrzeug!", keuchte ich nur noch entgeistert. "Dann kann man das wohl nicht essen oder?", fragte Kili und ich musste mir unweigerlich mit der flachen Hand an den Kopf schlagen, was ich lieber sein gelassen hätte, da mich ein unglaubliches Schwindelgefühl überkam. "Ihr macht mich Wahnsinnig...", grollte ich und schwankte aus dem Graben nach oben auf die Straße. Der Himmel war schon wieder heller geworden und ich konnte die Männern an dieser Stelle des Waldes besser unterscheiden als im Gebüsch. Thorin packte mich unvermittelt am Arm und musterte mich. "Ist mit Euch alles in Ordnung?", fragte er und zupfte mir tatsächlich ein paar Blätter aus den Haaren. "Mir is schlecht... was soll schon sein?", schnaufte ich und schüttelte kurz den Kopf um etwas klarer zu werden. "Wartet kurz...", murmelte er ruhig. Er griff an seinen Gürtel und zog einen langen ledernen Wasserschlauch hervor, den er öffnete und mir vor die Nase hielt. "Nehmt einen Schluck, dann geht es Euch gleich besser", sagte er und wartete, dass ich ihm das Ding abnahm. Wenigstens hatten sie an so was gedacht. Vorsichtig nahm ich das Teil entgegen und trank ein paar Züge daraus. Es war sehr erfrischend und sorgte unerwartet schnell dafür, dass mein Schwindel etwas nachließ. "Was machen wir jetzt? Weiter suchen?", fragte Dwalin mit verschränkten Armen vor der Brust. "Ja. Wir suchen weiter. Aber diesmal. Sollten wir besser erst einmal Cuna fragen, bevor wir irgendetwas angreifen", meinte Thorin und befestigte den Schlauch wieder an seinem Gürtel nachdem ich ihn zurück gereicht hatte. "Na endlich hört mal jemand freiwillig auf mich", gab ich fast spottend von mir. Bis die Sonne aufging durchlief ich mit den Zwergen das Wäldchen und den nahen Ackerohne jeden Erfolg. Sie hatten dann aber doch großes Glück, auf eine Gruppe Rehe zu treffen, die auf einer schmalen Wiese grasten. "Schieß du eins. Hast es dir verdient", meinte Kili und hielt mir seinen Bogen hin. "Ich? Soll ein Tier töten?", fragte ich mit hochgezogenen Augenbrauen. "Natürlich du. Ist doch nichts dabei. Leg an, ziel und schieß", sagte Fili und klang dabei ganz locker. "Ich.... Ich hab noch nie irgendetwas oder jemanden getötet....", japste ich. "Jetzt rede mal keinen Unsinn. Wir haben alle gesehen wie du im Alleingang fünf Orks in den Leeren Landen geköpft hast", murrte Dwalin der mal wieder äußerst genervt schien. "Ja... aber.. Das war doch...", begann ich zu stammeln. "Na los. Nur keine falsche Bescheidenheit. Du schaffst das schon", feuerte mich Kili an und drückte mir den Bogen samt einiger Pfeile in die Hand. Ich atmete tief durch. Konnte ich das wirklich tun? Sollte ich das wirklich tun? Ich meine, eine Begleitung zu sein war ja eine Sache. Ein unschuldiges Tier zu töten schon eine andere. Aber vielleicht konnte ich ja absichtlich daneben schießen, ohne dass es den Herren auffiel? Ja das ginge bestimmt! Ich war im Bogenschießen schon immer schlecht gewesen. Deshalb konnte ich mir sicher sein nichts zu treffen. "Also gut...", meinte ich dann gespielt entschlossen, hob den Bogen und legte einen Pfeil an. Für den Fall, dass ich doch etwas treffen sollte zielte ich lieber auf den ältesten Rehbock der Herde. Oder vielmehr zielte ich daneben. Ich atmete tief durch. Konnte fühlen, wie mir das Blut in den Ohren rauschte. Mein Herzschlag beschleunigte sich und das Adrenalin pulsierte durch meine Adern. Mein Atem ging gleichmäßig, als ich die Sehne spannte und den Arm hob. Dann ließ ich auch schon los. Ein Zischen ging durch die Luft. Ich hielt den Atem an. Und dann... "BLATTSCHUSS!", jubelte Fili, als der große alte Rehbock von meinem Pfeil getroffen, tot auf der Wiese zusammen brach. Die restlichen Rehe flüchteten. Thorin versuchte noch eines zu treffen, aber die waren schon verschwunden. Entsetzt ließ ich den Bogen mit aufgerissenem Mund sinken. WAS hatte ich nur getan?! Herr im Himmel! Ich hatte ein Tier erlegt! Einfach so! "Guter Treffer! Den nehmen wir mit!", rief Kili und war schon dabei den Bock zu begutachten. "Da kann man dich doch für etwas brauchen, Weibstück..", meinte Dwalin mit anerkennendem Unterton. Den Schulterklopfer von ihm bemerkte ich kaum. Auf dem Rückweg zu Lager sprach ich kein Wort. Ich wollte nur noch weg. Mich in meiner Hängematte zusammen rollen und vergessen. Schlafen. Nicht Träumen. Und erst recht nichts mehr essen an diesem Tag. Was ich getan hatte... Es war unverzeihlich. Weder für mich noch für irgendjemanden. Keiner durfte das erfahren. Niemand! Nicht ein Sterbenswörtchen würde ich auf der Zeltstadt davon erzählen! Während ich allerdings so ging, kamen mir schattenhafte Worte aus der Vergangenheit in den Sinn. Worte die mein Mann einst mal zu mir gesagt hatte. "Egal wie viele du auch in deinem Leben töten magst. Deinen Ersten. Vergisst du nie" -8. Waidmannsheil / ENDE- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)