Diesem Einen will ich #Follow von Virdra-sama (Was macht der Zwergenkönig in meinem Onlinegame?) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Ausflugsanspannung -------------------------------- Drei Wochen krankgeschrieben und wahrscheinlich sollten es noch mehr werden. Unmutig brachte ich den gelben Schein zu meinem Sachbearbeiter auf dem Amt, der mich mit einem schälen und ungläubigen Blick betrachtete. Doch was sollte er machen? Er konnte ja sehen, dass ich mit einer Nasenbeinschiene unmöglich ansehnlich für Vorstellungsgespräche war. Geschweige denn, dass ich mich lange draußen aufhalten konnte. Denn mir war unterwegs mehrfach schlecht geworden. Was zusätzlich an den unmöglichen Fahrkünsten der Busfahrer lag. Ich hatte auf dem Weg zum Amt nicht mal Zeit schnell eine Toilette aufzusuchen und musste mich direkt an der Haltestelle in einen der Büsche übergeben. Mein armes Frühstück tat mir schon sehr leid. Als ich dann die Tatsache über den Diebstahl meines Fahrrads erklärte, verzog der Sachbearbeiter genervt den Mundwinkel und druckte mir trotzig den Gutschein für ein weiteres Billigrad aus, was ich gratis bei einer Werkstatt in der Nähe abholen konnte. Ich wusste dass dort die Leute den ganzen Tag für ein Euro fünfzig die Stunde standen, um Räder zu reparieren, die sie vom Schrotthändler billig einkauften. Mein Mann hatte vor zig Jahren auch einmal in einer solchen Werkstatt gearbeitet. Das war lange bevor er seine Ausbildung zum Lageristen angefangen hatte. Wer hätte gedacht dass ihm ausgerechnet das, wofür wir in unserer Beziehung am meisten gekämpft hatten, einmal das Leben kosten würde? Wahrscheinlich niemand. Also machte ich mich nach verrichteten Taten mit einigen kühlen "Gute Besserungs" Wünschen des werten Herren auf den Weg zum Fahrradlager, um mir ein neues Rad auszusuchen. Mich überraschte es etwas, dass der dortige Leiter ein alter Arbeitskollege meines Mannes war. Aber gut, so konnte ich zumindest eines der besseren Räder erhaschen. Wobei besser nicht hieß, dass es außerordentlich schön aussah. Aber es fuhr, hatte gute Bremsen, mehrere Gänge und einen Gepäckträger. Allerdings war dieses widerliche Neongrün schon etwas unerträglich für meine Augen und der Hello-Kitty-Aufkleber am Lenker war wirklich die Krönung des Ganzen. Aber naja einem geschenktem Drahtesel schaut man nicht zwischen die Pedale. So konnte ich den Heimweg wenigstens mit dem Rad zurück legen. Diesmal allerdings an einer sicheren Hauptstraße. Bloß nicht noch einmal in ein solches Wäldchen hinein geraten. Wäldchen... da klingelte etwas bei mir. Ja sicher, ich hatte total vergessen, dass ich nur noch ein paar Tage zum Packen meiner Sachen für die Zeltstadt hatte. Das wollte ich unter keinen Umständen verpassen. Sicher ich war nicht besonders Fit dafür, aber ich war ja nicht allein und zur Not waren dort genug Betreuer die Erste Hilfe leisten konnten, sollte ich zusammenbrechen. Zuhause angekommen stellte ich mein "Neues" Rad in den Keller und machte mich auf den Weg nach oben. Es dauerte nach dem Aufstieg eine Weile, bis ich etwas tun konnte. Ich musste mir erst einmal eine Migränetablette rein ziehen, um meine Kopfschmerzen wieder zu zähmen, die seit dem Vortag schlimmer geworden waren. Aber was sollte ich sonst tun. Ich hatte ja niemanden mehr den ich bitten konnte für mich Besorgungen zu machen, wenn es mir so schlecht ging. Dabei war es auch lange her, dass es mir mal so schlecht gegangen war. Nach einer guten Stunde auf dem Sofa liegend wurde mein Hirn dann auch wieder etwas klarer durch die Medikamente und so begann ich zu packen. Schlafsack, Kissen, Wolldecke für den Notfall, Klamotten, Schuhe, Ein paar Bücher zum Lesen, Taschenlampe und das wichtigste, mein Plüschschäfchen. Ohne das konnte ich seit Jahren nicht einschlafen. Es war das erste Geschenk meines Mannes gewesen, nachdem ich zu ihm in die Wohnung seiner Eltern gezogen war. Er dachte eigentlich, es wäre ein Hund. Doch stellte es sich später tatsächlich als Schaf heraus. Woraus sich nach unserem ersten gemeinsamen Urlaub eine regelrechte Manie entwickelte. Ich besaß einen riesen Berg an Schafen jeder Größe, Form, und Art. Doch seit zwei Jahren war keines mehr hinzu gekommen. So stopfte ich alles in einen großen Rucksack. Einen den mir mein Bruder geschenkt hatte. Es war ein ausrangierter Bundeswehr Rucksack, in den man gut was verstauen konnte. Er meinte im Gelände würde man darin gut vierzig Kilo mit sich rum schleppen können. Naja so viel wollte ich nicht mit mir rum tragen. Wären zu diesem Zeitpunkt auch sehr ungünstige Bedingungen gewesen. Ich stellte den Rucksack schon mal in die Küche, damit ich am Tag der Abreise mir ein paar Brote schmieren konnte bevor ich mich dann mit Chu und Richi zusammen am Bahnhof treffen würde. Eigentlich hatten wir ja geplant mit den Rädern zu fahren, doch hatte ich ihnen noch während meinem 'kurzen' Besuch im Krankenhaus eine Nachricht geschickt, dass wir es wegen meines unglücklichen Überfalles doch lieber bleiben lassen sollten, da der Weg bis dort hin in meinem gegenwertigen Zustand viel zu weit war. Ein wenig erschöpft vom einpacken, ließ ich mich wenig später vor meinen PC fallen. Nach dem Einschalten und Hochfahren, war es mir klar, dass ich mal wieder meine Zwergin aufsuchte. Es zog mich einfach dorthin. Auch wenn ich wusste, dass es nicht lange dauern würde und ich wieder von einer Gruppe Rollenspieler heimgesucht würde. Ach seis einfach mal drum. Wenn sie sich schon anboten mir freiwillig bei Aufgaben zu helfen dann wars mir nur recht. Merkwürdig nur, dass ich mit einem mal so dachte. Aber gut. Musste wohl auch daran liegen, dass ich mit meinem Kopf nicht wirklich beisammen war. Allerdings wunderte es mich weniger, dass ich beim Einloggen mal wieder alleine war. So war es immer. Ich betrachtete meinen Questlog. Da waren noch ein paar Aufgaben im Alten Wald zu erledigen. Also nichts wie auf ins Abenteuer. Sicherlich konnte ich danach die Hügelgräberhöhen unsicher machen. Gott, wie ich diese Bargest da hasste. Die konnten einen nie in ruhe lassen und tauchten immer dann auf wenn man sich gerade mit einen Untoten oder anderem Tier im Kampf befand. Dabei kam es nicht selten vor, dass man dadurch das Zeitliche segnete. Blöde Geisterhunde. Aber zuerst mal der Wald. Frohen mutes und unbehelligt verließ ich das allseits beliebte Gasthaus bis... "Cuna!", blinkte es in meinem Chat auf. Nanu? Da war Dwalin, der allein auf mich zu gerannt kam. Merkwürdig... Aber vielleicht war ja der Rest der Bande auch nicht weit. "Ah ja. Der Herr Dwalin. Was gibts denn?" schrieb ich etwas spöttisch. "Rennt Ihr schon wieder auf und davon ohne Begleitung?", fragte er ohne zu zögern. "Hat Thorin dich zu meinem Babysitter abkommandiert oder warum fragst du so dämlich?", erwiderte ich sarkastisch. Also langsam ging mir dieses sonderbare, bemutternde Verhalten der Zwerge schon auf den Keks. Im ernst. Ich hatte das notwendige Equip und die Gemeinschaftsquests würde ich eh nie allein machen. Aber zumindest bei den Einzelquest wollte ich meine Ruhe haben. "Werd nicht frech Mädchen. Mir ist nur aufgefallen, das du einfach blindlinks durch die Gegend rennst, obwohl du Verletzt bist und eigentlich ruhen solltest.", kam von ihm mit barschen Worten zurück. "Ich schone mich gerade. Aber vor allem, was wollt ihr denn eigentlich die ganze Zeit von mir? Was ich mache, wo ich hingehe und vor allem, wie ich mich schone, ist MEINE Angelegenheit und nicht die von Vier völlig Fremden Spieler, die meinen mir Vorhaltungen machen zu müssen, obwohl sie mich überhaupt nicht kennen", gab ich zurück und wurde langsam richtig sauer. "Es ist so, weil. Nun ja Thorin denkt, dass du anders bist als Die da", meinte er und drehte sich zu ein paar herum hüpfenden Magiern um, die allesamt einen mehr oder weniger starken Abklatsch von Gandalfs und Sarumans darstellten. "Und was bringt ihn zu der Annahme, dass ich anders bin als die Bekloppten da?", fragte ich. "Woher soll ich das wissen? Das musst du ihn schon selbst fragen.", meinte er und wirkte immer beleidigter. Konnte mir auch egal sein, wie er sich gerade fühlte. Ich drehte meinen Charakter um und wollte schon durch das Stadttor von Bree raus marschieren, als sich von der Landstraße her ein paar Ponys näherten. Ich rollte mit den Augen. Nicht auch noch das. Es war ein ganzes Bataillon von Zwergen und wie sollte es anders sein. Thorin an der Spitze. Dahinter Kili und Fili, dann ein Balin und ein Bofur. Gut Bataillon war da vielleicht doch übertrieben. Dennoch sah es schon beeindruckend aus, wie die Gruppe auf uns zugeritten kam und die Ponys vor uns halt machten. "Ach, hast du sie doch beim Weglaufen erwischt was?", meinte Fili spöttisch als er abgestiegen war. "Boah Leute ihr nervt mich langsam wirklich", brüllte ich meinen Bildschirm an. Ich hatte weder Zeit, noch Lust oder Nerven mich weiter mit diesen Klötzen am Bein abzugeben. Trotzig wollte ich alle ignorierend durch das Stadttor raus stapfen. Dummerweise war es unmöglich durch die Ponys hindurch zu laufen. Diese neue realistischere Spielmechanik kotzte mich gerade in diesem Moment sehr an. "Was denkt Ihr denn, wo Ihr hin wollt, Cuna?", schrieb Thorin. Ich seufzte und versuchte mich wirklich zusammen zu reißen um nicht noch unhöflicher zu werden. "Ich wollte noch ein paar Aufgaben erledigen, bevor ich in ein paar Tagen zu meinem Zeltlager aufbreche", antwortete ich kurz angebunden. Wobei ich mich im nächsten Augenblick wirklich fragte, warum erzählte ich denen das denn nur? Ich musste wirklich nicht bei Verstand gewesen sein oder war es einfach nur die Art wie Thorin fragte, die mich so unglaublich ehrlich antworten ließ? "Ein Zeltlager? Ihr? Allein in der Wildnis?", kam die Frage von Balin, der mit seinem Pony immer noch meinen Weg versperrte. "Wer hat gesagt, dass ich allein bin? Ich bin mit einer Gruppe von Leuten dort. Und es ist auch kein Wald es ist ein Zeltplatz. Da sind jede Menge Leute, die aufpassen, dass nichts passiert.", schrieb ich. "Ihr könnt da unmöglich hin wollen. Wenn Ihr wirklich verletzt seid, wie Ihr sagtet, solltet Ihr zuhause bleiben und Euch schonen", meinte Thorin und war von seinem Pony abgestiegen. "Jajaja das hat dein Babysitter hinter mir eben auch schon von sich gegeben. Und ich sage es Dir auch nochmal HERR Thorin. Ihr habt MIR nichts zu sagen! Und jetzt steigt von den scheiß Gäulen ab und lasst mich durch ich will questen gehen!", fluchte ich in den Chat hinein. Denn mir reichte es sichtlich. "...Lasst sie durch.", schrieb Thorin und sie machten endlich platz. "Danke...", kam nur noch von mir und ich watschelte drauf los. Endlich hatte ich mal drei Stunden ruhe vor diesen Rollenspielern. Wobei es mir innerlich schon etwas im Herzen zwickte, dass ich so gemein zu ihnen geworden war. Manchmal war mein Gewissen einfach nur nervtötend. Genauso, wie die Geister der Hügelgräber in denen ich inzwischen herum lief und die Monster kaputt schlug, die mir den Weg versperrten. Als ich aus einem der kleineren Gräber wieder heraus kam tauchte mal wieder ein Zwerg auf. Trotz des Nebels dort war er auf der Anhöhe gut zu erkennen. Natürlich Thorin. Wer auch sonst? Himmel. Was für ein unglaublich anhänglicher kleiner Mann. Sofern er wirklich ein Mann war. Das wusste man bei Spielcharaktären nie so genau. Ich wollte schon etwas genervt so tun, als hätte ich ihn nicht gesehen doch da ploppte seit langen wieder mein Chatfenster auf. "Reden wir", schrieb er schlicht. "Ich wüsste nicht worüber wir reden sollten", antwortete ich. "Seit nicht immer so abweisend wenn man versucht freundlich zu Euch zu sein", meinte er und es klang schon sehr barsch und bestimmend. Ich seufzte leise ehe ich weiter schrieb. "...Tut mir leid. Also. Was gibt es denn?" "Ihr habt Dwalin gefragt, warum ich denke das Ihr anders seit, als die Anderen die hier herum rennen." "Ja, habe ich. Und? Was ist deine Antwort?" "Ihr wart als Einzige leise." "Ich war leise?" "Ja. Die Anderen um Euch herum, machten einen unglaublichen Lärm. Nur Ihr nicht." "Das verstehe ich nicht. Meinst du vielleicht, weil ich nicht irgendwelche Leute wahllos angesprochen habe?" "Auch. Und Ihr wart allein." "Ja, aber ich bestimmt nicht als Einzige..." Was für ein merkwürdiges Gespräch war das denn nun bitte? Ich war leise und allein? Deshalb hat er mich angesprochen? War, dass eine neue Masche um zu Flirten oder hatte ich was nicht ganz mitbekommen? "Erlaubt mir euch bei Euren Aufgaben zu helfen solange Ihr noch nicht zu Eurem Zeltlager aufbrechen müsst", kam es plötzlich von ihm, worauf ich stutzig auf den Text starrte. Es war weder eine Bitte noch ein Aufdrängen. Es war ein schlichtes Angebot. Ich zögerte. Es war mir natürlich unangenehm, da es mich an vieles erinnerte. Doch er schien zu warten. Ich schluckte und rieb mir die Schläfen. Meine Entscheidung in dieser Sache musste eigentlich schon etwas deutlicher sein. Ich riss mich zusammen und schaute in den Questlog, während ich ihm noch eine Antwort schuldig blieb. Da waren die Gefährten aufgaben. Ich seufzte. "Also gut. Du darfst mir helfen.", war meine Antwort. In dem Augenblick dachte ich wirklich, dass seinem Charakter ein kurzes Lächeln über die Lippen huschte. Vielleicht war es auch nur eine optische Täuschung oder ein Fehler in der Grafik. Aber das überging ich einmal. Ich lud ihn wenig später in eine Gruppe ein und so stellten wir uns in den nächsten Stunden zu Zweit den Aufgaben in den Hügelgräbern. Zugegeben so schlecht war es gar nicht ihn als Hilfe dabei zu haben. Zwischendurch unterhielten wir uns noch gelegentlich über einige belanglose Dinge. Wie zum Beispiel, warum ich als Frau eine diebische Freude dafür empfand, wenn ich einen wertvollen Gegenstand erhielt. Sei es ein Rüstungsteil oder eine Waffe. Er hingegen wirkte trotz allem immer noch geheimnisvoll auf mich. Er war irgendwie aus mir unerfindlichen Gründen genauso, wie er immer als Thorin Eichenschild dargestellt wurde. Vielleicht wollte er auch einfach nicht durchblicken lassen, was für ein Mensch er eigentlich war. Doch er konnte es für meinen Geschmack wirklich sehr gut überspielen. Endlich waren nach vielen Bemühungen, die kleinen Hügelgräber überstanden und ich merkte, dass mich ein gewisser Hunger plagte. Wir beeilten uns, gemeinsam nach Bree zu kommen, damit ich mich dort in ruhe ausloggen konnte. Im Gasthaus zum Tänzelnden Pony warteten bereits seine anderen Zwergenfreunde an einem Tisch versammelt. "Wollt ihr uns noch Gesellschaft leisten Cuna?", fragte Thorin und setzte sich schon mal. "Ähm nein. Ich habe leider keine Zeit. Ich muss mir selbst etwas zu Essen machen", schrieb ich. "Ihr könnt euch doch auch einfach hier was bestellen? Wir zahlen auch", meinte Bofur. "Das ist. Sehr freundlich, aber das muss ich leider ablehnen", schrieb ich und seufzte. Nicht schon wieder so eine Flachzange, die nicht verstand, dass ich "Reales" Essen meinte. "Sagt mal. Dieses Zeltlager was Ihr vorhin erwähnt habt... Ist dies nur für besondere Gäste oder ist dort jeder willkommen?", fragte Balin. "Also, eigentlich schon. Das Motto ist stets: Komm wann du willst. Bleib so lange du Lust hast. Jeder ist dort Willkommen. Hauptsache man hält sich an die Regeln", antwortete ich. "Verstehe, nun denn. Dann wollen wir Euch nicht weiter aufhalten. Ich denke man sieht sich noch einmal die nächsten Tage vor Eurer Abreise?", fragte der alte Zwerg. "Davon ist auszugehen. Aber alles weitere, werde ich mit euch besprechen", gab Thorin von sich noch ehe ich etwas schreiben konnte. Mit einigen Abschiedsfloskeln machte ich mich dann daran, aus dem Spiel zu gehen und meine Küche aufzusuchen. Die Zeit die ich mit Thorin bei questen verbracht hatte, hatte mir tatsächlich irgendwie gut getan. Ich erinnere mich noch gut, als ich die Dose mit Suppe öffnete und in den Topf schüttete. Dass ich zum ersten Mal seit langem in Gedanken versunken lächelte. -4. Ausflugsanspannung / ENDE - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)