Despair On My Heart von bloodinstinct (Part 1) ================================================================================ Kapitel 4: Der Besserungsversuch II ----------------------------------- Müdigkeit „Akira.“ Ich werde sanft, dennoch bestimmt geweckt. „Komm, steh auf, wir müssen los.“ Noch total müde sehe ich zu Yuu, der neben dem Bett steht, schon komplett umgezogen und anscheinend ziemlich munter. „Wie spät ist es?“ will ich von Yuu wissen. „Halb sechs. Wir fahren circa 16 ½ Stunden, du kannst dann im Auto weiter schlafen.“ Wie lange? Sechzehneinhalb Stunden? Wohin will mich Yuu denn bitte entführen? Auch wenn ich vollkommen müde bin gehe ich duschen und ziehe mich an. Yuu scheint schon unsere Sachen gepackt zu haben. „Okay? Dann komm.“ Ich folge Yuu bis zu seinem Auto. So früh am Morgen ist es noch relativ kühl, aber später wird das sicher extrem. Zum Glück ist es in Hokkaido nicht ganz so warm. Wie Yuu gesagt hat versuche ich im Auto einfach weiter zu schlafen. Es funktioniert sogar. Als ich wieder aufwache ist es draußen hell, die Sonne scheint. Ich will auf mein Handy sehen um die Uhrzeit festzustellen, bemerke jedoch, dass es nicht da ist. „Yuu?“ Er sieht kurz zu mir, konzentriert sich dann jedoch wieder auf die Straße. „Ja?“ „Ich hab mein Handy vergessen.“ „Du kannst meins benutzen und wenn jemand etwas von dir will kann er bei mir anrufen. Es wissen schließlich alle, dass du bei mir bist.“ „Aber... wenn Kanon sich meldet?“ Plötzlich wirkt Yuu nicht mehr so entspannt wie zuvor. „Kanon. Der wird sich nicht melden.“ Warum ist er sich da so sicher? „Er ist ein absoluter Idiot sich nicht für dich zu entscheiden. Er wird sich sicher nicht melden.“ „Wieso bist du dir so sicher?“ „Vertrau mir einfach.“ So ist Yuu doch sonst nicht. Aber ich lasse ihn lieber in Ruhe. Er wirkt ziemlich gereizt. Nach einigen Minuten, die mir jedoch wie Stunden vorkommen, greift er nach meiner Hand und drückt sie kurz. „Tut mir leid, dass ich gerade so war. Ich mag Kanon einfach nicht. Er hat dich verletzt.“ Yuu ist wirklich lieb. Ich verstehe vollkommen wie er denkt und fühlt. Eigentlich sollte ich Kanon ebenfalls, nun, zumindest nicht mehr lieben, aber ich kann nicht. „Ist okay.“ Er lässt meine Hand nicht los. „Wenn du willst kannst du eine CD einlegen. Sind im Handschuhfach.“ Sofort sehe ich nach. Wie viel Yuu doch hat. Jedoch sind alles nur Kopien. „Wo sind denn die Originale?“ will ich von Yuu wissen, während ich mich versuche zu entscheiden. „Sicher in meiner Wohnung.“ meint er. Ich entscheide mich für eine CD von Heath, alleine weil ich ihn sehr bewundere und seine Musik toll finde. Als Yuu bemerkt was für eine CD ich gewählt habe lächelt er. „Ich hätte es mir denken können. Heath. War klar.“ „Bin ich wirklich so vorhersehbar?“ „Nein. Aber ich kenne dich zu gut.“ Ist das jetzt gut oder nicht? Immerhin ist Yuu immer für mich da gewesen wenn ich ihn gebraucht habe, auch wenn ich das nicht gesagt habe. Mir kommt es manchmal vor, als ob er Gedanken lesen kann. „Wie lange fahren wir überhaupt schon?“ „Dreieinhalb Stunden. In einer halben Stunde machen wir eine Pause.“ Das ist gut. Aber was in der halben Stunde machen? Nur die Gegend beobachten? Hier sind wir schon mal lang gefahren, darum ist es ein wenig langweilig. Dann eben doch Heath' Musik hören. Wenn ich irgendwann mal so gut bin wie er... Das ist mein Ziel. Kanon ist auch Bassist. Wenn wir zusammen gespielt haben war das wundervoll, dann sind wir zusammen in unserer eigenen Welt versunken. Das kann ich sonst nur auf der Bühne, aber privat habe ich das noch nie erlebt. Erst als ich Kanon kennen lernte. Er war nicht mein Erster, Kouyou und ich haben viel herumprobiert, aber Kanon war der erste Mensch zu dem ich eine wirklich Beziehung hatte. Und jetzt ist er weg. Einfach aus meinem Leben verschwunden. Ich bereue die Zeit zusammen nicht, auch wenn ich wünschte er würde einfach aus meinen Gedanken verschwinden. Plötzlich hält Yuu an und steigt aus. Was macht er da? Er geht um das Auto herum, öffnet meine Tür und hockt sich davor, sieht mich an. „Er ist es nicht wert.“ meint er, öffnet dann meinen Gurt und umarmt mich so gut es eben geht. Woher wusste er das nur schon wieder? Egal, ich bin nur froh, dass er es weiß. Da Yuu bei mir ist weiß ich, dass ich nie alleine sein werde, auch wenn Kanon nicht mehr bei mir ist. „Danke Yuu.“ sage ich nur leise. Er wird mich schon verstehen. Er lässt mich wieder los und sieht mich nur noch an. „Wir machen kurz eine Pause hier. Ich geh was zu Essen und Trinken holen.“ Schon ist Yuu in Richtung des Shops unterwegs, während ich noch im Auto sitze und ihm hinterher sehe. Während Yuu weg ist gehe ich schnell auf Toilette und warte dann beim Auto auf ihn. Als Yuu wiederkommt hat er nicht nur zwei Kaffeebecher, sondern drei dabei. Einen gibt er mir, die anderen beiden trinkt er. Immerhin haben wir schon ein viertel des Weges geschafft, aber ich habe die meiste Zeit ja auch geschlafen. Muss langweilig für Yuu gewesen sein. Aber jetzt werde ich munter bleiben, nach dem Kaffee sowieso. Als wir weiter fahren greift Yuu wieder nach meiner Hand, hält sie fest. Ich fühle mich dadurch sicherer, ihm näher. Er hält mich nicht nur körperlich, sondern auch in Gedanken bei sich. Während der gesamten Fahrt muss ich kaum noch an Kanon denken. Dafür bin ich Yuu so unendlich dankbar. Als die CD von Heath zu Ende ist legen wir eine neue ein, jedoch von Sugizo. Auch wenn Kouyou ihn mehr bewundert wie Yuu es tut, für beide ist Sugizo ein Vorbild. Und ich finde seine Musik auch nicht gerade schlecht. Nach etwa 13 Stunden Fahrt müssen wir die Fähre nehmen, jedoch nur für eine Stunde. Es ist angenehm auf Deck zu sein und das Meer zu beobachten. Durch das Wasser ist es nicht ganz so warm, zudem sind wir schon ein ganzes Stück weiter nördlich. In Hakodate angekommen fahren wir direkt weiter. Als ich Yuu gefragt habe wo genau es hingeht meinte er Biratori, aber ich habe keine Ahnung wo auf Hokkaido das ist. Nun ja, das werde ich wohl bemerken. „Akira?“ Fragend sehe ich zu Yuu hinüber. Er wirkt erschöpft, ebenso wie ich es bin. „Wir sind in einer viertel Stunde da.“ Innerlich jubiliere ich, äußerlich lächele ich nur. „Endlich.“ „Oe-san wird auf uns warten.“ Oe-san? „Wer ist das?“ „Wirst du merken.“ meint Yuu nur und konzentriert sich weiter auf die Straße. Schließlich fährt er in einen kleinen Ort. Auf dem Ortsschild kann ich 'Biratori' erkennen, anscheinend sind wir endlich da. Es ist ja auch schon 23 Uhr. Yuu parkt vor einem der Häuser und steigt aus, klingelt dann. Ihm öffnet eine junge Frau, die er umarmt und mit der er sich kurz unterhält. Dann steigt Yuu wieder in das Auto und wir fahren ein Stück weiter. „Wer war das?“ will ich von Yuu wissen. „Das war Sayo-san. Sie ist die Enkelin von Oe-san und wir sind schon lange befreundet. Oe-san schläft schon, darum hat Sayo auf uns gewartet.“ Nur etwa 200 Meter weiter hält Yuu erneut an, parkt und steigt aus. Wir stehen vor einem kleinen traditionellen Haus. Ich steige ebenfalls aus und nehme meine Tasche, die Yuu anscheinend gepackt hat als ich noch geschlafen habe, und folge ihm, nachdem er das Auto abgeschlossen hat, in das Haus. Er öffnet die Tür des Hauses und lässt mich vorgehen. Ich war bis jetzt noch nicht sehr oft in traditionellen Häusern, darum bin ich jedes Mal wieder beeindruckt. Ich bin wohl im Wohnzimmer gelandet. Es ist fast leer, nur in der Mitte ist ein Pfosten und es steht ein kleiner Tisch mit Kissen im Raum. „Akira? Komm her.“ ruft Yuu da. Ich gehe in Richtung seiner Stimme. Er scheint im Schlafzimmer zu sein, welches nicht viel anders aussieht. Der einzige Unterschied zum Wohnzimmer ist, dass hier in der Mitte ein großer Futon liegt, auf dem es sich Yuu schon bequem gemacht hat. „Ist es okay wenn wir direkt schlafen? Ich bin trotz des Kaffees ziemlich müde. Morgen zeig ich dir dann alles.“ Ich nicke nur, stelle meine Tasche an die Wand und ziehe mich dann bis auf die Shorts aus, lege mich zu Yuu, der schon fertig ist. Er zieht mich direkt wieder in seine Arme, an seine Brust, und verschränkt unsere Finger. Er hält mich hier, in dieser Welt. Dafür danke ich ihm. „Danke Yuu.“ flüstere ich, aber Yuu antwortet nicht. Ich sehe ihn über meine Schulter hinweg an, aber er schläft schon. Er scheint wirklich sehr erschöpft zu sein. Gut, er ist auch eher wie ich aufgestanden und zudem den ganzen Weg gefahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)