You were something special von Schattenaugen ================================================================================ Kapitel 3: 3. ------------- Kakarott biss sich auf die Innenseiten seiner Wangen und wusste für einen Augenblick lang nicht, was er machen sollte. Natürlicherweise war die Stimmung in diesem Raum alles andere als fröhlich, aber er hatte auch nichts anderes erwartet, konnte selbst nichts anderes fühlen als diese unbestimmte Traurigkeit, die sich mit dem erlöschen von Bulmas Aura in seinen Geist gelegt hatte. Sie war schon immer irgendwie da gewesen, war schon früh so lange an seiner Seite gewesen, dass er den Verlust kaum begreifen konnte und doch wusste er, dass es einfach so war. Dass keine Macht im ganzen Universum etwas dagegen unternehmen konnte. Und er presste die Kiefer aufeinander, weil diese schlichte Erkenntnis beinahe ausgereicht hätte, um ihm die Tränen in die Augen zu treiben, aber stattdessen konnte er es nicht zulassen. Nicht, wenn bereits jemand in diesem Raum ungehemmt weinte und ihre Trauer mit den Tränen nach außen zu tragen versuchte. Nicht, wenn der Blick von Trunks auf ihm lag und etwas in seinen Augen stand, dass er wirklich nicht entschlüsseln konnte, vielleicht auch gar nicht verstehen wollte. Er wusste es nicht, er wusste es in diesem einen so langen Moment wirklich nicht und blickte nur ruhig zurück, um ihn schlucken zu sehen. Lange Sekunden sahen sie einfach nur an, bevor er mit einem eigenen Schlucken seinerseits leicht nickte und nur ein leises Kopfschütteln erntete. Warum? Natürlich, er verstand all die Gefühle, die hier so offen in der Luft hingen und ihm die seine drohte abzuschnüren. Er kannte all diese Dinge, weil er genau dies vor nicht allzu langer Zeit selbst hatte durchmachen müssen und die Nachwirkungen seines eigenen Verlustes noch immer auf seiner Seele spürte und doch ging das Leben irgendwie weiter, doch hatte er sich mit der unumstößlichen Tatsache arrangiert und sie nicht in Frage gestellt. Es hatte so kommen müssen und erneut schluckte er schwer, um letzten Endes den Blick förmlich von Trunks losreißen zu müssen und auf das Bett zu legen. Seine Lippen pressten sich zu einer schmalen Linie zusammen und sein Herz verkrampfte sich bei dem Bild, das sich ihm bot. Es schmerzte so tief in seinem Inneren, dass er nicht einmal Worte dafür gefunden hätte um es zu beschreiben, nicht einmal dann, wenn er es wirklich gewollt hätte. Sie war alt geworden, schoss es ihm unpassender Weise durch den Kopf und beinahe hätte er über sich selbst den Kopf geschüttelt - das waren Worte, die er ihr seit damals, vor so langer Zeit schon nicht mehr gesagt hatte und er bereute es nicht. Sie war alt geworden, ja, aber was spielte das in seinem Denken wirklich für eine Rolle? Ihre grauen Haare, die einst soviel Farbe besessen hatten, lagen matt auf dem Kissen und er musste wiederholt schlucken, damit sich der Kloß aus seiner Kehle fernhielt und sie nicht vollends zuschnürte. Es tat weh, auf seine ganz eigene Weise tat es einfach nur weh einen geliebten Freund zu verlieren, aber sie alle hatten es gewusst, hatten gewusst, dass es ein Ende finden würde. In diesem Spiel würde es niemals einen Sieger geben und er wusste auch, dass er irgendwann als Verlierer daraus hervorgehen würde. Natürlich nahm er sich der Trauer an, natürlich verstand er den Drang ihrer Tochter so hemmungslos zu weinen und würde niemals etwas dagegen sagen und sicherlich verstand er auch Trunks, der seinerseits zwar erwachsen geworden, aber noch immer ein Sohn war und zuviel von Vegeta mitbekommen hatte. Was sich darin resultierte, dass man seine Trauer, seinen Gram und blinden Zorn gegen die Fairness der Welt zwar sehen konnte, er es aber niemals zulassen würde zu weinen wie seine kleine Schwester. Kakarott verstand all das, und lebte es auch in Wahrheit, aber dennoch war es schwer die Realität zu greifen und als das zu akzeptieren, was es wirklich war - ein Abschied. Wieder presste er die Kiefer ein wenig fester zusammen und riss seinen Blick von ihrem so alt erscheinenden und doch friedlichen Gesicht los, um ihn ein wenig nach unten schweifen zu lassen. Erneut musste er schlucken, musste wirklich ein weiteres Mal gegen den schweren Kloß in seinem Hals ankämpfen, als ihm bewusst wurde, dass sich ihre Brust nie wieder heben und senken würde, dass sie stumm und still dort lag und die einzigen Geräusche von den Personen waren, die sich noch hier befanden. Und es schmerzte ein weiteres Mal so hart, tat schlicht und einfach in einem Teil seines Inneren weh, in dem sie schon so zeitig einen Platz eingenommen hatte und noch bis heute besaß, dass er nicht wusste, wie zittrig der nächste Atemzug ausfallen würde. Zittriger als ihm lieb war und doch ließ er es geschehen. Ließ einen Ausdruck in seine Augen einkehren, der alles andere als mitleidig wirkte und doch all seinen eigenen Kummer ausdrückte, all seinen eigenen Schmerz, den er selbst nicht fähig war zu zeigen. Nur ein leichtes und schnelles Lecken über seine Lippen, um die staubige Trockenheit zumindest für ein paar kleine Sekunden davon abzuschütteln, weil er nicht anders konnte als es ihm nahegehen zu lassen. Auch er war älter geworden war und selbst wenn man manchmal nicht annehmen konnte, dass auch er irgendwann reifen konnte, so war er an der Zeit gereift, die bereits hinter ihm lag, war an dem Verlust gereift, den auch er erlitten hatte und konnte diesem hier und jetzt so gegenüberstehen, wie es einer guten, langjährigen Freundin gebührte. Er konnte sie ansehen und akzeptieren, wenngleich sich ein Teil von ihm wünschte, dass er dies nicht müsste, dass er die Zeit zurückdrehen könnte und einige ihrer Abenteuer noch einmal erleben könnte. Einige ihrer, so fern erscheinenden Jahre noch einmal durchleben könnte. Noch einmal jung zu sein, selbst wenn das ein ziemlich törichter und naiver Wunsch war, der ihm ein flüchtiges Lächeln auf die Lippen trieb, bevor auch dieses wieder verschwand und der neu gewonnenen Trauer einen Platz einräumte. Er nahm einen weiteren tiefen Atemzug und leckte sich abermals über die trockenen Lippen, weil die Feuchtigkeit schon wieder verschwunden war und versenkte die Hände in den Taschen seiner Hose. Ließ den Blick weiter wandern und konnte nicht anders als schwer zu schlucken, als er bei ihren Händen angekommen war. Bei der Hand, die Vegeta noch immer in der seinen hielt und wahrscheinlich so schnell auch nicht vorhatte, sie wieder loszulassen. Er konnte es verstehen, konnte wirklich nachvollziehen, wie sich der andere Saiyajin fühlte, wenngleich es in seinen Augen irgendwie falsch erschien. Wenngleich er ihn immer schon für soviel stärker als sich selbst gehalten hatte, wenn er seine Gefühle schon immer soviel besser unter Kontrolle hatte als Kakarott selbst und sie niemals so offen zeigte, wie es diese eine Geste alleine schon tat. Er hatte immer angenommen, dass Vegeta diesen einen Verlust zwar mit Trauer hinnehmen und annehmen würde, aber er kam nicht umhin diese eine, so berührende und private Geste als das zu sehen, was sie war - Schmerz. Auch Vegeta besaß Gefühle, das hatte er schon immer gewusst, schon immer als das gesehen, wie es war. Er hatte so viele von ihnen und hatte sich nur immer wieder selbst verboten sie zu zeigen, so dass es nun ein endlos langes Bild ergab, das schlicht kein Ende finden wollte. Ein Bild, das sich so sehr in seinen Geist einbrannte, dass er es wahrscheinlich niemals vergessen würde und vielleicht wollte er das auch gar nicht. Es wäre nicht richtig gewesen. Nicht richtig diese Erinnerung wegzuschmeißen und nicht als das anzuerkennen, was es schien. Die Wahrheit, die reine und schlichte schmerzende Wahrheit über seine Freundin, über einen Mann, den er schon immer als Freund gesehen hatte. Ein Mann, der dort saß und die Hand seiner Frau hielt, wenngleich sie es eigentlich gar nicht mehr spüren konnte, wenn es keinen Sinn mehr hatte es zu tun und die Tat an sich sinnlos erscheinen ließ und doch steckte hinter dieser einfachen Handlung etwas, das Kakarott nicht beschreiben konnte. Das ihn erneut zum schlucken brachte, nur um einen tiefen Atemzug zu nehmen und für einen Augenblick die Augen zu schließen. Das Bild in sich aufzunehmen und zur gleichen Zeit doch wieder zu verdrängen, aus seinem Geist zu schieben und vergessen zu wollen, weil es soviel preisgab, das er eigentlich schon immer wusste und doch niemals wahrhaben wollte. Er öffnete die Augen wieder und ließ sie den Arm Vegetas nach oben wandern. Ganz langsam, als würde es ihm alleine innerliche Schmerzen bereiten es überhaupt zu versuchen, wanderten seine Augen Zentimeter um Zentimeter weiter nach oben und für einen Moment war er sich nicht sicher, ob er das wirklich wollte. Presste die Kiefer aufeinander und versuchte das wilde Pochen seines Herzens unter Kontrolle zu halten, nur um doch den nötigen Mut zusammen zu kratzen und den Blick weiter wandern zu lassen. Vorbei an seiner Schulter, seinem Hals, bis hin zu seinem Gesicht, das einen Ausdruck hielt, den er erneut nicht beschreiben konnte. So voll von Trauer, dass es ihm die Luft abschnürte. Das Schluchzen hinter ihm riss ihn für einen Moment aus seinen Gedanken und er schloss seine Augen ein weiteres Mal, um sich wieder zu sammeln, um das schmerzhafte Schlagen in seinem Brustkorb wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch das Bild hatte sich nicht verändert, Vegeta saß noch immer so bewegungslos dort und starrte seine Frau an, als wäre sie noch immer dort, als wäre sie noch nicht von ihnen gegangen und wenn er nicht hin und wieder blinzeln würde, dann würde Kakarott sogar annehmen wollen, dass er bereits mit ihr gegangen war. Aber das war er nicht, er sah es am leichten Heben und Senken seiner Brust, am angestrengten Schlucken und vor allem an diesen Augen, die in diesem einen Moment soviel Gefühl in sich trugen, dass es ihm beinahe schon körperliche Schmerzen bereitete. Er wollte wirklich etwas sagen, aber am Ende blieb es nur wieder an einem Schlucken, weil er schlicht und einfach nicht wusste, was er hätte sagen können. Der Verlust war auch für ihn sehr schmerzhaft, aber er wollte wirklich nicht wissen, was in einem so engagierten und leidenschaftlichen Mann wie Vegeta vorging, was diese ganze Sache am Ende wirklich mit ihm anrichtete. Er wollte etwas sagen und schloss seinen bereits geöffneten Mund doch wieder, weil er ihn schlicht nicht aus seiner Starre reißen wollte, aus seinen Gedanken, die man ihm nicht ansehen konnte und vor allem nicht aus seinem Gefühl. Auch wenn das Gefühl so zerstörerisch wirkte, wenn es so fremd an Vegeta schien, aber wenn man einmal hinter diese nichts aussagende Fassade geblickt hatte, dann wusste man, dass diesem Mann nicht nur Hass und Wut innewohnte. Dann wusste man, dass er diese Frau wirklich geliebt hatte. Was wahrscheinlich das Schlimme an der ganzen Sache machte und für einen Augenblick riss er seinen Blick von diesem Gesicht los und musste tief durchatmen, weil er nicht greifen konnte, wie es sich wirklich anfühlte. Wie Vegeta dort saß war eindeutig und alleine dieser eine Blick als er ins Zimmer gekommen war hatte Bände gesprochen, die er so niemals sagen würde. So wie er dort saß und sich partout weigerte diese Hand loszulassen, sich in keiner Weise irgendwie bewegte und den Blick starr auf ihr Gesicht gerichtet hatte... jetzt. Zuvor war das Bild beinahe noch bizarrer und er würde es niemandem glauben, wenn er es nicht zur Hälfte selbst gesehen hätte. Wenn ihm dieser eine Blick nicht schon beim Eintreten eine Gänsehaut beschert hätte. Beinahe schien es, als würde Vegeta die anwesenden Personen gar nicht wahrnehmen, als würde er sie schlicht und einfach ausblenden und in seiner eigenen kleinen Welt diese Hand halten, ohne dass ihn jemand dabei stören konnte. Es schien wirklich so, als wäre die Zeit für diesen Mann stehen geblieben und auch wenn man die bittere Erkenntnis, den Schmerz in seinem Gesicht sehen konnte, so blieb diese eine kleine und unbestimmte Hoffnung bestehen, dass doch alles am Ende nur ein Traum war und er wieder aufwachen würde. Aber wenn er aufwachte, dann war der Traum nicht zu Ende. Er wusste aus eigener Erfahrung, dass das Erwachen ein wirklich schlimmes war und sobald er damals die Augen geöffnet hatte und sein Geist ihm unmissverständlich gesagt hatte, was geschehen war, die gesamte Tragweite erst dann auf ihn eingestürzt war... wie eine Attacke, die ihn aus dem Hinterhalt traf, hatte sie ihn noch liegend im Bett förmlich von seinen Beinen gefegt und eine innere Trauer hinterlassen, die ihm augenblicklich die Tränen in die Augen hatte schießen lassen. Es war unfair, hatte er so oft gedacht, aber nun zu dem Stand gekommen, dass es einfach der Lauf des Lebens war. Eine Tatsache, die man nicht ändern konnte und die jeden ereilen würde und doch... Kakarott blickte zurück zu Vegeta und seufzte leise. Er wusste wirklich nicht, wie dieses erste Erwachen für den unweit Älteren ausgehen würde, er wusste wirklich nicht, welche Brücken seines Geistes am nächsten Morgen derart eingerissen werden würden, dass es eine Katastrophe oder gar nichts geben konnte. Er wusste schlicht und einfach nicht, wie viel Leidenschaft in diesem Mann wirklich steckte, um die gegebene Tatsache am Ende als jenes zu akzeptieren, was es auch war. Noch schien er ruhig - für seinen Geschmack beinahe ein wenig zu ruhig und es wäre beängstigend, wenn diese Ruhe in das genaue Gegenteil umschlagen könnte. So aber konnte er ihn nur ansehen und schwer schlucken, versuchen seine Lippen ein weiteres Mal zu befeuchten und seinen Mund ansonsten geschlossen halten, weil er schlicht nicht wollte, dass der brodelnde Vulkan aus Gefühlen in seinem Inneren schneller zum Ausbruch kam, als es zwingend notwendig gewesen wäre. Zuerst sollte er sich selbst damit auseinandersetzen, ihn zu irgendwas zu drängen, ihm die Augen öffnen zu wollen und sagen zu wollen, dass es leider nun einmal der Lauf der Dinge war... war nicht das, was Vegeta brauchte. Er brauchte Geduld, so wie Bulma sie ihm immer gegeben hatte. Er brauchte vielleicht sogar jemanden, der ihn auffangen konnte, wenn die Erkenntnis am Ende seinen Geist eingenommen hatte und er die gesamte Tragweite erfuhr, die diese mit sich brachte. Er brauchte jemanden in seiner Nähe, von dem er auch wusste dass er da war und der ihn doch weitestgehend in Ruhe ließ, der ihn sein Ding machen ließ und ihn lediglich beobachtete. Was er brauchte blieb ein Rätsel, so lange bis sie es erfuhren und die Zeit voranschritt, so dass dieser Schritt wirklich folgen musste und so nahm er nur noch einen tiefen Atemzug und riss seinen Blick am Ende wieder von ihm los, nur um ihn erneut auf ihr Gesicht zu legen. Ein trauriges Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Und erst nach weiteren stummen Sekunden, in denen er sich einfach nicht bewegen konnte, setzte er sich in Bewegung und lief langsam vom Fußende des Bettes auf die andere Seite, nur um dort erneut stehen zu bleiben. Er war nicht dumm, er hatte genau gesehen und vor allem gespürt, dass sich Vegetas Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf ihn legte, bevor er sich wieder dorthin zurückzog, wo er die ganze Zeit über gelegen hatte. Nur ein Abtesten, sagte er sich. Nur das vorsichtige Wachen, das wohl einem Saiyajin üblich war, weil er es selbst genauso gemacht hatte und sich nicht wirklich wundern musste. Wie ein Beschützer, der die fragile, zerbrechliche Form dieser Frau auf ewig in seinem Geist behalten wollte und niemanden an sie heran ließ, weil sie es nicht mussten - weil es reichte, wenn er selbst da war und doch konnte er es sich nicht nehmen lassen und ging vor dem Bett in die Hocke. Wieder huschte ein wachsamer Blick in seine Richtung und beinahe hätte er über die absurde Realität gelächelt, beinahe, aber wirklich nur beinahe den Kopf darüber geschüttelt, wenn er nicht wissen würde, dass er vorsichtig sein musste. Für einen Augenblick sah er ihr ins Gesicht, für eine Sekunde zurück zu Vegeta und entschloss sich, wenngleich es eine Katastrophe geben würde. Hob den Arm und ließ seine Hand zu ihrem Gesicht wandern, um sie ein letztes Mal zu berühren, um ihr Lebwohl zu sagen und ihr den Respekt entgegenkommen zu lassen, den sie verdient. Doch ein drohendes Knurren von der anderen Bettseite ließ ihn innehalten. ~~~***~~~ Ich wusste nicht, wann es angefangen hatte, aber am Ende spielte es wohl kaum mehr eine Rolle. Ich hatte keine Ahnung, wann sie diesen narbengesichtigen Trottel rausgeschmissen hatte, wann sie ihn abgeschossen hatte und zu dem Schluss gekommen war, ihre Bemühungen bei mir fortzusetzen. Aber vorerst hatte ich beschlossen, sie dafür zumindest nicht gleich umzubringen und mich köstlich über diese seltsam anmutenden Versuche amüsiert, nur um mich jetzt, Tage, Wochen später, ihr gegenüber wieder zu finden. Ihr gegenüber und ihre Hand sanft auf meiner Wange, so dass ich nicht anders konnte als die Kiefer zusammen zu pressen und mit ihnen zu mahlen, während ich ihr einfach nur in die Augen starrte. Von einem zum nächsten und mich innerlich zu wundern, mich zu fragen, was zur Hölle sie wirklich von mir wollte. Nein, das war so auch nicht richtig. Ich hätte schon mächtig blöd oder gar blind sein müssen, um ihre wahren Absichten nicht erkennen zu können, aber trotz allem musste ich mich fragen, wieso sie das tat. Was sie wirklich in mir sah, um solche Dinge entwickeln zu können und ob es nicht von Anfang an so gewesen war. War das vielleicht der Grund dafür, dass sie noch niemals wirkliche Angst vor mir gezeigt hatte? War das der eine wichtige Grund, der mir schon immer sagen sollte, was los war und ich ihn nur nicht gesehen hatte? All ihre Blicke in meine Richtung? Die seltsame Aufmerksamkeit und Freundlichkeit, die sie mir irgendwie schon immer hatte zukommen lassen, ohne dass ich es eigentlich gewollt hatte. Die leisen und schleichenden Schritte in meiner Nähe, um näher an mich heranzukommen und die stummen beobachtenden Blicke, wenn sie dachte, dass ich es nicht merken würde. War es das? War die Antwort auf meine eigenen Fragen wirklich so einfach zu erklären und unterlag einem Gesetz, das ich sowieso nicht steuern konnte, hinter dem ich keine Fäden ziehen konnte und das ich nicht unter Kontrolle hatte. Das sich einfach so, ohne mein Zutun ein Rad in Bewegung gesetzt hatte, das nun ein ganzes Mobilé am laufen hielt und ich es alleine nicht mehr aufhalten konnte. Dieses eine stumme und ungeschriebene Gesetzt, dem ich mit all meiner Kraft nichts entgegen zu setzen hatte? Ich schluckte und sah sie noch immer stumm an, fragte mich all diese Dinge wirklich nicht zum ersten mal. Ich war nicht dumm und ich kapierte Dinge oftmals eher, bevor andere sie verstanden, aber in dieser einen Sache, die ich so beängstigend offen in ihren Augen lesen konnte, war ich nicht zwingend bewandert. Ich wusste und kannte die elementaren Dinge wie Hass und Wut, wie Abscheu und Anziehung, aber das, was sich so sehr in ihren Augen widerspiegelte, war keines dieser elementaren Dinge, es ging viel tiefer und ich war mir wirklich nicht sicher, ob ich das auch wollte, oder ob ich mich einfach umdrehen und gehen sollte. Ich war mir mit einem Mal nicht mehr sicher, ob ihre Bemühungen wirklich noch so amüsant waren, wie sie mir zu Anfang erschienen waren und verengte bei diesem Gedanken beinahe automatisch meine Augen ein wenig. Und ihre Finger auf meiner Wange zuckten, Unsicherheit blitzte in ihren Augen auf und ich konnte sie schlucken sehen. Vielleicht spielte sie mit dem Gedanken ihre Hand endlich wieder runter zu nehmen und mich in Ruhe zu lassen, aber dieser Moment der Unsicherheit verflog so verdammt schnell, dass ich mich nur noch wundern konnte, woher diese eine schwache und kleine Frau soviel Mut nahm. Wann sie ihren normalen Instinkt abgeschalten hatte und der Gefahr, wovor jeder normale Mensch wegrennen würde, offen ins Auge blickte. Sie war nicht normal, das habe ich zeitig erkennen müssen. Sie hatte mehr Mut als jeder andere auf diesem beschissenen Planeten zusammengenommen und das hatte sie alleine dadurch bewiesen, dass sie sich mir in den Weg stellte und in ihr Haus einlud. Vielleicht war es nur der Versuch gewesen mich zumindest im Ansatz kontrollieren zu können, vielleicht der Gedanke daran, dass ich unter Gesellschaft nicht einfach losziehe und meine Meinung doch ändern würde. Wieder wusste ich es nicht, aber der Gedanke reichte um ein leises und doch drohendes Knurren aus meinem Brustkorb zu befördern und ihre Finger ein weiteres Mal zucken zu lassen. Beinahe wäre es wieder amüsant gewesen. Ich konnte ihre Nervosität sehen, der klare und leuchtende Schimmer hinter der Entschlossenheit in ihren Augen. Sie hatte lange gewartet und jetzt war ihre Geduld wahrscheinlich vorbei. Sie hatte mich genauso beobachtet wie ich es mit ihr getan hatte und ich hatte sie gewähren lassen, weil es nicht genug Bedeutung für mich hatte um sie daran hindern zu wollen. Ich hatte sie gewähren lassen, weil sie nur ein Mensch war und was bitte hätte sie mir mit ihrem Wissen antun können? Das war lächerlich und jetzt hatte ich den Salat. Jetzt hatte sie genug Informationen gesammelt und genug Zeit verstreichen lassen, um genug Entschlossenheit in sich aufzubauen um diese Informationen auch zu nutzen. Jetzt hatte sich dieses kleine und vage Gefühl, das ich schon lange hatte sehen können ausgebreitet, war genug gewachsen um in Aktion zu treten und ich stand hier, als ob ich nicht in diesen Raum gehörte und konnte nichts dagegen machen. Weil mir meine Beine nicht gehorchen wollten und ich anstatt mich herumzudrehen, sie einfach nur anstarrte und dabei zusehen musste, wie sich nach meinem Knurren ein leichtes Lächeln auf ihren Lippen bildete. Aber sie machte sich nicht lustig, dazu passte der gesamte Ausdruck einfach nicht und ich sah, was es wirklich war. Ich sah dieses eine unbestimmte Gefühl, das ich schlicht nicht beschreiben wollte, das sich über die Weichheit ihrer Augen legte und gemeinsam mit diesem verfluchten Lächeln eine Gänsehaut über meinen Nacken trieb, die in einem kalten Schauer meinen Rücken hinunter endete. Automatisch war ich nun derjenige, der schwer schlucken musste und erneut die Kiefer zusammenpresste, um jedes Geräusch der grenzenlosen Überraschung auch in mir zu behalten, wenngleich ich mich damit selbst belog. Warum ausgerechnet ich? Warum hatte sie sich nicht jemand anderen suchen können und mich verdammt noch mal in Ruhe gelassen? Wieso musste sie sich auf mich konzentrieren und nahm nicht einen dummen, schwachen Menschen, der eher zu ihr gepasst hätte? Und ehe ich mich versah, ehe ich selbst überhaupt verstanden hatte, was ich tat, hatte ich noch einmal geknurrt und war schließlich einen kleinen Schritt nach hinten getreten, so dass ihre Hand nunmehr im leeren Raum schwebte. Ich schüttelte den Kopf, weil ich einfach nicht fähig war meine Gedanken auch in Worte zu fassen und sah sie an, während Überraschung in ihr Gesicht Einzug hielt. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte ihr Blick von meinem Gesicht zu ihrer Hand und wieder zurück, nur um eben jene Hand am Ende doch langsam sinken zu lassen. Ihr Lächeln war verschwunden und hatte etwas anderem Platz gemacht. Etwas, das ich nicht beschreiben konnte und doch wusste, wie es sich anfühlte, weil ich so viele davon in meinem Leben selbst erleben durfte. Enttäuschungen waren niemals einfach zu tragen, aber sie gehörten wohl dazu und verfolgten dich manchmal bis in deine Träume, aber ich verstand nicht, wieso sie enttäuscht war. Wenn ich enttäuscht gewesen wäre, wäre es logisch. Ich war enttäuscht überhaupt hier gelandet zu sein und ich war noch enttäuschter, wenn nicht sogar schon wütend darüber, dass ich es einfach nicht schaffte die Grenze zu überschreiten, die Kakarott so spielend gemeistert hatte und mich damit in den Schatten stellte. Mir einen Stück meines Stolzes genommen hatte, den ich nie wieder finden würde, weil er mit meinem Tod auf Namek auch dort geblieben war. "Vegeta..." Ihre Stimme war nicht mehr als ein Hauch, der kaum bis zu mir getragen wurde und die Tonlage alleine reichte, um mich abermals den Kopf schütteln zu lassen. Ich wollte es nicht hören und ich wollte es auch nicht sehen, so dass ich meinen Blick am Ende ganz abwandte und zur Seite sah. Ich war nicht gut für sie. Und ich hatte dieses vage Gefühl, diese Ahnung viel zu lange ignoriert und wachsen lassen, hatte ihre Bemühungen mit angesehen und mich gefragt, was es werden sollte, nur um hier brühend heiß die Antwort serviert zu bekommen, an der sie sich die Finger verbrennen würde. An der ich mich noch mehr verbrennen konnte und dabei war alles was ich wollte, doch nur zu trainieren und diesen einen verdammten Sprung zu machen. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich wandte mich ganz ab, drehte mich herum. "Lass das.", war alles, was ich noch sagte und selbst in meinen Ohren fehlte meiner Stimme die Härte, die ich eigentlich hineinlegen wollte und sollte. So wurde ich sie ganz sicher nicht los und ich wusste das auch, was mich einmal mehr laut aufknurren ließ, während meine Schritte schwer von den Wänden widerhallten. Ich hatte sie zu lange gewähren lassen und jetzt hatte ich den Salat. Und das Schlimme an der ganzen Sache war, dass ich sie nicht einmal umbringen konnte, so wie ich es sonst vielleicht in die Hand genommen hätte. Täte ich das, wäre ich gleich der nächste, der sich in der Unterwelt einreihen konnte und ich hatte nicht vor, diese seltsame zweite Chance wegzuwerfen, an die ich nicht mehr geglaubt hatte sie zu bekommen. Aber ich war hier. Jetzt musste ich mich nur noch von ihr fernhalten. ~~~***~~~ Kakarott sah auf, vom Gesicht seiner langjährigen Freundin zu Vegeta, dessen Knurren durch den Raum hallte und sich an den Wänden brach. Er schluckte leicht und neigte den Kopf ein paar Millimeter zur Seite, in der Hoffnung, dass der andere Saiyajin ihn einfach nur ansehen würde, damit er ihm klarmachen konnte, dass er nichts vorhatte, was ihm vielleicht nicht gefallen könnte. Noch immer schwebte seine Hand über ihrer Form, aber Vegeta wollte ihn nicht ansehen, hatte seinen eigenen abwesend glasigen Blick noch immer auf ihr Gesicht gerichtet und schien so ruhig. Äußerlich so verdammt ruhig, dass es wirklich wehtat, während der Vulkan gerade seine brodelnde Spitze gezeigt hatte. Beinahe schien er verloren, verloren in diesem Blick, der sich im Nichts verlief und der Tatsache ihre Hand in der seinen zu halten, als wäre es nicht die Situation, die hier entstanden war. Als wäre er alleine mit ihr und würde sich niemand anderer in diesem Raum befinden, sah er ein winziges Lächeln über seine Züge huschen und wieder verschwinden. Beinahe geisterhaft mutete dieser Anblick an und zuerst dachte er wirklich, dass er sich getäuscht hatte, dass er einer Sinnestäuschung erlegen gewesen war, aber er besann sich eines Besseren. Es war da gewesen. Wirklich und wahrhaftig war dieses Lächeln über sein Gesicht gehuscht und Kakarott schluckte. Schluckte schwer und nahm seine Hand ein wenig zurück, ohne sie ganz verschwinden zu lassen, immer den Blick auf Vegeta gerichtet, der sich keinen einzigen Millimeter bewegt hatte seitdem er eingetreten war. Er schien nicht nur verloren, er hatte sich verloren - in den Weiten seines eigenen Verstandes und seinen Erinnerungen, ohne den Blick auf das Hier und Jetzt zu verlieren. Ein Schwebezustand, den er nicht einschätzen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)