The Escape from Darkness von Tales_ (*Taito*) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ruhe. Absolute Ruhe war um ihn herum. Ruhig saß er da und horchte in die Dunkelheit. Die Minuten vergingen und kein Geräusch drang an sein Ohr. Sie war gegangen. Langsam erhob er sich von der Matratze und ging zur Tür. Er konnte kaum was erkennen, so finster war es. Doch war er die Dunkelheit schon gewohnt, da er die meiste Zeit von ihr umgeben war. Gezielt erfasste seine Hand den Türgriff und drückte diesen runter. Nur zögerlich trat er durch die Tür. Sofort schloss er seine Augen. Das Licht blendete ihn. Saß er doch schon wieder einige Stunden in seinem Zimmer. Doch so langsam musste er doch aufs Klo. Zwar durfte er dorthin gehen. Doch meist versuchte er den anderen aus dem Weg zu gehen. Versuchte ihre Wut nicht auf sich zu lenken. Ein Unterfangen was aussichtlos war. Er war immer Schuld. Egal was passierte, es war seine Schuld. Egal was er tat… Vorsichtig und bedacht schlich er durch die Wohnung zum Badezimmer. Erst als die Tür zu war und verschlossen, beeilte er sich auf die Toilette zu gehen. Zwar durfte er eigentlich keine Räume absperren, aber er wollte es jetzt wagen und kurz duschen. Nach dem Toilettengang strich er daher seine unbequemen Kleider vom Leib. Seufzend begutachtete er die blauen Flecke und Verletzungen die überall seinen Körper zierten. Auch verspürte er leichte Schmerzen, doch diese gehörten inzwischen zu seinem Leben. Er durfte froh sein, das es nicht schlimmer war. Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden stieg er unter die Dusche und stellte das Wasser an. Zufrieden genoss er diese Behandlung einige Minuten. Doch dann rief er sich wieder ins Gedächtnis, das er noch einiges zu erledigen hatte. Schnell wusch er seinen Körper rein, drehte das Wasser aus und stieg aus der Dusche. Leise wie immer schlich er durch den Raum und holte aus einem der Schränkchen sein Handtuch raus. Schnell rieb er seinen Körper damit trocken. Ab und an, schmerzten ihn seine Verletzungen. Ohne jedoch weiter darauf zu achten wickelte er das Handtuch um seinen Körper und schlich eilig aus dem Zimmer, in sein eigenes. Die Tür ließ er einen Spalt offen um ein wenig Licht zu haben. Die Lampen waren schon lange aus seinem Zimmer verschwunden. Eilig öffnete er seinen Kleiderschrank und griff nach einem Shirt und Hose. Die Farbe war ihm egal. So viel Auswahl gab es ohnehin nicht. Er konnte froh sein das es ihm passte. Ab und zu brachte sein Vater ihm ein paar neue Klamotten mit. Alle bereits getragen und meist etwas abgenutzt. Doch da ihn eh niemand außer seiner Schwester und seinem Vater sah, war es ihm egal. Socken und Unterwäsche besaß er schon lange nicht mehr. Das meiste ging irgendwann kaputt oder er konnte es einfach nicht mehr tragen. Geld gab sein Vater nicht mehr für ihn aus. Seit die Einnahmen seiner Mutter fehlten, sparte er was das anbetraf. Soweit er aber wusste bekam Kari alles was sie sich wünschte und auch seinem Vater ging es nicht schlecht. Susumu hatte schon früher gut verdient und seine Mutter ging eigentlich nur der Freude halber noch arbeiten. Sie mochte ihre Arbeit, auch wenn sie nicht viel Geld einbrachte. Taichi erinnerte sich an viele Tage wo sie lustige Geschichten von ihrer Arbeit erzählte. Doch dies war Vergangenheit. Zufrieden seufzte Taichi, als er merkte dass sie Sachen einigermaßen passten. Sie waren sogar bequemer als das was er vorher angehabt hatte. Nachdem er sich angezogen hatte, ging er zurück ins Bad. Dort hängte er sein Handtuch auf, damit es trocknen konnte bis sein Vater kam. Seine alten Klamotten sammelte er vom Boden auf und wusch sie im Waschbecken. Danach brachte er sie in sein Zimmer zum Trocknen. Als das erledigt war, begann er das Bad gründlich zu reinigen. Keinerlei Spuren sollten ihn verraten, alles musste sauber sein für die restlichen Bewohner. Nachdem dies geschafft war, ging er alle anderen Zimmer durch und schaute ob irgendwo etwas zum Aufräumen war. Jeder Müll wurde aufgesammelt, die Wäsche zum Waschen ins Bad gebracht und später aufgehängt. Nachdem alles ordentlich war, schaute Taichi das erste Mal auf die Uhr. Sein Vater würde in zwei Stunden zu Hause sein. Er kam meist immer zur selben Zeit. Doch seine Schwester ging oft nach der Schule noch mit Freunden aus. Jeden Morgen sagte sie ihm wann er das Essen für sie bereitstellen sollte, oder schrieb ihm einen Zettel. Heute Morgen meinte Kari, sie wolle mit ihren Vater zusammen Abendessen. Dann kam sie aber doch früher nach Hause. Natürlich war kein warmes Essen für sie da und daher schrie sie ihn an. Doch woher sollte er wissen dass sie früher kam? Sinnlos, etwas zu sagen. War er doch immer schuld. Da er noch eine Stunde Zeit hatte, ging Taichi zurück in sein Zimmer. Im Wohnzimmer durfte er sich nicht aufhalten, außer zum sauber machen. In seinem Zimmer hatte er einen Wecker auf welchen er die Uhrzeit im Auge behielt. Keinesfalls durfte er zu spät mit dem Essen beginnen. Jeder Fehler musste vermieden werden. Denn sie wurden hart bestraft. Geschlagen wurde er so oder so fast täglich. Doch war es nicht so schmerzhaft, wen er sich nichts zu Schulden kommen ließ. Früher wurde er oft wegen dem Essen geschlagen. Er konnte einfach nicht kochen. Doch zwei Jahre waren eine lange Zeit und inzwischen konnte er es sehr gut. Er musste es lernen. Im Haushalt übernahm er die Rolle seiner Mutter. Taichi musste sie in allen Dingen ersetzen. Putzen, Kochen, Wäsche waschen Jeden Tag. Und trotzdem konnte er sie nicht ersetzen. Ein tiefes Loch war in den Herzen der Verlassenen und nichts konnte es Schließen. Taichi versuchte nie an sie zu denken. Die Gedanken an jenen verhängnisvollen Tag zu verdrängen, als sie starb. Seine Schuld war erdrückend und brachte ihn fast um. Inzwischen lebte er damit so gut es ging. Oft schweiften seine Gedanken an jenen Tag zurück. Immer noch schmerzten seine Erinnerungen. Meist benutzte er die kleine Taschenlampe in solchen Momenten. Mit ihrer Hilfe konnte er an seinem Schreibtisch schreiben. Es war das einzige was er hatte. Das einzige was ihn ablenkte. Von den schrecklichen Erinnerungen. Von den Schmerzen. Der Dunkelheit und seinem Leben. Der Block, Stift und die Taschenlampe waren das einzige was er besaß. Viele Seiten hatte er schon geschrieben. Meist waren es nur seine Gedanken und Gefühle. Doch ab und zu schrieb er auch Gedichte oder gar Songtexte. Früher war er gar nicht für so was zu begeistern. Doch heute war es alles was er hatte. Die beschriebenen Blätter verwahrte er sorgfältig versteckt. Oft kam es vor das sein Vater im seine Schreib Utensilien wegnahm. Wen er wieder etwas Falsches getan hatte. Dann gab es nur noch Taichi und die Dunkelheit. Stundenlang. Tagelang. Doch die kurzen Momente außerhalb des Zimmers hielten Taichi am Leben. So konnte er täglich durch die Fenster die Welt beobachten. Die Sonne sehen und die vielen Menschen, welche durch die Straßen liefen. Für sie ging ihr Leben weiter. Sein Leben war verwirkt. Verwirkt durch seine Schuld an ihren Tod. Er durfte sich nicht beschweren. Musste alles erdulden. Denn nur ihr Schmerz hatte seine Familie so verändert. Den Schmerz den er ihnen zugefügt hatte, in dem er ihren Tod verschuldet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)