Boku no Sei

Eine sehr schöne Kurzgeschichte, meiner Meinung nach. Mir gefällt besonders, wie authentisch die Verzweiflung der Hauptperson herüberkommt, insbesondere als sie die Beherrschung verliert und sich an Adam vergreift. Die Abgründe der menschlichen Persönlichkeit tun sich hier sehr offensichtlich auf und zeigen, wie schnell und einfach unüberlegte Handlungen zum Verfall und zur Zerstörung führen können. Die überwältigende Liebe der Erzählerin zu ihrer verlorenen Freundin ist beinahe spürbar, und dass der gute Freund das einzige wirklich helfende Auffangtuch darstellt zeigt sehr gut, dass Medikamente und Antidepressiva keine Lösung darstellen.
Es ist anfangs ein wenig schwer zu verstehen im Hinblick auf die Personenkonstellation, aber das klärt sich nach einer Weile. Es sind soweit auch keine Tippfehler und sonstige kleine Störer vorhanden, was einen flüssigen Lesestil ermöglicht; sehr erfreulich. Außerdem gefällt mir recht gut, dass du nicht alles haarklein erläuterst sondern ausreichend Freiraum für Eigeninterpretationen und Vorstellungsvermögen lässt. Daher kann das plötzliche Auftauchen von Adam und Shota auch als Traum erscheinen, wenn man sich es so vorstellen möchte - das ist wesentlich kreativer als sich alles nur vorkauen zu lassen.
Alles in allem eine gelungene Kurzgeschichte. Weiter so!

Was ich noch vergessen hatte: Nicht jeder Leser weiß, wieso die Dame/das Mädchen die beiden mit den Worten "Boku no Sei" anschreit, besser gesagt, was dies bedeutet. Zudem redet sie dann wieder Deutsch mit den beiden?

Ich nehme mir die Freiheit, einen Kommentar zu schreiben.
Meiner Meinung nach wirkt die Geschichte ein wenig "gehetzt", also alles in allem rauscht du durch den Storyverlauf, ohne, dass man wirklich Emotionen zu den Charakteren aufbauen kann.
Es bleiben zudem einige Fragen. Wieso wird die Hinterbliebene mit Medikamenten behandelt? Ja, ich verstehe, dass ihre Situation schwer ist, aber es wirkt so, als würde diese ohne Grund einfach damit behandelt werden.
Des Weiteren wirkt es, nun ja, lächerlich, dass sie diesen "Brief" von Adam erhalten hat, der nicht einmal von Hand geschrieben war. Als Leser denkt man, sie wäre ein einfacher Fan, der ihm geschrieben hat. Man versteht nicht, wieso sie so reagiert, weil ein Musiker ihre Gefühle nicht erwidert.
Was genau bedeuten "Clubaktivitäten" beim besten Freund? Ausgehen und Party machen? Als DJ arbeiten?
Beim Ende wiederholt sich die oben genannte Verwirrung wieder, als Adam und Shota plötzlich bei der Beerdigung auftauchen. Und "Zusätzlich riss ich ihm eine blonde Strähne heraus." Ohne, dass er sich geweht hat, oder seinen Schmerzen Ausdruck zu verleihen?
Dann noch die Aussage, Adam sei in die Verstorbene verliebt gewesen. Es folgt keinerlei Erklärung, wieso diese mit der Hinterbliebenen zusammen war, obwohl es ja scheinbar auch eine Liebesbeziehung war?

Ich finde, die Story hättest du mehr ausbauen können, insbesondere durch Erklärungen, wieso etwas ist, wie es in der Geschichte ist. Positiv war das Fernbleiben von Tippfehlern, die den Lesefluss negativ hätten beeinflussen können.

PS: Vielleicht könntest du am Anfang der Geschichte eine Trigger-Warnung bezüglich des Suizids einfügen?