Ein Leben in London von Gepo (Fortsetzung von "Eine Nacht in Bangkok" (ABGESCHLOSSEN!)) ================================================================================ Prolog: Der Weg nach London --------------------------- „Wie bitte?“ Severus Stimme war kaum mehr als ein Zischen. „Es tut mir außerordentlich Leid, Sir. Jedoch muss ich darauf hinweisen, dass unser Haus diesen Umgang nicht duldet. Wir müssen sie bitten, ihre privaten … Liaisons außerhalb des Hauses nach zu gehen.“ „Der Junge, den sie gerade einen Prostituierten schimpfen, ist mein Sohn“ Severus ließ seine Stimme um eine Oktave nach unten sacken. Er wusste, was er mit Menschen anstellen konnte. Er wusste, wie er sie an einem Stock zappeln lassen konnte. „Ich verlange, sofort den Manager im Dienst bezüglich dieser Beleidigung zu sprechen.“ Das Lächeln des Mannes ihm gegenüber hielt nur durch gute Übung an seinen Lippen, während er sich tief verbückte und erwiderte: „Ich werde ihn sofortig rufen lassen.“ „Das kann einen Moment dauern“ Severus trat den kurzen Schritt zu Harry, der artig in kurzer Entfernung hinter ihm stehen geblieben war. „Geh schon einmal rauf und leg dich schlafen. Und plündere ja nicht die Minibar, hörst du? Die muss ich selbst bezahlen“ Er hielt dem Jungen seine Zimmerkarte hin. Der Junge nahm sie, drehte sie mehrfach in seiner Hand und sah mit geweiteten Lidern auf. Das Fragezeichen sprang selbst einem mimischen Legastheniker entgegen. Severus seufzte und trat noch etwas näher, sodass der Concierge ihn keinesfalls überhören konnte. Er griff das Schild an der Karte und erklärte: „Das steht für den dritten Stock. Das hier ist die Zimmernummer. Du suchst eine Tür, wo genau diese Zahlen drauf stehen und öffnest die Tür mit dieser Karte. Verstanden?“ Harry nickte langsam und fragte leise: „Wo sind die Treppen?“ „Die Aufzüge sind ...“ Severus unterbrach sich selbst während seiner Geste. „Die Treppen sind neben den Aufzügen dort hinten.“ Der Junge begab sich in die Richtung, in die er zeigte und ließ Severus mit einem tiefen Seufzen zurück. Natürlich … es war nicht so, als hätte der Junge je eine Möglichkeit gehabt, Bangkok zu erkunden. Er war auf dem Land aufgewachsen und an ein Bordell verkauft worden – ein Bordell, das er seitdem auch nicht verlassen hatte. Die Mutter hatte ihn bestimmt nicht raus gelassen. Die Chance, dass er reißaus genommen hätte, wäre zu groß gewesen. Natürlich hatte er keinerlei Wissen über moderne Technik. „Womit kann ich behilflich sein?“, fragte ein Herr mit überzogener Höflichkeit an seiner Seite und zog Severus Aufmerksamkeit zurück in das Hier und Jetzt. „Sind Sie der Manager im Dienst?“ Der Herr verbeugte sich anstatt eines Nickens. „Ihr Concierge hat meinen Sohn als einen Prostituierten beschimpft.“ „Dieses Missverständnis tut uns außerordentlich Leid“ Der Mann sah wirklich so aus, als würde er meinen, was er sagte. Eine erstaunlich gute Wahl für einen Manager. „Die Prostitution ist großes Geschäft in Thailand und viele Besucher nutzen die Situation aus, dass die Polizei keinen ausreichenden Überblick über die Situation in Bangkok hat. Wir unterstützen die Polizei nach besten Kräften. Wenn sie den Ausweis ihres Jungen oder ein ähnliches Dokument bei sich führen, was beweisen kö-“ Severus hatte bereits in die Innentasche seines Jacketts gegriffen und Harrys Ausweis hervor gezogen, um ihn den Manager zu reichen. Er erklärte dazu: „Seine Mutter und ich sind nicht verheiratet, er trägt ihren Namen. Sie haben Glück, dass ich morgen zum Amt wollte und demnach die Papiere dabei habe.“ „Vielen Dank für Ihre Kooperation“ Der Manager verbeugte sich, ohne auch nur in den Ausweis zu sehen. „Bitte verstehen Sie, dass viele Ausländer hier kriminelle Taten begehen und wir nur unsere Mitbürger schützen wollen. Es lag uns fern, Sie oder Ihren Sohn beleidigen zu wollen. Lassen Sie uns als Entschuldigung Ihnen und Ihrem Sohn morgen früh ein opulentes Frühstück schenken. Bitte nehmen Sie dies als Geste der Entschuldigung.“ Ein Frühstück. Nun gut, eine magere Ausbeute, aber in Ordnung. Severus nickte nur und steckte den Ausweis wieder ein. Er wandte sich mit dem Hauch eines Lächelns an den Concierge, der den Kopf ein wenig eingezogen hatte: „Ich benötige eine zweite Zimmerkarte.“ „Aber natürlich, Sir“ Er hastete, ihm eine zu besorgen. Severus hatte vermutet, dass er Harry suchen gehen müsste. Oder Streit mit Nachbarn schlichten müsste, da Harry doch die falsche Tür genommen hatte. Selbst wenn er es ins Zimmer geschafft hatte, so hatte Severus vermutet, dort zumindest ein riesiges Chaos vorzufinden. Oder eine geplünderte Minibar. Er hatte nicht vermutet, Harry brav im Bett liegend vorzufinden. Er revidierte die Einschätzung, als er seinen Schlafanzug nehmen wollte und dabei einen vollkommen nackten Fünfzehnjährigen aufdeckte. Er knüllte das Oberteil seines Schlafanzugs zusammen und schmiss es dem nicht ansatzweise Schlafenden an den Kopf mit dem Kommentar: „Zieh dir was über.“ Echt, dieser Junge … er hätte wenigstens seine Unterhose anbelassen können. In seinem Kleiderpack war doch eine gewesen, oder? Severus war sich nicht vollkommen sicher. Er schüttelte wirsch den Kopf, zog seine Schlafanzughose über und legte sich ins Bett. Ein Glück, dass er sowieso immer ein Zimmer mit Doppelbett buchte. Nicht, dass er je Besuch mit aufs Zimmer nehmen würde. Es war nur bequemer. Er hob die Decke wieder, stellte befriedigt fest, dass Harry seinem Befehl gefolgt war und legte sich hin. Kaum zwei Sekunden später schlang sich ein Arm und Bein über ihn und ein warmer Körper drückte sich an seine Seite. „Was zur Hölle machst du da?“ Er stieß den Jungen mit einer Hand von sich. „Ich ...“ Zwei Hände schnappten nach seiner, die er wegziehen wollte. „Ich dachte … ich bin doch dein.“ „Du bist fünfzehn. Mit dir zu schlafen ist illegal“ Severus versuchte die zwei Hände abzuschütteln, doch er wollte auch nicht gewalttätig werden. „Hier wird es doch niemand erfahren“ Harry zog die Hand zu seinem Gesicht und küsste Severus Fingerknöchel. Fünfzehn. Fünfzehn. Fünfzehn. Das Gesicht seiner Großmutter. Das Gesicht seiner Mutter. Seine Mutter beim Se- Severus seufzte langsam und zog seine Hand weg. Diesmal ließ Harry sie los. Er erwiderte: „Es wäre nicht richtig.“ Einen Moment lang herrschte Schweigen. Severus überlegte, Harry einfach den Rücken zuzudrehen und zu schlafen. Doch irgendwie fühlte sich das falsch an. Etwas hielt ihn fest. Irgendetwas metaphysisches. Das Schweigen war geladen mit Emotionen, die außerhalb seines Erkenntnishorizonts lagen. Aber irgendwie wusste er, dass dieser Moment wichtig war. Harrys Stimme, als er sprach, war von einer Mischung aus Misstrauen, Enttäuschung und Trauer durchzogen: „Warum bin ich dann hier?“ „Weil ich dir helfen will“ Und welch eine ungewöhnliche Einstellung das schon wieder war. Seit wann half Severus Snape anderen? Sollte er sich nicht lieber die Wahrheit eingestehen, dass er den Jungen bis ins Morgengrauen vögeln wollte? Oder vielleicht noch länger? Selbst das Bild seiner Mutter beim Sex schien seine Erektion gerade nicht beeinflussen zu wollen. „Dann schlaf mit mir“, verlangte Harry und rückte näher. Zumindest schlang er nicht wieder ein Bein um Severus Hüfte, dann hätte er den Plan der Enthaltsamkeit gänzlich vergessen können. „Wieso sollte ich?“ Wut – oder eher Frustration – legte sich in Severus Stimme. „Weil ich dir nicht glauben kann.“ Severus legte das Gesicht zur Seite. Die Lichter der Stadt beleuchteten selbst hier im siebenundzwanzigsten Stock noch das Zimmer, sodass er Harrys Gesicht gut betrachten konnte. Seine Züge schienen verhärtet. Die Augenbrauen weiter zusammen, jedoch ohne Falten zu werfen. Die Wangen weniger füllig, sodass die Wangenknochen mehr betont wurden. Die Lippen leicht gespitzt, die Mundwinkel dabei jedoch nicht gehoben. Das Funkeln zwischen den verengten Lidern sprach von Misstrauen. Es ließ ihn laut auflachen. Mit einem amüsierten Grinsen drehte er sich zu dem näher gerückten Jungen, sodass sie Brust an Brust lagen und flüsterte: „Und du glaubst, du machst es besser, indem ich mit dir schlafe? Was erwartest du von mir? Schuldgefühle? Beschützerinstinkte? Liebe?“ - das letzte Wort war tief in Sarkasmus getränkt - „mit dir zu schlafen heißt nichts anderes als dass ich dann meinen Spaß mit dir gehabt habe, naives Kind. Vebrauchte Güter sind nicht allzu begehrenswert.“ Harrys Lider waren vor Schreck geweitet. Er wehrte sich nicht einmal, als Severus mit einer Hand sein Kinn griff und mit der anderen seinen Hintern, um seine Hüfte gegen Severus Erektion zu ziehen. „So bist du unerreichbar. Du bist wertvoll, denn ich will dich haben und darf nicht. Verspiele das nicht, indem du dich mir anbietest“ Er drückte seinen Unterleib in Harrys unresponsive Front und seine Lippen auf Harrys. Kein Zungenkuss, aber sicherlich etwas, was brutal genug war, dass das Wort Kuss dafür nicht ausreichte. Schließlich nutzte er beide Hände, um Harry von sich zu drücken und drehte sich um, um zu schlafen. Hinter ihm herrschte Stille. Zumindest hatte der Nachtmanager mit dem Wort opulent nicht übertrieben. Das Frühstück, das man ihnen aufs Zimmer brachte, hatte eine exzellente Auswahl. Severus allerdings war ein Gewohnheitstier, demnach blieb es für ihn bei zwei Brötchen mit Marmelade – eines mit Orange, eines mit Kirsche. Dazu ein Earl Grey mit einem Schuss Zitrone. Harry währenddessen probierte alles, was er in die Finger kriegen konnte. Ehrlich gesagt wusste Severus nicht, woraus ein normales thailändisches Frühstück bestand, aber höchstwahrscheinlich war es irgendeine Reispampe. Dagegen mussten Donuts und Muffins sehr verführerisch aussehen. Ebenso wie kleine Minicroissants, Schokoladentaschen, Toast mit Nutella, Marmelade, Erdnussbutter, Pfannkuchen, Würstchen, Spiegelei … hoffentlich war der Junge noch im Wachstum und verwandelte das nicht alles in Fett. Hin und wieder erklärte Severus, wie die Sachen hießen, die der Junge da verschlang und zwischen den Bissen wiederholte dieser die fremdartigen englischen Namen. Nach einem Moment der Betrachtung erfüllt von Ekel und Faszination zugleich erklärte er auch, wo die einzelnen Speisen her kamen und welche normalerweise in Kombination gegessen wurden und welche nicht. Nicht, dass es Harry davon abhielt, wahllos alles in sich hinein zu stopfen. „Nach dem Frühstück werden wir zur englischen Botschaft gehen.“ Der Junge sah kurz auf, blinzelte und konzentrierte sich schließlich wieder auf seinen Muffin. „Ich habe heute morgen das englische Adoptions- und Asylrecht nachgelesen. Es ist nicht so einfach, dich nach England mitzunehmen. Wir müssen deine Vorgeschichte ein wenig abändern“ Harry kaute den Rest des Muffins und sah ihn mit aufmerksamem Blick an. „In Wirklichkeit bin ich dein Vater. Deine Mutter hatte eine Affäre mit mir. Natürlich wollte sie das nicht sagen, daher steht dein Vater in deiner Geburtsurkunde“ Harry hatte kein Lächeln mehr auf den Lippen, aber zumindest widersprach er nicht. „Nach dem Tod deiner Eltern warst du wie alt?“ „Ein Jahr“, antwortete dieser leise. „Gut. Du bist zu deinen Verwandten gekommen. Dort habe ich dich ein- bis zweimal im Jahr besucht, seit du fünf warst. Ich habe dir auch von Anfang an die Wahrheit gesagt, nämlich, dass ich dein leiblicher Vater bin. Vor ein paar Monaten, kurz nach meinem letzten Besuch, haben deine Verwandten dich an ein Bordell verkauft. Ich wollte dich ganz normal besuchen, habe dich nicht bei deinen Verwandten gefunden, habe von ihnen erfahren, wo du bist und dich aus dem Bordell geholt. Und jetzt willst du nicht mehr zu deinen Verwandten zurück sondern bei mir bleiben. Kannst du dir das alles merken?“ Harrys Blick senkte sich auf die Tischplatte. „Ist etwas?“, fragte Severus etwas schroffer. „Es … warum hast du mich nicht vorher mitgenommen in dieser Geschichte?“ Als Harry den Blick hob, waren seine Augen voller Trauer. „Wäre das wirklich passiert … ich wäre schon damals mit dir gegangen.“ Severus seufzte leise. Schon wieder hatte er das ominöse Gefühl, dass es gerade um mehr ging als den reinen Inhalt dieser Frage. Aber was sollte er schon anderes tun außer ehrlich zu sein? Er meinte: „Hätte ich wirklich einen illegitimen thailändischen Sohn, ich hätte ihn bei seiner Familie gelassen. Ich hätte stets gedacht, dass es ihm bei seinen Verwandten in seinem gewohnten Umfeld am besten geht. Bis mich der Schock wachrüttelt.“ „Das heißt, ich habe dir nie erzählt, wie sie mich behandelt haben? Und du hast weggesehen?“ „Ich … ich hätte mir nicht zugetraut, dir ein besserer Vater sein zu können“ Severus seufzte hörbar und wandte den Blick ab. „Das kann ich auch jetzt nicht. Ich werde dir sowieso kein Vater sein. Ich muss mich stets daran erinnern, dass du erst fünfzehn bist“ Er ließ den Rest des Satzes in der Luft schweben. „Ich kann auch nicht versprechen, dass ich dich gut behandeln werde. Ich bin ein jähzorniger Mensch. Ich teile nicht gern. Dich in mein Leben zu lassen ist … eine Umstellung.“ Nochmal: Warum machte er das hier? „Also war ich ein Unfall? Von Mutter und dir?“ „Du … nein, ich denke, es ist besser zu sagen, dass ich deine Mutter geliebt habe. Es erklärt, warum ich mich auch Jahre nach ihrem Tod noch um dich sorge.“ „Du hättest dich um dein eigenes Kind nicht gesorgt?“ Das leichte Lächeln verschwand wieder von Harrys Lippen. „Ich … weiß es nicht“ Severus sog den Blick über die Stadt in sich ein. „Ja … ich weiß es nicht.“ Seine Glückssträhne schien zu halten. Die Sachbearbeiterin, auf die sie in der englischen Botschaft trafen, war eine junge, sensible Frau, deren Herz für Harry praktisch ausblutete. Umso einfacher. Er musste sie weder bedrohen noch ihr Gesetzestexte um die Ohren werfen. Ein Asylantrag, eine Vorsorgevollmacht, ein Reisepass und zwei Verhöre der thailändischen Polizei später – was zwei Tage in Anspruch nahm – saßen sie im Flieger zurück nach London. Das einzige, was Severus bereute, war, dass er Kalebirth nicht hatte vorhalten können, mit was er da geschlafen hatte. Er konnte es sich allerdings für eine passende Gelegenheit aufbewahren. Vielleicht seine Hochzeit. Ja, das war eine famose Idee. Harry war natürlich völlig aus dem Häuschen. Angefangen beim Shoppen in Thailand über den Flug selbst bis zur Taxifahrt durch London war für ihn alles groß, bunt und neu. Und es hatte nur diesen einzigen Tag gebraucht, damit er eine tiefe Abneigung gegen Sitzgurte entwickelte. Sitzgurte hießen, still sitzen zu bleiben. Und das schien etwas, zu dem Harry nicht fähig war. Hätte er gekonnt, er hätte die Fahrt quer über Severus liegend mit dem Kopf aus dem Fenster verbracht, um ihm ein Ohr abzukauen. Jugendliche waren nervtötend. Harry dabei zu haben war wie als hätte man einen jungen Hund gekauft, der nicht aufhören wollte zu bellen. Er war nur still, wenn er etwas wirklich Außergewöhnliches sah – dann brachte er eine überzeugende Imitation eines Goldfisches – oder wenn Severus ihm etwas erklärte oder erzählte. Konsekutiv begann Severus, immer mehr zu reden, bis er am Ende das Gefühl hatte, mehr geredet zu haben als sein ganzes Leben zuvor. Dementsprechend erschlagen von der Welt kam er zuhause an. Sein Haus lag im Außenbezirk von London, nicht übermäßig teuer, aber auch nicht gerade für jeden bezahlbar. Zwei Etagen, ein Witz von einem Garten und völlig von Efeu überwuchert, da ihm neue Anstriche zu teuer waren. Er zeigte Harry grob, was wo zu finden war – Küche, Wohnzimmer und Abstellkammer unten, Schlafzimmer, Bad und Arbeitszimmer oben – und brachte ihn ins Gästezimmer. Er hatte es einst für seine alternde Mutter eingerichtet, aber der alte Knochen hatte lieber in ihrem eigenen Haus sterben wollen. Somit war der Raum noch nie benutzt worden. Selbst Harry konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, nachdem das Tohuwabohu nun rum war, doch Severus klärte ihn auf, dass er wach zu bleiben hatte, um nicht dem Jetlag zu erliegen. Er sah sich also gezwungen, eine genauere Tour durch sein Haus zu geben und dem Jungen die Bedienung des Fernsehers zu erklären. Zwar verstand Harry nichts, aber die bunten Bilder fand er aufregend. In der Werbung, die sich bereits zum dritten mal wiederholte, fragte der Junge ihn: „Was arbeitest du?“ „Ich arbeite als Anwalt in der großen Stadt, durch die wir her gefahren sind.“ „Fährst du jeden Tag in die große Stadt?“ Anscheinend war er doch interessanter als Tyrrells Chips. Wie beruhigend. „Die Stadt heißt London. Ja, dort fahre ich jeden Tag hin. Außer Sonntag. Da habe ich meist frei.“ „Soll ich den Haushalt machen, während du arbeitest?“ „Das kannst du?“ Severus hob eine Augenbraue in Erstaunen und Unglaube. Wenn er das konnte, könnte man die Haushälterin einsparen. Und der Junge brauchte eine Beschäftigung. Bestimmt könnte er irgendwo im Internet eine Seite finden, wie man seine importierte Frau beschäftigt hielt. „Ich kann kochen, putzen, waschen und den Garten ordentlich halten“ Harry beobachtete sein Gesicht vorsichtig. „Zwei Tage die Woche kommt eine Haushälterin. Sie kann dir beibringen, wie du was zu putzen hast und wo du die Sachen dafür findest“ Und zum Dank würde er sie dann feuern. Er sollte ihr die Kündigung erst später überreichen, auch wenn das hieß, dass er sie noch ein oder zwei Monate länger beschäftigen musste. Außerdem bestand noch die Frage, ob Harry seine Erwartungen erfüllen konnte. „Vor allen Dingen musst du die Sprache des Landes erlernen. Ich werde mich morgen erkundigen, wo ich einen Lehrer finden kann.“ Harry nickte und lächelte. Severus brachte ein halbherziges Lächeln zustande. Er musste sich selbst erinnern, dass der Junge Thailänder war. Es würde ihn erschrecken, kein Lächeln zu sehen. Nur fühlte sich seine Gesichtsmuskulatur jetzt schon überanstrengt an. „Ich gehe schlafen“ Er erhob sich und warf einen mahnenden Blick zu Harry. „Wage es nicht, mein Schlafzimmer zu betreten.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)