Kammerflimmern von KankuroPuppet (LawxKid AcexMarco) ================================================================================ Kapitel 5: Klärungsbedarf ------------------------- Kammerflimmern Drittes Kapitel. Klärungsbedarf. „Bist du krank, verkatert oder beides?“, erkundigte sich Marco, legte eine Hand auf Ace‘ Schulter und schaute ihn teils amüsiert, teils beunruhigt an, als würde er die Antwort abwarten und sich daraufhin erst für eines der Gefühle entscheiden wollen. Dieser Wesenszug hatte Ace schon immer fasziniert, hielt sich Marco doch gerne alle Optionen offen, bis er die Gesamtsituation analysiert und das Optimum gefunden hatte. Er war eine dieser natürlichen Führungspersönlichkeiten – anders als Ace. Dieser sackte immer mehr in sich zusammen, versteckte sein Gesicht in seinen Handflächen und hoffte wie ein kleines Kind in der Unsichtbarkeit zu entschwinden. Die Hand, die so liebevoll auf seiner Schulter geruht hatte, wurde zurückgezogen und Marco kniete sich hin, um den zweiten seiner Sneaker fester zu schnüren. „Du siehst nicht so aus, als würdest du mit mir Laufen wollen, huh?“, nuschelte er dabei, richtete sich wieder auf und fuhr sich durch die kurzen, blonden Haare; wie jedes Mal, wenn er versuchte seinen Freund zu gemeinsamen sportlichen Unternehmungen zu bewegen. Ace schluckte schwer, atmete tief ein und versuchte seine Stimme so normal wie möglich klingen zu lassen – Ging Marco eine Runde Joggen, würde ihm dies eine Stunde Zeit geben, um zu entscheiden, was er nun machen würde. „Erstens ist es ca. 50 Grad draußen, zweitens wird der Tag nicht kommen, an dem ich Laufen gehen werde“, kommentierte Ace und verschränkte die Arme vor der Brust, „Aber ich bewundere deinen Optimismus sowie dein Durchhaltevermögen, wenn es darum geht, mich danach zu fragen.“ Kaum hatte er es ausgesprochen, entlockte er Marco ein schwaches Lächeln. Offensichtlich hatte er sich dafür entschieden, Ace‘ Zustand als verkaterte Folge der letzten Nacht zu interpretieren. Um seine Aussage zu unterstützen und von seinen wackligen Knien zu kommen, ließ sich Ace rückwärts auf die Couch fallen und verschränkte die Finger hinter seinem Kopf. Marco legte die Stirn in Falten: „Kid muss dich ja ganz schön rangenommen haben“, feixte er, schnappte sich entspannt eine Flasche Wasser von der Kücheninsel und öffnete sie mit einem Zischen, während Ace das Herz in die Hose rutschte. „Bitte was?“ Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen hatte er sich in Windeseile aufgerichtet. Abwechselnd wurde ihm heiß und kalt, während sich sein Mund augenblicklich trocken anfühlte. Er stammelte: „Woher… und was?“ Ace‘ Gedanken überschlugen sich, während Marcos Mundwinkel abermals nach oben gezogen wurden: „Woher ich weiß, wo du warst, mein Poet?“, witzelte er mit seinem nach Ace‘ Ansicht fragwürdigen Humor, schritt um die Couch herum und ließ sich neben seinen Freund fallen - seine Augen funkelnd vor Belustigung. Ace fand die Situation weniger amüsant, vielmehr beängstigend; Marcos Nähe nun fast bedrohlich. Hatte Law etwa Marco angerufen? Er schüttelte den Kopf. Das würde Law ihm nicht antun. Außerdem war Law doch auf der Arbeit gewesen, als er die Wohnung an diesem Morgen verlassen hatte. Er konnte von nichts wissen… War Law vielleicht dagewesen, als er und Kid nach Hause gekommen waren? Die Antworten konnte ihm nur der Medizinstudent persönlich geben… Vielleicht sollte er ihn anrufen… „Du hast mir Nachrichten geschickt“, löste Marco eines der Rätsel in Ace‘ Gedanken und ließ dessen graue Augen verwirrt aufblicken. „Nachrichten?“, erkundigte er sich mit gerunzelter Stirn. Zwischen ihnen breitete sich Anspannung aus, entstanden durch die fehlende Balance im Wissen der beiden jungen Männer. Marco spielte mit Ace und das gefiel diesem ganz und gar nicht, auch wenn sein Freund wahrscheinlich nicht ahnte, welche Qualen Ace gerade durchstand. So verstrich eine schiere Ewigkeit, bis sich der Firmenerbe nach vorn lehnte, sein Smartphone vom Beistelltisch nahm und seinen Daumen kurz über den Display streichen ließ. „Bin in der Stadt mit Law und Kid. Vielleicht bis morgen“, begann Marco schmunzelnd zu zitieren. „Ich wusste nicht, dass du sauer warst… Warum hast du am Telefon nichts gesagt?“, hakte er nach, hob eine seiner schmalen Augenbrauen und verfolgte wie Ace abweisend mit den Schultern zuckte. „Wie kommst du drauf, dass ich sauer war?“, nuschelte er ertappt und zog den Mund zu einem Schmollen, während er die Beine überschlug und seine Arme auf die Unterschenkel stützte. „Vielleicht bis morgen?“, wiederholte Marco daher Beweisstück A, wartete aber nicht länger auf eine Bestätigung, sondern fuhr fort: „Law’s arbeiten. Geh mit Kid in Club. Akku fast leer.“ Während Marco kicherte, fuhr sich Ace beschämt durch die Haare. “Die nächste kam dann eine Stunde später: Ok Akku is da. Mega hier. Scheiss auf deine beknackte Arbeit.“ Ein Seufzen unterbrach Marcos Vortag. Ace war zum Heulen zumute. Nicht nur hatte er seinen Freund aufs Peinlichste beleidigt, nein, er hatte es wahrscheinlich noch schlimmer kommen lassen! Doch an das alles konnte er sich dank des Alkohols nicht mehr erinnern. Für einen Moment blitzte das Bild von Kids Zimmer im Mittagslicht vor seinem inneren Auge auf und er schüttelte den Kopf, um es schnell wieder loszuwerden. „Warum hast du nicht geantwortet?“, entgegnete Ace missmutig; traute sich nicht, Marco anzusehen. Der Gefragte zögerte jedoch keinesfalls mit der Antwort: „Ich hab dich wieder einmal ein Wochenende allein lassen müssen, du warst frustriert und hast seit langem wieder ordentlich gefeiert, wie es sich für jemanden Anfang zwanzig gehört. Ich wüsste nicht, was daran falsch sein sollte“, erklärte Marco aufrichtig, wuselte mit einer Hand tröstlich durch Ace‘ pechschwarzen Strähnen und lächelte ihn verständnisvoll an. Wieder seufzte Ace, dieses Mal lauter: „Kannst du bitte aufhören, so perfekt zu sein? Ist ja schon widerlich…“ Schlechtes Gewissen trieb Übelkeit aus der Brust auf seine Zunge, als ihm bewusst wurde, dass er Marco niemals von seinem Morgen erzählen konnte. Niemals konnte er ihn dermaßen verletzen… „Die letzte Nachricht war dann von Kid“, meinte Marco schließlich, als er spürte, dass sich Ace‘ Laune nicht aufhellen würde. Sein Freund hob erschrocken den Blick, als er den Rotschopf erwähnte. „Kid?“, wiederholte Ace und starrte einen Augenblick gedankenverloren an die gegenüberliegende Wand. Damit verschwand schlussendlich auch Marcos Lächeln und wich einem nachdenklichen Ausdruck, bevor er begann vorzulesen: „Heyho reicher Sack, dein Häschen is voll bis über die Möhre und pennt bei uns. Fürn kleines Lösegeld schick ich ihn morgen zurück. Süße Träume xxx. Steht zwar kein Name dabei, aber ich schätze mal, dass nur Kid so charmant schreiben kann.“ Mit einem ironischen Schnauben legte er sein Handy zurück auf den Tisch und Ace wurde wiederholt deutlich, dass sich Marcos wenig euphorische Meinung über Kid wohl kaum ändern würde. „Ich bin danach Schlafen gegangen, aber es blieb ohnehin die letzte Nachricht“, schloss der Firmenerbe seinen Vortrag. Ace atmete erleichtert aus und konnte sich für einen Moment sogar ein leichtes Lächeln abringen, überdachte er die Worte der Nachricht. Klingt nüchtern genug für Kids Standards. Vielleicht ist wirklich nichts gelaufen… Wahrscheinlich... Ace wich erschrocken zurück, als er plötzlich an der Wange berührt wurde. Perplex blickte er in Marcos blaue Augen und verfolgte dessen ausgestreckten Arm, der nun ins Leere Griff, nachdem sich Ace ihm entzogen hatte. „Entschuldigung…“, formten seine Lippen und ließen Ace schuldbewusst zur Seite blicken. „Sorry… Mein Kopf bringt mich um… Ich denke, ich sollte was schlafen“, brachte Ace hervor. Er fühlte sich mit einem Mal dreckig; niemals gut genug für einen Mann, der treudoof auf ihn gewartet hatte, während er besoffen durch die Weltgeschichte gewandelt war; für einen Mann, der ihn nun so unverdient besorgt musterte: „Wir sind heute Abend bei Thatch eingeladen… Aber ich kann ihm absa-…“ „Nein!“ Ace war selbst erschrocken über seinen lautstarken Einwand und starrte in Marcos verblüfftes Gesicht, das ihn sogleich zur Erklärung aufrief. „Nein. Du solltest auf jeden Fall gehen. Ich hatte gestern meinen Spaß, du heute. Ist nur fair. Ich meine… Es tut mir Leid, aber ich sollte mich wohl lieber ausruhen. Gestern war wohl doch etwas… etwas…“, verzweifelt suchte er nach einem Adjektiv. „Wild?“, schlug Marco scherzend vor, doch sorgte er keineswegs dafür, dass sich sein Freund besser fühlte. Wenn du wüsstest… Ace fuhr sich erschöpft durch die immer noch schweißnassen Haare. Marcos Nähe machte ihn immer nervöser, so dass er aufstand, zur Küchentheke schlenderte, sein Handy ans Ladekabel anschloss und nach wenigen Sekunden einschaltete. Die Übelkeit wollte einfach nicht von Ace‘ Zunge verschwinden und die zuvor angenehme Klimaanlagenluft fühlte sich nun wie ein eisiges Brennen auf seiner prickelnden Haut an. Ace konnte einfach nicht verstehen, wie er so sehr die Kontrolle hatte verlieren können und mit dem Blick auf seinen Freund auf der Couch, der ihn so nachdenklich musterte, konnte er sich nicht einmal mehr daran erinnern, wieso er auf ihn hatte sauer sein können. In diesem Moment hasste er sich geradezu für seine destruktive Impulsivität. Indes sprang Marco mit Elan auf, trat auf Ace zu, der im selben Augenblick zurück zum Sofa schlich und seinen Freund mit einem Fragezeichen auf der Stirn zurückließ. Argwöhnisch und leicht unzufrieden griff der blonde Firmenerbe nach seiner Wasserflasche und nahm einen weiteren Schluck: „Du würdest mir sagen, wenn etwas nicht stimmt, oder Ace?“, erkundigte er sich schließlich mit einer leichten Schwere in den Worten. Ace zuckte zusammen, fühlte sich auf die Prozessbank gesetzt, ohne, dass es Marcos Absicht sein konnte, denn er war sicherlich nur besorgt. „Klaro“, murmelte Ace bemüht lethargisch in sich hinein, beugte sich nach vorn und kniff Augenlider und Lippen fest zusammen, um einen verzweifelten Aufschrei zu unterdrücken. Er hörte erst Marco seufzen, dann das Glas, das auf das Holz der Theke gestellt wurde. Schweigen legte sich um sie, unangenehm wie verräterisch in der schwülen und doch künstlich gekühlten Luft des Spätsommers. Kurz fürchtete Ace eine weitere Nachfrage, dann wurde die Atmosphäre von einem schrillen Piepen durchschnitten. Schritte hallten hinter dem Sofa, gingen fort, kamen näher und marschierten schließlich an ihm vorbei. „Ich bin in einer Stunde zurück. Ruh dich aus“, erklärte Marco und drückte einen Kuss auf Ace‘ Hinterkopf, woraufhin sich dessen Körper automatisch verkrampfte. Langsam nur lugte Ace hinter seinen schwarzen Strähnen hervor, hob eine Hand und versuchte mit seiner traditionellen Phrase Normalität in die Unbehaglichkeit der Situation zu bringen: „Viel Spaß, du kranker Fitnessfanatiker.“ Marco ließ ein leichtes Schnauben hören, öffnete die Tür und verabschiedete sich mit den Worten: „Das war eben dein Handy. Eine Nachricht von Law.“ Die Tür fiel in Schloss, während Ace‘ Herz in die Hose sackte. ~*~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)