Fallen Angel von Plotchaser (Angels Project II) ================================================================================ Kapitel 9: Geschlossene Akten ----------------------------- Die Aufregung der vergangenen Nacht lies die beiden bis zum Mittag durch schlafen. Als Kira erwachte, grub Nagi gerade einen ihrer Vorräte aus und brachte ihn zu ihr. „Guten morgen“, gähnte sie dem Grauen müde zu und streckte sich in alle Richtungen, bevor auch sie sich über ihr Frühstück – bestehend aus Fleischwürsten – her machte. Erst, als sie beide gesättigt waren und Nagi den restlichen Proviant wieder versteckt hatte, stand die Blonde schließlich auf. „Ich werde dieses Labor suchen. Vielleicht ist es ja nur ein Zufall, dass sie hier an Wölfen herum experimentieren.“ Besorgt strich Nagi um Kiras Beine herum. „Nein.“ „Doch. Ich weiß, dass es gefährlich ist. Aber das ist die einzige Möglichkeit herauszufinden, was die dort drinnen anstellen. Außerdem wissen wir ja, dass man mich nicht so schnell aus dem Weg räumen kann...“ Bei diesen Worten lief die Blonde schließlich los, in die Richtung, die sie noch nicht ausgekundschaftet hatten. Denn nur dort irgendwo konnte das Labor stecken. „Sie werden dir weh tun.“ „Nicht, wenn sie mich nicht kriegen.“ „Aber...“ „Gut. Ich werde ihnen nicht gleich auf's Dach steigen, okay? Ich werde nur schauen, ob ich etwas über uns herausfinde. Ich muss endlich wissen, was genau wir sind. Was dieses Angels Project ist, von dem der Kerl gesprochen hat.“ Mit einem dumpfen Gefühl im Kopf ging Kira weiter.   Erst, als sie tatsächlich an ein umzäuntes Gebäude kamen, blieb die Blonde stehen und setzte sich dann einfach im Schneidersitz in den Schatten eines nahestehenden Baumes. Hier war der Wald lichter und auch die restliche Strecke zum Zaun übersichtlich frei. Nagi tänzelte unruhig von einer Pfote auf die andere. „Sie werden dich sehen.“ Mit verschränkten Armen betrachtete die Blonde das Gebilde vor sich und legte mal den Kopf in die eine Richtung schief, dann in die andere. „Nein“, sprach sie nach einer Weile dann langsam aus, während ihre Augen einen Punkt fixierten und sie mit dem Finger auf diese Stelle deutete. „Dort hinten gibt es ein Zeitfenster, in dem sich die Kameras nicht treffen. Mir bleibt genug Zeit, über den Zaun zu klettern und an das Gebäude heran zu kommen.“ Kurz hielt die Blonde inne, verfolgte dann ihren Weg mit dem Finger weiter und zog die Stirn dabei kraus, als sich etwas in ihren Gedanken regte. „Dort werde ich rein gehen, als wäre es für mich das normalste der Welt. Dann werde ich den Gang dahinter bis... ungefähr da hin verfolgen und mir in der Umkleide etwas passendes heraussuchen.“ Überrascht blickte der Graue zu ihr auf. „Woher weißt du, dass dort die Umkleideräume sind?“ Seine Schwänze zuckten unruhig hin und her, während seine großen Ohren sich auf das Gebäude und die einsame Straße davor richteten. „So war es in dem Labor, aus dem ich komme. Und auch in einem anderen.... zwei anderen...“ Kritisch verzog Kira ihr Gesicht und schüttelte dann den Kopf, um sich nicht zu intensiv auf ihre sich anbahnende Erinnerung zu konzentrieren. Sie wollte ihr Hirn nicht überfordern und einen Ausfall dessen heraufbeschwören. „Ich komme nicht ganz darauf, aber die Labore sind im Grundriss immer so ziemlich gleich aufgebaut.“ Fasziniert betrachtete Nagi seine Gegenüber, ehe er aufstand und sich an sie schmiegte. „Ich passe schon auf mich auf, keine Angst. Mir wird nichts passieren. Ich bin bald wieder da.“ Und mit diesen Worten stand die Blonde auch schon auf und eilte auf den Zaun zu. Sie passte den Moment genauestens ab, um über den Zaun zu steigen, und verfolgte ihren Plan bis hin zu den Umkleideräumen ohne Umschweife. In der Frauenumkleide probierte sie mehrere Spinde durch, bis sie einen fand, in dem sich ein weißer Laborkittel befand. Nachdem sie ihre Hose als unwürdig eingestuft hatte, schnappte sie sich auch noch eine zu große, weiße Hose und zog diese kurzerhand über ihre eigene, ehe sie den Gürtel darüber fest zog und den knielangen Kittel zu knöpfte. Ein kurzer Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie im groben Ganzen überzeugend wirkte, doch musste sie noch etwas mit ihren Haaren machen. Zwei Spinde später fand sie ein verloren wirkendes Haargummi, mit welchem sie ihre Haare tief im Nacken zusammen band und auch noch eine Lesebrille mit schwacher Sehstärke, die sie sich auf die Nase schob. Kurz blinzelte die Blonde irritiert, dann zog sie die Gläser wieder ein Stück herunter, sodass sie über den Rand schauen konnte. „Na dann, auf in den Kampf“, brummelte sie leise vor sich hin, als sie schließlich den Raum, mit einem Klemmbrett in der Hand, verließ und schnellen Schrittes den Gang entlang schritt. Irgendetwas in ihr riet ihr, dass sie beschäftigt aussehen sollte und laufen musste, als ob sie unter Strom stünde. Also befolgte sie ihren eigenen Rat, linste nur schnell im Vorbeigehen auf die Raumschilder und blieb dann schließlich vor einer Tür stehen, deren Aufschrift „Labor3“ lautete. Da ihr jemand auf dem Gang entgegen kam, nahm sie das Klemmbrett hoch und blätterte durch die leeren Blätter, als würde sie etwas nachlesen, bis der Angestellte um eine Ecke bog und aus ihrem Sichtfeld verschwand. Und im nächsten Moment huschte sie auch schon durch die Labortür, hinein in einen sterilen Raum, der nur so von Desinfektionsmitteln und halb überdeckten anderen Gerüchen stank. Unwillkürlich schüttelte die Blonde sich und atmete flacher, da der beißende Geruch sie in der Lunge kratzte. Dann schlich sie sich durch den Raum und betrachtete alles kleinlichst und überprüfte jede Schublade und jeden Schrank, was sich darin befand: Apparaturen, Instrumente, Besteck, mit Flüssigkeiten befüllte braune Glasflaschen, leere Käfige und Aktenschränke an den Wänden und einen Schreibtisch, auf dem ein Mac stand. Nur kurz hielt die junge Frau inne, dann warf sie sich auf den Bürostuhl und tippte die Maus an, damit der Rechner erwachte. Als er jedoch ein Passwort verlangte, hielt die Blonde kurz inne. Nachdenklich lies sie ihren Blick durch den Raum wandern, dann versuchte sie sich an den Schreibtischschubladen, in denen allerhand Kram herum flog, ebenso wie Papiere, die jemand wohl als „nicht so wichtig“ abgetan hatte, aber kein Passwort. Immer noch grübelnd hob Kira die Maus an und drehte diese um: Nichts. Dann tat sie das selbe mit der Tastatur und: Bingo! Das Passwort war auf die Unterseite dieser aufgeklebt. Mit einem kritischen Lächeln im Gesicht tippte die Blonde das Passwort ab und entsperrte den PC. „Das war ja einfach...“ So, als hätte sie das schon einmal gemacht, klickte die Frau sich durch die Ordner, bis sie zu den „Weltweiten Projekten“ kam. Dort überflog sie ihr unbekannte Projektnamen, bis sie schließlich an die mit „Closed“ gekennzeichneten Ordner kam. Auch diese überflog sie, ehe sie mit den Augen wieder einige Zeilen nach oben sprang und ehrfurchtsvoll den Ordner mit dem Namen „Closed – Angels Project“ anklickte. Am liebsten hätte Kira sich die ganzen Dateien ausgedruckt, um sie später in Ruhe durch zu lesen, doch war ihr das nicht möglich. So überflog sie einfach das, was sie für wichtig erachtete, im Schnelldurchlauf. Es war nicht viel, das hängen blieb, jedoch genug, dass es ihr stechende Kopfschmerzen bereitete. Trotzdem versuchte sie weiter zu lesen. „Hm? Warum schwärzen die in solchen Berichten etwas? Ich dachte, das wäre ein weltweites Projekt, keines, das sie vor den anderen Ländern verheimlichen müssten...? --- AP-312-001 – Kira, hah, das bin ja ich... 21 Jahre alt, bei Projektbeitritt... Ich würde mal behaupten, ich sehe auch jetzt nicht viel älter aus, oder? Sehr vielversprechend... --- Geflohen... --- Wurde mit der --- aufgegriffen... Himmel! Was soll dieses dumme Schwärzen? --- Erneuter Ausbruch... --- Hatte sie Unterstützung? --- Ja...? Ich glaube, da war wer... Aber kein Mensch... Irgendwer hat mich gerufen... Wer war das...? Egal, weiter... Hä? 7 Jahre später? Erneutes Ergreifen von AP-312-001 inklusive 4 Welpen... --- Tests beweisen, dass es sich bei NG-276-067 um AP-312-001 handelt... --- NG steht wohl für Neue Generation, wenn ich das richtig raus lese... Zeigt einen rasanten Gestaltwandel... Seit der letzten Begegnung muss etwas das Werwolfgen aktiviert haben... Bitte, was? Gestaltwandel? Werwolfgen?“ Ungläubig starrte Kira ihre Handfläche an und begriff, wieso sie dieses Gefühl besaß, in diesem Körper irgendwie falsch zu sein. „Ich bin ein Wolf...“ Während sie die Hand zur Faust ballte, las sie bereits weiter: „Jemand muss ihr zur Flucht mit den Welpen und TO-234-044 verholfen haben... TO? Test Objekt, ah. Was? 18 Jahre später, euer ernst? Was war denn davor? Ihr habt ja fast 2 Seiten geschwärzt! --- Keine äußerlichen Alterungsanzeichen. --- Unsterblichkeit widerlegt. --- Erst nach vielen Versuchen ist es uns gelungen, ein Gift zu finden, das AP-312-001 tötet... Moment! Das ist doch erst vor einigen Monaten gewesen. Das... kann nicht sein... Die haben gedacht, ich wäre tot... Und dann bin ich dort doch wieder aufgewacht... Himmel, was haben die mit mir gemacht...? Bin ich wirklich... unsterblich? Bin ich seit fast 30 Jahren nicht gealtert?“ Während sich Kiras Gedanken überschlugen und mit Erinnerungen verbanden, die bisher weggesperrt gewesen waren, schloss die Blonde mit ein paar Tastenkürzeln sämtliche geöffneten Fenster und zwang den Mac wieder in seinen Standby-Modus, ehe sie aufstand und leicht torkelte. Kopfschüttelnd stützte sie sich auf dem Schreibtisch ab und kniff ein Auge zusammen, um das Doppeltsehen zu unterbinden. „Okay... Gut... Ich habe einige Informationen, die mir gefehlt haben... Kann ich die bitte draußen verwerten...?“ Doch schien ihr Gehirn von diesem Vorschlag nicht überzeugt zu sein und so ging die Blonde, unter einem Anfall höllischer Kopfschmerzen, zu Boden als ihre Knie unter ihr nachgaben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)