Fallen Angel von Plotchaser (Angels Project II) ================================================================================ Kapitel 2: Der Fremde --------------------- Während Kira rannte, schaute sie in jede noch so kleine Gasse, um den Entführer und Nagi ja nicht zu übersehen. Konnte sie den Entführer überhaupt finden? War sie in die richtige Richtung gelaufen oder entfernte sie sich nur immer weiter von ihm? Hatte sie überhaupt eine reelle Chance, Nagi zu befreien? Oder war bereits alles zu spät, da ihre Angst sie zu lange gelähmt hatte? Erneut kroch Panik in ihr hoch, da diese negativen Fragen in ihrem Kopf kein Ende fanden. Jedoch rang sie die Angst nieder und blieb abrupt stehen.   Die Umgebung hatte sich verändert. Sie war aus der Innenstadt raus und nun in einem heruntergekommenen Hafengebiet, das keinesfalls zum Wohnen genutzt wurde. Denn, um sie herum standen zahlreiche rostige Container und teilweise eingefallene Lagerhäuser. Alles schien so, als hätte man diesen Teil der Stadt überstürzt verlassen und dann einfach vergessen, dass es ihn noch gab. Kritisch huschte Kiras Blick umher, während sie in der Luft schnupperte.   War da nicht etwas...? Ein Geruch, den sie in der Stadt als unwichtig deklariert hatte... Was war das für ein Geruch...?   Mit wachsamem Blick folgte die Blonde dem Geruch zu einem alten Auto. Als sie die Hand zum testen auf die Motorhaube des rostigen Kombis legte, fühlte sie, dass diese noch warm war. Im selben Moment entdeckte sie ein schwarzes Rinnsal zu ihren Füßen und ging in die Hocke, um die Finger hinein zu tunken und daran zu schnuppern. Einen Moment lang hielt sie mit misstrauischem Blick inne, dann roch sie noch einmal an ihren Fingern und anschließend an dem verdreckten Auto selbst. Das war es gewesen! Dieser beißende Geruch des verdreckten Autos zusammen mit dem Geruch des ranzigen Öls hatte sie hier her geführt. Auch wenn sie diese Gerüche beim Verlassen des Friseursalons als zur Stadt gehörig abgetan hatte, so hatte sie unterbewusst doch gewusst, dass sie ihnen folgen musste. Erneut entrang sich ihrer Kehle ein Knurren. Jedoch stockte es sofort wieder, als sie ein metallenes Rasseln hörte. Auf der Stelle machte Kira sich noch kleiner und lauschte dem Geschehen. Eine metallene Kette die rasselnd um etwas herum gelegt wurde und mit einem klickenden Vorhängeschloss fixiert wurde, ein paar Schritte die gedämpft näher kamen, eine schwere Tür, die in ihren Scharnieren quietschte, während sie geöffnet und anschließend wieder geschlossen wurde, dann das Klimpern von Schlüsseln, ehe der richtige Schüssel gefunden und die Tür verschlossen wurde. Als sie dann hörte, dass die Person sich eine Zigarette mit einem mechanischen Feuerzeug anzündete, löste sie sich aus ihrer starren Haltung und schlich sich geduckt um den Kombi herum, bis sie um die hintere Ecke spähen konnte. Dort stand ein junger Mann, Mitte 20, mit braunen, mittellangen Haaren. Er lehnte an der Containertür und tippte auf einem Handy herum, während er an seiner Zigarette zog. Skeptisch verzog die Blonde das Gesicht. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie die richtige Person vor sich hatte. So unschuldig dieser Kerl auch aussah, das war Nagis Entführer. Also stand sie kurzerhand auf und ging zielstrebig auf ihn zu.   Erst, als Kira bereits die Hälfte der Distanz zwischen sich und dem Mann hinter sich gebracht hatte, bemerkte er sie und zuckte so heftig zusammen, dass ihm die Zigarette aus der Hand fiel. Mit geweiteten Augen starrte er die Blonde an, ehe er sich wieder fing und sein Handy in die Hosentasche gleiten lies. „Das hier ist ein Privatgelände. Du hast hier gar nichts zu suchen. Verschwinde lieber, oder ich rufe die Polizei.“ Mit schief gelegtem Kopf blieb das Mädchen stehen und musterte ihren Gegenüber erneut. Er schien sie nicht mit Nagi in Verbindung zu bringen, sonst würde er nicht so gelassen bleiben. Er schien sie nicht einmal als Gefahr an zu sehen. Großer Fehler... Kiras Augen verengten sich, während sie die Zähne zeigte. „Tja, juckt mich reichlich wenig. Ich bin hier, weil du etwas hast, was mir gehört.“ Nun schien der Kerl doch endlich nachzudenken, denn seine Gelassenheit bröckelte ein wenig. Jedoch überspielte er diese Blöße mit einem unschuldigen Grinsen. „Was sollte ich denn von dir haben? Ich hab dich noch nie zuvor gesehen.“ „Gut möglich, wenn man den Blick auf etwas anderes gerichtet hat, dass man mich übersieht. Aber ich bin nicht blöd, also lässt du es besser sein, mich verarschen zu wollen. Gib' ihn einfach wieder her und ich verschwinde wieder so schnell, wie ich gekommen bin.“ Auch wenn sie es vorerst auf die nette Art versuchte, so sah man ihrem eiskalten Blick doch an, dass sie nicht zögern würde, ihm etwas anzutun, wenn er nicht kooperieren sollte. Trotzdem spielte der Mann weiter den Dummen. „Was? Wen soll ich wieder her geben? Du bist doch völlig verrückt. Ich ruf jetzt die Polizei“, bei diesen Worten griff er in seine Hosentasche, um sein Handy erneut hervor zu holen. Doch war Kira schneller. Noch bevor er das Mobiltelefon entsperrt hatte, hatte die Blonde ihre Hand an seiner Kehle und ihn gegen die Containertür gepresst. Knurrend starrte sie ihm in die weit aufgerissenen grauen Augen. „Du sperrst diese Tür besser selbst auf, bevor ich dir die Kehle raus reiße...“ hauchte sie ihm knurrend entgegen, während er verzweifelt nach Luft rang und versuchte, sich aus ihrem Griff zu befreien. Das Handy war achtlos zu Boden gefallen. „Los!“ Noch bevor er sich erneut herausreden konnte, schüttelte Kira den Braunhaarigen heftig. „O... Okay...“ Die gekeuchte Antwort rettete ihn davor, noch ein Mal durchgerüttelt zu werden und so lies die Blonde, immer noch knurrend, von ihm ab. Nach Luft schnappend hielt der Mann sich erst einen Moment lang den Hals, ehe er nach seinem Schlüsselbund griff und die Tür aufschloss. Kaum hatte er dies getan, wirbelte er zu Kira herum. Und da durchzuckte sie auch schon ein heftiger Stromschlag und sie ging zu Boden. Verschwommen nahm sie noch wahr, dass der Braunhaarige sich über sie beugte und ihr ins Gesicht grinste. „Tja, ich weiß zwar noch nicht, was du bist, aber anscheinend bist du weitaus mehr als nur ein Mensch, Blondie. Wie nett von dir, dich selbst auszuliefern.“ Und dann wurde alles schwarz um sie herum. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)