Allein, zu zweit, zu dritt von MaryReilly (Johnlock) ================================================================================ Kapitel 9: Aussprache --------------------- Kapitel 9 - Aussprache „Ich kann mir denken, was durch deinen Kopf geht. Du überlegst, ob ich wieder zum Junkie werde. Werde ich nicht, dafür steht zu viel auf dem Spiel.“ „Ja, dein Leben …“ „Das ist mir egal, es gibt wichtigeres.“ „Und das wäre?“ „Dich.“ Immer wieder hallten John diese Worte durch den Kopf. Er hatte seinen Mund geöffnet, um irgendwas zu entgegnen, aber er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. „John? Ich weiß du bist noch da, also …“ Sherlock atmete so laut durch, dass man es durch die geschlossene Tür hören konnte. „Ich wollte nicht, dass du das siehst, weil … ich nicht wollte, dass du mich so schwach siehst. So … hilfsbedürftig! Es hat schon gereicht, dass ich in den letzten Tagen nicht alleine aufs Klo gehen konnte. Es … war mir zuwider. Nicht, dass du bei mir warst, aber dass ich so … so ...“ „Verletzlich?“, half John aus. „Ja.“ „Öffne jetzt verdammt noch mal die Tür, oder ich trete sie ein!“, drohte John von außen und Sherlock seufzte erneut hörbar. „Also? Ich warte!“ Ein leises Klicken ertönte. Die Tür wurde nicht geöffnet, aber das war das Zeichen, dass John immerhin eintreten durfte. Der Ältere atmete noch einmal durch, ermahnte sich zur Ruhe und hob dann seine Hand zum Türgriff. Er öffnete sie und blickte zu Sherlock, der auf dem Badewannenrand hockte. „Sherlock, es ist okay, dass du dich so fühlst. Herrgott, würdest du es nicht tun, würde ich wirklich daran zweifeln, dass du ein menschliches Wesen bist. Du bist immer so logisch und distanziert, aber diese Sache … die kannst du nicht einfach durch Logik erklären. Was diese Menschen dir angetan haben, entbehrt jeder Logik, denn sie verfolgten ja nicht mal ein wirkliches Ziel … außer dir weh zu tun. Es hat ihnen Spaß bereitet dich zu quälen und ...“ „John, bitte … nicht. Ich ...“ „Ich halte dich nicht für schwach. Du bist eine sehr starke und selbstbewusste Persönlichkeit.“ Sherlock blickte auf und schluckte. Momentan fühlte er sich alles andere als stark und selbstbewusst. John lächelte mild und setzte sich auf die geschlossene Toilette. „Du sagst immer, dass dir egal ist, was andere über dich denken, aber ich weiß, dass dir nicht egal ist, was ich über dich denke. Das war dir noch nie egal.“ „Und was denkst du jetzt?“ „Sherlock, was meinst du denn? Ich habe das Video noch am gleichen Abend gesehen, als dein Bruder dir die Medikamente brachte und uns zu Weihnachten zu deinen Eltern eingeladen hat, was ich übrigens mittlerweile zugesagt habe, nur zur Info.“ „Hast du nicht!“, kam es empört von Sherlock. „Und ob! Etwas Abwechslung im Kreise deiner Familie wird dir gut tun!“ „Wird es nicht!“ „Und ob!“, wiederholte John und machte mit einer Handbewegung klar, dass er noch nicht fertig war. Sherlock gab ein beleidigtes Grummeln von sich und verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. Er blickte einfach nur stur gerade aus, aber John war sich sicher, dass er ihm dennoch zuhörte. Dazu war ihm diese Sache hier zu wichtig. „Also, der Punkt ist … ich kenne dieses Video schon seit Tagen und ich bin trotzdem noch hier, weil ich immer noch das gleiche in dir sehe wie davor. Du bist mein brillantes Genie, mein bester Freund, der mich mit seinen Launen zur Weißglut bringt, aber der mir mehr als wichtig ist. Natürlich hast du meine ärztliche Hilfe gebraucht und es ist auch nichts dabei, wenn ich dir als Freund beistehe. Dafür hast du mich doch.“ Sherlock seufzte tief, gab die Abwehrhaltung auf und rieb sich die Augen. „Erinnerst du dich daran, dass ich irgendwann in den zurückliegenden Tagen gesagt habe, du hast mir geholfen? Ich meinte das nicht nur auf deine ärztlichen Qualitäten bezogen, sondern …“ Der Detektiv machte eine Pause. „Der einzige Gedanke der mich in dieser Hölle dazu bewogen hat, nicht aufzugeben und zu kämpfen, war … dass ich dich wiedersehen wollte. Ich habe mir geschworen, wenn ich je lebend aus den Fängen dieser Bastarde entkomme, dass ich dir … dass ich dir das sage. Na ja … also … wie viel … du mir … und unsere Freundschaft und ...“, stammelte Sherlock leise und John schluckte. „Sher-Sherlock … ähm, soll das gerade eine Art … na ja ...“ Niemals hätte John angenommen, dass sein Freund es so direkt aussprechen würde. Andererseits, war genau das Sherlocks Art. Er brachte Sachen auf den Punkt. Logische Dinge. Fakten. Aber bei Gefühlen? Wobei, wirklich direkt ausgesprochen hatte er es nicht, dennoch war es für Sherlocks Verhältnisse viel. „Ich höre schon meinen Bruder sagen, Gefühle findet man auf der Seite der Verlierer!“, knurrte Sherlock leise. „Unfug!“, kam es direkt von John. Mit leicht zitternder Hand griff er nach einer von Sherlocks. Erst hatte John das Gefühl, dass der Jüngere sich ihm entziehen wollte, doch dann verharrte er einfach und blickte ihn erwartungsvoll an. „So, es war noch nie so wichtig seit wir uns kennenlernten, dass du mir deine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkst.“ John räusperte sich und sein Herz pochte fest gegen seine Rippen. In seinem Magen machte sich ein flaues, nervöses Gefühl breit, aber jetzt gab es kein zurück mehr. Er musste alles auf eine Karte setzen und hoffen, dass er nicht falsch lag und Sherlocks Gestammel irgendwie fehlinterpretiert hatte. „Wenn dein Bruder so denkt, ist er gelinde gesagt, ein Idiot! Sherlock, Gefühle und insbesondere solche die du hast, sind etwas Positives. Sie sind schön, sie bereichern das Leben, wenn sie erwidert werden. Und … das werden sie.“ Stille trat ein. „Ach komm schon, du hast doch sicher schon bemerkt, wie ich dich angesehen habe … und du hast mich auch erwischt, als ich mir einen runter geholt habe. Soll ich es wirklich noch laut aussprechen? Ja, ich hab dabei an dich gedacht. Zufrieden? Du hast mir einfach den Kopf verdreht, ich kann es nicht ändern.“ Wieder Stille und Sherlock starrte John einfach nur weiterhin an. „Das wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem sagen könntest, dass du …“, doch weiter kam er nicht, denn der Jüngere schien lieber Taten sprechen zu lassen. Mit einem Mal hatte er eine Hand in Johns Nacken gelegt und hatte ihn an sich gezogen. Seine Lippen pressten sich sanft, aber bestimmend auf Johns und dieser, erst etwas erschrocken, erwiderte diese liebevolle Geste. Nach wenigen Sekunden zog John sich allerdings zurück und räusperte sich. „Oder du küsst mich einfach, ist auch eine Alternative“, meinte er und zupfte etwas verlegen an seinem Hemd herum. Noch immer hielt er Sherlocks Hand fest. „Ich hab es vermutet, aber nicht geglaubt. Ich sah deinen Blick, auf meinen Schritt und mir war klar, dass da mehr ist. Ich wusste nur nicht, ob es sexuelle Anziehung ist oder ...“ „Oder mehr? Oh Sherlock, du hast ja keine Ahnung, wie viel sexuelle Anziehung da ist, aber auch Gefühle, die weit über Freundschaft hinaus gehen.“ Sherlock schwieg noch immer, aber er lächelte. Es war ein ehrliches Lächeln, dass auch seine Augen erreichte und John erwiderte es. „Und sein wir mal ehrlich, was haben wir zu verlieren?“, hakte John leise nach. „Wir sind doch eh schon ein eingeschworenes Team und … du bist mein Schwachpunkt und ich deiner. Warst du schon seit unserem ersten Aufeinandertreffen, wir mir neulich klar wurde. Deshalb würde ich Mary auch niemals verzeihen, was sie dir angetan hat, egal aus welchem Grund!“ „John … ich … sag dir gleich, ich bin … nicht gut in solchen Dingen.“ „Wie lange kennen wir uns jetzt? Meinst du, ich wüsste nicht, was ich mir da antue?“ John begann zu lachen. „Aber wie sagt man so schön … wo die Liebe hinfällt.“ „Ist es das? Liebe?“ „Ja. Ganz klar. Ich weiß mittlerweile, dass alle um uns herum es schon immer bemerkt haben, nur wir waren zu blind dafür.“ „Du bist dir auf einmal so sicher … wie kommt es?“ John lächelte breit und beugte sich jetzt vor, um Sherlocks Lippen mit einem sanften Kuss zu verschließen. „Ich kann es sehen, in deinen Augen. Du strahlst förmlich. Fast so, wie bei einem neuen, interessanten Fall, aber dennoch … anders.“ Sherlock schnaubte nur lachend und rollte mit den Augen. „Erwischt, was?“ „Ja … uns beide. Und das ist die schöne Seite der Liebe, wenn es beide erwischt.“ „Jetzt werd nicht schnulzig, eins sag ich dir, ich bin kein Romantiker!“, bestimmte Sherlock ernst. „Das weiß ich, aber ich krieg dich noch dazu ...“ „Niemals!“ „Wollen wir wetten?“ John grinste breit und stand dann auf. „Was hältst du davon, wenn ich uns was zu Essen mache und wir uns etwas ausruhen. Die letzten Tage waren für uns beide nicht sonderlich erholsam.“ Eine gute halbe Stunde später saßen sie am Küchentisch. John hatte aus dem was der Kühlschrank noch hergab Rührei mit Speck und Bohnen zubereitet. Sogar Sherlock aß, zwar nicht viel, aber wenigstens etwas. „Und … Mycroft hat dich im Namen unserer Mutter ...“ „Ja, wir beide sollten über Weihnachten kommen. Er hatte nicht wirklich Lust darauf, aber eure Mutter scheint Einfluss auf ihn zu haben“, wollte John wissen und trank einen Schluck von dem Bier, dass er sich geöffnet hatte. Sherlock trank Tee. Er nahm noch immer Antibiotika, daher war Alkohol unangebracht. Sherlock lachte schadenfroh. „Ich kann mir sein Gesicht vorstellen und sein empörtes „Mutter!“ als sie ihn darum gebeten hat. Dennoch, er kann ihr nichts abschlagen.“ John wurde ernster und aß den letzten Rest von seinem Ei. „Er hat sich um dich gesorgt. So sehr, dass ich es ihm ansehen konnte.“ „Dann muss ich wirklich übel ausgesehen haben ...“, scherzte Sherlock. Er schien in ihrem vorangegangenen Gespräch neue Lebenskraft gesammelt zu haben. „Hast du, aber … dass sogar ich es bei ihm erkennen konnte … das hat mich bei der eisernen Lady erschreckt.“ „Eiserne Lady …“ Sherlock brach in Lachen aus. „Der ist gut, den muss ich mir merken.“ „Den hast du nicht von mir!“ „Natürlich nicht!“, erwiderte Sherlock und wagte sich jetzt selbst etwas auf ungewohntes Terrain, in dem er seine Hand ausstreckte und Johns ergriff. Dieser ließ das bereitwillig zu und schob seine Finger zwischen Sherlocks. Sie sahen sich einige Minuten einfach nur stumm an, genossen die Ruhe, den Blick des anderen und dass sie sich endlich getraut hatten, einen Schritt weiter zu gehen. „Ooouuuuhhh!“, riss sie dann aber ein Laut aus ihren Gedanken. Beide wandten mit großen Augen ihren Blick Mrs. Hudson zu, die in der Küchentür stand, die Hände auf ihr Herz gepresst und freudig, fast glückselig, lächelnd. So, als hätte sie gerade einen Hundewelpen entdeckt, der sie mit seinen großen Kulleraugen anblickte. „Das wurde aber auch mal Zeit!“, bestimmte sie dann, nachdem sie ihre Fassung wieder gefunden hatte und ging immer noch lächelnd an ihnen vorbei und nahm den Wasserkessel vom Herd, der unaufhörlich Pfiff. John hatte noch Wasser aufgestellt, um Sherlock noch einen Tee zu machen. „Ich dachte, ich muss nach Ihnen beiden sehen, der Kessel pfeift das ganze Wohnhaus zusammen. Jetzt verstehe ich, warum Sie so abgelenkt waren.“ „Mrs. Hudson … zu niemandem ein Wort!“, bat John. „Keine Sorge, ihr Geheimnis ist bei mir sicher“, bestimmte sie und lächelte aufmunternd. „Willst du es lieber geheimhalten?“, hakte Sherlock, vielleicht eine Spur zu betroffen, nach. „Nein, aber ich würde es gerne selbst allen erzählen, ist das okay für dich?“, hakte John nach und sah ernst zu Sherlock. Dieser schien erleichtert. „Ja, das ist okay.“ „Ich hole den Sekt!“, fuhr Mrs. Hudson dazwischen. „Sekt??“, erkundigte Sherlock sich fragend. „Den hab ich schon kalt gestellt, als John hier eingezogen ist … Herrgott, ich hoffe, der ist nicht schon abgelaufen. Kann Sekt ablaufen?“ Sie zuckte mit den Schultern. „Ach ja, Jungs?“ „Ja?“, kam es einstimmig von beiden. „Gratuliere!“, stellte sie fest und zwinkerte ihnen zu, bevor sie nach unten ging um in ihrem Kühlschrank nach dem Sekt zu fahnden. „Ich sag ja, es wusste jeder … nur wir nicht“, seufzte John. „Na ja, gut Ding braucht Weile, oder wie war das? Um eine dieser überflüssigen Redewengungen zu benutzen.“ „Aber es trifft zu und siehst du, Gefühle sind nicht nur was für Verlierer. Wir haben Mrs. Hudson einen schönen Abend beschert.“ „Indem wir ihre Hoffnung auf eine gleichgeschlechtliche Romanze erfüllt haben?“ „Du weißt, sie liebt uns … als wären wir ihre Söhne. Sie freut sich für uns, also … schon eine gute Tat!“ Sie tranken mit Mrs. Hudson noch jeweils ein Glas Sekt, das ließ sich ihre Vermieterin einfach nicht nehmen. Sogar Sherlock stimmte einem halben Glas zu und sank schon eine halbe Stunde später etwas benebelt ins Bett. Die Medikamente und der Alkohol forderten ihren Tribut und John verabschiedete sich von Mrs. Hudson. Dann löschte er das Licht in der Wohnung und trat ins Schlafzimmer. Er lehnte sich gegen den Türrahmen und blickte zu seinem schlafenden … Freund? Lebenspartner? Ja, was waren sie jetzt eigentlich? Für John zweiteres und er wusste auch, dass er das obere Zimmer, sein Schlafzimmer, wohl nicht mehr brauchen würde. Ein schmales Lächeln zog sich über sein Gesicht, während er Sherlock zusah, wie er schlief. Er war schon gespannt, wie ihre Umgebung alles aufnehmen würde. Die Gesichter waren sicher Gold wert! John atmete durch, ging zum Bett und entkleidete sich, dann legte er sich neben Sherlock. Nur noch in T-Shirt und Boxershorts. Als ob der Jüngere es gespürt hätte, schmiegte er sich gleich an ihn und John schlang bereitwillig einen Arm um ihn herum. Zweifel hatte er keine mehr. Mit diesen hatte er sich in den letzten Tagen ausgiebig beschäftigt und das hier … das was er und Sherlock teilten, es gefiel ihm. Es erregte ihn und befriedigte ihn zugleich. Er war der eine Mensch, den der Detektiv so nahe an sich heran ließ und das erfüllte John mit einem gewissen Stolz. Tbc PS: Nächste Woche wie schon gesagt dann das Weihnachtskapitel, ich liebe ja Sherlocks Eltern ;) fand die in der Serie so toll … sie sind ja so normal … tja und Mycroft und Lestrade werden natürlich auch nicht fehlen ;) - es wird lustig (hoffe ich!) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)