Schmerzliche Wahrheit von Lilithen ================================================================================ Kapitel 5: Begraben ------------------- Was soll ich hier? Diese Frage stellte der Schwarzhaarige sich seit seiner Ankunft. Sie war grotesk, das wusste er selbst. Es war kein Geheimnis was man hier von ihm erwartetet. Was er von ihm erwartete. Beiläufig schweiften die grauen Irden zur Seite und trafen kurz drauf auf das satte Blau seines Kindheitsfreundes. Der Andere wirkte müde, abgeschlagen. Ob es daran lag, dass diesem einfach nur der Schlaf fehlte, oder doch die bittere Wahrheit nun ihren Tribut forderte, war dem Uchiha unklar. Vielleicht war es auch eine Mischung aus beidem. Eines war jedoch unverkennbar. Das stille Flehen, dass Sasuke seinen Stolz für einen kurzen Augenblick beiseite ließ und dem Offensichtlichen endlich seine Stimme lieh. Ein Wunsch der so intensiv war, dass man das Gefühl hatte danach greifen zu können. Zu intensiv für ihn. Er musste den Blick abwenden. Der Jüngere war dem Uzumaki dankbar, schuldete ihm etwas und trotzdem konnte er es nicht. Nicht weil der Familienname in ihm sich dagegen sträubte, sondern weil es ein Eingeständnis wäre. Alles was Sasuke über die Jahre weggesperrt hatte, jede Emotion, die er sich auch jetzt krampfhaft verbat, würde auf ihn einschlagen, ihn zu Boden werfen und festhalten. Genau das aus ihm machen, was er nicht sein wollte – einen Schwächling. Verächtlich verzogen sich die sanft geschwungenen Lippen zu einer geraden Linie. Auf seinem Weg hier her, hatte ihm seine Spieglung im Autofenster mehr als nur deutlich gemacht, dass es unmöglich war den Schein zu waren. Es waren nur wenige Sekunden gewesen, in denen der Schüler seine Konzentration nicht aufrecht gehalten hatte, aber das hatte gereicht. Es war genug gewesen, um einen flüchtigen Blick auf sich selbst zu erhaschen. Sekunden in denen ihm klar wurde, dass man blind sein musste, um nicht zu erkennen, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Nichts desto trotz, war es jetzt genug. Sasuke hatte ein letztes mal egoistisch sein wollen und war es auch gewesen. Wenn er jedoch geahnt hätte, dass es nicht bei einem kurzen Moment des Trosts bleiben und er schlussendlich hier enden würde, dann... dann.... Der Schwarzhaarige hatte keine Ahnung was er dann getan hätte. Vielleicht hatte er insgeheim gewusst, dass Naruto ihn von Zuhause weg bringen würde. Vielleicht hatte er sich an den warmen Körper geklammert, weil er genau das hier gewollt hatte. Ja, vielleicht. Aber auch das wusste der Uchiha nicht wirklich. Die einzige Gewissheit die er hatte war, dass sein Vater in ein leeres Haus zurückkommen würde. Sich vielleicht betrank und wieder ausnüchterte, bis er nach ihm suchen würde. Wobei suchen lassen die weitaus treffendere Formulierung darstellte. Denn Eigeninitiative würde nur Gerede verursachen. Seine größte Sorge saß jedoch keinen Meter von ihm entfernt. Sein Vater hatte schon einmal damit gedroht, sich in das Leben des Blonden einzumischen und da war er nur ein paar Stunden weg geblieben. Fugaku war kein Idiot. Er wusste, dass er mit Naruto bei seinem Sohn eine Angriffsfläche hatte. Und mit einem gut gedeckten Konto waren die Möglichkeiten fast grenzenlos. Auch wenn der Schwarzhaarige hier nach nicht mehr nach Hause müsste, der Uzumaki würde es müssen. „Naruto, du solltest draußen warten.“ Es war das erste Mal, dass die Frau hinter dem Schreibtisch, die sich als Tsunade vorgestellt hatte, ihre Stimme erhob. „Aber-“ „Kein aber. Raus.“ Für kurze Zeit war es wieder vollkommen Still im Zimmer, ehe das Stuhlscharren einsetzte und der Angesprochene sich erhob. Flüchtig legte sich die warme Hand des Blonden über seine eigene, verdeckte das verfärbte Handgelenk und drückte sanft zu. Dann verließ Naruto das Büro. Langsam, ohne das Gefühl einer Flucht aufkommen zu lassen. Es brauchte keine Worte. Diese Geste reichte vollkommen aus, um zu vermitteln, dass Naruto hinter der Tür bleiben würde. Wahrscheinlich an der Wand gelehnt und dazu bereit, jederzeit zurück zu stürmen, falls nötig. Mit einem leisen Klicken rastete das Schloss ein. Sie waren allein. Und obwohl die Stille noch immer drückend war, erschien ihm das Atmen nun um ein vielfaches einfacher. „Alles was du mir hier erzählst, wird diesen Raum nicht ohne deine Zustimmung verlassen, Sasuke. Es ist deine Entscheidung was du mir sagst. Es ist deine Entscheidung wie du es sagst. Ich werde dir Fragen stellen, dir zuhören und dich nicht verurteilen oder bemitleiden“, lautlos glitt die Frau an ihrem Schreibtisch vorbei und ließ sich mit ihrem Steiß auf der Tischkante vor ihm nieder, „Du entscheidest.“ Ausdruckslos hob er seinen Blick etwas und taxierte die braunen Augen seiner Gegenüber. Signalisierte ihr so, da er ihr zuhörte. „Wirst du mir sagen“, kurz wanderten ihr Blick über die freien Stellen seiner Haut, ehe sie wieder sein Gesicht fokussierte, „Wie das passiert ist?“ Eisern hielt er dem Blick der Frau stand, reagierte nicht, sondern sah sie nur an. „War es ein Unfall?“ Nur das Ticken der Wanduhr erfüllte den Raum, als die Frage verklang. „Na schön, dann anders. Du bist nicht Freiwillig hier.“ Auch wenn es keine Frage war, schüttelte der Uchiha kurz mit dem Kopf. „Okay, was willst du als nächstes tun?“ Kurz wanderten seine Augen zu der geschlossen Tür, erinnerten ihn daran wer draußen auf ihn wartete und wie sorgfältig er seine Antwort überdenken sollte. Sasuke vertraute der Frau nicht, aber Naruto tat es. Allein die Tatsache, dass Tsunade Nachts um halb drei ihr Büro öffnete, nur weil der Chaot sie darum gebeten hatte, ließ darauf schließen, dass auch sie eine gewisse Bindung zu dem Uzumaki hatte. Auch wenn der Andere nicht die besten Noten hatte, so war dieser kein Idiot. Sie waren fast zwei Stunde unterwegs gewesen um hier zu landen. Zu diesem kleinen Jugendamt, nicht zu dem, welches für seinen Bezirk, seiner Sozialstellung zuständig war. Sondern hier her. Direkt in das Büro der Leiterin. Eine Person die bei dem Namen Uchiha nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte. Es war schwer vorstellbar, dass Naruto wirklich so vorausschauend gedacht hatte, aber es schien als hätte er ihn an einem Ort gebracht, der sich unterhalb des Radars seines Vaters befand. Zumindest fürs Erste. Denn nach einer gewissen Zeit würde es ablaufen wie immer. Auch wenn das hier weder das Büro des Vertrauenslehrers, noch der sterile Krankenflügel der Schule war. Fugaku würde früher oder später da sein. Wütend und mit seinem Scheckbuch. Und dann wäre es sowieso nicht mehr wichtig was der Jüngere wollte. Denn am Ende war die einzige Frage die sich stellte, die des Geldes. Warum also sollte der Schwarzhaarige es unnötig in die Länge ziehen? „Wenn Sie meinen Vater darüber informieren würden wo ich bin, würde er sich sicherlich sehr erkenntlich zeigen.“ Nichts. Nicht einmal ein Blinzeln. „Wirklich sehr erkenntlich“, versuchte er es erneut. „Und Naruto?“, erwiderte sie gelassen, „Soll ich ihn wegsperren, wenn du abgeholt wirst?“ „Was?“, entfuhr es ihm irritiert. „Er hat mir am Telefon einiges erzählt. Unter Anderem, dass er dich nicht zu einer Person zurück gehen lassen wird, die dich schlägt. Genau so wenig wie ich das tun werde.“ Fest krallte der Schwarzhaarige seine Finger in das Holz der Armlehne. Sasuke war wütend. Jede Faser seines Körpers, jede Nuance seiner Stimme war mit dieser Emotion getränkt. Denn er hasste sie, diese gespielte, scheinheilige Art. „Haben Sie eine Ahnung mit wem Sie hier reden? Wissen Sie wer mein Vater-“ Weiter kam er nicht. „Uchiha Sasuke. Sohn von Fugaku und Mikoto Uchiha. Erbe einer der einflussreichsten Familien des Landes. “ Verglichen mit dem schneidenden Ton der Blonden, wirkte seine Wut wie eine sanfte Liebkosung. „Der Sasuke Uchiha, der Naruto schon seit dem Kindergarten begleitet. Der ihm beigebracht hat nicht mehr ganz so weinerlich und naiv zu sein“, fuhr Tsunade fort, „Sasuke Uchiha, die einzige Person vor der Naruto es sich erlaubt hat, auf der Beerdigung seiner eigenen Eltern zu weinen.“ Ruckartig erhob die Ältere sich von der Tischkante und griff nach seinem Arm. Schmerzhaft wurde er von dem weichen Polster des Stuhls gezerrt. „Sasuke Uchiha“, unsanft zog man ihn zum hinteren Teil des Zimmers, direkt vor den breiten Spiegel, „Der es nicht verdient hat so zugerichtet zu werden.“ Abrupt kamen sie zum stehen. Die femininen Finger ließen endlich von seinem Oberarm ab, um kurz darauf in dem Haaransatz seines Nackens Halt zu finden. Bestimmend wurde er dazu gezwungen sich selbst anzusehen. „Ich weiß sehr wohl wer du bist.“ Ungefiltert registrierte der Schwarzhaarige jede einzelne Farbnuancierung. Wurde sich, mit jedem weiteren Augenblick der Betrachtung, der Heftigkeit zwischen den satten Flecken und der – selbst für seine Verhältnisse – viel zu blassen Haut bewusst. Zum ersten Mal konnte Sasuke verstehen warum Naruto ihn hier her gebracht hatte. Auch wenn der Schüler kein Freund von Kraftausdrücken war, musste er zugeben, dass 'beschissen' eine wirklich treffende Beschreibung seiner momentanen Erscheinung darstellte. Beschissen und tot. „Du bist der Junge, der sich weiter schlagen lassen würde, nur um seinen besten Freund zu beschützen.“ Unaufhaltsam glitt sein matter Blick weiter. Vorbei an seiner verfärbten Kieferseite. Immer weiter. Über die deutlichen Würgemal an seinem Hals, die ihn daran erinnerten wie leicht seine Lüge gebrochen war. Immer einschneidender. Bis er den Blick von der armseligen Person im Spiegel nahm. „Besser ich als er. Das denkst du doch, nicht wahr?“ Genau brannten sich ihre Worte in sein Bewusstsein, während er die Arme hob, um sich seine Handgelenke ansehen zu können. Sie zum ersten Mal seit Jahren bewusst wahr zu nehmen. „Weil du ganz genau weißt, zu was diese Person fähig wäre.“ Langsam bewegte er seine Handgelenke, damit er sich die verräterischen Verfärbungen genau einprägen konnte. Unverkennbar bildeten die rotblauen Schatten die Form der Finger, die ihn schon viel zu oft, viel zu verboten berührt hatten. Sasuke konnte sie spüren. Obwohl er wusste, dass es nur seiner Einbildung entsprang, hatte der Schwarzhaarige das Gefühl, dass Fugaku ihn packte und festhielt. „Ich bin kein Freund“, bestimmend zog er den dunklen Ärmelstoff über seine Gelenke, „Ich hab´ ihn angelogen.“ Der Griff in seinem Nacken löste sich. „Du hast es für ihn getan. Weil du nicht wolltest, dass ihn deine Probleme belasten.“ Die Blonde spielte ihm zu, versucht die Worte zu finden, die er selbst nicht aussprechen konnte, nicht wollte. „Ich habe keine Probleme.“ Und trotzdem konnte der Schwarzhaarige sich nicht fallen lassen. Viel zu deutlich spürte er den Blick der braunen Augen auf sich ruhen. Unweigerlich verspannte sich seine Muskulatur. Es war dieser Blick. Der von dem er gedacht hatte, dass nur Naruto ihn beherrschte. Sasuke mochte ihn nicht, weil er ihn einengte, kleiner machte als er war, aber vor allem weil er bedeutete, dass man ihm nicht glaubte. „Ich will jetzt nicht sentimental werden, aber-“, Tsunade unterbrach sich selbst, um einmal tief Luft zu holen, „Er ist wie ein Sohn für mich. Naruto ist meine Familie.“ Interessiert hob der Jüngere seinen Kopf, erhaschte so einen Blick darauf, wie Tsunade sich durch ihr langes Haar fuhr und resigniert seufzte. Zum ersten Mal seit seiner Ankunft, ließ ihre Mimik darauf schließen wie alt sie eigentlich war. „Alles was ich im Moment habe, ist die Aussage von Naruto. Juristisch betrachtet ist das nichts. Ich habe rein gar nichts, was mich berechtigt dich hier zu halten. Aber er ist meine Familie, Sasuke. Wenn du tatsächlich glaubst, dass du die einzige Person bist, die versucht ihn zu beschützen, dann bist du wirklich ein Idiot. Vor allem, wenn du glaubst, dass Naruto es auf sich beruhen lassen würde. Du kennst ihn, es ist schon längst nicht mehr nur deine Sache.“ Intensiv bohrte sich ihr Blick in seinen. Deutlich spürte er den Zweifel in sich aufsteigen. Nicht gegen ihre Worte, sondern gegen seinen Widerstand. „Ich frage dich noch einmal: Was willst du als nächstes tun?“ Laut hallte die Frage in seinem Kopf nach. Sie vermischte sich mit der Erinnerung der warmen Umarmung, in die Naruto ihn vor wenigen Stunden gezogen hatte. Rief ihn ins Gedächtnis, wie beharrlich der Blondschopf an seiner Seite geblieben war. Ja, Naruto war bei ihm geblieben. Hatte jede seiner Bitten zu gehen ausgeschlagen. Der Uzumaki war für ihn da gewesen, war auch jetzt nur ein paar Meter entfernt. Tief in seinem Inneren wusste der Schwarzhaarige, dass wenn er jetzt ging zwar Tsunade entkommen würde, aber keineswegs Naruto. Dafür war es zu spät. Der Andere würde ihn ansehen, jeden Tag und er würde es wissen, ohne etwas daran ändern zu können. Naruto würde sie alle sehen. Jeden neuen blauen Fleck, jede frische Blessur... und an jeder würde der Blonde sich selbst die Schuld geben. Sein Kopf pochte unangenehm, als er sich dazu durchrang wirklich nachzudenken. Kontinuierlich wägte er ab. Immer und immer wieder, aus den verschiedensten Blickwinkeln heraus, mit den verschiedensten Variablen. Jeder einzelne Gedanke war schmerzhaft und kompliziert. Jedes Szenario, in dem er sich für seine Familie entschied, war der Inbegriff scheinheiliger Perfektion. Eine Farce, nichts weiter. Ein Schauspiel, in dem es von nun an einen weiteren Akteur geben würde. Und genau da wurde es dem Schwarzhaarigen klar. Er würde sie kaputt machen. Die fröhliche Art des Blonden. „Nichts wird diesen Raum verlassen?“, hackte er brüchig nach. „Kein einziges Wort.“ Die Stimme Tsunades war fest, ließ keinen Zweifel daran, dass es ihr wirklich ernst war. Unruhig schweiften die grauen Irden durch das kleine Büro. Sasuke war nervös. Eine Emotion die er schon lange nicht mehr gefühlt hatte. Sie war befremdlich, wie so vieles in den letzten Tagen. Schmerzhaft vergrub er seine Finger in die Handinnenflächen, um dem aufsteigenden Zittern Einhalt zu gebieten. Der Uchiha fühlte sich mehr als nur unwohl. Das Schlimmste war jedoch, dass er sich wohl oder übel eingestehen musste, dass er überfordert war. Was jedoch nicht hieß, dass er diesen Umstand kampflos vor der Blonden zur Schau stellen würde. Der Schwarzhaarige würde es mit dem letzten Rest Würde tragen, der ihm noch geblieben war. „Ich-, das-. Das war kein-, ich-“ So viel zu seiner Würde. Still ermahnte der Uchiha sich selbst zur Ruhe. Tief holte er Luft. Wenn er schon ein Schwächling war, wollte er zumindest keiner sein der stotterte. „Ich hatte keinen Unfall.“ Ein gequältes Lächeln schlich sich auf die feinen Gesichtszüge des Jüngeren. Immer stärker wurde der Drang einfach zu gehen, aber er verbat es sich. „Wurdest du von jemanden geschlagen?“ Kaum wahrnehmbar nickte er. „Von jemanden vor dem dir deine Familie keinen Schutz geboten hat, oder bieten konnte?“ „Ja.“ Die Stimme des Jüngeren war dünn. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er sie sich niemals selbst zugeordnet. „Von deinem Vater?“ Seine Sicht verschwamm, als die Erinnerungen in einholten. Das hier war mehr als erbärmlich. Er konnte seinen eigenen schnellen Atem hören, spürte wie jeder Zug in seiner Lunge brannte. Sasuke wollte es sagen. Seinen Stolz vollkommen zurückstellen, aber etwas in ihm blockierte. Es fühlte sich schrecklich an. So als würde sich jeder Muskel in seinem Körper gleichzeitig zusammen ziehen. Er bekam keine Luft mehr. Obwohl seine Atmung schnell und schwer ging, hatte er das Gefühl zu ersticken. „Ich kann nicht.“ Es war vorbei. Tsunade hatte selbst gesagt, dass das was sie hatte, keine Hilfe war. Das sie mehr brauchte. Eine Steigerung, die er ihr nicht liefern konnte. „Ich kann nicht.“ Wiederholte er. „Ich sollte nach Hause.“ Das sollte er wirklich. Trotzdem gehorchten ihm seine Beine nur schleppend. Gingen anstelle der großen Schritte bis zur Tür, nur einen kleinen rückwärts. „Willst du denn nach Hause?“ Unbewusst biss der Schüler sich auf die Unterlippe und ließ erst locker, als der stechende Schmerz das Gefühl des Erstickens ablöste. Kaum merklich schüttelte er mit dem Kopf. Sasuke wollte nicht. „Dann musst du auch nicht.“ Verwirrt zog der Uchiha seine Stirn in Falten. „Das verstehe ich nicht.“ „Du kannst für ein paar Tage hier bleiben. Wir haben hier ein Zimmer mit einem Bett und einem kleinen Bad. Es ist mehr als nur spärlich, aber bis wir eine Wohnung für dich gefunden haben, wird es reichen.“ Das Lächeln welches ihm nun entgegen gebracht wurde war warm und vertraut. Es war die selbe Geste, die seine Mutter ihm oft entgegen gebracht hatte, um ihm still zu verstehen zu geben, dass alles wieder gut werden würde. Aber er war kein Kind mehr. Sasuke wusste, dass es mehr bedarf als ein aufmunterndes Lächeln um eine Situation zu bessern. „Wo ist der Haken?“ „Wie bitte?“ Misstrauisch sah er Tsunade an. „Das ist gegen das Aufenthaltsbestimmungsrecht. Also, wo ist der Haken?“ Ein leises Lachen drang über die vollen Lippen der Älteren und wurde von einem sachten Kopfschütteln begleitet. „Die meisten würden einfach danke sagen.“ Erwartungsvoll heftete sich die braunen Augen auf sein Gesicht, aber die gewünschte Äußerung blieb aus. Sasuke hatte nicht vor sich zu bedanken, ehe er genau wusste was hier gespielt wurde. Und genau das schien auch Tsunade klar zu werden. Resigniert atmete sie aus. „Du kannst hier bleiben. Ich werde das mit deiner Schule regeln, dafür sorgen, dass Naruto aus der Schussbahn kommt und dir eine Unterkunft suchen.“ „Aber?“, hakte der Schwarzhaarige nach. „Du wirst zweimal in der Woche an einem Gruppentreffen mit anderen Jugendlichen teilnehmen.“ „Eine Selbsthilfegruppe“, stellte der Uchiha ernüchternd fest. Das er nicht vorhatte sich an dieser aktiv zu beteiligen ließ unausgesprochen, ebenso wie lächerlich diese Forderung fand. „Und ich will, dass du deine Verletzungen fotografieren lässt.“ „Nein.“ „Für den Fall, dass du Anzeige erstatten willst, wäre das-“ „Nein!“ Schützend verschränkte der Jüngere die Arme vor der Brust, ohne zu bemerken wie sich seine Finger fest um seine Unterarme klammerten. „Was ist wenn es nicht funktioniert? Wenn es schief geht, Sasuke? Du musst niemanden anzeigen, wenn du das nicht willst. Aber du hättest eine Hintertür.“ Abschätzig musterte der Schüler die feste Mine Tsunades. Sie hatte recht, dass musste Sasuke zugeben. Es gab keine Garantie, dass alles so glatt lief wie in den Versprechungen der Blonden. Er konnte ihrer Logik folgen und wenn er sein rationales Denken zurückgewinnen könnte, würde ihm sein zögerliches Nicken bestimmt auch keinen Kloß im Hals bescheren. Aber seine Fassung war irgendwo tief vergraben unter seiner Flut von Gefühlen. Verwirrung, Hilflosigkeit und vor allem – so ungern er es auch zugab – Scham. Jede von ihnen war da und das in einer Intensität, welche ihn Meilen weit von seinem eigentlichen Selbst trennte. Sasuke Uchiha war weg – und genau deswegen fühlte sich jeder Schritt, den er Tsunade folgte, wie ein lähmender Stich der Angst an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)