V-M4: A Long Way Home von Morbilli (Virus M4 - Ryan & Vik) ================================================================================ Kapitel 12: Durch dunkle Gassen ------------------------------- Ryan sprang von der Mauer, ging erneut tief in die Hocke und versuchte den stechenden Schmerz abermals zu ignorieren. Auch Viktoria versuchte so schnell es ginge runter zu kommen, verzichtete aber scheinbar auf große Risiken, als sie sich an der Mauer runter hängen ließ, während sie sich mit den Händen fest hielt. Zumindest konnte sie so die Höhe etwas verkürzen, als sie los ließ. Als sie auf ihren rechten Bein hockend landete und noch versuchte das Gleichgewicht zu halten, kam Ryan ihr zur Hilfe, um ihr aufzuhelfen. „Geht schon“, murmelte sie nur, während sie mit seiner Hilfe aufstand. „Wir könnten rechts die Straße ein Stück runter, … nächste links, in die Gasse rein … Vielleicht können wir sie im Schatten abhängen … außer du hast 'ne bessere Idee?“, keuchte sie angestrengt mit ernsten Blick, als sie bemerkte, dass er sich weiter um sah. „Egal wo lang, Hauptsache wir kommen hier schnell weg!“, lautete seine raus geschnellte Antwort. Als er gerade oben auf der Mauer gewesen war, hatte er mit einem kurzen Blick bereits mehr als zehn Leute ausmachen können, wer weiß wie viele es wirklich waren oder noch werden sollten, auf alle Fälle war es eine Zahl, mit der Ryan sich nicht unbedingt anlegen wollte, selbst wenn er Viktoria sicher an seiner Seite wusste. Überrascht sah er für einen Augenblick an seiner Seite herunter, als Viktoria seine Hand ergriff. „Damit ich dich nicht abhänge … “, nuschelte sie etwas verlegen als Erklärung, wobei eine leichte Röte auf ihren Wangen kam. Ihre Geste brachte ihn für einen Sekundenbruchteil aus dem Tritt, zauberte aber dennoch ein warmes Lächeln auf sein Gesicht. Ehe sie sich in Bewegung setzten, drückte er ihre Hand mit Nachdruck. Danach ließ er seinen Blick beim Laufen zurückwandern und er vermutete erste Fingerknöchel an der Mauer zu sehen. Die ersten Wölfe schienen die Verfolgung durch die Mauer alleine nicht aufgeben zu wollen. Anscheinend nahm diese Bande von Herumtreiber eine Territoriumsverletzung sehr ernst. Verständlich, war der Ruf, den eine Gang hatte, wohl doch ihr wichtigstes Aushängeschild… Durch die verschränkten Hände kamen sie etwas langsamer voran als es zuvor der Fall war, dennoch wollte Ryan die trügerische Sicherheit und Vertrautheit, die die Geste spendete, nicht aufgeben. Der beinahe befürchtete und fast schon erwartete peitschende Knall eines Schusses blieb zum Glück aus, selbst als sie bereits die erste Gasse erreichten. Hoffnung keimte in ihm auf, vielleicht hatten sie wirklich eine Chance?! Die hektischen Rufe und lautstarken Koordinierungsversuche der Wölfe konnte Ryan zwischen seinen schnaufenden Atemzügen kaum deuten, besorgt ließ er seinen Blick schweifen, dicht hinter ihnen konnte er noch niemanden ausmachen, schienen die Stimmen jedoch nicht sehr weit entfernt. Auch Viktoria schien mit der Dauerbelastung bereits zu kämpfen, knickte sie doch selbst auf dem festen Boden hin und wieder mit ihrem Knie weg, sodass er sie kurz mitziehen musste. Blieb nur zu hoffen, dass dieses Pack ihre Verfolgung doch bald schon aufgeben würde, wer wusste schon wann das erste Stolpern oder die erste Sackgasse, in die sie eventuell liefen, ihren Untergang bedeuten konnten. Sein besorgniserregender Gedankengang wurde abgerissen als Viktoria ihn mit sich in den Schutz einer dunklen Hauswand zog. Schnaufend, mit belegter Stimme, bereits bemüht seine Atmung zu beruhigen, erkundigte sich Ryan leise nach Viktorias Wohlbefinden. „Ist alles in Ordnung? Wie geht’s deinem Bein?“, brachte er unter angestrengtem Atemzügen heraus. Vik schüttelte nur den Kopf, fing dann leise an zu erklären: „Ich weiß nicht ob i- …“ Doch noch bevor sie ihm antworten konnte ließ ein prominentes Geräusch Ryan herumwirbeln: Ein kehliges, bedrohliches Brummen. Ryan zog seine Hand aus dem Griff von Viktoria, um nach dem verstauten Revolver zu greifen, doch das Biest war schneller. Eventuell wurde es durch Ryans erschrockene, hektische Bewegung zum schnellen Angriff erst recht provoziert. Ein Wolf war das Tier, welches durch einen gewaltigen Satz Ryan umriss, unter sich begrub zwar nicht, aber dennoch legte das Halsband des geifernden Monster nahe, dass er zu ihren Verfolgern gehörte. Der Revolver schlitterte einige Meter weiter, als Ryan ihn fallen ließ, um die Schnauze des Tieres mit den beeindruckenden und gefährlichen Zähnen von sich abzuhalten. Das Tier machte wirklich keine halben Sachen, schien es wirklich für diesen Zweck von den Wölfen trainiert worden zu sein. Die eh schon tödlichen Reißzähne waren nicht das einzig Gefährliche vor dem Ryan sich nun in Acht nehmen musste, galten Tiere schon sehr früh, bereits in seinem ersten Briefing, als Idee und Warnung angemerkt, zwar als immun, aber als potenzieller und gefährlicher Überträger des Virus. So konzentrierte er seine gänzlichen Bemühungen auf das Verhindern der Raserei ähnlichen Angriffe des Tieres, nahm nur noch die geifernde, fletschende Fratze dieses Ungeheuers wahr, die er mit aller Kraft versuchte von sich zu drücken, doch schienen die blutrünstigen Versuche des Tieres kaum aufzuhalten zu sein und vor Kraft nur so zu strotzen. Ryans Welt schien zu dem Zeitpunkt nur aus den blitzenden Reißzähnen, an denen sich der Geifer entlanghangelte, ehe er auf ihn niederfiel, zu bestehen, dem feindlichen Knurren, welches das Tier ausstieß, das laute Klacken, wenn der kräftige Kiefer zuschnappte, wenn die Zähne nur Luft trafen und verheißend kraftvoll aufeinander schlugen. Die Gewissheit, dass dieser Kiefer so muskulös war, das er problemlos seinen Knochen durchmalmen würde, schoss Ryan unwillkürlich durch den Kopf, während er angestrengt weiter versuchte eben jenes Ereignis zu verhindern. Die Schnauze angestrengt wegdrückend und nach Möglichkeiten seine Reflexe zum ausweichen benutzend, doch wie lange würde das noch ausreichen, würde es noch gut gehen? Plötzlich zerriss ein Knall dieses kleine Fenster der Welt, in der sich Ryan gerade aufhielt. Die dunkle Gasse wurde wie von einem Blitz für einen Sekundenbruchteil erhellt, ehe die Bemühungen des Tieres an Ryans Kehle zu kommen abrupt nachließen. Anstatt nur von den Pranken niedergehalten zu werden, lag Urplötzlich das ganze Gewicht des warmen Felles auf ihm. Flüssige, zähfließende Wärme rann an seinem Kinn und Hals entlang. Für eine gefühlte Ewigkeit wagte es Ryan nicht sich zu bewegen, nur mit Schwierigkeiten konnte er die Geschehnisse einordnen. Erst Viktorias Stimme riss ihn aus der Apathie. Kraftlos war auch Viki auf die Knie gesunken und ließ dann den Revolver fallen. Die zitternden Hände wischten die aufkommenden Tränen weg. „Das … das ist nicht fair … auf sowas war ich nicht- … sowas kann es nicht geben …“, nuschelte sie für sich. Panisch ging ihr Blick zu den beiden Enden der Gasse, versuchte sich dabei übereilt wieder zu erheben, wobei sie wegen der Verletzung wieder wegrutschte und auf den Boden landete. Hilfe suchend blieb ihr Blick dabei an Ryan hängen. „Oh Gott, Ryan! Geht es dir gut? Bitte, bitte sag, dass es dir gut geht! Bitte, es … es tut mir Leid. Ich wusste nicht … ich hatte keine ja Ahnung … es ist meine Schuld … bitte … es … es tut mir Leid. Er hat dir nichts getan, oder? Bitte sag, dass alles okay ist … sag, dass ich nicht zu langsam war …“, versuchte sie sich gleichzeitig flehend zu vergewissern, dass der Wolf ihn nicht doch gebissen hatte und zu entschuldigen, während schon die nächsten Tränen über ihr Gesicht liefen. Mit einem Grunzen stemmte er den leblosen Kadaver, des ungefähr 50 Kilo schweren Biestes von einem Hund, von sich. Die unnachgiebigen Versuche des Viehs, ein Stück aus Ryan zu holen, hatten Kräfte gekostet. Doch sie waren weit entfernt davon in Sicherheit zu sein, keine Zeit für Schwäche… Kurz tastete Ryan nach der sich bereits erkaltende Flüssigkeit auf seinem Hals. Blut, doch es schien nicht seines zu sein, zu mindestens spürte er derzeit keine neu gewonnene Wunde. Er verkürzte die restliche Distanz zu Viktoria, schloss sie intuitiv und innig in die Arme, darauf bedacht dies nicht mit der blutverschmierten Seite seines Gesichtes zu tun. „Shhhh, Viktoria… Ich bin unverletzt… Beruhige dich, du hast mir das Leben gerettet. Wir müssen noch etwas weiter… Sie sind noch hinter uns her, Okay? Nur noch ein bisschen weiter, weg von hier und dann verziehen wir uns in irgendein Haus…“ Seine Stimme überschlug sich förmlich bei den Beruhigungsversuchen, rasten seine Gedanken doch bereits um das Geschehene und das was noch vor ihnen lag aufzuarbeiten. Der Schuss wird ihre Position verraten haben, sie mussten es wenigstens noch ungesehen eine oder zwei Ecken weiter schaffen, wenn sie sich dann in irgendeinen der vielen Häuser verkrochen, würde diese Gang kaum die Möglichkeiten haben jede Wohnung nach ihnen zu durchsuchen. Zumindest hoffte Ryan, dass sie nicht die Truppenstärke für solch eine Aufgabe hatten… Viktoria klammerte sich leicht zitternd an ihn fest und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, doch sie beruhigte sich zusehend. Zumindest die Panik fiel langsam von ihr ab, obwohl sie noch immer hastig nach Luft rang. Dennoch konnte sie nicht aufhören vor sich hin zu murmeln: „Ich wusste es nicht, … ich hätte dich nicht zum Park bringen sollen … Es tut mir Leid … ich hätte nicht in ihr Gebiet … das wollt ich nicht … wir hätten das Wasser auch wo anders …“ Ryan hauchte einen kurzen Kuss auf ihre Wange, ließ mit einer Hand kurz von Viktoria ab, um nach der Waffe zu greifen, die er knapp neben ihr ausmachte, diese sicherte er kurzerhand und verstaute sie zügig, ehe er die fehlende Hand wieder um Vik schloss und sie langsam mit sich zusammen aufrichtete. „Komm, nur noch ein paar Ecken weiter… Wäre doch schade, wenn das alles umsonst gewesen sein sollte… Komm du schaffst das… Wir schaffen das!“ Sie hatten wahrlich keine andere Wahl, die Rücksicht die sie in diesem Augenblick nehmen konnten waren beinahe gleich Null, so hart es klang. Ein angestrengtes Lächeln, welches er Viktoria schenkte, blitzte auf, sein Atem war immer noch beschleunigt, während er weiterhin mit Viktoria im Arm die Flucht wieder aufnahm. Anscheinend wurden sie bisher noch nicht verfolgt, hatte der ganze Angriff scheinbar nur einen Bruchteil der Zeit gekostet, anstatt der Ewigkeiten die Ryan empfunden hatte. Zögerlich löste sich auch einer ihre Hände, die nun die Tränen weg wischte. Ein wenig unsicher erwiderte sie sein Lächeln, als sie schon wieder los rannten. Mit einem schmerzvollen Keuchen trat sie wieder fester auf. „Tut mir Leid, … will keine Last sein …“, presste sie noch zwischen den heftigen Atemzügen hervor. „Nächste rechts … die zweite links … drei Straßen weiter gerade aus … dann wieder rechts … dort sind die ersten … großen Hotels … hoffentlich … wittern die Biester … uns nicht …“ „Nichts hiervon hättest du voraussehen können, komm schon konzentrier‘ dich! Dich trifft keine Schuld! Wir können uns nun nicht hängen lassen.“ Die Worte die eigentlich Aufbauen sollten, wurden in Eile hervor gepresst. So viel hatten sie durchgestanden, sie mussten hier einfach lebend raus! Das Ziel, welches Viktoria beschrieb klang noch so unglaublich fern… aber umso ferner es lag desto größer waren die Chancen, das ihre Verfolger die Jagd einfach aufgaben, schließlich gab es für sie keine allzu große Motivation sie zu schnappen. Dennoch, die Stimmen wurden lauter, durch den Schuss hektischer, aber unbeirrt näher heranrückend. Er hatte weiterhin Viki mit im Arm, sie dabei so gut es ging stützend. Sie tat sich mit ihrem Bein definitiv schwerer, waren die vergangenen Ereignisse wohl zu viel Belastung gewesen. Sorge machte sich in Ryan breit, sackte seine Partnerin doch immer häufiger zusammen, wenn ihr Bein immer häufiger der Belastung nachgab. Sie bogen bereits um die nächste Ecke, erneut nahmen die beiden eine gewisse Geschwindigkeit auf, etwas langsamer als zuvor, jedoch immer noch schneller als die physische Verfassung es für die beiden eigentlich zuließ. Auf Dauer würden sie dieses Tempo wohl nicht mehr lange halten können. Das ausgeschüttete Adrenalin würde sich schnell verbrauchen, das dumpfe Pochen in seiner Seite würde bald schon wieder ein grelles, heißes Eisen sein, was fähig war ihm die Luft zu rauben. Noch während er seinen Gedanken nachhing bogen die beiden erneut ab, nun drei Straßen gerade aus, nicht gerade ungefährlich, die hektischen Rufe klangen immer noch nah, was Ryan jedoch mehr Sorgen machte als die Lautstärke war, das die Rufe, die ihnen hinterher hallten keineswegs mehr hektisch waren… Wenn sie Glück hatten, gaben ihre Verfolger gerade auf, wenn sie jedoch Pech hatten, hieß es nur dass sie sich besser organisierten. Ein lautes Blaffen hallte von den Häuserwänden wieder, gefolgt von einem Ruf und dem Rasseln von Ketten. Viktoria erzitterte und als sie erschrocken zurück sah, knickte sie abermals etwas ein. Als Ryan daraufhin einen Blick über die Schulter warf, liefen in seinem Kopf bereits die Möglichkeiten ab, die ihnen blieben. Knappe 200 Meter von ihnen entfernt, am Anfang der soeben eingebogenen Straße, hatte sie einer der Gangmitglieder eingeholt und war nun auf Sicht. Seine Waffe war, zu Ryans Bestürzung, jedoch ein recht großer Rottweiler, der gerade von seiner Eisenkette befreit wurde. Zweifelslos würde der Hund schneller als die beiden sein, nicht mehr viel Handlungsspielraum stand ihnen zur Verfügung. In Eile riss er sich etwas unsanft von Viktoria los, die einen Sturz so eben noch verhindern konnte, und wandte sich somit befreit im vollen Lauf um, zog und entsicherte bereits den Revolver, um den heran preschenden Hund aufs Korn nehmen zu können, sobald Ryan in Viktorias Rücken zum Stillstand gekommen war. Ein tiefes kontrolliertes Ausatmen wurde von dem vorschnellen des Hahnes begleitet. KLICK – 100 Meter… Ryans Augen weiteten sich erschrocken aufgrund des ausgebliebenen Knalls, leichte Panik stieg in ihm auf. Die Trommel musste sich irgendwann weitergedreht haben… ein kurzer Blick auf die vollen Kammern, die an der Seite sichtbar waren, bestätigten diese Befürchtung. „Lauf, lauf, lauf, lauf weiter Vik!“, schrie Ryan, worauf hin sie nur zögerlich reagierte und los lief. Der Soldat machte sich ebenfalls daran sich rückwärts in Bewegung zu setzen, mit zwei weiteren Klicks, schickte er die Trommel einige Umdrehungen weiter. Bereits einzelne Fangzähne konnte Ryan an dem Tier ausmachen, keine fünfzig Meter waren mehr zwischen ihnen, als der Hahn der Waffe abermals auf eine leere Kammer traf. Bei jedem der achtlosen Schussversuche hielt er die sich drehende Trommel im Auge. Mit einem fast schon erleichterten Seufzer nahm er die Waffe nun in beide Hände und versuchte ihr Stabilität zu geben, als beim nächsten Drücken des Abzugs der fast schon ersehnte Rückstoß durch seinen Arm ging und das Tier beinahe augenblicklich zu Boden ging, seine Ohren dabei vom Knall nur so pfiffen. Die Waffe schwenkte sofort weiter, zum Führer des Hundes, doch dieser hatte sich kaum bewegt, zu weit entfernt um seine Mimik zu erkennen, doch schien er wie vor Schreck erstarrt zu sein. Kein Ziel für diese wertvolle, letzte Patrone… Sie mussten Weg von hier, um jeden Preis. Schnell wandte er sich wieder um, darauf aus wieder zu seiner Partnerin aufzuschließen. Weit war Viktoria allein nicht voraus gelaufen. Schnell kam sie alleine anscheinend nicht mehr voran, war es doch fast nur noch ein Schritttempo. Viktoria letztendlich wieder eingeholt zu haben und ihre Hand in seiner zu spüren beruhigte ihn zusehends, in der anderen hielt er immer noch den Revolver, dessen erhitzter Lauf ein dünner Qualmstrang entstieg. Es hielt ihn jedoch nicht davon ab mit weiteren, nervösen Schulterblicken nach Verfolgern Ausschau zu halten. Zusammen schafften sie auch das nächste Stück und kamen zu der Ecke, wo sie abermals abbiegen wollten. Dort sah Vik sich wieder vorsichtig um, wobei die nächste Straße ebenfalls frei war und sie schon die vier hohen Gebäude vor sich erkennen konnten. Jedes hatte mindestens fünf bis zehn Stockwerke und wohl zusammen einige Hundert mögliche Zimmer, in denen sie verschwinden konnten, bis sie beide in der Lage waren in ihr sicheres Versteck weiter zu ziehen. Mit den wenigen Mitgliedern würden sie ewig brauchen, bis sie Ryan und Vik fanden, aber mit den Hunden wäre das für sie vielleicht kein Problem. „Dort vorn… da sind wir… erstmal sicher… vor denen… Meinst du sie… haben noch mehr? … Denkst du... die spüren uns auf? … Geben sie auf?“, fragte Viki hoffnungsvoll keuchend. Wieder richtete sie ihren Blick auf die Hotels und lief zum dritten auf dieser Straße. Es war das zweit höchste und schien zumindest genauso verlassen wie die anderen. Vorerst hatte Ryan bei ihren Fragen geschwiegen, konzentrierte sich lieber auf den restlichen Weg, der noch vor ihnen war und welche Antworten hätte er ihr schon bieten können? Jeder seiner nun angestrengten Atemzüge sandte dumpfe Wogen des Schmerzes seinen Körper entlang. Sein Blut zirkulierte angetrieben vom Adrenalin, pochte schwer in seiner Schläfe, half ihm dabei fokussiert zu bleiben. Mit Ryans Hilfe kam Vik auch wieder besser voran und eine Weile liefen sie schweigend den Hotels entgegen. „Ich bring ihn um“, flüsterte Viki dann schließlich gedankenverloren mit bitteren Ton, während sie die letzten hundert Meter zum Hotel hinter sich brachten und ihre Augen nur noch auf die kaputte Eingangstür starrten. „Irgendwann bring ich sie alle um! … Sie und ihre verfluchten Biester…“, fügte sie leise hinzu, während sich die ersten Tränen aus den Augenwinkeln schlichen, die sie schnell wegzuwischen versuchte. Als er Viktorias hervor gemurmelte Drohungen vernahm hielt es ihn jedoch nicht davon ab, ihr einen knappen, aber besorgten Seitenblick zuzuwerfen. „Keine Sorge Krümel, sie werden sicher vorsichtiger sein, die können ja schließlich nicht ahnen, dass wir nur noch eine Kugel haben und zwei von diesen Hunden zu verlieren dürfte an denen auch nicht spurlos vorbei gehen“ , sagte Ryan, woraufhin nur ein kurzes, bitteres Lächeln auf Viktorias Lippen erschien. Wahrlich, hatte er bei seinen kurzen Schulterblicken niemanden ausmachen können, doch das würde wohl nichts bedeuten, der Heimvorteil war hier schließlich nicht auf der Seite der beiden Flüchtlinge. Mit einem weiteren drücken ihrer Hand nahm er ihre Stimmungslage zur Kenntnis, sie wirkte kraftlos auf ihn. Hoffentlich lag sie mit der Vermutung, das dieses Hotel vor ihnen von keiner weiteren Gang besetzt wurde, richtig, sie würden beide eine Erholung benötigen… Zusammen betraten sie endlich die Lobby des Luxushotels. Schon vor Ewigkeiten musste man sich hier gewaltsam Zugriff verschafft haben, denn vom früheren Glanz war hier nicht mehr viel zu sehen. Vik zog schon allein aus Gewohnheit einen ihrer Dolche und ging mit Ryan zum Treppenhaus. „Vermutlich sind einige wenige Zimmer schon 'belegt', … dennoch können wir hier etwas Ruhe haben … wir sollten nur die Türen verbarrikadieren …“, erklärte sie noch knapp zwischen ihren flachen Atemzügen. Vik löste sich von Ryan und hielt sich mit einer Hand an der Wand fest, während er die Tür öffnete. Als sie lauschte, konnte sie nichts verdächtiges hören. Daher ging sie direkt zum Geländer, steckte den Dolch doch vorerst wieder weg und zog sich Stufe für Stufe etwas daran hoch, um ihr Bein zu entlasten. Ryan folgte ihr mit gezogener Waffe zum Treppenabsatz, doch bereits nach einigen Stufen sah er weit häufiger nach Viki, als das er sich auf die Treppe vor ihm konzentrieren konnte und eigentlich auch musste, darum legte er schließlich seinen linken Arm um ihre Hüfte um sie zusätzlich zu stützen. Die Waffe, nun in seiner rechten, weiter wachsam von sich gestreckt. „Komm schon, weiter Viki… vier Etagen sollten doch noch drin sein, normalerweise würdest du die doch sicher an der Fassade entlanghangelnd meistern!“ Leicht beschämt hielt sie den Blick auf die Stufen gesenkt, legte ihre rechte Hand aber dennoch auf seine Schulter, um sich weiter hoch zu ziehen. Auf seine Worte hin nickte sie nur ohne ihn anzusehen. „Normalerweise … werd‘ ich auch nicht von … tollwütigen Viechern gejagt, … - aber … Vier Etagen, … dass schaff ich! … Nur vier …“, presste sie zwischen den keuchenden Atemzügen hervor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)