V-M4: A Long Way Home von Morbilli (Virus M4 - Ryan & Vik) ================================================================================ Kapitel 2: Das Messer --------------------- Ryan war schon lange auf der anderen Seite angekommen, als er bemerkte, dass Vik noch immer an der Hausecke hockte. Hatte er Vik mit seiner Frage so aus der Fassung gebracht? Oder warum zögerte sie solange bis sie endlich los lief? Sein Blick wanderte hektisch zu beiden Seiten der Straße, als er im Augenwinkel wahrnahm das Vik endlich los rannte. Bevor sie die sicheren Deckung erreichte, rutschte sie plötzlich auf dem nassen Boden aus, wobei sie mit ihren linken Bein über den Stein schlitterte. Vergeblich hatte sie noch versucht den Sturz mit der Hand abzufangen. Im Sturz fluchte sie leise und verzog schmerzvoll das Gesicht. Während seine toughe Partnerin fiel, zuckte Ryan kurz zusammen, wollte ihr gerade entgegenlaufen als sie auch schon Entwarnung gab und die letzten paar Meter machte. „Mir geht‘s gut, ich kann weiter laufen“, versuchte sie Ryan zu beruhigen. „Wir können das später versorgen“, sagte sie und sah wieder hektisch zurück, ob sie jemanden sehen konnte, der ihnen folgte. Er musterte sie grob, nahm in kurzer Begutachtung ihre Wunden in Augenschein und dabei auch ihren Gesichtsausdruck war. Scheinbar hatte sie sich ein paar Schrammen am Bein und an der Hand geholt und ihre Hose war am Knie aufgerissen. Als sie ihn beschwichtigen wollte runzelte er kurz die Stirn. „Sicher das es geht? Das sah ziemlich schmerzhaft aus.“ „Nein, ehrlich. Ich hatte schon schlimmere Verletzungen. Vermutlich würde ich dich jetzt immer noch abhängen!“, sagte sie mit einem leicht gezwungenen Lächeln. Nebenbei wischte sie sich mit dem Regen die Wunde leicht sauber und schaute sich um. Er wandte seinen Blick ebenfalls kurz wieder auf die offene Straße, ehe er sie wieder ansah, schüttelte daraufhin energisch seinen Kopf. „Die Straße sieht momentan frei aus und wenn sich das nachher zu einer Sepsis entwickelt, hab ich hier draußen keine Chance mehr dagegen.“ Er stellte seinen Rucksack neben sich, kniete sich hin und wühlte kurz darin ehe er einige Plastikampullen hervorholte. „Ja du hast recht, also... Sep-was?“, Vik sah schon die andere Straße hinauf, um zu schauen ob ihr weitere Weg frei war. Aus den Augenwinkeln konnte Ryan ihren fragenden Blick sehen. Selbst als er die Plastikampullen in der Hand hatte, wusste sie scheinbar nicht was er nun von ihr wollte. „Das wird dir nun nicht gefallen Vik, nur Desinfektionsmittel ist aber schnell vorbei. Sag nur was wenn sich uns jemand nähern sollte. Ich brauch zwei Minuten dafür.“ „Desinfektion... – nein, halt! Mir geht es wirklich gut!“, verteidigte sie sich und wollte schon weiter. Ohne Vorwarnung nahm er Viks Bein über sein Knie, bevor sie flüchten konnte und wartete kurz bis sie ihr Gleichgewicht fand. Um nicht schon wieder hinzufallen hielt sie sich an seinen Schultern fest und versuchte sich sogleich wieder von ihm zu befreien. Unbeeindruckt biss Ryan das Köpfchen von einem der Ampullen und spuckte es aus. „Na, danke... Es gab schon einige die mir überrascht dabei ins Gesicht getreten hätten.“ Er lächelte dabei, schüttete noch während er den Smalltalk führte, etwas des Alkoholgemisches über die Wunde, hielt dabei ihr Bein sicherheitshalber fest, um nicht doch noch getreten zu werden. „Spar‘ dir das lieber aaaaahhh~~utsch...“, zischte sie leidvoll, als sie den Satz nicht beenden konnte. Auch wenn er ihr Bein fest hielt zuckte es kurz, als sich das Mitelchen wie flüssiges Feuer über ihre Wunde ergoss. Mit der anderen Hand kramte Ryan bereits nach einer Kompresse und einem Wickel mit dem er die Wunde verbannt, ehe er die selbe Prozedur mit ihrer Hand wiederholte. Ergeben ließ Vik es über sich ergehen, hielt dabei angestrengt Wache, vermutlich auch, damit er ihr die leichte Röte im Gesicht nicht so schnell ansah. „Du verschwendest nur wertvolle Materialien an Fremde“, nuschelte sie schließlich. „Irgendwann wirst du das sicher bereuen“, fügte sie noch hinzu als er sich ihre Hand dafür vornahm. „So als dein nun behandelnder Arzt beschließe ich, dass wir uns nun zügig verdünnisieren sollten, aber von jetzt an läufst du vor, dann bemerke ich früher, wenn was schief laufen sollte.“ Noch immer kniend blickte er kurz lächelnd auf, während er sein Zeug wieder zusammenpackte. „Vielen Dank Ryan“, sagte sie nur und erwiderte sein Lächeln. Dieser hielt dann aber abrupt inne, als er die leere Schnalle an seinem Fußgelenk bemerkte. Ein Ausdruck von Panik machte sich auf seinem Gesicht breit, ehe er sich wieder aufrichtete. „Ryan was hast...?“, ihre Frage wurde unterbrochen. „Hör zu Vik... danke für die Konserven und dafür das du mich nicht umgebracht hast. Wenn ich dich einholen sollte, wenn ich mich wieder Richtung Park aufmache, schuldest du mir nun aber etwas mehr als deinen Namen abgemacht? Mach dich nun auf den Weg.“ Er zeigte ihr noch kurz ein gezwungenes Lächeln, ehe er sich umdrehte und wieder zurück sprintete. „Wovon...? Ich geh doch jetzt nicht...! Hey, warte!“, rief sie noch, aber es war zu spät. Nach einem kurzen, schnellen und rücksichtslosen Sprint stand er wieder vor seinem Ausgangspunkt, der Haupteingangstür, die anscheinend wieder zugeweht wurde. Einen kurzen Moment horchte er und hielt an der Tür inne. Erst hörte er sich nähernde Schritte auf der nun schon nassen Straße, dann durchschnitt Viks Stimme das Unwetter nah bei ihm, auch wenn er die Schritte vorher gehört hatte zuckte er unwillkürlich zusammen. „Ich lass dich da nicht sterben, wenn ich noch Schulden hab“, sagte sie bestimmend, aber mit einem kleinen frechen Zwinkern. „Übrigens: Mein Name ist Viktoria...“, gab sie murmelnd mit einem verlegenen Lächeln zu. Seine Sorge machte ihm das Denken schwer, Viktoria die ihm nun vielleicht mit in den Tod folgte machte es ihm nicht wirklich einfacher. Dennoch wandte er sich ihr zu, musterte sie kurz, nickte dann anerkennend. „Viktoria, hm? Hübscher Name. Wie ich sehe, hindern die Schrammen dich wirklich nicht daran mitzuhalten und allein dafür, das du mir hier gefolgt bist sehe ich uns als quitt an, Okay?“ Bisher war ihnen niemand gefolgt, vielleicht sprach es gegen eine größere Gruppe, oder aber sie ließen sich Zeit dabei das Haus nun komplett leer zu räumen. Ryan hoffte auf ersteres, sah zum Himmel, genoss die kalten Regentropfen, die ihm ins Gesicht regneten. „Wenn da drin die Kacke anfängt zu dampfen, was natürlich durchaus wahrscheinlich sein kann, dann läufst du hoffentlich trotzdem los... Es geht nur um einen Gegenstand. Mir ist er mein eigenes Leben wert, aber nicht das einer weiteren Person, okay?“ Wegen ihm sollte keine weitere Person umkommen, Ryan würde dies mit all seinen Möglichkeiten verhindern. Nur ein verlegenes Lächeln erschien auf ihren Gesicht, bevor sie ihre freche Art wieder fand: „Ich wurde ja immerhin professionell behandelt, also kann mich auch nichts mehr aufhalten. Zudem würdest du ohne mich eh nicht weit kommen“, scherzte sie, gab aber mit einem Nicken zu verstehen, dass sie sich bei Gefahr zurück ziehen würde. „Ist schon okay, wir haben alle solche Dinge,“ fügte sie hinzu. „Entschuldige mein irrationales Vorgehen vorhin,…“, fing Ryan an, doch konnte er seinen Satz nicht beenden. Von der sich öffnenden Tür unterbrochen drehte Ryan sich instinktiv um, beide Hände bereits erhoben um einen eventuellen Angriff abzuwehren und gegebenenfalls zu kontern. Ein verdutzter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, als er den scheinbar ebenso überraschten Fremden gerade noch zurück taumeln sah, ehe dieser polternd über Trümmerteile der Treppe stürzte. Hektisch sah sich dieser um, konnte jedoch mit samt dem sehr bekannt vorkommenden Rucksack nicht weiter zurück rutschen. Seinen Schicksal ergebend hob er leicht wimmernd die Arme vors Gesicht. War dies ihr Verfolger? Wirkte doch die neue Person eher so als wäre sie auch im Haus gewesen und hatte die beiden nur aus sitzen wollen. Reflexartig nahm Vik jedoch die Dolche wieder hoch und starrte den Typen an. Ein kurzer Ruck an Ryans Ärmel ließ ihn schon mit dem Schlimmsten rechnen, wurden sie bereits umzingelt und standen nun hinter den beiden? Aus dem Augenwinkeln nahm Ryan war, wie Viktoria grade noch seinen Ärmel los ließ, ehe sie sich beinahe augenblicklich an ihm vorbei stahl und sich mit erhobenen Waffen zwischen die beiden positionierte, ein leichtes Humpeln viel ihm dabei auf, soviel zu der professionellen Behandlung… Sie hatte anscheinend versucht ihn aus der Gefahr zu manövrieren. Er rechnete es ihr hoch an, jedoch erschwerte es seine Situation, da er es war, der die beiden wieder zurück in dieses gottverdammte Haus geführt hatte. Zögernd ließ Ryan seine Hände wieder sinken, etwas überrumpelt von dem sich rasant gewechselten Sachverhalt, aus der Position von dem Unbekannten sah er jedenfalls nun nur noch bedingte Gefahr, würde selbst das ziehen einer Pistole aus dieser Position Ryan noch genug Handlungsspielraum geben um die kurze Distanz zwischen ihnen zu überbrücken. „Umm, Hey?! ... Bist du alleine hier?“ Aus seiner Stimme sprach noch immer mehr seine Überraschung, als ein bedrohlicher Klang, der vielleicht angebrachter wäre. Als er die Distanz zwischen ihnen ein wenig verkürzte, um durch die Tür zu gehen, sah er zumindest niemanden im Flur oder auf der eingestürzten Treppe. Aus den Augenwinkeln sah Viktoria ihn wieder nervös an. „Vorsicht, der Typ ist ‘ne Krähe“, zischte sie Ryan an. „Wenn wir Pech haben ist der ganze Haus voller Nebelkrähen“, fügte sie hinzu während hektische Blicke zwischen der Krähe und den oberen Treppenhaus wanderten. Als Viktoria ihn auf die Federn aufmerksam machte, biss er zerknirscht seine Zähne zusammen, schon wieder hat er seine Deckung zu überhastet vernachlässigt. Dennoch ein Angriff aus der Position des Weißschopfes, schien ihm weiterhin kaum möglich, aber vielleicht waren wirklich noch mehr von ihnen in diesem Haus. Galten die Nebelkrähen nicht als eine berüchtigte Diebesbande? „B... bitte... tut mir nichts!“, stammelte die angebliche Krähe in seiner Panik. „Ich b... b... bin keine K... Krähe!“ Nur ganz langsam senkte er die Hände, um die beiden mit seinen großen, grünen Augen anzustarren. „Ich b...bin... mein Name ist... Max! U... und die Federn, die t... trag ich zum Schutz! Vor den... Krähen... ihr wisst schon...“ Mit zitternden Händen griff er eines seiner weißen Zöpfchen, an denen weiße Federn festgebunden waren und hob es ein wenig an, um es den beiden zu zeigen. Ein schiefes, verzweifeltes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. „Schaut doch mal... die sind nicht mal schwarz... ! A... auf den ersten Blick halten sie mich für einen von ihnen! I... ist echt p... p... praktisch!“, stotterte er. „Bitte... ihr... ihr dürft mir nichts tun... I... ich muss zu meiner Freundin. Ganz schnell! Sie...“ Er senkte den Blick. So gut es in seiner Situation ging senkte er die Stimme. „Sie ist... sch... schwanger... und wenn sie nicht bald was zu Essen kriegt...“ Die Panik des Fremden schien Ryan glaubhaft und die Geschichte über die schwangere Freundin gab seiner vorherrschenden, gutgläubigen Ader den Rest. Das Problem war nur, wenn er nun zu leichtgläubig werden würde, wäre das nicht nur sein eventueller Untergang, sein Blick glitt kurz zu Viktoria. Das durfte ihm nun auf keinen Fall passieren. Schade, dass diese neue Gesellschaft solch ein Umdenken nötig machte, aber anders konnte man derzeit wohl nicht mehr überleben. Viktoria glaubte Max jedoch scheinbar kein Wort. Sie kommentierte sein Gestotter nur mit einem abfälligen Schnauben: „Hmpf, schön dich kennenzulernen 'Max'. Ich frag mich nur, warum die Krähen ihre eigenen Männer nicht erkennen sollten, wenn sie doch nah genug heran kommen, um die Federn zu bemerken“, warf sie in den Raum, während sie ihn weiter mit den Dolchen bedrohte und abschätzend musterte. Mit dem Handrücken wischte sie sich eine tropfende Haarsträhne aus dem Gesicht und sah Ryan kurz aus den Augenwinkeln an. Wenn sie in Überzahl gewesen wären, warum waren sie ihnen dann nicht gefolgt? Alles zu viele 'Wenn's und 'Aber's für Ryans Geschmack, ebenfalls das Gestammelte des unbekannten, verkomplizierte die Situation zunehmend. „Beruhig‘ dich Max! Hast du hier irgendetwas mitgehen lassen? Eine Waffe oder sonst was in die Richtung?“, fragte Ryan. „I... ich sage die Wahrheit, ehrlich! Ich hab auch nichts geklaut...“ Langsam, sehr, sehr langsam streckte Max die Hand nach seinem Rucksack aus, um diesen zu umklammern. „Das hier... das hab ich alles g... gefunden. Gar nicht weit von hier. Ist nicht viel, aber...“ Vorsichtig zog er den Rucksack zu sich nach vorne, „Ihr könnt gern was davon haben... außer das Essen! I... Ich meine... wenn ihr mir schon was anbietet... Clara wird so dankbar sein.“ Ein schwaches, sehr, sehr unsicheres Lächeln schlich auf seine Lippen. Gut, dieser Max schien sein Messer schon mal nicht zu haben, blieben nur noch gefühlte tausende weitere Ecken. Ryan hoffte inständig das er es hier im Haus verloren hatte, wann er sich das letzte mal von dem Vorhandensein überzeugt hatte fiel ihm nicht mehr ein. Ein Seufzen entglitt ihm bei diesem Gedanken, vielleicht wäre es doch besser gewesen dieser Max hätte sein Messer. Ryan ging die Möglichkeiten durch die ihm blieben, eins war ihm jedoch klar, ohne das Messer würde er dieses Haus nicht verlassen ehe er es komplett auf den Kopf gestellt hatte. Er blickte kurz die Treppe hoch, wenn es mehrere waren sollte das langhalsige Gerede des Fremden zu mindestens Bewegung in seine Gruppe gebracht haben, außer das prasseln des Regens hörte er jedoch nichts. „Ich höre niemanden, du? Wobei ich bei diesem Regen da draußen auch nicht sicher sein kann, aber sollten die sich nicht anfangen zu bewegen so wie unser Gast hier in Panik ausbricht? Aber ich glaube du hast in Gangverhalten mehr Erfahrung, was meinst du?“ Auf Ryans Frage hin schüttelte Vik den Kopf, während sie den Fremden weiter im Auge behielt. „Nein, ich glaub er ist wirklich allein hier. Vielleicht haben die Anderen auch Angst das ich ihm was antue.“ Zögerlich biss sie sich auf die Lippe, sprach aber dann weiter: „Ich weiß nicht ob er einer von denen ist. Aber solange er hier nichts anstellt, muss er sich auch keine Sorgen machen. Such schnell dein Zeug zusammen, dann können wir gehen. Ich bleib bei ihm, dann wird dir hoffentlich auch niemand etwas tun, wenn noch jemand hier sein sollte. Ich kann dir ja eh nicht helfen.“ Viele Vorgehensweisen blieben ihm nicht übrig, er nickte knapp, als er Viktorias Vorschlag hörte. „Okay, klingt am vernünftigsten von allen verkorksten Möglichkeiten, die sich uns noch bieten. Ich bleib in Hörweite“ Viktoria nickte kurz. „Beeil dich“, bat sie ihn noch, bevor sie sich Max wieder komplett zu wandte und die Dolche enger umfasste. „Also gut, mein Großer,“ sprach Max mit einem spöttischen Lächeln an, „sobald mein Freund hat, wonach er sucht, sind wir weg und niemanden passiert etwas.“ Viktoria war immer noch angespannt und sah kurz zu Ryan herüber. Dieser schritt in Richtung der Treppe, als er Viktoria passierte hing er ihr seinen Rucksack über eine Schulter, bedacht darauf Max dabei keine Lücke zum Angriff zu lassen. Vik zuckte zusammen, als sie plötzlich das unerwartete, zusätzliche Gewicht spürte. „Mach dich aus dem Staub, wenn dir was komisch vorkommt, da sind noch Schmerzmittel für dich drin und einige Sachen die man sicher gut Tauschen kann“, flüsterte er noch leise, kaum wahrnehmbar, ehe er ohne Pause seinen Weg zur Treppe fortsetzte. „Ryan, ich kann doch nicht...!“, sie kam gar nicht zum Widersprechen, denn er ging sofort weiter. Ein ziemliches Loch hatte er dort hinterlassen, aber immerhin hatte er nun kein störendes Gepäck bei sich, auch wenn es beim letzten Mal schon knapp gewesen war. Er atmete tief durch und nahm einen weiten Schritt Anlauf, ehe er zum Sprung ansetzte. Knapp schaffte er es sich an der Kante der eingebrochenen Treppe festzuhalten. Keuchend zog Ryan sich hoch als er ein Knacken vernahm, in dem Augenblick als er sich hoch stemmen wollte, hielt die poröse Treppe seinem Gewicht nicht mehr stand und fiel mit ihm, rücklings, eine Etage tiefer, wieder ins Erdgeschoss. Ein Fluch entfuhr ihm als er Aufschlug. Leicht benommen sah er hoch in die nächste Etage, bisher sah er niemanden, der angelockt worden war. „Nichts passiert“, rief er knapp, beschwichtigend, in den Hauptflur hinein. Ein Stöhnen folgte, als ihm der erste Versuch sich Aufzurichten misslang und er wieder in dem Schutt der ehemaligen Treppe landete. „Wenn nun keiner kommt, denk ich wir sind hier alleine...“ Unwillkürlich lächelte er zwischen zusammengebissen Zähnen. Heute war scheinbar wirklich nicht sein Tag, schien es doch erheiternd zuerst, als er den Basketball fand. Er fuhr sich mit der Hand über sein immer noch regennasses Gesicht, jetzt mit Staub vermischt, um seine Benommenheit etwas abzuschütteln. Als er die Augen wieder öffnete und zur Seite sah, bemerkte er etwas vertrautes in den Trümmern nicht unweit von ihm. Ein schwarzer Griff auf dem R.B. eingraviert war. Vielleicht musste er das mit dem Glückstag doch wieder revidieren... Schritt für Schritt setzte er sich aufrecht hin, ehe er sein Bein unter einem Holzscheit der Treppe hervorzog. Dennoch rief Vik ihm entgegen: „Bist du verletzt? Soll ich dir helfen?“ „Schon okay, pass weiter auf unseren Gast auf, ich komm hier klar... Außerdem glaub ich können wir gleich schon weiter...“ Nicht das sich dieser Max noch von hinten anschlich, ansonsten könnten sie nochmal Probleme bekommen. „Bist du dir sicher?“, Vik klang nicht sonderlich überzeugt. „Warte ich komm zu dir...“, rief sie. Ryan richtete sich nun vollständig auf, knickte etwas ein, als die Welt um ihn herum hinter einem dunkelroten Schleier verschwand. Daraufhin fand er mit einer ausgestreckten Hand für einige Augenblicke halt an einem Pfeiler, der früher einmal die Treppe stützte, er schloss seine Augen und nahm einige kontrollierte tiefe Atemzüge. Unbewusst, über die Jahre im Sanitätsdienst seiner Einheit tief verinnerlicht, ging er eine knappe Checkliste durch, die ihm letztlich zum Schluss kommen ließ, ziemlich glimpflich davongekommen zu sein. Das Atmen viel im etwas erschwert, ein leichtes Stechen wenn er tief Luft holte. Vielleicht eine angeknackste Rippe, nichts besorgniserregendes was ihn beeinträchtigen würde. Nur einige Augenblicke verschnaufen... Dann kann es weitergehen. Mit einem letzten scharfen Einziehen der staubigen Luft öffnete Ryan wieder die Augen, vertrieb den Sturz damit aus seinen Gliedern. Währenddessen bewegte Ryan sich langsam die letzten zwei Schritte auf den Knauf des Messers zu, ohne das die Welt wieder zu schwanken anfing, beugte sich nach dem Griff und zog die Waffe aus dem Schutt, betrachtete die staubige, geschwärzte Klinge einige Momente. Dieser Schwarze Gegenstand, der ihm diese Tour wieder eingebrockt hat, für den er bereit war sein eigenes Leben hintenan zu stellen. Sein persönliches Mahnmal welches ihn an ein ebenso schwarzes Ereignis erinnern sollte wie seine Klinge gefärbt war. Mit einem tiefen Seufzer steckte er das Messer endlich wieder in seinen festen Platz an seinem Bein, diesmal tunlichst darauf bedacht die Sicherheitsschnalle gut zu verschließen. Den kurzen Anflug von Melancholie, die ihm drohte zu ersticken, schüttelte er im Geiste ab. War der Regen gerade lauter geworden? „Mach jetzt ja nicht schlapp!“, ermahnte Viktoria ihn und kletterte über ein größeres, etwas wackeliges Teil, der ehemaligen Treppe zu ihm hinüber. „Unkraut vergeht so leicht nicht, da brauch es schon mehr als so ein als einen so kleinen Sturz“, probierte er Viktoria zu beruhigen, die scheinbar besorgt auf ihn zu schritt. „Sieht aus als wärst du uns schnell wieder los Max“, rief Ryan Richtung Hauptflur. „Ich hab gefunden wonach ich gesucht habe, alles gut...“ Langsam und noch immer mit Bauschutt und Staub bedeckt stieg er aus den kümmerlichen Überresten der alten Treppe und bewegte sich auf die anderen zu, das er Max noch nicht erblickte, schob er dabei auf seinen Blickwinkel, sah ihn aber dann nicht mehr an vermuteter Stelle sitzen. Hatte sich seine bisher so vorsichtige Begleiterin nun, aus Sorge um ihn, von diesem Max entledigt? Sie wird ihn doch nicht... ? Als Ryan Max ansprach, drehte sich Viktoria hektisch um. „Verdammt noch mal...“, fluchte sie leise und milde. „Max ist weg...“, erklärte sie verlegen, was Ryan erschöpft lächeln ließ, da dadurch doch einiges an Anspannung abfiel. Das Max gerade vor einer Sekunde durch die Tür entwischt war, war Ryan, der in Gedanken gewesen war nicht aufgefallen, genauso wenig wie Viktoria. Hatte sie ihre Deckung seinetwegen so vernachlässigt? Schien es doch gar nicht ihre Art... Nach ihrem Fluch zu urteilen war sie von sich selbst etwas überrascht. Er fühlte sich zu halben Teilen geschmeichelt, aber auch schuldig, sie doch in solch eine Gefahr gebracht zu haben. Seine Sympathie ihr gegenüber stieg dadurch aber weiter. „Ein Problem weniger, wir sollten uns nur aus dem Staub machen, ehe er vielleicht doch eventuelle Krähen hierher holt“, schlug er vor. „Du hast recht, ich hab wirklich keine Lust auf eine weitere Begegnung. Für heute reicht‘s mir“, sagte sie leicht genervt. Sie packte seinen Arm, da sie scheinbar Angst hatte, das er wieder zusammenbrach: „Bist du wirklich unverletzt? Brauchst du was aus dem Rucksack?“, fragte sie unverzüglich. Die Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben. Er nahm ihre Hilfe dankend an, um aus dem restlichen Schutt zu kommen, gerührt von ihrer offensichtlichen Sorge. „Mir geht‘s gut genug, wirklich Viktoria, du kannst mir das Gewicht des Rucksacks aber wiedergeben, du solltest dein Bein noch etwas schonen.“ So gut man sich in solchen Zeiten eine Schonung überhaupt erlauben kann... Sofort schüttelte sie ihren Kopf und hielt die Tasche im festen Griff. „Meinen Bein geht es gut, das ist ‘ne oberflächliche Sache. Wer weiß, was du dir bei dem Sturz zugezogen hast. Bevor du wieder aus den Latschen kippst, nehm‘ ich sie lieber ...“ , doch plötzlich veränderte sich ihr ernster Gesichtsausdruck und zögerlich nahm sie dann doch die Tasche ab und hielt sie ihm hin. „Tut mir leid ... ich... hier, nimm sie lieber selbst...“, fügte sie fast murmelnd hinzu und sah verlegen doch wieder weg. „Ich glaub wir können besser durch die Hintertür verschwinden“, schlug sie vor, vermutlich um das Thema zu wechseln. „Die Tür ist abgeschlossen, sollte uns aber nicht aufhalten“, erwiderte Ryan. Sie schritten in die Richtung des Hintereingangs. Man könnte beim Anblick des Flurs wirklich denken dass hier eine ganze Schlacht stattgefunden hatte. An der Tür angekommen lehnte Ryan sich dort dann gegen die Tür, prüfte den Widerstand indem er den Türgriff festhielt und seinen Körper gegen die Tür lehnte. „Nicht ganz so morsch wie die Eingangstür, aber es sollte klappen“, stellte er fest. Viktoria stemmte eine Hand in ihre Hüfte, während sie Ryan dabei zu sah. „Wenn du willst, kann ich das besser machen...“, sagte sie erneut besorgt und sah sich bereits nach Hilfsmitteln um. Ryan atmete tief durch und spannte seinen Körper an, ehe er der Tür ein paar Stöße mit seinem Körpergewicht verpasste, biss dabei seine Zähne zusammen, strapazierte der Vorgang seinen, vom Sturz mitgenommenen Oberkörper merklich. Krachend gab das verrostete Schloss nach dem dritten Stoß jedoch bereits nach. Vik hatte das ganze mit mitleidigen Blick verfolgt, kommentierte aber doch scherzend: „Vielleicht bist du doch widerstandsfähiger als ich dachte.“ Er hielt die Tür für den Augenblick noch verschlossen, drehte sich zu Viktoria um, begutachtete sie mit einer ersten Miene, die gerade dabei war sich zu vergewissern, dass ihr Rucksack richtig saß und die Dolche sicher verstaut waren. „Weiterhin in Richtung des Parks? Und was sagt dein Bein? Wie weit schaffst du es?“, erkundigte sich nun Ryan. Erst danach bemerkte Vik seinen Blick und schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. „Ich glaube ganz schaff -“, aber sie wurde schon abrupt unterbrochen. Als sie ihm schon antworten wollte hob er kurz die Hand. Einige Augenblicke blieb es ruhig als Ryan nach den Worten suchte. Fragend und besorgt biss sich Vik auf die Lippe und rechnete vermutlich mit einem neuen Schwindelanfall, bis Ryans seine Stimme wiederfand: „Und Vik… Danke, ich mein ich weiß es wirklich zu schätzen, das du mich begleitet hast… Wer weiß wie mutig Max gewesen wäre wenn nur ich, ohne Waffen aufgetaucht wäre… Ich weiß noch nicht wie ich dir das zurückzahlen kann, aber du kannst auf mich zählen, okay?“ Beim Reden war ihm augenscheinlich unwohl, verlor er doch immer wieder den Blickkontakte. War dem sonst lockeren Ryan es alles andere als wohl bei dem Gedanken Viktoria in Gefahr gebracht zu haben. „Ich hab nur... Also du hast ja auch ... du brauchst mir nicht ...“, stammelte sie leise. Als er ihre gebrochenen Wortfetzen wahrnahm blickte er Viktoria wieder direkt an, die nun seinem Augen ebenso auswich. Wie sie dort mit leicht gerötetem Gesicht stand und an ihrem Schal nestelte, nebenbei so einige Wassertropfen aus wrang, ließ ein warmes Schmunzeln auf seinem Gesicht erscheinen. Wirkte es wohltuend menschlich auf ihn. Ihre Lippen pressten sich kurz zusammen und fast schon entschuldigend suchten ihre braunen Augen kurz seine, bevor sie plötzlich doch wieder weg sah. „Wir sollten gehen“, sagte sie mit Nachdruck und ließ es harscher klingen. Er wollte gerade den Mund aufmachen um, sie etwas zu beruhigen und sei es nur um die durch ihn erzeugte ernstere Stimmung etwas aufzulockern, als sie dann jedoch schon mit festerer Stimme zum Aufbruch drängte. Seine Stirn legte sich kurzzeitig in Falten, als er den Wandel in Vik zu deuten versuchte. Sie mied seinen Blick was das lesen ihrer Mimik ihm unmöglich machte. Vor ihm war wieder die überlebende, kämpfende Viktoria. Was hatte er denn nun gesagt, dass sich diese Tür zu einer anderen Persönlichkeit Viktorias, die sich gerade anfing zu öffnen, nun mit so einem lauten Knall zuschlug? Die Metapher passte gut in Ryans Augen, aber vielleicht war es gerade das... Wollte sie einfach diese anscheinend angestrengt zurückgehaltene Art von ihr nicht hervor lassen? Ein weiteres Seufzen entfuhr ihm ehe er nach einem weiteren kurzen Mustern Viktorias sich der Tür zu wandte. „Okay... dann lass uns aufbrechen und dieses verteufelte Haus hinter uns lassen...“, sagte er schließlich. Seine Gedanken kreisten um den traurigen Wandel der Gesellschaft, als er in den Regen hinaus spähte. Die Luft schien frei zu sein. Bloß keine Schwächen zeigen schien das Zauberwort zum Überleben sein. Man musste quasi zu einer perfekten Maschine werden. „Ich stehe zu dem was ich gerade gesagt habe, lass es unkommentiert wenn du meinen Dank nicht annehmen willst, aber er gilt dir dennoch.“ Ohne abzuwarten stahl er sich durch den Türspalt nach draußen, um auch die andere Seite der Straße begutachten zu können, als er auch dort niemanden erblickte gab er Viktoria ein Zeichen ihm zu folgen. Der Regen hatte sich weiter verstärkt, kühle Regentropfen prasselten auf ihn nieder. Wohltuend trieben sie die Müdigkeit aus seinen Muskeln. Als Vik jedoch in den Regen und an seine Seite schritt, sah sie besorgt in den Himmel und zog den Kopf leicht ein. Die Straßen die in seinem Blickfeld waren schienen leer, wie es auch nicht anders zu erwarten war. Der Hintereingang führte auf eine schmalere Nebenstraße wodurch sie nicht komplett ungeschützt im Regen standen, auch war die Gasse nicht so gut einsehbar, wie die größere Straße auf der sie sich vorher aufgehalten hatten. Alles in allen ein Vorteil für die beiden. „Wenn dein Bein sich meldet sag mir Bescheid, okay? Ich denke ich habe noch eine Säge im Rucksack“, sagte er knapp und versuchte so wieder die Stimmung etwas aufzuhellen. Immerhin zauberte der Spruch ihr wirklich ein kleines Schmunzeln auf die Lippen. „Ich denke, das wird nicht nötig sein. Wenn du mich unbedingt verstümmeln willst, dann steck‘ mich lieber in Brand. Das ist zumindest wärmer...“ Demonstrativ hielt er seine Handfläche ausgestreckt, sammelte einige Regentropfen auf dieser. „Keine gute Idee, bei dem Wetter würde das Feuer nicht lange halten, außerdem habe ich keine Streichhölzer dabei.“ Gerade als er los gehen wollte, hielt sie ihm am Arm doch kurz zurück: „Hör‘ zu, ich hab... ich war da drinnen leichtsinnig. Also ... dank mir erst, wenn wir den Park wirklich erreichen“, sagte sie ernst mit dem kläglichen Versuch eines weiteren Lächelns. „Zudem wäre eine Pause zwischendurch nicht schlecht“, murmelte sie gerade noch laut genug, dass er es verstehen konnte, bevorzugte es aber sich dabei umzusehen. Überrascht sah Ryan sie an, musste unwillkürlich lächeln als sie seinen Dank wieder ablehnen wollte. Er konnte der übertriebenen Geste ihr Haar mit seiner Hand durcheinander zu bringen nicht widerstehen, wobei die Regentropfen nur so flogen, ein herzhaftes Lachen entglitt ihm dabei, welches aber ebenso abrupt wieder verstummte, als er scharf die Luft wieder einsog. Der blitzartige Schmerz, der einmal durch seinen Körper zog, bestätigte seine erste Vermutung, das sein Oberkörper die Energie des Sturzes erleiden musste. Ihr kam nur ein verdutztes „Hey!“ über die Lippen, während sie instinktiv nach seiner Arm griff, um diesen hinterhältigen Angriff viel zu spät abzuwehren, wobei ihre Hand einfach nur auf seinem Arm ruhte. Ihr Gesicht nahm dabei sofort wieder eine hellrote Farbe an. Das hilflose Lächeln mit dem sie ihm gerade in die braunen Augen sah, wich sofort wieder ihren besorgten Blick, als sie seine Verletzung bemerkte, wobei sie auch erschrocken die Hand weg zog. „Ganz schön stur was? Gib es auf Viktoria, vielleicht warst du da drinnen kurz unachtsam, aber die ganze Aktion war schon von Anfang an leichtsinnig und überstürzt und das wegen mir.“ Seine Hand zog er bereits wieder zurück, hinterließ ein wahrhaft zerzaustes Meisterwerk. Bei seinen Worten überprüfte er, nachdem er sein Werk kurz bewundert hatte, nochmal den Holster an seinem Bein, dort war alles noch an seinem Platz und gesichert. Sie schüttelte bei seinen Worten nur noch den Kopf. „Lass uns später darüber diskutieren wer der größere Dummkopf ist. Wie müssen hier weg und können uns dann auch in Ruhe die Wunden lecken“, dieses mal klang es doch irgendwie anders. Mitfühlender, besorgter, aber noch immer entschlossen den Ort endlich hinter sich zu lassen. Pausen zwischendurch klangen in seinen Ohren nicht schlecht, solange sie trockene und sichere Plätze für dieses Vorhaben fanden. „Ich glaube die Route legst du am besten fest, du kennst dich hier schließlich deutlich besser als ich aus.“ Mit dem Gedanken an ihr Bein fügte er noch hinzu: „Dann kannst du die Pausen auch direkt mit einfließen lassen, wenn du hier gute Orte kennst. Und sag mir Bescheid wenn es nicht mehr geht. Ich hab noch 1-2 Asse in meinem magischen Rucksack, würde die aber lieber erst einsetzen wenn wir einen Platz zum Rasten haben.“ Beschämt versuchte sie ihre kurzen, schwarzen Haare zumindest ansatzweise irgendwie schnell wieder in Ordnung zu bringen. „Kompliziert ist es nicht. Wir gehen rechts ein ganzes Stück die Straße hoch bis zur Tankstelle, biegen links ab und laufen dann weiter bis zur Kurve, dort noch einmal recht und dann zwei Straßen weiter wieder links...“, sagte sie nebenbei und beobachtete Ryan abschätzend im Augenwinkel. Sie gingen die Gasse weiter, bis sie an einer Ecke zu einer größeren Straße kamen. Vorsichtig presste sich Viktoria wieder an die Wand und versuchte durch den dichten Regen irgendwas zu erkennen. Die Straßen waren frei und gerade als sie los laufen wollte erhellte plötzlich ein Blitz die Gegend. Sie fuhr erschrocken zusammen und hielt sich kurz an der Mauer fest, um nicht wieder zu stolpern. Sie schnaufte noch einmal durch, sah sich nach Ryan um und lief dann los über die Straße. Ryan folgte ihr an die Straßenecke, immerhin etwas was an diesem Wetter gut war, kaum jemand würde sich auf den Straßen aufhalten, ebenso machte die knappe Sicht und die Geräuschkulisse des Regens ein Entdeckt werden unwahrscheinlich. Ein überraschtes Zucken ging auch durch seinen Körper als der erste Blitz den verhangenen Himmel kurzzeitig grell aufleuchtete und nach einer Weile von dem krachenden Donner gefolgt wurde. Die beiden liefen durch das Unwetter welches sich immer mehr zuzog. Ryan folgte Viktoria dabei wie ein zweiter Schatten einige Meter hinter ihr. Besorgt beobachtete er dabei wie sie anscheinend noch mit dem Bein zu kämpfen hatte, hin und wieder merkbar einsackte, wenn sie das Bein falsch belastete. Nachdem die beiden eine lange Zeit schweigend durch den Regen gelaufen waren, wurde Viktoria merkbar langsamer, allein das sprach für ihre Verletzung, hätte sie, wenn sie fit gewesen wäre, Ryan in punkto Ausdauer sicher abgehängt. Seine eigene Verletzung nahm zumindest nicht direkt auf seine Leistung Einfluss. Er war jedoch tunlichst darauf bedacht recht flach zu Atmen, um das schmerzlich unangenehme Stechen zu vermeiden, dies ließ seine Muskeln nun schon langsam ermüden. Besorgniserregend war es für ihn jedoch nicht, war ihm noch aus seiner Ausbildungszeit nur zu gut bewusst wie viele Reserven er noch mobilisieren konnte, selbst wenn er nach seinem Empfinden völlig am Ende war und davon war er schließlich noch weit entfernt. „Pause?“, fragte sie knapp nach einer Weile, während sie sich zu ihm umdrehte und seinen Blick suchte. Ryan nickte als Viktoria eine Pause andachte ohne zu zögern. Verschnaufen klang gut, etwas erholter wäre seine Aufmerksamkeit auch wieder etwas schärfer. Sein Blick schweifte über die Häuser um sie herum. Aus dem Regen sollten sie raus solange es noch möglich war. Er ging direkt auf eine Reihe von kleinen Mehrfamilienhäusern zu die ihm aufgefallen war, durchschritt den Vorgarten auf dem das Gras nur so wucherte, eine halb eingestürzte, verrostete Schaukel erinnerte noch an die Vorbesitzer. Die Tür auf die Ryan sich zubewegte hing schon halb aus ihren Angeln, was ein Durchschlüpfen einfach machen würde. Ein Blick in den dunklen Eingangsbereich später schob er die Tür etwas zur Seite und trat bereits ein. „Wirkt auf mich ziemlich verlassen, wenn du mich fragst...“, seine Stimme war gesenkt, lauschte noch angestrengt während er die Tür für Viktoria noch zur Seite hielt. Im Eingangsbereich lagen einige von der Zeit gezeichnete Jacken auf dem Boden verstreut, scheint als wäre diese Familie ziemlich übereilt aufgebrochen, vielleicht wollten sie sich schnell aus der Stadt noch absetzen bevor alles abgeriegelt werden würde, als die Seuche um sich griff... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)