Nightcrawl von abgemeldet (Das ganz und gar nicht mystische Internat) ================================================================================ Kapitel 11: Lang lebe der Kleinkrieg! ------------------------------------- „Euch ist klar, dass das Konsequenzen hat?“ Ich schweige stoisch während Marcel auf dem Stuhl neben mir mit den Augen rollt und einen Laut von sich gibt, der sich anhört wie eine Verwünschung. „Haben Sie etwas gesagt Mr. Kaskrova?“, hakt Mr. Peters nach und Marcel gibt einen verneinenden Laut von sich. Der Gute kommuniziert seit ungefähr einer Stunde nur noch in Lauten, was mich amüsieren würde wenn ich nicht selber in der Scheiße stecken würde. „Mr. Nikura, Ihnen ist klar das sie dasselbe Pensum zu leisten haben wie Mr. Kaskrova?“ Ich gebe einen bestätigenden Laut von mir und halte mir weiterhin mein Kühlkissen an die rechte Wange. „Hätten die Herren die Freundlichkeit mir zu verraten wann Sie ihren lächerlichen Kleinkrieg endlich beenden?“ Kurz herrscht Stille während Mr. Peters uns abwartend ansieht, und wir Beide ein synchrones „Nie!“, von uns geben. Zumindest sind wir uns in dieser Hinsicht einig. Nightcrawl wäre auch nur halb so spannend wenn es Marcel nicht gäbe. Obwohl ich sagen muss, dass ich in den letzten Wochen wirklich genug Action hatte. Um genau zu sein mehr als die letzten 5 Jahre, und das ist irgendwie traurig. „Sie wollen mir also sagen ich muss die nächsten 2 Jahre jede Woche mit Ihnen dieses Gespräch führen? Meine Herren, wie Sie sicherlich schon bemerkt haben ist Nightcrawl ein anständiges Internat geführt durch hervorragende Lehrer, den strukturierten Stundenplan und...“ „Natürlich durch Sie, unseren geschätzten Direktor!“, beendet Marcel den Satz Augen rollend und ich muss unweigerlich leicht prusten. Aber so oft wie wir diese Predigt schon gehört haben können wir sie nun einmal im Schlaf runter beten, auch wenn das erst recht traurig ist. Durch Marcel's Kommentar saßen wir noch länger im Büro als sonst. Längere Zeit in der Mr. Peters uns die Vorsätze der Schule erörtert hat, die wir uns jede Woche anhören dürfen. Eine längere Zeit in der ich kurz davor war einzuschlafen oder mir die Nägel zu machen, was uns allerdings nur noch mehr Zeit mit unserem liebreizenden Direktor eingebracht hätte, weshalb ich es gelassen habe. Der Grund warum wir mal wieder bei Mr. Peters waren ist einfach und eigentlich jedes Mal derselbe. Wir haben uns gestritten! Irgendwie ist es dann blöd gelaufen und Marcel hat mir die Faust ins Gesicht gedonnert, was ich nicht auf mir sitzen lassen konnte, weshalb ich den nächsten Stuhl in der Mensa genommen und ihm nach geworfen habe. Ich konnte ja nicht ahnen das er sich duckt und der Stuhl Mrs. Jackson, unsere Chemielehrerin, trifft. Wie gesagt: Blöd gelaufen. Da Mrs. Jackson wie immer einen riesigen Terz veranstaltet hat und nun wohl auch eine Weile ausfallen wird, wurden wir mal wieder ins Büro des Rektors zitiert, mit mehr oder minder großem Erfolg. Die Reden von Mr. Peters bleiben selten bei uns hängen, meistens verschwinden sie kaum das wir das Büro verlassen haben. Wir laufen schweigend nebeneinander her. Marcel die Hände in den Hosentaschen seiner Baggy und ich eine an meiner Tasche und mit der Anderen halte ich das Kühlkissen. Vermutlich hab ich morgen ein blaues Auge, aber wer auch immer den Concealer erfunden hat gehört heilig gesprochen. „Alles klar?“ Ich sehe meinen Erzfeind aus dem Augenwinkel an und gebe ein „Klar!“, von mir wobei ich mir einbilde das seine Mundwinkel kurz zucken. „Duck dich das nächste Mal bitte einfach nicht.“ „Sonst keine Wünsche mehr?“ „Verbrenn dieses hässliche Shirt!“ Von ihm kommt nur ein abschätzender Laut und damit ist die Diskussion um sein Shirt wohl beendet. Kurzzeitig frage ich mich ob es Marcel gut geht, jetzt da Mr. Peters ihn für zwei Wochen vom Training suspendiert hat. So als Captain muss das schon ein Schlag in die Eier sein nicht beim Training dabei sein zu dürfen. Wobei ich mir ehrlich gesagt sicher bin das Marcel ein Schlupfloch in der Aussage von Mr. Peters findet. Das tut er immer. Wüsste ich es nicht besser würde ich meinen Arsch darauf verwetten, das der Junge mal Anwalt wird. Das Wort im Mund verdrehen kann er einem nämlich auch ganz gut. Aber was will man auch von jemandem erwarten dessen Vater der Rechtsbeistand von Putin ist? Ich wäre enttäuscht wenn Marcel anders wäre. Kaum das wir das Gebäude verlassen haben zündet sich jeder von uns eine Zigarette an und geht seines Weges. Mein Weg führt mich direkt zur Musik AG wo Marvin und Taylor auf einem Tisch sitzen und mich anscheinend schon gespannt erwarten. In Marvin's Gesicht spiegelt sich Sorge, da er vermutlich befürchtet ich wäre vom Internat geflogen. Da ich mir aber ziemlich sicher bin das man hier gar nicht raus fliegen kann, mache ich mir da weniger Sorgen. Taylor hingegen grinst nur und hebt eine Augenbraue, ehe er ein „Nett.“, von sich gibt als er auf meine Wange deutet. „Ihr Beide prügelt euch wohl gerne was?“ Ich zucke nur mit den Schultern und werfe meine Tasche in eine Ecke, bevor ich mich ans Fensterbrett lehne. „Ich glaube das nennt man 'Hassliebe'.“, grinst er mich an und ich rolle mit den Augen während ich den Kopf schüttle. „Roll nicht mit den Augen junger Mann! Ihr könnt ja offensichtlich nicht miteinander, aber als du geschwänzt hast hatte der Orange-Typ echt miese Laune.“ Ich will gar nicht wissen warum Marcel miese Laune hatte. Eigentlich hat er ständig wegen irgendwas oder irgendwem miese Laune, so ist er eben. Und warum Taylor ihn noch immer 'Orange-Typ' nennt obwohl er seinen Namen kennt, ist mir ebenfalls ein Rätsel. Aber ich mische mich in solche Dinge nicht ein. Soll er ihn doch nennen wie er will. Seit dem Vorfall mit Eric und der darauf folgenden Gruppentherapie die von Kai gestört wurde sind sage und schreibe fast 5 Wochen vergangen. 5 Wochen in denen Eric mir vehement aus dem Weg geht, Kai mich Aufgrund irgendeines mir unbekannten Ursprungs ignoriert hat und jetzt doch wieder bei uns rum hängt und in denen Marcel und ich tatsächlich so etwas wie Waffenstillstand hatten. Mich hat es eh gewundert das wir das 5 Wochen durchgehalten haben. Ich bin stolz auf uns! Das mit Eric wurmt mich allerdings immer noch irgendwie. Ich meine ich mag ihn ja, und das er mich ignoriert macht die Sache nicht besser. Na ja, okay. Das er mich ignoriert würde die Sache besser machen, wenn er mich nicht dauernd so wehleidig anstarren würde. Wenn ich ihn allerdings anspreche habe ich bessere Chancen mit einem Stein ins Gespräch zu kommen, denn Eric bleibt stumm wie ein Fisch. Ich gebe auch zu, dass mich das rasend macht. Ich hasse es wenn man nicht mit mir redet, wenn man etwas zu sagen hat. Denn wenn man etwas zu sagen hat, dann sollte man das entweder tun oder auf ewig die Fresse halten und nicht mit mitleiderregenden Blicken um sich werfen. Das ist so Tussenhaft das mir dabei richtig schlecht wird, weshalb ich begonnen habe Eric ebenfalls zu ignorieren. Das Schöne an der Musik AG ist nicht nur das wir hier in Instrumenten und freier Kreativität ertrinken können, nein, das Schönste hier ist das fehlen eines Lehrers. Seit ich vor 5 Jahren dieser AG beigetreten bin habe ich noch nie einen Lehrer diesen Raum betreten sehen, was einer der Gründe dafür sein könnte das die Anzahl der Mitglieder ziemlich gering ist. Zählt man Taylor als unseren Neuen jetzt also dazu sind wir gerade einmal 7 Leute. Drei von ihnen sind nicht erwähnenswert, weil ich mit ihnen nichts zu tun habe. Wir sagen nicht einmal 'hallo' zueinander. Dann sind da eben noch ich, Marvin und Taylor. Die siebte Person ist Lucy Takkur, die Mitbewohnerin von Marvin. Jetzt fragt sich vermutlich jeder was ein Mädchen auf einem Jungeninternat macht. Sagen wir es so: Lucy war nicht immer ein Mädchen! Und da sie immer noch etwas zwischen ihren Beinen hat darf sie rein rechtlich gesehen dieses Internat besuchen, obwohl sie inzwischen auch Brüste hat. Also echte Brüste und nicht die zum umschnallen wie noch vor zwei Jahren. „Starrst du mir gerade auf die Brüste?“ „Warum sollte ich?“, kommentiere ich zurück und Lucy grinst breit während sie die Beine überschlägt und kurz etwas in ihr Notizbuch einträgt das ich vermutlich gar nicht wissen will. Lucy gehört zu den Schülern die immer über den neusten Klatsch informiert sind und diesen zusammenträgt, was ich auf ihre widerliche Tätigkeit bei unserer Schülerzeitung schiebe. Lucy ist nun mal für die Rubrik Klatsch & Tratsch zuständig und sie liebt es. Das hat nicht mal was mit ihren inzwischen weiblichen Hormonen zu tun, sondern das war schon immer so. Den Grund dafür will ich gar nicht so genau wissen. Das Taylor ziemlich locker drauf ist hat sich mir endgültig bestätigt nachdem Lucy ihm kurz, knapp und schonungslos mitgeteilt hat das sie noch zur Hälfte ein Kerl ist und wenn ihm das nicht passen würde solle er sich verpissen oder einbuddeln gehen. Die einzige Reaktion von Taylor bestand aus einem Schweigen das ungefähr 15 Sekunden anhielt ehe er losgelacht hat und lediglich ein 'okay' von sich gegeben hat. Ich erkläre Taylor hiermit zu meinem Lieblingsmitschüler direkt nach Mac, Marvin, Lucy und Marcel. Warum letzterer in der Kategorie ist, kann sich inzwischen wohl jeder denken. Lang lebe der Kleinkrieg gegen die Langeweile! „Du hast sicher nichts dagegen wenn ich deinen Namen erwähne, immerhin wird sowieso jeder wissen um wen es geht sobald der fliegende Stuhl erwähnt wird.“, kommentiert Lucy in meine Richtung und ich gebe einen zustimmenden Laut von mir. Warum sie mich überhaupt noch fragt ob sie meinen Namen erwähnen darf frage ich mich seit ungefähr einem Jahr. Immerhin weiß tatsächlich wirklich jeder um wen es geht wenn sie in ihrer Klatsch & Tratsch Rubrik über Schlägereien, fliegende Stühle oder brennende Unterhosen schreibt. Es können nur Marcel und ich sein. Legt sich Marcel nämlich mit irgendwem anders an, gehört das meistens nicht mehr in die harmlose Klatsch & Tratsch Rubrik sondern auf die 2. Seite die sich mit 'kriminellen' Anschlägen, Körperverletzung und sonstigem Kram beschäftigt der hier ab und zu mal auftaucht. Man kann also sagen das Marcel noch relativ lieb zu mir ist, was ich im übrigen auch zu schätzen weiß. „Im übrigen habe ich ein neues Gerücht gehört.“ Mein Blick wandert zu Lucy die in ihr Notizbuch guckt und dann verschwörerisch in die Runde blickt. Im Allgemeinen interessieren mich Gerüchte ja nicht sonderlich, aber manchmal geben sie über diverse Dinge Aufschluss die tatsächlich nützlich sind. Wie zum Beispiel die Fragen für den nächsten Biologietest. „Es heißt das die Basketball AG bald einen neuen Captain bekommt.“, flüstert sie und nickt bestätigend. Im Allgemeinen ist das nicht wirklich ein Gerücht das mich interessieren würde, im nicht Allgemeinen allerdings schon. „Man munkelt das Marcel vom Thron gestoßen wird da er 'unkooperativ' sei.“ Na gut, er ist nicht gerade der umgänglichste Mensch der Welt, aber unkooperativ ist er definitiv schon mal nicht. Ich weiß wovon ich rede, immerhin sind sogar er und ich gewissermaßen miteinander kooperativ. Zumindest fügen wir uns keinen großen Schaden zu. Natürlich kann man jetzt behaupten das das Messer in meinem Rücken schon ein erheblicher Schaden war, aber es ist ja nicht so als wäre das beabsichtigt gewesen. Man kann mich natürlich auch für blöd halten, aber ich liebe die Auseinandersetzungen mit Marcel fast noch mehr als meine Plüschtiere, weshalb ich beim besten Willen nicht verstehe wie man behaupten kann er sei unkooperativ. „Und wer soll der neue Captain sein?“, frage ich so gelangweilt wie möglich, da mir ein ziemlich grausiger Verdacht kommt. „Man munkelt es sei ein gewisser Kai Jamsy. Neu hier, ziemlich beliebt und wirklich gutaussehend, auch wenn ich ihn noch nicht zu Gesicht bekommen habe.“ „Das liegt daran das du nur vor deinem PC oder im AG Raum der Schülerzeitung rum hängst.“, nuschelt Marvin und fängt sich einen strafenden Blick von Lucy ein, der ihn leicht lächeln lässt. Ich sehe zu Taylor als ich aus dem Augenwinkel bemerke das mich dieser ansieht und er hebt eine Augenbraue, bevor er sich zu mir rüber lehnt. „Glaubst du das ist Zufall?“, flüstert er mir ins Ohr und ich murre ungehalten, ehe ich Lucy ein fröhliches Lächeln schenke. Ich mag sie wirklich, aber wenn sie etwas weiß, dann weiß es bald darauf die ganze Schule und darauf kann ich getrost verzichten, weshalb ich einfach so tue als würde ich diese Nachricht uninteressant finden und hätte nicht den Verdacht das an der Sache irgendetwas faul ist. Natürlich ist es nicht gerade ein Fall für James Bond oder Sherlock Holmes, aber es ist nun mal so das wir hier auf einem Internat sind. Hier passieren keine großen Tragödien, zumindest nicht immer. Hier hat so etwas wie das Auswechseln des Teamcaptains nun mal eine andere Bedeutung als auf irgendeinem Kuhdorf am Arsch der Welt. Zwar kann ich mit Basketball wirklich nicht viel Anfangen und schon gar nicht mit den Spielregeln, aber darum geht es ja auch nicht. Es geht darum das ich mich frage wie es sein kann das Kai, der nicht mal ein halbes Jahr hier ist, das Recht hat Marcel von seinem Posten zu verdrängen und selbst Captain zu werden. Marcel ist seit 4 Jahren der Captain dieser Idiotengang und das mit Stolz und Würde, oder zumindest das was er darunter versteht. Außerdem frage ich mich ob das Team von der ganzen Geschichte überhaupt schon weiß. Aber bis jetzt ist es ja nur ein Gerücht und ich habe die Hoffnung das dem auch so bleibt. Den Rest der Stunden in der Musik AG beschäftige ich mich intensiv damit meine Lyrics an das Geklimper und das musikalische Talent der Anderen anzupassen, was wirklich alles aber definitiv nicht leicht ist. Denn bis sich alle geeinigt haben in welche Musikrichtung der Song gehen soll, dauert das schon eine Weile. Im Durchschnitt an die 4-5 AG Tage. Zu meiner Freude geht es diesmal schneller, was wohl daran liegt das sie schon eine Art Vorlaufzeit hatten, in der ich nicht anwesend war. Am Ende wurde sich auf eine Mischung aus Punk und Pop geeinigt, was im Prinzip nicht zusammenpasst, aber genau das ist was wir wollen. Auch wenn ich mit den übrigen Drei nicht sonderlich viel zu tun habe teilen wir doch die Ansicht, das etwas her muss was es sonst nicht allzu oft gibt. Eben nichts was wirklich Klischee ist. Also ist eine Mischung aus Punk und Pop gar nicht mal so unüblich. Natürlich habe ich es nicht geschafft meine Lyrics in der Zeit anzupassen, aber es ist auch nicht so als würde ich unter Zeitdruck stehen. Da wir keinen Lehrer haben, haben wir logischerweise auch keinen Leistungsdruck der unsere seelischen Ergüsse zum versiegen bringen könnte. Soviel zu dem wundervoll strukturierten Stundenplan von Mr. Peters. Ich glaube ihm ist noch überhaupt nicht aufgefallen, dass wir keinen Lehrer haben. Oder aber er findet niemanden der mit einer Gruppe bestehend aus Irren zusammen in einem Raum sein möchte. „Du kommst dann gleich nach?“, fragt Marvin nun schon zum hundertsten Mal während ich mein Zeug in meine Tasche stopfe und diese dann schultere. „Ja, man! Ich bring nur die Tasche aufs Zimmer und hol mir neue Kippen. Das Essen rennt schon nicht weg.“, gebe ich gequält von mir, da Marvin es unbeabsichtigt sehr gut versteht mich unter Druck zu setzen und wenn es nur darum geht pünktlich zum Essen in der Mensa zu erscheinen. Dabei ist es nicht einmal so als würde es feste Essenszeiten geben. Natürlich gibt es feste Zeiten für warme Mahlzeiten, aber selbst wenn ich diese verpassen sollte, bleiben mir noch immer die Sandwiches, die Fertiggerichte und die kalte Pizza die die Mensa zu bieten hat. Zumal auf dem Nightcrawl-Gelände drei Supermärkte stehen die in 5-20 Minuten zu erreichen sind. Man muss sich nun also wirklich keine Sorgen machen, das ich verhungern könnte. Ich beeile mich um in mein Zimmer zu kommen, in erster Linie um Marvin zufrieden zu stellen, meine Tasche abzuladen und mir meine ungeöffnete Schachtel Zigaretten vom Schreibtisch zu schnappen. Auf dem Weg zur Mensa lasse ich mir allerdings mehr Zeit. Einfach weil mir eingefallen ist, das Kai bestimmt wieder an unserem Tisch herum gammelt. Vielleicht sollte ich zur Abwechslung auch mal den Mund aufmachen, nebenbei Mac's Glück zerstören, und fordern das der Penner sich verpissen soll. Im Allgemeinen hab ich nichts gegen ihn, zumindest nicht viel bis auf die Tatsache das er mir aus unerklärlichen Gründen die meiste Zeit auf die Nerven geht. Aber ich kann und will nicht jedes Mal beim Essen seine Visage sehen. Mittlerweile hat das auf mich einen Diäteffekt, da ich es nicht fertig bringe mehr als die Hälfte von meinem Teller aufzuessen ohne das Gefühl haben zu müssen ihm ins Gesicht zu kotzen. Also schleiche ich eher als das ich tatsächlich gehe in Richtung Mensa und denke darüber nach ob es wohl so etwas wie ein Hausmittel gibt um meine Abneigung gegen Kai irgendwie ruhig zu stellen. Wenigstens ein bisschen. Ich bleibe stehen und stecke mir eine Zigarette in den Mund um sie auf dem Rest des Weges zu rauchen. Gerade als ich mein Feuerzeug in der Hand habe um die Zigarette anzuzünden Allerdings komme ich nicht wirklich dazu, da die Flamme durch den Luftzug des Balls ausgeht, der mich am Kopf trifft und somit zum schwanken bringt. Ich kneife meine Augen zusammen und lange mir mit einer Hand an den Kopf bevor ich das Gesicht verziehe und das Feuerzeug sinken lasse. Wer auch immer diesen Ball geworfen hat wird es bitter bereuen. Das tut nämlich weh! Ich sehe mich um aber da die Beleuchtung in Nightcrawl definitiv eine Generalüberholung gebrauchen könnte, entdecke ich niemanden, weshalb ich mich Bücke und den Basketball aufhebe. Kaum das ich mich aufgerichtet habe, zucke ich zusammen und weiche ein paar Zentimeter zurück bis die Wärme hinter mir mich stoppen lässt, da sich Arme von hinten den Ball aus meinen Händen und die Zigarette aus meinem Mundwinkel nehmen. Alarmiert drehe ich mich um, entspanne mich jedoch unweigerlich sofort wieder als ich Marcel erkenne als er sich gerade meine Zigarette anzündet und den Rauch in die Luft bläst. „Arschloch!“, murre ich bezogen auf meine Zigarette, den Schreck und der Tatsache das er mir einen Ball an den Kopf geworfen hat. Im gleichen Moment frage ich mich allerdings warum er im Dunkeln Bälle wirft. „Ich hab dich nicht gesehen.“, murrt er zurück. „Wundert mich nicht, es ist Dunkel du Spast.“ Von Marcel kommt ein Schnauben und ich vergrabe meine Hände samt Feuerzeug in den Hosentaschen. Ich trete unruhig von einem Bein auf das Andere bevor ich mich entschließe einfach zu gehen um pünktlich zum Essen zu erscheinen. Kaum das ich zwei Schritte gegangen bin, halte ich wieder an und drehe mich doch zu Marcel um. „Weißt du eigentlich das Kai der neue Captain deines Teams werden soll?“ „Was?“, kommt es lauter und meiner Ansicht nach etwas fassungslos keine Sekunde später zurück und ich zucke mit den Schultern, was man Aufgrund der Lichtverhältnisse vermutlich schlecht erkennen kann. „Ich hab so Gerüchte gehört.“ Es vergehen ein paar Minuten in denen wir schweigen und Marcel meine Zigarette raucht. Ein paar Minuten in denen ich mich frage ob es richtig war ihm das zu erzählen. „Warum erzählst du mir das?“, kommt die Frage kurz darauf als hätte er meine Gedanken erraten und ich zucke wieder mit den Schultern. „Weiß nicht.“ Wieder herrscht Schweigen bevor er schnaubt was sich irgendwie belustigt anhört. „Du wolltest mich doch nur einfach nicht ins offene Messer laufen lassen.“ Ich verenge meine Augen zu Schlitzen und gebe einen abschätzenden Laut von mir dem ein „Tz.“ folgt. „Träum weiter!“ „Du änderst dich nie. So warst du schon immer.“ Meine Augenbraue wandert in die Höhe während ich einfach nichts dazu sage und stattdessen zusehe wie Marcel die Kippe auf den Boden wirft und austritt während er sich den Ball unter den Arm klemmt. „Bild dir nichts drauf ein.“, kommentiere ich und kann mir, obwohl ich sein Gesicht nicht sehe, bildhaft vorstellen wie er belustigt und gleichzeitig herablassend die Augenbraue hebt. „Tu ich aber.“, ist das letzte was er zu mir sagt bevor er sich in Bewegung setzt und auf die Wohnheime zusteuert. Ich bin gerade im Begriff zu gehen als er meinen Namen ruft und ich mich zu ihm umdrehe, wo er mir den Mittelfinger zeigt, grinst und ein „Danke!“, von sich gibt. Vielleicht versteht man jetzt warum ich ihn nicht ausstehen kann. Murrend und mich selbst leise verfluchend steuere ich auf die Mensa zu und lasse mich auf den Stuhl neben Mac fallen. „Wo zur Hölle bist du so lange gewesen?“, ist der Begrüßungskommentar von Kai und ich wünsche mir im selben Moment in dem er das sagt, einfach draußen bei Marcel geblieben zu sein. Marvin wirft mir einen Blick zu der mir sagt das er keine Ahnung hat was mit Kai los ist während Mac eine Augenbraue hebt. „Draußen, auch wenn es dich einen Scheißdreck angeht!“, knurre ich in die Richtung unseres Superjungen und verenge meine Augen zu Schlitzen. Ich weiß beim besten Willen nicht ob ich mir das einbilde, oder ob Kai wirklich das Bedürfnis hat mich zu kontrollieren und dafür eins auf die Fresse zu kassieren. Kann natürlich auch sein das ich mir das alles einbilde und mich der Ball zu heftig getroffen hat. Der Typ ist nur eins: Ein verdammter Albtraum! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)