Nightcrawl von abgemeldet (Das ganz und gar nicht mystische Internat) ================================================================================ Kapitel 4: Echt mieses Timing ----------------------------- Ich bin wirklich nicht der Typ der sich was scheißt wenn es darum geht Aktivitäten jeglicher Art in der Öffentlichkeit zu vollbringen, aber im Moment halten mich zwei Dinge zurück. Erstens mein Verstand der mir glaubhaft versichert das Marvin um die Ecke biegen und sein unschuldiges Weltbild verlieren könnte wenn er mich und Eric rammelnd im Raucherhof vorfindet. Zweitens das es meiner Ansicht nach arschkalt ist in Anbetracht der Tatsache das es schon dunkel ist und die Temperaturen nun mal unter 20 Grad liegen. Dummerweise gehört Eric zu den Leuten die es hervorragend verstehen mir meine Bedenken auszureden, oder das was er 'ausreden' nennt. Ich keuche in den Kuss als er eine Hand unter meine Jacke und mein Shirt schiebt und beiße ihm kurz in die Lippe, allerdings nicht so fest das es ihm ernsthaft weh tun würde. Trotzdem tritt der gewünschte Effekt ein und er löst sich von mir nur um mich mit einem fragenden Gesichtsausdruck nieder zu starren. Noch bevor ich etwas sagen kann scheint bei dem Blondschopf der Groschen zu fallen und er rollt grinsend mit den Augen, bevor er seine Finger von meinem Bauch nimmt und sich stattdessen meine Hand schnappt nur um mich um die Ecke zu ziehen und hinter die Papiercontainer. Ja schon klar, nicht gerade super romantisch, aber das Wort 'Romantik' existiert in meinem Vokabular auch nicht und es ist nicht so als hätten Eric und ich etwas anderes als ab und zu mal Sex. Wenn wir uns auf dem Schulflur begegnen gehen wir uns aus dem Weg. Wir reden in der Öffentlichkeit so gut wie nicht miteinander und tun auch sonst nichts was verraten könnte das wir an dem anderen Stellen kennen, die bis auf die Mutter vermutlich sonst keiner kennt. Es macht mir auch nichts aus das es so ist wie es ist, sondern ich bin eher glücklich darüber. Ich bin jeder Verpflichtung entbunden und Eric kommt auch nicht auf die Idee das es mit uns etwas festes und dauerhaftes werden könnte. In erster Linie ist es so wie es ist weil ich eben ich bin und Eric sich nicht outen will, schon allein wegen seiner Freundin zu Hause. Das er ausgerechnet mit Marcel ein Zimmer bewohnt tut sein übriges dazu. Ein kurzes Keuchen kommt über Erics Lippen als ich ein Bein zwischen seine schiebe und leichten Druck ausübe. 'Belohnt' werde ich indem er mir in den Hals beißt und ich beiße mir automatisch auf die Lippe um ihm nicht die Genugtuung zu gönnen das er damit genau das Richtige tut. Erics Hände wandern wieder unter meine Jacke sowie mein Shirt während meine Hände den Weg zu seiner Hose finden. Das praktischste an Erics Kleidungsstil ist, das er meistens Trainingshosen trägt. Ich bin mir nicht mal sicher ob er überhaupt andere Hosen besitzt und eigentlich kann es mir ja auch egal sein. Allerdings stört es mich doch etwas das ich mich dasselbe bei Kai ebenfalls frage. Denn den hab ich auch noch nie in was anderem als einer Trainingshose gesehen. Zu meinem Glück holt mich Eric wieder in die Realität zurück indem er seine Hände auf meinen Hintern gleiten lässt und sich an mich presst, denn ich habe nicht die geringste Lust ausgerechnet JETZT an Vollpfosten Kai zu denken. Wirklich nicht. „Woran denkst du?“, wird mir ins Ohr gehaucht und ich verziehe das Gesicht, einfach weil Eric es nicht sehen kann und somit auch nicht Verdacht schöpft das ich an unerfreuliche Dinge denke. „Das ist so ziemlich der schlechteste Spruch den du jemals los gelassen hast.“, necke ich ihn deswegen und er lacht leise was mir einen Schauer über den Rücken jagt, weil er es eben direkt an meinem Ohr tut. „Echt?“ „Nein, das 'Wie war ich?' nach dem letzten Mal toppt alles.“, grinse ich und quieke während ich Eric gegen den Oberarm schlage, weil er angefangen hat mich zu kitzeln. Ja, ich bin kitzlig und ich hasse es. „Ganz schön frech.“, kommentiert Eric während er mich hoch hebt und ich automatisch meine Beine um seine Hüften schlinge um nicht runter zu rutschen wie ein Koala an einem zu glatten Baumstamm. „Kann sein?“, grinse ich und verschränke meine Arme in seinem Nacken, nur um meine Lippen dann wieder auf seine zu legen und ihm kurz in die Unterlippe zu beißen, was er mit einem kleinen Grinsen gegen meine Lippen kommentiert bevor seine Zunge auch schon gegen meine Lippen stupst und ich den Mund öffne. Eric schiebt eine Hand wieder unter meine Jacke und mir läuft ein Schauer über den Rücken. „Ich bin mir sicher das sie hier raus gegangen sind.“ Kais Stimme lässt uns auseinander fahren und stocksteif stehen bzw. hängen bleiben. Das darf doch jetzt nicht wahr sein. „Ich seh sie nicht.“, kommt es von Marvin und ich frage mich automatisch seit wann Marvin mir zum rauchen folgt und was zur Hölle Mac eigentlich macht. Der hat Eric doch bestimmt auch raus gehen sehen und hat eins und eins zusammen gezählt. „Ich bin mir sicher die sind wieder rein.“, höre ich in dem Moment auch schon meinen Mitbewohner. „Ich hatte die Tür die ganze Zeit im Blick.“ kontert Kai und ich verziehe das Gesicht da der Gute anscheinend eine Art Kontrollzwang hat. Ich meine wer beobachtet schon eine Tür wenn der Andere nur eine Rauchen geht. „Vielleicht sind sie ja bei den Containern.“ Ich mag Marvin wirklich sehr aber im Moment wünsche ich mir das er einfach nur tot umfällt. Das Eric sich alles andere als wohl fühlt merke ich daran das er abgehakt atmet und seinen Griff um mich verstärkt. Ich strample etwas und Eric lässt mich runter und somit auch los, bevor ich meine Jacke wieder zurecht zupfe und ihn anstoße bevor ich in „Bin weg.“ flüstere und nur schief grinse als er fragend die Augenbraue hebt. Ich bin übrigens wirklich froh, dass die Mauer die den Raucherhof umgibt mir gerade mal bis zur Hüfte geht, so bleiben mir nämlich anstrengende Klettertouren erspart wenn ich mich mal schnell vom Acker machen muss, so wie jetzt. Kaum das ich die Mauer hinter mir gelassen habe, ducke ich mich und schleiche um die Ecke in der entgegen gesetzten Richtung wo ich mich erst wieder aufrichte als ich beim Westeingang angekommen bin, der direkt zur Mensa, zur Cafeteria und zu den Gemeinschaftsräumen der AGs führt. Während ich mir eine Zigarette anzünde murre ich und lehne mich an die Wand neben der Tür und verfluche gerade Marvins Spürsinn, Kais Kontrollzwang und Macs armselige Versuche sie aufzuhalten. Mein Abend hätte so toll sein können, aber wie heißt es so schön: 'Immer wenn der Mensch seine Zukunft plant, fällt das Schicksal im Hintergrund lachend vom Stuhl'. Ich fasse es sowieso nicht das Sprüche die auf Facebook gepostet werden tatsächlich wahr sind. Gerade als ich beschließe meine Zigarette doch nicht auf zu rauchen und stattdessen wieder in die Mensa zu gehen öffnet sich die Tür und ich sehe mich mit meinem schlimmsten Albtraum konfrontiert. Und ich rede hier nicht von Kai. „Touji.“, kommt es etwas verwundert und mein Gesichtsausdruck verfinstert sich und meine Augen verengen sich zu Schlitzen während ich Marcel anstarre der dumm und wenig dekorativ im Türrahmen stehen geblieben ist, nur um mich anzustarren. Ich muss heute wirklich umwerfend aussehen so ungeschminkt und ungestylt wie ich bin, das mich jeder Vollidiot anstarren muss. „Hab ich was in der Visage?“, knurre ich nach einer Weile in der sich mein Gegenüber weder bewegt noch irgendwas gesagt hat. Man möge mir meine Ungeduld verzeihen, aber für gewöhnlich kommt von Marcel eine Reaktion. Irgendeine, und wenns ein Messer zwischen den Schulterblättern ist. Wobei das auch nicht ganz richtig ist, denn es ist nicht so als hätte er mir das tatsächlich in den Rücken gerammt. Es ist eher so, dass er mich gestoßen hat und ich zur Hälfte in die Spülmaschine gefallen bin, wo das Ding eben mit der Klinge nach oben drin steckte. Man könnte es als Unfall deklarieren, wenn diese zur Fleisch gewordene Ausgeburt der Hölle nicht dämlich gegrinst hätte und dann abgehauen wäre. Das ich lebe und atme hab ich Marvin zu verdanken, der wie jeden Abend zum hundertsten Mal in die Küche musste um ein Glas Saft zu trinken. „N' Nasenpiercing.“, kommt's zurück und ich rolle unweigerlich mit den Augen aufgrund dieser lahmen Antwort. So leid es mir tut und so sehr ich ihn hasse, seine Antworten waren schon mal besser und ich frage mich unweigerlich ob Kais Schlag etwas zu fest war und auch noch die restlichen von Marcels Gehirnzellen getötet hat. Eine Weile herrscht Schweigen, eine Weile in der ich meine Zigarette rauche und sie danach weg schnippe nur um meine Hände in die Taschen meiner Sweatjacke zu schieben und den Braunhaarigen abwarten anzusehen. „Seltsam.“, gebe ich nach weiteren zwei Minuten von mir und hebe dann spöttisch eine Augenbraue. „Ich seh dein Rudel gar nicht.“ Ich sehe wie sich Marcels Blick verdunkelt und fühle mich automatisch besser, einfach weil es unheimlich ist wenn er so rumsteht, nichts tut und dabei auch noch aussieht als könnte er keiner Fliege was zu Leide tun. „Bin allein unterwegs.“, kommt es schon etwas frostiger und meine Mundwinkel zucken kurz bevor ich ein glucksen nicht zurück halten kann. „Haben sie dich verstoßen oder machst du einen auf einsamer Wolf?“ Ja ich weiß, dass es vermutlich nicht klug ist ihn zu provozieren, aber es ist nicht so als könnte ich etwas dafür. Es ist einfach nur so das Marcel und ich seit 3 Jahren eine intensive Feindschaft pflegen und die kann ich masochistisch veranlagtes Arschloch nun mal nicht aufgeben. Zumal es wirklich unheimlich ist wenn er einfach nichts tut, das ist mir einfach zu sehr wie früher und das mag ich nicht. „Du...“, fängt er an und ich rechne schon mit einer Triade an Beleidigungen oder einen Schlag in die Fresse, aber Beides bleibt aus da ein „Touji?“, ihn unterbricht. Aufgrund der Stimme identifiziere ich den Störenfried als Mac, der auch kurz darauf über Marcels Schulter lugt, natürlich von Kai und Marvin flankiert was mich nur deswegen nicht kotzen lässt weil es ziemlich unästhetisch aussehen würde. Ich würde natürlich niemals wegen Marvin kotzen sondern nur wegen dieser Hackfresse, die eigentlich keine Hackfresse ist, die sich meinen besten Freund gerade angelt, was mir im übrigen nicht halb so egal ist wie es vielleicht äußerlich den Anschein hat. Ich gucke zurück und hebe eine Augenbraue als auch schon die Frage „Wo warst du? Wir haben dich gesucht?“, kommt auch wenn es eher zwei Fragen sind. Und natürlich kommt diese Frage von Kai, von wem auch sonst? Marvin ist nicht gerade neugierig und Mac weiß sowieso wo ich war und was ich vor hatte, da sie bestimmt Eric getroffen haben. „Wir haben Eric getroffen der behauptet hat du wärst gegangen um irgendwas auf dem Campus zu tun.“, setzt Mr. Charming auch schon hinten dran und ich gebe einen murrenden Laut von mir während ich gleichzeitig mit den Schultern zucke. „Vermutlich hat Touji auch irgendwas auf dem Campus gemacht.“, grinst Mac und ich kann nicht anders als breit zurück zu grinsen und mit einem „Jap!“, zu antworten. Ich gebe zu das ich Marcel irgendwie vergessen und verdrängt habe und mich erst sein abfälliges Schnauben wieder an ihn erinnert. Und natürlich das geknurrte „Schwuchtel!“, ehe er sich an mir vorbei schiebt und mit der Schulter anrempelt was mich zu einem fröhlichen „Ich dich auch Häschen!“, verleitet. Und ich weiß das er mir jetzt gern eins auf die Schnauze hauen würde, es aber nicht tut weil es drei Zeugen geben würde. Wäre ich total bescheuert würde ich ihm jetzt eine Kusshand nach schmeißen um das 'Schwuchtel' noch einmal zu unterstreichen, aber ich lasse es bleiben in Anbetracht der Tatsache das ich ihm bestimmt irgendwann alleine über den Weg laufe und ihn vermutlich sowieso schon überstrapaziert hab. „Was hast du mitten in der Nacht auf dem Campus gemacht?“, fragt Kai neugierig nach während Marvin einfach schweigt und wir zu den Wohnheimen gehen. Ich bin immer noch begeistert das Kai und ich nicht im selben Wohnheim untergebracht sind. Kai, Marcel und zu meinem Leidwesen auch Eric wohnen im Wohnheim Dragon, das Aufgrund seines in die Decke gehauenen Drachens in die Steinmauer so heißt. Mac, ich und Marvin wohnen im Wohnheim Raven, das morgens, mittags und sowieso den ganzen Tag voller Raben ist. Das Dach, die Giebel, die Balkone und auch die Rasenfläche ist voll mit ihnen was unserem Wohnheim eben diesen Namen eingebracht hat. „Dies und das. Was man nachts halt so auf einem Campus tut.“, antworte ich zurück und Mac tarnt sein Lachen als Husten was mich dazu bringt ihn böse von der Seite anzusehen. Natürlich ist meinem besten Freund und Mitbewohner klar, dass ich durch die Dunkelheit gekrochen/gelaufen bin um abzuhauen um niemanden auf dumme Gedanken zu bringen was mich und Eric betrifft, der es nicht schon längst weiß. Und wenn Mac mehr Überzeugungsarbeit geleistet hätte, hätte ich das auch nicht tun müssen, denn Abhauen ist ganz schön anstrengend. Vor allem dann wenn man nicht gesehen werden darf. Eine Weile herrscht wieder Stille in der wir an der Weggabelung ankommen wo Kai abbiegen muss, weswegen ich stehen bleibe als alle anderen es tun und mir eine Zigarette anzünde. Fast verschlucke ich mich am Rauch als Kai Mac zum Abschied umarmt und kurz blitzt der Gedanke in meinem Kopf auf das es eine hervorragende Idee wäre ihm die Zigarette ins Auge zu rammen, was ich nicht tue. Ich bin nicht besitzergreifend oder so, immerhin ist Mac kein Gegenstand und gehört mir nicht, aber was meins ist, ist nun mal meins. Und Mac ist mein bester Freund und sollte das bitte auch bleiben, weswegen ich einfach nur unauffällig durch atmete und die Klappe hielt. Zur Abwechslung funktionierte das Klappe halten tatsächlich einmal. Marvin wurde zur Salzsäure und stotterte vor sich hin als er ebenfalls umarmt wurde und ich wendete mich einfach in Richtung Wohnheim um dann endlich mal los zu gehen und diese Umarmungsrunde zu beenden, weil mir sonst schlecht wird. Als ich eilige Schritte hinter mir höre rolle ich mit den Augen, weil ich finde das Marvin wirklich keine Angst haben muss das ich im Dunkeln verschwinde, denn immerhin ist noch Mac bei ihm und er muss nicht allein durch die Dunkelheit zum Wohnheim gehen. Wie angewurzelt bleibe ich stehen und reiße die Augen auf bevor ich fast meine Zigarette fallen lasse, als sich zwei Arme um mich legen die weder zu Mac noch zu Marvin gehören. Und ja das kann ich unterscheiden, immerhin umarmen die Beiden mich öfter mal aus welchem Grund auch immer. „Bis morgen.“, wird mir ins Ohr geflüstert bevor ich los gelassen werde und einfach weiter stocksteif da stehe während ich höre wie sich Mr. Obercool von den Anderen verabschiedet und seines Weges geht. „Hey, alles okay?“, werde ich von Mac angesprochen und wende ihm mein Gesicht zu auf dem sich vermutlich gerade alles ganz genau ablesen lässt. Entsetzen, Verwirrung, Unwohlsein und Unsicherheit und vermutlich auch der Gedanke das ich ihn vor den nächsten Bus schubsen will, wenn es hier draußen Busse gäbe. „Bestens. Mir geht’s wunderbar.“, presse ich heraus und Mac lächelt schief bevor er mir auf die Schulter klopft und ein „Komm, das war doch nett von ihm.“ „In meiner Definition von 'nett' kommt es nicht vor einfach so irgendwelche Leute zu umarmen die ich hasse.“, kontere ich und ziehe an meiner Zigarette bevor ich auf das Wohnheim zu halte und höre wie Marvin uns hinterher stolpert. „Also...ich glaube nicht das er dich hasst.“, stottert der Rotschopf und ich bleibe so unvermittelt stehen das er direkt in mich hinein läuft und ich mich zu ihm umdrehe. „Bitte?“, hake ich dann nach und hebe eine Augenbraue während ich wieder an meiner Zigarette sehe. „Ähm...“, kommt von Marvin. „Er hat eigentlich ziemlich interessiert gewirkt als er uns ausgequetscht hat.“, kommt es von Mac der sich räuspert und anscheinend nicht froh darüber ist jetzt meine Aufmerksamkeit zu haben. „Was wollte er denn wissen was er mich nicht selbst fragen kann?“ Es tut mir wirklich leid aber das interessiert MICH nun wiederum brennend. Es ist immerhin nicht so als hätte ich schon mal jemandem den Kopf abgebissen der ich irgendwas gefragt hat. Entweder ich antworte auf die Frage oder eben nicht. Zwar ist meistens letzteres der Fall, aber das heißt nicht das ich nie antworte. Okay, bei Mr. Obercool wäre das vermutlich eingetreten, aber ich kann nichts dafür das er eben meinen typischen Kriterien von verabscheuungswürdig entspricht. Es ist auch nicht so als hätte er viel dafür getan das zu beheben. „Na was man halt so fragt. Woher du kommst, wie lange du schon hier bist, ob ich und Marvin deine einzigen Freunde sind, ob du eine Freundin hast, was du so in deiner Freizeit tust...das Übliche eben.“ Ich hebe diesmal die andere Augenbraue und sehe Mac abwartend an, wobei ich schon fast riechen kann wie er anfängt zu schwitzen. Außerdem sehe ich wie sich langsam sein Gesicht verzieht, denn das mit dem Pokerface muss er nochmal üben oder sollte er einfach Kai überlassen. „Okay, okay, er hat mich auch gefragt ob die Gerüchte stimmen.“, gibt mein Mitbewohner zu und ich nicke einfach nur während ich wieder an meiner Zigarette ziehe und sie dann im hohen Bogen weg schnipse. „In allererster Linie hat er sich für die Gerüchte über dich und Marcel interessiert.“, ergänzt Marvin und ich runzle die Stirn ehe ich ein „Es gibt Gerüchte?“ heraus lasse. „Das er dich abgestochen hat. Das er versucht hat dich zu ertränken. Das ihr ein Paar wart. Das er wegen Mord schon mal im Knast saß. Das er dich umgebracht hat und du nur deswegen lebst weil dich kurz darauf ein Blitz getroffen hat....das sind so die Gängigsten.“, grinst mich Mac an und ich zeige ihm den Mittelfinger, ehe ich ein „Danke für die Information.“ murre. Von den ganzen Gerüchten hätte er mir ruhig schon mal früher erzählen können, vor allem da ich weiß das er es bestimmt schon länger wusste. Aber vermutlich wollte er mich nicht aufregen. Oder er wollte nicht das ich anfange mich mit Marcel zu verbünden, was in Mord und Totschlag geendet wäre, nur um den Gerüchten ein Ende zu setzen. Ich beschließe zu diesen Gerüchten zu schweigen und setze mich stattdessen wieder in Bewegung um zum Wohnheim und in mein Bett zu kommen. Zwar werde ich sowieso die nächste Zeit nicht schlafen, aber es geht um das Prinzip das ich meine Ruhe habe und so weit wieder normal werde um Marcel nicht die Tür einzurennen und ihn zu fragen ob er von diesen bescheuerten Gerüchten gewusst hat. Wobei sich die Frage schon von selbst beantwortet. Natürlich weiß er davon, immerhin ist er in der Basketball AG und die ist schlimmer als die schulische Morgenzeitung. Die Leute von der Schülerzeitung wissen nämlich alles. Sogar Dinge die die betreffenden Personen noch nicht mal selbst wissen. Und ja, es gibt jeden Morgen eine neue Ausgabe, die immerhin stolze 30 Seiten umfasst. Für jeden der nicht in Nightcrawl wohnt mag es vielleicht unmöglich erscheinen so viele Neuigkeiten jeden Tag in einem Internat zu sammeln, aber so abwegig ist das gar nicht. Wir sind hier in Nightcrawl und Nightcrawl ist mehr als ein Internat. Es ist so was wie eine eigene kleine Stadt. Hier gibt es eine Post, einen Supermarkt, einen Friseur, eine Bank, einen Bäcker, eine Kirche, zwei Kneipen, ein Restaurant, Bekleidungsgeschäfte und so ziemlich alles was man in einer normalen Kleinstadt sonst auch hat. Das Gelände ist groß genug um eine eigene Postleitzahl zu haben, denn um von einem zum anderen Ende zu kommen läuft man zu Fuß schon an die 2 Stunden. Das ganze wird dann umgeben von einer 5 Meter hohen Mauer auf der Spitzen und Stacheldraht angebracht sind und fertig ist Nightcrawl. Nicht zu vergessen das die Gebäude der Schule eigentlich ursprünglich eine Burg waren und auch immer noch so aussehen. Mein und Macs Zimmer liegt übrigens in einem der alten Schießtürme aus denen früher Kanonen geragt sind und wir sind sozusagen im 4. Stock, was mir einen super Ausblick über einen weiten Teil des Geländes unseres Käfigs verschafft. Manchmal ist dieser Ausblick auch besser als Kino, warum behalte ich allerdings lieber für mich. In unserem Wohnheim angekommen verabschiedet sich Marvin und geht den Flur weiter entlang, da sein Zimmer im Erdgeschoss und am anderen Ende des Gebäudes liegt, während Mac und ich zum Turm gehen und anfangen die 134 Stufen nach oben zu steigen. Diese Stufen sind auch einer der Gründe warum ich trotz das ich rauche eine ziemlich gute Kondition habe. Das und die Verfolgungsjagden mit unserem Sportlehrer. „Mal ehrlich, ich glaub der hasst dich nicht.“, keucht es neben mir während wir uns die Treppen nach oben schleppen und ich Macs Hand halte um ihn schon eher hinter mir her zu ziehen als das er selber geht. „Vermutlich stellst du gleich die Behauptung auf das er was von mir will.“ „Ne, ich glaub der ist nur schüchtern und kann mit deiner extrovertierten Art nicht umgehen.“ Ich sehe meinen liebsten Mitbewohner über meine Schulter an und beschließe die Klappe zu halten, da mir sein Gesichtsausdruck schon sagt, dass er tatsächlich meint was er sagt. Wenn Kai schüchtern ist bin ich Maria Magdalena. Zwar weiß ich nicht mehr so genau wer das eigentlich war, aber sie war wichtig und weiblich. Zwei Dinge die ich nicht bin, aber sein werde wenn diese Behauptung stimmen sollte, was nicht der Fall ist. In unserem Zimmer angekommen lasse ich Macs Hand wieder los und kicke mir die Schuhe von den Füßen ehe ich mich auf mein Bett fallen lasse und alle Viere von mir strecke, ehe ich mich wieder aufrichte als mein Handy piept. Ich öffne Whatsapp und meine Mundwinkel zucken als ich die Nachricht von Eric lese. Hab ihnen gesagt ich hab dich nur über die Mauer springen und auf den Campus laufen sehen. Übrigens: Ich liebe deinen Arsch :p Diese Nachrichten sind so typisch für Eric das es schon lächerlich ist, aber ich kann nicht anders als zu grinsen, was mir ein „Wer hat geschrieben?“, von Mac einbringt der sich gerade aus seinen Klamotten schält um in seine Schlafklamotten zu kriechen. „Eric.“, antworte ich deshalb und bekomme eine „Uhuuuu~!“, was mich mit den Augen rollen aber weiterhin grinsen lässt. „Du grinst wie ein verliebter Trottel.“, kommentiert er und ich bewerfe ihn mit Yumeji, meinem Stoffhasen mit der pinken Schleife um den Hals, den er lachend auffängt und einfach kackedreist in sein Bett setzt anstatt ihn zurück zu werfen. „Rück Yumeji wieder raus.“ „Nö.“, kommt es zurück und ich verenge meine Augen zu Schlitzen während ich eine Schnute ziehe als Mac sich in sein Bett packt und meinen Hasen umarmt. Was meine Plüschies betrifft bin ich übrigens ziemlich eigen. Ich verleihe sie nie und das sie jemand ungestraft anfassen darf ist erst drei Mal vorgekommen. Bei Marvin, bei Mac andauernd und zu meinem Leidwesen auch bei Marcel. Da Mac nicht die geringsten Anstalten macht mir meinen Hasen wieder zu geben stehe ich auf und gehe zu seinem Bett nach dem Motto, kommt der Berg nicht zum Propheten kommt der Prophet zum Berg. „Gib her!“, fordere ich und ernte ein gegrinstes „Nö.“, während er sich einfach auf meinen Hasen rollt. Und da ich bei meinen Plüschies eben sehr eigen bin und sie besser behandle als so manches menschliche Lebewesen, schmeiße ich mich mit einem „Du erdrückst ihn!“, auf Mac und versuche an meinen Hasen zu kommen, was schwerer ist als gedacht da sich mein liebster Mitbewohner wahnsinnig schwer machen kann. Aus einem Versuch Yumeji zu retten wird ein Gerangel das irgendwann nicht mehr um den Hasen geht da dieser auf dem Boden landet. Ich glaube man kann es als Machtkampf bezeichnen mit dem wir heraus finden wer den Anspruch auf den Hasen oder sonstige Dinge hat. Und im Endeffekt ist es so das ich doch etwas stärker bin als ich aussehe. Ich bin in Tokyo aufgewachsen, in einem Haus voller Angestellter und Bodyguards die mir das ein oder andere beigebracht haben, von dem mein Erzeuger nichts wissen soll, nichts weiß und das ihn vermutlich sowieso nicht interessiert. Auf jeden Fall hab ich so meine Techniken und Tricks mit Leuten fertig zu werden die schwerer und/oder größer sind als ich. Also sitze ich auf Macs Hüften und halte seine Hände fest damit er nicht auf die Idee kommt mich zu kitzeln und somit den Sieg für sich zu beanspruchen. „Okay, okay, hast gewonnen.“, kommt es lachend von unter mir und ich lasse seine Hände los nachdem er mir versichert hat mich nicht sofort mit einer Kitzelattacke nieder zu strecken. Ich stütze mich mit den Unterarmen auf Macs angewinkelten Knien ab während ich versuche wieder zu Atem zu kommen, denn ob man es glaubt oder nicht es ist anstrengend mit Mac zu rangeln. „Was machen wir jetzt noch?“, kommt die Frage von ihm und ich zucke mit den Schultern so gut das eben gerade geht. Die Frage war allerdings gut, so wie jeden Tag weshalb ich kurz überlege wozu ich noch in der Lage bin ohne sofort tot umzufallen oder eben einzuschlafen. „Was hältst du davon wenn wir 'Bleach' weiter schauen?“, schlage ich deshalb vor und ernte ein kräftiges Nicken was mich grinsen lässt da es somit einfach beschlossene Sache ist. Ich will gerade fragen ob ich noch schnell zum Supermarkt gehen und was zu Knabbern besorgen soll als die Zimmertüre aufgeht und Mr. Obercool im Türrahmen steht und dort auch wie eine Salzsäule stehen bleibt. Mein erster Gedankengang ist das sein Gesichtsausdruck wirklich dämlich ist, gefolgt von das Mac aufhören könnte so dämlich zu grinsen wie ich das aus dem Augenwinkel sehe. „Äh...“, kommt's von dem Störenfried und mir kommt zum ersten mal der Gedanke dass das hier vielleicht etwas anders aussieht als es eigentlich ist. Es ist wie bei Monopoly. Katastrophen haben ein echt mieses Timing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)