Nightcrawl von abgemeldet (Das ganz und gar nicht mystische Internat) ================================================================================ Kapitel 3: Dieser Sonntag ist anders ------------------------------------ "Irgendwie ist in den letzten Wochen dein Ego noch einmal angestiegen." "Aha.", kommentiere ich zurück während ich mir meine Brille auf der Nase zurecht rücke und mit der Maus hin und her fahre nur um dann auf meine Tastatur ein zu hämmern. So sehr ich die Mangas die Mac zeichnet auch mag, die Rechtschreibkorrektur der Sprechblasen ist der reinste Albtraum. Den Mac hat ein grundlegendes Problem: Er kann sich zwischen Vergangenheit und Gegenwart nicht entscheiden, weshalb die Texte manchmal absolut keinen Sinn ergeben. "Hast du eine neue Errungenschaft?" Meine Augenbraue wandert nach oben und ich lasse den Manga, Manga sein und drehe mich zu meinem Mitbewohner um. Mac sitzt im Schneidersitz auf seinem Bett und kritzelt in seinem Notizbuch herum in das er immer den Plot für das nächste Kapitel einträgt oder Änderungen daran vornimmt. Außerdem schreibt er in dieses Buch auch die gesamten Charaktersheets und trägt das Teil ständig mit sich herum. "Sehe ich aus als hätte ich Zeit dafür?" frage ich zurück und er zuckt mit den Schultern während sich an seinen Mundwinkeln schon dieses verräterische Zucken zeigt das mich jedes Mal vorwarnt wenn er anfängt dreckig zu Grinsen und mit ebenso dreckigen Anmerkungen um sich zu werfen. Mich soll es wirklich nicht stören, denn ich bin alles aber definitiv nicht prüde. Nur manchmal nervt es mich ein bisschen, nämlich dann wenn er mir nicht glaubt sondern mir stattdessen irgendwelche Affären mit Kerlen unterstellt die ich nicht mal für Geld ran lassen würde. "Reicht dir Eric allein denn?" Meine Augenbraue wandert wieder in die Höhe und ich frage mich ernsthaft was jetzt Eric damit zu tun hat. Okay, wir schlafen zusammen, wobei ich es nicht mal schlafen sondern rammeln nennen würde, aber das war es auch schon. "Ich mein ja nur, du hattest immer mehrere Kerle nebeneinander und auf einmal ist nur noch dieser Sunnyboy übrig. Bist du überhaupt ausgelastet?" Ich glaub mein Schwein pfeift! "Ja, ich bin ausgelastet, danke. Ich hab momentan auch keinen Nerv für mehrere Kerle." "Also wird das mit euch was Festes?" "Gott bewahre, nein!" Mein Kopf landet in einer leichten Schieflage und ich kneife die Augen zusammen um Mac einer genauen Prüfung zu unterziehen. "Wieso? Interesse?", ärgere ich ihn dann und muss lachen als sein Kopf nach oben schnellt und er mich erschrocken ansieht. Natürlich war das nur ein Witz, denn ich könnte mir niemals vorstellen etwas mit Mac zu haben. Vor allem da wir uns ein Zimmer teilen und ich nicht sonderlich auf traute Zweisamkeit stehe. "Auf jeden Fall ist dein Ego noch größer geworden.", kommt er auf das ursprüngliche Thema zurück und ich runzle die Stirn. "Könnte daran liegen das ich mich fühle wie Einstein seit ich in diesen Zusatzkurs gehe." "Ist der so einfach? Ich dachte der wäre genauso schwer wenn nicht schwerer als der normale." Meine Mundwinkel heben sich unweigerlich bis ich ihn breit angrinse und mit den Schultern zuckte bevor ich mich wieder zum Bildschirm umdrehe um den grammatikalischen Mist zu retten den er da fabriziert hat. "Das hat eher was damit zu tun das ich im Gegensatz zu diesen Vollpfosten tatsächlich wie ne Leuchte rüber komme. Mal ehrlich, ich dachte ja wirklich schon das ich total verblödet bin, aber das was da so rum sitzt übertrifft mich bei weitem." Eine Weile herrscht Stille, aber ich kann spüren das Mac meinen Rücken anstarrt. "Ist Kai wirklich auch so dumm?" Verwundert drehe ich mich um und runzle dann überlegend die Stirn. Wenn ich es genau betrachte habe ich den im Zusatzkurs noch nie gesehen, obwohl ich aus zuverlässiger Quelle sicher weiß das er eigentlich dort sein müsste. Natürlich nicht um sein Schulleben zu retten sondern lediglich um sein Wissen aufzufrischen, dieser scheiß Angeber! "Wenn ich so genau darüber nachdenke hab ich den seit dem Gabeltag überhaupt nicht mehr gesehen.", nuschle ich mir eher selbst zu als Mac und fahre mir kurz durch die dunkelroten Haare. "Alter, das ist fast vier Wochen her! Glaubst du er ist von der Schule geflogen?" "Weswegen denn? Nicht mal Marcel ist von der Schule geflogen, was mich zu der Annahme bringt das man überhaupt nicht fliegen kann." Während Mac unverständliche Dinge vor sich hin murmelt stehe ich auf und strecke mich, bevor ich verkünde das ich schnell runter gehen würde um mir Kaffee zu holen. Denn bei aller Liebe, mein Schädel ist jetzt schon kurz vorm platzen und ich korrigiere erst seit zwei Stunden. Natürlich hört mir Mac nicht zu, wie immer wenn er Selbstgespräche mit sich und den Charakteren in seinem Kopf führt. Bei Mac ist das nämlich so: Hat er erst einmal die Charaktere entworfen, spielt er jedes Kapitel im Kopf durch, sogar mit verschiedenen Stimmen. Das erweckt bei Unwissenden, wie mir, am Anfang den Eindruck als hätte er nicht alle Latten am Zaun aber im Endeffekt ist er normaler als man denkt. Vorausgesetzt man rechnet seinen Fetisch für Animes, Mangas, Games und Nipponfiguren weg, aber ich bin da genauso schlimm. Mit Figuren vielleicht nicht unbedingt dafür aber mit Plüschies. Ich weiß gar nicht wie viele davon sich auf meinem Bett tummeln, aber es kommen immer wieder Neue dazu. Es ist Sonntag und für mich somit der schönste Tag in Nightcrawl. Nicht weil die anderen etwa nach Hause fahren könnten, sondern lediglich wegen der Tatsache das Freitagabend und Samstagabend immer auf irgendeinem Zimmer heimliche Saufgelage abgehalten werden. Die meisten sind betrunken und bzw. oder verkatert und verlassen ihre Zimmer nicht, weshalb ich mich ohne Stress durch das ganze Internat bewegen kann. Der Vorteil an einem Sonntag liegt auch darin dass ich mich in der Cafeteria, ja wir haben eine Mensa und eine Cafeteria, nicht in eine ewig lange Schlange einreihen muss um an meinen Kaffee zu kommen. Ich verlasse relativ selten mein Zimmer ohne meine Augen schwarz zu umranden, aber es kommt hin und wieder vor. Meistens eben an einem Sonntag. Auf dem Weg zur Cafeteria begegne ich lediglich der Wäschefrau. Eine alte Dame so um die 60 die sich um die Bettwäsche und Laken der gesamten Schüler kümmert. Ich frage mich immer noch wie sie damit klar kommt. Ich meine wir sind Jungs, da findet man bestimmt den ein oder anderen Fleck irgendwo. Außerdem bin ich mir sicher das es eine richtig harte Drecksarbeit ist sich um das alles allein zu kümmern, aber sie ist immer freundlich und grüßt. Sie ist auch eine der wenigen die ich grüße, denn für gewöhnlich scheiß ich da so ziemlich drauf. An meinem Ziel angekommen stehen an der Ausgabe lediglich drei Leute. Der IT-Lehrer, irgendein Typ den ich nicht kenne und auch nicht kennen lernen will und am Ende Kai. Letzterer sieht ungefähr so toll aus als hätte er eine wilde Knutscherei mit einem Bus hinter sich und wirkt gerade alles andere als arrogant, sondern eher wie ein Schluck Wasser in einer Achterkurve. Er bemerkt mich als ich auf die Schlange zu gehe um mich einzureihen und runzelt die Stirn. Bei ihm angekommen stelle ich mich hinter ihn und wühle in meinem Geldbeutel nach dem passenden Kleingeld, ehe ich genervt den Blick hebe da ich spüren kann wie er mich anstarrt. "Was?" "Ehm...nichts.", mit diesen Worten dreht er sich wieder nach vorne. Kai bestellt sich einen Latte Macciatto mit Karamellsirup und ich hebe unweigerlich eine Augenbraue. Es tut mir wirklich Leid, oder eben auch nicht, aber ich hätte so ziemlich jede Bestellung erwartet aber nicht gerade die schwulste von allen. Fehlte nur noch das er sich Schokostreußeln drauf bestellte. "Mit Schokostreußeln bitte." Mein Gesicht muss wirklich klasse aussehen so wie Mike hinter der Theke mich angrinst sich aber weiterhin um Kais Bestellung kümmert und extra viele Schokostreußeln auf den Milchschaum kippt. "Oh Mist." Mein Blick wandert von Mike der die Augenbraue hebt zu Kai und zu dessen Händen die seine Hosentaschen absuchen, was mich mit den Augen rollen lässt. "Wie immer." kommentiere ich dann als Mike mich fragend ansieht und beobachte Kai eine Weile ehe ich mein Kleingeld zurück in den Geldbeutel werfe und ihm einen Schein über die Theke schiebe. "Mit seinem.", damit deute ich auf den Schwarzhaarigen der mich etwas überfordert ansieht, ungefähr genauso wie Mike, aber einfach die Klappe hält. Nach drei Minuten Wartezeit habe ich einen heißen Latte Macciatto mit einem Schuss Himbeere, Karamellsirup und Schokostreußeln in der Hand und mache mich auf den Weg zu meinem Zimmer. "Hey, warte!" Natürlich habe ich Kai gehört, aber ich hege nicht die geringsten Ambitionen dazu stehen zu bleiben. Denn allein schon bei dem Gedanken mit ihm sprechen zu müssen dreht sich mir der Magen um. Mal abgesehen davon das ich mich um das Grammatikchaos von Mac kümmern muss, obwohl dem vermutlich noch nicht mal aufgefallen ist das ich nicht mehr da bin. "Touji!" Ich bleibe stehen und drehe mich zu meinem größten Übel, nach Marcel, um. "Ich bin nicht Touji, das muss eine Verwechslung sein.", gebe ich ernst von mir. Kai bleibt vor mir stehen und blinzelt kurz, ehe er schief lächelt und ein "Oh, Entschuldigung." von sich gibt, was mich dazu veranlasst das mir die Futterluke aufklappt. "Alter, bist du blöd? Natürlich bin ichs." Eigentlich wäre das die perfekte Gelegenheit gewesen um ihn los zu werden, oder aber um ihm weiß zu machen ich hätte einen Zwillingsbruder. "Du siehst irgendwie anders aus, hätte ja sein können.", kommts in einem leicht bockigen Tonfall zurück während er die Stirn runzelt und mich betrachtet, was mich gelinde gesagt etwas nervös und leicht wütend macht. Ich trage Gammelklamotten, meine Haare stehen in alle Richtungen ab, ich bin ungeschminkt und trage eine Brille auf der Nase spazieren. Ich wäre nie auf die Idee gekommen das ich anders aussehen könnte. Hört man meinen Sarkasmus? "Ich bin ungeschminkt Einstein. Also, was willst du?" Denn irgendetwas muss er ja gewollt haben wenn er mir hinterher rennt und meinen Namen ruft. Zumindest ist das in der Regel ein Indiz dafür das Andere etwas von einem wollen. "Ehm...danke für den hier.", damit hält er seinen Becher in die Höhe und ich nicke nur. Irgendwie sagt mir mein Gefühl das war noch nicht alles. "Und....", ich hasse es wenn ich recht habe. "Kannst du mir die Abschriften für den Geschichtszusatzkurs der letzten drei Wochen ausleihen?" Ich schweige eine Weile, weil ich in meinen Gedanken suche wo zur Hölle ich diesen Ordner in meinem Chaos abgelegt habe. "Also nur wenn...ehm...es keine Umstände macht." Für meinen Geschmack benimmt sich Kai heute etwas seltsam. Etwas zu seltsam mit zu vielen 'Ehms', aber vielleicht hat Mr. Obercool auch einfach nur seine Tage und kann damit nicht sonderlich gut umgehen. "Natürlich macht's Umstände! Ich hab keine Ahnung wo ich das Teil hingeworfen habe. Wenn du aber ungefähr eine halbe Stunde Lebenszeit verlieren willst such ich es." Das ist so vermutlich das Netteste was ich jemals zu ihm gesagt habe und netter wirds nicht. Dazu fehlen mir einfach die Gene. Den Einzigen den ich hier mit so einer Art Samthandschuhen anfasse ist Marvin, aber der ist klein und naiv und eben ein Schaf. Ich drehe mich um und setze mich wieder in Bewegung um zu meinem Zimmer zu kommen bevor mir bei meinem Glück auch noch Marcel über den Weg läuft, und höre kurz darauf Schritte hinter mir. Im Prinzip würde es mich schon interessieren wo der Typ die letzten drei Wochen war, aber auch nur dann wenn ich ihn wenigstens ein bisschen leiden könnte. Na gut, ich hab ihm seinen Kaffee bezahlt, aber auch nur weil ich weiß wie es ist wenn man dringend Koffein braucht und an keines heran kommt. Nämlich frustrierend. Ich werde immer wütend wenn ich meine Zigaretten oder meinen Kaffee nicht bekomme und das nicht zu knapp. Einer der Gründe warum Mac dafür sorgt das genügend Dosenkaffee in unserem Wandschrank steht. Auf dem Weg zum Zimmer schweigen wir Beide. Er aus einem mir nicht bekannten Grund und ich weil ich mit meinem Kaffee beschäftigt bin und mir gerade, verdammt nochmal, die Zunge verbrannt habe. "Bin wieder da.", informiere ich meinen Mitbewohner der nur nickt und mit verschiedenen Stimmen weiter spricht bis er Kai bemerkt. "Oh. Hallo." Allein schon diese Tonlage lässt mich nichts Gutes ahnen, aber ich stelle meinen Kaffee trotzdem neben meinem Computer ab und beginne systematisch die Oberfläche meines Schreibtisches nach dem Ordner ab zu suchen. "Stör ich? Soll ich gehen?", kommt es von Mac und als ich ihn über meine Schulter ansehe beiße ich kurz die Zähne zusammen ehe ich ein "Du kannst Kai unterhalten während ich suche.", von mir gebe. Ich kenne diese Tonlage bei Mac. Und eigentlich ist er nicht wirklich interessiert daran zu wissen ob er stört. 'Stör ich?' ist seine Definition der Frage 'Wollt ihr es hier und jetzt treiben?'. Das 'Soll ich gehen?' heißt meistens das er dann solange Kaffee trinken geht und ich ihn anrufen soll. Was im übrigen noch nie der Fall war, da mir keine Kerle in mein Bett kommen. Ich schlafe da drin und ich werde den Teufel tun und irgendwen in mein Bett lassen der mir nichts bedeutet. Es reicht vollkommen wenn Marvin sich drauf setzen darf ohne das ich einen Anfall kriege. Vermutlich ist das etwas übertrieben, aber mein Bett ist so gesehen das intimste von mir in diesem Zimmer. Die Festplatte meines Computers ausgenommen. Mein Bett ist wie eine sichere Höhle in die ich mich im Notfall zurück ziehen kann und die will ich nicht besudeln. Eine Weile herrscht absolute Stille im Zimmer die nur durch mein Gewühle auf dem Schreibtisch unterbrochen wird, ehe Mac sich räuspert. "Also...Kai, was hast du die letzten Wochen denn so gemacht?" Normalerweise würde ich sagen das die Frage so einfallslos ist wie noch was, aber ehrlich gesagt wüsste ich an Macs Stelle auch nicht wie ich Kai unterhalten sollte. "Ich war zu Hause auf der Beerdigung meiner Großmutter." Autsch. Beerdigungen sind nie schön hab ich mir sagen lassen. Außerdem war die Beerdigung meiner Oma auch nicht gerade wundervoll. Sie endete in einem riesigen Chaos, nachdem ich bei der Grabesrede meinem Onkel die Nase gebrochen habe. Vermutlich einer der Gründe warum ich nun hier bin. "Mein Beileid.", kommt es von Mac und ich schweige weiter vor mich hin und suche während Kai ein "Danke.", von sich gibt. Und dann kehrt wieder Stille ein und ich frage mich ernsthaft ob sich dieser Ordner überhaupt in diesem Raum aufhält. Vielleicht habe ich ihn auch bei Eric im Zimmer liegen gelassen als wir am Donnerstag nach dem Unterricht unseren Spaß hatten. "Und....ihr trinkt denselben Kaffee? Also du und Touji?" "Fast denselben.", kommentiere ich zeitgleich mit Kai und ziehe, bevor Mac etwas sagen kann, den Ordner unter einem Stapel Songtexten hervor. "Für mich ist es ein Ding der Unmöglichkeit Toujis Kaffee zu bestellen. Ich vergesse ungefähr die Hälfte und er faltet mich dann zusammen.", kommt es neckend von meinem Mitbewohner und ich rolle mit den Augen bevor ich Kai den Ordner in die Hand drücke und mich auf meinen Schreibtischstuhl fallen lasse. "Also ist er ein Sklaventreiber?" "Grauenhaft. Vor allem wenn er schlechte Laune hat, dann will nicht mal ich ihn mehr ansprechen." "Tatsächlich? Und? Ist er oft mies gelaunt?" "Ungefähr sieben Tage die Woche.", grinst Mac zurück. Ich möchte zwei Dinge erwähnen. Erstens geigt es mich gerade unglaublich an das die Beiden sich anscheinend verstehen. Und Zweitens ist das gar nicht wahr. So oft in ich nicht mies drauf. Es ist eher abhängig davon ob ich Marcel oder Kai über den Weg gelaufen bin. Na gut, bei Mr. Obercool geht es noch, aber wenn ich Marcel über den Weg laufe ist die Laune für den Rest des Tages dahin. Offensichtlich bin ich der Einzige der sich unwohl und genervt fühlt. Denn Kai hat es sich inzwischen auf Macs Bett bequem gemacht, auf meinem ist auch kein Platz und ich würd ihm was pfeifen, und die Beiden quatschen über Frauen. In der letzten halben Stunde habe ich heraus gefunden das Kai an Monique vergeben ist, das besonders glücklich und schon seit drei Jahren. Meinen Berechnungen zufolge hat der Junge also mit 15 sein Todesurteil unterschrieben als er der festen Überzeugung war sich fest binden zu müssen. Außerdem haben Beide denselben Frauentyp: Blond, nicht zu dick und nicht zu dünn, witzig soll sie sein, möglichst gebildet und sie sollte was von Sport verstehen. Warum das Mac wichtig ist der überhaupt gar keinen Sport macht, muss ich nicht verstehen. Das Alles habe ich übrigens heraus gefunden während ich nur mit halben Ohr zugehört habe, da ich etwas produktiveres zu leisten hatte. Nämlich die fertig korrigierten Seiten zu rastern. So talentiert Mac auch ist, mit Gimp kommt er nicht klar und da ist es natürlich umso praktischer einen Computerverrückten als Zimmergenossen zu haben. Sprich: Mich! "Du bist so still.", spricht mich mein Mitbewohner an und ich murre. "Ich raster auch die Seiten. Und spätestens wenn ihr anfangt über euer Sexleben zu philosophieren bewerf ich euch mit Reißzwecken.", nuschle ich in meine soeben geöffnete Dose Rockstar. "Ach komm, ist doch nichts dabei.", lacht Mac. Der lacht aber auch nur weil er weiß das ich nichts, absolut nichts, von dem Sexleben zweier Heteros wissen will. "Ehm...nein....tun wir nicht." Wäre ich ein Tier mit längeren Ohren würden die jetzt zucken, aber so drehe ich mich nur zur Hälfte um und mustere Kai während Mac mich angrinst. "Verstehe, ihr hattet noch nicht.", kommentiere ich und beobachte, teils fasziniert, wie Kais Gesicht einen Ticken dunkler wird. Dabei dachte ich immer braun gebrannte Leute könnten nicht rot werden, aber offensichtlich schon. Mac starrt zuerst mich an und dann seinen neuen Freund bevor er ein "ECHT JETZT?" verlauten lässt. "Oder aber unser Mr. Obercool ist eigentlich ziemlich verklemmt.", baue ich meine Theorie noch weiter aus und kann nicht anders als zu grinsen, als der Kopf noch ein bisschen Dunkler wird was mich zu einem "Volltreffer!", verleitet. Danach drehe ich mich wieder zum Computer um, um die letzte Seite für heute zu rastern. Vermutlich habe ich sonst rechteckige Augen und morgen eine Sehnenscheidenentzündung im rechten Arm. Im Hintergrund höre ich Kai stottern das er darüber nicht so gerne redet, weil es ja doch ziemlich intim und persönlich sei. Irgendwie verstört es mich gerade das Mr. Obercool in Sachen Sex total verklemmt ist, das passt nämlich nicht im geringsten zu seinem Auftreten. Nachdem ich die letzte Seite für heute beendet habe stehe ich auf und strecke mich, ehe ich mich zu meinem Bett bewege um dieses langsam aber sicher mal frei zu bekommen um darin schlafen zu können. Denn so mies es auch ist, ich bin faul. Ich bin so unglaublich faul, dass ich die letzten Wochen auf dem Boden neben meinem Bett geschlafen habe anstatt darin. Da sich aber langsam Rücken- und Schulterschmerzen einstellen wird es wohl an der Zeit dem Spuk ein Ende zu bereiten und zur Abwechslung auf einer weichen Matratze zu schlafen. Mac hat mir zwar angeboten bei ihm zu schlafen aber das ist für mich ein Ding der Unmöglichkeit. Mac sabbert im Schlaf und ich kann mir nicht vorstellen das es berauschend ist morgens mit an gesabberten Haaren aufzuwachen. Während ich also meinen Schmuck in den dafür vorgesehenen Karton werfe und meine Klamotten zusammen lege und diese in den Schrank räume, unterhalten sich die Beiden über Basketball. Das Mac sich mit Basketball auskennt hat er nur dem Anime 'Kuroko no Basket' zu verdanken, denn ansonsten hätte er nicht die geringste Ahnung wovon Kai eigentlich gerade redet. Ich übrigens auch nicht. Ich habe das Chaos auf meinem Bett beseitigt und sogar neue Bettwäsche aufgezogen. Und eigentlich wollte ich mich danach entspannen, aber dieser Sonntag ist einfach nicht so wie alle anderen. Das bestätigt mir schon allein die Tatsache das ich mir gerade mal die Haare kämmen durfte, nur um jetzt mit Mac und Kai an einem Tisch in der Mensa zu sitzen und zu Abend zu essen. Wobei ich eher esse, da die Beiden ununterbrochen quatschen und somit gar nicht zum kauen kommen. Wenn ich sie so betrachte wirken sie als würden sie sich schon ewig kennen und das nervt mich aus irgendeinem Grund. Deswegen bin ich umso erleichterter als Marvin zu unserem Tisch schleicht und mich scheu anlächelt, was mich dazu veranlasst die Augen zu verdrehen und neben mich auf den Stuhl zu klopfen. Zögernd lässt er sich neben mich fallen und sieht mich dann fragend an, was ich mit einem Schulterzucken kommentiere. Ich habe nicht die geringste Ahnung warum die Beiden sich so gut verstehen. Marvin fragt mich was ich heute so gemacht habe und ich erzähle ihm die Kurzversion meines Sonntags mit einem Elan den ich normalerweise nur für Matheklausuren aufbringe. Nämlich so gut wie gar keinem. Im Gegenzug erzählt mir Marvin von seinem Tag. Sonntage von Marvin erinnern mich immer an die Sonntage von Rentnern die ihre restliche Lebenszeit in irgendwelchen Seniorenheimen verbringen. Marvin war heute in der Bibliothek und hat sich zwei Bücher ausgeliehen die er die Woche lesen möchte. Und am Nachmittag war er beim Spielenachmittag den der Umweltclub zweimal im Monat veranstaltet. Im Endeffekt war es das auch schon mit Marvins Aktivitäten, bis auf das er jetzt beim Essen sitzt und die Hausaufgaben für die gesamte Woche schon vorgearbeitet hat. Ich schwöre hiermit feierlich das ich mich erschießen werde, wenn ich auch einmal einen Sonntag so verbringe. Mir fällt nach Marvins Erzählung die Stille am Tisch auf und mein Blick wandert zu Mac und Kai während ich fragend eine Augenbraue hebe. "Marvin.", kommentiere ich und deute dabei auf ihn. Mac und Kai muss ich nicht vorstellen. Mac ist Marvin sehr gut bekannt und Kai erklärt sich von selbst, weil den einfach jeder kennt. Kai ist beliebt und hat es innerhalb von zwei Wochen geschafft Leute um sich zu scharen. Zwar die üblichen und klischeehaften Vollidioten, aber immerhin. Ich habe es in fünf Jahren dazu gebracht Mac und Marvin um mich zu scharen. Den einen weil er mit mir in einem Zimmer wohnt und den Anderen weil ich ihm geholfen hab seine Bücher vom Flurboden aufzusammeln. Ich hab auch noch Eric und das seit fast zwei Jahren, aber nur weil ich mit ihm vögle. Die anderen Kerle mit denen ich im Bett war sind nicht der Rede wert. Mit Eric kann ich auch quatschen wenn ich will. Das will ich zwar selten, aber es ist gut zu wissen das ich es könnte wenn ich will. Nachdem Kai und Mac sich ebenfalls vorgestellt haben fangen sie wieder an zu quatschen und ich schiebe mein inzwischen leeres Tablett von mir ehe ich Marvin ansehe der in seinem Essen herum stochert. Das macht er allerdings öfter weshalb ich mir nichts dabei denke und aufstehe. "Bin kurz eine Rauchen.", teile ich mit und ernte mir von dem Rotschopf ein Nicken. Die anderen Beiden sind zu sehr in ihr Gespräch vertieft, weshalb ich mich auf den Weg zur Fensterfront mache in der es eine Türe gibt durch die man in den Raucherbereich der Schule kommt. Der Raucherbereich ist streng vom Rest des Geländes getrennt, aber ich halte mich trotzdem selten hier auf. In erster Linie deshalb weil ich auf meinem Zimmer und auch sonst überall rauche. Außer dem Gemecker der Lehrer hatte ich noch nie Ärger, weshalb ich wirklich nur nach dem Essen in den Raucherbereich gehe, denn ich persönlich mag es auch nicht wenn man mir während dem Essen ins Gesicht raucht. Draußen angekommen schiebe ich mir eine Zigarette zwischen die Lippen und zünde sie an ehe ich das Gesicht verziehe. Es ist Juni und eigentlich sollte es wenigstens ein bisschen warm sein, aber nein, es regnet die ganze Zeit und die Temperatur steigt nicht über 12 Grad. Ich bin ein Wärmefanatiker und ich hasse Kälte. Ich finde alles unter 20 Grad kalt und trage bis zu dieser Temperatur Pullover. So gesehen sind die momentanen Wetterverhältnisse für mich der reinste Horror. Ich atme den Rauch wieder aus und verlasse die Fensterfront um mich an die Steinmauer zu lehnen und in den trüben Himmel zu starren. Eigentlich rauche ich immer mehrere Zigaretten hintereinander, aber bei diesem Wetter vergeht mir das richtig weshalb es bei dieser einen bleiben wird. Ich werde einfach auf dem Zimmer weiter rauchen und mir mit Mac, falls er sich von Kai lösen kann, noch einen Anime ansehen. "Du wirkst deprimiert." Ich zucke zusammen und blicke nach links, wo Eric sich grinsend mit der Schulter gegen die Wand lehnt. "Genervt triffts eher.", antworte ich ihm und ziehe wieder an der Zigarette, deren Rauch ich nach einer Weile wieder ausstoße. "Von Kai?" Ich weiß das er geraten hat, aber es ist trotzdem irgendwie unheimlich das er es schafft auf Anhieb richtig zu liegen. Zwar hab ich hier und da angemerkt das Kai mir verdammt gegen den Strich geht, vor allem weil Eric auch ständig von ihm redet da sie nun mal Beide im Basketballclub sind, aber das er sich das tatsächlich gemerkt hat lässt mich lächeln. Eric nimmt mein Handgelenk und hebt es zu seinem Mund um kackedreist an meiner Zigarette zu ziehen. "Solltest du nicht ein bisschen aufpassen was du tust?", merke ich an, da Eric genauso wie ich daran interessiert ist das nicht raus kommt das wir Beide es miteinander treiben. "Wieso? Es ist tot hier draußen wie jeden Sonntag und da drin sitzen nur Nichtraucher. Oder hast du Angst das dein Schäfchen oder Kai uns sehen?" Provokant wie eh und je. Dummerweise ist das eine Eigenschaft an Eric die mich wirklich anmacht. "Eher das Schäfchen." "Dabei dachte ich Kai wäre dein Typ.", kommt es wieder provozierend und ich schnippe ihm mit einem freien Finger gegen die Nase. "So ein verdammter Schwachsinn.", gebe ich grinsend von mir und lasse zu das Eric meine erst halb gerauchte Zigarette weg wirft. Ich bleibe bewegungslos stehen während Eric sich zu mir nach unten beugt, seine Lippen auf meine legt und mir eine Hand in den Nacken schiebt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)