Corpse Party - twisted souls von RiverTear ================================================================================ Prolog: -------- Endlich! Wir hatte es geschafft! Glücklich lächelte ich zuerst meine kleine Schwester Yuka an und dann Naomi, Ayumi und meinen besten Freund Yoshiki. Zusammen saßen wir auf dem Boden unseres Klassenzimmers, sagten nichts und lächelten einfach nur. Langsam wurde das Lächen zu einem Lachen und alle zusammen saßen wir da und lachten. Und ich wusste nicht einmal wieso und wer damit angefangen hatte. Wieso? War es die unendliche Erleichterung, diese riesige Freude? War es, weil alles gut gegangen war? Oder war es sogar so, dass der Wahnsinn der Heavenly Host uns doch ein wenig bis hier hin verfolgt hatte? Bevor ich diese Frage für mich klären konnte, verebbte unser Lachen wieder so schnell wie es kam und nun schauten wir alle traurig. Ging den anderen das selbe durch den Kopf, wie mir? Dieser grausige Gedanke, dass der Wahnsinn uns immer noch gepackt hielt? Bedrückt blicken wir alle auf den Boden, bis Shinozaki anfing zu schniefen. „Suzumoto... Morishige...“ Drang es leise und gequält aus ihrer Kehle und ich wusste sofort, was sie meinte. „Shinohara und Ms Yui... Wir werden unsere Freunde nie wieder sehen.“ Ja, genau das. Ich beobachtete, wie Yoshiki sanft seinen Arm um die Klassensprecherin legte und versuchte sie zu beruhigen, stumm. Auch Naomi neben mir fing an zu weinen, während Yuka sich an mich geklammert hatte. „Seiko, oh Seiko.“ Immerhin hatte sie ihre beste Freundin in der Heavenly Host verloren. Ich konnte sie verstehen, sie beide. Auch meine Augen wurden feucht. Wir wussten es zwar und kämpften schon die ganze Zeit unterbewusst mit dem Gedanken, doch jetzt kam er erst so richtig hoch. Sie waren weg, für immer. Und wie sollten wir das bloß ihren Familien erzählen? Wie sollten wir Shinoharas Brüdern erzählen, dass sie jetzt ohne ihre große Schwester klar kommen mussten? Wie sollten wir Morishiges Eltern sagen, dass ihr Sohn nie wieder kam? Und wie sollte man Mayus Eltern begreiflich machen, dass sie ohne ihre Tochter umziehen mussten und ihren Körper nicht einmal begraben könnten, sie alle nicht. Weil die Leichen an diesem schrecklichen Ort voller Schmerzen und Grausamkeiten gefangen waren und nie zu finden sein würden? Ich merkte, wie sich die Situation um mich beruhigte. Yukas starker Griff lockerte sich leicht und Naomi und Shinozai trockneten sich mit einem Taschentuch die Tränen. „Wir sollten nach Hause gehen. Wir haben eine menge Schlaf nachzuholen.“ Meinte Shinozaki und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Ja, das müssen wir.“ Meinte Yoshiki und auch er musste leicht lächeln und nahm dabei langsam den Arm von Shinozaki. Sah ich da etwa eine Spur Röte in seinem Gesicht? Auch Naomi nickte zustimmend. Ihr Gesicht war immer noch von den vielen Tränen errötet. Ich hingegen schaute auf Yuka hinab. „Ich freue mich schon Mum und Dad wiederzusehen!“ Sagte sie, doch sie lächelte nicht. Ich hoffte nur dass dies nur wegen der Müdigkeit war und dass Yuka sich nicht verändert hatte. Ich lächelte sie sanft an und nickte. „Gut. Ich hoffe, wir treffen uns dann mal die Tage?“ Fragte Yoshiki in die Runde. „Nein!“ Entgegnete Shinozaki sofort.Wir alle schauten sie sofort erstaunt an. „Kommt... Kommt alle morgen zur Schule, bitte!“ Meinte sie mit einem Blick, der schon leicht flehentlich war. Ich verstand, was sie meinte und alle zusammen nickten wir und verließen gemeinsam die Schule und gingen unsere Wege nach Hause. Genau. Wir mussten so schnell wie möglich zusehen, dass uns die Normalität wieder erreichte. Und wir mussten zusammen bleiben. Uns gegenseitig aufhelfen. Zuhause begrüßte uns unsere Mutter freudestrahlend und fragte, ob das Fest gut gelaufen wäre. Ich nickte kurz um sie nicht zu beunruhigen und lächelte dann. „Ja, es hat echt Spaß gemacht!“ Meinte ich dann schnell und log dabei. Na ja. Es war nicht ganz gelogen. Das Fest an sich war wirklich toll und bei den Gedanken daran wurde ich wieder traurig und musste mich schnell ablenken, damit meine Mutter bloß nichts merkte. Aber diese bedanke sich schon bei Yuka, dass sie mir den Regenschirm brachte, während Yuka unsere Mutter verhalten anlächelte. Ja, stimmt... deshalb war Yuka da! Mir wäre es wirklich lieber gewesen, dass Yuka nicht gekommen wäre... Ihr hätte das ganze erspart bleiben können! Doch bevor ich wieder in meine finsteren Gedanken abtauchen konnte, fragte unsere Mutter uns, ob wir Hunger hätten und ergänzte, dass sie was vorbereitet hatte, falls wir noch Hunger hätten. Doch ich lehnte lächelnd ab. „Ich hab auf dem Fest schon sooo viel gegessen und ich bin wirklich müde. Außerdem muss ich ja morgen früh wieder in der Schule sein.“ So wimmelte ich meine Mutter ab und während ich hoch in mein Zimmer ging bekam ich noch mit, wie Yuka zunächst schüchtern fragte, was es denn zu essen gäbe. Und es gab wohl ihr Lieblingsessen, denn schon bald fing sie an zu kichern und zu gibbeln. Gott sei dank war sie wohl so froh Mama und Papa wiederzusehen und wieder Zuhause zu sein, dass sie den ganzen Schock langsam verdaute. Doch ich konnte immer noch nur noch daran denken, was in dieser Hölle passiert war und welche Auswirkungen das jetzt auf uns und unser Leben hatte... In dieser Nacht schlief ich nicht gut. Ich erlebte nicht nur erneut die schrecken der Heavenly Host, diesmal in meinen Träumen, sondern sah ich auch die anderen nach und nach sterben... Ayumi... Yoshiki... Naomi und sogar Yuka. Als ich vor meinen Augen sah, wie Sachioko Yuka auf einen Tisch festgebunden hatte und Yoshikazu mich festhielt und ich zusehen musste, wie Sachiko Yuka langsam eine Schere in das Auge bohrte, wachte ich schweißnass auf. Zum Glück war das nur ein Alptraum. Yuka war noch hier, bei mir. Doch um mich wirklich zu versichern ging ich leise in ihr Zimmer. Da lag sie, auf ihrem Bett und schlief friedlich. Sie hatte ihren Lieblingsteddy, den ich ihr vor bald 7 Jahren schenkte, in ihrem Arm. Keine Sachiko hier, kein Blut und keine Innereien. Zufrieden ging ich wieder in mein Zimmer, doch ich legte mich nicht wieder hin, ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Trotz allem ging ich am nächsten Tag in die Schule. Immerhin hatte ich es Shinozaki versprochen und auch wollte ich nicht, dass man sich unnötig Sorgen um mich machte. Und da waren wir wieder. Shinozaki begrüßte uns mit einem kleine Lächeln. Auch sie sah so aus, als hätte sie kaum geschlafen. Naomi hatte rot geränderte Augen. Vermutlich hatte auch sie nicht geschlafen und die ganze Nacht geweint. Sie traf es immerhin am schlimmsten. Ihre längste und beste Freundin war nicht mehr da und sie gab sich vermutlich immer noch die Schuld – obwohl sie nichts dazu konnte und Seiko sich ja auch bei ihr entschuldigen wollte! Auch Yoshiki versuchte zu lächeln und ich lächelte zurück. Gemeinsam betraten wir schweigend das Schulgebäude und auch unser Klassenzimmer. Keiner von uns sprach, denn keiner von uns wollte erzählen, was passiert war. Doch unsere Klassenkameraden saßen um uns und quatschten fröhlich. Keiner fragte, warum Seiko nicht wie üblich auf Naomis Tisch saß oder wo Morishige war... Auch stellte keiner die Frage in den Raum ob Mayu gut in ihrem neuen Zuhause angekommen sei. Das kam uns schon sehr merkwürdig vor. Außerdem warteten wir ziemlich lange auf einen Lehrer... Und vieren war klar, dass Ms Yui nicht kommen würde, doch auch das sprach keiner aus. Aber es schien auch keinen zu wundern, dass unsere sonst immer so pünktliche Klassenlehrerin noch nicht da war. Wir sagten immer noch nichts. Wann es wohl bei den Lehrern auffallen würde, dass Ms Yui nicht anwesend war? Wir warteten einfach. „Hach, sie ist wohl wie immer zu spät.“ Meine lachend einer unserer Mitschüler, während er mit einem anderen Mitschüler schnick-schnack-schnuck spielte. Sofort schauten Yoshiki, Ayumi, Naomi und ich uns fragend an. Ms Yui war doch noch nie zu spät, was erzählte er da? Doch kaum hatten wir vier fragende Blicke ausgetauscht, betrat auch eine fremde Frau unseren Klassenraum. Fröhlich begrüßte sie die Klasse und ganz zu unserer Verwunderung grüßte die Klasse fröhlich zurück – doch wer war bitte diese Frau und warum kannte der Rest der Klasse sie? Doch wieder sagten wir nichts. Wir saßen einfach da, taten so, als würden wir zuhören und warteten. In der Mittagspause raffte dann Ayumi all ihren Mut zusammen und ging zu einem Mitschüler, der auch Kontakt zu Seiko hatte. „Sag mal, hast du schon was von Shinohara gehört?“ Fragte sie ihn mit fragenden Blick. „Shinohara? Bitte wen meinst du? Ist das so ein neuer Popstar?“ Entgegnete dieser jedoch. Neben mir merkte ich, wie Naomi anfing zu zittern. „Ach, ich dachte wir bekommen eine neue Mitschülerin – zumindest hatte ich das gehört.“ Antwortete Ayumi ihm mit einem gezwungenen Lächeln und wendete sich wieder uns zu. „Da... Das kann nicht sein, oder?“ Fragte Naomi schockiert und fing an zu weinen. Tröstend nahm ich sie in den Arm und reichte ihr nebenher ein Taschentuch. „Hei-Heißt das, dass... sie NIE existiert haben?“ Schniefte Naomi in meine Schulter. Ich schüttelte instinktiv den Kopf. „Wir wissen alle, dass sie existiert haben und da sind wir uns ganz sicher. Und solange wir an sie glauben und sie nie vergessen werden sie immer bei uns sein.“ „Genau“ Unterstützte Ayumi meine Aussage. Normalerweise würde sie nun noch etwas aus ihrem okkulten Wissen anfügen, vermied es aber wohl auf Grund unserer Situation. Ich merkte, wie Naomi leicht anfing zu lächeln, während sie noch einmal schniefte und dann mein Taschentuch benutzte. „Ja, ich denke ihr habt recht.“ Dabei löste sie sich langsam aus meiner Umarmung und lächelte uns schwach an und blickte noch betrübt. „Ich werde Seiko niemals vergessen...“ In den Ferien trafen wir vier uns oft. Die meiste Zeit verbrachten wir bei Shinozaki, da ihre Schwester Hinoe die einzige war, die uns glaubte. Auch wenn sie sich selbst an keinen der verstorbenen erinnern konnte. Doch sie stand uns bei, mit all ihrem Wissen. Und das spendete uns Trost. Nach einer Weile ging es uns auch wieder besser. Yoshiki und ich gingen zum Karaoke, Ayumi redete wie wild mit ihrer Schwester und recherchierte nach okkulten Dingen und Yuka backte kichernd mit unserer Mutter Kuchen. Doch Naomi machte mir Sorgen. Ihr ging es zwar auch besser, doch musste sie sich immer stark zurückhalten ihrer Mutter nicht zu sagen, dass ihre beste Freundin, die ihre Mutter einfach nicht kannte, tot war und sie deshalb keine neue beste Freundin brauchte und keiner sie ersetzen könnte. Ich verbrachte deshalb viel Zeit mit ihr, um sie wieder aufzumuntern. Auch wenn wir eh schon oft alle zusammen bei Ayumi waren. Aber ich hatte das Gefühl, dass Naomi dies nicht reichen würde. Zudem lud mich Ayumi auch oft außerhalb unserer Gruppentreffen zu ihr nach Hause oder woanders hin ein. Natürlich sagte ich ihr nicht ab, aber den größten Teil meiner Aufmerksamkeit widmete ich Naomi. Doch auch waren die Ferien wieder zu ende und wir mussten wieder in die Schule. Und zum Glück würde die uns viel Aufmerksamkeit kosten – oder? 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