Naomi von Lyraci (Weg in die Schatten) ================================================================================ Kapitel 3: Affentheater ----------------------- Die Nächste Aufgabe war etwas kniffliger. Naomi hatte sich auf den Weg in die Gilde begeben und an der großen Tafel nach einer Aufgabe gesucht, der sie sich vielleicht annehmen könnte, als sich ein Bekannter zu ihr gesellte. "Hallo Engelchen", seine Stimme markant wie ein Eiskristall der zerspringt. Es war ihr neuer Freund, der sich leise wie eine Katze von hinten an sie herangeschlichen hatte und nun seine Hände an ihre Schultern legte. "Seraphim-sama", sie lächelte zu ihm hinauf, "Hast du schon etwas vor?" Mit ihm gemeinsam konnte sie sicher etwas finden, was sie tun konnten. Er schüttelte seinen weißen Schopf, welcher seinen Kopf wie ein kuscheliges Kissen wirken ließ. So wundervoll sanft und kuschelig. Dann streckte er sich nach einer Questbeschreibung aus und las sie durch. Nickte dann und hielt sie seiner kleinen Begleiterin unter die Nase: "Was hältst du davon?" Naomi ließ ihre Augen darüber wandern und überlegte. Da entführte scheinbar etwas junge Frauen aus einem Hotel in einer Nachbarstadt. Wieso glaubte sie, dass dies die perfekte Aufgabe für Seraphim war? Mit der Motivation, dass er derjenige sein konnte, der eine Gruppe schutzloser Frauen retten konnte, das war doch genau sein Hobby. Leicht kicherte Naomi und nickte zustimmend: "Warum nicht, klingt auf jeden Fall wichtig." Sanft streichelte er ihr über den Kopf und grinste dabei sein leicht sadistisches Grinsen: "Du übernimmst die Leitung, wird Zeit für etwas mehr Verantwortung." Das Herz sank ihr in die Hose, er wollte, dass sie ihn herumkommandierte? Dass sie die Entscheidungen traf? Es waren Menschenleben auf dem Spiel. Dieser Kerl musste absolut verrückt sein. Doch er ließ sich davon gar nicht beirren. Er hatte sie schon bei der Hand genommen und zog sie hinter sich her, erneut richtig Bahnhof. Diesmal stiegen sie in einen Expresszug, dieser fuhr zwischen den Städten hin und her, was sehr praktisch war. Diesmal hatten sie auch ein ganze kleines Abteil für sich. Sechs Sitze und nur sie Beide darin. Seraphim öffnete die Tür, die scheinbar etwas klemmte und ließ sie ein. Er ließ sich danach an einen Platz am Fenster fallen und zog ein Buch heraus. Neugierig geworden versuchte Naomi zu erkennen, was auf dem Cover zu erkennen war. Immer wieder konnte sie sehen wie seine Augen von dem Buch zu ihr abschweiften, nur um ihre Verrenkungen mit einem schelmischen Grinsen zu quittieren. Sie musste wirklich lächerlich wirken. Leise seufzte sie und setzte sich gerade neben ihn. Auf der letzten Fahr war es schon schöner gewesen, so auf seinem Schoß zu sitzen. Gerade als sie darüber nachdachte legte er sein Buch auf die Seite. "Willst du mitlesen?", dabei hatte er diesen falschen, zuckersüßen Ton in seiner Stimme und Naomi glaubte, er machte sich über sie lustig. Doch es war einen Versuch wert. "Gerne", kaum hatte sie es gesagt, hatte er sie bereits wieder geschnappt und auf seinen Schoß gezogen. Da saß sie nun, an seine Brust zurückgelehnt und er hielt wieder das Buch vor sich. Natürlich hatte er nicht wieder von vorne begonnen, aber das war in Ordnung, immerhin war es sein Buch und so lange sie etwas zum Beschäftigen hatte war auch sie zufrieden. Die Fahrt im Zug war viel zu schnell vorbei, wobei Seraphims Kopf irgendwann ganz schwer auf ihrem eigenen lastete. Er war eben doch kein Fliegengewicht, auch wenn an ihm wahrscheinlich kein Gramm Fett zu finden war. Kurz bevor sie in den Bahnhof einfuhren hatte er sie sanft von seinem Schoß geschubst und das Buch wieder eingesteckt. "Wir sind da", vorsichtig schob er sie vor sich her. War sie nicht eigentlich diejenige mit der Verantwortung? Wahrscheinlich wollte er nur wieder mit ihr herumspielen. Nach der letzten Fahrt, mochte er es scheinbar sowieso am liebsten herumzuspielen, als ernst zu sein. Auf dem Bahnsteig jedoch drückte er ihr einen Stadtplan in die Hand. "Wir müssen zum Hotel Grande, navigieren sie My Lady", er hatte wieder dieses süßliche in seiner Stimme. Das Mädchen konnte den Tonfall nicht leiden und schenkte ihm einen leicht verärgerten Blick, der von ihm nicht weiter beachtet wurde. Also musste sie nun anhand des Stadtplans die kleine Reise weiterführen. Naomi hatte in der Tat zum ersten Mal eine Karte in der Hand. Während sie aus dem Bahnhof gingen hatte sie ihre Augen darauf fixiert und wurde von ihrem Begleiter immer mal wieder an den Schultern hin und her gezogen, damit sie nicht in irgendwas oder irgendwen hinein lief. Dafür wiederum war sie ihm sehr dankbar, er nannte sie zwar Engelchen, aber war er nicht viel mehr der Engel? Nun okay, vielleicht nicht innen, aber nach außen hin auf jeden Fall. Nach einer Weile hatte das kleine Blondchen herausgefunden wie man so eine Karte lesen musste und etwas später als Seraphim es wahrscheinlich geschafft hatte erschienen sie vor dem doch recht luxuriös wirkenden Hotel am Rande der Stadt. Am Rande des mit Wald bedeckten Hügels angeblich wie geschaffen für Erholungsurlaub. Welcher scheinbar momentan von einem Affen geschmälert wird. Noch immer war sich Naomi nicht sicher, wie ein Affe so einfach in ein Hotel dieser Art hineinspazieren konnte, um sich irgendwelche Damen zu schnappen und dann auch noch wieder mit ihnen zu verschwinden. Dennoch, die Antworten warteten wahrscheinlich dort drinnen, also betrat sie gemeinsam mit ihrem Begleiter das Hotel und ging zur Rezeption. "Entschuldigung, wir sind die Magier die sie angefordert hatten." Ein wenig argwöhnisch beobachtete die Dame an der Rezeption das Mädchen, was deutlich etwas zu jung wirkte, um kompetent zu sein. Glücklicherweise entdeckte sie kurz darauf den großen, weißhaarigen jungen Mann hinter Naomi, der ihr neckend zu zwinkerte. Wer nahm jetzt hier die Aufgabe nicht ernst: "Das ist mein Kollege Seraphim, ich bin Naomi und es wäre toll, wenn sie uns weiterleiten könnten." Zur Untermauerung ihrer Aussage hob sie ihren Unterarm, auf dem ganz deutlich das Gildenzeichen zu sehen war. Das reichte zumindest aus, um die Dame zum Telefon greifen zu lassen, die Augen allerdings immer noch auf den Herrn gerichtet, der, wie Naomi feststellte schon wieder flirtete, als gält es die Welt zu erobern. Nach einem kurzen Gespräch meinte sie, dass kurz warten sollten und man sich gleich um sie kümmern würde. Gleich war scheinbar nicht schnell genug, denn der engelsgleiche Magier hatte schon fast ein Date, als der Manager des Hotels kaum zwei Minuten später dazu stieß und sie willkommen hieß. Auch er stolperte zuerst darüber, dass seine Hauptgesprächspartnerin das kleine Mädchen sein sollte und nicht der, doch etwas erfahrener wirkende junge Mann. Dieser hielt sich gepflegt zurück, schenkte allerdings dem Gespräch nun doch etwas mehr Aufmerksamkeit, immerhin ging es nun wirklich um die Arbeit. Scheinbar hatten die Überfälle letzten Monat begonnen. Erst hatte man keine wirklichen Anhaltspunkte, dachte daran, das Gäste vielleicht überstürzt abgereist wären, aber dann wollte jemand aus der Stadt einen Affen gesehen haben. Ein Wachdienst war beordert worden, diesem Wesen aufzulauern, doch scheinbar hatte es die magische Fähigkeit entwickelt sich zu tarnen. Außerdem schien es sehr stark zu sein, stärker als ein Mensch auf jeden Fall. Während der Erklärung waren sie zu dem Zimmer gefahren, der Fahrstuhl war etwas gruselig gewesen, Naomi fühlte sich darin unwohl, so eng und schnell nach Oben gehoben zu werden. Ein merkwürdiges Gefühl im Magen. Seraphim war dies nicht entgangen, sein Arm legte sich eng um sie sodass sie sich an ihm festhalten konnte. Er löste seinen Arm erst wieder, als sie sich im Flur befanden und der Hotelmanager das betroffene Zimmer für sie öffnete. Neugierig lugte das kleine blonde Mädchen hinein und sah sich um. In diesem Zimmer hatte eindeutig etwas großes Gewütet. Der Schrank war umgestoßen und dieser sah nicht leicht aus, Kissen und Decke und einige Möbel hatten sich auf wundersame Weise im Zimmer verteilt. Kleider waren auf dem Boden verteilt, die Vorhänge heruntergerissen und die Reste eines Servierwagens waren auch noch zu erkennen. "Das ist mal ein Tatort", Naomi blinzelte etwas ungläubig in den Raum hinein. Doch lange sollte sie sich darin nicht umsehen, denn da war schon der Schrei der sie auf die Fährte des merkwürdigen Kidnappers bringen sollte. Etwas rauschte an ihnen vorbei, so schnell, dass nicht mal Seraphim sehen konnte was genau es war. Es ging mehr wie ein Gorilla und hielt mit einem Arm etwas auf seinem Rücken, es zappelte und schrie, deutlich eine Frau. "Hinterher!", Naomi war auch schon auf dem besten Weg, der Einbrecher bog um eine Ecke am Ende des Gangs. Es war nicht mal eine halbe Minute später, doch in dem Gang war niemand, kein Mensch nichts. Nur ein Wagen voll mit Wäsche der vor der doch enormen Wäscheklappe stand. Moment, Wäscheklappe! Naomi kletterte in den Wagen, welcher scheinbar nicht festgestellt war und deshalb schwankte er ganz schön. Mit beiden Armen musste sie die Klappe aufhalten um hineinsehen zu können, da war doch gerade ein Schatten gewesen. "Ich hab sie!", das konnte sie noch rufen, bevor sie den Halt verlor und ebenfalls den Schacht hinunter rauschte. Im Fall drehend konnte sie noch Seraphim sehen, der ihr nur noch beim Fallen zusehen konnte. Gemeinsam mit gefühlten drei Tonnen dreckige Wäsche stürzte das kleine Mädchen den Schacht hinunter und klatschte in einen halbvollen Wagen. Als sie sich gerade aufrichten wollte kam Wäsche nach und begrub sie unter sich. Der Wagen war voll und wurde automatisch geschlossen. Alles strampeln und zappeln half nichts, sie konnte sich kaum bewegen, es roch schrecklich und es war so eng. "Seraphim!", es klang verzweifelt. Eine kleine Ewigkeit verging als sich endlich der Deckel öffnete und zwei Arme tief in die Wäsche hinein griffen, um sie herauszuziehen. "Engelchen, du kannst dich auch unter der Dusche waschen, eine Wäscherei ist nichts für dich", sanft wog der große Kerl das kleine Mädchen in seinen Armen, welches den Tränen nah, sich an ihn klammerte. Allerdings brachte er sie sehr schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurück, als er sie während dem sanften Trösten daran erinnerte, dass sie immer noch eine Aufgabe zu erfüllen hätten. Mit beiden Füßen wieder auf dem Boden nickte sie, es musste weiter gehen. Glücklicherweise hatte der Affe eine deutliche Spur hinter sich gelassen, scheinbar durch die Verfolger zu aufgeregt um seine Spuren zu verwischen. Zufrieden nickte das kleine Mädchen, immerhin war ihr kleiner Fall nicht zwingend schlecht gewesen. Auch wenn sie wahrscheinlich nie wieder einen Wäschewagen von innen sehen wollte. Gemeinsam machte sie sich mit Seraphim an ihrer Seite auf den Weg zur Höhle des Affen. Diese schien wohl in den Bergen zu sein, denn seine Spur von Verwüstung führte genau dort hin. Ihr Kollege immer an ihrer Seite betrat sie den Wald. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)