Slightly Demonic von YuriVanilleshake ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Auf dem bekannten Motorrad-Rennsport Fahrer Raitou liegt seit seiner Kindheit der Fluch eines unbekannten Reisenden. Er trägt in seinem linken Auge einen Dämon. Verschiedene Organisationen versuchen ihn auf seine Seite zu ziehen, doch das alles interessiert ihn nicht. Er will nur wissen woher und warum er diesen Dämon, der ihn immer Schwierigkeiten bereitet, hat. Als dann das kleine Mädchen Suzume in sein Leben trit, gerät alles aus der Bahn.... Ich widme dieses Buch meiner besten Freundin und großartigen Stütze in meinem Leben. Sie hat mir gezeigt, dass es wichtig ist in die Zukunft zu sehen und sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Ich schenke dir dieses Buch mit einer Geschichte, die durch uns beide entstanden ist und möchte dir damit zeigen wie wichtig du mir bist. ~ Ich wünsche viel Spaß beim lesen ~ Lisa Finke Auf Dinge, die nicht zu ändern sind, muss auch kein Blick zurück mehr geworfen werden. Was getan ist, ist getan und bleibts. William Shakespeare Prolog Es war heiß und stickig. Der Rauch quoll durch die abgeschlossene Tür ihres Hauses und die Flammen schlugen gegen das dunkle Holz, welches laut knackte. Die Frau mit den langen schwarzen Haaren und eisblauen Augen drückte das kleine Bündel an sich und schaute voller Panik auf die Tür, während sie sich auf der anderen Seite des Raumes an die Wand presste. Sie wusste nicht, was auf der anderen Seite passierte, denn ihr Mann hatte er verboten zu nahe zu kommen. Hastig schaute sie sich im Zimmer um, riss einen Vorhand zur Seite und versuchte das alte Fenster von den davor hängenden Brettern zu befreien. Sie wusste, dass dieser Tag irgendwann kommen würde. Sie und ihr Mann lebten viel zu gefährlich und es war sicher ein Fehler ein Kind in diese Welt zu gebären. Tränen standen ihr in den Augen und sie schaute herab auf das kleine Bündel in ihren Armen. Nein. Es war kein Fehler, dass sie diesem wunderschönen Geschöpf das Leben schenkte. Im Wohnzimmer wurde etwas schweres umgerissen und ihr Mann schrie auf. Ängstlich zuckte die Frau zusammen und hämmerte gegen das Holz, schob ihre Finger in jede kleine Ritze und riss mit all ihrer Kraft daran. Es knackte und bog sich, die Nägel rissen einer nach dem anderen aus dem Balken. Sie hustete wegen dem Rauch. Hoffentlich passiert ihm nichts, dachte sie fieberhaft und schaffte es den zweiten Balken abzureißen und das Fenster mit ihrem Ellenbogen einzuschlagen, als es plötzlich sehr still wurde. Sie hörte nur noch das Feuer gegen die Tür schlagen und ihren viel zu lauten und schnellen Herzschlag. Doch sie wurde aus der plötzlichen Stille gerissen, als etwas großes gegen die bereits instabile Tür schlug und sie niederschmetterte. Ein Geschöpf von etwa 2 Meter schob sich schnaubend hindurch und riss mit seinen silbernen Hörnern etwas Putz von der Decke. Die Frau war kurz wie erstarrt. Die Flammen hinter dem Geschöpf loderten hell auf, sodass sie nur die Umrise und gelben Augen des Riesen erkennen konnte. Im Hintergrund waren zerschlagene und verbrannte Möbel und...eine Hand. Eine Hand die zu dem Körper ihres Mannes gehörte. Augenblicklich wurde ihr übel und sie wär am liebsten auf dieses Monster gesprungen. Aber sie konnte nicht, sie musste den kleinen mit all ihrer Macht beschützen. Mit einem Satz war sie schon aus dem Fenster und riss sich dabei an der zerschlagenden Scheibe ihre Hände auf. Das Blut schien auch dieses Ungetüm auf den Plan zu rufen. Es riss den massigen Kopf um und blickte starr in ihre Richtung, ehe es Anlauf nahm und hinterherhechtete um sie noch zu erwischen. Doch es hatte kein Glück, denn die zierliche Gestalt der Frau und ihr intensives Training machte es ihr viel einfacher sehr schnell durch das kleine Fenster zu kommen. Schwer atmend rannte sie den Hügel hinunter und verschwand in den Büschen. Doch so schnell würde das Monster nicht aufgeben. Durch das Blut würde er sie finden. Die Flammen machten ihm nichts aus, also ging er den verwüsteten Weg durch das Haus zurück und blickte kurz auf den am Boden liegenden Mann herab. Sein Gesicht verzog sich zu einem fürchterlichen Grinsen. Er hob den noch atmenden Mann am Haar hoch und lachte ihm ins Gesicht. "Du weißt, dass ich sie finden werde Ryou." Sein Atem war heiß und roch etwas faulig. "Du hättest dich niemals mit meiner Familie anlegen sollen..Dämonenjäger." Der Mann konnte nicht anworten und nur schwer röcheln. Blut füllte seinen Mund und die Sicht wurde immer schwerer. Um gegen ihn anzukämpfen hatte er bereits keine Kraft mehr. Er konnte nur beten, dass seine Frau und sein Sohn sich in Sicherheit bringen könnten. Weg von diesem Dämon. Vielleicht in die Großstadt, vielleicht in ein anderes Land. Unter anderen Namen. Seine Augen öffneten sich weit, als das Ungeheuer seine gesamte Hand durch den Leib des Mannes schlug. Dann lies er den Körper einfach zu Boden fallen und machte sich daran der Frau zu folgen. Mit schweren Schritten verließ er das in sich zusammen fallende Gebäude und überließ es lachend der Flammen. Als die Frau durch die Büsche rannte um zum Fluss zu kommen, riss sie sich ihre Füße immer weiter auf und stolperte den Weg herab. Sie wusste, dass sie dem Dämon niemals entkommen konnte. Er würde sie überall finden. Es war ihr egal was mit ihr geschah, doch sollte zumindest ihr Kind davonkommen. Trotz des Tumults war ihr Sohn ruhig. Er hatte die Augen geschlossen und atmete unruhig. Tränen füllten ihre Augen als sie das nächste Dorf erreichte. Doch war es nur noch eine Ruine. Wahrscheinlich waren selbst hier die Dämonen eingefallen und hatten alles verwüstet was auch nur im Ansatz nach Dämonenjäger aussah. Schon seit sie klein war, trainierte sie hart mit ihrer Familie um irgendwann gegen Dämonen zu kämpfen. Ein dumpfer Schrei von weit weg ließ sie aufhorchen und etwas nach hinten sehen. Er war noch weit weg, doch wusste er genau wo sie lang lief und war ihr auf den Fersen. Wenn er mich schon bekommt, dann ohne dich mein Liebling, dachte sie und drückte das Bündel an sich. Sie durchquerte mühesam den Fluss und hielt irgendwann kurz an einem alten Kirschbaum an wo sie mit aller Vorsicht ihren Sohn ablegte und verdeckte. Dann beugte sie sich über den Winzling und küsste behutsam seine Stirn. "Bitte überlebe mein Kleiner... Halte dich von dieser Welt fern und sei glücklich." Ich werde ihn hier weglocken müssen. Schweren Herzens riss sie sich los und rannte den Hügel wieder hoch, diesmal ein Stück dem Ungetüm entgegen um die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen und dann einen anderen Weg einzuschlagen. Ihre schwarzen Haare vermischten sich mit der Schwärze der Nacht, als sie in der Dunkelheit verschwand. Unter dem alten Kirschbaum lag nun das kleine Bündel. Der tief stehende Mond schien durch die Blätter auf den Körper des Kindes herab, welches die Augen öffnete da seine Mutter nicht mehr bei ihm war. Es war wirklich sehr still. Kein Tier wagte es sich ein Laut von sich zu geben. Der Junge wusste noch nicht was aus ihm wurde. Sein Hals tat weh, seine Mutter war nicht bei ihm, es war kalt und dunkel. Tränen sammelten sich in seinen Augen und quollen über wo sie ihren Weg über seine Wangen fanden und vom Stoff aufgesogen wurden. Das einzige, was man in dieser Nacht noch hören konnte war das weinen des allein gelassenem Jungen. Fernab der blühenden Großmetropolen des modernen Japan gab es noch kleine, fast vergessene Orte, an denen konservative Dörfler ihr Leben, unabhängig der Modernisierung, wie sie es am liebsten mochten weiter führten. Natürlich mussten sie sich an die Gesetze der Regierung halten aber hier hatten sie ihre Ruhe vor störendem Massentourismus und großartigen Veränderungen. Sie liebten ihre alten Traditionen und das, was ihnen die Natur gab. Nicht wenige von ihnen waren buddhistischen Glaubens. Ganz in der Nähe hatten sie einen Schrein mit einer handvoll Mönchen welche sich zwar selten im Dorf zu sehen, dafür aber immer gern gesehene Gäste waren. Der Schrein bedürfte wohl einer Grundsanierung, denn die Natur holte sich Stück für Stück, Jahr um Jahr immer mehr zurück und die Zeit forderte ihren Tribut an den Wänden und auch einigen Statuen aus gemeißeltem Stein. Und dennoch nahm das keinen Anteil an der anhaltenden und speziellen Schönheit, welche das flache Gebäude umgab. Erbarmungslos knallte die Sonne auf den kahlen Schädel des jungen Mönches Ippen, als er am Morgen von seinem Meister los geschickt wurde um die reifen Wassermelonen des alten Händlers zum Kloster zu bringen. Denn es sollte am Abend ein kleines Fest zu Ehren des 75 Geburtstags seines Meisters stattfinden. Wie konnte es nur so früh am Tag so heiß sein ? Er musste für den Weg mehrmals laufen, denn der Karren des Klosters wurde in der vergangenen Nacht von irgendjemanden beschädigt. Erschöpft sah Ippen in die Ferne und musste seine Augen durch das helle Licht etwas zusammen drücken. Von weit weg stieg ein schmaler dunkler Rauchfaden in die Luft und nicht weit weg von diesem gab es noch mehr Rauchschwaden. Was war die Nacht passiert? Das Kloster lag sehr abgeschieden am Rande eines Berges und sie wurden nur selten von Wanderern besucht, weswegen einige Neuigkeiten lange auf sich warten ließen. Er schnappte sich den schweren Beutel mit einigen Melonen und hievte ihn sich über die Schulter um sich weiter auf den Weg zu machen. Früher oder später würde er es sicher eh erfahren. Nachdem er bereits zum dritten Mal den schmalen weg hinunter zum Händler stieg, machte ihm die Hitze mehr zu schaffen als er es erwartet hätte. Also beschloss Ippen sich kurz im Schatten der Bäume auszuruhen. Er legte erschopft den Sack zur Seite und setzte sich schwer atmend ins hohe Gras wo er kurz darauf eine Weile die Augen schloss und einfach nur seiner Umgebung lauschte. Mit den anderen Mönchten hatte er schon oft meditiert, aber es gefiel ihm noch etwas besser dabei allein zu sein. Es war zwar ungewöhnlich still aber doch konnte er dabei einige Vögel und das Rauschen eines Baches hören. Ganz in seiner Nähe, an einem Teich, bemerkte er einen Reiher, welcher beharrlich am Ufer wartete nur um dann blitzschnell ins seichte Wasser zu stoßen. Ebenso schnell zog er seinen weißen Kopf wieder zurück und hatte einen grün-braunen Frosch fest im Schnabel. Dann öffnete er die Flügel wie einen Fächer und stieg empor. Doch da war noch etwas anderes. Ippen dachte erst, dass es vielleicht der Wind sein könnte, welcher durch die Äste pfiff, doch war da kein Wind. Er lauschte vorsichtig und vernahm ein leises Wimmern. Umso mehr er sich darauf konzentrierte, desto lauter schien es zu werden. Ippen war mit seinen 22 Jahren noch sehr jung und auch neugierig, also richtete er sich auf um dem Geräusch zu folgen. Als er näher kam, schien sich das Wimmern in ein Weinen zu verwandeln. Er zog die Augenbrauen fraglich zusammen und folgte dem Klagen. War das vielleicht ein böser Geist, welcher ihn in eine Falle locken wollte oder eine Seele, die keine Ruhe fand ? Ippen dachte nach, ob das was er tat überhaupt klug sei doch seine Beine trugen ihn weiter und das Weinen wurde immer lauter. Er wusste um die magische Welt und sein Gedanke an Geister und verlorene Seelen war gar nicht so abwägig. Er umreiste den alten Kirschbaum und beinahe hätte er seine Entdeckung mit seinen Füßen unter sich zerquetscht, doch er schaffte es noch rechtzeitig auszuweichen. Vor seinen nackten Füßen lag ein schreiendes und sich windendes Bündel aus weißem Leinentuch. Neugierig hob der Mönch selbiges hoch und betrachtete es eingängig. In ihm befand sich ein kleines Kind, ein Junge, gerade erst in diese Welt geboren. Die Augen des Säuglings weiteten sich und das Schreien verstummte. Verwundert schaute Ippen sich nach der Mutter um, doch es war niemand zu sehen. Er beschloss eine Weile zu warten, dann suchte er die Umgebung ab aber es war gar niemand zu sehen. Der mittelgroße und schlanke Mann betrachtete noch einmal das Kind in seinen Armen. Der kleine Junge musterte ihn neugierig aus großen hellblauen Augen. Er konnte sich ein Lächeln nicht zurückhalten, als das winzige Rosa-Bündel nach seinem Gesicht greifen wollte. Also beschloss er den Jungen vorerst mit zu seinem Meister zu nehmen. Vielleicht hatte dieser mit seiner über die Zeit gewonnenen Weißheit einen Rat. "Wo hast du denn das Kind her Ippen?" Meister Kukai war sichtlich verwirrt, als der junge Mönch mit dem Baby im Arm zum Kloster kam. Der Meister hatte schon die blühenden Jahre lange hinter sich gelassen. Er war wie alle Mönche kalköpfig und hatte einen ergrauten Bart, welcher ihn bis über die Brust fiel. Seine Augen waren tiefgründig und wirkten oft sehr traurig. In seinem Gesicht spiegelten sich viele Empfindungen ab und die Falten wurden noch tiefer, als er besorgt seinen jungen Schüler und das Kind musterte. Mittlerweile hatte der Kleine sich beruhigt und kuschelte sich erschöpft an Ippens Kleidung. "Er lag einfach dort und niemand war bei ihm. Er ist ganz allein Meister. Er riecht nach Rauch und ist sehr erschöpft." Meister Kukai runzelte erneut die Stirn. "Bist du dir sicher Ippen? Hast du gründlich nachgeschaut ?" Der Jüngere nickte schnell und schaute wieder mit einem Lächeln zum Jungen herab. Ein schweres Seufzen des Meisters legte sich im großen Raum der Eingangshalle und er winkte leicht ab. "Dann soll es so sein. Aber er muss lernen, unseren Bräuchen folgen, trainieren und uns helfen. Erziehe in nicht zu einem Lausebengel Ippen. Ich habe mit deiner Unvernunft schon genug sorgen." Er atmete noch einmal tief durch und nickte langsam wobei sein Bart kurz auf und ab wippte. "Bring ihn erstmal zu mir. Er sieht sehr hungrig aus. Außerdem solltest du ihn baden." 10 Jahre später. "RAITOU! Raitou nun mach nicht so schnell!", keuchend rannte Ippen hinter den aufgeweckten Jungen mit schwarzem Haar her, welcher einige Meter vor ihm mit dem schweren Holz umherhantierte. Mit seinen 32 Jahren kam er nicht mehr so leicht an den Elan von dem Kleinen an. Ständig war Raitou, so nannten er und Meister Kukai den Jungen, unterwegs und Ippen musste ein gutes Auge auf ihn haben, damit er keinen Blödsinn anstellte. Und das tat er Bengel wirklich oft. Sie sollten etwas Holz holen, da der Winter anrückte und es im Kloster sonst sehr kalt werden könnte. Sie hatten bereits Monate damit verbracht um sich auf die kalte Jahreszeit vorzubereiten. Würden ihnen mehr Spenden zukommen, hätten sie es vielleicht etwas einfacher aber Ippen wollte sich nicht anmaßen irgendetwas zu verlangen oder sich über die Umstände zu beschweren. Außerdem war vor 10 Jahren ein ganzes Dorf abgebrannt und seitdem gab es nur noch wenige Bewohner in dieser Gegend. Sie waren alt und entkräftigt. Die jüngere Generation zog lieber in die Großstadt um ein anderes Leben zu beginnen und sich vielleicht auch einen Namen zu machen. Es kamen noch weniger Reisende als sonst in ihre Gegend. Vielleicht spürten sie auch die drückende Aura um das Tal und die Dörfer? Es gab nur noch sehr wenige Menschen, welche Übernatürliches fühlen, geschweige denn sehen konnten oder überhaupt davon wussten. Immerhin war es die Jahre etwas ruhiger geworden. Ippen erinnerte sich nur dunkel an seine Kindheit, als seine Familie starb und Dämonen die Gegenden verwüsteten. Zu der Zeit als sie noch zahlreicher waren als die Jäger. "Ich schaff das schon Meister Ippen. So schwer ist das nicht." Raitous rabenschwarze Haare hing ihm strähnchenweise ins Gesicht aber es schien ihm nicht sonderlich zu stören. Die meisten versuchte er weg zu pusten, damit er den Gehweg erkennen konnte. Es sah fast so aus, als hätte er sich einen kleinen Ventilator unters Kinn geklebt, welcher die dünnen Strähnen immer hoch trieb. Er lebte jetzt schon so lange er denken konnte im Kloster und half wo er nur konnte. Für sein Alter war er schon recht groß und durch viel Arbeit im Kloster auch schwere Dinge gewohnt. Außerdem trainierte er manchmal heimlich mit Ippen und lernte Lesen, Schreiben und Kampfsport. Meister Ippen war wie sein Vater, der alte Meister Kukai sein Lehrmeister und die restlichen Mönche Yori, Itsuki und Mako seine Familie. Raitou wusste schon eine ganze Weile, dass er nicht der echte Sohn von Ippen war und er erlernte schnell die Bräuche und Regeln des Schreins. Beinahe täglich fragte er seinen Ziehvater oder Meister Kukai nach seinen leiblichen Eltern und woher er denn genau kam. Ippen aber wusste keine Antwort darauf, doch er erzählte Raitou die Wahrheit; dass er ihn mutterseelenallein gefunden habe und von seinen Eltern nicht die geringste Spur zu finden war. Er vermutete aber, dass sie nicht aus der Gegend kamen und wohlmöglich Reisende waren. Seinen Gedanken aber, dass er vielleicht ausgesetzt wurde weil seine Familie ihn wohlmöglich nicht ernähren konnte, behielt er für sich und hoffte inständig, dass es einen anderen Grund gab. Gerade als Raitou mit dem Holz vom Waldweg hinunter sprang und leicht schwankend zum Kloster einbiegen wollte, stieß er plötzlich gegen einen großen, breitschultrigen Mann. Mit einem Ruck stolperte er zurück und fiel auf den harten Boden. "Autsch.", ächzte er leise, während sich die Holzscheitel um ihn herum verteilt hatten. Der große Mann mit schwarzer Kapuze, welche runenähnliche silberne Symbole hatte und einem Wanderstab schaute aus gold-gelbenen Augen zu ihm runter. Anstatt ihm aber aufzuhelfen, schien er ihn eine Weile anzustarren ehe er die Schultern straffte. Raitou konnte sein Gesicht durch den Schatten der Kapuze nicht wirklich erkennen. Der Mann öffnete seinen Mund einen kleinen Spalt und schien überrascht. "Du." Seine Stimme war tief und rau. Kannte er den Jungen? Er selbst konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern jemals einem zwielichtigen Reisenden begegnet zu sein, geschweigedenn einen genauer zu kennen. Vielleicht kannte er seine Eltern und sah in Raitous Gesicht das seines Vaters oder seiner Mutter. Obwohl Raitou sich vielleicht freuen könnte einen Anhaltspunkt auf seine Abstammung gefunden zu haben und ihn danach fragen wollte, versiegte seine Stimme und er bekam Angst, als sich der große Mann zu ihm herunterbeugte und leise gegen sein Ohr murmelte. "Alles, alles rächt sich erst nachträglich. Deshalb glauben so viele, dass sie fein raus sind, obzwar sie zehn Jahre später unfein darin sind." Seine kalten Fingerspitzen legten sich über Raitous linkem Auge. Der Junge konnte sich vor Schreck gar nicht rühren. Ippen schnappte nach Luft, als er den Weg herunter gelaufen kam, den Raitou genommen hatte. Der Reisende fiel ihm dabei sofort auf. Aber was machte dieser Mann dort ? Das ging doch nicht mit rechten Dingen zu! "HE!", rief er laut. "Was machen Sie da !? Gehen Sie von dem Jungen weg !" Er bemerkte erst gar nicht wie unhöflich er reagierte, vielleicht wollte er dem gestürzten Jungen einfach nur helfen. Doch irgendetwas in Ippens Brust zog sich zusammen, als ob er etwas schlimmes vorausahnte. Raitou konnte Meister Ippen kaum hören. Seine Stimme klang gedämpft, selbst als sein Ziehvater näher zu ihnen lief. Sein Körper war wie versteinert. Doch plötzlich und ohne Vorwarnung durchfuhr ihn ein langer und heißer Schmerz. Unkontrolliert und überrascht schrie der Junge auf , taumelte zurück und fasste sich an das Auge, welches der Fremde berührt hatte. Hart stieß er auf den Gehweg und presste sich die zitternden Hände an sein Gesicht. Der Mann aber lehnte sich unberührt wieder zurück und schien zufrieden mit seinem Werk. Er schaute in die Richtung von Ippen, welcher den Weg so schnell es ging hinunter gelaufen kam. Doch ehe dieser die Beiden erreichen konnte, umschlug den Fremden der schwarze Stoff seines Mantels und so schnell wie er auftauchte, verschwand er auch wieder und ließ Raitou mit seinen Schmerzen allein zurück. Als Meister Ippen bei Raitou ankam, vielen ihm als erstes die schwarzen, geschwungenen Linien über seinem Auge auf. Besorgt kniete er sich zu Raitou herunter und half ihm zumindest auf die Knie. Er sprach ihn immer wieder an aber der Junge konnte ihn kaum hören, geschweigedenn antworten. Die Schmerzen ließen nur langsam nach aber dann wurde ihm schnell übel. Kälte und Dunkelheit umfingen seinen Geist als würde der Tod nach ihm greifen wollen. Es war, als würde sich irgendetwas in seinen Körper drängen und dort seinen Platz fordern. Junge du bist so schwach...Wer bist du, fragte Raitou ängstlich an die raue Stimme und versuchte dabei das vibrierende Brummen zu übertönen. Sie war dunkel und ruhig und schien aber auch ein wenig amüsiert. Ich bin du Junge. Ich bin ein Teil von dir. Ich bin du... Eine gefühlte Ewigkeit später fand Raitou sich auf dem Futon in seinem Zimmer wieder. Ihm war heiß und kalt zugleich und die Decke fühlte sich so schwer an als wollte sie ihm die Luft nehmen. Langsam gehorchten ihm seine Glieder wieder und er tastete verwirrt nach seinem Auge. Äußerlich spürte er nichts und er konnte auch, trotz der drückenden Dunkelheit, sofern er es beurteilen konnte, normal sehen. Als dann auch sein Gehör wiederkehrte vernahm er aus einem Zimmer am Ende des schmalen Ganges zwei Stimmen. Sofort konnte er sie seinem Ziehvater und seinem Meister zuordnen. Vielleicht sollte er nicht lauschen aber die Geräusche bahnten sich ganz allein ihren Weg in sein Ohr. "Meister! Sie können ihn doch nicht einfach raus werfen! Er ist erst 10 ! Er ist wie mein Sohn!" Meister Kukai winkte entnervt ab. Er war die letzten Jahre so viel schwächer geworden und konnte sich nicht mehr auf lange Diskussionen einlassen. Seine Glieder gehorchten ihm kaum noch und er musste sich setzen. Er hatte lang genug über das Thema nachgedacht seitdem Ippen mit dem bewusstlosen Raitou auf seinem Arm heim gekehrt war. Auch er hatte den Jungen in sein Herz geschlossen aber am Ende siegte doch sein Verstand. "Die Dunkelheit hat nach ihm gegriffen Ippen. Er kann nicht hier bleiben. Er muss gehen. Solange er es nicht kontrollieren kann, könnte er uns alle auslöschen. Solch eine Macht habe ich noch nie bei jemandem gesehen. Eine große Macht und dunkel zugleich." Obwohl Ippen wusste, dass sein Meister Recht hatte, konnte er es nicht wirklich akzeptieren. Er lehnte sich verspannt vor, berührte mit der Stirn den Boden und verbeugte sich dann tief vor Meister Kukai. "Ich bitte Euch... Wie soll der Junge damit denn zurechtkommen? Kann er nicht bei uns bleiben? Wir können ihm vielleichten helfen." Doch Meister Kukai hatte es bereits beschlossen. Und obwohl er genauso wie Ippen den kleinen Raitou liebte, so konnten sie ihn nicht mit dieser Finsternis in sich bei ihnen lassen. Er musste nun einen Weg finden damit umzugehen oder es loszuwerden. Traurig biss sich Ippen auf die Unterlippe. Er entschuldigte sich und zog sich dann zurück. Lautlos schloss er die Schiebetür zu Meister Kukais Raum und auf leisen Sohlen schlich er den schmalen Gang entlang. Als Raitou seinen Schatten erkannte, schloss er schnell die Augen und tat so als würde er schlafen. Ippen legte seine Hand an den Rahmen und flüsterte leise in die Dunkelheit zu seinem Ziehsohn: "Du bist wirklich stark Raitou. Bitte vergib mit." Mit einem leisen Knarren schloss sich die Tür wieder und die Schritte entfernten sich. Raitou wagte es nicht die Augen zu öffnen. Seine Gedanken überschlugen sich und es bildete sich ein dicker Kloß in seinem Hals. Wie sollte er denn allein zurechtkommen ? Wo sollte er leben? Während er darüber lange nachdachte fiel er in einen unruhigen Schlaf, gefolgt von einem drückenden Albtraum in dem er immer wieder die beängstigend ruhige Stimme vernahm. Sie drängte ihn und flüsterte bedrohliche Worte, ehe sie plötzlich schnell die Stimmung wechselte und ihn trösten wollte. Raitou erkannte die doppelzüngigen Worte. Am liebsten hätte er sich das "Etwas" aus sich geschnitten. Und nun sollte es ein Teil von ihm sein ? In seinem Traum versuchte er die Stimme in eine Kiste zu sperren doch noch immer vernahm er die nun belustigsten Worte seines anderen Ich's wie es sich selbst nannte. Kühl blickte Raitou auf die Kiste. "Ich werde einen Weg finden dich zu vernichten." Doch es lachte nur. Kapitel 1: Eins --------------- Eins Am Morgen des fünften Tages dieser Woche schien endlich wieder einmal die Sonne in der Kleinstadt Kumorika. Den ganzen vergangenen Monat war das Wetter ziemlich düster und es regnete beinahe täglich. Und das, obwohl seit zwei Wochen Sommeranfang war. Kumorika war eine aufgeweckte kleine Stadt mit einem eher stetig wachsendem Centrum. Um die Innenstadt herum folgte noch eine Ecke Slumgegend, in der es aber weitesgehend ruhig zuging. Der Rest erstreckte sich bis weit ins Land mit kleinen Wohnsiedlungen bestehend aus vielen Reihen- und Mehrfamilienhäusern sowie weiter nach außen hin ganze Gegenden aus Einfamilienhäusern. Auf der Westseite der Stadt erstreckte sich ein kleines Gebirge, weiter links davon ein riesiges Waldgebiet. Alles andere war bebaut und eine Autobahnstrecke führte in die nächsten Großstädte. Kumorika war bekannt für viele Künstler und Sportler sowie seinen heißen Bädern und Parks. Ich hatte mich nicht bewusst für diese Gegend entschieden. Es war ein Zufall, aber davon später. Seit geschlagenen 20 Minuten klingelte mein Wecker im 2-Minuten Abstand, doch war ich zu träge um den Wecker aus zu machen, geschweige denn endgültig aufzustehen. Irgendwann, als es mir zu nervig wurde, setzte ich mich langsam auf und seufzte in einem angestrengten Ton, welcher besagte, dass sie letzte Nacht wohl der pure Horror für mmich gewesen war und mir dementsprechend die Muskeln wehtaten. Meine Augen brannten vom hellen Licht, welches sich den einzigen Durchweg des abgedeckten Fensters suchte und unbarmherzig auf mein Gesicht schien. Ich verzog meine Miene und so schnell wie es mir mein Körper zu ließ hob ich meinen Arm um mich vor den quälenden Sonnenstrahlen zu schützen. Gerade wollte ich mich bewegen, als ein stechender und blitzartiger Schmerz mir durch die Brust über meine Schulter und schließlich in den Nacken fuhr. Mit einem schmerzverzerrten Gesicht biss ich mir auf die Unterlippe, ließ mich ins Bett zurück fallen und hielt mir die Brust. Langsam versuchte ich auszuatmen und stockte immer wieder dann erschrocken, wenn der Schmerz zu heftig wurde. Ich versuchte mich an den vergangenen Abend zu erinnern, doch die Erinnerung war neblig und verschwommen. Ich schloss meine Augen und rief die Bilder zurück in mein Gedächtnis. 21:37 Uhr. Ich stand an einem Geldautomaten irgendwo in der Innenstadt neben einer Bar. Wahrscheinlich wollte ich mir noch zum Feierabend ein Bier gönnen. Ich lies mir das meiste Geld immer seperat auf ein anderes Konto überweisen. In der Bar wurde es immer lauter, ein Fußballspiel nahm ich an und so steckte ich mir das Geld in die Tasche und überlegte mir das mit dem Bier noch einmal. Ich konnte genauso gut zuhause etwas trinken. Um schneller zu mir zu gelangen, beschloss ich den Weg durch einem nahegelegenden Park zu nehmen. Ich fröstelte bei dem kalten Wind ein wenig, dann musste ich anhalten. Drei junge Männer hatten sich mir in den Weg gestellt und riefen mir etwas zu. Ich weiß allerdings nicht mehr was es war. Einer von ihnen zog ein Messer und raunte durch seine Maske irgendetwas von "Geld". Ich erinnerte mich, dass ich amüsiert lachte und abwinkte. Sie hatten mich wohl aus dem Fernsehen erkannt und waren der Meinung, dass ich viel Geld dabei hatte. Zu dumm für sie, dass das in diesem Moment nicht der Fall war und ich mich auch gut allein gegen ein paar kleine Scheißer wehren konnte. Der Mann mit dem Messer knurrte etwas und rannte auf mich zu. Ab da war die Erinnerung rauchig und mein Kopf brummte immer schlimmer, umso mehr ich mich versuche daran zu erinnern. Ich lag oberkörperfrei und nur in Jeans im Bett, die Narbe von einem damaligen Unfall am Rücken brannte fürchterlich und mein Kopf dröhnte, als ob ich mit einem Baseballschläger eins drauf bekommen hätte. Erst jetzt bemerkte ich, dass das Feuchte an meinem Hals und im Nacken kein Schweiß war. Dafür kam mir der metallische Geruch zu sehr bekannt vor und ich schnupperte vorsichtig an meiner Hand, nur um die Bestätigung zu bekommen. Blut. Da ich keine Wunden spüren konnte, wusste ich sofort, dass es nicht mein eigenes war. "Was zum..." Schwankend stand ich auf und musste mich wegen meiner Benommenheit am Fenstersims abstützen. Woher kam das? Was ist in der Nacht passiert? Hatte es etwas 'damit' zu tun? Bei diesem Gedanken musste ich mir unweigerlich ans linke Auge fassen, welches im Normalfall immer von meinem Pony abgedeckt war. Da fiel mir ein. Ich hatte mich gar nicht vorgestellt? Mein Name ist Raitou, ich bin 20 Jahre alt und seit fast 3 Jahren Rennfahrer im Motorradsport. Kurz nachdem ich das Waisenhaus verlassen hatte wurde ich in einige kriminelle Machenschaften hineingezogen. Ich lieh mir damals das Motorrad von einem Bekannten, welcher mir das Fahren beigebracht hatte aber einen Führerschein hatte ich nicht. Ich lieferte mir eines Tages ein Duell mit zwei Polizisten. Ich war viel zu schnell gefahren, einige Stände mitgerissen und hatte keinen Bock mich von ihnen schnappen zu lassen. Dummerweise fuhr ich geradewegs in eine Falle. Die Strafe: 8 Monate. Eine junge Frau holte mich dann raus. Sie hatte mich beim fahren beobachtet und wollte mich in ihrem Team haben. Ich hatte vorher nie gearbeitet oder etwas gutes getan. Und trotzdem durfte ich bleiben, lernen wie man richtig Motorrad fährt. Und ich war gut. Sehr gut. Ich bin mit meinen 1.81 m ungewöhnlich groß und sportlich gebaut. Wie viele Japaner habe ich schwarze Haare, allerdings wurde mir von, wie soll ich sagen, 'einer' Bekannten die linke Haarhälfte Grün gefärbt. An sich störte es mich nicht wirklich und sie zwang mich immer wieder dazu, dass meine Haare perfekt sind. Sie selbst war eine Klasse für sich und mochte es gern bunt. Und da ich immer sehr eintönig und dunkel umherwanderte war sie der festen Überzeugung davon wenigstens etwas Farbe in mein Leben zu bekommen. Als ob ich das nötig hätte. Bevor ich im Sport eine große Nummer wurde, war ich auf der Straße ein Niemand. Ich wurde von den Menschen gemieden und jeder ging mir zwanghaft aus dem Weg. Vielleicht zu recht, denn ich bin nicht gerade ein geselliger Mensch und schon gar nicht höflich oder freundlich. Ich habe viel auf dem Kerbholz, habe schlimme Dinge getan und sehe mit Lippenpiercing, dunkler Kleidung und Tattoo auf dem Rücken nicht gerade so aus, als würde man mich gerne zu einem Dinner oder zu den Eltern einladen. An sich war ich eigentlich ein normaler, junger, heranwachsender Mann, wenn da nicht eine Sache wäre, die nicht in diese 'normale' Welt hineinpasste. Mittlerweile war ich aufgestanden und schlürfte ins geräumige Badezimmer. Beinahe stieß ich mit meinem Bein gegen einen kleinen Schrank, ehe ich es dann zum Waschbecken schaffte und mir etwas kühles Wasser zum wach werden ins Gesicht stieß. Wenn die Leute mich jetzt schon für abnormal hielten, dann war es ganz gut, dass ich ihnen dies hier nicht zeigte. Ich wischte mir die nassen, schwarzen und grünen Haarsträhnen aus dem Gesicht nach hinten. Das abtropfende Wasser lief mir dabei über den Nacken und meinen Rücken hinunter. Über meinem linken Auge zierte ein schwarzes Tribal. Es erinnerte ein wenig an geschwungene Kratzspuren, welche etwa auf derselben Höhe wie die Nasenspitze anfingen und über das Auge bis hoch über die Augenbraue gingen. Ich öffnete mein linkes Auge und sah mir in die tiefblauen Augen, die für einen Japaner eher ungewöhnlich waren. Wirklich, manchmal zweifelte ich daran ein Japaner zu sein. Was dann aber mehr an meinem Auge auffiel war der Schwarze Augapfel. Ja ein schwarzer Augapfel. Ich musste selbst zugeben, dass das ziemlich unglaubwürdig erschien, aber so war es nun mal. Ich erinnerte mich nicht daran ob ich es vielleicht schon seit Geburt habe oder es später erst passiert war. Anderen Leuten konnte ich mein Auge nicht zeigen, der letzte Arzt hatte verzweifelt die Arme über den Kopf zusammen geschlagen und mir gesagt, dass er dieses Phänomen noch nie gesehen hatte. Obwohl er ein rational denkender Mann war, mit Betonung auf war, fuchtelte er kurz darauf umher und hielt mein Auge für Teufelswerk. Ich machte mich frisch, ging in die Küche um mir ein üppiges Brot zu schmieren und zog mich an. Ein letzter prüfender Blick durch mein Apartment, leer und kalt wie immer, dann schnappte ich mir meine Schlüssel und ließ hinter mir die Tür ins Schloss fallen. Ich wohnte ziemlich weit oben in einem teuren Hotel am Rande der Innenstadt und so musste ich jeden Morgen 15 Etagen bis in die Tiefgarage fahren. Dort angekommen stapfte ich durch die hell beleuchteten Gänge zu meinem schwarzen Mercedes Benz sl. Einigen sagt das vielleicht nichts, aber ich liebe dieses Auto. Eigentlich gehört es nicht einmal auf die Straße und ich konnte es mir nur mit Zuschuss meiner Arbeit leisten. Ich musste schmunzeln bei dem Gedanken von meinem Aussehen zu dieser Schönheit, dann stieg ich ein und fuhr los. Für den Weg zur Rennstrecke brauche ich von mir aus nur eine halbe Stunde. Sie befand sich am anderen Ende von Kumorika wurde vor 3 Jahren erbaut. Allerdings musste ich heute gar nicht arbeiten, sondern nur den Wagen zu meinem Chef bringen. Generalkontrolle, hieß es. Na klasse, dachte ich. Das hieß den Rückweg mit der Bahn zu fahren. Das hieß Menschenmassen. Ich hasste Menschenmassen. Klar ließ sich das beim Auto- und Motorradsport eigentlich nicht vermeiden aber sobald ich den Helm auf hatte, sah ich nichts außer der Straße vor mir. Kaum am Parkplatz angekommen und ausgestiegen, sah ich schon von weitem mir eine kleine Person entgegen springen. Sie hatte kurze braune Haare, große dunkle Augen und einen blauen Overall an. Sie wirkte mit ihrem kindlichen Aussehen ein wenig fehl am Platz. Darf ich vorstellen: Mikoto Yusakishi, kurz von allen Mi-chan genannt. Und, meine Chefin. Resigniert seufzte ich, als die 1,45 große Mikoto mir den Schlüssel aus der Hand fischte und in ihrem Overall verschwinden ließ. "Du bist spät dran!", fiepte sie auf und musterte erst den Wagen, dann mich. "Stau.", erwiderte ich kurz und knapp. "Brauchst du sonst noch was?" Auch wenn Mikoto nicht so aussah, aber sie war 7 Jahre älter als ich und hatte weitaus mehr Erfahrung, in allem, ihrer Meinung nach. Sie schien nicht lange nachzudenken und zog aus ihrem Einteiler eine Mappe mit Papieren um sie mir dann auch gleich in die Hände zu drücken. "Geh endlich zur Behörde und kümmere dich um einen Nachnamen! Füll die Papiere aus und bring sie mir dann morgen. Mach das mit der Behörde am besten noch heute." Sie verengte die Augen und zog eine Schnute. Wenn sie versuchte ernst zu gucken könnte man glatt in Lachen ausbrechen. Das stand dieser quirligen, kleinen Frau perfekt und lies sie beinahe wie eine Grundschülerin wirken."Ja, ja, ich fahr gleich hin. Pass auf das Baby auf." Dabei streichelte ich über die Karosserie. Meine Chefin lachte und winkte ab. "Ich pass sicher besser darauf auf als du es könntest, nun mach hin. Und schönen Tag noch~!" Dann winke sie und lief wieder Richtung Eingang. Diese Frau war immer auf Zack und schien es ständig eilig zu haben. Ich machte mich also auf den Weg zum Bahnhof. Um meinen Nachnamen konnte ich mich auch später kümmern. Mit einem lauten fiepen blieb die Bahn vor mir stehen und ich stieg ein. Ein stickiger Geruch stieß mir entgegen und ich drückte kurz meinen Ärmel gegen die Nase. Um diese Uhrzeit war es immer voll in den Zügen. Kaum konnte ich mich in eine freie Ecke quetschen, bemerkte ich die Blicke der anderen. Genau aus diesem Grund konnte ich Bahnfahren und Menschenmassen nicht ausstehen. Die Leute erkannten einen und würden mich dann nur nach Autogrammen oder ähnlichem nerven. Schnell drehte ich meinen Kopf zur Seite um sie zu ignorieren. Mein Blick viel auf ein junges Ding mit rotbraunen Haaren, welche lang und wirr in ihrem Gesicht hingen. Sie sah noch sehr kindlich aus aber ihr Körper war trotz einer eher kleinen Oberweite voll entwickelt. Ich versuchte ihr weiter in die Augen zu sehen aber sie schien es zu bemerken und drehte schnell ihren Kopf weg. Kurz schmunzelte ich, legte meinen Kopf in den Nacken und beschloss den Rest der Fahrt die kleinen Löcher an der Decke zu zählen. Die Bahn stoppte an der nächsten Station ruckartig und einige Leute stolperten ein Stück nach vorne, unter anderem auch das junge Mädchen. Irgendetwas ließ sie versehentlich fallen. Ich zog aus meiner Hosentasche meine Zigaretten, steckte sie mir in den Mund und hob das Stück Papier auf. Ein Foto? Schnell stieg ich hinter der Kleinen aus der Bahn und zündete mir die Kippe an. Nach einem tiefen Zug wedelte ich mit dem Foto hin und her. "Oi!" Verwirrt drehte sich das Mädchen zu mir um. Ihre Augen wurden etwas größer und sie bedankte sich freundlich und streckte die Hand nach dem Foto aus. So einfach mache ich es dir nicht, dachte ich mir und hob das Foto ein Stück höher. "Was bekomme ich denn dafür?" "Reicht kein Danke?", fragte sie ein wenig nervös und stellte sich auf die Zehenspitzen um nach dem Bild zu angeln. Ich wusste nicht warum ich so gemein zu ihr war. Sie gefiel mir und ich wollte sie aus der Reserve locken. Ich pustete den Qualm nach oben weg und hielt das Foto noch etwas höher. Im Wesentlichen musste ich mich gar nicht anstrengen, sie war ein richtiger Zwerg. "Ich habe kein Geld dabei." Langsam wirkte sie echt verzweifelt und ich musste kurz auflachen. "Geld hab ich wirklich genug." Dabei beugte ich mich etwas nach vorne und drückte ihr Kinn mit Zeige- und Ringfinger nach oben. "Wie wär’s mit einem Kuss?" "Bist du bescheuert?!" Sie war ziemlich sauer, natürlich berechtigt. Ich nutzte die Gelegenheit und berührte eine ihrer Haarsträhnen. Ihre Haare rochen ein wenig nach Vanille und waren sehr weich. Sicher komm ich wie so ein Perverser rüber, also ließ ich sie los und drückte ihr vorsichtig das unversehrte Foto in die Hand. Ich zog ein weiteres Mal an meiner Zigarette. "Man sieht sich sicher zweimal im Leben." Als ich das sagte hoffte ich sogar kurz, dass es stimmte. Inzwischen wollte ich an ihr vorbeigehen und nach Hause verschwinden aber etwas hielt mich auf halben Weg und so kam ich für einen kurzen Moment neben ihr zum stehen, beugte mich etwas zurück und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Was auch immer mich dabei geritten hat, in dem Moment hatte ich keine Ahnung. Und ehe sie ausholen konnte ging ich schnell weiter. Sie war sicher sauer. Ich schaute kurz bevor ich um die Ecke bog zurück. Ihr Blick sagte alles. Sie war auf jeden Fall sauer. Wenige Minuten später befand ich mich wieder in meinem Apartment, ließ achtlos meine Tasche auf den Boden fallen und ging zum großen Fenster. Von hier aus hatte man den besten Blick auf die Stadt. Schon wieder klingelte das Handy und nach ein wenig Zögern hob ich ab. Ich grummelte. "Warst du schon bei der Behörde?", kam als Antwort von meiner Chefin. Wieder grummelte ich. "Mensch Raitou geh dahin!" Ich runzelte die Stirn und ließ meinen Blick über die Straße schweifen. Mir fiel sofort ein rotbrauner Kopf auf, welcher sich mitsamt dem dazugehörigen Zwergen-Körper auf den Weg Richtung dem ärmeren Viertel machte und in einem alten Hochhaus verschwand. Währenddessen wurde ich die ganze Zeit durchs Handy angemeckert. Und wieder grummelte ich. "Mensch ich hab halt keine Lust, fang keinen Streit mit mir an ich hab zu tun." Dann legte ich auf, zog mein Oberteil aus, warf das Handy aufs Bett und ging zum Kühlschrank. Dass sie einem aber auch damit nicht in Ruhe lassen konnte. Wenn sie etwas will, ist sie total hartnäckig und nervig. Sie konnte einem dann 24/7 auf den Senkel gehen. Ich holte mir Handy und meine Lederjacke und beschloss draußen frische Luft zu schnappen. Über den Tag war es noch wärmer geworden, die Sonne stand bereits hoch am Himmel und es war nicht eine einzige Wolke zu sehen. Immerhin war der lästige Regen verschwunden, aber diese Hitze machte einen auch zu schaffen. Ich bereute es derzeit wieder meine Jacke mitgenommen zu haben. Wenn ich nicht schon von meinen ständigen Albträumen heimgesucht wurde und davon Kopfschmerzen bekam, dann gab das Wetter mir jedenfalls den Rest. Abermals vibrierte mein Handy in der Jackentasche. Das kann doch nicht wahr sein!, dachte ich mir und zog es aus der Tasche um mir wertvolle Minuten meiner "In-die-Luft-starr"-Zeit stehlen zu lassen. Ich ließ also einen skeptischen Blick über die Zahl der entgangenen Anrufe schweifen. 15.... Was zur Hölle? Wie kann man nur so hetzen? Wenn ich eine Mutter gehabt hätte, dann wär die sicher lockerer drauf als meine Chefin. Schnell machte ich mein Handy wieder aus. Als ich gerade um die Ecke biegen wollte, stieß ich gegen irgendetwas und taumelte leicht zurück. "Pass doch auf-", fing ich an und schaute genervt zu der anscheinend kleineren Person. Die unglaubliche Zwergen-größe, die rotbraunen Haare und den beleidigten Gesichtsausdruck erkannte ich sofort. Ich musste zweimal blinzeln, drehte mein Kinn nach unten und musterte sie. Gleichzeitig öffneten wir unsere Münder. "Du schon wieder !" Kapitel 2: Zwei --------------- Zwei In der Gasse roch es ziemlich merkwürdig durch die warme Luft und den vielen Mülltonnen in den Seitengassen. Merkwürdig im Sinne von abartig und widerlich. Das einzige was mich ansatzweise bei Laune hielt war das junge Mädchen vor mir, welches ich gerade noch davon abhalten konnte durch den Zusammenstoß auf den Boden zu fallen. Was für ein Fliegengewicht. Schnell ließ ich los und sie stand sicher auf den Beinen. Sie hatte Schulkleidung an und eine Tüte in ihren dünnen Armen. Mich traf der Blitz. "Was für eine nette Begrüßung!", brachte ich nur hervor und musste dann ein wenig lächeln. "Ich sagte doch man sieht sich immer zweimal im Leben." Und ich hatte Recht. Das Mädchen pustete genervt ihren langen und wirren Pony ein Stück zur Seite, sodass man ihr Gesicht wenigstens ein wenig erahnen konnte. Ich fragte mich wie sie wohl genau ausschaut. Sicher hat sie kleine dunkle Augen, die sie lieber verstecken wollte. Flüchtig schaute ich an ihr vorbei zu dem großen, alten Hochhaus in dem sie wohl zu wohnen schien. "Entweder wohnst du in dem Haus dort oder aber auf der Straße. Ich denke beides kommt auf das Selbe hinaus." , ärgerte ich sie und grinste. Doch sie schien sich nicht provozieren zu lassen, lehnte sich leicht zurück und drückte ihren Rücken durch. Damit war sie trotzdem noch ein Drei-Käse-Hoch. "Ich habe ein Dach über den Kopf!" Wie niedlich, dachte ich mir und beugte mich zu ihr runter. Die Wärme die von ihr ausging, das genervt klingende Seufzen und die Art wie sie versuchte sich gegen mich aufzulehnen, fand ich irgendwie reizend "Immerhin riechst du gut.", bemerkte ich frech und wich schnell wieder zurück um ihrer anfliegenden Ohrfeige auszuweichen. "Was fällt dir ein?!", protestierte sie und zog sich von mir zurück. Was mir einfiele? "Eigentlich nichts, ich hatte Lust dazu." Ich konnte ja schlecht sagen, dass sie mich so dermaßen anzog, dass ich mich kaum beherrschen konnte. "Du bist also einer von diesen Perversen, die Schulmädchen verführen!", haute sie raus und schmiss mir unvorbereitet den Inhalt einer Mehl-Tüte ins Gesicht. Plötzlich war alles weiß um mich herum und ich musste durch den Staub der sich den Weg in meine Lungen bahnte husten. "D-Das war – uncool" Vergeblich versuchte ich mir die dicke weiße Schicht Mehl aus dem Gesicht zu wischen und ich schmeckte wie sich in meinem Mund ein wenig zusammenklumpte. "Das nennt man improvisieren!", konterte sie frech. "Perversling!" Sie nannte mich Perversling! Ich hatte es verdient aber trotzdem traf es mich ein wenig härter als erwartet. Wieder musste ich husten. Ich schüttelte den Kopf um das Mehl auch halbwegs aus den Haaren zu bekommen. "Ich bin nicht pervers." Ein Versuch sie davon wirklich zu überzeugen konnte ja nicht schaden. "Ich hab gar nichts Schlimmes gemacht!" Sie stemmte die Hände in ihre Hüften und schaute mich baff an. "Du stehst offensichtlich darauf minderjährige Mädchen einfach so zu küssen, Idiot !" "Nah," machte ich kurz und grinste. "Das war nur ein fast freundschaftlicher Wangenkuss." Stimmte ja auch. Fast freundschaftlich. "Wir sind nicht befreundet." Wieder seufzte sie. Die Situation schien entspannter also wagte ich mich einen Schritt vor. "Wie schade," dabei klopfte ich mir das Hemd und die Jacke sauber, "wär ich jetzt nicht so dreckig, hätte ich dich auf ein Essen eingeladen um unsere noch nicht entstandene Freundschaft zu vertiefen." Irgendwie klang das am Ende mehr wie eine Frage als eine Aussage. Sie schien mir wohl nicht wirklich zu glauben. "Willst du mich jetzt veräppeln?" Allerdings schüttelte ich den Kopf. Ich kann ja auch durchaus ernst sein. Wenn ich will. "Ich könnte dich natürlich auch auf ein Essen bei mir einladen. Ich koche ganz passabel." Eine Lüge. Ich koche göttlich. Auch wenn sich das ziemlich hochgehoben anhörte aber ich bin recht kritisch mit mir selbst. "Ich weiß nicht so recht...", murmelte sie und schaute zur Seite. Klar, wie soll man auch einen Fremden trauen, der sie provoziert, versucht zu küssen und anscheinend ziemlich ungehobelt war. "War ja nur ein Vorschlag, obwohl du es nach der Mehlattacke eigentlich nicht mehr verdient hast. "Ich muss noch etwas einkaufen.", gab sie schließlich zu. Mein Blick wanderte zu ihrer Tüte. Einkaufen? "Also noch steht das Angebot." Provokant wanderte mein Blick langsam zur Uhr, "Gleich nicht mehr." Dem Anschein nach hatte ich sie endlich breitgeschlagen, schüchtern nickte sie. Wie naiv, dachte ich mir. Ich hoffte ja, dass sie nicht gleich mit jedem bei solch einem Angebot mitgehen würde. Aber vielleicht liegt das auch an den Zuständen bei ihr zu Hause? Wer weiß. Vielleicht aber auch weil ich so unglaublich attraktiv bin. Nicht. Ihr Glück, dass gerade ich sie gefragt hatte. Ich hob meine Hand und winkte sie mit. Mit schnellen Schritten waren wir auch am Apartment um mit dem Fahrstuhl nach oben zu fahren. Ihrem Blick nach zu urteilen hatte sie ihren Fuß noch nie in solch ein Gebäude gesetzt und sie schien sich wegen dem Luxus um sich zu schämen. Oben angekommen öffnete ich ihr Gentlemanlike die Tür. "Zwerge zuerst." Sie warf mir einen leicht genervten Blick zu, welcher aber schnell verschwand, als sie meine Wohnung begutachtete. Durch die großen Fenster war es ziemlich hell und da ich an sich ein ordentlicher Mensch bin, sah auch alles in allem in Ordnung aus. Obwohl ich genug Geld hatte um mir etwas größeres zu kaufen oder auch bessere Möbel zu besorgen, wollte ich lieber in einem kleinen und feinen Apartment leben. Ich bin nicht mit Luxus groß geworden und eigentlich konnte ich auch gut darauf verzichten. Dass ich in einem Luxushotel untergekommen war, hatte verschiedene Gründe. Häuptsächlich hingen sie mit meiner Arbeit zusammen. "Also, auf was hat die kleine Dame denn Appetit ?", schmunzelte ich und fing das Gespräch wieder mit ihr auf. Scheinbar war es ihr egal, sie zuckte mit den Schultern und schaute dann wieder zu mir auf. Ich drehte meinen Kopf ein wenig zur Seite. Was für ein Gesicht versteckte sie bloß hinter diesem Pony? Nicht, dass ich nicht das Selbe auch machen würde, aber ich glaubte auch nicht, dass sie das Gleiche zu verstecken hatte wie ich. Mich ließ die Frage nicht los und wie von selbst bewegte sich meine Hand um die Haare aus ihrem Gesicht zu streichen und ihr Gesicht zu mustern. Perplex von meiner Aktion wurde sie rot und zuckte ein Stück nach hinten. "W-was soll das?!", sie schlug meine Hand weg, aber ich hatte schon genug gesehen und stellte mich in meiner vollen Größe auf. Grinsend ging ich in die Küche. Sie war unglaublich hübsch. Ich verstand gar nicht, warum sie ihre Haare so trug. Sie hatte große blaue Augen, dazu einen süßen Schmollmund und eine ziemlich helle und gut gepflegte Haut. "Du hast ein ziemlich hübsches Gesicht, du solltest es vielleicht öfter zeigen!", rief ich aus der Küche und brachte ihr dann ein Glas Wasser. Die Kleine war rot geworden und drehte ihren Kopf von mir weg. "Darf ich auch den Namen der Zwergin erfahren?", lachte ich und stellte das Glas vor ihre Nase. "Ich bin kein Zwerg!", protestierte sie. "Mein Name ist Suzume !" Die tief liegende Sonne warf die letzten Sonnenstrahlen durch das große Fenster meines Apartments und blendete mich ein wenig von der Seite. Ich musste die Augen leicht zusammen drücken, damit ich mir, durch die von der Sonne verschwommene Sicht, nicht in den Finger schnitt. Suzume schaute sich derweil den Raum an und blieb vor einer Vitrine mit Urkunden, Pokalen und Bildern stehen. Daneben war ein heller Holzschrank mit weiteren Bildern und Büchern. In meiner Freizeit las ich sehr gerne, aber da ich oft unterwegs war, kam ich selten dazu. Anscheinend blieb Suzume‘s Blick an einem Bild hängen, welches mich bei einem damaligen Rennen mit einer blonden Frau zeigte. Sie war wirklich schön und hob mit mir zusammen, mit ihrem fröhlichen Lächeln, den gewonnenen Pokal hoch. "Du bist Rennfahrer?", hörte ich sie fragen und schaute von dem Fleisch in ihre Richtung auf. Ich holte aus dem Kühlschrank die Flasche Wasser und goss ihr nach. "Ja bin ich", nickte ich zustimmend. Noch immer hing ihr Blick an dem Bild, aber diesmal schien die Frau sie zu interessieren. "Sie ist eine alte Freundin". Ich hatte mich in Bewegung gesetzt und schaute über ihre Schulter auf das Bild.Sie schien wohl erst gedacht zu haben dass die Frau meine feste Freundin war, denn sie wurde augenblicklich rot, bedankte sich wegen dem Wasser und wand sich von dem Foto ab. "Wie bist du denn Rennfahrer geworden?", fragte sie mich eher beiläufig. "Willst du das echt wissen?", lachte ich und hoffte, dass sie nicht darauf einging. "Ja." Sie drehte den Kopf in meine Richtung. "Die junge Frau auf dem Foto hat mich damals entdeckt, als ich vor ein paar Polizisten geflohen bin. Nachdem ich meine Zeit abgesessen hatte, holte sie mich zu sich und brachte mir zusammen mit meiner Chefin alles bei." Sie öffnete ein wenig ihren Mund. Anscheinend war es ihr peinlich, aber ich sah ihr genau an, dass sie mich danach fragen wollte ob das stimmte und ich tatsächlich mal kriminell war. Dann schloss sie ihren Mund wieder und wurde etwas rot. Ich brauchte nicht sehr lange zum kochen, allerdings reichte es um ein kleines Gespräch aus ihr heraus zu kitzeln. Nachdem ich ihr meinen Namen genannt hatte, begann ich ein wenig Small Talk und fragte sie ob sie schon lange in der Nähe wohnte. Sie ließ nicht lange auf eine Antwort warten und erklärte mir, dass sie noch Schülerin sei und erst seit Beginn des Schuljahres in dem Hochhaus wohnt. Warum sie allerdings in diesen armen Verhältnissen lebte, verriet sie mir nicht. "Du bist echt noch Schülerin?" , fragte ich gespielt erstaunt. Natürlich wusste ich das, sie trug ihre Schuluniform und sah noch recht jung aus, allerdings wollte ich sie etwas ärgern und hing noch ein "Du siehst älter aus." an meinen Satz. Beleidigt setzt sie sich an den Tisch und streckte ihren Rücken durch, wodurch sie ein wenig größer wirken wollte. "Du bist sicher schon über 20", schlug sie prompt als Gegenattacke zurück und ich musste lachen. "Ich bin doch kein alter Mann! Nein, 20 ist schon richtig." Ich stellte das Gericht, es war einfaches Teriyaki mit Hühnchen, auf den Tisch und setzte mich mit meinem Bier ihr gegenüber. Ich konnte mich zwar nicht an meine Zeit erinnern bevor ich 10 wurde, aber aus dem Waisenhaus wusste ich, dass ich lange kein Fleisch aß. Nachdem ich aber älter wurde gewöhnte ich mir das irgendwie auch von allein ab und genoss den Geschmack. Eine Weile schaute sie das Essen skeptisch an, dann mich. "Iss ruhig", ermunterte ich sie und lächelte kurz. "Und es ist nicht vergiftet?" Also echt, als ob ich die Kleine vergiften würde. Ihre misstrauischen blauen Augen blitzten durch ihren Pony und musterten mich. "Ich bin ein relativ guter Koch", war natürlich leicht untertrieben, "ich vergifte niem-" "Naja nicht dich", konnte ich noch meinen Satz retten und schmunzelte über meine Aussage. Natürlich hatte ich noch nie jemanden vergiftet. Zögernd fing sie dann auch an zu essen und anhand ihres Gesichtsausdruckes konnte ich zufriedenstellend sehen, dass es ihr wohl sehr gut schmeckte. Sie war schon ein wenig naiv. Immerhin folgte sie mir in meine Wohnung und aß mit mir zusammen. Nachdem ich etwas Fleisch in meinen Mund schob, sprach ich sie darauf an. "Du wirst mir nichts tun." Sie schien sich ziemlich sicher." Wenn du es wolltest hättest du es schon längst getan." Ich fragte mich ehrlich gesagt in diesem Moment, ob sie nicht vielleicht schon Erfahrungen mit solch hinterhältigen Leuten gemacht hatte, aber dann wischte ich den Gedanken mit einer flüchtigen Handbewegung weg und grinste sie ein wenig an."Es kann doch sein, dass ich das aus Spaß hinauszögere?" "So was machst du?", ihre Stimmlage verriet mir ein wenig von ihrem Entsetzen. Natürlich machte ich nur Spaß, aber das wusste sie nicht. "Wer weiß, du kennst mich ja nicht. Schätzt du mich denn so ein?" Dabei behielt ich das Lächeln. Anscheinend hatte ich sie so nervös gemacht, dass sie das Essen vergaß. "W-weiß nicht...", stotterte sie.“ Schon irgendwie." Ahhh jaaa...Das tat ein wenig weh, aber ich lachte und legte mir die Hand theatralisch aufs Gesicht. "Haha wie gemein von dir", lachte ich etwas nervös. "Und das wo ich dir etwas so leckeres zu Essen gebe." Sie war noch roter geworden als vorher schon und versuchte nach passenden Worten zu finden, bis sie dann ein heiseres "Äh...ja....wie kann ich dir denn danken?", herausbekam. Kurz überlegte ich, aber mir viel nichts ein, worauf ich dann nicht hätte eine geknallt bekommen. "Einen Kuss bekomm ich nicht ergattert, aber ich bring dich gleich nach Hause, wenn du gehen willst." Sie stand kurzerhand auf, bedankte sich noch einmal und musterte mich. Da viel mir dann auch ein, dass sie ja zur Schule musste und so stand ich auch auf und zog mir meine Jacke über und reichte ihr die Eigene. Nachdem wir uns angezogen hatten und mit dem Fahrstuhl nach unten fuhren, sie war im Aufzug sehr nervös geworden, machten wir uns auf den Weg zu dem in der Nähe liegendem Hochhaus. Schüchtern strich sie ihren Pony zur Seite und da kam mir eine Idee wie sie sich erkenntlich zeigen konnte. "Hast du morgen nach der Schule etwas vor?", ich berührte kurz ihren Pony und strich ihn dabei ein Stück nach oben über ihre Augen. "Nur Hausaufgaben und einkaufen sonst nichts." Schlagartig wurde sie wieder rot. Ich ließ meine Hand von ihren Haaren. "Was hälst du von einer neuen Frisur?" Sie erklärte mir verlegen, dass sie es nicht bezahlen könnte aber ich winkte einfach ab." Mach dir darum mal keine Sorgen." Erst an ihrer Tür angekommen setzte ich fort: "Aber dafür will ich diesmal wirklich einen Kuss." Es war eigentlich scherzhaft gemeint aber zu meiner Überraschung sagte sie "okay" und nickte verlegen. "Ich hoffe du kommst morgen wirklich.", begann ich. " Ich habe zwarnoch etwas zu erledigen aber danach hole ich dich von der Schule ab. Du gehst doch auf die Hanami oder ?" "D-Du musst mich doch nicht von der Schule abholen", stotterte sie nervös und wedelte mit einer Hand vor ihrem Gesicht umher." Doch ich winkte ab und gab ihr meine Handynummer. "Ich hol dich ab." Verspreche ich schmunzelnd. Dann öffnete sie ihre Tür. "Verlauf dich im Treppenhaus nicht und iss gesund und so-", sie schaute mich beleidigt an. "Ich bin kein Baby!", etwas leiser und rosarot im Gesicht hängte sie ein "Gute Nacht" hinten dran und verschwand schnell im grauen Gebäude. Eine Weile musterte ich die Tür und musste überrascht feststellen, dass ich mich sehr auf ein Wiedersehen freute. Da fiel mir ein, ich hatte mich gar nicht erkundigt ob sie überhaupt ein Handy besitzt. Mein Blick wanderte nach oben. Immerhin wusste ich jetzt genau wo sie wohnt. Mir fiel ihr Name an der Klingel auf. Suzume Utsuyu. "Gute Nacht Suzume." Kapitel 3: Drei --------------- Drei Kaum war ich zu Hause angekommen, pellte ich mich aus meiner teilweise nassgeschwitzten Kleidung und lies mich achtlos auf das Bett fallen. Mit einem gestreckten Griff nach meinem Handy machte ich dieses wieder an. Keine Minute später vibrierte es wie ein Milchschaumgerät und genervt tippte ich solange auf die Tasten bis es aufhörte und mir die entgangenen Anrufe angezeigt wurden. Meine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, nicht nur, weil das Display so hell war, denn als nächstes trieben mir 39 entgangene Nachrichten und 50 verpasste Anrufe eine Zornesfalte auf die Stirn. Ohne groß darüber nach zu denken, markierte ich einfach alles und wollte gerade auf löschen drücken als unter den vielen Nachrichten eine fremde Nummer war. Fraglich öffnete ich diese. "Du schuldest mir Mehl. Suzume.", stand darin und ich musste lachen. Somit hatte sich auch meine Frage geklärt ob sie überhaupt ein Handy besaß. Dennoch löschte ich alle anderen Nachrichten von denen ich wusste, dass sie eindeutig von Mi-chan waren. Ich wollte gerade nicht über meine Arbeit oder meine nervende, kleine, hibbelige, dominante Chefin nachdenken. Suzume hatte meine Gedanken komplett eingenommen. Auf was ließ ich mich da nur ein? Wenn ich nicht aufpasste, könnte sie vielleicht nur meinetwegen in große Gefahr gebracht werden. Meine nächtlichen Unruhestifterein an denen ich mich nur selten erinnerte, würden ihr sicher nicht gefallen.Unruhig schlief ich mit diesem Gedanken ein. Ich musste ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen Zur Abwechslung träumte ich von einem kleinen Dorf. Es schien weit weg aller Städte zu sein, viele Menschen waren sehr alt. Es gab an beinahe jeder Ecke Buddha-Statuen und kleine eingerichtete Tempel. Am Ende des Dorfes gab es ein altes Kloster. Ich setzte mich nahe eines Gehweges auf einen Stein und sah in den blauen Himmel. Ein Rascheln im Busch ließ mich aufhorchen und ich drehte meinen Kopf schnell in die Richtung. Ein kleiner schwarzer Fuchs mit bernsteinfarbenen Augen saß da ganz ruhig und beobachtete mich lange, dann schien er zu grinsen indem er die Lefzen hochzug und eine Reihe scharfer Zähne zeigte. Was für ein komischer Traum, dachte ich. Ich blinzelte und aus dem Fuchs wurde ein Junge mit einer ausdruckslosen Maske, struppigen Haaren und einer seltsamen Kleidung. Der Stoff schien sehr fest aber auch weich zu sein. Ich erkannte einen Fuchsschweif aus ihm wachsen. "Wer zur Hölle bist du?", fragte ich dann endlich. Was verarbeitete mein Gehirn denn da bitte, dass ich soetwas seltsames träumte? Der Junge legte den Kopf zur Seite. "Ich bin Llew. Ich wollte dich nur einmal ansehen und wissen wer der Grund für all den Aufruhr in meiner Welt ist." Seine Stimme klang jung und ganz anders als die düstere Stimme, die ich aus meinen Träumen sonst kannte. Was meinte er denn damit, dass ich für Aufruhr sorgte? Als würde er meine Gedanken erraten antwortete er: "Es gibt eine Organisation aus Dämonen, Raitou, welche gerne deine Kräfte auf ihrer Seite wissen möchte." Er zuckte mit seinem Schweif hin und her. "Du wirst den Rest sicher bald erfahren. Meine Zeit hier ist um aber ich bin mir sicher, dass wir uns eines Tages wieder begegnen. In einer anderen Gestalt. Pass auf dein kleines Mädchen auf." Kaum hatte er das gesagt wurde alles schwarz. Ich erkannte eine Kiste auf den Boden liegen. Hast du mich vergessen wollen...Raitou? . Am nächsten Tag durfte ich mir selbstverständlich von Mi-chan einen 2 Stunden Vortrag anhören. Allerdings war ich schlau genug gewesen und hatte mir, um sie wenigstens ein klein wenig zu besänftigen, einen Nachnamen besorgt, welcher jetzt auch auf Papier öffentlich war. Raitou Toyashi. Ich konnte nicht aufhören an meinen Traum zu denken. Dämonen-Organisation? Was für ein Schwachsinn. Ich sollte weniger lesen oder TV gucken und mich auf meine Arbeit konzentrieren. Hätte ich nicht einen sexy Traum mit der rothaarigen Schönheit haben können? So eine Verschwendung. Da ich gedanklich gerade bei dem Thema war schickte ich Suzume meinen kompletten Namen via SMS. Ich wartete eine Weile, erhielt aber keine Antwort, was wohl, so hoffte ich es doch, daran lag, dass sie noch Schule hatte und desswegen keine Zeit dazu fand. Also brachte ich, so schnell wie es mir möglich war, meine Runden auf der Rennbahn hinter mir und schaffte es die wilde Mikoto noch ein wenig zu besänftigen. Sie war so aufgeregt und hetzte mich seit Tagen, da bald ein großes Rennen war und sie wollte mich so gut vorbereitet haben wie es nur ging. Und wenn meine Gedanken eigentlich ganz woanders waren – es war ihr sichtlich egal und würde ich mich nicht genug anstrengen, dann, so sagte sie oft "Wüsste sie schon was sie mit mir anstellen würde". Ich schätzte, dass sie mir meinen Wagen weg nehmen würde und mich zu mehr Stunden verdonnerte. Meiner Meinung nach war das Strafe genug aber bei ihr konnte man nie wissen was sonst noch so folgen würde. Wenige Stunden später stand ich mit meinem Auto, welches ich endlich wieder haben konnte, vor Suzumes Schule. Es war 5 Minuten vor Schluss, also stieg ich aus, setzte meine Sonnenbrille auf und lehnte mich gegen die Autotür. Mein Blick schweifte über den Schulhof, als ich mir eine Zigarette anzündete und auf die Kleine wartete. Kaum hatte es geklingelt, strömten auch schon die Schülermassen nach draußen. Ich bemerkte zwar das aufgeregte Getuschel einiger junger Mädchen, doch ignorierte ich sie so gut ich konnte und hielt weiter nach Suzume Ausschau. Da bog sie auch schon um die Ecke und kaum hatte sie mich erblickt, wurde sie puterrot und hielt ihre Tasche vor ihrem Gesicht. Als ob ich sie nicht sehen könnte~ Ich ging ein paar Schritte nach vorne. Sie stolperte, natürlich stolperte sie, mit der Tasche vor ihrem Gesicht, also fing ich sie schnell auf, ehe noch ein Unglück passierte. "Du passt mal wieder nicht auf", schmunzelte ich und richtete sie wieder auf. Sie presste nur ein leicht genervtes und stotterndes "Hi" hervor und mied meinem Blick. Sie war knallrot. Am liebsten hätte ich ihr einen Handspiegel vors Gesicht gehalten um zu sehen wie sie mit jeder weiteren Sekunde eine Nuance dunkler im Gesicht wurde. Ehe die anderen Schüler sie noch weiter verwirrt anstarrten, öffnete ich für Suzume die Tür und stieg dann ebenfalls ein. Ich lockerte die Situation mit ein wenig Smalltalk, fragte wie es ihr geht, wie die Schule war und ob sie Spaß gehabt hatte. Eigentlich hätte ich mich dafür selbst schlagen können, denn ich wirkte eher wie ein Vater als ein potenzieller Freund. "Dir und deinem Ego scheint es ja glänzend zu gehen", bemerkte sie wie beiläufig. Tatsächlich hatte ich die ganze Zeit vor mich her geschmunzelt und konnte meine Freude offensichtlich nicht gut verstecken. Also nickte ich zustimmend und fuhr mit ihr zum Frisör. Natürlich kannte ich den Laden, denn ich war dort ab und an selbst. Mehr oder minder freiwillig. "Raiiitoouuu-chan~" Ich hatte keine 2 Sekunden die Tür offen, da flog mir eine junge Dame mit langen blonden Locken entgegen und schlug mir ihre dünnen aber doch kräftigen Arme um den Nacken. "Schön dich wieder zu sehen!", säuselte sie glücklich und ich konnte mich nur mit größter Mühe von ihr losreißen. Natürlich quittierte Suzume mir diese Aktion mit einem perplexen Blick. Na da musste mich schnell wieder rausreden, denn es sah so aus als hätten diese blonde Frau und ich eine Liebschaft. Ohne großartig darüber nachzudenken drückte ich meine Hand gegen die Brust der Blonden. "Oh~", kicherte sie aber ich blieb hart. "DAS ist Nathaniel." Ich schaute erst Suzume an, dann die Blonde. "Nathaniel ich hab dir schon 100 mal gesagt, dass du dich nicht so an mich anschmiegen sollst. Denn nur weil du jetzt Brüste hast, heißt das nicht, dass ich nicht mehr das Ding zwischen deinen Beinen spüre." Meine Augenbraue wanderte gen Decke. Daraufhin auch die von Suzume und schlussendlich auch die von Nathaniel. "Pah~" Nathaniel drehte sich gespielt schmollend und beleidigt um. Um es also kurz zu machen. Er, also sie oder wie auch immer, war eigentlich ein Mann. Sah aber unverschämt gut als Frau aus und würde man es nicht besser wissen, hielt man Nathaniel für eine attraktive junge Dame die sich ein wenig bunt kleidete und immer auffällig gute Laune hatte. Tatsächlich hatte SIE es lieber auch als "Sie" angesprochen zu werden. Ich konnte es ihr nicht verübeln, denn das Aussehen sowie die Stimme waren unglaublich feminin. Suzume hatte sich schüchtern hinter mich versteckt. Ich schob sie zwischen mich und Nathaniel, damit sie Suzume begutachten konnte. "Also um es kurz zu machen, es geht um sie hier." "Deine Freundin?", wollte Nathaniel wissen. Suzume lief rot an und ich schüttelte langsam den Kopf. "Kümmerst du dich um ihre Haare?" "Oh ich sehe schon was du meinst", sie hatte ihre gute Laune schnell wieder und wischte Suzume‘s Pony ein wenig hoch. "So ein hübsches Gesicht!", rief sie aufgebracht und kräuselte die Lippen. Anscheinend schien es ihr genauso wie mir zu missfallen, dass Suzume ihr Gesicht hinter diesem Missgeschick von Pony versteckte. Dann tanzte sie mit Suzume zu einem Stuhl, drückte sie sanft dort rauf und sprang wie ein kleiner Hund, welcher mit einem Ball spielen wollte, um sie herum. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn Suzu-chan war total verstört und eingeschüchtert, ließ aber alles geduldig mit sich machen und schien sich trotz der quirligen Art von Nathaniel einigermaßen wohl zu fühlen. Ich verabschiedete mich kurz mit einem Winken und erntete dafür einen "WAS? Du lässt mich allein?"-Blick von Suzume. Ich grinste nur und meinte, dass ich etwas besorgen müsse. Während ich die kleine Suzume allein bei Nathaniel ließ, schlenderte ich durch die vollgestopfte Shoppingmeile. Gerade zur Mittagszeit war es hier sehr voll und ich hoffte inständig, dass mich niemand erkennen würde. Eine nervige Fangemeinde wär jetzt das letzte was ich mir wünschte, also bog ich mit einer 45 Grad Drehung ins nächste Geschäft ein und stand plötzlich vor einem 2 Meter hohen Regal, voll mit Plüschtieren. Ich zog eine Augenbraue hoch; Suzume ist zwar niedlich, aber Kuscheltiere waren jetzt wirklich ziemlich kindisch. Nachher verkloppt sie ihn, weil er ihr einen dieser Riesen-Teddys schenkt. Außerdem ist das nicht mein Stil, dachte ich. Nein, das war nicht das was ich suchte. Mein Vorteil in diesem Getümmel war immerhin meine Größe. So konnte ich über die Köpfte der eher kleinen Japaner schauen und entdeckte den Laden, welchen ich suchte. Als ich mich zum Geschäft durchkämpfte, schien es mir eine Ewigkeit. Irgendjemand stieß mir versehentlich den Ellenbogen in die Rippen und mit einem Husten landete ich vor dem hell beleuchtetem Schaufenster. "Gott sei dank.", röchelte ich hervor und richtete meinen Körper wieder in die Senkrechte. HA, genau das suchte ich doch! Nathaniel merkte, dass Suzume gerade etliche Fragen durch den Kopf gingen aber zu schüchtern war auch nur eine davon auszusprechen. Sie lächelte in sich hinein und zückte die Schere. Dann machte sie sich dabei die Haare der jungen Lady zu schneiden. "Du kannst mich ruhig fragen warum ich wie eine Frau rumlaufe Liebes.", lachte sie herzlich und strich mit den langen, bunt lakierten Fingernägeln durch die weichen rotbraunen Haare von Suzume. Augenblicklich wurde diese knallrot und stammelte irgendetwas von wegen sie hätte gar nicht daran gedacht. Ihre Finger verschlungen sich nervös ineinander. Nein wie Süß, dachte Nathaniel. Sie musste sich zusammenreißen nicht laut los zu lachen, ehe sie versehentlich Suzumes neue Frisur zerstörte. "Eigentlich ist das ganz einfach," begann sie dann fröhlich mit ihrer warmen und hohen Stimme, " Es ist viel zu anstrengend gewesen. Durch mein weibliches Aussehen wurde ich ziemlich oft gehänselt also habe ich den Spieß mal umgedreht und mich wirklich weiblich gegeben. Ich fühle mich eher als Frau und schlimm finde ich das ja nicht." Suzume pustete ein paar abgeschnittene Haarsträhnen von ihrer Nase. "Uhm...mögen Sie dann Männer oder Frauen?" Dem Anschein nach war die Kleine wirklich verwirrt. Nathaniel hatte schon oft solche Fragen beantworten müssen, deswegen wussten jetzt nur noch wenige, dass sie eigentlich ein Mann war. "Naja ich bin da sehr offen, wenn du verstehst was ich meine.", zwinkerte sie und lehnte sich zurück um ihr Werk zu betrachten. Sie legte sich Daumen und Zeigefinger an die Lippen und machte diese italienische Geste. "Perfekt." Suzume betrachtete sich im Spiegel. Ihre Haare sahen jetzt viel ordentlicher aus und ihr Pony fiel ihr nicht mehr so weit ins Gesicht. Dann schenkte sie Nathaniel ein glückliches Lächeln und bedankte sich herzlich. "Sagen Sie," begann sie dann und schaute durch den Spiegel in Nathaniels Gesicht."Kennen Sie Raitou gut ?" Die Frage schien Nathaniel sichtlich zu überraschen aber sie antwortete wahrheitsgemäß. "Nun Liebes, ich kenne ihn erst 2 Jahre und schneide ihm die Haare. Sehr gesprächig ist er ja nicht. Aber um dir deine wohl nächste Frage zu beantworten; Keine sorge er ist kein schlechter Mensch. Nur recht frech und manchmal ungehobelt. Und übrigens brauchst du mich nicht Siezen, da komme ich mir ganz alt vor." Sie legte die Schere zur Seite, strich noch einmal durch Suzumes Haare und sortierte die Haarsträhnen an den richtigen Platz. Suzume zog eine gespielte Schmolllippe."In meinen Augen ist er nicht erzogen." Doch dann lachte sie und Nathaniel stimmte mit ein. "Wer ist nicht erzogen?" Die Tür öffnete sich mit einem leisen Klingeln und Raitou zog beide Augenbrauen fragend hoch. Hatten sie die ganze Zeit über mich philosophiert ? Hoffentlich hat Nathaniel ihr nichts komisches über mich erzählt. Ich seufze und die Beiden blieben mir eine Antwort schuldig. Mein Blick fiel dann auf Suzume und hätte ich mich nicht halbwegs unter Kontrolle würde mir der Mund aufklappen. Was für schöne Augen! Ich konnte immernoch nicht verstehen warum sie ihre Haare vorher nicht einfach nach hinten getragen hat. Wobei...Umso besser, denn jetzt konnte ich als Erster, Nathaniel mal ausgenommen, ihr Gesicht richtig sehen und die Frisur stand ihr ausgezeichnet. Sie schaute mich fragend an und wartete bis ich etwas sagte. Meine Mundwinkel zuckten ein wenig und ich bedankte mich bei Nathaniel. So leicht würde ich es Suzume nicht machen und sie mit Komplimenten überhäufen, auch wenn jedes Wort verdient wär. "Ciao Ciao~", verabschiedete sich Nathaniel, als auch schon der nächste Gast hereintrudelte. Ich schnappte mir also Suzumes Hand und zog sie an die frische Luft. "Z-Zieh nicht so", quängelte sie leise und zog ihre Hand schnell zu sich. Kurz darauf öffnete ich die Autotür und lehnte mich gegen meinen Wagen. Aus großen Augen sah sie mich erwartungsvoll an. "Du siehst wirklich hübsch aus", sagte ich endlich und griff in meine Jackentasche. Meine Worte schienen sie verlegen zu machen, dabei hatte sie genau darauf gewartet. "D-Das sagst du nur um mich zu ä-ärgern!", stammelte sie und trat von einem Bein aufs andere. Ich berührte eine ihrer Haarsträhnen und musste schmunzeln. Mit jedem Zentimeter den ich ihr näher kam wurde sie nervöser. Zeit ihr mein Geschenk zu geben; also schob ich ihr eine kleine Spange in die Haare und lehnte mich zurück. Ich wusste, dass ihr diese perfekt stand. Sie war so blau wie ihre Augen, sah zwar sehr weiblich aus aber nicht zu übertrieben und kleine türkise Steine zierten die Spange. "I-ist die für mich?", stotterte sie und berührte mit ihren Fingerspitzen die Spange. In ihren Augen glitzerten Tränchen. Kaum hörbar schluckte sie und lächelte."Vielen Dank Raitou." Gedanklich klopfte ich mir auf die Schulter. Gut gekauft Mann, gut gekauft. "Ich dachte mir wir könnten jetzt eine Kleinigkeit Essen ?" "Sicher warum nicht." Sie lächelte zu mir auf. Am liebsten würde ich sie an mich drücken und küssen. "Du kannst ja ganz brav sein," grinste ich stattdessen. "Bei mir oder im Café ?" "Ausnahmsweise", grinste sie unverschämt frech und hing ein "Ins Café ?", als Frage dran. Elegant öffnete ich für sie die Tür. "Na dann rein mit dir." Kaum hatte sie sich gesetzt, ging ich auf die Fahrerseite und stieg ebenfalls ein. Die Mittagssonne hatte das Auto ziemlich aufgeheitzt und ich kurbelte beide Fenster runter um etwas frische Luft hinein zu lassen. Suzume atmete erleichtert auf und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Überraschenderweise beugte sich jemand an das offene Fenster auf ihre Seite und stützte sich dort ab. Ich erkannte die Stimme schon nach den ersten paar Silben und hielt kurz die Luft an. Glücklich war ich über dieses Zusammentreffen keineswegs und ich konnte mir tausende von Dingen vorstellen die ich gerade dafür eintauschen würde. Mich in eine Badewanne voller Igel setzen wär da eine Möglichkeit. Oder mir eine Glatze schneiden lassen. "Oi....", die Person grinste und zeigte dabei die makelos weißen Zähne in einem fiesen Grinsen. Mir wurde schlecht. Von allen auf der Erde existierenden Zweibeinern, musste gerade dieser auf mich treffen. Und das in dieser Situation. Ein gefundenes Fressen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)