Vampires vs. Humanity von Nisshoku (Captured by Vampires) ================================================================================ Kapitel 19: Fadeless -------------------- Rukis Geschichte ließ mich gar nicht mehr los. Selbst als Byou und ich uns zurück zogen, war ich gedanklich noch mit der Verarbeitung beschäftigt. Wir hatten beschlossen meinen Geburtstag in den nächsten Tagen zu feiern, wenn alles besorgt war. Kai war auch später noch vorbeigekommen und hatte mir gratuliert. Er wollte sich der Feier natürlich anschließen. Ich hatte nichts anderes erwartet. Byou fiel allerdings auf, dass ich schon den ganzen Abend über komisch gewesen war. Natürlich hatte ich versucht mir nichts anmerken zu lassen, vor allem Reita gegenüber nicht, aber Byou konnte ich wohl nichts vormachen. Als er die Tür hinter uns schloss, griff er nach meiner Hand und zog mich an sich. Forschend sah er mir ins Gesicht und versuchte mir wohl von der Stirn abzulesen, was in mir vorging. "Was ist los? Du bist schon die ganze Zeit so nachdenklich." Seine Hand glitt durch mein Haar und für einen Moment schloss ich genießend die Augen. "Naja...Ruki hat mir vorhin von seiner Vergangenheit erzählt. Ich wollte eigentlich nur wissen, was das mit Reitas Band auf sich hat und ja...er hat mir dann gleich alles erzählt. Es beschäftigt mich irgendwie." Byou nickte leicht und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn. "Verstehe. Ja, sie haben alle genug durchgemacht. So wie die meisten von uns. Mach dich nicht verrückt. Sie kommen auf ihre Weise damit zurecht." Ich gab nur einen zustimmenden Laut von mir ehe Byou mich frei gab und Richtung Bett schob. "Lass uns schlafen gehen. Ich bin müde." Es war eine gute Idee. Auch ich war ziemlich geschafft, obwohl wir so einige Fragen im Kopf herum schwirrten. Eigentlich wusste ich nichts von Byou. Klar, hier und da hatte Kai etwas angedeutet aber so wirklich konnte ich mir daraus keinen Reim bilden. Ich sah ihm dabei zu, wie er sich auszog und seine Sachen auf die Couch warf. Merkwürdig, wie vertraut wir uns gerade waren. Es schien fast so, als ob es nie anders gewesen wäre. Eigentlich ging das alles viel zu schnell aber ich wollte mich nicht wieder von ihm trennen, weshalb es mir ganz recht war, dass er bei mir übernachtete. Ich tat es ihm nun gleich und zog mich aus, bevor ich zu ihm ins Bett krabbelte und mich an ihn schmiegte. Wohlig seufzend kuschelte ich mein Gesicht an seine Brust während meine Hand diese leicht kraulte. Es war schön einfach nur so dazuliegen und die Nähe des Anderen zu genießen. Und obwohl ich eigentlich ziemlich müde war, wollte mein Hirn keine Ruhe geben. "Byou?", fragte ich leise und erhielt nur ein leises "Hm?". Ich musste grinsen. Er war vermutlich kurz vorm Einschlafen und ich würde ihn nun mit Fragen belästigen. "Woher wusstest du eigentlich, dass ich Geburtstag habe und von meinem Faible für Designerschmuck?" Ich legte den Kopf etwas zurück damit ich ihm ins Gesicht sehen konnte. Er öffnete seine Augen einen Spalt breit und sah zur mir runter ehe er lächelte. "Glaubst du, ich hätte keine Nachforschungen angestellt?", murmelte er leise und ich zuckte mit den Schultern. "Weiß nicht. Kai hat mir erzählt, dass du dich gezielt gefangen nehmen lassen hast. Ziemlich riskant. Hätte auch nach hinten losgehen können und eigentlich hättest du mich auch nach der Arbeit abfangen können.", warf ich ein worauf er leise seufzte. Er schien nicht wirklich an einem Gespräch interessiert zu sein aber ich wollte halt jetzt noch darüber reden. Da konnte sein Schlaf warten. "Stimmt aber in dem Moment fand ich es passender. Außerdem ist bei dir nie klar gewesen, wann du das Labor verlässt. Mal früher, mal später. Du hattest keine konstante Zeit und es fällt auf, wenn ein Mann andauernd in der Nähe von Phoenix oder vor deiner Wohnung herumlungert." Ich hob eine Braue. "Du wusstest, wo ich wohne?" Wieder grinste er und sah mich ruhig an. "Natürlich. Sei mir nicht böse aber ich war sogar mehrfach in deiner Wohnung. Das Sicherheitssystem ist echt mies. Du hattest eine hübsche Wohnung. Tut mir leid, dass das alles verloren ist." Nun war ich fassungslos. Er war in meiner Wohnung gewesen? Mehrfach? Ich richtete mich etwas auf und sah ihn geschockt an. "Ehrlich jetzt? So hast du Informationen gesammelt?" Er nickte. "Ich vermute du hast auf meine Privatsphäre geschissen und echt alles durchsucht, oder?" Wieder ein Nicken seinerseits und ich ließ den Kopf etwas hängen. Das war wirklich unerwartet aber es erklärte zumindest, woher er wusste, wann ich Geburtstag hatte und was ich so mochte. "Tut mir leid aber damals, war es halt einfach ein Auftrag. Nimm's mir nicht übel okay?" "Mache ich nicht. Es überrascht mich einfach nur. Es ist mir allerdings auch nie aufgefallen, dass Jemand in meiner Wohnung war. Gut, ich war auch immer beschäftigt und überhaupt froh zu Hause zu sein. Da achtet man nicht so auf Kleinigkeiten." Er hob eine Hand und strich mir erneut durchs Haar. Ich lehnte mich leicht gegen die Berührung und lächelte. "Können wir jetzt schlafen?" Er sah mich flehend an aber eine Sache gab es da noch, die ich jetzt wissen wollte weshalb ich ihm einen unschuldigen Blick schenkte. Byou seufzte nur leise. "Nur eine noch. Dann können wir schlafen." Er murrte und sah mich dann erwartungsvoll an. "Na dann schieß los. Ich bin müde." Mir entging nicht, dass Byous Laune gerade recht anfällig für schlechte Schwingungen war, weshalb ich die Frage nach dem Foto hinten anstellte. Das hatte bis morgen Zeit. "Wie konntest du wissen, dass ich an jenem Abend dort sein würde? Was gab dir die Garantie, dass ich dich wählen würde? Eigentlich hatte ich schon lange keine Vampire mehr selbst ausgesucht. Es war purer Zufall, dass ich dort war." Er sah mich aus großen Augen an und lachte leise. "Ach wirklich? Jin, es war kein Zufall, dass du dort warst. Allerdings hatte ich tatsächlich keine Garantie dafür, dass du mich wählen würdest aber anhand der Auswahl, der du gegenüber standest, habe ich mir doch ganz gute Chancen ausgemalt." Ich sah ihn blinzelnd an und verstand nicht, worauf er hinaus wollte. "Eh?", gab ich verwirrt von mir und wieder lachte er. "Manchmal ist es wirklich süß, wie naiv du doch bist. Wir haben es so arrangiert. Dein Chef wurde zu Hause abgefangen, manipuliert und zur Arbeit geschickt. Wir haben ihm gesagt, dass er dich zur Auswahl schicken soll. So konnten wir wissen, dass du dort sein würdest. Der Rest war pures Glück.", erklärte er und mir ging ein Licht auf. Das erklärte so einiges. Mir entging echt zu viel. Das zog wirklich Kreise, die ich mir gar nicht vorstellen konnte. Irgendwie fragte ich mich schon, wie die Menschen es geschafft hatten, nicht unterzugehen. "Konntest du meine Gedanken lesen?", platzte es aus mir heraus, bevor ich über die Frage nachdenken konnte. Ich hatte das eigentlich gar nicht fragen wollen aber irgendwie, war es eine logische Konsequenz. Ich wollte wissen, ob Byou von meinen Gedanken, ihn betreffend, wusste. "Deine Gedanken lesen? Wann?" "Na als ich vor der Scheibe stand und dich gemustert habe.", murmelte ich leise und Byou machte ein nachdenkliches Gesicht. "Nein. Das Glas hat den Empfang gestört. Wenn etwas zwischen einem Vampir und einem Menschen steht, zum Beispiel eine Hauswand oder eben dieses Panzerglas, dann funktioniert es nicht. Wir brauchen direkten Kontakt. Wieso fragst du?" Erleichterung machte sich in mir breit. Er wusste es also nicht und hatte es auch nicht ausgenutzt. Das war gut. Ich schüttelte leicht den Kopf und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen ehe ich mich wieder hinlegte. "Schon gut. Danke. Jetzt können wir schlafen.", lächelte ich zufrieden, bemerkte aber, dass Byou mich musterte. "Toll, du darfst mich ausquetschen aber ich dich nicht? Das ist unfair. Waren deine Gedanken etwa verwerflich?" Ich hörte ihn grinsen und zuckte mit den Schultern. "Vielleicht ja, vielleicht nein. Du wirst es nie erfahren.", schmunzelte ich während er leise grummelte. "Niemals? Och Jin sag schon. Jetzt hast du mich neugierig gemacht.", maulte er worauf ich den Kopf wieder zurück legte um ihn ansehen zu können. Byou schmollte und es sah wirklich super süß aus. Ich hob die Hand und legte sie an seine Wange. "Hm, wie soll ich es ausdrücken? Meine Gedanken waren mir zwar nicht wirklich bewusst aber ich habe in diesem Moment, als ich dich sah, mein Schicksal besiegelt. Reicht das?" Er musterte mich, dachte kurz nach und schüttelte den Kopf. "Nö. Mehr.", forderte er, was mich leise lachen ließ. "Du bist echt ziemlich hartnäckig. Na gut. In dem Moment, als ich dich gesehen habe, hast du meine ganze Welt auf den Kopf gestellt. Obwohl ich glücklich vergeben war, an eine Frau wohl gemerkt, wollte ich dich und zwar ganz für mich allein. Ich war dir von der ersten Sekunde an verfallen. Wie gesagt, es war mir nicht bewusst aber früher oder später, wären diese Gefühle wohl hoch gekommen und hätten eine Menge Chaos verursacht. In dem Moment musste ich dich einfach haben und tat es als Eingebung ab, dass du der richtige Kandidat wärst. Das ist so ungefähr, was mir durch den Kopf ging. Nun zufrieden?" Ich hatte zugesehen, wie sein Grinsen immer breiten geworden war ehe er nickte. "Ja, mehr als nur zufrieden. Jetzt können wir schlafen." Ich schüttelte leicht den Kopf und rutschte wieder in meine ursprüngliche Haltung. "Okay, gute Nacht. Schlaf gut.", murmelte ich leise und kuschelte mich enger an ihn. Byou hauchte mir einen Kuss aufs Haar und rutschte kurz etwas herum, bis er eine gute Position gefunden hatte. "Du auch Baby." Müde aber glücklich ließ ich mich auf Byous Couch fallen und sah diesem dabei zu, wie er das Zimmer ebenfalls betrat und die Tür hinter sich schloss. Immer wieder schmunzelte ich geräuschvoll wenn ich an die vergangenen Stunden dachte. Meine Geburtstagsfeier war einfach nur toll gewesen. Wenn ich so darüber nachdachte, hatte ich in meinem Leben noch nie so viel Spaß gehabt, wie in dieser Nacht. Schon peinlich, wenn man es genauer betrachtete aber ich schob diesen Gedanken einfach beiseite und erfreute mich der Erinnerungen. Reita hatte uns mit diversen alkoholischen Spezialitäten verwöhnt und ich war wirklich dankbar, dass ich nicht mehr betrunken sein konnte. Ansonsten wäre der Abend wirklich schnell vorbei gewesen, da ich wirklich nichts vertrug. Doch der Alkohol spielte nur eine zweitrangige Rolle. Die Wettstreite an den Konsolen waren viel lustiger gewesen. Da wir ja wirklich jede Spielekonsole besaßen, die es auf dem Markt gab, hatten wir uns in Teams aufgeteilt und in diversen Spielen unsere Stärken demonstriert. Egal ob wir an der Wii unser sportliches Können unter Beweis stellten oder uns gegenseitig bei Rennspielen über den Haufen fuhren, wir hatten einfach Spaß. Allerdings nahmen Ruki und Byou die Spiele schnell zu ernst und machten einen regelrechten Wettkampf daraus, wer der Meister der Spiele war. Ruki gewann ganz klar. Also hatte Byou ihn zum Karaoke aufgefordert. Dort hatte ich mich ganz gezielt rausgehalten, denn wenn ich eines nicht konnte, dann war es singen. Ich hatte mich geweigert, egal was die Beiden mir androhten, ich nahm es in Kauf. Wir alle amüsierten uns lieber darüber, wie die beiden sich bekriegten. Allerdings war ich doch enorm überrascht, wie gut die beiden singen konnten. Unter anderen Umständen hätte ich sogar eine Band vorgeschlagen. Der Rest, der nicht am Gesangswettbewerb teilnahm, musste Jury spielen. Ein sehr undankbarer Job, wenn man bedachte, dass Reita und ich unsere Partner beurteilen mussten, die natürlich erwarteten, dass wir ihnen die höchste Punktzahl gaben. Interessenkonflikt nannte man sowas. Leider konnte ich Byou einfach nicht sehr oft die besseren Punkte geben, da Ruki doch einfach ein noch besserer Sänger war. Dafür würde ich noch leiden und das hatte mir der Gute auch, in einem unbeobachteten Moment, zugeflüstert. Allerdings hatte ich eher Vorfreude als Angst empfunden. Als Mensch wäre das vermutlich anders gewesen aber da wir nun ein Paar waren, ich zu ihrer Spezies gehörte und das Funkeln in seinen Augen gesehen hatte, freute ich mich einfach nur darauf, was noch kommen sollte. "Ich sollte dir definitiv dieses Grinsen aus dem Gesicht treiben.", hörte ich ihn sagen und sah auf. Er lächelte aber ich konnte das anzügliche Böse dahinter deutlich raus lesen, was mich umso mehr grinsen ließ. "Solltest du das? Lass mir doch meinen Spaß. Alter Miesepeter.", provozierte ich und Byou schien darauf anzuspringen. Geschmeidig kam er auf mich zu, stemmte sich mit beiden Armen gegen die Rückenlehne, als er sich zu mir herunter beugte. Meine Haut begann zu prickeln, als er mir so nah kam, das sich unsere Gesichter fast berührten. Er überbrückte die kurze Distanz, worauf ich ihm leicht entgegenkam, bis er sich abwandte und ich etwas verdattert die Augen öffnete. Ich spürte lediglich seinen Atem auf meinem Hals, der zu meinem Ohr wanderte bis er inne hielt und kurz mein Ohrläppchen zwischen seine Zähne nahm. Abwartend biss ich mir auf die Unterlippe und war gespannt, was nun kommen würde, als er von meinem Ohr abließ aber dort verharrte. "Oh Jin, glaub mir, Spaß wird bald nicht mehr dein größtes Problem sein, wenn ich mit mir fertig bin.", flüsterte er mir kryptisch ins Ohr, hauchte einen Kuss auf dieses ehe er sich abstieß und mir einen vielsagenden Blick zuwarf. Blinzelnd sah ich auf, als er diese Atmosphäre einfach verfliegen ließ und begann zu schmollen. Er hatte den Braten also gerochen. Verflucht. "Byou!! Das ist unfair.", grummelte ich, worauf er nur leise lachte und sich seiner Stiefel entledigte. "Ich habe auch nie behauptet, dass ich fair spiele. Dumm gelaufen Baby." Mehr als ein Schnauben bekam er von mir nicht als Antwort, was ihn erneut lachen ließ. Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und ignorierte ihn konsequent. "Du bist süß, wenn du beleidigt bist. Komm, wir gehen duschen." Ich war kurz in Versuchung ihn anzusehen und tatsächlich auf das Angebot anzuspringen, aber wenn er mich am langen Arm verhungern ließ, würde ich es ihm gleich tun. "Pff..träum weiter.", reckte ich die Nase in die Luft, bevor ich Kleidung rascheln hörte. Ich öffnete die Augen und sah in die Richtung, aus der das Geräusch gekommen war und presste die Lippen aufeinander. Byou hatte sich gerade ganz ungeniert ausgezogen. "Na gut, wie Ihr wünscht Prinzessin.", zog er mich auf und ging kurzerhand ins Badezimmer. Verdammt. Er wusste einfach, wie er mich ködern konnte und egal, wie sehr ich meinen Körper davon abhalten wollte, ihm zu folgen, ich konnte es nicht. So ein Mistkerl. Ehe ich mich versah, hatte ich mich aus meinen Klamotten geschält und stand nun ebenfalls in seinem Badezimmer. Zerknirscht stieg ich zu ihm in die geräumige Dusche, worauf er mich schmunzelnd betrachtete. Am liebsten hätte ich ihm diesen wissenden Blick aus dem Gesicht geschlagen aber ich ließ es. "Ein Wort und schläfst die nächste Zeit alleine.", drohte ich, worauf er abwehrend die Hände hob aber noch immer dieses Siegerlächeln auf den Lippen hatte. Die Drohung hätte ich vermutlich eh nicht wahr gemacht und das wusste er leider viel zu gut. Dennoch sagte er nichts dazu, musste er auch nicht. Wie konnte man einem Mann nur so sehr verfallen? Ich wusste es nicht und es war mir gerade auch ziemlich egal, denn seine Hände auf meinem Körper zu spüren, die mich an ihn drückten, ließen diese Gedanken unwichtig werden. Er war alles, was ich brauchte und nur das zählte. Einen kleinen Vorgeschmack, auf meine bevorstehende Bestrafung hatte er mir tatsächlich doch noch gewährt und nun konnte ich es fast nicht erwarten, das es soweit war. Vermutlich war es genau das gewesen, was er vorgehabt hatte und ich hasste ihn dafür. Er spielte tatsächlich nicht fair aber das war es, was mich so anzog. Byou war unberechenbar und manchmal wusste ich nicht so recht, wie ich seine Launen zu bewerten hatte, aber das war wohl Teil des Spiels. Trotz des kleines Einblickes, war ich nun endgültig erledigt. Wenn das nur ein Vorgeschmack war, dann wollte ich gar nicht wissen, wie ich mich nach dem Hauptgang fühlte. Byou hingegen schien überhaupt nicht mitgenommen, sondern noch taufrisch, was mich innerlich grummeln ließ. Er saß im Bett, rauchte genüsslich eine Zigarette und hielt sein Handy in der Hand. Wie machte dieser Mann das bloß? Ich lag total zerstört neben ihm und betrachtete den Vampir, der ganz entspannt am Surfen war. Jedoch bemerkte er meinen Blick und wandte sich von dem Display ab um mich anzusehen. Ganz ruhig und unschuldig legte er den Kopf schief, sog an seiner Zigarette und betrachtete mich. Ich konnte sehen, wie sehr ihn dieser Anblick amüsierte. "Was ist los? Alles okay?", fragte er ganz scheinheilig worauf er seine Zigarette im Aschenbecher ausdrückte und sich mir wieder zuwandte. Ein leises Knurren verließ meine Kehle ehe ich ihn mit einem bösem Blick bedachte. "Du weißt ganz genau was los ist. Wieso bin ich fertig und du nicht? Das ist nicht fair und ja ich weiß, du spielst nicht fair, bla bla.", maulte ich worauf er leise lachte. "Man nennt so etwas Übung Darling.", spottete er worauf ich nur eine Grimasse zog und mich schwerfällig in eine sitzende Position schob. Gott, ich war noch nie so fertig und befriedigt zugleich gewesen. Doch das würde ich Byou niemals verraten, dafür war mein Stolz viel zu groß. "Wie wäre es, wenn du uns mal was zu trinken besorgst oder eher nur mir. Immerhin bin ich hier die Blutbank gewesen.", lächelte ich falsch und sah meinen Freund auffordernd an. "Natürlich, alles was du willst und tu nicht so, als ob es dir nicht gefallen hätte. Ich weiß, dass es so war.", schmunzelte er frech ehe er aus dem Bett stieg, sich schnell eine Jogginghose überwarf und mit einem zufriedenen Lächeln zur Tür ging. Ich konnte nicht anders, schnappte mir sein Kissen und zielte auf seinen Kopf. "Und grins nicht so blöd, da weiß ja gleich jeder Bescheid." Allerdings wich Byou aus, öffnete die Tür und sah mich schmunzelnd an. "Niemals und glaub mir, das wissen sie bereits. Vielleicht sollte ich dich das nächste Mal knebeln..." Weiter kam er nicht, da ich das nächste Kissen nach ihm warf. Jedoch hatte er die Tür geschlossen, bevor das Objekt sein Ziel treffen konnte. Allerdings konnte ich ihn lachen hören, was mich schnaufen ließ. Doch lange hielt das peinlich berührte Gefühl nicht an und auch ich musste leise über mich selbst lachen. Seufzend strich ich mir die Haare zurecht und rutschte auf Byous Seite um nach der Schachtel Zigaretten zu greifen. Als ich mir eine herausgezogen hatte, fehlte allerdings das Feuerzeug. Suchend sah ich mich um und entdeckte es auf dem Boden vor dem Nachtschrank. Umständlich beugte ich mich nach unten und angelte danach, bis mir die unterste Schublade ins Auge fiel. Nachdenklich starrte ich diese an, hob erst mal das Feuerzeug auf bevor ich dieses und die Zigarette beiseite legte. Ob das Bild immer noch dort drin war? Ich wusste gar nicht was damit geschehen war, nachdem es einmal quer durch den Raum geflogen war. Hatte Byou den Bilderrahmen erneuert? Sollte ich nachsehen? Damals war er ziemlich ausgetickt und ich war mir nicht so sicher, ob er das nicht auch jetzt noch würde - Partner hin oder her. Kai hatte angedeutet, dass etwas in Byous Vergangenheit lag, das ihn verändert hatte und ich vermutete, dass diese Frau auf dem Foto etwas damit zu tun hatte. Warum war ich nur so schrecklich neugierig? Das war ja grauenvoll aber andererseits wollte ich endlich wissen, was es damit auf sich hatte. Davon abgesehen war es wirklich an der Zeit, dass mein vampirischer Partner sich mir endlich öffnete. Ich kannte ihn nachwievor kaum und das sollte sich ändern. Dennoch ließ ich die Schublade geschlossen. Wenn er es mir zeigen wollte, falls es überhaupt noch dort war, dann sollte er es aus freien Stücken tun. Also griff ich wieder zu der Zigarette und dem Feuerzeug, entzündete das Eine mit dem Anderen und rutschte wieder auf meine Seite des Bettes. Nachdenklich, mit dem Aschenbecher auf dem Schoß, saß ich nun da und hörte, wie Byou zurückkam. "Der Blutexpress ist da.", flötete der Karamellblonde und ich sah leicht lächelnd auf. Er kam ruhig auf mich zu, hielt mir das extra große Glas entgegen, das ich entgegen nahm, nachdem ich meine Zigarette ausgedrückt hatte. "Danke." Ich setzte das Glas an meine Lippen und trank in gierigen Zügen. Mein Durst war enorm und eigentlich hätte ich noch mehr trinken wollen aber fürs Erste würde das genügen. Byou hatte sich derweil wieder aus der Jogginghose geschält und war zurück ins Bett gekommen. "Ist wirklich alles in Ordnung?", hakte er besorgt nach und der spielerische Glanz war aus seinen Augen verschwunden, was mir bedeutete, dass er sich nun ernsthaft Sorgen machte. Ich nickte und lächelte ihn leicht an. "Sicher? Du wirkst nachdenklich. Ich habe dir nicht doch etwa weh getan oder so?" Ich musste lächeln und wandte mich ihm leicht zu. Zärtlich betrachtete ich sein besorgtes Gesicht, hob die Hand und strich ihm über die Wange. "Nein hast du nicht, mach dir keine Sorgen. Allerdings gibt es tatsächlich etwas, das mich beschäftigt aber...ich weiß nicht, wie ich es ansprechen soll.", erklärte ich wahrheitsgemäß, worauf er mir einen verwirrten Gesichtsausdruck schenkte. "Einfach gerade raus. Was soll schon passieren?" Ich schürzte die Lippen und wiegte meinen Kopf hin und her. "Nunja, das letzte Mal, als ich dich nicht mal wirklich darauf angesprochen habe, hast du mich mit Glasscherben bearbeitet. Das Ganze würde zwar jetzt eher weniger tödlich enden aber ich bin nicht sonderlich scharf darauf." Er verstand den Wink und ein tiefes Seufzen verließ seine Lippen bevor er sich doch etwas abwandte und die Stirn in Falten zog. Gut, er schien mich nicht mehr aufschlitzen zu wollen aber Begeisterung sah definitiv anders aus. Was war nur vorgefallen, dass er absolut nicht darüber reden wollte? "Byou, ich merke, dass das Thema Tabu zu sein scheint aber ich weiß so gut wie nichts über dich. Ich kann an einer Hand abzählen, was ich von dir weiß. Du kennst mein ganzes Leben, hast darin herumgeschnüffelt und es wäre nur fair, wenn du mir endlich etwas erzählst.", appellierte ich, worauf er erneut seufzte. "Da stimme ich dir zu aber warum muss es das sein? Ich kann dir gerne erzählen, was meine Lieblingsfarbe ist oder ähnliches. Reicht das nicht?" Aha. Er wollte also tatsächlich nicht darüber reden und versuchte mir gerade Online Dating Informationen anzudrehen. Doch nicht mit mir. Ich schob mich kurzerhand auf seinen Schoß, damit er mir nicht ausweichen konnte und legte die Hände an sein Gesicht, damit er mich ansehen musste. Ich hatte noch nie so viel Schmerz in seinen Augen gesehen, wie in diesem Moment. Nun tat es mir leid, dass ich dieses Thema angeschnitten hatte aber er konnte nicht ewig davor weg laufen. "Byou bitte. Mich interessiert deine ganze Geschichte und glaubst du wirklich ich lasse mich mit ein paar Farben oder Parfümsorten davon abbringen? Du hast mich wegen dieses Bildes übel zugerichtet und irgendwo schuldest du es mir." Ich hatte zwar diese Sache nicht neu aufrollen wollen aber irgendwie musste ich ihn dazu bewegen, mir endlich reinen Wein einzuschenken. Sein Blick war nachdenklich während in ihm wohl ein Kampf entbrannt war, ob er es mir erzählte oder eben nicht. Ein resigniertes Seufzen offenbarte mir, dass er sich wohl dafür entschieden hatte. "Okay aber versprich mir eins...", seine Stimme wurde ernst "...wenn ich dir davon jetzt erzähle, wird es nie wieder Thema sein. Wir werden nicht mehr darüber sprechen und du wirst es auch niemandem sonst erzählen, ist das klar? Ich meine das nicht böse aber es gibt Dinge, die nicht jeder wissen muss und diese Geschichte gehört dazu. Kannst du mir das versprechen?" Byou wirkte so zerbrechlich, dass es mir fast die Tränen in die Augen trieb und doch nickte ich. "Ich verspreche es." Das war die Wahrheit und ich würde ihn nicht enttäuschen. Es schien ihm wirklich schwer zu fallen, darüber zu sprechen und ich wollte dieses Vertrauen nicht ausnutzen, das er mir entgegenbrachte, indem ich mit irgendjemandem darüber sprach. Byou wandte sich kurz ab, beugte sich zur Seite und öffnete tatsächlich die unterste Schublade. Er förderte das Bild zu Tage, welches er allerdings neu gerahmt hatte. Nachdem er sich wieder an das Kopfteil lehnte, überreichte er mir den Bilderrahmen und ich nahm ihn, wie einen Schatz, entgegen. Ich kannte das Foto, hatte es mir immerhin vor einiger Zeit schon angesehen aber nun, da ich durfte, betrachtete ich jedes Detail der alten Fotografie. Nachwievor überraschte mich, wie anders Byou aussah aber die Zeit veränderte nun mal jeden. Ich wusste auch nicht, ob ich in 100 Jahren noch immer dieselbe Frisur und Haarfarbe tragen würde, die ich aktuell hatte. 100 Jahre. Unvorstellbar, dass ich so lange leben würde aber was war schon ein Jahrhundert. Kai war über 2000 Jahre alt und wirkte keinen Tag älter als 25. Jedoch riss mich ein leises Seufzen aus meinen sinnlosen Gedanken, weshalb ich langsam aufsah. Er sah so verletzlich aus und für einen kurzen Moment wollte ich die ganze Sache abblasen aber als er den Blick zum Bild wandern ließ, tat ich es ihm gleich. "Ihr Name war Hina und sie war meine Frau." Dieser Satz ließ mich stocken. Langsam hob ich den Kopf und sah Byou aus großen ungläubigen Augen an. Seine Frau? Wow. Ich war überrascht, schon fast schockiert, was ihn amüsiert lächeln ließ. Es war eigentlich ziemlich bescheuert, davon auszugehen, dass Byou schon immer auf Männer gestanden hatte und ich wusste nicht, warum mich die Tatsache, dass er verheiratet gewesen war, so schockierte. "Schockiert dich das so sehr, dass ich verheiratet war?", hakte er leicht belustigt nach worauf ich kurz zum Bild sah, bevor ich den Blick wieder in sein Gesicht hob. "Ja also nein. Ich weiß nicht. Es überrascht mich einfach. Ich bin irgendwie einfach davon ausgegangen, dass du schon immer auf Männer gestanden hast. Ist blöd...ich weiß. Sie ist hübsch." Ich versuchte diese peinliche Situation irgendwie zu kaschieren und das Thema wieder auf das eigentliche zu lenken. Byou ließ mich gewähren, auch wenn er nicht wirklich glücklich damit war. "Ja das war sie. Ihre Schönheit ist auf dem Bild eigentlich kaum zu sehen. Sie war alles, was man zu dieser Zeit sein musste - was den Idealen entsprach. Nun, wie auch immer, wir waren verheiratet. Das Bild ist nach unserer Hochzeit entstanden. Das war 1871. Du siehst, es ist also noch gar nicht so lange her." Ich hob eine Braue und betrachtete ihn verwirrt. "Da warst du schon ein Vampir.", stellte ich dümmlich fest und war umso verwirrter. Er nickte und suchte meinen Blick. "Das ist richtig. Ich war damals schon ein Vampir und sie wusste das. Sie war selbst einer. Gut, nicht von Anfang an, aber später.", warf er ein und mir schwirrte der Kopf. Byou las in meinem Gesicht und lächelte erneut. "Tut mir leid, ich weiß es ist verwirrend. Als wir geheiratet haben, war sie noch ein Mensch. Ich war damals in Osaka unterwegs und genoss die Zeit in der Stadt. Eines Nachts lief ich durch die Straßen und da traf ich sie. Gut, sie traf eigentlich mich, da sie mich fast umgerannt hatte. Ich hatte keine Ahnung warum eine Frau zu dieser späten Stunden noch unterwegs war aber sie flehte mich an ihr zu helfen. Zwei amerikanische Männer waren hinter ihr her und kurz nachdem sie in mich gerannt war, sind die Typen auch schon aufgetaucht. Sie waren betrunken und hatten Hina anscheinend in irgendeiner Bar angemacht, bis sie geflüchtet war. Die Beiden waren wirklich widerlich, hatten nur Augen für sie und ignorierten mich fast gänzlich bis ich sie hinter mich schob und den Typen den Weg versperrte. Naja, um das Ganze etwas abzukürzen...ich habe sie beschützt und die Kerle fertig gemacht.", lächelte er leicht während ich das Gesagte verarbeitete. Er hatte sie fertig gemacht? "Hast du sie umgebracht?", hakte ich nach und sah ihm in die Augen. Byou schüttelte den Kopf. "Nein, habe ich nicht. Das hätte ich mir nicht leisten können aber sagen wir es so...ich habe ihnen ordentlich Angst gemacht und ein paar Knochen gebrochen aber gestorben sind sie nicht.", betonte er leicht lächelnd. Er schien schon fast stolz auf sich zu sein, dass er die Amerikaner nicht umgebracht hatte, obwohl es durchaus in seiner Macht gelegen hätte. Ich hätte vermutlich kurzen Prozess gemacht aber ich verstand die Gründe und auch ich würde mich daran halten müssen, falls ich jemals in eine ähnliche Situation kommen sollte. "Was ist mit ihr geschehen? Du hast gesagt, sie sei später auch ein Vampir gewesen. Erklärs mir." Ich wollte mehr wissen aber nähere Details, wie sehr er sie mochte oder was er für sie getan hatte, zählte nicht dazu. Ja, ich war komischerweise eifersüchtig - auf eine tote Vampirin, die seine Frau gewesen war. Erbärmlich. Dennoch konnte ich nichts dagegen tun und so hoffte ich, dass er die gestellten Fragen beantworten würde, damit wir das Thema doch recht schnell beenden konnten. "Ja, ich habe sie später gewandelt. Nach dem Kampf wusste ich, dass sie wusste, dass ich anders war. Kein Wunder, wenn man sich so schnell bewegt, dass man kaum mitkommt. Wir trafen uns eine ganze Weile bis sie mich darauf ansprach und ich es ihr gestand. Zuerst hatte sie panische Angst aber komischerweise legte sich diese schnell und sie blieb bei mir. Nachdem wir geheiratet hatten, offenbarte sie mir ihren Wunsch, die Ewigkeit mit mir zu teilen. Eigentlich wollte ich das nicht. Mir gefiel ihre Wärme, das schlagende Herz und all das, was einen Menschen eben auszeichnet aber sie ließ nicht locker, also gab ich nach. Ich wandelte sie in der nächste Nacht und dann begann das Martyrium." Byou seufzte tief, was mich von meiner erneuten Eifersuchtsattacke etwas ablenkte. Ich wollte schon nachfragen, öffnete den Mund aber schloss ihn wieder, als er mich aus traurigen Augen ansah. Etwas schlimmes musste geschehen sein, denn ich hatte ihn noch nie so traurig gesehen, außer in der Nacht, in der ich, mehr oder weniger, gestorben war. "Ich kann die Fragen in deinem Kopf rattern sehen. Warum war es ein Martyrium? Nun, zuerst dachte ich, alles sei gut. Hina schien sich wirklich sehr gut an ihr neues Ich gewöhnt zu haben aber das schlug bald um. Ich hatte es erst gar nicht mitbekommen, weil ich schon damals häufig mit Hakuei zusammen gearbeitet habe und dementsprechend nicht die ganze Nacht zuhause war. Jedes Mal, wenn ich heim kam, wirkte sie völlig normal aber einmal kam ich früher zurück als erwartet, und musste herausfinden, dass meine geliebte Frau verrückt geworden war. Sie kam absolut nicht mit dem Vampirdasein zurecht. Die ganzen Gefühle, Eindrücke und der Hunger hatten sie kaputt gemacht. Jede Nacht entführte sie Menschen, schleifte sie, wie ein wildes Tier, nachhause und begann sie zu malträtieren. Sie quälte die Menschen zu Tode. Es waren nicht nur Männer oder Frauen, sogar Kinder hat sie entführt und ergötzte sich an ihrem Leid. Es war grauenvoll. Ich weiß, du denkst vermutlich an gewisse Parallelen und sie sind nicht ganz von der Hand zu weisen aber das, was sie getan hat, würde ich höchstens meinem schlimmsten Feind antun aber niemals Unschuldigen und erst recht keinen Kindern. Sie...ich werde diese Bilder nie vergessen. Ich weiß bis heute nicht, wie sie es geschafft hat das Haus wieder so sauber zu kriegen, bevor ich heim kam. Es war ein Gemetzel. Sie verstand nicht mal, was sie da getan hat. Es war etwas normales für sie und da wurde mir bewusst, dass..." Ich sah, wie er sich mit der Hand über sein Gesicht strich, den Kopf aber gesenkt hielt, was mir das Herz brach. Ich spürte seine Trauer. Sie durchdrang jede meiner Zellen, sodass mir das Herz schwer wurde. Langsam hob ich die Hand an seine Wange und zwang ihn dazu, mir in die Augen zu sehen. Er weinte. Ein sehr seltener Anblick, der mir erneut das Herz brach und mich näher rutschen ließ. Sanft wischte ich ihm die Tränen von den Wangen und lächelte matt. "Schon gut. Ich verstehe. Du musstest es tun und ich kann mir nicht vorstellen, wie es gewesen sein muss. Ich...es tut mir leid, ehrlich." Meine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern. Es tat mir so weh, Byou so leiden zu sehen und nun konnte ich verstehen, warum ihn dieser Punkt so sehr verändert hatte. Er schmiegte sich leicht an meine Hand und lächelte schwach. "Ja das war es. Es war mehr als schwer. Innerlich bin ich auch gestorben, zumindest ein Teil von mir. Ich...war schon immer ein sehr angriffslustiger Kerl, hab schnell über die Strenge geschlagen aber nach dieser Nacht wurde ich kalt. Ich nahm mir wen und was ich wollte, wann ich wollte. Für mich gab es keine Konsequenzen, die man nicht durch den Tod von irgendjemandem, ausmerzen konnte. Das war für eine sehr lange Zeit der Fall, bis zu dem Tag, als ich mich an dir verging." Byou senkte den Blick und ich konnte die Scham schmecken, die er empfand, was mich den Kopf schütteln ließ. "Byou, ich..." Er unterbrach mich, indem er mir einen Finger auf die Lippen legte. "An dem Tag, als du das Bild gefunden hast, kam alles wieder hoch. Ich war blind vor Wut und Schmerz aber als du unter mir gelegen hast, gefesselt und zunächst panisch dann doch willig, dich mir hinzugeben, kam ich wieder zu mir. Ich hab erkannt, was ich im Begriff war, dir anzutun und wie sehr ich das eigentlich nicht wollte. Als ich floh, tat ich es nicht, weil ich dich schmoren lassen wollte sondern weil ich weg musste. Ich konnte deine Nähe für den Moment nicht mehr ertragen weil sie so viel in mir ausgelöst hat, dass es schon weh tat. Ich bat Kai sich um dich zu kümmern, damit ich Zeit für mich haben konnte. Ich ging in den Keller, dort ist man eigentlich immer alleine. Wer geht da schon gerne hin? Also habe ich mich irgendwo hingesetzt und hing meinen Gedanken nach. Die restliche Nacht und fast den ganzen Tag saß ich da bis mich eine Erkenntnis traf, die ich nur ein einziges Mal zuließ. Okay, eigentlich waren es zwei Dinge, die mir klar wurden.", lächelte der Andere, was mich ebenfalls leicht lächeln ließ. "Und die waren? Mach es nicht so spannend.", forderte ich ihn auf, nahm die Hände von seinem Gesicht und wartete gespannt, was nun folgen würde. "Na gut. Nummer eins war, dass ich eigentlich nicht ausgerastet bin, weil du das Bild gefunden hast und Nummer zwei war, dass ich doch wesentlich mehr für dich empfand, als ich dachte." Blinzelnd sah ich Byou an, da ich gerade nur die Hälfte von dem verstand, was er da von sich gab. Nummer zwei war simpel aber Nummer eins überhaupt nicht. "Warum bist du dann so ausgetickt?", hakte ich nach worauf er mir mit der Hand durch die Haare strich und mir einen liebevollen Blick schenkte. "Weil du unterbewusst etwas in mir aufgeweckt hast, dass ich seit Hina gut unter Verschluss gehalten habe. Naja eigentlich dachte ich, es sei gar nicht mehr da aber da hab ich mich wohl getäuscht. Hina war ebenfalls neugierig und genauso schlagfertig gewesen, wobei du da doch noch eine Schippe drauf gelegt hast. Als ich dann das Bild von ihr und mir sah, brach das ganze Kartenhaus zusammen. Ich wollte nicht wahr haben, dass du, ein Mensch, mir mein altes Ich zurück geben konntest. Diese ganzen Gefühle wühlten mich auf und mein Ventil für so etwas, war leider Gewalt. Ich wollte einfach nicht akzeptieren, dass du dabei warst, dich in mein Herz zu stehlen und die Leere in meinem Inneren zu füllen. Es fühlte sich zu gut an, also musste ich dich irgendwie abschrecken, damit du dich von mir abwendest, obwohl ja ich eigentlich das Problem war. Ich hatte mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben und erst recht nicht in diesem Ausmaß. Nie wieder wollte ich meine Liebe auf diese Weise verlieren, also verbot ich es mir einfach. Naja, wie man sieht, hat das wirklich gut geklappt.", schmunzelte er ertappt. Ich musste das erst mal sacken lassen und starrte auf seine nackte Brust. "Also damit ich das richtig verstehe...du hast mich gezielt, nennen wir es misshandelt, damit ich dir fern bleibe, weil du gemerkt hast, dass ich dir mehr bedeute als du bereit warst zu empfinden. Du wolltest, dass ich dich hasse damit du mich nicht lieben musst? Das ist schon verdammt unlogisch aber verrückterweise verstehe ich es. Wenn du mir so sehr weh tun kannst, kannst du mich nicht lieben. Oh man. Du hast schon echt 'nen Schaden.", lachte ich leise und konnte immer noch nicht fassen, dass ich diese perverse und verdrehte Ansicht meines Freundes tatsächlich verstand. Ich war vermutlich genauso kaputt wie er. "Ja, so könnte man es ausdrücken. Ich weiß wie das klingt aber so ist es nun mal. Allerdings bin ich sehr froh, dass du keinen hast." Unsere Blicke trafen sich, als er mir seine Hand auf die Wange legte und mich ernst ansah. Was meinte er? "Das ich was nicht habe?" Noch immer sah er mich mit diesem nachdenklichen Blick an, als ob etwas mit mir nicht stimmen würde. "Einen Schaden. Du glaubst gar nicht, wie viel Angst ich hatte, dass sich mein Schicksal wiederholt. Als du sterbend in meinen Armen gelegen hast und ich nur eine Wahl hatte, betete ich zu allen Göttern dieser Welt, dass es dieses Mal nicht schief gehen würde. Noch einen Menschen zu verlieren, der mir die Welt bedeutete, hätte ich nicht überlebt. Ich bin allerdings sehr froh, dass meine Gebete erhört wurden. Wurden sie doch oder?" Byou scherzte nicht und ich konnte meine sarkastische Ader gerade noch so unterdrücken. Er machte sich wirklich Sorgen, dass auch ich verrückt war, weil ich mit mir nicht mehr klarkam. Leicht lächelnd legte ich meine Hand auf seine und nickte leicht. "Keine Sorge. Ruki macht mich zwar manchmal wahnsinnig aber ich bin geistig immer noch genauso drauf wie vor meiner Wandlung. Das liegt aber vermutlich auch an dem Giftzwerg und seinem Freund. Ohne sie wüsste ich nicht, ob ich nicht tatsächlich den Verstand verloren hätte. Aber das ist Vergangenheit und mittlerweile finde ich es gar nicht mehr so schlimm, ein Vampir zu sein. Immerhin lebe ich nun ewig, werde nie alt und faltig oder gar schwer krank. Gut, ob ich es tatsächlich mit dir ein Leben lang aushalten will, weiß ich noch nicht aber man kann es sich ja manchmal nicht aussuchen, ne?", neckte ich Byou ein wenig, um die Stimmung wieder etwas aufzuhellen. Natürlich sah ich Erleichterung auf seinem Gesicht, bis er mich aus großen Augen ansah. "Was?", hakte er entsetzt nach und ich begann zu schmunzeln. "Ja du hast mich schon verstanden. Ich mein, ich bin noch jung. Wer weiß? Vielleicht läuft mir in 50 oder 100 Jahren ja eine richtige Sahneschnitte über den Weg oder du wirst mir zu langweilig. So eine Ewigkeit ist schon verdammt lang.", gab ich nachdenklich von mir, bis ich herumgewirbelt wurde und überrascht keuchend unter Byou lag. Dieser funkelte mich wissend an. "Falls du denkst, ich glaube dir auch nur ein einziges Wort, hast du dich geschnitten. Mich wirst du nicht mehr los und ich denke, das ist es auch genau, was du willst." Interessiert lauschte ich seinen Worten, zog eine Schnute und spielte mit einer Strähne seines karamellfarbenen Haares. "Wer weiß, wer weiß.", grinste ich frech, bemerkte das diabolische Leuchten in seinen Augen worauf mein Grinsen erstarb. Natürlich spielte ich nur mit. Ich freute mich auf das, was kam und auch, wenn ich es nicht ausgesprochen hatte, war Byou genau das, was ich wollte. Für immer. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)