Vampires vs. Humanity von Nisshoku (Captured by Vampires) ================================================================================ Kapitel 18: Reflection ---------------------- Frisch geduscht verließ ich das Badezimmer während ich mir mit einem Handtuch durch die Haare strich. Byou hatte es sich wieder in meinem Bett gemütlich gemacht und musterte mich nun mit diesem vielsagendem Blick. Ich schüttelte lächelnd den Kopf bevor ich mir im Kleiderschrank ein paar frische Anziehsachen raussuchte. Wir waren seit Stunden hier drin gewesen und so langsam bekam ich Hunger. Ich ließ beide Handtücher fallen und zog mich in aller Seelenruhe vor Byou um. Immerhin musste ich mich jetzt nicht mehr vor ihm verstecken, wenn man bedachte, was wir eben alles getrieben hatten. Welch ein Glück, dass ich nicht mehr rot werden konnte, sonst hätte ich einer Tomate enorme Konkurrenz gemacht. Zurück im Bad kämmte ich mir Haare ehe ich sie trocken föhnte und wieder das Zimmer betrat. "Na komm schon. Ich hab Hunger.", schmunzelte ich und blieb neben Byou, der noch immer faul rumlag, stehen. Er streckte die Hand nach mir aus, um mich vermutlich zurück ins Bett zu ziehen, aber ich wich aus. Mahnend hob ich den Zeigefinger, konnte aber ein Grinsen nicht unterdrücken. "Na, na. Wer ist hier jetzt süchtig hm?", neckte ich Byou, der nun eine Braue hob und aufstand. "Pff, wenn ich das will, kommst du schon ins Bett zurück. Freiwillig." Nun war es an mir eine Braue zu heben. "Ziemlich arrogant Herr Vampir, meinen Sie nicht? Was, wenn ich nicht will?", forderte ich ihn heraus und seine Augen funkelten mich amüsiert an. "Dann fang ich dich halt ein und befördere dich eigenhändig zurück. Vielleicht fessel ich dich auch - nur so zur Sicherheit." Ich blinzelte, legte die Hand an meine Türklinke und grinste. "Verlockend aber dazu musst du mich aber trotzdem erst mal kriegen!", sprach ich lachend und schlüpfte aus dem Zimmer. Byou folgte mir natürlich auf dem Fuße und jagte mich durchs Haus. Ich war bemüht mich, durch meine Schnelligkeit, auf der Treppe nicht hinzulegen. Andauernd musste ich lachen und vermutlich schreckten wir gerade das ganze Haus auf, aber das war mir herzlich egal. Ich erreichte die Küche und ging zum Kühlschrank ehe auch Byou angekommen war. Grinsend drehte ich mich um und stellte Gläser sowie Blutbeutel auf die Kochinsel. "Auch schon da? Du wirst langsam alt, was?", schmunzelte ich frech weshalb er langsam und bedrohlich auf mich zukam. Jedoch wusste ich, dass er mir nichts tun würde, zumindest nichts, was ich nicht auch wollte. Ich drehte mich etwas zu ihm ehe er seine Arme um meine Taille legte und mich kurzerhand gegen den Kühlschrank drückte. "Mag sein aber immerhin willst du etwas von diesem alten Kerl.", konterte er und ich hatte dem nichts entgegen zu setzen. "Touché.", schmunzelte ich und schlang die Arme um seinen Hals ehe er mich küsste. Ein Räuspern ließ uns beide erschrocken zusammen zucken ehe ich mich etwas zur Seite lehnte und blinzelnd in den Raum sah. "Ruki...Reita. Hi! Na, alles klar?", lächelte ich leicht beschämt worauf nun auch Byou den Kopf drehte und breit grinste. Ich löste mich von ihm und ging wieder zur Kochinsel um endlich unsere Mahlzeit fertig zu machen. "Ja alles klar, bis auf den Krach, den ihr da gerade veranstaltet habt. Wir dachten schon, hier zerfetzen sich zwei.", warf Ruki ein und schnappte sich eines der bereits gefüllten Gläser. "Ey!", murrte ich, worauf er mir nur zuzwinkerte. Byou reichte mir zwei weitere Gläser und Beutel, damit ich nun drei Gläser vorbereiten konnte. Ich reichte Rei eines, der es dankend annahm bevor ich das vorletzte Byou reichte, der noch immer hinter mir stand. Mein Hunger war riesig weshalb ich das Glas ansetzte und in wenigen Zügen austrank. Es tat gut, war aber noch nicht genug. Ich hatte noch nicht mal eine Faser meines Körpers in Richtung Kühlschrank bewegt, da reichte Byou mir den nächsten. Blinzelnd sah ich zu ihm auf und er zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß doch, dass du noch mehr brauchst.", hauchte er mir leise zu und gab mir einen Kuss auf die Schläfe, worauf ich nur lächelte und mir ein neues Glas zubereitete. "Oh nein, wie süß. Sieh sie dir an.", gluckste Ruki und lehnte sich an seinen Freund. Ich sah blinzelnd auf bevor Byou sein Glas beiseite stellte und seine Arme um meinen Nacken schlang, sodass sie auf meiner Schulter zum liegen kamen und er mich schon fast besitzergreifend umarmte. "Süß ist nur er. Ich nicht.", grinste Byou weshalb ich schmunzelnd aufsah. "Doch du auch - manchmal zumindest. Akzeptier es.", warf ich ein und wandte mich wieder meinem Glas zu während ich eine Hand auf seinen Arm legte. Dabei fiel den Anderen mein neues Armband auf und Ruki löste sich von seinem Freund und kam auf uns zu. Er blieb vor mir stehen und musterte Byous Geschenk ehe er anerkennend pfiff. "Schön und so passend! Woher hast du das denn?", fragte er nach und ich lächelte schon fast verstrahlt. "Byou hats mir geschenkt.", gab ich offen zu weshalb Ruki nun breit grinsend den Dunkelblonden ansah. "Soso, hat er das? Gab es dafür einen besonderen Anlass?" Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass die beiden Bescheid wussten weshalb ich den Kopf hob und Byou fragend ansah. Er schien zu überlegen, was mir sagte, dass das nicht der Fall war, aber Ruki kurz davor war, es herauszufinden. War das etwa schlimm? "Heute ist mein Geburtstag.", murmelte ich leise und nahm ihm damit die Entscheidung ab. Was solls. Es war ja nicht schlimm, dass die Beiden davon erfuhren. Byou grummelte leise und beugte sich zu meinem Ohr. "Du weißt schon, dass Ruki neben einer Diva, mit mörderischen Stimmungsschwanken, auch sehr gerne feiert oder? Er wird feiern wollen und zwar richtig.", flüsterte er mir zu und ich schluckte. Nein, das hatte ich nicht gewusst und ich sollte sofort die Quittung dafür kassieren. "Was?! Echt?! Und das erfahre ich erst jetzt? Byou! Das war doch bestimmt dein Verdienst oder? Ich hätte doch was vorbereitet.", maulte der Brünette und ich hob versöhnlich die Hände. Doch Byou zuckte nur mit den Schultern. "Na und? Erst mal wollte ich ihn beglück...wünschen." Er räusperte sich kurz und ich warf ihm einen bösen Blick zu. Das ging die Beiden nichts an und doch sah ich Reita schmunzeln. Vermutlich würden sich die Beiden bald in bester Machopose abklatschen und beglückwünschen. Männer! Stop! Ich war ein Mann. Keine Frau. Sowas sagten Frauen. Wow. Das war wirklich merkwürdig. War ich wirklich schon so weiblich geworden? Anscheinend. "Ja und? Hättest du ja auch gekonnt! Mou!! Okay, ich überlege mir was. Wie alt wirst du überhaupt?", erkundigte sich Ruki, nachdem er zu Ende geschmollt hatte, worauf ich aufsah. "30." Ruki lachte amüsiert. "Süß. Naja du bist ja noch jung aber ich hätte dich gar nicht auf 29 oder 30 geschätzt. Eher jünger. Vielleicht sollte ich dementsprechend eine Kindergeburtstagsparty veranstalten!", stichelte der Brünette worauf ich nur eine Braue hob. "Wag es dich! Beiß nicht die Hand, die dir immer bei deinen Games hilft! Ansonsten darfst du das bald alleine machen." Ich traf seinen wunden Punkt und Ruki knickte sofort ein. "Okay okay. Kein Kindergeburtstag. Du brauchst mir nicht gleich in die Eier treten. Gut, also ein normaler Geburtstag.", wehrte er ab und dachte angestrengt nach. "Ich...eh...aber ich will eigentlich..." Byou unterbrach mich und schüttelte den Kopf. Auch Reita schloss sich ihm an und ich seufzte tief. "Keine Chance. Du wirst feiern, ob du willst oder nicht." Murrend über diese Aussicht hob ich mein Glas und kippte den letzten Rest meines Blutes runter. "Apropos, wie alt seid ihr eigentlich?" Nun sah Ruki auf. "Hatten wir das nicht mal erwähnt?" Ich schüttelte den Kopf worauf er nur nickte. "Oh, na wenn das so ist. Ich bin zarte 365 Jahre jung und mein Mann ist 371. Er ist alt, vielleicht suche ich mir bald was jüngeres.", grinste er schelmisch und warf Reita einen zuckersüßen Blick zu. Dieser schien nur wenig beeindruckt, war schnell bei seinem Freund und packte ihn im Nacken. Es wirkte aber in keinster Weise bedrohlich oder bösartig. Reita spielte einfach mit. Ich verschenkte keinen Gedanken daran, dass Ruki sich je einen anderen Mann suchen würde. Nicht nach 250 Jahren Beziehung. Ich sah wie Reita ihm etwas ins Ohr flüsterte, verstand es aber tatsächlich nicht und beobachtete Rukis schmunzelndes Gesicht. "Wohl wahr...", schnurrte er leise und küsste seinen Freund ehe er sich wieder zu uns umdrehte. "Nur ein kleiner Spaß. Er wäre ohne mich total aufgeschmissen. Allerdings solltest du dir überlegen, ob du dir nicht was Jüngeres, viel knackigeres angelst. Dein Typ ist echt alt!" Es klang fast ein wenig abfällig aber ich wusste, dass Ruki das nicht so meinte und dennoch legte ich den Kopf etwas in den Nacken und sah zu ihm auf. Byou knurrte leise und drückte mich enger an sich, was mich grinsen ließ. "Keine Angst...aber du hast mir tatsächlich nie verraten, wie alt du eigentlich bist.", warf ich ein. "Willst du das wirklich wissen?" Ich nickte. "436. Also nicht so viel älter als die kleine Kröte da." Ich folgte seinem Blick und bemerkte, wie Ruki ihm den Mittelfinger zeigte, was mich amüsiert schnauben ließ. "Ganz schön alt...", murmelte ich dennoch leise, worauf Ruki in die Hände klatschte. "Siehste! Er sagt auch, dass du alt bist!" Ich blinzelte erschrocken, weil ich das eigentlich nur gedacht und nicht hatte aussprechen wollen. "Du findest mich alt?" Erschrocken schüttelte ich den Kopf und lächelte sanft. "Nein. Also ihr seid alle auf eine gewisse Art und Weise alt. Ihr seht zwar alle total jung aus aber seid es nicht. Das wollte ich damit sagen.", versuchte ich die Wogen zu glätten aber Byou schmunzelte nur. Dieser Mistkerl hatte mich anscheinend eiskalt verarscht. Eigentlich hätte ich es doch besser wissen sollen. Ich drehte mich in seinen Armen und sah ihn böse an. "Dafür, dass du mich gerade so böswillig verarscht hast, gehe ich jetzt mit Ruki meine Party besprechen und nein du bekommst keinen Kuss!", gab ich beleidigt zum Besten und löste mich aus seinen Armen ehe ich zu Ruki ging, einen Arm um dessen Schultern legte und wegzog. "Bis später.", säuselte ich und grinste breit, als ich Byous leicht entgleisten Blick sah, der aber kurz darauf wieder warm wurde. Das geschah ihm ganz recht. Er musste immerhin lernen, dass ich nicht zu allem 'Ja und Amen' sagte. Das war einfach nicht meine Art aber ich glaubte, dass genau dieser Charakterzug, ihm am besten gefiel. Byou POV Das würde Jin später büßen, wenn sie alleine waren aber das wusste dieser vermutlich. Schmunzelnd schüttelte er den Kopf und sah den Blonden an, der auch verlassen in der Küche stand. Byou räumte die Gläser und Blutbeutel weg bevor ihm Kai noch den Kopf abriss. Der Schwarzhaarige duldete keine Unordnung in seiner Küche. Als er das soweit erledigt hatte, ging er zu Reita, der ihm auf die Schulter klopfte. Irritiert, wofür das gewesen war, sah er den Blonden an. "Hast es ja doch noch hingekriegt." Jetzt ging ihm ein Licht auf. Er lächelte leicht und nickte. "Scheint ganz so. Allerdings lassen wir es langsam angehen." Reita lachte und er stimmte leise mit ein. "Ja, das sehe ich. Ganz langsam. Ist klar." Byou zuckte unschuldig mit den Schultern. "Was soll ich machen? Ich gebe ihm nur, wonach er verlangt." Reita hob eine Braue. "Natürlich und du lässt es einfach nur über dich ergehen." "Klar! Ich bin hier das Opfer!", gab Byou gespielt empört von sich und fasste sich theatralisch an die Brust ehe er lachte. "Ich glaube du bist alles, aber kein Opfer. Nur... Byou? Versprich mir eins!" Die Stimmung wurde ernster weshalb sein Lächeln erstarb und er den Blonden aufmerksam ansah. "Was?" "Lass den Kleinen nicht mehr gehen und tu ihm nicht mehr weh. Wir haben gesehen, wie ihr beide drauf wart und ich habe weder Lust dich, noch ihn wieder so zu sehen. Ruki und ich haben viel Zeit und Mühe investiert, ihn überhaupt wieder einigermaßen zu stabilisieren. Wenn du davon auch nur eine Sekunde verschwendest, reiße ich dir persönlich die Eier ab, ok?!" Byou war erstaunt über die Worte seines besten Freundes. Ihm war es todernst und das verstand er. Ein sanftes Lächeln legte sich auf Byous Lippen als er eine Hand auf die Schulter des Blonden legte. "Keine Sorge. Ich habe nichts dergleichen vor. Ich habe meine Lektion gelernt also halte dich von meinen Kronjuwelen fern okay? Es gibt nur einen, der da dran darf und das bist nicht du. Tut mir leid dich enttäuschen zu müssen." Reita schenkte ihm ein entsetztes Gesicht. "Was? Ich dachte immer wir würden uns so nahe stehen und nun das! Das verletzt mich sehr." Byou lachte leise, drückte die Schulter seines Freundes ehe er sie losließ. "Tut mir leid aber ganz ehrlich...ich bin glücklich mit Jin und sehr dankbar dafür, dass er mir nochmal eine Chance gibt. Ich wäre ein verdammter Vollidiot, wenn ich das nochmal mit Füßen treten würde. Also zerbrech dir nicht den Kopf okay? Ist sowieso ungewöhnlich, dass du mir den Kopf wäschst. Früher hättest du dir nur deinen Teil gedacht aber niemals eingegriffen." Reita legte den Kopf schief und lächelte. "Tzja mein lieber Freund. Ungewöhnliche Zeiten verlangen nach ungewöhnlichen Maßnahmen. Außerdem bin ich auch nicht aus Stein und sorge mich sehr wohl um die Personen, die mir wichtig sind. Gewöhn dich aber nicht dran. Ich spiele nicht Paartherapeut. Das müsst ihr alleine hinkriegen und nun lass uns mal nachsehen, was unsere Frauen so treiben.", schmunzelte der Blonde worauf Byou nur einstieg. "Wenn sie das hören, häuten sie dich bei lebendigem Leibe und ich werde das genüsslich verfolgen, aber ich stimme dir zu. Lass uns gehen." Ruki POV "Also wir könnten hier im Wohnzimmer feiern. Kai macht bestimmt auch mit. Weiß er es eigentlich?", hakte der Brünette nach und sah den Jüngeren fragend an. "Ich weiß es nicht. Ich habe ihn heute noch nicht gesehen." Ruki nickte nur und sah sich nachdenklich um. "Wird er bestimmt noch. Wir könnten hier die Möbel etwas verrücken und da vorne die Karaokemaschine aufbauen, neben den anderen Konsolen.", sprach er weiter und ließ sich dann aufs Sofa sinken. Ruhig griff er zu einem Block, den er aus dem Schrank geholt hatte und machte sich Notizen. "Den Alkohol kann Reita übernehmen. Ich hole eh nur das falsche Zeug. Er ist da echt eigen.", schmunzelte er und spürte, wie Jin sich neben ihn setzte. "Ich dachte er steht nur auf Whisky?" Ruki schüttelte den Kopf. "Nein, also schon. Er hat sich darauf spezialisiert aber er kennt sich im Allgemeinen sehr gut mit Spirituosen aus. Du willst nicht wissen, wie viele Diskussionen wir schon über Wodka hatten. Ich persönlich finde, dass sie alle irgendwie gleich schmecken aber er sieht das anders. Schlimm.", rollte er mit den Augen worauf Jin leise lachte. Er beendete seine Notizen fürs erste, griff in seine Jackentasche und zog ein Päckchen Zigaretten heraus. Ruhig zündete er sich eine an und sah dann zu Jin ehe er ihm das Päckchen hinhielt, damit dieser sich eine herausnehmen konnte. Der Brünette sah nicht so aus, als ob er welche dabei hatte. Dankend nahm dieser einen Glimmstängel heraus und ließ sich von ihm Feuer geben. "Stört es Reita nicht, dass du rauchst?" Er lehnte sich zurück und schenkte dem Anderen einen fragenden Blick. "Wieso sollte es ihn stören? Er raucht selbst. Ist dir das noch nie aufgefallen?", hakte er nach und sah dem Jüngeren beim Nachdenken zu ehe dieser den Kopf schüttelte. "Nein, irgendwie nicht. Vermutlich habe ich immer gedacht, dass du am Rauchen bist. Komisch. Aber kann ich dich mal was anderes fragen?" Ruki zog an seiner Zigarette und sah auf, als er bemerkte, dass sich Jins Art, eine Frage zu stellen, verändert hatte. "Klar." Der Größere schien sich etwas zu zieren, also musste es etwas unangenehmes sein. Nun war er doch neugierig, was dem Brünetten unter den Nägeln brannte. "Ich naja, weiß nicht, wie ich das sagen soll aber was hat das mit diesem Ding in seinem Gesicht auf sich? Es geht mich natürlich nichts an aber ich habe sowas noch nie zuvor gesehen. Allerdings traue ich mich nicht, ihn direkt zu fragen. Manchmal wirkt Reita so...so...wie drücke ich das aus?" Ruki lächelte leicht und hatte sich schon gefragt, wann das Gespräch sich mal darum drehen würde. "Gruselig? Abschreckend? Kühl?", bot er ihm an und Jin nickte bei jeder Eigenschaft, was ihn leicht lachen ließ. "Das sagen viele, dabei ist das gar nicht so und das müsstest du eigentlich mittlerweile wissen. Ich weiß auch nicht, warum Andere das so empfinden. Sie meiden ihn, wenn es geht. Er hat nur auch einfach schon eine Menge durchgemacht, genauso wie Manabu und ich. Ich bin ziemlich...extrovertiert und er ist eher in sich gekehrt und lässt zunächst niemanden an sich ran. Er wirkt immer sehr distanziert, ist er aber gar nicht. Vermutlich rückt er in diesem Moment Byou den Kopf zurecht." Er sah den Jüngeren lächelnd an, der ihm gespannt lauschte und doch ein wenig überrascht drein sah, als er Byou erwähnte. "Echt? Also Reita ist echt nett und du hast Recht aber dennoch kann ich ihn nicht ganz einschätzen. Ich mag seine ruhige Art aber ich hätte das tatsächlich nicht unbedingt erwartet. Klar, was dich betrifft ist er immer voll dabei aber ansonsten wirkt er tatsächlich, wie du sagst, sehr distanziert." Ruki zog an seiner Zigarette und blies den Rauch geräuschvoll aus. "Ja, echt. Er mag dich und wenn man es erst mal auf die Liste der wichtigen Personen geschafft hat, setzt er sich auch für diese ein. Fühl dich geehrt. Manabu steht nicht drauf, obwohl er mein Bruder ist. Du siehst also, er differenziert schon und nur weil du nun mit seinem besten Freund zusammen bist, hätte das nicht automatisch bedeutet, dass er dich besser leiden kann.", erklärte er dem Anderen ruhig und musste wieder lächeln. Jin sah ganz überrascht aus, wobei er durchaus Ehrfurcht in seinem Blick ausmachen konnte. Besser war es. Reitas Entscheidungen trat man nicht mit Füßen oder man bereute es sehr schnell. Er kannte seinen Mann und auch die Abgründe, die es in ihm gab, die bei Weitem nicht so schlimm ausarten konnten wie seine eigenen. Er seufzte leise, zog nochmal an der Zigarette und drückte sie im Aschenbecher aus während er den auffordernden Blick des Jüngeren auf sich spürte. Er hatte sein Anliegen also nicht vergessen. Schade. Er war sich nicht sicher, ob er einfach die Geschichte erzählen sollte, ohne das mit Reita abzusprechen. Allerdings mochte dieser ihn und irgendwann hätte Jin sich vermutlich getraut ihn selbst darauf anzusprechen. Er würde seinem Freund das ersparen. "Aber um auf deine eigentliche Frage zurück zu kommen...ich erzähle dir den Hintergrund, aber dafür bitte ich dich, es dann nicht mehr zu erwähnen und so zu tun, als ob du nichts wüsstest und es dich auch nicht interessiert okay? Er reagiert darauf gerne mal allergisch." Jin nickte eifrig, was ihn lächeln ließ. Er wusste, was Byou an dem Kleinen fand und war froh, dass dieser Teil wieder zurück war. Ruki hatte zwar auch die emotionslose Seite gut gefallen aber so war ihm Jin doch lieber. Er atmete durch und drehte sich dann etwas zu dem Brünetten. "Also. Ich muss dir dazu erst mal ein paar Vorabinformationen geben. Reita hat mich und Manabu geschaffen. Natürlich nicht im direkten Sinne. Er hat unser jetziges Ich geschaffen. Gewandelt wurden wir von einem anderen Vampir. Naja eigentlich muss ich dir sogar alles erzählen, also erfährst du meine und Manabus Geschichte gleich mit. Da komme ich wohl nicht drum rum.", lächelte er schief aber Jin schüttelte den Kopf. "Nein, du musst das nicht, wenn du nicht willst. Ich war nur neugierig." Ruki hob abwehrend die Hand. "Schon gut. Es ist eigentlich ziemlich traurig und ich erinnere mich nicht gerne zurück aber auch ich muss mich meinen Dämonen stellen. Wie erwähnt, wurden wir von einem anderen Vampir geschaffen. Das war 1645. Mein Vater war ein einfacher Bauer und wir hatten unser ganzes Leben lang mithelfen müssen. Meine Mutter war sehr krank und ihre Medizin teuer. Wir konnten uns diese nicht immer leisten und irgendwann starb sie. Mein Vater wurde auch nicht jünger und er litt sehr unter dem Verlust seiner Frau, sodass Manabu und ich für die Feldarbeit verantwortlich waren. Wir haben Reis angebaut, nur so zur Info. Eines Tages gingen wir mit einem Teil der Ernte in die Stadt um sie zu verkaufen oder gegen andere Lebensmittel einzutauschen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit zurück. Wir bemerkten sofort, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise war unser Vater immer lange auf. Er konnte nur noch schlecht schlafen aber es brannte kein Licht in unserem kleinen Haus. Wir fanden ihn tot in seinem Schlafzimmer vor. Manabu brach damals weinend zusammen aber ich war so geschockt, dass ich versuchte ihn aufzuwecken. Zwecklos. Ich entdeckte das Blut an seinem Hals sowie zwei Einstiche. Noch nie zuvor hatte ich so etwas gesehen. Wir gingen zunächst von einem Dieb aus aber mir kamen Zweifel. Ich war komplett überfordert mit der Situation. Manabu war traumatisiert. Obwohl er nur zwei Jahre jünger ist, hatte er noch immer dieses kindliche Wesen an sich. Er liebte unseren Vater sehr und hatte immer enorm an ihm angehangen. Ich war da eher das Mamakind. Vermutlich erklärt das auch warum mein Bruder noch heute zu sehr klammert. Aber zurück zur Geschichte. Wir waren in dieser Nacht nicht alleine im Haus. Der Vampir war noch dort und hatte auf uns gewartet. Wie sich später herausgestellt hat, wollte er uns und mein Vater war halt einfach zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen. Normalerweise ging er in die Stadt aber an diesem Tag hatte er sich nicht wohl gefühlt. Der Vampir überraschte uns, schaltete uns aus und verschleppte uns in die Stadt. Er lebte unter den Menschen, besser gesagt unter den Eta. Vielleicht hast du das im Geschichtsunterricht gelernt. Das waren die vom Ständesystem ausgeschlossenen. Dort fiel er nicht auf. Um alles etwas abzukürzen, er machte uns zu Huren." Ruki schloss für einen Moment die Augen und seufzte tief ehe er eine mitfühlende Berührung an der Schulter spürte. Lächelnd öffnete er wieder die Augen und nickte leicht. "Schon gut. Es ist Vergangenheit. Damals waren männliche Huren wirklich weit verbreitet. Hübsche Männer brachten gute Summen. Manabu und ich hatten damals lange Haare. Er blieb dabei, ich trage sie mittlerweile kürzer. Das half unseren femininen Touch zu unterstreichen. Der Vampir hielt uns eine Weile gefangen um uns gefügig zu machen. Allerdings klappte das bei mir nicht wirklich. Ich war schon damals ziemlich stur. Manabu hingegen ließ sich leicht einschüchtern. Es war mir egal, ob er mich schlug, hungern ließ oder vergewaltigte. Ich machte einfach nicht mit. Doch eines nachts tat er mir dafür etwas anderes an. Er wandelte mich gegen meinen Willen. Du siehst, ich weiß also wie du dich damals gefühlt hast. Wie auch immer. Nun bekam ich einen Grund für ihn zu arbeiten. Ich musste mir mein Blut verdienen. Die Existenz von Vampiren oder solcher Wesen, war uns unbekannt. Auf jeden Fall gehörte ich nun zur Dunkelheit und fügte mich. Ich wollte Leben aber das hieß nun, dass ich Blut trinken musste. Manabu hatte nun auch Angst vor mir. Davon abgesehen trennte er uns, damit ich nicht über meinen Bruder herfiel. Das war wenigstens eine schlaue Unternehmung gewesen. Ich hatte mich oft kaum zurückhalten können. Es vergingen einige Monate, in denen wir als männliche Huren arbeiteten. Bei Manabu hinterließ das starke Spuren. Noch heute kann er nicht gut mit Sex umgehen. Irgendwo ist da die Hure hängen geblieben. Er war leider sehr beliebt, was mir auch heute noch sehr weh tut. Seine Unschuld und Schüchternheit zog die Männer magisch an. Ich war auch beliebt aber seine Freier waren zahlreicher als meine. Zu mir kamen die Männer, die es gerne etwas ruppiger mochten und hin und wieder, gönnte ich mir auch einen Snack. Die bekamen es kaum mit und mir füllte es den Bauch. Doch das ging nicht lange gut. Irgendwann ließ mich mein Erzeuger zur Strafe hungern bis ich schon fast verrückt geworden war. Dann brachte er mir Manabu." Wieder stoppte er und fuhr sich übers Gesicht. Die Schuld fraß ihn noch heute auf. Manabu hatte ihm zwar schon längst vergeben und trotzdem kam er nur schwer damit zurecht, seinen eigenen Bruder getötet zu haben. Nur langsam hob er wieder den Kopf und sah in Jins traurige Augen. Er hatte doch gesagt, es würde traurig werden. "Naja, du kannst dir vorstellen was passiert ist. Ich konnte nicht mehr klar denken und da saß nun ein Mensch vor mir, mit schnell klopfendem Herzen, der so wunderbar duftete. Ich konnte mich nicht zurückhalten und Manabu war nicht in der Lage mich aufzuhalten. Zunächst schrie er sich die Seele aus dem Leib, bis es ruhig wurde. Dann wurde ich von ihm weggezerrt und landete am Ende des Raumes. Erst dort begriff ich, was ich soeben getan hatte. Mein Bruder war mehr tot als lebendig und da wurde mir klar, was dieser Mistkerl damit bezweckt hatte. Er stellte mich vor die Wahl. Ich riss mich am Riemen, machte meine Arbeit gut und dafür rettete er Manabu oder eben nicht. Es ist klar wofür ich mich entschieden habe. Er hatte mich gebrochen. Als Vampir veränderte sich Manabu. Irgendwann fing er an seine Rolle zu mögen und kostete sie aus. Allerdings distanzierte er sich von mir. Er konnte mir nicht vergeben. Mittlerweile hat er das, nur so am Rande. Ich tat einfach das, was ich tun musste. Nun die Zeit verging, wir reisten rum, da wir nicht für immer an diesem Ort bleiben konnten. Die Menschen wären sonst misstrauisch geworden. Mittlerweile war ich schon über ein Jahrhundert alt, als ich Reita kennenlernte. Wir arbeiteten natürlich nach wie vor als Huren, etwas anderes kannten wir nicht mehr. Reita trug damals noch nicht dieses Band. Er war ein ganz normaler Mann, der Spaß suchte. Trotz Manabus Bemühungen, entschied er sich für mich. Eigentlich war mir das ganz gleich aber etwas in seinem Blick zog mich magisch an. Als wir alleine waren, wusste ich, was mich so angezogen hatte. Er war kein Mensch. Nein, er war dasselbe wie ich. Ein Vampir. Mein Erschaffer hatte immer groß rumgetönt, dass er der mächtigste Vampir wäre und wir die letzten seien. Ich wusste nun, dass das nicht stimmte. Es gab Reita. Natürlich wusste er auch, dass ich zu seiner Spezies gehörte. Wir unterhielten uns zunächst ein wenig bevor wir es mit einander taten. Er war immerhin nicht nur zum Tee trinken vorbeigekommen. Dennoch tat ich etwas, was ich bis zu diesem Tage noch nie einem Freier gewährt hatte. Ich küsste ihn. Eigentlich ist das eine der schöneren Erinnerungen aus diesen Tagen. Wir trafen uns immer häufiger beziehungsweise er kam oft vorbei um mich zu sehen und um auch mit mir zu schlafen. Er bezahlte schließlich gut dafür. Woher er das Geld hatte, war mir nicht klar aber es war mir auch egal. Doch eines Tages fand mein Erzeuger heraus, dass wir Pläne schmiedeten von dort abzuhauen. Manabu wollten wir natürlich mitnehmen. Er hatte den anderen Vampir nur geduldet, weil er zahlte aber er sah es nicht ein, dass dieser ihm seine besten Pferde im Stall nahm. Wir wollten schon in der nächsten Nacht fliehen. Es war nicht leicht gewesen Manabu überhaupt erst dazu zu bewegen mit mir zu sprechen, geschweige denn mitzukommen aber ich wusste, dass er es tief im Inneren leid war, sich jeden Tag mehreren Männern hingeben zu müssen. Wir hatten alles soweit geplant und waren bereit es durchzuziehen, als ich Feuer roch. Es brannte. Sofort eilte ich zu Manabu als die Flamen uns schon den Weg, in die Freiheit, versperrten und uns eingekesselt hatten. Wir wussten, dass Feuer uns töten konnte. Wir versteckten uns in meinem Zimmer, wo ich versuchte die Gitter von den Fenstern zu lösen aber es klappte nicht. Sie waren mit einer Silberfarbe überstrichen worden, weshalb ich sie nie lange genug anfassen konnte um sie zu verbiegen. Wir waren gefangen. Reita kam uns allerdings zu Hilfe. Er war wirklich der strahlende Held der Stunde. Ich wusste nicht, wie er durch die Flammen gekommen war aber er stand irgendwann vor uns und nahm uns mit. Er hatte ein Loch in die Hauswand gerissen, durch das wir abhauen konnten. Manabu sprang zuerst und landete anmutig, wie eine Katze, auf den Beinen ehe ich ihm folgte. Wir sahen nach oben und gerade als er uns folgen wollte, kam mein Erzeuger und zog ihn wieder zurück. Ich war unfähig etwas zu unternehmen. Es wäre ein Leichtes gewesen wieder hoch zu springen aber ich war wie paralysiert. Ich sah zu wie die Flammen sich immer weiter ausbreiteten und schließlich auch gierig aus der Öffnung zügelten. Wo war er nur? Ich habe mir die Augen aus dem Kopf geheult während Manabu versuchte mich zu trösten. Doch dann kam er durch die Öffnung gestürzt und landete unsanft auf dem Boden. Zuerst hatte ich es nicht gesehen aber als er den Kopf hob, musste ich mich zurückhalten, nicht erschrocken zurück zu weichen. Sein Gesicht war nicht wiederzuerkennen. Ich erspare dir die Details. Zwar heilte bereits seine Haut aber seine Nase...naja...sagen wir es so, sie war nur noch zum Teil vorhanden. Er wollte mich sogar wegstoßen aber ich ließ das nicht zu. Ich hielt Manabu davon ab, näher zu kommen, löste ein Stoffband aus meinem Kimono und verdeckte damit seine Nase. Seitdem trägt er dieses Accessoire. Niemand außer mir, hat ihn je ohne gesehen. Weißt du, so gut unsere Heilfähigkeiten auch sind, egal wie schwer wir verletzt sein mögen, es heilt wieder aber bei fehlenden Körperteilen stoßen auch wir auf Grenzen. Das fehlende Stück hat sich einfach nie regeneriert und ohne würde er wirklich gruselig aussehen. Mein Erzeuger hatte mit ihm gekämpft und Silber eingesetzt. Dieser Bastard hat ihm quasi die Nase aus dem Gesicht geätzt. Das Feuer tat dann sein übriges. Dennoch kann ich seinem Gesicht nichts hässliches abgewinnen. Er meidet es zwar, mir ohne das Band gegenüber zu treten aber oft genug nehme ich es ab und betrachte ihn. Ich liebe ihn. Ich habe ihn vor der Attacke geliebt und auch der erste Anblick seines geschundenen Gesichts, hatte mich nicht davon abgehalten. Er kann das zwar nicht ganz nachvollziehen aber er lebt damit. Nach dieser Nacht änderte sich alles für uns. Wir gingen zu dritt weg und begannen ein neues Leben. Ende der Geschichte.", lächelte Ruki leicht und musterte das Gesicht des Jüngeren, der tatsächlich Tränen in den Augen hatte. Als dieser dann noch seine Arme ausbreitete, hob er eine Braue und sah einfach nur dumm aus der Wäsche. Was würde das werden? Er wollte kein Mitleid. Die Geschichte war traurig und ja, die Vergangenheit dramatisch aber das war kein Grund sich hier nun in die Arme zu fallen. Sie waren ja nicht in einer dieser blöden Doramas. Jin schien das aber nicht zu interessieren weshalb er kurzerhand zu ihm rutschte, um ihn einfach zu umarmen. Für einen Moment schloss der Brünette die Augen und seufzte tief. Er war aufgewühlt und das traurige Gesicht des Jüngeren machte es nicht besser. Vielleicht hätte er ihm doch nicht so ausführlich alles erzählen sollen. Jetzt hatte er den Schlamassel. "Das tut mir wirklich alles sehr leid...", flüsterte der Andere ihm ins Ohr worauf er nun doch die Umarmung erwiderte und den Kopf auf dessen Schulter legte. "Schon gut...ich sagte ja, es ist eine traurige Geschichte aber sie hat ein Happy End.", murmelte er leise und löste sich wieder von Jin. Langsam hob er die Hände und wischte dem Brünetten die Tränen aus den Augen und vom Gesicht. "Hör auf zu weinen. Ich habe genug Tränen für uns Beide verdrückt. Außerdem schlachtet mich Byou noch ab, wenn er sieht, dass du geweint hast. Also beruhig dich bitte okay?", lächelte er sanft worauf Jin nur nickte. "Du hast Recht. Danke, dass du es mir erzählt hast. Jeder hat wohl so sein Päckchen zu tragen. Wenn man auch schon so viele Jahre gelebt hat, bleibt das wohl auch nicht aus.", lächelte Jin, worauf er nur nickte. "Richtig. Also hör auf traurig zu sein. Heute ist dein Geburtstag und wir haben noch einiges zu planen!" Angestachelt rutschte er nach vorne und griff wieder zum Notizblock während Jin ihn nur lächelnd ansah. Ja, er lenkte gerade vom Thema ab aber er wollte sich nicht schon wieder mit seiner Vergangenheit befassen. Sie war vergangen und sie waren nun glücklich. Das alles war vorbei und würde auch nie wieder geschehen. Mehr musste er darüber auch nicht sinnieren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)