Als wir uns das erste mal trafen von mandarinenbluete ================================================================================ Kapitel 1: Meine beste Freundin ------------------------------- Heute ist schon wieder einer dieser Nächte an dem der Himmel von diesem wunderschönen Vollmond erhellt wird. Ich liebe solche Nächte. Tat ich schon als kleines Kind. Es ist immer so herrlich ruhig und nur der Wind gibt hin und wieder ein Geräusch von sich, wenn er durch die Blätter der Bäume weht. Ich habe am Ufer eines Sees mein Lager aufgeschlagen und beobachte, wie sich der Mond in dem Wasser widerspiegelt. Es ist schon sehr spät aber der Anblick ist zu schön, als das ich einfach schlafen gehen könnte. Anders als das flauschige Wesen neben mir. Sie ist erschöpft und nach kurzer Zeit auch direkt eingeschlafen. Das wundert mich auch nicht. Heute war ein anstrengender Tag gewesen. Sie zuckt kurz. Wahrscheinlich träumt sie gerade etwas lebhaftes. Ich lächle sanft und streichle dem Feuerpokémon leicht über dem Kopf bis mein Blick wieder Richtung Himmel wandert. Es ist jetzt einige Jahre her, seit wir uns das erste mal begegnet sind. Eins weiß ich noch genau...in der Nacht, vor unserer Begegnung, hatte ich in den Himmel gesehen und noch nie einen so hellen und großen Vollmond erblickt. Bei unserem Zusammentreffen war ich gerade mal 11 Jahre alt. Ich spielte im Wald, der ganz in der Nähe meines Elternhauses liegt. Leider hatte ich währenddessen die Zeit ganz aus den Augen gelassen und nicht bemerkt, wie sich langsam immer mehr dunkle Wolken am Himmel zeigten. Ich wusste ich müsste mich beeilen, sonst würden sich meine Eltern wahnsinnige Sorgen machen. Es gab bloß ein Problem. Ich war mal wieder ziemlich weit in den Wald hinein gelaufen und am anderen Ende wieder heraus gekommen. Genau dort befindet sich eine kleine Stadt, in der meine Familie heute noch einkauft. Nun hatte ich also das Vergnügen, den ganzen Weg, den ich zurücklegte, nochmal zu laufen. Ich rannte. Musste mich beeilen. Der Himmel wurde immer dunkler und ich wusste, es würde gleich anfangen, wie aus Eimern zu schütten. Ich weiß nicht mehr was es war oder warum ich das dann gemacht habe. Ich weiß bloß, dass es richtig war. Knapp ein Drittel meines Weges lag nun hinter mir, bis ich plötzlich stehen blieb. Da war dieses eigenartige Gefühl. Keine Ahnung wo es auf einmal herkam, nur hatte ich jetzt das Gefühl, als wollte es, dass ich mich noch ein bisschen umsehe. Ich drehte mich um meine eigene Achse, doch wusste ich nicht, warum? Was wollte mir dieses Gefühl nur sagen? Warum sollte ich noch eine Weile hier bleiben? Ich wollte gerade wieder zum gehen ansetzen, als plötzlich ein Geräusch zu hören war. Ein keuchen. Nur ganz leise. Wie ein kleines Wispern. Langsam ging ich in die Richtung aus der ich das Geräusch vernahm. Immer weiter. Ich wusste nicht warum, aber je näher ich diesem keuchen kam, desto schneller pochte mein Herz. Ich war total aufgeregt aber ich wollte wissen, wer dieses Geräusch von sich gab. Und dann sah ich es. Direkt unter einem Baum. Ein kleines Evoli. Beim näheren betrachten konnte man deutlich erkennen, dass dieses flauschige Etwas sich an einem der Hinterbeinen verletzt hatte. Natürlich fragte ich mich, wie das wohl passiert ist. Aber darüber konnte ich mir auch später Gedanken machen. Die Wunde sah alles andere als harmlos aus und leider war sie auch nicht sonderlich sauber. Ganz langsam bewegte ich mich auf das Evoli zu. Doch plötzlich schreckte es hoch und sah mich mit großen, verängstigten Augen an. Saphirblau. Das hatte ich ja noch nie bei einem Pokémon gesehen! Ich musste aber zugeben, dass dies die schönsten Seelenspiegel waren, in die ich je blickte. Kurzzeitig verlor ich mich in diesen funkelnden Saphiren. Sie strahlten eine gewisse Wärme aber auch eine Vertrautheit aus, die ich noch nie so empfunden habe. Und doch war ganz klar die Panik und Angst in den Augen des Normalpokémons zu erkennen. Ich beugte mich langsam runter um auf gleicher Höhe des Evolis zu sein und begann sanft zu sprechen. "Es ist alles gut", flüsterte ich und streckte meine Hand nach dem braunhaarigen Pokémon aus. "Ich werde dir nichts tun." Kurz bevor ich das Fell berühren konnte, biss es mir in meinen Finger. Das Kleine hatte ziemlich viel Kraft im Kiefer, denn es tat richtig weh. Am liebsten hätte ich meinen Finger sofort wieder weggezogen. Tat ich aber nicht. Stattdessen hielt ich die Schmerzen aus und versuchte zu lächeln. Ich wollte dem Evoli helfen und dazu musste ich ruhig bleiben. Allerdings wurden die Schmerzen immer stärker und ich wusste, ich würde das nicht mehr lange durchhalten. Ich musste was tun. Aber was? Ganz leise fing ich an zu summen. Eine kleine Melodie, die ich immer dann summte, wenn ich mich einsam fühlte. Es schien zu funktionieren, denn ich merkte wie der Schmerz immer weniger wurde und schließlich vollkommen verschwunden war. Große Augen starrten mich an und ich konnte nicht anders als zu lächeln. Wieder streckte ich meine Finger nach dem Evoli aus, doch diesmal biss es mir nicht hinein. Nein! Im Gegenteil! Ganz sachte legte es den Kopf schief, sodass ich noch besser rüberstreicheln konnte. Ich hätte noch Stunden damit verbringen können, doch fiel mir auf, dass die Stirn des flauschigen Pokémons geradezu brannte! Wahrscheinlich hatte sich das Fellknäuel eine Infektion durch die Wunde geholt. Ich musste handeln! "Ich werde dir helfen", sagte ich. "Ich bring dich ins Pokémoncenter, ok? Da kann man dir helfen und keine Angst, ich lasse nicht zu, dass dir noch mehr zustößt." Es hatte mich damals selber gewundert aber das kleine Normalpokémon schien mir wirklich zu vertrauen. Ein kleines Lächeln schenkte es mir bevor ich so vorsichtig wie möglich mit meinen Händen unter das Fell glitt und hoch hob. So klein und zerbrechlich und doch so warm und voller leben. So kam mir damals das kleine Etwas in meinen Armen vor. Ganz sanft drückte ich es gegen meinen Brustkorb und rannte los. Ich musste den Weg zurück laufen, den ich gerade zurückgelegt hatte. Eins war auf jedenfall sicher. Meine Eltern würden sich sowas von große Sorgen machen. Aber das war mir im Moment gleichgültig. Ich wollte bloß dem kleinem Evoli, mit diesen außergewöhnlichen Augen, helfen. Bloß leider war das Glück nicht auf unserer Seite. Kurze Zeit nachdem ich losgelaufen war, fing es auch schon an zu schütten. Ich weiß noch, ich hatte wahnsinnige Angst, dass sich der Gesundheitszustand des Evolis verschlechtern könnte und versuchte es mit meiner Jacke ein bisschen vor den Regentropfen zu schützen. Als ich das Pokémoncenter endlich erreichte, war ich von Kopf bis Fuß vollkommen durchnässt und aus der puste. Doch war mir das einfach nur egal. Ich rannte zur Rezeption direkt auf das Chaneira zu und bat es sofort Schwester Joy zu holen. Keine zehn Sekunden später war sie da und fragte was den los sei. "Schwester Joy! Sie müssen diesem Evoli sofort helfen. Es ist an einem der Hinterbeinen verletzt. Außerdem glaube ich, dass es hohes Fieber hat", antwortete ich. Dann ging alles ganz schnell. Die Schwester alarmierte ihre Assistentin sofort eine Trage zu holen. Gleich darauf kam das Chaneira mit dem geforderten Transportmittel und forderte mich auf, dass Evoli darauf zulegen. Kurz nachdem ist dies gemacht hatte, schlug es die kleinen Äuglein auf und starrte mich an. Wieder konnte ich diese Angst erkennen, wie ganz am Anfang. Sie flehten mich förmlich an, ich solle es doch auf keinen Fall allein lassen. Ich konnte nicht anders als beruhigend zu lächeln und flüsterte: "Keine Sorge. Ich bleibe die ganze Zeit in deiner Nähe. Dir kann nichts mehr passieren. Versprochen." Es war bloß eine minimale Veränderung aber ich konnte deutlich dieses kleine Funkeln erkennen, dass mir bestätigte, dass die Angst weg war und Vertrauen an dessen Stelle getreten ist. Mittlerweile wurde das Evoli behandelt, während ich fast die gesamte Zeit hinter einer Glaswand stand und beobachtete was wohl als nächstes passieren würde. Davor hatte ich noch schnell meine Eltern angerufen und von dem Vorfall erzählt. Daheim durfte ich mir aber trotzdem eine ordentliche Standpauke anhören. Mir gab man dann noch eine Decke zum trüber werfen. Ich war ja noch vom Regen klitsch nass. Ich wartete solange bis Schwester Joy endlich aus dem Raum trat. "Wie geht es dem Evoli?", kam es sofort aus mir raus. Sie lächelte mich nur an und antwortete: "Ihr geht es soweit ganz gut. Die Wunde am Beim ist an sich nicht sonderlich schlimm, allerdings hat sie sich dadurch eine kleine Infektion geholt und das Fieber bereits einen sehr kritischen Punkt erreicht. Jetzt ist aber alles wieder in Ordnung. Ich habe ihre Wunde versorgt und ihr ein Mittel gegen das Fieber gegeben und jetzt schläft sie. Die Kleine hatte wahnsinniges Glück, dass du sie gefunden hast, sonst wäre noch etwas schlimmes passiert." Ich war sowas von erleichtert: "Zum Glück! Ich hatte mir echt sorgen gemacht. Moment. Sie?" "Stimmt genau. Das kleine Evoli ist nämlich ein Mädchen", entgegnete sie mir. Darauf nickte ich bloß kurz und fragte, ob ich nicht nach ihr sehen dürfte. Schwester Joy gab mir die Erlaubnis und ich lief zu dem kleinem Normalpokémon an den Tisch. Ich sah das kleine Etwas nur an. Sie wirkte so friedlich, wie sie einfach nur eingerollt da lag und schlief. Ich weiß noch genau...am liebsten wäre ich einfach durch das braune Fell gestrichen, lies es aber sein. Ich wollte die Kleine nicht wecken. Irgendwann schlief ich direkt neben Evoli ein. Irgendetwas weiches weckte mich am nächsten Morgen. Zuerst wusste ich nicht, was gerade los war? Bis ich meine Augen aufschlug und in zwei wunderschöne Saphirblaue blickte. Evoli hatte mich solange angestupst bis ich endlich wach wurde. "Dir scheint's wieder besser zu gehen, stimmt's?", hatte ich mit freudiger aber auch verschlafener Stimme gefragt. Sie strahlte über das ganze Gesicht und ehe ich mich versah, sprang sie mir in die Arme und kuschelte sich an mich. Ich war ja noch recht verschlafen und realisierte erst nach ein paar Sekunden, was die Kleine eigentlich gerade tat. Doch als ich es endlich merkte, konnte ich nicht anders als wieder zu lächeln und drückte sie ganz sanft gegen meine Brust und streichelte durch ihr weiches Fell. Es war irgendwie komisch. Schon wieder kam dieses Gefühl von Wärme und Vertrauen hoch. Ich frage mich heute noch, warum habe ich eigentlich so empfunden? Ich hatte natürlich schon früher Pokémon gestreichelt, mit ihnen gespielt, gekuschelt oder einfach nur in die Augen geblickt. Doch noch nie hatte ich ein so wohliges Gefühl dabei. Es kam mir so vor, als ob ich dieses Evoli schon ewig kannte. Eine Vertraute, aus früheren Tagen. Gegen Mittag konnte ich die Kleine wieder mitnehmen. Schwester Joy hatte mir davor noch versichert, dass ich mir wegen der Verletzung keine Sorgen machen müsste und was das Fieber anging, dass war über Nacht vollkommen verschwunden. Wir wanderten den selben Weg entlang, den ich mit ihr im Arm gelaufen war. Weder ich noch das kleine Normalpokémon gaben ein laut von sich. Wir gingen nur nebeneinander her und genossen die Natur. Irgendwann kamen wir zu der Stelle, an der ich ihr begegnet war. Ich blieb stehen. Jetzt war eigentlich der Zeitpunkt gekommen, mich von ihr zu verabschieden. Aber...das wollte ich nicht. Sie war mir doch so vertraut. Sie sollte bei mir bleiben. Aber wusste ich, dass das jetzt nur Evoli entscheiden könnte. Ich beugte mich zu ihr runter, strich ihr ein paar mal über den Kopf, sah in ihre wunderschönen Augen und sprach: "Hier trennen sich unsere Wege. Weist du...ich habe dich in der Zeit wirklich sehr lieb gewonnen." Ich habe einfach weiter geredet und merkte nicht, wie mir langsam aber sicher die Tränen kamen. "Du kannst nun wieder zurück in deinen Wald." Das kleine Fellknäuel sah mich nur mit großen, fragenden Augen an. Ich hielt das nicht mehr aus. "Pass das nächste mal besser auf dich auf, ja? Mach's gut", brachte ich gerade noch schluchzent, traurig lächelnd, heraus. Ich drehte mich um und bin bereits einige Schritte gegangen als ich plötzlich durch einen Schrei hinter mir aufmerksam wurde. "Evooliii! Evooliii!", schrie die Kleine. Sie lief geradewegs auf mich zu und sprang mir sofort in meine Arme. Sie wollte also bei mir bleiben. Sie wollte tatsächlich bei mir bleiben! Ich war in dem Moment nur unglaublich glücklich. Ich hätte vor Freude weinen können. Wobei ich eigentlich sowieso schon am heulen war. Ich hatte eine neue Freundin bekommen. Dieser Tag liegt jetzt 6 Jahre zurück und in der Zeit haben wir so wahnsinnig viel erlebt.Wir sind zusammen durch die Regionen gereist, haben an diversen Wettbewerbe teilgenommen, unzählige Kämpfe bestritten und unglaublich viel Spaß dabei gehabt. Noch immer sitze ich am Ufer und blicke auf den großen See. Wie lange sitze ich jetzt hier und schwelge in Erinnerungen? Ich weiß es nicht aber...das ist mir auch egal. Und wieder richtet sich mein Blick auf das Feuerpokémon neben mir. Sie sieht aber auch einfach zu niedlich aus, wie sie total eingerollt so schläft. Diese Tatsache lässt mich unwillkürlich schmunzeln und streichle ihr über den Kopf. Plötzlich schlägt sie die Augen auf und ich kann in zwei wunderschöne, saphirblaue Augen sehen. Selbst nach ihrer Entwicklung sind sie so geblieben und immer noch genauso schön, wie bei unserer ersten Begegnung. "Entschuldige Flamara. Ich hab dich geweckt", flüstere ich. "Schlaf ruhig weiter. Ich werd mich auch gleich schlafen legen." Daraufhin folgte ein leichtes nicken und sie schließt ihre müden Augen. Kurz darauf ist sie auch gleich wieder eingeschlafen. Für nichts auf der Welt würde ich meine Kleine hergeben. Sie bedeutet einfach alles für mich. Sie ist mein Pokémon, meine Mitreisende, meine Beschützerin, meine Vertraute, meine beste Freundin...meine Flamara. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)