Das Teehaus am Ende der Straße von Seelenfinsternis ================================================================================ Kapitel 19: Aus der Dunkelheit heraus ------------------------------------- 19 – Aus der Dunkelheit heraus Es war seltsam ihm plötzlich wieder so nahe zu sein. Feste hielt sie sein Arm und presste sie an seine Seite, während sie durch die klare Luft rasten. Der Wind schlug hart gegen ihr Gesicht und zerzauste ihr das Haar. Kagome spürte die Wärme, die von seinem Körper ausgestrahlt wurde und die sich so vertraut anfühlte. Vertraut fühlte sie auch die Konturen seines Körpers durch die Kleidung hindurch und sofort hatte sie wieder die Bilder jener Nacht vor Augen. Erinnerungsfetzen wirbelten durch ihren Kopf; wie er sich über sie beugte, Gedanken an den attraktiven Körper, der nun von schwarzem Stoff verhüllt wurde und all die Gefühle, die sie sich hartnäckig verbot zu fühlen. Ein Teil von ihr war noch nicht bereit ihn einfach hinter sich zu lassen und zu vergessen und machte sich nun wieder lautstark bemerkbar. Sofort schritt ihr Verstand ein und machte klar deutlich, dass es aussichtslos war und rang die aufkeimende Sehnsucht nieder. Auch Sesshoumaru blieb nicht unberührt von der plötzlichen Nähe. Wieder und wieder führte er sich vor Augen, dass es einfach die effizienteste Art war möglichst schnell die Distanz zu überbrücken. Es wäre lächerlich dem Ganzen mehr Beachtung zu schenken, aber klammheimlich genoss es der rebellische Teil seiner Seele, der nicht aufhören wollte ihn mit Einsamkeit zu quälen und nahm das so eigentümliche Gefühl in sich auf. Aber diese Vertrautheit war unangebracht, jeder freundliche Gedanke an die Miko eine Verschwendung, denn sie hatte ihn verraten. Sie konnte ihm nützlich sein bei der Befreiung Hanakos, das war die einzige und ausschließliche Motivation sie nicht brutal von sich zu stoßen. Sobald die Hanyou in Sicherheit sein würde, würden sich auch Kagomes und seine Wege für alle Zeiten trennen. Angestrengt schweigend überflogen sie den Himmel über der weitläufigen Stadt. Sesshoumaru achtete darauf möglichst hoch am Himmel zu fliegen, so dass sie von unten nicht zu entdecken waren, auch wenn ein zufälliger Zeuge dieser Reise nur einen gleißenden Lichtball hätte sehen können. Unter ihnen spiegelte sich die Sonne in den unzähligen Türmen der Büros, aber die Hektik des Geschäftsviertels reichte nicht bis zu ihnen hinauf. Sie konnte zwar das Treiben der vielen Menschen auf den Straßen sehen, das entfernt an die Betriebsamkeit eines Ameisenstaats erinnerte, aber sie hörte nichts als das Rauschen des Windes in ihren Ohren. Es war wundervoll, diese Ruhe, dieser Ausblick; Es wäre noch wundervoller gewesen, wenn nicht die Gegenwart des Daiyoukai ihr jetzt gerade so unangenehm wäre. Der Flug dauerte nicht lange, denn Sesshoumaru flog in eiligem Tempo und so hatten sie die dicht aneinander gedrängten Häuser bald hinter sich gelassen. Grüne Felder bestimmten nun das Bild unter ihnen, doch schon bald verloren sie sich in einem immer dichter werdenden Wald, der die Berge am Horizont hinaufkroch. Je näher sie diesem kamen, desto spärlicher wurden die Anzeichen menschlicher Zivilisation, unberührte Natur lag vor ihnen. Sesshoumaru raste nun nicht mehr über den Himmel und ließ sich langsam tiefer sinken. Kagome vermutete, dass sie ihrem Ziel nahe waren und er versuchte den Rückzugsort der Pantheryoukai zu erspähen. „Ich rieche Rauch“, teilte er wenig später mit und landete mit ihr zwischen hohen Kiefern. Kaum hatten ihre Füße wieder festen Boden berührt, nahm Sesshoumaru Witterung auf. Immer wieder atmete er konzentriert die Luft ein und suchte nach der feinen Spur Qualm, die ihm am Himmel in die Nase gestiegen war. Sie wusste nicht, was sie tun konnte außer ihm Weg zu stehen, also lehnte sie sich gegen einen Baum und beobachtete Sesshoumarus Bemühungen. Er schien nun wirklich wieder in seinem Element zu sein, er streifte im Zwielicht der Bäume umher und untersuchte die Umgebung auf mögliche Spuren. Fasziniert folgte sie jeder seiner Regungen, jeder seiner geschmeidigen Bewegungen. Es wurde sofort deutlich, was seine eigentliche Natur war: Ein Jäger, ein Raubtier. Den bedauernswerten Wirt hatte er in der Stadt zurückgelassen. „Sie lagern nicht weit von hier, etwa zwei Stunden zu Fuß“, durchbrach er die Stille des Waldes und sah Kagome abschätzend an. „Drei Stunden“, korrigierte er sich einen Moment später abfällig. Es dauerte keine Sekunde und Kagome spürte die alte Wut in sich wieder aufkochen. Aber es würde sie ihrem Ziel nicht auch nur einen einzigen Schritt näherbringen, also verkniff sie sich eine schnippische Antwort. Das würde sie ihm schon heimzahlen! Ohne Vorwarnung verschwand er in den Büschen und machte sich auf den Weg. Kagome hatte Mühe ihm zu folgen und Schritt zu halten. Querfeldein liefen sie durch wild gewuchertes Unterholz, Sesshoumaru voran, der alles, was ihm im Weg wuchs, zerstörte und ein Stück dahinter eine immer frustrierter werdende Kagome, deren Beine auf dem kurzen Stück des Weges schon einige Schrammen erlitten hatten. Sich das laute Fluchen zu versagen war dabei die eigentliche Tortur, aber sie wollte nicht riskieren von einem umherstreifenden Panther entdeckt zu werden. Sesshoumaru war überrascht, dass sie ohne Beschwerden oder zu jammern den Gewaltmarsch mitmachte. Er sah deutlich aus dem Augenwinkel, dass es sie sehr anstrengte und sie es nicht gewohnt war durch unwegbares Gelände zu marschieren. Sie würden ihr Ziel wohl eher erreichen, als er erwartet hatte, er musste seine erste Einschätzung gedanklich korrigieren. Das änderte aber überhaupt nichts an der Tatsache, dass ihre Anwesenheit ihn nervös machte. Wie so oft war er hin und her gerissen was sie betraf. Auf der einen Seite war es ihm völlig zuwider, dass sie dabei war, auf der anderen machte er sich bereits Sorgen, ob sie bei dem Zusammentreffen mit dem Clan der Panther verletzt werden könnte und wie er sie schützen können würde. Doch bevor er sich über diese sich schon wieder in ihm entwickelnde Ambivalenz ärgern konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf eine Lichtung gelenkt, die sich vor ihm eröffnete. Schnell suchte er Deckung hinter den angrenzenden Bäumen um sich dem Blick des Wachpostens zu entziehen und deutete Kagome an sich still zu verhalten. Gerade noch rechtzeitig, den einen Moment später lief der Späher an ihrem Versteck vorbei. Als die Gefahr vorzeitig entdeckt zu werden gebannt war, flüsterte er: „Wir warten auf die Dämmerung. Bis dahin verschaffe ich mir einen Überblick über die Lage.“ Die Miko nickte zustimmend, fragte aber: „Was tue ich?“ „Still sein und warten.“ Mit nur einem Sprung war er in der dichten Krone eines Baums verschwunden. Wieder einmal schaffte er es, dass sie sich wie eine Idiotin fühlte. Enttäuscht setzte sie sich zwischen zwei Sträucher, die sie vor neugierigen Blicken verbargen. Es tat weh, dass er sie so offensichtlich von ihrer Unternehmung ausschloss und sie als Klotz am Bein sah. Der Stachel des abschätzigen Kommentars nach ihrer Landung saß ebenfalls noch tief. Natürlich war ihr Verhältnis zueinander im Moment sehr angespannt, aber warum hatte sie nun plötzlich wieder seine Achtung verloren? Vor jener verhängnisvollen Nacht hatte er sie respektvoller behandelt, er hatte sich ihr ein Stück weit geöffnet und den Anschein gemacht, dass ihm ihre Gesellschaft nicht unangenehm war. Jetzt war er wieder das kalte Ekelpaket, das sie vor fünfhundert Jahren getroffen hatte. Was hatte sie ihm getan, dass er sie nun so sehr verabscheute? Immerhin musste er wohl noch einen marginalen Nutzen in ihr sehen, da er sie mit hierher genommen hatte. Sie war die Miko mit den manchmal praktischen Fähigkeiten. Warum wurmte sie das so sehr, sie wollte ihn doch eigentlich vergessen und ihn aus ihren Gedanken verbannen! Wie lange dauerte das noch, bis er endlich von seiner Erkundung zurückkehrte, überlegte sie angespannt. Ihre Gedanken nutzten die beschäftigungslose Zeit um sich sinnlosen Spinnereien hinzugeben! „Wir müssen zur nordöstlichen Seite“, ertönte plötzlich Sesshoumarus Stimme neben ihr und jagte ihr einen furchtbaren Schrecken ein. Musste er sich auch immer so lautlos bewegen, hätte er sich nicht bemerkbar machen können, schimpfte Kagome empört in Gedanken. Wie so oft schluckte sie ihren Unmut herunter. „Wie gehen wir vor, was hast du gesehen?“ Sesshoumaru ging in die Hocke, um nicht gesehen zu werden, während er anfing das Notwendigste zu berichten. „Im Nordosten laufen zwar einige Panther Wache, aber von dort kommen wir am schnellsten zu der Scheune, in die sie Hanako gesteckt haben. Du bleibst hinter mir, wenn ich es sage, nimmst du sie und haust ab. Kein Geschrei, je weniger von denen mitbekommen, dass wir da sind, desto schneller sind wir da wieder raus.“ Kagome prägte sich seine Anweisungen gut ein und sah ihn dann sorgenvoll an. „Was ist, wenn sie uns entdecken? Oder wenn einer Alarm schlägt?“ „Das lass meine Sorge sein“, knurrte Sesshoumaru. „Was haben sie mit Hanako gemacht? Geht es ihr gut?“, schob Kagome eilig noch nach. Die Fragen gaben ihr Gelegenheit sich noch einen Moment länger in der Sicherheit des Unterholzes zu wiegen. „Sie haben wohl versucht sie dazu zu bringen ihre Auftraggeber zu verraten“, antwortete er kurzangebunden, aber Kagome konnte sich alles Weitere denken. Die Panther hatten versucht Hanako mit Gewalt zum Reden zu bringen, sicher war sie verletzt worden durch die brutalen Verhörmethoden. Es gab keine Zeit mehr zu verlieren, sie durfte jetzt nicht mehr zaudern! „Gehen wir“, sagte Kagome mit fester Stimme. „He, Zatsudan!“, rief einer der Pantheryoukai den Anführer der Gruppe, als er aus der baufälligen Scheune herauskam. Der Angesprochene saß an einem der zahlreichen Feuer, die zwischen den Gebäuden brannten und sah genervt auf. „Was ist jetzt schon wieder? Habt ihr’s endlich mal geschafft, was aus der Kleinen rauszukriegen?“ „Das ist es ja, sie will immer noch nicht singen, egal wie sehr wir ihr wehtun.“ Wütend sprang der Schwarzhaarige auf und ging auf seinen Lakaien zu. „Muss man denn hier alles selbst machen?“ Auf dem kurzen Weg ließ er die Knöchel seiner Hand knacken. Ruppig schubste er den jungen Mann beiseite, doch bevor er durch das weite Scheunentor treten konnte, wurde seine Aufmerksamkeit auf etwas anderes gelenkt. Aus der Dunkelheit des umliegenden Waldes näherte sich eine Silhouette und hielt direkt auf sie zu. „Kümmert euch darum!“, grollte er seine Mitstreiter an, die müßig herumstanden. Sofort rannten sie auf die Gestalt zu, doch kaum hatten sie sie erreicht, gingen sie unter lautem Schmerzensschrei zu Boden. Erstaunt beobachtete Zatsudan den Vormarsch des Unbekannten, er musste sich wohl doch selbst um das Problem kümmern. Mit der Diebin konnte er sich auch später noch ausgiebig beschäftigen. Einen Moment später jedoch lachte er höhnisch auf, denn der Unbekannte war in den Schein der Feuer getreten. „Was willst du hier, Sesshoumaru? Sag bloß, du warst es, der die beiden zu Boden geschickt hat!“ Grimmig setzte Sesshoumaru seinen Weg fort. Es gefiel ihm überhaupt nicht, dass er sich sofort mit dem großmäuligen Kopf der Bande auseinandersetzen musste. Zatsudan war ein unberechenbarer Hitzkopf, der sich viel auf die kümmerlichen Dämonenkräfte einbildete, die er sein Eigen nannte. Er war eine Spur stärker als die übrigen Hanyou seines Clans, deshalb war er ihr Anführer. Ohne Kampf würde er ihn nicht zur Aufgabe zwingen können. Genau das wollte er ursprünglich vermeiden, aber gegen diese Überheblichkeit war kein anderes Kraut gewachsen. „Gib mir Hanako“, sagte Sesshoumaru ruhig und blieb einige Meter vor seinem Gegner stehen. Die übrigen Panther hatten sein Eintreffen ebenfalls bemerkt und scharten sich neugierig hinter ihrem Boss. Verächtliche Blicke erreichten ihn, ebenso spöttisches Gelächter. Seine Leute im Rücken zu haben gab Zatsudan Auftrieb. „Und was wenn nicht? Was willst du dann tun? Mir wieder eine Predigt halten?“, konterte er mit vor Hohn triefender Stimme. Hinter ihm brach schallendes Gelächter aus. Sesshoumaru ließ sich nicht beeindrucken, er wiederholte seine Forderung erneut seelenruhig: „Lass sie gehen oder es wird dir leidtun.“ Die Meute bekam sich nun überhaupt nicht mehr ein, unter Gekicher bekam ihr Boss gerade noch heraus: „Mir soll es leidtun? Köstlich, überaus köstlich!“ Wieder schüttelte ihn ein Lachkrampf, doch er hatte sich schnell davon erholt. „Wenn du dich nicht sofort in dein Teehaus trollst, wird es dir leidtun! Was glaubst du, was du hier tust? Ein Schwächling gegen den gesamten Clan der Pantheryoukai? Verpiss dich, du Niemand, wenn dir dein Leben lieb ist! Geh Tee trinken, das ist gesünder!“ Kagome klopfte das Herz bis zum Hals. Die Panther hatten keine Ahnung wen sie da gerade bis aufs Blut reizten! Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Sesshoumaru es ihnen durchgehen lassen würde ihn so zu beleidigen, selbst jetzt in dieser Zeit. Es würde auf einen Kampf hinauslaufen, da war sie sich sicher und es würde in einem Blutbad enden, denn Sesshoumaru würde ganz gewiss keine Gnade walten lassen. Er war nun wieder fast sein altes Ich, wie er stolz und unnachgiebig vor der Bande stand. Die gleiche Ausstrahlung wie früher umgab ihn; unberechenbar, kalt, machtvoll und gnadenlos. Spürten das die Blödmänner denn nicht? Sein Youki war noch immer unterdrückt, aber es war doch klar zu erkennen, dass das eben kein Niemand war, der da vor ihnen stand! Aber der Gedanke löste Beklemmung in ihr aus. Seine Tarnung würde er in diesem Kampf aufgeben müssen, sein ruhiges Leben würde damit endgültig vorbei sein. Wieder einmal fühlte sie sich schuldig, denn am Anfang dieser Ereigniskaskade stand sie. Sie und diese eine betrunkene Nacht. Sesshoumaru schwieg auf diese erneute Frechheit hin. Dieses sinnlose Geschwätz war ihm schon immer zuwider gewesen. Verhöhnung und Prahlerei, um die eigene Schwäche zu kaschieren, so etwas hatte er nicht nötig. Ohne weitere Worte zu machen zog er sein Schwert aus dem Gürtel. Sofort schwoll das Gelächter wieder an, der Erste rollte sich auf dem Boden und hielt sich den Bauch. „Was willst du denn mit dem Zahnstocher?“, japste Zatsudan atemlos. Wieder schwieg Sesshoumaru. Es war einfach unter seiner Würde, etwas auf dieses Geschwätz zu geben oder gar zu erwidern. Gleich würde es ihm im Halse stecken bleiben. Die unbeeindruckte Gelassenheit und Ruhe seines Gegners machte den Anführer der Panther aber nun wütend. Nahm er ihn etwa nicht ernst? Er würde ihm gleich zeigen, dass mit ihm nicht zu spaßen war! Er griff hinter sich und zog eine Pistole aus dem Bund seiner Hose. „Dir werde ich dein Schweigen schon austreiben, gleich wirst du um Gnade winseln!“ Die anderen, die sich hinter ihm versammelt hatten, folgten seinem Beispiel und zogen ebenfalls ihre Waffen, hielten sich aber vorerst weiter im Hintergrund. Krachend fiel ein Schuss und Zatsudan lächelte siegesgewiss. Doch wider sein Erwarten sackte Sesshoumaru nicht getroffen zusammen. Mit übermenschlicher Geschwindigkeit hatte er einen Schritt zur Seite gemacht und war der Kugel ausgewichen. Das konnte nicht sein, dachte der Panther, hatte er ihn etwa verfehlt? Wieder feuerte er und schoss sein gesamtes Magazin ab. Doch plötzlich verschwand sein Gegner für sein Auge, immer wieder blitzte er nur für einen Wimpernschlag lang auf. Wich er etwa den Kugeln aus? Das war unmöglich, so schnell konnte sich niemand bewegen! Sesshoumaru stand wieder ruhig an seinem Ausgangspunkt. Er spürte all die erstaunten und ungläubigen Blicke auf sich, doch sein Gesicht zeigte nicht die Spur einer Regung. Wenigstens hatte das dumme Gequatsche nun aufgehört, da die Hanyou nun offensichtlich Angst hatten; Der Gestank ihrer Furcht brannte ihm in der Nase. Bakusaiga flammte nun in grünem Licht auf, die ganze Zeit zuvor war das Schwert noch unscheinbar gewesen und hatte seine wahre Kraft versteckt. Mit einem großen Schwung entfesselte der Daiyoukai eine Welle purer Zerstörung, die auf die Panther zurollte. Das gleißend helle Licht verzehrte jeden, der damit in Berührung kam. Einige wenige, unter ihnen Zatsudan, waren geistesgegenwärtig gewesen und geflüchtet. Er hatte sich mit einem Hechtsprung gerettet und sah nun fassungslos, was der Angriff hinterlassen hatte. Durch den gesamten Hof war eine Schneise der Verwüstung gezogen, Trümmer lagen verstreut herum. Dazwischen sah er die Überreste seiner Kameraden, abgerissene Gliedmaßen, zerfetzte Körper und einige, die gerade ihr Leben aushauchten. Was war das gewesen? Wieder sah er zu Sesshoumaru, der nun mit demonstrativer Langeweile das Schlachtfeld betrachtete. Das Schwert in seiner Hand leuchtete aber immer noch, ein grünlich leuchtendes Feuer umhüllte es. Langsam schwante Zatsudan, dass der Schein trog und der mysteriöse Teehausbesitzer mehr war, als er zu sein vorgab. Was er da in den Händen hielt, musste wohl eins jener Dämonenschwerter sein, von dem er in Legenden erzählt bekommen hatte. Wer war dieser Sesshoumaru wirklich? Er schien nicht nur aus nostalgischen Gründen die Vergangenheit in seinem Teehaus zu bewahren. Langsam rappelte sich der Panther wieder auf und gab sich Mühe möglichst unbeeindruckt auszusehen; Lässig klopfte er sich den Staub von der Kleidung. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und zog eine kleine steinerne Tafel hervor, die von Schriftzeichen bedeckt war. „So, du willst also die alten Geschichten lebendig werden lassen? Den Wunsch erfülle ich dir gerne!“ Vorsichtig stellte er die handgroße Platte auf den Boden und kniete sich davor. Seine Finger formten eigentümliche Zeichen, sein Mund murmelte eine Beschwörung in einer fremdartigen Sprache. Schweißperlen bildeten sich auf der Stirn des Pantherhanyou und rannen über sein Gesicht. Was immer er da versuchte, es strengte ihn enorm an. Kagome stand noch immer ein Stück hinter Sesshoumaru, aber sie spürte auch von dort, wie der Funken des Youki in dem knienden Hanyou anschwoll. Eigenartig, sie hatte bei all den Hanyou der Neuzeit noch nie gespürt, dass sie ihr Youki kontrollieren konnten, was ging da vor sich? Schwer atmend sandte Zatsudan schließlich einen schwach leuchtenden Hauch seines dämonischen Erbes durch die in einer komplizierten Geste verkrampften Finger. Als der Funken die Tafel erreichte, flammten die Schriftzeichen in rotem Licht auf. Nebel umhüllte den kleinen Schrein und schwoll schnell zu einer riesigen Wolke an. Ängstlich überlegte Kagome, was der Panther da nur beschworen haben könnte. Sesshoumaru dagegen sah sich das Schauspiel in seiner üblichen Gelassenheit an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)