Nachkriegszeiten von DoD ("Where there is love, there is live") ================================================================================ Prolog: Begebenheiten --------------------- Als der junge Mann die Augen öffnete, strahlte bereits die Sonne. Blinzelnd fuhr er sich durch sein immer noch unordentliches, strubbeliges Haar und warf die Decke zurück. Mit einem schnellen Blick auf die Uhr bemerkte er, dass noch Zeit war. Harry Potter, der Junge der überlebt hatte, war 18 Jahre alt und damit den Kinderschuhen, in denen er sowieso meist nur körperlich gesteckt hatte, komplett entwachsen. Seine Knie waren nicht mehr knubbelig, seine Haare waren komplett aus Hermiones Nagelschere-Massaker rausgewachsen und auch wenn er nicht die Masse von Ron erreichen konnte, war er doch grösser als seine beste Freundin und Ginny, die neben ihm im Bett lag und ihre Ferien noch zu geniessen schien. Harry beobachtete sie, wie sie sich im Schlaf drehte und huschte ins Badezimmer. Er hoffte, sie nicht zu wecken, denn über das, was er heute vorhatte, wusste nur Hermione Bescheid und dies auch nur, weil sie irgendwie die inoffizielle Stilberaterin von Harry geworden war. Seine Freundin zu wecken stand somit nicht zur Debatte. Das Badezimmer war klein, hatte aber ein Fenster und bot Harry mehr Privatsphäre als das auf den unteren Stockwerken, worüber er mehr als froh war. Eigentlich war es nicht sein Plan gewesen, nach dem Krieg jede Nacht mit seiner Freundin, die die Schwester seines besten Freundes war und einen ihrer Brüder vor wenigen Wochen verloren hatte, zu verbringen. Es schien nur so, dass niemand gross daran Anstoss zu nehmen schien- so hatten auch Ron und Hermione ohne grosses Aufheben ein Zimmer zusammen bezogen und Ginny hatte ganz automatisch zusammen mit Harry Bills alte Räumlichkeiten in Beschlag genommen. Das angrenzende Bad wurde magisch in den Dachstock gebaut, nachdem der alte Guhl, der im Sommer zuvor Ron mit Grieselkrätze als Tarnung darstellte, überraschend gestorben war. Harry fühlte sich zwar einerseits geehrt, dass Molly und Arthur kein Problem damit zu haben schienen, dass er mit ihrer einzigen Tochter das Bett teilte, glaubte aber, dass die beiden im Moment vor allem andere Sorgen quälten und sie verstanden, dass es beiden jungen Paaren nicht darum ging, sich körperlich möglichst schnell kennenlernen zu wollen, sondern darum, neben jemanden aufzuwachen, den man liebte. So erklärte Harry sich zumindest die Situation. Das er nach der Schlacht nach Hogwarts nicht zu den Durselys zurückgehen würde, stand für ihn (und die Dursleys) fest. Und eine Rückkehr zum Grimmauldplatz Nr. 12 stand ebenso wenig zur Debatte für den jungen Mann, obwohl das Haus ihm gehörte und Kreacher nach der Schlacht um Hogwarts in sein altes Zuhause zurückgekehrt war und sich darum kümmerte. Kurz hatte er sich überlegt, ein Zimmer im Tropfenden Kessel zu mieten, aber das hatten Molly und Arthur Weasly strickt abgelehnt. Auch Ron hatte ihn nur verdutzt angesehen, als er ihm übernächtigt am Tag nach der Schlacht seine Pläne eröffnet hatte. "Du kommst zu uns man. Wir haben Platz", hatte er gesagt und leiser angefügt: "Ausserdem sollte niemand im Moment alleine sein- auch Ginny würde es gut tun, jetzt da Fred..". Seien Stimme hatte sich verloren und den Kopf abgewendet. Harry, mittlerweile geduscht und angezogen, warf sich einen Umhang über und betrachtete sich kurz im Spiegel. Die neuen Schuhe, Hosen, Shirt und Cardigan waren einem Ausbruch Hermiones zu verdanken, die ihn irgendwann nach der Schlacht in die Muggelwelt gezerrt hatte, um einzukaufen. Symbolisch ein Neubeginn, irgendwie, zumindest für die Gryffindor, die sichtlich Spass daran hatte, Harry einzukleiden. Ausserdem wollte sie der Familie einen Tag nach Freds Beerdigung die Möglichkeit geben, alleine gemeinsam zu trauern- sofern alleine für die immer noch zahlreichen Weaslys das richtige Wort war. Doch Ablenkung war nur ein Teil der Grund für ihre impulsive Entschlossenheit, Harry modisch auf Vordermann zu bringen- mehr als ihm war ihr nämlich klar, dass auf den Bezwinger von Lord Voldemort in nächster Zeit einige offizielle Termine warten würden, die nicht nur in der Zauberwelt stattfinden würden. Und so schleppte sie Harry an jenem denkwürdigen Tag auch zu einem Optiker, der Harry im Eilverfahren eine neue Brille (die der alten seines Vaters so ähnlich wie möglich war) anpasste- mit der richtig scharf sah. Besagte Sehhilfe setzte Harry auf und war immer noch erstaunt über sein Äusseres: er wirkte erwachsen, professionell und weniger wie der Rumtreiber, der er im letzten Jahr gewesen war. Leise schlich er die Treppen des Fuchsbaus herunter, bedacht darauf niemanden zu wecken und entspannte sich erst, als er Georgs Zimmer passierte. Dieser verwand den Tod seines Bruders mehr als schlecht und hatte vom St.Mungo Krankenhaus einen Trank erhalten, damit er traumlos schlief. Selbst wenn Hagrid die Treppen heruntergepoltert wäre- der lebende Zwilling wäre kaum aufgewacht. Kapitel 1: Wahrheiten --------------------- Harry war ganz froh, als er die Küche erreichte und ihm bewusst wurde, dass er heute alleine frühstücken würde. Auch wenn das Haus voller Leben steckte und alle mehr als genug zu tun hatte- die Stimmung war eigenartig. Es war, als ob der Nebel der vergangen Ereignisse durch die letzten Ritzen des Hauses drang und alle Bewohner dröge und kraftlos machte. Die freudige Energie vieler Sommer war verschwunden- und hatte der Melancholie und Trauer Platz gemacht, von denen sie alle gleichermassen befallen waren. Jeder verarbeitete die Geschehnisse auf eigene Weise. Und Harry würde heute etwas tun, das ihm gleichzeitig sehr wichtig und dennoch dumm vorkam- er würde als Zeuge in einem der Todesser-Prozesse aussagen. "Harry mein Lieber, was tust du den schon so früh hier?" Schnell drehte sich der Angesprochene um und blickte direkt in Molly Weaslys müdes Gesicht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass ausser ihm noch jemand wach war, doch die Uhr der Familie zeigte, dass Percy, Bill und Arthur bereits im Ministerium waren und Molly offensichtlich in der Küche stand. Lügen wäre zwecklos. "Ich gehe zu den Gerichtsverhandlungen, Mam", sagt er. Die Anrede tönte einerseits wie ein respektvolles "Mam", anderseits betonte Harry es auch ein bisschen wie "Mum". Molly hatte gelächelt, als er sie das erste Mal so genannt hatte und schien die Anrede zu mögen. Doch heute Morgen liess sie sich dadurch nicht besänftigen. "Aber mein Lieber, was willst du dort? Du hast doch schon ausgesagt", fragte sie verwirrt, während er sich setzte und sie mit einer Geste bat, es ihr gleichzutun. "Willst du kein Frühstück?", setzte sie nach und nahm, nachdem Harry den Kopf geschüttelt hatte, auf dem Stuhl gegenüber Platz." Harry musterte sie. Der Tod ihres Sohnes stand ihr ins Gesicht geschrieben, sie wirkte älter und härter den je und war offensichtlich müde. Er war sich nicht sicher, ob er ihr wirklich anvertrauen sollte, was er vorhatte, doch andererseits würde sie ihn ohne Erklärung wohl nur ungern gehen lassen. Und vielleicht würde sie verstehen. "Ich gehe nicht, um eine Aussage zu machen", begann er zögerlich und knetet seine Hände. Molly unterbrach ihn, nahm seine Hände und hielt sie in ihren, eine Geste, die mütterlicher nicht sein konnte. "Aber was willst du den da mein Lieber?", fragte sie und sah im forschend in die Augen. "Deine Anwesenheit ist nicht nötig und du quälst dich doch nur, wenn du dich mehr als nötig der Öffentlichkeit aussetzt." Harry blickte auf seine Hände und war gerührt. Natürlich hatte sie recht, jeder Schritt in der Zaubergemeinschaft war ein Spiessrutenlauf, den Harry Potter, der Junge der überlebt hatte, der Bezwinger Lord Voldermorts war mehr als jemals zuvor Galionsfigur und Held der Zauberwelt. Jeder erwartet tröstende Worte, weise Aussagen und ein zukunftsorientiertes Denken und das von einem 18 jährigen Jungen, der Freunde, Klassenkameraden und Bekannte verloren hatte wie alle anderen auch. Zudem wollte die Öffentlichkeit wissen, was genau im letzten Jahr geschehen war und was sich zwischen ihm und Voldemort abgespielt hatte. Nach der Schlacht konnte er keinen Schritt mehr gehen ohne verfolgt zu werden und es zerrte an seinen Nerven, dass alle Welt ihm immer wieder die selben Fragen stellte. Es war Hermione, die eine Lösung für das Problem hatte. An dem Tag in der Muggelwelt gestand sie Harry, dass sie die Idee hatte, eine Pressekonferenz zu veranstalten. "Muggel machen das manchmal bei grossen Ereignissen", erklärte sie. "Wir könnten uns alle drei und vielleicht noch Neville an einen Tisch setzten und alle Fragen auf einmal beantworten, weisst du- also wenn du willst", meinte sie zögerlich. Harry sah sie verblüfft an. Das Mädchen, dass seine Eltern bisher noch nicht aus Australien zurückgeholt hatte ("Ich möchte warten bis die Prozesse vorbei sind um sie nicht in Gefahr zu bringen"), schlug ihm vor, die totale Öffentlichkeit zu suchen. Er stimmte zu und sass einige Tage nach der Schlacht um Hogwarts in eben jener Schule in der grossen Halle, die brechend voll war mit allerlei magischen Reportern und erzählte ausführlich von seinem letzten Jahr. Die Porträts von Professor Dumbeldor und von Snape hingen hinter dem Tisch, um etwaige Fragen zu beantworten, genau so wie Ron, Hermione und Neville neben ihm sassen und seine Geschichte ergänzten, wenn er nicht weitererzählen mochte oder konnte. Hermione drückte unter dem Tisch Rons Hand, als dieser mit rosa Ohren erzählte, weswegen er einen Teil der Reise nicht mit den anderen verbracht hatte. Neville berichtete, was sich in Hogwarts zugetragen hatte und Dumbeldore Stand Rede und Antwort zu den Horkruxen und den Heiligtümer des Todes - wenn auch nicht zu seiner eigenen Biografie. Snape war mehr als nicht erfreut, als Harry die Geschichte zwischen ihm und Lily Potter öffentlich machte, die sein Handeln erklärten und gab sich keine Mühe seinen Unmut zu verstecken. Erst Dumbledore konnte ihn besänftigen und ihm die Wichtigkeit seiner Taten komplett bestätigen, worauf an Stelle des verstimmten Gesichtsausdruck ein spöttisches Lächeln auf Snapes Züge wandern. "Immerhin, getötet werden kann ich dafür nicht mehr. Dennoch, dass wird ein Nachspiel haben, Potter." Snape sollte Recht behalten, denn einige Dinge behielten sie alle für sich. So erzählte auch Harry nur das Nötigste von seiner Schlacht. Er lies dabei aus, dass er seine Familie gesehen hatte und verschwieg auch andere Details rund um das Treffen mit Voldemort im Wald, weil sie ihm als zu privat erschienen. Doch mittlerweile hatte sich das Blatt gewendet und die Details waren zu wichtig, um sie weiterhin nur in seinem Kopf zu behalten. Er kam aus seinen Erinnerungen zurück in die Küche, in der ihn Molly Weasly sorgenvoll musterte. "Es gibt etwas was ich tun muss, Mam", erklärte Harry stockend. "Was den mein Lieber?" "Ich werde als Zeuge für die Familie Malfoy aussagen". In der Küche konnte man die Stille förmlich spüren. Molly sah ihn an, Verwunderung, Ärger, Zorn, Abscheu und Ratlosigkeit zeigten sich in ihrem Mienenspiel, doch bevor sie zu einer Erwiderung ansetzten konnte, fuhr Harry fort. "Es gibt etwas, was ich bisher erst Hermione erzählt habe und möchte das du verstehst, warum es mir wichtig ist, heute vor Gericht zu erscheinen", sagte Harry und sah ihr in die Augen. Als er merkt, dass ihre gesamte Aufmerksamkeit hatte, begann er langsam zu reden. Er erzählte ihr, wie er mit dem Tarnumhang zum verbotenen Wald schritt, die Bilder der Toten im Kopf, die trauernde Familien, Tonks, Lupin und natürlich Fred vor dem inneren Auge, geplagt von Schuldgefühlen. Wie er den Stein der Toten drehte, seine Familie erschien und er sich schliesslich Voldermort stellte, wie dieser ihn scheinbar tötete und wie Narzisse Malfoy die Schlacht entschied, als sie ihn fragte, ob Draco, ihr Sohn noch leben würde und sich gegen ihren Meister stellte, aus Mutterliebe zu ihrem Kind, wissend, dass das ihr Tod und das Ende ihrer Ehe bedeuten könnte. Er erzählte, wie sie damit, in der tiefsten Hoffnungslosigkeit, das Blatt wendete für ihn und den Grundstein legte für den Sieg Gut über Böse. Als er geendet hatte starrte ihn Molly Weasly mit Tränen in den Augen an. Sie begriff, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hatte. "Oh Harry mein Lieber", sagte sie schluchzend, "du guter Junge." Mehr konnte sie nicht sagen, ihr Abscheu gegen die Malfoys war gross, wie das der ganzen Familie, dennoch begriff sie, dass Harry aus den richtigen Beweggründen handelte. Auch sie war eine Mutter und verstand, dass Narzisse nicht aus egoistischen Gründen gehandelt hatte - genau wie sie, als sie sich Bellatrix Lestrange gegenüberstellte um ihre Mädchen zu retten, den Tod als Option eingerechnet aber fest entschlossen, lieber selbst zu sterben als Ginny und Hermione Gevatter Tod zu überlassen. Eine Empathie für Narzisse Malfoy machte sich in ihr breit und als Harry sie zum Abschied umarmte, wusste sie, das ihm klar war, was er auf sich nahm um eine Frau zu schützen, die ihm im besten Fall Verachtung entgegen brachte. Nachdem Harry sie umarmt hatte und durch den Kamin verschwunden war, sass Molly Weasly am Tisch und kam sich mehr als nur verloren vor. Nie hatte sie sonst im Sommer Zeit, in Gedanken zu versinken, da ihre Kinder das Haus bevölkerten und ständig etwas brauchten. Bei den Gedanken an ihre Liebsten liefen ihr Tränen über die Wangen - der Verlust von Fred war allgegenwärtig und machten ihr bewusst, wie erwachsen Ron, Hermione und auch Ginny im letzten Jahr geworden waren. Gerade als sie aufseufzte, hörte sie, wie jemand die Küche betrat. Sie hob den Kopf von der Tischplatte und blickte geradewegs in die Augen der Gryffindor, die noch Teil ihrer Gedanke gewesen war. Hermione schien unentschlossen. „Oh, ich wollte nur- sag mal alles in Ordnung Molly?“ fragte sie zögerlich und kam näher. Molly musterte sie ausgiebig. Sie war im begriff, eine wunderschöne Frau zu werden, auch wenn sie noch kindliche Züge hatte- besonders dann, wenn sie unsicher war. „Er ist fort“, erklärte Molly träge und stand auf. Hermione fühlte sich ertappt. „Und er hat mir erzählt, was er tun will“, setzte Molly nach und war fasziniert von dem Mienenspiel der Freundin ihres Sohnes. Unsicherheit, Erleichterung und Sorge zogen über das Gesicht der jungen Frau, die durch die Türe hindurchstarte. Schliesslich schüttelte sie den Kopf und setzte sich hin. „Möchtest du auch einen heisse Schokolade?“, fragte sie Molly und zog ihren Zauberstab aus dem Morgenmantel. Molly Weasly nickte. Eine heisse Schokolade würde ihr guttun. „Weshalb bist du eigentlich schon wach Liebes?“, fragte sie nach einigen Sekunden mit nachdenktlicher Stimme. Hermione fühlte sich ertappt. „Naja, ich wollte Harry eigentlich viel Glück wünschen und ihn fragen, ob er meinen Brief mitnehmen könnte.“ Molly sah sie abwartend an. „Was für einen Brief?“ Hermione seufzte. „Den für Kingsley. Ich lehne sein Angebot ab- ich will mein letztes Schuljahr in Hogwarts nachhohlen.“ Als Harry in der Ministeriumshalle ankam wünschte er sich sofort seinen Tarnumhang herbei. Zwar hatte es nicht mehr viele Magier, denn die meisten befanden sich bereits auf der Arbeit oder suchten einen Platz im grossen Gerichtsaal - schliesslich wurde eine der ältesten und reinblütigsten Famillien heute verurteilt und die wenigsten Mitglieder der magischen Gemeinschaft wollten sich dies entgehen lassen. Harry war mulmig zu Mute. Unwillkürlich kamen ihm Hermiones Worte in den Sinn. „Harry, ich finde es mutig, was du machen willst - aber mach es richtig. Kein Brief, kein Tarnumhang, kein Versteckspiel- sonst bekommt dein Auftritt mehr Bedeutung als deine Botschaft“, hatte sie ihm gesagt, als er ihr von seinem Plan für die Malfoys auszusagen erzählt hatte. Der junge Mann atmete tief durch, als er das Atrium durchschritt. Sie hatte recht, dachte er, als den Lift betrat und die kühle Frauenstimme den untersten Stock ankündigte, in denen sich die Verhandlungsräume befanden. Harry zuckte kurz zusammen und fühlte sich, als würde ihm jemand die Luft abschnüren. Nicht einmal bei seiner Anhörung im fünften Schuljahr (damals hatte er Dudley vor Dementoren gerettet, die in Little Winning herumstreunten und wurde prompt deswegen zu einer Anhörung eingeladen, an der er mit Dolores Umbridge eine neue Intimfeindin traf) war er so nervös gewesen wie jetzt. Der lange Gang zog sich hin und ein Blick auf seine Uhr, die er zu seinem 17. Geburtstag von den bekommen hatte, bewies ihm, dass er wohl knapp eine Minute zu spät dran war. Er würde also definitiv Aufsehen erregen. Anderseits wäre es vermessen gewesen zu glauben, dass sich dies vermeiden lassen würde. Leise seufzend öffnete er den Gerichtssaal. Der gesamte Zaubermagnot war versammelt und neben Kingsley, der in der Mitte thronte, sass Percy Weasly, der das Protokoll schreiben würde. Daneben befanden sich Hexen und Zauberer, die er nicht alle kannte, viele waren neu, um die Toten zu ersetzten, die der Krieg gefordert hatte. Harry hatte Glück - obwohl er zu spät gekommen war, herrschte noch Aufregung und seine Anwesenheit blieb beinahe allen in dem letzten Rascheln und hastigen Hinsetzten verborgen, so dass er sich beinahe unbemerkt in den letzten Platz der ersten Reihe zwängen konnte. Sein Sitznachbar, ein ihm unbekannter Zauberer mit kurzen Braunen Haaren und stechenden Augen, dreht sich unwirsch zu ihm um. Er wollte zweifelslos etwas Gehässiges sagen, erkannte aber urplötzlich, wer neben ihm sass und klappte seinen Mund auf und zu wie ein Fisch auf dem Trockenen. Doch bevor er jemanden auf Harry Potter aufmerksam machen konnte, lies Kingsley seinen Hammer auf den Tisch fallen und bat um Ruhe. Die eigentümliche, ruhige und dennoch respekteinflössende Aura hatte sich der ehemalige Auror auch als Zauberminister erhalten: im Saal wurde es sofort still. Der Minister blickte kurz zu Percy, der pflichtbewusst nickte und seine Feder ansetzte. „Wir haben uns heute hier zusammengefunden um über ein gerechtes Strafmass für die Familie Malfoy zu beraten, denen angelastet wird, für und mit Lord Voldemort gerarbeitet zu haben. Ihnen wird zur Last gelegt, den dunklen Lord ihr Haus zur Verfügung gestellt zu haben, ihn bei seinen Plänen unterstützt und diese in bestimmten Masse auch ausgeführt zu haben so wie zahlreiche andere Vergehen gegen die Zaubergemeinschaft. Die Anklage stützt sich auf zahlreiche Aussagen von Zeugen, insbesondere auf jene von Arthur Weasly, Ronald Billius Weasly, Harry James Potter und Hermione Jean Granger. Angeklagt werden Lucius Malfoy, Narzissa Malfoy, geborene black und Draco Malfoy. Die Anklagen im einzelnen verliesst jetzt die erste Sekretärin des Ministers, Elizabeth Grey. Die Angeklagten mögen sich bitte bei der Namensnennung erheben und können nach dem Vortrag der Anklagen für ihre Verteidigung sprechen und Zeugen benennen“, erklärte Kingsley sachlich und neigte seinen Kopf dann zu einer jungen Frau mit sehr blonden Haar, die hastig ihre Brille zurechtschob, bevor sie sich erhob. Im Saal war es komplett still. Erst jetzt nahm sich Harry Zeit, die Angeklagten zu mustern: Lucius Malfoy, deutlich gealtert in den letzten Wochen, in denen man die Familie unter Hausarrest in Malfoy Manor gestellt hatte, trug sein weissblondes Haar nach wie vor lang. Allerdings wirkte sein Umhang so, als sei er nicht mehr ganz brandneu und auch seine Haltung war nur noch ein Schatten derer, die er früher so stolz zur Schau getragen hatte. Er wirkte beinahe demütig. Neben ihm sass seine Frau Narzissa, eine geborene Black und Cousine seines Paten, wie Harry gerade einfiel. Sie wirkte stolz und wenn sie in Sorge war, dann zeigte sie es keineswegs, sondern trug eine Maske aus Hochmut und Arroganz. Ganz anders als Draco neben ihr. Der jüngste Spross der Malfoys war bleich, sein Gesicht noch spitzer als vor ein paar Wochen und die Furcht vor dem Tribunal stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Lucius Malfoy“, begann Grey mit samtiger, geschäftsmässiger Stimme, „ihnen wird chronologisch geordnet folgendes vor geworfen: Das Handbuch zum Öffnen der Kammer des Schreckens an Ginevra Molly Weasly , Tochter von Arthur und Molly Weasly wissentlich untergespielt zu haben. Des weiteren versuchte und erfolgreiche Bestechung verschiedener Ministeriumsabteilungen und Organe bis hin zum Minister in Form von Gold, Einflussnahme auf Gesetzte, Zugehörigkeit zu Lord Voldermorts engsten Kreis nach seinem Rückkehr, Mittäterschaft und unterlassen Hilfestellung im Mordfall Cedric Diggory und Folterung von Harry James Potter. Ebenfalls wird ihnen zur Last gelegt, Lord Voldermort in ihrem Haus beherbergt zu haben, bei der Folterung von Hermione Jean Granger durch ihre Schwägerin Bellatrix Lestrange jede Hilfe unterlassen zu haben und im Kerker ihres Hauses den Zauberstab Macher Olivander so wie die Hogwartsschülerin Luna Lovegood eingesperrt zu haben. Sie sind angeklagt, ein Todesser zu sein und bereits vor dem ersten Sturz von Lord Voldermort ohne Fremde Einwirkung in seinen Diensten gestanden zu haben. Bekennen sie sich schuldig?“ Lucius Malfoy wirkte verloren in dem grossen Raum und erwiderte die Blicke des Zaubermagnots nicht. Er starrte erst Kingsley an, dann Percy Weasly und blickte kurz in die Augen seiner Frau. „Ich bekenne mich schuldig im Sinne der Anklage“, erklärte er mit matter, dennoch fester Stimme. „Haben sie etwas zu ihrer Verteidigung zu sagen, Mister Malfoy“, fragte Kingsley forsch und ein Hauch von Überraschung schwang in seiner Stimme mit. „Nein. Ich möchte allerdings, dass die Schuld an meinen Taten alleine mir zugesprochen wird und mein Sohn und meine Frau gehen können“, erklärte der einst so eloquente und charmante Lucius Malfoy kühl und gefasst. Kingsley musterte ihn eingehend, bevor seine Sekretärin das Wort erhob. „Mister Malfoy, die Anklage gegen ihren Sohn und ihre Frau bleiben auch bei ihrem Schuldeingeständnis bestehen.“ Dann wandte Elizabeth Grey an die Richter. „Wer hält Lucius Malfoy für schuldig in Sinne der Anklage?“ Der gesamte Zaubermagnot hob einstimmig die Hand. „Das Straffmass wurde in Absprache mit dem Minister auf 25 Jahre festgesetzt. Wer damit einverstanden ist, möge die Hand heben.“ Der Zaubermagnot hob geschlossen die Hand und Harry blieb bei aller Abscheu gegen das Oberhaupt der Malfoys die Luft weg. In 25 Jahren wäre Draco fast 40 Jahre alt und Narzissa würde in ihrer zweiten Lebenshälfte sein. Eine unvorstellbare lange Zeit für den jungen Potter, anderseits, so dachte er, konnten die Abscheulichkeiten von Lucius Malfoy nicht in Zeit umgewandelt werden. Vielleicht würde die Zeit reichen, um zu bereuen. Das Oberhaupt der Malfoys nahm seine Strafe ungerührt zur Kenntnis, setzte sich wieder und drückte nur kurz die Hand seiner Frau, die genauso starr geradeaus blickte wie ihr Gatte. Draco schien noch blasser geworden zu sein. „Narzissa Malfoy, geborene Black, bitte erheben sie sich“, fuhr Grey ungerührt fort. „Ihnen wird zur Last gelegt, Mit Serverus Snape einen unbrechbaren Schwur geschlossen zu haben, der den Mord an Albus Percival Billus Wulfric Dumbeldore als Inhalt hatte. Ihnen wird weiterhin vorgeworfen, als Mittäterin Kenntnis über die Verbrechen ihres Mannes gehabt zu haben und die Freiheitsberaubung von Luna Lovegood und Mister Olivander ebenfalls in Kauf genommen zu haben, genau so wie die Folterung von Hemrione Jean Granger. An der Schlacht von Hogwarts kämpften sie an der Seite von Lord Voldemort, hielten sich aber im Hintergrund. Sie haben keinen Beitrag geleistet und sich nach der Verhaftung kooperativ erwiesen. Dennoch haben sie sich als Mittäterin schuldig gemacht und Lord Voldermort Obdach gegeben und ihn in seinen Plänen unterstützt. Bekennen sie sich schuldig?“ Narzissa Malfoy starrte Kingsely direkt an. Sie war trotz der Umstände immer noch schön, und wollte gerade ihren sorgsam geschminkten Mund öffnen, als ein Raunen durch den Saal ging. Harry war aufgestanden und suchte nun Blickkontakt mit Kingsley. „Harry, ich meine, Mister Potter, weshalb sind sie hier?“ fragte Percy erstaunt über das Raunen und Getuschel hinweg. Der Angesprochene holte tief Luft, fuhr sich nervös durch die Haare und sah Percy in die Augen. „Ich, Harry James Potter, möchte als Zeuge der Verteidigung für Narzissa Malfoy, geborene Black und Draco Malfoy aussagen.“ Kapitel 2: Entscheidende Kleinigkeiten -------------------------------------- Damit hatte wirklich niemand gerechnet. Harry bemerkte, wie die ganze Menge ihn musterte und besonders Kingsley schien ihn genau zu analysieren. Ein altbekannte Nervosität machte sich in ihm breit- er hatte sich nie damit anfreunden können, von vielen Menschen angestarrt zu werden, auch wenn er sich im Laufe der Jahre vor allem in Hogwarts mehr oder weniger hatte daran gewöhnen müssen. Der Zauberminister wirkte mehr überrascht als verärgert und klopfte sachte mit dem Hammer auf sein Holzpult, um für Ruhe zu sorgen. „Nun den Mister Potter, bitte treten sie zu den Angeklagten und tragen ihr Anliegen vor.“ Die Kameras schienen jede Sekunde des denkwürdigen Moments einfangen zu wollen: Harry James Potter, Gallionsfigur des Wiederstandes und des Guten auf dem Weg, eine bekannte schwarzmagische Familie zu verteidigen. Jede Regung wurde eingefangen: Narzissa Malfoys irritiertes Heben der Augenbraue, Draco Malfoys staunender Gesichtsausdruck, Lucius Malfoys hoffnungsvolles Glimmern in den Augen und Harrys zusammengekniffene Augen, die ihm etwas Grimmiges gaben, allerdings dem Blitzlicht geschuldet waren. Schnell wischte Harry seine schweissnassen Hände an seinem Umhang ab und trat zu den Malfoys , die ihn, trotz aller Beherrschtheit, mit einer Mischung aus Wut, Verachtung, Feindseligkeit und Neugierde anstarrten. „Ich möchte Aussagen zugunsten von Narzissa Malfoy, geborene Black machen“, erklärte Harry und hoffte inständig, dass seine Stimme eingermassen fest klang. Hermine hatte sich schlau gemacht über die Gerichtsprozesse und Harry einige Tipps für die Formulierungen und Anreden gegeben- ansonsten hielt er sich ganz an das Prozedere, dass er aus Dumbeldors Denkarium und seinen eigenen Erfahrungen kannte- und war froh, dass keine Dementoren herumschwirrten. Diese hatte Kingsley entlassen. Sie bewachten auch Askaban nicht mehr ( dazu setzte man Auroren ein) und der Minister hatte klar gestellt, dass wenn sie Zauberer oder Muggel angreifen würden mit Vergeltung zu rechnen hätten. Seither zogen die finsteren Gestalten dort herum, wo ihren Ursprung hatten – auf Friedhöfen, Krankenhäuser und Schlachtfelder der Muggel und Zauberer. Übergriffe hatte es bisher noch keine gegeben, den das Elend derjenigen, die Angehörige verloren hatten, reichte um die Dementoren satt und glücklich zu machen- so fern diese Wesen in der Lage waren letzteres zu spüren. Harry atmete tief durch. Er wusste, was er sagen wollte, war den Text gefühlte hunderte Male im Kopf durchgegangen und sich sicher, dass er für eine Wende sorgen würde, wenn er es nur schaffen könnte, die Bedeutsamkeit von Narzissas Malfoys Handeln richtig zu erklären. „Narzissa Malfoy, geborene Black hat mir das Leben gerettet- und die Schlacht um Hogwarts gewendet.“ Kaum hatte er geendet, brach ein Tumult ihm Saal los. Die Zuschauer und Presseleute riefen ihm Fragen zu, doch Kingsley verstärkte seine Stimme magisch und rief zu Ruhe. Nachdem er wieder normal sprechen konnte, sah er Harry an. „Erklären sie das, Mister Potter“, sagte er freundlich und Harry glaubte, einen Hauch von Schalk in der Aussprache seines Nachnahmen zu hören. Gleichzeitig viel sein Blick auf die Familie neben ihn, deren Gefühlsregungen sich ganz unterschiedlich äusserten: Das Familienoberhaupt starrte stur gerade aus, während Narzissa Malfoy Harry einen undefinierbaren Blick zuwarf. Draco hingegen starrte zwischen seiner Mutter und Harry hin und her und in seinen Augen flackerte Hoffnung auf, gepaart mit dem bemühen, Stolz zu zeigen. Die Abscheu, mit der er Harry die letzten Jahre stehst gemustert hatte, war Neugierde gewichen. Harry fühlte sich sehr an den Moment im Raum der Wünsche erinnert, als er auf dem Besen umgekehrt war um Draco das Leben zu retten. Der junge Potter atmete tief durch und fixierte das versammelte Gericht, bevor er zu erzählen begann, „Ehrenwertes Gericht, sehr geehrter Zauberminister. Als ich in bei der Schlacht um Hogwarts in den verbotenen Wald ging, um mich Lord Voldermort zu stellen, richtete dieser den Todesfluch Avada Kedavra gegen mich und vernichtete bekanntermassen den Horkrux in mir. Voldermort glaubte allerdings nicht, dass ich tot war. Er folterte meine vermeintliche Leiche mit dem Crutias Fluch.“ Harry holte tief Luft, denn jetzt würde er den teil der Geschichte folgen, den er bisher ausgelassen hatte und von dem nur Hermione und Molly Weasly wussten. „Voldermort glaubte allerdings nicht einfach so, dass ich tot war. Er bat einer der Anwesenden, ihm das zu bestätigen. Diese Person war Narzissa Malfoy.“ Er machte eine Pause und bemerkte die Verwunderung im Saal. „Bekanntermassen war ich nicht tot und Miss Malfoy konnte meinen Herzschlag hören- und meinen Atem. Hätte sie mich verraten, wäre es zu einem Duell gekommen, in dem ich ziemlich sicher gestorben wäre und die Schlacht wäre vielleicht verloren gewesen. Wie würden nicht hier stehen und über das Schicksal einer Familie beraten, sondern vor einem Krieg fliehen, der wahrscheinlich ganz Europa überzogen hätte, wenn nicht sogar die gesamte Welt“, fuhr Harry fort. Dann holte er tief Luft. „Dazu kam es nicht, weil Narzissa Malfoy sich über mich beugt, meinen Herzschlag hörte und dann fragte, ob Draco noch im Schloss sei. Sie hat nicht gehandelt wie eine Anhängerin der dunklen Künste, sondern wie eine besorgte Mutter. Und als sie meinen Tod verkündet hatte, hat sie mir und vielen anderen das Leben gerettet. Ich bin nicht der Meinung, dass dies alles aufwiegt, aber es zeigt die Bewegründe von Narzissa Malfoy. Sie mag Mitwisserin gewesen sein- doch sie tat es zum Wohle ihrer Familie. Und ich möchte das ehrwürdige Gericht bitten, dies in seiner Entscheidung zu berücksichtigen“, schloss Harry und erwiderte, nachdem er bisher immer wieder mit den Augen herumgewandert war, fest Kingsleys Blick. Die erste Person, die die Stille durchbrach, war die Untersekretärin des Ministers, Elizabeth Grey. Forschend sah sie Harry an, bevor sie ihre Stimme erhob. „Nun, dass sind natürlich Neuigkeiten, die das Gericht beraten muss. Nun den Mister Potter, warum glauben sie, dass eine gute Tat all das Leid, dass Narzissa Malfoy angerichtet oder nicht verhindert hat, lindern sollte?“ Zustimmendes Gemurmel erhob sich in der Menge und das Gericht zog es vor zu schweigen. Harry fuhr sich nervös durchs Haar, er hatte zwar damit gerechnet, dass er sich Fragen gefallen lassen musste, aber auch er konnte besass eine innere Abneigung gegen die Menschen und ihre Taten, die er gerade verteidigte und konnte nicht einfach als vergessen, was geschehen war. Er holte wiederum tief Luft und beschloss instinktiv, dass es an der Zeit war, einige seiner Gedanken zu teilen, die ihn seit geraumer Zeit umtrieben. „Sehr geehrtes Gericht, lassen sie mich dazu bitte einige Gedanken formulieren. Es mag nicht verständlich sein, doch ich glaube, dass Narzissa und Draco Malfoy ebenso Opfer von Tom Riddle waren, wie viele andere auch. Narzissa Malfoy ist eine geborene Black und war die Cousine meines Paten Sirius, in dessen Haus sich das Hauptquartier des Orden des Phönix über mehre Jahre befand. Mein Pate wuchs in einer Umgebung auf, die von schwarzmagischem Gedankengut geprägt war. Als er nach Hogwarts kam, schickte ihn der alte Hut nach Gryffindor – wo er meinen Vater James Potter, Remus John Lupin und Peter Pettigrew kennenlernte. Sein Bruder Regulus Abraxas Black wuchs in der selben Umgebung auf – und war lange Zeit ein Anhänger des dunkeln Lords, wie auch der Rest seiner Familie. Mein Pate hatte sein Leben lang zu kämpfen – zuerst mit seiner Familie, dann mit seinem Gewissen und schliesslich mit Askaban und der Flucht vor der Gesellschaft, die ihn für einen Anhänger von Voldemort und den Mörder meiner Eltern hielt. Hätte er einen fairen Prozess bekommen, wäre wohl einiges anders verlaufen – und der dunkle Lord vielleicht nie wieder zu solcher schrecklichen Grösse emporgestiegen.“ Harry machte eine Pause. Die Menge schwieg, hörte gebannt zu und machte keinen Mucks, um nichts zu verpassen. Harry schöpfte neuen Mut, besonders als Kingsley ihm aufmunternd zunickte. „Nun, wir wissen, dass das familiäre Umfeld eine grosse Rolle bei der Entwicklung von Ansichten über Gut und Böse spielt. Narzissa Blacks ältere Schwester war bekanntlich Bellatrix Black, später Lestrange. Niemand in Voldemorts Gefolge zeigte jemals Züge einer glühenderen Verehrung als sie. Als ältere Schwester lebte sie Narzissa weiter vor, was ihre Eltern und die gesamte Famillie Black lebten: Toujours pur, nur reines Blut ist richtiges Blut.“ Hier wurde er unterbrochen. Es war wieder Grey, die ihm ziemlich scharf ins Wort fiel: „Mister Potter, wollen sie damit sagen, dass wir allen überlebenden Anhängern von Voldermort verzeihen sollten, weil sie nicht anders konnten, nur weil sie so aufgewachsen sind“ Harry spürte, wie der Zorn in ihm grösser wurde. Schnell antwortete er, und sein Blick fixierte die Untersekretärin. „Sehr geehrte Untersekretärin, jedes Familienmitglied der Blacks, das sich dieser Einstellung nicht beugte, wurde verbannt und während des Krieges erbarmungslos gejagt – falls meine Aussagen nicht reichen, würde ich vorschlagen, dass sie zu diesem Thema Andromeda Black, verheirate Tonks fragen: Sie hat sowohl ihren Ehemann wie ihre Tochter und ihren Schwiegersohn verloren. Mein Patensohn Ted Lupin wird ohne Eltern aufwachsen, weil seine Grossmutter sich gegen die Familientradition gewandt hat. Ich für meinen Teil glaube, dass Belatrix Lestrange keinen Unterschied zwischen Cousin, Schwiegertochter, Schwiegersohn und eigener Schwester gemacht hätte und bin überzeugt, dass Narzissa Malfoy vor allem ihre Familie schützen wollte, in dem Rahmen, in dem es ihr möglich war. Dazu zählt nicht nur ihr Verhalten während der Schlacht, sondern auch schon vorher.“ Harry atmete heftig, er hatte geahnt, dass es ihm viel abverlangen würde, die Malfoys in Schutz nehmen, doch dass es ich so wütend machen würde, war ihm nicht bewusst gewesen. Als Grey nachfragen wollten, warf Kingsley ihr einen beruhigenden Blick zu und ergriff stattdessen das Wort. „Mister Potter, können sie bitte ihre letzte Aussage erläutern?“ Kingsleys vertraute Stimme, die so beruhigend war und die Menge, die wiederum verstummt war als der Zauberminister dass Wort ergriffen hatte, wirkten sich beruhigend auf Harry aus. „Ich spreche von dem unbrechbaren Schwur, der Narzissa Malfoy mit Severus Snape abgeschlossen hatte. Dabei ging es darum ihren Sohn zu schützten und ihm zu helfen, Albus Percival Wulfric Brian Dumbledore zu töten. Narzissa Malfoy hat dabei Severus Snape gebeten, die Aufgabe ihres Sohnes zu übernehmen, damit der dunkle Lord Draco Malfoys Leben verschont. Das Leben eines 16-jährigen Jungen, der dafür bestraft wurde, dass sein Vater versagt hatte. Mit de Schwur hat sie explizit gegen Lord Voldemorts Befehle verstossen und das vor den Augen ihrer Schwester.“ Die nächste Zwischenfrage, die Harry unterbrach, kam für alle Anwesenden überraschend. Die Stimme klang nicht weniger scharf als die von Grey, doch es schwang viel Verwunderung mit. Es war Narzissa Malfoy selbst, die Harry unverholen anstarrte und musterte. „Woher weisst du das?“ Harry erwiderte den Blick. „Aus dem Denkarium von Severus Snape, dass er in seinem Testament Lily Potter vermacht hat – meiner Mutter. Deswegen weiss ich auch, dass Serverus Snape Narzissa Malfoy Okklumentikunterricht gegeben hatte, damit sie den Schwur vor Lord Voldemort geheim halten konnte. Bellatrix Lestrange konnte als Zeugin des Schwures nichts sagen, ohne ihr Leben zu gefährden- ein Teil des Fluches. Und der dunkle Lord hatte nie Gründe, bei ihr Legilimentik anzuwenden – wenn er jemanden vertraute, dann Bellatrix Lestrange.“ Nach einem kurzen Moment der Verwunderung brach plötzlich Unruhe im Saal aus. Das Gericht begann miteinander zu flüstern und zeigte abwechselnd auf die Angeklagten und ihren Verteidiger, die Menge murmelt und die Presseleute warfen Fragen in den raum, die niemand beantwortete. Kingsley beriet sich kurz mit Percy Weasly und Elizabeth Grey, bevor er seine Stimme magisch verstärkte. „Das Gericht zieht sich zur Beratung zurück. Das Urteil gegen Lucius Malfoy ist rechtskräftig und wird sofort vollzogen. Der Prozess gegen Narzissa Malfoy, geboren Black und Draco Malfoy wird morgen Nachmittag um 14.00 Uhr hier weitergeführt. Das Gericht verbietet allen Beteiligten öffentliche Kundgebungen zum Urteil. Das schliesst Aussagen, Interviews und allgemein den Kontakt mit der Presse mit ein. Die Medienvertreter werden dazu angehalten, dem Verbot Folge zu leisten und müssen bei Zuwiderhandlung mit hohen Strafen und Freiheitsentzug rechnen.“ Kinsley liess den Hammer bestimmt auf dem Holzpult aufschlagen und das Gericht zog sich zurück. Nicht ganz so geordnet verlief der Abgang der Zuschauer, die laut diskutierten und sich weigerten, sich den Mund verbieten zu lassen. Erst die Auroren, die für die Sicherheit zuständig waren, konnten für Ruhe sorgen. Harry stand nach wie vor in der Mitte des Raumes bei den Angeklagte, die ihm keinen Blick würdigten, sondern sich von einander verabschiedeten. Und gerade als Harry vier Auroren wahrnahm, welche die Familie für lange Zeit trennen würde, kam Kingsley zu ihm, legte seinen Arm um seine Schultern und zog ihn fort. Kingsley trat mit ihm aus dem Gerichtssaal und schob ihn sicher durch die Menge, so wie es einst Dumbledor gemacht hatte. Doch im Atrium zog ihn Kingsley nicht zum Fahrstuhl, sondern blieb vor einem Portrait stehen, dass einen alten Mann zeigte, der an Pfeife zog und eine Glühbirne in der Hand hielt. und den Minister aufmerksam musterte. Kingsley nickte ihm zu und der Alte erwiderte sein Nicken beinahe teilnahmelos, bevor das Portrait zur Seite klappte und einen Fahrtsuhl preisgab. „Harry, nach dir“, sagte Kingsley väterlich und schob den jungen Mann in den Aufzug hinein, bevor er selbst folgte. Die Tür schloss sich und ohne Ankündigung setzte sich das Gefährt in Bewegung. Schliesslich wurde der Fahrstuhl langsamer und die vertraute kühle Frauenstimme ertönte. „Büro des Zauberminister, Privateingang“. Harry fiel urplötzlich auf, dass er das Büro des Zauberminsters bisher noch nie gesehen hatte. Kingsley schritt an ihm vorbei und zauberte nebenbei mit einer lässigen Handbewegung einen alten Sessel hervor, der vor seinem Schreibtisch erschien. Er selbst nahm hinter dem Ebenholztisch platz, der wuchtig in einer Ecke des Raumes stand. Die Wände dahinter wurden von den üblichen Portraits geziert – Schulleiter, ehemalige Minister und wichtige magische Persönlichkeiten. Albus Dumbledore zwinkerte Harry vertraut zu, Severus Snape bedachte ihn mit einen abwartenden Blick und Phineas Nigellus Black schnaufte unüberhörbar durch die Nase. Er hatte Harry die rüde Behandlung nie verziehen, die er ihm im vergangen Jahr hatte zukommen lassen, (obwohl es eigentlich stets Hermione gewesen war, die ihn in ihrer Handtasche verstaut und ihm die Augenbinde auferlegt hatte). Die meisten anderen Portraits musterten ihn mit höflichem Interesse und schienen darauf zu warten, was Kingsley zu sagen hatte. Einzig Rufus Scrimgeour setzte ihm mit seinem Blick deutlich zu, auch mit ihm hatte er vergangen Sommer eher Ärger als gute Zeiten gehabt. Harry setzte sich und nahm sich Zeit, den Raum anzusehen. An der Ecke gegenüber des Schreibtischs war ein alter Kamin in die Wand eingelassen, davor lag ein grüner Teppich und eine Sitzgruppe aus barocken Ledermöbel drapierte sich um einen Holztisch. Eine lange Pfeife lag darauf- Harry nahm an, dass sie Kingsely gehörte und ein unberührtes Teeservice stand ebenfalls auf dem Tisch. Der Raum wurde schummerig von einem Kerzenkronleuchter erhellt, der an der Decke hing. In einer Vitrine standen allerlei Artefakte und mehre Denkarien, die beschriftet waren. Harry konnte allerdings nicht entziffern, welche Schale welcher Person gehörte. In der Ecke gegenüber des Schreibtisches befand sich ein langer Holztisch, ähnlich dem in Malfoy Manor, der unter der Last vieler Pergamente ächzte. Rechts davon schien der offizielle Eingang zum Büro zu sein, eine grosse antike Holztüre mit golden Fallen. Ein Bücherregal stand daneben, voller alter Pergamentrollen und Bücher (Hermione hätte grosse Freude gehabt, dachte Harry) und gleich daneben waren mehrer Zauberstäbe und das Griffindorschwert an einer Wandhalterung befestigt, ebenso wie ein Nimbus 2000 und ein Feuerblitz. Daneben befand sich ein kleiner Tisch, darauf eine Haarbürste, ein zerbrochener Spiegel, ein umgekehrter Pflanzentopf und einem verbogenen Kerzenständer: Portschlüssel. „Nun Harry, du hast ganz schön für Aufruhr gesorgt“, meinte Kingsley lächeln und musterte ihn. „Ich hab dich hier her gebracht, weil ich dachte du nimmst lieber den Privatkamin zurück zu den Weaslys. Ich habe Percy angewiesen, Arthur und Bill zu informieren, damit du den Fuchsbau über die neusten Entwicklungen unterrichten kannst. Sie dürften jetzt bereits dort sein und ich schlage vor, dass du ebenfalls dort hin gehst. Ich nehme an du hast Hunger und die Weaslys wollen sicher wissen, was im Gericht passiert ist. Ich hoffe, das ist in deinem Sinn.“ Harry nickte. Kingsley sah ihn an. „Ich nehme an, wir sehen uns dann Morgen. Ich schlage vor, du berätst dich mit Hermione und Ron über deine weiteren Aussagen. Vielleicht sollten sie ebenfalls als Zeugen auftauchen. Ich muss mich jetzt mit dem Gericht beraten, deine Aussagen werden einige Diskussionen auslösen“, sagte Kingsley schmunzelnd und begleitet Harry zum Kamin, wo er eine Prise Flohpulver hinein warf. „Viel Glück Harry“, sagte der Minister noch, bevor Harry seinen Zielort aussprach, ins Feuer trat und wenige Sekunden später im Fuchsbau war. Kingsley wandte sich ab und strich sich kurz mit der Hand über sein kahles Haupt. „Nun den“, sagte er und wandte sich an das Portrait von Armando Dippet, „würden sie so gut sein und dem Gericht sagen, das ich in einigen Minuten eintreffen werden?“ Dippet nickte. „Natürlich Herr Minister“, sagte er und verlies das Portrait. Sein Vorgänger erhob das Wort. „Ihnen stehen lange Diskussionen bevor, Kingsley“, sagt Rufus Scrimgeour grimmig lächelnd. „Welche Position werden sie einnehmen?“ Der Minister seufzte. „Grundlegend teile ich Potters Meinung. Ich finde vor allem der junge Draco verdient aufgrund der Umstände eine zweite Chance“, sagte er, was Dumbeldore und Snape beide mit einem Nicken kommentierten. „Ich finde den Fall vor allem deswegen spannend, weil wir aus den Fehler unser Vergangenheit lernen können“, fuhr Kingsley fort. „Und es ist gut, das Potter aufgetaucht ist- auch wenn ich ihm durchaus auch ein wenig Ruhe gegönnt hätte.“ Die Portraits schwiegen, doch Albus Dumbledore rückte seine Brille zurecht und sagte dann leise und bedächtig, was er dachte. „ Harry weiss, warauf er sich eingelassen hatte. Er versteht die Kraft der Liebe besser als andere, besonders die der Mutter zu einem Kind. Ich frage mich bloss, wie er an Severus Denkarium gekommen ist, ohne dass das Ministerium davon Kenntnis erlangt hat“, sagte er und im zweiten Teil schwang Hochachtung und Amüsement in seiner Stimme mit. „Ein simpler Zauber Albus“, erklärte Snape gewohnt kühl. „Bei Denkarien funktioniert er, wie bei gewissen anderen Artefakten. Merlin wird ihnen erklären können, womit sie es zu tun haben, schliesslich hat er schon Exalibur damit belegt- wenn auch mit einer sehr primitiven Form des Zaubers.“ Kingsley sah Snape an. „Also haben sie die Schale und ihre Gedanken mit dem Tintagel-Zauber belegt - uneinnehmbar für andere, nur mit Ihrer Erlaubnis, ihrer Gestalt oder von ihnen selbst Severus?“, fragte er staunend. Snape nickte. „Es war nötig, besonders als das Denkarium im Büro des Schulleiters stand und Todesser und der Dunkle Lord ein und aus gingen. Zum Glück waren sie zu einfältig und haben mir zu sehr vertraut, um Interesse daran zu zeigen. Potter hingegen, der um meine Verbindung mit seiner Mutter wusste, war wohl neugierig und musste seine Nase hineinstecken“, erklärte Snape spöttisch. Dumbledore nickte, während die anderen Portraits dem Gespräch folgten. Schliesslich schien sich Kingsley daran zu erinnern, dass ein versammeltes Gericht auf ihn wartete und wandte sich zum gehen. Als er durch die Türe trat hoffte er inständig, dass die Diskussionen und die Urteilsfindung nicht die ganze Nacht andauern würden. Kapitel 3: Meinungsverschiedenheiten ------------------------------------ Harry stolperte durch den Kamin des Fuchsbaus und brauchte einen Moment, bis er wieder festen Boden unter den Füssen hatte. Noch immer sagten ihm die meisten magischen Reisemöglichkeiten - ausser Fliegen - nicht wirklich zu und er überlegte kurz, ob das daran lag, dass er es nicht von klein auf gewohnt war, durch Kamine zu zischen und zu apparieren. Zum ersten Mal seit langer Zeit erfasste ihn im Haus der Familie Weasly eine grosse Unruhe. Das letzte Mal hatte er sich im Fuchsbau so gefühlt, als er beschlossen hatte nach der Hochzeit von Bill und Fleur die Schule abzubrechen und andauernd von Molly durch die Gegend gehetzt worden war. Er lauschte, ob seine Ankunft bemerkt worden war, doch die verschiedenen Stimmen, die im Esszimmer erklangen, liessen ihn wissen, dass er sich theoretisch auch wieder hätte verdrücken könne. Das Haus, dass ihm sein Pate hinterlassen hatte, erschien im gerade sehr verlockend. Harry fühlte sich schuldig, besonders Ron gegenüber, den er bisher nicht eingeweiht hatte. Doch er hegte den Verdacht, dass er bei ihm nicht auf besonders viel Verständnis gestossen wäre, weswegen Hermione die logische zweite Wahl war, mit der er sich beraten hatte. Kurz dachte er an Ginny und sein Herz versetzte ihm einen Stich. Was wäre, wenn sie beleidigt wäre und nichts von ihm wissen wolle? Klar schliefen sie seit geraumer Zeit in einem Bett, doch sonst teilten sie keine Intimitäten – nicht einmal Küsse. Er glaubte, dass sie Zeit brauchte um über den Tod ihres Bruders hinweg zu kommen und wollte sie nicht drängen- nicht jetzt, wo sie scheinbar alle Zeit der Welt hatten. Harry seufzte. Flüchten war zwecklos und desto eher er sich der Situation stellte, desto eher war sie vorbei. Sein Magen fühlte sich bei jedem Schritt in das Esszimmer tauber an und als er die Türe öffnete glaubte er, sein Herz würde vor Aufregung zersplittern. Das sassen sie, alle noch lebende Mitglieder der Familie Weasly und ihre jeweiligen Partner, ausser Charlie. Ron hatte rote Ohren und seinen Mund noch offen - offenbar gerade eine hitzige Diskussion mit Percy geliefert, der noch immer seine Arbeitskleidung trug und die Ärmel seines Pullunders unter dem Umhang aufgekrempelt hatte. Hermione warf ihm ein zaghaftes Lächeln zu und Ginny musterte ihn mit einem undefinierbaren Blick, ganz so, als könne sie sich nicht entscheiden, ob sie wütend oder erfreut darüber sein sollte, ihn zu sehen. Molly lenkte ihren Blick von Arthur weg zu Harry und schenkte ihm ein mütterliches Lächeln, während George eher teilnahmelos am Tisch sass (Harry war kurz verwundert darüber, ihn zu sehen, schliesslich hatte ihn fast niemand zu Gesicht bekommen seit der Schlacht). Es war Bill, der sich erhob und Harry ansah. „Setzt dich doch. Ich glaube, wir sind alle erpicht darauf, deine Geschichte zu hören“, meinte er im neutralen Ton und zeigte auf den Stuhl neben Ginny. Harry nahm das Angebot an, schliesslich fühlte er sich ziemlich doof wie er neben der Türe stand und (schon wieder) angestarrt wurde. „Nun, ehm“, begann er und warf seinen Umhang achtlos über die Stuhllehne, „ich glaube, ich schulde euch alle eine Erklärung.“ Ron nickte. „Das kannst du laut sagen, man“, brummte er mit einem schwachen Grinsen. „Eigentlich, Harry, dürftest du gar nichts sagen, der Minister hat deutlich gemacht, dass jede öffentliche Äusserung..“ begann Percy, wurde aber von unerwarteter Seite unterbrochen. „Ach, halt doch die Klappe Perc. Kingsley hat dich sicher nicht zu Bill und Dad geschickt, damit sie heimkommen, nur um Harry dann anzuweisen, nichts zu erzählen. Wir sind immerhin seine Familie.“ George hatte leise gesprochen, aber er verfehlte seine Wirkung nicht. Von allen fehlte ihm Fred am meisten und es waren die ersten Worte seit langem, die er an seine gesamte Familie richtete. Die Stimmung und auch Harry entspannte sich merklich, seine Horrorszenarien wichen dem Gefühl, hier verstanden zu werden. Nur Percy wirkte verstimmt, lehnte sich zurück und verzog seinen Lippen zu einem Schmollmund und lief hinter den Ohren rot an, was sich fürchterlich mit seiner blassen Haut und dem rotem Haar biss. Der ehemalige Schulsprecher sah seiner Mutter, wenn diese brüskiert war, in diesem Moment sehr ähnlich. „Percy, ich glaube, dass George recht hat. Wir sollten uns anhören, was Harry zu sagen hat.“ Arthur entschärfte die Situation mit sanfter stimme, weil Molly offenbar gerade dazu nicht in der Lage war: Sie starrte nämlich, wie alle am Tisch ausser Percy und Harry George an und schien nicht zu wissen, wie sie auf den Gefühlsausbruch des noch lebenden Zwillings reagieren sollte. Arthur nickte Harry aufmunternd zu, und dieser begann zu erzählen, von dem Moment, in dem er die Idee hatte, was er im verbotenen Wald erlebt hatte und vom heutigen Prozesstag. Er erzählte hastig, wie er mit Hermione und Molly darüber gesprochen hatte und wie ihn Kingsley schliesslich wieder in den Fuchsbau geschickt hatte. Als er geendet hatte, war es ziemlich ruhig im Esszimmer. Es war Ron, der als erster den Mund öffnete. „Du willst mir also sagen, das Narzissa Malfoy dir das Leben gerettet hat? Das sind ziemliche Neuigkeiten Alter. Ich dachte erst, du hast einen an der Klatsche als Perce gemeint hat, du seist bei Gericht aufgetaucht und hättest als Zeuge ausgesagt. Warum hast du das nicht früher erzählt, ich mein, warum wissen das nur Mam und Hermione? Du hättest doch mit uns darüber reden können- wir haben doch sonst auch alles zusammen besprochen, weißt du?“ Ron klang gleichzeitig verständnisvoll und enttäuscht, doch bevor Harry ihm antworten konnte, kam ihm Ginny zu vor. „Weisst du Ron, wir waren alle in letzter Zeit in Gedanken und ich glaube, Harry wollte uns nicht belasten, da wir uns doch gerade erst“, sie stockte kurz und warf George einen prüfenden Blick zu bevor sie mit fester Stimme weiterfuhr „von Fred verabschieden mussten.“ Es war Bill, der die kollektive Stille und das Starren auf die Tischplatte unterbrach. „Was bedeutet das jetzt eigentlich für Narzissa und Draco? Kommen sie frei?“ Harry seufzte. „Keine Ahnung. Morgen ist der zweite Prozesstag, ich glaube das Gericht berät jetzt gerade.“ Percy nickte. „Solange kein Urteil gesprochen ist, kann niemand sagen, was passiert.“ Ron sah Harry an. „Gehst du morgen wieder hin?“ Die Frage klang neugierig und zögerlich, so als wolle Ron die Situation abtasten, um abschätzen zu können, was als Nächstes folgte. „Ja“, sagte Harry noch ein bisschen steif. Dann sah er Ron und Hermione an. „Kingsley hat mich gebeten, euch vorzuschlagen, ebenfalls als Zeugen zu kommen und ich wäre dankbar, wenn ich Draco nicht alleine verteidigen muss, also, wenn es euch nichts ausmacht, würdet ihr mich begleiten?“ Hermione nickte nur, Ron grunzte. „Klar. Mitgehangen, mitgefangen, nicht?“ Harry hatte das dumpfe Gefühl, dass das letzte Wort zwischen ihnen bezüglich dieser Angelegenheit noch nicht gesprochen war und Hermione schien nach einem kurzen Seitenblick auf Ginny seine Meinung zu teilen. Während Kingsley mit dem Gericht diskutierte und Harry klar Schiff im Fuchsbau machte, sassen mehrere Kilometer entfernt zwei Personen gegenüber in Ledersesseln, tranken Feuerwhiskey und hüllten sich seit längerem in Schweigen. Malfoy Manor war an sich ein beindruckendes Gebäude und für zwei Personen beinahe lächerlich gross. Draco und Narzissa schwelgten beide in Gedanken, obwohl sie wussten, dass ein Gespräch dringend war und fast schon fühlbar im Raum schwebte. Narzissa hatte die Hauselfen angewiesen, ein leichtes Abendmahl vorzubereiten, dass weder sie noch Draco bisher angerührt hatten. Zu tief steckte der Abschied von Vater und Ehemann in den Knochen von Mutter und Sohn, ganz zu schweigen von dem Prozesstag, der mehr als unerwartet verlaufen war. Das einzige Geräusch war das klirren von Eis und das bersten von Holz im Kamin. Draco setzte sein Glas an seine Lippen und seine Mutter musterte ihn. Er hatte das helle Haar seines Vaters, war allerdings zu einem weitaus attraktiverem jungen Mann herangewachsen, als es Lucius gewesen war. Sein spitzes Kinn harmonierte mit den prägnanten Wangenknochen und die Haare fielen im die hellgrauen Augen, was ihm etwas Verwegenes gab. Narzissa war stolz auf ihren Sohn- allerdings fand sie, dass er für sein junges Alter viel zu ernst aussah. Als sie volljährig war, hatte sie sich zusammen mit ihren Schwestern und ihrem Verlobten von langweiligen Familienfeiern abgeseilt und zusammen mit ihren Freunden Snape, Mulciber, Nott, Crabbe, Goyle und der Zabini unter dem Deckmantel der Nacht allerlei Unfug angestellt. Meist waren sie dazu in die Ferienhäuser der verschieden Familien geflohen, um zumindest ein bisschen ihre Freiheit zu haben. Klar, sie waren die Elite gewesen, schön, jung, reich, magisch begabt und von reinem Blut. Geendet hatte der Spass erst, als ihre Eltern hinter die Beziehung von Andromedar und dem Muggel gekommen war. Danach hatten sie die Freiheiten von Bellatrix und Narzissa empfindlich eingeschränkt. Nach der Verbannung von der Ältesten war beiden Schwestern eingeschärft worden, was sie zu erwarten hatten, wenn sie sich rebellisch oder daneben benahmen. Narzissa hatte sich gefügt – sie liebte ihre Familie und sie und Lucius waren sich zugetan gewesen, daher war das ganze für sie weit weniger schlimm zu heiraten als für Bellatrix, die schon damals nur einen Mann als ihren Partner akzeptiert hätte. Doch Voldemort, grausam und mächtig wie er gewesen war, interessierte sich nicht für Frauen und so fügte sich Bellatrix und wurde eine Lestrange. Hochmütig, stolz und schön wie sie war, beherrschte sie ihren Mann und verweigerte ihm nach Gutdünken das Ehebett, wann immer ihr danach war. Ihre Ehe war kalt, kälter als das Eis in den Gläsern. Narzissa dachte an ihre eigene Ehe. Lucius hatte sie mit Respekt behandelt und zwischenzeitlich sicher auch geliebt. Geachtet hatten sich die Eheleute immer, auch wenn sie wusste, dass Lucius wahrscheinlich nicht immer der treuste Mann war, so konnte sie sich auf ihm verlassen. Sie hatte ihn immer spüren lassen, wenn sie sein Verhalten nicht billigte und es ihm mit gleicher Münze zurückgezahlt, wenn er zu offensichtlich einer anderen Hexe hinterher sah. Ihr Machtverhältnis war ziemlich ausgeglichen gewesen und Narzissa wusste, sie würde ihren Mann schmerzlich vermissen. Er war ihr Partner, bester Freund, ihr engster Vertrauter und nach dem Tod ihrer Schwester und den vielen Freunden aus vergangen Zeiten auch ihr einziger Trost neben Draco. Nun müsste sie für die Familie aufkommen und zusehen, dass das Erbe in den nächsten zwanzig Jahren nicht komplett verschwand. Sie hatte vielleicht nicht die Liebe erlebt wie Andromedar, doch sie war auch einer Zweckehe entgangen. Im Grunde genommen stand sie zwischen ihren Schwestern und das schien nicht das schlechteste Los zu sein, das sie hätte ziehen können. Im Endeffekt waren weder sie noch ihr Mann tot. Und vielleicht käme eine Zeit, wo sie ihre Schwester wiedersehen würde. Den obwohl ihr Verhältnis abgekühlt war, Narzissa glaubte zu wissen, dass Andromedar zwar mit Bellatrix das Aussehen teilte, innerlich aber ihr selbst einiges ähnlich war- sie konnte Liebe empfinden und stellte ihre Familie ebenso über alles. Ein Stich durchzuckte ihr Herz als sie daran dachte, wie sie in der grossen Halle gesessen hatte, Draco im Arm, Lucius Arme um ihre Schultern und wie gut es sich angefühlt hatte, so innig ihre Liebe zeigen zu können. Ihre Gedanken fanden ein jähes Ende, als ihr Sohn sich erhob, um sein Glas zu füllen. Unschlüssig blieb er neben dem Servierwagen stehen und fixierte seine Mutter, die seinen Blick direkt erwiderte. Draco schien mit sich zu ringen und atmete hörbar aus, bevor er seiner Mutter die Frage stellte, die ihn schon den ganzen Abend bewegte. „Was wirst du jetzt tun, Mutter?“ Kapitel 4: Streitigkeiten ------------------------- Ginny hatte sich im Bad umgezogen und sass mittlerweile neben Harry auf dem Bett, sah ihn allerdings nicht an sondern lass in einem Muggelbuch. Es schien sie nicht zu stören, dass Harry sie mit Blicken taxierte und sich sehr häufig räusperte. Gerade als er den Mut fand, sie anzusprechen, klopfte es an der Türe. „Dürfen wir reinkommen?“ Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten öffnete Hermione die Türe und lief, sichtlich angespannt, ins Zimmer, hinter ihr schlurfte Ron herein. Beide setzten sich auf den Boden vor dem Bett, und sahen Harry an. Ginny lies ihr Buch sinken, sah die Runde an und blickte Harry an. „Ich nehme an, ihr wollt alleine sein – ich geh sonst ins Wohnzimmer.“ Noch während sie sprach, stand sie auf und Harry reagierte instinktiv. Er griff nach ihrem Arm und bat sie, zu bleiben. „Ich möchte, also ich wäre dir sehr dankbar wenn du hierbleiben würdest.“ Besänftigt und verwundert setzte sich die jüngste Weasly wieder hin. Hermione nestelte mit ihren Händen, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie das Gespräch beginnen würde. Nach einem schnellen, sehr stillen Abendessen hatte George seine Eltern zum Gespräch gebeten. Bill und Fleur hatten sich verabschiedet, ebenso Percy und die alle andern hatten, nachdem Molly ihnen versichert hatte, das sie mit dem Geschirr keine Hilfe brauchte, sich in ihre Zimmer verzogen. Jetzt sassen die vier Jugendliche da und warteten darauf, dass ihr schlauster Kopf die richtigen Worte finden würde, um deeskalierend zu wirken. „Nun, ehm, ja. Ich glaube, dass die Situation noch nicht ganz geklärt ist und bevor wir uns morgen im Gericht in die Haare kriegen, habe ich gedacht, wir reden darüber. Das hat in der Vergangenheit oft gut funktioniert und, naja, also, ich glaube, wir haben alle noch Fragen oder Dinge, die wir sagen wollen.“ Schüchtern sah sie Ron an. Dieser sah sie an und seufzte. „Ja klar, ich bin sauer, irgendwo. Ich versteh, dass du mich schonen wolltest, aber Alter, das ist doch ziemlich wichtig. Ich mein, warum hast du nicht schon früher was gesagt?“ Harry war ehrlich überrascht. Er hatte mehr Wut erwartet, mehr Zorn, doch er tat Ron damit Unrecht. Wenn auch als Letzter von den dreien so war Ron im letzten Jahr ziemlich erwachsen geworden – was sicher auch seinem Verlust geschuldet war. Es schien, als stünden sich die beiden jungen Männer heute näher, was ihren Erfahrungsschatz anging – und ihr Denken. Hermione hatte dabei sicher auch einen nicht unwesentlichen positiven Einfluss auf den Weasly. Harry sah seinem besten Freund offen in die Augen, bevor er die Hand seiner Freundin ergriff, die merklich zusammenzuckte. „Ich wollte euch nicht belasten“, sagte er und drückte Ginnys Hand, „ihr habt beide euren Bruder verloren und habt damit eigene Probleme, da wollte ich euch nicht noch etwas aufbürden. Ausserdem kam es bisher nicht zu Sprache und ich wollte das Thema nicht auf mich lenken, sondern mir und euch ein wenig Zeit zum Verschnaufen lassen. Hermione hat mich darauf angesprochen, als wir einkaufen waren. Ich hätte es euch beiden erzählen sollen, dass ist mir klar und es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe.“ Harry atmete tief durch. Ron grinste ihn an. „Ist schon ok, man. Ich verstehs ja. Das Ganze mit Fred hat mich sehr mitgenommen“, gab er zu und seine Stimme wurde ruhiger. Harry fiel auf, dass Ron zum ersten Mal den Namen des verstorbenen Zwillings aussprach. Ganz so, als ob Georges Ausbruch beim Abendessen es legitimieren würde, wieder offen über Fred zu reden. „Ich mache mir halt grosse Sorgen um George und hab deswegen auch gar nicht gross nachgedacht, was während der Schlacht noch passiert ist. Es ging alles so schnell und dann war Fred plötzlich tot und ich wollte nur noch Rache und hab irgendwie alles vergessen.“ Er stockte. „Und jetzt frag ich mich, wieso überhaupt und was ich Morgen sagen soll, um Malfoy zum dritten Mal den Arsch zu retten. Wenn er die Bastarde nicht hereingelassen hätte, wäre Fred noch am Leben.“ Hermione nickte, während sie sich vertrauensvoll an Ron kuschelte und ihm sanft über den Rücken strich. "Ich verstehe was du meinst Ron, aber du weisst, das Malfoy nur ein Zahnrad in einer viel grösseren Sache war, oder?" Ihr Freund nickte unwirsch. „Aber eigentlich hast du recht"", meinte Hermione und sah Harry an,"wie sollen wir Malfoy entlasten? Wir haben weit weniger mitbekommen als du – und weshalb bist du so erpicht darauf?“ Daraufhin nahm der Angesprochene tief Luft und erzählte ihnen, was er aus Snapes Denkarium erfahren hatte, wie sehr Draco unter dem Zorn von Voldemort gelitten hatte und wie sehr er um sein Leben hatte bangen müssen. Als er fertig war, war es Ron, der sich zuerst äusserte. „Alter, mir platzt bald der Kopf. Das sind ja alles krasse Infos. Ich begreif ja, dass wir Malfoy helfen sollten, aber wie?“ Er sah Harry fragend an, genauso wie Hermione, der plötzlich etwas einzufallen schien. „Harry, du willst, dass wir erzählen wie er verucht hat uns zu schützen nach dem uns Greyback gefangen hat, stimmts?“ Harry nickte und Ginny, die gar nicht mehr mitkam, sah verdutzt rein. Rons Gesicht erhellte sich. „Das ist gut, da muss ich nicht lügen“, meinte er lachend, was die ganze Stimmung aufhellte. Dann sah er Harry an, während er aufstand und seine Freundin hochzog. „Meinst du übrigens, du hast was im Kleiderschrank dass mir passt? Ich will keinen miesen Eindruck machen, naja, du weißt was ich meine.“ Harry nickte, während Hermione zum Kleiderschrank lief und Ron einige Sachen herausnahm und ihm in die Hand drückte. Harry lächelte zufrieden. Die Anspannung zwischen dem Trio war gelöst, sie umarmten sich und wünschten gute Nacht. Als die Türe ins Schloss fiel, blickte er zu Ginny und wollte sich gerade bedanken und mit ihr freuen, als ihm das Herz in die Hose rutschte: Der Blick seiner Freundin schien zu brennen und sie zeigte jetzt, da sie alleine waren ganz offen ihre unbändige Wut. „Sag mal Potter, was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Narzissa starrte ihren Sohn an. Sie hatte viel erwartet, doch nicht diese Frage. „Ich werde lernen, mit der Situation umzugehen“, antwortete sie schliesslich bedächtig und fixierte ihren Sohn. Der wirkte einiges erleichterter. „Nun, sobald ich eine Ausbildung gefunden und beendet habe, werden wir wohl am Erbe zerren müssen – aber danach kann ich dich finanziell unterstützen, damit wir nicht alles Geld aufbrauchen. Es wird hart werden, aber wir schaffen das schon. Ich sorge für dich Mutter, mach dir bitte keine Sorgen.“ Er sah sie fürsorglich an und Narzissa war so überrascht, gerührt und verärgert gleichzeitig, dass sie völlig ihre Contenance verlor. „Was heisst das, du wirst für mich sorgen Draco? Ich werde wieder arbeiten gehen, solange dein Vater im Gefängnis ist. Wir werden das Geld nicht brauchen- abgesehen davon, dass ich die Hälfte vom Lestrange-Vermögen bekommen werde und wir damit sowieso ausgesorgt hätten.“ Draco sah sie an, entsetz und mit verkniffener Miene. „Mutter, du bist eine Malfoy. Du gehst nicht arbeiten, das ist Männersache. Ich verbiete es dir, Vater würde das sicher nicht wollen– und überhaupt, was willst du machen? Bei den Weaslys als Verkäuferin arbeiten?“ Draco war zornig, herablassend und er sprach mit einer Endgültigkeit, die er ganz klar von seinem Vater gelernt hatte. Nur leider hatte der junge Malfoy einen entscheidenden Faktor vergessen: Er wusste nicht, wie es war, wenn seine Mutter wütend wurde und just in diesem Moment bekam er den gesamten Zorn von Narzissa Malfoy zu spüren. „Was denkst du dir eigentlich Draco? Ich bin eine erwachsen Frau und wenn ich arbeiten will, dann brauch ich dazu nicht die Erlaubnis von meinem gerade mal volljährigen Sohn. Und sprich nicht so über deinen Vater- du weisst gar nichts. Er war es, der mich unterstützt hat, eine Ausbildung zu machen, obwohl meine Eltern der Meinung waren, dass sich das für eine Black nicht gehört. Er hat mir geholfen meinen Traum zu verwirklichen. Wer hat wohl seine Wunden geheilt, wenn er für den dunklen Lord Aufträge erledigen musste? Wer hat ihm Vielfsafttrank gebraut? Wer kennt jedes Heilmittel und jedes Gift? Ich bin die Heilerin in diesem Haus Draco und ich bin das Oberhaupt, ob es dir passt oder nicht. Und damit ist dieses Thema beendet. Geh zu Bett und wage es nicht, mir jemals wieder vorschreiben zu wollen was ich zu tun habe und was nicht – du bist nicht mein Vater und Merlin bewahre, solltest du dich noch einmal aufführen wie Abraxas Black, dann wärst du froh du würdest mit deinem Vater die Zelle teilen.“ Draco sah seine Mutter geschockt an, bevor er ihr steif gute Nacht wünschte und in das obere Geschoss entschwand. Narzissa atmete tief durch, füllte mit einem Schlenker ihres Zauberstabes ihr Glas auf und rief nach ihrer neuen Hauselfe. „Blinka, sei so gut und stell Draco einen Kakao auf dem Nachtisch. Und räum bitte das Essen ab. Wenn du Hunger hast, darfst du dich gerne bedienen.“ Eine geschockte kleine Elfe hinterlassend, die die Welt nicht mehr verstand erhob sich Narzissa Malfoy elegant und lief mit erhobenem Kopf aus dem Wohnzimmer, ganz so als ob sie die Theaterbühne nach einem spannenden Akt verlassen würde. Harry zuckte zusammen. Ginny hatte noch nie seinen Nachnahmen benutzt, noch nie geschrien und die Kombination von beidem war sehr gewöhnungsbedürftig. Er versuchte, die Situation einzuschätzen: Wenn Ginny ein ähnlicher Temperament besass wie Molly, dann solle er sie schnellsten bremsen, bevor sie wie eine Dampfwalze über ihn drüber fuhr. Wenn sie das Temperament ihres Vaters hatte, dann musste er den Sturm über sich ergehen lassen, konnte danach aber vernünftig mit ihr reden. Wenn sie eine Mischung aus beiden Elternteilen war, dann wäre er ziemlich aufgeschmissen- und Ginnys zuckendes Auge und die in die Hüften gestemmten Hände sprachen arg für die letztere Theorie. Harry schluckte. Er wollte etwas erwidern, doch Ginny kam ihm zu vor. "Ich warte jahrelang darauf, dass du mich wahrnimmst, gehe mit andern auf und trenne mich, weil ich immer bemerkt habe, dass ich eigentlich doch nur dich wollte. Dann sind wir zusammen, ich bin glücklich, kann nicht genug von dir kriegen und du, du haust ab, weil du unbedingt den Held spielen musst." Sie warf ihr rotes, hüftlanges Haar wütend über die Schultern und begann, weiter wütend schwadronierend, auf und ab zu gehen. "Ich war krank vor Sorge Harry, jeden Tag hab ich damit gerechnet, dass du tot sein könntest, du, Ron, Hermione, aber vor allem du. Ich hab nächtelang nicht geschlafen, hab versucht, etwas aus irgendjemanden herauszukriegen, ich hab Lupin verflucht, weil er mir nicht geantwortet hab, hab mich an Tonks gewendet, keine Antwort bekommen, von niemanden! Ich hab die Gerüchte gehört und dachte, ich sehe dich nie wieder. Und dann durfte ich niemanden zeigen, wie krank ich vor Sorge war, weil das mich verdächtig gemacht hätte, weil mein Bruder ja angeblich mit Grieselkrätze im Bett lag und Hermione in Australien war. Ich hab jeden Tag gehofft, gefleht und gebetet, dass irgendjemand mir ein Zeichen gibt. Ich hab mich von den Slytherins traktieren lassen, die wissen wollten wo du warst. Malfoy hat von unserer Beziehung mitbekommen, er hat mich abgepasst, bedrängt und wollte wissen wo du warst. Hätten Neville und Luna mich nicht beschützt, wahrscheinlich wäre alles noch schlimmer gewesen. Dann fliegt auf, das Ron mit dir unterwegs ist, meine Familie muss sich zurückziehen, ich lebte ein halbes Jahr im Raum der Wünsche, plötzlich tauchst du auf und kein Zeichen davon, dass du dich freust mich zu sehen, nein, schliesslich ist der grosse Harry Potter immer noch auf dem Trip die Welt zu retten und Cho schmeisst sich an dich ran und du sagst nichts, rein gar nichts dazu! Und dann darf ich nicht mitkämpfen bei der Schlacht, weil ich ja nur ein kleines Mädchen bin, dass nicht auf sich aufpassen kann und warte wieder, krank vor Sorge, dass irgendjemanden etwas passiert. Und dann stirbt Fred und du bist nicht da, um mich in den Arm zu nehmen oder mich zu trösten, nein, du gehst in den Wald und lieferst dich aus, ohne auch nur eine Sekunde an mich zu denken. Und dann Harry, sehe ich dich tot in Hagrids Armen. Weisst wie ich mich gefühlt habe? Ich wollte nicht mehr leben, ich wollte bei dir sein, ein paar Momente später bist du wieder lebendig und stell dich Voldemort. Wenn Mam Bellatrix nicht getötet hätte, glaub mir, ich hätt's getan. Ich war so sauer auf dich. Und dann... dann ist alles vorbei und irgendwie landen wir in diesem Zimmer und seit zwei Wochen hast du Albträume und schreist im Schlaf und ich frage mich, was passiert ist, aber anstatt zu erzählen, mir irgendwas mitzuteilen, berätst du dich mit Hermione und Ron und rettest Malfoy, der meinen Willen brechen wollte und alles dafür getan hätte, dich zu fangen. Du umarmst mich nicht, du küsst mich nicht, du willst offenbar nicht mit mir zusammen sein und schläfst in einem Bett mit mir. Was soll das Harry?" In der Mitte ihrer Rede war sie in Tränen ausgebrochen. Und Harry hatte so viel zu sagen, auch er war wütend, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass es nicht an der Zeit war sich zu rechtfertigen und zu erklären, weil Ginny seine Seite eigentlich verstand, aber wütend war und ihm seine Fürsorge als Distanz auslegte. Langsam näherte er sich der Weasly, die inzwischen auf dem Bettrand sass und hemmungslos weinte und zitterte. Sanft legte er einen Arm um ihre Schultern, zog sie näher zu sich und strich ihr übers Haar. Ginny Weinen wurde weniger und als er ihr zuflüsterte, dass er in jeder ausweglosen Situation an ihr Geburtstagsgeschenk gedacht hatte, legte sich eine leichte Röte auf ihre Wangen. Sie hob ihren Kopf und kurz bevor Harry sie küsste, waren ihre Tränen versiegt. Harry wusste, dass das Gespräch nicht beendet war, doch er genoss den Unterbruch, genoss wie sich Ginny wie eine Katze in seinen Armen zusammenrollte und sich von ihm halten und besänftigen lies. Er küsste sie, lange, zärtlich, wissend, dass sie noch jede Menge Zeit hätten. Schliesslich sah er sie an und fragte leise, ob sie müde sei. Nach dem sie verneinte, küsste er sie auf die Stirn. "Ich würde dir gerne von meinem letzten Jahr erzählen." Kapitel 5: Erkenntnisse ----------------------- Und er erzählte ihr von seinem letzten Jahr, alles, was sie nicht wissen konnte. Von der Planung, wie Ron und Hermoine beschlossen hatten mitzukommen, wie sie angegriffen wurden, kaum waren sie alle in der Muggelwelt gestrandet. Er erzählte von der Suche und dem Finden der Hokruxe, von Lupin, den er verärgert hatte, von Ron und den Streitereien, wie sie Potterwatch fanden, wie sie von den Heiligtümer des Todes erfuhren, wie Lunas Vater sie verriet, wie er am Grab seiner Eltern stand, das Haus sah in dem er geboren wurde. Er erzählte ihr von Nagini, die in Bathilda Bagshot auf ihn gewartet hatte, er erzählte von davon, wie Draco ihn von Greyback retten wollte, er erzählte von Luna im Keller von Malfoy Manor, wie Hermione gefoltert wurde, wie Ron fast durchdrehte, wie Wurmschwanz durch sein eigenes Zögern starb. Er erzählte Ginny, wie ihm klar wurde, dass er alle Heiligtümer vereinigen würde, wie er im Wald war, wie froh er war, dass sie überlebt hatte. Wie unendlich schuldig er sich fühlte, den Tod ihres Bruders nicht hatte verhindern können, in dem er sich früher gestellt hätte. Wie er nicht wusste, wie er mit ihr umgehen sollte. Das alles, nicht wirklich chronologisch geordnet und auch nicht immer ganz ausführlich flüsterte er ihr teilweise ins Ohr, murmelte in ihre Haare, drückte sie immer wieder an sich und schliesslich, als er geendet hatte und schon dachte, sie sei unter der Geschichte, die er bestimmt nie wieder am Stück erzählen würde weil mittlerweile weit nach Mitternacht war, eingeschlafen, hob sie den Kopf und sah ihn unbestimmt an. "Niemand ist an Freds tot schuld. Ausser der, der ihn umgebracht hat." Sie war bestimmt und Harry, der beinahe einschlief bemerkte dennoch, dass ihr etwas auf der Zunge lag. Interessiert beobachtete er durch halboffene Lieder ihr Mienenspiel: Sie schien sich zu zieren und errötete offenbar wegen ihren Gedanken. Harry musst sich zusammen reissen nicht zu grinsen, zu gerne würde er wissen, was Ginny auf dem Herzen hatte. Und deswegen fragte er danach. Das Mädchen lächelte, war aber offenbar verlegen, als sie ihre Frage formulierte, denn sie schlug die Augen nieder. "Ich weiss, dass klingt jetzt vielleicht verrückt, aber nachdem Fred gestorben ist habe ich mich abgesetzt, ich sass irgendwo in den Trümmern, etwa auf höhe Gryffindorturm und ich hatte das Gefühl..dass du da warst. Irgendwie." Harry sah sie verdutzt an, lächelte sie dann aber sehr müde an. "Ich bin an dir vorbei, als ich in den Wald ging. Und bevor du fragst, ich konnte den Tarnumhang nicht abziehen. Ich..hätte wohl nicht die Kraft aufgebracht zu gehen, wenn du mich gebeten hättest zu bleiben." Während seiner Antwort hatte er sie noch näher an sie gezogen, ohne zu wissen, dass dies überhaupt möglich war. Ginny sah ihn an, gähnte und murmelte : "Ich hätte wohl genau das getan." Und ohne weiteres zog sie den Retter der Zauberwelt zu sich und küsste ihn. "Schlafen wir jetzt. Du hast morgen einen anstrengenden Tag vor dir." Harry nickte, doch anstatt seine Augen zu schliessen zog er ihren Kopf zu sich und küsste sie. Hermione grinste als sie am nächsten morgen, also nur wenige Stunden nachdem Harry und Ginny eingeschlafen waren, die Tür zu deren Zimmer öffnete und feststellte, dass sie sich wohl wieder vertragen hatten. Denn auch wenn Ginny ihr Temperament von beiden Eltern geerbt hatte, ihr Stimmvolumen hatte sie ganz klar ihrer Mutter zu verdanken. Und so hatte wohl das ganze Haus, ausser vielleicht George unter Schlaftrank die Tirade von Ginny - die Hermione ziemlich gut nachvollziehen konnte, was sie allerdings nicht gerade ihrem besten Freund unter die Nase reiben wollte - mitbekommen. Und das wiederrum hatte Ron wohl ruhig gestellt, zumindest für den Moment, denn die ehemalige Musterschülerin wusste genau, dass er es ihr sicher übel nahm, dass sie ins Vertrauen gezogen worden war und er nicht. Ein kleiner Teil der Eifersucht, die er an den Tag gelegt hatte als er das Amulett trug rührte von seiner starken Unsicherheit her. Hermione seufzte, sie hatte zwar die Zerstörung des Amuletts nicht mitbekommen, aber die Blicke, mit denen Ron sie und Harry manchmal bedachten sprachen Bände. Leise schloss sie die Türe wieder und machte sich auf den Weg in die Küche. Vielleicht konnte sie ihrer Gastmutter zur Hand gehen. Und vielleicht konnte diese ihre mit ihrem Gewissen helfen – den Hermione hatte durchaus Mühe damit, ihre Eltern länger als nötig unter einem Zauber in Australien leben zu lassen, auch wenn sie genau wusste, wie glücklich sie waren. Und genau diesen Umstand verbitterte sie. Den obwohl sie viel über Magie wusste hatte sie gehofft, dass Mutterliebe stärker wäre als die Zauber einer jungen Hexe, egal wie begabt sie war. Als der nächste Morgen anbrach, wachte Harry Potter auf und dankte McGonagall und dem Lehrkörper von Hogwarts, dass die Schule erst Anfangs Oktober ihre Türen wieder öffnen würde. Abgesehen davon, dass sie repariert werden musste und das bei den altehrwürdigen Gemäuern fortgeschrittene Magie brauchte, wollte man den Schülern Zeit geben, die Schlacht zu verdauen. Wenn sie zurückkehren würden, sollte nur noch eine Statue daran erinnern, was geschehen war. Der Grund, warum Harry innerlich inbrünstig dankbar war, war ein simpler: Heute war der erste September und damit würde für Ginny eigentlich das siebte Schuljahr beginnen- und gerade weil sie sich gestern heftig gestritten hatten, war Harry nicht bereit, sie gehen zu lassen. Vor allem jetzt nicht, da sie sich an seiner Seite zusammengerollt hatte und ihn mit einem Arm um den Bauch festhielt. Harry war beinahe dankbar für ihren Ausbruch. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie nicht zu berühren oder Intimitäten mit ihr auszutauschen – denn auch er hatte lange auf ihre Nähe verzichtet. Harry gähnte, viel geschlafen hatte er wahrlich nicht. Das Gespräch blieb auch körperlich nicht ohne Folgen – nach dem sie in Hogwarts immer darauf hatten aufpassen müssen, wenn sie miteinander schlafen wollten, mussten sie sich gestern nicht zurückhalten – Muffliato-Zauber über dem Zimmer sei dank. Harry grinste und wurde leicht rot bei dem Gedanken an letzte Nacht. Unruhig strich er sich durchs Haar und küsste seine Freundin schliesslich auf die Stirn. „Wir sollten aufstehen Liebes“, flüsterte er leise und strich ihr seitlich am Körper entlang, bis sie schlaftrunken die Augen öffnete. Der Frühstückstisch war nicht so leer wie das letzte Mal, als Harry zum Gericht aufgebrochen war. Hermione und Ron sassen bereits da, erstere warf Harry und Ginny ein wohlwollendes Lächeln zu, als sie Hand in Hand die Treppe runterkamen. George, der zu Harrys Erstaunen auch am Tisch sass, begrüsste ihn mit einem eindeutig zweideutigen Grinsen, das Harry die Röte auf die Wange trieb. Er fühlte sich ziemlich ertappt. Zum Glück hatte Ron mehr Interesse an reichhaltigen Frühstück, dass Molly Weasly gezaubert hatte. Viel gesprochen wurde am Tisch nicht und schon bald zogen Hermione, Ron und Harry ihre Umhänge an und machten sich bereit. Es war George, der die emsige Betriebsamkeit unterbrach und Harry auf ein Wort ins Wohnzimmer bat. „Weißt du Harry“, sagte er als er die Türe zumachte, „Ich hab dich immer gemocht, aber nicht für den hellsten Apfel am Baum gehalten, aber jetzt möchte ich dir einige Dinge mitgeben: Unsere Eltern hatten zwei sehr beliebte Söhne und wir zwei sehr beliebte Brüder. Totale Ruhe ist also eher verdächtig als beruhigend. Und Ginny ist für mich mehr als eine Schwester, sie ist meine Vertraute und ich erwarte, dass du in Zukunft auf sie aufpasst – wenn du ihr nochmal weh tust, wünschtest du dir, dass du Malfoy am ersten Tag die Hand geschüttelt hättest und nicht Ron.“ Harry sah ihn an. Er war nicht besonders schockiert oder überrascht – Fred und er hatten sich besser verstanden als er und George und bei sechs Brüdern, notabene fünf, war klar gewesen, dass irgendwann eine Standpauke kommen würde. Was ihn verunsicherte war die Endgültigkeit in Georges Stimme, zusammen mit der Aufforderung, in Zukunft auf die junge Weasly aufzupassen. „Was meinst du mit in Zukunft auf sie aufpassen?“ fragte er George lauernd, der daraufhin seinen Blick kalt erwiderte. Harry erkannte kein Gefühl darin, keine Regung ging von dem ehemaligen Streichekönig aus, kein Grinsen zierte sein Gesicht. Stattdessen strich er sich durch die Haare und legte so auch zufällig sein fehlendes Ohr frei. Snapes verunfallter Fluch hatte eine schwarze, runde Narbe hinterlassen, ein Mahnmal und die lebende Erinnerung an Harrys Flucht aus seinem Zuhause. „Ich werde für einige Zeit weggehen. Mum und Dad wissen davon. Ich brauche Ruhe und eine Umgebung, in der mich nicht alles an meinen Bruder erinnert.“ George hatte kühl geklungen und sehr bestimmt. Harry beschloss, nicht weiter nachzufragen. Stattdessen gaben sich die beiden jungen Männer die Hand und Harry versprach George, auf Ginny aufzupassen. Diese wartete und lächelte, als er die Küche wieder betrat. Sie wertet es offenbar als gutes Zeichen, dass George wieder redete und Harry fühlte sich bereits wieder ertappt – wenn er bereits einige Stunden nach einem Streit, in dem es darum ging dass er ihr Dinge verheimlicht hatte , wieder Begebenheiten verheimlichte, konnte dies wohl nicht besonders gut gehen. Doch es war Georges Aufgabe ihr zu erklären, was ihn umtrieb und er, beziehungsweise er, Hermione und Ron konnten sich nicht länger aufhalten. So beschloss er ihr am Abend sofort als erstes von dem Gespräch zu erzählen, küsste sie kurz und machte sich mit seinen zwei besten Freunden auf den Weg ins Ministerium. An einem anderen Ort traten ebenfalls zwei Personen in einen Kamin, in dem grünes Feuer loderte. Nach dem Ausbruch seiner Mutter am Vortag hielt es Draco Malfoy allerdings nicht für ratsam, gross Konversation mit seiner Mutter zu betreiben. Stumm lies er ihr den Vortritt und als er selbst aus dem Kamin im Ministerium stolperte nickte er den Auroren kurz zu, die ihn und seine Mutter mit Anstand begrüssten und beide nach unten begleiteten. Ron schluckte kurz als er vor der Türe des Gerichts stand und sah seine Freundin und seinen besten Freund zweifelnd an. Obwohl er die Aufmerksamkeit, die er innerlich erwartete, wohl geniessen würde schreckte ihn die offizielle Note der Aufgabe ab. Und die Aufgabe an sich, den mehr noch als Harry und Hermione verabscheute er Malfoy und alles, wofür er stand. Zudem hatte er nicht vergessen, in welchem Haus Hermione gefoltert wurde, hatte nicht vergessen, in wessen Kerker er geschmort hatte und es ging ihm nicht in den Kopf, wie Harry damit so gut umgehen konnte. Das waren Feinde. Und sie waren böse. Als ob Harry seine Gedanken gehört hätte lächelte er zerknirscht, schwieg allerdings. Es war Hermione, welche die Stimmung entspannte, in dem sie sich zu Ron hochreckte und ihn sanft küsste. „Ich bin so stolz auf dich“, wisperte sie, gerade so, dass Harry Teile davon verstand. Rons Ohren wurden rot und er grinste leicht dümmlich, bevor er sich wieder der Türe zuwandte und die Klinke bestimmt nach unten drückte. Ja, es war anders als das letzte Mal, das musste Harry zugeben. Nicht nur, weil er im Gegensatz zu gestern nicht alleine war, sondern auch deswegen, weil sein Kommen angekündigt war. Und er war froh, dass er hinter dem Paar lief, denn so konnte er zumindest die Augen schliessen bevor die Blitze der magischen Fotoapparate ihn blendeten. Er sah, wie Rita Kimmkorn sich zu ihm streckte, wie Hermione ihr nonverbal aber unmissverständlich klarmachte, dass sie ihnen aus dem Weg gehen sollte und bevor nur einer der Reporter eine Frage stellen konnte, schallte Kingsleys magisch verstärkte Stimme durch den Raum: „RUHE. Dies ist ein Gericht.“ Harry sah, wie Ron zusammenzuckte und Hermione, um die er den Arm gelegt hatte um sie von der Pressemeute zu schützen noch enger an sich zog. Auch er zuckte leicht zusammen, Kingsleys sonst so beruhigende Stimme hatte etwas bedrohliches innegehabt, etwas, dass bereits mehrfach beobachtet hatte, wenn der amtierende Zauberminister verbal durchgriff. Doch seiner Aufforderung wurde Folge geleistet und so bahnte sich das Trio den Weg nach vorne und nahm in der ersten Reihe platz. Nach einigen Minuten hatte sich der Trubel gelegt und Elizabeth Grey eröffnete wie am Vortag mit einem Räuspern die Sitzung. „Ehrenwertes Gericht, sehr geehrte Anwesende. Der Zaubermagnot hat sich gestern in Sache Narzissa Malfoy, geborene Black nach den neuen Erkenntnissen nach der Zeugenaussage von Harry James Potter zur Beratung zurückgezogen. Ist das Gericht zu einem Entschluss gekommen Herr Minister?“ Am Ende der Begrüssung sah Grey Kingsley herausfordern an und Hermione griff unwillkürlich nach der Hand von Ron. Kingsley, mittlerweilen wieder mit seiner normalen Lautstärke, erhob sich und nickte seiner Sekretärin freundlich zu. „Ehrenwertes Gericht, geschätzte Anwesende. Das Gericht hat sich nach der überraschenden Zeugenaussage gestern zu langen und hitzigen Beratungen zurückgezogen.“ Harry hatte den Eindruck, dass Kingsley das ganze eher zu amüsieren schien, überdachte seine Meinung, als dieser mit ernster Stimme fortfuhr. „Die Meinungen über den Einfluss der Zeugenaussage und des Zeugens sowie seiner Motivation waren unterschiedlich. Nach eingehenden Gesprächen hat das Gericht darüber entschieden, die von Harry Potter beschriebenen Einflüsse der Entscheidung der Angeklagten zu berücksichtigen und wie der Zeuge als Wendepunkt des Krieges zu werten. Aus diesen Gründen sprechen wir Narzissa Malfoy, geborene Black, in allen Anklagepunkten nicht schuldig.“ Kaum hatte Kingsley geendet, stieg der Lautstärkepegel im Saal und Ron war nicht ganz unschuldig daran. „Was bedeutet das jetzt?“ fragte er verwirrt und sah Harry und Hermione an. „ Es bedeutet, dass Narzissa Malfoy nicht verurteilt wird, aber das die Anklage bestehen bleibt.“ Als Ron ihr, es war natürlich Hermione gewesen, die wie aus der Pistole geschossen geantwortet hatte, noch immer irritiert vorkam, setzte sie noch einmal zum sprechen an. „Sie ist frei, wenn sie allerdings wieder einmal vor Gericht müsste würden die bisherigen Anklagepunkte gegen sie verwendet werden.“ Harry sah zur Anklagebank und studierte Narzissa Malfoy. Wie es sich für eine Dame von Stand gehört verzog sie keine Miene und schien enorm gefasst. Erst als sich Kingsley abermals Gehör verschafft hatte und der Saal ruhig wurde, erhob sich die Frau von der Bank und neigte sanft den Kopf in Kingsleys Richtung. „Ich danke dem Zaubermagnot für seine Entscheidung“, sagte sie deutlich und setzte sich wieder hin. Ron war bereits rot geworden und plusterte die Wangen auf – doch es war Elziabeth Grey, die das Wort erhob. „ Danke Herr Minister, Madame Malfoy, sie dürfen die Anklagebank nun verlassen. Als nächstes folgt die Verlesung der Anklage gegen Draco Malfoy.“ Kapitel 6: Schattenseiten ------------------------- Der junge Mann betrat den Tropfenden Kessel und sah sich suchend um. Das Gasthaus war nicht wirklich gut besetzt und bis auf einige ältere Zauberer, die schon morgens ihr Butterbier tranken und den Wirt war nur ein weitere junger Mann anwesend, der den Tagespropheten studierte, der vor ihm auf den Tisch ausgebreitet war. Eben erst hereingekommen ignorierte er die Blicke, die ihm zugeworfen wurden. Es dauerte nur einen Augenblick, bis er den anderen sah und sich langsam auf ihn zubewegte. Blaise Zabini hatte einen eher abgelegenen Tisch gewählt, die Augenbrauen zusammengekniffen und hob den Kopf erst, als der Stuhl ihm gegenüber geräuschvoll zur Seite geschoben wurde. Seine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, dass seine Augen nur knapp erreichten und dennoch Sympathie ausdrückte. „Nott. Du bist spät.“ Theodor Nott nickte, brachte aber keine Erklärung weswegen dies so war vor. Sie hatten sich seit dem Kriegsende regelmässig getroffen und eigentlich war es nicht er, der zu spät kam, sondern die dritte Person im Bunde, die unabhängig von der Tageszeit wenig von absoluter Pünktlichkeit hielt. Wobei sie sich normalerweise Abends trafen. Und nicht in diesem Gasthaus, sondern meistens in einem, in dem sie weniger verurteilenden Blicken ausgesetzt waren. Meistens in Bars, vorzugsweise in London und normalerweise in der Muggelwelt, was alle drei schon ziemlich ironisch fanden. Doch hatte man sich erst einmal an das Muggelgeld gewöhnt, dann waren die Vorteile nicht von der Hand zu weisen: Anonymität und mehr Getränkeauswahl als Feuerwhyskey und Butterbier. Vor allem aber war es für alle drei ein leichtes gewesen sich Ausweise zu besorgen, auf denen sie auch für Muggelgesetzte volljährig galten. Verschlagen waren die ehemaligen Hausgenossen allemal. Die fehlende Dritte wurde nicht weiter kommentiert, stattdessen bestellte sich Nott nun ebenfalls einen Kaffee, sowie es Zabini wohl schon einige Minuten vor ihm getan hatte. „Und, was gibt es Neues?“, fragte Nott und wies mit dem Kopf auf den Tagesphropheten. Blaise Zabini lehnte sich zurück und tippte mit den Fingerspitzen aneinander, eine Geste, die ihn älter wirken liess als er war. „Dracos Vater hat 25 Jahre kassiert.“ Anhand seiner Stimme war nicht auszumachen, was er davon hielt. Nott pfiff leise durch seine Zähne. „Heftig. Und der Bengel?“ Zabini sah ihn leicht verstimmt an. „Dracos Verhandlung ist heute. Oder besser, sie ist jetzt.“ Und plötzlich verstand Nott, warum ihn sein Freund um diese Zeit treffen wollte. Oder besser, sie beide, wobei bisher nur er aufgetaucht war. Und just in dem Moment in dem er fragen wollte, ob Zabini etwas über den Verbleib ihrer Freundin wisse, öffnete sich geräuschvoll die Türe und eine verschlafene, aber dennoch bereits zurechtgemachte Pansy Parkinson trat ein. Auch für Pansy stellte es keine grosse Herausforderung dar ihre Kollegen zu finden. Im Gegensatz zu Nott schien sie in den Blicken zu baden, denn Pansy hatte schnell gelernt, dass diese nicht nur negativ waren. Und auch wenn die gute Seite, allen voran die Helden Potter und Weasly sie als hässlich in Erinnerung hatten so musste ein objektiver Beobachter dem wiedersprechen. Denn Pansy Parkison hatte die Pubertät ziemlich nett behandelt: ihr ehemals langes dunkles Haar ging ihr über die Schulter, ihre Gesichtszüge waren feiner geworden und ihre ehemals leicht unausgereiftes Gesicht zeigte sich harmonisch, wenn auch eher rundlich. Doch Pansy hatte schon lange verstanden, dass ihr eher weiblicher Körper ihr zum Vorteil gereichen konnte, besonders wenn sie nicht die Schuluniform tragen musste. Dennoch war der frühe Morgen in den Ferien nicht ihre Zeit und so trug sie unter einem klassischen Trenchcoat ein schlichtes knielanges Kleid mit langen Ärmel. Ohne sich zu erklären setzte sie sich an den Tisch und musterte Nott und Zabini. Beide sahen aus als wären sie bereits Stunden wach und trugen – Pansy konnte sich ein schmales schmunzeln nicht verkneifen – Heldenkluft wie sie das Outfit genannt hatte. Dabei war es eigentlich nur das, was die meisten Leute in ihrem Alter in der Muggelwelt gerade trugen – Jeans, T-shirt, Cardigang oder Pullover, langweilig und nichtssagend. Die Abmachung möglichst nicht aufzufallen war stillschweigend getroffen worden, denn das war das einzige, was sie gerade taten. Obwohl Blaise dank seiner Mutter, die nach seinen Angaben mindestens neunmal hätte verheiratet sein müssen sowieso mit den leicht schielen Blicken der Zaubergesellschaft aufgewachsen war versuchte er ebenso sich zurückzuhalten wie sie und Nott. Und dieser wiederum war nicht begeistert wenn man ihn mit Nachnahmen ansprach – sein Vater war zwar nicht der bekannteste Todesser, diese zweifelhafte Ehre kam Malfoy zu, doch die Leute redeten. So gesehen hatte es Pansy am besten getroffen - klar war sie eine Slytherin, doch ihr Sympathie, so offen sie diese in den alten Mauern von Hogwarts gelebt hatte war nicht nach aussen gedrungen. Mehr noch, sie hatte es verstanden, obwohl sie Malfoys Ex-Freundin war, sich eher in einer leichten Opferrolle zu verkaufen und wusste, dass sie das ganze relativ unbeschadet überstehen könnte. Zumindest solange, wie sie den Ball flach hielt und ihr Interesse an der dunklen Seite der Magie einer jugendlichen, mädchenhaften Begeisterung für Bad Boys zuschrieb. Da sie sowieso nur mit Granger regelmässig aneinandergeraten war, flog sie unter dem moralischen Radar der Gesellschaft. Obwohl es ihr zu wieder war, klischeebesetzte weibliche Attribute zu nutzen war sie dennoch pragmatisch genug sich so darzustellen wie sie es für richtig hielt. Tom, der zahnlose Wirt kam einiges schneller zu ihr um nach ihren Wünschen zu fragen und mit einem charmanten Lächeln bestellte sie sich eine heisse Schokolade. So freundlich der Wirt sie musterte so schnell verdüsterte sich sein Blick, als er ihre Begleitung betrachtete. Als er ihr das Getränk gebracht hatte seufzte Blaise vernehmbar auf. „Der Alte hält uns wohl nicht für einen geeigneten Umgang für die junge Dame.“ Es klang verstimmt, doch Nott nahm den den Faden nur zu gerne auf. „Es wäre wohl besser für euch Miss Parkinson, wenn ihr euch mit weniger zwielichtigen Gestalten treffen würdet.“ Pansy lächelte den beiden gespielt fröhlich zu und zeigte ihnen dann den Mittelfinger. Nie hatte sie in Frage gestellt, dass sie ihre Freunde weiterhin als genau dies sehen würde und dabei spielte es auch keine Rolle, was sonst wer dachte. Die Zeiten waren hart für die Verlierer, besonders weil sie alle über den selben Kamm geschoren wurden – es gab zig gute Slytherins für die ihre Zugehörigkeit zu einem Schulhaus nun Steine in den Weg legen würden und die alle auf einmal dunkel, böse, verrucht waren. Unschuldige Kinder, Erstklässler, die nichts kannten ausser den Krieg. Und alle Frauen aus dem Haus waren sowieso nur leichte Mädchen, die jeden an sich ranlassen würden. Dabei gab es diese in so gut wie jedem Haus und in jedem solche, die eher auf der prüderen Seite waren – auch bei den Schlangen, besonders bei denen. Den wenige Familie waren so streng wie die reinblütigen. Pansy konnte an beidem nichts dramatisches sehen – klar war sie durch ihre Erziehung geprägt, aber sie zog es vor Menschen für andere Dinge zu verurteilen als ihre Partneranzahl. Blaise grinste aufgrund ihrer nonverbalen Antwort, er kannte sie zu genüge. Und so schob er ihr auch den Tagespropheten rüber, dessen Leitartikel sie kurz überfloh. „Armer Draco“, murmelte sie kurz, doch dass an Lucius Malfoy ein Exempel statuiert wurde überraschte sie nicht. Sie sah Blaise an, er war so was wie ihr Rädelsführer. Blaise zeigte keine Reaktion und Nott nickte nur leicht. „Die grosse Frage ist nur, ob das Exempel an Malfoy senior reicht. Ich habe nichts über seine Mutter gelesen. Und seine Verhandlung soll laut meiner Quellen auf heute vertragt worden sein. Scheint so, als ob da etwas im Busch wäre.“ Nott nickte. „Du weißt nicht mehr, nehme ich an?“, fragte er mit wachsamen Blick sein Gegenüber. „Nein. Kingsley hat ein Redeverbot erlassen.“ Blaise war heute äusserst schwer zu lesen und so nahm Pansy das Gespräch auf. „Woher weißt du das alles dann?“ Blaise zeigte zum ersten mal eine Regung, ein Grinsen, das strotzte vor Schalk und Durchtriebenheit. „Kann sein das meine Mutter gerade mit einem vom Zaubermagnot ausgeht. Kann sein dass er ihr Date gestern verschoben hat und Mum hat nachgefragt. Und wie ihr wisst können wir beide sehr überzeugend sein, oder ich kann zumindest ihre Briefe lesen.“ Nott pfiff leicht durch die Zähne und Pansy lachte zum ersten Mal leicht ehrlich auf. „Deine Mutter also. Ich hätts mir auch zusammenreimen können.“ Dann wurde sie ernst. „Und was machen wir jetzt? Gehen wir zum Gericht oder lassen wir uns nicht blicken?“ Sie sprach aus, was Blaise nicht alleine beantworten konnte. Und obwohl er Vor- und Nachteile abgewogen hatte kam es auch für ihn nicht in Frage Draco wirklich im Stich zu lassen. Sicher hatte er sich auch ihnen gegenüber wie ein Arschloch aufgeführt, doch mit Crabbes Tod und Goyles untertauchen war er ziemlich allein. Goyle war in dem Fall einfach seiner Familie gefolgt, die sich darauf besinnt hatten dass sie in Russland bei der Familie seiner Mutter gerade besser aufgehoben waren als im Vereinten Königreich Grossbritannien. Grass darüber wachsen lassen war eine Strategie die einige der Todesserfamillien, die in der zweiten Reihe gespielt hatten als Option gewählt hatten. Da eignete sich der Zeitpunkt gut, denn noch herrschte noch genug Trauer und Chaos um sich in andere Gefilde zu begeben. Und Dumstrang war nach wie vor eine gute Schule, die wenige Fragen stellte wenn das Geld floss. Nott erhob sich und sah seine Begleiter beinahe verschwörerisch an. „In Slytherin hast du nicht viele Freunde, aber gute.“ Und so erhoben sich die drei Jugendlichen, Pansy ging an die Theke und bezahlte, während die beiden anderen nach draussen traten. So traten sie in das von morgendlichem Nebel durchzogene London. Mit gerafften Schultern und schnellen Schritten machten sie sich auf dem Weg zur Telefonzelle. „Mister Malfoy erheben sie sich.“ Harry wurde nervös, als er bemerkte wie sich das Raunen im Saal verstärkte und die Leute offenbar unmutig auf ihren Sitzen herumrutschten. „Mr. Malfoy, ihnen wird zur Last gelegt im Dienst des dunklen Lords an der Verschwörung die den Tod von Albus Percival Billus Wulfric Dumbeldore als Inhalt hatte. Sie haben ihn entwaffnet und waren Träger des Elderstabes. Ihnen wird weiterhin vorgeworfen, Kenntnis über die Freiheitsberaubung von Luna Lovegood und Mister Olivander ebenfalls in Kauf genommen zu haben, genau so wie die Folterung von Hermione Jean Granger. Sie kannten den Aufenthaltsort ihrer Tante Bellatrix Lestrange, geborene Black, die gesucht wurd. An der Schlacht von Hogwarts kämpften sie an der Seite von Lord Voldemort, hielten sich aber im Hintergrund. Sie haben keinen Beitrag geleistet und sich nach der Verhaftung kooperativ erwiesen. Sie waren während des Aufbaus von Voldermorts Armee minderjährig und wurden als Spion in der Schule eingesetzt. Diese Rolle haben sie erfüllt. Sie haben sich nie an die Obrigkeit gewandt und haben sich damit der Mitverschwörung schuldig gemacht.“ Grey blickte vom Gericht zu Kingsley, der wiederum nickte ihr zu. „Möchten sie sich zu den Anklagepunkten äusseren, Mr Malfoy?“ Draco, so schien es Harry, kämpfte mit sich. Es war als ob sich sein Stolz und seine Vernunft ein Duell lieferte und Harry hoffte, dass es nicht sein Stolz war, der gewann. Schliesslich atmete Draco Malfoy tief durch und sah dem Zauberministern in die Augen. „ Sehr geehrter Herr Minister und Mitglieder des Zaubermagnots“, Harry stutze, denn seine Stimme klang klar und hatte nichts von den üblichen Tonfärbungen, die er sonst von dem Jungen kannte, „ ich bekenne mich schuldig.“ Der Saal wurde laut, jeder schien eine Meinung zu haben, doch Kingsley schlug mit dem Hammer auf den Tisch und sorgte für Ruhe. Erwartungsvoll sah er Draco an, gerade so als ob er sagen würde, dass da noch mehr kommen müsse. Draco lieferte und erhob nun seine Stimme gefasst. „ Ich bekenne mich schuldig der Anklage - in allen Punkten. Das Gericht wird selbst darüber entscheiden, wie mein Alter und die Situation zu werten ist. Doch ich bitte nicht zu vergessen, dass Voldemort wie auch Bellatrix Lestrange, ungeachtet dessen wie sie mit mir verwandt ist , kein Nein geduldet hätten. Und beide“, er unterbrach hier kurz, wahrscheinlich weil ihm selbst bewusst wurde wie grausam die Wahrheit war, „hätten nicht gezögert mich zu töten, wenn ich nicht ihren Plänen entsprechend gehandelt hätte.“ Die Stille im Saal war Harry unangenehm. Und seinen Freunden ging es gleich wie er mit einem Blick auf sie feststellte. Selbst das Gericht war verstummt. Diese klare, brutale Wahrheit vorgetragen von einem Zauberer, der am Anfang seines Lebens stand und knapp volljährig war, hatte ihnen alle die Augen geöffnet. Es gab kein Schwarz und Weiss. Und es war jenes denken, das sie als Zaubergesellschaft zu diesem einen Punkt geführt hatte. Es war die junge erste Sekretärin des Ministers, Elizabeth Grey, die das Wort erhob. „Gibt es Zeugen, die Aussagen möchten?“ Die Synchronität mit der die drei jungen Menschen aufstanden war ihrem Vertrauen ineinander geschuldet, nicht einer einstudierten Choregorafie. „Ehrenwertes Gericht, ich, Harry James Potter möchte zugunsten von Draco Malfoy aussagen.“ „Ehrenwertes Gericht, ich Hermione Jean Granger möchte zugunsten von Draco Malfoy aussagen.“ Beide blickten zu Kingsley und Hermione war sichtlich erleichtert als auch Ron die Stimme erhob und versuchte, nicht verächtlich zu klingen. „Ich Ron Billius Weasly möchte zugunsten von Draco Malfoy aussagen.“ Es gelang Ron nur halb, seine Abscheu zu verbergen. Da Kingsley dies bereits erwartet hatte schlug er mit dem Hammer mehrfach auf sein Richterpult, den er fühlte sich eher an ein nicht überwachtes Klassenzimmer erinnert. Alle standen und redeten durcheinander, versuchten einen Blick auf die drei zu werfen und mehr zu hören und zu sehen als der Nachbar. Nach einigen Minuten kehrte jedoch Ruhe ein und Harry begann mit seiner Aussage. „ Draco Malfoy hat mir das Leben gerettet. Es war im letzten Jahr, als wir nach den Horkruxen suchten. Ron war nicht bei uns und wir gerieten in eine Falle von Fenyer Greyback und seinen Kopfgeldjägern. Hermione schaffte es noch, mein Gesicht zu verändern, doch wir wurden nach Malfoy Manor gebracht, damit Draco uns identifiziert. Er hat, obwohl ich mir sicher bin dass er mich erkannt hat, abgestritten dass es sich um mich und Hermione handelte. Leider kam Bellatrix Lestange dazwischen und erkannte uns.“ Hermione nahm tief Luft und setze an: „Ich bestätige diese Geschichte. Draco Malfoy hat mich auf den ersten Blick erkannte, nicht nur gingen wir in die selbe Stufe in Hogwarts, wir hatten auch Zaubertränke zusammen. Aufgrund der Antipathie zwischen ihm, Harry James Potter und Ronald Billius Weasly kannte er mein Gesicht und er muss auch gewusst haben, dass Harry sich in meiner Nähe aufhielt. Ausserdem ist mir der Fluch nicht perfekt gelungen und man sah Harrys Narbe deutlich.“ Sie schloss sicherer als sie begonnen hatte und sah nun zu Ron, der sich sichtlich nicht wohl in seiner Haut fühlte. „Also ich, ehrenwertes Gericht, Kingsley, ich mein Herr Minister, ich habe eine andere Geschichte weil ich bei dieser ja nicht da war, also, dass ähm hat andere Gründe auf jeden Fall hier meine Geschichte.“ Ron war rot geworden und er redete schnell. „ Also wir waren im Raum der Wünsche und haben das Diadem gesucht von Ravenclaw und Harry hats gefunden, aber Malfoy, Goyle und Crabbe waren da und auf jeden Fall hat Crabbe ein dämonisches Feuer benutzt und ist darin gestorben, aber Malfoy wollte ihn vorher retten, dass hab ich gesehen, und ja, dass wollte ich dem Gericht sagen, weil jemand der Menschen retten will kann nicht nur böse sein denke ich.“ Es war ruhig ihm Saal, gespannt hielten die Leute den Atem an. Es war wiederum Grey, die sich an den Minister wandte. „Nun, ich danken ihnen allen für die Zeugenaussagen. Möchte sich der Minister und das Gericht zurückziehen um sich zu beraten?“ Doch Kingsley schüttelte den Kopf. Stattdessen richtete er seinen Zauberstab auf seine Kehle und sprach dann mit magisch verstärkter Stimme : „Ehrenwertes Gericht, es obliegt ihnen zu entscheiden wie mit dem jungen Draco Malfoy verfahren werden sollte. Doch ich möchte meine Stimme als Zauberminister erheben um sie zu warnen: machen sie nicht den Fehler, ihre Wut, Verlust und Trauer an ihm auszulassen. Draco Malfoy war ein Kind, hineingeboren in eine Dynastie, die stark an die Blutreinheit und an Lord Voldermort glaubte. Er wuchs auf im Glauben, besser zu sein als alle anderen Kindern mit nichtmagischen Eltern. Er wurde zum Werkzeug von Lord Voldermort, der ihn, wie er glaubhaft versicherte sofort beseitigt hätte, wenn er sich gewehrt hätte. Weitaus grössere Zauber und erfahrene Personen konnten sich nicht gegen den dunklen Lord wehren, doch wir erwarten es von einem Kind, dass versuchte, zu gefallen und zu überleben. Berücksichtig dies in euer Urteilsfindung und berücksichtigt auch, dass er monatelang nicht nur mit Voldemort, sondern auch mit seinen schlimmsten Dienern zusammenleben musste, ohne eine Wahl zu haben, solange er leben wollte.“ Draco war starr geworden seit Harry den Mund aufgemacht hatte. Er hasste es, das Mitleid in Kingsleys Stimme zu hören, weil er nicht wollte, dass er recht hatte. Doch auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte – er wusste dass der Minister ihn ihm gelesen hatte wie in einem Buch. Und es wurmte ihn, doch wenn er jetzt die Fassung verlieren würde, dann könnte er ebenso gut Potter direkt angreifen und hoffen, dass ihn die Auroren erwischten. Er musste ruhig bleiben. Und so atmete Draco Malfoy tief ein, während die Sekretärin das Gericht befragte. Und erst als er den entsetzen Aufschrei seiner Mutter vernahm wusste er, dass sie sich entschieden hatten. Und er war immer noch starr als er Kingsleys Stimme vernahm, die ihn vor allen Anklagepunkten freisprach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)