Nachkriegszeiten von DoD ("Where there is love, there is live") ================================================================================ Kapitel 4: Streitigkeiten ------------------------- Ginny hatte sich im Bad umgezogen und sass mittlerweile neben Harry auf dem Bett, sah ihn allerdings nicht an sondern lass in einem Muggelbuch. Es schien sie nicht zu stören, dass Harry sie mit Blicken taxierte und sich sehr häufig räusperte. Gerade als er den Mut fand, sie anzusprechen, klopfte es an der Türe. „Dürfen wir reinkommen?“ Ohne wirklich eine Antwort abzuwarten öffnete Hermione die Türe und lief, sichtlich angespannt, ins Zimmer, hinter ihr schlurfte Ron herein. Beide setzten sich auf den Boden vor dem Bett, und sahen Harry an. Ginny lies ihr Buch sinken, sah die Runde an und blickte Harry an. „Ich nehme an, ihr wollt alleine sein – ich geh sonst ins Wohnzimmer.“ Noch während sie sprach, stand sie auf und Harry reagierte instinktiv. Er griff nach ihrem Arm und bat sie, zu bleiben. „Ich möchte, also ich wäre dir sehr dankbar wenn du hierbleiben würdest.“ Besänftigt und verwundert setzte sich die jüngste Weasly wieder hin. Hermione nestelte mit ihren Händen, ein sicheres Zeichen dafür, dass sie das Gespräch beginnen würde. Nach einem schnellen, sehr stillen Abendessen hatte George seine Eltern zum Gespräch gebeten. Bill und Fleur hatten sich verabschiedet, ebenso Percy und die alle andern hatten, nachdem Molly ihnen versichert hatte, das sie mit dem Geschirr keine Hilfe brauchte, sich in ihre Zimmer verzogen. Jetzt sassen die vier Jugendliche da und warteten darauf, dass ihr schlauster Kopf die richtigen Worte finden würde, um deeskalierend zu wirken. „Nun, ehm, ja. Ich glaube, dass die Situation noch nicht ganz geklärt ist und bevor wir uns morgen im Gericht in die Haare kriegen, habe ich gedacht, wir reden darüber. Das hat in der Vergangenheit oft gut funktioniert und, naja, also, ich glaube, wir haben alle noch Fragen oder Dinge, die wir sagen wollen.“ Schüchtern sah sie Ron an. Dieser sah sie an und seufzte. „Ja klar, ich bin sauer, irgendwo. Ich versteh, dass du mich schonen wolltest, aber Alter, das ist doch ziemlich wichtig. Ich mein, warum hast du nicht schon früher was gesagt?“ Harry war ehrlich überrascht. Er hatte mehr Wut erwartet, mehr Zorn, doch er tat Ron damit Unrecht. Wenn auch als Letzter von den dreien so war Ron im letzten Jahr ziemlich erwachsen geworden – was sicher auch seinem Verlust geschuldet war. Es schien, als stünden sich die beiden jungen Männer heute näher, was ihren Erfahrungsschatz anging – und ihr Denken. Hermione hatte dabei sicher auch einen nicht unwesentlichen positiven Einfluss auf den Weasly. Harry sah seinem besten Freund offen in die Augen, bevor er die Hand seiner Freundin ergriff, die merklich zusammenzuckte. „Ich wollte euch nicht belasten“, sagte er und drückte Ginnys Hand, „ihr habt beide euren Bruder verloren und habt damit eigene Probleme, da wollte ich euch nicht noch etwas aufbürden. Ausserdem kam es bisher nicht zu Sprache und ich wollte das Thema nicht auf mich lenken, sondern mir und euch ein wenig Zeit zum Verschnaufen lassen. Hermione hat mich darauf angesprochen, als wir einkaufen waren. Ich hätte es euch beiden erzählen sollen, dass ist mir klar und es tut mir leid, dass ich es nicht getan habe.“ Harry atmete tief durch. Ron grinste ihn an. „Ist schon ok, man. Ich verstehs ja. Das Ganze mit Fred hat mich sehr mitgenommen“, gab er zu und seine Stimme wurde ruhiger. Harry fiel auf, dass Ron zum ersten Mal den Namen des verstorbenen Zwillings aussprach. Ganz so, als ob Georges Ausbruch beim Abendessen es legitimieren würde, wieder offen über Fred zu reden. „Ich mache mir halt grosse Sorgen um George und hab deswegen auch gar nicht gross nachgedacht, was während der Schlacht noch passiert ist. Es ging alles so schnell und dann war Fred plötzlich tot und ich wollte nur noch Rache und hab irgendwie alles vergessen.“ Er stockte. „Und jetzt frag ich mich, wieso überhaupt und was ich Morgen sagen soll, um Malfoy zum dritten Mal den Arsch zu retten. Wenn er die Bastarde nicht hereingelassen hätte, wäre Fred noch am Leben.“ Hermione nickte, während sie sich vertrauensvoll an Ron kuschelte und ihm sanft über den Rücken strich. "Ich verstehe was du meinst Ron, aber du weisst, das Malfoy nur ein Zahnrad in einer viel grösseren Sache war, oder?" Ihr Freund nickte unwirsch. „Aber eigentlich hast du recht"", meinte Hermione und sah Harry an,"wie sollen wir Malfoy entlasten? Wir haben weit weniger mitbekommen als du – und weshalb bist du so erpicht darauf?“ Daraufhin nahm der Angesprochene tief Luft und erzählte ihnen, was er aus Snapes Denkarium erfahren hatte, wie sehr Draco unter dem Zorn von Voldemort gelitten hatte und wie sehr er um sein Leben hatte bangen müssen. Als er fertig war, war es Ron, der sich zuerst äusserte. „Alter, mir platzt bald der Kopf. Das sind ja alles krasse Infos. Ich begreif ja, dass wir Malfoy helfen sollten, aber wie?“ Er sah Harry fragend an, genauso wie Hermione, der plötzlich etwas einzufallen schien. „Harry, du willst, dass wir erzählen wie er verucht hat uns zu schützen nach dem uns Greyback gefangen hat, stimmts?“ Harry nickte und Ginny, die gar nicht mehr mitkam, sah verdutzt rein. Rons Gesicht erhellte sich. „Das ist gut, da muss ich nicht lügen“, meinte er lachend, was die ganze Stimmung aufhellte. Dann sah er Harry an, während er aufstand und seine Freundin hochzog. „Meinst du übrigens, du hast was im Kleiderschrank dass mir passt? Ich will keinen miesen Eindruck machen, naja, du weißt was ich meine.“ Harry nickte, während Hermione zum Kleiderschrank lief und Ron einige Sachen herausnahm und ihm in die Hand drückte. Harry lächelte zufrieden. Die Anspannung zwischen dem Trio war gelöst, sie umarmten sich und wünschten gute Nacht. Als die Türe ins Schloss fiel, blickte er zu Ginny und wollte sich gerade bedanken und mit ihr freuen, als ihm das Herz in die Hose rutschte: Der Blick seiner Freundin schien zu brennen und sie zeigte jetzt, da sie alleine waren ganz offen ihre unbändige Wut. „Sag mal Potter, was glaubst du eigentlich, wer du bist?“ Narzissa starrte ihren Sohn an. Sie hatte viel erwartet, doch nicht diese Frage. „Ich werde lernen, mit der Situation umzugehen“, antwortete sie schliesslich bedächtig und fixierte ihren Sohn. Der wirkte einiges erleichterter. „Nun, sobald ich eine Ausbildung gefunden und beendet habe, werden wir wohl am Erbe zerren müssen – aber danach kann ich dich finanziell unterstützen, damit wir nicht alles Geld aufbrauchen. Es wird hart werden, aber wir schaffen das schon. Ich sorge für dich Mutter, mach dir bitte keine Sorgen.“ Er sah sie fürsorglich an und Narzissa war so überrascht, gerührt und verärgert gleichzeitig, dass sie völlig ihre Contenance verlor. „Was heisst das, du wirst für mich sorgen Draco? Ich werde wieder arbeiten gehen, solange dein Vater im Gefängnis ist. Wir werden das Geld nicht brauchen- abgesehen davon, dass ich die Hälfte vom Lestrange-Vermögen bekommen werde und wir damit sowieso ausgesorgt hätten.“ Draco sah sie an, entsetz und mit verkniffener Miene. „Mutter, du bist eine Malfoy. Du gehst nicht arbeiten, das ist Männersache. Ich verbiete es dir, Vater würde das sicher nicht wollen– und überhaupt, was willst du machen? Bei den Weaslys als Verkäuferin arbeiten?“ Draco war zornig, herablassend und er sprach mit einer Endgültigkeit, die er ganz klar von seinem Vater gelernt hatte. Nur leider hatte der junge Malfoy einen entscheidenden Faktor vergessen: Er wusste nicht, wie es war, wenn seine Mutter wütend wurde und just in diesem Moment bekam er den gesamten Zorn von Narzissa Malfoy zu spüren. „Was denkst du dir eigentlich Draco? Ich bin eine erwachsen Frau und wenn ich arbeiten will, dann brauch ich dazu nicht die Erlaubnis von meinem gerade mal volljährigen Sohn. Und sprich nicht so über deinen Vater- du weisst gar nichts. Er war es, der mich unterstützt hat, eine Ausbildung zu machen, obwohl meine Eltern der Meinung waren, dass sich das für eine Black nicht gehört. Er hat mir geholfen meinen Traum zu verwirklichen. Wer hat wohl seine Wunden geheilt, wenn er für den dunklen Lord Aufträge erledigen musste? Wer hat ihm Vielfsafttrank gebraut? Wer kennt jedes Heilmittel und jedes Gift? Ich bin die Heilerin in diesem Haus Draco und ich bin das Oberhaupt, ob es dir passt oder nicht. Und damit ist dieses Thema beendet. Geh zu Bett und wage es nicht, mir jemals wieder vorschreiben zu wollen was ich zu tun habe und was nicht – du bist nicht mein Vater und Merlin bewahre, solltest du dich noch einmal aufführen wie Abraxas Black, dann wärst du froh du würdest mit deinem Vater die Zelle teilen.“ Draco sah seine Mutter geschockt an, bevor er ihr steif gute Nacht wünschte und in das obere Geschoss entschwand. Narzissa atmete tief durch, füllte mit einem Schlenker ihres Zauberstabes ihr Glas auf und rief nach ihrer neuen Hauselfe. „Blinka, sei so gut und stell Draco einen Kakao auf dem Nachtisch. Und räum bitte das Essen ab. Wenn du Hunger hast, darfst du dich gerne bedienen.“ Eine geschockte kleine Elfe hinterlassend, die die Welt nicht mehr verstand erhob sich Narzissa Malfoy elegant und lief mit erhobenem Kopf aus dem Wohnzimmer, ganz so als ob sie die Theaterbühne nach einem spannenden Akt verlassen würde. Harry zuckte zusammen. Ginny hatte noch nie seinen Nachnahmen benutzt, noch nie geschrien und die Kombination von beidem war sehr gewöhnungsbedürftig. Er versuchte, die Situation einzuschätzen: Wenn Ginny ein ähnlicher Temperament besass wie Molly, dann solle er sie schnellsten bremsen, bevor sie wie eine Dampfwalze über ihn drüber fuhr. Wenn sie das Temperament ihres Vaters hatte, dann musste er den Sturm über sich ergehen lassen, konnte danach aber vernünftig mit ihr reden. Wenn sie eine Mischung aus beiden Elternteilen war, dann wäre er ziemlich aufgeschmissen- und Ginnys zuckendes Auge und die in die Hüften gestemmten Hände sprachen arg für die letztere Theorie. Harry schluckte. Er wollte etwas erwidern, doch Ginny kam ihm zu vor. "Ich warte jahrelang darauf, dass du mich wahrnimmst, gehe mit andern auf und trenne mich, weil ich immer bemerkt habe, dass ich eigentlich doch nur dich wollte. Dann sind wir zusammen, ich bin glücklich, kann nicht genug von dir kriegen und du, du haust ab, weil du unbedingt den Held spielen musst." Sie warf ihr rotes, hüftlanges Haar wütend über die Schultern und begann, weiter wütend schwadronierend, auf und ab zu gehen. "Ich war krank vor Sorge Harry, jeden Tag hab ich damit gerechnet, dass du tot sein könntest, du, Ron, Hermione, aber vor allem du. Ich hab nächtelang nicht geschlafen, hab versucht, etwas aus irgendjemanden herauszukriegen, ich hab Lupin verflucht, weil er mir nicht geantwortet hab, hab mich an Tonks gewendet, keine Antwort bekommen, von niemanden! Ich hab die Gerüchte gehört und dachte, ich sehe dich nie wieder. Und dann durfte ich niemanden zeigen, wie krank ich vor Sorge war, weil das mich verdächtig gemacht hätte, weil mein Bruder ja angeblich mit Grieselkrätze im Bett lag und Hermione in Australien war. Ich hab jeden Tag gehofft, gefleht und gebetet, dass irgendjemand mir ein Zeichen gibt. Ich hab mich von den Slytherins traktieren lassen, die wissen wollten wo du warst. Malfoy hat von unserer Beziehung mitbekommen, er hat mich abgepasst, bedrängt und wollte wissen wo du warst. Hätten Neville und Luna mich nicht beschützt, wahrscheinlich wäre alles noch schlimmer gewesen. Dann fliegt auf, das Ron mit dir unterwegs ist, meine Familie muss sich zurückziehen, ich lebte ein halbes Jahr im Raum der Wünsche, plötzlich tauchst du auf und kein Zeichen davon, dass du dich freust mich zu sehen, nein, schliesslich ist der grosse Harry Potter immer noch auf dem Trip die Welt zu retten und Cho schmeisst sich an dich ran und du sagst nichts, rein gar nichts dazu! Und dann darf ich nicht mitkämpfen bei der Schlacht, weil ich ja nur ein kleines Mädchen bin, dass nicht auf sich aufpassen kann und warte wieder, krank vor Sorge, dass irgendjemanden etwas passiert. Und dann stirbt Fred und du bist nicht da, um mich in den Arm zu nehmen oder mich zu trösten, nein, du gehst in den Wald und lieferst dich aus, ohne auch nur eine Sekunde an mich zu denken. Und dann Harry, sehe ich dich tot in Hagrids Armen. Weisst wie ich mich gefühlt habe? Ich wollte nicht mehr leben, ich wollte bei dir sein, ein paar Momente später bist du wieder lebendig und stell dich Voldemort. Wenn Mam Bellatrix nicht getötet hätte, glaub mir, ich hätt's getan. Ich war so sauer auf dich. Und dann... dann ist alles vorbei und irgendwie landen wir in diesem Zimmer und seit zwei Wochen hast du Albträume und schreist im Schlaf und ich frage mich, was passiert ist, aber anstatt zu erzählen, mir irgendwas mitzuteilen, berätst du dich mit Hermione und Ron und rettest Malfoy, der meinen Willen brechen wollte und alles dafür getan hätte, dich zu fangen. Du umarmst mich nicht, du küsst mich nicht, du willst offenbar nicht mit mir zusammen sein und schläfst in einem Bett mit mir. Was soll das Harry?" In der Mitte ihrer Rede war sie in Tränen ausgebrochen. Und Harry hatte so viel zu sagen, auch er war wütend, doch eine Stimme in seinem Kopf sagte ihm, dass es nicht an der Zeit war sich zu rechtfertigen und zu erklären, weil Ginny seine Seite eigentlich verstand, aber wütend war und ihm seine Fürsorge als Distanz auslegte. Langsam näherte er sich der Weasly, die inzwischen auf dem Bettrand sass und hemmungslos weinte und zitterte. Sanft legte er einen Arm um ihre Schultern, zog sie näher zu sich und strich ihr übers Haar. Ginny Weinen wurde weniger und als er ihr zuflüsterte, dass er in jeder ausweglosen Situation an ihr Geburtstagsgeschenk gedacht hatte, legte sich eine leichte Röte auf ihre Wangen. Sie hob ihren Kopf und kurz bevor Harry sie küsste, waren ihre Tränen versiegt. Harry wusste, dass das Gespräch nicht beendet war, doch er genoss den Unterbruch, genoss wie sich Ginny wie eine Katze in seinen Armen zusammenrollte und sich von ihm halten und besänftigen lies. Er küsste sie, lange, zärtlich, wissend, dass sie noch jede Menge Zeit hätten. Schliesslich sah er sie an und fragte leise, ob sie müde sei. Nach dem sie verneinte, küsste er sie auf die Stirn. "Ich würde dir gerne von meinem letzten Jahr erzählen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)