Des Tigers neuer Freund von Mayari ================================================================================ Wir haben schon fast den Rand des hohen Grases erreicht, der an unser Versteck für die Nacht grenzt als die Sonne ihre letzten Strahlen über das Meer zu uns schickt. Doch bevor das letzte Licht des Tages ganz verschwindet, lässt mich James von seinem Rücken auf den Boden gleiten. Kaum, dass ich auf dem Boden zum Liegen komme durchzuckt mich der Schmerz der Verwandlung. Den Anderen ergeht es genauso, denn ich kann ein leises Knurren von Miranda hören. Schmerzhafter als bisher ziehen sich meine Hinterbeine in die Länge. Ich vermute, dass es damit zu tun hat, dass ich angeschossen worden bin. Doch viel Zeit bleibt mir nicht darüber nachzudenken, denn mein Körper windet sich unter Schmerzen, was sogleich noch mehr Schmerz auslöst und mein Hirn vernebelt. Während mein Körper gelähmt vor Schmerz sich weiter und weiter dehnt, verschwindet mein Fell langsam und zurück bleibt nackte Haut. Das Verschwinden meines Fells hinterlässt einen merkwürdigen Druck und es fühlt sich so an, als würde sich meine Haut nicht nur durch meinen wachsenden Körper dehnen. Als mein Kopf beginnt, sich in der Verwandlung zu verändern, wird mir Schwarz vor Augen und der Schmerz wird durch beruhigende Stille und Taubheit abgelöst. Als ich meine Augen wieder aufschlage bin ich ein Mensch. Es ist stockdunkel um mich herum, doch es ist nicht ruhig. Ich vernehme regelmäßige Atemzüge unweit von mir. Bei genauerem Hinhorchen erkenne ich an dem Klang, dass es sich bei dem Schlafenden um den kleinen Kato handelt. Langsam schleicht sich auch noch ein anderes Geräusch in mein Bewusstsein. Es sind Stimmen. Nicht irgendwelche Stimmen, die auf einen verwirrten Geisteszustand hindeuten würden. Nein. Es waren die Stimmen meiner neuen Familie. Stirnrunzelnd versuche ich mich auf ihr geflüstertes Gespräch zu konzentrieren. Mit einem Schnauben gebe ich es auf, da sich mein Kopf anfühlt, als wäre er mit Wackelpudding gefüllt. Mühsam stemme ich mich auf meine Unterarme und schiebe mich vorsichtig auf meine Beine. Ein stechender Schmerz durchzuckt mich, als mein linkes Bein nur leicht den Boden berührt. Leise fluchend stehe ich nun auf einem Bein mitten in der Höhle. Belasten kann ich das Bein nicht. Aber hüpfen geht auch nicht. So wäre eindeutig zu viel Bewegung in dem Bein. Doch ehe ich mir weiter darüber den Kopf zerbrechen kann, wie ich denn nun zu den Anderen komme, kommt James auf mich zu. Er packt meinen linken Arm und zieht ihn sich um die Schulter. Doch noch ehe ich sagen kann, dass ich so auch nicht wirklich von der Stelle kommen werde, taucht Miranda plötzlich neben mir auf und packt sich meinen rechten Arm über die Schultern. Automatisch spanne ich meine Arme an und ehe ich den ersten „Schritt“ machen kann heben die Beiden mich einfach hoch und tragen mich zu Naomi und Yui. Wären meine Arme nicht so durchtrainiert, wie sie nun mal sind, hätte ich mich sicherlich nicht auf ihren Schultern halten können bis wir bei den anderen Beiden angekommen sind. Es wundert mich nur, dass Miranda so stark ist. Ich bin immerhin nicht der Leichteste und Miranda war zwar groß, aber schlank und nicht wirklich muskulös gebaut. Mit Hilfe von den Beiden setzte ich mich auf den Boden. Doch trotz der Hilfe kam ich nicht umhin leise zu zischen, als ich mein Bein falsch bewege. Ich lerne es wohl nie. „Na klasse!“ gebe ich missmutig von mir. Im dunklen Schein des Sichelmondes sehe ich mir die Wunde genauer an. „Scheiße.... Wie sieht das denn aus?!“ entfährt mir erschrocken. Die Wunde schien merkwürdig entrückt. Da traf es mich wie ein Blitz. Das war durch die Verwandlung passiert. Sie war gedehnt worden. Wie der Rest meines Körpers. Wenn die Wunde vor der Verwandlung mit Schorf bedeckt war, so war sie es nun nicht mehr. Noch relativ frisches Blut bedeckte verschmiert meine Haut rund um die Wunde, aus der Wundwasser hervortrat. Als ich meinen Blick von meinem Bein abwende und zu den Anderen aufblicke, sehe ich den mitleidigen Blick von Naomi. Seufzend lasse ich die Schultern hängen. „Sorry, dass ich heute morgen einfach so abgehauen bin. Aber..... Ich werde nicht zu 'meinen Leuten' zurück gehen. Sie haben gezeigt, dass ich, so wie ich jetzt bin nur ein Hindernis bin, dass es zu beseitigen gilt.“ Ich zucke mit den Schultern als Zeichen, dass das Thema für mich damit abgehackt ist. Aber wie das nun einmal so ist mit Frauen, ignoriert Naomi dieses eindeutige Zeichen und muss natürlich nachhaken. „So?“ fragt sie. „Haben sie dir denn explizit gesagt, dass sie dich nicht mehr bei ihnen haben wollen? Oder bist du Idiot einfach auf auf und davon?“ Diese Frau...... Wie hatte James das nur all die Zeit ausgehalten? Ach ja, richtig. Sie hatte ja bis jetzt nicht ein Wort gesagt. „Also stumm hast du mir besser gefallen No-zo-mi.“ brumme ich mürrisch und benutze dabei absichtlich ihren 'wirklichen' Namen. Schnaubend stemmt sie die Arme in die Seite. „Also habe ich genau ins Schwarze getroffen, richtig? Du hattest die Hosen voll von ihnen raus geschmissen zu werden und bevor das passieren konnte bist du lieber abgehauen. Wie ein kleiner Feigling. Und du schimpfst dich einen Mann? Wenn du schon keine Eier in der Hose hast, dann.... dann...“ Wütend schüttelt sie ihren Kopf, macht dann eine wegwerfende Handbewegung und steht auf. „Feiges Arschloch!“ faucht sie plötzlich und stapft dann wütend zur Felswand und klettert diese hinab. James schenkt mir einen fragenden aber zugleich vorwurfsvollen Blick. „Was denn? Ich hab doch gar nichts gemacht!“ verteidige ich mich mit erhobenen Armen. Dann steht James auf und folgt seiner Frau. Mit einem genervten Seufzen drehe ich mich zu Miranda und Yui um. „Was? Ihr auch noch?“ frage ich ironisch, als ich ihren vorwurfsvollen Blicken begegne. Yui schüttelt nur den Kopf. Miranda schnaubt verächtlich, steht auf und sagt: „Sie hat Recht! Du bist wirklich feige!“ Damit dreht sie sich um und verschwindet in der Höhle. Es ist still um uns herum. Nur leises unverständliches Gezeter dringt zu uns herauf. James scheint sich mit Naomi zu streiten. Oder ist es vielleicht anders herum? Ich weiß es nicht. Macht das überhaupt einen Unterschied? Im Endeffekt bin sowieso ich der Auslöser dafür gewesen. Resigniert seufzend reibe ich mir die Stirn. Eine Weile schweigen Yui und ich uns nur an. Doch irgendwie lässt mich das Gefühl nicht los, dass Yui etwas von mir erwartet. „Yui?“ frage ich also vorsichtig. „Nein. Ist schon ok. Es ist nicht so, dass ich dich nicht verstehen kann. Ich meine..... Kann gut sein, dass ich genauso gehandelt hätte.... Aber naja.... Ich war heute Mittag am Hafen. Deine Leute sind nicht ausgelaufen. Im Gegenteil! Sie suchen überall nach dir.“ erklärt sie mir unsicher. Resignierend nicke ich mit dem Kopf. „Danke. Aber das ändert nichts an der Situation. Ich halte sie nur davon ab ihrem Ziel näher zu kommen. Und ich kann nicht von ihnen verlangen sie zu vernachlässigen oder gar aufzugeben, nur damit ich bei ihnen bleiben kann. Das kann und will ich nicht.“ erkläre ich ihr dann leise. „Dann rede mit ihnen. Gib ihnen die Chance diese Entscheidung selbst zu treffen.“ Es beginnt bereits wieder zu dämmern und Yuis Worte hallen noch immer in meinem Kopf wieder. Alle schlafen sie in der Höhle, doch ich sitze unbewegt da und warte auf... Ja... Worauf warte ich? Auf die Erleuchtung? Auf eine Idee? Ich habe keine Ahnung! Aber wenn mir nicht bald etwas einfällt, könnte es zu spät sein. Zu spät für alles. Und auch wenn ich ich genau weiß, dass Yui Recht hat, mit dem was sie vor einigen Stunden gesagt hatte, bin ich nicht bereit, mich der Situation zu stellen und die Sache zu „klären“. Mit einem energischen Kopfschütteln werde ich die trüben Gedanken los und mache mich daran vorsichtig auf dem Hintern die Felswand hinunter zu gleiten. Unten angekommen schiebe ich mich genau so vorsichtig zu dem alten Baum, der die Grenze zwischen Gras und Felswand zu markieren scheint. Mit dem Rücken gegen den Stamm gelehnt wappne ich mich gegen die Schmerzen der Verwandlung. Und pünktlich mit den ersten Sonnenstrahlen zerreißt es erneut meinen Körper. Ein schmerzerfülltes Brüllen entrinnt meiner Kehle. Halb das Brüllen einer verletzten Raubkatze und halb das, eines verletzten Menschen. Das Bein mit der Schusswunde prickelt vor Taubheit, während sich die Muskeln dehnen. Ich fühle mich wie in einem Schraubstock. Teils auseinander gerissen, bis aufs Äußerste gedehnt – teils zusammen gepresst, als würde ich in eine winzig kleine Schachtel gepresst werden. Mein Kiefer schmerzt höllisch. Es fühlt sich an, als würde mir jeder einzelne Zahn mit Gewalt heraus gerissen werden und dann, noch schmerzhafter, neue Zähne wachsen und sich einen Weg durch mein Zahnfleisch bohren. Knurrend und fauchend kauere ich auf dem Boden und versuche mich krampfhaft auf etwas zu konzentrieren, das mich vielleicht von meinen Schmerzen ablenken kann. Doch es will mir einfach nicht gelingen und so bleibt mir nichts anderes übrig als das Ende der Verwandlung herbei zu sehnen. Keuchend strecke ich langsam meine verkrampften Glieder, während der Schmerz langsam abklingt. „Es wird schlimmer, nicht wahr?“ ertönt plötzlich eine vertraute Stimme unweit von mir. Mein Kopf zuckt hoch und etwas fassungslos starre ich die Person an, der diese Stimme gehört. Ich knurre warnend, als sie einen Schritt auf mich zu machen will. „Schon ok. Ich bin nicht hier, um dich zu verletzten. Ich...“ beginnt die Person aufs neue. Ich fauche genervt und richte mich auf, um hier zu verschwinden. „Jetzt warte doch mal, Zorro!“ fleht sie und packt mich an der Schulter. Mein Kopf wirbelt herum und ich schnappe nach der Hand, die eilig zurückgezogen wird. „'Tschuldige. Ich wollte dich nicht erschrecken. Ich will nur mit dir reden! Bitte!“ fleht sie weiter. Ein tiefes Grollen kommt aus meiner Kehle, denn ich weiß genau, dass ich mich nicht wirklich von der Stelle bewegen kann. Und das macht mich nur um so wütender. „Bitte!“ Es klingt fast so, als würde sie weinen, daher blicke ich sie an, um es zu überprüfen. Tatsächlich. Flennt wie ein Baby! Ich schnaube entnervt und verdrehe die Augen. „Ich weiß du willst das vielleicht nicht hören Zorro.... Aber das Ganze war ein Missverständnis. Bitte komm zu uns zurück, damit wir dir das erklären können, ja? Ich bitte dich! Mit Sanji ist nichts mehr anzufangen, seit du abgehauen bist. Er schafft es nicht mal mehr, was anständiges zu kochen. Und du weißt doch, wie Ruffy wird, wenn er nichts zwischen die Zähne bekommt. Lysop hockt nur noch oben im Nest und will nicht mehr runter kommen und von Chopper will ich gar nicht erst anfangen. Wir brauchen dich, Zorro. Mehr denn je! Also bitte. Gib uns die Chance dir die ganze Sache zu erklären, ja?“ erzählt mir Nami mit tränenverschmiertem Gesicht. Dass dieses Weibsstück sich einbildet, dass ich einknicke und angekrochen komme, nur weil diese Tusse vor mir auf die Tränendrüse drückt. Tze! Da kennt die mich echt schlecht. Ich schnaube verächtlich und drehe ihr den Rücken zu. „Na schön, Zorro. Aber bitte denk darüber nach, ja? Wir warten am Hafen auf dich. Und wir laufen nicht aus, bevor wir nochmal mit dir geredet haben. Selbst, wenn wir die Chance verpassen, die Insel zu verlassen und zehn Jahre warten müssen auf die nächste Chance.“ seufzt sie und macht sich dann vom Acker. Ich schaue ihr hinterher. Sie sieht ziemlich geknickt und niedergeschlagen aus. So kenne ich sie gar nicht. Irgendwie beschleicht mich das Gefühl, dass da was nicht stimmt. Seufzend wende ich mich ab und mache es mir unter dem Baum bequemer. Was gehen mich denn schon die Probleme von Leuten an, denen ich nichts bedeute? Immerhin haben sie mir doch ganz deutlich gezeigt, dass ich ihnen nichts bedeute. …. Oder? Und doch lässt mich dieses eigenartige Gefühl nicht los wenigstens mal nach dem Rechten schauen zu gehen. Kopfschüttelnd schnaube ich, um die lästigen Gedanken los zu werden und wende den Blick ab, denn bis gerade eben hatte ich noch in die Richtung gestarrt in die Nami verschwunden war. Verdammtes Miststück. Und doch war sie und die Anderen mir immer noch nicht egal. Immerhin waren sie zu meiner Familie geworden. Hatten mich mit all meinen Fehlern und Macken akzeptiert, die ich natürlich gar nicht habe! Eigentlich hatte ich ja vor, mich noch etwas im Selbstmitleid zu suhlen, allerdings taucht Miranda aus dem Gebüsch auf und schaut mich aus ihren jetzt goldenen Augen an. Wie ein böses Omen kommen mir erneut Yuis Worte in den Sinn und ich rolle mit den Augen. Was wollten die eigentlich heute alle von mir? War ja nicht zum Aushalten. Doch Miranda lässt sich einfach nur neben mich auf dem Boden fallen, wobei sie eine kleine Staubwolke aufwirbelt. Stumm liegen wir eine Weile nebeneinander. Zu meinem Glück fehlt uns ja in dieser Gestalt die Stimme. Zumindest die im menschlichen Sinne. Seit wann denke ich eigentlich in dieser und in der anderen Form? Ich hatte doch nur eine Form und das war meine menschliche Gestalt. Warum musste ich auch eine mir unbekannte Frucht auf einer mir unbekannten Insel essen? Und warum war ich jetzt eine fauchende Samtpfote, die anscheinend keiner mehr haben wollte. Obwohl.... Keiner? Als hätte Miranda meine negativen Gedanken gehört, stand sie auf und sah mich auffordernd auf. Auf meinen fragenden Blick hin nickt sie in Richtung Meer. Vorsichtig rapple ich mich auf und muss feststellen, dass der Schmerz gar nicht mehr so schlimm ist. Etwas verwirrt darüber sehe ich mir mein Bein an und entdecke, dass sich bereits eine dünne Hautschicht gebildet hatte. Es heilte so schnell? Miranda zeigt mir ihr katzenhaftes Grinsen und nickt erneut in Richtung Meer. Ich folge ihr, als sie sich in Bewegung setzt. Als wir mit dem Meer auf der einen und dem struppigen Gras auf der anderen Seite am Strand entlang arbeiten, wird mir ziemlich schnell klar, wohin mich Miranda führt. Ich folge ihr nur noch widerwillig, aber ich folge ihr. Immerhin kann ich mich ja auch täuschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)